Fokusthemen zum Klima-schutz im Gebäudebereich - dena-GEBÄUDEREPORT 2021 dena GEBÄUDE REPORT

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Fokusthemen zum Klima-schutz im Gebäudebereich - dena-GEBÄUDEREPORT 2021 dena GEBÄUDE REPORT
dena
     GEBÄUDE
     REPORT
      2021

dena-GEBÄUDEREPORT 2021
Fokusthemen zum Klima-
schutz im Gebäudebereich
Fokusthemen zum Klima-schutz im Gebäudebereich - dena-GEBÄUDEREPORT 2021 dena GEBÄUDE REPORT
2   dena-Gebäudereport

     Inhalt
      06                                       46
      Zahlen, Daten, Fakten                    Wärme und Kälte

      18
      Ziele und politische Rahmenbedingungen

                                               66
                                               Ressourcen im Bauwesen

      30
      Green Finance im Gebäudesektor
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Impressum

                                                     Herausgeber :
                                                     Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
                                                     Chausseestraße 128 a, 10115 Berlin
                                                     Tel.: + 49 (0)30 66 777-0
06	Zahlen, Daten, Fakten                            Fax: + 49 (0)30 66 777-699
                                                     www.dena.de

08 Nichtwohngebäudebestand in Deutschland            Bildnachweis:
10	Endenergiebezogener Gebäudeenergieverbrauch      Titelbild – GettyImages/Guido Mieth; GettyImages: S. 4 –
15	Entwicklung Antragszahlen Effizienzhäuser,       Bim, S. 6 – Dowell Moment, S. 18, 27, 30 – Westend 61,
                                                     S. 22 – Travel Motion, S. 36 – Kentaroo Tryman; Shutter-
    Sanierung und Neubau
                                                     stock: S. 46 – Ivan Smuk, S. 66 – Curioso Photography;
                                                     Pexels: S. 42 – Singkham; Alle anderen Bilder Copyright:
                                                     Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
18 Z
    iele und politische
                                                     Redaktion:
   Rahmenbedingungen                                 Thomas Bründlinger, dena
                                                     Heike Marcinek, dena
                                                     Christina Stahl, dena
19 Einordnung des T­ hemas                          Christian Stolte, dena
20 Europäische und inter­nationale Verpflichtungen
24	Nationale Ziele, Umsetzungs­s trategien          Konzeption und Gestaltung:
                                                     Heimrich & Hannot GmbH
    und Maßnahmen
                                                     Stand:
                                                     05/2021
30	Green Finance
                                                     Bitte zitieren als:
    im Gebäudesektor                                 Deutsche Energie-Agentur (dena, 2021):
                                                     dena-Gebäudereport 2021 – Fokusthemen
                                                     zum Klimaschutz im Gebäudebereich
31 Der Finanzsektor im Kontext von Klimaschutz
35	Politische Rahmenbedingungen der EU              Diese Veröffentlichung des Projekts „dena-Gebäudereport
39	Ansätze „grüner“ Immobilienfinanzierung          2021: Fokusthemen zum Klimaschutz im Gebäudebereich“
                                                     erfolgt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft
    in Deutschland
                                                     und Energie. Die dena unterstützt die Bundesregierung in
                                                     verschiedenen Vorhaben bei der Umsetzung der energie-
                                                     und klimapolitischen Ziele.
46 Wärme und Kälte
47	Endenergieverbrauch im Wärme- und Kältesektor
53 Wärme- und Kältetechnologien und -anwendungen
56 Wärmenetze

66 Ressourcen im Bauwesen
67 Bedeutung von Ressourcen im Bauwesen                               gebaeudereport@dena.de

69 Bedeutung des Themas für das Bauwesen
72 Rahmenbedingungen, politische Ziele
                                                                       twitter.com/dena_news

                                                                              dena.de
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4   dena Gebäudereport
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dena-GebäudereportVorwort                                                                                                        5

Liebe Leserinnen und Leser,

Sie lesen den Gebäudereport 2021, ein neues Format in einer
besonderen Zeit. Die Corona-Krise belastet die Wirtschaft und
unsere Gesellschaft. Die Energiewende – vor der Pandemie
das Top-Thema – rückt wieder in den Mittelpunkt der politi-
schen Agenda. Klar ist, dass die CO2-Emissionen der Gebäude     Wie in den Vorjahren haben wir aktuelle Statistiken zur
in den kommenden zehn Jahren, ausgehend von gegenwärtig         Energieeffizienz im Gebäudebestand aufbereitet, inklu-
rund 120 Millionen Tonnen, deutlich reduziert werden müssen.    sive der Abrufe von Förderprogrammen. Das Kapitel „Ziele
Debatten über höhere Ziele als bislang geplant werden auf       und politische Rahmenbedingungen“ zeigt die Ziele, Pro-
nationaler und EU-Ebene derzeit intensiv geführt. Sie werden    gramme und Strategien Deutschlands und der EU auf dem
das Jahr 2021 weiter prägen, besonders wenn es dann auch        Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand.
um Maßnahmen geht, wie diese Ziele erreicht werden können.
                                                                Zusätzlich werden Themen beleuchtet, die in den kommen-
Das Klimaschutzprogramm 2030 und das Konjunkturpaket            den Jahren eine wichtige Rolle spielen werden und sich ge-
stellen Milliarden für Energiewende und Klimaschutz bereit,     genseitig ergänzen:
von denen auch der Gebäudebereich profitiert. Förderpro-
gramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren wurden         Wärme- und Kältewende im Gebäudebereich: Technologi-
aufgestockt und die Nachfrage steigt. Aus Brüssel kommt mit     en zur Erzeugung, Nutzung und Speicherung werden effizienter
der „Renovation Wave“ ebenfalls ein deutlicher Impuls für       und digitaler. Unsere Übersicht soll unterstützen, Planungsent-
mehr energetische Modernisierungen.                             scheidungen zu treffen und Potenziale abzuschätzen.

 Nun wird es darauf ankommen, diese Mittel intelligent zu       Green Finance: Der Finanzsektor entwickelt sich zu einem
 nutzen, sodass sie nachhaltig wirken. Für den Gebäudesek-      immer wichtigeren Hebel, um grüne Investitionen im Gebäu-
 tor ist das gelungen, wenn der Sanierungsstau sich endlich     desektor und in der gesamten Energiewende zu ermöglichen.
 auflöst und klimafreundlicheres Bauen und Sanieren zum         Wir blicken auf Vorreiter in Deutschland und Europa.
„Mainstream“ wird. Essenziell dafür ist, die neuen und erhöh-
 ten Fördermöglichkeiten gezielt zu bewerben und die Töpfe      Ressourcen im Bauwesen: Energie- und Materialeffizienz
 für die kommenden Jahre verlässlich auszustatten. Ausrei-      nehmen eine Schlüsselstellung in der Wärmewende ein. Wir
 chende Förderung braucht es auch für innovative Technolo-      analysieren Bedeutung und Potenziale für das Bauwesen im
 gien und Geschäftsmodelle. Und alle, die aktiv werden, soll-   Kontext der politischen Ziele und Rahmenbedingungen.
 ten auf Rahmenbedingungen treffen, die ihr Vorhaben be-
 schleunigen statt verkomplizieren.                             Im Baubereich der dena setzen wir uns kontinuierlich mit
                                                                diesen und vielen weiteren Themen rund um das energieef-
Mit dem dena-Gebäudereport 2021 wollen wir informieren          fiziente Bauen und Sanieren auseinander. Wir freuen uns auf
und sichtbar machen, wo wir stehen und wo Dinge in Bewe-        Ihre Diskussionsbeiträge und Rückmeldungen. Lassen Sie
gung sind – politisch und technologisch.                        uns dranbleiben.

