Firmenengagement für Menschenrechte im Kakaoanbau - Schweizer Kakaoverarbeiter und Schokoladehersteller im Vergleich

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Firmenengagement für Menschenrechte im Kakaoanbau - Schweizer Kakaoverarbeiter und Schokoladehersteller im Vergleich
Firmenporträts

Firmenengagement
für Menschenrechte im Kakaoanbau
Schweizer Kakaoverarbeiter
und Schokoladehersteller im Vergleich
Firmenengagement für Menschenrechte im Kakaoanbau - Schweizer Kakaoverarbeiter und Schokoladehersteller im Vergleich
Inhalt                                                 02

 Einleitung                                       03
 Firmenbewertung                                  06
 Glossar                                          09
 FORTGESCHRITTENE

   PRONATEC                                       11
   CHOCOLATS HALBA                                14
 DURCHSCHNITTLICHE

   CHOCOLAT BERNRAIN                              18
   CHOCOLAT STELLA                                22
   MAESTRANI                                      25
 NACHLÄSSIGE

   CHOCOLAT FREY                                  29
   NESTLÉ                                         34
   LINDT & SPRÜNGLI                               39
   VILLARS MAÎTRE CHOCOLATIER                     44
   BARRY CALLEBAUT                                48
   CONFISERIE SPRÜNGLI                            53
   KRAFT FOODS (NEU MONDELEZ INTERNATIONAL)       57
 VERWEIGERER

   CAMILLE BLOCH                                  63
   CHOCOLAT ALPROSE                               65
   CHOCOLATS & CACAOS FAVARGER                    66
   CONFISEUR LÄDERACH                             68
   GYSI CHOCOLATIER SUISSE                        70
   MAX FELCHLIN                                   72
   PFISTER CHOCOLATIER                            74

Herausgeberin: Erklärung von Bern (EvB),
Dienerstrasse 12, Postfach, 8026 Zürich,
Tel. +41 44 277 70 00, info@evb.ch, www.evb.ch.
Umsetzung: Andrea Münch, Grafik

© Erklärung von Bern, März 2013
Firmenengagement für Menschenrechte im Kakaoanbau - Schweizer Kakaoverarbeiter und Schokoladehersteller im Vergleich
Einleitung                                                                                                              03

Menschenrechte im Kakaoanbau

Schokolade wird in der Schweiz mit knapp 12 Kilogramm pro Kopf und Jahr nicht nur
weltweit am ausgiebigsten konsumiert1, sondern ist auch eines der bekanntesten und
beliebtesten Schweizer Exportprodukte. Die Schweiz gibt viel auf ihre «Schoggi», doch Kakao,
deren wichtigster Bestandteil, wird häufig unter Bedingungen produziert, die vom Schweizer
Bekenntnis zu den Menschenrechten und von der humanitären Tradition weit entfernt sind.

Kakao gedeiht unter den klimatischen Bedingungen ei-                Vor allem aber begünstigt die auf den Marktstrukturen
niger äquatornaher Länder. Er wird in Westafrika (2011              und der Produktionskette von Schokolade basierende
ca. 72 % der weltweiten Produktion), Südostasien                    Kakaopreispolitik die Verelendung der Kakaoanbauen-
(2011 ca. 15 %) und Südamerika (2011 ca. 13 %) ange-                den. In diesem Kontext entscheidend ist, dass der
pflanzt, wobei etwa 40 % der Kakaobohnen allein aus                 Handels- und der Verarbeitungsmarkt von wenigen
dem Hauptanbauland Elfenbeinküste stammen.2 We-                     mächtigen Konzernen dominiert wird. Den vielen
gen ihres hohen Pflegeaufwands und ihrer Krankheits-                Kleinbauernfamilien stehen die «Big Five» der Trader
anfälligkeit eignet sich die Pflanze vor allem für den              (Cargill, ADM, Barry Callebaut, Olam und Armajaro)
Anbau auf kleinen Flächen. 90 % des weltweit produ-                 und weitere «Big Five» der Schokoladehersteller (Mon-
zierten Kakaos stammt von Kleinbetrieben, die weniger               delez, Nestlé, Mars, Hershey und Ferrero) gegenüber.
als 5 Hektar Land bewirtschaften. Etwa 5,5 Millionen                Dieses riesige Machtgefälle und das daraus resultieren-
Kleinbauern und -bäuerinnen und weitere 14 Millio-                  de Abhängigkeitsgefüge machen Preisverhandlungen
nen ArbeiterInnen bestreiten ihren Lebensunterhalt                  für die Kleinbauernfamilien nahezu unmöglich. Sie
mit der Produktion von Kakao.3                                      wären aber ausserordentlich wichtig, denn der reale
  Die menschenrechtliche Situation dieser Kleinbau-                 Kakaopreis ist seit den 1950er-Jahren kontinuierlich
ernfamilien ist besonders in Westafrika erschreckend.               gesunken. Heute wird für Kakao nicht einmal mehr
Die meisten Familien leben in absoluter Armut, ohne                 halb so viel bezahlt wie noch vor dreissig Jahren.5
ausreichende gesundheitliche Versorgung und staat-                  Gleichzeitig ist der Preis starken Schwankungen aus-
liche Infrastruktur wie Schulen, Krankenhäuser oder                 gesetzt, und ein Überangebot führt sofort zu sinkenden
Strassen. In der Elfenbeinküste müsste eine Familie                 Preisen. Mitverantwortlich für die Schwankungen sind
durchschnittlich zehnmal mehr verdienen, um die Ar-                 auch SpekulantInnen, die am Kakaogeschäft mitver-
mutsgrenze von 2 Dollar pro Tag und Person überhaupt                dienen wollen. So sind die Bauern und Bäuerinnen
zu erreichen.4 Vom Gewinn der Schokoladeindustrie                   abhängig von einem Preis, den sie nicht beeinflussen
entfällt auf die Familien nur ein winziger Bruchteil,               können.
der für ein Leben in Würde bei weitem nicht reicht.
                                                                    Teufelskreis der Verelendung
Extreme Armut unter anderem wegen Machtgefälle                      Die Verarmung der Kakaoanbauenden resultiert in
in Produktionskette                                                 enormen Produktionsschwierigkeiten. Investitionen in
Die Ursachen dieser Armut sind zum Teil auf die                     die Plantageninfrastruktur (Geräte, Dünger, Pestizi-
strukturellen Probleme in den politisch häufig insta-               de u.ä.) und in Weiterbildungen können nicht getätigt
bilen Anbauländern zurückzuführen. Erträge aus dem                  werden, sodass die Pflanzen überaltern oder krank
Kakaogeschäft fliessen in die Hände korrupter Regie-                sind und die Böden kaum mehr Ertrag abwerfen. Die
rungsmitglieder, die sich ihre Macht und ihren Lebens-              anstrengende Arbeit auf den Plantagen bringt Gesund-
stil mit hohen Steuern auf den Kakaoexport sichern,                 heitsrisiken mit sich, die ohne ausreichende finanzi-
statt in dringend nötige Verbesserungen der Infrastruk-             elle Mittel nicht reduziert werden und zur Arbeitsun-
tur zu investieren.                                                 fähigkeit führen können. Des Weiteren können keine
                                                                    ArbeiterInnen bezahlt werden, so dass für die arbeits-

1
    ChocoSuisse: Facts & Figures, mit Daten der International Confectionery Association (ICA).
2
    ICCO (2012): Quarterly Bulletin of Cocoa Statistics, Volume XXXVIII No.1, Cocoa Year 2011/12. Table 4.
3
    Hütz-Adams, F. and Fountain, A.C. (2012): Cocoa Barometer 2012, Seite 3.
4
    Ibid, Seite 6.
5
    Ibid, Seite 19.

