Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

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Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
Hessisches Ministerium für Wirtschaft,
                                         Energie, Verkehr und Landesentwicklung

                                         Branchenprofil
                                         Elektroindustrie in Hessen

Herausgeber:

Hessisches Ministerium für Wirtschaft,
Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Kaiser-Friedrich-Ring 75
65185 Wiesbaden

www.wirtschaft.hessen.de
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
Branchenprofil
Elektroindustrie in Hessen

                             Dr. Claus Bauer
                             Gergana Petkova

                             Report Nr. 957
                             Wiesbaden 2018
IMPRESSUM

HERAUSGEBER
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

BEARBEITUNG
HA Hessen Agentur GmbH

KONTAKT
HA Hessen Agentur GmbH
Konradinerallee 9
65185 Wiesbaden
Tel +49 611 95017-80 /-85
Fax +49 611 95017-8466
info@hessen-agentur.de

VERFASSER
Dr. Claus Bauer, Gergana Petkova

STAND
April 2018

BILDNACHWEIS
Titelbild: patboon / Fotolia

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Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgege-
ben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes
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schrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrich-
tung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions-
bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer / Innen, verzichtet. Entsprechende
Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.

DRUCK
Hessisches Statistisches Landesamt

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

Inhalt                                                                                                 Seite

Vorwort                                                                                                        I

Elektroindustrie in Hessen im Überblick                                                                       1

Beschäftigte                                                                                                  3

Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen                                                   4

Umsatz                                                                                                        9

Produktpalette und Produktionsschwerpunkte                                                                  10

Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse                                 12
Forschung und Entwicklung                                                                                   15

Investitionen                                                                                               17

Energie                                                                                                     19

Cluster und Netzwerke                                                                                       20

Fachkräftenachwuchs                                                                                         21

Ausblick                                                                                                    22
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

II
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Vorwort

                        Liebe Leserin, lieber Leser,

                        Hessen ist wirtschaftlich nicht nur durch einen starken Dienstleis-
                        tungssektor geprägt, sondern unser Land ist auch ein bedeuten-
                        der und moderner Industriestandort.

                         Das vorliegende Branchenprofil zur „Elektroindustrie in Hessen“,
                         das die Hessen Agentur im Auftrag meines Hauses erstellt hat,
                         zeigt eindrucksvoll die Bedeutung, Vielfalt und Leistungsfähigkeit
                         dieses Wirtschaftszweigs. In bekannten Großunternehmen (z.B.
                         Continental, Rittal, Siemens) und bei den zahlreichen Mittel-
                         ständlern sind hessenweit insgesamt rund 49.000 Beschäftigte
tätig. Die innovativen Produkte der Branche erfreuen sich auch im Ausland reger Nach-
frage – die Exportquote der heimischen Elektroindustrie beträgt 52 Prozent.

Die Hessische Landesregierung ist bestrebt, die Rahmenbedingungen für die Industrie in
Hessen weiter zu verbessern und damit zu ihrer Zukunftssicherung beizutragen. Nach
meiner Überzeugung wird sich ökologisches Denken auch ökonomisch auszahlen. Eine
möglichst ressourceneffiziente Produktion schont Klima und Umwelt und stärkt gleichzei-
tig die Wettbewerbsfähigkeit. Die Digitalisierung birgt dafür große Potenziale.

Weitere, ebenfalls in aktualisierter und überarbeiteter Auflage erschienene Branchenprofi-
le zu bedeutenden hessischen Industriezweigen stehen unter www.hessen-agentur.de 
Service  Mediathek zum Download zur Verfügung.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Tarek Al-Wazir,
Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

                                                                                                                I
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

II
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Elektroindustrie in Hessen im Überblick

Beschäftigte              49.032 Beschäftigte1 waren 2016 in der hessischen Elektroindustrie
                          tätig, womit deren Zahl gegenüber dem Vorjahr um 1,4 % gestiegen ist.
                          Damit haben 12,1 % der Beschäftigten der hessischen Industrie ihren
                          Arbeitsplatz in der heimischen Elektroindustrie.
Unternehmens- Hessen ist Standort zahlreicher bedeutender Unternehmen der Bran-
landschaft    che wie z.B. Continental, Jumo, Rittal, SAMSON, Schunk, Siemens,
              Sirona, SMA Solar Technology und TE Connectivity. Der Lahn-Dill-Kreis
              weist mit großem Abstand die meisten Betriebe der Elektrotechnik auf.
Umsatz                    Der Umsatz der Elektroindustrie summierte sich 2016 auf 9,8 Mrd. Eu-
                          ro (2015: 10,1 Mrd. Euro). Nach Sparten differenziert trägt die Herstel-
                          lung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Er-
                          zeugnissen 51,4 % zum Umsatz bei, die Herstellung von elektrischen
                          Ausrüstungen 48,6 % (mit dem Schwerpunkt auf Mess-, Kontroll-, Na-
                          vigations- u.ä. Instrumenten und Vorrichtungen), der in Hessen erheb-
                          lich bedeutender ist als im Bundesdurchschnitt.
Internationales           5,1 Mrd. Euro des gesamten Branchenumsatzes 2016 waren Auslands-
                          umsatz, was einer Exportquote von 51,8 % gleichkommt. Der Direktin-
                          vestitionsbestand ausländischer Investoren in der hessischen Elektro-
                          industrie belief sich Ende 2015 auf 1,0 Mrd. Euro.
Forschung und Die internen Aufwendungen der Elektroindustrie in Hessen für For-
Entwicklung   schung und Entwicklung addierten sich 2015 auf 535 Mio. Euro. Die
              Branche ist damit der Industriezweig mit den dritthöchsten FuE-Auf-
              wendungen in Hessen. Die vielfältigen Aktivitäten der Hochschulen und
              Forschungseinrichtungen ergänzen die hessische Forschungsland-
              schaft im Bereich Elektronik und Elektrotechnik.
Investitionen             Die Bruttoanlageinvestitionen der hessischen Elektroindustrie werden
                          für 2016 mit 315 Mio. Euro angegeben – 23 Mio. Euro mehr als im Vor-
                          jahr. Die Umweltschutzinvestitionen addierten sich auf 8 Mio. Euro
                          (2014), wobei der Klimaschutz der wichtigste Bereich war.
Energie                   Die Branche verbrauchte 2016 0,9 Mio. MWh Energie – nur 2,5 % des
                          Energieverbrauchs des hessischen Verarbeitenden Gewerbes.
Fachkräfte-               Zum Wintersemester 2016/2017 waren an den Hochschulen in Hessen
nachwuchs                 9.105 Studierende der Elektrotechnik immatrikuliert. 2.233 Auszubil-
                          dende beschäftigten die Betriebe der Branche im Jahr 2016.

1   Mit Ausnahme der Angaben zu einzelnen Unternehmen und zur Ausbildung beziehen sich alle Angaben zu Beschäftigten, Betrie-
    ben, Umsätzen, Investitionen und Energieverbrauch im vorliegenden Branchenprofil auf Betriebe von Unternehmen mit mindes-
    tens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhältnis-
    se) beruhen auf Recherchen der Hessen Agentur.

