Flandern Special 2022 - Fruchthandel

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Flandern Special 2022 - Fruchthandel
2022                              Flandern Special
                                  Produkte | Konzepte | Exporteure

  Finanziert mit Fördermitteln
  der Europäischen Union

  Flanderns Agrar-Marketing-Büro
  Koning Albert II-laan 35 bus 50, 1030 Brüssel / Belgien
                                                               www.flandria.be
  vlam.belg.agrar@t-online.de
Flandern Special 2022 - Fruchthandel
FH INHALT

                                 N. 11 I 2022

                                 03   FRUIT LOGISTICA 2022
                                 03 Messeteilnahme: Noch größer, noch schöner,
                                      noch umfangreicher
                                 20 Belgische Obst- und Gemüseunternehmen
                                      auf der FRUIT LOGISTICA

                             6   04   FLANDERN
                                 04 VLAM: Zwei Länder, die einfach gut zusammenpassen
                                 06 BelOrta: Ein Jahr mit zwei Gesichtern
                                 07 Nachhaltigkeit: Agrarprojekte zur Verwertung
                                      von Restströmen werden staatlich gefördert
                                 08 Belgische Fruitveiling: Die richtige Balance finden
                                 09 Hafen von Antwerpen:
                                      Mehr Kühlcontainer umgeschlagen trotz globaler Logistikkrise
                                 12 BelOrta und Belgische Fruitveiling
                                      setzen auf Zusammenarbeit und Integration
                                 13 VBT: Nachhaltigkeit auf breiter Ebene
                                 14 REO Veiling | Coöperatie Hoogstraten:
                                      Gemeinsam die Zukunft gestalten
                         3       16 LAVA: Vorläufige Prognose für die kommenden Wochen
                                 18 Belgische Forscher entwickeln Chicorée ohne Bitterstoffe

                                 17   IMPRESSUM

                         14

                    15

 2 | FRUCHTHANDEL                                                                                11 I 2022
Flandern Special 2022 - Fruchthandel
OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN                               FH

Noch größer, noch schöner, noch umfangreicher
Messeteilnahme ► Insgesamt 23 belgische Lieferanten von Kartoffeln, Obst und Gemüse sowie von
Obstbäumen präsentieren sich vom 5. bis 7. April 2022 gemeinsam mit drei Branchenverbänden und vier
Obst- und Gemüse-Auktionen auf der FRUIT LOGISTICA. Treffpunkt und Anlaufstelle ist auch diesmal wieder
der Gemeinschaftsstand von Flanderns Agrar-Marketing-Büro VLAM.

Martina Nober, VLAM

I
   n einer von digitalen Meetings       Die Flandria-Pro-

                                                                                                                                       Fotos: VLAM
   geprägten Zeit ist die Vorfreude      duktausstellung
   auf die Präsenzveranstaltung in        wird in diesem
Berlin besonders groß. Um die Be-               Jahr noch
sucher in adäquatem Rahmen zu             umfangreicher
empfangen, setzt VLAM bei seinem         ausfallen. Dabei
Messebaukonzept auf eine warme               wird sowohl
Holzkonstruktion in Kombination               dem klassi-
mit einer schlanken, schwarzen Me-        schen Angebot
tallstruktur. Attraktive Produktfotos       als auch den
sowie stilvolle Akzente der flämi-        Neuheiten eine
schen Region sorgen für eine aus-           breite Bühne
drucksstarke Inszenierung an der                 geboten.
Spree.
Noch größer, noch schöner, noch
umfangreicher wird die Flandria-                            nehmen an den Start: Bel‘Export,         Ort: De Aardappelhoeve, Pomuni,
Produktausstellung in diesem Jahr                           Benelux Fruit Services, BP Fruitcraft,   RTL Patat , Vitafrites und Remo frit.
ausfallen. Dabei wird sowohl dem                            Calsa, DBS & DBS Agro, Demargro,         Last but not least präsentieren sich
klassischen Angebot, als auch den                           De Plecker – Lauwers, Devos Group,       auf dem VLAM-Stand mit ABCz
Neuheiten eine breite Bühne gebo-                           Dries Sebrechts Fruit (DSF), Frans       Group und Carolus Trees in diesem
ten. Zudem zieht sich das brand-                            Michiels & Zonen Belgium (FMB),          Jahr auch zwei Obstbaumproduzen-
aktuelle Thema Nachhaltigkeit wie                           Fruithandel Wouters, Nicolaï Fruit,      ten. Neben Vertretern von Flanderns
ein roter Faden durch die belgische                         Pacbelimex, Rotom, Vergro und            Agrar-Marketing-Büro VLAM stehen
Messeteilnahme. Ein Besuch im bel-                          VHM Fruit Trade. Darüber hinaus          auch die Verbände Fresh Trade Bel-
gischen Pavillon lohnt sich also ganz                       präsentieren sich die vier LAVA-Auk-     gium, der Auktionsverbund LAVA
bestimmt!                                                   tionen BelOrta, BFV, Coöperatie          sowie der Verband belgischer Gar-
                                                            Hoogstraten und REO Veiling.             tenbaugenossenschaften VBT den
Frisches Obst und                                                                                    Besuchern Rede und Antwort. 
Gemüse im Fokus                                             Kartoffeln & Obstbäume
                                                                                                     Halle 27, Stand A-09 und A-10
Die Obst- und Gemüsebranche geht                            Die belgische Kartoffelbranche ist
in Berlin mit insgesamt 16 Unter-                           in Berlin mit fünf Unternehmen vor

11 I 2022                                                                                                                FRUCHTHANDEL | 3
Flandern Special 2022 - Fruchthandel
FH   OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

     Zwei Länder, die einfach gut zusammenpassen
     VLAM ► Deutschland ist mit der belgischen Obst- und Gemüsebranche seit vielen Jahren auf vielfältige
     Weise partnerschaftlich verbunden. Nach wie vor gehört der deutsche Markt zu den wichtigsten
     Absatzregionen für die flämischen Veilingen und Exportunternehmen. Dabei ist frisches Obst und Gemüse
     aus Flandern nicht nur im deutschen Lebensmitteleinzel- und Großhandel ein unverzichtbarer Bestandteil.
     Auch bei den deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern genießen Frischeprodukte aus Flandern seit
     jeher einen exzellenten Ruf. Das ist nicht nur auf die hohen Produkt- und Qualitätsstandards, sondern auch
     auf die begleitende Exportförderung und Marketingarbeit für flämische Agrarerzeugnisse zurückzuführen.
     Dies ist traditionell die Kernaufgabe von VLAM, Flanderns Agrar-Marketing-Büro. Ich sprach darüber
     mit Koen Vanswijgenhoven, Regionalmanager für Deutschland & Nordeuropa und Nele Van Avermaet,
     Promotion Manager Obst & Gemüse.

     Michael Schotten

                                            Koen Vans-            auch unser „zweites Heimatland“,        mit großer Bedeutung für die flämi-
                                            wijgenhoven           weil uns so viel miteinander verbin-    schen Exportaktivitäten werden von
                                            ist überzeugt         det. Natürlich spielt auch der Aspekt   spezialisierten Regionalmanagern
                                            davon, dass           eine wesentliche Rolle, dass es sich    betreut. Im Falle Deutschlands bin
                                            Mentalität und        mit mehr als 83 Mio Einwohnern um       ich das, aber eine Kollegin macht
                                            Denkweise von         den größten Konsumentenmarkt in         das z.B. auch für Frankreich und ein
                                            Deutschen und         Europa handelt.                         anderer Kollege für Großbritannien.
                                            Flamen sehr                                                   Entscheidend sind aber nicht nur
                                            gut zueinander        Koen Vanswijgenhoven: Ich stim-         die Absatzmöglichkeiten, die sich
                                            passen.               me Nele zu, Deutschland ist für die     aufgrund der großen Einwohnerzahl
                                                                  flämische Obst- und Gemüsewirt-         bieten und um die es international
                                                                  schaft alleine schon von der Zahl       große Konkurrenz gibt. Auch die
                                                                  der Konsumenten her von zentraler       Tatsache, dass die von den flämi-
                                                                  Bedeutung, auch wenn es sicherlich      schen Unternehmen angebotenen
                                                                  ein besonders preissensibler Markt      Agrarprodukte gut zu den Konsu-
                                                                  ist. Auch innerhalb der Struktur von    menten unserer Zielmärkte passen,
                                                                  VLAM hat Deutschland immer eine         ist keine Selbstverständlichkeit.
     VLAM hat als Flanderns Agrar-                                besondere Rolle eingenommen. Das
     Marketing-Büro lange Tradition                               spiegelt sich auch personell bei uns    Können Sie uns bitte ein Bei-
     und pflegt von jeher ein enges                               wider: Denn Märkte und Länder           spiel dafür geben?
     Verhältnis zu Deutschland. Wel-
     che Bedeutung hat der deutsche             Frisches Obst
     Markt 2022 für flämische Agrar-         und Gemüse aus
     erzeugnisse und für die Arbeit         Flandern genießt
     von VLAM, natürlich vor allem               auch bei den
     für Obst und Gemüse?                     deutschen Kon-
     Nele Van Avermaet: Auf jeden Fall       sumenten einen
     eine große Bedeutung. Neben dem          exzellenten Ruf.
     heimischen belgischen Markt kon-              Die Diversi-
     zentrieren sich viele unserer Promo-        fizierung des
     tion-Aktivitäten und Maßnahmen         Angebots wurde
     zur Exportförderung auf unsere            in den vergan-
     beiden Nachbarländer und Kern-             genen Jahren
     märkte Frankreich und Deutschland.            konsequent
     Für Gemüse und Obst – vor allem         vorangetrieben.
                                                                                                                                           Fotos: VLAM

     für Kernobst und Erdbeeren – ist
     Deutschland unsere drittwichtigste
     Exportdestination. Scherzhaft nen-
     nen wir Deutschland manchmal

