K in HOCH HINAUS - Diakoniewerk Essen

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K in HOCH HINAUS - Diakoniewerk Essen
Ausgabe 1 | 2021

                                                                                                      b e n
                                                                                                    e
                                                                                                   L er
                                                                                                     n d
                                                                                                    i se
                       HOCH HINAUS
                   Katharina Scholz gibt Einblick in ihre
                    beruflichen und privaten Projekte
                                                              WEITERMACHEN
                                                            „In der Krise kann ich nicht gehen“,
                                                            sagt Angelika Hardenberg-Ortmann
                                                                                                     Kri
K in HOCH HINAUS - Diakoniewerk Essen
ZUR SACHE |

                                                                                                              Liebe Leserin, lieber Leser,
                                                                                                                        Veränderungen gehören zu unserem Leben, ob wir das wollen oder
                                                                                                                        nicht. Manchmal sehnen wir sie schnellstmöglich herbei, manchmal wol-
                                                                                                                        len wir sie um fast jeden Preis verhindern. Mit der ersten Ausgabe von
                                                                                                                        DIWER|S halten Sie ein Exemplar der Veränderung in Ihren Händen.
                                                                                                                        Auf die Mitarbeiterzeitschrift „die Lupe“ und den jährlichen „AusBlick“
                                                                                                                        folgt jetzt DIWER|S. Gefällt Ihnen das Wortspiel? DIWER|S erzählt aus
                                                                                                                        den Zusammenhängen des Diakoniewerks Essen heraus über das, was
                                                                                                                        im Werk und in unserer Stadt passiert. DIWER|S tut dies aus diversen
                                                                                                                        Blickwinkeln und Perspektiven, ob Mitarbeitende oder Experten von
                                                                                                                        außerhalb, von Kindern oder Essener Prominenten. DIWER|S stellt sich
                                                                                                                        der größer werdenden Diversität im eigenen Unternehmen und seinen
                                                                                                                        vielfältigen Arbeitsfeldern. Mit all dem macht DIWER|S deutlich, wie wir
                                                                                                                        im Diakoniewerk das „ZusammenLeben gestalten“.

                                                                                                                        Das erste Thema, dem sich DIWER|S widmet, ist das „Leben in der Krise“.
                                                                                                                        Wie könnte es in Corona-Zeiten anders sein? Doch Krise ist mehr als
                                                                                                                        Corona. Wer von Krise spricht, kann die Wendepunkte meinen, die zu
                                                                                                                        unser aller Leben dazugehören. Persönliches Wachsen und Werden gibt
                                                                           „Das Leben ist nicht ein Frommsein,          es nicht ohne diese Veränderungen. Denken Sie nur an die Pubertät, die
                                                                           sondern ein Frommwerden,                     Kinder und Eltern mannigfach Stoff zum Lernen und zur Reifung aufgibt.
                                                                           nicht ein Gesundsein,                        Wer von Krise redet, kann aber auch Schicksalsschläge meinen, die es
                                                                           sondern ein Gesundwerden,                    zu verkraften gilt. Eine Krankheit oder ein Unfall, Arbeitslosigkeit oder

DI·WER|S
                                                                           nicht ein Sein, sondern ein Werden,          Scheidung, die Auseinandersetzung mit Todesfällen sind Beispiele dafür.
                                                                           nicht eine Ruhe, sondern eine Übung.         Wie schnell steht das vermeintlich ruhige Leben auf dem Kopf oder auf
                                                                           Wir sind‘s noch nicht, wir werden‘s aber.“   der Kippe! Diakonie ist ein Ort, sich in Krisen-Zeiten Unterstützung und
                                                                           Martin Luther                                Hilfe zu holen.

                                                                                                                        Wie Menschen im Diakoniewerk ganz individuell mit den Herausforde-
[diˈvɛrs] Substantiv, in Versalien                                                                                      rungen und Anfechtungen, die Corona mit sich bringt, umgegangen
                                                                                                                        sind und umgehen, dafür lohnt der Blick auf die nächsten Seiten. Dabei
                                                                                                                        ist die grundlegende Haltung zum Leben entscheidend. Mein christ-
Titel des neuen Magazins des Diakoniewerks Essen; leitet sich ab vom                                                    licher Glaube hilft mir, in der Krise eine Chance zu sehen. Im Brief des
Werkstitel: Zusammenfügung der Begriffe Diakonie, Werk und Essen und                                                    Apostels Paulus an die Gemeinde in Kolossä ist diese Grundhaltung aus
begriffliche Anlehnung an den lautlichen und inhaltlichen Namensvet-                                                    dem Vertrauen auf Gott heraus beschrieben: „Ihr werdet imstande sein,
ter ‚divers’; steht für Vielfalt und beschreibt die große Bandbreite der                                                stets das zu tun, was gut und richtig ist, sodass euer Leben Früchte tragen
Mitarbeiterschaft und Arbeitsbereiche des Diakoniewerks; meint die                                                      wird, und werdet Gott immer besser kennen lernen. Er wird euch mit der Kraft
differenzierte redaktionelle Herangehensweise an die Thematik jeder                                                     ausrüsten, die ihr braucht, um in jeder Situation standhaft und geduldig zu
Ausgabe: Beleuchtung eines Themas von verschiedenen Seiten und                                                          bleiben.“
großes Spektrum seiner Darstellung; setzt auf die Mitarbeit und den
Austausch der Belegschaft.                                                                                              Viel Freude mit der ersten Ausgabe von DIWER|S wünscht Ihnen
                                                                                                                        Ihr
Synonyme: halbjährlich erscheinendes Magazin des Diakoniewerks
Essen; Nachfolger von ‚Lupe’ und ‚AusBlick‘; Soziales Medium; macht
Spaß zu lesen, für jede*n etwas dabei; wird zugesendet; ist kostenlos                                                   Diakoniepfarrer Andreas Müller
abonnierbar.                                                               Diakoniepfarrer Andreas Müller               Vorsitzender des Verwaltungsrats des Diakoniewerks Essen

                                                                                                                                                                                                  DIWER|S 2| 3
K in HOCH HINAUS - Diakoniewerk Essen
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| INHALT
                                               | WAS MACHEN SIE GERADE...?
                                               Hoch hinaus – mit
                                               Baufrau Katharina
                                               Scholz
                                       Viele spannende Projekte
                                       stehen auf ihrer Agenda 2021.
                                       Ob Corona ihre Pläne beruf-
                                       lich wie privat durchkreuzt,

                                                                                                                                                    40
                                       das hat sie uns
                                       erzählt.

      06                               14                                    34                                 40                                52                                   64
              | AUS DER REDAKTION                | DREI FRAGEN AN...                  | IM PORTRÄT                      | IM GESPRÄCH                      | MIT ABSTAND                        | KURZE FRAGE
              Im Mittelpunkt:                    Essener Prominenz                    Neu anfangen in                   Mehr Wert für                      Mitten in der Krise                Was haben Sie für
              Die Mitarbeitenden                Die DIWER|S-Redaktion                 der Krise                         Mitarbeitende                      in den Ruhestand                   sich in der Krise
      Das neue Magazin. Vom            befragte Essener Prominente zu        Eigentlich wollte Jannis Rocholl   Drei Personaler*innen im Inter-   Rosa Maser-Winkels war gut           neu entdeckt, das gerne
      Brainstorming bis zur ersten     ihrem persönlichen Umgang             Bauingenieur werden. Aber          view zu ihrer aktuellen Arbeit    vorbereitet, um im Ruhestand         bleiben darf?
      Ausgabe. Die DIWER|S-            mit der Corona-Krise. Dr. Thomas      nach einem Ferienjob in der        unter Corona-Bedingungen, zur     nicht plötzlich allein zu Hause      Fünf Menschen aus dem
      Redaktion stellt sich und ihre   Stauder, Nelson Müller, Marcus        Pflegeeinrichtung kam der          Gewinnung und Bindung von         zu sitzen. Aber dann kam             Diakoniewerk erzählen von
      Überlegungen vor.                Uhlig und Peter Renzel gewäh-         Sinneswandel.                      Personal und zu weiteren zu-      Corona.                              ihren positiven Entdeckungen
                                       ren interessante Einblicke.                                              künftigen Herausforderungen.                                           während der Pandemiezeit.

      08                               28                                    38                                 46                                54                                   66
               | LEITARTIKEL                     | IM PORTRÄT                        | FÜNF TIPPS...                    | KAMPAGNE                         | EINER VON UNS                      | ZU GUTER LETZT
             Wenn nichts mehr                    Weitermachen in                     ... zur Krisen-                    Unperfekt wie                      Schwarzer Gürtel                     Loslassen und
             ist, wie es war. Wie                der Krise                           bewältigung                        das Leben selbst                     Arbeitstherapeut und               flexibel bleiben
      lernen wir aus nicht plan-       Aufgeben war für Angelika             Unsere Beratungsprofis aus         In Kürze startet die neue         Karatetrainer Wilfried Mischke       Susanne Richter war schon Pfle-
      baren Situationen?               Hardenberg-Ortmann noch nie           der Schwangerenberatung,           Recruiting-Kampagne des Dia-      begleitete Susanne R. trotz          gerin, Kellnerin, Taxifahrerin und
      Der Organisationsberater und     eine Option. Trotzdem war der         der Jugend- und Familienhilfe      koniewerks. Die DIWER|S stellt    Hindernissen zum 1. Dan. Denn        Sozialpädagogin. 20 Jahre hat
      Kommunikationsdesigner Ul-       Corona-Ausbruch im Heinrich-          und der Seniorenarbeit geben       die Idee und die Hintergründe     Susanne R. sitzt im Rollstuhl. Ein   sie das Haus Esmarchstraße ge-
      rich Allkemper über Leitungs-    Held-Haus für sie bedeutend           praktische Empfehlungen, die       vorab exklusiv vor.               Blick auf ihre knapp zehnjähri-      leitet. Zum Abschied gab es von
      handeln in Krisenzeiten.         mehr als eine Herausforderung.        direkt umsetzbar sind.                                               ge Zusammenarbeit.                   ihrem Team ein Mega-Geschenk.

