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Visit Nr. 2 Sommer 2019 Magazin von Pro Senectute Kanton Zürich www.pszh.ch Neue Ziele finden Wie sich Menschen nach der Pensionierung neu orientieren und engagieren. Beispiele, die Mut machen und inspirieren.
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INHALT Liebe Leserin, lieber Leser Eine Erhebung des Bundes kommt zu einem erfreulichen Befund: Ab 65 steigt die Lebens- zufriedenheit. Sie ist im Durchschnitt wieder fast so hoch wie bei 17-Jährigen. Keine beruf- lichen Verpflichtungen mehr, Zeit für persönli- che Interessen: Nach der Pensionierung dürfen wir die selbstbestimmteste Phase unseres Lebens geniessen. Endlich können wir tun und lassen, was wir wollen – zumindest in der Theorie! Die Lebenspraxis präsentiert sich etwas dif- ferenzierter. Das individuelle Schicksal orien- tiert sich nicht an allgemeinen Zahlen. Manche Menschen fallen nach Beendigung ihrer berufli- chen Aktivität erst einmal in ein «Loch»: Was 4 sollen sie mit der vielen Zeit nun tun? Andere Loslassen, zulassen, sich einlassen: Neue Ziele im Alter halten geistig flexibel haben gesundheitliche Probleme oder kämpfen und gesund. Doch man muss sich auch auf Neues einlassen können. mit finanziellen Sorgen. Und Schicksalsschläge wie der Verlust eines Lebenspartners stellen jede Zukunftsplanung auf den Kopf. Gut zu wissen: Pro Senectute Kanton Zürich ist in jeder Lebenslage für Sie da. Wir setzen uns in vielfältiger Weise dafür ein, dass Men- schen im Alter ein selbstbestimmtes und mög- lichst autonomes Leben führen können. Zum Beispiel über unsere Sport- und Bildungsange- 18 28 bote: Diese stärken die physische und psychi- Ziel vor Augen: Wolfgang Herbrich Matthias Willener (65) engagiert sich sche Gesundheit, schaffen Zugang zu neuem (75) praktiziert die japanische für Pro Senectute Kanton Zürich als Wissen und ermöglichen eine Vielzahl schöner Bogenschiesskunst Kyudo. Ortsvertretungsleiter. Kontakte. Oder über AvantAge, unsere Fachstelle Alter und Arbeit: Sie bietet nützliche Seminare an für die zielgerichtete Vorbereitung auf die Pensionierung (siehe Interview auf Seite 11). LEBENSRAUM LEBENSLUST Und nicht zuletzt durch die Möglichkeit, sich 4 Neue Ziele im Alter halten geis- 28 Ein Tag im Leben von Matthias selber für ältere Menschen zu engagieren: Als tig flexibel. Wer es wagt, wird Willener, Ortsvertretungsleiter Freiwillige oder Freiwilliger finden Sie bei uns belohnt mit sozialen Kontakten Pro Senectute Kanton Zürich. viele Möglichkeiten, Ihre Lebenserfahrung und und Wohlbefinden. 31 Auf neue Gedanken kommt Ihr Können einzubringen – für unsere 3800 frei- 11 Wie bereitet man sich auf die man auf verschiedene Art. Zum willig und ehrenamtlich Tätigen eine rundum Pensionierung vor? Silvia Kunz Beispiel mit einer Bergtour. Foto Titelseite : Daniel Rihs ; Seite 3 : Daniel Rihs / Christian Roth /Renate Wernli bereichernde und sinngebende Tätigkeit. Wenn und Lilo Steinmann von Avant- 36 Leseraktionen Sie mögen, auch schon vor der Pensionierung. Age geben Antworten. 38 Visit begleitet die Sonntags- Zufriedenheit im Alter hat viele Quellen. 15 Die Senioren-Universität ist wandergruppe Zürich in den Die einen sprudeln erfreulich, andere versiegen beliebt: Ein Augenschein. Raum Basel. plötzlich. Doch manche lassen sich – auch 42 Rätsel gemeinsam – neu erschliessen. In diesem Visit 44 Marktplatz LEBENSART finden Sie dafür spannende Inspirationen. 45 Impressum 18 Wolfgang Herbrich: Wie der 46 Goldene Zeiten: Finanz-Experte im Ruhestand «Dörfs es bitzeli meh si?» Kyudo für sich entdeckt hat. 24 Hitzige Debatte in der «Philo»-Runde BEILAGE AKTIV 26 Tipps zum Thema Agenda mit Veranstaltungen und Kursen von Pro Senectute Franjo Ambroz Kanton Zürich Vorsitzender der Geschäftsleitung Auf dem Titelbild: Lore Zablonier (Seite 8) Visit Sommer 2019 3
LEBENSRAUM Loslassen, zulassen, sich einlassen Neue Ziele im Alter halten geistig flexibel und gesund. Doch man braucht den Willen, sich auf Neues einzulassen und selber etwas mitzugestalten. Wer das wagt, wird reich belohnt: mit sozialen Kontakten und Wohlbefinden. Text: Rita Torcasso Fotos: Daniel Rihs «Uralt (90) bin ich, und hip möchte ich natürlich len und ungeduldig werden, falls es nicht klappt». gerne werden. Können Sie mir dazu etwas Support Sie rät: «Man sollte sich immer wieder vor Augen geben?» Diese Zeilen schrieb Klara Kaiser an den führen, was man bereits erreicht hat, statt nur da- Tages-Anzeiger mit der Bitte, etwas über ihre Tä- rauf zu achten, was man noch erreichen will. Letzt- tigkeit zu schreiben. Vor genau 20 Jahren entstand lich kommt es gar nicht so sehr darauf an, ob wir ihre erste Filzarbeit – mit 70. Sie nannte das Bild unsere Ziele wirklich erreichen, sondern darauf, «Lebensfreude». Seither entstanden unzählige Bil- ob uns der Weg dahin Freude bereitet und uns der. Rückblickend rät sie Jüngeren: «Etwas arbei- erfüllt.» ten, auch wenn es nur ein Hobby ist wie Filzen oder Und was hilft am meisten bei der Umsetzung? im Sommer einen schönen Sitzplatz gestalten, Freund: «Man sollte ein Ziel so wählen, dass es mit Blumen ziehen, Stühle blau anstreichen. Dann sagt den eigenen Werten in Einklang steht und die ei- vielleicht jemand: Ich will die Frau mit den blauen genen Kräfte und Mittel nicht überschreitet.» Als Stühlen kennen lernen.»* Neue Ziele finden und Vorteil im Alter bezeichnet die Forscherin die An- umsetzen bedeutet bis ins hohe Alter eine Heraus- passungsfähigkeit. «Man wird zum Meister der forderung und einen Gewinn. Kompensation. Also geht man auf die Lenzerheide statt in den Himalaya, in die Senioren-Wandergrup- Sich aufs Wesentliche konzentrieren pe statt in den Leistungssport.» Die Entwicklungspsychologin Alexandra M. Freund erforscht an der Universität Zürich «Ent- Vom Haben zum Sein scheidungsfindung und Motivation im Alter». Der Das Wort Ziel ist verwandt mit dem Wort Zeit, das Umgang mit Zielen verändere sich mit den Jahren, Symbol für Zielstrebigkeit ist die Leiter. «Dann wer- stellt sie fest. «Älteren Menschen gelingt es leich- de ich ...» denken viele in den Jahren vor der Pen- ter, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren; sie sionierung. Wer aber als Angestellter selten für wählen eher Ziele aus, die unterstützend zueinan- sich selber Ziele gesetzt hat, kann das nicht von der stehen, und fokussieren stärker auf den Pro- einem Tag auf den andern. Umso wichtiger ist es, zess der Zielverfolgung als auf das Endergebnis.» sich Zeit zu lassen für die Neuorientierung und Als grösste Hürden auf dem Weg zum Ziel nennt neue Ziele Schritt für Schritt anzugehen (siehe In- die Forscherin die von uns selber geschaffenen – terview auf Seite 11). Ein Beispiel, wie man ins «wenn wir zu viel in zu kurzer Zeit erreichen wol- neue Leben finden kann, schildert die TV-Modera- 4 Visit Sommer 2019