                    Andreas Kuhlmann                                               Christian Stolte
                    Vorsitzender der Geschäftsführung                              Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude
                    der Deutschen Energie-Agentur (dena)                           der Deutschen Energie-Agentur (dena)
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6   dena-Gebäudereport

    Kapitel 01/05

    Zahlen, Daten,
    Fakten

    Was Sie hier lesen:

    Das folgende Kapitel gibt einen Überblick über den Status quo des nationalen Gebäudebestands. Dabei sind Zahlen,
    Daten und Fakten in übersichtlichen Diagrammen zusammengefasst. Dargestellt werden Bestand und Energiever-
    brauch von Wohngebäuden und Nichtwohngebäuden sowie die Entwicklung der Absatzzahlen von Wärmeerzeugern.
    Ein weiterer Schwerpunkt ist die 2020 umgestaltete Förderlandschaft und deren Antragszahlen.
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Kapitel 01/05                                                                                                      Zahlen, Daten, Fakten   7

    Abb. 1: Wohngebäudebestand in Deutschland
    Quelle: AGEB 2020, BMWi 2020a, Destatis 2020, eigene Berechnungen

                                                                                              3.216.005
                                                                                              Mehrfamilienhäuser

         19.053.216 Anzahl der Wohngebäude
                        in Deutschland

                                                                                             15.837.211
                                                                                             Ein- und Zweifamilienhäuser

                                               66 %
                          Anteil der Wohngebäude
                      am Gebäudeenergieverbrauch

                                                                                                                Unsere Autorin
                                                                                                                und unser Autor:

                                40.828.717
                                Wohneinheiten                           EEin- und Zweifamilienhäuser
                                                                          (EZFH) haben im Vergleich zu
                                                                          Mehrfamilienhäusern (MFH)
                                                                          durchschnittlich größere Wohnflä-
                                                                          chen je Wohneinheit und höhere
                                                                          quadratmeterbezogene Energie-
                                                                          verbräuche. Wohneinheiten in
                                                                          EZFH betragen im Durchschnitt
                                                                          118 m², während sie in MFH 69 m²

3.753.715 m
                                                                          groß sind. Betrachtet man beide       Alexandra Mayer und
                                                                          Kategorien zusammen, hat jeder        Simon Becker sind in
                                                           2              Einwohner 46,7 m² an Wohnfläche
                                                                          zur Verfügung. Mit rund 15,8 Milli-
                                                                                                                der dena für die Themen
                                                                                                                Energieanalysen und
                                                                          onen Gebäuden stellen EZFH die        Energieeffizienz im
beheizte Nettogrundfläche in Tsd.                                         zahlenmäßig größte Gruppe dar.        Gebäudebereich tätig.
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8    dena-Gebäudereport

     Abb. 2: Nichtwohngebäudebestand in Deutschland
     Quelle: AGEB 2020, BMWi 2020a, IWU 2021, eigene Berechnungen

                                                                                         34 %
                                                                          Anteil der Nichtwohngebäude
                                                                          am Gebäudeenergieverbrauch

    3.507.000 m
    beheizte Nettogrundfläche in Tsd.
                                                                    2

     EIm Gegensatz zu den Wohnge-
      bäuden gibt es für die Anzahl
      an Nichtwohngebäuden (NWG)
      keinen amtlichen Wert. Das
      Institut für Wohnen und Umwelt
      (IWU) erstellt in dem Projekt
      ENOB:dataNWG eine Hochrech-
      nung von 1,98 Millionen GEG-
      relevanten NWG auf. Aufgrund
      ihrer großen Fläche je Gebäude
      und der hohen quadratmeter-
      bezogenen Verbräuche liegt der
      Anteil der NWG am Gebäudeener-
      gieverbrauch bei 34 Prozent.

                                                                        1,98 Mio.
                                                                             Anzahl der GEG-relevanten
                                                                         Nichtwohngebäude in Deutschland
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Kapitel 01/05                                                                                                                                        Zahlen, Daten, Fakten   9

    Abb. 3: Endenergieverbrauch nach Sektoren und Energieträgern
    Quelle: AGEB 2020, BMWi 2020b, eigene Berechnungen

                                                                                                                                                         Sonstige
                                                                                                                                                         0,8 %
                                                                                                                                                         Mineralöl
                                                                                                                                                         (exkl. Kraftstoffe)
                            Kraftstoff                                                                                                                    0,2 %
                                30 %                                                                                    Erneuerbare                      Gas
                                                                                                                        7%                               3,0 %
                                                                       eistungen
                                                                  enstl
                                                           del, Di                                                                Sonstige
                                                         an
                                                     e, H                                                                         1%
                                                  erb
                                                ew                                                                                                       Kernenergie
                                                                                                                                                         2,5 %
                                           G
                                            %

                                                                                                                      31
                                         15

                                                                                                                         %
                                                                                                                        Ver
                                                                                                                           keh
                                                                                                                              r
                                                               2.514                                                                         Strom
                                                                                                                                             20 %
                         27 % Privatha

                                                                                                                                                         Erneuerbare
        Kohle                                                                                                                                            7,9 %
         5%                                                               TWh
                              u sha
                                  lte

             Heizöl
               7%

                                                                                                              i   e
                                                                                                          str
                                                                                               I   n du
                 Fernwärme                                                                28 %
                       4%                                                                                                                                Kohle
                                                                                                                                                         5,6 %

                                                                                   Gas
                                                                                   25 %

                                                   Kraftstoff und Gas sind die dominieren-                                   be, Handel, Dienstleistungen und Privat-
                                                   den Energieträger                                                         haushalte für die Bereitstellung von Raum-
                                                                                                                             wärme, aber auch in der Industrie für Pro-
                                                   Mit 30 Prozent Anteil am Endenergiever-                                   zesswärme. Der Bedarf an Heizöl für die
                                                   brauch sind Kraftstoffe 2019 die dominie-                                 Raumwärme hat 2019 zugenommen, wäh-
                                                   renden Energieträger in Deutschland. Diese                                rend der Gasbedarf konstant blieb.
                                                   werden überwiegend im Verkehrssektor
                                                   verbraucht, welcher damit den Sektor mit                                  Bei der Strombereitstellung liegen die er-
                                                   dem größten Verbrauchsanteil darstellt.                                   neuerbaren Energien mit 8 Prozent Anteil
                                                   Der Energieträger Gas hat den zweitgröß-                                  am Endenergieverbrauch 2019 erstmals
                                                   ten Anteil (25 Prozent). Hier erfolgt der Ein-                            vorne und verdrängen die Kohlekraftwerke
                                                   satz hauptsächlich in den Sektoren Gewer-                                 auf den zweiten Platz.
Fokusthemen zum Klima-schutz im Gebäudebereich - dena-GEBÄUDEREPORT 2021 dena GEBÄUDE REPORT
10   dena-Gebäudereport

     Abb. 4: Endenergiebezogener Gebäudeenergieverbrauch
     Quelle: AGEB 2020, BMWi 2020b, eigene Berechnungen

                                                                                             Beleuchtung Klimakälte
                                                                                                  10 TWh 1 TWh
                                                                                    Warmwasser
                                                                                       106 TWh

                                                                                                     Wohngebäude
                                                 Klimakälte
                           Beleuchtung
                                66 TWh           10 TWh                                                  66 %

     Warmwasser
        130 TWh                                                                                                        Raumwärme
                                                                                                                       454 TWh

                                         Alle Gebäude
                                         865 TWh
                                                                               Raumwärme
                                                                               658 TWh

                                                                                                          Klimakälte
                                                                                                          9 TWh
                                                                                       Beleuchtung
                                                                                            56 TWh

                                                                                                       Nicht-
                                                                                    Warmwasser      wohngebäude
                                                                                        25 TWh
                                                                                                         34 %
                                                                                                                       Raumwärme
                                                                                                                       204 TWh

     Raumwärme hat größten Anteil am                      makälte fallen wenig an. Anders sieht dies
     Gebäudeenergieverbrauch                              im Nichtwohngebäudebereich aus. Den
                                                          größten Anteil macht auch hier die Räum-
     Mit 76 Prozent hat die Raumwärme den                 wärme aus, aber auf Platz zwei liegt die Be-
     größten Anteil am Gebäudeenergiever-                 leuchtung und nur ein geringer Anteil wird
     brauch. 2019 lag der Endenergieverbrauch             für Warmwasser benötigt. Zwar ist die An-
     für Raumwärme bei 658 TWh. Dieser ist                zahl der Nichtwohngebäude im Vergleich
     damit im Vergleich zu 2018 um 22 TWh an-             zu den Wohngebäuden relativ gering, doch
     gewachsen. Aufgrund der hohen Anzahl von             machen sie aufgrund ihrer großen Fläche
     19 Millionen Wohngebäuden fallen bei die-            einen Anteil von 34 Prozent am gesamten
     sen 66 Prozent des gesamten Gebäudeener-             Gebäudeenergieverbrauch aus. Wie bei
     gieverbrauchs an. Dabei wird die Energie in          den Wohngebäuden liegt die Klimakälte
     Wohngebäuden vor allem durch Raumwär-                auf dem vierten Platz, wobei diese bei den
     me und Warmwasser verbraucht. Endener-               Nichtwohngebäuden mit 10 TWh eine grö-
     gieverbräuche durch Beleuchtung oder Kli-            ßere Bedeutung hat.
Kapitel 01/05                                                                                                               Zahlen, Daten, Fakten   11

                             Abb. 5: Entwicklung des Endenergieverbrauchs für Raumwärme und
                             Warmwasser, klimabereinigt
                             Quelle: BMWi 2020b, DWD 2020, eigene Berechnungen

                             1.200
Endenergieverbrauch in TWh

                             1.000

                              800

                              600

                              400

                              200

                                 0
                                        1996       2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

                                 Privathaushalte
                                 Gewerbe, Handel, Dienstleistungen
                                 Industrie

                                                                                                        Nach 2018 steigt 2019 der Endenergie-
                                                                                                        verbrauch wieder an

                                                                                                        Im Jahr 2018 ist der Endenergieverbrauch
                                                                                                        im Vergleich zu 2017 klimabereinigt um
                                                                                                        1,9 Prozent auf 854 TWh gesunken. Wäh-
                                                                                                        rend der Sektor Industrie um 4,8 Prozent
                                                                                                        gestiegen ist, gab es im Bereich Gewerbe,
                                                                                                        Handel und Dienstleistungen einen Rück-
                                                                                                        gang um 5,4 Prozent und in den Privathaus-
                                                                                                        halten um 1,2 Prozent.