                                       | GEGENÜBER GESTELLT
                                       Schwarz auf Weiß
                                       Wer sind die Zwei hinter der
                                       Maske mit demselben Nachna-                                                                                                                        Auch im Heft
                                             men, der etwas düster und                                                                                                                    02| ZUR SACHE
                                                schwer daherkommt?                                                                                                                        12| DIWER|SES
                                                   Wir lüften das Ge-                                                                                                                     26| HELLS KITCHEN
                                                    heimnis und reden                                                                                                                     36| LEBENS|ART
                                                    mit ihnen über                                                                                                                        48| KINDER|STIMMEN
                                                     ihren und andere                                                                                                                     50| ÄLTESTEN|RAT
                                                      Namen.                                                                                                                              51| FUND|STÜCK
                                                                                                                                                                                          53| ZAHLEN|WERK
                                                                                                                                                                                          62| INNE|HALTEN
                                                                                                                                                                                          65| IMPRESSUM

                                                                                                                                                                                                                      DIWER|S 4| 5
K in HOCH HINAUS - Diakoniewerk Essen
Nun liegt sie also vor, die erste Ausgabe der
| AUS DER REDAKTION
                                                                                                              Man müsste unsere Hauszeitschrift                                                                         neuen DIWER|S! Sie bietet viele inhaltliche und
                  Die wer? Diakoniewerk, was ist das                                                      „Die Lupe“ mal unter die Lupe nehmen.                                                                       gestalterische Spielräume, um diejenigen Menschen
          eigentlich? Was machen die? Irgendwas mit Kirche                                              Ist sie noch zeitgemäß? Fühlen sich die                                                                      in den Mittelpunkt zu stellen, die uns als Diakoniewerk
     und Soziales? Ja durchaus. Aber wer genau sind die?                                               Mitarbeiter*innen von ihr angesprochen?                                                                       am meisten ausmachen: Unsere Mitarbeiterinnen und
 Menschen, die es sich zum Beruf gemacht haben, für andere                                            Was könnte man anders machen? Worauf                                                                            Mitarbeiter. Wir hoffen, die DIWER|S begeistert ihre
Menschen da zu sein. „Bunter Haufen“, „gemischte Tüte“ fiel vergan-                                   müsste man achten? Gar nicht so einfach, wo                                                                      Leserinnen und Leser annähernd so, wie uns
genes Jahr in einem Branding-Workshop als Selbstbeschreibung.                                         doch so viele unterschiedliche Menschen in                                                                         als Redaktion – und freuen uns auf viele
 Wir sind vielfältig. Das macht uns aus. Geeint als Kolleg*innen im                                   ganz verschiedenen Bereichen im Diakonie-                                                                             Anregungen bei der Gestaltung der
    Diakoniewerk. DIWER|S!                                                                            werk arbeiten. Vielfalt ist unsere Stärke. Viel-                                                                         zukünftigen Ausgaben.
                                                                                                       seitig sollte auch das Magazin sein. Eben
                                                                                                         divers. Oder DIWER|S? Das wär’s!

           Julia Fiedler (45) Öffentlichkeitsarbeit | im Diakoniewerk seit 2011 |   Kathrin Michels (40) Öffentlichkeitsarbeit | im Diakoniewerk seit 2017 |   Bernhard Munzel (53) Leitung Öffentlichkeitsarbeit | im Diakoniewerk
           kommt aus Celle | lebt mit Mann und vier Söhnen in Gevelsberg |          kommt aus Essen | lebt mit Mann, Tochter und Sohn in Marl | Studium        seit 1999 | kommt aus Dortmund | lebt mit Frau und Sohn in Köln |                In besonderem Gedenken an unseren Kollegen Reinhard van
           Studium der Theater- Film und Fernsehwissenschaften, Germanistik,        der Germanistik, Sozialpsychologie und Betriebswirtschaftslehre            Industriekaufmann, Studium der Publizistik- und Kommunikationswissen-            Spankeren von der Diakonie RWL, der uns bei unseren Kommunika-
           Wirtschaftswissenschaften (M.A.) | mag besonders: die Berge,             (B.A./M.A.), PR-Beraterin | mag besonders: Polsum & Paris, Kahlo &         schaft, Ev. Theologie (M.A.) | mag besonders: BVB, Tischtennis, Grill &          tions-Projekten immer motivierend zur Seite stand, und am 8. April
           Geschichten über Gott und die Welt, London, Blöcke voll kritzeln,        Krüss, Stadtbummel & Gartenarbeit, Buchstaben & Suppe, Yoga & auf          Pfanne, Indie, Single Malt, Thassos, 11Freunde, Karneval, London, Åke            2020 an den Folgen einer Corona-Infektion verstarb.
           Sommer, dunkle Schokolade, Veggie-Küche                                  jeden Fall noch Meer…                                                      Edwardson                                                                        Mögest Du in Frieden ruhen, lieber Reinhard!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              DIWER|S 6| 7
K in HOCH HINAUS - Diakoniewerk Essen
| LEITARTIKEL

                 Wenn nichts mehr ist,                                                                                 forderungen. Sinn und Nutzen von Leiten und Führen
                                                                                                                       wird am ehesten erlebbar, wenn die notwendigen
                                                                                                                       inhaltlichen und organisatorischen Aufgaben nicht
                                                                                                                                                                                    Entscheidung die verunsichernde Komplexität der
                                                                                                                                                                                    Situation und gibt den Mitarbeitenden damit die
                                                                                                                                                                                    Möglichkeit, sich wieder auf ihre jeweiligen Aufgaben

                 wie es war.                                                                                           erledigt werden. Wie bei der Gartenarbeit im Herbst:
                                                                                                                       falls Sie sich nicht kontinuierlich um den Wildwuchs
                                                                                                                       kümmern, werden die Folgen unübersehbar.
                                                                                                                                                                                    konzentrieren zu können. So gewinnen sie zumindest
                                                                                                                                                                                    einen Teil der gewohnten Handlungsfreiheit zurück.

                                                                                                                       In krisenhaften Situationen sind zwei Aspekte des
                                                                                                                       Leitens von besonderer Relevanz: Entscheiden und             Entscheidungen mit Sinn
                                                                                                                       Kommunizieren. Immer beides. Wenn Sie Ihre Kom-
                                                                                                                       munikation nicht auf begründete Entscheidungen               Mehr als zuvor muss in der Corona-Krise auf einer un-
                                                                                                                       stützen, ist sie nicht nachvollziehbar. Wenn Sie Ihre        übersichtlichen Fakten- und unsicheren Informations-

                                                       Wie lernen wir aus nicht                                        Entscheidungen nicht klar kommunizieren, ist dies
                                                                                                                       ebenso wenig zielführend.
                                                                                                                                                                                    lage entschieden werden. Die Kategorien „richtig“
                                                                                                                                                                                    oder „falsch“ stehen mangels Erfahrung nicht zur
                                                                                                                                                                                    Verfügung. Hier brauchen Sie die Fähigkeit, einen ge-

                                                       planbaren Situationen?                                          Der Ruf nach klaren Entscheidungen ist in kritischen
                                                                                                                       Zeiten – wenn nichts mehr so ist, wie es war – un-
                                                                                                                       überhörbar laut. Das ist verständlich. Eine schnelle
                                                                                                                                                                                    bührenden Abstand in der Situation herzustellen, um,
                                                                                                                                                                                    quasi aus der Vogelperspektive, auf diese Weise den
                                                                                                                                                                                    notwendigen Überblick über alle wichtigen Aspekte
                                                                                                                       Wiederherstellung des früheren vertrauten Lebens-            zu erlangen. So lassen sich relevante Einflussfaktoren
                                                                                                                       gefühls und der damit verbundenen Komfortzonen               besser erkennen und erklärend kommunizieren, die
                                                                                                                       liegt nach wie vor in weiter Ferne. Deutlich wird: in        Mitarbeitenden können Entscheidungsprozesse
                                                                                                                       unsicheren Zeiten reduziert eine klar formulierte            besser nachvollziehen.

     D
       Von Ulrich Allkemper

                          ie Coronakrise stellt uns alle      Erfahrungen bietet. In diesem Format habe ich auch
                          vor ungeahnte Herausforde-          mit Führungskräften des Diakoniewerks Essen dazu
                          rungen. Sie hat Auswirkungen        gearbeitet. Damals war nicht klar, wie lange uns „die
                          auf menschliche Beziehungen         neue Situation“ noch in Atem halten würde. Die Su-
                          und ökonomische Kreisläufe,         che nach geeigneten Strategien und Handlungsopti-
                          die spürbar an Belastungsgren-      onen, die helfen, mit dem Unbekannten angemessen
                          zen heranführen. Ein Ende ist       umzugehen, ist allgegenwärtig. Ich möchte hier eini-
       derzeit noch nicht abzusehen.                          ge dieser Aspekte kurz beleuchten, um – im besten
                                                              Fall – eine befruchtende Diskussion anzuregen. Dabei
       In meiner Arbeit mit Führungskräften und Mitarbei-     wird es hier vor allem um diejenigen Aspekte und         Ulrich Allkemper ist systemischer Organisations-
                                                                                                                       berater und Kommunikationsdesigner. Im Ruhrgebiet
       tenden aus der Gesundheits- und Pflegewirtschaft       Tendenzen gehen, die Mitarbeitende mit Leitungs-         aufgewachsen, lebt und arbeitet er seit 1992 in Berlin.
       erfahre ich täglich, dass sich ganz unterschiedliche   und Führungsaufgaben im Blick behalten müssen.
       Organisationen mit sehr ähnlichen Themen zur Be-                                                                Er ist Berater am Systemischen Institut Berlin, Geschäfts-
                                                                                                                       führer der Kommunikationsdesignagentur Verb GmbH
       wältigung der Effekte dieser Pandemie auseinander-                                                              mit Sitz in Essen und Berlin sowie Kreativdirektor von
       setzen müssen.
                                                              Sowohl als auch                                          fokus>p, der Kommunikationsagentur für die Pflege-
                                                                                                                       wirtschaft, Berlin.
       Bald nach Beginn der Pandemie wurde bei uns
                                                                                                                       Für das Diakoniewerk war Ulrich Allkemper im vergange-
       im Institut die Idee geboren, Führungskräften ein      Leiten und Führen ist ein Dauerauftrag, also: ein        nen Jahr als Referent von Fortbildungsveranstaltungen
       Seminar anzubieten, das ausreichend Raum für           Prozess immer wiederkehrender Aufgaben. Die Coro-        zum Thema „Leitungshandeln in Krisenzeiten“ tätig.
       Austausch und Reflexion der in der Krise gemachten     na-Krise generiert allerdings neue, nicht erprobte An-