Heidi Hug (oben) hat in der Freiwilligentätigkeit für Pro Senectute Kanton Zürich ihre Erfüllung gefunden; sie gibt Aqua-Fitness-Kurse. Lore Zablonier (rechts) engagiert sich in der Klimabewegung. torin Eva Mezger, die heute 84 Jahre alt ist.** Nach der Pensionierung hütete sie regelmässig die En- kelkinder. Bald begann sie nach einer geistigen Herausforderung zu suchen – und fand sie im Se- niorInnenrat Zürich, wo sie lange im Vorstand mit- wirkte. Über die schulpflichtigen Enkel kam Eva Mezger zum Projekt «Senioren im Klassenzimmer» von Pro Senectute. Sie machte mit, um eine Brücke zur jungen Generation zu behalten. Nach sechs Jahren im Ruhestand zog sie für sich Bilanz: «Zuerst los- lassen, dann zulassen und sich wieder einlassen.» Und: «Es war eine Zeit, die sich vom Haben zum landeinsatz, bei der Betreuung von Jugendlichen, Sein entwickelte: die Gelegenheit, das noch zu tun, beim Klimaschutz, in der Nachbarschaftshilfe oder was ich mir früher gewünscht habe, und das auf- in der Beratung von Organisationen (siehe Porträts zugeben, was nicht mehr stimmte.» auf den folgenden Seiten). Welche Ziele streben Frau und Herr Schweizer nach der Pensionierung an? 2016 leisteten 53 Pro- Gefordert sein ist gesund zent der 65- bis 74-Jährigen Freiwilligenarbeit im Auf unkonventionelle Art erfüllte sich Lotti Frauen- Rahmen einer Organisation, der grössere Teil in knecht mit 67 einen Reisetraum. Sie lebte als Sport-, Freizeit- und Hobby-Vereinen. 43 Prozent Granny Au Pair drei Monate bei einer Familie in übernahmen Betreuungs- und Pflegeaufgaben. Für Südfrankreich, betreute die Kinder, half im Haus- organisierte Freiwilligenarbeit wendeten sie im halt, lernte das Land kennen und verbesserte ihr Schnitt 17 Stunden pro Monat auf, für Betreuung Französisch. Sie sagt: «Das Schönste für mich war, und Pflege 26 Stunden. dass ich bald wie selbstverständlich zur Familie «Was der Mensch ist, das ist er durch die Sache, und zu ihrem Freundeskreis gehörte. Und meine die er zur seinen macht», schrieb der Philosoph Lebenserfahrung wurde sehr geschätzt.» Karl Jaspers. Etwas mit Passion machen ist auf vie- Ein wichtiges Ziel im Alter ist, sich körperlich le Arten möglich: als Sportleiterin, in einem Aus- und geistig fit zu halten. Im beiliegenden Aktiv Visit Sommer 2019 5
LEBENSRAUM präsentiert Pro Senectute Kanton Zürich eine fühl, enge finanzielle Verhältnisse oder körperli- Vielzahl von Kurs- und Freizeitangeboten aller che Beeinträchtigungen sein. Einsame Menschen Art. Zahlreiche Angebote werden von Freiwilligen sind schwierig zu erreichen, und noch schwieri- geleitet. Als wichtigste Komponente für Gesund- ger ist es, sie für neue Ziele zu motivieren. Steiger: heit und Wohlbefinden nennt die Altersforscherin «Deshalb braucht es aufsuchende Personen – je- Ursula Staudinger, dass man immer wieder mit manden aus dem Umfeld oder eine Fachperson; neuen Aufgaben konfrontiert wird. «Die meisten sie ebnen den Weg, damit wieder Vertrauen in Menschen bauen ab, wenn sie sich geistig und sich selber und andere entstehen kann.» Zusam- körperlich weniger anstrengen, weil sie nicht men wird erarbeitet, welche Aktivitäten möglich mehr gefordert sind. Das merkt man nicht sofort, sind und wie man eigene Fähigkeiten einbringen sondern oft erst, wenn man kaum mehr aufholen kann. Mit geeigneter Unterstützung sei soziale kann.» Sie sagt: «Eine herausfordernde Tätigkeit Teilhabe bis ins hohe Alter möglich, so die Fach- verringert das Risiko, später an Demenz zu er- frau. Sie macht klar: «Es ist ein lebenslanges kranken.» Der Zusammenhang von frühem Ruhe- Grundbedürfnis, Sozialkontakte zu pflegen, stand, fehlender Aktivität im Rentenalter und selbstständig zu bleiben und gleichzeitig die Si- Krankheiten wie Alzheimer sei in Studien nach- cherheit zu haben, dass man mit schwindender gewiesen worden. Kraft nicht haltlos wird.» Wäre es also ein Segen für unsere Gesellschaft, Einen wichtigen Beitrag für gemeinsame Ziele einfach ein paar Jahre länger zu arbeiten, wie es leisten neue Wohnformen. Als Beispiel nennt Erika viele Politiker fordern? Die heutige Arbeitswelt Steiger das Wohnzentrum Primavera der Gemein- bietet dafür (noch) wenige altersgerechte Möglich- de Buttisholz LU, das innerhalb weniger Jahre zum keiten an. Tatsächlich sind heute acht Prozent der Treffpunkt für die Dorfbevölkerung wurde. Denn Personen im Rentenalter erwerbstätig. Ihnen ste- es bietet nicht nur Alterswohnungen und Pflege- hen 32 Prozent Frührentner gegenüber, einige von plätze an, sondern auch Teilhabe am Dorfleben. ihnen wurden durch Arbeitslosigkeit in die Rente Cafeteria, Mehrzweckraum, Werkraum, Fitness- gezwungen. Training und Gartenanlagen sind öffentlich und Erwerbstätig zu bleiben, scheint aber für eine können von allen genutzt werden. wachsende Zahl von Pensionierten ein Ziel zu sein: Selbstständige arbeiten oft bis ins hohe Alter, und Für das eigene Wohlbefinden Plattformen wie Rent a Rentner, wo man als Free- Die Kunst des Alterns fasst der Philosoph Otfried lancer sein Können anbietet, boomen. Einige kön- Höffe in die Kurzformel der vier L: Laufen, Lernen, nen wohl auch das Geld brauchen, denn laut einer Lieben und Lachen. Die Herausforderung im Alter Untersuchung kann jede zehnte pensionierte Per- bestehe darin, das für sich passende Mass zwischen son, die zuhause lebt, nur mit Ergänzungsleistun- Tätigsein und Musse zu finden und zu nutzen. Den gen über die Runden kommen. vier Personen, die auf den nächsten Seiten von ihren Zielen erzählen, scheint das zu gelingen. Grundbedürfnis Sozialkontakte Es sind kleine Dinge des Alltags, die den Bo- Übergänge im Leben sind Zeiten der Anfälligkeit, den geben, auf dem man aufbauen und nach denn man muss sich mit einschneidenden Verän- aussen wirken kann. Diese Fähigkeit nimmt mit derungen auseinandersetzen. Dazu gehört einer- dem Alter zu. Die Forscherin Alexandra M. seits die Neuorganisation als Paar. Auf der anderen Freund nennt sie «kristalline Intelligenz» und Seite kommen neue