Für Gebäude CO2-Global-Budget - Rainer Vallentin

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Für Gebäude CO2-Global-Budget - Rainer Vallentin
CO2-Global-Budget
Rainer Vallentin   Aktualisierung der Klimaschutzstandards für den deutschen Wohnbau

                                                für Gebäude

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Für Gebäude CO2-Global-Budget - Rainer Vallentin
Warum eine Aktualisierung?

Nach 10 Jahren ist es notwendig, die Klimaschutz-Szenarien        CO2-Global-Budget für Gebäude
zum Wohngebäudepark Deutschlands zu überarbeiten und auf          Im Vorfeld der Ausarbeitung der Klimaschutzszenarien war zu-
den neuesten Stand zu bringen. Dies betrifft zuallererst „tech-   nächst zu definieren, wie ein umsetzbarer Weg aussieht, der
nische“ Anpassungen:                                              die Pariser Klimaziele einhält. Dabei steht die Frage im Vor-
• Berücksichtigung der Bevölkerungs-, Haushalts- und              dergrund, welche maximale Menge an Treibhausgasemissio-
   Wohnflächenentwicklung im Zeitraum 2005 – 2018 und             nen weltweit noch künftig in die Atmosphäre gelangen darf. Als
   deren Fortschreibungen in Bevölkerungs- und Wohnungs-          CO2-Global-Budgets werden diese Mengenangaben auf be-
   prognosen, weil diese wesentliche Mengenkomponenten            stimmte Klimalimits – z.B. 1,5-, 1,7- oder 2,0-Grad-Ziel – be-
   in den Szenarien darstellen.                                   zogen und verschiedenen Eintrittswahrscheinlichkeiten – z.B.
• Modellierung der Entwicklung der Heizstruktur im Zeitraum       33%, 50%, 67% bzw. 83% – zugeordnet (siehe Tabelle 1.1).
   2005 - 2018, weil sich daraus wichtige Hinweise für
   Strategien zur notwendigen Dekarbonisierung der Heiz-          Die Menge an Treibhausgasen, die weltweit noch emittiert wer-
   systeme bis 2050 ableiten lassen. Für die künftige Ent-        den darf ist endlich und knapp bemessen. So knapp, dass nur
   wicklung werden zusätzlich Szenarien anderer Autoren           noch ein extrem kleiner Zeitraum verbleibt, um die derzeit ho-
   herangezogen und auf Plausibilität hinsichtlich ihrer An-      hen Emissionen auf Null zu führen.
   wendung auf den Wohngebäudepark geprüft.
• Einarbeiten der Veränderungen der Stromerzeugungs-              Über eine nationale und sektorale Zuordnung kann das CO2-
   struktur Deutschlands seit 2005 und der Beschlüsse zum         Budget schließlich für die Wohnnutzungen in Deutschland an-
   Kohleausstieg. Hierzu werden Szenarien anderer Autoren         gegeben werden. In dieser Studie wird das CO2-Budget für das
   ausgewertet, die unterschiedliche Annahmen zur Substitu-       Wohnen zum ersten Mal systematisch in Klimaschutzszenari-
   ierung der heute brennstoffgestützten Systeme durch            en angewendet und bildet dabei den zentralen Indikator. Von
   Strom treffen. Dies betrifft insbesondere die künftige Wär-    großem Vorteil ist hierbei, dass die klimarelevante Qualität ver-
   meerzeugung (Wärmepumpen) und Mobilität (Elektromobi-          schiedener Klimaschutzstrategien mit einer einfachen Kenn-
   lität, erneuerbare Kraftstoffe) sowie Industrieprozesse.       größe abgebildet werden kann.
• Abgleich mit Verbrauchsdaten zum Endenergiebedarf des
   Wohngebäudeparks für Wärme und Strom mit Hilfe der             Paris-kompatibles Bauen
   Daten aus verschiedenen Veröffentlichungen.                    Ein Paris-kompatibles Bauen orientiert sich an den CO2-Bud-
• Abschätzung zum Stand der energetischen Sanierungen             gets für Gebäude, die das 1,7 Grad-Limit mit einer Eintritts-
   im Wohngebäudebestand aufgrund von Studien zur Sanie-          wahrscheinlichkeit von 67 % einhalten können. Mit Hilfe von
   rungsrate bzw. zur Sanierungstiefe.                            Langfristszenarien (2020 - 2070) lassen sich die konkreten An-
• Anpassung der Klimaziele der Aktualisierung an den völker-      forderungen an die energetische Qualität von Neubauten so-
   rechtlich verbindlichen Beschlüssen der Pariser Klimakon-      wie für Modernisierungen im Bestand entwickeln und schließ-
   ferenz 2015 mit Hilfe der CO2-Global-Budgets (SRU 2022).       lich in Form von Klimaschutzstandards definieren.

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Für Gebäude CO2-Global-Budget - Rainer Vallentin
Kernthesen

    Die Kernaussagen der Szenarienstudie zum Klimaschutz im          chergerechte Bilanzierung der Wohnnutzungen erfolgen. In
    deutschen Wohngebäudepark lassen sich folgendermaßen             den Szenarien werden grundlegende Handlungsoptionen ge-
    zusammenfassen:                                                  genübergestellt. Dies betrifft einerseits das Zusammenspiel
                                                                     von energetischen Qualitäten der Gebäudehüllen, Lüftung und
    1 CO2-Global-Budget für Gebäude (Wohnnutzungen)                  Versorgungssysteme. Andererseits können hierbei auch ver-
    Ein Bauen, das in Übereinstimmung mit den Pariser Klima-         schiedene Umsetzungsstrategien und der Einfluss des Nutzer-
    zielen steht, basiert auf den CO2-Global-Budgets, wie sie das    verhaltens und des Klimawandels mit untersucht werden. We-
    IPCC jüngst veröffentlicht hat (IPCC 2021). Die Menge an         gen der großen Trägheit des Gebäudeparks in Bezug auf Ver-
    Treibhausgasen, die noch global emittiert werden darf ist end-   änderungsprozesse sind lange Zeiträume zu betrachten.
    lich. Es steht nur noch ein extrem kleiner Zeitraum zu Verfü-
                                                                     4 Differenzierte Modellierung des Wohngebäudeparks
    gung, um die derzeit hohen Emissionen auf Null zu führen. An-
                                                                     Für die Auswertung der Szenarien ist entscheidend, dass der
    hand des Anteils Deutschlands an der Weltbevölkerung von
                                                                     komplexe Wohngebäudebestand im Hinblick auf Gebäudety-
    1,1 % und dem Anteil des Wohnens an den nationalen Treib-
                                                                     pen (z.B. Ein- und Mehrfamilienhäuser), Baualter, Konstrukti-
    hausgasemissionen von 25 % lässt sich für das 1,7-Grad-Ziel
                                                                     onsarten und Eingriffsempfindlichkeit (Baudenkmale, bedingt
    ein Pro-Kopf-Budget in Höhe von 23 Tonnen bestimmen. Dies
                                                                     und voll sanierbarer Bestand) differenziert modelliert ist. Nur so
    bildet die Grundlage für Bewertung der Szenarien.
                                                                     lassen sich die unterschiedlichen Herangehensweisen im Neu-
    2 Entwicklung der Treibhausgasemissionen seit 2005               bau und Bestand sowie die speziellen Umsetzungshemmnisse
    Innerhalb der letzten 15 Jahre konnten die Pro-Kopf-Emissio-     bei der energetischen Modernisierung angemessen abbilden.
    nen durch die Wohnnutzungen kaum abgesenkt werden. Da-
                                                                     5 Zentrale Ergebnisse
    durch hat sich die Ausgangslage für einen effektiven Klima-
                                                                     Die Referenzszenarien repräsentieren „Weiter-so“-Entwicklun-
    schutz markant verschlechtert. Gründe hierfür sind fehlende
                                                                     gen. Sie stehen in keinem Fall in Übereinstimmung mit den Pa-
    Effizienzerfolge bei den Gebäuden (Hülle, Lüftung, Stromaus-
                                                                     riser Klimazielen. Selbst mit dem Einsatz umfangreicher CO2-
    stattungen) und die Dominanz fossiler Heizsysteme. Nur bei
                                                                     Senken kann der notwendige Ausgleich nicht mehr hergestellt
    der Stromerzeugung ist ein klimagerechter Pfad eingeleitet.
                                                                     werden. Die Klimaschutzszenarien beinhalten die Umsetzung
    3 Szenariengestützte Untersuchung                                einer hohen Qualität hinsichtlich Energieeffizienz und erneu-
    Als Methode kommen in dieser Studie szenariobasierte Mo-         erbarer Energien. Wegen des Stillstands der letzten 15 Jah-
    dellrechnungen zum Einsatz. Zugrunde gelegt ist ein diffe-       re wird hier jedoch nur ein grenzwertiger Klimaschutz erreicht,
    renziertes Abbild des Wohngebäudeparks mit 52 Gebäudety-         Unter günstigen Umsetzungsbedingungen und dem Einsatz
    pen und aller energierelevanter Nutzungsarten des Wohnens        von CO2-Senken ist eine Zielerreichung noch möglich. Bei den
    (Raumwärme, Lüften, Warmwasser, sämtliche Stromanwen-            Klimaschutz-Plus-Szenarien kommen ab 2030 zusätzlich tech-
    dungen) sowie der zugeordneten Heizsysteme und der deut-         nologische Fortschritte mit ins Spiel, die heute bereits in Form
    schen Stromerzeugung. Auf dieser Basis kann eine verursa-        von Prototypen oder Konzeptstudien existieren. Nur hier ist die