                                                                                                        Im Jahr 2019 ist der Endenergieverbrauch
                                                                                                        von Raumwärme und Warmwasser wie-
                                                                                                        der auf 865 TWh angestiegen. Dabei gab es
                                                                                                        Rückgänge in den Sektoren Gewerbe, Han-
                                                                                                        del, Dienstleistungen und Industrie von
                                                                                                        12 TWh und einen Anstieg in den Privat-
                                                                                                        haushalten von 23 TWh.
12   dena-Gebäudereport

     Abb. 6: Absatzzahlen Wärmeerzeuger
     Quelle: BDH 2021, BSW-Solar 2020, BSW-Solar 2021

                                                                                                                                   553.194
                                               517.616

                                                                                                          120.406
                      86.020

                                                                                                                                                                      83.000
                                                                                 71.000
                                      69.564

                                                                                                                          69.886
                                                                                               53.888
                                                         48.620

                                                                                                                                              42.100
           22.440

                                                                  Öl-NT 2.992

                                                                                                                                                       Öl-NT 2.526
           Biomasse

                      Wärmepumpen

                                      Gas-NT

                                               Gas-BW

                                                         Öl-BW

                                                                                Solarthermie

                                                                                               Biomasse

                                                                                                          Wärmepumpen

                                                                                                                          Gas-NT

                                                                                                                                   Gas-BW

                                                                                                                                              Öl-BW

                                                                                                                                                                     Solarthermie
                              2019  Gesamtergebnis: 818.252
                                                                                                               2020     Gesamtergebnis: 925.000

                                                                                                                                             B 2019 und 2020 wurden am
                                                                                                                                               meisten Gas-Brennwertkessel
                                                                                                                                               verkauft. Der Marktanteil lag
                                                                                                                                               2020 bei 60 Prozent. Die größten
                                                                                                                                               Wachstumsraten konnten bei
                                                                                                                                               Wärmepumpen (+40 Prozent)
                                                                                                                                               und Biomasse (+140 Prozent)
                                                                                                                                               verzeichnet werden.
Kapitel 01/05                                                                    Zahlen, Daten, Fakten     13

          Abb. 7: Beantragte Wärmeerzeuger im Förderprogramm „Heizen mit
          Erneuerbaren Energien 2020“
         Quelle: BAFA 2020a

                              160.000
                                          143.638
                              140.000
Antragszahlen Wärmeerzeuger

                              120.000

                              100.000                 95.755

                               80.000

                               60.000                              57.509

                               40.000                                                          37.298

                               20.000

                                   0
                                        Wärmepumpe   Biomasse   Solarthermie                Gas Hybrid

                                                                               B Zum Jahresbeginn 2020 wurde
                                                                                  das Förderprogramm Heizen
                                                                                  mit Erneuerbaren Energien
                                                                                  vom BAFA neu aufgelegt. Durch
                                                                                  attraktive Konditionen wurde
                                                                                  das Programm 3,9-mal so
                                                                                  häufig wie das Vorgängerpro-
                                                                                  gramm im Vorjahr beantragt.
                                                                                  Bei 40 Prozent der Anträge
                                                                                  wurde die Förderung erhöht, da
                                                                                  hier ein Ölkessel ersetzt wurde.
                                                                                  Alleine 48.000 Anträge für eine
                                                                                  Wärmepumpe wurden noch im
                                                                                  Dezember gestellt, sodass noch
                                                                                  nicht alle Geräte in den Absatz-
                                                                                  zahlen 2020 auftauchen.
14           dena-Gebäudereport

              Abb. 8: Antragszahlen Bundesförderung Energieberatung
              für Wohngebäude
             Quelle: BAFA 2020b
     Antragszahlen Energieberatung für Wohngebäude

                                                     30.000

                                                     25.000                                                                                                  24.559

                                                     20.000

                                                     15.000
                                                              11.939
                                                                                                                                               10.222
                                                     10.000            8.339         9.000         7.999          8.150          8.681

                                                      5.000

                                                         0
                                                              2013     2014          2015           2016          2017            2018          2019          2020

                                                                         Starke Nachfrage nach geförderter                iSFP lag bei 35 Prozent. Es ist davon aus-
                                                                         Energieberatung                                  zugehen, dass dieser Anteil mit der Einfüh-
                                                                                                                          rung der Bundesförderung für effiziente Ge-
                                                                         Die Erhöhung der Bundesförderung Ener-           bäude (BEG) weiter steigen wird. Seit dem
                                                                         gieberatung für Wohngebäude zum                  01.01.2021 gibt es bei der Umsetzung einer
                                                                         01.02.2020 auf 80 Prozent hat zu einem           förderfähigen Maßnahme aus einem zuvor
                                                                         deutlichen Anstieg der Antragszahlen ge-         geförderten iSFP einen Bonus von 5 Pro-
                                                                         führt. Auch die mit einem individuellen Sa-      zentpunkten. Der Trend der Nachfrage nach
                                                                         nierungsfahrplan (iSFP) durchgeführten           geförderter Energieberatung könnte also
                                                                         Beratungen sind im Vergleichszeitraum Ja-        generell im Jahr 2021 anhalten und der iS-
                                                                         nuar bis April 2020 zu 2019 um 40 Prozent        FP-Anteil zusätzlich weiter steigen.
                                                                         gestiegen. Der Anteil der eingereichten
Kapitel 01/05                                                                                                                          Zahlen, Daten, Fakten    15

        Abb. 9: Entwicklung Antragszahlen Effizienzhäuser,
        Sanierung und Neubau
        Quelle: KfW 2018, KfW 2019, KfW 2020

                                                  100.000

                                                   90.000

                                                   80.000
    Anzahl Anträge für Effizienzhäuser Neubau

                                                   70.000

                                                   60.000

                                                   50.000

                                                   40.000

                                                   30.000

                                                   20.000

                                                   10.000

                                                       0
                                                                         2018               2019                                         2020

                                                            EH 55
                                                            EH 40
                                                            EH 40 Plus
    Anzahl Anträge für Effizienzhäuser Sanierung

                                                   12.000

                                                   10.000

                                                    8.000

                                                    6.000

                                                    4.000

                                                    2.000

                                                       0
                                                                         2018               2019                                         2020

                                                            EH Denkmal          EH 85
                                                            EH 115              EH 70
                                                            EH 100              EH 55
                                                                                        B Auch bei den Effizienzhäusern      Im Programm „Energieeffizient
                                                                                           (EH) lässt sich der Trend durch    Sanieren“ liegt das EH Denkmal
                                                                                           die Erhöhung der Förderung         mit 19 Prozent der Anträge
                                                                                           erkennen. 2020 gab es eine         vorn. An zweiter Stelle liegen
                                                                                           deutlich höhere Anzahl an Effi-    mit jeweils 15 Prozent die EH 85
                                                                                           zienzhäusern als in den Jahren     und EH 70.
                                                                                           2018 und 2019. Sehr deutlich ist
                                                                                           dies im Neubau der Fall. Mit 79    Insgesamt wurden die Förder-
                                                                                           Prozent wird hier 2020 am mei-     programme so stark nachge-
                                                                                           sten das EH 55 gebaut, gefolgt     fragt, dass das BMWi im Oktober
                                                                                           vom EH 40 Plus mit 13 Prozent.     die entsprechenden Haushalts-
                                                                                                                              gelder noch einmal um 2,2
                                                                                                                              Milliarden Euro erhöhte.
16   dena-Gebäudereport

     Abbildungsverzeichnis
     zu Kapitel 01

     Abbildung 1: Wohngebäudebestand in Deutschland

     Abbildung 2: Nichtwohngebäudebestand in Deutschland

     Abbildung 3: Endenergieverbrauch nach Sektoren und
     Energieträgern

     Abbildung 4: Endenergiebezogener Gebäudeenergie-
     verbrauch

     Abbildung 5: Entwicklung des Endenergieverbrauchs für
     Raumwärme und Warmwasser, klimabereinigt

     Abbildung 6: Absatzzahlen Wärmeerzeuger

     Abbildung 7: Beantragte Wärmeerzeuger im Förder-
     programm „Heizen mit Erneuerbaren Energien 2020“

     Abbildung 8: Antragszahlen Bundesförderung Energie-
     beratung für Wohngebäude

     Abbildung 9: Entwicklung Antragszahlen Effizienzhäuser,
     Sanierung und Neubau
Kapitel 01/05                                                                                           Zahlen, Daten, Fakten   17

