2019 SPENDEN BERICHT - Alles zum Spendenverhalten und -aufkommen in Österreich auf einen Blick - Fundraising ...

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2019 SPENDEN BERICHT - Alles zum Spendenverhalten und -aufkommen in Österreich auf einen Blick - Fundraising ...
2019
SPENDEN
 BERICHT

               Alles zum
    Spendenverhalten und
 -aufkommen in Österreich
          auf einen Blick
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                                                                                             Vorwort

               2010 präsentierte der Fundraising Ver-         für das Österreichische Spendengütesiegel, das 36 der
               band Austria seinen ersten Spendenbe-          50 größten Organisationen führen. Der massive Aufwand
               richt. Seither ist das Redaktionsteam          bei der automatischen Weiterleitung der Daten der Spen-
bemüht, den Leser*innen spannende Informationen und           der*innen hat den Organisationen leider nur mehr Arbeit
Eckdaten zum österreichischen Spendenwesen zu liefern.        und Kosten gebracht. Die abgesetzten Spenden sind
Die heute zugrunde liegende Datenmenge ermöglicht             nicht gestiegen und bleiben auf dem Niveau der Vor-
uns einen breiten Blick und eine internationale Einord-       jahre. Rund 1 Mio. Menschen machten 2018 ca. 215 Mio. €
nung des österreichischen Spendenwesens. Die vielzi-          geltend. Jeder dritte Spendeneuro wird damit abgesetzt.
tierten Spendenweltmeister*innen sind wir in den ver-
gangenen zehn Jahren nicht geworden. Aber: Das                Eine, besonders die Jugend ansprechende Aktion ist der
österreichische Spendenwesen hat sich kontinuierlich          #GivingTuesday – 2019 weltweit am 3. Dezember. Dieser
weiter entwickelt. Die österreichische Bevölkerung spen-      findet nach vereinzelten Aktionen in den Vorjahren 2019
det so viel wie noch nie. Gingen wir im ersten Spenden-       – koordiniert vom Fundraising Verband – in Österreich
bericht von einem Spendenvolumen von 350 Mio. €               nun in einem größeren und breiteren Rahmen statt.
(2008) aus, hat sich die Summe seither verdoppelt.            Weltweit setzen über 50.000 Unternehmen und Organi-
                                                              sationen an diesem Tag Aktionen, die zum Spenden
2019 wird sich mit voraussichtlich 700 Mio. € abermals        motivieren sollen. Ob Geld- oder Zeitspende, jedes
ein Spendenrekord einstellen. Gründe sind die steigende       gemeinnützige Engagement ist willkommen. Starten Sie
Höhe der Durchschnittsspenden, die erweiterten Fund-          gemeinsam mit Freund*innen und Familie Ihre Spenden-
raisingmaßnahmen des Kultur- und Hochschulsektors             aktion und seien Sie mit dabei!
sowie steigende Testamentsspenden. Das Wachstum
beträgt rund 2 %, hat aber nur einige Gewinner. Kleinere
Einrichtungen verlieren gegenüber größeren ganz klar.
Die bürokratischen Anforderungen der DSGVO und der
Spendenweiterleitung bei der steuerlichen Absetzbarkeit       Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
kosten Zeit und Ressourcen.

Österreich ist ein sicheres Spendenland, die Gebarung
der meisten relevanten Spendenorganisationen wird von
Wirtschaftsprüfer*innen kontrolliert. So lassen von den
150 größten Einrichtungen nur sechs nicht ihren Jahres-
abschluss prüfen. Von den 700 Millionen € Gesamtauf-
kommen sind rund 94 % oder 658 Mio. spendenbegüns-            Dr. Günther Lutschinger
tigt. 42 Mio. oder 6 % verteilen sich auf nicht begünstigte   Geschäftsführer Fundraising Verband Austria
Zwecke wie Tierschutz, Bildung oder Sport. Ähnliches gilt     Dachverband der Spendenorganisationen
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    Inhalt
    3      Spenden auf einen Blick – so spendet Österreich
    4      Entwicklung des Spendens in Österreich
    5      So spenden die Bundesländer
    6      Spendenverhalten und -motive
    7      Interview: Spenden und die Neurowissenschaft
    8      Spenden im internationalen Vergleich
    9      Internationale Wertestudie – das ist den Österreicher*innen wichtig
    10     Crowdfunding in the US and Europe
    11     Spendenabsetzbarkeit: 35 Millionen Euro mehr für Bildungsprojekte?
    12     #GivingTuesday – der internationale Tag des Gebens 2019 in Österreich
    14     Die Zukunft des Gebens: Next Generation
    16     Interview: Was bewegt die Jugend?
    17     Entwicklungen und Trends im Freiwilligenwesen
    18     Bedeutung der Spendenbegünstigung wächst
    20     Gemeinnützigkeit ist kein Selbstläufer –
           was der gemeinnützige Sektor für eine gute Zukunft benötigt
    21     Österreichisches Spendengütesiegel: Spendensicherheit garantiert!
    22     Die 100 größten NPOs 2018
    24     10 Tipps zum Spenden

    Executive Summary
    Since 2010 the Austrian Fundraising Association publishes      Particularly strong motifs for donating are the knowledge
    the annual National Donation Report – for the 10th time in     of what an organization stands for and the purposefulness
    2019. The report aims to focus on trends in donation           of the donation. Sympathy with the organization and
    behavior and philanthropy. In 2018 Austrians donated 685       concern with the plight of others are also strong reasons
    million € – 25 million more than in 2017. Despite a weaker     for giving.
    growth rate of 2,2 %, donations will reach 700 million € in
    2019, a new all-time high in Austria.                          According to the donors, approximately 64 % of all
                                                                   Austrians give charitably. Once again, the comparison of
    While the largest 50 charity organizations increased on        federal states shows a change in the ranking: this time,
    average, medium-sized NPOs recorded a disproportionately       Vienna is in the lead at donor participation with 71 %.
    strong growth of 7 %. Smaller associations could not keep      Salzburg, Tyrol, and Vorarlberg take the top place with
    up and were mostly affected by stagnation. As a result of      124 € in terms of the amount donated on average.
    the tax-deductibility of donations and the General Data
    Protection Regulation, the demanding requirements are          Meanwhile, one million Austrians are using the advantages
    likely to have harmed this development, as well as a lack of   of the tax deduction. Almost every third Euro donated is
    fundraising investments. Overall, donations to universities,   deducted from income tax.
    bequests, and permanent donations continue to grow.
    Especially universities show an outstanding growth of 14 %.    In addition to their monetary donations, the Austrians also
                                                                   engage in voluntary activities. Approximately 3,5 million
    The Austrian donors’ preferences are child support,            people or 46 % of over 15-year olds are active on a
    animals, national emergency relief and homeless people.        voluntary and unpaid basis.
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              Spenden auf einen Blick
                            So spenden die Österreicher*innen

        78 €                                113 €                                          212 €
  spendet die Bevölkerung            gibt jeder*r Spender*in pro Jahr          ist die Höhe der steuerlich geltend
     pro Einwohner*in.                          im Schnitt.                     gemachten Durchschnittsspende.

700 Mio. €                                                  215 Mio. €
         werden die                                            an Zuwendungen werden
 Österreicher*innen im Jahr                                  steuerlich abgesetzt – das ist
  2019 insgesamt spenden.                                      jeder dritte Spendeneuro.

                                                                                                               64 %
                                                                                                                der Bevölkerung
                                                                                                                engagieren sich
                                                                                                                durch Spenden.

         71 %                                               124 €
                                                         geben Spender*innen in
  der Wiener*innen spenden
        – am meisten                                  Salzburg, Tirol und Vorarlberg
  im Bundesländervergleich.                                 – am meisten im
                                                         Bundesländervergleich.

 USA, Myanmar
 & Neuseeland                           46 Mrd. €                                         8 Mal
                                                                                  so viele Spenden werden in den
 waren in den vergangenen zehn
                                          werden europaweit jährlich               USA jährlich gesammelt wie in
 Jahren die spendenfreudigsten
                                                  gegeben.                               allen europäischen
        Länder der Welt.
                                                                                        Ländern zusammen.

   Erlagscheine sind der      Transparenz, wofür eine Organisation      Kinder, Tiere, Katastrophenhilfe und
 beliebteste Zahlungsweg.      eintritt und die Sicherheit, dass die     Obdachlose sind die beliebtesten
                              Spende zweckgerichtet ankommt, sind          Spendenzwecke in Österreich.
                                 die stärksten Motive zu Geben.

