FORUM Nr. 3 | 2019 - Zusammenhalt stärken! Tag des Paritätischen NRW - Der Paritätische NRW
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FORUM Nr. 3 | 2019 Zeitschrift des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW Tag des Paritätischen NRW Zusammenhalt stärken! Selbsthilfe | Schuldnerberatung | Kinderrechte | Frühförderung | Gesundheit
2 Inhalt 3 Editorial 4 Tag des Paritätischen NRW Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken Kinderbildungsgesetz auf dem Prüfstand Wohnen als Gradmesser der Gesellschaft Gemeinsam gegen Rechtsextremismus Wahlen zum Landesvorstand 15 Politik im Gespräch 16 Initiativenpreis Verschieden sein – gemeinsam handeln 18 Aktuelles 19 Selbsthilfe #gemeinsam.laut.stark 20 Schuldnerberatung 22 Kurz notiert 24 Kinderrechte Zärtlich, sinnlich, schön Engagement für Kinder wird prämiert Jetzt erst Recht! 27 Frühförderung Frühförderung: Schritt für Schritt 28 Lauter Leute | Jubiläen 30 Gesundheit 31 Neu im Paritätischen | Impressum
Editorial 3 Liebe Leser*innen! Für Werte wie Solidarität und Chancengleichheit sowie für die Verantwortung der Gemeinschaft für den einzelnen Menschen haben wir uns als Paritätischer NRW schon immer eingesetzt. Die zurückliegenden Jahre konfrontieren uns jedoch mit einer problematischen gesellschaftlichen Entwicklung und einer neuen Qualität der Spaltung. Kein Zufall also, dass wir den Tag des Paritätischen NRW in diesem Jahr unter das Motto „Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken!“ gestellt haben. Gesellschaft- Elke Schmidt-Sawatzki licher Zusammenhalt, das ist für uns Ausdruck eines intakten und solidarischen Gemeinwesens. Er trägt dazu bei, eine Gesellschaft lebenswert und zukunftsfähig zu machen. In unserem Leitbild heißt es dazu: „Humanität, Gerechtigkeit und Solidarität sind die zentralen Werte, an denen sich unser Handeln ausrichtet. Und wir streiten für die Verwirklichung dieser Werte in unserer Gesellschaft.“ Nehmen wir das ernst! Heute ist es wichtiger denn je, für diese Werte tatsächlich zu streiten, für sie zu kämpfen, sie zu verteidigen. Gerade jetzt, in Zeiten wach- sender sozialer Ungleichheit und rechter Brandstifter*innen, die versuchen, uns auseinander zu dividieren. Gerade jetzt, wo überall der Unterschied betont wird und das Verbindende in den Hintergrund rückt. Dabei werden in den Einrichtungen und Diensten unserer Mitgliedsorganisatio- nen im Alltag immer wieder Differenzen überbrückt, werden Berührungsängste abgebaut und finden Menschen zusammen, die sonst in getrennten Welten leben würden. Dafür stehen wir als Verband. Und auf diese Stärke, auf diese Verbindung sollten wir uns alle noch einmal besinnen. Es ist an uns als Gesellschaft, aber auch an jedem Einzelnen von uns, sich den populistischen Parolen und den spaltenden Entwicklungen entgegenzustellen. Mit Gegenrede und Anstand, mit Mut und Klarheit. Zu Toleranz, zu Offenheit und Vielfalt gibt es keine Alternative. Solidarität und Menschenwürde sind nicht verhandelbar. Stellen wir uns den Spaltungstendenzen gemeinsam entgegen! Leisten wir gemeinsam, als große paritätische Familie, auch weiterhin unseren Beitrag zu einer starken Zivilgesellschaft! Elke Schmidt-Sawatzki Landesvorsitzende
4 Tag des Paritätischen NRW Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken Rund 600 Gäste kamen am 15. November zum Tag des Paritätischen NRW in die Historische Stadthalle Wuppertal. Auf die Teilnehmenden wartete ein viel- Am Nachmittag hieß es dann Eintauchen Gesellschaft mit einer Reihe von Her- fältiges Programm: drei Fachforen zu in 70 Jahre Verbandsarbeit. Denn 2019 ausforderungen konfrontiert, die uns als aktuellen sozialpolitischen Themen, ein feiert der Paritätische NRW sein 70-jähri- Bedrohung für den gesellschaftlichen Rückblick auf 70 Jahre Verbandsarbeit in ges Bestehen. Seit je her tritt der Verband Zusammenhalt erscheinen: Wachsende Nordrhein-Westfalen, ein scharfsinniger ein für soziale Gerechtigkeit, für Solidari- Ungleichheit, der Aufstieg von rechten Impuls des Journalisten Jakob Augstein tät und Chancengleichheit. Ein Kurzfilm Brandstiftern, eine fehlende Debattenkul- und die 36. Mitgliederversammlung mit zeigte die Geschichte des Paritätischen tur vor allem in Online-Netzwerken, die Wahlen zum Landesvorstand und Ehrenrat. NRW von der Stunde Null im Jahr 1949 sinkende Legitimation von öffentlichen bis heute. Deutlich wurde vor allem eines: Institutionen“, sagte Elke Schmidt-Swatzki, Am Vormittag erhielten die Teilneh- Gemeinsam mit seinen inzwischen rund Landesvorsitzende des Paritätischen NRW. menden zunächst fachlichen Input zur 3 100 Mitgliedsorgansisationen hat der KiBiz-Reform, zu Strategien im Umgang Verband in sieben Jahrzehnten ein sozia- Neue Qualität der Spaltung mit Rechtsextremismus und -populis- les NRW maßgeblich mitgestaltet. Wie Nicht nur der Ton sei rauer geworden. mus sowie zum Thema „Gutes Wohnen damals gilt auch heute: „Wir verändern“. Rassistisches, antisemitisches und völki- für Alle“. Rege diskutierten die Gäste dazu sches Gedankengut setzten sich in sozi- mit Personen aus Verband, Mitgliedschaft, Alte und neue Herausforderungen alen Netzwerken, auf der Straße und in Politik und Wissenschaft (mehr zu den Veränderungen sind dieser Tage drän- den Parlamenten wieder immer mehr fest. Fachforen auf den Seiten 8 bis 10). gender denn je. „Wir sehen unsere „Wir sehen uns mit einer neuen Qualität Der Tag des Paritätischen NRW bot ein vielfältiges Programm, aber auch Gelegenheiten, miteinander ins Gespräch zu kommen. Wie hier die Lan- desgeschäftsführung Andrea Büngeler (Mitte) und Christian Woltering (rechts).
