FORUM Nr. 3 | 2019 - Zusammenhalt stärken! Tag des Paritätischen NRW - Der Paritätische NRW

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FORUM Nr. 3 | 2019 - Zusammenhalt stärken! Tag des Paritätischen NRW - Der Paritätische NRW
FORUM                                                            Nr. 3 | 2019
                                                                 Zeitschrift des Paritätischen
                                                                 Wohlfahrtsverbandes NRW

Tag des Paritätischen NRW

Zusammenhalt stärken!
Selbsthilfe | Schuldnerberatung | Kinderrechte | Frühförderung | Gesundheit
FORUM Nr. 3 | 2019 - Zusammenhalt stärken! Tag des Paritätischen NRW - Der Paritätische NRW
2   Inhalt

              3    Editorial

              4    Tag des Paritätischen NRW
             		    Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken
             		    Kinderbildungsgesetz auf dem Prüfstand
             		    Wohnen als Gradmesser der Gesellschaft
             		    Gemeinsam gegen Rechtsextremismus
             		    Wahlen zum Landesvorstand

              15   Politik im Gespräch

              16   Initiativenpreis
             		    Verschieden sein – gemeinsam handeln

              18   Aktuelles

              19   Selbsthilfe
             		    #gemeinsam.laut.stark

              20   Schuldnerberatung

              22   Kurz notiert

              24   Kinderrechte
             		    Zärtlich, sinnlich, schön
             		    Engagement für Kinder wird prämiert
             		    Jetzt erst Recht!

              27   Frühförderung

             		    Frühförderung: Schritt für Schritt

              28   Lauter Leute | Jubiläen

              30   Gesundheit

              31   Neu im Paritätischen | Impressum
FORUM Nr. 3 | 2019 - Zusammenhalt stärken! Tag des Paritätischen NRW - Der Paritätische NRW
Editorial         3

                        Liebe Leser*innen!
                        Für Werte wie Solidarität und Chancengleichheit sowie für die Verantwortung der
                        Gemeinschaft für den einzelnen Menschen haben wir uns als Paritätischer NRW
                        schon immer eingesetzt. Die zurückliegenden Jahre konfrontieren uns jedoch mit
                        einer problematischen gesellschaftlichen Entwicklung und einer neuen Qualität
                        der Spaltung.

                        Kein Zufall also, dass wir den Tag des Paritätischen NRW in diesem Jahr unter das
                        Motto „Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken!“ gestellt haben. Gesellschaft-
Elke Schmidt-Sawatzki   licher Zusammenhalt, das ist für uns Ausdruck eines intakten und solidarischen
                        Gemeinwesens. Er trägt dazu bei, eine Gesellschaft lebenswert und zukunftsfähig
                        zu machen. In unserem Leitbild heißt es dazu:

                        „Humanität, Gerechtigkeit und Solidarität sind die zentralen Werte, an denen sich
                        unser Handeln ausrichtet. Und wir streiten für die Verwirklichung dieser Werte
                        in unserer Gesellschaft.“

                        Nehmen wir das ernst! Heute ist es wichtiger denn je, für diese Werte tatsächlich
                        zu streiten, für sie zu kämpfen, sie zu verteidigen. Gerade jetzt, in Zeiten wach-
                        sender sozialer Ungleichheit und rechter Brandstifter*innen, die versuchen, uns
                        auseinander zu dividieren. Gerade jetzt, wo überall der Unterschied betont wird
                        und das Verbindende in den Hintergrund rückt.

                        Dabei werden in den Einrichtungen und Diensten unserer Mitgliedsorganisatio-
                        nen im Alltag immer wieder Differenzen überbrückt, werden Berührungsängste
                        abgebaut und finden Menschen zusammen, die sonst in getrennten Welten leben
                        würden. Dafür stehen wir als Verband. Und auf diese Stärke, auf diese Verbindung
                        sollten wir uns alle noch einmal besinnen.

                        Es ist an uns als Gesellschaft, aber auch an jedem Einzelnen von uns, sich den
                        populistischen Parolen und den spaltenden Entwicklungen entgegenzustellen.
                        Mit Gegenrede und Anstand, mit Mut und Klarheit. Zu Toleranz, zu Offenheit
                        und Vielfalt gibt es keine Alternative. Solidarität und Menschenwürde sind nicht
                        verhandelbar.

                        Stellen wir uns den Spaltungstendenzen gemeinsam entgegen! Leisten wir
                        gemeinsam, als große paritätische Familie, auch weiterhin unseren Beitrag zu
                        einer starken Zivilgesellschaft!

                        Elke Schmidt-Sawatzki
                        Landesvorsitzende
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4         Tag des Paritätischen NRW

    Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken
    Rund 600 Gäste kamen am 15. November zum Tag des Paritätischen NRW in die Historische
    Stadthalle Wuppertal.

    Auf die Teilnehmenden wartete ein viel-     Am Nachmittag hieß es dann Eintauchen             Gesellschaft mit einer Reihe von Her-
    fältiges Programm: drei Fachforen zu        in 70 Jahre Verbandsarbeit. Denn 2019             ausforderungen konfrontiert, die uns als
    aktuellen sozialpolitischen Themen, ein     feiert der Paritätische NRW sein 70-jähri-        Bedrohung für den gesellschaftlichen
    Rückblick auf 70 Jahre Verbandsarbeit in    ges Bestehen. Seit je her tritt der Verband       Zusammenhalt erscheinen: Wachsende
    Nordrhein-Westfalen, ein scharfsinniger     ein für soziale Gerechtigkeit, für Solidari-      Ungleichheit, der Aufstieg von rechten
    Impuls des Journalisten Jakob Augstein      tät und Chancengleichheit. Ein Kurzfilm           Brandstiftern, eine fehlende Debattenkul-
    und die 36. Mitgliederversammlung mit       zeigte die Geschichte des Paritätischen           tur vor allem in Online-Netzwerken, die
    Wahlen zum Landesvorstand und Ehrenrat.     NRW von der Stunde Null im Jahr 1949              sinkende Legitimation von öffentlichen
                                                bis heute. Deutlich wurde vor allem eines:        Institutionen“, sagte Elke Schmidt-Swatzki,
    Am Vormittag erhielten die Teilneh- Gemeinsam mit seinen inzwischen rund                      Landesvorsitzende des Paritätischen NRW.
    menden zunächst fachlichen Input zur 3 100 Mitgliedsorgansisationen hat der
    KiBiz-Reform, zu Strategien im Umgang Verband in sieben Jahrzehnten ein sozia-                Neue Qualität der Spaltung
    mit Rechtsextremismus und -populis- les NRW maßgeblich mitgestaltet. Wie                      Nicht nur der Ton sei rauer geworden.
    mus sowie zum Thema „Gutes Wohnen damals gilt auch heute: „Wir verändern“.                    Rassistisches, antisemitisches und völki-
    für Alle“. Rege diskutierten die Gäste dazu                                                   sches Gedankengut setzten sich in sozi-
    mit Personen aus Verband, Mitgliedschaft, Alte und neue Herausforderungen                     alen Netzwerken, auf der Straße und in
    Politik und Wissenschaft (mehr zu den Veränderungen sind dieser Tage drän-                    den Parlamenten wieder immer mehr fest.
    Fachforen auf den Seiten 8 bis 10).         gender denn je. „Wir sehen unsere                 „Wir sehen uns mit einer neuen Qualität

    Der Tag des Paritätischen NRW bot ein vielfältiges Programm, aber auch Gelegenheiten, miteinander ins Gespräch zu kommen. Wie hier die Lan-
    desgeschäftsführung Andrea Büngeler (Mitte) und Christian Woltering (rechts).
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                                               Jakob Augstein gab in seinem Impulsvortrag Denkanstöße für den sozialen Zusammenhalt.