                                                                                                                                                                                                                                        DIWER|S 8| 9
K in HOCH HINAUS - Diakoniewerk Essen
| LEITARTIKEL

       Darüber hinaus muss Leitung Verbindlichkeit und           tion elementar und notwendig. Alle an den Prozessen       sind und bleiben Sie als Leitung verantwortlich für
       Nähe zu den Mitarbeitenden halten oder wieder-            Beteiligten sollen die Chance erhalten, gemachte          die Auswirkungen Ihres Entscheidens. Das ist das          Positiv ist positiv
       erlangen – dies ist sozusagen der „Kitt“, der das Team    Erfahrungen dafür zu nutzen, dass fehlerbehaftetes        „Dilemma“ von Führung, für das ein adäquater Um-
       auch in der Krise zusammenhalten kann. All das            Tun in zielerreichendes Tun umgewandelt werden            gang gefunden werden muss.                                Angesichts aller hier benannten Aspekte ist es für
       kann erfahrungsgemäß dort deutlich besser und             kann. Eines ist selbstverständlich: über die Optimie-                                                               Teams und Leitung bei der aktuell hohen Belastung
       Kräfte schonender gelingen, wo Leitung durch klare        rungsmöglichkeiten zu reden, hilft. Denn wenn Fehler      Ein auf Kreativität ausgerichtetes, teamorientiertes      nicht immer leicht, Enthusiasmus, Fröhlichkeit und
       Haltung dafür sorgt, dass ein Klima des konstruktiven     sichtbar werden, sorgt eine fehlerwürdige Kommuni-        Miteinander und agile, arbeitsteilige Formen der Zu-      Menschlichkeit im Arbeitsprozess beizubehalten. Die
       kollegialen Austauschs möglich ist.                       kation von Team und Leitung dafür, dass kreativ und       sammenarbeit sorgen darüber hinaus für Tempo und          bewusste Entscheidung, gemeinsam den Blick immer
                                                                 angstfrei über passende Alternativen nachgedacht          können helfen, schneller zu neuen Entscheidungen          wieder auch auf Positives zu lenken, kann hier einen
                                                                 und diskutiert werden kann.                               zu gelangen, die von allen mitgetragen werden. Die        wichtigen Beitrag leisten. Das geplante Fokussieren
                                                                                                                           neue Geschwindigkeit kann von Team und Leitung            darauf bringt Ihnen den notwendigen erhofften
       Nicht alles klappt sofort                                                                                           als kräftezehrend erlebt werden. Die Achtsamkeit          Schwung, um Lösungsansätze für die vielen offenen
                                                                                                                           beim Umgang mit den eigenen Ressourcen aller Be-          Fragen zu finden. Wann haben Sie sich im Team oder
       Um diese Ressourcen nutzbar zu machen, braucht es         Klar, prägnant, rechtzeitig                               teiligten wird auf eine harte Probe gestellt; alle sind   in der Leitungsrunde zuletzt Zeit genommen, auf das
       bei Mitarbeitenden und Leitung eine große Portion                                                                   hier aufgerufen, aufmerksam zu bleiben.                   zu schauen, was Sie in Pandemie-Zeiten alle gemein-
       an Offenheit und Vertrauen. So kann, was noch nicht       Für den Dialog von Mitarbeitenden und Leitung heißt                                                                 sam gut gemacht haben? Fangen Sie damit an,
       richtig rund läuft, ohne Furcht in die Kommunikation      es daher auch in diesem Zusammenhang:                                                                               es lohnt sich!
       eingebracht werden. Führungskräfte haben hier die         ERSTENS: Klar kommunizieren,
       Aufgabe, Potential für Optimierung im besten Sinne        damit Unpräzises nicht zur Verunsicherung führt.
       zu ermöglichen. Als Christine von Weizsäcker 1977         ZWEITENS: Direkt kommunizieren,
       den Begriff „Fehlerfreundlichkeit“ (bzw. „Fehleroffen-    um Missverständnisse, Deutungen und Fehlinterpre-
       heit“) in die wissenschaftliche Diskussion einbrachte,    tationen zu vermeiden.
       ging es erst einmal um einen Forschungsbeitrag            DRITTENS: Prägnant kommunizieren,
       zu evolutionären Vorgängen in der Natur und den
       Umgang mit Störungen. In den letzten Jahren wird
                                                                 damit das Gewicht der Botschaft ankommen kann.
                                                                 VIERTENS: Rechtzeitig kommunizieren,
                                                                                                                                  Wann haben Sie sich im Team
       dieses Phänomen auch in anderen Arbeitszusam-
       menhängen als relevant angesehen. Zu beachten
                                                                 damit die Situation und das Thema, um das es geht,
                                                                 zeitlich noch nachvollziehbar und spürbar sind.
                                                                                                                                  zuletzt Zeit genommen, auf das
       ist, dass Fehlerfreundlichkeit nicht mit Fehlertoleranz   FÜNFTENS: Kontinuierlich kommunizieren,                          zu schauen, was Sie in Pande-
       gleichgesetzt werden darf. Denn „Toleranz“ meint          um den Informationsfluss aufrecht zu erhalten.
       eher, dass unerwünscht eintretende Ereignisse                                                                              mie-Zeiten alle gemeinsam GUT
       bewusst akzeptiert werden. Aus Sicht von Organisa-
       tionen und deren Selbsterhaltungsauftrag, Abläufen
                                                                 Schnell sein, dabei sein                                         gemacht haben?
       und Zielen ist diese Perspektive verständlicherweise
       nicht sinnvoll.
                                                                 Die Pandemie zeigt deutlich, dass beherztes und
                                                                 schnelles Reagieren helfen kann. Der Faktor Zeit spielt
                                                                 für Leitung dabei eine elementare Rolle. Das ge-
       Leiten heisst: riskieren                                  flügelte Wort „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“ ist neu                                                                                Fangen Sie damit an,
                                                                 zu interpretieren. Es gilt: Schnelligkeit UND Gründ-
       Wird auch Risikobereitschaft als Teil verantwortlichen    lichkeit. Das macht die Arbeit nicht leichter. Der Takt                                                                                es lohnt sich!
       Handelns von Leitung verstanden, ist Fehlerfreund-        von Entscheidungen, die Prozesse passgenau und
       lichkeit eine dafür notwendige Voraussetzung. In          effektiv ermöglichen, verdichtet sich enorm. Die Krise
       fehlerfreundlichen Systemen führen die Auswir-            fordert eine Neu-Priorisierung der Leitungsaufgaben.
       kungen risikofreudigen Entscheidens oft zu neuen          Ein zu zögerliches und nur auf Sicherheit bedachtes
       Lösungsansätzen. Auch hier ist gezielte Kommunika-        Tun kann fatale Auswirkungen haben. Andererseits

                                                                                                                                                                                                                                     DIWER|S 10| 11
K in HOCH HINAUS - Diakoniewerk Essen
| DIWER|SES

                      Corona | Schon geimpft?                                  Flur|Funk.
                      Corona ist und bleibt Gesprächsthema Nummer
                      Eins. Eigentlich kann es keiner mehr hören. Aber
                      es beschäftigt uns weiterhin. Denn alle haben die
                      gleichen Sorgen: Hoffentlich bleiben meine                                                                                 | LESEN                                  | LESEN
                                                                                                                                                 KURZGESCHICHTEN                          KRIMI
                      Lieben und ich gesund.
                                                                                                                                                 GEORGE BUCAY: KOMM, ICH                  TOM HILLENBRAND:
                      Wetter | Schon gegrillt?                                                                                                   ERZÄHL DIR EINE GESCHICHTE               TEUFELSFRUCHT
                      Endlich! Die Tage sind wieder länger und alles                                                                             Fischer Verlag, 2007, 10 Euro            Kiepenheuer und Witsch,
                      blüht so schön. Das sorgt für frischen Wind –                                                                                                                       2011, 9,99 Euro
                      auch in den Gesprächen.                                                                                                   Das Buch hab ich in der Corona-Krise
                                                                                                                                                gerne zur Hand genommen. Es eignet        Wer etwas über außer-
                      Urlaub | Schon gebucht?
                                                                                                                                                sich aber auch in allen anderen Lebens-   gewöhnliche Rezepte oder
                      Nicht schon wieder Urlaub zuhause. Das Fern-                                                                              lagen. Ich selbst setze die Geschichten   mehr über die Sterne-Küche
                      weh packt alle. Der größte Wunsch für den                                                                                 aus dem Buch auch in meiner Arbeit als    erfahren will, sollte dieses
                      Sommer 2021: Urlaub machen – von Corona.                                                                                  Psychologin ein.                          Buch lesen. Nebenbei pas-
                                                                                                                                                Worum geht’s? Ein Psychotherapeut         sieren noch außergewöhnli-
                                                                                                                                                erzählt seinem Klienten zu seinen         che Sachen, die dem Ganzen
  Sie ist die bekannte Stimme vom Telefon und                                                                  Lebensfragen kurze Geschichten – aus dem Talmud, aus Märchenbüchern.       eine Würze geben.
  das erste Gesicht, wenn man die Geschäftsstel-                                                               Es sind Geschichten zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken.
  le betritt. Dagmar Pausewang. Seit 1993 sitzt                                                                Meine Lieblingsgeschichte heißt „Der Portier des Freuden-                          Tipp von Kathrin Becker, Einrichtungsleiterin der Kita
  sie am Empfang. Vom kurzen Wortwechsel über                                                                  hauses“.                                                                                „Am Brandenbusch“
  den kleinen Plausch bis zum langen Gespräch:
  Sie weiß, was die Mitarbeitenden beschäftigt                                                                 Tipp von Birgit Dechêne, Dipl.-Psychologin,             Absolut
                                                                                                                                                                    lesenswert,
  und welche Themen momentan die Runde                                                                         Internat für hörgeschädigte Schülerinnen und
  machen. Sie kriegt von allem ein bisschen                                                                    Schüler
  mit – von manchem sogar ganz viel. Deshalb
  wollen wir von ihr wissen: Welche Themen                                                                                                                         überaus spiel-
  beschäftigen die Mitarbeitenden zurzeit am
  meisten?                                                                                                                                                         bar und was
                                                                                                                                                                    für auf die
                                                                                                               | SPIELEN
                                                                                                               GESELLIG AUF DISTANZ
                                                                                                                                                                       Ohren                              | HÖREN
                                                                                                                                                                                                        REISE IN DIE VERGANGENHEIT
                                                                                                               JACOB FRYXELIUS: TERRAFORMING MARS                                                 PODCAST: YOUNG IN THE 80S
                                                                                                               Schwerkraft Verlag, ab 12 Jahren, Spieldauer 60 - 120 Min., 60 Euro        Ein Podcast der Brüder Christian und Peter Schmidt,
                                                    Die DIWER|S soll Spaß machen und viele interessante