© Erklärung von Bern, März 2013                                                                   zum Inhaltsverzeichnis
Firmenengagement für Menschenrechte im Kakaoanbau - Schweizer Kakaoverarbeiter und Schokoladehersteller im Vergleich
Einleitung                                                                                                                  04

intensive Pflege der Kakaobäume Kinder eingesetzt                  Sicherung des Kakaoangebots und somit um eine Er-
werden. In der Elfenbeinküste und in Ghana arbeite-                tragssteigerung. Die Unternehmen sind deshalb häufig
ten 2009 schätzungsweise 530 000 Kinder unter Kon-                 nicht bereit, in Initiativen zu investieren, die nicht di-
ditionen, die gegen Konventionen der Internationalen               rekt eine solche Steigerung zur Folge haben.
Arbeitsorganisation (ILO) zu Kinderarbeit verstossen.6               Nur wenn die Kakaounternehmen über die Herkunft
Es entsteht ein Teufelskreis: Die von der Verarmung                und die Lieferketten ihres Kakaos ganz genau Bescheid
verursachten Produktionsprobleme sorgen dafür, dass                wissen, können sie mit ihren Massnahmen zur Verbes-
sich die Familien nicht aus der Armutsfalle befreien               serung der Lebenssituation der ProduzentInnen am
können.                                                            richtigen Ort ansetzen. Die Rückverfolgbarkeit ist auch
                                                                   eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Firmen öffent-
Die Armutsfalle führt auch zu Kakao-                               lich zur Rechenschaft gezogen werden können. Nicht
Versorgungsschwierigkeiten                                         alle Schokoladeunternehmen legen Informationen zur
Doch nicht nur aus menschenrechtlicher, sondern                    Herkunft ihrer Kakaobohnen offen.
auch aus wirtschaftlicher Sicht ist der Kakaosektor in               Der Anteil von zertifiziertem Kakao am Gesamtkakao,
der Krise – bereits 2020 wird ein Kakao-Versorgungs-               der von den Schokoladeherstellern verarbeitet wird, ist
engpass von 1 Million Tonnen befürchtet. Denn zu den               klein – 2011 betrug er höchstens 11 %.8 Damit können
oben genannten Problemen kommt hinzu, dass der                     Zertifizierungen noch nicht zu einer flächendecken-
Nachwuchs wegen der tiefen Einkommen im Kakao-                     den, nachhaltigeren Kakaoproduktion beitragen. Auch
sektor abwandert oder sich anderen Agrarrohstoffen                 sind die Zertifizierungsprozesse den Anforderungen
zuwendet. So ist eine Verbesserung der Lebenssituati-              der Kleinbauernfamilien, die oft weder lesen noch
on der Kleinbauernfamilien unmittelbar im Interesse                schreiben können, wenig angepasst. Die Kosten der zur
der Kakaoverarbeiter und Schokoladehersteller, gerade              Zertifizierung nötigen Verbesserungen halten die Bäu-
der Schweiz und ihrer Schokoladenexporttradition.                  erinnen und Bauern zudem davon ab, auf zertifizierten
                                                                   Kakao umzusteigen.
Bisheriges Engagement der Firmen reicht nicht                        Die Fokussierung auf die Erhöhung des Kakaoertrags
Wie John Ruggie, UN-Sonderbeauftragter für Menschen-               ist für die Kakaoanbauenden ein zweischneidiges
rechte und transnationale Unternehmen betont, tragen               Schwert, denn die Strategie birgt die Gefahr eines Über-
Unternehmen eine Verantwortung für die Einhaltung                  angebots in wenigen Jahren, infolgedessen die Preise
internationaler Standards auch in ihren Zulieferketten,            sofort wieder sinken würden. Hinzu kommt, dass der
unabhängig von den Pflichten der involvierten Staa-                Kakaopreis derzeit so tief ist, dass die Kakaoanbauen-
ten.7 Aufgrund der Marktmacht der Kakaoverarbeiter                 den, auch wenn sie sehr viel mehr Kakao ernten könn-
und der Schokoladefirmen ist gerade im Kakaogeschäft               ten, kaum langfristig genug für ein menschenwürdiges
ihr Engagement von enormer Bedeutung. Seit 2000 en-                Leben verdienten. Deshalb sind ganzheitlichere An-
gagieren sich Firmen freiwillig, meist basierend auf               strengungen von Seiten der Firmen nötig.
internen Verhaltenskodizes, die rechtlich unverbind-
liche Standards etablieren. Als Hauptinstrument – vor              Engagement der Schweizer Kakaoverarbeiter
allem auch unter KonsumentInnendruck – nutzen die                  und Schokoladehersteller 2011
Unternehmen Kakaozertifizierungen wie Fairtrade,                   Bereits 2009 und 2010 hat die EvB eine ähnliche Um-
UTZ Certified und Rainforest Alliance. Zertifizierte               frage durchgeführt. Die Befragung von 2012 fiel jedoch
Betriebe werden regelmässig von unabhängigen Kon-                  detaillierter aus, nahm den UN-Referenzrahmen für
trollinstanzen hinsichtlich der Einhaltung der arbeits-            Wirtschaft und Menschenrechte auf und richtete sich
und der menschenrechtlichen Zertifikatsstandards,                  neu an 19 statt 18 Firmen. Die Zahl der antwortberei-
die sich nach den ILO-Normen richten, überprüft. Zer-              ten Unternehmen hat sich 2012 von 10 auf 12 Firmen
tifizierungen bringen somit grosse Chancen mit sich,               erhöht, die zum Teil detaillierte zusätzliche Informati-
die aber nicht genügend ausgeschöpft werden. Denn                  onen lieferten – diese Tendenz zu mehr Transparenz ist
hauptsächlich geht es der Schokoladeindustrie um die               erfreulich und zeugt von einem gesteigerten Bewusst-

6
    Hütz-Adams, F. (2010): Menschenrechte im Anbau von Kakao. Universität Duisburg Essen:
    Institut für Entwicklung und Frieden, Seiten 25 und 31.
7
    United Nations (2008): Protect, Respect and Remedy: A Framework for Business and Human Rights.
    Advanced Edited Version, Seite 17.
8
    International Cocoa Council (2012): Study on the Costs, Advantages and Disadvantages of Cocoa Certification, Seite 2.

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Firmenengagement für Menschenrechte im Kakaoanbau - Schweizer Kakaoverarbeiter und Schokoladehersteller im Vergleich
Einleitung                                                                                                       05

sein der Unternehmen hinsichtlich ihrer Kommuni-            ausgerichtet sind. Zwar sind kleine Erfolge sichtbar,
kationspflicht. Die Rangliste der Schweizer Schokola-       doch missbräuchliche Kinderarbeit wurzelt in der Ver-
defirmen wird angeführt vom Kakaohändler Pronatec,          armung der Kleinbauernfamilien – deshalb können
gefolgt vom Unternehmen Chocolats Halba, das vor            punktuelle Initiativen, die nur auf die Abschaffung der
allem für Coop produziert. Dass über ein Drittel der        Kinderarbeit konzentriert sind, kaum langfristig erfolg-
angefragten Firmen, nämlich Camille Bloch, Choco-           reich sein.
lat Alprose, Chocolats & Cacaos Favarger, Confiseur Lä-      Auch die Fortschritte bezüglich gerechterer Preis-
derach, Gysi Chocolatier Suisse, Max Felchlin und           politik sind erwartungsgemäss noch sehr dürftig. Die
Pfister Chocolatier nicht bereit waren, den Fragebogen      Berechnung eines existenzsichernden Einkommens für
auszufüllen, zeigt deutlich, dass viele Firmen Informa-     Kakaobauernfamilien wird lediglich von einer Firma
tionen über ihr Engagement in sozialer Verantwortung        (Chocolats Halba) erwähnt. Dringend nötige Mindest-
der Öffentlichkeit immer noch nicht preisgeben wollen.      preise werden nach wie vor nur über den fairen Handel
  Die vorliegenden Resultate deuten darauf hin, dass        bezahlt. Ausser einer Firma (Chocolats Halba) nimmt
kleinere Schweizer Kakaoverarbeiter und Schokolade-         sich keine die Mühe, die Produktionskosten berech-
hersteller tendenziell besser abschneiden als Grosskon-     nen zu lassen, um einen kostendeckenden Preis be-
zerne. Hinzu kommt: Je tiefer der Gedanke einer fairen      zahlen zu können. Die Förderung von diversifizierten
und nachhaltigen Kakaoproduktion bei einer Firma            Einkommen bleibt ebenfalls nur am Rande erwähnt.
verankert ist, desto kohärenter scheint die Strategie,      Die Ertrags- und damit die Produktionssteigerung, auf
Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen vorzubeu-           die die Programme einiger Unternehmen ausgerichtet
gen oder zu bekämpfen. Ist die Rückverfolgbarkeit der       sind, deckt die Forderung der EvB nach der Garantie
Kakaorohstoffe nicht gewährleistet, ist es schwierig,       eines produktionsdeckenden, stabilen Mindestpreises
gegen Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen in            nicht ab. In diesem Bereich zeigt sich deshalb der nach
der Kakaolieferkette vorzugehen. An der vollständigen       wie vor grosse Handlungsbedarf wohl am deutlichsten.
Rückverfolgbarkeit scheitern mit Ausnahme von Pro-
natec noch praktisch alle Firmen. Bemerkenswert sind        EvB-Forderungen
die umfangreichen Programme, welche vor allem die           Wir fordern von Schweizer Schokoladefirmen
Grosskonzerne in den vergangenen Jahren entwickelt           – eine transparente Wertschöpfungskette mit
haben. Trotz grossen Investitionsvolumen decken die             verkürzten Handelswegen und entsprechenden
Initiativen und Programme leider erst einen kleinen             Kontrollen;
Teil der riesigen Kakaomengen ab, die Unternehmen            – umfassende finanzielle Investitionen in den
wie Nestlé, Barry Callebaut, Lindt oder Mondelez (ehe-          Ausbau der Massnahmen zur Reduzierung
mals Kraft Foods) mit Jahresumsätzen von über 2 Mil-            von Kinderarbeit und zur Verbesserung
liarden Franken benötigen. Es ist richtig, dass zurzeit         der Arbeits- und Lebensbedingungen auf
nicht genügend zertifizierter Kakao produziert wird,            den Kakaofarmen;
um den Bedarf dieser Grosskonzerne zu decken. Damit          – die Garantie eines stabilen Kakaopreises, der den
sich dies ändert, sind die Firmen aber selbst gefordert,        Bäuerinnen und Bauern ein menschenwürdiges
mit finanziellen Investitionen und personellen Res-             Leben ermöglicht.
sourcen die zertifizierte Produktion und dazugehörige
flankierende Massnahmen zu fördern.                         Nur wenn sich die Schweizer Unternehmen so umfas-
  Im Vergleich mit den Erhebungen von 2009 und              send und intensiv engagieren, können sie langfristig
2010 zeigt sich, dass die bereits damals propagierten       einen Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der Situa-
Grossprojekte noch immer in den Kinderschuhen ste-          tion der Kakaoanbauenden leisten und damit dafür sor-
cken. Das trifft besonders auf diejenigen Initiativen zu,   gen, dass für Schweizer Schokolade keine Menschen-
die auf die Reduktion missbräuchlicher Kinderarbeit         rechtsverletzungen mehr begangen werden.