 4 | FRUCHTHANDEL                                                                                                                    11 I 2022
Flandern Special 2022 - Fruchthandel
FH

K. Vanswijgenhoven: Es gibt ganz        mer mehr Fragen zu diesem Thema auftauchen und
einfach Übereinstimmungen bei den       der Stellenwert stark zugenommen hat. Flandern hat in
geschmacklichen Präferenzen, aber       puncto Nachhaltigkeit bereits viel geleistet, es aber zu
auch bei den Vorlieben, was das         wenig kommuniziert. Das liegt wahrscheinlich an der
äußere Erscheinungsbild betrifft.       Mentalität des Flamen, der dazu neigt, sein Licht unter
Spontan fallen mir Äpfel als Beispiel   den Scheffel zu stellen. Aber das soll sich jetzt ändern:
ein. In Asien müssen sie z.B. auf je-   Die flämische Obst- und Gemüsebranche möchte den
den Fall rot sein und glänzen, sonst    Kunden und Partnern in Deutschland verstärkt vermit-
hat man dort kaum eine Chance,          teln, was sie zusätzlich zu ihrem traditionell schon star-
ins Geschäft zu kommen. Aber in         ken Engagement noch tut, damit die Produkte auf eine            Laut Nele Van Avermaet wird die
Deutschland decken sich die Präfe-      möglichst umwelt- und ressourcenschonende Weise an-             flämische Obst- und Gemüsebranche
renzen der Verbraucherinnen und         gebaut und vertrieben werden können. Inhaltlich geht            ihr vielfältiges Engagement in Sachen
Verbraucher viel stärker mit den Ei-    es dabei um Themen wie Energiemanagement, Boden-                Nachhaltigkeit zukünftig noch mehr
genschaften unserer Produkte und        bewirtschaftung oder Wassernutzung, die im Rahmen               kommunizieren.
mit den Vorlieben, die wir auch in      des European Green Deal eine zentrale Rolle spielen. Die
Belgien kennen. Das macht es na-        Kampagne ist auf einen Zeitraum von drei Jahren ausge-          Intensivierung der Zusammenarbeit
türlich einfacher. Es ist aber auch     legt und befindet sich derzeit noch in der Konzeptpha-          mit unseren britischen Nachbarn hat
die Mentalität und Denkweise, nicht     se. In Flandern wird die Kampagne unter dem Slogan              VLAM erfolgreich einen Antrag auf
zuletzt auch die Professionalität auf   „Helden van onze velden“ laufen; an dem deutschen               Fördermittel bei der EU eingereicht.
geschäftlicher Ebene, die Deutsche      Pendant arbeiten wir noch.                                      Im Fokus dieser Kampagne stehen
und Flamen miteinander verbindet.                                                                       die Themen Geschmack, Qualität
Man muss sagen: Wir passen ein-         Seit Jahren steht hinsichtlich der VLAM-                        und Nachhaltigkeit. Auf der FRUIT
fach gut zu einander.                   Aktivitäten in Deutschland die EU-Kampagne für                  LOGISTICA in Berlin haben wir üb-
                                        Conference-Birnen im Mittelpunkt. Gibt es                       rigens ein Sondertreffen des flämi-
Es sieht zum Glück danach aus,          Chancen, dass diese Kampagne in diesem Jahr                     schen Obst- und Gemüsesektors
dass die Pandemie an Dynamik            weitergeführt werden kann?                                      mit britischen Handelsvertretern
verliert und die Branche wieder         K. Vanswijgenhoven: Die Conference-Kampagne wird in             geplant.
an Freiheit gewinnt. Das macht          Deutschland dann wieder stattfinden, wenn Verkostungen
es auch für die Absatzförderung         am Point of Sale möglich sind. Diese sind nun einmal ein        In den Gesprächen mit flämi-
von VLAM hoffentlich wieder             ganz wesentlicher Bestandteil der Promotion-Aktionen,           schen Unternehmen ist mir
einfacher. Was ist für den deut-        weil sie das unmittelbare sensorische und haptische Ken-        immer wieder aufgefallen, dass
schen Markt geplant?                    nenlernen des Produktes ermöglichen. Reine Sampling-            diese sich im Vergleich zu früher
N. Van Avermaet: Anfang des Jah-        bzw. Verteilaktionen haben nicht diesen intensiven Pro-         stärker auf Bio-Produkte kon-
res ist ein neues EU-Programm ge-       biercharakter. Möglich ist das eventuell im Spätsommer          zentrieren. Wird es in Zukunft
startet, mit dem wir die Fortschritte   oder Herbst dieses Jahres wieder, wenn sich die Corona-Si-      auch Promotion von VLAM für
und verschiedenen Initiativen der       tuation bis dahin hoffentlich weiter verbessert hat. Es ist     Bio geben? Vielleicht sogar ein
flämischen Obst- und Gemüsebran-        aber auf jeden Fall eine positive Tatsache, dass die Fortfüh-   eigenes FLANDRIA Bio-Label?
che im Bereich der Nachhaltigkeit       rung der Kampagne von der EU genehmigt wurde. Wenn              K. Vanswijgenhoven: Es ist richtig,
stärker kommunizieren wollen.           es jetzt noch ein wenig bis zur Aufnahme der Aktivitäten        das Thema Bio hat in den vergange-
Dabei werden wir uns neben dem          dauert, macht dies nichts. Die verpassten Zeiträume kön-        nen Jahren in Flandern an Dynamik
belgischen Markt auch stark auf         nen nämlich auch noch später nachgeholt werden.                 gewonnen, wie man an den Aktivi-
Frankreich und Deutschland kon-                                                                         täten einiger Unternehmen sehen
zentrieren. Das hat natürlich auch      Neben Frankreich und Deutschland spielt auch der                kann. Und VLAM spiegelt in seiner
mit dem European Green Deal und         britische Markt für die flämische Obst- und Gemü-               Exportförderung und Marketingar-
mit der darin eingebetteten Farm        sebranche eine zunehmend wichtige Rolle. Was ist                beit ja immer auch das wider, was
to Fork-Strategie zu tun. Man kann      diesbezüglich geplant?                                          im Markt geschieht. Für ein Fland-
eindeutig feststellen, dass jetzt im-   K. Vanswijgenhoven: Zunächst möchte ich anmerken,               ria Bio-Label ist die Zeit noch nicht
mer mehr Fördergelder der Europä-       dass mit dem Brexit sehr viele Fragen und Unsicherheiten        reif. Aber was nicht ist, kann ja noch
ischen Kommission in Kampagnen          bezüglich der Handelsbeziehungen mit dem Vereinigten            werden. In diesem Sinne beobach-
fließen, die sich mit diesem The-       Königreich aufgetaucht sind. Das hat unsere Unterneh-           ten wir die Entwicklung weiterhin
menkomplex befassen.                    men auf den Plan gerufen und die Forderung nach Ab-             akribisch. Kleiner Hinweis noch zum
                                        satzförderungsmaßnahmen laut werden lassen. Dieser              Schluss: Einige unserer Exporteu-
Ist denn in Deutschland in pun-         Aufgabe stellt sich VLAM nur zu gerne. Darüber hinaus           re nutzen die „Organic Route“ auf
cto Nachhaltigkeit eine erhöhte         haben wir festgestellt, dass UK im Laufe der Zeit mehr          der FRUIT LOGISTICA, um flämische
Nachfrage zu bemerken?                  und mehr Handelsabkommen mit anderen Ländern ab-                Bio-Produkte ins Rampenlicht zu rü-
N. Van Avermaet: Ja, wir haben          geschlossen hat. Das ist in unserem Falle nicht erforder-       cken! 
feststellen können, dass in der         lich, denn wir setzen unser bewährtes, nachbarschaftli-
deutschen Handelslandschaft im-         ches Miteinander mit den Briten schlichtweg fort. Zur           Halle 27, Stand A-09 und A-10

11 I 2022                                                                                                                   FRUCHTHANDEL | 5
Flandern Special 2022 - Fruchthandel
FH   OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

     Ein Jahr mit zwei Gesichtern
     BelOrta ► Der führende belgische Obst- und Gemüsevermarkter hat 2021 mit einem Produktumsatz von
     497 Mio Euro abgeschlossen und damit den höchsten Umsatz in seiner Geschichte erzielt. Dennoch war es
     aufgrund der Corona-Pandemie ein weiteres unsicheres Jahr sowohl für Produzenten und Händler als auch
     für Lieferanten und Verbraucher. Neben der Pandemie haben auch der extrem nasse und kühle Sommer,
     die Rohstoffknappheit und die sehr hohen Kosten für Energie und Produktionsmittel den Verlauf und das
     Ergebnis des vergangenen Jahres beeinflusst. Wir sprachen hierüber und über die Aussichten für 2022 mit
     Verkaufs- und Marketingleiter Jo Lambrecht.