Herausforderungen wie eine meint damit das erfahrungsbasierte Wissen, das altersgerechte Wohnung zu suchen und letzte Din- man sich in einem langen Leben angeeignet hat. ge zu regeln. «Es hilft, über wesentliche Dinge weiterhin gut Nicht alle schaffen es, sich im Alter noch selber nachdenken zu können.» Sie erklärt: «Ältere neue Ziele zu setzen und die Teilhabe an der Ge- Menschen setzen Ziele nicht besser um als an- sellschaft zu behalten. Von den Menschen, die iso- dere, doch sie tun es so, dass es zum eigenen liert und einsam leben, haben die über 75-Jährigen Wohlbefinden beiträgt.» den grössten Anteil: Ein Drittel von ihnen gibt an, Seit Jahrtausenden beschäftigen sich Menschen sich manchmal bis häufig einsam zu fühlen. mit dem Thema, wie man Ziele findet und umsetzt. Erika Steiger arbeitet als Organisationsberate- Im Alten China schrieb Konfuzius die weisen Wor- rin im Altersbereich. Sie gibt bei Pro Senectute te: «Wer das Ziel kennt, kann entscheiden. Wer den Kurs «Kontakte und Beziehungen im Sozial- entscheidet, findet Ruhe. Wer Ruhe findet, ist si- raum anbahnen und pflegen». Als wichtigste cher. Wer sicher ist, kann überlegen. Wer überlegt, Ursache für Einsamkeit nennt sie das Fehlen tra- kann verbessern.» gender Beziehungen. Gründe können negative * Tages-Anzeiger, 27. Dezember 2018 Kontakterfahrungen, ein fehlendes Selbstwertge- ** Hannelore Rizza, Pensioniert..., Werd Verlag 6 Visit Sommer 2019
»Ich kann Erfahrung weitergeben und etwas bewirken» Marianne Payer (70), Zürich Zweimal war Marianne Payer als Senior arbeiter und ihre grosse Gastfreund- Und sie nahm einen Findelhund aus Expert im Einsatz, beide Male in Skop- schaft. An den Wochenenden zeigten Rumänien auf. «Das Ziel, ihn gesell- je, Nordmazedonien. «Es war genau sie ihr jeweils das Land. schaftsfähig zu machen, brauchte viel das Richtige für mich», sagt sie. An der Freiwilligenarbeit gefällt Mari- Geduld», erzählt sie. Sie unterstützte zwei Firmen bei der anne Payer der soziale Gedanke. «Wir Gerne würde sie weitere Einsätze als Software-Entwicklung und im Projekt- haben hier so viel Glück – davon möch- Senior Expert leisten und wartet auf management. Seit fünf Jahren ist die te ich andern etwas abgeben.» Seit passende Angebote. «Ich brauche IT-Managerin pensioniert. «Konkrete acht Jahren unterstützt sie als Mento- Herausforderungen, denn so entwickelt Ziele für die Pensionierung hatte ich rin im Programm Ithaka des Berufs- man sich weiter.» Kleine Erfolgserleb- damals nicht, doch ich wollte mich als informationszentrums BIZ Schüler bei nisse findet sie auch im Alltag: Sie freut Freiwillige engagieren.» 2015 stiess sie der Lehrstellensuche. «Ich wünsche sich an einem selber renovierten Mö- auf das Senior Expert Corps. «Hier kann mir jeweils Jugendliche mit Migrations- belstück oder einem seltenen Vogel. ich meine Berufserfahrung weiterge- hintergrund, um ein Zeichen für Integ- Das Interesse für Vögel teilt sie mit ben und etwas bewirken», erzählt sie. ration und gegen den zunehmenden dem Sohn, einmal jährlich begleitet sie «Und es ist ein hervorragendes Gehirn- Fremdenhass zu setzen.» ihn auf eine Vogelfotografie-Reise. training, denn man ist hundertprozen- Marianne Payer ist seit 18 Jahren Wit- tig gefordert.» In Erinnerung blieben we und lebt allein. An einem Tag pro www.seniorexpertcorps.org vor allem der Wissenshunger der Mit- Woche betreut sie die kleine Enkelin. www.bizoerlikon.zh.ch (Mentoring Ithaka) Visit Sommer 2019 7
LEBENSRAUM «Beim Klimawandel geht es um die Zukunft meiner Enkel» Lore Zablonier (74), Zürich «Ich habe mich schon immer für und arbeitete in der Suchtberatung. bewusst einkaufen, nicht fliegen.» Es gesellschaftliche Zusammenhänge Seit ihrer Scheidung 1997 lebt sie al- gehe ihr vor allem auch um die Zukunft interessiert», sagt Lore Zablonier. lein. Nach der Pensionierung betreute ihrer Enkel. «Mit der Vereinsarbeit habe Sie engagiert sich im Vorstand des Ver- sie regelmässig die beiden Enkel. Zur ich viel über nationale Politik gelernt eins KlimaSeniorinnen. Der Verein Freiwilligenarbeit kam sie vor vielen und darüber, wie man Politik von unten klagte 2016 den Staat ein, weil er zu Jahren über ein Plakat mit einer Klingel beeinflussen kann. Mein Ziel ist es, wenig gegen den Klimawandel unter- und dem Namensschild «N.Achbar», viele Menschen für das Thema zu sen- nimmt. Die Klage ist beim Bundesge- seither ist sie in der Nachbarschaftshilfe sibilisieren.» richt hängig. tätig. «Sozial für andere einstehen war Für sich selber plant sie kaum voraus. Zu den KlimaSeniorinnen gehören für mich seit der Kindheit etwas Selbst- Sie sei offen für das, was die Zukunft heute 1200 Mitglieder. «Wir werden verständliches», sagt sie. bereithalte. Mit Interrail wolle sie dem- auch am internationalen Klima-Streik- Zu den KlimaSeniorinnen führte sie nächst eine Europareise machen. tag der Schüler Präsenz zeigen», sagte das Unbehagen über den Klimawan- Zufriedenheit finde sie beim täglichen sie damals. del. «Wir werden mit der Klage wenn Spaziergang am See oder bei sich zu Lore Zablonier wuchs in Deutschland nötig bis an den Europäischen Gerichts- Hause. «Das ist mein Boden, auf dem auf, 1970 kam sie mit ihrer eigenen hof gelangen.» Der Einsatz veränderte ich aufbauen kann.» Familie in die Schweiz. Hier machte sie auch ihren Alltag: «Ich versuche mög- die Ausbildung zur Sozialarbeiterin lichst klimaneutral zu leben: kein Auto, www.klimaseniorinnen.ch 8 Visit Sommer 2019
«Wasser und Musik sind meine Lebenselemente» Heidi Hug (70), Herrliberg Im hellen Wohnzimmer mit Blick auf den See steht ein Konzertflügel. Heidi Hug sagt: «Wasser und Musik sind mei- ne Lebenselemente.» Sie unterrichtet Aqua-Fitness für Pro Senectute Kanton Zürich und für die Rheumaliga, zweimal einen halben Tag pro Woche. 2017 starb ihr Mann nach langer Krank- heit. Er erlitt 2001 einen Hirnschlag. «In all den Jahren war mein Hauptziel, ihm das Leben noch lebenswert zu gestal- ten», erzählt sie. Bei seiner Erkrankung war sie 52 Jahre alt, das Paar stand mit- ten in der Planung eines neuen Hauses. «Ich musste alleine weitermachen und den Alltag neu organisieren. Eine grosse Hilfe waren unsere drei Töchter.» Damals wurde sie von einer Freundin ermutigt, sich bei der Pro Senectute als Sportleiterin auszubilden. «Aqua-Fit- ness wurde für mich zum Lebenselixier; die Freude der Teilnehmer, dazu Wasser und Musik – das tut der Seele gut.» Ein zweites Standbein im Alltag wurde die Aphasie-Selbsthilfegruppe. «Es war der Ort, wo ich offen auch über mein eigenes Befinden reden konnte.» Sie engagierte sich in der Kerngruppe, wel- che die Treffen organisiert. «Die Gruppe ist mir ans Herz gewachsen, deshalb bin ich heute noch aktiv dabei.» Nach dem Tod ihres Mannes fiel Heidi Hug in eine grosse Müdigkeit. «Ich war froh um die Freiwilligentätigkeiten, sie gaben mir Alltagsstruktur und regel- mässige Kontakte.» Nach und nach ka- men neue Ziele. Sie hütete den jüngsten der fünf Enkel und begann häufiger Klavier zu spielen. Heidi Hug: «In die Zukunft plane ich wenig, denn ich weiss, wie rasch sich alles verändern kann.» Am Ende des Gesprächs zeigt sie uns das öffentliche Badehaus am See. «Hier finde ich im Sommer beim täglichen Schwimmen mein Glück.» www.pszh.ch | www.aphasie.org Visit Sommer 2019 9
