Gastgeber Bayern Das Magazin

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Gastgeber Bayern Das Magazin
Gastgeber
                                BayernDas Magazin
                                      für Gastronomie und
                                      Hotellerie

                                                                                #02  Ausgabe 2020

                                                            CORONA & WERTSCHÄTZUNG

                                                            Ministerpräsident
                                                            Dr. Markus Söder
                                                            sagt Danke
                                                            Seite 10

                                                            Interview
                                                            mit Huber Aiwanger,
                                                            Bayerischer Wirtschaftsminister
                                                            Seite 14

                                                            9 Tipps
                                                            zur Wertschätzung,
                                                            die keinen Cent kosten
                                                            Seite 32
ZKZ 10616 | Schutzgebühr: 5 €
Gastgeber Bayern Das Magazin
WIR UNTERSTÜTZEN
GASTGEBER – FAIR, KOMPETENT
UND UMFASSEND

        NIE WAR ES SO SCHWER WIE
        HEUTE, GASTGEBER ZU SEIN.
        GERADE IN DIESER ZEIT IST
        ES WICHTIG ZU WISSEN,
        WER SIE BEI FRAGEN UND
        HERAUSFORDERUNGEN
        UNTERSTÜTZEN KANN.

                                                                                     JETZ T
                                                                                   MITGLI
                                                                                          ED
                                                                                   WERDE
                                                                                          N!
Die Organisation in einem starken und tatkräftigen
Verband ist nicht nur in Krisenzeiten wichtig. Dennoch
bietet der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband
DEHOGA Bayern e.V. gerade jetzt einen zuverlässigen
Anker und eine schlagkräftige Interessenvertretung            SIE MÖCHTEN MITGLIED WERDEN ODER
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Unterstützung und verschiedenste Lösungsansätze. Unser        Fax: 089 28760-111
Verband berät und informiert nicht nur, er zeigt auch viele   E-Mail: info@dehoga-bayern.de
Möglichkeiten auf, um bares Geld zu sparen.                   Internet: www.dehoga-bayern.de

JETZT MITGLIED WERDEN UND VOM NETZWERK DES DEHOGA BAYERN PROFITIEREN!
Gastgeber Bayern Das Magazin
Gastgeber Bayern     Editorial

Das Coronavirus hat die ganze Welt noch         im Hotel auszuspannen und neue Kräfte zu
immer fest im Griff – ganz besonders und vor    sammeln. Oder auch in einem Club richtig
allem das Gastgewerbe. Noch nie wurden          „abzufeiern“. Und genau darum soll es
wir von einer solch unvorstellbaren Situation   in diesem Magazin gehen. Den Wert der
überrollt. Für uns war klar: Noch nie wurde     alltäglichen Dinge auch über die Krise hinaus
unser Verband dringender gebraucht als jetzt.   nicht wieder zu vergessen – kurz: es soll um
Also haben wir alles Menschenmögliche           Wertschätzung gehen.
getan, um unseren Wirten und Hoteliers zu
helfen. Unzählige Informationsseiten, Muster,   Wir haben viele Stimmen zum Thema vereint.
Aushänge und Checklisten sind in diesen Wo-     Ministerpräsident Markus Söder sagt Danke
chen auf unserer Homepage entstanden. Die       – für die beachtliche ökonomische und auch
Neuigkeiten holen uns fast täglich wie eine     unverzichtbare gesellschaftliche Leistung des
Welle ein. Daher auch an dieser Stelle der      bayerischen Gastgewerbes in der Corona-Kri-
Hinweis, diesbezüglich einen Blick ins Netz     se. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger
auf die Seiten des DEHOGA Bayern zu werfen.     erklärt darüber hinaus, warum der Lockdown
                                                notwendig war, was aber auch hätte besser
Die vergangenen Wochen waren heraus-            gemacht werden können. Spitzenkoch Ali
fordernd und kräftezehrend für uns alle,        Güngörmüş und dessen kulinarischer Ziehva-
sie haben uns aber auch gezeigt, dass wir       ter Karl Ederer, sprechen mit uns darüber, was
Unternehmer sind, dass wir den Kopf nicht in    die beiden miteinander verbindet und wie sie
                                                                                                  Angela Inselkammer
den Sand stecken. Aus großer Verzweiflung       die derzeitige Krise erleben. Arbeitsministerin
                                                                                                  Präsidentin des DEHOGA Bayern
entstanden unzählige kreative Ideen. Trotz      Carolina Trautner betont die Wichtigkeit der
des einzuhaltenden Abstands sind wir näher      richtigen Förderung von Nachwuchs und den
zusammengerückt und haben die Ärmel             Erhalt zukunftsfähiger Arbeitsplätze. Denn
hochgekrempelt. Wir konnten unser Ziel der      die Zukunft steht bereits hoffnungsvoll in
Reduzierung der Umsatzsteuer durchsetzen.       den Startlöchern – auch trotz Corona. Ebenso      Dr. Thomas Geppert
Zunächst zwar befristet, aber selbstverständ-   eilt in dieser Ausgabe eine Prise göttlicher      Landesgeschäftsführer des DEHOGA Bayern

lich werden wir uns für eine dauerhafte         Beistand in Form von Pater Anselm Grün
Reduzierung stark machen.                       herbei. Er gibt kräftespendende Worte mit auf
                                                den Weg und erklärt, warum wir gerade jetzt
Uns allen wurde der Wert der kleinen            eine neue Wertschätzung erleben. Der Pater
Dinge mehr denn je bewusst. Der Wert            hat sogar einen Tipp, wie sich aus der derzeit
einer Umarmung. Der Wert mit Freunden im        schwierigen Situation dennoch auch Gutes
Biergarten zu sitzen. Ein langes Wochenende     entwickeln kann. Doch lesen Sie selbst...

                                                                     Seite 3
Gastgeber Bayern Das Magazin
Gastgeber Bayern      Inhalt

03   Editorial
     Inhaltsverzeichnis
                                       Seite 03
                                       Seite 04
                                                                                             Inhalt
     Wussten Sie schon?                Seite 05                                    Ausgabe 02/2020

06   Aus dem Landesverband
                                                            Im Gespärch mit Staatsminister
                                                            Bernd Sibler                      Seite 37
     Praxis-Check erfolgreich                               Café am See
     bestanden                         Seite 06             mit sozialem Auftrag              Seite 40
     Gäste und Kunden                                       Eine Chance für die
     digital registrieren              Seite 07
                                                            regionale Gastronomie
     Corona im Gastgewerbe             Seite 08             und ausgereifte Konzepte          Seite 42
     Ministerpräsident Dr. Markus                           Seminarangebote der
     Söder sagt Danke                  Seite 10             Bayern Tourist GmbH               Seite 44
     Interview mit Staatsminister                           Mitarbeitermotivation
     Hubert Aiwanger                   Seite 14             und Teambuilding                  Seite 45
     Befristete Umsatzsteuersenkung                         Gästenähe trotz Distanz           Seite 46
     für Speisen ab Juli 2020          Seite 17
     Interview mit Staatsministerin

                                                                                                     48
     Carolina Trautner, MdL            Seite 18             Bayern und die Welt
     DEHOGA Bayern im Gespräch         Seite 20

                                                            Ein Kupferschmied und sein
                                                            Jahrhunderte altes Handwerk       Seite 48

24
                                                            Wertschätzung im
     Wertschätzung / Corona
                                                            Online Marketing                  Seite 52
                                                            Gute Raumluft fördert
     Interview mit den Starköchen                           das Wohlbefinden der Gäste        Seite 54
     Ali Güngörmüş und Karl Ederer     Seite 24
     Interview mit Dr. Volker Busch    Seite 30

                                                                                                     56
     9 Ideen zu Wertschätzung,
                                                            Auf ein Apfelschorle mit...
     die keinen Cent kosten            Seite 32
     Gespräch mit Pater Anselm Grün,
     Abtei Münsterschwarzach und                            Ansprechpartner |
     Olaf Engemann, Vorstand SDK       Seite 34             Impressum                         Seite 57
                                                            Frag doch den Knigge              Seite 58

                                                  Seite 4
Gastgeber Bayern Das Magazin
Gastgeber Bayern     Rubrik Sie schon?
                                                                     Wussten

                         s sten
                   Wu n...
            S      ie s c h o
                                                                       Milliarden Euro
                                                                                           9
       40%
                                                                    ...dass die Umsatzausfälle bei der Übernach-
                                                                    tungsnachfrage für März und April 2020 nach
                                                                    derzeitigen Schätzungen des Deutschen Wirt-
                                                                   schaftswissenschaftlichen Instituts für Frem-

   …dass durch die Coronakrise                                     denverkehr (dwif) bei 9 Milliarden Euro liegen?

    laut einer Blitzumfrage der

                                                                                                          82%
  Deutschen Industrie- und Han-
   delskammer rund 40 Prozent
   der Betriebe in Gast- und Rei-
   segewerbe von der Insolvenz                                                                        … dass das bayerische
          bedroht sind?                                                                               Gastgewerbe seit März
                                                                                                        82 Prozent Umsatz-
                                                                                                           einbußen zu
                                                                                                         verzeichnen hat?

  2.775
… dass 2.775 Betriebe an
der Gemeinschaftsaktion
                                                                                                           20%
                                                                                                        ...dass in einem “Nor-
„LokalHelden“ teilgenom-
                                                                                                        maljahr” jeder fünfte
      men haben?
                                                                                                        Tagesausflug im Zeit-
                                                                                                        raum zwischen März
                                                                                                        und April stattfindet?