     Michael Schotten

     B
             ei Tomaten habe sich auf-     Für Tomaten war
             grund des über weite Stre-       das vergange-
             cken zu kühlen und dunklen        ne Jahr eines
     Wetters ein klarer Trend erkennen       mit Höhen und
     lassen: etwas weniger Menge, dafür    Tiefen. Zeitweise

                                                                                                                                        Fotos: BelOrta
     höhere Preise, sagt Jo Lambrecht.        konnten durch
     „Bei den Tomaten stellen wir einen     ein knappes An-
     deutlichen Mengenrückgang fest.         gebot ordentli-
     Die Spitzenproduktionen, die wir in   che Preise erzielt
     den vergangenen Jahren oft erlebt              werden.
     haben, kamen aufgrund der gerin-
     geren Sonneneinstrahlung nicht zu-
     stande. Diese kleinere Produktion,
     in Kombination mit einer geringe-
     ren Anbaufläche in Spanien und ei-
     ner Kältewelle in Südeuropa, führte
     letztlich zu besseren Tomatenprei-
     sen im Markt.“ Im Herbst hätten                            hin zu Specialty-Produkten fortge-    ausgeblieben. Dennoch war der kal-
     dann die explodierenden Preise für                         setzt. Damit ist uns der Durchbruch   te Sommer nicht gerade vorteilhaft
     Energie und Produktionsmittel und     BelOrta ist der      im Geschmacks-Segment endgültig       für den Gurkenkonsum.“
     das große Angebot an Tomaten aus      größte belgische     gelungen.“                            Ein preislich schlechtes Jahr war es
     den südlichen europäischen An-        Chicorée-Ver-        Bei den anderen Gemüsearten           Lambrecht zufolge auch für Auber-
     bauregionen die Herbst- und Win-      markter, doch        konnte man Jo Lambrecht zufolge       ginen, was auch an den großen Pro-
     terkulturen erneut unter Druck ge-    der Konsum geht      je nach Produktgruppe sehr unter-     duktionsmengen in Belgien und den
     setzt. Dennoch sei die strategische   bei den jüngeren     schiedliche Ergebnisse beobach-       Niederlanden lag. Mit fast 15.200 t
     Ausrichtung des Unternehmens bei      Belgiern zurück.     ten. Für einige Produkte, wie z.B.    lieferten die BelOrta-Erzeuger 4 %
     diesem Kernprodukt klar definiert.    Dabei kann das       Paprika, sei es ein Jahr der zwei     mehr Auberginen als 2020 an. Bes-
     „Im Segment Tomaten hat sich bei      Produkt vielfäl-     Geschwindigkeiten gewesen. „Bei       ser als im Jahr zuvor lief es dagegen
     BelOrta auch 2021 der Sortiments-     tig zubereitet       Paprika konnten wir eigentlich ei-    beim Kopfsalat, wo BelOrta auch
     wandel von den klassischen Sorten     werden.              nen guten Start sehen, der aber       ein neues Verkaufssystem installiert
                                                                dann von einem sehr schwachen         hat. „Die Produkte können nun be-
                                                                Sommer gefolgt wurde“, so Lam-        reits gekauft werden, wenn sie noch
                                                                brecht. Deutlich ausgeglichener als   auf dem Feld sind. Nach der Ernte
                                                                im ersten Corona-Jahr sei 2021 die    werden sie sofort in unsere neue Va-
                                                                Entwicklung bei Gurken verlaufen.     kuum-Kühlung verbracht, damit die
                                                                „Im Vergleich zum Vorjahr gestalte-   Einkäufer ein topfrisches Produkt
                                                                te sich die Gurkensaison insgesamt    erhalten.“
                                                                ruhiger und mit weniger Höhen
                                                                und Tiefen. Die negativen Auswir-     Ergebnisse bei Obst
                                                                kungen, die wir im ersten Jahr der
                                                                Pandemie durch die Lockdowns im       Auch im Obstbereich war 2021 ei-
                                                                HoReCa-Bereich und in der Gastro-     nes mit vielen Höhen und Tiefen. Ei-
                                                                nomie sahen, sind glücklicherweise    ne der Hauptursachen dafür war der

 6 | FRUCHTHANDEL                                                                                                                 11 I 2022
Flandern Special 2022 - Fruchthandel
FH

extrem regenreiche und zu kühle           re Sweet Royalla, eine limburgische
Sommer, worunter insbesondere die         Züchtung, die 2018 entwickelt wur-
Produktion und der Beerenkonsum           de. „In diesem Jahr wird bereits die                                                  Nachhaltigkeit
stark gelitten haben. „Während es         Hälfte der Produktion bei BelOrta                                                     im Verpackungs-
bei Erdbeeren und anderen Beeren          auf diese Varietät entfallen“, erläu-                                                 bereich: Kunst-
speziell die Sommermonate waren,          tert der Marketingleiter.                                                             stoffschalen für
die wenig Freude aufkommen lie-                                                      für Studentinnen und Studenten zu          Erdbeeren, die
ßen, es dann aber im Frühjahr und         Kampf gegen den sinken-                    entwickeln, welches er dann für sie        zu 100 % aus
Herbst gar nicht so schlecht lief, ist    den Chicorée-Konsum                        zubereitet hat.“                           recyceltem PET
die Kirschensaison mit Frösten im                                                                                               (r-PET) bestehen
Frühjahr und vielen aufgeplatzten         Ein weiteres wichtiges Ziel steht ihm      Zukünftige Aufgaben                        und selber auch
Früchten in der Hauptsaison extrem        zufolge auf der Agenda von BelOrta.                                                   wieder komplett
schlecht ausgefallen“, erläutert Jo       Nämlich, den Konsum von Chicorée           Was ist aus Sicht von Jo Lambrecht         recycelbar sind.
Lambrecht. Ein Jahr mit zwei Gesich-      zu erhöhen. Über BelOrta wird mehr         darüber hinaus noch richtungwei-
tern, dies trifft auch auf Kernobst       als die Hälfte aller in Belgien verkauf-   send für die Zukunft? „Einen beson-
zu. Während das geringe Angebot           ten Chicorée-Mengen vermarktet.            ders hohen Stellenwert hat neben
an Äpfeln im Frühjahr 2021 noch zu        Doch der Verbrauch dieses für Belgi-       unseren Produktinnovationen das
angemessenen Preisen führte, sorg-        en besonders typischen Produktes ist       Thema Nachhaltigkeit, insbeson-
te die große Ernte im Herbst in Ver-      im Heimatmarkt in den vergangenen          dere das Tray2Tray-Konzept. Dabei
bindung mit einem hohen Angebot           20 Jahren um ein Viertel zurückge-         handelt es sich um Kunststoffscha-
aus Mittel- und Osteuropa für eine        gangen, belegen aktuelle Marktda-          len für Erdbeeren, die zu 100 % aus
schwierige Marktsituation, so Jo          ten von GfK Belgium. Vor allem junge       recyceltem PET (r-PET) bestehen und
Lambrecht. Bei Birnen war es genau        Verbraucherinnen und Verbraucher           selber auch wieder komplett recy-
umgekehrt: Es gab eine große Ernte        ignorieren demnach zunehmend               celbar sind. Darüber hinaus steht
und eine schwierigere Marktsituati-       das Gemüse. Der durchschnittliche          auch unser neues EARTH-Konzept
on im Frühjahr und eine kleinere eu-      Belgier kauft heute knapp 3 kg Chi-        für Produkte, die sich in Umstellung
ropäische Ernte mit besseren Preisen      corée pro Jahr, während es vor 20          befinden von einer konventionellen
im Herbst.                                Jahren noch über 4 kg waren. Doch          zu einer biologischen Erzeugungs-
Auch im Segment Obst möchte               je höher der Altersdurchschnitt, des-      weise, im Fokus. Auf diese Weise
BelOrta zukünftig neue Akzente            to eher taucht Chicorée auch wieder        wissen die Konsumenten heute
setzen, z.B. bei belgischen Premi-        in den Top Ten der meistverkauften         schon, welche Produkte sie dem-
um-Pflaumen, die unter der Marke          Gemüse auf. „Diese Ergebnisse ha-          nächst in Bio-Qualität einkaufen
BelOplum angeboten werden. „Die           ben auch BelOrta dazu veranlasst,          können. Eines der jüngsten Mit-
Pflaumen stammen zu 100 % aus             den Kampf gegen den sinkenden              glieder der EARTH-Familie ist üb-
heimischem Anbau und werden               Konsum aufzunehmen. Vor allem              rigens die Birnensorte Qtee®, die
momentan auch nur in Belgien ver-         jüngere Menschen stehen dabei im           immer beliebter und ab 2023 auch
marktet. Aber mit ihnen demonst-          Fokus. Um ihnen den Geschmack              als Bio-Ware erhältlich sein wird“,
rieren wir über die Landesgrenzen         von Chicorée näher zu bringen und          blickt Jo Lambrecht voraus. 
hinaus, wozu unsere Erzeuger in der       sie mit weniger traditionellen Gerich-
Lage sind.“ Ebenfalls stärker im Fo-      ten zu überraschen, haben wir den          Halle 27, Stand B-06
kus stehen wird Jo Lambrecht zufol-       bekannten Küchenchef Bart Tasten-
ge zukünftig die Premium-Brombee-         hoye gebeten, ein Chicorée-Gericht