So spenden Österreichs
Unternehmen                             spendende Unternehmen           Spendenhöhe pro Unternehmen
      bis 9 Mitarbeiter*innen                     170.792                              1.490 €
    10 bis 49 Mitarbeiter*innen                   27.297                               5.799 €
   50 bis 249 Mitarbeiter*innen                    4.600                               16.793 €
    über 249 Mitarbeiter*innen                     1.012                               75.690 €
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    Entwicklung des Spendens
    2018 unterstützten die Österreicher*innen gemeinnützige Hilfsprojekte mit 685 Mio. €,
    2019 werden 700 Mio. € erwartet. Spenden an Universitäten, Testaments- und
    Dauerspenden steigen.

                                                                                Spendenaufkommen Österreich
    Rückblick                                                                        2013-2019 in Mio. €
    Nach der Auswertung von rund 380 Jahresabschlüssen,                                                       660       685       700
                                                                                          625       640
    -berichten und Umfragen belief sich das Spendenauf-                 550       570
    kommen 2018 auf 685 Mio. €, rund 25 Mio. € oder 3,8 %
                                                                                                                                +2,2 %
    mehr als 2017. Damit wurde die ursprüngliche Vorher-                                                                  +3,8 %
    sage klar übertroffen. Während die Spenden der 50
    größten Spendenorganisationen durchschnittlich stie-
    gen, verzeichneten die 51-100 größten ein stärkeres                  2013     2014     2015      2016      2017      2018     2019
    Wachstum von 7 %. Kleinere Vereine konnten damit                               Quelle: Erhebung Fundraising Verband Austria
    nicht mithalten. Sie verzeichneten teilweise Rückgänge,
    wofür die hohen Auflagen der Spendenabsetzbarkeit                 Ausblick 2019
    und der Datenschutzgrundverordnung ebenso mitver-                 Für 2019 kann mit einem Spendenwachstum von 2 %
    antwortlich sein könnten, wie fehlende Fundraisingin-             gerechnet werden. Damit steigt das Aufkommen erst-
    vestitionen. Besonders stechen die Universitäten her-             mals auf 700 Mio. € an. Die Zahl der Spendenorganisa­
    vor, die ein starkes Wachstum von 14 % aufweisen.                 tionen, die mit hauptamtlichen Mitarbeiter*innen arbei-
    Erstmals findet sich unter den Top 100 auch eine Spor-            ten, nimmt ebenso zu, wie die Internationalisierung.
    torganisation. Neben einer stärkeren Professionalisie-            Österreichische NPOs beginnen zunehmend auch in
    rung des Fundraisings haben auch eine steigende Zahl              Nachbarstaaten mit Fundraisingaktivitäten, während
    an Organisationen, neue Zielgruppen und neue Techno-              gleichzeitig internationale Einrichtungen sich in Öster-
    logien zum Wachstum beigetragen.                                  reich ansiedeln. Auch finden sich zunehmend Universi-
                                                                      täten und Kultureinrichtungen unter den Top 150. Einen
    Nicht in den Berechnungen enthalten sind Kunstschen-              wesentlichen Beitrag zum jährlichen Spendenaufkom-
    kungen. So weist das Belvedere 2018 79 Mio. € an                  men liefern Dauerspender*innen und Pat*innen.
    Schenkungen aus den Jahren 2000-2018 auf, die – nach              Neuer­dings entfalten Zustiftungen von NPO- und uni-
    neuen Vorgaben – nun in die Bilanz aufgenommen wur-               versitätseigenen Stiftungen genauso positive Wirkun-
    den. Ebenso nicht enthalten ist die Schenkung der                 gen wie Testamentsspenden. Die 150 größten NPOs
    Sammlung Essl an die Albertina im Wert von rund                   weisen 60 % mehr Stiftungszuwendungen auf, testa-
    85 Mio. €.                                                        mentarische Zuwendungen stiegen um 5 % an.

                 Spendenindex 2017-2019                               Spendenindex – das Jahr im Rückblick
     250
                                                                      Der Spendenindex wird monatlich aus den Spendeneingän-
                                   2019                               gen von 31 Organisationen gebildet. Er ist damit ein reprä-
     200                           2018                               sentativer Indikator für Spendentrends. Insgesamt entwi-
                                   2017                               ckelte sich das Spendenjahr 2019 kontinuierlich mit
     150                                                              wenigen Ausnahmen knapp über dem Niveau des Vorjah-
                                                                      res. In der ersten Jahreshälfte stechen der März und April
                                                                      besonders hervor. Die Sammlungen rund um die verhee-
     100
                                                                      rende Naturkatastrophe in Mosambik wirkten sich auf die
                                                                      Index-Bereiche Humanitäre und Internationale Hilfe massiv
      50                                                              aus. Das vierte Quartal wird entscheiden, wie das Spen-
                                                                      denjahr ausgeht. Es sind die wichtigsten Monate für spen-
       0                                                              denwerbende Organisationen, rund 25 % aller Spenden
        Jän. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
                                                                      gehen in dieser Zeit ein.
                            Quelle: Direct Mind
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So spenden die Bundesländer
In Wien spenden mit 71  % die meisten Menschen. Salzburg, Tirol und Vorarlberg sind mit
einer Spendenhöhe von 124€ am spendabelsten.

                                          So spendet Österreich                                        Wien
                                                                                                       71 %         Spendenzweck
         Österreich                                                                                    spenden
                                                                                                                    Kinder, Tiere
                                                                                                       ~99€
           64 % Spendenzweck                                        OÖ                             pro Spender*in
             spenden      Kinder, Tiere
                                                                   67 %        Spendenzweck
             ~113€                                                 spenden     Kinder, Tiere
         pro Spender*in                                            ~119€                                            NÖ, Bgld
                                                               pro Spender*in
                                                                                                                     57 %           Spendenzweck
                                                                                                                      spenden       Kinder, Tiere
                                                                                                                      ~113€
                           Sbg, T, V                                                                               pro Spender*in
                            66 %           Spendenzweck                            Stmk, Ktn
                             spenden       Kinder, Katastrophen­
                                           hilfe, Tiere                              59 % Spendenzweck
                             ~124€                                                    spenden      Kinder, Tiere
                          pro Spender*in                                              ~100€
                                                                                  pro Spender*in

                             So spendet Österreich: Durchschnittsspende, Spendenbeteiligung und -themen
                       Quelle: Public Opinion GmbH/Institut f. Sozialforschung Linz; Spendenmarktbefragung 2018

N
        ach eigenen Angaben haben 2018 rund 64 %                     Bemerkenswert ist, dass der Prozentanteil der regel-
        der Österreicher*innen ab 16 Jahre gespen-                   mäßigen Spender*innen in Salzburg, Tirol und Vorarl-
        det. Damit hat sich der Anteil gegenüber dem                 berg von 33 % auf 19 % zurückgeht. Die Niederöster-
        Vorjahr um 4 % erhöht. Bereits das dritte Jahr               reicher*innen und Burgenländer*innen spenden mit
in Folge geben Spender*innen durchschnittlich 113 €                  rund 30 % besonders regelmäßig, gefolgt von Ober-
für einen guten Zweck. Männer spenden rund 122 €,                    österreich (27 %). Wien bildet mit rund 14 % das
Frauen 106 €. Am spendenfreudigsten erweist sich                     Schlusslicht und tendiert mehr zum situativen/anlass-
dieses Mal die Altersgruppe der über 60-Jährigen mit                 bezogenen Spenden (73 %).
durchschnittlich 119 €.
                                                                     Im Bundesländervergleich sind Kinder und Tiere weiter-
Im Bundesländervergleich belegen Salzburg, Tirol und                 hin die beliebtesten Spendenthemen. Der Zuspruch zu
Vorarlberg hinsichtlich der Spendenhöhe mit rund                     Kinderhilfe ist in Oberösterreich mit 18 % (gesamt 33 %)
124 € den Spitzenplatz, gefolgt von Oberösterreich mit               und in Wien mit 14 % (gesamt 30 %) besonders gestie-
119 € pro Spender*in. Das Schlusslicht bildet Wien mit               gen. Am zweitbeliebtesten ist in allen Bundesländern
rund 99 € pro Spender*in. Allerdings findet man in                   die Tierhilfe. Dies gilt besonders in Wien (29 %) und
Wien mit 71 % die meisten Spender*innen.                             Salzburg, Tirol und Vorarlberg (23 %).
2019 SPENDEN BERICHT - Alles zum Spendenverhalten und -aufkommen in Österreich auf einen Blick - Fundraising ...
6

    Spendenverhalten und -motive
    der Österreicher*innen
    Kinder, Tiere und die Soforthilfe bei Katastrophen sind die beliebtesten Spendenziele
    der Österreicher*innen. Weiterhin wird am meisten über Erlagscheine gespendet.