       >1 Mio.
  ... dass im Gastgewerbe im Februar deutschlandweit
                                                                                             93%
                                                                                         … dass für 93 Prozent der gastro-
   für 173 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt wurde –
                                                                                     nomischen Betriebe der reduzierte
     im März und April waren es über eine Million?
                                                                                    Umsatzsteuersatz die notwendigste

                             20-30 sek.
                                                                                         Maßnahme im Überlebenskampf
                                                                                           gegen die Coronakrise war?

                            ...dass man 20 bis 30 Sekunden lang Hände
                           waschen sollte? Das entspricht dem zweima-
                           ligen Summen des Liedes „Happy
                                                     Seite 5 Birthday“.
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                                                                              onen wie Tagungen oder der Wellnessbereich wurden simuliert.

                    K
                                                                              Zudem zeigte der Test, wie auch unter Einhaltung der aktuell

          - C H E C                                                           gültigen Hygienestandards ein ansprechendes Frühstücks-Büffet

PRA   XIS                                                                     angeboten werden oder ein ordnungsgemäßer Biergartenbe-
                                                                              trieb erfolgen kann. Soweit das Konzept noch Unklarheiten
                                                                              enthielt, wurde nachgebessert. So konnte neben den unver-
                                                                              rückbaren Vorgaben wie den Kontaktbeschränkungen am Tisch,
                                                                              dem Mindestabstand oder dem Mund-Nasen-Schutz – auch im
                                                                              nationalen Vergleich – der bestmögliche Kompromiss gefunden
                                                                              werden. Auch eine Belegungsobergrenze wurde abgewendet.
                                                                              Damit konnte der Schutz der Gesundheit mit wirtschaftlichen
                                                                              Faktoren in Einklang gebracht werden – getreu der Maxime:
                                                                              „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“
  NOCH VOR DER WIEDERERÖFFNUNG DER BAYE-
  RISCHEN GASTRONOMIE IST MITTE MAI 2020 EIN
                                                                              „Für den Praxistest zur Umsetzung der neuen Vorschriften im
  PRAXIS-CHECK VORGENOMMEN WORDEN, UM
                                                                              Vorfeld der Wiedereröffnung sind wir dem Entbürokratisierungs-
  DIE REALISIERBARKEIT DER NEUEN HYGIENEKON-
                                                                              beauftragten Walter Nussel sehr dankbar“, resümiert DEHOGA
  ZEPTE IM TATSÄCHLICHEN BETRIEB SICHERZU-
                                                                              Bayern-Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert. „Denn theo-
  STELLEN. AM VOR-ORT-TERMIN IM LANDHOTEL
                                                                              retisch kann man sich viele Auflagen und Vorschriften ausdenken
  WEISSES ROSS IN ILLSCHWANG DES DEHOGA
                                                                              – entscheidend ist letztendlich die Praxis. Und hierfür war der
  BAYERN-BEZIRKSVORSITZENDEN HANS-JÜRGEN
                                                                              Test äußerst hilfreich: So sind uns bei der praktischen Simulierung
  NÄGERL NAHMEN UNTER ANDEREM GESUND-
                                                                              der Bewirtung durchaus noch einige Kleinigkeiten aufgefallen,
  HEITSMINISTERIN MELANIE HUML, DER VOR-
                                                                              die wir vor Inbetriebnahme der Gaststätten verbessern konnten.“
  STANDSVORSITZENDE DER BERUFSGENOSSEN-
                                                                              Nussel ergänzt: „Auch wir bewerten den Praxistest als großen
  SCHAFT NAHRUNGSMITTEL UND GASTGEWERBE
                                                                              Erfolg. Unsere Simulation, die vom DEHOGA Bayern hervorra-
  DIRK ELLINGER SOWIE VERTRETER DES WIRT-
                                                                              gend vorbereitet wurde, hat ergeben, dass sich der Großteil der
  SCHAFTSMINISTERIUMS UND DES BAYERISCHEN
                                                                              geforderten Maßnahmen auch im Praxisbetrieb umsetzen lässt.
  HOTEL- UND GASTSTÄTTENVERBANDS DEHOGA
                                                                              Zudem appelliere ich aber natürlich auch an die Gäste, sich an
  BAYERN TEIL. DIE ÜBERPRÜFUNG DER TATSÄCH-
                                                                              die entsprechenden Vorgaben zu halten“. Im Vorfeld zum Pra-
  LICHEN AUSWIRKUNGEN AUF DEN REALBETRIEB
                                                                              xis-Check hatte sich die extra einberufene „Wiederhochfahr-Ar-
  WAR AUF INITIATIVE VON WALTER NUSSEL,
                                                                              beitsgemeinschaft“ mit den Vorsitzenden der Fachbereiche
  BEAUFTRAGTER FÜR BÜROKRATIEABBAU DER
                                                                              Hotellerie und Gastronomie sowie einem Vertreter der Bezirke
  BAYERISCHEN STAATSREGIERUNG, ENTSTANDEN.

  I
                                                                              getroffen, unter ihnen Stefan Wild, der sich nicht nur bei der
                                                                              Erstellung informativer Erklärvideos stark engagierte.
        m Vorfeld der Lockerungen wurden Hotellerie und
        Gastronomie als sensible Bereiche identifiziert, die beim
        Wiederanfahren der Wirtschaft mit besonderer Umsicht
        zu behandeln sind. Im Auftrag des Ministerrats hat
  Entbürokratisierungsbeauftragter Nussel die Erarbeitung des
  Hygienekonzepts und die Durchführung des Praxis-Checks eng
  begleitet. Sämtliche zur Rede stehenden Hygienemaßnahmen
  wurden dabei auf ihre Praxistauglichkeit hin geprüft. Stationen
  des Praxis-Checks waren unter anderem der Empfangs- und
  Aufenthaltsbereich, die Küche, der Gastraum und der Biergarten.
  Auch der Bezug eines Hotelzimmers sowie Gruppenkonstellati-

                   ERKLÄRVIDEOS AUF DER HOMEPAGE
                   Im Zuge des Praxischecks sind anschauliche und hilfreiche Erklärvideos entstanden, die auf der Homepage des
                   DEHOGA Bayern unter www.dehoga-bayern.de/coronavirus/wiederhochfahren/erklaervideos/ einsehbar sind.

                                                                    Seite 6
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                                               PRAKTISCHE ANWENDUNG ZU GÜNSTIGEN KONDITIONEN

                                               Gäste und Kunden
                                               digital registrieren
UM GASTGEBER BEI DER IM RAHMEN DER CORONA-PANDEMIE BESTE-                    verwenden möchten, können sich über ein Gerät (zum Beispiel ein
HENDEN REGISTRIERUNGSPFLICHT IHRER GÄSTE ZU UNTERSTÜTZEN,                    Tablet) der Gaststätte oder durch das Servicepersonal der Gaststätte
HAT DIE DARFICHREIN GMBH, EIN GEMEINSAMES TOCHTERUNTER-                      eintragen. Die Daten werden verschlüsselt und sicher im Rechenzentrum
NEHMEN DER AKDB UND DES BAYERISCHEN HOTEL- UND GASTSTÄT-                     der AKDB gespeichert. Entsprechend der gesetzlichen Vorgaben werden
TENVERBAND DEHOGA BAYERN EINE EINFACHE LÖSUNG FÜR DIE                        die Kontaktdaten nach vier Wochen automatisch gelöscht. Allein auf
REGISTRIERUNGSPFLICHT AUF DEN WEG GEBRACHT. DAS OBERSTE ZIEL                 Anforderung der Gesundheitsbehörden darf der Restaurantbetreiber die
DES GASTSTÄTTENVERBANDS IST ES, DIE REGISTRIERUNGSPFLICHT                    Kontaktdaten der Gäste für ein bestimmtes Zeitfenster herunterladen,
BEI BEWIRTUNGEN BALDMÖGLICHST WIEDER ABZUSCHAFFEN. DIE NEU                   entschlüsseln und an die Behörden übergeben.
ENTWICKELTE ANWENDUNG „DARFICHREIN.DE“ SOLL IN DER
ZWISCHENZEIT ALS UNKOMPLIZIERTE UND PRAXISNAHE UNTER-                        DATENSCHUTZ GROSSGESCHRIEBEN
STÜTZUNG DIENEN.

D
                                                                             Datenschutz und Datensicherheit werden bei Nutzung der Web-An-
                 igitalministerin Judith Gerlach, die die Schirmherrschaft   wendung umfassend gewährleistet. Alle Daten werden ausschließlich
                 über das Projekt übernommen hat, betont: „Unge-             im deutschen Rechenzentrum der AKDB gespeichert, das durch das
                 wöhnliche Zeiten erfordern kreative Ansätze. Die Digita-    Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) auf Basis
                 lisierung hilft uns bei der Bewältigung der Corona-Krise.   von IT-Grundschutz zertifiziert ist. Die AKDB als öffentlich-rechtlicher
Mit dieser cleveren digitalen Lösung kann die erforderliche Registrierung    IT-Dienstleister entwickelt und betreibt IT-Lösungen für die Digitalisie-
kontakt- und papierfrei erfolgen. Auch hier kann uns die Digitalisierung     rung insbesondere von Kommunen und anderen öffentlichen Einrichtun-
das Leben ein kleines bisschen erleichtern.“                                 gen. Nun übernimmt die AKDB die das Hosting der Datenbank der neuen
                                                                             darfichrein-Anwendung. Gudrun Aschenbrenner, Vorstandsmitglied der
SO FUNKTIONIERT ES                                                           AKDB: „Ich freue mich, dass die AKDB an einer so innovativen Lösung
                                                                             wie der darfichrein-Anwendung aktiv mitwirkt. Die Nutzer der Anwen-
Gastronomen erstellen auf darfichrein.de in wenigen Sekunden ein             dung können auf den Schutz ihrer Daten in unserem Rechenzentrum
Konto. Dabei wird ein QR-Code generiert, der von den Gastronomen             vertrauen. Die Anwendung steht auch kommunalen und anderen Einrich-
ausgedruckt und sichtbar in der Gaststätte angebracht werden kann.           tungen über darfichrein.de zur Verfügung.“ Für DEHOGA-Mitglieder und
Die Gäste scannen den QR-Code mit dem Smartphone und geben ihre              AKDB-Kunden wird die Anwendung für 5 Euro monatlich bereitgestellt.
die Kontaktdaten an. Dafür muss nichts installiert oder heruntergeladen      Der reguläre Preis beträgt 10 Euro pro Monat. Weitere Informationen
werden. Diejenigen Gäste, die kein Smartphone besitzen oder es nicht         erhalten Interessierte unter www.darfichrein.de.

