Gefäßschutz und Herzfitness - Säulen des gesunden Alterns - Prof. Dr. med. Arno Schmidt-Trucksäss Sport- und Bewegungsmedizin
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Gefäßschutz und Herzfitness – Säulen des gesunden Alterns Prof. Dr. med. Arno Schmidt-Trucksäss MD, MA, FESC Sport- und Bewegungsmedizin Department für Sport, Bewegung und Gesundheit - DSBG Medizinische Fakultät, Universität Basel
Interessenskonflikte Schwabe Pharma, Deutschland: Honorar für einzelne Vorträge Kanton Basel, Schweiz: Honorar für einzelne Vorträge Honorar für Tätigkeit im wissenschaftlichen Beirat: Kliniken Gais und Susch, Schweiz
Inhaltsübersicht • Alterung der Gesellschaft, Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Haupttodesursache • Arterien als Spiegelbild des Alterns, arteriosklerotischer Prozess • Mikrovaskuläre endotheliale Dysfunktion • INOCA – vernachlässigte Minderdurchblutung mikrovaskulärer Gefäße des Myokards • Progressions- und Schutzfaktoren der Arteriosklerose • Blutströmung und Scherstress am Endothel: NO-Bildung • Endothelschutz durch Bewegung als Kernelement der gesunden Arterienalterung • Ausdauertraining und Endothelschutz – drei Beispiele • Ernährung und Gefäßschutz • Pharmakologische Optionen zur «Therapie des Endothels» • Take-Home Message
Projektion der Alterspyramide vom Jahr 2020 auf das Jahr 2040 Zwischen 2020 bis 2040 steigt der Anteil der über 50-jährigen von 45 % auf 48 % der Bevölkerung. Bei den über 70-jährigen von 16 % auf 23 %. 50-jährige haben eine Lebenserwartung von 30,3 (Männer) bzw. 34,5 (Frauen) Jahren. Wirksame Prävention vor kardiovaskulären Erkrankungen und deren Folgen wie der Herz- insuffizienz nach Myokardinfarkt lohnen sich im Sinne des Erhalts einer hohen Lebensqualität. © Statistisches Bundesamt 2019; https://service.destatis.de/bevoelkerungspyramide
Todesfälle nach den häufigsten Krankheitsdiagnosen in Deutschland 2018 Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen unverändert zu den Haupttodesursachen in Deutschland. Die Lebenszeitprävalenz für die koronare Herzerkrankung liegt bei Männern im Alter von 60-69 Jahren bei 19,5 %, von 70-79 Jahren bei 30,5 % bzw. bei 10,8 % und 15,5 % bei den Frauen. Beim Herzinfarkt liegt die Lebenszeitprävalenz bei Männern bei 11,9 % (60-69 J,) bzw. 15,3 % (70-79 J.); bei Frauen bei 4,7 % bzw. 6,0 %. Damit kommt der Prävention dieser Erkrankungen eine gewichtige Bedeutung als Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung zu. Statista 2021; gbe-bund.deID 1042272 ; Gösswald A et al Bundesgesundheitsbl. 2013;56:650–655. 3
«A man is as old as his arteries» Dr. Thomas Sydenham (1624-1689) «Vater der Medizin» in England Zur Vermeidung oder Reduktion der Prävalenz von arteriosklerotischen Erkrankungen rückt die arterielle Gefäßgesundheit in den Vordergrund. Das Aufhalten bzw. Verlangsamung der Alterung der Gefäße und des arteriosklerotischen Prozesses ist eine zentrale Aufgabe beim gesunden Altern. Grundlegende Kenntnisse des arteriosklerotischen Prozesses und der entsprechenden Interventionsmöglichkeiten sind für die Planung und Durchführung von Präventions- und © ca.m.wikipedia.org/wiki/Fitxer:Thomas_Sydenham_by_Mary_Beale.jpg Therapiemaßnahmen essentiell.