    U
             nverändert gegenüber dem Vorjahr zeigt sich                       Rund 21 % (+3 %) der Befragten spenden systematisch/
             das Ranking der Top-Spendenziele. An erster                       regelmäßig, das heißt, sie reservieren einen bestimm-
             Stelle finden sich Kinder, gefolgt von Tieren und                 ten Betrag für wohltätige Zwecke. 61 % spenden hinge-
             Katastrophenhilfe im Inland. Der Bereich Kinder                   gen anlassbezogen (z.B. bei Katastrophen). 18 % der
    ist leicht gestiegen (+4 %). Spenden für sozial Ausge-                     Spender*innen geben sowohl anlassbezogen als auch
    grenzte verzeichnen seit 2006 mit wenigen Ausnahmen                        regelmäßig. Diese Gruppe findet man vergleichsweise
    stete Zuwächse und liegen nun bei 13 %. Frauen erwei-                      stärker im ländlichen Raum und bei mittleren Netto­
    sen sich – hinsichtlich der Bandbreite – als spenden-                      haushaltseinkommen. Im Langzeitvergleich (2000-2018)
    freudiger. Sie geben mehr für Kinder, Tiere oder Kirchen/                  zeigt sich, dass der Anteil der systematisch/regelmäßi-
    religiöse Vereinigungen. Bei Männern überwiegen dage-                      gen Spender*innen langsam zugenommen und jener der
    gen Katastrophenhilfe im Inland, Sport, Kunst/Kultur/                      situativen abgenommen hat.
    Freizeit sowie Parteien/Bürgerinitiativen. Männer leh-
    nen es auch häufiger ab zu spenden. Im Altersgruppen-                      In den vergangenen 12 Monaten haben nach eigenen
    vergleich heben sich über 60-Jährige positiv ab. Sie kon-                  Angaben rund 64 % der Österreicher*innen ab 16 Jahre
    zentrieren sich auf Themen wie Kinder, Katastrophen­-                      gespendet. Damit hat sich der Anteil um 4 % erhöht und
    hilfe im Inland und behinderte Menschen.                                   liegt momentan wiederum beim Stand von 2015. 36 %
    Als häufigste Spendenform tritt die Beteiligung an                         der Befragten bezeichnen sich als Nichtspender*innen.
    einer Altkleidersammlung in Erscheinung (38 %). Rund
    17 % (+5 %) der Befragten spendeten in den vergange-                       Die Beweggründe für das Spenden sind vielfältiger
    nen 12 Monaten Sachgegenstände und 14 % Blut.                              Natur und nicht auf einzelne Motive reduzierbar. Oft ist
    Frauen, Ältere und Höhergebildete beteiligen sich                          es ein ganzes Bündel von Motiven, das Menschen
    besonders an Altkleidersammlungen.                                         bewegt, mildtätig zu wirken. Besonders starke Motive
    Bei Geldspenden führt unverändert die Erlagschein-                         sind etwa das Wissen, wofür eine Organisation eintritt
    spende mit rund 22 % das Ranking an. Besonders                             und die Sicherheit über die Zweckgerichtetheit der
    beliebt ist diese Spendenform bei Frauen sowie bei über                    Spende. Neben der Sympathie mit der jeweiligen Orga-
    60-Jährigen. 16 % spendeten bei Sammlungen in der                          nisation wirken sich vor allem die Betroffenheit mit der
    Kirche und 14 % an der Wohnungstür. Lose etc. waren in                     Not anderer und sogenannte Einzelschicksale auf die
    den letzten Jahren eher rückläufig, stießen jedoch 2018                    Motivation aus. Solidarität mit den Armen und Schwa-
    auf vermehrten Zuspruch (+5 %). Auch Straßensamm-                          chen ist für rund 55 % der Befragten ein Motiv, Mitleid
    lungen konnten leicht zulegen (+3 %).                                      für 47%. 43 % spenden, weil sie es sich leisten können.

                         Die beliebtesten Spendenthemen der Österreicher*innen

    27 % 22 %
            Kinder                          Tiere
                                                                      16 %
                                                                    Katastrophenhilfe
                                                                        im Inland
                                                                                                       14 %
                                                                                                        Obdachlose,
                                                                                                       Bettler*innen
                                                                                                                                       13Sozial
                                                                                                                                            %
                                                                                                                                     Benachteiligte

                 Quelle: Public Opinion GmbH/Institut für Sozialforschung Linz; österr. Bevölkerung ab 16 Jahre, face-to-face, N=1008, 2018
2019 SPENDEN BERICHT - Alles zum Spendenverhalten und -aufkommen in Österreich auf einen Blick - Fundraising ...
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         Interview

                                    Spenden und die Neurowissenschaft
                                    Philippe Tobler, MD, Ph.D
                                    Associate Professor of Neuroeconomics and Social Neuroscience, Universität Zürich

Welche psychologischen bzw. neuronalen                       Was genau passiert im Gehirn beim Geben für den
Erklärungen gibt es dafür, dass Menschen für                 guten Zweck oder bei einer guten Tat?
gemeinnützige Zwecke spenden?                                Es gibt in der Mitte und im unteren Teil des Gehirns ent-
Besonders aus der Perspektive der Ökonomik ist es            wicklungsgeschichtlich alte Regionen, welche beson-
erklärungsbedürftig, dass Leute spenden. Der «homo           ders dann aktiv sind, wenn wir Belohnung erhalten und
oeconomicus», der nur auf den Eigennutz bedacht ist,         wenn diese größer als erwartet ist. Dieser Unterschied
behält lieber alles Geld. Die modernere Verhaltensöko-       zwischen erwarteter und tatsächlicher Belohnung wird
nomik und die Psychologie haben mehrere Erklärungs-          «Vorhersagefehler» genannt und von Lerntheorien in
ansätze dafür entwickelt, dass Menschen spenden. Bei-        der Psychologie und der künstlichen Intelligenz
spiele sind das Bedürfnis, anderen in Not zu helfen, die     benutzt, um die Erwartungen der Realität anzupassen.
Aversion gegen Ungleichheit in der Verteilung von Reich-     Die Hirnregionen, welche Belohnung und Belohnungs-
tum, die einfühlende Anteilnahme am Schicksal anderer,       vorhersagefehler verarbeiten, sind auch beim Geben für
das positive Gefühl, Gutes zu tun oder richtig zu handeln,   einen guten Zweck aktiv und erlauben es uns zu lernen,
die Verbesserung des eigenen Rufes und die Vermeidung        dass Geben Glücksgefühle auslöst.
von Schuld­gefühlen.
                                                             2,3 Mio. Österreicher*innen engagieren sich
Spender*innen- und empfänger*innenspezifische, indi-         ehrenamtlich. Was motiviert sie?
viduelle und situationsbezogene Faktoren spielen auch        Hier würde ich davon ausgehen, dass mehrere Beweg-
eine Rolle. Zum Beispiel helfen wir Leuten, die uns ähn-     gründe eine Rolle spielen. Neben dem Zusammenge­
lich und nah sind tendenziell stärker als Leuten, mit        hörigkeitsgefühl denke ich ähnlich wie beim Spenden an
denen wir wenig gemeinsam haben. Frauen spenden              das Bedürfnis, anderen in Not zu helfen, die einfühlende
öfter, Männer größere Beträge. In Situationen, in denen      Anteilnahme am Schicksal anderer, das positive Gefühl,
andere viel spenden, oder in denen wir uns beobachtet        Gutes zu tun oder richtig zu handeln und die Verbesse-
fühlen, spenden wir tendenziell mehr als in Situationen,     rung des eigenen Rufes.
in denen andere wenig spenden und wir uns unbe­
obachtet fühlen.                                             Was bewegt junge Menschen, sich gemeinnützig zu
                                                             engagieren?
Inwieweit kann das persönliche Glücksgefühl durch            Menschen helfen umso mehr, je näher sie den Hilfe-
eine „gute Tat“ wissenschaftlich nachgewiesen werden?        empfänger*innen stehen. Die Hilfsbereitschaft nimmt
Unsere Forschung hat gezeigt, dass es eine Verbindung        also mit der sozialen Distanz ab. Es gibt Hinweise dar-
zwischen Glücksgefühl und Großzügigkeit im Gehirn            auf, dass junge Menschen zumindest bei hypotheti-
gibt. Wir haben eine Hirnregion gefunden, die beson-         schen Spendenentscheidungen weniger von der sozia-
ders dann aktiv ist, wenn man sich großzügig statt           len Distanz beeinflusst sind als Ältere. Das heißt,
eigennützig verhält. Und diese Region kommuniziert           Jüngere scheinen in solchen Situationen eher bereit zu
mit Regionen, deren Aktivität die Stärke des Glücksge-       sein, Fremden zu helfen. Zudem scheinen für jüngere
fühls wiedergibt. Die Stärke der Kommunikation zwi-          Menschen negative Emotionen wie Bestürzung, Beun-
schen den beiden Regionen variiert mit dem Grad der          ruhigung und Traurigkeit gegenüber Notleidenden
individuellen Großzügigkeit.                                 motivierender zu sein.
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    Spenden im
                                                                                                                               Finnland
                                                                                                                              94,20 €
                                                                         Norwegen
                                                                       154,14 €
    internationalen                                                                              Schweden