    Literaturverzeichnis
    zu Kapitel 01

    AGEB 2020, Anwendungsbilanzen für die Endenergiesek-         Destatis 2020, Bauabgang von Wohnungen und Wohnge-
    toren in Deutschland in den Jahren 2008 bis 2018. Berlin     bäuden – Lange Reihen ab 1969 bis 2019, Wiesbaden (2020):
    (2020): AG Energiebilanzen e. V. Von https://ag-energiebi-   Statistisches Bundesamt. Von https://www.destatis.de/
    lanzen.de/index.php?article_id=29&fileName=ageb_an-          DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Wohnen/Publikationen/
    wendungsbilanz2018_v3.pdf abgerufen.                         Downloads-Wohnen/fortschreibung-wohnungsbestand-
                                                                 pdf-5312301.pdf;jsessionid=D32AFDDC24080F43F144BB7A
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    BSW-Solar 2021, Bilanz 2020: Renaissance der Solarwär-
    me. Berlin (2021): BSW – Bundesverband Solarwirtschaft
    e. V. Von https://www.solarwirtschaft.de/datawall/up-
    loads/2021/02/210204_BSW-BDH-Kollektorabsatz.pdf
    abgerufen.
18   dena-Gebäudereport

     Kapitel 02/05

     Ziele und politische
     Rahmen­bedingungen

     Was Sie hier lesen:

     Der Gebäudesektor ist von zentraler Bedeutung, um die klimapolitischen Ziele der EU und Deutschlands zu errei-
     chen. Für die Transformation hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand erfolgen sowohl auf europäischer als
     auch auf nationaler Ebene wichtige Weichenstellungen. Das folgende Kapitel gibt einen Überblick über zentrale na-
     tionale Zielsetzungen, Umsetzungsstrategien und Maßnahmen sowie politische Rahmenbedingungen auf EU-Ebene.
     Der Schwerpunkt des Textes liegt dabei auf den Zusammenhängen und der Erläuterung grundsätzlicher Ansätze.
Kapitel 02/05                                                                                  Ziele und politische Rahmen­bedingungen   19

                                          01               inordnung
                                                          E
                                                          des ­Themas

 EDer internationale ­Gebäudebestand
 
    wird sich bis 2050 verdoppeln.

 EBis 2060 wird alle fünf Tage das
 
    ­Äquivalent von Paris an Boden­
    fläche hinzugefügt.
 EIn Deutschland entfallen auf den
 
    Gebäude­bereich etwa 35 Prozent
                                                     Aspekte der Kühlung noch einen relativ
    des Endenergieverbrauchs, dieser
                                                     geringen Anteil haben. Heizung und Küh-
    Sektor v­ erursacht zudem etwa                   lung erfolgen gegenwärtig zu ca. 75 Prozent
    30 Prozent der CO2-­Emissionen.                  aus fossilen Brennstoffen. Der Bereich der
                                                     Kühlung wird im Gebäudebereich voraus-
                                                     sichtlich stark an Bedeutung gewinnen.*
    Die Dekarbonisierung des Gebäude- und
    Bausektors ist von entscheidender Bedeu-         Die genannten Zahlen für den Energie-
    tung, um die europäischen und internati-         verbrauch von Gebäuden in Europa las-
    onalen Klimaziele und Verpflichtungen zu         sen sich auch auf Deutschland übertra-
    erreichen. International ist dieser Sektor       gen. 839 TWh Endenergie wurden 2018
    für fast 40 Prozent der energie- und pro-        in Wohn- und Nichtwohngebäuden ver-
    zessbedingten Emissionen verantwort-             braucht (Raumwärme, Warmwasser, Be-
    lich und wird durch die prognostizierte          leuchtung und Klimakälte). Davon entfal-
    Verdopplung des Gebäudebestands bis              len ca. zwei Drittel auf Wohn- und ein Drit-              Unsere Autorin:
    2050 noch mehr an Bedeutung gewinnen.            tel auf Nichtwohngebäude. Zwar sind die
                                                     Emissionen im Gebäudebereich seit 1990
    In Europa ist der Gebäudebereich ebenfalls       zurückgegangen, allerdings ist seit ca.
    für etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs        einem Jahrzehnt eine Stagnation festzu-
    und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen        stellen, auch die Sanierungsrate steht seit
    verantwortlich – und stellt somit den größ-      längerer Zeit bei nur rund einem Prozent.
    ten europäischen Energieverbraucher dar.
    Derzeit sind etwa 35 Prozent der Gebäude         Um das Ziel eines klimaneutralen Gebäu-                  Sonja Leidner
                                                                                                              ist in der dena u. a. für
    in den EU-Mitgliedstaaten über 50 Jahre alt,     debestandes bis 2050 zu erreichen, ist                   politische Prozesse mit
    ca. 75 Prozent der bestehenden Häuser            es notwendig, die Sanierungsgeschwin-                    dem Fokus Gebäude
                                                                                                              auf EU-Ebene zuständig
    werden als energieineffizient eingestuft.        digkeit und -tiefe auf nationaler und eu-                und arbeitet zudem für
    Zudem wird geschätzt, dass ca. 80 Pro-           ropäischer Ebene zu erhöhen. Die Euro-                   die Allianz für Gebäude-
                                                                                                              Energie-Effizienz sowie
    zent der heutigen Gebäude auch im Jahr           päische Kommission hat dazu Ende 2020                    die Deutsch-Französische
    2050 noch in Benutzung sein werden.              ihre Renovierungsstrategie veröffentlicht,               Energieplattform.
                                                     Deutschland hat 2019 mit dem Klimapa-
    In den Haushalten der europäischen Mit-          ket und dem Klimaschutzprogramm einen
    gliedstaaten entfallen allein auf die Bereiche   wichtigen Schritt in diese Richtung ge-
                                                                                                       * Mehr Informationen im Kapitel
    Heizung und Warmwasseraufbereitung fast          macht und zahlreiche Maßnahmen auch                 „Wärme und Kälte“, Gebäude-
    80 Prozent des Energieverbrauchs, wobei          für den Gebäudesektor beschlossen.                  report 2021
20   dena-Gebäudereport

     02 Europäische
        und inter­nationale
        Verpflichtungen

                      Die Pariser ­Klimakonferenz
                      Das Übereinkommen von Paris ist die erste umfassende und rechtsverbindliche welt-
                      weite Klimaschutzvereinbarung und wurde im Dezember 2015 auf der Pariser Kli-
                      makonferenz (COP21) geschlossen. Mit dem Abkommen haben sich die Mitgliedstaa-
                      ten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) dazu verpflichtet,
                      die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts deutlich unter 2 °C und möglichst
                      unter 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten.

                      Die EU und ihre Mitgliedstaaten zählen zu den fast 190 Vertragsparteien. Die Vertragsstaa-
                      ten haben Zusagen über national festgelegte Beiträge (Nationally Determined Contribu-
                      tions, NDCs) getroffen, mit denen in Summe das globale Ziel des Pariser Abkommens er-
                      reicht werden soll. Die einzelnen Mitglieder der EU haben keinen eigenen nationalen NDC
                      eingereicht – ihre Anteile finden sich im gemeinsamen Beitrag der Europäischen Union wie-
                      der. Die EU hat entsprechende Vorschriften und Ansätze in ihren europäischen Energie- und
                      Klimarahmen eingebettet, um Fortschritte in den Mitgliedstaaten gemäß den internationa-
                      len Verpflichtungen zu erzielen. Nach dem Pariser Abkommen müssen die Vertragsstaaten
                      ihre neuen oder aktualisierten NDCs alle fünf Jahre (z. B. 2020, 2025, 2030) einreichen, um
                      die Ambitionen im Laufe der Zeit zu verstärken und die Lücke zur Erreichung des globalen
                      Ziels zu schließen.

                       „Der europäische
                       Grüne Deal ist
                       unsere neue
                       Wachstumsstrategie.
                       Er wird es uns
                       ermöglichen, die
                       Emissionen zu senken
                       und gleichzeitig
                       Arbeitsplätze zu
                       schaffen.“

                      Ursula von der Leyen,
                      Präsidentin der
                      Europäischen Kommission
Kapitel 02/05                                                                   Ziele und politische Rahmen­bedingungen   21