© Erklärung von Bern, März 2013                                                        zum Inhaltsverzeichnis
Firmenengagement für Menschenrechte im Kakaoanbau - Schweizer Kakaoverarbeiter und Schokoladehersteller im Vergleich
Firmenbewertung                                                                                                 06

Bewertung

Datenerhebung                                              wurde die schlechteste Bewertung vergeben. Denn: Kei-
Die Firmenporträts basieren auf einer im Herbst 2012       ne Antwort soll nicht besser bewertet werden als eine
bei 19 Unternehmen der Schweizer Schokolade- und           transparente Offenlegung einer Problemsituation.
Kakaobranche durchgeführten Umfrage zu freiwilligen
Initiativen, die die Firmen zur Wahrnehmung ihrer so-      Dateninterpretation
zialen Verantwortung ergreifen. Die Unternehmen wur-       Die erarbeiteten Porträts geben Auskunft über die je-
den aufgefordert, einen Fragebogen auszufüllen über        weilige Firmenpolitik betreffend Engagement und Ein-
das Firmenengagement zur Verbesserung der Arbeits-         haltung minimaler Arbeits- und Menschenrechte in der
bedingungen und der Menschenrechtssituation in der         Kakaoproduktion. Es geht dabei um die Frage, ob die
Kakaoproduktion im Produktionsjahr 2011 (Stichda-          Firmen geeignete Instrumente entwickelt haben, um die
tum: 1.1.2012). Dabei fokussierte die Erhebung folgende    Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten sicher-
vier Themenfelder:                                         stellen zu können. Ob und wie die jeweilige Politik von
                                                           den Firmen umgesetzt wird, konnte in diesem Rahmen
1.   Rückverfolgbarkeit der Kakaorohstoffe innerhalb       nicht überprüft werden.
     der Lieferkette und Risikoanalyse zu potenziellen       Auch bei einem Unternehmen, das in der vorliegenden
     und effektiven Menschen- und Arbeitsrechts-           Bewertung gut abschneidet, können Arbeits- und Men-
     verletzungen in der Lieferkette;                      schenrechtsverletzungen auftreten. Es verfügt jedoch
2.   Strategie und Massnahmen gegen effektive              über die geeigneten Mittel, um Verletzungen von Men-
     und potenzielle Menschenrechtsverletzungen            schen- und Arbeitsrechten aufzuspüren und aktiv Ver-
     sowie zur Verbesserung der Situation auf              besserungen herbeizuführen.
     den Kakaoplantagen;
3.   Kontrolle und Standards;                              Wie sind die Resultate im Detail zu verstehen?
4.   Firmentransparenz und öffentliche Kommuni-            Kriterien im Überblick
     kation.                                               Die Auswertung wurde entlang folgender Fragen
                                                           erstellt:
Die Untersuchung stützt sich auf Eigenangaben der Fir-
men sowie auf zusätzliche Recherchen der EvB. Die          Themenfeld 1: Lieferkette und Risikoanalyse
Befragung legte den Fokus auf Menschen- und Arbeits-       –   Rückverfolgbarkeit aller Kakaorohstoffe
rechte sowie auf soziale Nachhaltigkeit. Ökologische           in den Schokoladeprodukten
Aspekte wie beispielsweise CO2-Ausstoss oder Umwelt-       –   Ziele betreffend Rückverfolgbarkeit bis
belastung durch Pestizide wurden nicht miteinbezogen.          im Jahr 2015
Unsere Recherchen konzentrierten sich auf die Liefer-      –   Informationen zu allen Akteuren
kette von Kakao. Die Beschaffungspolitik von anderen           in der Lieferkette
in der Schokolade enthaltenen Rohstoffen wurde nicht       –   Erstellung einer Risikoanalyse, um potenzielle
berücksichtigt.                                                und effektive Menschen- und Arbeitsrechts-
                                                               verletzungen in der Lieferkette zu eruieren,
Datenevaluierung                                               sowie einer Risikoabschätzung
Die vier Themenfelder wurden gleich, die einzelnen Fra-
gen innerhalb der Themenfelder jedoch je nach Relevanz     Positiv bewertet wurden Firmen, die mindestens
unterschiedlich stark gewichtet. Bei einigen Fragen wur-   90 Prozent ihrer Kakaorohstoffe zurückverfolgen kön-
de zudem zwischen umsatzstarken und kleineren Firmen       nen, die Herkunftsländer der Kakaorohstoffe kennen,
differenziert. Es wurden pro Firma rund 60 Teilaspekte     konkrete und hohe Zielsetzungen bis 2015 bekannt
erhoben, denen gut 500 Indikatoren zugeordnet wurden.      geben, alle Akteure in ihrer Lieferkette kennen, trans-
Evaluiert wurde die Firmenpolitik, -strategie und -me-     parent über ihre Lieferkette Auskunft geben und über
thodik in Bezug auf die erfragten Themenfelder, nicht      eine Risikoanalyse verfügen, die es ihnen ermöglicht,
aber die Qualität der Umsetzung. Bei der Bewertung der     die effektiven und potenziellen Arbeits- und Men-
Antworten folgte die EvB dem Prinzip «comply or ex-        schenrechtsverletzungen in den entsprechenden Auf-
plain» (Standard erfüllen und belegen oder überzeugend     gabengebieten in der Lieferkette zu erkennen.
erklären). Wenn die Firma keine Auskunft zu einer spe-
zifischen Frage gab und dies nicht plausibel begründete,

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Firmenengagement für Menschenrechte im Kakaoanbau - Schweizer Kakaoverarbeiter und Schokoladehersteller im Vergleich
Firmenbewertung                                                                                              07