der Spaltung, der Ausgrenzung und der          men. Sie lindern die Probleme, lösen sie
Hetze gegenüber den vermeintlich Ande-         jedoch nicht. Dabei lasse sich – beispiels-
ren, den Fremden, den Schwachen kon-           weise beim Thema Wohnen – „mit ein
frontiert“, so die Landesvorsitzende.          bisschen Phantasie“, eine Rückkehr zum
                                               öffentlichen Wohnungsbau oder gar die
Nährboden für Intoleranz                       Wiedereinführung des gemeinnützigen
„Eine bürgerliche Erkaltung, eine gefähr-      Wohnungsbaus vorstellen. „Wenn der
liche Verrohung“, beschrieb Jakob Aug-         Staat wollte, könnte er gegensteuern. Er
stein die aktuelle gesellschaftliche Ent-      will halt nicht“, so Augstein.
wicklung in unserem Land. Die Schere
zwischen Arm und Reich wird immer              Veränderungen anstoßen
größer, treibt einen Keil in unser solidari-   Augstein bescheinigte vor allem den
sches Miteinander und bereitet letztlich       Medien und der Politik ein Versagen,
den Nährboden für Intoleranz, Neid und         „indem sie sich auf die Seite der Star-
Hass. „Wenn die Ungleichheit in einem          ken gestellt haben“. Ganz im Gegensatz
Land ein bestimmtes verträgliches Maß          zum Paritätischen Wohlfahrtsverband,
übersteigt, gefährdet sie den Zusam-           der stets für diejenigen eintrete, die
menhalt in der Gesellschaft und damit          keine Lobby haben und die Politik an
die Solidarität bei der Altersversorgung,      das „allgemeine Versagen in der sozia-
bei der Besteuerung, bei den Chancen auf       len Frage“ erinnere. Der Verband spiele
Bildung und einen Arbeitsplatz, von dem        daher eine „eminent wichtige Rolle“ im
man leben kann“, so der Journalist.            Land, so Augstein. Auf die Frage, wie der
                                               Paritätische NRW gemeinsam mit seinen
Probleme an der Wurzel packen                  Mitgliedsorganisationen den aktuellen
Die Politik habe das Problem, nämlich          Herausforderungen begegnen und den
die zwischen oben und unten unge-              gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken
rechte Verteilung der Lasten, sehr wohl        kann, antwortete Augstein: „Ihre Aufgabe           Einen Rückblick auf den Tag des
erkannt. Mindestlohn, Mietendeckel,            besteht darin, den Menschen die Verän-             Paritätischen NRW sowie Reden und
Wohnraumoffensive – all das seien, so          derbarkeit der Welt vor Augen zu halten.           Präsentationen aus den Fachforen
der Chefredakteur der Wochenzeitung            Die Dinge müssen nicht so bleiben, wie             finden Mitgliedsorganisationen im
Der Freitag, keine schlechten Maßnah-          sie sind.“                                         Extranet: extranet.paritaet-nrw.org.
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6         Tag des Paritätischen NRW

    Wohnungspolitik ist Sozialpolitik: Die Diskussionen der Zukunftswerkstatt Wohnen vom September 2019 wurden beim Tag des Paritätischen NRW
    fortgeführt.

    Gestalteten das Fachforum Wohnen (v.li.): Sylvia Rietenberg, Fachreferentin    Vielfalt ohne Alternative (v.li.): Michel Abdollahi, Journalist, und
    Wohnungspolitik, und Elke Frauns, Politologin und Moderatorin.                 Gunter Niermann, Geschäftsführer des Paritätischen Dortmund.

    Viel Raum für Gespräche und Austausch gab     Ein bisschen Nostalgie: Der Paritätische   337 Mitgliedsorganisationen nahmen ihr Stimmrecht
    es auch am Rande der Veranstaltung.           NRW feiert 70-jähriges Jubiläum.           bei der Mitgliederversammlung wahr.

    Sieben neue Vorstandsmitglieder wurden gewählt:                                     Beatrice Braunisch              Bärbel Brüning
                                                                                                                        (wurde vertreten durch
                                                                                                                        Rainer Bücher)
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Rund 600 Gäste folgten der Einladung des Landesvorstandes zur 36. ordentlichen Mitgliederversammlung des Paritätischen NRW und sorgten für
eine gut gefüllte Stadthalle Wuppertal.

Birgit Unger überbrachte den Bericht Else Rieser wurde einstimmig in den Ehrenrat gewählt. Glückwün- Brigitte Mangen, stv. Sprecherin Ehren-
der Kassenprüfenden.                 sche überbrachten Dr. Hans Küsel (li.) und Wilfried Theißen.    rat des Paritätischen NRW

Dr. Volker Bandelow, Vorsitzender Paritätisches     Immer wieder eindrucksvoll: der Blick von der Bühne in den großen Saal der Historischen
Jugendwerk NRW war Sprecher der Zählkommission.     Stadthalle Wuppertal.

Dr. Stefan Sandbrink        Elke Schmidt-Sawatzki        Lukas Schmülling            Angela Siebold               Jürgen Wittmer
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8        Tag des Paritätischen NRW

    Kinderbildungsgesetz auf dem Prüfstand
    Das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) sollte grundlegend reformiert werden. Wird das neue
    Gesetz dem Anspruch gerecht?

    Rund 160 Gäste aus Mitgliedsorgani-              Fortschritt oder vertane Chance?                 Senior Expert Frühkindliche Bildung von
    sationen des Paritätischen haben im              „Es ist für mich ganz klar ein Fortschritt und   der Bertelsmann Stiftung mit einer Studie
    Fachforum „Die KiBiz-Reform auf dem              eine Weiterentwicklung. Das System wird          zum Personalschlüssel von Kitas im regi-
    Prüfstand“ mit Vertreter*innen aus Poli-         finanziell für alle besser ausgestattet“, sag-   onalen Vergleich. „Für die Kindergarten-
    tik und Forschung diskutiert. Der Pari-          te Dagmar Friedrich vom Ministerium für          gruppe gibt es eine Verbesserung. Für die
    tätische und die Freie Wohlfahrtspflege          Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integrati-      Krippen gibt es jedoch je nach Region in
    NRW sehen verpasste Chancen.                     on des Landes NRW. Das sieht der Paritä-         NRW ein deutliches Spannungsverhältnis.
                                                     tische NRW anders. „Die Chance auf eine          Der Personalschlüssel liegt je nach Region
    Jede Kindertageseinrichtung soll künftig         grundlegende Neuausrichtung wurde ver-           bei 3,2 und 4,7 und ist nicht ausreichend
    mehr Mittel erhalten. Die Finanzierung soll      passt. Im Wesentlichen bleibt die bisherige      für eine gute Qualität“, so Bock-Famulla.
    sich jährlich an die tatsächliche Entwick-       Finanzierung des KiBiz mit diesem Gesetz
    lung der Personal- und Sachkosten dyna-          erhalten und damit auch deren Probleme.          Keine nachhaltige Finanzierung
    misch anpassen. Neben den Mitteln des            Es bleibt eine Lücke“, sagte Martin Künstler,    Zu den Zielen des Gesetzes gehören die
    Bundes investieren Land und Kommunen             Fachgruppenleiter Kinder und Familie. Eine       Fachkräftesicherung, verbesserte Jugend-
    ab dem Kindergartenjahr 2020/2021 rund           Verbesserung des Personalschlüssels, der         hilfeplanung und Fachberatung, die
    750 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich für       sich an fachwissenschaftlichen Empfeh-           Erweiterung eines flexiblen Betreuungs-
    mehr Finanzierungssicherheit und Verbes-         lungen orientiert, fehle. Das bestätigt die      angebotes, die Stärkung der Kinderta-
    serung der Qualität von Kitas.                   Wissenschaftlerin Kathrin Bock-Famulla,          gespflege, die Erweiterung der Elternbei-

    Was bedeutet das neue KiBiz für die Träger? 160 Gäste nahmen am Fachforum teil.                   Dagmar Friedrich, MKFFI NRW.
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                                              Auf dem Podium (v. li.) Kathrin Bock-Famulla, Josefine Paul MdL, Marcel Hafke MdL, Dr. Dennis
                                              Mälzer MdL, Jens Kamieth MdL, Cornelia Benninghoven und Martin Künstler.