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Für Gebäude CO2-Global-Budget - Rainer Vallentin
Einhaltung des 2-Grad-Budgets nachweisbar. Für einen voll-         tig 1860 Mio t CO2-Äquivalente und ist damit fast so groß wie
wertigen Klimaschutz, der das 1,7-Grad-Budget nicht über-          das 1,7-Grad-Budget. Zudem wäre das Energiesystem um ei-
schreitet ist zusätzlich der Einsatz von CO2-Senken in Höhe        nen Faktor 3,4 größer, als im Szenario Klimaneutral 2050.
von ca.  0,7 - 1,0 Gt notwendig (Szenario Klimaneutral 2050).
                                                                   9 Klimagerechtes Konsum- und Nutzerverhalten
6 Drei Hauptstrategien                                             Unter dem Überbegriff Suffizienzstrategien werden unter-
Hohe Energieeffizienz, der Wechsel von fossilen zu erneuer-        schiedliche Maßnahmen zusammengefasst, bei denen Frei-
baren Versorgungssystemen und die Schaffung von CO2-Sen-           willigkeit und individuelle Beweggründe eine Rolle spielen. In
ken im Gebäude oder an anderen Orten stellen die drei unver-       einer seperaten Szenarienfamilie wurde untersucht, welche
zichtbaren Hauptstrategien für den Paris-kompatiblen Umbau         Beiträge durch ein klimagerechtes Nutzerverhalten (Absen-
des Wohngebäudeparks dar.                                          kung der Raumtemperatur und des Warmwasserverbrauchs)
                                                                   und durch andere Konsummuster (Akzeptieren kleinerer Woh-
7 Gelegenheiten für hohe Qualität nutzen
                                                                   nungsgrößen, reduzierte Ausstattungen) erschlossen werden
Immer dann, wenn ein Neubau ansteht oder im Bestand eine
                                                                   können. Der Einfluss ist vor allem in der Anfangsphase bis
Bau- oder Technikkomponenten instand zu setzen oder zu er-
                                                                   2040 bedeutend.
neuern ist, ergibt sich die Gelegenheit eine hohe anstelle ei-
ner mittleren Qualität zu realisieren. Die hohe Qualität ent-      10 Systemdienlichkeit des Gebäudeparks
spricht der Güte des Passivhauskonzeptes (Wärmeschutz,             Für den Klimaschutz ist es notwendig, den Gebäudepark als in-
Wärmerückgewinnung bei Lüftung, Stromeffizienz, erneuerba-         tegralen Bestandteil des erneuerbaren Energiesystems zu ver-
res Heizsystem). Bei anstehenden Reparaturen bzw. dem Aus-         stehen. Die Gebäude selbst und deren Versorgungssysteme
tausch ergibt sich die Gelegenheit von einem fossilen auf ein      können darin Aufgaben des Lastmanagements und der Rück-
erneuerbares Heizsystem zu wechseln. Der Neubau und ener-          verstromung saisonal gespeicherter Energie übernehmen.
getische Modernisierungen sollten darüber hinaus unter Ein-
                                                                   11 Energieautonomie
satz von Holzbauweisen und nachwachsenden bzw. Recyc-
                                                                   Mit den drei Hauptstrategien Erneuerbare, Effizienz und CO2-
ling-Baustoffen erfolgen. Damit können zugleich CO2-Senken
                                                                   Senken gelingt es, sich aus der Abhängigkeit von fossilen Ener-
geschaffen und sicher eingelagert werden.
                                                                   gieträgern zu befreien. Entscheidend ist die Effizienzstrategie,
8 UND-Strategien                                                   weil sie ermöglicht, das künftige erneuerbare Energiesystem
Für den Klimaschutz kommt es entscheidend darauf an, die           gegenüber dem heutigen um einen Faktor vier zu verkleinern.
Strategien sinnvoll zu verknüpfen und diese nicht gegenein-        Dies hat den Effekt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energi-
ander auszuspielen. Insbesondere Effizienz und Erneuerbare         en schneller erfolgt und dabei zudem die Belange des Umwelt-
lassen sich in der notwendigen Geschwindigkeit nur miteinan-       und Kulturschutzes berücksichtigt werden können.
der realisieren. Sie stützen sich in der Analogie eines „Hebels“
                                                                   12 Klimaökonomie
gegenseitig.
                                                                   Für die erfolgreiche Umsetzung der Klimaschutzstrategien ist
Deutlich erkennbar wird dies an der „Effizienzlücke“, die bei      eine grundlegend neue Ökonomie notwendig, die der Bean-
dem willkürlichen Weglassen der Effizienzstrategie entstehen       spruchung von Umweltressourcen einen Preis zuordnet. Priva-
würde, wie dies z.B. im Konzeptansatz „Einfach Bauen“ (Nag-        te und öffentliche Investitionen in Klimaschutz sind zu erleich-
ler et al. 2020) vorgeschlagen wird. Sie umfasst emissionssei-     tern und gegebenfalls durch Förderungen zu unterstützen.

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Für Gebäude CO2-Global-Budget - Rainer Vallentin
1 Zusammenfassung

                                         Diese Studie verfolgt das Ziel aufzuzeigen, wie die konkrete         1.1   Paris-kompatibler Gebäudepark / Herleitung des
                                         Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens für den deut-             		    CO2-Globalbudgets für Wohngebäude
                                         schen Wohngebäudepark ausgestaltet werden kann.
                                                                                                              Unter „Paris-Kompatibilität“ wird ein Klimaschutz verstanden,
                                         Der Betrachtungsrahmen entspricht dem Sektor der privaten            der in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen
                                         Haushalte. Er wird jedoch verursachergerecht um die anteilige        steht. Damit wird bewusst eine Abgrenzung von ungenau de-
                                         Strom- und Fernwärmeversorgung erweitert, damit z.B. der an-         finierten Klimaschutzkonzepten wie „Klimaneutraler Gebäude-
                                         stehende Wandel weg von den fossilen Heizsystemen hin zu             bestand“ oder „Klimagerechtes Bauen“ gesucht, die im Hinblick
                                         Wärmepumpenheizungen und erneuerbarer Nah-/Fernwärme                 auf die Umsetzung und den Zeitpfad weitgehend unbestimmt
                                         zutreffend abgebildet werden kann. Anders als in den gesetzli-       bleiben. Die Operationalisierung des Pariser Klimaschutzziels
                                         chen Energiebilanzierungsverfahren werden sämtliche Strom-           erfolgt über das CO2-Global-Budget und seine nationale sowie
                                         anwendungen in den Wohngebäuden mitbilanziert. Einerseits            sektorale Zuordnung auf den deutschen Wohngebäudepark.
Tabelle 1.1
CO2-Global-Budgets ab 2020 für           sind diese Bestandteil des Sektors der privaten Haushalte und
verschiedene Klimaschutzziele und        andererseits stellen diese neben der Raumwärme das zweit-            Das CO2-Global-Budget beschreibt, welche Kohlendioxidemis-
Eintrittswahrscheinlichkeiten gemäß      wichtigste Handlungsfeld dar. Der Energieaufwand und die             sionen in Zukunft noch weltweit ausgestossen werden dürfen
IPCC. Zuordnung der Pro-Kopf-
CO2-Budgets für Deutschland durch        Treibhausgasemissionen der Baumaterialien und Bauprozes-             um mit einer bestimmten Eintrittswahrscheinlichkeit ein vorge-
Zuweisung des 1,1%-Anteils an der        se werden hingegen nicht mit bilanziert (1).                         gebenes Klimaziel (z.B. Überschreitung der globalen Mittel-
Weltbevölkerung. Für die Wohnnut-                                                                             temperatur gegenüber vorindustriellem Stand um 2,0 bzw. 1,5
zungen kann davon ein Viertel in
Anspruch genommen werden. Zur
                                         Auf der Bilanzierungsebene End- und Primärenergie sowie den          Grad) einzuhalten (vgl. IPCC 2021, SfP, S. SPM-38). Die Zu-
besseren Orientierung ist der Pfad       daraus resultierenden Treibhausgasemissionen beanspruchen            ordnung des CO2-Global-Budgets auf Länder und Sektoren er-
C, der einen Paris-kompatiblen           die Wohnnutzungen in den letzten Dekaden etwa 25 % der ge-           fordert die Einbeziehung von Gerechtigkeitsgrundsätzen, kann
Klimaschutz repräsentiert, grau
                                         samten Energiebedarfs bzw. des Global Warming Potentials             also nicht auf objektiv-wissenschaftlicher Basis erfolgen. Hier
hinterlegt. Quellen: (IPCC 2021,
SfP, S. SPM-38) und eigene Be-           (siehe Tab. 1.2). Sie stellen somit einen Schlüsselsektor für die    hat sich als Bezugsgröße für die Verteilung auf Ländergrup-
rechnungen.                              nationale Klimaschutzstrategie Deutschlands dar.                     pen oder einzelne Nationen der Anteil an der Weltbevölkerung
                                                                                                              allgemein durchgesetzt (2). Für Deutschland beträgt dieser
                                                                                                              1,1 %. Unter Berücksichtigung des Anteils des Wohngebäu-
              Klimaschutzziel         CO2-Globalbudget ab 2020   Pro-Kopf-CO2-Budget   Pro-Kopf-CO2-Budget
  Pfad
            (Wahrscheinlichkeit)            (IPCC 2021)          Deutschland ab 2020   Deutschland - Wohnen
                                                                                                              deparks von 25 % an den klimarelevanten deutschen Gesam-
                                                                                                              temissionen ergeben sich folgende wohngebäudebezogene
     A         2 Grad (50 %)                  1350 Gt                  180 t/P               45,1 t/P         CO2-Budgets (siehe Tabelle 1.1):
     B         2 Grad (67%)                   1150 Gt                  154 t/P               38,5 t/P         • 2-Grad (Eintrittswahrscheinlichkeit 50%): 45,1 t/P
     C        1,7 Grad (67%)                   700 Gt                  93 t/P                23,3 t/P
                                                                                                              • 2-Grad (Eintrittswahrscheinlichkeit 67%): 38,5 t/P
                                                                                                              • 1,75-Grad (Eintrittswahrscheinlichkeit 67%): 23,3 t/P
     D        1,5 Grad (67%)                   400 Gt                  53 t/P                13,3 t/P
                                                                                                              • 1,5-Grad (Eintrittswahrscheinlichkeit 67%): 13,3 t/P