Der arteriosklerotische Prozess als Basis für die Entstehung von ischämischen Herzerkrankungen beginnt mit der endothelialen Dysfunktion Stary HC Arteriosclerosis. 1989 Jan-Feb;9(1 Suppl):I19-32; Tesauro et al J Intern Med. 2017 May;281(5):471-482
Der arteriosklerotische Prozess wird an den epikardialen Koronararterien als Stenose mit Perfusionsminderung und ggf. Angina pectoris erkennbar. Der Plaque kann rupturieren und ein akutes Koronarsyndrom auslösen. Achtung: Unauffällige Koronarangiographie der epikardialen Gefäße bedeutet nicht automatisch Beschwerdefreiheit William Fulton, MD Thesis (1963), University of Glasgow Nach Crea F et al European Heart Journal (2014) 35, 1101–1111
Neben der koronaren Makrozirkulation, die im Wesentlichen für den Transport des Blutes zuständig ist, kommen der Mikrozirkulation für die Regulation des Flusswiderstands und des Stoffaustausch eine wichtige Aufgabe zu Mikrozirkulation Gefäße < 400 μm regulieren mass- geblich den Strömungswiderstand und darüber die Perfusion des Myokards. Eine endotheliale Dysfunktion hätte die Zunahme des Flusswiderstands und damit eine Minderperfusion zur Folge Camici PG, et al. Nat. Rev. Cardiol. 12, 48–62 (2015) und Kogame N JACC Cardiovasc Intervent. 13, 1617-1638 (2020)
Die endotheliale Dysfunktion mikrovaskulärer, myokardialer Arteriolen kann symptomatisch die Funktion und Perfusion des Myokards beeinträchtigen Nach Crea F et al European Heart Journal (2014) 35, 1101–1111
Mikrovaskuläre endotheliale Dysfunktion und makrovaskuläre atherosklerotische Plaquebildung können zusammen auftreten und sich überlappen
INOCA* – das ist wichtig zu wissen • Bis zu 50 % aller Patienten mit Koronarangiographie haben eine INOCA. • 30 – 50 % der Patienten haben pectanginöse Beschwerden typischerweise bei Belastung, aber auch Atemnot, frühzeitige Erschöpfung oder atypische Angina in Ruhe sind möglich. Auch finden sich Kombinationen dieser Symptome unterschiedlicher Ausprägung. Die Beschwerden treten häufig schleichend über mehrere Monate bis Jahre auf. • Koronarangiographie ist typischerweise ohne Nachweis einer flusslimitierenden, obstruktiven Koronarstenose. Aber auch Belastungs-EKG, Stressechokardiographie und Myokardszintigraphie können unauffällig sein. PET-CT mit der höchsten Validität und Reproduzierbarkeit bei der nicht-invasiven Flussmessung. Die Messung der invasiven koronaren Flussreserve gilt als Goldstandard. • Frauen sind häufiger (ca. 2/3) betroffen als Männer, haben ein vergleichbares Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und entwickeln weniger obstruktive Koronarläsionen. • Das Risiko für schwerwiegende kardiale Ereignisse (u.a. Myokardinfarkt oder Schlaganfall) ist um das 1.3 – 1.5fache erhöht. * Ischemia with no obstructive coronary artery disease Taqueti VR J Am Coll Cardiol. 2018 Nov 27;72(21)-2625-2641; Kunadian V et al Eur Heart J 2020 Oct 1;41(37):3504-3520; Jespersen L et al Eur Heart J. 2012;33:734-744.
Invasive Diagnostik bei Verdacht auf INOCA Algorithmus der Bestimmung der makro- und mikrovaskulären Funktion koronararterieller Gefäße bei der Angiographie Adapted from Bairey Merz CN, Circulation. 2017;135:1075–1092; Ford T JACC Cardiovasc Interv 2020: 1847-1864; Camici PG, et al. Nat. Rev. Cardiol. 12, 48–62 (2015)
Methoden zur nicht-invasiven Diagnostik von mikro- und makrovaskulären Endothelfunktionsstörungen Vlachopoulos C Atherosclerosis 241 (2015) 507e532; Königstein K Journal of Hypertension 2021, Jan 19; Baulmann J Dtsch Med Wochenschr. 2010 Mar;135 Suppl 1:S4-14; McGeechan K Ann Intern Med. 2009 15; 151(6) 404–413
Im Zentrum des therapeutischen Denkens steht die mit zahlreichen Sensoren ausgestattete koronare Endothelzelle Baratchi S et al Trends Mol Med. 2017 Sep;23(9):850-868