tragsfreiheit um ein Jahr und der Ausbau      rung mittels Pauschalen so aufzustellen,
von Sprachförderung. Vertreter*innen der      dass die heterogenen Kostenstrukturen
                                                                                                    In der Diskussion
Opposition räumten Verbesserungen ein,        einzelner Einrichtungen angemessen
vermissten allerdings eine nachhaltige,       berücksichtigt werden. Die Regierung                  Dagmar Friedrich
belastbare Finanzierung für die Zukunft.      solle insbesondere die Sonstigen Träger,              Gruppenleiterin Frühe Bildung
„Die Auskömmlichkeit auch für Perso-          die keine zusätzlichen Einnahmequellen                Ministerium für Kinder, Familie,
                                                                                                    Flüchtlinge und Integration NRW
nalkosten ist damit erwirtschaftet wor-       hätten, in den Blick nehmen. „Bei ihnen
den, dass die Kommunen nun bereit sein        kommt das Thema der Verwaltungskos-                   Kathrin Bock-Famulla
müssen, über das hinaus, was sie schon        ten hinzu. Eine Sockelfinanzierung als                Senior Expert Frühkindliche
zugesichert haben, freiwillige Leistungen     institutionelle Förderung wäre eine gute              Bildung, Bertelsmann Stiftung
zu übernehmen“, sagte Josefine Paul von       Lösung gewesen“, so Künstler.
                                                                                                    Dr. Dennis Mälzer MdL (SPD)
Bündnis 90/Die Grünen. Dr. Dennis Mälzer
                                                                                                    Sprecher im Ausschuss Kinder,
(SPD) betonte, dass es relativ viel Status    Weiterhin hohe Belastungen
                                                                                                    Jugend und Familie NRW
Quo sei, der in diesem Gesetz verwaltet       Kamieth und Hafke hoben die deut-
werde. „Die Frage der Verwaltungskosten       liche Entlastung von Trägern hervor.                  Josefine Paul MdL (Bündnis 90/Die
spielt eine große Rolle. Die ganze Frage      Dem widersprachen Vertreter*innen                     Grünen), Sprecherin im Ausschuss
der Trägeranteilfinanzierung ist nicht aus-   der Einrichtungen, denn insbesondere                  Kinder, Jugend und Familie NRW
reichend beleuchtet worden“, so Mälzer.       die Sonstigen Träger müssten die Träge-
                                                                                                    Marcel Hafke MdL (FDP)
                                              ranteile ohne Eigenmittel verpflichtend
                                                                                                    Sprecher im Ausschuss für Familie,
Zu Trägeranteilen im Gespräch bleiben         aufbringen. 570 Millionen Euro fehlten
                                                                                                    Kinder und Jugend NRW
Marcel Hafke (FDP) hielt dagegen, dass        noch immer bei den Sachkosten. Das
man sich zunächst darauf konzentriert         Beispiel der Stadt Solingen, die wegen                Jens Kamieth MdL (CDU)
habe, was am dringendsten sei. „Wir kön-      ihrer schwachen Finanzlage die Verträge               Sprecher im Ausschuss für Familie,
nen keine Politik erwarten, die eine halbe    mit Trägern aus diesem Grund gekündigt                Kinder und Jugend NRW
Milliarde Euro nochmal zusätzlich oben-       habe, zeige, was passieren könne. Insbe-
                                                                                                    Martin Künstler
drauf kompensiert. Wir können nur einen       sondere die Deckelung von Verwaltungs-
                                                                                                    Fachgruppenleiter Kinder und
Schritt nach dem nächsten gehen“, so Haf-     kosten bei drei Prozent wurde von Träger-
                                                                                                    Familie, Der Paritätische NRW
ke. Jens Kamieth (CDU) räumte ein, wegen      seite aus kritisch gesehen. „Damit kommt
der Trägeranteile im Gespräch bleiben zu      man nicht aus“, sagte ein Teilnehmer. Der             Moderation:
müssen. Ein zentrales Problem besteht         Paritätische NRW fordert deshalb, die                 Cornelia Benninghoven
laut Martin Künstler darin, die Finanzie-     Deckelung grundsätzlich abzuschaffen.                 Journalistin
FORUM Nr. 3 | 2019 - Zusammenhalt stärken! Tag des Paritätischen NRW - Der Paritätische NRW
10     Tag des Paritätischen NRW

 Wohnen als Gradmesser der Gesellschaft
 Bezahlbaren Wohnraum zu finden – und zu behalten – ist eine der großen Herausforderungen
 dieser Zeit. Der Paritätische NRW bezieht in der Wohnungspolitik eine klare Position.

 Wem gehört die Stadt? Bei dieser Frage    oder ältere Menschen aus ihren ange-                      sequenten Lösungen für Bauvorhaben
 geht es um viel mehr als bezahlbaren      stammten Quartieren verdrängt oder                        in Großstädten kein Weg vorbei führt.
 Wohnraum, stellte Prof. Dr. Stefan Sie-   sitzen in nicht adäquaten Wohnungen                       „Baulandmobilisierung, Baukostensen-
 dentop, Institut für Landes- und Stadt­   regelrecht fest: der so genannte „Lock-                   kung und Planungsbeschleunigung rei-
 entwicklung NRW, klar. „Es geht um        in-­­Effekt“. „Wohnungspolitik muss dafür                 chen nicht aus“, mahnte er und plädierte
 grundsätzliche Fragen von Gerechtig-      sorgen, dass alle Zugang zu Wohnraum                      für die Eindämmung spekulativer Boden-
 keit und Gemeinwohl,“ so sein Appell zur  haben“, machte Sylvia Rietenberg, Fach-                   markttransaktionen, eine konsequente
 Eröffnung des Fachforums „Gutes Woh-      referentin für Wohnungspolitik beim                       kommunale Bodenvorratspolitik, etwa
 nen für Alle – gemeinsam gestalten“.      Paritätischen NRW, deutlich. „Wir als Sozi-               durch Konzeptvorgaben an Investoren in
                                           alverband wollen uns hier mehr einbrin-                   den Kommunen sowie eine gemeinwohl-
 Die Situation auf dem Wohnungs­markt ist gen.“ Wie gerechtes Wohnen überhaupt                       orientierte Vergabe von Bundesflächen
 düster. Horrende Mieten belasten auch möglich ist, wurde anschließend in der                        an Kommunen zu günstigen Konditio-
 die Mittelschicht; der Anteil der Wohn- Runde diskutiert.                                           nen. Preisgebundene öffentlich geführte
 kosten am Haushaltseinkommen steigt                                                                 Wohnungen müssten erhalten bzw. neu
 stetig und sorgt zugleich für eine gerin- Gemeinwohlorientierte Bodenpolitik                        gebaut werden sowie ländliche Räume
 gere Lebensqualität. In den Ballungsräu- Prof. Siedentop ist überzeugt, dass die                    als Arbeits- und Wohnorte attraktiver
 men – vorneweg Köln, Bonn, Düsseldorf Wohnungsfrage nicht ohne die Boden-                           gestaltet werden. „Wir müssen den mas-
 und Münster – werden vor allem Familien frage lösbar ist – und deshalb an kon-                      siven Druck von den Städten nehmen.“

 Von links: Dr. Harald Rau, Rita Tölle, Prof. Dr. Stefan Siedentop, Elke Frauns und Rolf Novy-Huy.
11

                                               Wohnungspolitik ist Sozialpolitik: Der Paritätische NRW fordert „Gutes Wohnen für alle!“.

Fördermodelle des Landes NRW                   tem Wohnraum soll bis 2025 ansteigen.“
Rita Tölle, Ministerium für Heimat, Kom-       Für einen langfristigen Erfolg schlug er
munales, Bau und Gleichstellung des            eine neue Wohlstandsdefinition vor: „Wir
Landes NRW, zeigte, wie das Land in            müssen Quartiere der Vielfalt schaffen,
puncto Subjekt- und Objektförderung            in denen wir neue Maßstäbe als wichtig
aufgestellt ist. Von 2018 bis 2022 werden      erachten.“
insgesamt 1,1 Milliarden Euro/Jahr für
die Wohnraumförderung bereitgestellt.          Gemeinschaftliches Wohnen
Die Gelder sind mit Gegenleistungen            Abschließend erklärte Rolf Novy-Huy,
verknüpft, damit die Zielgruppen auch          geschäftsführender Vorstand der Stiftung
davon profitieren. „Es geht darum, mög-        Trias, anhand mehrerer Best Practice-­
lichst viele Menschen in möglichst vie-        Beispiele, wie Nachhaltigkeit und gemein-
len Lebenssituationen zu unterstützen“,        schaftliches Wohnen mustergültig ver-
erklärte sie. „Das funktioniert nicht ohne     bunden werden können. Wenn Flächen                     In der Diskussion
eine Mietpreis- und Belegungsbindung.“         verdichtet werden, die für die ökologische
                                                                                                      Rolf Novy-Huy
Das Gleiche gilt für die seit 2018 laufende    Stadtentwicklung benötigt werden, sind
                                                                                                      Vorstand der Stiftung Trias
Modernisierungsförderung alter Bestän-         Alternativen gefragt, beispielsweise eine
de. Eine Anpassung der Wohnkosten an           dem Gemeinwohl verpflichtete Boden-                    Prof. Dr. Stefan Siedentop
die jeweiligen Mietpreisstufen in den          ordnung sowie die Nutzung leerstehen-                  Institut für Landes- und Stadtent-
Kommunen und Kreisen ermöglicht den            der Gebäude. Die Alte Schule Karlshorst                wicklung NRW
Zugang zu bezahlbarem Wohnraum.                etwa, vorher ein „städtebaulicher Miss-                Rita Tölle
                                               stand“, wurde aufwändig energetisch                    Ministerium für Heimat, Kommu-
Alte Bestände nachhaltig nutzen                saniert, ist heute denkmalgeschützt und                nales, Bau und Gleichstellung des
Dr. Harald Rau, Beigeordneter für Sozi-        hat den Nachhaltigkeitspreis der Bun-                  Landes NRW
ales, Integration und Umwelt der Stadt         desregierung erhalten. Die Stiftung Trias
                                                                                                      Dr. Harald Rau
Köln, skizzierte, wie er täglich den Konkur-   ist Bodeneigentümer, die Vermietung
                                                                                                      Beigeordneter für Soziales, Integ-
renzkampf zwischen profit- und gemein-         hat eine Genossenschaft übernommen.
                                                                                                      ration und Umwelt der Stadt Köln
wohlorientiertem Bauen in der in NRW           Novy-Huy: „Hier leben Menschen aus dem
wohl am stärksten betroffenen Kommune          Quartier, Senioren oder WBS-Bezieher.                  Moderation
erlebt. Allerdings gebe es in Köln Anlass      Das ganze Gebäude ist zu fast 100 Pro-                 Elke Frauns
zur Hoffnung: „Der Anteil an geförder-         zent barrierefrei.“                                    Politologin
12     Tag des Paritätischen NRW

 Gemeinsam gegen Rechtsextremismus
 Neue Entwicklungen von Rechtsextremismus und Rechtspopulismus wirken auch in die
 soziale Arbeit. Welche Strategien hat die Zivilgesellschaft, um ihre Werte zu schützen?