                                                                                                                                  1
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

Elektroindustrie1 in Hessen 2016: Wichtige Indikatoren zur Bedeutung der Branche im Vergleich mit
anderen Industriebranchen

                                                                                            Zum Vergleich:
                                  Anteil am         Anteil an
                                  Verarbeit.         Elektro-               Chemie                    Gummi
                                                                                                                Maschinen-
                          absolut Gewerbe           industrie  Automobil     und        Ernährung      und                       Metall
                                                                                                                   bau
                                  Hessens         Deutschlands              Pharma                   Kunststoff
                                    in %               in %
                                                                                                absolut

 Beschäftigte             49.023        12,1          6,9       53.176       58.984       36.324       35.552       44.931       49.611

 Betriebe                     318       11,4          7,6           61          180          354           219         391          415

 Umsatz (in Mio. €)         9.844           9,0       5,8       15.955       25.960        7.690          7.635     10.836       14.166

 Auslandsumsatz
 (in Mio. €)                5.099           9,2       5,6        8.120       17.814        1.730          2.553      6.624         6.644

 1   Unter der Elektroindustrie werden im Folgenden – in Anlehnung an die amtliche Statistik – die Abteilungen „Herstellung von Datenverar-
     beitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen“ und „Herstellung von elektrischen Ausrüstungen“ der Wirtschaftszweigsys-
     tematik WZ 2008 verstanden. Vgl. näher zu den einzelnen Bereichen der Elektrotechnik den Abschnitt Produktpalette und Produktions-
     schwerpunkte auf S. 10f.
 Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

2
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Beschäftigte

49.023 Beschäftigte zählte die Elektroindustrie in Hessen im Jahr 2016. Dies sind 12,1 %
aller Beschäftigten der hessischen Industrie. Nach den drei „Großen“ Bayern, Baden-
Württemberg und Nordrhein-Westfalen weist Hessen vor Niedersachsen den vierthöchs-
ten Anteil an Beschäftigten der Elektroindustrie auf: 6,9 % aller deutschlandweit in der
Branche Beschäftigten haben ihren Arbeitsplatz in einem hessischen Betrieb.

Wie der Umsatz, so zeichnet sich auch die Entwicklung der Beschäftigung in der Branche
in den letzten Jahren durch ein Auf und Ab aus. Die Gegenbewegung zum rezessionsbe-
dingten Beschäftigungsrückgang setzte in der hessischen Elektroindustrie erst mit Verzö-
gerung ein, was sich dann 2011 in einem kräftigen Beschäftigungsplus äußerte. Die Jahre
2012 und 2013 waren konjunkturell gesehen weltweit durch eine eher verhaltene Dynamik
gekennzeichnet, in die sich auch die Entwicklung der Beschäftigung der hessischen Elekt-
roindustrie einfügt. Dies gilt ebenfalls für das Jahr 2014, in dem die Beschäftigung stabil
blieb. 2015 lag die Beschäftigung in der hessischen Elektroindustrie hingegen niedriger
als im Vorjahr.

Entwicklung der Beschäftigung in der Elektroindustrie und im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und
Deutschland 2010 – 2016/20171

                         Elektroindustrie                                                 Verarbeitendes Gewerbe
 in % zum Vorjahr                                                 in % zum Vorjahr
 bzw. Vorjahresquartal                                            bzw. Vorjahresquartal
  6                                                               6
                                      Beschäftigte 2016                                                Beschäftigte 2016
                                      (in 1.000):                                                      (in 1.000):
 4                                     Hessen         49,0        4                                      Hessen         404,3
                                       Deutschland   705,9                                               Deutschland   6.118,0

 2                                                                2

 0                                                                0

 -2                                                              -2

 -4                                                              -4

 -6                                                              -6
      2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016      1Q172Q173Q17            2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016        1Q172Q173Q17

1 Die Quartalswerte für 2017 sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere auf einem kleineren Berichts-
  kreis basieren (Betriebe ab 50 Beschäftigten gegenüber Betrieben ab 20 Beschäftigten).

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

                                                                                                                                  3
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

Erfreulicherweise wurde die Beschäftigung im Jahr 2016 wieder ausgeweitet (+1,4 %) –
und damit stärker als in der Branche bundesweit (+0,8 %) und im Durchschnitt der hessi-
schen Industrie (+0,4 %). Dies trifft auch für die ersten drei Quartale 2017 (jeweils rund
+1,0 %) zu. Somit spricht viel dafür, dass in der hessischen Elektroindustrie Ende 2017
erneut mehr Beschäftigte ihren Arbeitsplatz haben werden als noch vor Jahresfrist.

Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen

318 Betriebe umfasste die Elektroindustrie in Hessen im Jahr 2016 (2015: 310 Betriebe),
worunter sich 47 Großbetriebe, d.h. Betriebe mit mindestens 250 Beschäftigten, befin-
den. In diesen arbeiten 60,1 % der Beschäftigten der Branche, die 58,8 % des Branchen-
umsatzes erzielen. Die hessische Elektroindustrie ist damit – gemessen an der Bedeu-
tung der Großbetriebe – zwischen dem stark mittelständisch geprägten Maschinenbau und
der großbetrieblichen Automobilindustrie einzuordnen.

Anteil der Großbetriebe1 der Elektroindustrie an Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz
im Jahr 2016

                                       14,2                                                     Elektroindustrie in Hessen
        Betriebe                        14,7
                                                                                                Elektroindustrie in Deutschland
                                   11,1
                                                                                                Verarbeitendes Gewerbe in Hessen

                                                                                        60,1
    Beschäftigte                                                                            63,4
                                                                                         61,2

                                                                                     58,8
         Umsatz                                                                                          73,2
                                                                                                        72,6

                   0                        20               40                    60                           80                   100
                                                                                                                             Anteil in %

 1 Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten, Angaben der hessischen Elektroindustrie für das Jahr 2014.

 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Mittelhessen

Beim Blick auf die geografische Konzentration der Elektroindustrie in Hessen2 sticht der
mittelhessische Lahn-Dill-Kreis mit fast 8.000 Beschäftigten und 48 Betrieben ins Auge. In

2    Ein unmittelbarer Vergleich der im nachfolgenden Text dargestellten Rechercheergebnisse mit der umseitigen Tabelle, die auf
     Angaben der amtlichen Statistik beruht, ist nicht möglich. Dies vor allem aus zwei Gründen: Erstens liegt den Daten der amtlichen

4
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Haiger befindet sich der Hauptsitz der Friedhelm Loh Group. Der überwiegende Teil der
deutschlandweit rund 5.400 Beschäftigten ist in Hessen tätig. Entsprechend der Neuaus-
richtung der Produktion des größten Unternehmens der Gruppe, der Rittal GmbH & Co.
KG, wird in Haiger ein Produktionswerk für Kompaktgehäuse nach Standards der Indus-
trie 4.0 errichtet, wo voraussichtlich Ende 2018 die Produktion anlaufen wird. Auch das
derzeit größte Werk mit über 1.000 Mitarbeitern in Dietzhölztal-Rittershausen soll ausge-
baut werden. Im Gegenzug werden allerdings die Produktionsstätten in Herborn (aktueller
Hauptsitz) und Wissenbach sowie zwei weitere Werke außerhalb Hessens geschlossen.
In Dillenburg stellt die Isabellenhütte Heusler GmbH & Co. KG mit rund 650 Mitarbeitern
Messtechnik, Präzisionslegierungen sowie Präzisions- und Leistungswiderstände her.

Wetzlar selbst und die Region um Wetzlar ist für Feinmechanik und Optik bekannt. Zwei
Namen stehen ganz besonders für die lange Tradition dieser Industrien: Carl Zeiss und
Leica. Mit der Carl Zeiss Gruppe (Carl Zeiss Sports Optics GmbH, die z.B. Ferngläser
herstellt und Carl Zeiss Semiconductor Manufacturing Technology (SMT)), der Hensoldt
Optronics GmbH (ursprünglich Carl Zeiss Optronics GmbH) sowie der Leica Microsys-
tems GmbH (Produzent von Mikroskopen) mit über 700 Mitarbeitern vor Ort sind sie auch
heute noch prominent in Wetzlar vertreten. 2014 ist zudem die Leica Camera AG wieder
nach Wetzlar zurückgekehrt – in den Leitz Park Wetzlar mit knapp 700 Mitarbeitern. Wei-
tere namhafte Unternehmen in Wetzlar sind u.a. die Satisloh GmbH (Hersteller von Op-
tikmaschinen) mit rund 250 Beschäftigten vor Ort, die Oculus Optikgeräte GmbH (über
300 Mitarbeiter), die Hexagon Metrology GmbH (Anbieter industrieller Messtechnik mit
gut 300 Mitarbeitern) und die Märzhäuser Wetzlar GmbH & Co. KG (Spezialist für Mikro-
positioniersysteme) mit knapp 200 Mitarbeitern. Wetzlar ist zudem Entwicklungsstandort
für Fahrzeugelektronik und Fahrzeugmultimediasysteme des Continental Konzerns.

