REALITY CHECK VOR- UND NACHBEREITUNGSUNTERLAGEN FÜR ENTDECKERINNEN UND EXPERTINNEN - ERSTE FINANCIAL LIFE PARK
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Reality Check Vor- und Nachbereitungsunterlagen für EntdeckerInnen und ExpertInnen Autoren: Stefan Schmid und Oliver Schnitzer
Die Unterlage Der Erste Financial Life Park ist ein innovativer Vermittlungsort, an dem der verantwortungsvolle Umgang mit Geld und die finanzielle Eigenverantwortung von Jugendlichen gefördert wird. Die Tour für Entdeckerinnen und Entdecker ist für Schülerinnen und Schüler der 9. bis 11. Schulstufe (15 bis 17 Jahre) konzipiert. Die Entdeckerinnen und Entdecker haben bereits geringe Vorkenntnisse. Sie schlüpfen zu Beginn der Tour in die Rolle einer bzw. eines 19-jährigen und müssen finanzielle Herausforderungen des Alltags meistern. Das Station Reality Check behandelt das Themenfeld „Meine Entscheidungen. Mein Leben.“ Die Lernenden sollen die Auswirkungen von Entscheidungen in jungen Jahren wahrnehmen. Zur Vor- und Nachbereitung des FLiPs sowie zum allgemeinen Einsatz im Unterricht werden die in dieser Station behandelten Themengebiete hier inhaltlich beleuchtet und dargestellt. Diese Unterlagen soll es den begleitenden Lehrkräften in erster Linie erleichtern, die Lernenden auf das FLiP vorzubereiten und die Inhalte auch nach dem Workshop im Unterricht zu behandeln. Jedes Kapitel verfügt über „Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht“. Hier finden Sie didaktische Ideen sowie ausgearbeitete Szenarien oder Arbeitsblätter für den direkten Einsatz im Unterricht.
Erste Financial Life Park Reality Check Inhaltsverzeichnis 1. Bewerbung 1 1.1 Bewerbungs- bzw. Motivationsschreiben 1 1.2 Lebenslauf 1 1.3 Zeugnisse 1 1.4 Karrierewege 1 1.5 Arbeitslosigkeit 2 1.6 Finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten 2 1.7 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht: 3 2. Einkommen 4 2.1 Einkunftsarten 4 2.2 Vom Brutto- zum Nettobezug 4 2.3 Lohnnebenkosten für Unternehmen 5 2.4 Einkommensstatistik Österreich 6 2.5 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht 6 3. Wohnsituation 7 3.1 Miete 7 3.1.1 Der Mietzins 7 3.1.2 Kosten zu Beginn des Mietverhältnisses 7 3.1.3 Befristung 8 3.1.4 Arten von Mietwohnungen 8 3.2 Eigentum 9 3.2.1 Grundbuch 9 3.3 Mieten oder kaufen? 9 3.4 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht 10 4. Fremdfinanzierung 11 4.1 Kredit – Darlehen 11 4.2 Verwendungszweck 11 4.3 Laufzeit 11 4.4 Zinsen 12 4.4.1 Leitzinssatz 12 4.5 Sicherheiten 13 4.6 Hypothekardarlehen 13 4.7 Kontokorrentkredit 13 4.8 Leasing 13 4.9 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht 14 5. Zinsen 15 5.1 Sparzinsen (Passiv- oder Habenzinsen) 15 5.2 Kreditzinsen (Aktiv- oder Sollzinsen) 15 5.3 Zinseszins 16 5.4 Niedrige Zinsen 16 5.5 Banken ohne Zinsen 17 5.6 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht 18
Erste Financial Life Park Reality Check 6. Investitionen 21 6.1 Veranlagungsformen 21 6.1.1 Nachhaltiges Investment 21 6.1.2 Gold 21 6.1.3 Aktien 22 6.1.4 Anleihen 23 6.1 Veranlagungsstrategien 24 6.2 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht 24 8. Konsum 26 8.1 Konsumkritik 26 8.2 Nachhaltiger Konsum 26 8.3 Geschäftsfähigkeit 26 8.4 Variable Kosten 26 8.5 Verbrauchinnen- und Verbraucherbildung 27 8.6 Schuldenfallen 27 8.7 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht 28 9. Verträge (mit Konsumentinnen und Konsumenten) 31 9.1 Geschäftsfähigkeit 31 9.2 Vertragsannahme 31 9.3 Pflichten und Folgewirkungen 32 9.4 Vertragsende 32 9.4.1 Befristete Verträge 32 9.4.2 Unbefristete Verträge 32 9.5 Ich will da raus: Ausstiegsmöglichkeiten 33 9.5.1 Vorzeitige Auflösung aus wichtigem Grund 33 9.5.2 Zwang/Drohung 33 9.5.3 Wegfall der Geschäftsgrundlage 33 9.5.4 Rücktritt vom Haustürgeschäft 33 9.5.5 Rücktrittsrecht bei Verträgen im Fernabsatz 34 9.6 Didaktische Umsetzungsmöglichkeit für den Unterricht 34 9. Leasing 35 9.1 Gesetzliche Bestimmungen 36 9.2 Ende des Leasingsvertrages 36 9.3 Vergleich Leasing – Kaufen 36 9.4 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht 37 10. Bankservices 38 10.1 Das Konto 38 10.1.1 Tipps im Zusammenhang mit einem Bankkonto 38 10.1.2 Arten von Bankkonten 39 10.2 Bankomatkarte 39 10.3 Online-Banking 40 10.3.1 Tipps für sicheres Online-Banking 40 10.4 Kreditkarte 40 10.5 Girokonto 40
Erste Financial Life Park Reality Check 10.5.1 Kontofunktionen 41 10.5.2 Überweisungen 42 10.5.3 Daueraufträge und Lastschriftverfahren 42 10.6 NFC 42 10.7 Das Basiskonto 43 10.8 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht 43 11. Zahlungsverkehr 45 11.1 Bargeldloser Zahlungsverkehr 46 11.1.1 Überweisung 46 11.1.2 Dauerauftrag 46 11.1.3 Lastschrift – Einziehungsauftrag 47 11.1.4 Bankkarte (Debitkarte) 47 11.2 Kreditkarte 47 11.2.1 Online-Bezahlverfahren 47 11.3 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht 48 12. Mobilität und Finanzierung 50 12.1 Kraftfahrzeug 50 12.2 Fahrrad 50 12.3 Gehen 51 12.4 Öffentlicher Personennahverkehr 51 12.5 Bahn 51 12.6 Flugzeug 51 12.7 Didaktische Umsetzungsmögllichkeiten für den Unterricht 52 13. Versicherung 53 13.1 Versicherungssparten 53 13.2 Haushaltsversicherung 53 13.3 Lebensversicherung 54 13.4 Reiseversicherung 54 13.5 Rechtschutzversicherung 55 13.6 KFZ-Versicherung 55 13.7 Was ist eine Polizze? 55 13.8 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterrcht 56 14. Finanzen in der Online-Welt 58 14.1 Online-Banking 58 14.2 Finanz-Online 58 14.3 Bürgerkarte am Handy 59 14.4 Paypal 59 14.5 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht 60 15. Folgen bei Zahlungsproblemen 63 15.1 Die Schuldenspirale 63 15.2 Schuldeneintreibung 63 15.3 Schuldenprävention 64 15.4 Budgetberatung 64 15.5 Schuldenbestandsaufnahme 64
Erste Financial Life Park Reality Check 15.6 Privatkonkurs 65 15.7 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht 66