5 Jakob Augstein gab in seinem Impulsvortrag Denkanstöße für den sozialen Zusammenhalt. der Spaltung, der Ausgrenzung und der men. Sie lindern die Probleme, lösen sie Hetze gegenüber den vermeintlich Ande- jedoch nicht. Dabei lasse sich – beispiels- ren, den Fremden, den Schwachen kon- weise beim Thema Wohnen – „mit ein frontiert“, so die Landesvorsitzende. bisschen Phantasie“, eine Rückkehr zum öffentlichen Wohnungsbau oder gar die Nährboden für Intoleranz Wiedereinführung des gemeinnützigen „Eine bürgerliche Erkaltung, eine gefähr- Wohnungsbaus vorstellen. „Wenn der liche Verrohung“, beschrieb Jakob Aug- Staat wollte, könnte er gegensteuern. Er stein die aktuelle gesellschaftliche Ent- will halt nicht“, so Augstein. wicklung in unserem Land. Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer Veränderungen anstoßen größer, treibt einen Keil in unser solidari- Augstein bescheinigte vor allem den sches Miteinander und bereitet letztlich Medien und der Politik ein Versagen, den Nährboden für Intoleranz, Neid und „indem sie sich auf die Seite der Star- Hass. „Wenn die Ungleichheit in einem ken gestellt haben“. Ganz im Gegensatz Land ein bestimmtes verträgliches Maß zum Paritätischen Wohlfahrtsverband, übersteigt, gefährdet sie den Zusam- der stets für diejenigen eintrete, die menhalt in der Gesellschaft und damit keine Lobby haben und die Politik an die Solidarität bei der Altersversorgung, das „allgemeine Versagen in der sozia- bei der Besteuerung, bei den Chancen auf len Frage“ erinnere. Der Verband spiele Bildung und einen Arbeitsplatz, von dem daher eine „eminent wichtige Rolle“ im man leben kann“, so der Journalist. Land, so Augstein. Auf die Frage, wie der Paritätische NRW gemeinsam mit seinen Probleme an der Wurzel packen Mitgliedsorganisationen den aktuellen Die Politik habe das Problem, nämlich Herausforderungen begegnen und den die zwischen oben und unten unge- gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken rechte Verteilung der Lasten, sehr wohl kann, antwortete Augstein: „Ihre Aufgabe Einen Rückblick auf den Tag des erkannt. Mindestlohn, Mietendeckel, besteht darin, den Menschen die Verän- Paritätischen NRW sowie Reden und Wohnraumoffensive – all das seien, so derbarkeit der Welt vor Augen zu halten. Präsentationen aus den Fachforen der Chefredakteur der Wochenzeitung Die Dinge müssen nicht so bleiben, wie finden Mitgliedsorganisationen im Der Freitag, keine schlechten Maßnah- sie sind.“ Extranet: extranet.paritaet-nrw.org.
6 Tag des Paritätischen NRW Wohnungspolitik ist Sozialpolitik: Die Diskussionen der Zukunftswerkstatt Wohnen vom September 2019 wurden beim Tag des Paritätischen NRW fortgeführt. Gestalteten das Fachforum Wohnen (v.li.): Sylvia Rietenberg, Fachreferentin Vielfalt ohne Alternative (v.li.): Michel Abdollahi, Journalist, und Wohnungspolitik, und Elke Frauns, Politologin und Moderatorin. Gunter Niermann, Geschäftsführer des Paritätischen Dortmund. Viel Raum für Gespräche und Austausch gab Ein bisschen Nostalgie: Der Paritätische 337 Mitgliedsorganisationen nahmen ihr Stimmrecht es auch am Rande der Veranstaltung. NRW feiert 70-jähriges Jubiläum. bei der Mitgliederversammlung wahr. Sieben neue Vorstandsmitglieder wurden gewählt: Beatrice Braunisch Bärbel Brüning (wurde vertreten durch Rainer Bücher)
7 Rund 600 Gäste folgten der Einladung des Landesvorstandes zur 36. ordentlichen Mitgliederversammlung des Paritätischen NRW und sorgten für eine gut gefüllte Stadthalle Wuppertal. Birgit Unger überbrachte den Bericht Else Rieser wurde einstimmig in den Ehrenrat gewählt. Glückwün- Brigitte Mangen, stv. Sprecherin Ehren- der Kassenprüfenden. sche überbrachten Dr. Hans Küsel (li.) und Wilfried Theißen. rat des Paritätischen NRW Dr. Volker Bandelow, Vorsitzender Paritätisches Immer wieder eindrucksvoll: der Blick von der Bühne in den großen Saal der Historischen Jugendwerk NRW war Sprecher der Zählkommission. Stadthalle Wuppertal. Dr. Stefan Sandbrink Elke Schmidt-Sawatzki Lukas Schmülling Angela Siebold Jürgen Wittmer
8 Tag des Paritätischen NRW Kinderbildungsgesetz auf dem Prüfstand Das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) sollte grundlegend reformiert werden. Wird das neue Gesetz dem Anspruch gerecht? Rund 160 Gäste aus Mitgliedsorgani- Fortschritt oder vertane Chance? Senior Expert Frühkindliche Bildung von sationen des Paritätischen haben im „Es ist für mich ganz klar ein Fortschritt und der Bertelsmann Stiftung mit einer Studie Fachforum „Die KiBiz-Reform auf dem eine Weiterentwicklung. Das System wird zum Personalschlüssel von Kitas im regi- Prüfstand“ mit Vertreter*innen aus Poli- finanziell für alle besser ausgestattet“, sag- onalen Vergleich. „Für die Kindergarten- tik und Forschung diskutiert. Der Pari- te Dagmar Friedrich vom Ministerium für gruppe gibt es eine Verbesserung. Für die tätische und die Freie Wohlfahrtspflege Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integrati- Krippen gibt es jedoch je nach Region in NRW sehen verpasste Chancen. on des Landes NRW. Das sieht der Paritä- NRW ein deutliches Spannungsverhältnis. tische NRW anders. „Die Chance auf eine Der Personalschlüssel liegt je nach Region Jede Kindertageseinrichtung soll künftig grundlegende Neuausrichtung wurde ver- bei 3,2 und 4,7 und ist nicht ausreichend mehr Mittel erhalten. Die Finanzierung soll passt. Im Wesentlichen bleibt die bisherige für eine gute Qualität“, so Bock-Famulla. sich jährlich an die tatsächliche Entwick- Finanzierung des KiBiz mit diesem Gesetz lung der Personal- und Sachkosten dyna- erhalten und damit auch deren Probleme. Keine nachhaltige Finanzierung misch anpassen. Neben den Mitteln des Es bleibt eine Lücke“, sagte Martin Künstler, Zu den Zielen des Gesetzes gehören die Bundes investieren Land und Kommunen Fachgruppenleiter Kinder und Familie. Eine Fachkräftesicherung, verbesserte Jugend- ab dem Kindergartenjahr 2020/2021 rund Verbesserung des Personalschlüssels, der hilfeplanung und Fachberatung, die 750 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich für sich an fachwissenschaftlichen Empfeh- Erweiterung eines flexiblen Betreuungs- mehr Finanzierungssicherheit und Verbes- lungen orientiert, fehle. Das bestätigt die angebotes, die Stärkung der Kinderta- serung der Qualität von Kitas. Wissenschaftlerin Kathrin Bock-Famulla, gespflege, die Erweiterung der Elternbei- Was bedeutet das neue KiBiz für die Träger? 160 Gäste nahmen am Fachforum teil. Dagmar Friedrich, MKFFI NRW.