Themenfeld 2: Strategie und Massnahmen                    ver oder Kuvertüre verarbeiten und herstellen, war bei
–   Lieferantenkodex                                      der Bewertung der Fragen, die sich auf die Zusammen-
–   ILO-Kernarbeitsnormen                                 arbeit der Firma mit den Kakaoproduzentengruppen
–   Massnahmen zur Umsetzung des Kodexes                  bezogen, ausschlaggebend, dass sie die Sicherstellung
–   Nachhaltigkeitsstrategie                              von umgesetzten Massnahmen und angewandten Stan-
–   Preispolitik und Vorfinanzierungen                    dards von ihren Lieferanten und Unterlieferanten pro-
–   Sicherstellung des höchstmöglichen Preisanteils       aktiv einfordern und in ihrer Firmenstrategie festhal-
    bei den Kakaoproduzenten                              ten.
–   Begrenzung der Investitionsrisiken und Zugang
    zu Marktinformationen                                 Themenfeld 3: Kontrolle und Standards
–   Dauer der Zusammenarbeit mit den Kakao-               –   Zusammenarbeit mit Zertifizierungsstellen
    produzenten                                           –   Interne Monitoring- und Auditing-Mechanismen
–   Erstellung von / Beitrag an sektorrelevante Studien   –   Beschwerde- und Rechtshilfeeinrichtung
–   Vermeidung von Gesundheitsschäden                     –   Mechanismus, der Verstösse gegen Arbeits-
    auf den Kakaoplantagen                                    und Menschenrechte festhält
–   Spezifische Massnahmen zur Verhinderung von           –   Formulierung und Umsetzung von Corrective
    Kinderarbeit, Menschenhandel und Zwangsarbeit             Action Plans
–   Förderung von Weiterbildungsprojekten
    und Farmers Training                                  Positiv bewertet wurden Firmen, die mit unabhängigen
                                                          Zertifizierungs- oder Verifizierungsstellen zusammen-
Positiv bewertet wurden Firmen, die einen Lieferan-       arbeiten und konkrete Mechanismen für Kontrollen
tenkodex verabschiedet haben, der explizit auf die        und Korrekturmassnahmen erarbeitet haben. Weiter
wichtigen internationalen Rechtsnormen der ILO            wurde das Vorhandensein einer Beschwerde- und
verweist, konkrete Umsetzungsmassnahmen für den           Rechtshilfeeinrichtung sowie das Vorhandensein eines
Lieferantenkodex formuliert und diese entweder mit        Mechanismus, der Verstösse gegen Arbeits- und Men-
entsprechenden Dokumenten (öffentlich oder zumin-         schenrechte festhält, als positiv angerechnet.
dest der EvB zugänglich) dokumentiert oder genauer
umschrieben haben. Positiv beurteilt wurde weiter         Themenfeld 4: Transparenz und Kommunikation
das Vorhandensein einer Nachhaltigkeitsstrategie mit      –   Beantwortung des Fragebogens
messbaren Indikatoren, eine transparente und gerechte     –   Auskunft über die Prämienhöhe
Preispolitik, geleistete Vorfinanzierungen, ein Engage-   –   Transparenz über Firmenangaben wie
ment zur Begrenzung von Investitionsrisiken der Ka-           Jahresumsatz, Gewinn und Produktionsmenge
kaoanbauenden, die Gewährleistung des Zugangs zu          –   Öffentliche Berichterstattung
Marktinformationen, langjährige Zusammenarbeit mit
Kakaoproduzenten und die Erstellung von sektorre-         Positiv bewertet wurden Firmen, die an der Befragung
levanten Studien. Weiter wurde als positiv bewertet,      teilgenommen und umfängliche Antworten geliefert
wenn zusätzliche Massnahmen (zu den Zertifizierungs-      haben, eine minimale Transparenz zu Firmenangaben
programmen) zur Verhinderung von Kinderarbeit,            und Prämienhöhen erfüllen sowie regelmässig öffent-
Menschenhandel und Zwangsarbeit getroffen und Wei-        lich über ihr Engagement bezüglich Unternehmensver-
terbildungsprojekte sowie Farmers Training gefördert      antwortung berichten und dieses dokumentieren.
werden. Von zentraler Bedeutung für eine positive Be-
wertung der verschiedenen Teilaspekte war, dass die       Kategorien: Fortgeschrittene, Durchschnittliche,
getroffenen Massnahmen einen hohen Prozentsatz der        Nachlässige, Verweigerer
bezogenen Kakaorohstoffe abdecken (je nach Relevanz       Firmen in der Kategorie «Fortgeschrittene» engagieren
der Frage müssen für die beste Bewertung mindestens       sich und gehören zu den Vorreiterinnen der Schwei-
über 50 % oder über 80 % abgedeckt sein). Wo die Fir-     zer Schokolade- und Kakaobranche.
ma keine näheren Angaben dazu gemacht hat, nahm             Die Firmen der Kategorie «Durchschnittliche» sind
die EvB als Höchstwert den Prozentsatz an rückver-        auf dem Weg dorthin, haben aber entweder erst vor
folgbaren Kakaorohstoffen an, den die Firma angege-       Kurzem begonnen, sich umfassend mit ihrer sozialen
ben hat.                                                  Verantwortung auseinanderzusetzen, oder engagierten
  Für Firmen, die keine Kakaobohnen einkaufen, son-       sich bis anhin nur in einem limitierten Rahmen.
dern Zwischenprodukte wie Kakaomasse, Butter, Pul-

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Firmenengagement für Menschenrechte im Kakaoanbau - Schweizer Kakaoverarbeiter und Schokoladehersteller im Vergleich
Firmenbewertung                                                                                               08

«Nachlässige» Firmen haben offenbar andere Geschäfts-     sind, den komplexen Herausforderungen im Kakaosek-
prioritäten und setzen soziale Verantwortung nicht pro-   tor angemessen Rechnung zu tragen.
minent auf ihre Agenda. In dieser Kategorie befinden        Die Kategorie «Verweigerer» bezeichnet Firmen, die
sich jedoch auch Firmen, die sich sehr wohl mit den       gar nicht auf die Firmenbefragung reagiert haben. Eben-
Arbeitsbedingungen und den Menschenrechtsverlet-          falls zu dieser letzten Kategorie gehören Firmen, die
zungen im Kakaosektor auseinandersetzen, wegen ihrer      sich zwar mit einem Schreiben an die EvB gewandt,
Grösse und dem entsprechend grossen Kakaorohstoff-        nicht aber die erfragten Informationen im Fragebogen
volumen, das sie verarbeiten, jedoch nicht imstande       dargelegt haben.

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Firmenengagement für Menschenrechte im Kakaoanbau - Schweizer Kakaoverarbeiter und Schokoladehersteller im Vergleich
Glossar                                                                                                       09

Glossar

FLA (Fair Labor Association)                              –   Übereinkommen 98: Vereinigungsrecht
Die Fair Labor Association ist eine Multistakeholder-         und Recht zu Kollektivverhandlungen
Initiative aus Washington. Mitglieder sind vorwie-        –   Übereinkommen 29: Zwangsarbeit
gend amerikanische und deutsche Firmen. Prominente        –   Übereinkommen 105: Abschaffung
Schweizer Mitglieder sind Syngenta und Nestlé. Die            der Zwangsarbeit
FLA setzt sich für die Verbesserung von Arbeitsstan-      –   Übereinkommen 100: Gleichheit des Entgelts
dards bei Lieferanten ein und führt Verifizierungen       –   Übereinkommen 111: Diskriminierung
durch.                                                        (in Beschäftigung und Beruf)
                                                          –   Übereinkommen 138: Mindestalter
International Cocoa Initiative (ICI)                      –   Übereinkommen 182: Verbot und unverzügliche
Die International Cocoa Initiative ist eine Multistake-       Massnahmen zur Beseitigung der schlimmsten
holder-Initiative und wurde 2002 gegründet aufgrund           Formen der Kinderarbeit
von Forderungen an die Schokoladeindustrie, keine
Produkte zu verkaufen, die mit missbräuchlicher Kin-      Darüber hinaus sind vor allem folgende Übereinkom-
derarbeit hergestellt wurden.                             men zu Lohnfragen zentral:
  Ziel der ICI ist die Eindämmung und Eliminierung        – Die Übereinkommen 29, 87, 98, 100, 105, 111,
der schlimmsten Formen von Kinderarbeit (ILO 182             135 und 138 der Internationalen Arbeits-
Ausbeutung von Kindern, ILO 29 Kindersklaverei). Die         organisation: Allen Beschäftigten müssen
Organisation arbeitet dafür mit Akteuren aus der In-         ausreichende Löhne und menschenwürdige
dustrie, mit Gewerkschaften und NGOs zusammen, um            Arbeitsbedingungen zugesichert werden
das Problem besser verstehen und bis zum Ursprung         – Die ILO-Konventionen über einen Mindestlohn
zurückverfolgen zu können. Die ICI ist dabei, nationale      (Nr. 26/1928 und Nr. 131/1970): Danach sollen
und internationale Systeme und Strategien/Richtlini-         Mindestlöhne zumindest die Grundbedürf-
en einzurichten, die notwendig sind, um den sozialen         nisse (Nahrung, Bekleidung und Unterbringung)
Wandel einzuleiten und zu stärken. So werden bei-            der Beschäftigten und ihrer Familienangehörigen
spielsweise in den jeweiligen Ländern effektive und          decken. Ferner wurde in der «Erklärung der ILO
unabhängige Kontrollsysteme aufgebaut.                       über grundlegende Prinzipien und Rechte bei
                                                             der Arbeit und ihre Folgemassnahmen»
ILO-Normen (Kernarbeitsnormen)                               (ILO 1998) und in Dokumenten zur Decent-Work-
Die ILO-Kernarbeitsnormen der Internationalen Ar-            Agenda und zum Existenzlohn diese Position
beitsorganisation der Vereinten Nationen (Internatio-        bekräftigt
nal Labour Organization) wurden 1998 beschlossen.
Damit bekennen sich alle Mitgliedstaaten der Organi-      (Internes) Audit
sation ausdrücklich zu den Kernarbeitsnormen, selbst      Als Audit wird eine formelle Prüfung der Geschäftsbü-
wenn sie nicht alle darin enthaltenen Grundsätze ein-     cher und Finanzberichte auf deren Richtigkeit bezeich-
zeln ratifiziert haben.                                   net. Bei den Audits und Kontrollen von Kooperativen
Vier Grundprinzipien bestimmen das Selbstverständ-        oder Kakaofarmen wird die Einhaltung der sozialen
nis und das Handeln der ILO:                              und ökologischen Standards überprüft. Ein Audit wird
– Vereinigungsfreiheit und das Recht                      durch externe Personen durchgeführt. Ist eine Bauern-
    auf Kollektivverhandlungen                            organisation zertifiziert, werden die Produzentenorga-
– Beseitigung der Zwangsarbeit                            nisationen nach der Erstzertifizierung regelmässig kon-
– Abschaffung der Kinderarbeit                            trolliert, ob die Standards eingehalten werden. Zudem
– Verbot der Diskriminierung in Beschäftigung             werden bei einzelnen Familien, die der Bauernorgani-
    und Beruf                                             sation oder der Farm angehören, Stichproben durch-
                                                          geführt. Reguläre Audits werden angekündigt, damit
Diese Grundprinzipien erfahren ihre konkrete Ausge-       die nötigen Dokumente und Ansprechpersonen für die
staltung in acht Übereinkommen, die auch als Kernar-      Interviews zum Zeitpunkt des Besuchs anwesend sind.
beitsnormen bezeichnet werden:                            Handelt es sich um ein internes Audit, kann das auch
– Übereinkommen 87: Vereinigungsfreiheit                  von internen Verantwortlichen übernommen werden.
     und Schutz des Vereinigungsrechts