Erste Financial Life Park Reality Check 1. Bewerbung Die Bewerbung ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Arbeitssuche. Arbeit zu suchen, heißt auch, viel Zeit zu investieren, am Ball zu bleiben und nicht so schnell aufzugeben. Einen Job zu suchen bedeutet, Zeitungen und Fachmagazine durchzuschauen, sich im Internet schlau zu machen, Fachmessen zu besuchen und sich in seinem privaten Umfeld umzuhören. Hat man eine geeignete Arbeitsstelle im Visier oder möchte sich bei einem Unternehmen ohne Stellenausschreibung (initiativ) bewerben, so erfolgt dies in der Regel über E-Mail oder Online-Portale mit PDF-Dokumenten. Personalverantwortliche haben nicht mehr als wenige Minuten Zeit, um sich einen ersten Eindruck über Bewerberinnen und Bewerber zu verschaffen. Passt die oder der nicht, kommt sie oder er nicht in die engere Auswahl. IOS Die AMS-Job App: Android http://www.ams.at/service- arbeitsuchende/arbeitsuche/ejob- room/ams-job-app 1.1 Bewerbungs- bzw. Motivationsschreiben Das Bewerbungsschreiben ist ein Privatbrief und wird nach Normen gestaltet. Es ist wichtig, für jede Bewerbung ein individuelles maßgeschneidertes Bewerbungsschreiben zu verfassen mit Bezug auf die ausgeschriebene Stelle. Tipp: Der Bewerbungsprozess: http://www.arbeitszimmer.cc/data_content/001_Praxismappe_Gesamt_0208.pdf 1.2 Lebenslauf Ein Lebenslauf gibt einen kurzen Überblick über das Schul- und Arbeitsleben. Die Daten sind geordnet, die letzte Tätigkeit bzw. Schule oder Ausbildung wird an oberster Stelle geschrieben. Besondere Kenntnisse können von anderen Bewerberinnen und Bewerbern abheben und so ein Vorteil sein – Partymachen als Hobby anzugeben kommt wahrscheinlich nicht so gut. Wichtig ist auch das Bewerbungsfoto: Portraitfoto, gepflegtes Äußeres und freundlicher Gesichtsausdruck sind gefragt. 1.3 Zeugnisse Schulzeugnisse und, falls vorhanden, Arbeitszeugnisse oder Kursbestätigungen können mitgeschickt werden. 1.4 Karrierewege Berufliche wie persönliche Karriereplanung ist vielen jungen Menschen sehr wichtig, Standardbiographien gibt es aber immer weniger. Lehren werden nach der Matura gestartet, die Matura wird gleichzeitig oder nach der Lehre nachgeholt. Allgemein lässt sich sagen, dass eine gute Ausbildung die solide Grundlage für ein erfolgreiches Berufsleben ist. 1
Erste Financial Life Park Reality Check Die praktische Ausbildung im Rahmen einer Lehre wird in einem Unternehmen oder einer Lehrwerkstätte absolviert. In der Berufsschule lernen Lehrlinge theoretische Grundlagen bzw. erwerben andere wichtige Kenntnisse. In der Regel dauert eine Lehre drei Jahre. Tipp: Liste aller Lehrberufe: http://www.bic.at/bildungswege.php Daneben gibt es Berufe mit schulischer (Fach)ausbildung (AHS, BMS, BHS und Kollegs) sowie akademische Berufe, die den Abschluss einer Fachhochschule, einer Universität oder einer pädagogischen Hochschule voraussetzen. Tipp: Infos über alle Berufe: http://www.karrierekompass.at/ 1.5 Arbeitslosigkeit Unselbstständigen Erwerbstätigen und freie Dienstnehmerinnen und -nehmer haben bei Arbeitslosigkeit Anspruch auf Arbeitslosengeld. Dessen Höhe, Dauer und Auszahlung hängt von 1 vielen Faktoren ab. Wenn die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes ausgeschöpft ist, erhält man – so das Partnerinnen- bzw. Partnereinkommen nicht zu hoch ist - „Notstandshilfe". Nach 6-monatigem Bezug der „Notstandshilfe“ wird – abhängig von der Dauer des zuvor bezogenen Arbeitslosengeldes – eine Obergrenze bei der Höhe der Notstandshilfe eingezogen. Das ist die sogenannte "Deckelung". 1.6 Finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten 2 Der österreichische Staat gewährt zudem weitere Beihilfen und Förderungen. Beispiel: Erwin lebt in Wien und ist 22 Jahre, eben arbeitslos geworden und erhält 450 EUR Arbeitslosenunterstützung Von diesem Geld kann Erwin nicht leben. Alleine für seine Miete muss er 400 EUR zahlen. 3 Erwin hat die Möglichkeit, um bedarfsorientierte Mindestsicherung anzusuchen. Bezieherinnen und Bezieher von Mindestsicherung und von Mietbeihilfe der MA 40 (Magistratsabteilung 40 – Wien!) 4 bekommen ihren Mobilpass automatisch zugesandt. Darüber hinaus kann Erwin sich an Einrichtungen wenden, die finanzielle Unterstützungen außerhalb der gesetzlich geregelten Beihilfen 5 für Menschen in Notlagen anbieten. Erwin wird diese Überbrückungshilfen nur für kurze Zeit brauchen, weil er sich sehr um eine neue Arbeitsstelle bemüht und viele Bewerbungen abgeschickt hat. 1 https://www.arbeiterkammer.at/beratung/arbeitundrecht/Arbeitslosigkeit/Arbeitslosengeld.html 2 https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/content/45/Seite.450000.html 3 http://sozialinfo.wien.at/content/de/10/SearchResults.do?keyword=Mindestsicherung&senseid=275 4 http://sozialinfo.wien.at/content/de/10/SearchResults.do?keyword=Fahrtbeg%C3%BCnstigungen&senseid=70 5 http://sozialinfo.wien.at/content/de/10/SearchResults.do?keyword=Finanzielle+Nothilfen&senseid=275 2
Erste Financial Life Park Reality Check 1.7 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht: Aufgabe 1 – Rollenspiel Die Schülerinnen und Schüler recherchieren im Internet nach „Dos and Don'ts“ bei Fragen rund um den Verdienst bei Bewerbungsgesprächen. Sie notieren ihre Ergebnisse und spielen in Rollenspielen Personalverantwortliche sowie Bewerberinnen bzw. Bewerber, wie es gut und wie es schlecht laufen kann. Je nach Zeitbudget können die Schülerinnen und Schüler diese Rollenspiele auch mit einem Smartphone filmen und auf eine (nicht öffentliche) Plattform laden. Im Plenum werden dann alle Filme angesehen und analysiert. Aufgabe 2 – Statistik – Aufbereitung Jede Schülerin und jeder Schüler liest den aktuellsten Artikel über die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen auf www.ams.at. Die interessantesten Zahlen werden mit Hilfe eines Tabellenkalkulationsprogrammes in Form eines Diagramms dargestellt. Nach der Einzelarbeit werden ausgewählte Arbeiten mittels Beamer projiziert und über die unterschiedlichen Darstellungen diskutiert. Aufgabe 3 – Unterschiedliche Karrierewege Die Schülerinnen und Schüler finden sich in Gruppen zusammen. Jede Gruppe hat die Aufgabe, einen typischen Karriereweg (ungelernt, Lehre, Matura, Fachhochschule) auf einem Flipchart darzustellen. Die Aufgabenstellung beinhaltet die Darstellung einer Zeit- und einer „Geld“achse. Am Ende der Arbeitszeit kommen die Gruppen ins Plenum und stellen ihre Plakate vor. Anschließend wird darüber diskutiert, wie sich unterschiedliche Karrierewege in welchem Alter wie auf das Leben eines Menschen auswirken können. 3