   NACHHALTIGKEIT
   Agrarprojekte zur Verwertung von Restströmen werden staatlich gefördert
   Insgesamt 13 Projekte, die sich auf die verbesserte Nutzung von Restströmen im Agrarbereich und auf die sinnvolle Verwertung in der Lebens-
   mittelkette konzentrieren, werden vom Flämischen Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei mit insgesamt 2,85 Mio Euro unterstützt. Dazu
   gehören u.a. eine innovative Verarbeitungslinie für Blumenkohl, eine optische Sortiermaschine für alle Arten von Gemüse und ein Projekt zum
   Schneiden, Verpacken und Verkaufen von in Flandern angebauten Zwiebeln. Im Oktober vorigen Jahres hatte das Ministerium darum gebeten,
   Vorschläge für Projekte im Agrar- und Lebensmittelsektor, die den Mehrwert, die Qualität und die Lebensmittelsicherheit landwirtschaftlicher
   Erzeugnisse erhöhen und Restströme verwerten, einzureichen. Eine nachhaltige Lebensmittelkette werde nicht nur durch eine nachhaltigere
   Produktion erreicht, auch die anderen Glieder der Kette müssten Maßnahmen ergreifen, hieß es damals seitens des Ministeriums. Insgesamt
   waren 31 Projekte eingereicht worden.

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Flandern Special 2022 - Fruchthandel
FH   OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

                                              Die richtige Balance finden
                                              Belgische Fruitveiling ► Durch die kleinere Birnenernte in der Europäischen
                                              Union im vergangenen Jahr wurde der Druck auch ein wenig aus dem
                                              kontinentalen Vermarktungsgeschehen genommen. Für Anbieter aus
                                              Belgien und anderen Ländern taten sich aufgrund der extrem niedrigen
                                              Birnenernte in Italien sogar zusätzliche Chancen auf. Im Gegensatz dazu
                                              fiel die EU-Apfelernte 2021 sehr üppig aus, die Folgen waren wegen des
                                              recht großen „Carry Over“ aus dem Vorjahr bis zuletzt spürbar. Wir sprachen
                                              mit Marc Evrard, Commercial Director bei der Belgischen Fruitveiling (BFV)
                                              darüber, wie der den Markt einschätzt.

                                              Michael Schotten

       Angesichts des

                          M
            steigenden             arc Evrard hat sich die        der Vermarktung mit Sommeräpfeln         vor dem Hintergrund der großen
         Kostendrucks              Marktsituation genau ange-     ist laut Marc Evrard zunächst noch       Lagerbestände an Äpfeln zumindest
       ist es aus Sicht            schaut und hat keinen Zwei-    gut gewesen, dann hätten sich die        eine Hürde weniger, die wir nehmen
     von Marc Evrard      fel daran, dass die Überproduktion      großen Bestände jedoch zuneh-            müssen.“
          erforderlich,   vor allem mit den großen Mengen in      mend bemerkbar gemacht. Der
      noch effizienter    Osteuropa, insbesondere in Polen,       Abbau der Lagerbestände werde            Situation bei Birnen
      und profitabler     zu tun hat. „Es ist ja nicht nur die    bis zum Beginn der neuen Saison
            zu werden.    riesige Menge, die dort im vorigen      dauern. „Möglicherweise werden           Bei Birnen sind die Lagerbestän-
                          Jahr geerntet werden konnte. Nach       wir jedoch weniger Druck sehen,          de laut Marc Evrard derzeit noch
                          wie vor ist es ja auch so, dass die     der von Überseeware ausgeht. Das         nicht so niedrig, wie ursprünglich
                          osteuropäische Produktion nicht so      Preisniveau für Äpfel ist in Europa      angenommen. „Ein Vorteil in die-
                          kostenintensiv ist wie bei uns. Und     nämlich derzeit recht niedrig, so-       ser Saison ist aber, dass wir deut-
                          natürlich sind wir immer wieder von     dass sich der Markteintritt für An-      lich weniger kleinfallende Früchte
                          Neuem mit dem niedrigen Preisni-        bieter aus der Südlichen Hemisphä-       vermarkten müssen, was generell
                          veau osteuropäischer Anbieter kon-      re eher schwierig gestalten dürfte.      immer schwieriger ist. Natürlich
                          frontiert“, sagt Marc Evrard. Dies      Außerdem wirken sich in Ozeanien,        kommen uns auch die kleineren
                          wirke sich vor allem auf die Apfel-     vor allem in Neuseeland, die Co-         Erntemengen in Italien und Spani-
                          sorten und Produktgruppen aus, bei      rona-bedingten Engpässe bei den          en entgegen, sodass ich insgesamt
                          denen auch Belgien aktiv sei, z.B.      Saisonarbeitskräften aus. Das ist        von einer recht guten Ausgansla-
                          auf die Jonagold-Gruppe. Um die
                          riesigen Erntemengen richtig ein-
                          schätzen zu können, müsse man nur
                          die Pro-Kopf-Produktion in West-
                          und Osteuropa miteinander verglei-
                          chen. „Während in den wichtigsten
                          westeuropäischen Anbauregionen
                          wie Italien, Frankreich, Deutschland,
                          Belgien oder den Niederlanden, um
                          die 25 kg Äpfel pro Kopf produziert
                          werden, sind es in Polen 125 kg pro
                          Kopf. Wenn man sich noch vor Au-
                          gen führt, dass der Apfelkonsum in
                                                                                                                                             Fotos: Belgische Fruitveiling

                          Polen traditionell eher niedrig ist,
                          dann kann sich jeder sehr gut vor-
                          stellen, wie hoch der Druck auf den
                          Gesamtmarkt tatsächlich ist, der
                          von dort ausgeht.“
                          Erschwerend komme hinzu, dass
                          auch der Apfelkonsum im übrigen         Die Club-Birne Sweet Sensation gibt es zwar schon länger. Im Zuge des Trends
                          Europa eher rückläufig sei. Der Start   zu kompakten Red Blush-Birnen hat sie jedoch neue Impulse erhalten.

 8 | FRUCHTHANDEL                                                                                                                      11 I 2022
Flandern Special 2022 - Fruchthandel
FH

  Es ist nicht nur China, das für alle im Fruchthan-
  del interessante Perspektiven bietet. Im asiati-
  schen Raum bringen auch Thailand oder Vietnam
  sehr gute Voraussetzungen mit.“
                                           Marc Evrard