In Heuchelheim im benachbarten Landkreis Gießen befindet sich die Unternehmenszent-
rale und eine große Produktionsstätte der Schunk Group. Weitere Standorte der Schunk
Group im Landkreis Gießen, die dort insgesamt 3.200 Mitarbeiter beschäftigt, sind Wet-
tenberg und Reiskirchen. Die umfangreiche Produktpalette der Schunk Group reicht von
Kohlenstofftechnik, Umweltsimulation und Klimatechnik über Sintermetalltechnik bis hin
zu Ultraschall-Schweißsystemen (z.B. für Elektronikkomponenten). Ebenfalls im Landkreis
Gießen (Grünberg) sitzen mehrere Unternehmen der Bender Gruppe mit insgesamt über
500 Mitarbeitern – u.a. die Bender GmbH & Co. KG, Hersteller von Produkten für die
elektrische Sicherheit (z.B. zur Isolationsüberwachung). Im September 2017 hat das Un-
ternehmen seinen neuen Firmensitz eingeweiht. Im nahgelegenen Buseck produziert die
Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG (rund 350 Mitarbeiter) Schweiß-
technik vom Handschweißbrenner bis zum Roboterschweißsystem.

  Statistik die Betriebsebene zugrunde, während sich die Angaben im Text weitgehend auf Unternehmen beziehen. Zweitens ist
  insbesondere bei breitem Produktspektrum nicht immer zweifelsfrei erkennbar, welcher Branche ein Unternehmen zuzuordnen ist
  (z.B. Chemie oder Pharma bzw. Maschinenbau oder Elektrotechnik).

                                                                                                                               5
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

Regionale Verteilung der Elektroindustrie in Hessen im Jahr 2016

Verwaltungsbezirk                           Betriebe   Beschäftigte

Regierungsbezirk Darmstadt                    179        25.811
Darmstadt, Wissenschaftsstadt                   8          n.a.
Frankfurt am Main, Stadt                       13          n.a.
Offenbach am Main, Stadt                        2          n.a.
Wiesbaden, Landeshauptstadt                     7          n.a.
Bergstraße                                     15         2.156
Darmstadt-Dieburg                              17          n.a.
Groß-Gerau                                      4          n.a.
Hochtaunuskreis                                19         2.044
Main-Kinzig-Kreis                              25          n.a.
Main-Taunus-Kreis                               9         1.856
Odenwaldkreis                                  10          n.a.
Landkreis Offenbach                            19         1.015
Rheingau-Taunus-Kreis                          15          n.a.
Wetteraukreis                                  16         2.447
Regierungsbezirk Gießen                        96        14.577
Gießen                                         18         4.069
Lahn-Dill-Kreis                                48         7.971
Limburg-Weilburg                               13          n.a.
Marburg-Biedenkopf                              9          n.a.
Vogelsbergkreis                                 8          n.a.
Regierungsbezirk Kassel                        43         8.635
Kassel, documenta-Stadt                        11          n.a.
Fulda                                           7          n.a.
Hersfeld-Rotenburg                              7          n.a.
Landkreis Kassel                                7          n.a.
Schwalm-Eder-Kreis                              3          n.a.
Waldeck-Frankenberg                             6          n.a.
Werra-Meißner-Kreis                             2          n.a.
n.a. Zahlenwert geheim zu halten.
Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt.

6
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Südhessen

Rund die Hälfte der Beschäftigten der heimischen Elektroindustrie arbeitet in Betrieben im
Regierungsbezirk Darmstadt. So beschäftigt die Siemens AG den überwiegenden Teil
ihrer hessenweit 5.700 Mitarbeiter in Südhessen. Allein am Standort Frankfurt-Fechenheim
im Schaltanlagenwerk sind mehr als 1.500 Mitarbeiter tätig, womit Siemens ein großer
industrieller Arbeitgeber der Mainmetropole ist. Weitere Standorte von Siemens sind
Eschborn, Höchst, Langen und Offenbach. Ebenfalls in Frankfurt am Main ansässig ist mit
rund 1.600 Mitarbeitern die SAMSON AG, die auf Mess- und Regeltechnik spezialisiert
ist.

Im Großraum Frankfurt bzw. zum Teil auch noch in Frankfurt am Main selbst sind zahlrei-
che weitere Unternehmen der Branche tätig: Neben dem bereits genannten Standort in
Wetzlar ist der Continental Konzern auch in Frankfurt, Schwalbach, Karben und Baben-
hausen u.a. mit elektronischen Bauteilen für die Automobilindustrie und in Hofheim mit E-
Bike-Antrieben befasst. Das Unternehmen plant zudem mit einer Investition in Höhe von
100 Millionen Euro den bestehenden Standort im Frankfurt-Rödelheim bis 2022 zum
weltweiten Kompetenzzentrum für Fahrsicherheit sowie für assistiertes und autonomes
Fahren auszubauen. Bereits heute sind bei Continental in Frankfurt rund 4.500 Mitarbeiter
beschäftigt. Die ABB Gruppe, Anbieter von Energie- und Automationstechnik, stellt in
Hessen (Frankfurt, Friedberg und Hanau) mit zusammen rund 1.250 Mitarbeitern u.a.
Hochspannungsprodukte her, die Exide Technologies GmbH stellt in Büdingen mit mehr
als 600 Beschäftigten Fahrzeugbatterien her, und die I.G. Bauerhin GmbH (knapp 500
Mitarbeiter in Gründau) fertigt vor allem elektrische Sitzheizungen. In Hanau hat der
Edelmetall- und Technologiekonzern Heraeus mit insgesamt 3.400 Mitarbeitern in Hes-
sen sein Hauptsitz. Das Unternehmen, das z.B. im Bereich Elektronik auf Leistungselek-
tronikmodule und Materialsysteme spezialisiert ist, ist neuerdings auch im Bereich der
Batterieentwicklung und Brennstoffzellentechnologie für die Elektromobilität aktiv. Eben-
falls im Main-Kinzig-Kreis – und zwar in Langenselbold – befindet sich der größte hessi-
sche Standort der Thermo Fisher Scientific Gruppe, weitere bedeutende Standorte sind
Dreieich und Darmstadt. Das Unternehmen stellt mit insgesamt über 1.200 Beschäftigten
in Hessen Messgeräte und Laborausstattung her. Am Stammsitz von ODW-ELEKTRIK
GmbH in Steinau sind 200 der rund 2.000 weltweiten Mitarbeiter mit der Entwicklung und
Produktion von Verkabelungen, Magnetspulen und mechatronischen Systemen beschäf-
tigt. In Darmstadt fertigt die Schenck Process Holding GmbH (rund 450 Beschäftigte vor
Ort) Produkte im Bereich der angewandten Messtechnik (z.B. zum Wägen, Dosieren, Sie-
ben, Fördern). Auch die Hottinger Baldwin Messtechnik GmbH – ebenfalls ein Unter-
nehmen der Prüf-, Mess- und Wägetechnik – ist dort mit rund 750 Beschäftigten ansässig.
Darmstadt ist auch der Sitz der TE Connectivity Germany GmbH, einem Hersteller von
intelligenten Lösungen für Verbindungstechnologie und Sensorik, mit insgesamt 1.450
Mitarbeitern an den vier hessischen Standorten Darmstadt, Rödermark, Rodgau und

                                                                                                               7
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

Bensheim, und der AKASOL GmbH. Das Unternehmen produziert Hochleistungs-
Batteriesysteme und hat Ende 2017 im hessischen Langen die europaweit größte Batte-
riesystemfabrik für elektrische Nutzfahrzeuge eröffnet.