Erste Financial Life Park Reality Check 2. Einkommen „Das Auskommen mit dem Einkommen finden.“ – heißt, mit seinem Geld auszukommen. Doch was genau versteht man unter einem Einkommen? Umgangssprachlich versteht man darunter die Höhe der Einkünfte einer Person, unabhängig davon, um welche Art von Einkünften es sich dabei handelt. Grob ist dabei zwischen Einkommen aus betrieblicher Tätigkeit (als der Gewinn bei Selbständigen) und solchem aus nichtselbständiger Tätigkeit (Nettogehalt bzw. -lohn) zu unterscheiden. Auskommen mit seinem Einkommen meint also, alle seine Ausgaben mit der Gesamtheit seiner Einkünfte abdecken zu können. 2.1 Einkunftsarten Im § 2 EStG (Einkunftsarten, Einkünfte, Einkommen) des Einkommenssteuergesetzes werden jene 6 Einkommen taxativ (= vollständig) aufgezählt, die der Einkommenssteuer unterliegen. Als Einkommen einer natürlichen Person wird steuerrechtlich die Summe folgender Einkünfte bezeichnet: Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, aus selbständiger Arbeit, aus Gewerbebetrieben, aus nichtselbständiger Arbeit, aus Kapitalvermögen, aus Vermietung und Verpachtung und ganz bestimmte sonstige Einkünfte. Jene Form der Einkommenssteuer, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für ihre Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit zahlen, nennt man Lohnsteuer. Ist von Einkommen und Einkünften die Rede, so kommt man also nicht umhin, sich mit den daraus resultierenden Steuern zu beschäftigten. 2.2 Vom Brutto- zum Nettobezug Unter dem Bruttogehalt bzw. -lohn von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern versteht man jenen Betrag, von dem die Beträge für Sozialversicherung und Lohnsteuer sowie weitere Abgaben 7 abgezogen werden. Bei einem fixen Dienstverhältnis werden Lohnsteuern und Sozialversicherungsbeiträge direkt von der Arbeitgeberin bzw. dem Arbeitgeber abgezogen – Angestellte und Arbeiterinnen bzw. Arbeiter erhalten dann das Nettogehalt bzw. den Nettolohn aufs Konto überwiesen. Im Internet finden sich etliche sogenannter Brutto-Netto-Rechner, mit denen unselbständig Tätige sehr einfach aus ihrem Bruttoentgelt ihr Nettoentgelt berechnen können. Tipp: Wie kann ich schnell das Nettoentgelt ausrechnen? https://bruttonetto.arbeiterkammer.at/ Beispiel: Fanni freut sich auf ihr erstes Gehalt Fanni hat eben eine Zusage auf ihre Bewerbung als Versicherungsmitarbeiterin erhalten. Beim Bewerbungsgespräch wurde ihr ein Gehalt von 1.700 EUR angeboten. Sie freut sich und denkt darüber nach, was sie sich mit diesem Geld wohl alles leisten wird können. Aber Achtung: Verdienstangaben in Stellenanzeigen sind fast immer Bruttobeträge. Fanni wird sich ausrechnen müssen, was ihr am Ende jedes Monats tatsächlich von ihrem Arbeitgeber überwiesen 6 http://www.jusline.at/index.php?cpid=ba688068a8c8a95352ed951ddb88783e&lawid=17&paid=2 7 https://www.geldundso.at/dein-umgang-mit-geld/was-verdiene-ich-wirklich/ 4
Erste Financial Life Park Reality Check werden wird. In Fannis Fall sieht die Berechnung (ohne „13. und 14. Gehalt“) so aus: Fanni kann also damit rechnen, dass jeden Monat ca. 1.300 EUR auf ihr Konto überwiesen werden. Nützliche Apps (z. B. Brutto-Netto-Rechner) https://www.arbeiterkammer.at/beratung/konsument/Apps/AK_Internetdienste _gibt_es_auch_fuers_Handy.html Hier scannen! 2.3 Lohnnebenkosten für Unternehmen Die Angabe eines Bruttogehalts heißt aber nicht, dass die Kosten für Unternehmen, die Personal beschäftigen und bezahlen, damit gedeckt wären. Zusätzlich zum Lohn bzw. Gehalt für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fallen für Unternehmen 8 noch folgende Kosten an: Dienstgeberanteil zur Sozialversicherung Kommunalsteuer Beitrag zur Mitarbeitervorsorgekasse Dienstgeberbeitrag zum Familienlastenausgleichsfonds Zuschlag zum Dienstgeberbeitrag Beispiel: Personalkosten für Fanni für ihre Arbeitgeberin bzw. ihren Arbeitgeber In unserem Beispiel kostet Fanni dem Unternehmen zusätzlich zum monatlichen Bruttogehalt von 1.700 EUR noch ca. 525 EUR an 9 Lohnnebenkosten. Tipp: Die Kosten für Dienstgeberinnen bzw. Dienstgeber auf einen Blick: http://onlinerechner.haude.at/bmf/brutto-netto-rechner.html 8 http://www.everbill.com/lohnnebenkosten-2016/ 9 http://onlinerechner.haude.at/bmf/brutto-netto-rechner.html 5
Erste Financial Life Park Reality Check 2.4 Einkommensstatistik Österreich Wie verteilen sich eigentlich die Einkommen in Österreich? „Der Einkommensbericht über die (durchschnittlichen) Einkommen der unselbständig Erwerbstätigen, der selbständig Erwerbstätigen und der Pensionistinnen und Pensionisten ist gemäß Art. 1 § 8 Abs. 4 des Bezügebegrenzungsgesetzes vom Rechnungshof dem Nationalrat, dem Bundesrat und allen 10 Landtagen alle zwei Jahre vorzulegen.“ 11 Auch auf der Website der Statistik Austria findet sich erhobenes Datenmaterial, mit dem sich fundierte Aussagen zur Einkommensverteilung in Österreich machen lassen. Tipp: Alter, Bildung, Geschlecht: Wer wie viel verdient – Daten der Lohnsteuerstatistik http://derstandard.at/2000041068013/Wie-viel-Menschen-wie-Sie-verdienen 2.5 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht Aufgabe 1 – Was passiert mit dem Bruttobetrag? John arbeitet als Sachbearbeiter bei einem großen Unternehmen in Wien und verdient 1.750 EUR brutto im Monat. Er möchte es genau wissen: Wie hoch sind Sozialversicherungsbeiträge und Lohnsteuer? Wieviel erhält er am Ende des Monats Februar und wieviel für den Monat November (inkl. Weihnachtsrenumeration)? Wieviel muss die Dienstgeberin bzw. der Dienstgeber für seine Arbeitskraft zahlen? Je nach Ausstattung recherchieren die Schülerinnen und Schüler mit ihren Smartphones oder auf den Schul-PCs. Die Darstellungsform kann frei gewählt werden: Handschriftliche Notizen, ein übersichtliches Excel-Formular oder eine flotte PowerPoint-Präsentation. Aufgabe 2 – Wettbewerb – Wer kann schneller rechnen? Lisa hat sich ausgerechnet, dass sie im Monat 800 EUR Fixkosten hat. Dazu kommen noch 400 EUR, die sie meist für „Luxus“ ausgibt. Im Jahr verdient Sie 22.400 EUR brutto. Für Lohnsteuer und Sozialversicherung muss sie ca. 20 % davon abziehen. Kann sie sich einen Urlaub leisten? Falls ja, wie teuer darf er theoretisch sein, wenn sie auf jeden Fall mindestens 2.000 EUR im Jahr sparen möchte? Die Schülerinnen und Schüler rechnen ohne Hilfe auf einem Blatt Papier und melden sich still, wenn sie glauben, ein korrektes Ergebnis nennen zu können. Die bzw. der Lehrende schreibt Rang und Ergebnis mit. Am Ende werden die Siegerinnen und Sieger gekürt. Aufgabe 3 –Talkrunde Um die vielfältigen Aspekte des Themas (steigende) Arbeitslosigkeit zu beleuchten, bilden die Schülerinnen und Schüler Gruppen, die jeweils andere Standpunkte vertreten (z. B. zu wenig Arbeitslosengeld zum Leben, Unternehmen sind schuld, Arbeitslose wollen gar nicht arbeiten etc.). Eine Schülerin oder ein Schüler jeder Gruppe wird zur Talkrunde geladen. Die bzw. der Lehrende moderiert, das Publikum stellt Fragen. Bleibt Zeit, so können die Diskutierenden ausgewechselt werden. 10 http://www.rechnungshof.gv.at/fileadmin/downloads/_jahre/2014/aktuelles/presse/kurzfassungen/bund/Kurzfassung_Einkommensbericht.pdf. 11 http://www.statistik.at/web_de/statistiken/index.html 6