ge für belgische Birnen sprechen                 Belgische
möchte. Das gilt im Übrigen für alle          Conference-
Qualitäten und Größen. Aber aus-          Birnen unter der
ruhen dürfen wir uns darauf nicht,            Marke Truval
sondern wir müssen unsere Arbeit                              Pünktlichkeit von Lieferungen gera-        „Die größte Herausforderung ist,
konzentriert fortsetzen.“ Ein wei-                            de zu Beginn neuer Vereinbarungen          dass die Teuerung so plötzlich und
terer Vorteil bestehe darin, dass die                         von größter Wichtigkeit. Und Po-           auf so breiter Front kam, ohne ein
Nachfrage sowohl nach Birnen der                              tenzial für neue Märkte sieht Marc         entsprechendes Preisniveau für un-
Klasse I als auch Klasse II hoch sei.                         Evrard durchaus. „Es ist nicht nur         sere Produkte ist das nicht zu kom-
Die Herausforderung liege darin,                              China, das für alle im Fruchthan-          pensieren. Das müssen auch unsere
die richtige Balance zwischen den                             del interessante Perspektiven bie-         Kunden verstehen, mit denen wir
beiden Klassen zu finden. „Preislich                          tet. Im asiatischen Raum bringen           ganz offen darüber reden. Aber es
waren sie nämlich gar nicht so weit                           auch Thailand oder Vietnam sehr            zwingt uns natürlich auch dazu, bei
auseinander“, betont Marc Evrard.                             gute Voraussetzungen mit, in den           allen Prozessen noch effizienter und
Die richtige Balance zu finden be-                            Amerikas sehe ich gute Möglichkei-         profitabler zu werden und darüber
treffe nicht nur die Hauptsorte Con-                          ten in den USA – vor allem entlang         hinaus ein intelligentes Risiko-Split-
ference, sondern auch alle anderen                            der Ostküste – darüber hinaus aber         ting zu betreiben“, so Marc Evrard.
Varietäten im Angebotsportfolio.                              auch in Kanada und Mexiko.“                Grundlage hierfür sei ein sorgfälti-
Großes Potenzial sieht er auch für                                                                       ges Austarieren von Angebot und
die Club-Birne Sweet Sensation, die                           Aktuelle                                   Marktnachfrage. „Damit meine
es zwar schon länger gibt, die aber                           Herausforderungen                          ich, dass es bei manchen Produk-
im Zuge des Trends zu kompakten                                                                          ten sinnvoll ist, sich eher auf den
Red Blush-Birnen neue Impulse er-                             Doch wie alle Betriebe und Unter-          heimischen Markt zu konzentrieren
halten hat. Große mediale Aufmerk-                            nehmen, die im Obst- und Gemü-             während es bei anderen mehr Sinn
samkeit hatte zuletzt auch die rote                           sebereich aktiv sind, so muss auch         macht, sich stärker auf den Export
Conference-Birne erhalten, die von                            die Belgische Fruitveiling erst einmal     auszurichten. Wenn von Diversifizie-
BFV nach China verschifft worden                              mit den explodierenden Kosten klar-        rung die Rede ist, gehört das unbe-
war. Marc Evrard relativiert jedoch                           kommen. Rohstoffe, Dünge- und              dingt mit dazu.“ 
etwas die Bedeutung, die die Red                              Pflanzenschutzmittel, Energien und
Conference zumindest zum jetzigen                             Treibstoffe – alles hat sich inner-        Halle 27, Stand C-13
Zeitpunkt hat. „Es ist zweifellos eine                        halb kurzer Zeit extrem verteuert.
hervorragende Birne, aber es sind
derzeit nur sehr kleine Mengen in
einer Größenordnung von ca. 20 t,
die wir dorthin vermarkten. Die Re-
                                             HAFEN ANTWERPEN
aktionen, die wir von chinesischer           Mehr Kühlcontainer umgeschlagen
Seite erhalten haben, waren aller-
                                             trotz globaler Logistikkrise
dings sehr viel versprechend.“
Dass die globalen Lieferketten der-          Obwohl die globale Logistikkette 2021 vor nie dagewesenen Herausforderungen stand, wurden im
zeit immer noch sehr anfällig für            Hafen von Antwerpen erneut mehr Kühlcontainer umgeschlagen. Die Gesamtzahl stieg im Vergleich
Störungen sind, sei auf jeden Fall           zu 2020 um 2,7 %. Somit wurde zum zweiten Mal in Folge die Marke von einer Million TEU an
spürbar, betont Marc Evrard. Bislang         betriebsbereiten Kühlcontainern überschritten. Das Wachstum war der Hafengesellschaft zufolge
habe die Ware aber glücklicherweise          hauptsächlich auf einen Anstieg des Exportvolumens um 6 % zurückzuführen. Etwa 60 % der
noch immer die Endkunden erreicht.           im Hafen von Antwerpen umgeschlagenen Container sind für die Ausfuhr bestimmt. Der Anteil
Dass sich die Supply Chains wieder           des Kühlcontaineraufkommens (in TEU) beträgt 8,2 % des gesamten Containerverkehrs im Hafen.
stabilisieren, sei auch mit Blick auf        Auffallend an den Jahreszahlen Zahlen ist die Zunahme der konventionellen Kühltransporte, deren
die Erschließung zukünftiger Markt-          Volumen um 6 % stieg.
potenziale von großer Bedeutung.
Schließlich sind Zuverlässigkeit und

11 I 2022                                                                                                                      FRUCHTHANDEL | 9
Flandern Special 2022 - Fruchthandel
- Nachhaltige Erzeugung
- Extra-Qualität
- Von Familienbetrieben

FLANDRIA:
PRÜFSIEGEL-GEMÜSE

- Vollmundiger Geschmack
- Erntefrisch vom Nachbarn
- Ein Blickfang im Gemüseregal

                 LAVA cvba
                 Tiensevest 136, B-3000 Leuven
                 lava@lava.be
FLANDRIA:
EINFACH GUT. MIT VIEL HERZBLUT!

“Effizienz in puncto Energie
 und Rohstoffe. Eine Herausforderung,
 der wir uns täglich stellen.”

 Flanderns Agrar-Marketing-Büro
 Koning Albert II-laan 35 bus 50, B-1030 Brüssel
 vlam.belg.agrar@t-online.de
                                                   Finanziert mit Fördermitteln
                                                   der Europäischen Union         www.flandria.be
FH   OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

     BelOrta und Belgische Fruitveiling setzen auf
     Zusammenarbeit und Integration
     Absichtserklärung ► Die Vorstände von BelOrta und der Belgischen Fruitveiling (BFV) haben am 23. Februar
     eine Absichtserklärung in Bezug auf eine intensivere Zusammenarbeit und Integration genehmigt. Im Laufe
     des Jahres 2021 fanden die ersten Sondierungsgespräche statt, die in den vergangenen Monaten vertieft und
     kürzlich mittels einer Absichtserklärung offiziell bekräftigt worden sind.

     B
            eide belgischen Genossen-
            schaften bündeln ihre Kräfte
            demnach im Hinblick auf eine
     noch größere Schlagfähigkeit und
     Kosteneffizienz. Eine Entwicklung,
     die sowohl den Züchtern (bestmög-
     liche Preise am Markt) als auch den
     Kunden (herausragender Service) zu
     Gute kommen kann. „Die Unter-
     zeichnung dieser Absichtserklärung
     stellt einen wichtigen Meilenstein
     dar. Damit festigen wir unsere Po-
     sition als führender Anbieter von
     lokal und nachhaltig angebautem
     Obst und Gemüse. Und zwar so-
     wohl auf dem Inlandsmarkt als auch
     auf den mehr als 70 Exportmärk-

                                                                                                                                             Foto: VLAM
     ten weltweit. Gemeinsam zählen
     wir gut 1.400 aktive Erzeuger, ver-
     teilt über ganz Belgien sowie die
     Grenzregion mit den Niederlanden.
     Gemeinsam können wir damit un-          Beide belgischen     schnell, dass wir vom selben lang-      erwachsen. Weitere Informationen
     serem Grundprinzip – von, für und        Genossenschaf-      fristigen Leitbild geprägt sind und     werden folgen, sobald alle diesbe-
     durch Züchter – noch besser Aus-             ten bündeln     es bereits eine Vielzahl von Überein-   züglichen Einzelheiten besprochen
     druck verleihen“, sagen Philippe           ihre Kräfte im    stimmungen in den Bereichen Un-         worden sind.
     Appeltans (Geschäftsführer BelOrta)     Hinblick auf eine    ternehmenskultur und Werte gibt.
     und Marc Grauwels (Hauptge-                 noch größere     Diese Übereinstimmungen stärken         Über die Unternehmen
     schäftsführer BFV).                      Schlagfähigkeit     uns in der Überzeugung, dass wir
     Ludo Lousbergh (BFV-Vorsitzender)        und Kosteneffi-     zu einer intensiven Zusammenarbeit      • BelOrta (mit operativen Nieder-
     und Dirk Bertels (BelOrta-Vorsitzen-                zienz.   übergehen können. Ein wichtiger            lassungen in Sint-Katelijne-Waver,
     der) fügen hinzu: „Unsere Erzeuger                           Schritt für die weitere Entwicklung        Borgloon und Zellik) ist eine belgi-
     stehen vor riesigen Herausforderun-                          des belgischen Obstsektors.“               sche Genossenschaft mit 950 lo-
     gen u.a. in den Bereichen Rentabi-                           In der nächsten Gesprächsphase             kalen Gemüse- und Obstzüchtern.
     lität, Kostenkontrolle, Nachhaltig-                          werden wir uns auf konkrete Initia-        Gemeinsam erzeugen sie jährlich
     keit, Innovation und Digitalisierung.                        tiven konzentrieren, die aus der Un-       ein Sortiment aus mehr als 170
     Bei unseren Gesprächen zeigte sich                           terzeichnung der Absichtserklärung         Gemüse-, Obst- und Kräutersor-
                                                                                                             ten.
                                                                                                          • Die Belgische Fruitveiling (mit
                                                                                                             operativen Niederlassungen in
                                                                                                             Sint-Truiden, Glabbeek und Vra-
                                                                                                             sene) ist eine belgische Genossen-
                                                                                                             schaft mit mehr als 470 lokalen
                                                                                                             Obstzüchtern. Gemeinsam erzeu-
                                                                                                             gen sie jährlich ein umfassendes
                                                                                                             Sortiment an lokal angebautem
                                                                                                             Hart- und Weichobst. 