© Erklärung von Bern, März 2013                                                     zum Inhaltsverzeichnis
Glossar                                                                                                         10

(Internes) Monitoring                                      Verbesserungsplan (Corrective Action Plan)
Monitoring beinhaltet Kontrollen des Arbeitsalltags in     Ein Plan zur Terminierung und Umsetzung von Korrek-
den Fabriken, den Kakaokooperativen und Farmen so-         turmassnahmen in einer Kooperative, Bauernorganisa-
wie die Überwachung der Einhaltung von Arbeitsnor-         tion oder auf individuellen Kakaofarmen. Ein Verbes-
men. Beim Monitoring geht es um die systematische          serungsplan sollte lokal ausgehandelt werden, um die
Erfassung, Beobachtung oder Überwachung eines Pro-         Nichtkonformität mit den Arbeitsrichtlinien innerhalb
zesses (z.B. kontinuierliche Verbesserung der Arbeits-     einer bestimmten Frist zu überwinden.
bedingungen und Menschenrechtssituation im Kakao-
sektor) mittels eines Beobachtungssystems. Dabei ist       World Cocoa Foundation (WCF)
die wiederholte regelmässige Durchführung ein zentra-      Die World Cocoa Foundation (WCF) wurde im
les Element der jeweiligen Untersuchungsprogramme,         Jahr 2000 gegründet. Sie ist eine Non-Profit-Organisati-
um anhand von Ergebnisvergleichen Schlussfolgerun-         on, die mehr als 100 Firmen der Kakaowertschöpfungs-
gen ziehen zu können. Eine Funktion des Monitorings        kette repräsentiert (vor allem Schokoladefabrikanten,
besteht darin, bei Abweichungen steuernd einzugrei-        inklusive der weltweit grössten Schokoladekonzerne).
fen und Korrekturmassnahmen zu fordern oder mitzu-         Die WCF strebt eine nachhaltige Kakaoproduktion an,
erarbeiten. Idealerweise sollte das Ziel sein, gemeinsa-   indem sie die landwirtschaftliche Entwicklung kakao-
me Lösungen für bestehende Probleme zu finden, um          anbauender Gemeinschaften unterstützt und ökologi-
Entwicklungen in die richtige Richtung zu fördern.         sche Verantwortung fördert. Die WCF arbeitet auf lo-
                                                           kaler und globaler Ebene und ist darum bemüht, die
Multistakeholder-Initiative (MSI)                          Bedürfnisse der Kakaobauernfamilien mit denjenigen
Die MSI ist ein Projekt, das durch die Beteiligung di-     der Kakaoindustrie und der Umwelt zusammenzubrin-
verser Interessengruppen versucht, spezifische Aufga-      gen. Die WCF hat sich die Erhöhung der Einkommen
ben zu lösen. Im Fall der Kakaobranche ging es bisher      der Kakaoanbauenden, die Stärkung der Gemeinschaf-
vor allem darum, das Problem der missbräuchlichen          ten, in denen die Kleinbauernfamilien leben, und die
Kinderarbeit anzugehen, die Lebensbedingungen der          Förderung des nachhaltigen Anbaus von Kakao zum
Kakaobauernfamilien zu verbessern und die Ernteer-         Ziel gesetzt. Weiter sollen die Bäuerinnen und Bauern
träge zu steigern. MSIs sind u.a. auch für das Monito-     ihr Fachwissen erweitern, damit sie ihre Farmen ergie-
ring und die Verifizierung der Einhaltung der gesteck-     big betreiben und wirtschaftlich sinnvolle Geschäfts-
ten Ziele zuständig.                                       entscheidungen treffen können. Die WCF unterstützt
                                                           Programme, die Kakaobauernfamilien in Afrika, Süd-
SA8000                                                     ostasien und Südamerika zugutekommen.
SA8000 ist ein Zertifizierungssystem von Zulieferbe-
trieben weltweit, initiiert von der Multistakeholder-In-   Zertifizierung
itiative Social Accountability International (SAI). Eine   Die Zertifizierung bezeichnet die Beglaubigung durch
Zertifizierung nach SA8000 bedeutet eine Willenser-        eine unabhängige Drittinstanz, dass ein Produkt, ein
klärung der Zulieferer, sich überprüfen zu lassen und      Arbeitsplatz, ein Unternehmen oder Ähnliches einer
die wichtigsten Sozialstandards einzuhalten. An der        bestimmten Norm entspricht. Den Entscheidungspro-
Überprüfung der SA8000-Standards sind NGOs aller-          zess für die Vergabe der Zertifizierung überwacht nor-
dings nur bedingt beteiligt. Es gibt auch kein unabhän-    malerweise ein unabhängiges Zertifizierungskomitee.
giges Verifizierungssystem, denn die Auditoren wer-        Im vorliegenden Kontext geht es hauptsächlich um die
den direkt von den zertifizierten Unternehmen bezahlt.     Zertifizierung einer sozialverträglichen Kakaoproduk-
                                                           tion. Im Kakaosektor spielen vor allem drei Zertifizie-
                                                           rungen eine zentrale Rolle: Fairtrade, UTZ und Rainfo-
                                                           rest Alliance.

© Erklärung von Bern, März 2013                                                       zum Inhaltsverzeichnis
Firmenporträt                      PRONATEC                                                                  11

                                   Pronatec wurde 1976 gegründet, ist hauptsächlich im
                                   Kakaohandel tätig und Pionierin für biozertifizierten Kakao.
                                   Pronatec produziert selbst keine Schokolade, sondern
                                   lässt diese in Auftragsarbeit herstellen. Sämtliche Produkte
                                   sind bio- und Max-Havelaar-zertifiziert.

Firmenprofil

NAME DER FIRMA                      PRONATEC AG

HAUPTSITZ                           Winterthur ZH

GRÜNDUNGSJAHR                       1976

INHABER/IN der Firma                David Yersin

CEO/GESCHÄFTSFÜHRER/IN              David Yersin und Jürgen Auerbach

JAHRESUMSATZ 2011 (weltweit)        70 Mio. CHF

GESCHÄFTSFELDER                     Business-to-Business

SCHOKOLADEMARKEN                    Pronatec produziert keine Schokolade, sondern lässt diese in Auftrags-
                                    fertigung herstellen.
                                    Marken: Amarrú, YogiTea Chocolates und diverse Private Labels

EINKAUF KAKAOBOHNEN (Tonnage)       2011: 8 000 Tonnen

Firmenengagement zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen
und der Menschenrechtssituation in der Kakaoproduktion im Produktionsjahr 2011

LIEFERKETTE & RISIKOANALYSE

RÜCKVERFOLGBARKEIT                  – 100 % des Gesamtanteils an Kakaorohstoffen in den Schokolade-
                                      produkten sind bis auf die Produzentengruppen rückverfolgbar.
                                    – 100 % der eingekauften Bohnen sind bis auf die Produzentengruppen
                                      im Ursprung rückverfolgbar.
                                    – 100 % der Kakaobutter sind bis auf die Produzentengruppen im
                                      Ursprung rückverfolgbar.
                                    – Pronatec kauft keine Masse ein.
                                    – Pronatec kauft keine Kuvertüre ein.
                                    – Pronatec kennt die Herkunftsländer der Kakaorohstoffe zu 100 %.

