Fokusthemen zum Klima-schutz im Gebäudebereich - dena-GEBÄUDEREPORT 2021 dena GEBÄUDE REPORT
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2 dena-Gebäudereport Inhalt 06 46 Zahlen, Daten, Fakten Wärme und Kälte 18 Ziele und politische Rahmenbedingungen 66 Ressourcen im Bauwesen 30 Green Finance im Gebäudesektor
Impressum Herausgeber : Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) Chausseestraße 128 a, 10115 Berlin Tel.: + 49 (0)30 66 777-0 06 Zahlen, Daten, Fakten Fax: + 49 (0)30 66 777-699 www.dena.de 08 Nichtwohngebäudebestand in Deutschland Bildnachweis: 10 Endenergiebezogener Gebäudeenergieverbrauch Titelbild – GettyImages/Guido Mieth; GettyImages: S. 4 – 15 Entwicklung Antragszahlen Effizienzhäuser, Bim, S. 6 – Dowell Moment, S. 18, 27, 30 – Westend 61, S. 22 – Travel Motion, S. 36 – Kentaroo Tryman; Shutter- Sanierung und Neubau stock: S. 46 – Ivan Smuk, S. 66 – Curioso Photography; Pexels: S. 42 – Singkham; Alle anderen Bilder Copyright: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) 18 Z iele und politische Redaktion: Rahmenbedingungen Thomas Bründlinger, dena Heike Marcinek, dena Christina Stahl, dena 19 Einordnung des T hemas Christian Stolte, dena 20 Europäische und internationale Verpflichtungen 24 Nationale Ziele, Umsetzungss trategien Konzeption und Gestaltung: Heimrich & Hannot GmbH und Maßnahmen Stand: 05/2021 30 Green Finance Bitte zitieren als: im Gebäudesektor Deutsche Energie-Agentur (dena, 2021): dena-Gebäudereport 2021 – Fokusthemen zum Klimaschutz im Gebäudebereich 31 Der Finanzsektor im Kontext von Klimaschutz 35 Politische Rahmenbedingungen der EU Diese Veröffentlichung des Projekts „dena-Gebäudereport 39 Ansätze „grüner“ Immobilienfinanzierung 2021: Fokusthemen zum Klimaschutz im Gebäudebereich“ erfolgt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft in Deutschland und Energie. Die dena unterstützt die Bundesregierung in verschiedenen Vorhaben bei der Umsetzung der energie- und klimapolitischen Ziele. 46 Wärme und Kälte 47 Endenergieverbrauch im Wärme- und Kältesektor 53 Wärme- und Kältetechnologien und -anwendungen 56 Wärmenetze 66 Ressourcen im Bauwesen 67 Bedeutung von Ressourcen im Bauwesen gebaeudereport@dena.de 69 Bedeutung des Themas für das Bauwesen 72 Rahmenbedingungen, politische Ziele twitter.com/dena_news dena.de
dena-GebäudereportVorwort 5 Liebe Leserinnen und Leser, Sie lesen den Gebäudereport 2021, ein neues Format in einer besonderen Zeit. Die Corona-Krise belastet die Wirtschaft und unsere Gesellschaft. Die Energiewende – vor der Pandemie das Top-Thema – rückt wieder in den Mittelpunkt der politi- schen Agenda. Klar ist, dass die CO2-Emissionen der Gebäude Wie in den Vorjahren haben wir aktuelle Statistiken zur in den kommenden zehn Jahren, ausgehend von gegenwärtig Energieeffizienz im Gebäudebestand aufbereitet, inklu- rund 120 Millionen Tonnen, deutlich reduziert werden müssen. sive der Abrufe von Förderprogrammen. Das Kapitel „Ziele Debatten über höhere Ziele als bislang geplant werden auf und politische Rahmenbedingungen“ zeigt die Ziele, Pro- nationaler und EU-Ebene derzeit intensiv geführt. Sie werden gramme und Strategien Deutschlands und der EU auf dem das Jahr 2021 weiter prägen, besonders wenn es dann auch Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand. um Maßnahmen geht, wie diese Ziele erreicht werden können. Zusätzlich werden Themen beleuchtet, die in den kommen- Das Klimaschutzprogramm 2030 und das Konjunkturpaket den Jahren eine wichtige Rolle spielen werden und sich ge- stellen Milliarden für Energiewende und Klimaschutz bereit, genseitig ergänzen: von denen auch der Gebäudebereich profitiert. Förderpro- gramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren wurden Wärme- und Kältewende im Gebäudebereich: Technologi- aufgestockt und die Nachfrage steigt. Aus Brüssel kommt mit en zur Erzeugung, Nutzung und Speicherung werden effizienter der „Renovation Wave“ ebenfalls ein deutlicher Impuls für und digitaler. Unsere Übersicht soll unterstützen, Planungsent- mehr energetische Modernisierungen. scheidungen zu treffen und Potenziale abzuschätzen. Nun wird es darauf ankommen, diese Mittel intelligent zu Green Finance: Der Finanzsektor entwickelt sich zu einem nutzen, sodass sie nachhaltig wirken. Für den Gebäudesek- immer wichtigeren Hebel, um grüne Investitionen im Gebäu- tor ist das gelungen, wenn der Sanierungsstau sich endlich desektor und in der gesamten Energiewende zu ermöglichen. auflöst und klimafreundlicheres Bauen und Sanieren zum Wir blicken auf Vorreiter in Deutschland und Europa. „Mainstream“ wird. Essenziell dafür ist, die neuen und erhöh- ten Fördermöglichkeiten gezielt zu bewerben und die Töpfe Ressourcen im Bauwesen: Energie- und Materialeffizienz für die kommenden Jahre verlässlich auszustatten. Ausrei- nehmen eine Schlüsselstellung in der Wärmewende ein. Wir chende Förderung braucht es auch für innovative Technolo- analysieren Bedeutung und Potenziale für das Bauwesen im gien und Geschäftsmodelle. Und alle, die aktiv werden, soll- Kontext der politischen Ziele und Rahmenbedingungen. ten auf Rahmenbedingungen treffen, die ihr Vorhaben be- schleunigen statt verkomplizieren. Im Baubereich der dena setzen wir uns kontinuierlich mit diesen und vielen weiteren Themen rund um das energieef- Mit dem dena-Gebäudereport 2021 wollen wir informieren fiziente Bauen und Sanieren auseinander. Wir freuen uns auf und sichtbar machen, wo wir stehen und wo Dinge in Bewe- Ihre Diskussionsbeiträge und Rückmeldungen. Lassen Sie gung sind – politisch und technologisch. uns dranbleiben. Andreas Kuhlmann Christian Stolte Vorsitzender der Geschäftsführung Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude der Deutschen Energie-Agentur (dena) der Deutschen Energie-Agentur (dena)
6 dena-Gebäudereport Kapitel 01/05 Zahlen, Daten, Fakten Was Sie hier lesen: Das folgende Kapitel gibt einen Überblick über den Status quo des nationalen Gebäudebestands. Dabei sind Zahlen, Daten und Fakten in übersichtlichen Diagrammen zusammengefasst. Dargestellt werden Bestand und Energiever- brauch von Wohngebäuden und Nichtwohngebäuden sowie die Entwicklung der Absatzzahlen von Wärmeerzeugern. Ein weiterer Schwerpunkt ist die 2020 umgestaltete Förderlandschaft und deren Antragszahlen.