Bad Homburg v.d.H. ist der Hauptstandort von Fresenius Medical Care AG & Co.
KGaA, u.a. Anbieter medizintechnischer elektronischer Geräte, und wenige Kilometer
weiter in Friedrichsdorf ist Valeo Peiker – Spezialist für mobile Kommunikationstechnik
(nicht nur) für Fahrzeuge – mit rund 600 Beschäftigen vor Ort tätig. In Kronberg liegen die
Wurzeln von Braun, dem Hersteller von elektrischen Kleingeräten (z.B. Rasierapparate
und Zahnbürsten) – Teil des Procter & Gamble Konzerns. Am Standort befindet sich ein
Forschungs- und Entwicklungszentrum für Haarentfernung und gesunde Zähne. Rund
500 Beschäftigte zählt die Jean Müller GmbH Elektrotechnische Fabrik in Eltville im
Rheingau-Taunus-Kreis, die elektrotechnische Produkte wie z.B. Sicherungen und Strom-
verteilungskomponenten herstellt.

Auch ganz im Süden Hessens sind Unternehmen der Elektroindustrie tätig: Nach der Fu-
sion von Dentsply und Sirona zum weltweit größten Hersteller von Dentalprodukten und
Dentaltechnologien (z.B. Röntgengeräte, Behandlungseinheiten, Instrumente) Dentsply
Sirona wird der Standort Bensheim zum zentralen Vertriebs-, Forschungs- und Entwick-
lungs- sowie Produktionsstandort in Europa ausgebaut. Aktuell beschäftigt das Unter-
nehmen dort rund 2.300 Personen. In Hanau ist ein weiterer Produktionsstandort der
Gruppe in Hessen. In Erbach im Odenwald hat die Bosch Rexroth AG – Spezialist für
Antriebs- und Steuerungstechnik – einen Standort mit knapp 500 Beschäftigten, wo Steu-
erungstechnik beispielsweise für Werkzeugmaschinen oder zum Schweißen im Automo-
bilbau hergestellt wird. Ebenfalls in Erbach befindet sich mit der Rowenta Werke GmbH
ein Haushaltsgerätehersteller mit langer Tradition in Hessen. Das Unternehmen produ-
ziert dort Bügeleisen und beschäftigt zusammen mit der Zentrale in Frankfurt am Main
rund 200 Mitarbeiter. In Wiesbaden befindet sich die VITRONIC Dr.-Ing. Stein Bildverar-
beitungssysteme GmbH, ein Unternehmen der industriellen Bildverarbeitung in den
Kernbereichen Industrie, Logistik und Verkehrstechnik mit rund 600 Mitarbeitern vor Ort.

Nordhessen

Bedeutende Unternehmen der Elektroindustrie befinden sich auch in Nordhessen. Hierzu
zählt u.a. der Solaranlagenspezialist SMA Solar Technology AG in Niestetal (Landkreis
Kassel) mit gut 2.000 Mitarbeitern. Zu nennen ist auch die B. Braun Melsungen AG, die
ihren Tätigkeitsschwerpunkt in der Medizintechnik (einschließlich medizintechnischer Ge-
räte wie z.B. Dialysemaschinen) hat und den weitaus überwiegenden Teil ihrer rund 7.400
Mitarbeiter in Hessen am Unternehmenssitz in Melsungen beschäftigt. In Fulda ist die
Jumo GmbH & Co. KG ansässig – ein Unternehmen der Mess-, Regel- und Automatisie-
rungstechnik –, für die dort rund 1.300 Mitarbeiter tätig sind. In Fulda befindet sich auch

8
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

ein Zweigwerk der EMOD Motoren GmbH mit Sitz in Bad Salzschlirf (Landkreis Fulda)
mit insgesamt rund 450 Beschäftigen an beiden Standorten. Das Unternehmen fertigt
Elektromotoren in Norm und Sonderausführungen.

Umsatz

9,8 Mrd. Euro – so hoch fiel der Umsatz der hessischen Elektroindustrie im Jahr 2016
aus. Damit wurden 9,0 % des Umsatzes der Industrie in Hessen von der Elektroindustrie
erwirtschaftet. Der Anteil Hessens am Umsatz der Elektrobranche in Deutschland belief
sich auf 5,8 %. Im Bundesländerranking ist die hessische Elektroindustrie damit nach den
drei „Schwergewichten“ Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen der viert-
größte Elektrotechnikproduzent in Deutschland.

Umsatzentwicklung in der Elektroindustrie und im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutsch-
land 2010 – 2016/20171

                         Elektroindustrie                                                Verarbeitendes Gewerbe
 in % zum Vorjahr                                                in % zum Vorjahr
 bzw. Vorjahresquartal                                           bzw. Vorjahresquartal
 20                                                              20
                                     Umsatz 2016                                                       Umsatz 2016
                                     (in Mrd. Euro):                                                   (in Mrd. Euro):
                                       Hessen            9,8                                            Hessen            109,6
 15                                    Deutschland     168,4     15
                                                                                                        Deutschland      1.790,7

 10                                                              10

  5                                                               5

  0                                                               0

 -5                                                               -5
      2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016        1Q172Q173Q17           2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016        1Q172Q173Q17

1 Die Quartalswerte für 2017 sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere auf einem kleineren
  Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 Beschäftigten gegenüber Betrieben ab 20 Beschäftigten).

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

                                                                                                                                   9
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

Die Entwicklung – gemessen am Umsatz – der hessischen Elektroindustrie ist in den letz-
ten Jahren durch ein Auf und Ab gekennzeichnet. Der Aufschwung nach der weltweiten
Rezession setzte ausgesprochen schnell ein und die Elektroindustrie konnte bereits 2010
wieder Zuwächse erwirtschaften. In den Jahren 2012 und 2013 – in einem relativ schwa-
chen konjunkturellen Umfeld – drehte die Umsatzentwicklung jedoch wieder ins Negative.
Einer Konjunkturerholung 2014 folgte im Jahr 2015 ein kräftiges, auf Impulse aus dem
Ausland gestütztes Wachstum, womit sich die Branche klar vom Durchschnitt der hessi-
schen Industrie abheben konnte. Ein derart hoher Auslandsumsatz wurde 2016 allerdings
nicht erneut erzielt, sondern der Umsatz mit dem Ausland gab um 7,8 % nach. Der positi-
ve Geschäftsverlauf im Inland (Umsatz: +3,2 %) konnte dies nicht kompensieren, sodass
letztlich für Hessen ein Umsatzminus von 2,8 % (Deutschland: -1,0 %) zu Buche steht.
Der Blick auf die ersten drei Quartale 2017 stimmt allerdings sehr zuversichtlich, dass die
hessische Elektroindustrie das Jahr 2017 mit einem Umsatzwachstum abschließen wird.

Produktpalette und Produktionsschwerpunkte

Die hessische Elektroindustrie fertigt eine außerordentlich breite Palette an Produkten, die
als Vorleistungen (z.B. Bauelemente, Kabel) oder Investitionsgüter (z.B. Mess- und Re-
geltechnik) in der Produktion anderer Branchen und auch der Elektroindustrie selbst ein-
gesetzt werden oder an die Privaten Haushalte (z.B. Haushaltsgeräte) verkauft werden.
Die amtliche Statistik nimmt eine grobe Zweiteilung in die Herstellung von elektrischen
Ausrüstungen einerseits und in die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektroni-
schen und optischen Erzeugnissen andererseits vor. Charakteristisches Merkmal der der
letztgenannten Gruppe zugeordneten Herstellungsprozesse ist der Entwurf und die An-
wendung von integrierten Schaltungen sowie die Anwendung hoch spezialisierter Miniatu-
risierungstechnologien.