Erste Financial Life Park Reality Check 3. Wohnsituation Wohnen ist ein Grundbedürfnis aller Menschen, ein Thema, mit dem sich alle beschäftigen. Bei der Suche nach einem Platz zum Wohnen gibt es, neben der grundsätzlichen Entscheidung, ob eine Wohnung oder Haus gemietet oder gekauft werden soll, noch viele Fragen, die man sich stellen muss: Wie groß soll die Wohnung sein? Wo möchte ich wohnen? Mit wem möchte ich wohnen? Wieviel Geld habe ich zur Verfügung? Wie soll die Wohnung aussehen? Was ist mir beim Wohnen besonders wichtig? 3.1 Miete Eine Wohnung zu mieten bedeutet, dass sie einer Mieterin oder einem Mieter zur bestimmungsgemäßen Verwendung gegen ein – meist monatlich zu entrichtendes – Entgelt (= 12 Mietzins) von der Eigentümerin bzw. dem Eigentümer überlassen wird. Die Daten dazu werden in einem Mietvertrag festgehalten. Die Miete von Wohnungen unterliegt – mit Ausnahmen – in der Regel dem Mietrechtsgesetz. 3.1.1 Der Mietzins Umgangssprachlich versteht man unter „dem Zins“ die gesamte Zahlung an die Vermieterin bzw. den Vermieter einer Wohnung. Er besteht aus dem Hauptmietzins (= Ertrag der Vermieterin oder des Vermieters) und anteiligen Betriebskosten, laufenden öffentlichen Abgaben sowie 10 % Umsatzsteuer. Betriebskosten entstehen im laufenden Betrieb und sind etwa Wassergebühren, Kehrgebühren, Kosten der Müllabfuhr und Schädlingsbekämpfung, der Stiegenhaus- und Hofbeleuchtung, Versicherungskosten, Kosten der Hausbetreuung und Hausverwaltung. Tipp: Mietzinsrechner für den Raum Wien: https://mietervereinigung.at/706/mietzinsrechner-richtwertmieten-wien 3.1.2 Kosten zu Beginn des Mietverhältnisses Neben den nicht zu unterschätzenden Umzugskosten muss auch an Geld für eine mögliche Ablöse, eine eventuell vertraglich vereinbarte Mietzinsvorauszahlung, eine Kaution, die Vergebührung des Mietvertrages und bei Genossenschaftswohnungen auch für einen Finanzierungsbeitrag bereitgehalten werden. Wurde eine Wohnung über ein Immoblienbüro gefunden, so ist dafür Maklerprovision zu zahlen. Manchmal steht auch für bereits in der Wohnung getätigte Investitionen eine Ablöse ins Haus. IOS Wohnungsablöse am Smartphone Android überprüfen: https://www.wien.gv.at/wohnen/ unterstuetzungen/abloese-app.html Beispiel: 12 https://stmk.arbeiterkammer.at/service/broschuerenundratgeber/konsument/Mietrecht_fuer_Mieter.html 7
Erste Financial Life Park Reality Check Samir ist 18 und möchte nicht mehr bei seinen Eltern wohnen Er überlegt sich, mit seiner Freundin Mary zusammenzuziehen. Das Netto-Einkommen der beiden beträgt zusammen 2.400 EUR. Die Kosten fürs Wohnen sollten ein Drittel des Haushaltsnetto- Einkommens nicht (wesentlich) überschreiten. Die Wohnungskosten für die beiden sollten also maximal 800 EUR hoch sein. Samir erkundigt sich, wie hoch die Energiekosten sein werden und findet heraus, dass das in seinem Fall in Wien so um die 150 EUR im Monat sein wird. Die Mietkosten für die geplante 2-Zimmer-Wohnung sollten also 650 EUR nicht übersteigen. IOS Mietzinsrechner für Wien als App Android https://www.wien.gv.at/wohnen/ miete/mietenrechner-app.html 3.1.3 Befristung Die Befristung eines Mietvertrages war vor 20 Jahren noch eher eine Ausnahme. Aktuell ist der Wohnungsmarkt in vielen vor allem städtischen Gebieten Österreichs so angespannt, dass Mietwohnungen sehr häufig nur noch befristet angeboten werden. Befristete Mietverhältnisse enden ohne Kündigung nach dem Ablauf der vereinbarten Zeit automatisch, unbefristete müssen durch Kündigung von der Vermieterin bzw. dem Vermieter oder der Mieterin bzw. dem Mieter beendet werden. 3.1.4 Arten von Mietwohnungen Bei Mietwohnungen wird unterschieden zwischen privaten Mietwohnungen, Gemeindewohnungen, 13 Genossenschaftswohnungen und anderen Mietwohnformen wie Wohngemeinschaften. Für die meisten Mietverhältnisse von Wohnungen gilt das Mietrechtsgesetz – einige sind aber ganz oder teilweise davon ausgenommen. Tipp: Sich vor Abschluss eines Mietvertrages bei einer Beratungsstelle erkundigen, ob und in welchem Umfang das Mietrechtsgesetz für das Mietverhältnis gilt: https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/content/21/Seite.210300.html Genossenschaftswohnungen werden von gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) vermietet. Die Kosten für die Miete sind meistens niedriger als für eine vergleichbare „normale“ Mietwohnung. Daneben wird keine Provision eingehoben, meist auch keine Kaution und der Mietvertrag ist unbefristet. Beim Einzug in eine Genossenschaftswohnung muss aber ein Finanzierungsbeitrag geleistet werden, der bei Beendigung des Mietverhältnisses wieder – vermindert um einen jährlichen Prozentbetrag – zurückgezahlt wird. Etliche Städte und Gemeinden bieten Wohnungen (Gemeindewohnungen) mit eher niedrigem Mietzins für Bürgerinnen und Bürgern mit bestimmten persönlichen oder sozialen Voraussetzungen 14 an. 13 https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/content/21/Seite.210000.html 14 https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/content/21/Seite.210240.html 8
Erste Financial Life Park Reality Check Tipp: Online-Antrag auf Zuweisung einer Gemeindewohnung: https://goo.gl/Q0BknX Um Kosten zu sparen – und auch des Soziallebens wegen – leben vor allem junge Menschen 15 manchmal in einer Wohngemeinschaft, sie teilen Wohnraum und Wohnkosten. 3.2 Eigentum Natürlich wohnen auch viele Menschen in ihrem eigenen Haus, das ihnen gehört – vor allem in ländlichen Gegenden ist das in Österreich die am häufigsten anzutreffende Wohnform. Beim sogenannten Wohnungseigentum – es betrifft eher das Wohnen in Ballungsräumen – kann die Miteigentümerin bzw. der Miteigentümer einer Liegenschaft über eine Wohnung frei verfügen. 16 Gesetzlich geregelt ist dies im Wohnungseigentumsgesetz (WEG). 3.2.1 Grundbuch Neben dem eigentlichen Eigentum wird auch das Wohnungseigentum ins Grundbuch eingetragen. 17 Das Grundbuch wird von den Bezirksgerichten geführt und ist öffentlich einsehbar. Tipp: Online-Abfrage des Grundbuches: https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/content/60/Seite.600340.html 3.3 Mieten oder kaufen? Viele Menschen stellen sich auf der Suche nach neuem Wohnraum diese Frage. Während die Miete Monat für Monat überwiesen werden muss und das Geld „einfach weg“ ist, ist es irgendwann vorbei mit der Kreditrückzahlung – falls man den Kauf einer Wohnung fremdfinanziert hat. Dennoch dienen nicht nur rein monetäre Gründe als Entscheidungsgrundlage. 18 Mietwohnung Eigentumswohnung Flexibilität Familiäre und berufliche Veränderungen (Zwangs-)Verkauf kann verlustbehaftet leichter bewältigbar sein Risiken Geringes Risiko – Immobilienbesitzerin Wohnungsinhaberin bzw. -inhaber trägt bzw. -besitzer trägt Gesamtrisiko Risiko auch für Baumängel, Reparaturen etc. Familienplanung Umzug in eine größere Wohnung Wohnung ist vererbbar möglich Geldleben Unsicherheit bei Höhe der Mietkosten – Freifinanzierte Eigentumswohnungen Steigerungen möglich können vermietet werden und dienen Keine hohe Liquidität notwendig als Kapitalanlage Finanzierungsbedarf klar vorhersagbar 15 https://www.geldundso.at/wg-oder-wohnung-der-kostenrechner/ 16 http://www.jusline.at/Wohnungseigentumsgesetz_(WEG).html 17 https://www.justiz.gv.at/web2013/home/e-government/grundbuch~8ab4a8a422985de30122a90f642f6204.de.html 18 https://www.geldundso.at/dein-umgang-mit-geld/wohnung-und-wg-fixkosten-miete/ 9