    Vergleich
                                                                                                 113,93 €

                                     Großbritannien
                                                                                                                                          Russland
                                    256,96 €                                                                                               13,86 €

                       Irland
                      81,63 €                              Niederlande
                                                                                  Deutschland
                                                           137,95 €                 90,36 €

                                                                                                       Tschechien
                                                                                                         33,99 €

                                                                                          Österreich
    Spendenaufkommen pro                  Frankreich
                                                                  Schweiz
                                                                                           77,66 €
    Einwohner*in in Europa                 115,87 €
                                                               195,55 €
                                                                                                               Ungarn
                                                                                                               28,83 €

                                                                                                 Slowenien
                                                                                                  78,26 €

                                                                                                                         Bulgarien
                                                                                                                          25,96 €
                                     Spanien
                                     38,32 €                                                Italien
                                                                                          112,14 €
                                           Quelle: Erhebung Fundraising Verband Austria

    Je nach Gesellschaftsordnung, Wirtschaftsleistung und religiöser Ausrichtung nimmt
    das Spendenverhalten der Menschen in den verschiedenen Ländern unterschiedliche
    Formen an. Seit Jahren sind die USA in mehrerlei Hinsicht Spitzenreiter beim Geben.

    R
            egelmäßig befassen sich nationale und interna-         Spendenfreudigste Länder:
            tionale Forschungsstudien mit den Themen               USA vor Myanmar und Neuseeland
            Spendenbereitschaft und Freiwilligenengage-            Die Vereinigten Staaten von Amerika waren in dieser
            ment. Bereits seit 2010 erscheint die weltweite        Zeit das beim Geben großzügigste Land, gefolgt von
    Vergleichsstudie „World Giving Index“ der britischen           Myanmar und Neuseeland. Während der Trend in den
    Organisation „CAF – Charities Aid Foundation“. Diese           USA und anderen Top-10-Ländern nach unten zeigt, hat
    untersucht gemeinnütziges Engagement in drei Kate-             sich Indonesien als einzige der führenden Nationen
    gorien: „Geld spenden“, „einem Fremden helfen“ und             wesentlich verbessert. Neuseeland ist wiederum das
    „sich ehrenamtlich engagieren“. Im Oktober 2019                einzige Land, das sich in allen drei untersuchten Kate-
    erschien die Jubiläumsedition. Diese beleuchtet die            gorien in den Top-10 bewegt und damit das stabilste
    wichtigsten weltweiten Trends beim Geben der vergan-           Spendenverhalten aufweist. Am anderen Ende der
    genen zehn Jahre.                                              Skala liegt China an der letzten Stelle aller 126 Länder.
9

Das bestplatzierteste europäische Land ist Irland auf      wohl. Zum Vergleich: In ganz Europa liegt das Gesamt­
Platz fünf. Österreich ist auf Platz 15 knapp hinter der   spendenaufkommen bei jährlich 46 Mrd. €. Bei 512 Mio.
Schweiz (Platz 13) und vor Deutschland (Platz 18).         Bürger*innen ergibt das eine Pro-Kopf-Spende von
                                                           knapp 90 €. 53 % des europäischen Gesamtaufkom-
Geben hat viele Gesichter                                  mens entstammt laut der Studie „Giving in Europe“ Pri-
In der Kategorie „einem Fremden helfen“ liegt weltweit     vatpersonen.
Liberia vor Sierra Leone und den USA an erster Stelle.
81 % der Bevölkerung Myanmars spenden Geld, womit          Große Unterschiede innerhalb Europas
der südostasiatische Staat hier an erster Stelle liegt.    Das Spendenverhalten ist in den einzelnen europäi-
Schlusslicht ist Georgien, wo nur 6 % Geld spenden.        schen Ländern sehr unterschiedlich. Um das Spenden-
Nummer eins beim ehrenamtlichen Engagement ist Sri         volumen zu vergleichen, ist es sinnvoll, das Gesamt­
Lanka, China liegt an der letzten Stelle. Die weltweit     aufkommen pro Einwohner*in (Spender*innen und
von den meisten Menschen praktizierte Form des             Nichtspender*innen) zu betrachten. Mit einem Aufkom-
Gebens ist die, einem Fremden zu helfen. 48,3 % der        men von 257 € pro Einwohner*in sind die Brit*innen
Menschen in den untersuchten Ländern haben dies in         Europameister*innen beim Spenden, gefolgt von der
den vergangenen zehn Jahren getan, was mehr als 2,5        Schweiz mit 196 € und Norwegen mit 154 €. Österreich
Mrd. Menschen entspricht.                                  liegt mit 78 € im europäischen Mittelfeld, hinter
                                                           Deutschland mit 90 €. Im Vergleich zu Deutschland und
USA: Achtfaches Spendenvolumen                             der Schweiz weist Österreich allerdings seit 2008 ein
im Vergleich zu Gesamteuropa                               hohes Wachstum auf.
Auch im Vorjahr führten die Vereinigten Staaten von
Amerika das internationale Ranking der spendenfreu-        Wie eine aktuelle RegioData-Studie zeigt, liegt die
digsten Länder bei Geldspenden an. 427,7 Mrd. US-Dol-      Schweiz mit Konsumausgaben pro Person und Jahr
lar, oder umgerechnet 362,5 Mrd. € haben die Amerika-      von 35.000 € an erster Stelle in Europa. In Österreich
ner*innen 2018 gespendet – pro Kopf sind das 1.107 €       sind es 22.700 € und der siebente Rang, knapp vor
für gemeinnützige Zwecke inklusive Zuwendungen an          Deutschland auf Platz acht. Davon entfallen hierzu-
Kirchen (327,35 Mio. Einwohner*innen). Erstmals seit       lande etwa 21 % auf Wohnen, 17 % auf Ernährung und
50 Jahren stammen weniger als 70 % der Gesamtspen-         6 % auf Kleidung. Während bei den Schweizer*innen
den von Einzelpersonen (68 %). Mit 18 % bzw. 75,86         durchschnittlich 0,56 % und bei den Deutschen 0,41 %
Mrd. US-Dollar (64,29 Mrd. €) leisten dafür Stiftungen     der Konsumausgaben Spenden sind, geben die Öster-
in den USA einen wachsenden Beitrag für das Gemein-        reicher*innen 0,34 % pro Jahr dafür aus.

Internationale                                             Drittel der Österreicher*innen mit ihrem Leben sehr

Wertestudie                                                zufrieden – der höchste Wert seit Beginn der Erhebung
                                                           und eine wesentliche Verbesserung der Stimmungs-
                                                           lage gegenüber der letzten Befragung 2008.
Das ist den Österreicher*innen wichtig                     Bei der Frage nach den wichtigsten gesellschaftlichen
                                                           Werten, führt „Humanismus“ (Hilfsbereitschaft, Wohl-
Europäische Identität und Solidarität, so lautete das      ergehen anderer, treue Freunde) mit 90 % Zustimmung
übergreifende Thema der letzten Europäischen Werte-        die Wertung an.
studie (2018), die von einem europaweiten Forschungs-
netzwerk erhoben wird. 47 Staaten der EU und angren-       Zum Vergleich: „Macht“ als handlungsbestimmender
zender Regionen nehmen daran teil. Die Studie              Wert ist lediglich 45 % der Befragten wichtig. Wie eine
thematisiert insbesondere Werte und Einstellungen der      wünschenswerte Zukunft aussehen soll, beantwor-
Menschen zu den Lebensbereichen Arbeit, Familie, Reli-     teten auffällig viele Menschen mit Antworten, die auf
gion und Politik. Im Rahmen des Projekts werden Werte-     das Allgemeinwohl abzielen: Für 77 % ist in der Zukunft
haltungen in den Ländern regelmäßig verglichen.            „Bildung für alle“ besonders wichtig, für 75 % ist
                                                           Umweltschutz ein zentrales Thema. Sehr viele Österrei-
Die vom österreichischen „Forschungsverbund Interdis-      cher*innen zweifeln zurzeit am gesellschaftlichen
ziplinäre Werteforschung“ 2018 erhobenen Daten             Zusammenhalt – 77 % denken, dass sich die Menschen
geben Einblick in das soziale Gefüge hierzulande. Wie      nicht ausreichend um ihre Mitmenschen kümmern.
die Forschungsergebnisse zeigen, sind aktuell zwei         www.werteforschung.at
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     Gastbeitrag