9 Auf dem Podium (v. li.) Kathrin Bock-Famulla, Josefine Paul MdL, Marcel Hafke MdL, Dr. Dennis Mälzer MdL, Jens Kamieth MdL, Cornelia Benninghoven und Martin Künstler. tragsfreiheit um ein Jahr und der Ausbau rung mittels Pauschalen so aufzustellen, von Sprachförderung. Vertreter*innen der dass die heterogenen Kostenstrukturen In der Diskussion Opposition räumten Verbesserungen ein, einzelner Einrichtungen angemessen vermissten allerdings eine nachhaltige, berücksichtigt werden. Die Regierung Dagmar Friedrich belastbare Finanzierung für die Zukunft. solle insbesondere die Sonstigen Träger, Gruppenleiterin Frühe Bildung „Die Auskömmlichkeit auch für Perso- die keine zusätzlichen Einnahmequellen Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW nalkosten ist damit erwirtschaftet wor- hätten, in den Blick nehmen. „Bei ihnen den, dass die Kommunen nun bereit sein kommt das Thema der Verwaltungskos- Kathrin Bock-Famulla müssen, über das hinaus, was sie schon ten hinzu. Eine Sockelfinanzierung als Senior Expert Frühkindliche zugesichert haben, freiwillige Leistungen institutionelle Förderung wäre eine gute Bildung, Bertelsmann Stiftung zu übernehmen“, sagte Josefine Paul von Lösung gewesen“, so Künstler. Dr. Dennis Mälzer MdL (SPD) Bündnis 90/Die Grünen. Dr. Dennis Mälzer Sprecher im Ausschuss Kinder, (SPD) betonte, dass es relativ viel Status Weiterhin hohe Belastungen Jugend und Familie NRW Quo sei, der in diesem Gesetz verwaltet Kamieth und Hafke hoben die deut- werde. „Die Frage der Verwaltungskosten liche Entlastung von Trägern hervor. Josefine Paul MdL (Bündnis 90/Die spielt eine große Rolle. Die ganze Frage Dem widersprachen Vertreter*innen Grünen), Sprecherin im Ausschuss der Trägeranteilfinanzierung ist nicht aus- der Einrichtungen, denn insbesondere Kinder, Jugend und Familie NRW reichend beleuchtet worden“, so Mälzer. die Sonstigen Träger müssten die Träge- Marcel Hafke MdL (FDP) ranteile ohne Eigenmittel verpflichtend Sprecher im Ausschuss für Familie, Zu Trägeranteilen im Gespräch bleiben aufbringen. 570 Millionen Euro fehlten Kinder und Jugend NRW Marcel Hafke (FDP) hielt dagegen, dass noch immer bei den Sachkosten. Das man sich zunächst darauf konzentriert Beispiel der Stadt Solingen, die wegen Jens Kamieth MdL (CDU) habe, was am dringendsten sei. „Wir kön- ihrer schwachen Finanzlage die Verträge Sprecher im Ausschuss für Familie, nen keine Politik erwarten, die eine halbe mit Trägern aus diesem Grund gekündigt Kinder und Jugend NRW Milliarde Euro nochmal zusätzlich oben- habe, zeige, was passieren könne. Insbe- Martin Künstler drauf kompensiert. Wir können nur einen sondere die Deckelung von Verwaltungs- Fachgruppenleiter Kinder und Schritt nach dem nächsten gehen“, so Haf- kosten bei drei Prozent wurde von Träger- Familie, Der Paritätische NRW ke. Jens Kamieth (CDU) räumte ein, wegen seite aus kritisch gesehen. „Damit kommt der Trägeranteile im Gespräch bleiben zu man nicht aus“, sagte ein Teilnehmer. Der Moderation: müssen. Ein zentrales Problem besteht Paritätische NRW fordert deshalb, die Cornelia Benninghoven laut Martin Künstler darin, die Finanzie- Deckelung grundsätzlich abzuschaffen. Journalistin
10 Tag des Paritätischen NRW Wohnen als Gradmesser der Gesellschaft Bezahlbaren Wohnraum zu finden – und zu behalten – ist eine der großen Herausforderungen dieser Zeit. Der Paritätische NRW bezieht in der Wohnungspolitik eine klare Position. Wem gehört die Stadt? Bei dieser Frage oder ältere Menschen aus ihren ange- sequenten Lösungen für Bauvorhaben geht es um viel mehr als bezahlbaren stammten Quartieren verdrängt oder in Großstädten kein Weg vorbei führt. Wohnraum, stellte Prof. Dr. Stefan Sie- sitzen in nicht adäquaten Wohnungen „Baulandmobilisierung, Baukostensen- dentop, Institut für Landes- und Stadt regelrecht fest: der so genannte „Lock- kung und Planungsbeschleunigung rei- entwicklung NRW, klar. „Es geht um in-Effekt“. „Wohnungspolitik muss dafür chen nicht aus“, mahnte er und plädierte grundsätzliche Fragen von Gerechtig- sorgen, dass alle Zugang zu Wohnraum für die Eindämmung spekulativer Boden- keit und Gemeinwohl,“ so sein Appell zur haben“, machte Sylvia Rietenberg, Fach- markttransaktionen, eine konsequente Eröffnung des Fachforums „Gutes Woh- referentin für Wohnungspolitik beim kommunale Bodenvorratspolitik, etwa nen für Alle – gemeinsam gestalten“. Paritätischen NRW, deutlich. „Wir als Sozi- durch Konzeptvorgaben an Investoren in alverband wollen uns hier mehr einbrin- den Kommunen sowie eine gemeinwohl- Die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist gen.“ Wie gerechtes Wohnen überhaupt orientierte Vergabe von Bundesflächen düster. Horrende Mieten belasten auch möglich ist, wurde anschließend in der an Kommunen zu günstigen Konditio- die Mittelschicht; der Anteil der Wohn- Runde diskutiert. nen. Preisgebundene öffentlich geführte kosten am Haushaltseinkommen steigt Wohnungen müssten erhalten bzw. neu stetig und sorgt zugleich für eine gerin- Gemeinwohlorientierte Bodenpolitik gebaut werden sowie ländliche Räume gere Lebensqualität. In den Ballungsräu- Prof. Siedentop ist überzeugt, dass die als Arbeits- und Wohnorte attraktiver men – vorneweg Köln, Bonn, Düsseldorf Wohnungsfrage nicht ohne die Boden- gestaltet werden. „Wir müssen den mas- und Münster – werden vor allem Familien frage lösbar ist – und deshalb an kon- siven Druck von den Städten nehmen.“ Von links: Dr. Harald Rau, Rita Tölle, Prof. Dr. Stefan Siedentop, Elke Frauns und Rolf Novy-Huy.
11 Wohnungspolitik ist Sozialpolitik: Der Paritätische NRW fordert „Gutes Wohnen für alle!“. Fördermodelle des Landes NRW tem Wohnraum soll bis 2025 ansteigen.“ Rita Tölle, Ministerium für Heimat, Kom- Für einen langfristigen Erfolg schlug er munales, Bau und Gleichstellung des eine neue Wohlstandsdefinition vor: „Wir Landes NRW, zeigte, wie das Land in müssen Quartiere der Vielfalt schaffen, puncto Subjekt- und Objektförderung in denen wir neue Maßstäbe als wichtig aufgestellt ist. Von 2018 bis 2022 werden erachten.“ insgesamt 1,1 Milliarden Euro/Jahr für die Wohnraumförderung bereitgestellt. Gemeinschaftliches Wohnen Die Gelder sind mit Gegenleistungen Abschließend erklärte Rolf Novy-Huy, verknüpft, damit die Zielgruppen auch geschäftsführender Vorstand der Stiftung davon profitieren. „Es geht darum, mög- Trias, anhand mehrerer Best Practice- lichst viele Menschen in möglichst vie- Beispiele, wie Nachhaltigkeit und gemein- len Lebenssituationen zu unterstützen“, schaftliches Wohnen mustergültig ver- erklärte sie. „Das funktioniert nicht ohne bunden werden können. Wenn Flächen In der Diskussion eine Mietpreis- und Belegungsbindung.