In Hessen (48,6 %) wie auch auf Bundesebene (54,3 %) entfiel 2016 rund die Hälfte des
Umsatzes der Elektroindustrie auf die Herstellung von elektrischen Ausrüstungen. Das mit
Abstand wichtigste Segment innerhalb dieses Teils der Elektroindustrie (26,7 %) ist die
Herstellung von Elektromotoren, Generatoren, Transformatoren sowie Elektrizitätsvertei-
lungs- und Elektrizitätsschalteinrichtungen (Deutschland 25,8 %). Weitere 10,8 % des Um-
satzes (Deutschland: 6,3 %) vereint die Gruppe „sonstige elektrische Ausrüstungen und
Geräte anderweitig nicht genannt“ auf sich. Diese wenig aussagekräftige Bezeichnung
umfasst bspw. Halbleiter-Wechselrichter und -Gleichrichter sowie unterbrechungsfreie
Stromversorgungen.

10
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Umsatz der Elektroindustrie nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2016

                                                                                 Hessen                       Deutschland
                         Herstellung von ...
                                                                         in Mio Euro         in %       in Mio. Euro        in %
elektrischen Ausrüstungen                                                    4.781           48,6           91.487           54,3
  Elektromotoren, Generatoren, Transformatoren,                              2.631           26,7           43.442           25,8
  Elektrizitätsverteilungs- und -schalteinrichtungen
  Batterien und Akkumulatoren                                                 n.a.           n.a.            2.692            1,6
  Kabeln und elektrischem Installationsmaterial                               439             4,5           16.887           10,0
  elektrischen Lampen und Leuchten                                            n.a.           n.a.            7.308            4,3
  Haushaltsgeräten                                                            301             3,1           10.588            6,3
  sonstigen elektrischen Ausrüstungen und Geräten anderweitig                1.060           10,8           10.570            6,3
  nicht genannt
Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen                                    5.063           51,4           76.905           45,7
und optischen Erzeugnissen
  elektronischen Bauelementen und Leiterplatten                               253             2,6           19.896           11,8
  Datenverarbeitungsgeräten und peripheren Geräten                            n.a.           n.a.            4.724            2,8
  Geräten und Einrichtungen der Telekommunikationstechnik                     528             5,4            5.097            3,0
  Geräten der Unterhaltungselektronik                                         n.a.           n.a.            3.707            2,2
  Mess-, Kontroll-, Navigations- u.ä. Instrumenten und                       3.475           35,3           29.046           17,2
  Vorrichtungen; Herstellung von Uhren
  Bestrahlungs- und elektromedizinischen Geräten                              n.a.           n.a.            8.338            5,0
  optischen und fotografischen Instrumenten und Geräten                       582             5,9            6.059            3,6
  magnetischen und optischen Datenträgern                                        0              0               40            0,0
Insgesamt                                                                    9.843          100,0          168.392         100,0

n.a. Zahlenwert geheim zu halten.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse stellen gewisserma-
ßen die andere Hälfte der Elektroindustrie dar, die in Hessen 51,4 %, auf Bundesebene
45,7 % zum Jahresumsatz der Branche 2016 beisteuerte. Tiefer differenziert zeigen sich
in diesem Segment deutliche Unterschiede zwischen der Branchenstruktur in Hessen und
der in Deutschland. So liegt in Hessen der Schwerpunkt auf der Herstellung von Mess-,
Kontroll-, Navigations- u.ä. Instrumenten und Vorrichtungen. 35,3 % des Umsatzes –
bundesweit nur 17,2 % – wurden 2016 mit derartigen Produkten generiert. Auffällig ist zu-
dem, dass gemessen am Bundesdurchschnitt in Hessen der Herstellung von elektroni-
schen Bauelementen und Leiterplatten mit einem Umsatzanteil von 2,6 % lediglich eine
untergeordnete Bedeutung zukommt. Der Umsatzanteil dieser Sparte in Deutschland liegt
um ein Vielfaches höher (11,8 %).

                                                                                                                                    11
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentums-
verhältnisse

Die hessische Elektroindustrie erwirtschaftete im Jahr 2016 einen Umsatz von insgesamt
9,8 Mrd. Euro, wozu der Umsatz mit dem Ausland 5,1 Mrd. Euro beisteuerte. Dies kommt
einer Exportquote – definiert als Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz – von
51,8 % gleich. Die Exportquote fällt damit in etwa so hoch aus wie in der Elektroindustrie
bundesweit (54,3 %) und im hessischen Verarbeitenden Gewerbe (50,5 %) aus.

Hessischer Außenhandel1 mit elektrotechnischen Erzeugnissen2 im Jahr 2016:
Export- und Importvolumen3 sowie wichtigste Handelspartner

                                  Export                                                        Import

         Niederlande                          12,3                         VR China                                             31,4

                USA                     8,9                                 Vietnam                       14,2

         Vereinigtes
                                    7,5                                         USA             6,3
         Königreich

          Frankreich              5,9                                         Japan             6,0

               Italien                           Export insgesamt:          Slowakei                        Import insgesamt:
                                  5,2                                                        3,9
                                                 6.218 Mio. Euro                                            18.224 Mio. Euro

                         0    5     10        15 20 25 30 35                           0    5      10    15 20 25 30 35
                                              Anteil an insgesamt in %                                    Anteil an insgesamt in %

 1   Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren. Über die Fertigwaren hinaus werden zwar auch Halbwaren, d.h. Erzeugnisse, die
     erst verhältnismäßig gering bearbeitet sind, sowie Rohstoffe gehandelt. Bei diesen Warengruppen ist eine Zuordnung zu einem
     bestimmten Wirtschaftszweig jedoch kaum möglich.

 2   Einschließlich mess-, steuer- und regeltechnische Erzeugnisse; optische und fotografische Geräte; Uhren; Büromaschinen und
     automatische Datenverarbeitungsmaschinen. Obgleich Letztere gelegentlich den Maschinen zugeordnet werden, handelt es sich
     nur zu einem kleinen Teil (z.B. Schreibmaschinen) um Erzeugnisse des Maschinenbaus.

 3   Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht statthaft.

 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Die hessische Wirtschaft exportierte 2016 elektrotechnische Erzeugnisse in Höhe von
6,2 Mrd. Euro. Wichtigstes Abnehmerland waren im Jahr 2016 die Niederlande vor den
USA und dem Vereinigten Königreich. Im Gegensatz zum Import (vgl. unten) spielt die
Nachrichtentechnik beim hessischen Export der Branche nur eine untergeordnete Rolle.
Elektrotechnische Güter stellten 2016 insgesamt betrachtet 10,6 % des hessischen Ex-
portes von Fertigwaren.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Im Gegenzug importierte Hessen 2016 elektrotechnische Erzeugnisse im Wert von
18,2 Mrd. Euro. Die Rangliste der wichtigsten Herkunftsländer wird mit großem Abstand
von der VR China angeführt, womit Hessen binnen weniger Jahre seine Einfuhren aus
China vervielfacht hat. Dies trifft auch für Vietnam auf dem zweiten Rang zu. Die Importe
aus diesen beiden Ländern sind zu einem beträchtlichen Teil dem Segment der Nachrich-
tentechnik (z.B. Handys) zuzuordnen. Handys werden nicht zuletzt aufgrund ihrer im Ver-
hältnis zum Preis geringen Größe bevorzugt auf dem Luftweg importiert, sodass hierbei
auch die Bedeutung des Flughafens Frankfurt als größter europäischer Frachtflughafen
zum Tragen kommt. Insgesamt gesehen waren 21,1 % der hessischen Einfuhr von Fer-
tigwaren im Jahr 2016 elektrotechnische Erzeugnisse, womit diese Produkte sozusagen
das Gegenstück des hessischen „Exportschlagers“ Chemie und Pharma auf der Import-
seite darstellen.