Bild oben: (v.l.) Entwickler Benedikt Schneppe und Dominik Wörner von der AKDB, Mitglied des Vorstands der AKDB Gudrun Aschenbrenner, Digital-
ministerin Judith Gerlach, Entwickler Stefan Michalk, DEHOGA Bayern-Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert sowie Präsidentin Angela Inselkammer
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Gastgeber Bayern     Aus dem Landesverband

CORONA IM GASTGEWERBE

ÜBERSICHTLICHE INFORMATIONEN
ZUR AKTUELLEN LAGE
IM ZUGE DER WEITREICHENDEN FOLGEN DER CORONA-PANDEMIE FÜR HOTELIERS
UND GASTRONOMEN HAT DER BAYERISCHE HOTEL- UND GASTSTÄTTENVERBAND
DEHOGA BAYERN EINE NEUE INTERNETSEITE INS LEBEN GERUFEN, AUF DER SICH
MITGLIEDER UND BESCHÄFTIGTE DER BRANCHE ZIELFÜHREND UND SERIÖS ÜBER DIE
AKTUELLE GESETZESLAGE SOWIE NEUESTE ENTWICKLUNGEN INFORMIEREN KÖNNEN.
AUF DER HOMEPAGE WWW.DEHOGA-BAYERN.DE/CORONAVIRUS/ FINDEN INTERESSIER-
TE SACHDIENLICHE INFORMATIONEN, TIPPS UND HINWEISE ZU UNTERSCHIEDLICHEN
THEMEN RUND UM DIE CORONA-KRISE.

A
              ufgrund der teilweise sehr        Links wie etwa zum Robert-Koch-Institut und
              schnellen Entwicklungen           ein direkter Kontakt zu den Bezirksgeschäfts-
              hinsichtlich der gesetzlichen     stellen bieten einen zusätzlichen Mehrwert.
              Vorschriften und politischen
Maßnahmen werden die hinterlegten Infor-        DETAILLIERTE INFORMATIONEN
mationen fortwährend aktualisiert und an die    ZU FÖRDERMÖGLICHKEITEN
aktuelle Lage angepasst. Auch inhaltlich wird
das Informationsangebot sukzessive ausge-       Zu den individuellen Fördermöglichkeiten
weitet und an den jeweils vorherrschenden       der Soforthilfe Corona, der LfA Förderbank
Beratungsbedarf der Branche angepasst. Zu       und dem KfW-Sonderprogramm steht
den verschiedenen betriebswirtschaftlichen      für Ratsuchende ein eigener Bereich zur
Aspekten der Krisenregulierung wurden bereits   Verfügung. Hier können beispielsweise
zahlreiche Informationen zusammengetragen.      stichpunktartige Übersichten, aktuelle
So helfen Nutzern beispielsweise verschiedene   Merkblätter und Anträge heruntergeladen         auch hinsichtlich der Wiederaufnahme der
Anträge, Merkblätter und Checklisten dabei,     werden. Auch die vorausgesetzten Kriterien,     Geschäftstätigkeit vor einschneidenden
auf dem aktuellen Stand zu bleiben und bieten   die für die jeweiligen Förderungen erfüllt      Veränderungen, die viele Akteure teilweise
verschiedene Hilfestellungen. Weiterführende    sein müssen, finden sich auf der Homepage       ratlos zurücklassen. Welche konkreten Vor-
                                                und sollen durch einen klaren und direkten      gaben müssen Gastronomen beispielsweise
                                                Überblick schnelle Hilfen gewährleisten.        erfüllen, um ihren Betrieb wieder öffnen zu
                                                                                                dürfen? Welche Auflagen existieren, um ei-
                                                RATGEBER FÜR DAS                                nen hygienisch einwandfreien Hotelbetrieb
                                                ALLTÄGLICHE GESCHÄFT                            zu gewährleisten? Wie kann und soll mit
                                                                                                Stornierungen umgegangen werden? Und
                                                Nach der beginnenden Lockerung des              welche Möglichkeiten haben Geschäftsfüh-
                                                wirtschaftlichen Lock-Downs steht die           rer, wenn sie durch mangelnde Einnahmen
                                                Gastronomie- und Hotellerie-Branche             in den vergangenen Wochen und Monaten

                                                                    Seite 8
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nicht mehr in der Lage sind, die Pacht        WIEDERERÖFFNUNG
für ihre Gewerberäume zu bezahlen? Für        DES BETRIEBS
all diese Fragen bietet die Internetseite
Antworten, die Interessierte und Mitglieder   Speziell für die Wiedereröffnung gastrono-
in die Lage versetzen sollen, bestmöglich     mischer Betriebe und Hotels steht auf der
durch die Krise zu kommen und ihren           Homepage eine eigene Rubrik mit praktischen      REGELMÄSSIGE INFORMATIONEN
Geschäftsbetrieb schnellstmöglich wieder      Tipps und Hilfestellungen bereit. Seien es       FÜR MITGLIEDER
aufzunehmen. In einem neu geschaffenen        Informationen zu hygienischen Auflagen
Ideenpool sammelt der Landesverband           für Gastronomen und Hoteliers, Checklisten       Über das Informationsangebot der Homepage
zudem kreative Ideen und Ansätze, die an      für den alltäglichen Betrieb oder Muster für     hinaus werden Mitglieder des DEHOGA Bayern
konkreten Beispielen aufzeigen, wie die       Gästeinformationen oder Wegeleitsysteme.         selbstverständlich regelmäßig über Newsletter,
Krise auch in eine Chance umgewandelt         Auch Mund-Nasenmasken können über die            exklusive E-Mails und Pressemitteilungen auf dem
werden kann.                                  Homepage bestellt werden.                        aktuellen Stand gehalten.

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Gastgeber Bayern Das Magazin
Gastgeber Bayern   Aus dem Landesverband

ZUR PERSON

Dr. Markus Söder wurde erstmals im März
2018 und erneut im November 2018 als
Bayerischer Ministerpräsident vereidigt. Der
Ministerpräsident wird vom Bayerischen
Landtag auf fünf Jahre gewählt. Er beruft die
Mitglieder der Staatsregierung mit Zustim-
mung des Landtags, leitet die Staatsregierung
und vertritt Bayern nach außen. Seit Januar
2019 ist Söder Parteivorsitzender der Christ-
lich-Sozialen Union (CSU) in Bayern. Zudem
fungiert er seit Oktober 2019 als Vorsitzender
der Ministerpräsidentenkonferenz.

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Gastgeber Bayern     Rubrik
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MINISTERPRÄSIDENT DR. MARKUS SÖDER SAGT DANKE

Das Gastgewerbe
schafft lebendige
bayerische Kultur
BAYERN IST TOURISMUSLAND NUMMER EINS IN DEUTSCHLAND. DIE BAYERISCHE GASTRONO-
MIE UND HOTELLERIE SIND DIE VISITENKARTE UNSERES LANDES: WELTOFFEN UND ZUGLEICH
BODENSTÄNDIG, MODERN UND TRADITIONSREICH, LEISTUNGSSTARK UND SELBSTBEWUSST,
ABER OHNE PROTZEREI. MEHR ALS 40.000 GASTGEWERBLICHE BETRIEBE MIT FAST EINER
HALBEN MILLION BESCHÄFTIGTEN SCHAFFEN LEBENDIGE BAYERISCHE KULTUR. AUCH WEGEN
DIESER GASTLICHKEIT LÄSST ES SICH IN UNSEREM LAND SO GUT LEBEN WIE SONST NIR-
GENDS AUF DER WELT.