“ verdichtet werden, die für die ökologische Rolf Novy-Huy Das Gleiche gilt für die seit 2018 laufende Stadtentwicklung benötigt werden, sind Vorstand der Stiftung Trias Modernisierungsförderung alter Bestän- Alternativen gefragt, beispielsweise eine de. Eine Anpassung der Wohnkosten an dem Gemeinwohl verpflichtete Boden- Prof. Dr. Stefan Siedentop die jeweiligen Mietpreisstufen in den ordnung sowie die Nutzung leerstehen- Institut für Landes- und Stadtent- Kommunen und Kreisen ermöglicht den der Gebäude. Die Alte Schule Karlshorst wicklung NRW Zugang zu bezahlbarem Wohnraum. etwa, vorher ein „städtebaulicher Miss- Rita Tölle stand“, wurde aufwändig energetisch Ministerium für Heimat, Kommu- Alte Bestände nachhaltig nutzen saniert, ist heute denkmalgeschützt und nales, Bau und Gleichstellung des Dr. Harald Rau, Beigeordneter für Sozi- hat den Nachhaltigkeitspreis der Bun- Landes NRW ales, Integration und Umwelt der Stadt desregierung erhalten. Die Stiftung Trias Dr. Harald Rau Köln, skizzierte, wie er täglich den Konkur- ist Bodeneigentümer, die Vermietung Beigeordneter für Soziales, Integ- renzkampf zwischen profit- und gemein- hat eine Genossenschaft übernommen. ration und Umwelt der Stadt Köln wohlorientiertem Bauen in der in NRW Novy-Huy: „Hier leben Menschen aus dem wohl am stärksten betroffenen Kommune Quartier, Senioren oder WBS-Bezieher. Moderation erlebt. Allerdings gebe es in Köln Anlass Das ganze Gebäude ist zu fast 100 Pro- Elke Frauns zur Hoffnung: „Der Anteil an geförder- zent barrierefrei.“ Politologin
12 Tag des Paritätischen NRW Gemeinsam gegen Rechtsextremismus Neue Entwicklungen von Rechtsextremismus und Rechtspopulismus wirken auch in die soziale Arbeit. Welche Strategien hat die Zivilgesellschaft, um ihre Werte zu schützen? Die AfD sitzt in allen Länderparlamen- ses Bild vergessen Sie gleich!“, warnte er wissenschaftlichen Unterkategorien wie ten. Es gibt gewaltbereite rechtsex- zu Beginn. Heute zeige sich Rechtsex- Rassismus, Antisemitismus, Nationalis- treme Netzwerke, die auch nicht vor tremismus anders. mus, Sexismus beschreiben, um in Dis- Mord zurückschrecken. Und vor allem kussionen Aussagen gezielt kritisieren zu in sozialen Medien machen sich rassisti- Neue Dimension durch soziale Medien können. Rechtspopulismus bezeichnet sche und nationalistische Stimmen breit. Die rasante Verbreitung über soziale Medi- ein Weltbild, das vom einfachen Volk aus- Mit ihrem Einsatz für Menschenrechte en führe dazu, dass sich rechtspopulisti- geht, das von einer Elite „ausgetrickst“ stellen sich der Paritätische und seine sches Gedankengut in der Öffentlichkeit werde. Genau dieses Bildes bedienen sich Mitgliedsorganisationen dagegen. festsetze und hoffähig gemacht werde. Parteien wie die AfD und stellen sich als Gewaltbereite Täter seien der Meinung, einzig wahre Vertretung des Volkes dar. Mit einem Foto startete das Fachforum sie verübten Anschläge im Auftrag einer „Vielfalt ohne Alternative!“ beim Tag des Mehrheit. „Dabei sind negative Stimmen Der Paritätische positioniert sich klar Paritätischen NRW. Das Bild zeigte zwei nicht in der Mehrheit, sie sind nur lauter“, „Wir dürfen aber auch nicht einfach von Springerstiefel, gehalten wurde es von betonte Staud. „Deshalb ist es wichtig, ‚Rechts‘ sprechen“, ist Staud wichtig. „Zur Journalist Toralf Staud. Seit 20 Jahren dass wir hier sind.“ Um in der Argumen- Demokratie gehören auch die konservati- schreibt er über Rechtsextremismus und tation punkten zu können, sei eine klare ven Rechten. Gegner von AfD und Co. ist bot im Forum eine spannende Einord- Definierung der Begriffe wichtig. Rechts- die gesamte demokratische Gesellschaft, nung der aktuellen Entwicklungen. „Die- extremismus ließe sich besser mit den und nur als Ganzes sind wir stark.“ Von links: Michel Abdollahi, Karima Benbrahim, Christian Weßling, Ruth-Anne Damm, Ute Fischer.
13 Ein engagiertes Podium für Vielfalt und Menschenrechte: Karima Benbrahim, Gunther Niermann, Toralf Staud, Christian Weßling und Ruth-Anne Damm (v. li.). Was bedeuten die Entwicklungen nun Die AfD ist in der Kommunalpolitik ange- für die soziale Arbeit? Ute Fischer, Lei- kommen. Moderator Michel Abdollahi terin des Geschäftsbereichs Kinder, fragte, was dies vor Ort bedeute. Gun- Jugend, Frauen, Soziale Hilfen, Arbeit ther Niermann von der Kreisgruppe Dort- im Paritätischen NRW und Organisa- mund im Paritätischen NRW erzählte, wie torin des Forums, berichtete, wie der sie unter anderem in Netzwerken mit Paritätische aktiv wird: „Viele von Ihnen Stadt und zivilgesellschaftlichen Akteu- arbeiten bereits im Landesnetzwerk ren aktiv sind. „Wenn Aktionen, mitunter gegen Rechtsextremismus, in der Anti- auch der AfD, geplant sind, können wir rassismusarbeit, Sie engagieren sich in dank der Netzwerke sofort reagieren und örtlichen Bündnissen für Vielfalt.“ Der diese Plätze füllen“, so Niermann. Paritätische habe bereits 2018 mit einem Positionspapier klar gegen Rechtsextre- Die Grundwerte hochhalten In der Diskussion mismus Stellung bezogen. Ergänzend „Angriffe der AfD auf parlamentarischer gibt es eine Arbeitshilfe zum Umgang Ebene in Richtung sozialer Arbeit häu- Toralf Staud mit der AfD in Wahlkampfzeiten. Weitere fen sich“, bestätigte Karima Benbrahim Journalist Fachtage und Workshops sind geplant. von IDA NRW e. V. Das Zentrum für Karima Benbrahim Antirassismusarbeit bietet Strategien IDA NRW e. V., Informations- und Im Verband gegen Anfeindungen zum Umgang mit rassistischen Anfein- Dokumentationszentrum für Christian Weßling, Paritätischer Gesamt- dungen und leistet Präventionsarbeit in Antirassismusarbeit NRW verband, stellte das Projekt „Beratung Jugendhilfe und Schule. Hier setzt auch gegen Rechts“ vor. Es unterstützt im Heimatsucher e. V. an. Ruth-Anne Damm Gunther Niermann Rahmen der Kampagne „Vielfalt ohne zeigte, wie sie in Gesprächen mit Schoah- Der Paritätische NRW, Dortmund Alternative“ Einrichtungen und Initiati- Überlebenden Kinder und Jugendliche Ruth-Anne Damm ven der Freien Wohlfahrtspflege, die sich zu Zweitzeug*innen machen und einen Heimatsucher e. V., Essen zunehmend Anfeindungen rechtsextre- emotionalen Zugang zur Geschichte Christian Weßling mer Akteure ausgesetzt sehen. Es wurde schaffen. „Halten Sie mit Ihrer Arbeit die Paritätischer Gesamtverband außerdem auf den Hashtag #gleichim- Grundwerte hoch“, gab Toralf Staud den netz hingewiesen, der Akteure sozialer Besucher*innen mit auf den Weg. „Sie Moderation Organisationen zu einem großen Social- haben von der Gesellschaft ein Mandat, Michel Abdollahi Media-Team verbindet. für Menschenrechte einzutreten.“ Journalist