Direktinvestitionen3 sind ebenfalls ein wichtiger Indikator für die Einbindung einer Bran-
che in das weltwirtschaftliche Geschehen. Die Motive für derartige Investitionen im Aus-
land – bzw. umgekehrt ausländischer Investoren in Hessen – sind zahlreich und vielfältig.
Die Erschließung eines neuen Absatzmarkts durch den Aufbau eines Vertriebsnetzes vor
Ort stellt ein Beispiel dar. Ein weiteres Beispiel ist die Gründung einer Auslandsniederlas-
sung, um marktnah produzieren zu können. Aber auch z.B. Investitionen in Finanzanlagen
oder die Übernahme eines ausländischen Konkurrenten im Ausland zählen dazu. Zum
Jahresende 2015 summierte sich der Direktinvestitionsbestand der hessischen Elektroin-
dustrie im Ausland auf das beachtliche Volumen von 3,3 Mrd. Euro. Etwa drei Viertel da-
von entfallen auf europäische Staaten. Für die umgekehrte Richtung – d.h. Investitionen
des Auslands in Hessen – stehen 1,0 Mrd. ausländische Direktinvestitionen in der hessi-
schen Elektroindustrie zu Buche. Das wichtigste Kapitalgeberland sind die USA.

Auch die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen eröffnen einen Einblick in
die Internationalität der heimischen Elektroindustrie, wobei die komplexen Verflechtungen
bisweilen eine eindeutige Aussage erschweren. Der Blick auf die Eigentumsverhältnisse
zeigt, dass unter den ausländischen Investoren die USA am häufigsten aufgeführt sind.
Dies deckt sich mit dem aus den Direktinvestitionen gewonnen Bild. Zu dieser Perspektive
des investiven Engagements in der Tabelle tritt sozusagen noch die Gegenrichtung: Zahl-
reiche Unternehmen der Elektroindustrie in Hessen sind im Ausland aktiv und unterhalten
dort z.B. Produktionsstätten, Vertriebsstrukturen oder Serviceeinrichtungen.

3   Als Direktinvestitionen gelten gemäß internationalem Standard grenzüberschreitende Beteiligungen am Kapital oder an Stimm-
    rechten eines Unternehmens von 10 % oder mehr. Die Direktinvestitionsbestände werden – grob vereinfacht – aus dem Beteili-
    gungskapital unter Berücksichtigung der wechselseitigen Kreditbeziehungen berechnet. Aufgrund einer Meldefreigrenze werden
    Direktinvestitionsobjekte erst ab einer Bilanzsumme von über drei Mio. Euro erfasst. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben ist die
    Deutsche Bundesbank.

                                                                                                                                   13
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Elektroindustrie in Hessen

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 Unternehmen                                 Konzernmutter
                                                                                                  Sitz Konzernmutter
 ABB Gruppe                                  ABB Ltd.                                             Schweiz
 AKASOL GmbH                                 Familienbesitz                                       Deutschland
 Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH &
                                             IBG Industrie-Beteiligungsgesellschaft mbH & Co.KG   Deutschland
 Co. KG (ABICOR BINZEL)
 B. Braun Melsungen AG                       Familienbesitz                                       Deutschland
 Bender GmbH & Co. KG                        Familienbesitz                                       Deutschland
 Bosch Rexroth AG                            Robert Bosch Stiftung                                Deutschland
 Braun / Procter & Gamble                    Procter & Gamble Corp.                               USA
 Carl Zeiss Gruppe                           Carl-Zeiss-Stiftung                                  Deutschland
 Continental Konzern                         börsennotiert, größter Aktionär Schaeffler Gruppe    Deutschland
 EMOD Motoren GmbH                           Familienbesitz                                       Deutschland
 Exide Technologies GmbH                     Exide Technologies Inc.                              USA
                                             börsennotiert, größter Aktionär Fresenius SE & Co.
 Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA                                                             Deutschland
                                             KGaA
 Friedhelm Loh Group                         Friedhelm Loh Stiftung & Co. KG                      Deutschland
 Hensoldt Optronics GmbH                     mehrheitlich KKR & Co. LLP                           USA
 Heraeus-Konzern                             Familienbesitz                                       Deutschland
 Hexagon Metrology GmbH                      Hexagon AB                                           Schweden
 Hottinger Baldwin Messtechnik GmbH          Spectris PLC                                         Vereinigtes Königreich
 I.G. Bauerhin GmbH                          Familienbesitz                                       Deutschland
 Isabellenhütte Heusler GmbH & Co. KG        Familienbesitz                                       Deutschland
 Jean Müller GmbH Elektrotechnische Fabrik   H.J. Müller-Stiftung und Co. Verwaltungs KG          Deutschland
 Jumo GmbH & Co. KG                          Familienbesitz                                       Deutschland
 Leica Camera AG                             mehrheitlich ACM Projektentwicklung GmbH             Österreich
 Leica Microsystems GmbH                     Danaher Corp.                                        USA
 Märzhäuser Wetzlar GmbH & Co. KG            Familienbesitz                                       Deutschland
 ODW-ELEKTRIK GmbH                           Familienbesitz                                       Deutschland
 Oculus Optikgeräte GmbH                     Familienbesitz                                       Deutschland
 Rowenta Werke GmbH                          SEB S.A.                                             Frankreich
                                             Friedhelm Loh Group
 Rittal GmbH & Co. KG                                                                             Deutschland
                                             (Friedhelm Loh Stiftung & Co. KG)
 SAMSON AG                                   Familienbesitz                                       Deutschland
 Satisloh GmbH                               Satisloh AG                                          Schweiz
 Schenck Process Holding GmbH                Blackstone Group L.P.                                USA
 Schunk Group                                Ludwig-Schunk-Stiftung e.V.                          Deutschland
 Siemens AG                                  börsennotiert, überwiegend Streubesitz               Deutschland
 Dentsply Sirona                             Dentsply Sirona Inc.                                 USA

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

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    Unternehmen                                  Konzernmutter
                                                                                                          Sitz Konzernmutter
    SMA Solar Technology AG                      börsennotiert, mehrheitlich Familienbesitz               Deutschland
    Thermo Fisher Scientific Gruppe              Thermo Fisher Scientific Inc.                            USA
    TE Connectivity Germany GmbH                 TE Connectivity Ltd.                                     Schweiz
    Valeo PEIKER acustic                         Valeo S.A.                                               Frankreich
    VITRONIC Dr.-Ing. Stein Bildverarbeitungs-   Familienbesitz                                           Deutschland
    systeme GmbH

    Quelle: Recherchen der Hessen Agentur.

Forschung und Entwicklung

Innovationen sind von großer Bedeutung, um im Wettbewerb – sei es auf nationaler oder
internationaler Ebene – punkten zu können. Dementsprechend kommt der Forschung und
Entwicklung (FuE) eine wesentliche Rolle zu. Dies gilt erst recht in Zeiten tiefgreifender
Veränderungen, wie sie etwa der Transformationsprozess hin zu einer regenerativen
Energieversorgung darstellt. Einen zahlenmäßigen Eindruck von den FuE-Aktivitäten der
Elektroindustrie vermitteln die nachfolgenden Angaben:

Gemäß ZEW4 wurden im Jahr 2016 32 % des Umsatzes der deutschen Elektroindustrie
mit Produktinnovationen erwirtschaftet – der zweithöchste Anteil aller Branchen nach der
Automobilindustrie. Dabei konnten 68 % der deutschen Unternehmen der Branche erfolg-
reich neue Produkte oder Prozesse einführen – nur geringfügig weniger als beim Spitzen-
reiter, der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie (71 %). Nach der aktuellen Erhe-
bung des Stifterverbandes Wissenschaftsstatistik, die Daten für Bundesländer zur Verfü-
gung stellt, wurden im Jahr 2015 in Forschungsstätten der Elektroindustrie in Hessen
535 Mio. Euro für FuE aufgewendet.5 Dies entspricht einem Anteil von 11,6 % an den
FuE-Aufwendungen des hessischen Verarbeitenden Gewerbes insgesamt. Damit ist die
Elektroindustrie nach der Automobilindustrie sowie der Chemischen und Pharmazeuti-
schen Industrie die Industriebranche mit den dritthöchsten FuE-Aufwendungen in Hessen.