Progressions- und Schutzfaktoren des Endothels Das intakte Endothel hat eine funktionierende Glycokalyx, Glykoproteine, die wie Antennen in das Lumen ragen. Zellen für die Reparatur und die Neubildung von Endothelzellen zirkulieren im Blut. Bei Endotheldysfunktion dringen Makrophagen in die Gefäßwand ein und tragen zur Plaquebildung bei. Die glatten Gefäßmuskelzellen sind steifer und erhöhen die Steifigkeit der Arterien und damit die kardiale Nachlast (Afterload). Protektive Faktoren Progressionsfaktoren Medikation • Klassische Risikofaktoren • Erhaltung der Endothelfunktion • Inflammation • Steigerung der NO-Bioverfügbarkeit • Oxidativer Stress, … • Inhibition inflammatorischer Cytokin- und Protease-Expression Lebensstil • Reduktion des oxidativen Stress, … • Körperliche Inaktivität • Geringe kardiorespiratorische Lebensstil Fitness • Körperliche Aktivität und Training • Ungesunde Ernährung • Gefäßprotektive Ernährung • Distress • Balancierte psychische Belastung ECFCs, endothelial colony-forming cells; EMVs, endothelial micro-vesicles; EndMT, endothelial–mesenchymal transition; FMD, flow-mediated dilatation; HSPG, heparan sulphate proteoglycans; IL, interleukin; MØ, macrophage; MR- proADM, mid-regional pro-adrenomedullin; NO, nitric oxide; oxLDL, oxidized low-density lipoprotein; ROS, reactive oxygen species; TGFb, transforming growth factor beta. Alexander Y Schmidt-Trucksäss A Cardiovascular Research 2021 Jan 1;117(1):29-42
Die Endotheltherapie für gesundes Altern hat zwei wichtige Säulen Endothelwirksame Lebensstil verbessern • Körperliche Aktivität und Training Medikation • Gefäßprotektive Ernährung • Direkte Wirkung auf das Endothel • Balancierte psychische Belastung • Indirekte Wirkung über die Beeinflussung von Risikofaktoren
Bewegung, Blutfluss und Gefäßschutz – wie funktioniert das? Unter den protektiven Faktoren zählen ausreichende körperliche Aktivität und Ausdauertraining zu den wirksamsten Faktoren zum Schutz vor Arteriosklerose und den damit verbundenen Erkrankungen des Herz- Kreislaufsystems. © pixabay.com
Ungefähr 30 % des kardiovaskulären Risikos wird durch traditionelle und sonstige Risikofaktoren nicht aufgeklärt und der direkten Wirkung des Blutflusses auf die Arterienwand zugeschrieben
Mit zunehmendem laminaren Blutfluss steigt die endotheliale NO-Produktion und die Arterienwand wird stärker geschützt. Turbulente oder statische Strömungsbedingungen tragen nicht wesentlich zur NO-Produktion bei. Die Abbildungen zeigen den Einfluss von unterschiedlichen Strömungsbedingungen auf die Produktion von NO durch die Endothelzellen im Laborversuch.1 Linke Abbildung: Die Endothelzellen werden zunehmendem laminaren Blutfluss und damit Scherstress ausgesetzt. Proportional zur Zunahme des Scherstress steigt die Konzentration von Citrullin im Zellbad an. Citrullin entsteht in Endothelzellen aus der Aminosäure Arginin unter Freisetzung von NO.2 Citrullin ist also ein indirekter Marker für die NO-Produktion. Die von der laminaren Strömung bestrichenen Endothelzellen zeigen eine annähernd parallele Ordnung. Rechte Abbildung: Dagegen ist turbulenter Fluss wie an Gefäßgabelungen oder kein Fluss unter statischen Bedingungen mit nur minimaler Citrullin- und daher NO-Produktion verbunden (rechte Abbildung). Es zeigt sich eine ungeordnete Endothelstruktur.1,3 1. Noris M et al Circulation Research. 1995;76:536-543; 2. DePaola et al Proc Natl Acad Sci U S A. 1999 Mar 16;96(6):3154-9; 3. Baratchi S et al Trends Mol Med. 2017 Sep;23(9):850-868
Der Bewegungstyp bestimmt die Stärke des Blutflusses und der Scherkraft, die die endotheliale NO-Produktion bestimmt Blutflusssteigerungen treten vor allem bei Ausdauersportarten auf. Während einer maximalen Ausdauerbelastung steigt das Herzzeitvolumen bei untrainierten Personen um das 4- bis 5-fache und bei Elite-Ausdauersportlern um das 7- bis 8-fache.1 Gleichzeitig steigt der Blutfluss in grossen Leitarterien, die zur arbeitenden Muskulatur führen, um das 10- bis 15-fache.2 Im Gegensatz dazu ist die Blutflusssteigerung bei reinem Krafttraining gering und der Blutfluss oberhalb einer Anspannung des Muskels von 30 % der Maximalkraft fast vollständig aufgehoben. Deshalb ist vor allem Ausdauersport mit einer Zunahme der arteriellen Scherkraft und der dosisabhängigen Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) durch Endothelzellen verbunden. Zahlreiche Sportarten wie Ballsport führen zur einer moderaten Zunahme des Blutflussvolumens und zu entsprechender Steigerung der NO-Bildungsrate. 1. Joyner MJ & Casey DP Physiol Rev. 2015 Apr;95(2):549-601; 2. Calbet JA et al J Appl Physiol (1985). 2007 Sep;103(3):969-78.