14 Tag des Paritätischen NRW Der Landesvorstand des Paritätischen NRW nach der Wahl (v. li.): Cord Wellhausen (Ehrenvorsitzender), Lukas Schmülling, Andrea Bergstermann, Beatrice Braunisch, Birgit Stegen-Sischka, Jürgen Wittmer, Angela Siebold, Elke Schmidt-Sawatzki, Bekir Arslan, Dr. Stefan Sandbrink, Kenan Küçük, Lutz Fischer, Julian Beywl. Es fehlen: Bärbel Brüning, Andrea Steuernagel, Dr. Thomas Hambüchen. Wahlen zum Landesvorstand und Ehrenrat Sieben Vorstandsmitglieder wurden am Tag des Paritätischen NRW von der Mitglieder- versammlung (wieder-)gewählt. Else Rieser hat nun einen Sitz im Ehrenrat. Bei der Mitgliederversammlung standen Noch bis 2021 läuft die Amtszeit von: Dem Ehrenrat gehören an: auch die Wahlen zum ehrenamtlichen Bekir Arslan, Hilden Josef Wolters (Sprecher) Landesvorstand, dem höchsten Gre- Andrea Bergstermann, Dortmund Brigitte Mangen (stellvertretende mium des Paritätischen NRW, sowie zum Julian Beywl, Bergheim Sprecherin) Ehrenrat auf der Tagesordnung. Lutz Fischer, Langenfeld Hans-Jürgen Banaschak Dr. Thomas Hambüchen, Köln Berners Josef Dem Vorstand gehören weiterhin 15 Kenan Kücük, Lünen Helga Gießelmann Personen an. Zwölf Kandidat*innen tra- Birgit Stegen-Sischka, Wuppertal Dieter Greese ten zur Vorstandswahl an, sieben Plätze Andrea Steuernagel, Bonn Marianne Hürten waren zu vergeben. Bei der Mitglieder- Ehrenvorsitzender: Cord Wellhausen. Christina Kaiser versammlung stellten sich die Kandi- Dr. Hans Küsel dat*innen vor. Und die Vertreter*innen In den Ehrenrat gewählt Ehrengard Ohlendorf der Mitgliedsorganisationen hatten die Die ehemalige stellvertretende Landes- Dr. Rosemarie Osenberg Qual der Wahl. vorsitzende Else Rieser wurde für den Prof. Dr. Axel Rathschlag Ehrenrat vorgeschlagen und einstimmig Else Rieser Für die nächsten vier Jahre in den Lan- von der Mitgliederversammlung gewählt. Klaus-Peter Schäfer desvorstand wurden gewählt: Die Mitglieder des Ehrenrates sind Per- Wilhelm Storck Beatrice Braunisch, Köln sonen mit langjähriger Erfahrung im Bärbel Brüning, Köln Verband. Zu den Aufgaben gehören die Wahl der Kassenprüfenden Dr. Stefan Sandbrink, Köln Schlichtung von Unstimmigkeiten und die Als Kassenprüfende wurden im Elke Schmidt-Sawatzki, Espelkamp Durchführung von Ehrungen. Der Ehrenrat Amt bestätigt: Lukas Schmülling, Essen übernimmt außerdem Repräsentations André Hering (Düren) Angela Siebold, Bochum aufgaben und kann vom Landesvorstand Birgit Unger (Unna) Jürgen Wittmer, Solingen zu Rate gezogen werden.
Politik im Gespräch 15 © rubicon © BRSNW Freiheitliche Rechte müssen Selbsthilfe nimmt soziale Sozialminister besucht Hilfs- verteidigt werden Themen in den Blick mittelmesse Rehacare Zum 50-jährigen Jubiläum der Stone- SPD-Bundestagsabgeordneter Bernhard Karl-Josef Laumann (li., NRW-Minister wall-Aufstände, die den Grundstein Daldrup (2. v. re.) hat sich im August für Arbeit, Gesundheit und Soziales, für den Christopher Street Day legten, mit Vertreterinnen des Paritätischen in CDU) stattete im September der Hilfs- besuchten Franz Müntefering (li., SPD) Warendorf und der Selbsthilfe-Kontakt- mittelmesse Rehacare einen Besuch ab und Marlis Bredehorst (2. v. li., Die Grünen) stelle getroffen. Schwerpunkt des Aus- und nutzte die Gelegenheit zu einem im Oktober den Verein rubicon in Köln. tausches waren Themen der Selbsthil- Besuch im Sportcenter des Behinder- Beide betonten, dass Errungenschaften fe-Kontaktstelle. Beeindruckt zeigte sich ten- und Rehabilitationssportverbandes der Frauen-, Lesben- und Schwulenbewe- Daldrup über die große Bandbreite der Nordrhein-Westfalen. Laumann machte gung nicht in Stein gemeißelt seien und Selbsthilfe, die neben den klassischen einen Rundgang durch das Sportcenter deshalb gegenüber rechts gerichteter Gesundheitsthemen auch eine Vielzahl und tauschte sich mit Paralympics-Sieger Politik verteidigt werden müssen. sozialer Themen vertritt. David Behre (re.) aus. © Kinderhaus Luise Winnacker © Der Paritätische Kleve © fifftyfifty Teilhabeberatung unterstützt Obdachlosenmagazin spricht Kinderhaus stellt Schulminis- Menschen mit Behinderung mit Sozialminister terin Konzept vor Die SPD-Bundestagsabgeordnete Bar- Hubert Ostendorf (Geschäftsführer NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (2. bara Hendricks (li.) besuchte im Okto- fiftyfifty, li.) und Werner Lüttkenhorst v. li. FDP) besuchte gemeinsam mit dem ber 2019 die Einrichtung der Ergänzen- (Fachgruppenleiter Arbeit, Armut, sozi- FDP-Landtagsabgeordneten Marcel Haf- den Unabhängigen Teilhabeberatung ale Hilfen, Europa beim Paritätischen ke (2. v. re.) im Oktober das Kinderhaus (EUTB®) in Kleve. Hendricks sprach mit NRW, re.) haben für die aktuelle Ausga- Luise Winnacker in Wuppertal. Gründe- Andreas Fateh (Kreisgruppengeschäfts- be der Obdachlosenzeitschrift fiftyfifty rin Lieselotte Winnacker-Spitzl (li.) und führer des Paritätischen in Kleve, re.), NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann Geschäftsführerin Kerstin Spitzl (re.) nutz- Monika van Bebber (EUTB®, 2. v. li.) und (Mitte, CDU) interviewt. Thema war unter ten die Gelegenheit, der Ministerin das Heidi Graf (EUTB®, 3. v. li.). Sie informier- anderem der Housing-First-Fonds, ein Konzept des Kinderhauses vorzustellen, te sich über die Arbeit der Ergänzenden Gemeinschaftsprojekt des Paritätischen das die Förderung benachteiligter Kinder Unabhängigen Teilhabeberatung. NRW mit fiftyfifty. in den Fokus rückt.
16 Initiativenpreis Verschieden sein – gemeinsam handeln Drei Vereine sind mit dem Initiativenpreis 2019 des Paritätischen Jugendwerks ausgezeich- net worden. Zusätzlich gab es für zwei Vereine eine lobende Erwähnung. Wie gelingt Zusammenhalt in einer Vielzahl von guten Ideen gibt es über die Gesellschaft. Mit dem zweiten Preis (1 000 offenen und vielfältigen Gesellschaft? Vergabe des Preises hinaus an drei Vereine Euro) ausgezeichnet wurde der Kölner Ver- Unter dieser Fragestellung wurde im zwei lobende Erwähnungen. ein anyway für sein Peer-to-Peer-Projekt Dezember 2019 der Initiativenpreis des „WIR* – Wissen ist Respekt“. Hier bieten Paritätischen Jugendwerks NRW verlie- Drei Preisträger junge LSBT*-Menschen unter anderem hen. Drei Vereine wurden ausgezeich- Den ersten Preis (2 000 Euro) erhielt der Ver- interaktive Workshops im Themenfeld net, zwei erhielten darüber hinaus eine ein Heimatsucher für das Projekt „Zweit- „sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ an. lobende Erwähnung. zeug*innen“. Heimatsucher baut persönli- Ein wichtiger Aspekt dabei ist der persön- che Kontakte zu Holocaust-Überlebenden liche Kontakt zwischen Jugendlichen und Die Jury hatte es sich nicht leicht gemacht, auf, dokumentiert die Geschichte dieser Multiplikator*innen, der zum Abbau von aus den Einsendungen die drei Gewin- Zeitzeug*innen und trägt ihre Geschichte Vorurteilen und zu einer offenen und für ner des diesjährigen Initiativenpreises als sogenannte „Zweitzeug*innen“ an jun- Vielfalt empfänglichen Atmosphäre bei- auszuwählen. Das Thema: „Verschieden ge Menschen ab zehn Jahren weiter. Die trägt. Hervorzuheben ist auch, dass sich sein – verschieden denken – gemeinsa- persönlichen Erlebnisse wecken bei den LSBT*-Menschen im Rahmen des Projek- men handeln“. Gesucht wurden Projek- Kindern und Jugendlichen Empathie für tes offensiv in gesellschaftliche Prozesse te, in denen Kinder und Jugendliche trotz die historischen Auswirkungen von Rassis- einbringen. Der dritte Preis (500 Euro) aller Verschiedenheiten zusammenhalten mus und Antisemitismus − eine wesentli- ging an den Wuppertaler Verein Behin- und gemeinsam handeln. Aufgrund der che Voraussetzung für eine menschliche dert – na und? für das Projekt „100 % Wir Bunter Schauplatz für eine bunte Preisverleihung: das Vielrespektzentrum in Essen. Dr. Volker Bandelow und Ali Can.