LEBENSRAUM «Schön ist, dass eine fast schon familiäre Bindung entsteht« Dieter Rolli (72), Horgen «Ich freue mich auf das Wiedersehen Er suchte sich dann eine Freiwilligen- seine Frau pensioniert wurde. «Wir im Kochkurs», sagt Dieter Rolli. Die tätigkeit, für die er seine Führungser- haben damals viel über den neuen «Expo Transkultur», die interkulturelle fahrung nutzen konnte. «Bei Innovage gemeinsamen Alltag geredet», erzählt Treffen von Ausländern und Schwei- kann ich unterstützend wirken. Gleich- er. Ein Ergebnis davon: «Gemeinsam zern organisiert, war eines seiner Pro- zeitig ist es schön, dass zu vielen Orga- machen wir jede Woche einen Ausflug jekte bei Innovage. Seit sechs Jahren ist nisationen eine fast schon familiäre mit dem Zug.» Und gemeinsam betreut er bei Innovage als Berater tätig. Zurzeit Bindung entsteht.» Er erhalte immer das Paar, das selber keine Kinder hat, hat er drei Projekte am Laufen. Immer wieder Einladungen an Versammlun- oft den Nachwuchs von Patenkindern. zu zweit werden Organisationen in gen und Feste. Seine eigenen Ziele im Alltag widmet ihrer Weiterentwicklung und bei der Der zeitliche Aufwand für Innovage Dieter Rolli vor allem dem Sport: «Ich Umsetzung neuer Strategien betreut. beträgt heute für ihn drei Projektsitzun- spiele wöchentlich einen Tennismatch «Als ich vor der Pensionierung stand, gen im Monat. Zusätzlich hat er seit vier mit Kollegen, gehe joggen und ins machte ich mir Sorgen, wie ich wohl Jahren ein Mandat als Ausbildungs- Krafttraining.» Besonders grosse Freude den Tag verbringen werde», erzählt experte für technische Bildungsgänge mache ihm sein Steckenpferd. «Ich ent- Dieter Rolli. Er machte damals einen an einer Höheren Fachschule. «Das for- wickle jeden Tag Ideen für neue Reisen, Vorbereitungskurs. «Als es dann so dert mich auch heraus, denn ich muss und einige davon setzen wir dann um.» weit war, reiste ich allein für zehn Tage den neuen Entwicklungen folgen.» Das nach New York, um nachzudenken.» Mandat übernahm er im selben Jahr, als www.innovage.ch 10 Visit Sommer 2019
«Offene Menschen haben es einfacher» Damit man nicht plötzlich in ein «Loch» fällt, ist es von Vorteil, sich rechtzeitig mit der Pensionierung auseinanderzusetzen. Ein Gespräch mit Sylvia Kunz und Lilo Steinmann von AvantAge. Interview: Robert Bösiger Visit: Plötzlich ist man im Rentenalter – für einige samkeit zu schenken. Das Thema Gesundheit ist das rechtzeitig, für andere zu spät und für eini- beschäftigt alle ebenfalls sehr, aus verständlichen ge viel zu früh. Was kann man tun, um nicht von Gründen. Viele Menschen fragen sich auch: Was einem Tag auf den anderen buchstäblich auf dem machen wir mit all der vielen freien Zeit, gerade falschen Fuss erwischt zu werden? auch in einer Partnerschaft. Sylvia Kunz: Besuchen Sie unbedingt bei Avant- Age, unserer Fachstelle Alter und Arbeit, einen Gibt es mit der Pensionierung Veränderungen, Kurs zur Pensionierungsvorbereitung. die alle treffen und zu denen sich alle Gedanken machen sollten? Oder ist die Ruhestandsplanung So einfach ist das? von Fall zu Fall, von Mensch zu Mensch unter- Lilo Steinmann: Ja, die sorgfältige Vorbereitung auf schiedlich? die Pensionierung ist ein wichtiger Teil für einen Kunz: Ganz wenige, die sozusagen auf Rosen gebet- gelungenen «Ruhestand». Die Frage – wer bin ich, tet sind, müssen sich tatsächlich nicht um Finanzen was ist mir wichtig und was möchte ich noch tun – ist kümmern! Die Mehrheit sollte sich in diesen The- in jedem Lebensabschnitt von Bedeutung. men jedoch seriös vorbereiten. Weitere Themen wie Werte und Hobbies, soziales Netz und Wohnsitua- Ist es falsch, die Dinge einfach mal auf sich tion beschäftigen die Menschen in unterschied- zukommen zu lassen – nach dem Motto: «Mein lichem Masse. Eine Standortbestimmung ist aber Ruhestand kommt noch früh genug und von immer sinnvoll. ganz alleine»? Kunz: Nein. Jede und jeder kann für sich entschei- Man hört immer wieder, Frauen hätten es ein- den, wie wichtig eine individuelle Vorbereitung ist. facher, den Übergang in die Pensionierung zu Wenn man ohne einen persönlichen Plan leben schaffen, Männern falle es schwerer. Was ist da kann, dann ist das die eigene Entscheidung, aber dran? das können längst nicht alle. Von Seminarteilneh- Steinmann: Die persönliche Ausgangssituation ist menden wissen wir, dass sich viele um ihre Zukunft entscheidend: Frauen, die Vollzeit gearbeitet haben, sorgen und Respekt haben vor dem «Wie weiter nach werden es ebenso schwer oder leicht haben wie die der Pensionierung». Männer. Jene, die schon in Teilzeit tätig waren, ha- ben es leichter. Hausfrauen wiederum verfügen oft Ich könnte mir vorstellen, bei einigen Menschen über ein grosses soziales Netz und mussten sich spielt die Angst eine Rolle, nach der Pensionierung schon früher Gedanken machen, wie sie ihre neue finanziell nicht (mehr) über die Runden zu kom- freiere Zeit verbringen wollen. Mit der Aufweichung men… der traditionellen Rollenmuster dürften sich sich Kunz: Diese Angst ist weit verbreitet. Die Seminar- diese Unterschiede abschwächen. teilnehmenden stufen den Finanzteil oft als wich- tigsten Input ein. Kurz vor der Pensionierung lässt In Medien wird suggeriert, mit 65 Jahren fange sich bezüglich Finanzen fast nichts mehr ändern. das Leben erst an und wir könnten so richtig Spätestens ab Mitte 50 ist Finanzfragen Aufmerk- durchstarten, könnten endlich tun und lassen, Visit Sommer 2019 11