                                Crowdfunding in the US and Europe
                                Claire van Teunenbroek, MSc
                                Research Associate, Faculty of Social Sciences, Sociology, Vrije Universiteit Amsterdam

     Crowdfunding as an online fundraising mechanism               Besides the games section, other sections also
     builds on a large group of individuals each donating a        witnessed an increase in funding.
     small amount. In exchange for their donation, donors
     can receive a reward, which range from acknow­                In Europe, philanthropic crowdfunding does not seem
     ledgements on the developed product to free tickets for       to have found their crowd just yet, with negative
     a show. A donor can also opt to donate without                developments in 2016 and 2017. In 2018 the nominal
     receiving a reward. Crowdfunding platforms act as an          growth decreased to the same level as in 2013 . Today,
     online marketplace for people (private or professionals)      the most mature European crowdfunding markets are
     who seek funding for a specific project, mediating            the UK, France, Germany, and the Netherlands. The UK
     between ideas and donations.                                  is dominating the European crowdfunding landscape in
                                                                   terms of market volume per capita. However, since 2015
     In recent years, crowdfunding markets have                    the popularity is decreasing. The French crowdfunding
     experienced a severe growth. However, this was mostly         market also witnessed a decrease, namely of 2 % in the
     among non-philanthropic platforms. Worldwide,                 past year, collecting a total of 81.5 million €. France
     philanthropic crowdfunding has raised about 5.5 billion $,    houses two of the largest European crowdfunding
     which accounts for about 15 % of the total amount             platforms: Ulule (raising 109 million € before 2019) and
     raised through crowdfunding. Platforms in the United          KissKissBankBank (raising 83 million € before 2019).
     States, Asia, and Europe are good for 99 % of the global
     crowdfunding activity. Worldwide, the most popular            German crowdfunding platforms suffer from com­
     crowdfunding category covers projects related to              petitors from the US. One of the most popular platforms
     healthcare: 27 % of the projects worldwide were               among the Germans is the US based platform Patreon.
     intended to cover medical expenses.                           Contrary to the earlier mentioned European marketers,
                                                                   Dutch platforms are witnessing an increasing
     The US, in comparison with Europe, has the largest            popularity. Compared to the year before, the total
     percentage of crowdfunding projects that focus on             amount raised through crowdfunding grew with about
     projects with a philanthropic nature: about 18 % of the       16 % in 2018. The Dutch prefer to fund arts-oriented
     country’s total amount raised through crowdfunding            projects; the largest Dutch crowdfunding platform is
     comes from philanthropic crowdfunding. The American           Voordekunst. The Austrian crowdfunding market is still
     crowdfunding field is notable by their love to fund           small, but it is growing from a small niche to a more
     videogames. In 2018, the American-based platform              serious alternative financial system. In sum,
     Kickstarter reported that donors donated a stunning           crowdfunding is popular but not per se a growing
     200.9 million $ to the Games category in 2018, which          industry in every region. In Europe, crowdfunding
     was an increase of 18 % compared to the earlier year.         struggles to mirror the success of the US.

                                                      „Im Infineon-Konzern verbinden wir gesellschaftliche
                                                      Verantwortung mit unternehmerischem Erfolg. Soziales
                                                      und gesellschaftliches Engagement ist bei uns Teil eines
                                                      größeren Konzepts. Wir sind von der Wichtigkeit und
                                                      Notwendigkeit überzeugt – eine Verantwortung, die
                                                      nicht nur Politik und Unternehmen, sondern jeder
                                                      Einzelne von uns wahrnehmen sollte.“
                                                      Dr. Sabine Herlitschka
                                                      Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG
11

Gastbeitrag
                         35 Millionen Euro mehr für Bildungsprojekte?
                         Studie zeigt Potenzial bei Ausweitung der Spendenabsetzbarkeit.
                         Ruth Williams, MSc
                         Generalsekretärin Verband für gemeinnütziges Stiften

   Bildung geht uns alle an. Gerade in diesem Bereich ist       abführen, was in den meisten europäischen Ländern,
   jeder Euro, den wir heute investieren, ein Gewinn für        wie zum Beispiel Deutschland, Italien oder der Schweiz,
   die Zukunft. Ein Drittel aller Philanthrop*innen und Stif-   nicht der Fall ist. Dort sind Bildungsspenden steuerbe-
   tungen in Österreich engagiert sich im Bildungsbereich       günstigt, was den Spendensektor Bildung in jenen Län-
   mit viel Herzblut.                                           dern stark beflügelt. Eine steuerliche Begünstigung
                                                                würde auch hierzulande mehr Spenden und Stiftungszu-
   Allein letztes Jahr sind mehrere spannende Initiativen       wendungen mobilisieren und damit äußerst positive
   gegründet worden. Darunter die Sinnbildungsstiftung,         Auswirkungen auf das Bildungssystem mit sich bringen.
   eine Substiftung der staatlichen Innovationsstiftung für
   Bildung, die gerade gemeinsam mit Ashoka das Projekt         Das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria rechnet in
   „Bildünger“ auf den Weg gebracht hat. Oder die von der       der Studie „Fiskalische Effekte von Maßnahmen zur
   Berndorf Privatstiftung und der B&C Privatstiftung           Förderung von Gemeinnützigkeit“ mit rund 35 Mio. € an
   gegründete MEGA Bildungsstiftung.                            zusätzlichen Spenden und Stiftungszuwendungen jähr-
                                                                lich, die durch die Spendenbegünstigung für Bildung
   Gemeinnützig aktive Stiftungen leisten einen wichtigen       möglich wären. Dem würde ein Steuerausfall von ledig-
   Beitrag für in- und ausländische Bildungsprojekte. Sie       lich 10-15 Mio. € gegenüberstehen.
   sind wichtige Akteure bei Lösungen für soziale Heraus-
   forderungen. Bildung soll natürlich weiterhin Verant-        Bildung weist zusätzlich eine besonders hohe soziale
   wortung des Staates bleiben. Stiftungen können aber          Ertragsrate auf. Eine Simulation im Rahmen der Studie
   mit den staatlichen Strukturen kooperieren und so            zeigt, dass die öffentliche Hand von Bildung per Saldo
   wertvolle Impulse setzen und dazu beitragen, beste-          profitiert: Höhere Arbeitsmarktpartizipation und niedri-
   hende Lücken zu schließen. Durch die bestehenden             gere Arbeitslosigkeit erhöhen die Einnahmen aus Sozi-
   rechtlichen Rahmenbedingungen wird ihr Engagement            alversicherungsbeiträgen, Lohn- und Einkommen­
   jedoch in Österreich massiv eingeschränkt.                   steuerabgaben sowie Konsumabgaben.

   Ausschlaggebend ist die derzeit fehlende Spenden­            Um Österreich zukunftsfit zu machen, braucht es mehr
   absetzbarkeit für Bildung. So müssen gemeinnützig            Investitionen in Bildung. Mit einer Ausweitung der
   aktive Privatstiftungen bei der Förderung von Bildungs-      Spendenabsetzbarkeit auf Bildung und eine Kapital­
   projekten in Österreich weiterhin Kapitalertragssteuer       ertragsteuer-Befreiung könnte das geschehen.

                                                   „Mehr als 80 Prozent der Unternehmen in Österreich
                                                  setzen sich mit Geld, Know-how und persönlichem
                                                  Engagement für gemeinnützige Zwecke in Bereichen wie
                                                  Soziales, Umwelt, Kultur oder Bildung ein. Damit leisten
                                                  sie Jahr für Jahr einen wichtigen Beitrag zu gesellschaft-
                                                  lichem Zusammenhalt und stärken den Solidaritäts­
                                                  gedanken. Diese Aktivitäten sind eine wesentliche Inves­
                                                  tition in unsere Gesellschaft und damit in die Zukunft
                                                  unseres Wirtschafts- und Lebens­standorts.“
                                                  Mag. Christoph Neumayer
                                                  Generalsekretär der Industriellenvereinigung
12

     Der internationale Tag des Gebens 2019
     in Österreich
     2012 fand der erste GivingTuesday in den USA statt. Seitdem hat sich der Tag des
     Gebens zu einem internationalen Phänomen entwickelt. Millionen Menschen auf der
     ganzen Welt kommen zusammen, um am GivingTuesday das Geben zu feiern –
     am 3. Dezember 2019 das erste Mal auch in Österreich.

                                     Am 3. Dezember dreht sich auch in Österreich alles um das Geben.