17 Herzlichen Glückwunsch! Insgesamt fünf Initiativen wurden geehrt. – Gemeinsam was erleben“. Im Projekt sie sich sicher fühlen können. Im Pro- konnten Kinder und Jugendliche mit und jekt „Neuss to go“ entwickelten Neus- ohne Einschränkung und aus unterschied- ser Jugendliche einen gleichnamigen lichen gesellschaftlichen Schichten in Kulturführer in drei Sprachen (deutsch, einer Gruppe drei Jahre lang ihre Freizeit englisch, arabisch). Die Jury überzeug- zusammen gestalten. Der Zusammenhalt te der partizipative Ansatz und das Paritätisches Jugendwerk NRW in der inklusiven Gruppe wurde durch die Engagement der Jugendlichen. Bemer- gemeinsam verbrachte Zeit und die par- kenswert ist insbesondere der Ansatz, Mit seinen 293 Mitgliedsorganisatio- nen ist das Paritätische Jugendwerk tizipativen Ansätze – beispielsweise die niedrigschwellige Zugangswege zu Kul- NRW Heimat von Initiativgruppen Gründung eines Kinderrates – gestärkt. tur zu schaffen und so das „gemeinsame aus der Kinder- und Jugendarbeit. Handeln“ zu ermöglichen. Das PJW mischt sich durch Stellung- Jury fiel die Entscheidung nicht leicht nahmen in jugendpolitische Debat- Lobende Erwähnungen erhielten der Wer macht mit, wer entscheidet? ten ein und beteiligt sich an Modell- Verein Rosa Strippe aus Bochum für Teilnahmeberechtigt waren organisato- projekten, um innovative Ansätze das Projekt „Senlima – Offener Treff risch eigenverantwortlich strukturierte in der Kinder- und Jugendarbeit zu für LGBTIQ*-Jugendliche und junge Initiativen der außerschulischen Kinder- fördern. Erwachsene mit Fluchterfahrung bzw. und Jugendarbeit in NRW. Die Gruppen Migrationshintergrund“ sowie der Ver- müssen selbstständig und inhaltlich ein Interkulturelle Projekthelden für unabhängig sein. Die Jury besteht aus Initiativenpreis das Projekt „Neuss To Go“. „Senlima“ unabhängigen Fachkräften, die der Kin- Den Preis vergibt das PJW seit 1995 nimmt in beeindruckender Weise les- der-, Jugend- und Kulturarbeit verbun- alle zwei Jahre zu immer wechseln- bische, schwule, bisexuelle und trans* den sind: Ali Can (Sozialaktivist, Hotline den Themen. Bewerben können sich Jugendliche und junge Erwachsene in für besorgte Bürger, VielRespektZentrum Initiativen der außerschulischen den Fokus, die durch ihren Flüchtlings- Essen), Marie-Christin Trawny (Ministeri- Kinder- und Jugendarbeit in Nord- status und ihre Herkunft aus weniger um für Kinder, Familie, Flüchtlinge und rhein-Westfalen. Der Initiativenpreis toleranten Gesellschaften mehrfach dis- Integration NRW), Dr. Volker Bandelow wird seit seiner ersten Verleihung im kriminiert sind – fremd und angegriffen (Vorsitzender PJW NRW), Petra Supplie Jahr 1995 durch das Ministerium für auf vielen Ebenen. Ihnen wird ein Raum (Handwerkerinnenhaus Köln, Preisträge- Kinder, Familie, Flüchtlinge und Inte- geschaffen, in dem sie sich mit anderen rin 2017), Dr. Julia von der Gathen-Huy gration (MKFFI) unterstützt. Menschen treffen und austauschen, wo (Technische Universität Dortmund, For- ihnen respektvoll begegnet wird und schungsverbund DJI / TU Dortmund). www.pjw-nrw.de
18 Aktuelles Wir bilden spitzenmäßig aus! Der Paritätische NRW und seine Auszu- aus denen die insgesamt 41 Botschaf- bildenden wurden von der Bergischen ter*innen stammen, geehrt. Ausgebildet IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid für werden die Botschafter*innen von der ihre Verdienste rund um die duale Aus- IHK. Die „Beruflichen Bildungslotsen“ bildung geehrt. Patrick Scherz (li.) und sind Bestandteil des Landesprogramms Sebastian Szymanski (2. v. re.) machen „Kein Abschluss ohne Anschluss“ und beim Paritätischen NRW eine Ausbildung werden gefördert von der Regional- zum Kaufmann für Büromanagement direktion NRW der Bundesagentur für und sind darüber hinaus als Ausbildungs- Arbeit. Ziel ist dabei auch, dem Fach- botschafter aktiv. kräftemangel entgegenzuwirken. Fünf junge Menschen machen aktuell beim Verdienste um die duale Ausbildung Als nun ehemalige Auszubildende beim Paritätischen NRW eine Ausbildung. Die Ausbildungsbotschafter sind Teil Paritätischen NRW hat Melina Enkhardt des Projekts „Berufliche Bildungslot- eine Auszeichnung als Spitzen-Azubi „Fachinformatiker*in Systemintegration” sen”. Sie gehen in Schulen und geben erhalten. Sie gehört zu den 128 besten (alle drei Jahre) aus. Das nächste Bewer- den Jugendlichen authentische Ein Teilnehmenden der IHK-Abschlussprüfun- bungsverfahren als Auszubildende*r blicke ins duale Ausbildungssystem. Die gen Winter 2018/19 und Sommer 2019. „Kauffrau*mann für Büromanagement” Schüler*innen bekommen die Möglich- Ihre Abschlussnote: Sehr gut. mit Ausbildungsbeginn im August 2020 keit zum Austausch mit Auszubilden- startet im Januar 2020. Der aktuelle Aus- den, die kürzlich noch selbst vor der Ab Januar bewerben! bildungs-Flyer kann bei Sybille Jürgens, großen Herausforderung „Berufswahl“ Der Paritätische NRW bildet junge Men- Ausbildungskoordinatorin beim Paritäti- standen. Der Paritätische NRW wurde schen im Beruf „Kauffrau*mann für schen NRW, angefragt werden: als einer von 25 Ausbildungsbetrieben, Büromanagement” (jedes Jahr) sowie als sybille.juergens@paritaet-nrw.org Jetzt bestellen Im neuen Jahresbericht finden sich Zah- len, Daten und Fakten sowie Rückblick und Ausblick auf die paritätische Arbeit. Hier präsentieren sich die Fachgruppen, verbundene Unternehmen und einige Mitgliedsorganisationen des Paritäti- schen NRW mit innovativen Projekten. Zu beziehen ist der Jahresbericht über die Landesgeschäftsstelle in Wuppertal, Pressse- und Öffentlichkeitsarbeit. Kontakt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Ansprechpartnerin: Sabine Schulte Telefon: 0202 28 22 489 sabine.schulte@paritaet-nrw.org