 12 | FRUCHTHANDEL                                                                                                                      11 I 2022
FH

Nachhaltigkeit auf breiter Ebene
VBT ► In einem führenden belgischen Gartenbaubetrieb wurde Anfang dieses Jahres der
Nachhaltigkeitsbericht 2021 vom Verband der Belgischen Gartenbaugenossenschaften (VBT) vorgestellt. Ein
erstes Exemplar wurde bei diesem Anlass auch an Landwirtschaftsministerin Hilde Crevits übergeben. Mit
dem gemeinsamen Projekt „Responsibly Fresh Goodness by nature“ arbeiten die Erzeugergenossenschaften
und die 3.400 Erzeuger weiter an einer nachhaltigen Entwicklung der Branche.

I
   m Februar 2019 hatte der bel-                                                                        internationale Zertifikat der UN und
   gische         genossenschaftliche                                                                   Cifal Flanders/UNITAR, nämlich SDG

                                                                                            Foto: VBT
   Obst- und Gemüsesektor die                                                                           Pioneer. Einzelheiten über die Charta
Fortführung des kollektiven Nach-                                                                       und die konkreten Maßnahmen der
haltigkeits-Projekts    angekündigt.                                                                    Erzeugerorganisationen findet man
Mit dem Vorläufer Responsibly Fresh                                                                     auf deren Website und/oder in ihrem
hatten sich die Erzeugerorganisatio-                                                                    jeweiligen Nachhaltigkeitsbericht.
nen (EO‘s) und ihre Produzenten be-                                                                     • Die genossenschaftlichen Erzeuger
reits im Zeitraum von 2012 bis 2018                                                                     verfügen über ein gültiges Zertifikat
an die Arbeit gemacht. Mit „Res-                                                                        für den Vegaplan-Standard für die
ponsibly Fresh Goodness by nature“                                                                      pflanzliche Primärproduktion und/
bestätigen die Teilnehmer nun, dass                                                                     oder den GLOBALG.A.P.-Standard
sie den Weg einer nachhaltigen                                                                          für Integrierte Landwirtschaft (IFA).
Entwicklung konsequent weiter-                                                                          Dies ist eine Bedingung der EO‘s für
gehen wollen. Die Vorsitzende des                                                                       den Marktzugang.
Verbands der belgischen Garten-                                                                         • Die EO‘s arbeiten auch an der nach-
baugenossenschaften (VBT), Rita                                                                         haltigen Entwicklung der Arbeitsbe-
Demaré, erklärt: „Der Sektor bleibt                                                                     dingungen. Seit 2017 werden die
von Natur aus verantwortungsbe-                                                                         Erzeuger, die Mitglieder der Erzeu-
wusst. Die Grundlinie ‚Goodness            Aus Sicht von   auf die Lebensmittelsicherheit und           gerorganisationen sind, nach dem
by nature‘ bringt neben ‚Fresh‘            VBT-General-    den bewussten Umgang mit Le-                 GLOBALG.A.P.-Sozialmodul GRASP
noch einmal zum Ausdruck, dass              sekretär Luc   bensmitteln.                                 (GLOBALG.A.P. Risk Assessment on
Obst- und Gemüseprodukte von                 Vanoirbeek    • Die Branche setzt sich für einen           Social Practice) bewertet. Daher wer-
Natur aus gesund sind.“ Mit „Res-        ist Nachhaltig-   Fortschritt ein, der natürliche Ele-         den die EO’s nach dem Sozialmodul
ponsibly Fresh Goodness by nature“      keit ein Prozess   mente respektiert, indem er Obst             FIAS (Freiwillige QS Inspektion Ar-
knüpfen der VBT, die Erzeugerorga-      und daher auch     und Gemüse mit minimalen Aus-                beits- und Sozialbedingungen) des
nisationen und die 3.400 genossen-        niemals abge-    wirkungen auf die Umwelt und die             deutschen Qualitätssystems Qualität
schaftlichen Gärtner ganz bewusst             schlossen.   Umgebung anbaut.                             und Sicherheit GmbH (QS) bewertet.
an die Sustainable Development                                                                          Sowohl die Erzeugerorganisatio-
Goals (SDG‘s) der Vereinten Natio-                         Externe Zertifizierung                       nen als auch die Erzeuger wurden
nen an. Die Maßnahmen und Be-                                                                           zu einer Reihe von Schlüsselele-
mühungen sind auch in die From                             Bei der externen Zertifizierung sind         menten der nachhaltigen Entwick-
farm to fork-Strategie der Europä-                         wiederum drei Bereiche entschei-             lung befragt und die Ergebnisse in
ischen Kommission eingebettet.                             dend:                                        den Nachhaltigkeitsbericht aufge-
Konkret stützt sich das kollektive                         • Die Erzeugerorganisationen haben           nommen. VBT-Generalsekretär Luc
Nachhaltigkeitsprojekt auf drei Säu-                       ihre Teilnahme an der Voka-Charta            Vanoirbeek erklärt: „Der VBT hat
len:                                                       für nachhaltiges Unternehmertum              sich zusammen mit seinen Mitglied-
• Die Produzenten entscheiden sich                         (VCDO) erneuert. Da sie innerhalb            sorganisationen und den 3.400 an-
bewusst für einen kooperativen An-                         von fünf Jahren dreimal ein VC-              geschlossenen Erzeugern zum Ziel
satz nach dem Motto „gemeinsam                             DO-Zertifikat erhielten, jedes Mal           gesetzt, auf den Nachhaltigkeitsiniti-
ist man stärker“, denn gemeinsam                           zehn Aktionen in mindestens vier der         ativen der vergangenen Jahre aufzu-
sind sie stärker.                                          fünf Säulen (Menschen, Planet, Part-         bauen und gemeinsam fortzusetzen.
• Obst und Gemüse sind von Natur                           nerschaften, Frieden, Wohlstand)             Nachhaltigkeit ist ein Prozess und
aus gesund. Sie bieten eine Fülle                          positiv bewertet wurden und Aktio-           daher niemals abgeschlossen. Wenn
von Geschmacksrichtungen und tra-                          nen in jedem der 17 SDG-Bereiche             wir weiterhin mit Enthusiasmus zu-
gen zu einer abwechslungsreichen                           durchgeführt wurden, erhielten die           sammenarbeiten, werden wir mit Si-
Ernährung bei. Der Sektor achtet                           Produzentenorganisationen auch das           cherheit Fortschritte machen.“ 

11 I 2022                                                                                                                   FRUCHTHANDEL | 13
FH   OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

     Gemeinsam die Zukunft gestalten
     REO Veiling | Coöperatie Hoogstraten ► Die beiden flämischen Traditionsversteigerungen REO Veiling
     und Coöperatie Hoogstraten haben Anfang Februar Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss
     aufgenommen. Zuvor hatten die Leitungsgremien der beiden Obst- und Gemüsegenossenschaften grünes
     Licht für die weitere Ausarbeitung einer möglichen Fusion gegeben. Nach ersten Sondierungsgesprächen
     sind beide Parteien überzeugt, dass sie eine weitere Integration prüfen sollten

     Michael Schotten

     G
             emeinsam will man nun –

                                                                                                                                          Fotos: REO
             auch angesichts des enorm
             gestiegenen Kostendrucks,
     der durch die Pandemie noch ver-
     stärkt wurde – die drängenden Auf-
     gaben der Zukunft angehen. Die Di-
     rektoren der beiden Unternehmen
     Paul Demyttenaere (REO Veiling)
     und Hans Vanderhallen (Coöperatie
     Hoogstraten) erläutern gegenüber
     dem Fruchthandel Magazin Hinter-
     gründe und Ziele des Vorhabens.
     Wie Paul Demyttenaere und Hans
     Vanderhallen betonen, verfolgen
     „zwei gesunde, lokal verankerte
     Organisationen“ auch weiterhin das
     vorrangige Ziel, eine gemeinsame,
     zukunftsorientierte Genossenschaft
     zu entwickeln, die den größtmögli-
     chen Mehrwert für die angeschlos-            REO Veiling    tensiv zusammen. Ein Zusammen-         ratie Hoogstraten und REO Veiling
     senen Erzeugerbetriebe gewähr-          erzielte im Jahr    schluss würde ihnen jedoch mehr        ergänzen sich ganz klar in ihrer geo-
     leistet. Diesen zukunftsorientierten         2021 einen     Möglichkeiten bieten, sowohl auf       grafischen Abdeckung. Gemeinsam
     Prozess wolle man als „gleichbe-        Produktumsatz       interne Herausforderungen als auch     können wir eine Verbindungsachse
     rechtigte Partner angehen, die sich        von 219 Mio      auf externe Chancen entschlosse-       im Herzen Europas bilden. Indem
     auf gegenseitigen Respekt und den               Euro. Die   ner zu reagieren, sind beide Seiten    wir unsere Kräfte bündeln, machen
     Glauben an die guten Absichten des      Genossenschaft      überzeugt. Hans Vanderhallen sagt      wir einen entschlossenen Schritt zu
     jeweils anderen stützen.“                 mit Hauptsitz     dazu: „In einem Kontext, in dem        mehr Handlungsfähigkeit. Die Bün-
     In der Tat sind sich die beiden Ge-         in Roeselare    die sektoralen Herausforderungen       delung der Kräfte führt zum Kern
     nossenschaften untereinander nicht      hat traditionell    noch nie so zahlreich waren, kön-      der gemeinsamen Marktorganisa-
     fremd. Sie arbeiten seit Jahren in            eine breite   nen wir gemeinsam viel effizienter     tion, nämlich zu einem größeren
     verschiedenen Dachverbänden und         Produktpalette      auf die Bedürfnisse des Marktes        konsolidierten Angebot, das unsere
     bei einer Reihe von Projekten in-      mit einem hohen      reagieren. Untrennbar damit ver-       Marktposition stärkt.“
                                            Anteil an Feldge-    bunden ist das Bestreben, unsere
                                                        müse.    interne Organisation und Arbeits-      Gute Umsätze können
                                                                 weise auf ein höheres Niveau zu        trügerisch sein
                                                                 bringen. Der größere Umfang wird
                                                                 zusätzliche Möglichkeiten bieten,      Viele Unternehmen in Europa – so-
                                                                 sich auf den Aufbau einer stärke-      wohl Lieferanten als auch Kunden
                                                                 ren Organisation zu konzentrieren.“    im Lebensmitteleinzelhandel – ha-
                                                                 Auch für Paul Demyttenaere liegen      ben in den beiden vergangenen
                                                                 die Vorteile auf der Hand: „Coöpe-     Jahren immer wieder feststellen
                                                                                                        müssen, dass durch die Pandemie
                                                                 Tomaten sind für REO vor Porree nach   und ihre Begleitumstände enorme
                                                                 wie vor das wichtigste Gemüse, an      Zusatzkosten entstehen. Mehrkos-
                                                                 dritter Stelle folgen Erdbeeren.       ten, die kaum noch zu kontrollieren