Doch nicht nur in der hessischen Wirtschaft – ob Großunternehmen oder Mittelständler –
wird FuE betrieben, sondern selbstverständlich auch an den Hochschulen des Landes,
wobei FuE oftmals in Kooperation von Hochschulen, weiteren Forschungseinrichtungen
und Unternehmen stattfindet. Durch Vernetzung Innovationen speziell im Bereich der re-
generativen und nachhaltigen Energieversorgung zu fördern, ist Aufgabe des Ende 2015

4     Vgl. ZEW (Hrsg.): Branchenreport Innovationen – Elektronik, Messtechnik, Optik, S. 1f., und Branchenreport Innovationen – Elekt-
      rotechnik, S. 1f., Mannheim 2018.
5     Hierbei handelt es sich um die so genannten internen FuE-Aufwendungen, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Auf-
      wendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an andere Forschungsinstitutionen.

                                                                                                                                    15
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

in Kassel gegründeten House of Energy – (HoE). Damit soll die Energiewende in Hessen
effektiv und effizient gestaltet werden.

Beispiele für Forschungseinrichtungen der Elektrotechnik in Hessen insbesondere aus
dem Hochschulbereich sind:6

     Der Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der Technischen Universität
      Darmstadt mit rund 30 Fachgebieten – von A wie Adaptive Systeme der Sprach- und
      Audiosignalverarbeitung über E wie Elektrische Energieversorgung unter Einsatz Er-
      neuerbarer Energien bis T wie Theorie Elektrodynamischer Felder – steht beispielhaft
      für die breit aufgestellte Forschung im Bereich der Elektrotechnik in Hessen. Die
      Elektrotechnik in Darmstadt kann auf eine lange Tradition zurückblicken, denn in den
      Jahren 1882/1883 wurde hier der erste Lehrstuhl, die erste Fakultät und der erste
      Studiengang für Elektrotechnik eingerichtet. Die umfangreichen Forschungsaktivitä-
      ten des Fachbereichs können drei Schwerpunkten zugeordnet werden: Mechatronics,
      Automation and Sensor; Power Energy Systems; Information and Communication
      Technology.

     der Fachbereich Elektrotechnik / Informatik der Universität Kassel mit rund 30 Fach-
      gebieten – von der Anlagen- und Hochspannungstechnik über Intelligente Eingebette-
      te Systeme bis hin zur Mikrowellenelektronik,

     der Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik mit rund zehn Professuren
      an der Hochschule Fulda,

     der Fachbereich Elektro- und Informationstechnik der Technischen Hochschule Mit-
      telhessen mit gut 15 Fachgebieten in Gießen,

     der Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften der Frankfurt University of
      Applied Sciences,

     der Fachbereich Ingenieurwissenschaften der Hochschule RheinMain,

     der Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der Hochschule Darmstadt,
      an dem sich auch das 2016 eröffnete „Haus der Energie der Hochschule Darmstadt“
      befindet, das der verstärkten interdisziplinären Zusammenarbeit und der Bündelung
      der Kompetenzen der Hochschule dient, sowie

     das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE in Kassel
      und weiteren Standorten in Fuldatal und Bad Hersfeld. Seit 2018 ist der vormalige In-
      stitutsteil Energiesystemtechnik des Fraunhofer IWES ein eigenständiges Fraunhofer-

6    Hinsichtlich der Forschung speziell im Bereich der Elektromobilität sei auf das Branchenprofil „Automobilindustrie in Hessen“
     verwiesen. Vgl. Bauer, C., Petkova, G. (2018): Automobilindustrie in Hessen, HA Report Nr. 955, Wiesbaden.

16
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

      Institut, der Spatenstich für den Neubau ist bereits erfolgt. Das IEE forscht für die
      Transformation der Energieversorgungssysteme und entwickelt Lösungen für techni-
      sche und wirtschaftliche Herausforderungen.

Investitionen

Investitionen sind Voraussetzung zur Erhaltung, Verbesserung und Erweiterung der Pro-
duktionskapazitäten und somit wesentlich für Wachstum und Schaffung von Arbeitsplät-
zen. Nachfolgend wird zunächst auf die Bruttoanlageinvestitionen – einer wichtigen Kenn-
ziffer für das Investitionsgeschehen – sowie ergänzend auf die Mietinvestitionen der hes-
sischen Elektroindustrie eingegangen. Anschließend wird mit den Investitionsausgaben
für Umweltschutzmaßnahmen eine spezielle Kategorie der Bruttoanlageinvestitionen nä-
her thematisiert.7 Dies geschieht zum einen aus dem Blickwinkel eines verantwortungs-
vollen Umgangs mit der Umwelt. Zum anderen steht ein nachhaltiges Wirtschaften auch
mehr und mehr für die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit einer Branche, denn z.B. Investi-
tionen zur Energieeffizienzsteigerung schonen nicht nur die Umwelt, sondern stellen über
die Kostenseite auch einen wichtigen Wettbewerbsfaktor dar.

315 Mio. Euro – dieser Betrag steht für die Bruttoanlageinvestitionen8 der hessischen
Elektroindustrie im Jahr 2016 zu Buche. Nach dem deutlichen Rückgang von 2011 auf
2012 hat die Branche damit Jahr für Jahr die Bruttoanlageinvestitionen erhöht. Die Investi-
tionsquote ist ebenfalls sukzessive auf 3,2 % angestiegen, d.h. die Investitionen wurden
im Verhältnis zum Umsatz überproportional ausgeweitet. Die Investitionsquote fällt damit
nur noch etwas geringer als im Durchschnitt der hessischen Industrie (3,6 %) aus. Wie in
allen Industriebranchen – nicht nur in Hessen, sondern bundesweit –, so liegt auch in der
Elektroindustrie der Schwerpunkt der Bruttoanlageinvestitionen auf den Ausrüstungsin-
vestitionen (Maschinen, maschinelle Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung):
83,7 % betrug deren Anteil für die Elektroindustrie im Jahr 2016, 89,9 % für die hessische
Industrie insgesamt. Die Bruttoanlageinvestitionen in Bauten und Grundstücke stellen
sozusagen den Rest, wobei dieser mit 16,3 % (2016) beachtlich groß ist.

7   Hierbei ist zu beachten, dass die Angaben zu den Umweltschutzinvestitionen im Vergleich zu den Bruttoanlageinvestitionen deut-
    lich später verfügbar sind. So liegen für Erstere Werte für das Berichtsjahr 2014, für Letztere für das Berichtsjahr 2016 vor. Somit
    ist der Vergleich der jeweils aktuellen Daten nur eingeschränkt möglich.
8   Erfasst wird der Wert der im Geschäftsjahr aktivierten Bruttozugänge an Sachanlagen, d.h. Ersatz- und Neuinvestitionen. Aktivier-
    te Großreparaturen und geringwertige Wirtschaftsgüter sind ebenso einbezogen wie selbst erstellte oder in Bau befindliche Anla-
    gen sowie Leasing-Güter, die beim Leasing-Nehmer zu aktivieren sind. Nicht berücksichtigt werden insbesondere Investitionen in
    Zweigniederlassungen im Ausland, Zugänge durch den Kauf ganzer Betriebe oder Unternehmen, der Erwerb von Finanzanlagen
    sowie der Erwerb von immateriellen Vermögensgegenständen (z.B. Patente).

                                                                                                                                     17
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

Bruttoanlageinvestitionen der Elektroindustrie in Hessen 2011 – 2016

     Bruttoanlage-                                                                                            Bruttoanlage-
     investitionen                                                                                           investitionen im
     in Mio. Euro                                                                                         Verhältnis zum Umsatz
                                                                                                                   in %
          400                                                                                                                4,0
                                                                                                                3,2
                         2,9                                                                  2,9
          300                                                               2,6                                              3,0
                                                            2,5                                                 315
                         296                 2,1                                              292
                                                                            263
          200                                                                                                                2,0
                                            193             210
          100                                                                                                                1,0

             0                                                                                                               0,0
                        2011                2012          2013             2014              2015              2016

 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Bisweilen werden die Bruttoanlageinvestitionen auch als Kaufinvestitionen bezeichnet, um
eine Abgrenzung zu den Mietinvestitionen9 vorzunehmen, zu denen Substitutionsbezie-
hungen (z.B. Kauf versus Miete / Pacht / Leasing) bestehen. Im Relation zu den Brutto-
anlageinvestitionen sind die Mietinvestitionen jedoch von geringer Bedeutung. So stehen
den oben genannten Bruttoanlageinvestitionen der heimischen Elektroindustrie in Höhe
von 315 Mio. Euro für 2016 Mietinvestitionen von lediglich 17 Mio. Euro gegenüber.