10
Für Gebäude CO2-Global-Budget - Rainer Vallentin
Die Spannbreite der Werte ist erheblich.  Zugleich
                                       Gebäude       wird (Nutzung)
                                                - Energie deutlich,                                                                                     Gebäude - Energie (Nutzung)
dass das Zeitfenster für einen Klimaschutz in Richtung des
                                       Baumaterialien / Bauprozesse                    Treibhausgasemissionen Deutschland 2014                          Baumaterialien / Bauprozesse
1,5-Grad-Ziels inzwischen sehr klein geworden      ist. Eine „Wei-
                                       Sonstige Emissionen                    Zuordnung Gebäude
                                                                                           (verursachergerechte
                                                                                                     Bilanzierung)
                                                                                                                                            Sonstige Emissionen
ter so“-Strategie ist in keinem Fall mehr möglich. Jede weitere
Verzögerung hat nun zur Folge, dass ein Klimaziel nach dem
anderen außer Reichweite für eine noch wirtschaftlich vertret-                                                              Energieverbrauch
bare Umsetzung wird. Am anschaulichsten werden diese Zu-                                                                    Gebäudepark
                                                                                                                            ca. 297 Mio t/a
sammenhänge, indem man die Reichweite in Jahren angibt,
                                                                                                                            (33 %)
bis das jeweilige Budget aufgebraucht ist, wenn man die heuti-                                                                            
gen Pro-Kopf-Emissionen (ca. 2,5 t/Pa) beibehalten würde:                                                                                      
• 2-Grad (Wahrscheinlichkeit 50%): 18 Jahre
                                                                                                                                           Abbildung 1.1
• 2-Grad (Wahrscheinlichkeit 67%): 15 Jahre                                                                                                  Treibhausgasemissionen
                                                                                                                                                                         2014 in
• 1,7-Grad (Wahrscheinlichkeit 67%): 9 Jahre                                                                                                      Deutschland und Zuordnung Ge-
                                                                      Sonstige                                              Baumaterialien +
• 1,5-Grad (Wahrscheinlichkeit 67%): 5 Jahre                          Emissionen                                            Bauprozesse
                                                                                                                                              bäudesektor getrennt nach Nutzung
                                                                                                                                              (Wärme / Strom) und Emissionen
                                                                      ca. 541 Mio t/a                                       ca. 65 Mio t/a
                                                                                                                                                     für die Herstellung von Baumate-
Derzeit beansprucht der Gebäudesektor 40 % der Treibhaus-             (60 %)                                                (7 %)
                                                                                                                                                     rialien und Bauprozesse. Quelle:
gasemissionen Deutschlands. Davon entfallen mehr als 80 %                                                                                            (BBSR 2020, S.17)
auf die Nutzungsphase (Heizen, Lüften, Warmwasser- und
sämtliche Stromanwendungen in den Gebäuden) und etwa 20
% auf die Herstellung von Baumaterialien und Bauprozesse
                                    Nutzung
(vgl. BBSR 2020, S. 17 und Darstellung      Wohnen
                                       in Abb. 1.1 und 1.2).                                                                                            Nutzung Wohnen
                                        Nutzung Nichtwohnen                        Treibhausgasemissionen Gebäudesektor 2014                            Nutzung Nichtwohnen
Damit sind die elementaren            Materialien
                               Gewichtungen    der/ Bauprozesse
                                                     Klimaschutz-            Verteilung Nutzungsphase versus
                                                                                                  Materialien/Bauprozesse
                                                                                                                                         Materialien / Bauprozesse
strategien bereits vorgegeben: An erster Stelle steht die Re-
                                                                      Materialien /
duktion der Treibhausgasemissionen in der Nutzungsphase,              Bauprozesse
die fast vollständig mit den Energieanwendungen in den Ge-            ca. 65 Mio t/a                                        Nutzung
bäuden in Verbindung steht. Die Hauptstrategien hierbei sind          (18 %)                                                Wohngebäude
                                                                                                                            ca. 207 Mio t/a
Energieeffizienz und der Ausstieg aus den fossilen Wärme-                                                                   (57 %)
und Stromerzeugungen. Gleichwohl ist zeitgleich eine Dekar-
bonisierung der Baustoffe und der Bauprozesse erforderlich.                                                                         
Ihre anteilige Bedeutung wird im Zuge der kommenden Emissi-                                                                          
onsminderungen in der Nutzungsphase tendenziell zunehmen                                                                             
und der Aufbau einer CO2-armen Kreislaufwirtschaft viel Zeit
                                                                      Nutzung
in Anspruch nehmen. Ferner ist zu erwarten, dass zur Steige-          Nichtwohngebäude
                                                                                                                                                   Abbildung 1.2
                                                                                                                                                   Treibhausgasemissionen 2014 in
rung der Energieeffizienz und für den Ausbau der erneuerba-           ca. 90 Mio t/a
                                                                                                                                                   Deutschland im Gebäudesektor bei
ren Energien ein vorübergehender Anstieg der materialbeding-          (25 %)
                                                                                                                                                   verursachergerechten Zuordnung.
ten Emissionen erfolgt (vgl. BBRS 2020, S.27).                                                                                                     Quelle: (BBSR 2020, S.17)

                                                                                                                                                                                    11
                                                                                                                                                                                     1
Für Gebäude CO2-Global-Budget - Rainer Vallentin
IST - Entwicklung 1990 - 2018                                                                                                                                                        1.3		 IST -Entwicklung     der
                                                                                                                                                                                                      Entwicklung 1990     CO2-Emissionen seit 1990
                                                                                                                                                                                                                       - 2018
     Klimaschutz-Korridor                                                                        Deutschland: Pro-Kopf-Treibhausgas-Emissionen (CO2-Äquivalente)                              Klimaschutz-Korridor
                                                                                                     $   $  '$ *$#*(+$ ! $
     Klimaschutz-Zielfeld                                                                                Klimaschutz-Zielfeld / IST-Entwicklung
                                                                                                         "&&,$* #,%,$! $                   1990 - 2018
                                                                                                                                 $* $$* $)$*                                 Abb. 1.3. zeigt sind die CO2-Emissionen des deutschen
                                                                                                                                                                                          Wie Klimaschutz-Zielfeld
     CO2-Senken (1,5 Grad-Ziel)
                                                                                                                                                                                      Wohngebäudeparks im Zeitraum 1990 - 2005 von ca. 3500 kg/
                                                                                                                                                                                          Pa auf ca. 3000 kg/Pa gesunken. Hierbei spielten u.a. die sog.

                                                                 CO2-Äquivalent-Emissionen in kg/(Pa)
                                        
                                                                                                                          IST - Entwicklung
                                                                                                                          1990 - 2018                                                 „Wall-Profit“-Effekte eine Rolle, d.h. die Erneuerung der emis-
                                                                                                                                                                                          sionsintensiven Strom- und Wärmeversorgung in den neuen
                                                                                                                                                                                          
                                                                                                                                                                                          Bundesländern nach der Wiedervereinigung. Nach 2005 sind
                                                                                                        
Abbildung 1.3                                                                                                                                                     Trendentwicklung
                                                                                                                                                                                          die Pro-Kopf-Emissionen durch die Wohnnutzungen hingegen
                                                                                                        
Pro-Kopf-Treibhausgasemissionen                                                                                                                                   ca. 1500 kg/Pa (2050)   kaum
                                                                                                                                                                                              noch gesunken. Bildlich gesprochen haben sie in einer
der privaten Haushalte im Zeitraum                                                                                                                   Pfad B
                                                                                                                                                                  Pfad A
                                                                                                                                                                                          Seitwärtsbewegung den Klimaschutzkorridor verlassen. Die
1990 - 2018. Zur besseren Einord-                                                                       
nung sind eine Trendentwicklung
                                                                                                        Klimaschutz-
                                                                                                                                  Pfad C
                                                                                                                                                                                          Ursachen hierfür sind (3):
                                                                                                               Korridor
bis 2050 und der Klimaschutz-Kor-
                                                                                                                                                                                       • Der Neubau und die energetischen Modernisierungen mit
                                                                                                                                  Klimaschutz-Zielfeld
ridor und das Klimaschutz-Zielfeld                                                                                               125 - 500 kg/Pa                                             „mittlerer Qualität“ (z.B. Anforderungen EnEV bzw. GEG,
mit dargestellt. Die CO2-Senken für                                                                                                                      Pfad D
                                                                                                                                                                                          Sanierung bestenfalls mit Niedrigenergiekomponenten)
den Pfad D sind grün hinterlegt.                                                                                                                
Quelle: (UBA 2018) und eigene                                                                                                                                                                 bewirkten nur geringe Effizienzfortschritte beim Endener-
Berechnungen.                                                                                                                                                                                 gieverbrauch pro Person.
                                                                                                                                                                                          • Die Sanierungsrate von 1 % ist zu niedrig, um im Bestand
                                                       1.2		                                               Klimaschutzkorridor und -zielfeld                                                  eine durchgreifende Bedarfsreduzierung zu erreichen.
                                                                                                                                                                                          • Wegen dem stetig hinzu kommenden Neubau verharren
                                                      Zur Beurteilung der bisherigen Entwicklung und zur anschau-                                                                             Endenergieverbrauch und Treibhausgasemissionen auf
                                                      lichen Analyse der Zuverlässigkeit von Klimaschutz-Minde-                                                                               hohem Niveau.
Tab. 1.2                                              rungspfaden wurde in enger Anlehnung an (Kern 2016) ein Kli-                                                                        • Der Anteil fossiler Energieträger beträgt bei der Wärmever-
Vergleich der CO2-Emissionen der                      maschutzkorridor in Verbindung mit einem Zielfeld entwickelt                                                                            sorgung immer noch mehr als 85 %. Selbst im Neubau
privaten Haushalte mit den gesam-                     (siehe Abb. 1.3). Grundlage bilden die vier Klimaschutzpfade A                                                                          werden weiterhin fossile Heizsysteme eingebaut.
ten CO2-Emissionen in Deutschland
2005, 2010 und 2015. Angaben                          - D, in denen die jeweiligen Pro-Kopf-Budgets aus Tabelle 1.1                                                                       • Die Kohleverstromung und zu geringe Erfolge bei der
als Absolutwerte in Mio t/a und als                   eingehalten sind. Sie haben somit einen direkten Bezug zum                                                                              Stromeffizienz sind die größten Hemmnisse für einen wirk-
prozentualer Anteil. Quelle: (UBA                     CO2-Global-Budget. Der grau hinterlegte Klimaschutz-Korri-                                                                              samen Klimaschutz im Strombereich.
2018).
                                                      dor ist als der Bereich zwischen den Pfaden B und C definiert,                                                                      • Die umfangreichen und gleichzeitig kostenintensiven För-
 CO2-Emissionen (Mio t)                               der für einen Paris-kompatiblen Klimaschutz steht. Das Ziel-                                                                            derprogramme (z.B. KfW, Bafa) konnten in der Vergangen-
                                                      feld umfasst zusätzlich auch grenzwertige Entwicklungen, bei                                                                            heit diese Trends nicht umkehren. Dominierend war hier
 Jahr        2005    2010    2015                     denen das 2-Grad-Ziel nur mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit                                                                         die Förderung des KfW-Effizienzhauses 55 (4).
 Wohnen      220     221     213
                                                      von 50% erreicht würde. Für das 1,5-Grad-Ziel sind in jedem
                                                      Fall zusätzlich CO2-Senken notwendig, über die negative Emis-                                                                       Die letzten 15 Jahre waren somit verlorene Jahre für den Kli-
 Gesamt      867     832     796                      sionen (z.B. durch Entfernen von CO2-Emissionen aus der At-                                                                         maschutz. Als Folge hat sich der Gebäudepark von einem re-
                                                      mosphäre und langfristige Einlagerung) möglich sind. Diese                                                                          lativ einfach umsetzbaren zu einem besonders kritischen Sek-
 Anteil (%) 25,1     26,4    26,8
                                                      sind zur besseren Orientierung in Abb. 1.3 grün markiert.                                                                           tor gewandelt.