D
                eshalb erbringen Sie, die Sie    Die Staatsregierung hat aber seit Beginn der    Unternehmen – auch aus dem Bereich der
                in Gastronomie und Hotelle-      Krise auch finanzielle Mittel in Milliarden-    Hotellerie und Gastronomie – sichern. Darüber
                rie tätig sind, nicht nur eine   höhe bereitgestellt, um die wirtschaftlichen    hinaus hat die Bayerische Staatsregierung
                beachtliche ökonomische,         Härten für Unternehmen zu lindern. Mit          umfassende Hilfskreditprogramme mit
sondern auch eine unverzichtbare gesellschaft-   unserem Corona-Soforthilfe-Programm             Haftungsfreistellungen von bis zu 100 Prozent
liche Leistung – dafür danke ich Ihnen sehr      wurde Unternehmen bei der Überbrückung          mit der LfA-Förderbank Bayern und der KfW
herzlich. Die Corona-Pandemie trifft die baye-   der schlimmsten Liquiditätsengpässe schnell,    eingerichtet und betroffenen Betrieben die
rische Hotellerie und Gastronomie besonders      ohne großen bürokratischen Aufwand und          Möglichkeit eröffnet, Steuerzahlungen und
hart. Durch die Nähe zu Österreich und Italien   ohne Rückzahlungsverpflichtung geholfen.        Sozialversicherungsbeiträge zinsfrei stunden
befand sich Bayern zu Beginn dieses Jahres in    Hunderttausenden von Unternehmen kam            zu lassen. Auch in steuerlicher Hinsicht gibt es
einer besonderen Gefährdungslage. Zu langes      diese Unterstützung je nach Betriebsgröße       deutliche Erleichterungen, gerade für Hotellerie
Zögern bei der Bekämpfung der Pandemie           passgenau zugute – gerade auch der Hotel-       und Gastronomie: Die im Konjunkturpaket des
hätte aber Menschenleben gefährdet, wie man      lerie und Gastronomie.                          Bundes beschlossene Absenkung der Mehr-
anhand der Sterblichkeitsraten in anderen                                                        wertsteuer von 19 auf 16 Prozent beziehungs-
Ländern erkennen kann. Das schnelle und          Gerade für die von der Krise besonders          weise von 7 auf 5 Prozent, die vom 1. Juli bis
energische Handeln der Bayerischen Staatsre-     betroffenen Branchen gibt es nun ein Über-      zum 31. Dezember 2020 gilt, stellt mit einem
gierung war unabdingbar und hat sich als rich-   brückungsprogramm des Bundes, das für           Volumen von 20 Milliarden Euro die größte
tig erwiesen: Es ist gelungen, die Ausbreitung   die Monate Juni bis August ausgezahlt wird.     Steuersenkung seit Jahrzehnten dar und wird
des Virus wirkungsvoll einzudämmen – auch        25 Milliarden Euro stehen dafür zur Verfü-      den Konsum spürbar ankurbeln.
dank des verantwortungsvollen Verhaltens der     gung. Davon werden circa 5 Milliarden nach
bayerischen Bevölkerung und auch der bayeri-     Bayern fließen und vor allem die wirtschaft-    Ein großer Erfolg, den Bayern speziell im
schen Hotellerie und Gastronomie.                liche Existenz kleiner und mittelständischer    Interesse der Gastronomie auf Bundesebe-

                                                                     Seite 11
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                                           „DIE ERLEICHTERUNGS-
                                         MASSNAHMEN, DIE BAYERN
                                    NUN SCHRITT FÜR SCHRITT ERGREIFT,
                                        BRINGEN GASTRONOMIE UND
                                     HOTELLERIE WIEDER IN SCHWUNG.
                                     DIE MENSCHEN KÖNNEN SICH NUN
                                     WIEDER AUFMACHEN: ZUM URLAUB
                                     IN BAYERN UND ZUM GESELLIGEN
                                     BEISAMMENSEIN UND GENIESSEN
                                        IN UNSEREN GASTSTÄTTEN.“

Fotos: Bayerische Staatsregierung

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                                   ne erzielen konnte, ist die Absenkung der
                                   Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants
                                   von 19 auf 7 Prozent bis zum 30. Juni 2021.
                                   Damit ist eine von der Gastronomie schon
                                   seit langem erhobene Forderung umgesetzt
                                   worden. Mit dieser deutlichen Reduzierung
                                   entlasten wir die Gastronomie nicht nur
                                   finanziell. Wir unterstreichen damit gerade
                                   zu Beginn der Urlaubssaison den Stellenwert
                                   von Gastronomie und Hotellerie für Bayern
                                   als deutsches Tourismusland Nummer eins.

                                   Auch die Erleichterungsmaßnahmen, die
                                   Bayern nun Schritt für Schritt ergreift, brin-
                                   gen Gastronomie und Hotellerie wieder in
                                   Schwung: Seit dem 17. Juni können sich wie-
                                   der bis zu zehn Personen, unabhängig vom
                                   Hausstand, treffen – nun kann der Stamm-
                                   tisch wieder stattfinden. Durch die Erlaubnis,
                                   wieder größere Veranstaltungen mit 50
                                   Personen in Innenräumen und 100 Personen
                                   draußen abhalten zu dürfen, sind wieder
                                   Familienfeiern, Geburtstage, Abschlussfeiern,
                                   Beerdigungen oder Vereinssitzungen mög-
                                   lich. Und auch die Rückkehr zu den üblichen
                                   Sperrzeiten bringt uns ein Stück Normalität
                                   zurück. Das gilt auch für die Hotels, die
                                   wieder ihre Schwimmbäder, Saunen und
                                   Wellnessbereiche öffnen dürfen.

                                   Seit die Lockerungen schrittweise in Kraft
                                   getreten sind, haben Hotellerie und Gast-
                                   ronomie mit großem Engagement die not-
                                   wendigen Hygienevorschriften so umgesetzt,
                                   dass ihre Gäste sich wohlfühlen können.
                                   Die Menschen können sich nun wieder
                                   aufmachen: zum Urlaub in Bayern und zum
                                   geselligen Beisammensein und Genießen in
                                   unseren Gaststätten. Die vielen Menschen,
                                   die in unserer bayerischen Hotellerie und
                                   Gastronomie täglich ihr Bestes geben, haben
                                   diese Wertschätzung verdient.

                                                          Dr. Markus Söder, MdL
                                                   Bayerischer Ministerpräsident

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Gastgeber Bayern    Aus dem Landesverband

INTERVIEW MIT HUBERT AIWANGER, BAYERISCHER STAATSMINISTER FÜR WIRTSCHAFT, LANDESENTWICKLUNG UND ENERGIE

Wenn ich leere Wirtshäuser
und Biergarten sehe, dann
blutet mir das Herz
SEIT NOVEMBER 2018 IST HUBERT AIWANGER , MDL, BAYERISCHER STAATSMINISTER FÜR WIRTSCHAFT, LAN-
DESENTWICKLUNG UND ENERGIE SOWIE STELLVERTRETENDER MINISTERPRÄSIDENT IM FREISTAAT. IM INTER-
VIEW MIT GASTGEBER BAYERN VERRÄT DER 49-JÄHRIGE, WIE SCHWER IHM DIE GRATWANDERUNG ZWISCHEN
INFEKTIONSSCHUTZ UND WIRTSCHAFTLICHEM LOCK-DOWN GEFALLEN IST.

H
                 err Staatsminister Ai-        paar Monaten kaum jemand hat vorstellen         Besonders betroffen ist das Gastgewerbe.
                 wanger, als klar wurde,       können. Einerseits war schnell klar, dass die   Was waren für Sie die Meilensteine im Rah-
                 dass ab Mitte März die        Entwicklung der Neuinfektionen radikale         men Ihres Krisenmanagements?
                 Wirtschaft heruntergefah-     Schritte unausweichlich macht. Andererseits
ren werden muss und im Zuge dessen viele       war mir von Anfang an bewusst, dass wir         Wie gesagt, ich hatte von Anfang an im-
Hotel- und Gastronomiebetriebe schließen       den betroffenen Betrieben und ihren Mitar-      mer im Hinterkopf, dass wir so schnell
mussten: Wie erging es Ihnen als Wirt-         beiterinnen und Mitarbeitern einen schwe-       wie irgendwie möglich den Neustart
schafts- und Tourismusminister?                ren Schlag versetzen. Jede Entscheidung, mit    für das Gastgewerbe hinbekommen.
                                               der wir die Unternehmen beschränkt haben,       Manches hätte ich mir etwas
Mir war damals klar, dass das Gastgewer-       ist mir schwergefallen, vor allem natürlich     schneller gewünscht, aber jetzt
be vor schwierigen Monaten stehen wird.        die Schließung der Wirtschaften und Hotels.     geht mein Blick vor allem nach
Wir haben die Corona-Soforthilfe rasch auf     Wir haben die bayerische Gemütlichkeit und      vorne. Wir müssen schauen, wie
den Weg gebracht, auch um die Wirte und        Gastfreundschaft für ein paar Wochen so-        und wann wir für die Speise-
Hoteliers zu unterstützen. Zudem haben wir     zusagen auf Eis gelegt. Jetzt sind wir dabei,   wirtschaften Lockerungen in
auf Schnellkredite gepocht, die über die LfA   sie Schritt für Schritt wieder aufzutauen.      den Vorschriften umsetzen
liefen. Der Lockdown war leider aus Infekti-   Ich bewundere die große Solidarität, mit        können. Ich denke hier vor
onsschutzgründen notwendig. Doch ich hätte     der unsere Wirte und Hoteliers, ihre vielen     allem an die Öffnungszeiten
mir gewünscht, dass die Lockerungen schnel-    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Schlie-    oder an die Abstände im
ler kommen. Wenn ich leere Wirtshäuser und     ßungen mitgetragen haben. Sie alle haben        Freien. Der Sommer steht
Biergarten sehe, dann blutet mir das Herz.     einen großen Beitrag zur gesellschaftlichen     vor der Tür. Wir sollten
                                               Solidarität und zur raschen Eindämmung          unseren Wirten die Chance
Was war für Sie die schwerste                  der Pandemie geleistet. Als verantwortlicher    geben, zumindest einen
Entscheidung in dieser Zeit?                   Minister war es mir wichtig, dass wir den       Teil des entgangenen
                                               betroffenen Unternehmen so schnell wie          Umsatzes in den nächsten
Hinter uns liegen Wochen des wirtschaft-       möglich eine zeitliche Perspektive für den      Wochen nachzuholen. Und
lichen Stillstands, die sich so noch vor ein   Neustart gegeben haben.                         wir brauchen vor allem für

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Gastgeber Bayern   Rubrik

                            ZUR PERSON

                            Nach dem Studium der Landwirtschaft zum
                            Diplom-Ingenieur (FH) an der Fachhochschule
                            Weihenstephan begann Hubert Aiwanger
                            seine politische Karriere. Im Jahr 2006 wurde
                            er Landesvorsitzender der Freien Wähler, seit
                            2010 ist er Bundesvorsitzender der Partei. Seit
                            2008 ist er sowohl als Landtagsabgeordneter
                            sowie als Stadtratsmitglied in Rottenburg an der
                            Laaber sowie als Kreistagsmitglied in Landshut
                            tätig. Im November 2018 wurde Aiwanger
                            zum Bayerischen Staatsminister für Wirtschaft,
                            Landesentwicklung und Energie sowie zum
                            stellvertretenden Ministerpräsidenten berufen.