ZIELE bis 2015                      Bis im Jahr 2015 sollen weiterhin 100 % der Kakaorohstoffe
                                    rückverfolgbar sein.

Information über die LIEFERKETTE    Pronatec verfügt nicht über eine Zusammenstellung aller Akteure
                                    in der Kakaolieferkette. Auf der firmeneigenen Website sind jedoch
                                    die Profile der meisten Partnerkooperativen ersichtlich.

RISIKOANALYSE                       Pronatec verfügt nicht über eine Analyse zu potenziellen und effektiven
(Menschen- und                      Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen in der Lieferkette.
Arbeitsrechtsverletzungen)          Über die regelmässigen Audits bei Fairtrade-zertifizierten Kooperativen
                                    werden jedoch potenzielle und effektive Menschen- und Arbeitsrechts-
                                    verletzungen teilweise festgehalten.

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Firmenporträt                           PRONATEC                                                                 12

STRATEGIE & MASSNAHMEN

Hat die Firma einen                     Pronatec verfügt nicht über einen Lieferantenkodex.
LIEFERANTENKODEX?

Verfügt die Firma über eine             Pronatec verfügte bis zum 1.1.2012 nicht über eine allgemeine
ALLGEMEINE NACHHALTIGKEITS-             Nachhaltigkeitsstrategie.
STRATEGIE?                              Eine Nachhaltigkeitsstrategie soll aber 2013 erstellt werden.

GERECHTE PREISPOLITIK                   Pronatec bezahlt im Rahmen der Fairtrade- und Bio-Zertifizierung
und VORFINANZIERUNGEN                   Prämien für den Kakao. Diese decken 100 % der Kakaorohstoffe ab.
                                        Pronatec leistet umfängliche Vorfinanzierungen für Kakaoproduzenten.

Ergreift die Firma Massnahmen zur       Pronatec ergreift Massnahmen zur Begrenzung von Investitionsrisiken
BEGRENZUNG von INVESTITIONS-            in Form von langfristigen Verträgen, fixen Preisen und Vorfinanzie-
RISIKEN der KAKAOPRODUZENTEN            rungen. Die Firma gewährleistet den Kakaoproduzenten Zugang
und um den Kakaoproduzenten MARKT-      zu Marktinformationen mit Einladungen an internationale Messen,
INFORMATIONEN zu GEWÄHRLEISTEN?         Schulungsveranstaltungen, Public Private Partnership und durch
                                        den Dialog zwischen Lieferanten und Kunden. Die Firma ergreift
                                        im Rahmen von Bio und Fairtrade zudem einige Massnahmen,
                                        um Zugang zu Marktinformationen zu gewährleisten.

WIE VIELE JAHRE arbeitet die Firma      Pronatec arbeitet seit mehr als 5 Jahren mit 90 % und seit 2 bis 5 Jahren
mit den KAKAOPRODUZENTEN                mit 10 % der Kakaoproduzenten zusammen.
ZUSAMMEN?

Erstellt die Firma sektorrelevante      Pronatec erstellt keine Studien und finanziert auch keine Studien mit.
STUDIEN?

Trifft die Firma Massnahmen, um         Pronatec trifft im Rahmen von Fairtrade Massnahmen, um Gesundheits-
GESUNDHEITSSCHÄDEN bei                  schäden bei den Kakaoproduzenten zu vermeiden. Das betrifft 100 %
Kakaoproduzenten zu VERMEIDEN?          der Kakaorohstoffe.

Trifft die Firma ZUSÄTZLICHE            Pronatec trifft nebst den Massnahmen der Zertifizierungsorganisationen
MASSNAHMEN zur VERHINDERUNG             zusätzliche Massnahmen, um Kinderarbeit, Menschenhandel
von KINDERARBEIT, MENSCHEN-             und Zwangsarbeit zu verhindern.
HANDEL, ZWANGSARBEIT bei den            Pronatec gibt an, dass sowohl Mitarbeitende vor Ort und von
Kakaoproduzenten?                       Pronatec Schweiz als auch weitere Kunden die Kooperativen regel-
                                        mässig besuchen und intensiven persönlichen Kontakt pflegen.
                                        Anhand dieser Besuche werden auch Aspekte wie Kinder- und
                                        Zwangsarbeit überprüft.

Fördert die Firma WEITERBILDUNGS-       Pronatec fördert im Rahmen von Fairtrade Farmers Trainings.
PROJEKTE und FARMERS TRAINING?          Zusätzlich führt Pronatec drei- bis viermal pro Jahr Weiterbildungspro-
                                        jekte und Farmers Training in Form von kostenlosen Schulungen
                                        auf Vorzeigefarms mit eigenem Personal für Kleinbauernfamilien durch.

KONTROLLE & STANDARDS

Ist die Firma direktes MITGLIED einer   Pronatec ist direktes Mitglied der World Cocoa Foundation (WCF).
INDUSTRIE- und einer MULTISTAKE-
HOLDER-INITIATIVE?

Arbeitet die Firma mit einer externen   Pronatec arbeitet mit Fairtrade, Rainforest Alliance, UTZ,
ZERTIFIZIERUNGSSTELLE zusammen?         Bio-Zertifizierung und Ecocert-Fairtrade.

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Firmenporträt                                 PRONATEC                                                                  13

Unterhält die Firma ein internes              Pronatec unterhält ein internes Monitoring-/Auditing-System,
MONITORING-/AUDITING-SYSTEM, um               das über die Zertifizierung und über regelmässige Besuche funktioniert.
potenzielle und effektive Arbeits- und
Menschenrechtsverletzungen in der
Lieferkette kontrollieren zu können?

Gibt es innerhalb der Lieferkette der         Pronatec verfügt nicht über eine Beschwerde- und Rechtshilfe-
Firma eine BESCHWERDE- und RECHTS-            einrichtung. Durch den regelmässigen persönlichen Kontakt
HILFEEINRICHTUNG (grievance                   vor Ort haben die Kooperativen jedoch die Möglichkeit, Beschwerden
mechanism) und gibt es innerhalb              direkt bei den Geschäftsleitungsmitgliedern von Pronatec
der Firma einen MECHANISMUS, der              anzubringen.
VERSTÖSSE GEGEN ARBEITS- und                  Für den Fairtrade-zertifizierten Kakaoanteil existiert ein Mechanismus,
MENSCHENRECHTE in der LIEFERKETTE             der Verstösse gegen Arbeits- und Menschenrechte in der Lieferkette
FESTHÄLT (non-compliance reporting            festhält.
mechanism)?

Wird ein CORRECTIVE ACTION PLAN               Pronatec formuliert keine eigenen systematischen korrektiven
formuliert und umgesetzt?                     Massnahmen, ergreift aber Massnahmen, falls bei internen Audits
                                              Verstösse gegen Arbeits- und Menschenrechte festgestellt werden.
                                              Über den Fairtrade-Standard werden zudem Massnahmen formuliert
                                              und umgesetzt, falls bei Audits Verstösse gegen Arbeits- und
                                              Menschenrechte festgestellt werden.

TRANSPARENZ & KOMMUNIKATION

Wurde der FRAGEBOGEN beantwortet?             Pronatec hat den Fragebogen beantwortet und zusätzlich relevante
                                              Informationen und Dokumente geliefert.

Wurde über die PRÄMIENHÖHE                    Pronatec hat die Prämienhöhen bekannt gegeben.
Auskunft gegeben?

Besteht TRANSPARENZ über konkrete             Die Transparenz über Jahresumsatz, Unternehmensumsatz, Gewinn
FIRMENANGABEN?                                und Produktionsmenge ist weitgehend gewährleistet.

Veröffentlicht die Firma einen (jährlichen)   Pronatec veröffentlicht keinen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht.
NACHHALTIGKEITSBERICHT?

Veröffentlicht die Firma unabhängige          Die Zertifizierungsstellen veröffentlichen unabhängige Verifizierungs-
VERIFIZIERUNGSBERICHTE?                       berichte von Pronatec.