           Zusammen
                                                                                                                                                                                          kostenlos über younginthe80s.de und i-tunes
                                                    Inhalte bieten! Gemacht von Mitarbeitenden für Mit-        Damit Abende nicht lang werden, treffen wir uns gern mit einem be-
                                                                                                               freundeten Paar via Skype, um gemeinsam Terraforming Mars zu spielen.      Zurückreisen und Spaß haben – was hat
                                                    arbeitende und für alle am Diakoniewerk interessierten
                                                                                                               Das Tolle an dem Spiel: alle haben ein Spiel vor Ort und können den        anders funktioniert in den 80ern?
                                                    Leser*innen, möchten wir Sie dazu anregen, mitzuma-        Spielverlauf problemlos nachvollziehen. Dadurch bleibt die Geselligkeit    Welche Serien gab es, welche Filme,
                                                    chen. Ob Lob, Ideen oder Kritik – Ihre Meinungen und       im Vordergrund. Inhaltlich geht es bei dem Spiel darum, als Konzern den    worüber haben wir gelacht, welche
                                                    Vorschläge sind uns wichtig. Denn mit Ihrer Hilfe können   Mars zu erobern, den Planeten bewohnbar zu machen und sich mit Taktik      Katastrophen haben uns beschäftigt? Wie
                                                    wir die DIWER|S noch lesenswerter gestalten.                                                           und etwas Glück gegen die      war das mit der Generation, die natürlich
                                                                                                                                                           anderen Konzerne durchzu-      immer nur draußen gespielt hat?
                                                    Was gefällt Ihnen besonders?
                                                                                                                                                           setzen.
                                                    Was kann verbessert werden?                                                                                                           Tipp von Jenny Becker, stellvertretende
                                                    Welche Themen oder Mitarbeitende sollten vorkommen?                                                   Tipp von Petra Ehlers,          Gruppenleitung, Fritz-von-Waldthau-

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                                                                                                                                                          Einrichtungsleiterin der Kita   sen-Zentrum
                                                    Geben Sie uns gern ein kurzes Feedback oder schrei-                                                   „Vogelweide“
                                                    ben Sie einen Leser*innen-Brief an:
                                                    diwers@diakoniewerk-essen.de

                                                                                                                                                                                                                                                           DIWER|S 12| 13
K in HOCH HINAUS - Diakoniewerk Essen
| DREI FRAGEN AN...

                                                                                                                                                                                  Marcus Uhlig
                                                                                                                                                                             Vorstand von Rot-Weiss Essen und 1. Vorsitzender der Essener Chancen
                                                                                      Nelson Müller                                                                                                                                                               Wir wären bereit, mit guten und sicheren Hygiene-Konzepten die ersten Zu-
                                                                                 Koch und Gastronom, betreibt die Restaurants „Schote“ und                                  Wie hat Corona Ihr alltägliches Leben beeinflusst und verändert?
                                                                                                                                                                                                                                                                  schauer wieder an der Hafenstraße zu begrüßen. Aber wir planen hier keine
                                                                                 „Müllers auf der Rü“ in Essen-Rüttenscheid                                                 Die Pandemie hat meinen Alltag quasi komplett verändert. Privat sind es die
                                                                                                                                                                                                                                                                  Alleingänge: Voraussetzung ist natürlich immer, dass die aktuelle Coronaschutz-
     Dr. Thomas Stauder                                                                                                                                                     Kontaktbeschränkungen und Bewegungs-Einschränkungen wie bei allen anderen
                                                                                                                                                                                                                                                                  verordnung das auch zulässt.
 Geschäftsführer der Essener Privatbrauerei Jacob Stauder, die die Patenschaft   Wie hat Corona Ihr alltägliches Leben beeinflusst und verändert?                           Menschen auch. Beruflich mussten wir von einen auf den anderen Tag ein Coro-
des aktuellen Spendenprojekts der „I do“-App für das Seniorenzentrum Marga-      Ich gehe nach wie vor morgens ins Restaurant, aber es ist natürlich nichts mehr, wie es    na-Management für Rot-Weiss Essen entwickeln und den Einnahme-Verlust für
                                                                                                                                                                                                                                                                  Was nehmen Sie aus der Krise mit und worauf freuen Sie sich am meisten?
rethenhöhe übernommen hat.                                                       war. Keine Gäste, kein Austausch. Veränderte Abläufe und so vieles mehr. Ja, in der Tat    weit über ein Jahr managen.
                                                                                                                                                                                                                                                                  Viele Dinge haben sich seitdem relativiert. Vielleicht kann ich jetzt besser wirklich
                                                                                 ist vieles dadurch anders geworden.                                                        Es wurde von einem auf den anderen Tag ein Krisenmanagement von uns ge-
                                                                                                                                                                                                                                                                  wichtige von eher unwichtigen Dingen trennen. In dem Zusammenhang habe ich
Wie hat Corona Ihr alltägliches Leben beeinflusst und verändert?                                                                                                            fordert, für das es kein Lehrbuch gibt. Wir haben selber Testverfahren für unseren
                                                                                                                                                                                                                                                                  gelernt, dass es nicht so schlimm ist, mal ein Jahr lang auf einen Urlaub oder auf
Corona hat dazu geführt, dass die Gedanken sehr stark um das Thema kreisen,      Wie gehen Sie zurzeit damit um?                                                            Verein und die Liga erarbeitet und stehen in einem sehr engen Austausch mit
                                                                                                                                                                                                                                                                  Auslandsfahrten zu verzichten. Ich freue mich wahrscheinlich am meisten wie
wie man das eigene stark betroffene Unternehmen durch die Krise führt. Man       Ich mache das Beste draus. Unter dem Motto: Jammern hilft nicht. Lieber die Ärmel          dem Gesundheitsamt der Stadt Essen.
                                                                                                                                                                                                                                                                  alle auf die Rückkehr zur „alten Normalität“. Für mich als Vereinsvorstand heißt
macht sich auch viele Sorgen über das Schicksal unserer Kunden in Gastrono-      hochkrempeln und an neuen Ideen basteln. Das Team natürlich motivieren. Ich denke
                                                                                                                                                                                                                                                                  das selbstverständlich auch, Rot-Weiss Essen gemeinsam mit den emotionalen
mie, Hotellerie, Veranstaltungsbranche und Vereinen. Im täglichen Leben gibt     an die Zukunft.                                                                            Wie gehen Sie zurzeit damit um?
                                                                                                                                                                                                                                                                  Fans anzufeuern. Ich freue mich sehr darauf, dass wieder „Leben“ herrscht an der
es weniger Termine und Veranstaltungen, bei denen man andere Menschen                                                                                                       Privat habe ich es aufgrund der ganzen Tätigkeits-Einschränkungen geschafft,
                                                                                                                                                                                                                                                                  Hafenstraße! Wobei ich der festen Überzeugung bin, dass wir als Gesellschaft
persönlich trifft. Das vermisse ich sehr.                                        Was nehmen Sie aus der Krise mit und worauf freuen Sie sich am meisten?                    mehr Sport zu machen. Ich gehe jetzt fast täglich laufen. Im Zusammenhang mit
                                                                                                                                                                                                                                                                  lernen müssen, über Jahre mit dem Virus zu leben.
                                                                                 Gesundheit ist das Wichtigste. Ohne die ist alles nichts. Und ich freue mich am meis-      Rot-Weiss Essen gilt: immer pragmatisch sein und positiv bleiben. Wir wollen
Wie gehen Sie zurzeit damit um?                                                   ten, wenn wir wieder öffnen dürfen und halbwegs ein normales Leben einkehrt.                eine sportlich starke Saison erfolgreich zu Ende spielen und am Ende aufsteigen.
                                                                                                                                                                                                                                                                  „Pragmatisch sein, positiv bleiben!“
Wir versuchen in der Brauerei trotz Corona auf neue Themen zu setzen, z.B.                                                                                                        Außerdem laufen bei uns die Vorbereitungen auf den Re-Start.
auf unseren im November eröffneten Online-Shop oder auf unser gerade
eingeführtes Produkt Radler Alkoholfrei. Das ist gut für das Geschäft und gut
für die Stimmung, auch wenn es das fehlende Gastronomie-Geschäft natürlich
nicht ausgleichen kann. Ansonsten gibt es die vielen Wege, mit denen wir                                                                                                                                                           in die Familien gebracht. Schwerste
                                                                                                                                                                                                                                   Krankheitsverläufe, lange Leidenswege und
inzwischen online mit anderen Menschen in Kontakt bleiben.
                                                                                                                                                                                Peter Renzel                                       viel zu oft auch den Tod. Das geht mir an die Seele
                                                                                                                                                                           Stadtdirektor der Stadt Essen und
Was nehmen Sie aus der Krise mit und worauf freuen Sie sich am meisten?                                                                                                                                                            und erfüllt mich oft mit Traurigkeit. Aber es gibt
                                                                                                                                                                           2. Vorsitzender der Essener Chancen
Es wird noch klarer, wie wichtig der Zusammenhalt in der Familie ist und wie                                                                                                                                                       eben auch die andere Seite, die mich mit Hoffnung
viel Kraft und Durchstehvermögen man daraus ziehen kann. Am meisten freue                                                                                                                                                          erfüllt, dass wir es gemeinsam packen, aus der
                                                                                                                                                                           Wie hat Corona Ihr alltägliches Leben beeinflusst und
 ich mich natürlich darauf, wieder Menschen persönlich zu treffen, auszu-                                                                                                                                                          Pandemie mit Zuversicht in die Zukunft blicken. Ich
                                                                                                                                                                           verändert?
    gehen und gemeinsam Bier zu trinken.                                                                                                                                                                                           habe Gottvertrauen, bin im besten Sinne des Wortes
                                                                                                                                                                           Seit dreizehn Monaten dreht sich beruflich fast alles
                                                                                                                                                                                                                                   „gehimmelt und geerdet“.
                                                                                                                                                                           darum, dass wir die Pandemie eindämmen und
                                                                                                                                                                                                                                   Ich versuche also menschlich, aber auch professio-
                                                                                                                                                                           Infektionsketten durchbrechen. Als Gesundheitsde-
                                                                                                                                                                                                                                   nell und hoffentlich immer wieder besonnen und
                                                                                                                                                                           zernent bin ich von morgens bis abends gefordert,
                                                                                                                                                                                                                                   gelassen mit der Pandemie umzugehen.
                                                                                                                                                                           in der Regel bin ich auch am Wochenende damit
                                                                                                                                                                                                                                   Auch wenn ich gelegentlich durchaus auch mal von
                                                                                                                                                                           beschäftigt. Aber auch andere Themen und Auf-                                                                                 | Hintergrund
                                                                                                                                                                                                                                   der Pandemie genervt bin, ist es mir wichtig, dass
                                                                                                                                                                           gaben müssen weiter bearbeitet und voran gebracht                                                                             Essener Chancen
                                                                                                                                                                                                                                   ich als Führungskraft mit gutem Vorbild vorangehe,
                                                                                                                                                                           werden. Video- und Telefonkonferenzen prägen
                                                                                                                                                                                                                                   motiviere und den Blick nach vorne richte.                            Die Essener Chancen bündeln die sozialen
                                                                                                                                                                           meine Arbeitstage, neue Kommunikationswege…
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Aktivitäten von Rot-Weiss Essen. Aufgabe
                                                                                                                                                                           sehr viel schneller, sehr viel mehr… die „zwischen-
                                                                                                                                                                                                                                   Was nehmen Sie aus der Krise mit und worauf freuen                    des Vereins ist es, durch die Strahlkraft des
                                                                                                                                                                           menschliche Begegnung“ leidet. Am meisten hat
                                                                                                                                                                                                                                   Sie sich am meisten?                                                  Bergeborbecker Traditionsklubs und den Faktor
                                                                                                                                                                           sich mein alltägliches (Berufs)Leben deshalb so
                                                                                                                                                                                                                                   Den Stolz auf diese herausragende Leistung unserer                    Fußball Bildung, Teilhabe und Integration für
                                                                                                                                                                           sehr verändert, weil ich mir fast keine Präsenz-
                                                                                                                                                                                                                                   Stadt, der Verwaltung, der Kommunalpolitik, der                       junge Menschen zu ermöglichen. Inzwischen
                                                                                                                                                                           treffen erlaube und mir deshalb die wichtigen
                                                                                                                                                                                                                                   Vereine und der Verbände und unserer Bürgerinnen                      organisieren die Essener Chancen – neben
                                                                                                                                                                           kollegialen Zwischentöne fehlen. Ich vermisse aber
                                                                                                                                                                                                                                   und Bürger alles in allem (bisher) mit gemeinsamer                    zahlreichen einzelnen Aktionen und Koopera-
                                                                                                                                                                           auch viele private Unternehmungen mit der Familie
                                                                                                                                                                                                                                   Kraftanstrengung gut durch diese Krise gekommen                       tionen – insgesamt elf Stammprojekte. Dabei
                                                                                                                                                                           und Freunden.
                                                                                                                                                                                                                                   zu sein.                                                              erreicht das rot-weisse Engagement junge
                                                                                                                                                                                                                                   Ich freue mich auf eine „neue Leichtigkeit“ meines                    Essener jeden Alters und bietet Projekte von der
                                                                                                                                                                           Wie gehen Sie zurzeit damit um?
                                                                                                                                                                                                                                   Lebens nach der Pandemie. Auf alles was mir im                        Kita bis hin zur Berufsorientierung.
                                                                                                                                                                           Ich bin von vielen Einzelfällen, mit denen ich in
                                                                                                                                                                                                                                   Leben so viel Freude bereitet. Die Leichtigkeit wird
                                                                                                                                                                           den letzten 13 Monaten persönlich Kontakt hatte
                                                                                                                                                                                                                                   wieder da sein. Und ich werde sie mit allen Sinnen