     I
       nitiiert wurde der Tag von der amerikanischen Orga-             Arbeit frei. Hilfsorganisationen auf der ganzen Welt
       nisation „92nd Street Y“ und der „United Nations                nutzen den GivingTuesday, um neue Unterstützer*in-
       Foundation“ als Gegenbewegung zur Cyber Week.                   nen anzusprechen. Schulen veranstalten Spendenläufe
       Der in dieser Woche stattfindende BlackFriday und               und Geschäfte verkaufen spezielle Produkte, deren
     der CyberMonday geben mit Rabattaktionen den Start-               Erlöse Hilfsprojekten zugutekommen. Regeln für eine
     schuss für das Vorweihnachtsgeschäft im Handel. Beim              Teilnahme am GivingTuesday gibt es keine. Der Erfolg
     GivingTuesday, der immer am Dienstag nach dieser                  lebt vielmehr von kreativen Ideen und Aktionen, die
     Woche stattfindet, dreht sich hingegen alles darum, zu            dann in den sozialen Netzwerken unter #GivingTues-
     geben und Gutes zu tun. Egal ob Zeit, Geld oder einfach           dayAT geteilt werden.
     nur ein Lächeln.
                                                                       Bewegung für soziales Engagement
     Privatpersonen, Unternehmen und NPOs                              breitet sich weltweit aus
     – alle können sich beteiligen                                     Der GivingTuesday wird 2019 bereits in über 100 Ländern
     Die Möglichkeiten, sich zu engagieren, sind vielfältig:           zelebriert. Das Engagement der involvierten Länder bzw.
     Privatpersonen spenden ihre Zeit, sammeln Geld oder               deren Organisationen und Unternehmen nimmt ganz
     Sachspenden, Firmen rufen Spendenaktionen ins Leben               unterschiedliche Formen an. 2018 wurden in Nairobi
     oder stellen ihre Mitarbeiter*innen für ehrenamtliche             freundliche Botschaften, sogenannte „Acts of Kindness“,
13

von Menschen jeden Alters auf kleine Steine geschrieben     Der GivingTuesday in Zahlen
und dann in der ganzen Stadt verteilt – die „Nairobi        Laut aktueller Studie von marketagent.com bewerten
rocks“-Aktion wurde als Botschaft der Hoffnung und          knapp 57 % die Idee hinter dem GivingTuesday sehr
Inspiration für andere bekannt. In der Ukraine wurde der    positiv. Bei den 14-19-jährigen liegt der Wert sogar bei
internationale Tag des Gebens sogar in allen 24 Regio-      72 %, von denen 44 % auch sofort mitmachen würden.
nen zum offiziellen Feiertag erklärt.
                                                            58 % der Befragten möchten sich am GivingTuesday für
Breites Interesse in Österreich                             Kinder, 45 % für sozial Benachteiligte und 42 % für Tiere
2019 findet der GivingTuesday, nach vereinzelten Aktio-     einsetzen. Dass man/frau den Black Friday und Cyber
nen in den Vorjahren, erstmals in einem größeren kon-       Monday kritisch hinterfragen sollte, finden 58,3 % der
zertierten Rahmen statt. Bereits über 75 NPOs und           Österreicher*innen. 54,3 % möchten den beiden Kon-
Unternehmen machen dieses Jahr österreichweit mit.          sumtagen bewusst entgegenwirken. Beachtliche 41 %
Dass der Tag des Gebens erstmalig unter dem Ehren-          können sich vorstellen, einen Teil des am Black Friday
schutz von Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bel-       gesparten Geldes an Hilfsprojekte weiterzugeben und
len und Bundeskanzlerin Dr. Brigitte Bierlein steht,        so benachteiligten Menschen zu helfen.
unterstreicht das große öffentliche Interesse. Die
Bandbreite an Spenden- und Freiwilligenaktionen am          Auf der Website www.giving-tuesday.at können sich
3. Dezember ist in Österreich groß, hier ein kleiner Aus-   Interessierte an einer bereits bestehenden Aktion
schnitt:                                                    beteiligen oder ihre eigene Aktion einreichen und sich
                                                            so kosten­los als Partner*in registrieren.
• SOS-Kinderdorf startet am GivingTuesday eine
  24h-Online-Spendenaktion. Der gesamte Erlös aller
  Spenden am GivingTuesday wird für den Bau eines
  neuen Zuhauses für Kinder im SOS-Kinderdorf Imst
  verwendet. Zusätzlich verdoppeln Unterneh-
  menspartner*innen die eingehenden Spenden.

• Das Umfrageinstitut „marketagent.com“ belohnt
  Umfrageteilnehmer*innen mit Prämien. Diese kön-
  nen unter anderem in Form von Spenden weiter
  gegeben werden. Das Institut verdoppelt bis zum
  #GivingTuesday die Spenden, die über die Market­
  agent-Tauschbörse an Amnesty International ge­tä-
  tigt werden.

• ADRA Österreich ruft auf, die Petition „Every Child.
  Everywhere. In School“ zu unterstützen. Ziel ist, bis
  2020 eine Millionen Unterschriften zu sammeln,              „Ob beim Schutz der Umwelt, bei der Hilfe
  damit führende Staats- und Regierungschef*innen
                                                              Notleidender oder bei der Pflege kranker
  Maßnahmen ergreifen, um allen Kindern auf der Welt,
  das Recht auf Schulbildung zu ermöglichen.                  und bedürftiger Menschen, gemeinnützige
                                                              Organisationen leisten einen unverzichtba-
• Die ROTE NASEN Clowndoctors bieten ein #Giving-             ren Beitrag für unsere Gesellschaft. Durch
  Tuesday Package an. Um 10€ erhalten Unterstüt-              das finanzielle und freiwillige Engagement
  zer*innen eine rote Schaumstoffnase und ein Arm-            der Österreicher*innen können sie diesen
  band. So unterstützen sie die Arbeit des Vereins bei
                                                              wichtigen Aufgaben langfristig nachkommen
  kranken und humorbedürftigen Menschen.
                                                              und damit unser aller Leben ungemein berei-
• Der Verein „Balance – Leben ohne Barrieren“ lädt            chern. Jeden Tag und ganz besonders am
  zum Adventzauber in seine Einrichtung „Sonnenhof“           #GivingTuesday, dem weltweiten Tag des
  ein. Ziel ist, die dort arbeitenden Nutzer*innen bei        Gebens.“
  Punsch und weihnachtlichen Leckereien kennenzu-             Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen
  lernen. Der 3.12. ist übrigens auch der internationale
  Tag der Menschen mit Behinderung.
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     Die Zukunft des Gebens: Next Generation
     Unsere Welt entwickelt sich in beruflichen wie privaten Sphären rasend schnell. So wie
     die meisten Lebensbereiche sieht sich auch der gemeinnützige Sektor mit vielfältigen
     Veränderungen konfrontiert. Um Spender*innen und Helfer*innen auch in Zukunft zu
     erreichen, sind Spendenorganisationen jetzt gefordert, sich aktiv mit der nächsten
     Generation und deren Kommunikationskanälen zu befassen.

     Clevere Algorithmen, die uns die Welt auf Basis unse-            breites gemeinnütziges Engagement und eine ebenso
     rer Datenspuren zurechtlegen, die bestmögliche „Ver-             breite Spendenbereitschaft bauen zu können, müssen
     wertung“ unseres Lebens in Form von Likes und Follo-             NPOs und Vereine neue tragfähige Beteiligungsfor-
     wern, die zunehmend individualisierte Gestaltungs­­­­­­­­­­­­-   men finden. Doch was bewegt die nächste Generation
     möglich­­­keit der Lebenswirklichkeit oder die Fragmen-          an Freiwilligen und Spender*innen?
     tierung von Gesellschaftsgefüge und Identität durch
     Digitalisierung und Globalisierung – dies sind nur               Das „richtige“ Image ausschlaggebend
     einige Beispiele für die umfassende Veränderung                  Laut einer Studie des Instituts für Jugendkulturfor-
     unserer Alltagswelt. Berufsleben, Haushalt, Mobilität,           schung geht der Trend unter heutigen Jugendlichen
     Medizin, Zahlungsverkehr und viele andere Bereiche               zu projektbezogenen Kurzzeit-Engagements. Dies
     werden in Zukunft ein völlig anderes Erscheinungs-               liegt daran, dass junge Menschen andere Erwartun-
     bild haben als heute. Dementsprechend verändert                  gen an Freiwilligenarbeit haben als Ältere. Sie tendie-
     sich auch das Freiwilligenwesen. Um weiterhin auf ein            ren zu offeneren Organisationsformen und flexibleren
                                                                      Angeboten, wo projektorientiert mitgearbeitet wer-
                                                                      den kann. Zum Engagement motiviert sie weniger
                                                                      eine weltanschauliche Überzeugung, sondern eher
                                                                      das Streben nach pragmatischen Problemlösungen,
                                                                      sowie ein frisches und junges Image der Organisatio-
                                                                      nen. Denn nur mit dem richtigen Image kann das
                                                                      Engagement im Gleichaltrigen-Umfeld auch „herge-
                                                                      zeigt“ werden. Zugrunde liegt diesem neuen Engage-
                                                                      ment-Typus ein verstärktes Output-orientiertes Den-
                                                                      ken, das Effizienz im Umgang mit Zeit und das
                                                                      Erreichen von Ergebnissen in den Mittelpunkt stellt.