12                                                                                                                                                                                                                     1
Für Gebäude CO2-Global-Budget - Rainer Vallentin
1.4		      Szenariengestützte Untersuchung                                 formen, Bau- und Konstruktionsweisen, Baualtersklassen und
                                                                           Eingriffsempfindlichkeit berücksichtigt. Unterschiedliche Hand-
Als Methode kommen in dieser Studie szenariobasierte Mo-                   lungsoptionen werden in Form von Szenarien gegenüberge-
dellrechnungen zum Einsatz (vgl. Vallentin 2011, Teil IV). Die             stellt, in denen die energetische Qualität des Gebäude (Hül-
Untersuchung erfolgt über ein Kohortenmodell, in dem der                   le + Lüftungssystem) und die Wärme- sowie Stromversorgung
Wohngebäudepark über 52 Gebäudetypen abgebildet wird.                      nach übergeordneten Gesichtspunkten variiert werden.
Dabei kommt die IWU-Wohngebäudetypologie (IWU 2003 und
deren Aktualisierungen) zum Einsatz, die in leicht abgewandel-             Szenarien erzählen eine Geschichte, indem sie denkbare künf-
ter Form und ergänzt mit Neubautypen ein hoch differenziertes              tige Entwicklungen beschreiben. Dies erfolgt zumeist in ideal-
Abbild der Vielfalt des Wohngebäudeparks ermöglicht. Insbe-                typischer Form, um die Szenarien klar gegeneinander abzu-
sondere wurden dabei die Aspekte Gebäude- und Nutzungs-                    grenzen. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass die in den

Szenario               Heizwärme / Heizung            Warmwasser                      Lüftung                         Haushaltsgeräte

                       Spezifischer Nutzenergiebedarf, Heiz- und Stromstruktur sowie energetische Qualität auf dem Stand von 1990,
Status quo
                       Mengenkomponenten (z.B. Wohnflächen, Haushalte) jedoch wie in allen anderen Szenarien

                       Energetische Verbesserungen orientieren sich an bisheriger Entwicklung (leichte Verschärfung EnEV bzw. GEG alle 3-4 Jahre für
Referenz               Neubau und Sanierung), Ausstieg Ölheizungen bis 2070; Stromerzeugung gemäß "Energie-Referenz-Prognose" (ewi/gws/prognos
                       2014) Kohleverstromung endet 2038.

                                                                                      Fensterlüftung bis 2030
                                                                                                                      Moderate
                       Moderate Effizienzverbesserungen                               dominant; danach Abluft-
                                                                                                                      Effizienzverbesserungen
                                                                                      anlagen als Standard                                             Tabelle 1.3:
                                                                                                                                                       Kurzcharakterisierung der vier
                       Energetische Qualitäten ab 2020: Orientierung am Kostenoptimum in Neubau (vgl. KliNaWo-Studie) und bei Sanierung (EnerPhit-     Hauptszenarien gemäß den
Klimaschutz            Standard); Ausstieg Ölheizungen bis 2060; Ausstieg Gasheizungen 2070; Stromerzeugung folgt "Szenario 2011 A" (Nitsch et al.     Hauptanwendungsfeldern Heizung,
                       2012), Kohleverstromung endet 2035.                                                                                             Warmwasser, Lüftung und Haus-
                                                                                                                                                       haltsgeräte.
                       Ab 2020: Energetisch           Wassersparende Armaturen,                                       Ausstattung mit effizienten
                                                                                      Ab 2020: verstärkter Ausbau                                      Der Ausstieg aus den Ölheizungen
                       gleichwertig mit Passivhaus-   WW- Anschlüsse für                                              Haushaltsgeräten, Leucht-
                                                                                      Lüftungsanlagen mit WRG, ab                                      bedeutet konkret, dass ca. 25 - 30
                       Neubau bzw. EnerPhit-          Waschmaschinen und                                              mitteln und sonstigen Strom-
                                                                                      2030 wird dies Standard                                          Jahre zuvor keine neue Ölhei-
                       Sanierungen                    Geschirrspüler                                                  geräten
                                                                                                                                                       zungen mehr im Neubau und bei
                                                                                                                                                       Instandsetzungen bzw. Erneuerun-
                       Wie Klimaschutzszenario, Berücksichtigung von absehbaren technologischen Verbesserungen bei allen Bau-und Technik-              gen im Bestand eingebaut werden
Klimaschutz Plus       komponenten; entspricht vermutlich dem Kostenoptimum ab 2030/2040; Ausstieg Ölheizungen 2050; Ausstieg Gasheizungen 2060;       dürfen; im Effizienz-Szenario gilt
                       Stromerzeugung gemäß "Szenario 2013" (Nitsch 2013), Kohleverstromung endet 2030.                                                dies demnach ab spätestens 2035
                                                                                                                                                       und im Effizienz-Plus-Szenario
                                                      wie Klimaschutzszenario plus    ab 2025: Lüftungen mit WRG
                       Hocheffiziente Heizsysteme mit                                                                 Hocheffiziente Ausstattung bei   spätestens ab 2025. Die Dynamik
                                                      Dusch-WW-WRG sowie              und hocheffizienten Ventila-
                       stark reduzierten Verteil- und                                                                 allen Elektrogeräten plus        der Heiz- und Stromerzeugungs-
                                                      hocheffizienter Wärme-          toren plus CO2-gesteuerter
                       Speicherverlusten                                                                              integriertes Lastmanagement      struktur wird in Abschnitt 6 detailliert
                                                      speicherung und -verteilung     Luftmengenregelung
                                                                                                                                                       behandelt.

                                                                                                                                                                                            13
Szenarien dargestellten Handlungspfade in sich konsistent und    Klimaschutz-Szenario
     plausibel modelliert sind, um innere Widerspüche und Kombi-      In diesem Zielszenario erfolgt der Neubau und die energeti-
     nationen von Entwicklungen, die sich ausschließen (z.B. hohe     schen Sanierungen in der Güte des Passivhauskonzepts und
     Anteile Biomasseheizungen in einem gleichzeitig wenig effizi-    orientieren sich damit an dem Kostenoptimum der Lebenszyk-
     enten Gebäudepark jenseits der Verfügbarkeitsgrenze der Bio-     luskosten, wie es z.B. in entsprechenden Studien zum Wohn-
     masse) zu vermeiden. Anhand der späteren Auswertung der          bau in Vorarlberg und Luxemburg detailliert ermittelt wurde
     Szenarien soll schließlich geklärt werden, mit welchen Maß-      (vgl. EIV 2018 und MdE 2014) (5). Dies beinhaltet einen sehr
     nahmenkombinationen die Transformation des Wohngebäude-          guten Wärmeschutz der Gebäudehülle inklusive Fenster und
     parks gemäß den Pariser Klimazielen erfolgen kann.               eine hochwertige Wärmerückgewinnung der Lüftung sowie
                                                                      eine stromeffiziente Ausstattung der Wohngebäude mit Haus-
     Es werden insgesamt vier Szenarien unterschieden, die fol-       haltsgeräten und für Kommunikationselektronik, Beleuchtung,
     gendermaßen charakterisiert werden können (siehe Tab. 1.3):      Aufzüge, Hilfsaggregate. Aufgrund des zunehmend geringeren
                                                                      Energiebedarfs der Gebäude können sich erneuerbare Heiz-
     Status-quo-Szenario                                              systeme spürbar schneller durchsetzen als im Referenzszena-
     Im Status-quo-Szenario werden die energetischen Qualitäten       rio. Auch der Wandel hin zu einer erneuerbaren Stromerzeu-
     (Neubau und Sanierung) auf dem Stand des Jahres 1990 „ein-       gung erfolgt hier schneller als im Referenzszenario. Weil künf-
     gefroren“ und unverändert in der Zukunft fortgeführt. Die Men-   tig neue Stromanwendungen hinzukommen (z.B. für Mobilität,
     genkomponenten (z.B. Bevölkerung, Wohnflächen, Art und           Wärmeerzeugung, Prozesswärme) ist eine hohe Stromeffizi-
     Umfang von Elektroausstattungen) werden jedoch, wie in den       enz Voraussetzung für eine derartige Entwicklung.
     anderen Szenarien auch, weiterentwickelt. Das Status-quo-
     Szenario dient aus methodischer Sicht als Referenz und Eich-     Klimaschutz-Plus-Szenario
     maßstab für die erzielten Effizienzsteigerungen und die Dekar-   Neben den Maßnahmen des Klimaschutzszenarios werden
     bonisierungserfolge in den anderen Szenarien.                    hier Technologieentwicklungen miteinbezogen, die derzeit
                                                                      nur in Form von Protoypen bzw. Sonderlösungen oder theo-
     Referenz-Szenario                                                retischer Studien vorliegen (z.B. besonders energieeffiziente
     Hier wird eine „Weiter-so-wie-bisher“-Entwicklung abgebildet.    Fenster und Verglasungen auch für Anwendungen im Denk-
     Es werden nur zurückhaltende Reaktionen von Politik, Gesell-     malschutz, Duschwasser-Wärmerückgewinnung, Wärmepum-
     schaft und Wirtschaft auf künftige Problemstellungen unter-      pen mit emissionsarmen Kältemitteln usw.). Die Beobachtun-
     stellt. Beispielsweise wird der Wärmeschutz der Gebäude auch     gen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass diese Ent-
     künftig nur zurückhaltend verbessert, wie dies in den Wärme-     wicklungen viel schneller und durchgreifender erfolgen, als
     schutzverordnungen, und später in den unterschiedlichen Fas-     zunächst vermutet. Daher bestehen gute Gründe für die An-
     sungen der EnEV und des GEG geschah. Eine Wärmerück-             nahme, dass die hier beschriebenen Qualitäten und Neukom-
     gewinnung der Lüftung kommt im gesamten Betrachtungszeit-        ponenten tatsächlich in einigen Jahren allgemein zur Verfügung
     raum nicht zum Einsatz. Die Stromeffizienz wird nicht über die   stehen, wirtschaftlich eingesetzt werden und bereits 2030 dem
     bisher zu beobachtenden Verbesserungen hinaus gesteigert.        Kostenoptimum entsprechen können. Zusätzlich wird in die-
     Der Wandel der Heizstruktur und Stromerzeugung erfolgt ent-      sem Szenario ein schnellerer Ausstieg aus den fossilen Heiz-
     sprechend den Entwicklungen der vergangenen 15 Jahre.            systemen und aus der Kohleverstromung angenommen. Der