 DREI FRAGEN AN...
                                                                                                                                                                            oder die mir geschrieben haben, sehr bewegt und
                                                                                                                                                                                                                                   genießen. Mit Freude und Dankbarkeit.
                                                                                                                                                                                berührt. Corona hat sehr viel Sorge und Leid

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          DIWER|S 14| 15
K in HOCH HINAUS - Diakoniewerk Essen
| WAS MACHEN SIE GERADE... ?

Hoch
hinaus
mit Baufrau
Katharina Scholz
Sie geht laufen und fährt Gravel Bike. Aber ihre große Leidenschaft ist das Kochen. Und das
Essen. Deshalb schaut sie bewusst nach guten Produkten. Am liebsten aus dem eigenen
Garten. Ihr „Motor“ braucht nämlich gutes Öl.
Wofür? Für die vielen Abenteuer, auf die sie sich begibt. Einmal im Jahr. Für sich. Nur mit
einem Rucksack, der mit dem Nötigsten bestückt ist. Und dann? Dann wandert sie rauf, bis
ganz nach oben. Und sammelt ihren nächsten 4.000er.
Auch berufsbedingt geht es für Katharina Scholz immer höher, schneller, weiter: Seit 2001 ist
die 51-Jährige im Diakoniewerk für die Bauprojekte zuständig. Ob Neubauten oder Umbau-
ten – ein Projekt jagt das nächste und keines ist gleich. Was bei ihr gerade ganz oben auf
der Agenda steht und ob Corona ihre Pläne beruflich wie privat durchkreuzt, das hat sie uns
erzählt.
                                                                                                DIWER|S 16| 17
K in HOCH HINAUS - Diakoniewerk Essen
| WAS MACHEN SIE GERADE... ?

    N
      Frau Scholz, haben Sie derzeit ein Lieblingsprojekt?                             Auf keinen Fall! Zu tun gibt es für mich wirklich mehr
                                                                                       als genug. Noch dazu gibt es keine 0-8-15-Projekte.
                             ein, ein Lieblingsprojekt habe                            Jedes Projekt ist anders und muss neu erarbeitet wer-
                             ich nicht. Da muss ich Sie ent-                           den, was Konzepte und Vorschriften anbelangt. Aber
                             täuschen. Es ist generell eine                            das ist es ja, was ich mag: immer wieder mit neuen
                             sehr abwechslungsreiche Arbeit.                           Sachen konfrontiert zu werden, mich ständig in ein
                             Das liebe ich. Auch wenn es                               neues Projekt einzuarbeiten und mit unterschied-
                             manchmal vielleicht etwas zu                              lichen Akteur*innen zusammenzuarbeiten und mich
                             viel ist. Denn: Wenn ein Neubau                           mit ihnen zu beraten. Das finde ich spannend!
      abgeschlossen ist, bedeutet es nicht, dass die Arbeit
      für mich erledigt ist. Ich begleite den Bau auch nach                            So klingt es auch! Welche Projekte liegen denn
      Beendigung noch weitere fünf Jahre lang. Wenn                                    aktuell auf Ihrem Schreibtisch?
      in dieser Zeit die Heizung ausfällt oder der Aufzug
      defekt ist, klingelt das Telefon bei mir. Gleiches gilt                          Derzeit beschäftigen mich vier größere Projekte.
      natürlich, wenn Mängel am Bau festgestellt werden.                               Zum einen die Fertigstellung des generationen-
                                                                                       übergreifenden Diakoniezentrums Kray. Dann der

Es gibt keine                                                                          Neubau des Jugendhilfebereichs des Fritz-von-Wald-
                                                                                       thausen-Zentrums in der Samoastraße, der Umbau

0-8-15-Projekte                                                                        der Geschäftsstelle sowie der Neubau des Hauses
                                                                                       Immanuel. Typisch für meine Arbeit ist, dass die
                                                                                       Projekte nicht nacheinander laufen, sondern meist
      Auch dann muss ich mich darum kümmern. Dann                                      übergreifend sind.
      finden Begehungen mit den Architekten statt und
      es müssen etliche Telefonate mit anderen Beteiligten                             Das heißt?
      wie Ingenieur*innen, Statiker*innen, Gutachter*innen
      geführt werden.                                                                  Der Umbau der Geschäftsstelle etwa kann erst be-
                                                                                       ginnen, wenn die Bewohner*innen der jetzigen
      Langeweile kommt also nicht auf!                                                 Wohngruppen Warthestraße in den Neubau des
    Projekte 2021

                    1| Fertigstellung Diakoniezentrum Kray
                    (Altenwohnungen, Tagespflege, Kita)
                    → Sommer 2021

                    2| Neubau Wohngruppen Warthestraße in der Samoastraße
                    → Fertigstellung Ende April 2021
                    → Umzug Wohngruppen Warthestraße in die Samoastraße

                    3| Neubau Haus Immanuel
                    → Start: Frühjahr 2021, Bauzeit ca. 18 Monate

                    4| Nutzungsänderung | Umbau | Anpassung Wohngruppen Warthestraße
                    → Auszug der Bewohner*innen
                    → Vorbereitung des Ausweichquartiers für Geschäftsstelle

                    5| Umbau | Erweiterung Geschäftsstelle
                    → Start: Herbst 2021, Bauzeit: ca. 18 Monate

                    6| Weitere Projekte (in Vorbereitung):
                    → Anpassung Aufnahmeheim | Umbau Karl-Schreiner-Häuser |
                    Außenwohngruppe Schloßstraße

                                                                                                                                                DIWER|S 18| 19
| WAS MACHEN SIE GERADE... ?