Selbsthilfe 19 Mit verstärkter öffentlicher Präsenz Menschen für Selbsthilfe sensibilisieren. #gemeinsam.laut.stark Selbsthilfe zeigt Gesicht – ein Projekt der Selbsthilfe-Kontakt- Selbsthilfe im Paritätischen NRW stelle im Kreis Paderborn mit Modellcharakter. Die Selbsthilfe-Kontaktstelle im Kreis Paderborn ist eine von 37 Selbsthilfe- Bürger*innen für das Thema Selbsthil- Präsenz bei Veranstaltungen im Kreis Kontaktstellen und -Büros in Träger- fe sensibilisieren und Hemmschwellen Paderborn verstärkt werden. Die Vernet- schaft des Paritätischen NRW. abbauen: Im Projekt „#gemeinsam.laut. zung mit Initiativen der Quartiersarbeit und stark – Selbsthilfe zeigt Gesicht” entwickelt Quartiersentwicklung soll Menschen den Die Fachkräfte in den Einrichtun- und erprobt die Selbsthilfe-Kontaktstelle Kontakt zur Selbsthilfe ebenso erleichtern gen informieren und beraten Bür- im Kreis Paderborn mit Selbsthilfe-Akti- wie themenbezogene Veranstaltungen. ger*innen vor Ort zu allen Themen ven Wege in die Selbsthilfe. der Selbsthilfe, vermitteln in beste- Soziale Netzwerke nutzen hende Gruppen, verweisen auf pro- Anknüpfen kann die Selbsthilfe-Kontakt- Aber auch im digitalen Bereich sollen die fessionelle Hilfsangebote, helfen bei stelle an die Ergebnisse aus dem vorange- Potenziale künftig besser ausgeschöpft der Gründung einer Gruppe und gangenen Projekt „Junge Selbsthilfe”. Ziel- werden: „Neben Facebook wollen wir organisieren Veranstaltungen und gruppe damals waren junge Erwachsene zukünftig auch Instagram und Nachbar- Fortbildungen. zwischen 18 und 35 Jahren. „Im aktuellen schaftsportale als Informationskanäle Neue Wege beschreiten Projekt schauen wir, wie wir die Erkennt- nutzen”, so Bielefeld. In Fortbildungen In Projekten wird die Selbsthilfe ste- nisse auf altersunabhängige Zugangs- und sollen Selbsthilfe-Aktive lernen können, tig weiterentwickelt und neu Wege Informationswege übertragen können”, wie soziale Netzwerke funktionieren und beschritten. Mehr zum aktuellen erklärt Hanna Bielefeld, Projektreferentin erfolgreich betrieben werden. Projekt der Selbsthilfe-Kontaktstelle in der Paderborner Selbsthilfe-Kontaktstel- im Kreis Paderborn gibt es unter Ergebnisse bundesweit nutzbar le. Bereits im Herbst 2019 trafen sich dazu www.selbsthilfe-paderborn.de Mitglieder aus Selbsthilfegruppen und Mit-Exemplarisch im Kreis Paderborn arbeitende der Selbsthilfe-Kontaktstelle zu erprobt, können die Ergebnisse dann einer Ideen-Werkstatt. auch für andere Selbsthilfegruppen und Selbsthilfe-Kontaktstellen interessant Präsenz in der Öffentlichkeit erhöhen sein, denn Ausgangslage und Herausfor- Um die Selbsthilfe-Kontaktstelle und derungen sind allenorts ähnlich. Gefördert Angebote der Selbsthilfegruppen im Kreis von der Schwenniger Krankenkasse läuft bekannter zu machen, soll die öffentliche das Projekt noch bis 31. August 2020.
20 Schuldnerberatung Wenn der Schuldenberg zu hoch wird Seit 20 Jahren hilft die Verbraucherinsolvenz überschuldeten Menschen. Rechtsanspruch, Richtlinien und ein ganzheitlicher Ansatz: Was bewegt die soziale Schuldnerberatung heute? In Nordrhein-Westfalen sind zwölf mitgewirkt, dass diese im Interesse der Was sind aktuell die größten Heraus- Prozent der Menschen überschuldet. betreffenden Beratungsstellen positiv forderungen in der Schuldnerberatung? Armut, Krankheit, familiäre Probleme: verändert wurden. Zum Beispiel bei der XX Elbers: Die Nachfrage nach Schuldner- Die Gründe sind vielfältig und treten Frage, wie die Rechtsberatung ermög- beratung ist sehr hoch. Beratungsstellen in allen Bevölkerungsschichten auf. licht wird, konnten wir gerade kleinere haben aber Schwierigkeiten hinsichtlich Soziale Schuldnerberatung muss daher Beratungsstellen unterstützen. der Refinanzierung ihrer Arbeit, da sie ganzheitlich arbeiten, dafür plädieren Gelder oft nur für bestimmte Personen- Georg Eickel und Alexander Elbers, „Wir brauchen einen gruppen erhalten. Wir fordern daher Fachreferenten Schuldnerberatung im Rechtsanspruch auf einen niedrigschwelligen, offenen Paritätischen NRW. Und sie braucht eine Schuldnerberatung.“ Zugang zur Schuldnerberatung mit bessere Finanzierung. Denn die jetzigen einem Rechtsanspruch für alle. Beratungsangebote reichen nicht aus. Georg Eickel: Über die Verbraucherin- XX solvenz hinaus gibt es etwa im Bereich XX Eickel: Eine Entschuldung bietet Men- FORUM: 20 Jahre Verbraucherinsol- des Girokontos wichtige Verbesserun- schen wieder eine neue Perspektive. venz: Der Paritätische NRW ist seit der gen. Nicht nur die Entschuldung ist das Sie reicht aber oft allein nicht aus, um ersten Stunde aktiv dabei. Was sind hier Ziel, sondern bis dahin auch die Siche- die Problemlagen nachhaltig zu lösen. wichtige Entwicklungen? rung der Existenz, also Geld zu sichern, Betroffene stecken oft in einem Teufels- XX Alexander Elbers: Die Verbraucher- das Betroffene noch haben. Dies wurde kreis aus Armut und Überschuldung. Sta- insolvenz als gerichtliches Entschul- 2010 durch das Pfändungsschutzkonto tistiken der letzten Jahren haben gezeigt, dungsverfahren war eine große Verbes- möglich. Seit 2017 gibt es außerdem den dass trotz guten Wirtschaftswachstums serung. Vor 1999 konnten private Haus- Rechtsanspruch auf ein Basiskonto – eine die Zahl überschuldeter Menschen steigt halte nicht von Schulden befreit werden. wichtige Grundlage für Teilhabe, ohne – bundesweit sind es sieben Millionen. Seitdem haben wir einiges erreicht, zum Konto findet man keine Wohnung, keine Da sind wir gefordert: Warum ist das so, Beispiel, dass Verfahrenskosten gestun- Arbeit. und was können wir dagegen tun? det werden können. So haben auch mit- tellose Schuldner*innen die Möglichkeit, Insolvenzverfahren zu beantragen. Dem- nächst steht ein wichtiger Meilenstein bevor: die Umsetzung der EU-Restruk- turierungsrichtlinie in nationales Recht. Damit sollen Schuldner*innen bereits nach drei statt wie bislang nach sechs Jahren von ihren Schulden befreit sein. „Wir konnten mit den neuen NRW-Richtlinien die Beratungsstellen stärken.“ Georg Eickel Alexander Elbers Fachreferent Schuldnerberatung Fachreferent Schuldnerberatung Auch auf Landesebene gibt es eine Der Paritätische NRW Der Paritätische NRW Neuerung: NRW hat zum 1. August die Kreisgruppe Steinfurt Kreisgruppe Dortmund Richtlinien für die Anerkennung von geeigneten Stellen zur Schuldnerbera- Telefon: 02572 95 48 78 Telefon: 0231 18 99 89 18 tung geändert. Da haben wir maßgeblich georg.eickel@paritaet-nrw.org alexander.elbers@paritaet-nrw.org