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Gastgeber Bayern     Aus dem Landesverband

die Betriebe, die bislang noch nicht öffnen      nicht in allen Ländern so hohe politische         beim Wiederhochfahren des bayerischen
dürfen, eine klare zeitliche Zukunftspers-       Priorität wie bei uns in Bayern.                  Gastgewerbes?
pektive.
                                                 Das Konjunkturpaket der Bundesregierung           Bayern hatte lange Zeit mit die höchsten
Gab es auch Enttäuschungen?                      kann sich ja durchaus sehen lassen. Doch an-      Zuwachsraten bei den Corona-Neuinfektionen
                                                 gesichts der Tatsache, dass manche Bereiche       in Deutschland. Das hat viel mit den Faschings-
Ich hätte mir gewünscht, dass die Wiederer-      noch gar keine Perspektive haben und die bis      ferien und der räumlichen Nähe zu Tirol und
öffnung der Gastronomie auf eine noch grö-       jetzt bekannten Überbrückungshilfen nicht         Italien zu tun. Andere Bundesländer waren hier
ßere Resonanz bei den Menschen gestoßen          ausreichen werden: Was planen Sie zusätz-         weit weniger betroffen als wir. Entsprechend
wäre. Bei einigen Wirten ist der Neustart        lich von bayerischer Seite als Ergänzung?         konnten diese schneller die Beschränkungen für
ganz ordentlich gelaufen, andere hätten sich                                                       die Wirtschaft zurückfahren, ohne ein Wieder-
mehr Gäste erhofft. Leider eignet sich auch      Der Bundesregierung ist mit dem Konjunk-          aufflammen der Infektionszahlen zu riskieren.
nicht jedes Lokal gleich gut, um mit den Ab-     turpaket ein ganz guter Wurf gelungen. Da ist     Mittlerweile haben wir Corona in Bayern gut im
standsregeln eine vernünftige Sitzordnung        zum einen die Mehrwertsteuersenkung, über         Griff. Die Zahl der akut Erkrankten geht ebenso
zu schaffen. Ich bin mir aber sicher, dass wir   die wir schon gesprochen haben. Da ist zum        kontinuierlich zurück wie die Zahl der Neuan-
insgesamt auf einem guten Weg sind. Seit         anderen aber auch das Programm für Überbrü-       steckungen. Insofern bin ich optimistisch, dass
dem 30. Mai sind Hotels und Freizeiteinrich-     ckungshilfen, das gerade der Gastronomie und      wir auch in Bayern weitere Erleichterungen für
tungen in Bayern wieder geöffnet. Das                                                                Gastronomie und Hotellerie möglich machen
dürfte auch in der Gastronomie für mehr                                                              können. Unsere Betriebe stehen in Konkur-
Umsatz sorgen. Die Pfingstferien haben              „Viele Bayern werden den                         renz mit anderen deutschen und ausländi-
zusätzlichen Schwung gebracht. Viele
Bayern werden den Sommer im eigenen
                                                    Sommer im eigenen Land                           schen Destinationen. Als Tourismusminister
                                                                                                     ist es mir ausgesprochen wichtig, hier zügig
Land verbringen, Gäste aus anderen                verbringen, Gäste aus anderen                      zu wettbewerbsfähigen Rahmenbedingun-
Bundesländern bei uns Urlaub machen. Ich                                                             gen beizutragen.
bin guter Dinge, dass sich die Lage bald          Bundesländern bei uns Urlaub
weiter bessern wird.
                                                   machen. Ich bin guter Dinge,                      Wie schätzen Sie die wirtschaftlichen Fol-
                                                                                                     geschäden dieser Krise auf das bayerische
Sie kämpfen seit langem für die Anglei-           dass sich die Lage bald weiter                     Gastgewerbe und den Tourismus ein?
chung der Umsatzsteuer – ab Juli ist es
nun endlich soweit. Was erhoffen Sie
                                                          bessern wird.“                             Wir haben zwar den Neustart geschafft, für
sich durch Sie und werden Sie sich für                                                               eine Entwarnung für das bayerische Gast-
eine Entfristung einsetzen?                      Hotellerie etwas Luft verschaffen dürfte. Hinzu   gewerbe und den Tourismus ist es aber noch
                                                 kommen weitere entlastende Maßnahmen wie          zu früh. Ich hoffe auf einen guten Sommer
Es ist ein großer Erfolg, dass wir im Rahmen     die Deckelung der Sozialversicherungsbeiträge     und einen vielleicht noch besseren Herbst. Die
des Corona-Steuerhilfegesetzes die Absen-        oder der erweiterte steuerliche Verlustrück-      Menschen sehnen sich nach Normalität und
kung der Mehrwertsteuer auf Speisen für          trag. Ich denke, dass die einzelnen Puzzleteile   Abwechslung und bleiben unter den jetzigen
ein Jahr erreicht haben. Unsere bayerischen      insgesamt ein ganz ordentliches Bild ergeben.     Bedingungen gerne in heimischen Gefilden.
Gastgeber brauchen diese finanziellen            Wir in Bayern sind den Betrieben vor allem        Damit können wir den langfristigen wirtschaft-
Spielräume dringender denn je. Die geplante      mit unserer Soforthilfe und den Produkten der     lichen Schaden hoffentlich einigermaßen in
Reduktion der Mehrwertsteuer im Rahmen           LfA Förderbank Bayern erfolgreich zur Seite       Grenzen halten. Die Branche benötigt aber
des Konjunkturpakets bringt zusätzliche Ent-     gesprungen. Inwieweit für die Zukunft weitere,    auch den Wiedereinstieg in den internationa-
lastung bis Jahresende. Ich kann Ihnen ver-      ergänzende Maßnahmen erforderlich sind,           len Reiseverkehr, der auch fast komplett zum
sichern, dass wir uns von Bayern aus nach        werden wir sehen. Erst einmal müssen wir          Erliegen gekommen ist. Wenn das Messewesen
Kräften für eine Entfristung oder zumindest      abwarten, wie sich das Pandemiegeschehen          und die internationalen Flugverbindungen
für eine Verlängerung der Absenkungen            künftig entwickelt und inwieweit die Maßnah-      wieder anlaufen, wenn mehr Geschäftsleute
stark machen werden. Ich will aber nicht         men des Bundes greifen.                           unterwegs sind und auch die Touristen aus
verhehlen, dass wir hier mancherorts noch                                                          dem Ausland wieder zu uns kommen, rücken
viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.          Andere Länder haben weitgehende Locke-            wir dem Licht am Ende des Tunnels Schritt für
Das Thema Mehrwertsteuersenkung genießt          rungen beschlossen, wie reagieren Sie darauf      Schritt näher.

                                                                      Seite 16
Gastgeber Bayern      Aus dem Landesverband

BEFRISTETE UMSATZSTEUERSENKUNG FÜR SPEISEN AB JULI 2020

WICHTIGER IMPULS
MIT LUFT NACH OBEN
AB 1. JULI DIESES JAHRES GREIFT DIE REDUZIERUNG DER UMSATZSTEUER FÜR SPEISEN IM GASTRONOMIEGEWERBE
VON 19 AUF 7 PROZENT, DIE VORERST AUF EIN JAHR BEFRISTET BLEIBT. DAS JÜNGSTE KONJUNKTURPAKET DES BUNDES
SIEHT EINE ZUSÄTZLICHE SENKUNG DES STEUERSATZES AUF 5 PROZENT VOR – BIS ENDE DES KALENDERJAHRES. IN
DIESEN MASSNAHMEN SIEHT DER BAYERISCHE HOTEL- UND GASTSTÄTTENVERBAND DEHOGA BAYERN WICHTIGE IMPUL-
SE FÜR DAS KRISENGEPLAGTE GASTGEWERBE. DARÜBER HINAUS SETZT SICH DER VERBAND ABER AUCH WEITERHIN
FÜR EINEN DAUERHAFT REDUZIERTEN UMSATZSTEUERSATZ IN DER GASTRONOMIE EIN, DER NICHT NUR BEI SPEISEN,
SONDERN AUCH BEI GETRÄNKEN ANWENDUNG FINDEN SOLL.