Erste Financial Life Park Reality Check Verträge Oft nur befristete Mietverhältnisse Aufwändiges Vertragswerk Tipp: Mieten oder kaufen? https://durchblicker.at/mieten-oder-kaufen 3.4 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht Aufgabe 1 – Inserate richtig lesen Die Schülerinnen und Schüler besprechen mit der bzw. dem Lehrenden, wie Wohnungsinserate codiert sind bzw. gelesen werden können oder recherchieren selbst dahingehend. Anschließend teilt die Lehrkraft Zeitungen mit Wohnungsinseraten aus oder ersucht die Schülerinnen und Schüler online auf Wohnungs-Plattformen nach Inseraten zu suchen, die eher kryptisch klingen bzw. „codiert“ sind. Die Schülerinnen und Schüler stellen jeweils drei solcher Anzeigen vor der Klasse vor und „übersetzen“ sie – wenn nötig, mit Hilfe ihrer Klassenkolleginnen und Kollegen. Tipp: Meine erste Wohnung – fertiges Unterrichtsszenario http://www.financiallifepark.at/content/dam/at/eh/www_ financiallifepark_at/Unterrichtsmaterialen/Schulpaket_ Meine_erste_Wohnung_17%20bis%2019%20Jahre.zip Aufgabe 2 – Erstes Wohnen – Haushaltsgründung 19 Online-Training : Erfassen von Problemsituationen beim Übergang zum selbstständigen Wohnen. Aufgabe 3 – Vergleichen von Wiener Wohnungspreisen In der Klasse werden 4 Gruppen gebildet. Jeweils eine Gruppe beschäftigt sich mit den aktuellen Preisen der Miete, des Eigentums, der Mieten für Alt- und Neubauten in den verschiedenen Bezirken. Die Ergebnisse werden im Plenum diskutiert. Warum sind in manchen Bezirken die Mieten für Altbauten niedrig, die für Neubauten oder Eigentum so hoch? Grundlage für die Recherche: http://www.immopreise.at/Wien/Wohnung/Miete 19 http://www.konsumentenfragen.at/konsumentenfragen/Fuer_SchuelerInnen/Trainingsbeispiele/Ab_16:_Erstes_Wohnen_- _Haushaltsgruendung;jsessionid=F22A7D6A43CAA1A01B41A1E45DE7AEC4.bmsk 10
Erste Financial Life Park Reality Check 4. Fremdfinanzierung20 Manchmal stehen größere Anschaffungen ins Haus – oder ein Haus selbst ist die Anschaffung –, für die man nicht genug Geld hat. Eine Möglichkeit ist, Verwandte, Bekannte, Freundinnen und Freunde zu fragen, ob sie einem das Geld borgen können. Auch bei „Verwandtenkrediten“ sollten sich Kreditgeberin bzw. -geber und Kreditnehmerin bzw. -nehmer unbedingt vertraglich absichern! Tipp: Darlehensvertrag Vorlage http://www.expertencheck.at/wp-content/uploads/2014/07/Expertencheck.at-Vorlage- Darlehensvertrag-%C3%96sterreich.doc Oft führt der Weg aber zum Kreditinstitut – wenn bestimmte Voraussetzungen vorliegen, kann man sich bei der Bank Geld ausborgen. 4.1 Kredit – Darlehen Umgangssprachlich werden die beiden Begriffe meist synonym verwendet. Dennoch gibt es Unterscheidungsmerkmale: Kredit ist der Oberbegriff, Darlehen ihm untergeordnet, Kredite weisen eher kürzere Laufzeiten und geringere Beträge als Darlehen auf. Von Darlehen wird eher im 21 Immobilienbereich gesprochen. Hat man einen Kredit aufgenommen, so schuldet man – in diesem Fall dem Kreditinstitut – einen gewissen Betrag, man hat also Schulden. Das klingt eher nicht so gut, doch die Aufnahme von Krediten kann sinnvoll sein, wenn diese intelligent investiert und wie geplant zurückgezahlt werden können. Die nähere Bezeichnung von Krediten hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Kredit – Erklärvideo http://finanzbildung.sparkasse.at/2015/03/03/der-kredit/ Hier scannen! 4.2 Verwendungszweck Wofür wird der Kredit aufgenommen? Nimmt sich jemand einen Kredit auf, um ein Haus zu bauen oder eine Wohnung zu kaufen, handelt es sich dabei um eine langfristige Investition, die das „Schulden haben“ sinnvoll macht. Von Krediten zum schnelllebigen Konsum (teure Geräte, Urlaube etc.) ist abzuraten – dafür sollte besser gespart werden. 4.3 Laufzeit Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Laufzeit: Darunter wird die Zeitdauer verstanden, innerhalb derer ein Kredit – von der Auszahlung an – komplett zurückgezahlt werden muss. 20 https://www.geldundso.at/fileadmin/content/Content_Images/Unterrichtsmaterialien/Modul_6_Fremd-Finanzierung.pdf 21 http://www.zinsenvergleich.at/unterschied-zwischen-kredit-und-darlehen-1589/ 11
Erste Financial Life Park Reality Check Die Laufzeit eines Kredits bestimmt die Konditionen, die die Bank gewährt, mit. Die Ratenzahlung bei einer langen Kreditlaufzeit sieht also anders aus als bei einer kurzen Laufzeit. Tipp: Kreditrechner: http://www.rechtsfreund.at/berechnungen/kreditrechner.htm 4.4 Zinsen Für das Ausborgen zahlt man Soll- oder Kreditzinsen. Prinzipiell wird zwischen fixen und variablen Zinssätzen unterschieden. Die Entscheidung, welche Form gewählt wird, ist ein entscheidender Faktor im Kreditgeschäft. Mit fixen Zinsen kann ganz genau kalkuliert werden, die Zinshöhe bei variablen Zinssätzen wird an die Marktsituation angepasst. Die Höhe der Zinsen hängt vom Zinssatz ab, zu dem sich Banken untereinander (kurzfristig) Geld borgen, vom Verwendungszweck des Kredits, von der Laufzeit und von den gebotenen Sicherheiten. Aber Achtung: Die tatsächlichen Kosten eines Kredites sind oft weit höher als die Zinsen. Dazu kommen nämlich noch Bearbeitungs- und Kontoführungsgebühren sowie Zusatzkosten wie z. B. eine 22 Restschuldversicherung! Beispiel: Carlas Vater möchte einen Kredit aufnehmen In Carlas Familie steht eine Menge Neuerungen auf dem Plan. Ein neues Familienmitglied kündigt sich an und die Wohnung wird zu klein. Carlas Vater möchte eine größere Wohnung mieten. Er hat erspartes Geld, braucht aber noch 36.000 EUR zur Wohnungsrenovierung. Die Bank hat ihm Kreditzinsen von 7 % bei einer Laufzeit von 8 Jahren angeboten. Carla rechnet mit ihrem Vater durch: Ausbezahlt werden nur 98 %, das sind also um 720 EUR weniger. Davon müssen noch 80 EUR Spesen bezahlt werden. Der Auszahlungsbetrag ist also nur 35.200 EUR. Wie hoch sind jetzt also die Kreditkosten? Zu den eben errechneten 800 EUR kommen noch die Zinsen dazu: Die Summe der Kreditkosten liegt etwa bei 12.000 EUR. 4.4.1 Leitzinssatz Auch Banken und Kreditinstitute müssen sich finanzieren. Sie tun dies bei den sogenannten 23 Zentralbanken. Zu welchem Zinssatz sie das tun können, bestimmt die Höhe jener Kreditzinsen, die den Kreditnehmerinnen und -nehmern der Banken verrechnet werden. Was ist der Leitzins – Erklärvideo: http://www.zeit.de/video/2013-06/2429382615001/geldpolitik-kurz-erklaert- was-ist-der-leitzins Hier scannen! 22 http://geldundso.at/geld-und-wirtschaft-i/warum-zahlen-wir-zinsen/ 23 https://www.geldundso.at/geld-und-banken/was-ist-eine-zentralbank/ 12