 Die AfD sitzt in allen Länderparlamen-         ses Bild vergessen Sie gleich!“, warnte er        wissenschaftlichen Unterkategorien wie
 ten. Es gibt gewaltbereite rechtsex-           zu Beginn. Heute zeige sich Rechts­­ex-           Rassismus, Antisemitismus, Nationalis-
 treme Netzwerke, die auch nicht vor            tremismus anders.                                 mus, Sexismus beschreiben, um in Dis-
 Mord zurückschrecken. Und vor allem                                                              kussionen Aussagen gezielt kritisieren zu
 in sozialen Medien machen sich rassisti-       Neue Dimension durch soziale Medien               können. Rechtspopulismus bezeichnet
 sche und nationalistische Stimmen breit.       Die rasante Verbreitung über soziale Medi-        ein Weltbild, das vom einfachen Volk aus-
 Mit ihrem Einsatz für Menschenrechte           en führe dazu, dass sich rechtspopulisti-         geht, das von einer Elite „ausgetrickst“
 stellen sich der Paritätische und seine        sches Gedankengut in der Öffentlichkeit           werde. Genau dieses Bildes bedienen sich
 Mitgliedsorganisationen dagegen.               festsetze und hoffähig gemacht werde.             Parteien wie die AfD und stellen sich als
                                                Gewaltbereite Täter seien der Meinung,            einzig wahre Vertretung des Volkes dar.
 Mit einem Foto startete das Fachforum          sie verübten Anschläge im Auftrag einer
 „Vielfalt ohne Alternative!“ beim Tag des      Mehrheit. „Dabei sind negative Stimmen            Der Paritätische positioniert sich klar
 Paritätischen NRW. Das Bild zeigte zwei        nicht in der Mehrheit, sie sind nur lauter“,      „Wir dürfen aber auch nicht einfach von
 Springerstiefel, gehalten wurde es von         betonte Staud. „Deshalb ist es wichtig,           ‚Rechts‘ sprechen“, ist Staud wichtig. „Zur
 Journalist Toralf Staud. Seit 20 Jahren        dass wir hier sind.“ Um in der Argumen-           Demokratie gehören auch die konservati-
 schreibt er über Rechtsextremismus und         tation punkten zu können, sei eine klare          ven Rechten. Gegner von AfD und Co. ist
 bot im Forum eine spannende Einord-            Definierung der Begriffe wichtig. Rechts-         die gesamte demokratische Gesellschaft,
 nung der aktuellen Entwicklungen. „Die-        extremismus ließe sich besser mit den             und nur als Ganzes sind wir stark.“

 Von links: Michel Abdollahi, Karima Benbrahim, Christian Weßling, Ruth-Anne Damm, Ute Fischer.
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                                            Ein engagiertes Podium für Vielfalt und Menschenrechte: Karima Benbrahim, Gunther Niermann,
                                            Toralf Staud, Christian Weßling und Ruth-Anne Damm (v. li.).

Was bedeuten die Entwicklungen nun          Die AfD ist in der Kommunalpolitik ange-
für die soziale Arbeit? Ute Fischer, Lei-   kommen. Moderator Michel Abdollahi
terin des Geschäftsbereichs Kinder,         fragte, was dies vor Ort bedeute. Gun-
Jugend, Frauen, Soziale Hilfen, Arbeit      ther Niermann von der Kreisgruppe Dort-
im Paritätischen NRW und Organisa-          mund im Paritätischen NRW erzählte, wie
torin des Forums, berichtete, wie der       sie unter anderem in Netzwerken mit
Paritätische aktiv wird: „Viele von Ihnen   Stadt und zivilgesellschaftlichen Akteu-
arbeiten bereits im Landesnetzwerk          ren aktiv sind. „Wenn Aktionen, mitunter
gegen Rechtsextremismus, in der Anti-       auch der AfD, geplant sind, können wir
rassismusarbeit, Sie engagieren sich in     dank der Netzwerke sofort reagieren und
örtlichen Bündnissen für Vielfalt.“ Der     diese Plätze füllen“, so Niermann.
Paritätische habe bereits 2018 mit einem
Positionspapier klar gegen Rechtsextre-     Die Grundwerte hochhalten                            In der Diskussion
mismus Stellung bezogen. Ergänzend          „Angriffe der AfD auf parlamentarischer
gibt es eine Arbeitshilfe zum Umgang        Ebene in Richtung sozialer Arbeit häu-               Toralf Staud
mit der AfD in Wahlkampfzeiten. Weitere     fen sich“, bestätigte Karima Benbrahim               Journalist
Fachtage und Workshops sind geplant.        von IDA NRW e. V. Das Zentrum für                    Karima Benbrahim
                                            Antirassismusarbeit bietet Strategien                IDA NRW e.  V., Informations- und
Im Verband gegen Anfeindungen               zum Umgang mit rassistischen Anfein-                 Dokumentations­zentrum für
Christian Weßling, Paritätischer Gesamt-    dungen und leistet Präventionsarbeit in              Antirassismusarbeit  NRW
verband, stellte das Projekt „Beratung      Jugendhilfe und Schule. Hier setzt auch
gegen Rechts“ vor. Es unterstützt im        Heimatsucher e. V. an. Ruth-Anne Damm                Gunther Niermann
Rahmen der Kampagne „Vielfalt ohne          zeigte, wie sie in Gesprächen mit Schoah-            Der Paritätische NRW, Dortmund
Alternative“ Einrichtungen und Initiati-    Überlebenden Kinder und Jugendliche                  Ruth-Anne Damm
ven der Freien Wohlfahrtspflege, die sich   zu Zweitzeug*innen machen und einen                  Heimatsucher e. V., Essen
zunehmend Anfeindungen rechtsextre-         emotionalen Zugang zur Geschichte
                                                                                                 Christian Weßling
mer Akteure ausgesetzt sehen. Es wurde      schaffen. „Halten Sie mit Ihrer Arbeit die
                                                                                                 Paritätischer Gesamtverband
außerdem auf den Hashtag #gleichim-         Grundwerte hoch“, gab Toralf Staud den
netz hingewiesen, der Akteure sozialer      Besucher*innen mit auf den Weg. „Sie                 Moderation
Organisationen zu einem großen Social-      haben von der Gesellschaft ein Mandat,               Michel Abdollahi
Media-Team verbindet.                       für Menschenrechte einzutreten.“                     Journalist
14    Tag des Paritätischen NRW

 Der Landesvorstand des Paritätischen NRW nach der Wahl (v. li.): Cord Wellhausen (Ehrenvorsitzender), Lukas Schmülling, Andrea Bergstermann,
 Beatrice Braunisch, Birgit Stegen-Sischka, Jürgen Wittmer, Angela Siebold, Elke Schmidt-Sawatzki, Bekir Arslan, Dr. Stefan Sandbrink, Kenan Küçük,
 Lutz Fischer, Julian Beywl. Es fehlen: Bärbel Brüning, Andrea Steuernagel, Dr. Thomas Hambüchen.