D
                 ie Reduzierung des Umsatzsteuersatzes auf Speisen ist          im Zuge der Steuersenkung ausdrücklich kein politischer Wille vorliegt,
                 ein enorm wichtiges Signal an die Branche“, kommen-            die dadurch entstehenden Preissenkungen an die Endverbraucher
                 tierte Angela Inselkammer, Präsidentin des DEHOGA              weiterzureichen. Die steuerlichen Vorteile sollten vielmehr seitens der
                 Bayern das Ergebnis des Koalitionsausschusses. Zugleich        Gastronomiebetriebe genutzt werden, um in der Krise überproportional
sprach sie Dank an die politischen Entscheidungsträger sowie namentlich         gestiegene Lebensmittelpreise zu kompensieren und in die Umsetzung
den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder aus, ohne den dieser           der Corona-bedingten Schutz- und Hygienemaßnahmen zu investieren.
wichtige Kompromiss für über 40.000 gastgewerbliche Betriebe mit
447.000 Erwerbstätigen allein in Bayern nicht zustande gekommen wäre.           DAUERHAFTE SENKUNG IM BLICK
„Ein weiterer wichtiger Schritt wäre nun die einheitliche Ausweitung der
Steuerreduzierung auf alle Getränke, die in der Gastronomie vertrieben          Gemeinsam mit dem DEHOGA Bayern geht die CSU in Ihrer Initiative
werden“, ergänzte DEHOGA Bayern-Geschäftsführer Dr. Thomas Geppert.             „Mach mit! Rette unsere Gastronomie!“ (www.gastro-retten.de) noch
                                                                                einen Schritt weiter und setzt sich für eine auch zukünftig unbefristete
GEZIELTE UNTERSTÜTZUNG FÜR GASTRONOMEN                                          Senkung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent im gastgewerblichen Bereich
                                                                                ein. „Darüber hinaus befürworten wir die zusätzliche Bildung eines Hilfs-
Die Absenkung der Mehrwertsteuer begründete Bundesfinanzminister                fonds mit direkten Finanzhilfen für alle Betriebstypen. Insbesondere für
Olaf Scholz am 23. April 2020 wie folgt: „Wir wollen, dass die Gas-             diejenigen, die bislang noch nicht von getroffenen Maßnahmen profitiert
tronomiebetriebe, die derzeit von hohen Umsatzeinbußen durch die                haben, aber genauso wichtige Bestandteile unserer Kultur sind. Ich denke
Corona-Krise betroffen sind, gut aus der Krise kommen. Deshalb sorgen           an die vielen Clubs, Bars, Diskotheken und andere getränkegeprägte
wir für eine weitere gezielte steuerliche Entlastung für die Zeit nach          Betriebe, die zudem wohl am längsten auf eine Wiedereröffnung warten
der Krise, wenn die Umsätze wieder steigen.“ Damit wird klar, dass              müssen“, betont Präsidentin Inselkammer.

DIE AKTUELLEN MEHRWERTSTEUERSÄTZE IM ÜBERBLICK:
GASTRONOMIE MIT SITZPLÄTZEN:
Speisen: 						Getränke:
bis 31.12.2020: 		                5 % MwSt.		                       bis 31.12.2020:        16 % MwSt.
01.01. bis 30.06.2021:            7 % MwSt.		                       ab 01.01.2021:         19 % MwSt.
ab 01.07.2021:		                  19 % MwSt.

STEHIMBISS ODER SPEISEN ZUM MITNEHMEN:
                                                                                                                          * Generell gilt, dass die Abgabe von
Speisen: 						Getränke*:
                                                                                                                          Getränken ohne hinzutretende Dienstleis-
bis 31.12.2020: 		                5 % MwSt.		                       bis 31.12.2020:        16 % MwSt.
                                                                                                                          tungen mit dem regulären Steuersatz
ab 01.01.2021:		                  7 % MwSt.		                       ab 01.01.2021:         19 % MwSt.
                                                                                                                          (jetzt 16 %, ab 01.01.2021 wieder 19 %)
HOTELLERIE (BEHERBERGUNGSDIENSTLEISTUNG):                                                                                 zu versteuern ist. Eine Ausnahme gilt
bis 31.12.2020: 		                5 % MwSt.                                Seite 17                                       dabei nur für die Abgabe von Milch bzw.
ab 01.01.2021: 		                 7 % MwSt.                                                                               Milchmischgetränken und Wasser.
Gastgeber Bayern   Aus dem Landesverband

INTERVIEW MIT STAATSMINISTERIN CAROLINA TRAUTNER, MDL

„Staatliches Handeln muss
genau dosiert werden„

                                                                                                               Foto: Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales

    SEIT 6. FEBRUAR 2020 IST CAROLINA TRAUTNER BAYERISCHE STAATSMINISTERIN FÜR FAMILIE, ARBEIT UND SOZIALES.
    IM INTERVIEW MIT GASTGEBER BAYERN ERLÄUTERT SIE UNTER ANDEREM, WARUM DIE MEHRWERTSTEUERSENKUNG
    FÜR SPEISEN AUS IHRER SICHT EIN GUTES INSTRUMENT IST, UM DIE HOTELLERIE UND GASTRONOMIE IN DEN AKTUELLEN
    KRISENZEITEN ZU UNTERSTÜTZEN.

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Gastgeber Bayern     Aus dem Landesverband

F
             rau Staatsministerin, Sie haben      Halten Sie die Senkung der Mehrwertsteuer          setzen können. Und die Beschäftigten müssen
             unlängst die Ausbildungsbot-         für Essen auf 7 Prozent für ein wirksames          die Flexibilisierung für sich nutzen können, im
             schafter ernannt. Welche Bedeu-      und unabdingbares Instrument, um den               Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Familie
             tung haben Veranstaltungen wie       Betrieben die so sehr benötigte Luft zum           und Beruf beziehungsweise Pflege und Beruf.
diese für die Förderung des Nachwuchses?          Atmen zurückzugeben?                               Auch der Gesundheitsschutz der Beschäftigten
                                                                                                     ist von grundlegender Bedeutung. Das führt
Die Ausbildungsbotschafter sind sehr wichtig.     Ja, das gibt den Betrieben eine Zukunftspers-      uns die Corona-Krise deutlich vor Augen.
Als gestandene Unternehmer und vorbildliche       pektive. Hotellerie und Gastronomie gehören
Ausbilder tragen sie sehr viel dazu bei, die      zu den aktuell am stärksten betroffenen            Was sind Ihre politischen Ziele als Arbeits-
Ausbildung in der Hotellerie und Gastronomie      Branchen. Da halte ich Steuersenkungen für         und Sozialministerin in Hinsicht auf das
attraktiver zu machen. Sie übernehmen Verant-     angebracht. Wir wollten die Entlastung schon       bayerische Gastgewerbe?
wortung und ermuntern ihre Kolleginnen und        lange. Und jetzt kommt sie: ab 1. Juli vorläufig
Kollegen dazu, die Qualität in der Ausbildung     für ein Jahr. Das wirkt gezielt und schnell.       In der jetzigen Situation ist es am allerwich-
zu erhöhen. Bei Schülerinnen und Schülern                                                            tigsten, dass die Unternehmen gut durch die
werben sie für eine gastgewerbliche Berufs-       Die überbordende Bürokratie macht der              Krise kommen und eine Perspektive für die
ausbildung. Bei solchen Treffen erfahren die      Branche das Leben zusätzlich schwer – bis          Zeit mit und nach Corona bekommen. Gerade
jungen Menschen eine Menge über die Chan-         zu welchem Maß helfen Regeln und Verord-           unsere Gastronomie ist Teil unseres Lebensge-
cen, die in einer dualen Ausbildung stecken.      nungen und ab wann schaden sie eher?               fühls und eine Visitenkarte Bayerns. Wir haben
Die Botschafter zeigen mögliche Berufswege                                                           zukunftsfähige Arbeitsplätze. Wir müssen alles
und die Aufstiegs- und Entwicklungsmög-           Als gelernte Apothekerin weiß ich: Die Dosis       dafür tun, dass sie erhalten bleiben. Wir haben
lichkeiten auf und motivieren zu einer dualen     macht’s. Staatliches Handeln muss – ebenso         auch ein zukunftsfähiges Berufsausbildungs-
Ausbildung. Dieser besondere Einsatz gehört       wie ein medizinischer Wirkstoff – genau do-        system. Wir müssen dafür sorgen, dass die bay-
gewürdigt.                                        siert werden. Um das richtige Maß an staatli-      erischen Unternehmen weiter die Kraft haben,
                                                  chen Regelungen treffen zu können, setzen wir      unsere jungen Leute exzellent auszubilden.
Schätzen wir in Deutschland die klassische,       in Bayern auf einen engen Austausch mit der
duale Ausbildung zu wenig?                        beruflichen Praxis. Dazu gehören zum Beispiel
                                                  Gesprächsrunden mit Wirtschaftsvertretern.
Wenn wir uns weltweit umschauen, ist unsere       Dabei hilft uns auch der Beauftragte für Büro-            ZUR PERSON
berufliche Bildung vorbildlich. Wir verbinden     kratieabbau der Bayerischen Staatsregierung,
Betrieb und Berufsschule. Diese integrierten      der Landtagsabgeordnete Walter Nussel. Unser              Nach ihrem Studium der Pharmazie
Lernorte sind einzigartig. Andere Länder          gemeinsames Ziel lautet: Bürokratie – so viel             war Carolina Trautner über 25 Jahre
beneiden uns dafür. Das tritt in Deutschland      wie nötig, so wenig wie möglich.                          als angestellte Apothekerin tätig. Seit
leider oft in den Hintergrund, da haben Sie                                                                 2002 ist die gebürtige Augsburgerin
recht. Als Bayerische Staatsregierung wollen      Eine der DEHOGA-Kernforderungen ist die                   Kreisrätin im Landkreis Augsburg. 2013
wir unser Erfolgsmodell weiterentwickeln          Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes                  wurde sie Abgeordnete im bayerischen
und die duale Ausbildung noch attraktiver         – das wünschen sich nicht nur unsere Mit-                 Landtag. Von März 2018 bis November
machen. Die Digitalisierung bringt hier riesige   glieder, sondern auch deren Mitarbeiter, um               2018 fungierte sie als Staatssekretärin
Zukunftschancen mit sich. Deshalb war uns ein     Job, Familie und Freizeit besser vereinbaren              im Bayerischen Staatsministerium für
Update des Berufsbildungsgesetzes sehr wich-      zu können. Wie stehen Sie zur Wochenar-                   Unterricht und Kultus. Von November
tig. Die Reform ist nun seit Anfang des Jahres    beitszeit?                                                2018 bis Februar 2020 agierte sie
in Kraft. Geprüfter Berufsspezialist, Bachelor                                                              als Staatssekretärin im Bayerischen
Professional, Master Professional: Die neuen      Flexiblere Arbeitszeitregeln sind seit meh-               Staatsministerium für Familie, Arbeit
Bezeichnungen der Fortbildungsabschlüsse          reren Jahren in der Diskussion. Es gibt viele             und Soziales, bevor sie in ihr aktuelles
sind modern, attraktiv und aussagekräftig. Sie    Vorschläge und Modelle mit unterschiedlichen              Amt als Staatsministerin wechselte.
wecken das Interesse von jungen Menschen          Ansätzen und Schwerpunkten. Aber auch                     Zudem ist sie die Frauenbeauftragte
und erhöhen den Wert der beruflichen              hier gilt es, das richtige Maß zu finden. Wir             der Bayerischen Staatsregierung und
Abschlüsse. Auch die Mindestvergütung für         brauchen Regelungen, die die Interessen                   Mitglied im Parteivorstand der CSU.
Azubis und die Teilzeitausbildung machen die      aller Seiten ausgewogen berücksichtigen. Die
berufliche Bildung attraktiver.                   Betriebe müssen die Beschäftigten flexibel ein-