Kapitel 01/05 Zahlen, Daten, Fakten 7 Abb. 1: Wohngebäudebestand in Deutschland Quelle: AGEB 2020, BMWi 2020a, Destatis 2020, eigene Berechnungen 3.216.005 Mehrfamilienhäuser 19.053.216 Anzahl der Wohngebäude in Deutschland 15.837.211 Ein- und Zweifamilienhäuser 66 % Anteil der Wohngebäude am Gebäudeenergieverbrauch Unsere Autorin und unser Autor: 40.828.717 Wohneinheiten EEin- und Zweifamilienhäuser (EZFH) haben im Vergleich zu Mehrfamilienhäusern (MFH) durchschnittlich größere Wohnflä- chen je Wohneinheit und höhere quadratmeterbezogene Energie- verbräuche. Wohneinheiten in EZFH betragen im Durchschnitt 118 m², während sie in MFH 69 m² 3.753.715 m groß sind. Betrachtet man beide Alexandra Mayer und Kategorien zusammen, hat jeder Simon Becker sind in 2 Einwohner 46,7 m² an Wohnfläche zur Verfügung. Mit rund 15,8 Milli- der dena für die Themen Energieanalysen und onen Gebäuden stellen EZFH die Energieeffizienz im beheizte Nettogrundfläche in Tsd. zahlenmäßig größte Gruppe dar. Gebäudebereich tätig.
8 dena-Gebäudereport Abb. 2: Nichtwohngebäudebestand in Deutschland Quelle: AGEB 2020, BMWi 2020a, IWU 2021, eigene Berechnungen 34 % Anteil der Nichtwohngebäude am Gebäudeenergieverbrauch 3.507.000 m beheizte Nettogrundfläche in Tsd. 2 EIm Gegensatz zu den Wohnge- bäuden gibt es für die Anzahl an Nichtwohngebäuden (NWG) keinen amtlichen Wert. Das Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) erstellt in dem Projekt ENOB:dataNWG eine Hochrech- nung von 1,98 Millionen GEG- relevanten NWG auf. Aufgrund ihrer großen Fläche je Gebäude und der hohen quadratmeter- bezogenen Verbräuche liegt der Anteil der NWG am Gebäudeener- gieverbrauch bei 34 Prozent. 1,98 Mio. Anzahl der GEG-relevanten Nichtwohngebäude in Deutschland
Kapitel 01/05 Zahlen, Daten, Fakten 9 Abb. 3: Endenergieverbrauch nach Sektoren und Energieträgern Quelle: AGEB 2020, BMWi 2020b, eigene Berechnungen Sonstige 0,8 % Mineralöl (exkl. Kraftstoffe) Kraftstoff 0,2 % 30 % Erneuerbare Gas 7% 3,0 % eistungen enstl del, Di Sonstige an e, H 1% erb ew Kernenergie 2,5 % G % 31 15 % Ver keh r 2.514 Strom 20 % 27 % Privatha Erneuerbare Kohle 7,9 % 5% TWh u sha lte Heizöl 7% i e str I n du Fernwärme 28 % 4% Kohle 5,6 % Gas 25 % Kraftstoff und Gas sind die dominieren- be, Handel, Dienstleistungen und Privat- den Energieträger haushalte für die Bereitstellung von Raum- wärme, aber auch in der Industrie für Pro- Mit 30 Prozent Anteil am Endenergiever- zesswärme. Der Bedarf an Heizöl für die brauch sind Kraftstoffe 2019 die dominie- Raumwärme hat 2019 zugenommen, wäh- renden Energieträger in Deutschland. Diese rend der Gasbedarf konstant blieb. werden überwiegend im Verkehrssektor verbraucht, welcher damit den Sektor mit Bei der Strombereitstellung liegen die er- dem größten Verbrauchsanteil darstellt. neuerbaren Energien mit 8 Prozent Anteil Der Energieträger Gas hat den zweitgröß- am Endenergieverbrauch 2019 erstmals ten Anteil (25 Prozent). Hier erfolgt der Ein- vorne und verdrängen die Kohlekraftwerke satz hauptsächlich in den Sektoren Gewer- auf den zweiten Platz.
10 dena-Gebäudereport Abb. 4: Endenergiebezogener Gebäudeenergieverbrauch Quelle: AGEB 2020, BMWi 2020b, eigene Berechnungen Beleuchtung Klimakälte 10 TWh 1 TWh Warmwasser 106 TWh Wohngebäude Klimakälte Beleuchtung 66 TWh 10 TWh 66 % Warmwasser 130 TWh Raumwärme 454 TWh Alle Gebäude 865 TWh Raumwärme 658 TWh Klimakälte 9 TWh Beleuchtung 56 TWh Nicht- Warmwasser wohngebäude 25 TWh 34 % Raumwärme 204 TWh Raumwärme hat größten Anteil am makälte fallen wenig an. Anders sieht dies Gebäudeenergieverbrauch im Nichtwohngebäudebereich aus. Den größten Anteil macht auch hier die Räum- Mit 76 Prozent hat die Raumwärme den wärme aus, aber auf Platz zwei liegt die Be- größten Anteil am Gebäudeenergiever- leuchtung und nur ein geringer Anteil wird brauch. 2019 lag der Endenergieverbrauch für Warmwasser benötigt. Zwar ist die An- für Raumwärme bei 658 TWh. Dieser ist zahl der Nichtwohngebäude im Vergleich damit im Vergleich zu 2018 um 22 TWh an- zu den Wohngebäuden relativ gering, doch gewachsen. Aufgrund der hohen Anzahl von machen sie aufgrund ihrer großen Fläche 19 Millionen Wohngebäuden fallen bei die- einen Anteil von 34 Prozent am gesamten sen 66 Prozent des gesamten Gebäudeener- Gebäudeenergieverbrauch aus. Wie bei gieverbrauchs an. Dabei wird die Energie in den Wohngebäuden liegt die Klimakälte Wohngebäuden vor allem durch Raumwär- auf dem vierten Platz, wobei diese bei den me und Warmwasser verbraucht. Endener- Nichtwohngebäuden mit 10 TWh eine grö- gieverbräuche durch Beleuchtung oder Kli- ßere Bedeutung hat.
Kapitel 01/05 Zahlen, Daten, Fakten 11 Abb. 5: Entwicklung des Endenergieverbrauchs für Raumwärme und Warmwasser, klimabereinigt Quelle: BMWi 2020b, DWD 2020, eigene Berechnungen 1.200 Endenergieverbrauch in TWh 1.000 800 600 400 200 0 1996 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Privathaushalte Gewerbe, Handel, Dienstleistungen Industrie Nach 2018 steigt 2019 der Endenergie- verbrauch wieder an Im Jahr 2018 ist der Endenergieverbrauch im Vergleich zu 2017 klimabereinigt um 1,9 Prozent auf 854 TWh gesunken. Wäh- rend der Sektor Industrie um 4,8 Prozent gestiegen ist, gab es im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen einen Rück- gang um 5,4 Prozent und in den Privathaus- halten um 1,2 Prozent. Im Jahr 2019 ist der Endenergieverbrauch von Raumwärme und Warmwasser wie- der auf 865 TWh angestiegen. Dabei gab es Rückgänge in den Sektoren Gewerbe, Han- del, Dienstleistungen und Industrie von 12 TWh und einen Anstieg in den Privat- haushalten von 23 TWh.
12 dena-Gebäudereport Abb. 6: Absatzzahlen Wärmeerzeuger Quelle: BDH 2021, BSW-Solar 2020, BSW-Solar 2021 553.194 517.616 120.406 86.020 83.000 71.000 69.564 69.886 53.888 48.620 42.100 22.440 Öl-NT 2.992 Öl-NT 2.526 Biomasse Wärmepumpen Gas-NT Gas-BW Öl-BW Solarthermie Biomasse Wärmepumpen Gas-NT Gas-BW Öl-BW Solarthermie 2019 Gesamtergebnis: 818.252 2020 Gesamtergebnis: 925.000 B 2019 und 2020 wurden am meisten Gas-Brennwertkessel verkauft. Der Marktanteil lag 2020 bei 60 Prozent. Die größten Wachstumsraten konnten bei Wärmepumpen (+40 Prozent) und Biomasse (+140 Prozent) verzeichnet werden.