LEBENSRAUM Foto: Robert Bösiger Persönlich Lilo Steinmann (52) ist Seminarleiterin und Sylvia Kunz (56) ist Leiterin von AvantAge, mit stellvertretende Leiterin von AvantAge. Sie ist langjähriger Führungserfahrung. Sie ist Psycho- Ausbildnerin mit langjähriger Erfahrung in der login und Laufbahnberaterin, spezialisiert auf Erwachsenenbildung, Entwicklungspsychologin, Standortbestimmung und Potentialanalyse. Organisationsentwicklerin und Coach mit Sylvia Kunz wohnt in Zürich. Schwerpunkt Standortbestimmungen. Lilo Steinmann wohnt in Kappel am Albis. was wir immer wollten. Ist das eine Tatsache Leben als «Golden Ager» zu führen. Welche Rolle oder wird uns da eine Scheinwelt vorgegaukelt? spielt aus Ihrer Sicht die finanzielle Situation? Steinmann: So absolut formuliert ist das wenig Steinmann: Die meisten Leute müssen finanzielle hilfreich. Tatsache ist jedoch: Diese Zeit ist wahr- Einbussen in Kauf nehmen. Das nimmt zu. Ich scheinlich die selbstbestimmteste Phase in unse- glaube, dass auch in der Schweiz wieder mehr rem Leben. Wir sind nicht mehr durch vorgege- Rentnerinnen und Rentner für Geld arbeiten bene Arbeit und Verpflichtungen fremdbestimmt. möchten. Die volle Selbstbestimmung gibt es im Leben nie. Ebenso wenig, wie es die absolute Fremdbestim- Man hört oft, dass Paare Respekt oder gar Angst mung durch den Beruf gibt. Auf diese Phase der davor haben davor, wie der neue Alltag im Ruhe- erhöhten Selbstbestimmung freuen sich die stand aussehen wird. Solche Veränderungen Menschen im Allgemeinen jedoch sehr. Und die können Paarsituationen gehörig durcheinander Lebenszufriedenheit, die mit der Pensionierung schütteln, oder nicht? steigt, untermauert das. Kunz: Richtig. Aber es gibt auch viele Paare, die sich auf gemeinsame Aktivitäten freuen, und die Hängt es nicht eher davon ab, ob man es sich weitgehend schon wissen, wie sie mit der neuen finanziell überhaupt leisten kann, ein erfülltes Situation umgehen wollen. Es kommt natürlich 12 Visit Sommer 2019
auch darauf an, ob man zusammen in Pension Wo bietet AvantAge Kurse an – nur im Kanton geht oder gestaffelt. Vielleicht ist zuhause plötz- Zürich? lich jemand anderer der «Chef» oder die «Chefin». Kunz: Grundsätzlich sind wir, vor allem was firmen- interne Seminare betrifft, in der ganzen Deutsch- In Ihren Kursen werden die Leute auf solche schweiz aktiv. Weil wir eine Tochtergesellschaft Situationen und Veränderungen vorbereitet? sind von Pro Senectute Kanton Zürich und Kanton Kunz: Ja, wir machen sie auf die wichtigsten Frage- Bern, sind wir natürlich vorab in diesen beiden Kan- stellungen aufmerksam. Wir fragen die Leute, wie tonen tätig. Öffentliche Seminare bieten wir andern- viel Zeit sie inskünftig gemeinsam verbringen wol- orts jeweils in Absprache mit den kantonalen len und wie viel Zeit sie für sich als sogenannte Pro-Senectute-Organisationen an. «Eigenzeit» reservieren. Dazu gehört die Frage nach einem Hobby, das man für sich selber – ohne Part- Wird im Kurs auch konkret geübt, wie man neue ner – ausübt. Natürlich weisen wir auch auf mög- Ziele findet und sie durchsetzt? liche Konfliktsituationen hin. Steinmann: Weniger. Es geht mehr darum heraus- Liesse sich das, was Sie anbieten, quasi als Crash- kurs bezeichnen? «Auf diese Phase der erhöhten Selbst- Kunz: In der Regel sind es zwei Tage, in denen wir die Fragen vertieft diskutieren. Das ist kein Crash- bestimmung freuen sich die Menschen kurs, die Vorbereitung ist damit nicht erledigt. Es im Allgemeinen sehr.» reicht aber, um sich eine gute Übersicht zu ver- Lilo Steinmann schaffen. Steinmann: Die Leute kommen sehr unterschiedlich vorbereitet in den Kurs. Die meisten Teilnehmenden zufinden, was die Leute gerne möchten und was aber setzen sich nicht zum ersten Mal mit der Pen- ihnen wichtig ist. Also: Welche Vorstellungen habe sionierung auseinander. Vielen geht es um eine ich? Was möchte ich gerne noch tun oder verwirk- Bestätigung, worauf sie noch achten müssen. lichen? Wie kurz vor der Pension besucht man sinn- Welche Menschen schaffen es am besten, im vollerweise einen solchen Vorbereitungskurs? Ruhestand neue Ziele umzusetzen und zufrieden Kunz: Am besten ein bis drei Jahre vorher. Die zu leben? eigene Finanzsituation sollte man wie bereits er- Steinmann: Verschiedene Studien haben diese Frage- wähnt schon früher betrachten. stellung schon untersucht. Am besten schaffen es Kann ein solcher Kurs helfen, nicht in ein «Loch» zu fallen, wenn plötzlich der Schlüssel zum Arbeitsbüro abgegeben ist? Worauf Sie achten müssten Kunz: Das ist auch ein Ziel. Gerade weil man sich In welchem Alter allerspätestens sollte man sich schon frühzeitig Gedanken macht, ist die Gefahr mit der Pension befassen? nicht mehr so gross, in das berühmte «Loch» zu > Finanziell ab 50, für alle andern wichtigen fallen. Lebensfragen ab 60. Steinmann: Ein solcher Kurs ist nur eine mögliche Form, sich vorzubereiten. Mit dem Partner oder mit Welche Fragen sollte man vor der Pensionierung Freunden zu sprechen, ist eine andere Art. lösen bzw. beantworten? Kunz: Nochmals ein Wort zum Zeitpunkt. Wir von > Wie sieht mein Budget und meine finanzielle AvantAge schreiben die Kurse aus und die Firmen Situation aus? Wie sieht mein soziales Netz vor ermöglichen ihren Mitarbeitenden, solche Kurse ab und nach der Pensionierung aus? Was sind einem bestimmten Alter zu besuchen. Wir führen meine Interessen und Wünsche? Wie möchte die Kurse aber auch firmenintern durch, da ergeben ich mein Leben konkret gestalten? sich manchmal grössere Altersspannen. An wen kann ich mich wenden, wenn ich (vor allem in finanzieller Hinsicht) nicht über die Was tun Sie für jene, die nicht von einer Firma Runden komme? geschickt werden, also für Selbstständige oder > Am besten melden Sie sich bei Ihrem zustän- Freiberufler? digen Dienstleistungscenter von Pro Senectute Steinmann: Wir haben uns schon überlegt, auch für Kanton Zürich. diese Menschen etwas anzubieten. Gewisse The- men sind tatsächlich ganz anders. Visit Sommer 2019 13