Erste Financial Life Park Reality Check 4.5 Sicherheiten Die Bank verborgt nicht an alle Geld. Sie muss sich (relativ) sicher sein können, dass der Kredit auch wie vereinbart zurückgezahlt werden kann. Je nach Höhe und Laufzeit des Kredits wird die Bank überprüfen, wie hoch das Vermögen der Kreditnehmerin bzw. des Kreditnehmers und ihr bzw. sein regelmäßiges Einkommen ist, ob es Bürgende gibt, ob eine Restschuldversicherung abgeschlossen wird etc. Die Bank prüft in jedem Fall die Kreditwürdigkeit, die Bonität der Kreditnehmerin bzw. des Kreditnehmers. 4.6 Hypothekardarlehen Die Zinsen für Hypothekardarlehen sind oft niedriger als die für Konsumkredite, da die Bank sich durch den Eintrag eines Pfandrechts im Grundbuch besonders gegen einen Zahlungsausfall absichert. Kann eine Kreditnehmerin oder ein Kreditnehmer ihre bzw. seine Schulden nicht zurückzahlen, so wird die Bank die Immobilie zwangsversteigern lassen, um zu ihrem (vorher geborgten) Geld zu kommen. 4.7 Kontokorrentkredit Die häufigste und unbürokratische Art des Kredites ist der Kontokorrentkredit. Es ist der sogenannte „Überziehungsrahmen“ am (Gehalts-)Konto. Die Rückzahlung erfolgt nicht in vorher bestimmten Raten, der Kontokorrentkredit wird so lange gewährt, bis das Konto wieder im Plus ist. Aber Achtung: Die Bank kann den Überziehungsrahmen jederzeit ändern und auf die rasche Rückzahlung der noch ausständigen Summe bestehen. Außerdem sind Kontokorrentkredite aufgrund der hohen Überziehungszinsen sehr teuer und sollten die Ausnahme bleiben! 4.8 Leasing Diese Form der Finanzierung wird vor allem im Zusammenhang mit Fahrzeugen angewendet. Zum Beispiel eine Bank ist Leasinggeberin und kauft ein Auto, das es dann an eine Privatperson, der Leasingnehmerin bzw. dem Leasingnehmer, zu bestimmten Konditionen und für eine vorher vertraglich festgelegte Zeitspanne überlässt, also vermietet. Als Leasingnehmerin bzw. -nehmer zahlt man neben einer Anzahlung meist monatliche Raten und ist 24 für die Instandhaltung des Autos zuständig. Wenn vorher vereinbart, kann das Auto nach Ablauf des Leasingvertrags auch von den Leasingnehmenden gekauft werden. Grundsätzlich ist Leasing eine Form der Fremdfinanzierung, die Ähnlichkeit mit einem Miet- oder einem Kaufverhältnis aufweist. Tipp: Factsheet mit Unterrichtsideen zu FREMDFINANZIERUNG: http://geldundso.at/fileadmin/content/Content_Images/Unterrichtsmaterialien/Modul_6_Fremd- Finanzierung.pdf 24 https://www.geldundso.at/umgang-mit-geld-ii/was-kostet-ein-auto/ 13
Erste Financial Life Park Reality Check 4.9 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht Aufgabe 1 – Was ist Crowdfunding? Die Schülerinnen und Schüler finden Grundlageninformationen über Crowdfunding bespielsweise im Online-Video zu Starte-Dein-Projekt unter: https://www.youtube.com/watch?v=wXUdyImlTtY Anschließend folgt eine Recherche zu weiteren, bereits gestarteten Projekten. Die Schülerinnen und Schüler gestalten gemeinsam auf https://padlet.com/ eine Pinnwand, die die gesammelten Erklärungen und Beispiele anschaulich darstellt. Padlet.com – kostenlos und ganz einfach eine ansprechende Online- Pinnwand mit all deinen Ideen erstellen: Fotos, Texte, Videos, Links, … Hier scannen! Aufgabe 2 – Fremdfinanzierung, aber sicher. In Kleingruppen sammeln die Schülerinnen und Schüler Tipps im Zusammenhang mit Fremdfinanzierungen. Worauf muss man achten, um Chancen nutzen, aber Gefahren vermeiden zu können. Die Lernenden gestalten dazu ein Plakat oder sammeln die Ideen in wordle.net oder prezi.com. Am Ende präsentieren Sie ihre Tipps – also das Plakat, das Schüttelwörterbild oder die Prezi – vor der Klasse. Tipp: Prezi.com – ein (in der einfachsten Variante) kostenloses Online-Tool, mit dem man dreidimensionale Präsentationen intuitiv erstellen kann. 25 Aufgabe 3 – Niedrigzinsen: Ist da ein Traumurlaub auf Pump drin? Gemeinsam in der Klasse wird das Audio-File zum Thema Konsumkredite angehört. Es dient als Diskussionsgrundlage. Wer würde einen solchen Kredit aufnehmen? Welche Gefahren sind damit verbunden? Warum verschulden sich viele Menschen? Wie ist die Rolle der Werbung zu sehen? Anschließend findet eine gemeinsame Debatte statt, in der mögliche Zielgruppen für Konsumkredite identifiziert werden und Pro- und Kontraargumente anhand der Aussage „Jeder sollte sich auch was Schönes leisten können – wenn notwendig auch kreditfinanziert“ gesammelt, diskutiert und bewertet werden. 25 https://bankenverband.de/newsroom/radiodienst/niedrigzinsen-ist-da-ein-traumurlaub-auf-pump-drin-warum-verbrauchern-von-den-schonsten- wochen-des-jahres-auf-raten-nur-abzuraten-ist/ 14
Erste Financial Life Park Reality Check 5. Zinsen26 Zinsen werden als Entgelt für die Überlassung von Gütern beziehungsweise Kapital über einen bestimmten Zeitraum definiert. Je nachdem, wer wem Kapital überlässt, wird von der Sicht der 27 Bankkundinnen oder -kunden zwischen Spar- und Kreditzinsen unterschieden. 5.1 Sparzinsen (Passiv- oder Habenzinsen) Wer ein Sparbuch bzw. ein Sparguthaben besitzt, dem zahlt die Bank dafür Zinsen. Die Bank tut das deshalb, weil sie die Gelder von ihren Sparerinnen und Sparern an andere (Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer) verleihen kann und dafür mehr Zinsen erhält als Sparende erhalten. Das gehört zum Hauptgeschäft der Banken. Die Differenz zwischen Sollzinsen und Habenzinsen wird als Zinsspanne bzw. Zinsmarge bezeichnet. Von dem Gewinn muss die Bank ihre Belegschaft und Miete für ihre Gebäude bezahlen, auch die Einrichtung und vieles andere mehr muss finanziert werden. Die Bank geht, wenn sie Geld verleiht, wenn sie Kredite hergibt, auch viele Risiken ein. Es kann sein, dass Privatpersonen ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen können oder dass Firmen pleitegehen. Trotzdem muss die Bank liquide, also „flüssig“ bleiben und über genug Geld verfügen, die Sparguthaben Ihrer Kundinnen und Kunden samt Zinsen zurückzahlen zu können. Guthaben aus Sichteinlagen von Kundinnen und Kunden, die jederzeit fällig werden können, werden sehr niedrig verzinst. Manchmal gibt es auf Guthaben auf Konten auch gar keine Zinsen. Höhere Habenzinsen gewährt die Bank bei unterschiedlichen Ansparvarianten, etwa wenn eine bestimmte Zeit vereinbart wird, bei der das Guthaben nicht angerührt wird. Auch hier orientiert sich der Zinssatz in der Regel an den Kapitalmarktzinsen. Beispiel: Aylin legt ihr Taschengeld auf ein Sparbuch Aylin spart einen Teil ihres Taschengeldes und legt auch Geld, das sie zu besonderen Anlässen wie ihrem Geburtstag erhält, auf ihr Sparbuch. Sie rechnet mit 1.000 EUR und möchte wissen, wieviel Zinsen sie dafür erhält, wenn sie das Geld für ein Jahr am Sparbuch liegen lässt. Sie erhält für das täglich fällige Geld 0,40 % Zinsen. 1.000 EUR x 0,4% = 4 EUR Davon abzogen werden 25 % Kapitalertragsteuer = 1 EUR, es bleiben Aylin also 3 EUR als Zinsertrag. Allerdings muss noch die Geldentwertung der gesparten 1.000 EUR durch die Inflation mitbedacht werden. Tipp: Sparzinsen vergleichen: http://www.sparzinsen.at/vergleich/ 5.2 Kreditzinsen (Aktiv- oder Sollzinsen) Zumeist wird der Begriff „Zinsen" im Zusammenhang mit dem Ausborgen von Geld verwendet. Wer Geld verborgt – Gläubiger genannt, also meistens Banken und Kreditinstitute, bekommt von den 26 http://geldundso.at/geld-und-wirtschaft-i/warum-zahlen-wir-zinsen/ 27 http://www.financescout24.de/wissen/ratgeber/zinsen 15