Kapitel 01/05 Zahlen, Daten, Fakten 13 Abb. 7: Beantragte Wärmeerzeuger im Förderprogramm „Heizen mit Erneuerbaren Energien 2020“ Quelle: BAFA 2020a 160.000 143.638 140.000 Antragszahlen Wärmeerzeuger 120.000 100.000 95.755 80.000 60.000 57.509 40.000 37.298 20.000 0 Wärmepumpe Biomasse Solarthermie Gas Hybrid B Zum Jahresbeginn 2020 wurde das Förderprogramm Heizen mit Erneuerbaren Energien vom BAFA neu aufgelegt. Durch attraktive Konditionen wurde das Programm 3,9-mal so häufig wie das Vorgängerpro- gramm im Vorjahr beantragt. Bei 40 Prozent der Anträge wurde die Förderung erhöht, da hier ein Ölkessel ersetzt wurde. Alleine 48.000 Anträge für eine Wärmepumpe wurden noch im Dezember gestellt, sodass noch nicht alle Geräte in den Absatz- zahlen 2020 auftauchen.
14 dena-Gebäudereport Abb. 8: Antragszahlen Bundesförderung Energieberatung für Wohngebäude Quelle: BAFA 2020b Antragszahlen Energieberatung für Wohngebäude 30.000 25.000 24.559 20.000 15.000 11.939 10.222 10.000 8.339 9.000 7.999 8.150 8.681 5.000 0 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Starke Nachfrage nach geförderter iSFP lag bei 35 Prozent. Es ist davon aus- Energieberatung zugehen, dass dieser Anteil mit der Einfüh- rung der Bundesförderung für effiziente Ge- Die Erhöhung der Bundesförderung Ener- bäude (BEG) weiter steigen wird. Seit dem gieberatung für Wohngebäude zum 01.01.2021 gibt es bei der Umsetzung einer 01.02.2020 auf 80 Prozent hat zu einem förderfähigen Maßnahme aus einem zuvor deutlichen Anstieg der Antragszahlen ge- geförderten iSFP einen Bonus von 5 Pro- führt. Auch die mit einem individuellen Sa- zentpunkten. Der Trend der Nachfrage nach nierungsfahrplan (iSFP) durchgeführten geförderter Energieberatung könnte also Beratungen sind im Vergleichszeitraum Ja- generell im Jahr 2021 anhalten und der iS- nuar bis April 2020 zu 2019 um 40 Prozent FP-Anteil zusätzlich weiter steigen. gestiegen. Der Anteil der eingereichten
Kapitel 01/05 Zahlen, Daten, Fakten 15 Abb. 9: Entwicklung Antragszahlen Effizienzhäuser, Sanierung und Neubau Quelle: KfW 2018, KfW 2019, KfW 2020 100.000 90.000 80.000 Anzahl Anträge für Effizienzhäuser Neubau 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 2018 2019 2020 EH 55 EH 40 EH 40 Plus Anzahl Anträge für Effizienzhäuser Sanierung 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 2018 2019 2020 EH Denkmal EH 85 EH 115 EH 70 EH 100 EH 55 B Auch bei den Effizienzhäusern Im Programm „Energieeffizient (EH) lässt sich der Trend durch Sanieren“ liegt das EH Denkmal die Erhöhung der Förderung mit 19 Prozent der Anträge erkennen. 2020 gab es eine vorn. An zweiter Stelle liegen deutlich höhere Anzahl an Effi- mit jeweils 15 Prozent die EH 85 zienzhäusern als in den Jahren und EH 70. 2018 und 2019. Sehr deutlich ist dies im Neubau der Fall. Mit 79 Insgesamt wurden die Förder- Prozent wird hier 2020 am mei- programme so stark nachge- sten das EH 55 gebaut, gefolgt fragt, dass das BMWi im Oktober vom EH 40 Plus mit 13 Prozent. die entsprechenden Haushalts- gelder noch einmal um 2,2 Milliarden Euro erhöhte.
16 dena-Gebäudereport Abbildungsverzeichnis zu Kapitel 01 Abbildung 1: Wohngebäudebestand in Deutschland Abbildung 2: Nichtwohngebäudebestand in Deutschland Abbildung 3: Endenergieverbrauch nach Sektoren und Energieträgern Abbildung 4: Endenergiebezogener Gebäudeenergie- verbrauch Abbildung 5: Entwicklung des Endenergieverbrauchs für Raumwärme und Warmwasser, klimabereinigt Abbildung 6: Absatzzahlen Wärmeerzeuger Abbildung 7: Beantragte Wärmeerzeuger im Förder- programm „Heizen mit Erneuerbaren Energien 2020“ Abbildung 8: Antragszahlen Bundesförderung Energie- beratung für Wohngebäude Abbildung 9: Entwicklung Antragszahlen Effizienzhäuser, Sanierung und Neubau
Kapitel 01/05 Zahlen, Daten, Fakten 17 Literaturverzeichnis zu Kapitel 01 AGEB 2020, Anwendungsbilanzen für die Endenergiesek- Destatis 2020, Bauabgang von Wohnungen und Wohnge- toren in Deutschland in den Jahren 2008 bis 2018. Berlin bäuden – Lange Reihen ab 1969 bis 2019, Wiesbaden (2020): (2020): AG Energiebilanzen e. V. Von https://ag-energiebi- Statistisches Bundesamt. Von https://www.destatis.de/ lanzen.de/index.php?article_id=29&fileName=ageb_an- DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Wohnen/Publikationen/ wendungsbilanz2018_v3.pdf abgerufen. Downloads-Wohnen/fortschreibung-wohnungsbestand- pdf-5312301.pdf;jsessionid=D32AFDDC24080F43F144BB7A BAFA 2020a, Monatsstatistik Heizen mit erneuerbaren Ener- 204E2727.internet8732?__blob=publicationFile abgerufen. gien. Eschborn (2020): Bundesamt für Wirtschaft und Aus- fuhrkontrolle. DWD 2020, Klimafaktoren (KF) für Energieverbrauchsaus- weise. Essen (2020): Deutscher Wetterdienst. Von https:// BAFA 2020b, Energieberatung für Wohngebäude. www.dwd.de/DE/leistungen/klimafaktoren/klimafaktoren. Eschborn (2020): Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr- html abgerufen. kontrolle. Von https://www.bafa.de/SharedDocs/Down- loads/DE/Energie/ebw_statistik_antragstellung.pdf?__ IWU 2021, ENOB:dataNWG – Projektinformation 8: For- blob=publicationFile&v=18 abgerufen. schungsdatenbank Nichtwohngebäude. Darmstadt (2021): Institut Wohnen und Umwelt GmbH. Von https://www.dat- BDH 2021, 10-Jahres-Verlauf Absatz Wärmeerzeuger anwg.de/fileadmin/user/iwu/210216_IWU_Projektinfo-8.2_ Deutschland. Berlin (2021): Bundesverband der Deutschen BE_Strukturdaten.pdf abgerufen. Heizungsindustrie. Von https://www.bdh-koeln.de/filead- min/user_upload/Pressemeldungen/Marktstruktur_zehn_ KfW 2018, KfW-Förderreport 2018. Frankfurt am Main Jahre_2020_DE.pdf abgerufen. (2018): KfW Bankengruppe. Von https://www.kfw.de/PDF/ Unternehmen/Zahlen-und-Fakten/KfW-auf-einen-Blick/ BMWi 2020a, Langfristige Renovierungsstrategie der Bun- Förderreport/KfW-Förderreport_2018.pdf abgerufen. desregierung. Berlin (2020): Bundesministerium für Wirt- schaft und Energie. Von https://www.bmwi.de/Redaktion/ KfW 2019, KfW-Förderreport 2019. Frankfurt am Main DE/Publikationen/Energie/langfristige-renovierungsstrate- (2019): KfW Bankengruppe. Von https://www.kfw.de/PDF/ gie-der-bundesregierung.html abgerufen. Unternehmen/Zahlen-und-Fakten/KfW-auf-einen-Blick/ Förderreport/KfW-Förderreport_2019.pdf abgerufen. BMWi 2020b, Energiedaten: Gesamtausgabe. Berlin (2020): Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Von https:// KfW 2020, KfW-Förderreport 2020. Frankfurt am Main www.bmwi.de/Redaktion/DE/Binaer/Energiedaten/ener- (2020): KfW Bankengruppe. Von https://www.kfw.de/Pres- giedaten-gesamt-xls.xlsx?__blob=publicationFile&v=129 se-Newsroom/Pressematerial/F%C3%B6rderreport/KfW- abgerufen. F%C3%B6rderreport_2020.pdf abgerufen. BSW-Solar 2020, Statistische Zahlen der deutschen Solar- wärmebranche. Berlin (2019): BSW – Bundesverband Solar- wirtschaft e. V. Von https://www.solarwirtschaft.de/data- wall/uploads/2020/04/bsw_faktenblatt_solarthermie.pdf abgerufen. BSW-Solar 2021, Bilanz 2020: Renaissance der Solarwär- me. Berlin (2021): BSW – Bundesverband Solarwirtschaft e. V. Von https://www.solarwirtschaft.de/datawall/up- loads/2021/02/210204_BSW-BDH-Kollektorabsatz.pdf abgerufen.