 14 | FRUCHTHANDEL                                                                                                                  11 I 2022
FH

                                               die Personalkosten steigen stark an.
Der Zusammenschluss ist eine bewusste

                                                                                        Fotos(2):Coöperatie Hoogstraten
                                               Die höheren Kosten haben dazu ge-
Entscheidung, um ein noch stärkerer und        führt, dass einige Produktionssyste-
flexiblerer Partner in einem zunehmend         me unter Druck geraten sind. In den
                                               letzten Jahren haben sich der ganz-
konsolidierten Markt zu sein.“
                                               jährige Anbau und die lokale Pro-
                                               duktion mit Beleuchtung durchge-
                           Paul Demyttenaere
                                               setzt. Aufgrund der derzeit hohen
                                               Energiepreise steht die Rentabilität
     sind. Und weil die Obst- und Ge-          jedoch stark unter Druck. Und für
     müsebranche auch schon vor der            die Erzeuger ist es nicht einfach, die
     Pandemie enorm unter Kostendruck          gestiegenen Kosten weiterzugeben,
     stand, trifft es sie nun umso härter.     sie passen daher ihren Anbau oder
     Auch die Cöperatie Hoogstraten            ihre Anbautechniken an.“
     ist davon trotz eines Rekordumsat-        Als Reaktion darauf haben viele
     zes von 302 Mio Euro im Jahr 2021         europäische Erzeugerbetriebe bei
     nicht verschont geblieben, zumal          energieintensiven Kulturen wie To-
     auch die Wetterbedingungen un-            maten entweder später gepflanzt
     günstiger als im ersten Jahr der Pan-     oder auf Gurken umgestellt, auch in
     demie waren. Während bei Tomaten          Flandern. In der Folge ist das Toma-
     im Jahresdurchschnitt noch recht          tenangebot momentan um rund die           Der Coöperatie                   tendenzen, die es schon lange davor
     ordentliche Preise realisiert werden      Hälfte zurückgegangen.                   Hoogstraten sind                  gegeben hat. Die Anforderungen
     konnten, waren die Obstpreise letz-                                                    mehr als 200                  des internationalen Lebensmit-
     tes Jahr ziemlich unberechenbar mit       Ausblick in die Zukunft                   aktive Erzeuger                  teleinzelhandels haben sich in den
     abwechselnden Hochs und Tiefs.                                                       angeschlossen.                  vergangenen 20 Jahren so sehr ver-
     „Die Umsätze sind häufig nur die ei-      Die beabsichtigte Fusion der Tra-                                          ändert, dass auch die Lieferanten
     ne Seite der Medaille“, betont Hans       ditionsveilingen ist aber nicht aus-                                       ihre Strukturen in der Produktion,
     Vanderhallen. „Die Energiepreise          schließlich eine Reaktion auf die                                          in der Warenlogistik und im Vertrieb
     haben sich vervielfacht, Düngemit-        Folgen der inzwischen mehr als zwei                                        ständig anpassen mussten. Die Fol-
     tel und Verpackungen sind um bis          Jahre dauernden Corona-Pandemie,                                           ge war eine zunehmende Konzent-
     zu 70 % teurer geworden, und auch         sondern auch auf Konsolidierungs-                                          ration auf Anbieterseite. Die aus der
                                                                                                                          Pandemie resultierende Kostenex-
                                                                                                                          plosion macht weitere Anpassungen
                                                                                                                          erforderlich.
                                                                                                                          Für die Zukunft sehen Paul Demy-
                                                                                                                          ttenaere und Hans Vanderhallen
                                                                                                                          ihre Veilingen durch den Zusam-
                                                                                                                          menschluss in einer neuen Orga-
                                                                                                                          nisation gut aufgestellt. „Der Zu-
                                                                                                                          sammenschluss ist eine bewusste
                                                                                                                          Entscheidung, um ein noch stärke-
                                                                                                                          rer und flexiblerer Partner in einem
                                                                                                                          zunehmend konsolidierten Markt
                                                                                                                          zu sein. Wir haben einen sorgfäl-
                                                                                                                          tig ausgearbeiteten Plan, der von
                                                                                                                          den Boards beider Unternehmen
                                                                                                                          unterstützt wird“, sagt Paul Demy-
                                                                                                                          ttenaere. Wenn alles wunschgemäß
                                                                                                                          läuft, dann soll die Fusion im dritten
                                                                                                                          Quartal dieses Jahres konkrete Ge-
                                                                                                                          stalt annehmen. 

     Hoogstraten ist bekannt für seine qualitativ hochwertigen Erdbeeren.                                                 Halle 27, Stand A-09 und B-08

     11 I 2022                                                                                                                                FRUCHTHANDEL | 15
FH   OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

     Vorläufige Prognose für die kommenden Wochen
     LAVA ► Genaue Vorhersagen über zukünftige Angebotsmengen zu machen, ist in der Obst- und
     Gemüsebranche im wahrsten Sinne des Wortes von Natur aus schwierig. Das Klima und kurzfristige
     Wetterereignisse können dazu führen, dass Prognosen korrigiert werden müssen. Auch andere Faktoren
     wie die derzeit enorm hohen Energiepreise und weitere ungünstige Begleitumstände sind kaum oder gar
     nicht zu beeinflussen. Infolgedessen handelt es sich bei dieser Anfuhr-Prognose von LAVA auch nur um eine
     vorläufige Schätzung für die kommenden Wochen.

                                                                                       nis der Farben besser an die Nachfrage angepasst ist. Bei
                                                                                       den größeren Sorten „+85 mm“ und „+95 mm“ ist das
                                                                                       Angebot sicherlich ausreichend. Wie immer beginnen
                                                                                       wir im Monat März mit der Farbe Grün. Auch hier wird
                                                                                       die Produktion etwas später anlaufen, so dass Rot, Gelb
                                                                                       und Orange zu diesem Zeitpunkt nur begrenzt verfüg-
                                                                                       bar sein werden.
                                                                                       Volumen grün: im Monat März (Woche 11-13):
                                                                                       100.000-250.000 kg/Woche und im April (Woche 14-
                                                                                       17): 250.000-550.000 kg/Woche
                                                                                       Volumen rot: Im Monat April (Woche 14-17): 300.000-
                                                                                       650.000 kg/Woche
                                                                          Fotos:VLAM