 Wahlen zum Landesvorstand und Ehrenrat
 Sieben Vorstandsmitglieder wurden am Tag des Paritätischen NRW von der Mitglieder-
 versammlung (wieder-)gewählt. Else Rieser hat nun einen Sitz im Ehrenrat.
 Bei der Mitgliederversammlung standen Noch bis 2021 läuft die Amtszeit von:                        Dem Ehrenrat gehören an:
 auch die Wahlen zum ehrenamtlichen ƒƒ     Bekir Arslan, Hilden                                     ƒƒ
                                                                                                     Josef Wolters (Sprecher)
 Landesvorstand, dem höchsten Gre- ƒƒ      Andrea Bergstermann, Dortmund                            ƒƒ
                                                                                                     Brigitte Mangen (stellvertretende
 mium des Paritätischen NRW, sowie zum ƒƒ  Julian Beywl, Bergheim                                    Sprecherin)
 Ehrenrat auf der Tagesordnung.          ƒƒLutz Fischer, Langenfeld                                 ƒƒHans-Jürgen Banaschak
                                         ƒƒDr. Thomas Hambüchen, Köln                               ƒƒ Berners
                                                                                                     Josef
 Dem Vorstand gehören weiterhin 15 ƒƒ      Kenan Kücük, Lünen                                       ƒƒ
                                                                                                     Helga Gießelmann
 Personen an. Zwölf Kandidat*innen tra- ƒƒ Birgit Stegen-Sischka, Wuppertal                         ƒƒ
                                                                                                     Dieter Greese
 ten zur Vorstandswahl an, sieben Plätze ƒƒAndrea Steuernagel, Bonn                                 ƒƒ
                                                                                                     Marianne Hürten
 waren zu vergeben. Bei der Mitglieder- Ehrenvorsitzender: Cord Wellhausen.                         ƒƒ
                                                                                                     Christina Kaiser
 versammlung stellten sich die Kandi-                                                               ƒƒ
                                                                                                     Dr. Hans Küsel
 dat*innen vor. Und die Vertreter*innen In den Ehrenrat gewählt                                     ƒƒ
                                                                                                     Ehrengard Ohlendorf
 der Mitgliedsorganisationen hatten die Die ehemalige stellvertretende Landes-                      ƒƒ
                                                                                                     Dr. Rosemarie Osenberg
 Qual der Wahl.                          vorsitzende Else Rieser wurde für den                      ƒƒ
                                                                                                     Prof. Dr. Axel Rathschlag
                                         Ehrenrat vorgeschlagen und einstimmig                      ƒƒ
                                                                                                     Else Rieser
 Für die nächsten vier Jahre in den Lan- von der Mitgliederversammlung gewählt.                     ƒƒ
                                                                                                     Klaus-Peter Schäfer
 desvorstand wurden gewählt:             Die Mitglieder des Ehrenrates sind Per-                    ƒƒ
                                                                                                     Wilhelm Storck
 ƒƒBeatrice Braunisch, Köln              sonen mit langjähriger Erfahrung im
 ƒƒBärbel Brüning, Köln                  Verband. Zu den Aufgaben gehören die                       Wahl der Kassenprüfenden
 ƒƒDr. Stefan Sandbrink, Köln            Schlichtung von Unstimmigkeiten und die                    Als Kassenprüfende wurden im
 ƒƒElke Schmidt-Sawatzki,  Espelkamp     Durchführung von Ehrungen. Der Ehrenrat                    Amt bestätigt:
 ƒƒLukas Schmülling, Essen               übernimmt außerdem Repräsentations­                        ƒƒAndré Hering (Düren)
 ƒƒAngela Siebold, Bochum                aufgaben und kann vom Landesvorstand                       ƒƒBirgit Unger (Unna)
 ƒƒJürgen Wittmer, Solingen              zu Rate gezogen werden.
Politik im Gespräch                              15

                                                © rubicon

                                                                                                                                                                                  © BRSNW
Freiheitliche Rechte müssen Selbsthilfe nimmt soziale Sozialminister besucht Hilfs-
verteidigt werden           Themen in den Blick       mittelmesse Rehacare
Zum 50-jährigen Jubiläum der Stone-                                        SPD-Bundestagsabgeordneter Bernhard                         Karl-Josef Laumann (li., NRW-Minister
wall-Aufstände, die den Grundstein                                         Daldrup (2. v. re.) hat sich im August                      für Arbeit, Gesundheit und Soziales,
für den Christopher Street Day legten,                                     mit Vertreterinnen des Paritätischen in                     CDU) stattete im September der Hilfs-
besuchten Franz Müntefering (li., SPD)                                     Warendorf und der Selbsthilfe-Kontakt-                      mittelmesse Rehacare einen Besuch ab
und Marlis Bredehorst (2. v. li., Die Grünen)                              stelle getroffen. Schwerpunkt des Aus-                      und nutzte die Gelegenheit zu einem
im Oktober den Verein rubicon in Köln.                                     tausches waren Themen der Selbsthil-                        Besuch im Sportcenter des Behinder-
Beide betonten, dass Errungenschaften                                      fe-Kontaktstelle. Beeindruckt zeigte sich                   ten- und Rehabilitationssportverbandes
der Frauen-, Lesben- und Schwulenbewe-                                     Daldrup über die große Bandbreite der                       Nordrhein-Westfalen. Laumann machte
gung nicht in Stein gemeißelt seien und                                    Selbsthilfe, die neben den klassischen                      einen Rundgang durch das Sportcenter
deshalb gegenüber rechts gerichteter                                       Gesundheitsthemen auch eine Vielzahl                        und tauschte sich mit Paralympics-Sieger
Politik verteidigt werden müssen.                                          sozialer Themen vertritt.                                   David Behre (re.) aus.

                                                                                                                                                                                  © Kinderhaus Luise Winnacker
                                                © Der Paritätische Kleve

                                                                                                                       © fifftyfifty

Teilhabeberatung unterstützt                                               Obdachlosenmagazin spricht Kinderhaus stellt Schulminis-
Menschen mit Behinderung                                                   mit Sozialminister         terin Konzept vor
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Bar-                                         Hubert Ostendorf (Geschäftsführer                            NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (2.
bara Hendricks (li.) besuchte im Okto-                                     fifty­fifty, li.) und Werner Lüttkenhorst                    v. li. FDP) besuchte gemeinsam mit dem
ber 2019 die Einrichtung der Ergänzen-                                     (Fachgruppenleiter Arbeit, Armut, sozi-                      FDP-Landtagsabgeordneten Marcel Haf-
den Unabhängigen Teilhabeberatung                                          ale Hilfen, Europa beim Paritätischen                        ke (2. v. re.) im Oktober das Kinderhaus
(EUTB®) in Kleve. Hendricks sprach mit                                     NRW, re.) haben für die aktuelle Ausga-                      Luise Winnacker in Wuppertal. Gründe-
Andreas Fateh (Kreisgruppengeschäfts-                                      be der Obdachlosenzeitschrift fiftyfifty                     rin Lieselotte Winnacker-Spitzl (li.) und
führer des Paritätischen in Kleve, re.),                                   NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann                        Geschäftsführerin Kerstin Spitzl (re.) nutz-
Monika van Bebber (EUTB®, 2. v. li.) und                                   (Mitte, CDU) interviewt. Thema war unter                     ten die Gelegenheit, der Ministerin das
Heidi Graf (EUTB®, 3. v. li.). Sie informier-                              anderem der Housing-First-Fonds, ein                         Konzept des Kinderhauses vorzustellen,
te sich über die Arbeit der Ergänzenden                                    Gemeinschaftsprojekt des Paritätischen                       das die Förderung benachteiligter Kinder
Unabhängigen Teilhabeberatung.                                             NRW mit fiftyfifty.                                          in den Fokus rückt.
16    Initiativenpreis

 Verschieden sein – gemeinsam handeln
 Drei Vereine sind mit dem Initiativenpreis 2019 des Paritätischen Jugendwerks ausgezeich-
 net worden. Zusätzlich gab es für zwei Vereine eine lobende Erwähnung.