21 © Lio putra – shutterstock Der Weg aus der Überschuldung ist hart. Aber machbar. Soziale Schuldnerberatung unterstützt die Menschen dabei. Sie setzen sich deshalb für eine sozia- Was sind weitere Angebote Ihres Fach- dafür stark, dass die Finanzierung aus- le, ganzheitliche Schuldnerberatung ein. bereichs für Mitgliedsorganisationen? gebaut wird und alle anerkannten Stellen Wie hilft sie überschuldeten Menschen? XX Eickel: Monatlich versenden wir den eine Förderung erhalten. XX Eickel: Es sind viele verschiedene „NRW Infodienst Schuldnerberatung“ an Faktoren, die zu Überschuldung führen alle Beratungsstellen und informieren XX Elbers: Ein weiteres zentrales Thema können: Armut, Arbeitslosigkeit, Nied- über fachliche und rechtliche Entwick- ist der Schutz vor Energiesperren, also rigeinkommen, Krankheit, Trennung und lungen, geben Hinweise zu Rechtsspre- dem Abstellen von Strom und Heizung Scheidung, ... Deshalb müssen wir die- chungen und ähnliches. Wir unterstüt- bei Rückständen. Zum Existenzminimum se auch mit in den Blick nehmen, sonst zen mit direkter fachlicher Beratung, es gehört für uns nicht nur das Dach über behandeln wir nur Symptome. Schuld- finden Fortbildungen, Facharbeitskreise den Kopf, sondern auch Licht und Wärme nerberatung muss sich dem gesamten und Inhouse-Schulungen statt. in der Wohnung. Wir brauchen hier eine Kontext der Familie und all ihren Prob- genaue Regelung, dass dies gewährleis- lemen widmen. Damit grenzen wir uns Was fehlt bislang noch für eine wirk- tet ist und bei Rückständen strukturell positiv ab von gewerblichen Schuld- lich umfassende Schuldnerberatung? andere Lösungen gefunden werden. nerberatungen, die wir wegen ihres XX Eickel: Wir fordern den Rechtsan- wirtschaftlichen Interesses sehr kritisch spruch auf Schuldnerberatung für alle. „Die neue EU-Richtlinie sehen. Dazu muss aber auch die Finanzierung muss ohne Wenn und Aber deutlich ausgebaut werden. Denn der- für alle Betroffenen gelten.“ „Ganzheitliche Schuldner- zeit haben wir viel zu wenig Beratungs- beratung beachtet das kapazitäten, und auch nicht alle Stellen Was sind weitere wichtige Schritte? gesamte soziale Umfeld.“ erhalten eine Landesförderung. Insge- XX Elbers: Auf Bundesebene steht jetzt samt gibt es 209 anerkannte Schuld- die Umsetzung der neuen EU-Restruk- Elbers: In der Schuldnerberatung XX nerberatungsstellen in NRW, 13 davon turierungsrichtlinie an. Doch auch auf gehen immer auch Anfragen aus ande- im Paritätischen NRW. Darüber hinaus Landesebene müssen wir hier aktiv wer- ren Arbeitsfeldern ein wie der Suchtkran- machen im Verband andere Sozialbera- den. Es darf nicht sein, dass ein Sonder- kenhilfe, der sozialpädagogischen Famili- tungsstellen auch Schuldnerberatung. recht für Arme, die die Verfahrenskosten enhilfe, der Straffälligenhilfe. Mit unserer Dennoch reicht dieses Angebot längst nicht zahlen können, geschaffen wird. Broschüre „Über den Gartenzaun“ bieten nicht aus. Hier muss das Land etwas tun. Wir fordern, dass die Drei-Jahres-Regel wir Kolleg*innen aus angrenzenden Fel- Nächstes Jahr werden die NRW-Förder- bis zur Schuldenfreiheit auch in Nord- dern erste Hilfestellung und Informatio- richtlinien zur Verbraucherinsolvenzbe- rhein-Westfalen ohne Wenn und Aber für nen zu dem Thema. ratung überarbeitet. Wir machen uns alle Betroffenen gilt.
22 Kurz notiert PERSONALENTWICKLUNG Herzlich Willkommen! Ein Mal im Jahr veranstaltet der Paritäti- sche NRW einen Info-Tag für neue Kol- leg*innen, die im Laufe des Jahres ihre Tätigkeit beim Verband aufgenommen haben. Hier lernen die Neuen sich nicht nur gegenseitig kennen, sondern erhal- ten auch einen Einblick in die Struktur des Verbandes und einen Überblick über Geschichte und Leitbild. Gute Arbeitsbe- dingungen sind dem Paritätischen NRW als Arbeitgeber sehr wichtig. Dazu gehö- ren ein fairer, wertschätzender Umgang, die Unterstützung der individuellen Wei- terbildung sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Paritätische NRW stellt in vielen verschiedenen Bereichen ein. Aktuelle freie Stellen stehen auf der Internetseite des Verbandes. www.www.paritaet-nrw.org > Rat und Tat > Stellenangebote STATIONÄRE PFLEGE GESELLSCHAFTLICHER ZUSAMMENHALT SUCHT- UND GEFÄHRDETENHILFE EQ-Fächer bestellen Buntes Bottrop Angehörige einbeziehen © Anastasia Vityukova/ Unsplash.com Das neue Verfahren zur Qualitätsprü- Im November hatte das Bündnis Buntes Wie kann man Angehörige in der Thera- fung und -darstellung in vollstatio- Bottrop, in dem sich auch die Kreisgrup- pie von Menschen mit Suchterkrankung nären Einrichtungen steht vor seiner pe des Paritätischen vor Ort engagiert, zu sinnvoll einbeziehen? Dieser Frage ging praktischen Umsetzung. Einen schnel- einer Kundgebung unter dem Titel „Lasst eine Fachtagung auf den Grund, zu der len und unkomplizierten Überblick uns froh und bunter sein – für eine offene arwed e. V. (Arbeitsgemeinschaft der über alle relevanten Indikatoren gibt Stadtgesellschaft“ aufgerufen. Rund 150 Rheinisch-Westfälischen Elternkreise der „EQ-Fächer“, eine Ausfüllhilfe zur Menschen sind dem Aufruf gefolgt und drogengefährdeter und -abhängiger Erfassung von Versorgungsergebnissen haben sich versammelt, um gemeinsam Menschen e. V. in NRW), die Landschafts- in der stationären Langzeitpflege. Mit- Flagge gegen Rassismus, Antisemitismus verbände Rheinland und Westfalen- gliedsorganisationen des Paritätischen und Rechtsextremismus in Bottrop zu Lippe sowie der Fachbereich Sucht- und erhalten einen Rabatt beim Kauf und zeigen. Zu den Redner*innen gehörte Gefährdetenhilfe des Paritätischen NRW zahlen 17,95 Euro statt 19,95 Euro. Alle auch Christian Woltering, Landesge- eingeladen hatten. Die Dokumentation Bestellmöglichkeiten unter: schäftsführer des Paritätischen NRW. Das ist online verfügbar. kurzelinks.de/4vuo Bündnis besteht seit 2012. www.arwed-nrw.de
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