      Fritz-von Waldthausen-Zentrums in der Samoastraße
      gezogen sind. Denn ein Teil der Geschäftsstelle wird
                                                                        Was kommt dafür?                                            Zeiten ändern sich!
                                                                                                                                                                                                     Die Patriarchen von
      für die Zeit des Umbaus in die Räumlichkeiten in der
      Warthestraße verlagert. Dafür müssen diese aber
      teilweise saniert, umgebaut und neu genehmigt
                                                                        Mehr Platz für alle, das trifft es am besten. Die Verwal-
                                                                        tungs- und Veranstaltungsräume werden viel größer.
                                                                        Außerdem entstehen Schulungsräume und: mehr
                                                                                                                                    Richtig, und mit ihnen Nutzungen oder Nutzungs-
                                                                                                                                    weisen von Gebäuden. Generell müssen die Bauten
                                                                                                                                    aber immer auch der Nutzung ihrer Bewohner*in-
                                                                                                                                                                                                     damals sind passé
      werden. Aufgrund der Nutzungsänderung des Ge-                     Parkplätze für Mitarbeiter und Besucher.                    nen angepasst werden. Nehmen wir etwa den                 junge Architektin und eine Brandschutzsachverstän-
      bäudes eine ziemliche bürokratische Angelegenheit:                                                                            Bereich Hörschädigung. Hier müssen die Räum-              dige ein, sonst sind es wirklich überwiegend Männer.
      Vorher war dort ein Internat untergebracht, jetzt                 Endlich genügend Parkplätze!                                lichkeiten sehr hell und schallgedämmt sein, damit        Ganz extrem war es vor 20 Jahren, als ich hier beim
      werden die Räumlichkeiten, wenn auch nur über-                                                                                die hörgeschädigten Menschen von den Lippen               Diakoniewerk angefangen habe. Das war kein ein-
      gangsweise, als Bürofläche genutzt. Das geht nicht                Genau! Außerdem wird es viele Elektrostellplätze            ablesen können und Nebengeräusche ausgeschaltet           facher Start, weil ich mit Anfang Dreißig wirklich noch
      ohne Genehmigungen, etwa von der Feuerwehr                        geben. Auch überdachte Fahrradstellplätze sind ein-         werden.                                                   sehr jung für die Stelle war. Mittlerweile hat sich das
      und dem Bauamt.                                                   geplant sowie Lastenfahrradstellplätze.                     Ich erinnere mich diesbezüglich an die Sanierung          aber alles relativiert. Eben auch, weil sich die Männer-
                                                                                                                                    einer Wohngruppe im Internat für Hörgeschädigte.          welt verändert hat. Die Patriarchen von damals sind
      Und dann?                                                         Das hört sich wirklich interessant an! Von welchen          Dort mussten auch scheinbare Kleinigkeiten bedacht        passé. Heute sind es meist junge Büros, in denen
                                                                        Projekten können Sie noch näher berichten?                  werden. Anstelle gewöhnlicher Klingeln wurden hier        Väter arbeiten, die auch ganz selbstverständlich in
      Sobald alles vorbereitet und freigegeben ist, zieht ein                                                                       Türklingeln eingebaut, die farbig leuchten, statt einen   Elternzeit gehen oder mit Kindern auf dem Schoß im
      Teil der Verwaltung sowie der Hausmeister mit seiner              Wir haben für den Neubau des Hauses Immanuel nun            Klingelton abzusetzen. Oder ein Rüttelkissen zusätz-      Home-Office arbeiten. Die Welt hat sich verändert.
      Familie vorübergehend dorthin.                                    endlich die Bewilligung bekommen. Da geht es jetzt          lich zum optischen Feuermelder.                           Nur was die Frauenquote in diesem Bereich betrifft,
                                                                        im Frühjahr los. Auf der Wiese hinter dem jetzigen          Und wenn ich an die Umbauarbeiten im Aufnahm-             ist nicht wirklich viel passiert.
      Und was passiert genau mit der Geschäftsstelle?                   Haus Immanuel entsteht ein Neubau für 24 Be-                heim denke, fallen mir spontan die Lampen ein, die
                                                                        wohner*innen. Zudem soll später ein Teil des Altbaus        eben nicht aus Glas, sondern aus Kunststoff sind,         Gewähren Sie uns doch einmal einen Blick in die
      Hier wird um- und neugebaut. Die Veranstaltungsräu-               saniert werden. Ein Gebäude für die Tagesstruktur ist       damit die Mitarbeitenden nicht bedroht werden kön-        Zukunft, was Bauweisen betrifft.
      me werden abgerissen, ebenso der Gebäudeteil mit                  auch schon in der Pipeline.                                 nen. Um das alles zu beachten, finden im Vorhinein
      der Hausmeisterwohnung und den Garagen.                           Auch die Außenwohngruppe Schloßstraße der                   immer Gespräche mit allen Beteiligten statt.              Ich glaube, dass die Arbeitsplatzgestaltung flexibler
                                                                        Karl-Schreiner-Häuser gehört zu meinen Projekten                                                                      werden wird. Temporäre Arbeitsplätze etwa sind auch

Mehr Platz für alle, das                                                für 2021/2022. Aus den momentan vorhandenen
                                                                        Doppelzimmern sollen Einzelzimmer entstehen. Die
                                                                                                                                    Und Ihr Beruf? Ist der auch im Wandel der Zeit oder
                                                                                                                                    immer noch eine Männerdomäne?
                                                                                                                                                                                              hier beim Diakoniewerk im Gespräch: keine starren
                                                                                                                                                                                              Arbeitsplätze wie gewohnt, sondern flexible Büros.

trifft es am besten                                                     jungen Menschen sollen Privatraum eben nicht mehr
                                                                        teilen müssen. Das sind die neuen Auflagen. Doppel-
                                                                        zimmer sind einfach nicht mehr zeitgemäß.
                                                                                                                                    Ich habe beruflich nach wie vor recht wenig mit
                                                                                                                                    Frauen zu tun. Wenn ich so überlege, fällt mir eine
                                                                                                                                                                                              Und zwar in dem Sinne, dass man etwa einen Rollcon-
                                                                                                                                                                                              tainer zugewiesen bekommt, der abschließbar ist
                                                                                                                                                                                              und in dem alle Sachen verstaut werden können.

             Stay hungry,
                stay foolish Das Lebensmotto von Katharina Scholz ist ein spannender
                             Kontrast zu ihrem durchgetakteten und präzisen Arbeitsalltag.

                                                                                                                                                                                                                                                 DIWER|S 20| 21
| WAS MACHEN SIE GERADE... ?

      Wenn man dann zur Arbeit kommt, bezieht man für
      die Arbeitszeit vor Ort den Arbeitsplatz, der gerade frei
                                                                  Stück – und zwar im Wechsel, mal bei uns in Deutsch-
                                                                  land, mal in Australien. Eine sehr intensive Zeit und      „Berge sind stille Meister
      ist. So etwas wird auf jeden Fall kommen, denke ich.        extrem wichtig für die Beziehung. Ich bin dann nicht
                                                                  nur nah dran am Familienleben, sondern auch aktiv          und machen schweigsa-
      Klingt zeitgemäß! Ein anderes Thema, was uns der-
                                                                                                                             me Schüler“
                                                                  mit dabei, fahre mit unseren beiden Enkeln Fahrrad                                    Johann Wolfgang von Goethe

      zeit beschäftigt: Corona. Hat sich da beruflich etwas       oder koche mit ihnen. Das alles kann ein Videoanruf
      für Sie geändert?                                           natürlich nicht ersetzen. Da geht die Bindung mit der
                                                                  Zeit zwangsläufig verloren, da mache ich mir nichts          Herrlich! Die Natur beeindruckt mich jedes Mal aufs
      Nein, ich persönlich arbeite weiter wie gehabt. In mei-     vor. Im Mai kommt nun das dritte Enkelkind. Mal              Neue. Und die Stille.
      nem Bereich ist Home-Office auch kaum umzusetzen.           sehen, wann ich es zum ersten Mal live sehen werde.
      Eine Videokonferenz auf der Baustelle geht nun mal                                                                       Aber Sie gehen ja nicht alleine?
      nicht. Ich treffe mich wie gewohnt einmal die Woche         Ein großer Verzicht! Was vermissen Sie noch?
      mit Ingenieur*innen und Architekt*innen vor Ort. Der                                                                     Nein, ich mache generell nur geführte Gruppen-
      persönliche Kontakt ist in meinem Bereich essentiell        Definitiv das Wandern. Ende 2019 war ich zum Glück           touren. Trotzdem redet man während des Aufstiegs
      und ich ziehe ihn auch vor. Vor kurzem etwa hatten          noch im Himalaya. Ich brauche das. Einmal im Jahr            kaum. Es ist wie Goethe sagt: „Berge sind stille Meister
      wir eine Bauamtsbesprechung via Videokonferenz mit          ausreißen, eine Reise antreten für mich ganz alleine,        und machen schweigsame Schüler.“
      dem Ergebnis, dass wir einen wichtigen Punkt nicht          um mich zu erden. Das sind dann immer ganz sparta-
      durchgekriegt haben. Bei einem persönlichen Treffen         nische Reisen. Rucksack packen und dann geht’s los,          Weil man die Natur genießt?
      vor Ort wäre das garantiert kein Problem gewesen.           ganz hoch. Am liebsten überwandere ich ja 4.000er.
                                                                                                                               Und weil man oft sehr konzentriert sein muss. Ein fal-
      Mussten denn Projekte coronabedingt abgesagt,               Wow! Erzählen Sie doch mal!                                  scher Schritt kann einen durchaus das Leben kosten
      verändert oder verschoben werden?                                                                                        – vor allem auf Gletschereis. Da ist der Untergrund an
                                                                  Es macht süchtig und Spaß! Man beschränkt sich auf           manchen Stellen spiegelglatt und die Wege extrem
      Nein, eigentlich gibt es coronabedingt kaum Ausfälle.       das Wichtigste, hat den Kopf total frei und keine Lasten     schmal. Aber da muss man dann durch. Es gibt ja nur
      Klar, die Arbeiten gehen etwas langsamer voran – die        mit sich. Wenn man dann oben steht, erschöpft und            diesen einen Weg.
      Baustellen-Kolonnen sind ja auch kleiner geworden:          müde, dann sieht man erstmal wie klein und unbedeu-
                                                                  tend man ist. Dazu lernt man auf den Reisen immer            Ganz schön gefährlich!