                 Der europäische ­­Energie-
                 und Klima­rahmen 2030

                 EU-Ziele 2030                                         Legislativpaket „Saubere
                                                                       Energie für alle Europäer“
                 Im Vorfeld der Pariser Klimakonferenz
                 haben die Mitgliedstaaten 2014 den EU-                Mit dem Legislativpaket „Saubere Ener-
                 Klima- und Energierahmen 2030 beschlos-               gie für alle Europäer“ hat die EU ihre ener-
                 sen. Der Rahmen baut auf dem Klima- und               gie- und klimapolitische Rahmensetzung
                 Energiepaket 20201 auf und legt politische            für den Zeitraum 2021–2030 weiterentwi-
                 Ziele für den Zeitraum 2021 bis 2030 fest:            ckelt. Das Paket umfasst mehrere Richtli-
                                                                       nien und Verordnungen in den Bereichen
                 ED
                   ie Treibhausgasemissionen sollen ge-               Governance der Energieunion, erneuerba-
                  genüber dem Niveau des Jahres 1990                   re Energien (RED II), Gesamtenergieeffizi-
                  um 40 Prozent verringert werden.                     enz von Gebäuden (EPBD), Energieeffizienz
                                                                       (EED) und Strommarktdesign. In diesem Zu-
                 ED
                   er Anteil der erneuerbaren Energien am             sammenhang wurden die EU-2030-Ziele für
                  Gesamtenergieverbrauch soll auf 27 Pro-              erneuerbare Energie und Energieeffizienz
                  zent steigen. Eine Anpassung der Zielvor-            in 2018 erhöht und mit Maßnahmen hinter-
                  gaben auf 32 Prozent erfolgte in 2018.               legt. Die letzten Aspekte des Pakets wurden
                                                                       vor der Europawahl 2019 verabschiedet.
                 E D ie Energieeffizienz soll auf 27 Prozent
                    erhöht werden. Die Erhöhung der Zielvor-           Neben den neuen Zielsetzungen für Ener-
                    gaben auf 32,5 Prozent erfolgte in 2018.           gieeffizienz und erneuerbare Energien in
                                                                       EED und RED II hat die EU auch einen neuen
                 Diese Überprüfung und teilweise Erhöhung              Governance-Rahmen verabschiedet, nach
                 der EU-Ziele 2030 fand im Rahmen des Le-              dem die Mitgliedstaaten jeweils für den Zeit-
                 gislativpakets „Saubere Energie für alle              raum 2012–2030 integrierte nationale Ener-
                 Europäer“ statt. Die EU-Kommission hat                gie- und Klimapläne (NECP) erstellen müs-
                 dieses Legislativpaket 2016 als Entwurf im            sen. Die Mitgliedstaaten melden in den NECPs
                 sogenannten „Winterpaket“ vorgestellt.                ihren jeweiligen Beitrag zu den EU-Zielen
                                                                       und legen dar, mit welchen Strategien und
                 Im Zuge des Green Deals erfolgt ab                    Maßnahmen diese erreicht werden sollen.
                 2020 eine weitere Verschärfung der eu-                Damit sind die NECPs das zentrale Instru-
                 ropäischen Zielvorgaben 2030.                         ment, um die EU-2030-Ziele für erneuerbare
                                                                       Energien und Energieeffizienz umzusetzen.

                 1 D
                    as Klima- und Energiepaket 2020 beinhaltet
                   folgende Ziele:
                 ES  enkung der Treibhaus­gasemissionen um 20
                    Prozent (gegenüber dem Stand von 1990)
                 E 2 0 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen
                 EV  erbesserung der Energieeffizienz um 20 Prozent
22    dena-Gebäudereport

                Energieeffizienzrichtlinie              Erneuerbare-Energien-Richtlinie                     Gebäuderichtlinie

       Inhalte u. a.:                                Inhalte u. a.:                              Inhalte u. a.:
       ■ EU-Energieeffizienzziel 2030                ■ EU-Ziel 2030 für erneuerbare              ■ Verpflichtende Erstellung von langfris-
       ■ Sanierungsrate für Gebäude der                  Energien                                    tigen Renovierungsstrategien (LTRS)
           Zentralregierungen                        ■ Mindestmaß an erneuerbaren                ■ Einführung Niedrigstenenergiehaus-
       ■ Verpflichtende Energieeinsparung                Energien für Neubauten und teilweise        Standard (nzeb) und Energieausweis
           der Mitgliedstaaten bis 2030                  für Sanierungen                         ■ Aufbau von Ladeinfrastruktur
       ■ Verpflichtende Durchführung                 ■ Vorgaben zur Wärme- und Kältever-             im Neubau und im Bestand
           regelmäßiger Energieaudits in                 sorgung aus erneuerbaren Energien       ■ Kostenoptimale
           großen Unternehmen                        ■ Abbau bestehender Barrieren für               Mindestanforderungen
       ■ …                                               Prosumenten                             ■ …
                                                     ■ …

                           Vorzeitige Novellierung der Richtlinien durch den Green Deal bzw. die Renovierungswelle ab 2020

     B Abb. 1: Zentrale EU-Richtlinien   Die EU-Kommission wertet die Berichte hinsichtlich der gemeldeten Zielbeiträ-
        für den Gebäudesektor, Quelle:    ge aus und überprüft die Umsetzung der dargelegten Maßnahmen – bei unzurei-
        eigene Darstellung
                                          chender Erfüllung der EU-2030-Ziele für erneuerbare Energien und Energieeffizienz
                                          kann die EU Nachbesserungen auf europäischer bzw. nationaler Ebene fordern.

                                          Das EU-2030-Ziel zur Treibhausgasminderung wird umgesetzt durch das Europäische
                                          Emissionshandelssystem (EU-EHS) sowie die EU-Lastenteilung. Durch die Vorschriften
                                          zur Lastenteilung werden für jeden Mitgliedstaat in den Sektoren außerhalb des Euro-
                                          päischen Emissionshandels (vor allem Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft) verbindli-
                                          che Minderungsziele bzw. Emissionsbudgets als Beiträge zum EU-2030-Klimaziel festge-
                                          legt. Emittiert ein Land mehr als das zugewiesene Budget erlaubt, müssen die zusätzli-
                                          chen Emissionen z. B. durch Zukäufe aus anderen Mitgliedstaaten kompensiert werden.
Kapitel 02/05                                                                                         Ziele und politische Rahmen­bedingungen        23

    Der „Green Deal“ der EU-Kommission              E das europäische „Klimaschutzgesetz“
                                                       zur rechtlichen Verankerung der geplan-
    Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula               ten Treibhausgasneutralität bis 2050
    von der Leyen hat Ende 2019 ihre Pläne für
    einen „Europäischen Grünen Deal“ vor dem        E die Anhebung des Klimaziels für
    Europäischen Parlament vorgestellt. Die            2030 auf mindestens 55 Prozent
    Kommissionsmitteilung beschreibt den
    Grünen Deal als „neue Wachstumsstrategie,       E die Initiierung einer „Renovie-
    mit der die EU zu einer fairen und wohlha-         rungswelle“ für den Bausektor
    benden Gesellschaft mit einer modernen,
    ressourceneffizienten und wettbewerbsfä-        E die Anpassung relevanter Anforde-
    higen Wirtschaft werden soll, in der im Jahr       rungen und EU-Richtlinien zur Errei-
    2050 keine Netto-Treibhausgasemissio-              chung des angehobenen Klimaziels
    nen mehr freigesetzt werden und das Wirt-          2030 (z. B. Erneuerbare-Energien-Richt-

                                                                                                                  55 %
    schaftswachstum von der Ressourcennut-             linie RED II, Energieeffizienzrichtli-
    zung abgekoppelt ist“.                             nie EED, Gebäuderichtlinie EPBD)

    Der Green Deal beinhaltet einen Zeitplan        E Überarbeitung des EU-Emissions-
    und ein umfangreiches Maßnahmenpa-                 handelssystems (EU-EHS) und ge-
    ket. Inhaltlich erstrecken sich die Vor-           gebenenfalls Ausweitung auf die                            Das Klimaziel 2030 für
                                                                                                                  die Verringerung der
    haben über alle Wirtschaftssektoren:               Sektoren Gebäude und Verkehr
                                                                                                                  Treibhausgasemissionen soll
    Energie, Gebäude, Industrie, Landwirt-                                                                        auf mindestens 55 Prozent
    schaft, Verkehr und den Bereich nachhal-        E der Aktionsplan für die KreislaufwirtschaftA               angehoben werden.
    tiges Finanzwesen. Die einzelnen Maß-
    nahmen werden mit dem Europäischen              E der EU Action Plan: Financing
    Parlament und den Regierungen der EU-              Sustainable GrowthB
    Mitgliedsländer in konkrete Vorhaben
    überführt. Zentrale Ansätze sind u. a.:                                                                       C Abb. 2: Zentrale Meilensteine
                                                                                                                     bei der Weiterentwicklung
                                                     A
                                                          ehr Informationen im Kapitel „Ressourcen“,
                                                         M
                                                         Gebäudereport 2021                                          des europäischen Energie-
                                                     B
                                                         Mehr Informationen im Kapitel „Green Finance“,             und Klimarahmens 2030, Quelle:
                                                          Gebäudereport 2021                                         eigene Darstellung

     Erhöhung der 2030-Ziele und                   Europawahl                        Bewertung u. a. der                   Politischer Prozess
   Anpassung der EU-Regulierungen                                                    NECPs und LTRS der                     zur Erhöhung der
                                                                                      Mitgliedstaaten                          2030-Ziele

                 Governance                                                                                                  Anpassung EU-
                                                                                                                          Regulierungen an die
                                      EPBD
                                                                                                                           Green-Deal-Ziele:

                                                                                                                                    EPBD

                   RED II
                                                                                                           Veröffentlichung
                                      EED
                                                                  Vorstellung des                          EU-Renovierungs-
                                                                                                                                    RED II
                                                                 Green Deals inkl.                               welle
                                                             Klimaneutralität 2050 und
                                                              Erhöhung der 2030-Ziele
                 Strommarkt-
                    design                                                                                                           EED