LEBENSRAUM Leute, die offen und eher extrovertiert sind. Es sind Ruhestand kann man endlich etwas Unerfreuliches Menschen, die flexibel und nicht ängstlich sind. hinter sich lassen und ein «neues Leben» beginnen. Und solche, die es sich leisten können? Wie wichtig ist es zu erkennen, dass jemand ein Steinmann: Die Geldfrage ist in diesem Kontext nicht Ziel auch nicht (mehr) erreichen kann? so ausschlaggebend. Bei der Pensionierung ist das Kunz: Je älter die Menschen werden, desto indivi- dueller werden sie. Im Alter wird man häufig auch etwas pragmatischer und gelassener. So fällt es leichter, ein Ziel, das man nicht (mehr) «Der Sinn ist das Wichtigste. Geld kann erreichen kann, notfalls loszulassen. Es ist die das Leben höchstens erleichtern.» Erkenntnis, dass man nicht mehr alle Ziele er- Sylvia Kunz reichen muss. Was ist mit jenen Menschen, die am liebsten weiter «Ich» wichtiger. Man kann zwar mit Geld mehr tun arbeiten möchten bis 70 oder so? und ausprobieren, aber man kann das Wissen, wer Steinmann: Dem soll man nicht im Wege stehen. ich bin, nicht kaufen. Umso mehr, als viele Menschen im Rentenalter Kunz: Der Sinn ist das Wichtigste. Geld kann das körperlich und geistig noch viel fitter sind als frü- Leben höchstens erleichtern. Sinnvolle Dinge müs- here Generationen. Dass man auch im Alter noch sen gar nicht immer viel kosten. Interessant ist in gebraucht werden und/oder der Gesellschaft etwas diesem Zusammenhang zum Beispiel, dass es ge- zurückgeben möchte, ist verständlich. Wir vermit- rade bei Arbeitslosen aufwärts geht, wenn sie pen- teln auch entsprechende Kontaktstellen (wie etwa sioniert werden: Weil sie etwas loslassen können, www.rentarentner.ch oder www.arbeitsrentner.ch). worunter sie stark gelitten haben. Und natürlich bietet sich ja auch die Freiwilligen- Steinmann: Das gilt übrigens auch für Menschen mit arbeit an – für eine Pro-Senectute-Organisation niedrig qualifizierten Jobs. Mit dem Übertritt in den oder für andere Institutionen. INSERATE Bleiben Sie mit uns mobil! Die HERAG AG, ein Schweizer Familienunternehmen, verhilft ihren Kunden seit über 30 Jahren zu mehr Unabhängigkeit, Alters- und Pflegeheim Sonnengarten Sicherheit und Komfort. Mit perfektem Service. Hombrechtikon HERAG AG Treppenlifte Tramstrasse 46 8707 Uetikon am See sales@stannah.ch www.herag.ch 8707 Uetikon am See T 043 508 90 26 1470 Estavayer-le-Lac T 021 588 15 53 6963 Pregassona T 091 228 02 36 hier abtrennen Senden Sie mir Ihre • Grosszügige Wohnungen und Gemeinschaftsräume Gratisinformationen • Kurs- und Kulturangebot Name VIS/01 • Alters- und bedarfsgerechte Ernährung (Biologisch/Vollwert/Schonkost/täglich Vegetarisch) Vorname • Anthroposophisch erweiterte Pflege • Spezialisierter Pflegebereich für Demenzerkrankte Strasse • Siedlung mit Alterswohnungen • Grosser Park und organische Architektur PLZ/Ort In der Regel findet am ersten Freitag im Monat um 14.00 Uhr eine öffentliche Führung durch den Sonnengarten statt (Anmeldung erforderlich). Telefon Alters- und Pflegeheim Sonnengarten Etzelstrasse 6 • 8634 Hombrechtikon/ZH • T 055 254 45 00 Coupon ausfüllen und einsenden an: www.sonnengarten.ch • info@sonnengarten.ch HERAG AG, Tramstrasse 46, 8707 Uetikon am See. 14 Visit Sommer 2019
Drei von gut 2500 Mitgliedern der Senioren-Universität (von links): Nelly Hofstetter, Heinz Lienhart und Josef Cadalbert. An die Uni, um geistig fit zu bleiben Sie sind zwischen 60 und 96 Jahre alt und besuchen Vorlesungen an der Senioren-Universität Zürich. Einige seit vielen Jahren und mit sichtlicher Begeisterung. Text: Rita Torcasso Foto: Renate Wernli Schon beim Eingang zur Universität IT-Projektleiter ist geschieden, lebt al- Männer. Eine akademische Vorbildung Irchel in Zürich fallen die vielen älteren lein. Er wurde bei einer Restrukturie- braucht man nicht, die eine Hälfte der Frauen und Männer auf. Vor dem gröss- rung der Firma arbeitlos: «Plötzlich hatte Besucher hat eine Lehre absolviert, die ten Hörsaal drängen sich Senioren. An ich Zeit, das war anfangs schwierig.» andere eine Matura oder hat einen aka- den Tischen im Foyer sitzen Studenten vor ihrem Laptop und nehmen kaum Notiz vom Ansturm der Rentner. «Ich finde die Vorlesungen so spannend, dass ich Um 14.15 Uhr beginnt die Vorlesung, zweimal in der Woche herkomme.» fast alle der 600 Plätze sind besetzt. Heute heisst das Thema «Megatrends: was kommt auf uns zu?». Die Zukunfts- Mit der Senioren-Universität seien demischen Abschluss. Lienhart: «Wenn forscherin Patricia Wolf stellt zwölf Me- nun zwei Nachmittage in der Woche fix ich zurück könnte, würde ich gerne stu- gatrends vor, die unser Leben langfristig in seinem Terminkalender eingetragen. dieren.» Neben der Senioren-Uni möch- über die nächsten 30 bis 50 Jahre beein- «Ich bin hier noch ein Frischling, doch te er, wenn er im August von der Arbeits- flussen und verändern werden. Nach will ich auf jeden Fall bleiben. Ich ge- suche befreit ist, auch an Vorlesungen einer Pause können die Besucher Fra- niesse all das spannende Wissen aus der Volkshochschule oder der Universi- gen stellen. Bereichen, die ich vorher kaum kann- tät gehen. Neben dem Geist pflegt er te.» Er nahm auch schon am Kaffee-Treff auch den Genuss: Er ist mit andern zu- Zwei Nachmittage an der Uni teil, den die Senioren-Uni neu anbietet, sammen in einem Kochclub. Die Gründe, warum Pensionierte die um den Austausch zu fördern. Lienhart: Besucher der Senioren-Uni sind viele Senioren-Uni besuchen, sind vielfältig. «Das Gehörte mit andern zu diskutie- seit Jahren. Josef Cadalbert sagt stolz: Zwei Männer und eine Frau geben Aus- ren, bringt viel.» «Ich bin jetzt im 9. Semester und fehle kunft. Begeistert sagt Heinz Lienhart: Die Senioren-Universität Zürich hat fast nie.» Weil die Vorträge sehr viel Wis- «Heute war es superspannend.» Der 2460 Mitglieder, etwas mehr Frauen als sen in kurzer Zeit vermitteln, bereitet er Visit Sommer 2019 15
LEBENSRAUM sich jeweils im Internet auf das Thema sie allein. Mit 58 wurde sie frühpensi- andere Sichtweisen interessieren mich.» vor und liest danach seine Notizen noch- oniert, fand dann nochmals eine Stelle Die Senioren-Universität Zürich wur- mals. Der ehemalige Logistikdisponent und blieb bis 65. Danach begann sie de vor 34 Jahren gegründet. Das Pro- ist verheiratet und lebt in Zürich. Er war mit der Senioren-Uni. Sie sagt: «Heute gramm stellt eine Kommission zusam- bis 70 erwerbstätig. «Ich hatte schon et- fand ich die Vorlesung sehr anregend. men, der Vertreter aller Uni-Fakultäten was Angst, dass ich ohne Arbeit in ein Ich werde mir im Internet noch an- und der ETH angehören. Die Vielfalt ist Loch fallen könnte», erinnert er sich. schauen, was das Zukunftslabor in Lu- gross, viel Medizinforschung, dazu Ar- Sein Sohn habe ihn auf die Senioren-Uni- zern macht.» chitektur und Technik, Spiritualität, glo- versität hingewiesen. «Mich interessiert Am Anfang wählte Nelly Hofstetter baler Wandel und auch aktuelle Themen hier