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Umfang der Stromerzeugung verdoppelt sich hier gegenüber            schen Systems abläuft. Diese entsprechen den technischen
dem Klimaschutzszenario, u.a. weil hier der Einstieg in die er-     Standzeiten und nicht den häufig verwendeten wirtschaftlichen
neuerbare Erzeugung von Wasserstoff bzw. Methan als saiso-          Abschreibungszeiträumen, die i.d.R. deutlich kürzer sind. Aus
naler Speicher sowie für industrielle Zwecke sowie Flug- bzw.       der mittleren Nutzungsdauer ergibt sich eine mittlere Standzeit
Schwerlastverkehr modelliert wird.                                  von Baukomponenten von 50 - 60 Jahren und von 15 - 30 Jah-
                                                                    ren bei Technikaggregaten. Letztere sind somit deutlich kürzer,
Kopplungsprinzip als Umsetzungsstrategie                            was einen Vorteil für die anstehenden Erneuerungsprozesse
Das sog. Kopplungsprinzip drückt aus, dass sich Gelegenhei-         der Heizsysteme in Richtung Erneuerbare bedeutet.
ten für energetische Effizienzverbesserungen und den Wech-
sel von fossilen zu erneuerbaren Energiesystemen immer dann         Einteilung der Wohngebäude in strategische Gruppen
ergeben, wenn eine Bau- bzw. ein Technikkomponente ohne-            Die Wohngebäude werden im Kohortenmodell drei strategi-
hin instand zu setzen oder zu erneuern ist. Sobald z.B. eine        schen Gruppen zugeordnet, für die szenarienabhänig differen-
Außenwand neu zu streichen oder der Putz auszubessern ist,          zierte Umsetzungsbedingungen  modelliert wurden:
kann in diesem Zuge eine Außendämmung aufgebracht wer-                                                                                Denkmalgeschützter Bestand
                                                                    1 Neubau ab 1990
den. Es sind aber auch andere Gelegenheiten denkbar, z.B.
                                                                    2 Voll sanierbarer Bestand
Erweiterungen, Umbauten oder Nutzungsänderungen. Betont
                                                                    3   Bedingt sanierbarer Bestand / Baudenkmale
werden soll an dieser Stelle, dass das Motiv der Energie-
einsparung oder des Klimaschutzes für sich genommen                 Die energetischen Umsetzungsniveaus an die strategischen
- mit wenigen noch zu benennenden Ausnahmen - nicht der             Gruppen erfolgen in abgestufter Form. Vollumfängliche ener-
Auslöser für Effizienzverbesserungen oder den Umstieg               getische Anforderungen werden nur im Neubau gestellt. Im
auf erneuerbare Energiesysteme sein kann oder soll.                 Bestand wird hingegen berücksichtigt, dass hier baukulturelle,
                                                                    baupraktische und wirtschaftliche Restriktionen existieren.
Dafür sprechen vor allem ökonomische Gründe. In den meis-
ten Fällen ist nur dann eine Wirtschaftlichkeit der energetischen   Der eingriffsempfindliche Gebäudebestand und die Son-
Maßnahmen gegeben. Es fallen keine zusätzlichen Rüstkosten          derstellung der Baudenkmale
(z.B. Baustelleneinrichtung, Gerüst) an und der Restwert der        An Baudenkmale und sonstige eingriffempfindliche Gebäude          Bedingt sanierbarer Bestand
Konstruktionen wird nicht vorzeitig zerstört. Es ist aufschluss-    werden vorab keine festgelegten energetischen Anforderun-
reich, dass Hausbesitzer von sich aus dieser ökonomischen           gen gestellt und es besteht auch keine Pflicht einen Ausgleich
Vernunft folgen (vgl. Frondel et al. 2006, S. 89). Anderslauten-    für die im Vergleich zum voll sanierbaren Bestand geringere
de Vorschläge kommen eher von außen, z.B. die Erhöhung der          Energieeffizienz zu leisten. Bauliche Maßnahmen können dort
Sanierungrate deutlich über 2 % hinaus oder die sog. „Abriss-       ohnehin nur einzelfallbezogen und in Abstimmung mit den
prämie“ für energetisch besonders schlechte Gebäude.                Denkmalschutzbehörden erfolgen. Um hierbei auf der siche-
                                                                    ren Seite zu agieren wurde der Anteil der eingriffsempfindli-
Mittlere Nutzungsdauern                                             chen Gebäuden im Ausgangszustand mit ca. 10 % bewusst
Gemäß dem o.g. Kopplungsprinzip werden im Kohortenmo-               sehr umfangreich gewählt und umfasst somit auch diejenigen
dell immer dann energetische Verbesserungen durchgeführt,           Bestandsbauten, die aus technischen oder wirtschaftlichen
wenn die Nutzungszeit eines Bauteils oder eines haustechni-         Gründen problematisch in der Umsetzung sind (6).                  Voll sanierbarer Bestand

                                                                                                                                                                    15
Wohnfläche                                                                                                                                                               1.5 Wohnfläche
                                                                                                                                                                                     Wichtige Eck- und          Rahmendaten
     Anzahl Haushalte                                                                                             Deutschland-Wohnen: Entwicklung Mengenkomponenten
                                                                                                                                        Anzahl Haushalte
     Bevölkerung                                                                                                                  Ausgangsjahr 1990                          Mengenkomponenten
                                                                                                                                                                                 Bevölkerung

                                                                                                                                                                            Als  „Antriebe“ für Veränderungen in den Szenarien sind insbe-
                                                                                                                                                                               
                                                                                                                                                                               sondere Bevölkerung, die Zahl der Haushalte und die Wohn-

                                                                        Entwicklung Mengenkomponenten in %
                                                                                                             
                                                                                                                                                                                 
                                                                                                                                                                               flächen  wirksam. Besonders auffällig ist der stark überpropor-

                                                    #
                                                                                                             
                                                                                                                                                                           tionale  Zuwachs an Wohnflächen um 45 % im Zeitraum 1990
Abbildung 1.4                                                                                                                                                              - 2020, während die Zahl der Haushalte im gleichen Zeitraum
Entwicklung von Bevölkerung,                                                                                 
Haushalten und der Wohnfläche
                                                                                                                                                                               um 17 % und die Bevölkerung nur um 5 % angestiegen sind.
                                                                                                             
im Zeitraum 1990 - 2020 gemäß                                                                                                                                                  Das Wohnflächenwachstum ist nur zu einem geringeren Teil
                                                                                                             
statistischen Daten und Weiter-
                                                                                                                                                                           mit der Vergrößerung der Bevölkerung und der Tendenz hin
entwicklung in den Szenarien. Die
                                                                                                                                                                           zu kleineren Haushaltsgrößen erklärbar. Vielmehr spielen der
Entwicklungen sind prozentual
gegenüber dem Ausgangsjahr 1990                                                                                                                                            Remanenzeffekt und der steigende Wohnkonsum als Folge
(= 100 %) aufgetragen. Quellen:                                                                                                                                            der Wohlstandsentwicklung seit 1960 eine entscheidende Rol-
(DESTASIS 2019, gbe-bund 2020,                                                                                                                                             le. Aus Klimaschutzsicht wird zudem die stetige Zunahme der
gbe-bund 2021, BBSR 2015) und                                                                                    ""         !
eigene Berechnungen; siehe hierzu                                                                                                                                              Siedlungs- und Verkehrsflächen kritisch bewertet, die sich als
auch Abschnitt 3.                                                                                                                                                              Landnutzungsänderung in einer Verringerung der CO2-Senken
                                                                                                                                                                               (LULUCF-Sektor) auswirkt.