                                                                                                                                      …

                   2016                              2019                          2020                                     2021
24                                         dena-Gebäudereport

                                           03 Nationale Ziele,
                                              Umsetzungs­strategien
                                              und Maßnahmen

                                                                                          Meilensteine für Energie­effizienz und
                                                                                          ­Klima­schutz im Gebäude­sektor seit 2010

                                                                                          Deutschland hat beim Klimaschutz über viele Jahrzehnte eine Vorreiterrolle
                                                                                          übernommen, auch im Gebäudebereich. Bereits 1977 trat die erste Wärme-
                                                                                          schutzverordnung (WSchVO) mit Anforderungen an die energetische Qualität
                                                                                          von Gebäuden in Kraft. Seitdem wurden die ordnungsrechtlichen Vorgaben
                                                                                          und damit die Energieeffizienz von Gebäuden kontinuierlich erhöht.
                                                                                                                                                                        C Abb. 3: Entwicklung der
                                                                                                                                                                           Treibhausgasemissionen in allen
                                                                                          Der nachfolgende historische Abriss zeigt die Entwicklung der
                                                                                                                                                                           Sektoren (Deutschland), Quelle:
                                                                                          politischen Programme auf Bundesebene seit 2010.                                 UBA 2021

                                      1.400
                                                   1.249
                                      1.200
                                                                                           1.121
     Emissionen (Mio. t CO2-Äquivalente)

                                                    Emissionen (Mio. t CO2-Äquivalente)

                                                                                                     1.043
                                      1.000                                                                           942                     940
                                                                                                                              917     923            901     904       908      892
                                                                                                                                                                                          856
                                                                                                                                                                                                    810
                                           800                                                                                                                                                               739

                                           600

                                           400

                                           200

                                             0
                                                   1990                                    1995      2000            2010    2011    2012    2013    2014    2015      2016    2017      2018      2019      2020

                                                  Energiewirtschaft                                   Landwirtschaft
                                                  Verkehr                                             Abfall und Sonstige
                                                  Gebäude
                                                  Industrie
Kapitel 02/05                                                                                       Ziele und politische Rahmen­bedingungen   25

    Energiekonzept der Bundesregierung                Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz
                                                      (NAPE) / Energieeffizienzstrategie
    Auf nationaler Ebene hat die Bundesregie-         Gebäude (ESG)
    rung 2010 mit dem Energiekonzept ehrgei-
    zige Ziele für den Klimaschutz festgelegt.        Im Dezember 2014 hat die Bundesregierung
    Ziel der Bundesregierung ist ein nahezu kli-      den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz
    maneutraler Gebäudebestand bis 2050. Um           (NAPE) beschlossen, der die Ziele, Ins-
    dieses Ziel zu erreichen, sollten der Wärme-      trumente und Zuständigkeiten im Bereich
    bedarf bis 2020 um 20 Prozent und der Pri-        der Energieeffizienz zusammenführt und
    märenergiebedarf bis 2050 um 80 Prozent           diese, neben dem Ausbau der erneuerbaren
    sinken. Die Sanierungsrate soll bis 2020 von      Energien, als zweite Säule der Energiewende
    1 auf 2 Prozent verdoppelt werden.                hervorhebt. Die Maßnahmen beinhalten
                                                      z. B. den Ausbau der Energieberatung vor
    Nach dem Reaktorunfall in Fukushima folg-         Ort und die Aufstockung des CO2-Gebäude-
    te 2011 das sogenannte Energiepaket. Darin        sanierungsprogramms.
    enthalten ist auch ein Gesetzentwurf zur
    steuerlichen Förderung von energetischen          Innerhalb des NAPE wurde 2015 mit der „Ener-
    Sanierungsmaßnahmen. Dieser scheiterte            gieeffizienzstrategie Gebäude“ (ESG) eine Ge-
    aber danach mehrfach im politischen Pro-          samtstrategie für die zu erzielende Energie-
    zess und ist erst mit dem Klimaschutzpro-         einsparung und den Ausbau der erneuerbaren
    gramm der Bundesregierung 2019 umge-              Energien in diesem Sektor entwickelt. Diese
    setzt worden.                                     beinhaltete u. a. die Energieberatung für Kom-
                                                      munen, die Weiterentwicklung des Einspar-
    In ihrer Koalitionsvereinbarung von Dezem-        rechts, gebäudeindividuelle Sanierungsfahr-
    ber 2013 haben CDU/CSU und SPD insbe-             pläne sowie die Aufstockung der Förderpro-
    sondere das langfristige Ziel bekräftigt, die     gramme in diesem Bereich.
    Emissionen bis 2050 um 80–95 Prozent zu
    senken, sowie auch das nächste Etappen-           Grünbuch Energieeffizienz
    ziel festgelegt: Bis zum Jahr 2020 sollten die
    Emissionen um mindestens 40 Prozent ge-           Im August 2016 hat das Bundesministerium
    genüber 1990 gemindert werden.                    für Wirtschaft und Energie (BMWi) das Grün-
                                                      buch Energieeffizienz veröffentlicht. Mit dem
    Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 /                Grünbuch legt das BMWi Thesen und Analy-
    Klimaschutzplan 2050                              sen zu den zentralen Handlungsfeldern für die
                                                      Stärkung der Energieeffizienz vor und stellt
    Das Bundeskabinett hat am 3. Dezem-               Fragen zur weiteren Entwicklung. Gleichzei-
    ber 2014 das Aktionsprogramm Klima-               tig startete mit dem Grünbuch ein breit ange-
    schutz 2020 beschlossen. Damit sollte si-         legter Konsultations- und Diskussionsprozess
    chergestellt werden, dass Deutschland             über politische Positionen und Maßnahmen.
    seine Treibhausgasemissionen bis 2020
    um 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert.           Auf dieser Basis hat das Bundeskabinett 2019

                                                                                                            30 %
                                                      die Energieeffizienzstrategie 2050 (Eff-STRA)
    Aufbauend auf dem Aktionsprogramm                 verabschiedet. Die Strategie soll die Weichen
    hat die Bundesregierung 2016 einen natio-         für eine weitere Stärkung der Energieeffizi-
    nalen Klimaschutzplan 2050 beschlossen,           enz in Deutschland stellen. Mit der Eff-STRA
    der die Zwischenziele für das Jahr 2030           legte die Bundesregierung erstmals ein Ener-
    zur Erreichung des Langfristziels 2050 be-        gieeffizienzziel für 2030 fest. Das Ziel sieht die    Das Energieeffizienzziel für
    inhaltet. Für das Jahr 2050 haben sich so-        Senkung des Primärenergieverbrauchs um                2030 sieht die Senkung des
    wohl die EU als auch die Bundesregierung          30 Prozent gegenüber 2008 vor. Die Strategie          Primärenergieverbrauchs
                                                                                                            um 30 Prozent gegenüber
    das Ziel gesetzt, die Treibhausgase um            bündelt eine Vielzahl wirksamer Effizienzmaß-
                                                                                                            2008 vor.
    bis zu 95 Prozent gegenüber 1990 zu sen-          nahmen für die Dekade 2021–2030 im neuen
    ken. Bis 2030 sieht die Bundesregierung           Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz 2.0
    dazu eine Minderung der Treibhausgase             (NAPE 2.0). Außerdem wurde mit der Strate-
    um ca. 55 Prozent gegenüber 1990 vor.             gie ein breit angelegter Stakeholderprozess
                                                     „Roadmap Energieeffizienz 2050“ gestartet,
                                                      um mit wichtigen Stakeholdern Wege zur Hal-
                                                      bierung des Primärenergieverbrauchs bis 2050
26    dena-Gebäudereport

                      300
                             280
                                                   257
                      250

                      200    186          182      177
                                                             172                                                                          175
                                                                       168
                                                                                  163
         Mio. t CO2

                             150                                                               158
                      150                 145                                                             154        149
                                                   139       134                                                                145
                                                                       128                                                                140
                                                                                  123
                             118          113                                                  117        112
                                                   108       103                                                     106
                                                                        99                                                      101        95
                      100                                                         94           89          84         80        75         70
                             70           68        67        66        65        64
                       50                                                                      63          61         60        59         58

                       0
                            2020      2021         2022      2023      2024      2025         2026        2027       2028      2029       2030

                            Gebäude                 Industrie
                            Verkehr                 Landwirtschaft
                            Energiewirtschaft

     B Abb. 4: Sektorziele und Jahres-         zu analysieren und die dafür erforderlichen          Klimaschutzgesetz und
        emissionsmengen bis 2030,
        Quelle: BMU 2020
                                                Maßnahmen und Instrumente zu entwickeln.
                                                                                                     Klimaschutzprogramm
                                                Gesetzliche Rahmenbedingungen
                                                (EnEV, GEG)                                          Klimaschutzgesetz