                     Tomaten: Die Produktion ist demnach etwas später an-
                     gelaufen, aber in den kommenden Monaten werden die
                     Mengen das richtige Niveau erreichen und man werde
                     die wichtigsten Märkte ausreichend beliefern können.
                     Grundsätzlich bleibe die Tatsache, dass alle Sorten vor
                     der Vermarktung getestet werden, ein wichtiger Mehr-
                     wert für Flandria: Nur Qualitätsprodukte mit gutem Ge-
                     schmack werden akzeptiert.
                     Lose Ware: im März (Wochen 11-13) haben wir noch
                     ein begrenztes Angebot von 400.000 kg bis 700.000 kg
                     pro Woche. Aber ab April wird das Volumen wahr-
                     scheinlich auf über 2.000.000 kg pro Woche ansteigen.
                     Ab Mai wird die belgische Hochsaison auf Hochtouren
                     laufen und möglicherweise im Juli einen Höchststand
                     von 4.000.000 kg pro Woche erreichen, und zwar bis
                     zum Ende des Sommers.                                             Volumen gelb: Im Monat April (Woche 14-17): 120.000-
                     Rispentomaten: die Menge ist identisch, auch hier be-             250.000 kg/Woche
                     ginnt die Produktion etwas später, aber wir hoffen auf
                     einen sonnigen Frühling, der die Produktion beschleu-             Gurken: Bei diesem Produkt ist ein späterer Start und
                     nigen wird.                                                       ein leichter Rückgang der Anbaufläche zu beobachten.
                     Für den Rest des Monats März (Wochen 11-13) erwar-                Dennoch gibt es ein reichliches Angebot an Flandria-
                     ten wir Mengen zwischen 700.000 kg und 1.000.000 kg               Qualitätsgurken. Je nach Wetterlage erwarten wir
                     pro Woche. Im Monat April könnte diese Menge weiter               im März (Wochen 11-13) zwischen 2.500.000 und
                     auf über 3.000.000 kg/Woche ansteigen. Und zu Beginn              4.500.000 Stück/Woche. Ab der 14. Woche steigen
                     des Sommers können diese Mengen 5.000.000 kg/Wo-                  diese Zahlen beträchtlich an, und bis Ende April ist mit
                     che übersteigen.                                                  einem Angebot von rund 7.500.000 Stück pro Woche
                                                                                       zu rechnen.
                     Paprika: Innerhalb unseres Paprikaangebots haben
                     wir in diesem Jahr eine leichte Ausweitung festgestellt,          Auberginen: keine Veränderung gegenüber den Vor-
                     hauptsächlich bei der gelben Ware, so dass das Verhält-           jahren. Wir rechnen mit einem ausreichenden Angebot

 16 | FRUCHTHANDEL                                                                                                                     11 I 2022
FH

bereits ab März. In Woche 11 erwarten wir ein Angebot
von etwa 200.000 kg, das sich bis Woche 16 verdop-
peln dürfte. Ab der 17. Woche erwarten wir 500.000-
600.000 kg/Woche, und gegen Ende Mai 700.000 kg/
Woche.

Porree: reichliches Angebot von guter Qualität, auch
dank des milderen Winters in Belgien, der zu keinen
Frostschäden beim Lauch führte. Die Menge an frischem
Flandria-Porree sollte im März und April (Woche 11 bis
17) zwischen 1.600.000 kg und 2.100.000 kg/Woche
liegen.

Kopfsalat: stabil, wenig Veränderung im Vergleich zum
Vorjahr. Sehr hohe Qualität, frisches Produkt, sowohl of-
fenes Feld als auch Wassersystem an den Rinnen. Für
den Rest des Monats März erwarten wir ein Volumen
zwischen 1.300.000 und 1.500.000 Stück/Woche. Im
April rechnen wir mit einem leicht höheren Angebot von              Multicolor werden im März und April durchschnittlich
1.500.000 bis 1.800.000 Stück/Woche.                                200.000 Stück/Woche erwartet, bei Lollo Bionda durch-
                                                                    schnittlich 150.000 Stück/Woche und bei Lollo Rossa
                                                                    durchschnittlich 30.000 Stück/Woche. Die Mengen bei
                                                                    Grünem Eichblattsalat werden im März und April vor-
                                                                    aussichtlich bei durchschnittlich 30.000 Stück/Woche
                                                                    und bei Rotem Eichblattsalat bei durchschnittlich 25.000
                                                                    Stück/Woche liegen.

                                                                    Blumenkohl: Das Angebot an Blumenkohl beginnt in
                                                                    Belgien erst im Mai an Fahrt aufzunehmen. Wir erwar-
                                                                    ten ein größeres Angebot als in den Vorjahren, die Sai-
                                                                    son läuft von Ende Mai bis Ende November mit voraus-
                                                                    sichtlich durchschnittlich rund 300.000 Stück/Woche.

                                                                    Chicorée: Die Produktion von belgischem Chicorée
                                                                    läuft seit einigen Jahren auf Hochtouren, das Angebot
                                                                    wächst von Jahr zu Jahr, und auch für 2022 erwarten wir
                                                                    ein Jahr mit frischem, hochwertigem Chicorée. Die kom-
Salatspezialitäten: Wir erwarten einen leichten An-                 menden Wochen (Woche 11 bis 13) bleiben wir in der
stieg des Volumens im Vergleich zum letzten Jahr. Bei               belgischen Hochsaison für Chicorée, wir erwarten eine

   107. Jahrgang (gegründet 1916)                  REDAKTION
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                                                   Tel. +49-(0)211-9 91 04-12 I abos@fruchthandel.de
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FH   OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

                     wöchentliche Lieferung von 1.000.000 kg bis 1.250.000
                     kg. Im April werden wir die Mengen in aller Ruhe auf
                     950.000 kg bis 900.000 kg pro Woche reduzieren.

                     Feldsalat: Im März können wir immer mit 40.000 bis
                     45.000 kg pro Woche rechnen. Im April erwarten wir
                     mehr oder weniger die gleichen Zahlen: zwischen
                     30.000 und 45.000 kg/Woche. Zum Sommer hin wird
                     das Angebot etwas geringer, aber wohl stabil sein.

                     Kohlarten: (Rot-, Weiß- und Chinakohl sowie Knollen-
                     sellerie): Bis Juni haben wir eine konstante Versorgung
                     mit hochwertigem Weiß- und Rotkohl. Im März werden
                     dies noch Mengen von durchschnittlich 200.000 Stück
                     Weißkohl/Woche und 100.000 Stück Rotkohl/Woche
                     sein. Für Knollensellerie erwarten wir ein ausreichendes
                     Angebot von durchschnittlich 200.000 Stück/Woche im
                     März und von durchschnittlich 130.000 Stück/Woche im               Spargel: Die belgische Spargelsaison hat im Februar
                     April.                                                             begonnen (mit geschütztem Anbau) und ab Mitte April
                                                                                        wird die Produktion im Freien stattfinden. Wir erwarten
                     Rosenkohl: Die belgische Rosenkohlsaison dauert von                gute Mengen dieses ‚weißen Goldes‘, etwas weniger je-
                     September bis April. Die Mengen sind im Vergleich zu               doch als im letzten Jahr, und das Angebot ist natürlich
                     den Vorjahren leicht gestiegen, weil die Anbaufläche in            auch sehr wetterabhängig. Im März erwarten wir eine
                     dieser Saison größer geworden ist. Erwartete Mengen:               durchschnittliche Anfuhr von 80.000 bis 100.000 kg/
                     Ab Mitte März sinken die Mengen an Rosenkohl bis Mit-              Woche und im April von durchschnittlich 150.000 bis
                     te April: von durchschnittlich 70.000 kg auf 5.000 kg/             175.000 kg/Woche und diese Zahlen werden im Mai
                     Woche.                                                             noch weiter steigen. 

                                                                    Belgische Forscher entwickeln
                                                                    Chicorée ohne Bitterstoffe
                                                                     NEUE_ZÜCHTUNGSVERFAHREN Belgischen Forschern der Universität
                                                                    Gent, des Flämischen Instituts für Biotechnologie und des Forschungsinsti-
                                                                    tuts ILVO ist es gelungen, Chicorée- und Zichorien-Sorten zu entwickeln, die
                                                                    kaum Bitterstoffe enthalten. Dazu nutzten sie die CRISPR/Cas9-Technologie,
                                                                    um nur die Gene auszuschalten, die die Produktion von Bitterstoffen in den
                                                                    Pflanzen steuern. Die Forschung biete auch Perspektiven für die Züchtung
                                                                    anderer Gemüsearten wie Rosenkohl und Endivie, heißt es seitens der Wis-
                                                                    senschaftler. Es werde jedoch noch einige Zeit dauern, bis der weniger bittere
                                                                    Chicorée den Verbrauchern zur Verfügung stehe. „Zunächst muss weiter ge-
                                                                    forscht werden, um herauszufinden, ob die identifizierten Gene auch andere
                                                                    Funktionen haben. Darüber hinaus müssen die entwickelten Produktlinien
                                                                    der Kulturen noch erweitert werden. Außerdem entschied der Europäische
                                                                    Gerichtshof im Jahr 2018, dass CRISPR/Cas9-veränderte Pflanzen unter die-
                                                                    selben strengen Rechtsvorschriften fallen wie gentechnisch veränderte Or-
                                                                    ganismen.“ Genau diese Entscheidung wird derzeit noch einmal überprüft,
                                                                    eine Entscheidung wird nicht vor Mitte kommenden Jahres erwartet. Die
                                                                    Forscher sehen das erzielte Ergebnis dennoch als einen wichtigen Schritt.
                                                                    So böten sich auch Perspektiven für die Züchtung anderer Kulturen wie Ro-
                                                                    senkohl, Endivie und Rucola. Die Identifizierung und Charakterisierung der
                                                                    Biosynthese-Gene sei ein wichtiger Schritt zum Verständnis, wie Pflanzen
                                                                    Bitterstoffe erzeugen. „Mit diesem grundlegenden Wissen können Züchter
                                                                    nun große bestehende Pflanzenpopulationen nach natürlichen Mutanten
                                                                    mit demselben Effekt durchsuchen“, heißt es.
                                                       Foto: VLAM

 18 | FRUCHTHANDEL                                                                                                                       11 I 2022
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