18 dena-Gebäudereport Kapitel 02/05 Ziele und politische Rahmenbedingungen Was Sie hier lesen: Der Gebäudesektor ist von zentraler Bedeutung, um die klimapolitischen Ziele der EU und Deutschlands zu errei- chen. Für die Transformation hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand erfolgen sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene wichtige Weichenstellungen. Das folgende Kapitel gibt einen Überblick über zentrale na- tionale Zielsetzungen, Umsetzungsstrategien und Maßnahmen sowie politische Rahmenbedingungen auf EU-Ebene. Der Schwerpunkt des Textes liegt dabei auf den Zusammenhängen und der Erläuterung grundsätzlicher Ansätze.
Kapitel 02/05 Ziele und politische Rahmenbedingungen 19 01 inordnung E des Themas EDer internationale Gebäudebestand wird sich bis 2050 verdoppeln. EBis 2060 wird alle fünf Tage das Äquivalent von Paris an Boden fläche hinzugefügt. EIn Deutschland entfallen auf den Gebäudebereich etwa 35 Prozent Aspekte der Kühlung noch einen relativ des Endenergieverbrauchs, dieser geringen Anteil haben. Heizung und Küh- Sektor v erursacht zudem etwa lung erfolgen gegenwärtig zu ca. 75 Prozent 30 Prozent der CO2-Emissionen. aus fossilen Brennstoffen. Der Bereich der Kühlung wird im Gebäudebereich voraus- sichtlich stark an Bedeutung gewinnen.* Die Dekarbonisierung des Gebäude- und Bausektors ist von entscheidender Bedeu- Die genannten Zahlen für den Energie- tung, um die europäischen und internati- verbrauch von Gebäuden in Europa las- onalen Klimaziele und Verpflichtungen zu sen sich auch auf Deutschland übertra- erreichen. International ist dieser Sektor gen. 839 TWh Endenergie wurden 2018 für fast 40 Prozent der energie- und pro- in Wohn- und Nichtwohngebäuden ver- zessbedingten Emissionen verantwort- braucht (Raumwärme, Warmwasser, Be- lich und wird durch die prognostizierte leuchtung und Klimakälte). Davon entfal- Verdopplung des Gebäudebestands bis len ca. zwei Drittel auf Wohn- und ein Drit- Unsere Autorin: 2050 noch mehr an Bedeutung gewinnen. tel auf Nichtwohngebäude. Zwar sind die Emissionen im Gebäudebereich seit 1990 In Europa ist der Gebäudebereich ebenfalls zurückgegangen, allerdings ist seit ca. für etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs einem Jahrzehnt eine Stagnation festzu- und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen stellen, auch die Sanierungsrate steht seit verantwortlich – und stellt somit den größ- längerer Zeit bei nur rund einem Prozent. ten europäischen Energieverbraucher dar. Derzeit sind etwa 35 Prozent der Gebäude Um das Ziel eines klimaneutralen Gebäu- Sonja Leidner ist in der dena u. a. für in den EU-Mitgliedstaaten über 50 Jahre alt, debestandes bis 2050 zu erreichen, ist politische Prozesse mit ca. 75 Prozent der bestehenden Häuser es notwendig, die Sanierungsgeschwin- dem Fokus Gebäude auf EU-Ebene zuständig werden als energieineffizient eingestuft. digkeit und -tiefe auf nationaler und eu- und arbeitet zudem für Zudem wird geschätzt, dass ca. 80 Pro- ropäischer Ebene zu erhöhen. Die Euro- die Allianz für Gebäude- Energie-Effizienz sowie zent der heutigen Gebäude auch im Jahr päische Kommission hat dazu Ende 2020 die Deutsch-Französische 2050 noch in Benutzung sein werden. ihre Renovierungsstrategie veröffentlicht, Energieplattform. Deutschland hat 2019 mit dem Klimapa- In den Haushalten der europäischen Mit- ket und dem Klimaschutzprogramm einen gliedstaaten entfallen allein auf die Bereiche wichtigen Schritt in diese Richtung ge- * Mehr Informationen im Kapitel Heizung und Warmwasseraufbereitung fast macht und zahlreiche Maßnahmen auch „Wärme und Kälte“, Gebäude- 80 Prozent des Energieverbrauchs, wobei für den Gebäudesektor beschlossen. report 2021
20 dena-Gebäudereport 02 Europäische und internationale Verpflichtungen Die Pariser Klimakonferenz Das Übereinkommen von Paris ist die erste umfassende und rechtsverbindliche welt- weite Klimaschutzvereinbarung und wurde im Dezember 2015 auf der Pariser Kli- makonferenz (COP21) geschlossen. Mit dem Abkommen haben sich die Mitgliedstaa- ten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) dazu verpflichtet, die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts deutlich unter 2 °C und möglichst unter 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten. Die EU und ihre Mitgliedstaaten zählen zu den fast 190 Vertragsparteien. Die Vertragsstaa- ten haben Zusagen über national festgelegte Beiträge (Nationally Determined Contribu- tions, NDCs) getroffen, mit denen in Summe das globale Ziel des Pariser Abkommens er- reicht werden soll. Die einzelnen Mitglieder der EU haben keinen eigenen nationalen NDC eingereicht – ihre Anteile finden sich im gemeinsamen Beitrag der Europäischen Union wie- der. Die EU hat entsprechende Vorschriften und Ansätze in ihren europäischen Energie- und Klimarahmen eingebettet, um Fortschritte in den Mitgliedstaaten gemäß den internationa- len Verpflichtungen zu erzielen. Nach dem Pariser Abkommen müssen die Vertragsstaaten ihre neuen oder aktualisierten NDCs alle fünf Jahre (z. B. 2020, 2025, 2030) einreichen, um die Ambitionen im Laufe der Zeit zu verstärken und die Lücke zur Erreichung des globalen Ziels zu schließen. „Der europäische Grüne Deal ist unsere neue Wachstumsstrategie. Er wird es uns ermöglichen, die Emissionen zu senken und gleichzeitig Arbeitsplätze zu schaffen.“ Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission
Kapitel 02/05 Ziele und politische Rahmenbedingungen 21 Der europäische Energie- und Klimarahmen 2030 EU-Ziele 2030 Legislativpaket „Saubere Energie für alle Europäer“ Im Vorfeld der Pariser Klimakonferenz haben die Mitgliedstaaten 2014 den EU- Mit dem Legislativpaket „Saubere Ener- Klima- und Energierahmen 2030 beschlos- gie für alle Europäer“ hat die EU ihre ener- sen. Der Rahmen baut auf dem Klima- und gie- und klimapolitische Rahmensetzung Energiepaket 20201 auf und legt politische für den Zeitraum 2021–2030 weiterentwi- Ziele für den Zeitraum 2021 bis 2030 fest: ckelt. Das Paket umfasst mehrere Richtli- nien und Verordnungen in den Bereichen ED ie Treibhausgasemissionen sollen ge- Governance der Energieunion, erneuerba- genüber dem Niveau des Jahres 1990 re Energien (RED II), Gesamtenergieeffizi- um 40 Prozent verringert werden. enz von Gebäuden (EPBD), Energieeffizienz (EED) und Strommarktdesign. In diesem Zu- ED er Anteil der erneuerbaren Energien am sammenhang wurden die EU-2030-Ziele für Gesamtenergieverbrauch soll auf 27 Pro- erneuerbare Energie und Energieeffizienz zent steigen. Eine Anpassung der Zielvor- in 2018 erhöht und mit Maßnahmen hinter- gaben auf 32 Prozent erfolgte in 2018. legt. Die letzten Aspekte des Pakets wurden vor der Europawahl 2019 verabschiedet. E D ie Energieeffizienz soll auf 27 Prozent erhöht werden. Die Erhöhung der Zielvor- Neben den neuen Zielsetzungen für Ener- gaben auf 32,5 Prozent erfolgte in 2018. gieeffizienz und erneuerbare Energien in EED und RED II hat die EU auch einen neuen Diese Überprüfung und teilweise Erhöhung Governance-Rahmen verabschiedet, nach der EU-Ziele 2030 fand im Rahmen des Le- dem die Mitgliedstaaten jeweils für den Zeit- gislativpakets „Saubere Energie für alle raum 2012–2030 integrierte nationale Ener- Europäer“ statt. Die EU-Kommission hat gie- und Klimapläne (NECP) erstellen müs- dieses Legislativpaket 2016 als Entwurf im sen. Die Mitgliedstaaten melden in den NECPs sogenannten „Winterpaket“ vorgestellt. ihren jeweiligen Beitrag zu den EU-Zielen und legen dar, mit welchen Strategien und Im Zuge des Green Deals erfolgt ab Maßnahmen diese erreicht werden sollen. 2020 eine weitere Verschärfung der eu- Damit sind die NECPs das zentrale Instru- ropäischen Zielvorgaben 2030. ment, um die EU-2030-Ziele für erneuerbare Energien und Energieeffizienz umzusetzen. 1 D as Klima- und Energiepaket 2020 beinhaltet folgende Ziele: ES enkung der Treibhausgasemissionen um 20 Prozent (gegenüber dem Stand von 1990) E 2 0 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen EV erbesserung der Energieeffizienz um 20 Prozent
22 dena-Gebäudereport Energieeffizienzrichtlinie Erneuerbare-Energien-Richtlinie Gebäuderichtlinie Inhalte u. a.: Inhalte u. a.: Inhalte u. a.: ■ EU-Energieeffizienzziel 2030 ■ EU-Ziel 2030 für erneuerbare ■ Verpflichtende Erstellung von langfris- ■ Sanierungsrate für Gebäude der Energien tigen Renovierungsstrategien (LTRS) Zentralregierungen ■ Mindestmaß an erneuerbaren ■ Einführung Niedrigstenenergiehaus- ■ Verpflichtende Energieeinsparung Energien für Neubauten und teilweise Standard (nzeb) und Energieausweis der Mitgliedstaaten bis 2030 für Sanierungen ■ Aufbau von Ladeinfrastruktur ■ Verpflichtende Durchführung ■ Vorgaben zur Wärme- und Kältever- im Neubau und im Bestand regelmäßiger Energieaudits in sorgung aus erneuerbaren Energien ■ Kostenoptimale großen Unternehmen ■ Abbau bestehender Barrieren für Mindestanforderungen ■ … Prosumenten ■ … ■ … Vorzeitige Novellierung der Richtlinien durch den Green Deal bzw. die Renovierungswelle ab 2020 B Abb. 1: Zentrale EU-Richtlinien Die EU-Kommission wertet die Berichte hinsichtlich der gemeldeten Zielbeiträ- für den Gebäudesektor, Quelle: ge aus und überprüft die Umsetzung der dargelegten Maßnahmen – bei unzurei- eigene Darstellung chender Erfüllung der EU-2030-Ziele für erneuerbare Energien und Energieeffizienz kann die EU Nachbesserungen auf europäischer bzw. nationaler Ebene fordern. Das EU-2030-Ziel zur Treibhausgasminderung wird umgesetzt durch das Europäische Emissionshandelssystem (EU-EHS) sowie die EU-Lastenteilung. Durch die Vorschriften zur Lastenteilung werden für jeden Mitgliedstaat in den Sektoren außerhalb des Euro- päischen Emissionshandels (vor allem Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft) verbindli- che Minderungsziele bzw. Emissionsbudgets als Beiträge zum EU-2030-Klimaziel festge- legt. Emittiert ein Land mehr als das zugewiesene Budget erlaubt, müssen die zusätzli- chen Emissionen z. B. durch Zukäufe aus anderen Mitgliedstaaten kompensiert werden.