                                                Die beschlossenen Eckpunkte wurden                   Das 2019 beschlossene Klimaschutzgesetz
                                                durch diverse Gesetzes- und Verordnungs-             (KSG) schreibt erstmals gesetzlich verbind-
                                                entwürfe und verschiedene Förderpro-                 liche Klimaziele (nach dem Quellprinzip)
                                                gramme umgesetzt. Konkrete Maßnahmen                 mit jährlich sinkenden Treibhausgasbud-
                                                im Gebäudebereich waren u. a. die Novel-             gets für die Sektoren Verkehr, Energie, In-
                                                lierungen der Energieeinsparverordnung               dustrie, Gebäude, Landwirtschaft sowie Ab-
                                                (EnEV) aus den Jahren 2009 und 2014. Im              fallwirtschaft vor. Zweck dieses Gesetzes
                                                Bereich der erneuerbaren Energien zu nen-            ist es, die Erfüllung der nationalen Klima-
                                                nen sind das Erneuerbare-Energien-Wär-               schutzziele sowie die Einhaltung der euro-
                                                megesetz (EEWärmeG) und die Novelle des              päischen Zielvorgaben zu gewährleisten.
                                                Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG).
                                                                                                     Das KSG etabliert ein festes Regelwerk,
                                                Seit dem 01.11.2020 gilt das Gebäudeenergie-         das sofort greift, sollte sich herausstel-
                                                gesetz (GEG), das die EnEV ersetzt. Es inte-         len, dass die vorliegenden Maßnahmen
                                                griert EEWärmeG und EEG und schafft                  noch nicht ausreichen, um die Klimazie-
                                                damit ein einheitliches Gesetz für die               le zu erreichen. In diesem Falle müss-
                                                energetischen Anforderungen an Neu-                  ten Sofortprogramme erarbeitet wer-
                                                bauten und an Bestandsgebäude sowie                  den, um wieder auf Zielkurs zu kommen.
                                                an den Einsatz erneuerbarer Energi-
                                                en zur Wärme- und Kälteversorgung.
Kapitel 02/05                                                                            Ziele und politische Rahmen­bedingungen   27

    Klimaschutzprogramm 2030                   E Förderung der seriellen Sanierung

    Mit dem Klimaschutzprogramm 2030           E Weiterentwicklung von Konzepten für
    hat die Bundesregierung 2019 ein brei-        Energieberatung und Öffentlichkeitsarbeit
    tes Maßnahmenpaket für alle Ener-
    giesektoren beschlossen, um die ge-        E Stärkung der Vorbildfunktion von Gebäu-
    setzten Klimaziele zu erreichen.              den des Bundes bei Energieeffizienz, Kli-
                                                  maschutz und nachhaltigem Bauen
    Für den Gebäudesektor enthält das KSP
    verschiedene Maßnahmen, die von ver-       E Weiterentwicklung
    stärkter Förderung, mehr Information          energetischer Standards
    und Beratung bis hin zu ordnungsrecht-
    lichen Ansätzen reichen – hier eine Aus-   Die Wirkung des Klimaschutzprogramms
    wahl wichtiger Punkte aus dem KSP:         und des Klimapakets wird ab 2021
                                               von einem Expertenrat jährlich über-
   EE
     inführung einer steuerlichen Förderung   prüft. Falls die Maßnahmen nicht ausrei-
    der energetischen Gebäudesanierung         chen, um die Ziele zu erreichen, müss-
                                               te entsprechend nachgebessert bzw.
   E Höhere Fördersätze für energe-           die Maßnahmen erweitert werden.
      tische Sanierungen in den beste-
      henden Förderprogrammen                  Ergänzend zu den Maßnahmen des Bun-
                                               des gibt es noch weitere Programme und
   EN
     eue Bundesförderung für ef-              Aktivitäten auf Ebene der Bundesländer
    fiziente Gebäude (BEG)                     und Kommunen, ebenfalls in den Berei-
                                               chen Ordnungsrecht, Förderung und Bera-
                                               tung, Information und Kommunikation.
28    dena-Gebäudereport

                                                                                              Klimaschutz-
                  Bundesförderung für                                                        programm 2030
                                                                                                                     Klimaschutz-
                   effiziente Gebäude                                                                                  plan 2050
                         (BEG)
                                                                              Deutschland:
                                                                             um mindestens
                                                                                 –55 %
                                                   Senkung der                                                                      …
                                                  Treibhausgas-
                                                                                                    CO2-Bepreisung in
                                                emissionen um 40 %                                 den Sektoren Wärme
                                                                                                       und Verkehr
                                                    *Erhöhung des Ziels im
                                                     Zuge des Green Deals
                    Erneuerbare-
                      Energien-
                    Gesetz (EEG)                                                                                              Energieeffizienz-
                                                                                                        Steuerliche              strategie
                                                                                                       Förderung der           Gebäude (ESG)
     Wärmenetz-
     systeme 4.0                                                                                       energetischen
                                                                                                     Gebäudesanierung

                                                                                         …
                                                      Deutschland:
                                                         30 %                                                                  Energieeffizienz-
                                                                                                                                strategie 2050
                                Anteil                                                                                             (EffSTRA)
                             erneuerbare
                               Energien
                                                                                 Steigerung der
                               auf 32 %
                                                                               Energieeffizienz um
                          *Erhöhung des Ziels im                               mindestens 32,5 %
                           Zuge des Green Deals
                                                                                 *Erhöhung des Ziels im
                                                                                  Zuge des Green Deals

        Regionale
                                                              Gebäude-
     Zusammenarbeit                                                                                       Deutschland:
                                                            energiegesetz
                                                               (GEG)                                         30 %
                                                                                                                                  Nationaler
                                Weiterentwicklung
                                                                                                                                 Aktionsplan
                                der Kraft-Wärme-
                                                                         Marktanreiz-                                          Energieeffizienz
                                 Kopplung (KWK)
                                                                        programm für                                              2.0 (NAPE)
                                                                         erneuerbare
                      …                                                  Energien im                         Langfristige
                                                CO2-Gebäudesanie-     Wärmemarkt (MAP)                     Renovierungs-
                                                 rungsprogramm                                             strategie (LTRS)
                                                   des Bundes

     B Abb. 5: Maßnahmen, Programme                                                         2030-Ziel Deutschland
        und Initiativen zum Erreichen der                                                    2030-Ziel Europa
        EU-Ziele 2030 in Deutschland,
        Quelle: BMWi 2020, eigene Darstellung                                                Maßnahmen in Deutschland zur Zielerreichung
Kapitel 02/05                                                                                    Ziele und politische Rahmen­bedingungen   29

    04 Ausblick
    Die nächsten Jahre werden entscheidend dafür sein, ob die in-      Klimapaket und dem Klimaschutzprogramm 2030 eine wichtige
    ternationale Gemeinschaft, die EU und auch Deutschland die         Rolle. Auf Grundlage des Klimaschutzgesetzes soll ein Experten-
    gesetzten Klimaschutzziele erreichen können.                       rat sicherstellen, dass der Zielpfad über alle Sektoren hinweg
                                                                       eingehalten wird, und dazu jährlich an die Bundesregierung
    Die EU-Kommission hat u. a. mit der Verkündung des Green           berichten.
    Deals, der Renovierungswelle und dem Ziel der Klimaneutra-
    lität bis Mitte des Jahrhunderts ein ambitioniertes Signal aus     Gleichzeitig wird jetzt schon deutlich, dass es zusätzlicher Maß-
    Brüssel gesendet. Dies wird zu Anpassungen auf europäischer        nahmen bedarf, um die bisherigen Ziele zu erreichen. Im Dia-
    und nationaler Ebene führen und eine Weiterentwicklung der         logprozess 2050 als einem Element aus der Energieeffizienz-
    bisherigen Ziele, Strategien und Maßnahmen erfordern.              strategie entwickeln daher Stakeholder Maßnahmenideen, die
                                                                       dazu beitragen können, die Lücke zu schließen.
    Hierbei spielt die Umsetzung der bereits verankerten Anforde-
    rungen im europäischen Energie- und Klimarahmen 2030 eine          Die geplante Anpassung der europäischen Ziele und Vorgaben
    zentrale Rolle. Das beinhaltet u. a. die Umsetzung zentraler eu-   für 2030 kann diese Dynamik noch verstärken, um fortlaufend
    ropäischer Richtlinien in nationales Recht sowie die Erfüllung     die Vorgaben der EU in Deutschland umzusetzen – sowohl im
    der nationalen Sektorenziele, um hohe Kompensationszahlun-         Bereich gemeinsamer Maßnahmen als auch bei der Weiterent-
    gen zu vermeiden.                                                  wicklung der Zielvorgaben.

    Für die Umsetzung der bisherigen Ziele 2030 spielt auf deut-
    scher Ebene die schnelle Umsetzung aller Maßnahmen aus dem

    Abbildungsverzeichnis                                              Literaturverzeichnis
    zu Kapitel 02                                                      zu Kapitel 02

    Abbildung 1: Zentrale EU-Richtlinien für den Gebäudesektor         BMU 2020, Sektorziele und Jahresemissionsmengen. Von
                                                                       https://www.bmu.de/mehrklimaschutz/ abgerufen.
    Abbildung 2: Zentrale Meilensteine bei der Weiterentwicklung
    des europäischen Energie- und Klimarahmens 2030                    BMWi 2020, Integrierter Nationaler Energie- und Klima-
                                                                       plan Deutschland. Von https://www.bmwi.de/Redaktion/
    Abbildung 3: Entwicklung der Treibhausgasemissionen in             DE/Downloads/I/integrierter-nationaler-energie-klimaplan.
    allen Sektoren (Deutschland)                                       pdf?__blob=publicationFile&v=4 abgerufen.