Die körperliche Aktivität bestimmt die Stärke des Blutflusses und der Scherkraft, die die endotheliale NO-Produktion bewirkt und zu Anpassungen von Gefäßfunktion und –struktur führt Zu Beginn des Ausdauertrainings verbessert sich als erstes die Endothelfunktion, danach folgt die Reduktion der arteriellen Gefäßsteifigkeit und zuletzt nach langanhaltendem Ausdauertraining die Anpassung der Wandstruktur in Form einer Zunahme des Durchmessers. Bei körperlicher Inaktivität verschlechtert sich der Zustand; Endotheldysfunktion wird gefördert, die arterielle Gefäßsteifigkeit nimmt zu und der Gefäßdurchmesser reduziert sich.
Auswirkung von 10-12 Wochen Ausdauertraining auf die Arterio-Venöse Ratio (AVR) bei adipösen Personen, Untrainierten, Athleten und Personen mit erhöhtem Risiko Normalgewichtige, adipöse, gut und weniger gut trainierte Personen und Patienten mit erhöhtem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse – alle zeigen eine Verbesserung der mikrovaskulären Funktion der retinalen Gefäße nach 10 bzw. 12-wöchigem Ausdauertraining. Die AVR normalisiert sich bei adipösen Personen und denjenigen mit erhöhtem cardio-vaskulären (CV)-Risiko. Bei den anderen sieht man eine weitere Verbesserung. Augenhintergrund mit retinalen Gefäßen Hanssen H Atherosclerosis (2011) 216; 2:433-9; Streese L Eur Heart J (2020) 41; 15: 1514–1519
Endotheldysfunktion in Abhängigkeit vom Alter und Einfluss des Ausdauertrainings – durch Bewegung «30 Jahre jünger» Trainingsintervention bei Erwachsenen im mittleren Alter (56 ± 2 J.). 12 Wochen Ausdauertraining in Form von Walking: 5,5 ± 0,3 Tage/Woche 42 ± 1 Minute pro Einheit 72 ± 1 % max. Herzfrequenz Bei dieser Studie wurde bei jungen (Alter 27 ± 1 J.) und älteren (Alter 56 ± 2 J.), körperlich inaktiven Personen Acetylcholin in ansteigender Dosierung in die A. brachialis infundiert (Abbildung links). Acetylcholin führt zu einer NO-abhängigen Vasodilatation. Je höher die Bioverfügbarkeit von NO ist, um so stärker ist die Acetylcholin-abhängige Vasodilatation. Bei älteren, inaktiven Personen ist die endothelabhängige Blutflusssteigerung geringer als bei jüngeren inaktiven (Abbildung links). Durch Ausdauertraining mit mittlerer Intensität über 12 Wochen wird die NO-Bioverfügbarkeit und damit die Endothelfunktion auf das Niveau von inaktiven, 30 Jahre jüngeren Menschen angehoben (Abbildung rechts). Man könnte auch vereinfacht sagen, dass Ausdauertraining einem Jungbrunnen für die Arterie gleichkommt. Abbildung adaptiert nach DeSouza C et al Circulation. 2000 Sep 19;102(12):1351-7
Auch direkt an der Arterie ist der Effekt der körperlichen Aktivität zu erkennen - aktivere Menschen haben eine niedrigere Steifigkeit der Arterien Bei 2605 Personen im Alter zwischen 50 und 81 Jahren wurde die körperliche Aktivität zu zwei Zeitpunkten im Abstand von 10 Jahren erfasst und die arterielle Gefäßsteifigkeit am späteren Zeitpunkt gemessen. Die Personen, die die gesundheitlich günstigen Empfehlungen für körperliche Aktivität unverändert erfüllten, hatten die geringste Gefäßsteifigkeit, die stets inaktiven die schlechteste. Bei den Männern zeigt sich ein positiver Einfluss einer Zunahme der Aktivität auf die Steifigkeit der Arterie. Eine geringe arterielle Gefäßsteifigkeit entlastet das Herz. Sie ist mit einer geringeren Herzarbeit und damit Senkung des Sauerstoffverbrauch des Herzens verbunden. Endes S, Schmidt-Trucksäss A. Age Ageing 2016