 Wie gelingt Zusammenhalt in einer              Vielzahl von guten Ideen gibt es über die Gesellschaft. Mit dem zweiten Preis (1 000
 offenen und vielfältigen Gesellschaft?         Vergabe des Preises hinaus an drei Vereine Euro) ausgezeichnet wurde der Kölner Ver-
 Unter dieser Fragestellung wurde im            zwei lobende Erwähnungen.                      ein anyway für sein Peer-to-Peer-Projekt
 Dezember 2019 der Initiativenpreis des                                                        „WIR* – Wissen ist Respekt“. Hier bieten
 Paritätischen Jugendwerks NRW verlie-          Drei Preisträger                               junge LSBT*-Menschen unter anderem
 hen. Drei Vereine wurden ausgezeich-           Den ersten Preis (2 000 Euro) erhielt der Ver- interaktive Workshops im Themenfeld
 net, zwei erhielten darüber hinaus eine        ein Heimatsucher für das Projekt „Zweit- „sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ an.
 lobende Erwähnung.                             zeug*innen“. Heimatsucher baut persönli- Ein wichtiger Aspekt dabei ist der persön-
                                                che Kontakte zu Holocaust-Überlebenden liche Kontakt zwischen Jugendlichen und
 Die Jury hatte es sich nicht leicht gemacht,   auf, dokumentiert die Geschichte dieser Multiplikator*innen, der zum Abbau von
 aus den Einsendungen die drei Gewin-           Zeitzeug*innen und trägt ihre Geschichte Vorurteilen und zu einer offenen und für
 ner des diesjährigen Initiativenpreises        als sogenannte „Zweitzeug*innen“ an jun- Vielfalt empfänglichen Atmosphäre bei-
 auszuwählen. Das Thema: „Verschieden           ge Menschen ab zehn Jahren weiter. Die trägt. Hervorzuheben ist auch, dass sich
 sein – verschieden denken – gemeinsa-          persönlichen Erlebnisse wecken bei den LSBT*-Menschen im Rahmen des Projek-
 men handeln“. Gesucht wurden Projek-           Kindern und Jugendlichen Empathie für tes offensiv in gesellschaftliche Prozesse
 te, in denen Kinder und Jugendliche trotz      die historischen Auswirkungen von Rassis- einbringen. Der dritte Preis (500 Euro)
 aller Verschiedenheiten zusammenhalten         mus und Antisemitismus − eine wesentli- ging an den Wuppertaler Verein Behin-
 und gemeinsam handeln. Aufgrund der            che Voraussetzung für eine menschliche dert – na und? für das Projekt „100 % Wir

 Bunter Schauplatz für eine bunte Preisverleihung: das Vielrespektzentrum in Essen.         Dr. Volker Bandelow und Ali Can.
17

                                             Herzlichen Glückwunsch! Insgesamt fünf Initiativen wurden geehrt.

– Gemeinsam was erleben“. Im Projekt         sie sich sicher fühlen können. Im Pro-
konnten Kinder und Jugendliche mit und       jekt „Neuss to go“ entwickelten Neus-
ohne Einschränkung und aus unterschied-      ser Jugendliche einen gleichnamigen
lichen gesellschaftlichen Schichten in       Kulturführer in drei Sprachen (deutsch,
einer Gruppe drei Jahre lang ihre Freizeit   englisch, arabisch). Die Jury überzeug-
zusammen gestalten. Der Zusammenhalt         te der partizipative Ansatz und das               Paritätisches Jugendwerk NRW
in der inklusiven Gruppe wurde durch die     Engagement der Jugendlichen. Bemer-
gemeinsam verbrachte Zeit und die par-       kenswert ist insbesondere der Ansatz,             Mit seinen 293 Mitgliedsorganisatio-
                                                                                               nen ist das Paritätische Jugendwerk
tizipativen Ansätze – beispielsweise die     niedrigschwellige Zugangswege zu Kul-
                                                                                               NRW Heimat von Initiativgruppen
Gründung eines Kinderrates – gestärkt.       tur zu schaffen und so das „gemeinsame
                                                                                               aus der Kinder- und Jugendarbeit.
                                             Handeln“ zu ermöglichen.
                                                                                               Das PJW mischt sich durch Stellung-
Jury fiel die Entscheidung nicht leicht
                                                                                               nahmen in jugendpolitische Debat-
Lobende Erwähnungen erhielten der            Wer macht mit, wer entscheidet?
                                                                                               ten ein und beteiligt sich an Modell-
Verein Rosa Strippe aus Bochum für           Teilnahmeberechtigt waren organisato-
                                                                                               projekten, um innovative Ansätze
das Projekt „Senlima – Offener Treff         risch eigenverantwortlich strukturierte
                                                                                               in der Kinder- und Jugendarbeit zu
für LGBTIQ*-Jugendliche und junge            Initiativen der außerschulischen Kinder-
                                                                                               fördern.
Erwachsene mit Fluchterfahrung bzw.          und Jugendarbeit in NRW. Die Gruppen
Migrationshintergrund“ sowie der Ver-        müssen selbstständig und inhaltlich
ein Interkulturelle Projekthelden für        unabhängig sein. Die Jury besteht aus             Initiativenpreis
das Projekt „Neuss To Go“. „Senlima“         unabhängigen Fachkräften, die der Kin-            Den Preis vergibt das PJW seit 1995
nimmt in beeindruckender Weise les-          der-, Jugend- und Kulturarbeit verbun-            alle zwei Jahre zu immer wechseln-
bische, schwule, bisexuelle und trans*       den sind: Ali Can (Sozialaktivist, Hotline        den Themen. Bewerben können sich
Jugendliche und junge Erwachsene in          für besorgte Bürger, VielRespektZentrum           Initiativen der außerschulischen
den Fokus, die durch ihren Flüchtlings-      Essen), Marie-Christin Trawny (Ministeri-         Kinder- und Jugendarbeit in Nord-
status und ihre Herkunft aus weniger         um für Kinder, Familie, Flüchtlinge und           rhein-Westfalen. Der Initiativenpreis
toleranten Gesellschaften mehrfach dis-      Integration NRW), Dr. Volker Bandelow             wird seit seiner ersten Verleihung im
kriminiert sind – fremd und angegriffen      (Vorsitzender PJW NRW), Petra Supplie             Jahr 1995 durch das Ministerium für
auf vielen Ebenen. Ihnen wird ein Raum       (Handwerkerinnenhaus Köln, Preisträge-            Kinder, Familie, Flüchtlinge und Inte-
geschaffen, in dem sie sich mit anderen      rin 2017), Dr. Julia von der Gathen-Huy           gration (MKFFI) unterstützt.
Menschen treffen und austauschen, wo         (Technische Universität Dortmund, For-
ihnen respektvoll begegnet wird und          schungsverbund DJI / TU Dortmund).                www.pjw-nrw.de
18    Aktuelles

 Wir bilden spitzenmäßig aus!
 Der Paritätische NRW und seine Auszu-      aus denen die insgesamt 41 Botschaf-
 bildenden wurden von der Bergischen        ter*innen stammen, geehrt. Ausgebildet
 IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid für       werden die Botschafter*innen von der
 ihre Verdienste rund um die duale Aus-     IHK. Die „Beruflichen Bildungslotsen“
 bildung geehrt. Patrick Scherz (li.) und   sind Bestandteil des Landesprogramms
 Sebastian Szymanski (2. v. re.) machen     „Kein Abschluss ohne Anschluss“ und
 beim Paritätischen NRW eine Ausbildung     werden gefördert von der Regional-
 zum Kaufmann für Büromanagement            direktion NRW der Bundesagentur für
 und sind darüber hinaus als Ausbildungs-   Arbeit. Ziel ist dabei auch, dem Fach-
 botschafter aktiv.                         kräftemangel entgegenzuwirken.
                                                                                     Fünf junge Menschen machen aktuell beim
 Verdienste um die duale Ausbildung         Als nun ehemalige Auszubildende beim     Paritätischen NRW eine Ausbildung.
 Die Ausbildungsbotschafter sind Teil       Paritätischen NRW hat Melina Enkhardt
 des Projekts „Berufliche Bildungslot-      eine Auszeichnung als Spitzen-Azubi    „Fachinformatiker*in Systemintegration”
 sen”. Sie gehen in Schulen und geben       erhalten. Sie gehört zu den 128 besten (alle drei Jahre) aus. Das nächste Bewer-
 den Jugendlichen authentische Ein­         Teilnehmenden der IHK-Abschlussprüfun- bungsverfahren als Auszubildende*r
 blicke ins duale Ausbildungssystem. Die    gen Winter 2018/19 und Sommer 2019.    „Kauffrau*mann für Büromanagement”
 Schüler*innen bekommen die Möglich-        Ihre Abschlussnote: Sehr gut.          mit Ausbildungsbeginn im August 2020
 keit zum Austausch mit Auszubilden-                                               startet im Januar 2020. Der aktuelle Aus-
 den, die kürzlich noch selbst vor der      Ab Januar bewerben!                    bildungs-Flyer kann bei Sybille Jürgens,
 großen Herausforderung „Berufswahl“        Der Paritätische NRW bildet junge Men- Ausbildungskoordinatorin beim Paritäti-
 standen. Der Paritätische NRW wurde        schen im Beruf „Kauffrau*mann für schen NRW, angefragt werden:
 als einer von 25 Ausbildungsbetrieben,     Büromanagement” (jedes Jahr) sowie als sybille.juergens@paritaet-nrw.org

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                                                                                     Im neuen Jahresbericht finden sich Zah-
                                                                                     len, Daten und Fakten sowie Rückblick
                                                                                     und Ausblick auf die paritätische Arbeit.
                                                                                     Hier präsentieren sich die Fachgruppen,
                                                                                     verbundene Unternehmen und einige
                                                                                     Mitgliedsorganisationen des Paritäti-
                                                                                     schen NRW mit innovativen Projekten.