                                                                       Seite 19
Gastgeber Bayern        Aus dem Landesverband

                             Intergastra 2020
                             Noch „vor Corona“ fand im Februar als eine
                             der größten Leitmesse für Hotellerie und Gast-

                                                                                                                                ch   mit...
                                                                                                                      im Gesprä
                             ronomie die Intergastra 2020 zum wiederholten
                             Male in Stuttgart statt. Auf dem Bild von links:
                             DEHOGA Bayern-Schriftführer Ralph Barthelmes,
                             Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert,
                             Johann Lafer und DEHOGA Baden-Württemberg-
                             Präsident Fritz Engelhardt.

                                                                                     Erklärvideos
Forum Junge Gastgeber
auf der Intergastra 2020                                                             Stefan Wild, Vorsitzender Fachbereich
                                                                                     Hotellerie, in einem DEHOGA-Tuto-
                                                                                     rial zu Corona-Verhaltensregeln. Die
Auch das Forum Junge Gastgeber besuchte
                                                                                     Erklärvideos entstanden im Zuge des
unter der Leitung von Sprecherin Susanne
                                                                                     Praxis-Checks und befinden sich auf den
Droux und der stellvertretenden Sprecherin
                                                                                     DEHOGA-Internetseiten. Sie dienen als
Julia Schiffer die Intergastra in Stuttgart.
                                                                                     Hilfestellung beim Wiederhochfahren in
                                                                                     der Gastronomie und Hotellerie.

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Gastgeber Bayern       Aus dem Landesverband

                                                          Interview                                             ÖHV Kongress in Bregenz
                                                         mit dem ZDF                                Unter dem Motto „Das Hotel als Bühne – die Kunst
                                                                                                       der Inszenierung“ stellte der Kongress der Öster-
                                                   Das Fernsehteam des ZDF                             reichischen Hoteliervereinigung noch vor Corona
                                                 zu Gast im Verbandshaus in                             wichtige Themen der Hotellerie ins Rampenlicht.
                                                 München. Landesgeschäfts-                           Auf dem Bild von links: ÖHV-Präsidentin Michaela
                                              führer Dr. Thomas Geppert gibt                        Reitterer, DEHOGA Bayern-Präsidentin Angela Insel-
                                               Antworten für ZDF Heute und                           kammer, Österreichs Tourismusministerin Elisabeth
                                                                ZDF Spezial.                          Köstinger und DEHOGA Bayern-Landesgeschäfts-
                                                                                                                             führer Dr. Thomas Geppert.

Angela Inselkammer                                                                                                 Ausbildungs-
zu Gast bei Anne Will                                                                                              Botschaftertag
Als Vertreterin für die deutsche Wirtschaft                                           Kurz vor der Corona-Krise beim 10. Ausbildungsbot-
lud Anne Will DEHOGA Bayern-Präsiden-                                              schafter Tag unter dem Motto „TOP-Ausbildung – Wer,
tin Angela Inselkammer in die Live-Sen-                                            wenn nicht wir!“ im Börsensaal der IHK München und
dung aus Berlin. Auf dem Bild von links:                                            Oberbayern in herzlicher Verbundenheit. Auf dem Bild
Ärztliche Leiterin des CharitéCentrums                                            von links: Hans Schneider, Vorsitzender Berufsbildungs-
Berlin Claudia Spies, Vizekanzler Olaf                                             ausschuss, Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert,
Scholz, Fernsehmoderatorin Anne Will                                                Präsidentin Angela Inselkammer, Staatsministerin Ca-
und DEHOGA Bayern Präsidentin Angela                                              rolina Trautner, Dr. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer
Inselkammer.                                                                       BIHK, Geschäftsführerin Berufsbildung/Branchenförde-
                                                                                 rung Susanne Droux und Vizepräsident Andreas Brunner.

                                                                   Seite 21
Gastgeber Bayern   Aus dem Landesverband

                                                                                   Konferenz
Kreisvorsitzendenkonferenz                                                         des Großen Vorstands
Bamberg                                                                            Der Große Vorstand, das Präsidium und
                                                                                   das Ehrenamt standen im regelmäßigen
Krisensitzung aller DEHOGA Bayern
                                                                                   Austausch, um stets auf dem aktuellen
Kreis- und Bezirksvorsitzenden in
                                                                                   Stand zu sein.
Bamberg Anfang März, kurz vor dem
Lockdown: Austausch über die aktuelle
Situation und Festlegung von dringenden
Maßnahmen für die Politik.

                                                                          Spitzengespräch
                               mit...                                     der Bayerischen Wirtschaft
                 ch
       im Gesprä                                                          Die bayerische Wirtschaft und die Bayerische Staats-
                                                                          regierung, mit Markus Söder und Hubert Aiwanger,
                                                                          diskutieren bei einem Spitzengespräch in München
                                                                          kurz vor Ausbruch der Corona-Krise über den richti-
                                                                          gen Umgang mit Herausforderungen wie Fachkräfte-
                                                                          mangel, Digitalisierung sowie dem sich verbreitenden
                                                                          Corona-Virus in Bayern.

                                                  Seite 22
Gastgeber Bayern   Aus dem Landesverband

Angela Inselkammer                                                                            Thomas Förster
zu Gast bei Markus Lanz                                                                       wird Vizepräsident
DEHOGA Bayern Präsidentin Angela
                                                                                              der IHK Nürnberg
Inselkammer und ZDF-Moderator Mar-
                                                                                              DEHOGA Bayern-Vizepräsident Thomas
kus Lanz. Mit ihr im Studio stellte sich
                                                                                              Förster (2. Reihe, rechts) nimmt kurz vor
unter anderem auch Michael Müller,
                                                                                              Ausbruch der Corona-Krise auch sein
der regierende Bürgermeister von
                                                                                              neues Amt als Vizepräsident der IHK
Berlin, den Fragen des Moderators.
                                                                                              Nürnberg mit großer Freude an.

                                                   Gespräch                                                                                 Eröffnung von
                                              mit Olaf Scholz                                                                             Außengastronomie
                                     Präsidentin Angela Inselkammer                                                                          und Biergärten
                                       und Landesgeschäftsführer Dr.
                                       Thomas Geppert im Gespräch                                                     Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (2.v.l.),
                                      mit Olaf Scholz (am Telefon) im                                                   Präsidentin Angela Inselkammer (l.) sowie
                                     Nachgang zum Auftritt bei Anne                                                  der Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesn-
                                        Will. Inhaltlich ging es um die                                                Chef Clemens Baumgärtner (r.) machen vor,
                                      Reduzierung der Umsatzsteuer                                                         wie’s geht: Anlässlich der Eröffnung von
                                                 für das Gastgewerbe.                                                     Außengastronomie und Biergärten trafen
                                                                                                                       sie sich, um die Einhaltung der Regelungen
                                                                                                                         in der Praxis vor Ort anzusehen – und das
                                                                                                                                              natürlich mit Abstand.