alles, man kann immer etwas mit- vor allem Themen, die sie interessierten. wie Flüchtlingsrouten. Am begehrtesten nehmen, das zum Denken anregt», er- «Dann merkte ich rasch, dass jede Vorle- sind die medizinischen Vorträge, die zu- klärt Cadalbert. Nach all den Jahren sung interessant ist und den Horizont weilen in einen zweiten Hörsaal übertra- kennt er auch einige der Besucher. «Eine erweitert.» Etwas mehr wünscht sie sich gen werden müssen. Im Angebot sind kleine Gruppe trifft sich jeweils zum Aus- zu Religion und Philosophie und will nun auch Sonderveranstaltungen, Städteaus- tausch.» Neben der Senioren-Uni unter- dafür auch mal nach Bern reisen. Der flüge und ein Gedächtnistrainingskurs. stützt er zusammen mit seiner Frau Ver- Mitgliederausweis gibt Zutritt zu allen Viele der Pensionierten schätzen es, wandte, die Hilfe brauchen. Senioren-Universitäten in der Schweiz. altersmässig unter sich zu sein. Andere Sie ist begeistert: «Wo sonst kann ich aus möchten sich lieber noch mit Jungen Wissen aus erster Hand erster Hand erfahren, was heute er- messen. Ein grosser Bildungsmagnet ist Manche der Pensionierten reisen von forscht wird und wie sich die Welt wei- in Zürich die Volkshochschule, die im weit her an. Nelly Hofstetter lebt in Birr terentwickelt.» Sie sei ein sehr neugieri- vergangenen Schuljahr gegen 14 000 AG. «Ich finde die Vorlesungen so span- ger Mensch und hätte gerne selber Teilnehmende aller Altersklassen ver- nend, dass ich zweimal in der Woche studiert, sagt sie. Häufig besucht Nelly zeichnete. herkomme.» Sie arbeitete früher als Hofstetter auch mit dem Museumspass Einige beginnen im Ruhestand gar KV-Angestellte, seit der Scheidung lebt Schweiz Ausstellungen. «Neue Ideen und noch ein reguläres Studium. An der Uni INSERAT Bei Vergesslichkeit und Konzentrationsmangel 1x täglich Aus Ginkgo Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilage. Tebofortin_uno240_Anzeige_188x122mm_DE.indd 1 03.04.19 10:37 16 Visit Sommer 2019
Zürich sind 203 Studierende über 60 sei wichtig, betont er. «Denn die Ausein- Jahre eingeschrieben, 71 davon stehen andersetzung mit neuen Themen setzt Bildungsangebote vor dem Doktorat. Walter Weibel schloss Neugier, Risikobereitschaft und Engage- mit 68 ein Theologiestudium mit Dokto- ment voraus. Und die Vorlesungen tra- Senioren-Universität Zürich : rat ab und begann danach als Freiwilli- gen zu einer differenzierten Weltsicht ger in der Altersseelsorge zu arbeiten. bei». Bei der heutigen Flut von Informa- Jahresprogramm und Anmeldung: «Das Spannende am Studium war, einem tionen helfe hochstehendes Wissen auch www.seniorenuni.uzh.ch Thema auf den Grund gehen zu können, dabei, die Qualität und die praktische und die Zusammenarbeit mit jungen Anwendbarkeit einer Information besser Der Jahresbeitrag kostet 120 Fran- Menschen.» beurteilen zu können. ken, ein Einzeleintritt 10 Franken. Am Ende ihrer Vorlesung zu den «Me- Der Mitgliederausweis gibt auch Für eine differenzierte Weltsicht gatrends» präsentiert Patricia Wolf vier Zutritt zum Sportprogramm für Bildung kennt keine Altersgrenzen. An erhärtete Thesen aus ihrem Fachgebiet: Senioren am Sportcenter Uni Irchel. der Senioren-Universität sind 25 Mitglie- «Es gibt weniger Gewalt und weniger der über 90 Jahre alt, das älteste ist Kriege; die Armut nimmt global ab; Alle Seniorenuniversitäten in der 96-jährig. 134 Mitglieder sind älter als Demokratien sind nicht am Untergehen, Schweiz: 85. «Um das Gehirn auf Trab zu halten sondern es kommen neue hinzu; Ge- www.uni3.ch und geistig fit zu bleiben, müssen im sundheit, Bildung und Umweltqualität Prinzip zwei Bedingungen erfüllt sein: haben sich global verbessert.» Zukunfts- sich selber immer wieder mit Neuem forschung wolle den Blick auf die Welt Volkshochschule Zürich: herausfordern und soziale Kontakte pfle- «entdrohlichen» und öffnen, sagt sie. Vorlesungen, Lehrgänge, Kurse und gen», sagt Mike Martin, Professor am «Die Zukunft ist zwar nicht vorhersag- Reisen. Kursprogramm: Zentrum für Gerontologie. bar, doch sie ist gestaltbar!» www.vhszh.ch Martin ist Präsident der Senioren-Un- versität. Bildung speziell für Senioren INSERAT Sonnmatt tut gut. Gesund werden, gesund bleiben, gelassen altern. Sie erreichen uns telefonisch unter 041 375 32 32 www.sonnmatt.ch Inserat-Visit-2019-188x122-02.indd 2 08.01.19 08:09 Visit Sommer 2019 17
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LEBENSART Mein Le Fü ben r Pro Sene Zürich erz ctute Kanton ählen Men aus ihrem schen Leben. Auf www.p s finden Sie zh.ch/visit zehn filmis Generatio ch nenporträ e ts. Leben auf dem Weg des Bogens Wolfgang Herbrich (75), Deutscher mit österreichischen Wurzeln, ist vor Jahren in der Schweiz gelandet. Der pensionierte Finanzfachmann liest viel und betreibt Kyudo, die japanische Bogenschiesskunst. Text: Robert Bösiger Foto: Christian Roth Drei Katzen sind es, die uns bei unserem Besuch Gut erinnern kann er sich daran, dass der alte in Zollikon empfangen. Der Hausherr Wolfgang Stadtkern von Stuttgart komplett in Trümmern Herbrich spricht im Verlaufe des Gesprächs ein- lag. Die baden-württembergische Hauptstadt mal davon, dass diese Katzen – es sind insgesamt wurde bei den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg vier plus Nachbars Tier – «Familienangehörige» schwer getroffen. Bei 53 Angriffen der Alliierten sind von ihm und seiner Frau Verena. sollen hier über 4500 Menschen getötet worden sein. Kriegs- und Sonntagskind Wolfgang Herbrich ist ein Sonntagskind: Am 19. Kaufmännische Laufbahn März 1944 erblickt er in Stuttgart das Licht der Wolfgang Herbrich möchte Archäologe werden. Welt. Es herrscht Krieg: Am Tag seines Geburtstags «Mit Begeisterung habe ich das Buch ‹Götter, Grä- besetzen Einheiten der deutschen Wehrmacht Un- ber und Gelehrte› gelesen.» Doch es kommt an- garn. Und das Sonderkommando Adolf Eichmann ders: «Im Gymnasium war ich zu faul, um mich (der übrigens auf den Tag genau 38 Jahre älter ist humanistisch bilden zu lassen – und flog raus.» als Herbrich) beginnt sofort mit der Verfolgung und Seine Mutter habe dann sinngemäss gesagt: «Du Deportation der ungarischen Juden. hast nun zwei Möglichkeiten, mein Sohn: entwe- Die Eltern sind ursprünglich österreichische der Strassenkehrer oder eine kaufmännische Aus- Staatsangehörige, die vor Ausbruch des Krieges bildung. Und weil ich fürs Strassenkehren noch nach Deutschland gekommen sind. Weil Wien weniger Talent hatte als für das andere, schlug ich nach dem Krieg von den Sowjets besetzt ist, bleibt diese Laufbahn ein.» Nach der Handelsschule ab- die Familie lieber in Deutschland – und lässt sich solviert er eine dreijährige Banklehre bei der einbürgern. Es liegt auf der Hand, dass sich Wolf- Dresdner Bank. gang Herbrich nicht an den Krieg selber, sehr 1968 kommt Wolfgang Herbrich in die Schweiz, wohl aber an die Nachkriegsjahre erinnern kann: weil er bei der Bankgesellschaft in Zürich ein «Das Haus, in dem wir wohnten, war eines der Praktikum absolvieren kann. Da habe das Schick- wenigen, die noch standen. Für uns Kinder waren sal seinen Lauf genommen, meint er schmun- die Ruinen in der nahen Umgebung ein ‹Idealzu- zelnd: «Ich kam in die Goldhandelsabteilung. Da stand›, da gab es viel zu entdecken.» blieb ich zwölf Jahre hängen.» >> Visit Sommer 2019 19