Umweltschutzinvestitionen der Elektroindustrie in Hessen 2014

                                                             4,4%
                                                                                            Klimaschutz
                                                    16,1%
                                                                                            Gewässerschutz

                                                                                            Luftreinhaltung
                                                    17,1%
                                                                       62,4%
                                                                                            Sonstige (Abfallwirtschaft,
                                                                                            Lärmbekämpfung, Naturschutz etc.)

 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

9    Erfasst wird der Wert der neuen Sachanlagen, die im Geschäftsjahr z.B. von Leasingfirmen, vom Hersteller direkt oder von Unter-
     nehmen der gleichen Unternehmensgruppe (z.B. Besitzgesellschaften) über mittel- oder langfristige Miet- bzw. Pachtverträge neu
     gemietet und gepachtet und nicht beim LeasingNehmer aktiviert wurden.

18
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Ein wichtiger Indikator für das Engagement einer Branche in Sachen Umweltschutz sind
die Investitionsausgaben für Umweltschutzmaßnahmen.10 Im Jahr 2014 summierten
sich diese in der Elektroindustrie auf 8,0 Mio. Euro, womit 2,0 % der gesamten Bruttoan-
lageinvestitionen der heimischen Elektroindustrie im Jahr 2014 auf Investitionen in den
Umweltschutz entfallen. Damit liegt der Anteil in der hessischen Elektroindustrie unter der
Vergleichsquote für das hessische Verarbeitende Gewerbe (2,5 %).

Der Blick auf die einzelnen Bereiche zeigt, dass 2014 die Klimaschutzinvestitionen mit
einem Investitionsvolumen von 5,0 Mio. Euro der wichtigste Bereich waren. Hierunter
werden Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung der Emission von Kyoto-Treib-
hausgasen (u.a. CO2), Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien sowie in energie-
effizenzsteigernde Maßnahmen und Energiesparmaßnahmen verstanden. Innerhalb die-
ses Bereichs standen 2014 in der Branche wie beim hessischen Verarbeitenden Gewerbe
insgesamt die Energieeffizienz und Energieeinsparung im Vordergrund. Selbstverständlich
erschöpft sich das Engagement der Elektroindustrie in punkto Umweltschutz nicht in die-
sen Investitionen in Sachanlagen. Der weitaus größere Beitrag der Branche ist in verbes-
serten bzw. neuen Produkten zu sehen, mit deren Einsatz bspw. Energie eingespart wer-
den kann – so z.B. LEDs statt Glühbirnen – oder die die Nutzung erneuerbarer Energie
ermöglichen (z.B. Photovoltaik).

Energie

Wie hoch ist der Energieverbrauch11 der Elektroindustrie und welche Energieträger sind
am wichtigsten? Für die hessische Branche wird für 2016 ein Verbrauch von rund 3,1 Mio.
Gigajoule (GJ) bzw. 0,9 Mio. Megawattstunden (MWh) angegeben – das sind 2,5 % des
gesamten Energieverbrauchs des Verarbeitenden Gewerbes (einschließlich Bergbau und
Gewinnung von Steinen und Erden) in Hessen. Die Branche deckt ihren Energiebedarf
überwiegend mit Strom. 62,2 % des Energieverbrauchs 2016 sind diesem Energieträger
zuzurechnen, wovon sicherlich ein gewisser Anteil durch erneuerbare Energien (z.B. Pho-
tovoltaik) selbst erzeugt wird. Es folgt Erdgas mit einem Anteil von 27,6 %.

10 Zu den Umweltschutzinvestitionen, die zu den so genannten Reportindikatoren der Hessischen Nachhaltigkeitsstrategie zählen,
   gehören alle getätigten Investitionen in Sachanlagen, die eine Verringerung oder Vermeidung von schädlichen Emissionen in die
   Umwelt bewirken bzw. den Einsatz von Ressourcen reduzieren. Es kann sich hierbei zum einen um additive („End-of-Pipe“) Maß-
   nahmen handeln, d.h. in der Regel separate, vom übrigen Produktionsprozess getrennte Anlagen, die dem Produktionsprozess
   vor- oder nachgeschaltet sind (z.B. Kläranlage). Zum anderen werden integrierte Maßnahmen erfasst, die dadurch charakterisiert
   sind, dass die Umweltbelastung direkt im Produktionsprozess reduziert wird (z.B. durch geschlossene Prozess- und Kühlwasser-
   kreisläufe oder durch Maschinen mit niedrigen Lärmemissionen).
11 Soweit Energieträger als Brennstoffe zur Stromerzeugung in eigenen Anlagen eingesetzt werden, enthält der Gesamtenergiever-
   brauch Doppelzählungen, die sowohl den Energiegehalt der eingesetzten Brennstoffe als auch des erzeugten Stroms umfassen.
   Der Gesamtenergieverbrauch enthält ebenfalls den nichtenergetischen Verbrauch von Energieträgern, wobei diesem in den meis-
   ten Branchen (Ausnahme: Chemische Industrie) keine Bedeutung zukommt.

                                                                                                                                 19
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen

Energieverbrauch der Elektroindustrie in Hessen im Jahr 2016 differenziert nach Energieträgern

                                                              4,2%
                                                      6,0%

                                                                                Strom
                                                   27,6%                        Erdgas
                                                                      62,2%     Fernwärme
                                                                                Sonstige

 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Die Kennziffer „Energieverbrauch je Beschäftigten“ als Indikator für die Energieintensität
der Branche erlaubt einen Vergleich der hessischen Elektroindustrie mit anderen hessi-
schen Industriezweigen und mit der Elektroindustrie bundesweit. In Hessen verbrauchte
die Branche im Jahr 2016 je Beschäftigten knapp 65 GJ Energie. Damit beträgt die Ener-
gieintensität nur etwa ein Fünftel des Durchschnittswertes im hessischen Verarbeitenden
Gewerbe (rund 310 GJ) und fällt noch geringer als die Energieintensität der Elektroindus-
trie auf Bundesebene (85 GJ je Beschäftigten) aus. Ein Beispiel für eine ausgesprochen
energieintensive Branche ist die Chemische und Pharmazeutische Industrie, deren Ener-
gieverbrauch sich in Hessen im Jahr 2016 auf 760 GJ je Beschäftigten belief.

Cluster und Netzwerke

Die Cluster und Netzwerke in Hessen zeichnen sich durch die Zusammenarbeit von Un-
ternehmen, wirtschaftsnahen Einrichtungen, Forschungsinstituten und Hochschulen sowie
sonstigen Bildungsstätten aus. Zum Leistungsspektrum der Cluster und Netzwerke gehö-
ren u.a. die regionale und überregionale Vernetzung, der Informations- und Erfahrungs-
austausch untereinander, die gemeinsame Marktbearbeitung, die kollaborative Technolo-
gieentwicklung und der Technologietransfer, Maßnahmen zur Fachkräftesicherung sowie
(Standort-)Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Zahlreiche Unternehmen – darunter in ho-
hem Maße Mittelständler – profitieren von Synergieeffekten der Zusammenarbeit, u.a.
durch einen erleichterten Zugang zu neuem Wissen und neuen Technologien, Ressour-
centeilung und verbesserte Chancen der Fachkräftegewinnung sowie durch zusätzliche
Möglichkeiten der Akquisition und Umsetzung von Aufträgen.

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