Erste Financial Life Park Reality Check Schuldnerinnen und Schuldnern (so werden jene genannt, die sich das Geld ausgeborgt haben) zusätzlich zum ausgeborgten Geld – dem Kapital – einen vorher vertraglich vereinbarten „Zinssatz". Gesamtwirtschaftlich gesehen zahlen wir als Konsumentinnen und Konsumenten jedenfalls Zinsen, wenn man davon ausgeht, dass Unternehmen, die Kredite laufen haben, ihre Kosten dafür weiterverrechnen. Kauft man Waren oder Dienstleistungen, die durch Kreditfinanzierung hergestellt oder eingekauft wurden, so zahlt man deren Finanzierung mit. Tipp: Zinskreditrechner: https://www.zins-kreditrechner.com/kreditrechner-zinsen-ratenkredit-vergleich/ Überzieht man sein Konto, so wird von der Bank ein Dispokredit gewährt. Die Sollzinsen für so einen Kredit sind erheblich höher als für andere Kredite. Die Höhe des von der Bank gewährten Kredites hängt von den regelmäßigen Eingängen am Konto und allgemein der Bonität der Kontoinhaberin bzw. des Kontoinhabers ab. Überzieht man das Konto über den gewährten Dispokredit hinaus, so werden sehr hohe Überziehungszinsen fällig. 5.3 Zinseszins Die Berechnung des Zinseszins treibt Schülerinnen und Schüler oft die Schweißperlen auf die Stirn. Doch was ist der Zinseszins eigentlich? In der Regel werden – wenn Kapital für mehr als ein Jahr verzinst wird – am Jahresende die Zinsen berechnet. Diese Zinsen werden zum bisherigen Kapital hinzugezählt. Die Summe steigt also im Folgejahr und wird komplett wieder verzinst, d. h. die Zinsen werden wieder verzinst. Somit fallen bei einem höheren Kapital, das exponentiell wächst, auch exponentiell mehr Zinsen an. Tipp: Zinseszinstabelle http://www.zinsen-berechnen.de/zinseszinstabelle.php 5.4 Niedrige Zinsen28 29 Seit der globalen Banken- und Finanzkrise von 2007 ist das Vertrauen der Menschen und Unternehmen in die zukünftige Entwicklung der Wirtschaft in den westlichen Staaten und weltweit nicht gerade hoch. Menschen kaufen wenig, Unternehmen investieren wenig und Banken müssen um die Bonität ihrer Kreditkundinnen und -kunden fürchten. 30 Banken parken ihr Geld bei Zentralbanken – dies bedeutet für sie kein Risiko, aber auch eine sehr niedrige Verzinsung. Seit März 2014 erhalten Banken, die ihr Geld bei der Europäischen Zentralbank parken, keine Zinsen mehr, sondern müssen quasi Parkgebühren bezahlen. Anfang März 2016 hat die EZB (Europäische Zentralbank) den Zinssatz für Einlagen von Banken auf minus(!) 0,4 % gesenkt. Damit sollen Banken animiert werden, einen möglichst großen Teil ihres Gelds zu verleihen und so die schwächelnde Wirtschaft anzukurbeln. 28 https://www.geldundso.at/geld-und-wirtschaft-i/warum-sind-die-zinsen-so-niedrig/ 29 https://www.geldundso.at/geld-und-banken/die-bankenkrise/ 30 https://www.geldundso.at/geld-und-banken/was-ist-eine-zentralbank/ 16
Erste Financial Life Park Reality Check Doch viele Banken kaufen eher sichere Staatspapiere oder legen ihr Geld risikolos weiter bei den Zentralbanken an. Zahlreiche Geschäftsbanken bunkern also ihr Geld und sind nicht auf das Geld der Sparerinnen und Sparer angewiesen – auch deswegen zahlen sie wenig Zinsen. Der Vorteil für Kreditnehmerinnen und -nehmer: Auch hier sinken die Zinsen. Allerdings steigen die Anforderungen an die Bonität. 5.5 Banken ohne Zinsen Nach der Scharia, dem religiösen Gesetz des Islam, sind Zinsen bei Finanzgeschäften ebenso wie 31 Kredite verboten. Dennoch ist „Banking“, ein sogenanntes „Islamic Banking “, möglich: Die Bank kauft das Haus, das die Kundin bzw. der Kunde erwerben möchte und verkauft es ihr bzw. ihm mit Gewinn weiter. Dafür werden monatliche Raten in Rechnung gestellt. Auch beim scharia-konformen Girokonto werden weder Zinsen verlangt noch ausbezahlt, stattdessen fixe Beträge vereinbart. 31 https://www.girokonto.at/islamic-banking 17
Erste Financial Life Park Reality Check 5.6 Didaktische Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht 32 Aufgabe 1 – Wissen um Kreditzinsen praktisch anwenden 32 http://schulbank.bankenverband.de/media/uploads/2016/03/14/schulbank_geld_im_unterricht_kreditwissen-tilgung.pdf 18
Erste Financial Life Park Reality Check 33 Lösung 1 34 Aufgabe 2 – Das Phänomen Zinsen verstehen Die Schülerinnen und Schüler hören sich das Ö1-Audio-File über das Wesen des Zinses an und schreiben mit. Anschließend finden sie sich in Gruppen zusammen und wählen eine Präsentationssoftware (z. B. haikudeck) oder verwenden eine Flip-Chart. Tipp: Haikudeck.com – Bildhaft präsentieren. Ganz einfach. Ein Online-Tool, mit dem man bildhafte Präsentationen einfach und sehr schnell – ohne ein Programm zu installieren – erstellen und mit anderen teilen kann. Mit dem Public-Plan kann man bis zu drei Präsentationen kostenlos erstellen. Je nach der zur Verfügung stehenden Zeit fassen die Schülerinnen und Schüler das Thema als Hausübung zusammen und präsentieren es in der nächsten Stunde im Plenum oder erstellen die Präsentationen auch im Schulunterricht. 33 http://schulbank.bankenverband.de/media/uploads/2016/03/14/schulbank_geld_im_unterricht_kreditwissen-tilgung.pdf 34 http://oe1.orf.at/artikel/439328 19
Erste Financial Life Park Reality Check Aufgabe 3 – Recherche zu aktuellen (Sparzins-)Angeboten der Bankinstitute Jeweils zwei Schülerinnen oder Schüler finden heraus, welche Angebote die Bankinstitute in Zeiten der Niedrigzinspolitik den Sparerinnen und Sparern machen. Sie sammeln Prospekte und recherchieren im Internet, um die diesbezüglichen Schlagworte herauszufinden. Anschließend gestalten die Paare eine Collage – Ziel ist es, eine Riesen-Collage mit allen Paararbeiten in der Klasse auszustellen. 20