Rucksack packen und                                               viele interessante Menschen kennen, eben Gleichge-
                                                                  sinnte. Da finden die schönsten Gespräche statt.             Ich bin bestimmt kein ängstlicher Mensch, aber das

dann geht’s los                                                   Wie bereitet man sich denn auf so eine Reise vor?
                                                                                                                               sind teilweise wirklich brenzlige Situationen. Ich
                                                                                                                               selbst bin mal an genau so einer Stelle gestürzt. Das
                                                                                                                               war wirklich knapp. Da ist ja kein Zaun oder Auffang-
      saßen früher vier Personen im Auto, sind es jetzt nur       Ich mache generell viel Sport, gehe joggen und fahre         schutz. Da fällt man im schlimmsten Fall wirklich in
      noch zwei. Und wir haben teilweise Lieferengpässe,          Rad – gerne auch zur Arbeit. Aber für die Bergtouren         die Tiefe. Ich hatte großes Glück. Das sollte man in
      etwa bei Materiallieferungen aus China. Da müssen           muss ich natürlich noch extra trainieren. In Essen           den Höhen aber besser nicht herausfordern.
      dann eben Alternativen gefunden werden.                     gibt es ein Fitnessstudio, das Höhe simuliert. Oder
      Und wie sieht es privat aus? Hat Corona Ihren Alltag        ich gehe von der Arbeit zu Fuß die 25 Kilometer nach         Und ihr nächstes Ziel? Der Mount Everest?
      da verändert?                                               Hause, dann bin ich allerdings so 5-6 Stunden unter-
                                                                  wegs. Zusätzlich trainiere ich deshalb mit Wander-           Mit Maske und Sauerstoffgerät? Nein, das wäre nichts
      Definitiv! Unsere Tochter lebt mit ihrer Familie in Aus-    schuhen und Rucksack auf dem Laufband.                       für mich. Mein nächstes Ziel wird wahrscheinlich
      tralien. Sie und unsere Enkelkinder fehlen mir sehr.                                                                     Europas größter Berg. Wissen ja die wenigsten,
      Das letzte Mal habe ich sie vor Beginn der Coro-            Und die Bergtouren, wie lange dauern die?                    dass es der Elbrus ist und nicht der Mont Blanc.           Katharina Scholz (51) Leitung Bauprojekte | beim DW seit Januar
      na-Krise gesehen. Seitdem haben wir nur Kontakt via                                                                                                                                 2000 | kommt aus Danzig | lebt in Witten | verheiratet,
      Video-, oder Telefonanrufe. Normalerweise sehen wir         So acht Stunden am Tag. Meist geht es im Dunkeln             Interview: Kathrin Michels                                 zwei erwachsene Kinder | Motto Stay hungry, stay foolish |
      uns mindestens einmal im Jahr für drei Wochen am            los und dann läuft man in den Sonnenaufgang.                                                                            Inspiration klassische Musik, Natur, Sport, Kunst

                                                                                                                                                                                                                                                       DIWER|S 22| 23
| GEGENÜBER GESTELLT

                                              SCHWARz                                                                                        AUF WEISS
                                                                                                                                             Auf dieser Seite sehen Sie Schwarz. Und das gleich zweimal:
                                                                                                                                             Stephanie Schwarz und Bastian Schwarz. Beide arbeiten im Diakonie-
                                                                                                                                             werk, sind aber weder verwandt, noch verschwägert.
                                                                                                                                             Von beiden wollten wir wissen, ob sie mit ihrem Nachnamen ins
                                                                                                                                             Schwarze getroffen haben oder ob er vielleicht sogar abfärbt?

                                                  Wie würden Sie lieber heißen? Gibt es einen Nachnamen, der Ihnen besonders gefällt?
                                                  Ich würde gerne noch gegen den Nachnamen meines jetzigen Partners                          Finden Sie Ihr Nachname passt zu Ihnen?
                                                  tauschen.                                                                                  Auf mein Erscheinungsbild eher nicht, weil ich blond oder besser dunkel-
                                                      Wie viele Menschen in Ihrem Umfeld kennen Sie, die „Schwarz“ heißen?                   blond bin. Auch nicht zu meinem Charakter. Aber eine gewisse Affinität
                                                       Auch wenn es ein geläufiger Name ist, kenne ich tatsächlich nicht                     zu Schwarz ist durchaus vorhanden: Schwarze Autos gefallen mir zum
                                                        wirklich viele Personen, die „Schwarz“ heißen, außer diejenigen aus                  Beispiel ganz gut!
                                                         meiner Familie.                                                                     Gibt es etwas, das Sie an Ihrem Nachnamen nervt?
                                                          Sehen Sie manchmal „schwarz“?                                                      Zu Schulzeiten fand ich es immer schade, im hinteren Teil des Alphabets
                                                           Nein, ich bin ein ziemlich optimistischer Mensch.                                 zu stehen. Das war immer mit Wartezeit verbunden. Aber das habe ich
                                                           Wussten Sie, dass es im Diakoniewerk weitere Mitarbeitende mit demselben          überwunden. Heute finde ich es auffällig, dass ich den Namen, trotz
                                                            Nachnamen gibt?                                                                  seiner einfachen Schreibweise, oft buchstabieren muss. Wahrscheinlich,
                                                             Ja, mir war bekannt, dass es noch einen Herrn Schwarz im                        weil es auch die Schreibweise mit „tz“ gibt. „Schwarz wie die Nacht“,
                                                              Diakoniewerk gibt.                                                             sage ich dann immer.
                                                                Vielleicht gibt es eine Frage, die Sie Ihrem „Namensvetter“ stellen mögen?   Sehen Sie manchmal „schwarz“?
                                                                 Haben Sie schon viele Mails erhalten, die eigentlich an mich                Naja, natürlich bin ich auch manchmal verärgert. Aber so richtig
                                                                  gehen sollten?                                                             schwarzgesehen habe ich noch nie. Da bin ich nicht der Typ für.
                                                                    Dieser Name bringt mich zur Weißglut:                                    Wussten Sie, dass es im Diakoniewerk weitere Mitarbeitende mit demselben
                                                                     Donald Trump. Auf mich wirkt er sehr negativ. In meinen                 Nachnamen gibt?
                                                                      Augen ist er nie ein richtiger Präsident gewesen. Ich                  Ja, das wusste ich tatsächlich. Auch wenn ich ihr noch nie
                                                                      gehe weder mit seiner Politik konform, noch mag ich                    begegnet bin. Früher gab es auch mal einen weiteren Herrn
                                                                         seine arrogante Art.                                                Schwarz. Da sind die Mails an ihn oft bei mir gelandet.
                                                                          Diesen Namen höre ich gerne:                                       Vielleicht gibt es eine Frage, die Sie Ihrem „Namensvetter“ stellen
                                                                          Definitiv Dan Reynolds, den Sänger der Gruppe                      mögen?
                                                                          „Imagine Dragons“. Der Name ist für mich Programm.                 Wie stehen Sie zu einem Doppelnamen bei „Schwarz“, wie
                                                                            Seine Stimme ist einfach unverwechselbar und                     etwa Schwarz-Weiß oder Schwarz-Maler?
                                                                              geht unter die Haut.                                           Dieser Name zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht:
                                                                                Dieser Name zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht:             Sebastian Puffpaff. Man könnte meinen, es sei ein Künst-
                                                                                 Gerburg Jahnke. Die Kabarettistin ist eine wichtige         lername, aber er heißt tatsächlich so. Für einen Kabaret-
                                                                                 Figur – auch für die „Ladies Night“ im WDR. Zuletzt         tisten doch perfekt. Ich mag seine Art von Humor/Satire.
                                                                                 habe ich sie – noch vor Corona – Anfang Februar             Leider habe ich es aber noch nicht geschafft, ihn live zu
                                                                               2020 in Dortmund live gesehen. Ein tolles Erlebnis!           sehen.

     Stephanie Schwarz (53) Sekretariat Kindertagespflege | beim DW seit Mai 2018 |                                                          Bastian Schwarz (42) Diplom-Sozialarbeiter / Beratungsstelle FamilienRaum |
     kommt aus Essen | lebt in Essen | Lieblingsfarbe blau |                                                                                 beim DW seit August 2009 | kommt aus Herne | lebt in Bochum | Lieblingsfarbe blau |
     Beschreiben Sie sich mit den 7 Buchstaben Ihres Nachnamens                                                                              Beschreiben Sie sich mit den 7 Buchstaben Ihres Nachnamens
     S|elbstständig C|hronologisch H|erzlich W|irtschaftlich A|chtsam R|auchfrei Z|uckerfrei                                                 S|chlagzeug C|haos-Faible H|umor W|andern A|ktiv R|adfahren Z|uverlässig

                                                                                                                                                                                                                                   DIWER|S 24| 25
EIN
                                                                                                                                                                        GUTSCH affee,

HellS
                                                                                                                                                                                 K
                                                               Thomas Hell ist Küchenchef im Restau-
                                                                                                                                                                      für einen in nicht
                                                                                                                                                                                e
                                                                                                                                                                     Tee oder hes
                                                               rant Church. Er kümmert sich aber nicht
                                                               nur um das, was die Gäste auf den Teller
                                                                                                                                                                              sc
                                                               bekommen, sondern auch um die Auszu-                                                                  alkoholi nk im
                                                                                                                       100g Zucker                                             ä
                                                               bildenden. Hier gibt es von ihm Einblicke                                                               Kaltgetr
                                                               in seine Küche und leckere Rezepte zum
                                                                                                                                                                        Church                      n
                                                               Nachkochen.                                                                                                             · 45127 Esse 300
                                                                                                                                                                         III. Hagen 39       / 26 64 987
                                                                                                                                                                                Telefon 0201

  Kitchen
                                                                                                                                                           Vanille
                                                                                                                                                           Zucker

                                                                                                                                     525ml
                                                                                                                                     Vollmilch

                                                                                                Vanille

  ..                                                                                            Zucker

Glucklich..mach..Pudding
                                                                                                                  Vanille
                                                                                                                  Zucker
                                                                                           1 Päckchen           Vanille
                                                                                                                    Va
                                                                                                                     erni
                                                                                                                ZuckZu    lle
                                                                                                                                                 Vanille
Pudding ist nicht die Lösung für alle Probleme, aber der Duft von Vanille macht          Vanillezucker     Vanille
                                                                                                                       cker
                                                                                                                                                 Zucker
gute Laune und einen Pudding mal so richtig selbst zu kochen, lässt Frust viel                             Zucker
besser verschwinden, als der mal eben so verschlungene Schokoriegel.
Das Gute ist, für dieses Rezept werden keine komplizierten Zutaten gebraucht                                   30g Speisestärke
und auch die Schoko-Reste können noch Verwendung finden.