                                                                                     Zu beziehen ist der Jahresbericht über
                                                                                     die Landesgeschäftsstelle in Wuppertal,
                                                                                     Pressse- und Öffentlichkeitsarbeit.

                                                                                     Kontakt
                                                                                     Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
                                                                                     Ansprechpartnerin:
                                                                                     Sabine Schulte
                                                                                     Telefon: 0202 28 22 489
                                                                                     sabine.schulte@paritaet-nrw.org
Selbsthilfe             19

Mit verstärkter öffentlicher Präsenz Menschen für Selbsthilfe sensibilisieren.

#gemeinsam.laut.stark
Selbsthilfe zeigt Gesicht – ein Projekt der Selbsthilfe-Kontakt-                                  Selbsthilfe im Paritätischen NRW

stelle im Kreis Paderborn mit Modellcharakter.                                                    Die Selbsthilfe-Kontaktstelle im Kreis
                                                                                                  Paderborn ist eine von 37 Selbsthilfe-­
Bürger*innen für das Thema Selbsthil-              Präsenz bei Veranstaltungen im Kreis           Kontaktstellen und -Büros in Träger-
fe sensibilisieren und Hemmschwellen               Paderborn verstärkt werden. Die Vernet-        schaft des Paritätischen NRW.
abbauen: Im Projekt „#gemeinsam.laut.              zung mit Initiativen der Quartiersarbeit und
stark – Selbsthilfe zeigt Gesicht” ent­wickelt     Quartiersentwicklung soll Menschen den         Die Fachkräfte in den Einrichtun-
und erprobt die Selbsthilfe-­Kontaktstelle         Kontakt zur Selbsthilfe ebenso erleichtern     gen informieren und beraten Bür-
im Kreis Paderborn mit Selbsthilfe-Akti-           wie themenbezogene Veranstaltungen.            ger*innen vor Ort zu allen Themen
ven Wege in die Selbsthilfe.                                                                      der Selbsthilfe, vermitteln in beste-
                                                   Soziale Netzwerke nutzen                       hende Gruppen, verweisen auf pro-
Anknüpfen kann die Selbsthilfe-Kontakt-            Aber auch im digitalen Bereich sollen die      fessionelle Hilfsangebote, helfen bei
stelle an die Ergebnisse aus dem vorange-          Potenziale künftig besser ausgeschöpft         der Gründung einer Gruppe und
gangenen Projekt „Junge Selbsthilfe”. Ziel-        werden: „Neben Facebook wollen wir             organisieren Veranstaltungen und
gruppe damals waren junge Erwachsene               zukünftig auch Instagram und Nachbar-          Fortbildungen.
zwischen 18 und 35 Jahren. „Im aktuellen           schaftsportale als Informationskanäle
                                                                                                  Neue Wege beschreiten
Projekt schauen wir, wie wir die Erkennt-          nutzen”, so Bielefeld. In Fortbildungen
                                                                                                  In Projekten wird die Selbsthilfe ste-
nisse auf altersunabhängige Zugangs- und           sollen Selbsthilfe-Aktive lernen können,
                                                                                                  tig weiterentwickelt und neu Wege
Informationswege übertragen können”,               wie soziale Netzwerke funktionieren und
                                                                                                  beschritten. Mehr zum aktuellen
erklärt Hanna Bielefeld, Projektreferentin         erfolgreich betrieben werden.
                                                                                                  Projekt der Selbsthilfe-Kontaktstelle
in der Paderborner Selbsthilfe-Kontaktstel-
                                                                                                  im Kreis Paderborn gibt es unter
                                          Ergebnisse bundesweit nutzbar
le. Bereits im Herbst 2019 trafen sich dazu
                                                                                                  www.selbsthilfe-paderborn.de
Mitglieder aus Selbsthilfegruppen und Mit-Exemplarisch im Kreis Paderborn
arbeitende der Selbsthilfe-Kontaktstelle zu
                                          erprobt, können die Ergebnisse dann
einer Ideen-Werkstatt.                    auch für andere Selbsthilfegruppen und
                                          Selbsthilfe-­Kontaktstellen interessant
Präsenz in der Öffentlichkeit erhöhen     sein, denn Ausgangslage und Herausfor-
Um die Selbsthilfe-Kontaktstelle und derungen sind allenorts ähnlich. Gefördert
Angebote der Selbsthilfegruppen im Kreis von der Schwenniger Krankenkasse läuft
bekannter zu machen, soll die öffentliche das Projekt noch bis 31. August 2020.
20    Schuldnerberatung

 Wenn der Schuldenberg zu hoch wird
 Seit 20 Jahren hilft die Verbraucherinsolvenz überschuldeten Menschen. Rechtsanspruch,
 Richtlinien und ein ganzheitlicher Ansatz: Was bewegt die soziale Schuldnerberatung heute?
 In Nordrhein-Westfalen sind zwölf           mitgewirkt, dass diese im Interesse der     Was sind aktuell die größten Heraus-
                                                                                        „„
 Prozent der Menschen überschuldet.          betreffenden Beratungsstellen positiv      forderungen in der Schuldnerberatung?
 Armut, Krankheit, familiäre Probleme:       verändert wurden. Zum Beispiel bei der     XX Elbers: Die Nachfrage nach Schuldner-
 Die Gründe sind vielfältig und treten       Frage, wie die Rechtsberatung ermög-       beratung ist sehr hoch. Beratungsstellen
 in allen Bevölkerungsschichten auf.         licht wird, konnten wir gerade kleinere    haben aber Schwierigkeiten hinsichtlich
 Soziale Schuldnerberatung muss daher        Beratungsstellen unterstützen.             der Refinanzierung ihrer Arbeit, da sie
 ganzheitlich arbeiten, dafür plädieren                                                 Gelder oft nur für bestimmte Personen-
 Georg Eickel und Alexander Elbers,           „Wir brauchen einen                       gruppen erhalten. Wir fordern daher
 Fachreferenten Schuldnerberatung im          Rechtsanspruch auf                        einen niedrigschwelligen, offenen
 Paritätischen NRW. Und sie braucht eine      Schuldnerberatung.“                       Zugang zur Schuldnerberatung mit
 bessere Finanzierung. Denn die jetzigen                                                einem Rechtsanspruch für alle.
 Beratungsangebote reichen nicht aus.         Georg Eickel: Über die Verbraucherin-
                                             XX                                         ­
                                             solvenz hinaus gibt es etwa im Bereich     XX Eickel: Eine Entschuldung bietet Men-
  FORUM: 20 Jahre Verbraucherinsol-
 „„                                          des Girokontos wichtige Verbesserun-       schen wieder eine neue Perspektive.
 venz: Der Paritätische NRW ist seit der     gen. Nicht nur die Entschuldung ist das    Sie reicht aber oft allein nicht aus, um
 ersten Stunde aktiv dabei. Was sind hier    Ziel, sondern bis dahin auch die Siche-    die Problemlagen nachhaltig zu lösen.
 wichtige Entwicklungen?                     rung der Existenz, also Geld zu sichern,   Betroffene stecken oft in einem Teufels-
 XX Alexander Elbers: Die Verbraucher-       das Betroffene noch haben. Dies wurde      kreis aus Armut und Überschuldung. Sta-
 insolvenz als gerichtliches Entschul-       2010 durch das Pfändungsschutzkonto        tistiken der letzten Jahren haben gezeigt,
 dungsverfahren war eine große Verbes-       möglich. Seit 2017 gibt es außerdem den    dass trotz guten Wirtschaftswachstums
 serung. Vor 1999 konnten private Haus-      Rechtsanspruch auf ein Basiskonto – eine   die Zahl überschuldeter Menschen steigt
 halte nicht von Schulden befreit werden.    wichtige Grundlage für Teilhabe, ohne      – bundesweit sind es sieben Millionen.
 Seitdem haben wir einiges erreicht, zum     Konto findet man keine Wohnung, keine      Da sind wir gefordert: Warum ist das so,
 Beispiel, dass Verfahrenskosten gestun-     Arbeit.                                    und was können wir dagegen tun?
 det werden können. So haben auch mit-
 tellose Schuldner*innen die Möglichkeit,
 Insolvenzverfahren zu beantragen. Dem-
 nächst steht ein wichtiger Meilenstein
 bevor: die Umsetzung der EU-Restruk-
 turierungsrichtlinie in nationales Recht.
 Damit sollen Schuldner*innen bereits
 nach drei statt wie bislang nach sechs
 Jahren von ihren Schulden befreit sein.