Kapitel 02/05 Ziele und politische Rahmenbedingungen 23 Der „Green Deal“ der EU-Kommission E das europäische „Klimaschutzgesetz“ zur rechtlichen Verankerung der geplan- Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula ten Treibhausgasneutralität bis 2050 von der Leyen hat Ende 2019 ihre Pläne für einen „Europäischen Grünen Deal“ vor dem E die Anhebung des Klimaziels für Europäischen Parlament vorgestellt. Die 2030 auf mindestens 55 Prozent Kommissionsmitteilung beschreibt den Grünen Deal als „neue Wachstumsstrategie, E die Initiierung einer „Renovie- mit der die EU zu einer fairen und wohlha- rungswelle“ für den Bausektor benden Gesellschaft mit einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfä- E die Anpassung relevanter Anforde- higen Wirtschaft werden soll, in der im Jahr rungen und EU-Richtlinien zur Errei- 2050 keine Netto-Treibhausgasemissio- chung des angehobenen Klimaziels nen mehr freigesetzt werden und das Wirt- 2030 (z. B. Erneuerbare-Energien-Richt- 55 % schaftswachstum von der Ressourcennut- linie RED II, Energieeffizienzrichtli- zung abgekoppelt ist“. nie EED, Gebäuderichtlinie EPBD) Der Green Deal beinhaltet einen Zeitplan E Überarbeitung des EU-Emissions- und ein umfangreiches Maßnahmenpa- handelssystems (EU-EHS) und ge- ket. Inhaltlich erstrecken sich die Vor- gebenenfalls Ausweitung auf die Das Klimaziel 2030 für die Verringerung der haben über alle Wirtschaftssektoren: Sektoren Gebäude und Verkehr Treibhausgasemissionen soll Energie, Gebäude, Industrie, Landwirt- auf mindestens 55 Prozent schaft, Verkehr und den Bereich nachhal- E der Aktionsplan für die KreislaufwirtschaftA angehoben werden. tiges Finanzwesen. Die einzelnen Maß- nahmen werden mit dem Europäischen E der EU Action Plan: Financing Parlament und den Regierungen der EU- Sustainable GrowthB Mitgliedsländer in konkrete Vorhaben überführt. Zentrale Ansätze sind u. a.: C Abb. 2: Zentrale Meilensteine bei der Weiterentwicklung A ehr Informationen im Kapitel „Ressourcen“, M Gebäudereport 2021 des europäischen Energie- B Mehr Informationen im Kapitel „Green Finance“, und Klimarahmens 2030, Quelle: Gebäudereport 2021 eigene Darstellung Erhöhung der 2030-Ziele und Europawahl Bewertung u. a. der Politischer Prozess Anpassung der EU-Regulierungen NECPs und LTRS der zur Erhöhung der Mitgliedstaaten 2030-Ziele Governance Anpassung EU- Regulierungen an die EPBD Green-Deal-Ziele: EPBD RED II Veröffentlichung EED Vorstellung des EU-Renovierungs- RED II Green Deals inkl. welle Klimaneutralität 2050 und Erhöhung der 2030-Ziele Strommarkt- design EED … 2016 2019 2020 2021
24 dena-Gebäudereport 03 Nationale Ziele, Umsetzungsstrategien und Maßnahmen Meilensteine für Energieeffizienz und Klimaschutz im Gebäudesektor seit 2010 Deutschland hat beim Klimaschutz über viele Jahrzehnte eine Vorreiterrolle übernommen, auch im Gebäudebereich. Bereits 1977 trat die erste Wärme- schutzverordnung (WSchVO) mit Anforderungen an die energetische Qualität von Gebäuden in Kraft. Seitdem wurden die ordnungsrechtlichen Vorgaben und damit die Energieeffizienz von Gebäuden kontinuierlich erhöht. C Abb. 3: Entwicklung der Treibhausgasemissionen in allen Der nachfolgende historische Abriss zeigt die Entwicklung der Sektoren (Deutschland), Quelle: politischen Programme auf Bundesebene seit 2010. UBA 2021 1.400 1.249 1.200 1.121 Emissionen (Mio. t CO2-Äquivalente) Emissionen (Mio. t CO2-Äquivalente) 1.043 1.000 942 940 917 923 901 904 908 892 856 810 800 739 600 400 200 0 1990 1995 2000 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Energiewirtschaft Landwirtschaft Verkehr Abfall und Sonstige Gebäude Industrie
Kapitel 02/05 Ziele und politische Rahmenbedingungen 25 Energiekonzept der Bundesregierung Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) / Energieeffizienzstrategie Auf nationaler Ebene hat die Bundesregie- Gebäude (ESG) rung 2010 mit dem Energiekonzept ehrgei- zige Ziele für den Klimaschutz festgelegt. Im Dezember 2014 hat die Bundesregierung Ziel der Bundesregierung ist ein nahezu kli- den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz maneutraler Gebäudebestand bis 2050. Um (NAPE) beschlossen, der die Ziele, Ins- dieses Ziel zu erreichen, sollten der Wärme- trumente und Zuständigkeiten im Bereich bedarf bis 2020 um 20 Prozent und der Pri- der Energieeffizienz zusammenführt und märenergiebedarf bis 2050 um 80 Prozent diese, neben dem Ausbau der erneuerbaren sinken. Die Sanierungsrate soll bis 2020 von Energien, als zweite Säule der Energiewende 1 auf 2 Prozent verdoppelt werden. hervorhebt. Die Maßnahmen beinhalten z. B. den Ausbau der Energieberatung vor Nach dem Reaktorunfall in Fukushima folg- Ort und die Aufstockung des CO2-Gebäude- te 2011 das sogenannte Energiepaket. Darin sanierungsprogramms. enthalten ist auch ein Gesetzentwurf zur steuerlichen Förderung von energetischen Innerhalb des NAPE wurde 2015 mit der „Ener- Sanierungsmaßnahmen. Dieser scheiterte gieeffizienzstrategie Gebäude“ (ESG) eine