    Abbildung 4: Sektorziele und Jahresemissionsmengen bis             Europäische Kommission 2019, Kommission von der Leyen
    2030                                                               bringt europäischen Grünen Deal auf den Weg. Von https://
                                                                       ec.europa.eu/germany/news/20191211-green-deal_de
    Abbildung 5: Maßnahmen, Programme und Initiativen zum Er-          abgerufen.
    reichen der EU-Ziele 2030 in Deutschland
                                                                       UBA 2021, Entwicklung der Treibhausgasemissionen in
                                                                       Deutschland in der Abgrenzung der Sektoren des Klima-
                                                                       schutzgesetzes. Dessau (2020): Umweltbundesamt. Von
                                                                       https://www.umweltbundesamt.de/galerie/entwicklung-der-
                                                                       treibhausgasemissionen-in-2019 abgerufen.
30   dena-Gebäudereport

     Kapitel 03/05

     Green Finance
     im Gebäudesektor

     Was Sie hier lesen:

     Damit die EU das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreicht und so die Ziele des Pariser Klimaabkommens umsetzt,
     muss der Gebäudebestand dekarbonisiert werden. Da die öffentlichen Förderungen nicht ausreichen werden, um
     die nötigen Investitionen zu finanzieren, hat die EU verschiedene regulatorische Maßnahmen ergriffen, um privates
     Kapital in energieeffiziente und klimafreundliche Gebäude zu lenken. Auch für den Finanzsektor spielt die Bewer-
     tung von Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine immer größere Rolle.
Kapitel 03/05                                                                                      Green Finance im Gebäudesektor   31

                        €                01                  er Finanzsektor
                                                            D
                                                            im Kontext von
                                                            Klimaschutz

    Die Finanzwirtschaft spielt für Volkswirt-     spiegelt sich auch in dem dritten Ziel des       Thomas Buberl,
    schaften und die Weltwirtschaft eine zen-      Abkommens wider, das gleichbedeutend             Axa CEO:
    trale Rolle, da es ihre originäre Aufgabe      mit dem Gesamtziel ist, die Erderwärmung
                                                                                                    “4°C warming
    ist, wirtschaftliche Aktivitäten der Real-     auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen:
    wirtschaft zu finanzieren. Der globale Fi-                                                      makes the world
    nanzmarkt ist inzwischen etwa viermal          „Vereinbarkeit der Finanzströme mit einem        uninsurable.”
    so groß wie die Realwirtschaft. Schwan-         Weg hin zu niedrigen Treibhausgasemissi-
    kungen auf den Finanzmärkten kön-               onen und klimaresistenter Entwicklung.“2        Larry Fink,
    nen die Produktion von Gütern erheb-                                                            CEO BlackRock:
    lich beeinflussen. Der Wirtschaftswis-         Es zeigt sich, dass auf der politischen          “Climate risk is
    senschaftler Herbert Sperber vergleicht        Ebene seit 2015 eine Verlagerung des star-       investment risk.”
    die Finanzmärkte mit dem Herzen:               ken Fokus auf Klimaschutz in der Realwirt-
                                                   schaft hin zu einer Einbeziehung der In-
   „Über die Märkte für Bankkredite, verzinsli-    vestitionsentscheidung der Finanzwirt-
    che Wertpapiere und Aktien werden Finan-       schaft stattfindet 3. Es wird als notwen-
    zierungsmittel in die Adern der Wirtschaft     dig erachtet, die derzeitigen Finanzflüs-
    gepumpt. Der reibungslose und ausreichen-      se auch am Klimaschutz bzw. noch weiter
    de Geldtransport auf den Finanzmärkten         gehend an Nachhaltigkeit auszurichten 4.
    ist notwendig, um die im Wirtschaftspro-       Diese Neuausrichtung der Finanzflüsse
    zess entstehenden Finanzierungsdefizi-         benötigt u. a. auf vielen Ebenen eine Neu-
    te des Sektors Unternehmen, des Staates        ausrichtung der gesetzlichen Rahmen-
    und des Auslands zu decken. Andernfalls        bedingungen für die Finanzwirtschaft 5.
    müsste der Umfang der gesamtwirtschaft-                                                              Unsere Autorin:
    lichen Aktivitäten merklich schrumpfen.        Aber nicht nur auf der politischen Ebene
    Anders ausgedrückt: Wenn die Finanz-           hat sich die Perspektive auf die Rolle der Fi-
    märkte nicht funktionieren, brechen mo-        nanzwirtschaft in Bezug auf Klimaschutz
    derne Volkswirtschaften und die gesam-         und Nachhaltigkeit verändert. Aufgrund
    te internationale Ökonomie zusammen1.“         der bereits jetzt spürbaren Auswirkun-
                                                   gen des Klimawandels, wie Stürmen, Dür-
    Die Finanzwirtschaft hat daher einen gro-      ren, Überschwemmungen, Überflutun-
    ßen Einfluss auf die Art und Weise des wirt-                                                         Nana von Rottenburg
    schaftlichen Handelns und auf die Lenkung                                                            beschäftigt sich
                                                                                                         seit 2017 mit dem
    von Investitionen. Das heißt auch, dass sie    1
                                                        perber 2014.
                                                       S
                                                                                                         Thema Sustainable
                                                   2
                                                       UNFCC 2015.
    eine wichtige Rolle bei der Finanzierung                                                             Finance und ist zudem
                                                   3
                                                        Frankfurt School 2020a.                         in die Umsetzung
    von Investionen spielt, die für das Errei-     4
                                                         Convergence 2020.                              internationaler Pro-
    chen der Pariser Klimaziele nötig sind. Dies   5
                                                          Frankfurt School 2020b.                       jekte eingebunden.
32    dena-Gebäudereport

               Die fünf größten globalen Risiken in Bezug auf                                       Top 5 der globalen Risiken in
                           die Wahrscheinlichkeit                                                    Bezug auf die Auswirkung

            2009                   2019                     2020                       2009                   2019                          2020

                                                                                                           Massen-
         Einbruch                                                                    Einbruch                                       Scheitern des
                              Extremwetter           Extremwetter                                       vernichtungs-
      der Assetpreise                                                             der Assetpreise                                   Klimaschutzes
                                                                                                           waffen

     Verlangsamung des      Scheitern des Klima-                                                         Scheitern des
                                                                                                                                        Massen-
      chinesischen Wirt-      schutzes und der      Scheitern des                  Rückzug von        Klimaschutzes und
                                                                                                                                     vernichtungs-
     schaftswachstums       Anpassung an Klima-     Klimaschutzes                 Globalisierung      der Anpassung an
                                                                                                                                        waffen
            (
Kapitel 03/05                                                                                         Green Finance im Gebäudesektor     33

    Climate-related risks, opportunities
    and financial impact

                             Risks                                       Opportunities
                                                                                                     “Global investments hold
                     Transition Risks                                    Opportunities                the key to fighting climate
                      Policy and Legal                                 Resource Efficiency            change, with trillions
                        Technology                                        Energy Source               already invested in
                             Market                                     Product/Services              solutions such as
                        Reputation                                             Markets                renewables and
                      Physical Risks                                          Resilience
                                                                                                      energy efficiency.

                             Acute                                                                    The Paris Agreement is
                                                                                                      a massive investment
                                                                                                      opportunity. How can we
                                                                                                      unlock it? Todayʼs action
                                                                                                      plan will help Europeʼs
                                               Strategic Planning                                     financial sector position
                                               Risk Management                                        itself as a leading global
                                                                                                      destination for investments
                                                Financial Impact                                      in green technologies.”
                                                                                                      Miguel Arias Cañete,
                                                                                                      Commissioner for Climate
                                Income             Cash Flow            Balance
                                                                                                      Action and Energy
                               Statement           Statement             Sheet

                               Revenues                            Assets & Liabilities
                              Expenditures                         Capital & Financing
                                                                                                     B Abb. 2: Klimabezogene Risiken,
                                                                                                        Chancen und finanzielle Aus-
                                                                                                        wirkungen, Quelle: Task Force
                                                                                                        on climate-related Disclosure
                                                                                                        2018

                                                                                                     C Abb. 3: Vorteile eines nachhal-
                                                                                                        tigen Finanzsystems, Quelle:
                                                                                                        EU-Kommission 2018

                                                                 Less economic harm caused by increased
                                                                         weather-related damage

                        €
                                                                                           €
                                                    €
                 Investors                          Capital                Sustainable Investments             Healthy Planet

                                            Greater consideration of
                                      investorsʼ sustainability preferences
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