Erste Financial Life Park Reality Check 6. Investitionen Investieren heißt, das (eigene oder fremdes) Geld loszuschicken, um es zu vermehren. Investitionen generieren also finanzielle Mittel: „Mein Geld arbeitet für mich!“ Im Privatbereich ist es üblich, auch dann von Investitionen zu sprechen, wenn es sich um die Anschaffung von Konsumgütern dreht. Konsumgüter nützen sich ab und verbrauchen sich – sie werden weniger statt mehr wert. Auch eine Immobilie, die man selbst bewohnt, verliert in der Regel an Wert – außer die Immobilienpreise steigen eklatant. Laut Fact Sheet der Österreichischen Nationalbank investieren Privatpersonen in Österreich ihr Erspartes hauptsächlich in Bankeinlagen, Wertpapiere und Lebensversicherungen – alles Finanzanlagen. Seit Beginn der Banken- und Finanzkrise 2007 steigen auch deren Investitionen in 35 Sachvermögen wie Immobilien und Gold. Die Zusammensetzung der Veranlagungsformen österreichischer Haushalte hat sich in den letzten 30 Jahren ziemlich verändert: Kurzfristige Veranlagungsformen wie Bankeinlagen und Bargeld haben sich verringert, langfristige Veranlagungsformen wie Wertpapiere und Aktien und Versicherungen haben zugenommen. 6.1 Veranlagungsformen Der Spar- und Kreditmonitor – eine quartalsweise Integral-Umfrage im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen – zeigt, dass Österreichs Top-Langfristanlagen das Bausparen, das Sparbuch (trotz 36 aktuell sehr niedriger Zinsen) und Immobilien sind. Ein Bausparvertrag, eine Lebens- und Pensionsversicherung oder die Veranlagung in Wertpapieren sind mit Bindungsfristen versehen und eignen sich deshalb nicht als eiserne Reserve oder mittelfristige Veranlagungsformen. Zur Veranlagung können auch Risikovorsorgen gezählt werden – in eine auf den individuellen Lebensbedarf zugeschnittene Versicherung zu veranlagen kann sich als sehr sinnvoll herausstellen. Prinzipiell kann zwischen Sachinvestitionen (z. B. Immobilie, die nicht selbst bewohnt wird), Finanzinvestitionen (Sparformen, Wertpapiere etc.) oder auch immaterielle Investitionen wie in die eigene Aus- und Weiterbildung oder die der Kinder unterschieden werden. Investitionen müssen nicht zwangsläufig vom davor ersparten Geld getätigt, sie können auch fremdfinanziert werden. Manchmal kann es sich auszahlen, mit Kredit eine Eigentumswohnung als Anlagegut zu erwerben oder auch ein Studium zu finanzieren. 6.1.1 Nachhaltiges Investment Nachhaltige Investments, auch Responsible Investments, betonen die Bedeutung von Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsfaktoren und unterstützen Unternehmen, die verantwortungsvoll mit diesen Faktoren umgehen. Kriterien dabei sind: Verwendung von erneuerbarer Energie und Vermeidung von Umweltverschmutzung, Betonung der Wichtigkeit von Gesundheit und Sicherheit und die Etablierung angemessener Arbeitsplatzbedingungen. 6.1.2 Gold Investitionen in Gold sollten immer nur einen (kleinen) Teil des Investitionsmixes ausmachen. Gold gilt bei vielen Investorinnen bzw. Investoren aktuell (wieder) als attraktive Anlageform, da es Wertschwankungen anderer Investments stabilisieren kann. Allerdings unterliegt der Goldpreis 35 https://www.oenb.at/docroot/risiko_ertrag/wissensboerse/factsheets-sparen_und_geldvermoegen.html 36 https://goo.gl/D3eKJo 21
Erste Financial Life Park Reality Check natürlich auch teilweise beträchtlichen Wertschwankungen – sogar Kapitalverluste sind nicht auszuschließen. 6.1.3 Aktien37 Aktien sind Wertpapiere, die einen Anteil an einem Unternehmen verbriefen. Steigt der Wert eines Unternehmens, steigt auch der Wert der Aktien. Es sind hohe Kurssteigerungen möglich, jedoch kann der Kursverlust auch bis zu 100 % betragen. Aktien sind (kleine) Anteile an einem Unternehmen, das heißt am Gesamtwert einer sogenannten Aktiengesellschaft, der aus materiellen wie inmateriellen Gütern bestehen kann. Dieser Gesamtwert wird in viele Teile unterteilt, die sich Aktien nennen. Benötigt ein Unternehmen Geld, kann es entweder einen Kredit aufnehmen oder einen Teil des Unternehmens in Form von Aktien an der Börse anbieten. Besonders eignet sich diese Finanzierungsform für Großunternehmen oder schnell wachsende Unternehmen. Man nennt die Ausgabe von Aktien auch Emission. Die Aktien-Besitzenden – man nennt sie Aktionärinnen und Aktionäre – investieren so in die Aktiengesellschaft und werden damit zu deren Miteigentümerinnen und -eigentümer. Warum kauft jemand Aktien? Als Miteigentümerin bzw. -miteigentümer bestimmt man über Zukunft des Unternehmens. Einmal jährlich findet eine Aktionärsversammlung statt, bei der über wichtige Entscheidungen der Aktiengesellschaft abgestimmt wird. Jede Aktie garantiert eine Stimme. Besitzt jemand also über 50 % der Aktien, so ist sie oder er Mehrheitsaktionärin bzw. -aktionär und kann alle anderen Aktionärinnen und Aktionäre überstimmen. Ein weiterer wichtiger Grund, Aktien zu kaufen, ist die Aussicht auf eine Dividende, d. h. auf eine Gewinnausschüttung. Als Miteigentümerin bzw. -miteigentümer ist man ja auch am Gewinn einer Gesellschaft beteiligt. Auch wenn ein Unternehmen Gewinn gemacht hat, heißt das nicht unbedingt, dass er – zur Gänze oder zum Teil – an die Aktienbesitzenden ausgeschüttet werden muss. Wie mit dem Gewinn verfahren wird, beschließen die Organe der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft. Es gibt Unternehmen, die jedes Jahr hohe Dividenden ausschütten und andere, die ihren Gewinn lieber in das Firmenwachstum investieren oder für schlechtere Zeiten vorsorgen. Steigen Gewinn und Umsatz einer Aktiengesellschaft, so steigt auch deren Aktienkurs. Was heißt das? Eine Aktie wird mit einem bestimmen Wert pro Stück gekauft. Dieser Wert ist aber nicht in Stein gemeißelt, er ändert sich vielmehr permanent. Der jeweils aktuelle Wert der Aktie ergibt sich aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Besonders bei Aktien, die an der Börse gehandelt werden, schwanken die Kurse in Sekundenbruchteilen. Hier wird mit Erwartungen gehandelt. So stiegen Sekunden nach Bekanntgabe des Wahlsiegs von Donald Trump sofort die Aktien von Unternehmen der Waffenindustrie – die Erwartung der Anlegerinnen und Anleger war, dass diese Branche durch die Wahl des neuen amerikanischen Präsidenten profitieren würde. Beispiel: Denise kauft 100 Aktien einer neuen Bau-AG zum Kurs von 50 EUR je Aktie. Insgesamt gibt sie also 5.000 EUR dafür aus. Bei der jährlichen Hauptversammlung wurde beschlossen, dass pro Aktie ein Gewinn von 2 EUR ausbezahlt wird. Denise verdient dadurch also 200 EUR. Das Unternehmen steht wirtschaftlich gut da, die Aktien genießen einen Wertzuwachs von 50 auf 60 EUR. Denise verkauft ihre Aktien also um insgesamt 6.000 EUR. Insgesamt hat ihr das Geschäft einen Gewinn von 1.200 EUR (200 EUR Gewinnausschüttung und 1.000 EUR Wertzuwachs) gebracht. 37 https://www.geldundso.at/schulpaket/startseite/detailseiten/thema/geld-und-wirtschaft/ 22
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