                                                                          Seite 23
Gastgeber Bayern   Wertschätzung / Corona

                ALI GÜNGÖRMÜŞ (LINKS) UND
              KARL EDERER MIT GEBÜHRENDEM
             „CORONA-ABSTAND“ IM RESTAURANT
                 PAGEOU, DEM LOKAL VON
                      ALI GÜNGÖRMÜŞ.
        Seite 24
INTERVIEW MIT DEN STARKÖCHEN
                          ALI GÜNGÖRMÜŞ UND KARL EDERER

     „WER UNSEREN
    BERUF HAT, KANN
    SICH GLÜCKLICH
       SCHÄTZEN“

      ALI GÜNGÖRMÜŞ UND KARL EDERER SIND ZWEI FESTE KONSTANTEN IN
       DER DEUTSCHEN GASTRONOMIELANDSCHAFT. DABEI VERBINDEN DIE
     STARKÖCHE, DIE AUF DEN ERSTEN BLICK SO UNTERSCHIEDLICH ERSCHEI-
     NEN, VIELE GEMEINSAMKEITEN. SO HABEN SICH IM LAUFE IHRER BERUF-
       LICHEN KARRIEREN NICHT NUR IHRE WEGE MEHRFACH GEKREUZT, SIE
    BEIDE HABEN SICH ZWISCHENZEITLICH ENTSCHIEDEN, IHREN ERKOCHTEN
    STERNEN DEN RÜCKEN ZUZUKEHREN, UM SICH KÜNFTIG OHNE FORMALE
      ZWÄNGE IHRER KULINARISCHEN LEIDENSCHAFT WIDMEN ZU KÖNNEN.
     AUCH DIE WERTSCHÄTZUNG IN IHREM BERUFLICHEN ALLTAG SPIELT FÜR
    BEIDE EINE ZENTRALE ROLLE: UNTEREINANDER, GEGENÜBER DEN GÄSTEN
                    ABER AUCH GEGENÜBER IHREM BERUF.

H
                  err Güngörmüş wie erleben       Hätten Sie sich jemals vorstellen können,
                  Sie diese Zeit des absoluten    das sowas jemals eintreten würde?
                  Ausnahmezustands?
                                                  Ederer: Wir feiern gerade die 75-jährige
                                                  Befreiung von den Nazis. Seitdem ging es
Güngörmüş: Diese Zeit ist natürlich eine Katas-   praktisch nur bergauf. Dass das nicht immer
trophe für die Gastronomie, sie hat die Branche   so weiter gehen kann, habe ich mir schon
sehr hart getroffen. Wir müssen jetzt gucken,     gedacht.
dass wir so schnell wie möglich wieder aus der
Krise herauskommen. Ich persönlich glaube         Ziehen Sie Konsequenzen aus der Krise
nicht, dass alle Betriebe überleben werden. Es    und wenn ja, welche?
war ein Überangebot da und jetzt wird sich
nach der Krise herausstellen, ob einer seinen     Güngörmüş: In so einer Zeit beschäftigt man
Job gut gemacht hat oder nicht. Wer jetzt nicht   sich auch mit sich selbst und mit seiner Ver-
überlebt, hat es einfach nicht gut gemacht.       gangenheit und fragt sich, wo willst du hin?

                           Seite 25
Gastgeber Bayern     Wertschätzung / Corona

Herr Güngörmüş, Sie haben im Fernsehfor-           Dann habe ich gesagt, ja, der bewegt sich         ja nicht bedanken, aber einfach anerkennen,
mat „Kitchen Impossible“ besonders wert-           gut und ist interessiert und wir haben auch       was getan wird. Das hat mir gefehlt und dann
schätzend über Herrn Ederer gesprochen,            darüber gesprochen, dass er im gleichen Haus      kam das Angebot aus Hamburg. Das habe ich
was verbindet Sie?                                 gewohnt hat wie der ehemalige Oberkellner         dann wahrgenommen.
                                                   vom Aubergine, mit dem ich zweieinhalb Jah-
Güngörmüş: Ich habe nach meiner Lehre              re zusammengearbeitet habe. Das Aubergine         Sie sind als erster türkischstämmige Koch
in einem Wirtshaus bei Karl angefangen, es         war das Witzigmann-Restaurant und insofern        mit einem Stern ausgezeichnet worden.
war von Anfang an ein Riesenrespekt da und         schließen sich da die Kreise. Mich kontaktie-     Macht es sie stolz, der erste gewesen zu
Ehrfurcht. Karl Ederer war – und ist es jetzt      ren noch heute ab und zu Köche von früher,        sein?
immer noch – jung und dynamisch. Ich konn-         da brauche ich echt einen halben Tag bis ich
te viel von ihm lernen. Das ist die berufliche     mich überhaupt daran erinnern kann. Bei           Güngörmüş: Ich lege da überhaupt keinen
Seite. Aber es ist ja nicht nur das Arbeiten, da   solchen, die einem ans Herz gewachsen sind,       Wert darauf. Ich habe mit der Türkei wenig
ist auch das Menschliche, das habe ich immer       fallen einem gleich mehrere Situationen ein.      zu tun, höchstens emotional. Ich bin sehr
an Karl geschätzt. Wenn er etwas gesagt            So einfach ist das.                               gerne in der Türkei, auch im Urlaub. Ich
hat, hat er es auch gemacht. Wenn er Dich                                                            finde es sehr schade, dass dort viele auf das
geschätzt hat, hat er Dich weitergebracht. Ich     Herr Güngörmüş, Sie haben auch Statio-            Kochen beziehungsweise kulturell auf den
werde ihm immer dankbar sein. Er hat mich          nen in mehreren namhaften Restaurants             Beruf des Kochs wenig Wert legen, obwohl
gefordert, gefördert und unterstützt. Den Weg      gemacht, gingen 2005 nach Hamburg und             sie in der Familie sehr gerne essen und auch
selbst musst du gehen, aber es gibt Men-           haben dort ihr erstes Restaurant eröffnet.        gerne gekocht wird. Koch ist ein toller und
schen in deinem Leben, die dir manche Türen        Was hat das für Sie bedeutet?                     kreativer Beruf, man kommt weiter, er ist
öffnen. Ob du dann durchgehst, das musst du                                                          krisensicher und mit einer soliden Ausbil-
selbst entscheiden.                                Güngörmüş: Ich wollte mich schon immer            dung bekommt man überall auf der Welt
                                                   selbstständig machen, das heißt, mit 14 ging      einen Job. Es wird auch gesagt, dass man
Herr Ederer, erinnern Sie sich noch an den         ich in die Lehre, mit 25 wollte ich Küchenchef    sehr wenig verdient. Das stimmt nicht. Die
ersten Kontakt beziehungsweise die erste           sein und mich eigentlich mit 30 selbstständig     Restaurants, die Gastronomen haben dazu-
Begegnung mit Herrn Güngörmüs?                     machen. Das ist alles ein bisschen früher         gelernt. Du musst deine Leute gut bezahlen,
                                                   gekommen, aber auch hier wieder dank Karl         damit sie bleiben, fleißig sind und hinter Dir
Ederer: An das Telefonat kann ich mich schon       Ederer – 2001 war das – da hat er mich ange-      stehen. Ich habe eine einfache Meinung: Der
noch erinnern. Es gab ja immer wieder einen        rufen, ob ich bei ihm die Küchenchefstelle        Gute wird immer weiterkommen und sein
Wechsel. Wir hatten damals etwa vier bis fünf      übernehmen will. Ich bin auch ins Lenbach         gutes Geld verdienen. Wenn nicht, dann ist
Köche und wir waren immer gut ausgelastet.         gegangen, da habe ich gelernt, eine große         er einfach nicht gut genug.
Wenn einer gefehlt hat, wurde es knapp.            Mannschaft zu führen, mit 24 Köchen und
Da war man froh, wenn man wieder einen             einem großen Umsatz von fast 10 Millionen         Herr Ederer, Sie haben in hoch dekorier-
hatte. Ziemlich am Anfang, als der Ali dann        Euro im Jahr. Ich komme zwar aus der ganz         ten Küchen gearbeitet und wurden auch
da war, hat dann irgendwann am Abend               einfachen, aus der bayerischen Gastronomie,       selbst ausgezeichnet. Sie haben 2019 das
mein französischer Partner zu mir gesagt „Le       dennoch war ich in Sternerestaurants, in          „Ederer“ wiedereröffnet und da kochen
nouveau est le vite“ – der Neue ist schnell.       großen Restaurants. Irgendwann sagte ich          Sie jetzt, wie Sie selbst sagen, ohne Pipet-
                                                   mir: „Jetzt könntest du dich eigentlich selbst-   te und Pinzette. Geht der Trend eher weg
                                                   ständig machen.“ Zwar war ich vom Kopf            von dieser Küche und auch von formalen
                                                   her noch nicht so weit, aber mein damaliger       Auszeichnungen?
                                                   Chef im Lenbach hat mich nicht ausreichend
                                                   geschätzt. An einem bestimmten Punkt              Ederer: Nein, zuerst einmal, habe ich so
                                                   habe ich mich gefragt: „Warum arbeitest du        etwas nie gemacht, da ich auch aus einer
                                                   eigentlich so viel für Menschen, die es nicht     anderen Zeit komme. Mit 60 oder 65 ändert
                                                   schätzen?“ Das hat einen Prozess in mir aus-      man auch seine Meinung. Man erinnert sich
                                                   gelöst und ich sagte mir: „Ich will nur noch      wieder an klassische Gerichte. Hätten wir
                                                   für mich arbeiten, nicht mehr für andere.“ Ich    Anfang der 1980er-Jahre eine Birne Helene
                                                   habe immer viel gearbeitet, aber ich wollte       gemacht, dann hätte der Chef gesagt:
                                                   dafür auch Wertschätzung. Man muss sich           „Ihr Blödmänner, warum fällt euch nichts

                                                                         Seite 26
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