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LEBENSART >> Dann wechselt er einige Male innerhalb der Vor gut zwanzig Jahren kommt Wolfgang Her- Branche seine Jobs, klettert die Karriereleiter brich eher zufällig zum Kyudo. Seine Frau findet hoch. 1984 lernt er Verena Schumacher kennen. heraus, dass es in Zollikon jemanden gibt, der Zehn Tage später ziehen sie zusammen und hei- diese japanische Bogenschiesskunst (siehe Box raten. Gerade frisch verheiratet, fliegt Herbrich auf Seite 23) betreibt und der bereit ist, ihn als für zwei Jahre nach Kuwait, wo er bei der Ahli «Schüler» aufzunehmen. Wolfgang Herbrich geht Bank of Kuwait als Devisenhändler arbeitet. Seine schnuppern – und bleibt hängen. Frau wohnt derweil in der Schweiz. Mittlerweile ist er ein Kyudoka und seit Jahren Nach seiner Rückkehr bleibt er der Finanz- dabei, diese Kunst zu perfektionieren. Befragt branche treu – bis zur Pension Anfang 2006. Die man ihn nach dem Warum, sagt er: «Früher habe letzten Jahre ist er nicht mehr an der Front, son- dern «in der Linie». Als Risk Manager, im Depart- ment Head Finance und Head Legal, Compliance «Es ist sehr angenehm, & Administration bei der SLB Commercial Bank – einem grossen russischen Bankinstitut. dass man das Ziel nicht treffen muss.» Sportliche Kunst mit Pfeil und Bogen Wolfgang Herbrich fühlt sich in der Schweiz mitt- lerweile gut akzeptiert. Mittlerweile? «Ja, in den ich Squash gespielt – schlecht. Dann bin ich Ski späten 1970er und 1980er Jahren war man als gefahren – noch schlechter. Ich bin einer der Deutscher zuweilen schon etwas unwillkommen.» unsportlichsten Leute. Und ich kann nicht mal Er habe allerdings nie speziell darunter gelitten, jassen.» sagt er. Heute ist Herbrich noch immer deutscher Aber das Bogenschiessen habe ihm immer ge- Staatsbürger, «aber die Schweizer Staatsbürger- fallen – auch weil es nicht kompetitiv sei, also schaft befindet sich in Kontemplation – also vor- weder Wett- noch Kampfsport. «Der einzige Geg- bereitet, aber noch nicht eingereicht.» ner ist man selber», sagt Herbrich. Und schön sei INSERAT Der Kurs «mobil sein & bleiben» vermittelt Ihnen, wie Sie gut in- Mobilitätskurs «mobil sein & bleiben» formiert und sicher unterwegs sind – sowohl mit dem öffentlichen Verkehr als auch zu Fuss. Experten zeigen Ihnen, wie Sie den Sicher und Ticketautomaten bedienen. Dabei erfahren Sie auch, welches die geeignetsten Tickets sind. Wertvolle Tipps in Theorie und Praxis clever helfen Ihnen, sich am Bahnhof oder an der Haltestelle zu orientie- ren und sich sicher im öffentlichen Raum zu bewegen. Die Kurse sind kostenlos. Weitere Informationen: www.zvv.ch/mobilsein unterwegs! Die nächsten Kurse (*13.30–17.00 Uhr/**8.30–12.00 Uhr) 6. Juni Bassersdorf**, Bistro pace e bene, Äussere Auenstr. 3 5. Sept.Zollikerberg*, «Geresaal», Quartiertreff, Binzstr. 10 19. Sept.Elgg*, Singsaal Primarschule im See, Seegartenstr. 21 27. Sept.Hinwil*, Alters- und Pflegeheim Hinwil, Haus Schätti, Raum Bachtel, Dürntnerstr. 12 3. Okt. Bonstetten*, Kath. Kirchgemeindehaus, Stallikerstr. 2 9. Okt. Dielsdorf/Steinmaur*, Gemeinschaftsraum Senioren- wohnungen, Leuenpungertstr. 3, Dielsdorf 17. Okt. Marthalen*, Feuerwehrlokal, Im Fleudebüel 10 Anmeldung (bis 14 Tage vor dem Kurs) contact@zvv.ch, 0848 988 988 Partner: Visit Sommer 2019 21
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LEBENSART Wolfgang Herbrich als junger Finanzfachmann bei einem Ausflug nach Saint-Tropez (oben) und bei der Hochzeit mit Verena Schumacher im Dezember 1984 (rechts). auch, dass man mit Kyudo gut älter werden kann. willig engagieren kann – unter anderem in Verei- Zudem: «Es ist sehr angenehm, dass man nicht nen. Selber hat er es nach seiner Pension getan, treffen muss.» Viel wichtiger sei der Stil. als Gutsverwalter in der Kirchenpflege der Evan- gelisch-reformierten Kirchgemeinde Zollikon. Kyudo, Kochen und Katzen Neben Kyudo und dem Kochen sowie der Wolfgang Herbrich ist zufrieden mit seinem Betreuung der Katzen liest er gern und viel: Bio- Leben, wie er sagt. Und: «Wir haben ein unglaub- grafien, Kunst, vergleichende Religionsgeschichte, liches Glück, in der Schweiz leben zu können, Militaria, internationale Literatur… Von sich sel- obwohl natürlich auch nicht alles Gold ist, was hier ber sagt er: «Ich bin ein ausgesprochen neugieri- glänzt.» Schön findet er zudem, dass man sich frei- ger Mensch.» Nun schmiegt sich wieder eine der Katzen um die Beine von Wolfgang Herbrich. Er hat diese Tie- re gern und sagt über sie: «Sie sind anspruchsvoll, Was ist Kyudo? kapriziös und gerne etwas manipulativ. Ohne sie gehts auch nicht.» Kyudo ist die seit dem 16. Jahrhundert ausge- übte Kunst des japanischen Bogenschiessens. Übersetzt heisst Kyudo etwa so viel wie «Weg INSERAT des Bogens». Kyudo hat sich aus den Kriegs- künsten des japanischen Adels entwickelt. Besonders auffällig sind der langsame Bewe- Brockenhaus, Abholungen und gungsablauf und die bei Zeremonien traditio- Räumungen, Reparatur-Service für nelle Bekleidung sowie die asymmetrischen Bogen. Geschossen wird meist mit Bogen und Elektro-Geräte, PC-Werkstatt Pfeilen, die aus Bambus hergestellt sind. In der (Verkauf und Support) Schweiz existieren etwa zwanzig Clubs und ein Öffnungszeiten: Mo – Fr 10.00 –18.30 Uhr | Sa 10.00 –17.00 Uhr nationaler Verband. Kyudo können Frauen und Männer von früher Jugend bis ins höhere Alter betreiben. www.kyudo.ch Hohlstrasse 489 | 8048 Zürich Tel. 043 336 30 00 | www.archezuerich.ch Visit Sommer 2019 23
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