  „Wir konnten mit den
  neuen NRW-Richtlinien die
  Beratungsstellen stärken.“                   Georg Eickel                               Alexander Elbers
                                               Fachreferent Schuldnerberatung             Fachreferent Schuldnerberatung
 Auch auf Landesebene gibt es eine
                                               Der Paritätische NRW                       Der Paritätische NRW
 Neuerung: NRW hat zum 1. August die
                                               Kreisgruppe Steinfurt                      Kreisgruppe Dortmund
 Richtlinien für die Anerkennung von
 geeigneten Stellen zur Schuldnerbera-         Telefon: 02572 95 48 78                    Telefon: 0231 18 99 89 18
 tung geändert. Da haben wir maßgeblich        georg.eickel@paritaet-nrw.org              alexander.elbers@paritaet-nrw.org
21

                                                                                                                                   © Lio putra – shutterstock
Der Weg aus der Überschuldung ist hart. Aber machbar. Soziale Schuldnerberatung unterstützt die Menschen dabei.

 Sie setzen sich deshalb für eine sozia-
„„                                              Was sind weitere Angebote Ihres Fach-
                                               „„                                       dafür stark, dass die Finanzierung aus-
le, ganzheitliche Schuldnerberatung ein.       bereichs für Mitgliedsorganisationen?    gebaut wird und alle anerkannten Stellen
Wie hilft sie überschuldeten Menschen?         XX Eickel: Monatlich versenden wir den eine Förderung erhalten.
XX  Eickel: Es sind viele verschiedene         „NRW Infodienst Schuldnerberatung“ an
Faktoren, die zu Überschuldung führen          alle Beratungsstellen und informieren XX    Elbers: Ein weiteres zentrales Thema
können: Armut, Arbeitslosigkeit, Nied-         über fachliche und rechtliche Entwick- ist der Schutz vor Energiesperren, also
rigeinkommen, Krankheit, Trennung und          lungen, geben Hinweise zu Rechtsspre- dem Abstellen von Strom und Heizung
Scheidung, ... Deshalb müssen wir die-         chungen und ähnliches. Wir unterstüt- bei Rückständen. Zum Existenzminimum
se auch mit in den Blick nehmen, sonst         zen mit direkter fachlicher Beratung, es gehört für uns nicht nur das Dach über
behandeln wir nur Symptome. Schuld-            finden Fortbildungen, Facharbeitskreise den Kopf, sondern auch Licht und Wärme
nerberatung muss sich dem gesamten             und Inhouse-Schulungen statt.            in der Wohnung. Wir brauchen hier eine
Kontext der Familie und all ihren Prob-        ­                                        genaue Regelung, dass dies gewährleis-
lemen widmen. Damit grenzen wir uns            „„ Was fehlt bislang noch für eine wirk- tet ist und bei Rückständen strukturell
positiv ab von gewerblichen Schuld-            lich umfassende Schuldnerberatung?       andere Lösungen gefunden werden.
nerberatungen, die wir wegen ihres             XX Eickel: Wir fordern den Rechtsan-
wirtschaftlichen Interesses sehr kritisch      spruch auf Schuldnerberatung für alle.     „Die neue EU-Richtlinie
sehen.                                         Dazu muss aber auch die Finanzierung       muss ohne Wenn und Aber
                                               deutlich ausgebaut werden. Denn der-       für alle Betroffenen gelten.“
  „Ganzheitliche Schuldner-                    zeit haben wir viel zu wenig Beratungs-
  beratung beachtet das                        kapazitäten, und auch nicht alle Stellen „„ Was sind weitere wichtige Schritte?
  gesamte soziale Umfeld.“                     erhalten eine Landesförderung. Insge- XX    Elbers: Auf Bundesebene steht jetzt
                                               samt gibt es 209 anerkannte Schuld- die Umsetzung der neuen EU-Restruk-
 Elbers: In der Schuldnerberatung
XX                                             nerberatungsstellen in NRW, 13 davon turierungsrichtlinie an. Doch auch auf
gehen immer auch Anfragen aus ande-            im Paritätischen NRW. Darüber hinaus Landesebene müssen wir hier aktiv wer-
ren Arbeitsfeldern ein wie der Suchtkran-      machen im Verband andere Sozialbera- den. Es darf nicht sein, dass ein Sonder-
kenhilfe, der sozialpädagogischen Famili-      tungsstellen auch Schuldnerberatung. recht für Arme, die die Verfahrenskosten
enhilfe, der Straffälligenhilfe. Mit unserer   Dennoch reicht dieses Angebot längst nicht zahlen können, geschaffen wird.
Broschüre „Über den Gartenzaun“ bieten         nicht aus. Hier muss das Land etwas tun. Wir fordern, dass die Drei-Jahres-Regel
wir Kolleg*innen aus angrenzenden Fel-         Nächstes Jahr werden die NRW-Förder- bis zur Schuldenfreiheit auch in Nord-
dern erste Hilfestellung und Informatio-       richtlinien zur Verbraucherinsolvenzbe- rhein-Westfalen ohne Wenn und Aber für
nen zu dem Thema.                              ratung überarbeitet. Wir machen uns alle Betroffenen gilt.
22    Kurz notiert

                                                                                         PERSONALENTWICKLUNG

                                                                                         Herzlich Willkommen!
                                                                                         Ein Mal im Jahr veranstaltet der Paritäti-
                                                                                         sche NRW einen Info-Tag für neue Kol-
                                                                                         leg*innen, die im Laufe des Jahres ihre
                                                                                         Tätigkeit beim Verband aufgenommen
                                                                                         haben. Hier lernen die Neuen sich nicht
                                                                                         nur gegenseitig kennen, sondern erhal-
                                                                                         ten auch einen Einblick in die Struktur
                                                                                         des Verbandes und einen Überblick über
                                                                                         Geschichte und Leitbild. Gute Arbeitsbe-
                                                                                         dingungen sind dem Paritätischen NRW
                                                                                         als Arbeitgeber sehr wichtig. Dazu gehö-
                                                                                         ren ein fairer, wertschätzender Umgang,
                                                                                         die Unterstützung der individuellen Wei-
                                                                                         terbildung sowie die Vereinbarkeit von
                                                                                         Familie und Beruf. Der Paritätische NRW
                                                                                         stellt in vielen verschiedenen Bereichen
                                                                                         ein. Aktuelle freie Stellen stehen auf der
                                                                                         Internetseite des Verbandes.
                                                                                         www.www.paritaet-nrw.org > Rat und
                                                                                         Tat > Stellenangebote

 STATIONÄRE PFLEGE                          GESELLSCHAFTLICHER ZUSAMMENHALT               SUCHT- UND GEFÄHRDETENHILFE

 EQ-Fächer bestellen                        Buntes Bottrop                                Angehörige einbeziehen

                                                                                                                                      © Anastasia Vityukova/
                                                                                                                                              Unsplash.com

 Das neue Verfahren zur Qualitätsprü-       Im November hatte das Bündnis Buntes          Wie kann man Angehörige in der Thera-
 fung und -darstellung in vollstatio-       Bottrop, in dem sich auch die Kreisgrup-      pie von Menschen mit Suchterkrankung
 nären Einrichtungen steht vor seiner       pe des Paritätischen vor Ort engagiert, zu    sinnvoll einbeziehen? Dieser Frage ging
 praktischen Umsetzung. Einen schnel-       einer Kundgebung unter dem Titel „Lasst       eine Fachtagung auf den Grund, zu der
 len und unkomplizierten Überblick          uns froh und bunter sein – für eine offene    arwed e. V. (Arbeitsgemeinschaft der
 über alle relevanten Indikatoren gibt      Stadtgesellschaft“ aufgerufen. Rund 150       Rheinisch-Westfälischen Elternkreise
 der „EQ-Fächer“, eine Ausfüllhilfe zur     Menschen sind dem Aufruf gefolgt und          drogengefährdeter und -abhängiger
 Erfassung von Versorgungsergebnissen       haben sich versammelt, um gemeinsam           Menschen e. V. in NRW), die Landschafts-
 in der stationären Langzeitpflege. Mit-    Flagge gegen Rassismus, Antisemitismus        verbände Rheinland und Westfalen-­
 gliedsorganisationen des Paritätischen     und Rechtsextremismus in Bottrop zu           Lippe sowie der Fachbereich Sucht- und
 erhalten einen Rabatt beim Kauf und        zeigen. Zu den Redner*innen gehörte           Gefährdetenhilfe des Paritätischen NRW
 zahlen 17,95 Euro statt 19,95 Euro. Alle   auch Christian Woltering, Landesge-           eingeladen hatten. Die Dokumentation
 Bestellmöglichkeiten unter:                schäftsführer des Paritätischen NRW. Das      ist online verfügbar.
 kurzelinks.de/4vuo                         Bündnis besteht seit 2012.                    www.arwed-nrw.de
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