                                                                      Dementsprechend müssen NPOs Formate für poten-
                                                                      zielle junge Ehrenamtliche anbieten, die einen raschen
                                                                      Einstieg und einen schnell sichtbaren Erfolg ermögli-
                                                                      chen, aber auch ein „attraktives“ Image vermitteln.
                                                                      Die „youngCaritas“ setzt zum Beispiel hier an und bin-
                                                                      det bereits seit Jahren mit großem Erfolg Jugendliche
                                                                      in die Projekte der Caritas ein.
          „Sozialer Zusammenhalt und Solidarität
          sind zentrale Werte unserer Gesellschaft.                   Das Netz als neuer Ort sozialen
          Es freut mich daher sehr, dass auch                         Engagements
          zahlreiche österreichische Organisatio-                     Besonders das Leben junger Menschen hat sich in den
          nen Teil der internationalen Bewegung                       vergangenen Jahren zunehmend in die Onlinewelt mit
          des Giving Tuesdays sind.“                                  ihren Social-Media-Kanälen verlagert. Damit hat sich
                                                                      der Online-Bereich als ein neuer Ort etabliert, an dem
          Bundeskanzlerin Dr. Brigitte Bierlein
                                                                      zum einen gespendet, zum anderen aber auch sozia-
                                                                      les Engagement selbst stattfinden kann. Die App
                                                                      „Let‘s Act“ verbindet beispielsweise Menschen, die
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sich gerne engagieren möchten, mit gemeinnützigen          als der wichtigste Spendenkanal der Zukunft gese-
Organisationen und ihren konkreten sozialen Projek-        hen. Bei den Spendenerträgen liegen jene aus dem
ten. 400 Organisationen und 25.000 Freiwillige sind        Online-Bereich derzeit noch im unteren Bereich: Ein
auf der deutschen Plattform seit dem Start im Herbst       Großteil der NPOs (40,65 %) gibt an, dass Online-Spen-
2018 bereits aktiv. Die App „Moving Twice“ setzt auf       den derzeit 1-4 % am Gesamtspendenvolumen aus-
Unternehmenskooperationen: User*innen können in            machen. 12,3 % der Organisationen erreichen bereits
der App ein Projekt auswählen, das sie unterstützen        ein Volumen von über 16 % am Gesamtaufkommen.
möchten. Mit jedem gelaufenen Kilometer der                Doch der Zukunftstrend ist eindeutig: 44 % der 1.400
User*innen wird dieses Projekt unterstützt. Unter-         untersuchten Organisationen aus Deutschland, Öster-
nehmen sponsern und finanzieren den erlaufenen             reich und der Schweiz nennen Online-Spenden als
Betrag. Das Spektrum reicht von Baumpflanzungen            wichtigsten Zukunftsbereich, dicht gefolgt von Unter-
gegen den Klimawandel bis hin zu Schulprojekten in         nehmensspenden. 68 % sind bereits im Online-Fund-
Entwicklungsländern.                                       raising aktiv – ein deutlicher Anstieg in den vergange-
                                                           nen Jahren. Für 80 % sind Facebook und der
„ShareTheMeal“ setzt auf ein ähnliches Prinzip. Die        Newsletter die wichtigsten Sprachrohre.
gemeinnützige App vom World Food Programme der
Vereinten Nationen bietet die Möglichkeit zur unkom-       Interessante Einblicke in die Bedeutung des Internets
plizierten Mikrospende: Mit nur wenigen Klicks auf         für das Spenden insbesondere bei jungen Menschen
dem Smartphone können 40 Cent gespendet und                gibt auch die Studie der Marktforschungsagentur
damit ein hungerndes Kind für einen Tag ernährt wer-       Marketagent.com. Dieser zufolge geben die 14-29-jäh-
den. 46 Mio. Mahlzeiten wurden so ermöglicht.              rigen in Österreich besonders häufig Geld Bettler*in-
                                                           nen (38,7 %). An zweiter Stelle liegt allerdings bereits
Beliebt sind zurzeit auch Charity-Videostreams. So         das Spenden via Online-Banking mit 29,7 %. 25,2 %
bietet etwa das Portal betterplace.org eine Plattform      spenden über die Website der Organisation, 12,6 % auf
mit kostenlosen Tools und echten Spendenbescheini-         Spenden-/Crowdfunding-Plattformen. Nur 14,4 % der
gungen, auf der Video-Streams auf gemeinnützige            Jugendlichen greifen zum Erlagschein und 7,2 % nut-
Anliegen aufmerksam machen.                                zen eine Einzugsermächtigung.

Neben innovativen Online-Spendentools, mit denen
insbesondere junge Menschen involviert und für
gemeinnützige Anliegen sensibilisiert werden, findet                      So spendet die Jugend
auch freiwillige Hilfeleistung zunehmend in der virtuel-
len Welt statt. Unterstützung und Beratung bei Cyber-
mobbing, Hilfe bei Sicherheitseinstellungen auf Social
                                                             Mittels Online-Banking                                  29,7 %
Media oder ein Live-Chat für Suchtkranke – all das
                                                           Bettler*in etwas gegeben                                           38,7 %
kann als moderne Form des Freiwilligenengagements
in einer globalisierten Welt verstanden werden.
                                                                Haussammlungen an
                                                                  der Wohnungstüre                            21,6 %
Die Initiative „Jugend hackt“ verbindet unter dem
Motto „Mit Code die Welt verbessern“ die Förderung          Sammlung in der Kirche/
                                                                                                                   27,0 %
                                                              einer religiösen Stätte
des Umgangs von Jugendlichen mit Programmiertech-
nologien mit dem Streben nach digitalen Lösungen zur                   Spende über
Verbesserung der Gesellschaft. Gemeinsam mit ehren-
                                                               Einzugsermächtigung               7,2 %
amtlichen Mentor*innen haben die Teilnehmer*innen                     Mit Erlagschein
bereits Apps zum Bikesharing oder zur Planung von                          einbezahlt                  14,4 %
barrierefreien Zugverbindungen entwickelt.
                                                                    Über Website der
                                                                       Organisation                              25,2 %
Online-Fundraising wichtigster Kanal
der Zukunft                                                      Auf Spenden- bzw.
                                                            Crowdfunding-Plattform                   12,6 %
Mit den modernen Formen und Wegen des Gebens,
müssen NPOs auch neue Kanäle abseits des klassi-                            Sonstiges                12,6 %
schen Spendenbriefs bedienen, um Spender*innen zu
erreichen. Laut aktueller Altruja-Studie wird
                                                              Quelle: Marketagent.com; Detailauswertung österr. Bevölkerung
Online-Fundraising 2019 von Organisationen erstmals        zwischen 14 und 29 Jahre, Online-Interviews, Gesamtstudie N=1006, 2019
16

           Interview

                                     Was bewegt die Jugend?
                                     Ass.-Prof. Dr. Janet Kleber, B.A.,M.Sc.
                                     Institut für Psychologie, Universität Klagenfurt