Ge- aber danach mehrfach im politischen Pro- samtstrategie für die zu erzielende Energie- zess und ist erst mit dem Klimaschutzpro- einsparung und den Ausbau der erneuerbaren gramm der Bundesregierung 2019 umge- Energien in diesem Sektor entwickelt. Diese setzt worden. beinhaltete u. a. die Energieberatung für Kom- munen, die Weiterentwicklung des Einspar- In ihrer Koalitionsvereinbarung von Dezem- rechts, gebäudeindividuelle Sanierungsfahr- ber 2013 haben CDU/CSU und SPD insbe- pläne sowie die Aufstockung der Förderpro- sondere das langfristige Ziel bekräftigt, die gramme in diesem Bereich. Emissionen bis 2050 um 80–95 Prozent zu senken, sowie auch das nächste Etappen- Grünbuch Energieeffizienz ziel festgelegt: Bis zum Jahr 2020 sollten die Emissionen um mindestens 40 Prozent ge- Im August 2016 hat das Bundesministerium genüber 1990 gemindert werden. für Wirtschaft und Energie (BMWi) das Grün- buch Energieeffizienz veröffentlicht. Mit dem Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 / Grünbuch legt das BMWi Thesen und Analy- Klimaschutzplan 2050 sen zu den zentralen Handlungsfeldern für die Stärkung der Energieeffizienz vor und stellt Das Bundeskabinett hat am 3. Dezem- Fragen zur weiteren Entwicklung. Gleichzei- ber 2014 das Aktionsprogramm Klima- tig startete mit dem Grünbuch ein breit ange- schutz 2020 beschlossen. Damit sollte si- legter Konsultations- und Diskussionsprozess chergestellt werden, dass Deutschland über politische Positionen und Maßnahmen. seine Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert. Auf dieser Basis hat das Bundeskabinett 2019 30 % die Energieeffizienzstrategie 2050 (Eff-STRA) Aufbauend auf dem Aktionsprogramm verabschiedet. Die Strategie soll die Weichen hat die Bundesregierung 2016 einen natio- für eine weitere Stärkung der Energieeffizi- nalen Klimaschutzplan 2050 beschlossen, enz in Deutschland stellen. Mit der Eff-STRA der die Zwischenziele für das Jahr 2030 legte die Bundesregierung erstmals ein Ener- zur Erreichung des Langfristziels 2050 be- gieeffizienzziel für 2030 fest. Das Ziel sieht die Das Energieeffizienzziel für inhaltet. Für das Jahr 2050 haben sich so- Senkung des Primärenergieverbrauchs um 2030 sieht die Senkung des wohl die EU als auch die Bundesregierung 30 Prozent gegenüber 2008 vor. Die Strategie Primärenergieverbrauchs um 30 Prozent gegenüber das Ziel gesetzt, die Treibhausgase um bündelt eine Vielzahl wirksamer Effizienzmaß- 2008 vor. bis zu 95 Prozent gegenüber 1990 zu sen- nahmen für die Dekade 2021–2030 im neuen ken. Bis 2030 sieht die Bundesregierung Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz 2.0 dazu eine Minderung der Treibhausgase (NAPE 2.0). Außerdem wurde mit der Strate- um ca. 55 Prozent gegenüber 1990 vor. gie ein breit angelegter Stakeholderprozess „Roadmap Energieeffizienz 2050“ gestartet, um mit wichtigen Stakeholdern Wege zur Hal- bierung des Primärenergieverbrauchs bis 2050
26 dena-Gebäudereport 300 280 257 250 200 186 182 177 172 175 168 163 Mio. t CO2 150 158 150 145 154 149 139 134 145 128 140 123 118 113 117 112 108 103 106 99 101 95 100 94 89 84 80 75 70 70 68 67 66 65 64 50 63 61 60 59 58 0 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 Gebäude Industrie Verkehr Landwirtschaft Energiewirtschaft B Abb. 4: Sektorziele und Jahres- zu analysieren und die dafür erforderlichen Klimaschutzgesetz und emissionsmengen bis 2030, Quelle: BMU 2020 Maßnahmen und Instrumente zu entwickeln. Klimaschutzprogramm Gesetzliche Rahmenbedingungen (EnEV, GEG) Klimaschutzgesetz Die beschlossenen Eckpunkte wurden Das 2019 beschlossene Klimaschutzgesetz durch diverse Gesetzes- und Verordnungs- (KSG) schreibt erstmals gesetzlich verbind- entwürfe und verschiedene Förderpro- liche Klimaziele (nach dem Quellprinzip) gramme umgesetzt. Konkrete Maßnahmen mit jährlich sinkenden Treibhausgasbud- im Gebäudebereich waren u. a. die Novel- gets für die Sektoren Verkehr, Energie, In- lierungen der Energieeinsparverordnung dustrie, Gebäude, Landwirtschaft sowie Ab- (EnEV) aus den Jahren 2009 und 2014. Im fallwirtschaft vor. Zweck dieses Gesetzes Bereich der erneuerbaren Energien zu nen- ist es, die Erfüllung der nationalen Klima- nen sind das Erneuerbare-Energien-Wär- schutzziele sowie die Einhaltung der euro- megesetz (EEWärmeG) und die Novelle des päischen Zielvorgaben zu gewährleisten. Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Das KSG etabliert ein festes Regelwerk, Seit dem 01.11.2020 gilt das Gebäudeenergie- das sofort greift, sollte sich herausstel- gesetz (GEG), das die EnEV ersetzt. Es inte- len, dass die vorliegenden Maßnahmen griert EEWärmeG und EEG und schafft noch nicht ausreichen, um die Klimazie- damit ein einheitliches Gesetz für die le zu erreichen. In diesem Falle müss- energetischen Anforderungen an Neu- ten Sofortprogramme erarbeitet wer- bauten und an Bestandsgebäude sowie den, um wieder auf Zielkurs zu kommen. an den Einsatz erneuerbarer Energi- en zur Wärme- und Kälteversorgung.