 FORTGESCHRITTEN                 DURCHSCHNITTLICH              NACHLÄSSIG                   AUSKUNFT VERWEIGERT

Kommentar EvB
Pronatec hat den Fragebogen beantwortet und auf Rück-          den Standard des fairen Handels hinausgeht. Der regel-
fragen reagiert.                                               mässige Austausch und die Bedürfnisabklärung mit den
  Bei Pronatec sind soziale und ökologische Grundsätze         Kooperative-Mitgliedern sind Kernelemente der partner-
tief im Unternehmen und im Management verankert.               schaftlichen Beziehungen und zielen nicht nur auf Qua-
Die Firma ist sehr transparent und bringt mit ihrer hun-       litätssicherung und Ertragssteigerung ab.
dertprozentigen Verpflichtung dem fairen Handel und              Verbesserungspotenzial gibt es bei Pronatec in der sys-
der ökologischen Produktion gegenüber gute Voraus-             tematischen Aufschlüsselung aller Akteure innerhalb
setzungen mit, um die grossen Herausforderungen, die           der Kooperativen, damit Missstände besser ausfindig ge-
der Kakaosektor mit sich bringt, zu meistern. Relevant         macht werden können.
bei Pronatec scheint, dass das Firmenengagement über

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Firmenporträt                     CHOCOLATS HALBA                                                       14

                                  Chocolats Halba wurde 1933 gegründet und ist seit 1972
                                  als Produktionsbetrieb Teil der Coop-Gruppe.
                                  Das Sortiment umfasst Tafeln, Branches, Weihnachtsartikel,
                                  Pralinen, Osterhasen und weitere Osterartikel, sowie
                                  Kuvertüren und Halbfabrikate. Die Firma produziert haupt-
                                  sächlich für den Schweizer Detailhandel, aber auch für
                                  den Export und die Industrie. Ein umfassendes Sortiment an
                                  Fairtrade- und Bio-Schokoladen von Chocolats Halba ist
                                  in der Schweiz bei Coop erhältlich.

Firmenprofil

NAME DER FIRMA                     CHOCOLATS HALBA

HAUPTSITZ                          Wallisellen ZH

GRÜNDUNGSJAHR                      1933

INHABER/IN der Firma               Coop Genossenschaft Schweiz

CEO/GESCHÄFTSFÜHRER/IN             Anton von Weissenfluh

JAHRESUMSATZ 2011 (weltweit)       111,2 Mio. CHF

GESCHÄFTSFELDER                    Business-to-Business; die Firma produziert hauptsächlich für
                                   den Schweizer Detailhandel, aber auch für den Export und die Industrie.

SCHOKOLADEMARKEN                   Chocolats Halba produziert keine eigenen Schokolademarken.
                                   Produktion u.a. für Coop Eigenmarken, Conad, Alter Eco USA,
                                   Alter Eco Pacific, Alter Eco France

SCHOKOLADEPRODUKTION (Tonnage)     2011: 12 600 Tonnen, 2010: 11 916 Tonnen

Firmenengagement zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen
und der Menschenrechtssituation in der Kakaoproduktion im Produktionsjahr 2011

LIEFERKETTE & RISIKOANALYSE

RÜCKVERFOLGBARKEIT                 – 60,5 % des Gesamtanteils an Kakaorohstoffen in den Schokolade-
                                     produkten sind bis auf die Produzentengruppe rückverfolgbar.
                                   – 82,4 % der eingekauften Bohnen sind bis auf die Produzenten-
                                     gruppen im Ursprung rückverfolgbar.
                                   – 15 % der Kakaobutter sind bis auf die Produzentengruppen
                                     im Ursprung rückverfolgbar.
                                   – Chocolats Halba kauft keine Kakaomasse ein.
                                   – Chocolats Halba kauft keine Kuvertüre ein.
                                   – Chocolats Halba kennt die Herkunftsländer der Kakaorohstoffe
                                     zu 72,4 %.

ZIELE bis 2015                     – Kakaobohnen: 100 % Fairtrade-zertifiziert
                                   – Kakaobutter: 100 % nach internationalem Standard zertifiziert
                                     oder rückverfolgbar

© Erklärung von Bern, März 2013                                                zum Inhaltsverzeichnis
Firmenporträt                            CHOCOLATS HALBA                                                         15

Information über die LIEFERKETTE         Chocolats Halba gibt an, es liege eine Zusammenstellung aller Akteure
                                         in der Kakaolieferkette vor und belegt dies.

RISIKOANALYSE                            Chocolats Halba gibt an, es liege eine in einer umfänglicheren Unter-
(Menschen- und                           suchung bestehende Analyse zu potenziellen und effektiven Menschen-
Arbeitsrechtsverletzungen)               und Arbeitsrechtsverletzungen in der Lieferkette vor und belegt dies.

STRATEGIE & MASSNAHMEN

Hat die Firma einen                      Chocolats Halba verfügt über einen eigenen Lieferantenkodex
LIEFERANTENKODEX?                        und belegt dies. Der Kodex ist aber nicht öffentlich zugänglich.

Beinhaltet der Lieferantenkodex          Der Lieferantenkodex von Chocolats Halba beinhaltet die acht ILO-
die ILO-KERNARBEITSNORMEN?               Kernarbeitsnormen.

Hat die Firma MASSNAHMEN zur             Chocolats Halba formuliert keine direkten Massnahmen zur Unter-
UNTERSTÜTZUNG DER UMSETZUNG              stützung der Umsetzung des Lieferantenkodexes. Via Fairtrade wurden
des LIEFERANTENKODEXES für Liefe-        für den zertifizierten Kakaoanteil Umsetzungsmassnahmen ergriffen.
ranten und Kakaoproduzenten ergriffen?

Hat die Firma den Kodex in die meisten   Chocolats Halba hat den Kodex nur teilweise in die Sprachen
SPRACHEN der PRODUKTIONSLÄNDER           der Produktionsländer übersetzt.
ÜBERSETZT?

Hat die Firma sichergestellt, dass       Chocolats Halba gibt an, dass die Einhaltung des Kodexes bei
LIEFERANTEN, UNTERAUFTRAG-               Lieferanten, Unterauftragnehmer und Kakaoproduzentengruppen
NEHMER und KAKAOPRODUZENTEN-             im Kaufvertrag sichergestellt wird.
GRUPPEN zur EINHALTUNG
des KODEXES verpflichtet sind?

Verfügt die Firma über eine              Chocolats Halba verfügt über eine Nachhaltigkeitsstrategie mit
ALLGEMEINE NACHHALTIGKEITS-              messbaren Indikatoren und belegt dies. Eine umfassendere Strategie
STRATEGIE?                               ist seit 2013 in Kraft.

GERECHTE PREISPOLITIK                    Chocolats Halba bezahlt im Rahmen der Fairtrade- und Bio-Zertifizie-
und VORFINANZIERUNGEN                    rung Mindestpreise, deckende Produktionskosten und Sozialprämien
                                         für den Kakao. Diese decken 60,5 % der Kakaorohstoffe ab.
                                         Chocolats Halba leistet im Rahmen von Fairtrade in Honduras, Peru,
                                         Ecuador und der Dominikanischen Republik Vorfinanzierungen
                                         für Kakaoproduzenten. Diese decken 16 % der Kakaorohstoffe ab.

Ergreift die Firma Massnahmen zur        Chocolats Halba ergreift Massnahmen zur Begrenzung von Investitions-
BEGRENZUNG von INVESTITIONS-             risiken. Diese umfassen langfristige Verträge, Diversifizierung im Anbau
RISIKEN der KAKAOPRODUZENTEN             mittels Agroforstsystemen (Ghana, Peru, Honduras), direkte Vorfinan-
und um den Kakaoproduzenten MARKT-       zierung (Honduras), Definierung von fixen Abnahmepreisen (Honduras)
INFORMATIONEN zu GEWÄHRLEISTEN?          und indirekte Vorfinanzierung durch die Lieferanten (Peru, Ecuador
                                         und Dominikanische Republik). Zudem investiert Chocolats Halba in
                                         Honduras gemeinsam mit Kleinbauernfamilien in Plantagen und
                                         Infrastruktur.
                                         Durch Aufforstungsprojekte mit Kakaokooperativen wird das Ein-
                                         kommen der Kakaobauernfamilien diversifiziert und langfristig
                                         vervielfacht. Ein existenzsicherndes Einkommen wurde berechnet.
                                         Chocolats Halba ergreift im Rahmen von Fairtrade und Bio teilweise
                                         Massnahmen, um Zugang zu Marktinformationen zu gewährleisten.

© Erklärung von Bern, März 2013                                                        zum Inhaltsverzeichnis
Firmenporträt                            CHOCOLATS HALBA                                                           16

WIE VIELE JAHRE arbeitet die Firma       Chocolats Halba arbeitet zwischen 2 und 5 Jahren mit 100 % der Produ-
mit den KAKAOPRODUZENTEN                 zenten zusammen.
ZUSAMMEN?

Erstellt die Firma sektorrelevante       Chocolats Halba gibt selbst Studien in Auftrag.
STUDIEN?

Trifft die Firma Massnahmen, um          Chocolats Halba trifft im Rahmen von Fairtrade und Bio Massnahmen,
GESUNDHEITSSCHÄDEN bei                   um Gesundheitsschäden bei den Kakaoproduzenten zu vermeiden.
Kakaoproduzenten zu VERMEIDEN?           Das betrifft 60,5 % der Kakaorohstoffe.