                                                                                                                                                                                 Bei Betrachtung der Wohnflächenentwicklung, differenziert
     Neubau seit 1990                                                                                                                                                            nachNeubau        seit 1990
                                                                                                                                                                                            den strategischen       Gruppen, fällt auf, dass im Ausgangs-
     Voll sanierbarer Bestand                                                                                        Wohnflächenentwicklung
                                                                                                                       - strategische Gruppen
                                                                                                                                                                              Voll  sanierbarer Bestand
                                                                                                                                                                                 zustand 1990 der voll sanierbare Bestand mit 90 % des Um-
     Bedingt sanierbarer Bestand                                                                                           1990
                                                                                                                                        - 2070
                                                                                                                                                                        fangsBedingt      sanierbarerist.
                                                                                                                                                                                             dominierend        Bestand
                                                                                                                                                                                                                   Der bedingt sanierbare Bestand macht
                                                                                                             $%                                                                  in etwa 10 % aus, wovon Baudenkmale einen Anteil von 2 %
                                                                                                             $
                                                                                                                                                                                 beanspruchen. Im Betrachtungszeitraum sind die Abgänge aus
                                                                                                                                                                                 dem Bestand mit einer Quote von ca. 0,4-0,5 %/a an dem Ab-
                                       & "

                                                                        Wohnfläche in Mio m2/a

                                                                                                             #%
                                                                                                                                                                                 sinken der Bestandswohnflächen sichtbar. Im bedingt sanier-
                                                                                                                                                                            
                                                                                                             #                                                             !)) 
                                                                                                                                                                                 baren Bestand sind die Abgangsraten deutlich niedriger. Der
                                                                                                             "%                                                             Neubau
                                                                                                                                                                                          gleicht zunächst diesen Abgang aus. Zeitgleich wer-
                                                                                                                                                                            
                                                                                                             "                                                                   den neue Wohnflächen geschaffen, die den Wohngebäude-
                                                                                                             !%
                                                                                                                                                                            park
                                                                                                                                                                             
                                                                                                                                                                                            bis 2050 immer umfangreicher machen. Aufgrund dieser
                                                                                                                                                                                 Gesamtentwicklung macht der Neubau ab 1990 im Jahr 2040
                                                                                                             !
Abbildung 1.5                                                                                                                                                                    bereits mehr als die Hälfte des Wohngebäudestocks aus.
Entwicklung von der Wohnflächen,                                                                              %
differenziert nach strategischen
                                                                                                                                                                               In der Projektion nach 2020 setzt sich der Anstieg der Wohn-
Gruppen. (Quelle: IWU 2015 und                                                                                       !))   "    " !   " "   " #   " $   " %   " '    " (
IWU 2018) und eigene Berechnun-                                                                                                                                                flächen noch bis etwa 2050 fort. Erst danach findet eine Stabi-
gen; siehe hierzu auch Abschnitt 3.                                                                                                                                            lisierung auf hohem Niveau statt.

16                                                                                                                                                                                                              1
Ausgangszustand Gebäude               Fossile Brennstoffe                                                                                                                  Fossile Brennstoffe
Neben dem Umfang des Wohngebäudebestands             ist auch der
                                      Erneuerbare Wärme                                                              Deutschland:
                                                                                                               Wohnnutzungen
                                                                                                                                                            Erneuerbare Wärme
energetische Ausgangszustand eine wichtige
                                      Fernwärme Randbedingung.                                               Grobanalyse
                                                                                                                   Wärmeversorgung
                                                                                                                              1990 - 2020                     Fernwärme
Hierbei spielen auch Teilsanierungen in den(direkt+Wärmepumpen)
                                      Strom  letzten Jahren und                                                                                                         Strom (direkt+Wärmepumpen)
Jahrzehnten eine Rolle, die jedoch nur schwierig zu erfassen

                                                                          
                                                                                                       !

                                                                    Anteil an Wärmeversorgung in %
sind. Die Festlegungen in der Modellierung des Wohngebäu-                                               
deparks in den Szenarien basiert auf einer Untersuchung des                                            
                                                                                                                                                                    
Instituts Wohnen und Umwelt (IWU 2018).                                                                
                                                                                                                                                                 
                                                                                                       
Für das Jahr 2010 werden in den Szenarien für den Ausgangs-
                                                                                                                                                              
zustand des Wohngebäudeparks folgende nutzflächenbezo-
                                                                                                       
gene Kennwerte ausgewiesen:                                                                                                                                          
                                                                                                       
• Spezifischer Jahresheizwärmebedarf; 127,5 kWh/m2a                                                                                                              Abbildung 1.6
• Spezifischer Warmwasserbedarf: 14,4 kWh/m2a                                                                                                                  Grundzüge der Heizstruktur der
• Spezifischer Strombedarf: 31,0 kWh/m2a                                                                                                                        deutschen Wohngebäude im Zeit-
                                                                                                         !!                                        raum 1990 - 2020.  Quellen: (IWU
• Spezifischer Endenergiebedarf: 203,6 kWh/m2a.                                                                                                                  2018 und (BDEW 2019); siehe
                                                                                                                                                                 hierzu auch Abschnitt 3.
Heizstruktur
Bei der Entwicklung der Wärmeversorgung (Abb. 1.6) zeigt
sich im Zeitraum von 1990 - 2020 eine starke Dominanz der
                                     Fossile Stromerzeugung
fossilen Heizsysteme. Weil auch die Fernwärme-     und Stromer-                                                                                                            Fossile Stromerzeugung
                                     Erneuerbare  Stromerzeugung
zeugung überwiegend mit fossilen Energieträgern erfolgte, lag                                            Deutschland:
                                                                                                                     Bruttostromerzeugung
                                                                                                                                                            Erneuerbare Stromerzeugung
                                     Kernkraftwerke
der Anteil der erneuerbaren Wärmeversorgung       im Jahr 1990                                                         Grobanalyse
                                                                                                                   1990 - 2020
                                                                                                                                                                       Kernkraftwerke
bei 93 % und konnte bis Jahr 2010 nurSonstige
                                       auf 88,5 % abgesenkt                                                                                                             Sonstige
werden und lag im Jahr 2020 immer noch bei 86,0 %.
                                                                           
                                                                    Anteil an Stromerzeugung in %      
                                                                                                       
Stromerzeugung                                                                                         
                                                                                                                                                                     
Deutlich dynamischer hat sich die Bruttostromerzeugung                                                 
Deutschlands in Richtung Erneuerbare entwickelt (Abb. 1.7).                                            
                                                                                                                                                                 
Deren Anteil beträgt im Jahr 2020 bereits über 40 %. Für die                                                                                                     
                                                                                                       
Wohnnutzungen spielt dies auch deshalb eine wichtige Rolle,
                                                                                                       
weil der Primärenergieeinsatz und die Treibhausgasemissio-                                                                                                               
                                                                                                       
nen der Strom- gegenüber den Wärmenutzungen je Endener-                                                                                                          Abbildung 1.7
                                                                                                       
gieeinheit viel höher ausfällt. Gleichzeitig findet der Ausstieg                                                                                                 Grundzüge der Stromerzeugungs-
                                                                                                                                                                 struktur Deutschlands im Zeitraum
aus der Kernenergienutzung statt. Weil diese Stromerzeugung                                             
                                                                                                                                                 1990 - 2020.  Quelle: (AG Energie-
zunächst zu ersetzen ist, zögert dies den Aufbau einer voll-                                                                                                     bilanzen 2019); siehe hierzu auch
ständig erneuerbaren Stromversorgung hinaus.                                                                                                                     Abschnitt 3.

                                                                                                                                                                                                     1
                                                                                                                                                                                                    17
$$

                                                                                                                                      #
                 "                                                                                                                                                                                                  "
                                                                                                                                                         $$
         "$                                                                                                                                $                  "$
                                                                                                                                                         $                   
                                                                                                                                                       $$                                                          

                                                                                                                            #
                 "
                 $                                                                                                                                 $$                                                          "
                                                                                                                                                                                                                      $
                                                                                                                                                         $
                                                                                                                                                         $$
                  Referenz-Szenario
                 "$
                                                                                                                                                      $
                                                                                                                                                         $$                                                      1.6 "$
                                                                                                                                                                                                                           Zentrale Ergebnisse
                                                                                                                                                                                                                       Referenz-Szenario
                                                                                                                                                                                                                      
                                                                                                                                                         $

                                                                                                                         !
                  Klimaschutz-Szenario
                 
                 $                                                                                                                                 Deutschland
                                                                                                                                                         $$
                                                                                                                                                                   - Wohnen:
                                                                                                                                                                      Jahresheizwärmebedarf
                                                                                                                                                                                          Klimaschutz-Szenario
                                                                                                                                                                                                                      
                                                                                                                                                                                                                      $

                                                                                                                2a#
                                                                                                                                                         $
                                                                                                                                                         $$
                  Klimaschutz-Plus-Szenario
                 $
                 "                                                                                                                                     $            Standardszenarien
                                                                                                                                                                               
                                                                                                                                                                                                                  Im Folgenden     werden die Ergebnisse der Szenarien in Kurz-
                                                                                                                                                                                                                       Klimaschutz-Plus-Szenario
                                                                                                                                                                                                                      $
                                                                                                                                                                                                                      "
                                                                                                                                                         $$
                 
                 "$                                                                                                                          
                                                                                                                                                         $
                                                                                                                                                         $$                                                      form  zusammengestellt, die als Grundlage für die späteren
                                                                                                                                                                                                                      
                                                                                                                                                                                                                      "$

                                                                                                               !
                 $
                 
                                                                                                                                                   
                                                                                                                                                          $
                                                                                                                                                         $$                                                      Handlungsempfehlungen
                                                                                                                                                                                                                      $
                                                                                                                                                                                                                                               dienen. Als Neuerung gegenüber
                                                                                                                                                         $

                                                                                                            kWh/m
                 $                                                                                                                                 $$                                                         Dissertation wird hierbei ein Bezug zum CO2-Globalbudget
                                                                                                                                                                                                                  der $

                                                           
                                                                                                                                                      $$$ $$$ $$ $$ $$ $$ $$ $$ $$
$$ $$                                                                                                                                                                                                      und damit zu den Pariser Klimazielen hergestellt.
                                                                                                                                                                                                                    

                                                                                                            
                                                                                                         in T
                                                                                                                                                         $$

                                                                                                   !
                                                                                                                                                   
                 $                                                                                                                                 $                                                          $

                                                                                  Jahres-Heizwärmebedarf
                                                                                                                                                      $
                                                                                                                                                           $                                                      Entwicklung
                                                                                                                                                                                                                               Heizwärmebedarf
$$ $$                                                                                                                                             $$$ $$$ $$ $$ $$ $$ $$ $$ $$
                                                                                                                                                                                                                  Im Wohngebäudepark dominiert derzeit mit einem Anteil von
                                                                                                                                                      $                                                       ca.
                                                                                                                                                                                                                      73 % die Raumwärme den Nutzenergiebedarf. Danach fol-
                                                                                                                                                        $                                                      gen mit 15 % die Stromanwendungen und die Warmwasser-
$$ $$
            Abbildung 1.8
                                                                                                                                                         $ $$$ $$ $$ $$ $$ $$ $$ $$          bereitung mit 12 %. Für Klimaschutzpfade ist somit die Reduk-
            Entwicklung des Jahresheizwär-                                                                                                                                                                      tion des Heizwärmebedarfs aller Wohngebäude das zentrale
            mebedarfs der deutschen Wohnge-                                                                                                                                                                      Handlungsfeld. Die wesentlichen Maßnahmen bestehen in der
            bäude im Zeitraum 1990 - 2070 in                                                                                                          !!         
            TWh/a im Referenz-, Klimaschutz-                                                                                                                                                                      Verbesserung des Wärmeschutzes der Gebäude und im Ein-
            und Klimaschutz-Plus-Szenario.                                                                                                                                                                        satz der Wärmerückgewinnung bei der Lüftung.