Kapitel 02/05 Ziele und politische Rahmenbedingungen 27 Klimaschutzprogramm 2030 E Förderung der seriellen Sanierung Mit dem Klimaschutzprogramm 2030 E Weiterentwicklung von Konzepten für hat die Bundesregierung 2019 ein brei- Energieberatung und Öffentlichkeitsarbeit tes Maßnahmenpaket für alle Ener- giesektoren beschlossen, um die ge- E Stärkung der Vorbildfunktion von Gebäu- setzten Klimaziele zu erreichen. den des Bundes bei Energieeffizienz, Kli- maschutz und nachhaltigem Bauen Für den Gebäudesektor enthält das KSP verschiedene Maßnahmen, die von ver- E Weiterentwicklung stärkter Förderung, mehr Information energetischer Standards und Beratung bis hin zu ordnungsrecht- lichen Ansätzen reichen – hier eine Aus- Die Wirkung des Klimaschutzprogramms wahl wichtiger Punkte aus dem KSP: und des Klimapakets wird ab 2021 von einem Expertenrat jährlich über- EE inführung einer steuerlichen Förderung prüft. Falls die Maßnahmen nicht ausrei- der energetischen Gebäudesanierung chen, um die Ziele zu erreichen, müss- te entsprechend nachgebessert bzw. E Höhere Fördersätze für energe- die Maßnahmen erweitert werden. tische Sanierungen in den beste- henden Förderprogrammen Ergänzend zu den Maßnahmen des Bun- des gibt es noch weitere Programme und EN eue Bundesförderung für ef- Aktivitäten auf Ebene der Bundesländer fiziente Gebäude (BEG) und Kommunen, ebenfalls in den Berei- chen Ordnungsrecht, Förderung und Bera- tung, Information und Kommunikation.
28 dena-Gebäudereport Klimaschutz- Bundesförderung für programm 2030 Klimaschutz- effiziente Gebäude plan 2050 (BEG) Deutschland: um mindestens –55 % Senkung der … Treibhausgas- CO2-Bepreisung in emissionen um 40 % den Sektoren Wärme und Verkehr *Erhöhung des Ziels im Zuge des Green Deals Erneuerbare- Energien- Gesetz (EEG) Energieeffizienz- Steuerliche strategie Förderung der Gebäude (ESG) Wärmenetz- systeme 4.0 energetischen Gebäudesanierung … Deutschland: 30 % Energieeffizienz- strategie 2050 Anteil (EffSTRA) erneuerbare Energien Steigerung der auf 32 % Energieeffizienz um *Erhöhung des Ziels im mindestens 32,5 % Zuge des Green Deals *Erhöhung des Ziels im Zuge des Green Deals Regionale Gebäude- Zusammenarbeit Deutschland: energiegesetz (GEG) 30 % Nationaler Weiterentwicklung Aktionsplan der Kraft-Wärme- Marktanreiz- Energieeffizienz Kopplung (KWK) programm für 2.0 (NAPE) erneuerbare … Energien im Langfristige CO2-Gebäudesanie- Wärmemarkt (MAP) Renovierungs- rungsprogramm strategie (LTRS) des Bundes B Abb. 5: Maßnahmen, Programme 2030-Ziel Deutschland und Initiativen zum Erreichen der 2030-Ziel Europa EU-Ziele 2030 in Deutschland, Quelle: BMWi 2020, eigene Darstellung Maßnahmen in Deutschland zur Zielerreichung
Kapitel 02/05 Ziele und politische Rahmenbedingungen 29 04 Ausblick Die nächsten Jahre werden entscheidend dafür sein, ob die in- Klimapaket und dem Klimaschutzprogramm 2030 eine wichtige ternationale Gemeinschaft, die EU und auch Deutschland die Rolle. Auf Grundlage des Klimaschutzgesetzes soll ein Experten- gesetzten Klimaschutzziele erreichen können. rat sicherstellen, dass der Zielpfad über alle Sektoren hinweg eingehalten wird, und dazu jährlich an die Bundesregierung Die EU-Kommission hat u. a. mit der Verkündung des Green berichten. Deals, der Renovierungswelle und dem Ziel der Klimaneutra- lität bis Mitte des Jahrhunderts ein ambitioniertes Signal aus Gleichzeitig wird jetzt schon deutlich, dass es zusätzlicher Maß- Brüssel gesendet. Dies wird zu Anpassungen auf europäischer nahmen bedarf, um die bisherigen Ziele zu erreichen. Im Dia- und nationaler Ebene führen und eine Weiterentwicklung der logprozess 2050 als einem Element aus der Energieeffizienz- bisherigen Ziele, Strategien und Maßnahmen erfordern. strategie entwickeln daher Stakeholder Maßnahmenideen, die dazu beitragen können, die Lücke zu schließen. Hierbei spielt die Umsetzung der bereits verankerten Anforde- rungen im europäischen Energie- und Klimarahmen 2030 eine Die geplante Anpassung der europäischen Ziele und Vorgaben zentrale Rolle. Das beinhaltet u. a. die Umsetzung zentraler eu- für 2030 kann diese Dynamik noch verstärken, um fortlaufend ropäischer Richtlinien in nationales Recht sowie die Erfüllung die Vorgaben der EU in Deutschland umzusetzen – sowohl im der nationalen Sektorenziele, um hohe Kompensationszahlun- Bereich gemeinsamer Maßnahmen als auch bei der Weiterent- gen zu vermeiden. wicklung der Zielvorgaben. Für die Umsetzung der bisherigen Ziele 2030 spielt auf deut- scher Ebene die schnelle Umsetzung aller Maßnahmen aus dem Abbildungsverzeichnis Literaturverzeichnis zu Kapitel 02 zu Kapitel 02 Abbildung 1: Zentrale EU-Richtlinien für den Gebäudesektor BMU 2020, Sektorziele und Jahresemissionsmengen. Von https://www.bmu.de/mehrklimaschutz/ abgerufen. Abbildung 2: Zentrale Meilensteine bei der Weiterentwicklung des europäischen Energie- und Klimarahmens 2030 BMWi 2020, Integrierter Nationaler Energie- und Klima- plan Deutschland. Von https://www.bmwi.de/Redaktion/ Abbildung 3: Entwicklung der Treibhausgasemissionen in DE/Downloads/I/integrierter-nationaler-energie-klimaplan. allen Sektoren (Deutschland) pdf?__blob=publicationFile&v=4 abgerufen. Abbildung 4: Sektorziele und Jahresemissionsmengen bis Europäische Kommission 2019, Kommission von der Leyen 2030 bringt europäischen Grünen Deal auf den Weg. Von https:// ec.europa.eu/germany/news/20191211-green-deal_de Abbildung 5: Maßnahmen, Programme und Initiativen zum Er- abgerufen. reichen der EU-Ziele 2030 in Deutschland UBA 2021, Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Deutschland in der Abgrenzung der Sektoren des Klima- schutzgesetzes. Dessau (2020): Umweltbundesamt. Von https://www.umweltbundesamt.de/galerie/entwicklung-der- treibhausgasemissionen-in-2019 abgerufen.