Trifft die Firma ZUSÄTZLICHE             Chocolats Halba trifft nebst den Massnahmen der Zertifizierungs-
MASSNAHMEN zur VERHINDERUNG              organisationen zusätzliche Massnahmen, um Kinderarbeit,
von KINDERARBEIT, MENSCHEN-              Menschenhandel und Zwangsarbeit zu verhindern, und zwar
HANDEL, ZWANGSARBEIT bei den             im Rahmen des Anti-Kinderarbeitsprojekts der Kakaokooperative
Kakaoproduzenten?                        Kuapa Kokoo in Ghana.

Fördert die Firma WEITERBILDUNGS-        Chocolats Halba fördert in Ghana, Ecuador und Peru im Rahmen
PROJEKTE und FARMERS TRAINING?           des Fairtrade-Programms Weiterbildungsprojekte und Farmers Training.
                                         In Honduras werden Farmers Trainings gemeinsam mit Helvetas
                                         durchgeführt und über den Coop-Fonds für Nachhaltigkeit und durch
                                         Chocolats Halba finanziert.

KONTROLLE & STANDARDS

Ist die Firma direktes MITGLIED einer    Chocolats Halba ist direktes Mitglied des Fair Labelling Organizations
INDUSTRIE- und einer MULTISTAKE-         International (FLO) Product Advisory Council for Cocoa. Chocolats Halba
HOLDER-INITIATIVE?                       war bis zum 1.1.12 nicht direktes Mitglied einer Industrie-Initiative.
                                         Seit 2013 ist Chocolats Halba Mitglied der World Cocoa Foundation (WCF).

Arbeitet die Firma mit einer externen    Chocolats Halba arbeitet mit FLO Cert und Bio zusammen.
ZERTIFIZIERUNGSSTELLE zusammen?

Unterhält die Firma ein internes         Chocolats Halba unterhält ein internes Monitoring-/Auditing-System,
MONITORING-/AUDITING-SYSTEM, um          das über die Zertifizierung und die Projektbesuche bei den Kakao-
potenzielle und effektive Arbeits- und   bauernkooperativen funktioniert. Es ist bei der Abteilung Kakao-
Menschenrechtsverletzungen in der        beschaffung und Nachhaltigkeit angesiedelt.
Lieferkette kontrollieren zu können?

Gibt es innerhalb der Lieferkette der    Chocolats Halba verfügt nicht über eine Beschwerde- und Rechts-
Firma eine BESCHWERDE- und RECHTS-       hilfeeinrichtung.
HILFEEINRICHTUNG (grievance              Für den Fairtrade-zertifizierten Kakaoanteil existiert ein Mechanismus,
mechanism) und gibt es innerhalb         der Verstösse gegen Arbeits- und Menschenrechte in der Lieferkette
der Firma einen MECHANISMUS, der         festhält.
VERSTÖSSE GEGEN ARBEITS- und
MENSCHENRECHTE in der LIEFERKETTE
FESTHÄLT (non-compliance reporting
mechanism)?

Wird ein CORRECTIVE ACTION PLAN          Chocolats Halba formuliert keine eigenen systematischen korrektiven
formuliert und umgesetzt?                Massnahmen und setzt auch keine um. Über den Fairtrade-Standard
                                         werden jedoch Massnahmen formuliert und umgesetzt, falls bei Audits
                                         Verstösse gegen Arbeits- und Menschenrechte festgestellt werden.

© Erklärung von Bern, März 2013                                                       zum Inhaltsverzeichnis
Firmenporträt                                 CHOCOLATS HALBA                                                          17

TRANSPARENZ & KOMMUNIKATION

Wurde der FRAGEBOGEN beantwortet?             Chocolats Halba hat den Fragebogen beantwortet und zusätzlich
                                              relevante Informationen und Dokumente geliefert.

Wurde über die PRÄMIENHÖHE                    Chocolats Halba hat die Prämienhöhe bekannt gegeben.
Auskunft gegeben?

Besteht TRANSPARENZ über konkrete             Die Transparenz über Jahresumsatz, Unternehmensumsatz, Gewinn
FIRMENANGABEN?                                und Produktionsmenge ist gewährleistet.

Veröffentlicht die Firma einen (jährlichen)   Chocolats Halba erstellt bisher keinen eigenen jährlichen
NACHHALTIGKEITSBERICHT?                       Nachhaltigkeitsbericht, wird aber ab Berichtsjahr 2012 solche Berichte
                                              veröffentlichen.

Veröffentlicht die Firma unabhängige          Die Zertifizierungsstellen veröffentlichen unabhängige Verifizierungs-
VERIFIZIERUNGSBERICHTE?                       berichte von Chocolats Halba.

 FORTGESCHRITTEN                 DURCHSCHNITTLICH              NACHLÄSSIG                   AUSKUNFT VERWEIGERT

Kommentar EvB
Chocolats Halba hat den Fragebogen beantwortet und             plizit zu den Kernanliegen der Firma. Deshalb stellt sich
auf Rückfragen reagiert.                                       die Frage, warum Halba nicht schon vor 2009 mit der
  Von Chocolats Halba hat die EvB die ausführlichsten          Umsetzung einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie
und detailliertesten Antworten bekommen. Das ist unter         angefangen hat, wo doch die Missstände im Sektor seit
anderem ein Indiz dafür, dass Chocolats Halba über ein         Jahren bekannt sind. Denn dann wäre das Unternehmen
System verfügt, das diese wichtigen Daten verwaltet, be-       in der Umsetzung ihrer Projekte schon einige Schritte
arbeitet und aktualisiert. Den Antworten kann entnom-          weiter und um manche Erfahrungen reicher. Gleichzeitig
men werden, dass die Firma heikle Bereiche in ihrer Lie-       ist der Firma zugutezuhalten, dass sie innert kurzer Zeit
ferkette, in welchen die Menschenrechte in Gefahr sind,        relativ schnell reagiert, viele finanzielle und personel-
ausgemacht und dokumentiert hat. Basierend auf den             le Ressourcen in die nachhaltige Beschaffung investiert
Analysen dieser Bereiche wurde eine Strategie mit mess-        und das Thema ganz zuoberst auf ihre Agenda gesetzt
baren Indikatoren entworfen, wie diesen Arbeits- und           hat.
Menschenrechtsverletzungen entgegnet werden kann.                Mit der Verpflichtung gegenüber dem fairen Handel
Gleichzeitig hat die Firma schnell mit konkreten Mass-         und den zum Teil ergriffenen flankierenden Massnah-
nahmen reagiert, zum Beispiel mit dem Entscheid, das           men sind die Voraussetzungen für Halba zwar gut, um
gesamte Sortiment, das die Firma für Coop produziert,          die Herausforderungen im Kakaosektor zu meistern. Da-
auf Fairtrade und teilweise auf Bio umzustellen, oder          mit der hohe ökosoziale Standard gehalten werden kann,
mit dem Aufbau einer komplett neuen und nachhalti-             muss die Firma in den kommenden Jahren aber ein gros-
gen Zulieferkette in Honduras (in partnerschaftlicher          ses Engagement zeigen. Dies gilt insbesondere für die
Zusammenarbeit mit Helvetas) und der Diversifizierung          Rückverfolgbarkeit der Kakaobutter, die bisher erst bei
des Anbaus durch die Integration von Agroforstsystemen         15 Prozent liegt und bis im Jahr 2015 auf 100 Prozent
mit Obst- und Edelhölzern in Honduras, Peru und Gha-           gesteigert werden soll. Als einzige Firma gibt Halba an,
na. Nur wer über eine transparente und systematische           die Höhe eines existenzsichernden Einkommens für die
Datenlage der eigenen Lieferkette verfügt, kann an der         Kakaobauernfamilien berechnet zu haben, was sehr fort-
geeigneten Stelle Massnahmen ergreifen. Und nur wer            schrittlich ist. Wie die Firma die Herausforderung der
eine nachhaltige Strategie mit konkreten Zielen, Unter-        Umsetzung, also der Bezahlung dieses Preises für alle
zielen und dazugehörigen Indikatoren hat, kann Projekte        ihre Kakaorohstoffe meistern will, wird sich erst zeigen.
auswerten, korrektive Massnahmen ergreifen und daraus            Im Vergleich zur letzten Datenerhebung hat Halba den
lernen. Halba erfüllt diese Kriterien mehrheitlich.            öffentlichen Zugang zu Informationen stark verbessert
  Nachhaltige Kakaobeschaffung, die Einhaltung von Ar-         und ausgebaut. Die Resultate von internen Evaluationen
beits- und Menschenrechten in der Lieferkette sowie die        von Nachhaltigkeitsprojekten könnten jedoch noch bes-
Förderung von diversifiziertem Anbau in den Kakaore-           ser kommuniziert werden.
gionen gehören allerdings erst seit wenigen Jahren ex-

© Erklärung von Bern, März 2013                                                            zum Inhaltsverzeichnis
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