500ml Milch mit dem Zucker und Vanillezucker unter Rühren zum
Kochen bringen.                                                                          50ml Wasser
Speisestärke mit 50ml kaltem Wasser anrühren.
Eier trennen, das Eiweiß mit dem Handrührer steif schlagen.
Eigelbe mit den restlichen 25ml Milch verrühren.
Speisestärke in die nicht mehr kochende Vanillemilch einrühren.
Eigelbe in die warme Milchmasse rühren.
Eischnee vorsichtig unterheben, den Topf mit Deckel abdecken und
2 Minuten heiß ziehen lassen.

Sollte es noch Schoko-Häschen geben, kann man diese grob zer-
kleinern und dem heißen Pudding zufügen.
                                                                                  3 Eier
Viel Spaß beim Nachkochen und guten Appetit!

                                                                                                                                                                                     DIWER|S 26| 27
| IM PORTRAIT
                                                                  „Wer auf den Wind achtet,
                                                                               der sät nicht,
                                                                  und wer auf Wolken sieht,
                                                                           der erntet nicht.“
                                                                                Prediger 11,4

      Weitermachen
      in der Krise
      Aufgeben ist für Angelika Hardenberg-Ortmann keine Option

                                                                                   DIWER|S 28| 29
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                                                                                                                            sie zwar nie einen Lottoschein                                               2008 stand der Neubau des
                                                                                                                            ausgefüllt, geschweige denn
                                                                                                                                                                   Hier kann                             Heinrich-Held-Hauses in Überruhr
                                                                                                                            zwölf Millionen gewonnen, ihr          man was draus                         und damit war der Startschuss
                                                                                                                            Wunsch sei aber trotzdem in            machen                                gegeben für eine neue Spe-
                                                                                                                            Erfüllung gegangen – nur eben                                                zial-Pflegeeinrichtung, die es so
                                                                                                                            anders.                                2005 zogen 24 der zuvor 47            bisher nicht gegeben hat. „Äußer-
                                                                                                                                                                   Bewohner*innen des alten              lich war alles schön“, erinnert sich
                                                                                                                            Acht Jahre hat sie im Sozialdienst     Heinrich-Held-Hauses in das           Angelika Hardenberg-Ortmann.
                                                                                                                            von Altenpflegeeinrichtungen           neu gebaute Haus Rüselstraße          „Ein geräumiger Neubau, tolle
                                                                                                                            gearbeitet. Danach war sie so          in Altendorf. 23 Bewohner*in-         Lage in unmittelbarer Nähe zur
                                                                                                                            frustriert, dass sie am liebsten       nen verblieben im alten Haus in       Ruhr, viel Grün, gute Anbindung
                                                                                                                            weggelaufen wäre. „Was ich dort        Kray, das sukzessive von einer        in den Stadtteil. Innen hat es Zeit
                                                                                                                            kennengelernt und erlebt habe,         Wohneinrichtung für Menschen          gebraucht, bis alle sich gefun-
                                                                                                                            daraus lassen sich Krimis schrei-      mit geistiger Behinderung in          den hatten und ein vollkommen
                                                                                                                            ben. Aber es entsprach so absolut      eine Spezialpflegeeinrichtung         neues Konzept wirklich rund lief.“
                                                                                                                            überhaupt nicht dem, wie ich mir       umgewandelt werden soll. Ein          Mit 36 Bewohner*innen war das
                                                                                                                            die Arbeit mit pflegebedürftigen       Pilotprojekt, das auch in der Fach-   Team von Kray nach Überruhr
                                                                                                                            Menschen vorgestellt und warum         welt nicht sofort auf ungeteilte      gezogen. Konzipiert war das Haus
                                                                                                                            ich Gerontologie studiert habe“,       Zustimmung stieß. Angelika            für 80 Bewohner*innen. Am Tag
                                                                                                                            erzählt sie.                           Hardenberg-Ortmann nahm die           des Einzugs wurden noch die
                                                                                                                                                                   Herausforderung an. Ihr erster        Fliesen in der Küche verlegt. „Mei-
                                                                                                                            Schließlich las sie in der Zeitung     Arbeitstag als Einrichtungsleitung    ne Stellvertreterin Carola Höß und
                                                                                                                            die Ausschreibung vom Diakonie-        war der 25. Januar 2005. Warum        ich haben eine Woche im Haus
                                                                                                                            werk für eine Stelle in der „Offenen   sie das noch so genau weiß? In        übernachtet, damit wir immer

     G
                                                                                                                            Altenarbeit“, wie es 1999 noch         der Nacht zuvor hatte ein Orkan       greifbar waren und alle Bewoh-
                                                                                                                            hieß. „Das ist meine Stelle! Das war   getobt. Entsprechend sah es auf       ner*innen gut versorgt werden
                           eht nicht!        Held-Haus. Am 22. Juni wird sie 65
                                                                                                     ..                     mir sofort klar“, sagt sie. Sie be-    den Straßen aus. Als sie vor dem      konnten.“ So schnell wie möglich
                           Diesen Satz       Jahre alt, am 25. Juni will sie in den
                                                                                      Der zwolf                             warb sich und wurde eingestellt.       alten Heinrich-Held-Haus vorfuhr      galt es nun, neue Bewohner*in-
                           gibt es bei       Ruhestand gehen. Geplant hat sie,        Millionen Traum                       Plötzlich hat die Arbeit wieder        und ihren Fuß aus dem Auto            nen aufzunehmen und das dafür
                           mir nicht“,       ihre Verabschiedung zusammen                                                   Spaß gemacht. Sie fühlte sich          setzte, stand sie prompt in einer     nötige Personal zu finden.
                           sagt Angeli-      mit dem Sommerfest des Hauses            Schon ganz früh in ihrem Berufs-      befreit, konnte endlich wieder         vollen Windel. „Was für ein wort-
                           ka Harden-        zu feiern. Mutig! Noch weiß              leben hatte sie nachts einen          unbeschwert gestalten. Sie be-         wörtlich besch… Anfang“, hat sie      „Es waren die positiven Rückmel-
                           berg-Ort-         schließlich niemand, wie die Pan-        Traum. „Ich hab geträumt, dass ich    gleitete Seniorentheatergruppen,       gedacht. Vielleicht doch keine        dungen von Angehörigen, von
      mann. Wenn nicht genügend              demielage im Juni aussehen wird.         zwölf Millionen im Lotto gewinne.     organisierte Reisen, initiierte Pro-   gute Idee, sich auf diese Stelle      meinem Team und von unseren
      Geld auf dem Konto ist, kann ich       „Vielleicht“, lacht sie schulterzu-      Von zwei Millionen wollte ich mir     jekte. „Eine tolle Zeit“, sagt sie.    einzulassen? Doch dann meldete        Kooperationspartnern, die mir in
      keine Kreuzfahrt um die Welt           ckend, „aber ich bin optimistisch.       und meinem Mann ein schönes                                                  sich ihr Ehrgeiz. Hier kann man       der Zeit immer wieder Mut ge-
      buchen. Aber ich kann meine            Sonst gibt es eben Plan B.“              Haus kaufen und meinen Eltern,        2005 stand sie dann vor der Wahl:      was draus machen. Hier ist Raum,      macht und mir die Orientierung
      Weltreise ja vielleicht auch           Pläne und Ideen hatte Angelika           Schwiegereltern und unseren           entweder, ihre geliebte Referentin-    um etwas ganz Neues mit Leben         gegeben haben, doch auf dem
      auf eine andere Art erleben.           Hardenberg-Ortmann schon                 Kindern etwas zukommen lassen.        nenstelle auf 50 Prozent zu redu-      zu füllen.                            richtigen Weg zu sein“, erklärt
      „Manchmal ist es eben nötig,           immer. Sie will verändern, ein           Mit den restlichen zehn Millionen     zieren, oder in Vollzeit die Leitung                                         Angelika Hardenberg-Ortmann.
      Ziele umzudefinieren, bis klar         bisschen Welt verbessern und             wollte ich eine Stiftung gründen,     einer Einrichtung zu übernehmen.       Sie merkte schnell, die Arbeit
      wird, ja, so passt es“, erklärt sie.   manchmal auch einfach nur ein            um endlich eine Pflegeeinrich-        Sie zögerte, verbrachte einige         mit Menschen mit geistiger Be-        Ihre Vorstellung einer Pflegeein-
                                             Badezimmer schön machen. „Ich            tung aufmachen zu können, die         schlaflose Nächte und entschied        hinderung macht ihr viel mehr         richtung: „Ich wollte immer einen
      Die Sozialpädagogin und Geronto-       gestalte doch so gern“, verrät sie       so ist, wie ich sie mir vorgestellt   sich dann für den Neuanfang als        Spaß, als die klassische Arbeit mit   lebendigen, lebensfrohen
      login leitet seit 2005 das Heinrich-   augenzwinkernd.                          habe.“ Rückblickend sagt sie, habe    Einrichtungsleiterin.                  Senior*innen.                         Ort, an dem auch schwierige

                                                                                                                                                                                                                                        DIWER|S 30| 31
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