     Warum betätigen sich die Menschen offensichtlich           altrigen (sogenannte Peer Groups) ausschlaggebend,
     gerne gemeinsam ehrenamtlich?                              da die Jugendlichen oftmals selbst noch nach ihrer
     Es ist ein Grundbedürfnis des Menschen sozialen Grup-      sozialen Identität suchen. Man könnte daher sagen,
     pen anzugehören. Wir suchen uns dafür meist Gruppen,       dass die Sozialisierung zu prosozialem Verhalten eine
     die ähnliche Überzeugungen und Einstellungen wie wir       wichtige Rolle spielt. Wenn die Eltern sich ehrenamtlich
     selbst haben. Gruppen können aber auch als Informati-      betätigen oder auch nur mit den Kindern über ehren-
     onsquelle dienen. Gemeinsam mit anderen Personen           amtliche Tätigkeiten und Spendenverhalten sprechen,
     ehrenamtlich tätig zu sein, kann daher besonders posi-     erhöht dies auch die Motivation der Kinder, sich ent-
     tiv empfunden werden, da dies die eigenen Werte            sprechend prosozial zu verhalten. Mit steigendem
     bestärkt und ein Gruppengefühl entsteht.                   Jugendalter nimmt dann der Einfluss der Gleichaltrigen
                                                                zu (und der Einfluss der Eltern ab), sodass diese maß-
     Ehrenamtliche Tätigkeiten, wie z.B. Spendenakquise für     geblich bestimmen, ob sich Jugendliche ehrenamtlich
     eine karitative Organisation, erfordern, dass viele Men-   betätigen. Die Fridays for Future Initiativen sowie die
     schen mithelfen. Durch gemeinsames Engagement              Extinction Rebellion Bewegungen sind aktuelle Bei-
     kann das Ziel oft schneller erreicht werden und jede*r     spiele dafür, welchen Einfluss die Gleichaltrigen haben
     Einzelne kann ein stärkeres Gefühl von Effektivität sei-   können.
     nes/ihres Handelns entwickeln. Die Forschung hat
     gezeigt, dass besonders kurz vor der Zielerreichung        Was muss ein Ehrenamt heute „bieten“, um Jugendli-
     Menschen hochmotiviert sind zu helfen. Umgekehrt           che erfolgreich anzusprechen?
     kann ein fehlendes Gefühl von Effektivität einer der       Hier müsste man zwischen intrinsischer und extrinsi-
     Gründe sein, sich nicht zu engagieren. Die eigene Tätig-   scher Motivation unterscheiden. Um Jugendliche intrin-
     keit wird dann lediglich als „ein Tropfen auf dem heißen   sisch zu motivieren, spielt der Inhalt des Ehrenamtes
     Stein“ empfunden.                                          eine große Rolle – gerade die Passung zu den eigenen
                                                                Werten und die Möglichkeit, dass man was bewirken
     Was bewegt die nächste Generation an Freiwilligen?         kann, sind hierbei wichtig. Selbstverwirklichung und die
     Welche Faktoren sind für Jugendliche dabei aus-            Gelegenheit seine Fähigkeiten (besonders auch die
     schlaggebend im Vergleich zu Erwachsenen bzw.              eigenen Stärken) erfolgreich einzusetzen, können
     älteren Menschen?                                          zusätzlich motivierend wirken und auch langfristig
     Der Wunsch, etwas Gutes zu tun und dadurch einen           positive Konsequenzen für die Jugendlichen haben (z.B.
     kleinen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten, stellt eine     mehr Erfolg in der Schule, weniger Problemverhalten,
     grundlegende Motivation für ehrenamtliche Tätigkeiten      mehr Selbstbewusstsein). Extrinsische Motivatoren für
     dar. Dieser Wunsch lässt sich über alle Generationen       ehrenamtliche Tätigkeiten beinhalten dagegen auch die
     hinweg finden. Neben diesem altruistischen Motiv gibt      Außendarstellung und Anerkennung durch andere Per-
     es aber natürlich auch egoistische Motive. Hierbei kann    sonen. So ist es möglich, dass Jugendliche ehrenamt-
     die Anerkennung anderer Personen oder auch der Nut-        lich tätig sind, um dadurch ihren Lebenslauf zu verbes-
     zen des Ehrenamtes für das zukünftige Leben eine           sern oder um Beziehungen aufzubauen und Kontakte
     Rolle spielen. Oftmals kann man beide Motivationen         zu knüpfen, die eventuell zukünftig von Vorteil für die
     als Ursache für die ehrenamtliche Tätigkeit ausmachen.     eigene Karriere sein können. Daher sollte ein Ehrenamt
     Gerade für Jugendliche ist aber neben den inneren          je nach Motivationslage intrinsische oder extrinsische
     Motiven, auch das Verhalten ihrer Eltern und der Gleich-   Faktoren ansprechen.
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Entwicklungen und Trends im
Freiwilligenwesen
Kleines Land mit großem Herz: Ob bei der Freiwilligen Feuerwehr, im Rettungswesen
oder beim Einsatz für den Tierschutz – ganze 46 Prozent der über 15-Jährigen setzen
sich hierzulande in ihrer Freizeit für den guten Zweck ein. Aktuell sehen sich jedoch
viele Freiwilligenorganisationen mit der Schwierigkeit konfrontiert, neue Helfer*innen
für zukünftige Herausforderungen zu gewinnen. Gleichzeitig tun sich neue Chancen auf.

I
   m internationalen Vergleich zeichnet sich Österreichs    willigen zunehmend in einer digitalen Welt lebt, haben
   Bevölkerung durch eine hohe Bereitschaft zu freiwil-     sich die meisten Online-Lösungen für die Gewinnung
   ligem Engagement aus. 2,3 Mio. Menschen engagie-         und Vermittlung von Freiwilligen mangels Aktivität der
   ren sich formell in Vereinen und Organisationen. 3,5     User*innen oder langfristiger Finanzierungsmodelle
Mio. sind es, wenn informelle Freiwilligenarbeit wie        nicht durchgesetzt. Außerhalb Österreichs stellt man
Nachbarschaftshilfe zugerechnet wird. Nach Schätzun-        fest: Erfolgreiche Online-Plattformen sind meist an der
gen des Sozialministeriums leisten Österreichs Freiwil-     Schnittstelle zwischen Freiwilligenorganisationen und
lige damit wöchentlich 14 Millionen Arbeitsstunden.         Unternehmen im Bereich Corporate Volunteering ange-
Eine substantielle Bereicherung für alle gesellschaftli-    siedelt. Eine ähnliche Entwicklung hierzulande ist wahr-
chen Bereiche. Aktuelle Entwicklungen bringen für Frei-     scheinlich.
willigenorganisationen jedoch neue Herausforderun-
gen, aber auch Chancen mit sich.                            Corporate Volunteering im Vormarsch
                                                            Sowohl Unternehmen als auch Organisationen erken-
Freiwilligenwesen im Wandel                                 nen zunehmend die vielfältigen positiven Nebeneffekte
Immer häufiger betonen NPOs, dass es zunehmend              von Corporate Volunteering, dem ehrenamtlichen
schwieriger werde, aktive Engagierte langfristig zu bin-    Engagement von Unternehmen über Zeitspenden. So
den. Gleichzeitig sei die Suche nach neuen Freiwilligen     entstehen immer mehr derartige Kooperationen.
generell aufwändiger geworden. Diese bevorzugen ver-        Bereits 36  % der österreichischen Unternehmen gehen
mehrt unverbindliche oder zeitlich begrenzte Formen         Corporate Volunteering-Partnerschaften ein. Dabei
des Engagements mit geringerer Verpflichtung bzw.           beschränken sich die Motive längst nicht mehr auf
Verantwortung. Problematisch wird dies für Organisati-      Imagebildung und Marketing. Die mit Abstand häufigste
onen und Vereine beispielsweise bei der langfristigen       Einsatzform betrieblicher Freiwilligenprogramme ist
Planung. Ebenso leidet die Effizienz der NPOs, wenn sie     der Aktionstag, wenngleich strategisch ausgerichtete
die Zuverlässigkeit ihrer Freiwilligen nicht mehr voraus-   Projekte eine größere Wirkung entfalten und für NPOs
setzen können. Setzt sich dieser Trend fort, bedarf es      leichter umzusetzen sind.
mehr hauptamtlicher Mitarbeiter*innen. Die damit ver-
bundenen höheren Personalkosten würden Organisati-               Motive für Corporate Volunteering
onen in ihrer Existenz bedrohen. Auch die zunehmende          Mitarbeiter*innenbindung
Bürokratisierung von freiwilligem Engagement stellt ein              und -zufriedenheit                              60 %
Hemmnis für die Hilfsbereitschaft potenzieller Freiwilli-                  Teambuilding                             57%
ger dar, insbesondere da Autonomie und Gestaltungs-              Imagepflege/Marketing                             55 %
spielräume zunehmend an Bedeutung gewinnen.                         Personalentwicklung                           52 %
                                                                      Employer Branding                       38 %
Wie viel Digitalisierung braucht freiwilli-                   Philantropische Gesinnung
                                                                      der Führungsebene                   25 %
ges Engagement?                                                  Kenntnis neuer Märkte/
                                                                     Innovationsimpulse                17 %
Während die Digitalisierung im Freiwilligenwesen in
Deutschland und der Schweiz teilweise recht weit vor-
                                                               Teil der Konzernstrategie              14%
angeschritten ist, ist die Entwicklung hierzulande noch       Quelle: Public Opinion GmbH/Institut für Sozialforschung Linz; österr.
                                                             Unternehmen, Online-Umfrage, N=157 (Unternehmen, welche bereits im
in den Anfängen. Obwohl die neue Generation an Frei-                    CV aktiv sind dies zukünftig sein möchten), 2018
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