30 dena-Gebäudereport Kapitel 03/05 Green Finance im Gebäudesektor Was Sie hier lesen: Damit die EU das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreicht und so die Ziele des Pariser Klimaabkommens umsetzt, muss der Gebäudebestand dekarbonisiert werden. Da die öffentlichen Förderungen nicht ausreichen werden, um die nötigen Investitionen zu finanzieren, hat die EU verschiedene regulatorische Maßnahmen ergriffen, um privates Kapital in energieeffiziente und klimafreundliche Gebäude zu lenken. Auch für den Finanzsektor spielt die Bewer- tung von Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine immer größere Rolle.
Kapitel 03/05 Green Finance im Gebäudesektor 31 € 01 er Finanzsektor D im Kontext von Klimaschutz Die Finanzwirtschaft spielt für Volkswirt- spiegelt sich auch in dem dritten Ziel des Thomas Buberl, schaften und die Weltwirtschaft eine zen- Abkommens wider, das gleichbedeutend Axa CEO: trale Rolle, da es ihre originäre Aufgabe mit dem Gesamtziel ist, die Erderwärmung “4°C warming ist, wirtschaftliche Aktivitäten der Real- auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen: wirtschaft zu finanzieren. Der globale Fi- makes the world nanzmarkt ist inzwischen etwa viermal „Vereinbarkeit der Finanzströme mit einem uninsurable.” so groß wie die Realwirtschaft. Schwan- Weg hin zu niedrigen Treibhausgasemissi- kungen auf den Finanzmärkten kön- onen und klimaresistenter Entwicklung.“2 Larry Fink, nen die Produktion von Gütern erheb- CEO BlackRock: lich beeinflussen. Der Wirtschaftswis- Es zeigt sich, dass auf der politischen “Climate risk is senschaftler Herbert Sperber vergleicht Ebene seit 2015 eine Verlagerung des star- investment risk.” die Finanzmärkte mit dem Herzen: ken Fokus auf Klimaschutz in der Realwirt- schaft hin zu einer Einbeziehung der In- „Über die Märkte für Bankkredite, verzinsli- vestitionsentscheidung der Finanzwirt- che Wertpapiere und Aktien werden Finan- schaft stattfindet 3. Es wird als notwen- zierungsmittel in die Adern der Wirtschaft dig erachtet, die derzeitigen Finanzflüs- gepumpt. Der reibungslose und ausreichen- se auch am Klimaschutz bzw. noch weiter de Geldtransport auf den Finanzmärkten gehend an Nachhaltigkeit auszurichten 4. ist notwendig, um die im Wirtschaftspro- Diese Neuausrichtung der Finanzflüsse zess entstehenden Finanzierungsdefizi- benötigt u. a. auf vielen Ebenen eine Neu- te des Sektors Unternehmen, des Staates ausrichtung der gesetzlichen Rahmen- und des Auslands zu decken. Andernfalls bedingungen für die Finanzwirtschaft 5. müsste der Umfang der gesamtwirtschaft- Unsere Autorin: lichen Aktivitäten merklich schrumpfen. Aber nicht nur auf der politischen Ebene Anders ausgedrückt: Wenn die Finanz- hat sich die Perspektive auf die Rolle der Fi- märkte nicht funktionieren, brechen mo- nanzwirtschaft in Bezug auf Klimaschutz derne Volkswirtschaften und die gesam- und Nachhaltigkeit verändert. Aufgrund te internationale Ökonomie zusammen1.“ der bereits jetzt spürbaren Auswirkun- gen des Klimawandels, wie Stürmen, Dür- Die Finanzwirtschaft hat daher einen gro- ren, Überschwemmungen, Überflutun- ßen Einfluss auf die Art und Weise des wirt- Nana von Rottenburg schaftlichen Handelns und auf die Lenkung beschäftigt sich seit 2017 mit dem von Investitionen. Das heißt auch, dass sie 1 perber 2014. S Thema Sustainable 2 UNFCC 2015. eine wichtige Rolle bei der Finanzierung Finance und ist zudem 3 Frankfurt School 2020a. in die Umsetzung von Investionen spielt, die für das Errei- 4 Convergence 2020. internationaler Pro- chen der Pariser Klimaziele nötig sind. Dies 5 Frankfurt School 2020b. jekte eingebunden.
32 dena-Gebäudereport Die fünf größten globalen Risiken in Bezug auf Top 5 der globalen Risiken in die Wahrscheinlichkeit Bezug auf die Auswirkung 2009 2019 2020 2009 2019 2020 Massen- Einbruch Einbruch Scheitern des Extremwetter Extremwetter vernichtungs- der Assetpreise der Assetpreise Klimaschutzes waffen Verlangsamung des Scheitern des Klima- Scheitern des Massen- chinesischen Wirt- schutzes und der Scheitern des Rückzug von Klimaschutzes und vernichtungs- schaftswachstums Anpassung an Klima- Klimaschutzes Globalisierung der Anpassung an waffen (
Kapitel 03/05 Green Finance im Gebäudesektor 33 Climate-related risks, opportunities and financial impact Risks Opportunities “Global investments hold Transition Risks Opportunities the key to fighting climate Policy and Legal Resource Efficiency change, with trillions Technology Energy Source already invested in Market Product/Services solutions such as Reputation Markets renewables and Physical Risks Resilience energy efficiency. Acute The Paris Agreement is a massive investment opportunity. How can we unlock it? Todayʼs action plan will help Europeʼs Strategic Planning financial sector position Risk Management itself as a leading global destination for investments Financial Impact in green technologies.” Miguel Arias Cañete, Commissioner for Climate Income Cash Flow Balance Action and Energy Statement Statement Sheet Revenues Assets & Liabilities Expenditures Capital & Financing B Abb. 2: Klimabezogene Risiken, Chancen und finanzielle Aus- wirkungen, Quelle: Task Force on climate-related Disclosure 2018 C Abb. 3: Vorteile eines nachhal- tigen Finanzsystems, Quelle: EU-Kommission 2018 Less economic harm caused by increased weather-related damage € € € Investors Capital Sustainable Investments Healthy Planet Greater consideration of investorsʼ sustainability preferences
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