                                                                                                                                                                                                                     Im Referenzszenario kann der Heizwärmebedarf nach seinem
                                                                                                                                                                                                                     Höchstwert von ca. 470 TWh im Jahr 2010 in den folgenden
                  Neubau seit 1990                                                                                                                                                                                           Neubau seit
                                                                                                                                                                                                                     Jahrzehnten          1990
                                                                                                                                                                                                                                        nur   wenig gesenkt werden. Im Jahr 2050 beträgt
                  Voll sanierbarer Bestand                                                                                                                Jahresheizwärmebedarf
                                                                                                                                                                    - 
                                                                                                                                                                                 strategische
                                                                                                                                                                                           Gruppen                die Reduktion mitBestand
                                                                                                                                                                                                                             Voll sanierbarer  einem Heizwärmebedarf von ca. 370 TWh/a
                  Bedingt sanierbarer Bestand                                                                                                                Vergleich 2010
                                                                                                                                                                    -
                                                                                                                                                                             Szenarien 2030 / 2050
                                                                                                                                                                                                        gerade  Bedingt  sanierbarer
                                                                                                                                                                                                                                  einmal          Bestand
                                                                                                                                                                                                                                           22% (Abb.    1.8). Ursache hierfür ist der Einsatz
                                                                                                                                                   "((                                                               sog. „mittlerer Qualitäten“ (siehe Tab. 1.9) beim Wärmeschutz
                                                                                                                                                                                                                     und das weitgehende Fehlen der Wärmerückgewinnung bei
                                                                                    Jahres-Heizwärmebaderf in TWh/a

                                                                                                                                                   !"(
                                                                                                                                                                                                                     den Lüftungskonzepten. In den Klimaschutzszenarien gelingt
                                                  % ##'

                                                                                                                                                   !((
                                                                                                                                                    "(
                                                                                                                                                                                                                     hingegen bis 2050 eine starke Reduktion um 62 bzw. 71 %
                                                                                                                                                                                                                ##$$(
                                                                                                                                                                                                                     der Bedarfswerte für Raumheizung auf Werte von 180 TWh/a
                                                                                                                                                    ((
                                                                                                                                                                                                                     im   Klimaschutz- und auf 135 TWh/a im Klimaschutz-Plus-Sze-
                                                                                                                                                                                                              #  
                                                                                                                                                   "(
            Abbildung 1.9                                                                                                                                                                                            nario. Bei der differenzierten Betrachtung nach strategischen
                                                                                                                                                   ((
            Entwicklung des Jahresheizwärme-                                                                                                                                                                         Gruppen
                                                                                                                                                                                                              #       (Abb. 1.9) ist erkennbar, dass der bedingt sanierbare
            bedarfs der deutschen Wohngebäu-                                                                                                       "(
            de in den Jahren 2010, 2030 und
                                                                                                                                                                                                                     Bestand wegen seinem geringen Umfang kein substanzielles
                                                                                                                                                   ((
            2050 in TWh/a, differenziert nach                                                                                                                                                                        Problem darstellt. In den beiden Klimaschutzszenarien wer-
            strategischen Gruppen. Für 2030                                                                                                         "(                                                               den vor allem im Neubau seit 1990 und im voll sanierbaren
            und 2050 sind die Werte im Refe-                                                                                                         (                                                               Bestand durchgreifende Minderungserfolge erreicht. Im Refe-
            renz- (REF), Klimaschutz- (KS) und                                                                                                            ((                &                 &
            Klimaschutz-Plus-Szenario (KS+)                                                                                                                                2030                   2050               renzszenario ist dies nicht der Fall. Das führt dort sogar zu
            nebeneinander aufgetragen.                                                                                                                                                                               einem Anstieg des Heizwärmebedarfs im Neubau nach 2010.

            18                                                                                                                                                                                                                                     1
Entwicklung des sonstigen Nutzenergiebedarfs
                                      Raumwärme                                                                                                                                                     Raumwärme
Die Stromanwendungen in den Haushalten        sind ein besonders
                                      Warmwasser                                                                              Deutschland:
                                                                                                                                        Endenergiebedarf  nach Anwendungen
                                                                                                                                                                        Warmwasser
effektives und wirtschaftliches Handlungsfeld   zur Senkung des
                                      Gas für Kochen                                                                               Vergleich 2010 - 
                                                                                                                                                    Szenarien 2030 
                                                                                                                                                              / 2050                           Gas für Kochen
Nutzenergiebedarfs der privaten Haushalte.
                                      HilfsstromIm Referenzsze-
                                                                                                                        $((
                                                                                                                                                                                                    Hilfsstrom
nario verändert sich der Strombedarf der  Haushalte kaum, weil
                                      Haushaltsstrom                                                                                                                                                Haushaltsstrom
                                                                                                                        #((
durch zusätzliche Anwendungen und Ausstattungen die Effizi-

                                                                                            Endenergeibedarf in TWh/a
enzerfolge bei den Geräten bestenfalls kompensiert werden. In                                                           !((

                                                                       ""'
                                                                                                                                                                                              %

den Klimschutzszenarien hingegen kann durch die konsequen-                                                               ((                                                                    
                                                                                                                                                                                              Abbildung 1.10
te Ausstattung der Haushalte mit stromeffizienten Geräten in                                                                                                                               " 
                                                                                                                                                                                              Entwicklung des Nutzenergiebe-
                                                                                                                        ((
etwa eine Halbierung des Strombedarfs erreicht werden.                                                                                                                                     
                                                                                                                                                                                              darfs der deutschen Wohngebäude
                                                                                                                                                                                                
                                                                                                                        ((                                                                   in den Jahren 2010, 2030 und 2050
                                                                                                                                                                                              in TWh/a, getrennt für die Anwen-
Bei den Warmwasseranwendungen sind die Möglichkeiten für                                                                ((                                                                   dungsfelder Raumwärme, Warm-
eine Verbesserung der Effizienz aufgrund von Hygieneanfor-                                                                                                                                    wasser, Gas für Kochen, Hilfs- und
                                                                                                                        ((
derungen und Komfortgewohnheiten deutlich geringer als bei                                                                                                                                    Haushaltsstrom. Für 2030 und 2050
Raumwärme und Stromanwendungen. Im Klimaschutz-Plus-                                                                      (                                                                   sind die Werte im Referenz- (REF),
                                                                                                                               ((                 &                  &            Klimaschutz- (KS) und Klimaschutz-
Szenario wird jedoch bis 2050, z.B. durch den Einsatz was-                                                                                      2030                    2050                  Plus-Szenario (KS+) nebeneinan-
sersparende Armaturen und Duschwasser-Wärmerückgewin-                                                                                                                                         der aufgetragen.
nung, immerhin eine Reduktion um 30 % erreicht.

Entwicklung Endenergiebedarf
                                      Strom sind zusätzlich die
Bei der Endenergie (Abb. 1.10 und 1.11)                                                                                                                                                             Strom
                                      Fernwärme
Wärmeverluste bei Erzeugung, Verteilung       und Speicherung                                                           Deutschland-Wohnen:    Endenergiebedarf
                                                                                                                                     Endenergiebedarf           - Energieträgermix
                                                                                                                                                         Wohngebäude                                Fernwärme
mitbilanziert. Die Grundtendenzen sindGeothermie
                                         ähnlich wie beim Nut-                                                                      2010 +- Standardzenario
                                                                                                                               IST 2010     Standardszenarien2030
                                                                                                                                                              2030/ 2050
                                                                                                                                                                    / 2050                          Geothermie
                                      Solarwärme
zenergiebedarf. Dominierend ist die Raumwärme.         Nur in den                                                                                                                                   Solarwärme
                                                                                                                        800
                                      Biomasse
Klimaschutzszenarien kann der Endenergiebedarf        in allen An-                                                                                                                                  Biomasse
                                                                                                                        700
                                      Braun-
wendungsfeldern substanziell verringert      und Steinkohle
                                           werden.   Gegenüber                                                                                                                                      Braun- und Steinkohle
                                                                                            Endenergiebedarf in TWh/a
                                                                 Endenergie in TWh/a

                                      Erdgas
der Referenzentwicklung können hier die Wärmeverluste bei                                                               600                                                               Strom
                                                                                                                                                                                                    Erdgas
Erzeugung, Verteilung und Speicherung Heizöl
                                          durch sorgfältige Pla-                                                                                                                          Fernwärme Heizöl
                                                                                                                        500                                                               Geothermie
nung, Vereinfachung der Heizsysteme und besseren Wärme-                                                                                                                                   Solarwärme
                                                                                                                        400
schutz stark reduziert werden. Parallel dazu gelingt in den Kli-                                                                                                                          Biomasse
                                                                                                                                                                                             Abbildung  1.11
                                                                                                                                                                                          Kohle
maschutzszenarien ein schnellerer Ausstieg aus den fossilen                                                             300                                                                  Entwicklung des Endenergiebedarfs
                                                                                                                                                                                          Erdgas
                                                                                                                                                                                             der deutschen Wohngebäude in
Energiesystemen. Dazu tragen entscheidend die geringeren                                                                200                                                               Heizöl
                                                                                                                                                                                             den Jahren 2010, 2030 und 2050
Energiebedarfswerte (z.B. wegen der einfacheren Quellener-                                                                                                                                   in TWh/a, getrennt nach Energie-
                                                                                                                        100
schließung für Wärmepumpen) bei. Während im Referenzsze-                                                                                                                                     trägern. Für 2030 und 2050 sind
                                                                                                                          0                                                                  die Werte im Referenz- (REF),
nario im Jahr 2050 immer noch fossile Heizsysteme dominie-
                                                                                                                               2010       REF    KS    KS +       REF    KS    KS +          Klimaschutz- (KS) und Klimaschutz-
ren, wird im Klimaschutz-Plus-Szenario nur noch ein kleiner                                                                                     2030                    2050                 Plus-Szenario (KS+) nebeneinan-
Anteil der Wohngebäude mit Erdgas beheizt.                                                                                                                                                   der aufgetragen.

                                                                                                                                                                                                                             19
                                                                                                                                                                                                                              1
$$

                                                                                                                                                                             #
                 "                                                                                                                                                                                                                                                 "
                                                                                                                                                                                                $$
         "$                                                                                                                                                                       $                          "$
                                                                                                                                                                                                $                    
                                                                                                                                                                                              $$                                                                  

                                                                                                                                                                   #
                 "
                 $                                                                                                                                                                        $$                                                                  "
                                                                                                                                                                                                                                                                     $
                                                                                                                                                                                                $
                                                                                                                                                                                                $$
                  Referenz-Szenario
                 "$
                                                                                                                                                                                             $
                                                                                                                                                                                                $$                                                              Entwicklung
                                                                                                                                                                                                                                                                     "$
                                                                                                                                                                                                                                                                              Primärenergiebedarf
                                                                                                                                                                                                                                                                      Referenz-Szenario
                                                                                                                                                                                                $

                                                                                                                                                            2   !
                  Klimaschutz-Szenario
                 
                 $                                                                                                                                                                  Deutschland
                                                                                                                                                                                               $$        - Wohnen:
                                                                                                                                                                                                         Pro-Kopf-Primärenergiebedarf
                                                                                                                                                                                                                                  Im Primärenergiebedarf werden zusätzlich zur Endenergie
                                                                                                                                                                                                                                                                      Klimaschutz-Szenario
                                                                                                                                                                                                                                                                     
                                                                                                                                                                                                                                                                     $

                                                                                                                                                        #
                                                                                                                                                                                                $
                                                                                                                                                                                                $$
                  Klimaschutz-Plus-Szenario
                 $
                 "                                                                                                                                                                            $            Standardszenarien                                 alle"
                                                                                                                                                                                                                                                                      vor- und nachgelagrten Prozesse der Energiebereitstel-
                                                                                                                                                                                                                                                                      Klimaschutz-Plus-Szenario
                                                                                                                                                                                                                                                                     $
                                                                                                                                                                                                $$
                 
                 "$                                                                                                                                                                       $                                                              lung"$
                                                                                                                                                                                                                                                                      (z.B. Exploration, Förderung, Transport + übergeordnete
                                                                                                                                                                                                                                                                     

                                                                                                                                                             a
                                                                                                                                                                                           $$

                                                                                                                                                      !
                                                                                                                                          ! in kWh/m
                 $
                                                                                                                                                                                               $
                                                                                                                                                                                           $$                                                              Verteilung,
                                                                                                                                                                                                                                                                     $Erstellung Kraftwerke und Heizzentralen und deren
                                                                                                                                                                                                                                                                     
                                                                                                                                                                                           $

                                                                                            
                 $                                                                                                                                                                          $
                                                                                                                                                                                           $                                                              späterer  Rückbau) im Sinne des kumulierten Energieaufwands
                                                                                                                                                                                                                                                                     $
                                                                                                                                                                                                $$$ $$$ $$ $$ $$ $$ $$ $$ $$
$$ $$                                                                                                                                                                               $$                                                              (KEA)
                                                                                                                                                                                                                                                                     mitbilanziert. Es wird die gesamte Primärenergie ausge-
                                                                                                                                                                                                                                                                     

                                                                                                                        Primärenergiebedarf(gesamt)
                 $                                                                                                                                                                  $                                                               wiesen,   d.h. fossile, nukleare und erneuerbare Primärenergie
                                                                                                                                                                                                                                                                     $
                                                                                                                                                                                           ! $
                                                                                                                                                                                             $                                                                werden zusammengefasst. Damit ergibt sich ein guter Beurtei-
                                                                                                                                                                                                                                                                   
$$ $$
            Abbildung 1.12                                                                                                                                                                  $$$ $$$ $$ $$ $$ $$ $$ $$ $$                  lungsmaßstab, wie groß das Energiesystem für die Energiebe-
                                                                                                                                                                                            $
            Entwicklung des gesamten Pro-
                                                                                                                                                                                            Ziel 2000-Watt-Gesellschaft                                      reitstellung der Wohnnutzungen in den jeweiligen Szenarien
            Kopf-Primärenergiebedarfs der                                                                                                                                                         $ W/P = 4380 kWh/Pa
                                                                                                                                                                                            500                                                              sein
                                                                                                                                                                                                                                                                    muss. Im Gegensatz zur Endenergie ist der gesamte Auf-
            deutschen Wohngebäude im                                                                                                                                                       
$$ $$
            Zeitraum 1990 - 2070 in kWh/Pa im                                                                                                                                              
                                                                                                                                                                                                   $ $$$ $$ $$ $$ $$ $$ $$ $$                  wand für die Stromerzeugung mit enthalten.
            Referenz-, Klimaschutz- und Klima-                                                                                                                                             
            schutz-Plus-Szenario. Zur besseren                                                                                                                                                                                                                 In Abb. 1.12 sind die Pro-Kopf-Werte des Primärenergieauf-
            Orientierung ist der Kennwert der                                                                                                                                                  !!        
            2000-Watt-Gesellschaft (500 W =                                                                                                                                                                                                                     wandes der drei Szenarien gegenübergestellt. Im Referenz-
            4380 kWh/Pa) mit aufgetragen.                                                                                                                                                                                                                       szenario kann der Primärenergiebedarf der Wohnnutzungen
                                                                                                                                                                                                                                                                im Zeitraum 2010 - 2050 von 13.500 auf 8.300 kWh/Pa und
                                                                                                                                                                                                                                                                damit nur um 38 % verringert werden. Mit einem Wert von 4700
                                                                                                                                                                                                                                                                kWh/Pa im Jahr 2050 wird im Klimaschutzszenario nahezu der
                                                                                                                                                                                                               
                  Strom                                                                                                                                                                                                                                              Strom der 2000-Watt-Gesellschaft von 4380 kWh/Pa und
                                                                                                                                                                                                                                                                Kennwert
                                                                                                                                                                                                             
                  Fernwärme                                                                                                                                                                Deutschland-Wohnen: Primärenergiebedarf - Energieträgermix           eine Fernwärme
                                                                                                                                                                                                                                                                      Reduktion von 65 % erreicht. Im Klimaschutz-Plus-Sze-
                  Geothermie                                                                                                                                                                        IST 2010 + Standardszenarien 2030 / 2050                    narioGeothermie
                                                                                                                                                                                                                                                                      liegt der Primärenergie-Kennwert bei 3100 kWh/Pa dann
                  Solarwärme                                                                                                                                                              $%""                                                                       Solarwärme
                                                                                                                                                                                                                                                          deutlich    unter dem der 2000-Watt-Gesellschaft. Die Reduktion
                                                  )        !

                                                                                                                        Primärenergiebedarf(gesamt) in TWh/a

                  Biomasse                                                                                                                                                                $$""                                                                       Biomassedem Ausgangswert im Jahr 2010 beträgt 77 %. Es
                                                                                                                                                                                                                                                                gegenüber
                                                                                                                                                                                                                                                          ) 
                                                                                                                                                                                          $"""                                                           
                  Braun- und Steinkohle                                                                                                                                                                                                                              Braun-
                                                                                                                                                                                                                                                                ist gut     und Steinkohle
                                                                                                                                                                                                                                                                        zu erkennen,    dass das Energiesystem bei der Referen-
                                                                                                                                                                                          -""                                                            ) 
                  Erdgas                                                                                                                                                                                                                                             Erdgas
                                                                                                                                                                                                                                                         zentwicklung um einen Faktor 1,8 bzw. 2,6 größer ausfallen
                                                                                                                                                                                          ,""
                  Heizöl                                                                                                                                                                                                                                        Heizöl
                                                                                                                                                                                                                                                                müsste   als im Klimaschutz- bzw. Klimaschutz-Plus-Szenario.
                                                                                                                                                                                          +""                                                              
                                                                                                                                                                                          *""                                                           #
            Abbildung 1.13                                                                                                                                                                (""                                                                    Bei der Entwicklung des Energieträgermixes (Abb. 1.13) zei-
            Entwicklung des gesamten Pri-                                                                                                                                                 '""                                                                    gen sich die gleichen Tendenzen wie bei der Endenergie, wo-
            märenergiebedarfs der deutschen
            Wohngebäude in den Jahren 2010,                                                                                                                                               &""                                                                    bei die Stromerzeugung hier ein deutlich höheres Gewicht hat.
            2030 und 2050 in TWh/a, getrennt                                                                                                                                              %""                                                                    Die Transformation hin zu einem erneuerbaren und gleichzeitig
            nach Energieträgern. Für 2030 und                                                                                                                                             $""                                                                    effizienten Energiesystem gelingt nur in den Klimaschutzsze-
            2050 sind die Werte im Referenz-                                                                                                                                                "                                                                    narien, während im Referenzszenario im Jahr 2050 hohe Be-
            (REF), Klimaschutz- (KS) und                                                                                                                                                         %"$"                                    
            Klimaschutz-Plus-Szenario (KS+)                                                                                                                                                                       2030                    2050
                                                                                                                                                                                                                                                                 darfswerte mit einer dann immer noch dominant fossilen Ener-
            nebeneinander aufgetragen.                                                                                                                                                                                                                           gieerzeugung verbunden bleiben.

            20                                                                                                                                                                                                                                                                              1
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