Mit zunehmendem wöchentlichen Energieverbrauch durch körperliche Aktivität – meist als Ausdauersport - wird das Risiko für die koronare Herzerkrankung deutlich gesenkt Die Risikoreduktion für die koronare Herzerkrankung wächst annähernd proportional zur Zunahme des wöchentlichen Energieverbrauchs durch körperliche Aktivität im Vergleich zur Inaktivität. Sie erreicht bei einem Energieverbrauchsäquivalent von ca. 3 Stunden wöchentlichen Joggens eine relative Risikoreduktion von ca. 35 %. Lee IM Lancet. 2012 Jul 21;380(9838):219-29. Supplement
Auch eine gesunde Ernährung schützt das Endothel • Gesunde Ernährungsgewohnheiten basierend auf einem höheren Konsum von Gemüse, Obst, Vollkorn und einem geringeren Verzehr von rotem Fleisch haben einen anti-inflammatorischen und anti-oxidativen Effekt.1,2 • Beispiele sind die Mediterrane Kost, die Nordische Diät oder die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension diet). • Der Gehalt von Antioxidantien wie Vitamin C und E aber auch sekundäre Pflanzenstoffe erklären zum Teil die endothelschützende Wirkung der genannten Kostformen.3 © pixabay.com • Auch der Konsum von Arginin aus Randen (Rote Beete) oder als Supplement ist mit einer vermehrten endothelialen NO-Freisetzung verbunden.4 • Vitamin D als D2 (Ergocalciferol) findet sich in Gemüse wie z. B. in an der Sonne getrockneten Pilzen. Als Vitamin D3 ist die höchste Konzentration in fettreichem Fisch vorhanden5. 1. Cardozo LF et al Biochimie. 2013 Aug;95(8):1525-33; 2. Wang DD Circulation 2021, 143, 000; 3. Neale EP et al Nutr Res. 2016 May;36(5):391-401; 4. Lara J Eur J Nutr. 2016 Mar;55(2):451-459; 5. Kim Nutrients 2020, 12(2), 575
Wirkung von Medikamenten auf das Gefäßendothel I Angiotensin Converting Enzyme (ACE)-Inhibitor / Angiotensin Rezeptor Blocker (ARB) Verbesserung der Endothelzellfunktion durch • ↑ induzierbare NO-Synthase und Cyclooxygenase-2 • ↑ stimulierte und basale NO-abhängige Endothelfunktion • ↑ Bradykinin, ↓ Apoptose, ↑ VEGF, ↑ CD34+Mobilisierung, ↓ TNF-α • ↑ endotheliale NO-Synthase Expression • ↑ die Produktion von NO und PGI2 © pixabay.com Vergleichbare Wirkweisen sind auch von Beta-Blockern der dritten Generation (Nevibolol, Carvedilol) bekannt. Münzel T Gori T J Am Coll Cardiol. 2009 Oct 13;54(16):1491-9; Tousoulis D Pharmacology & Therapeutics 144 (2014) 253–267
Wirkung von Medikamenten auf das Gefäßendothel II Statine Verbesserung der Endothelzellfunktion durch • ↑ Expression und Aktivität von endothelialer Stichstoffmonoxid-Synthetase (eNOS) • Minderung der Angiotensin II-induzierten Produktion von freien Radikalen mit Verbesserung der endothelialen Funktion im Sinne einer antioxidativen Wirkung • ↑ der Regeneration von Endothelzellen nach Verletzung der Endothelschicht im Tierversuch. Potenzielle Substanzen in der Therapie des Endothels • Neprylisin Inhibitoren (Inflammation ↓) • SGLT-2 Inhibitoren (Inflammation und oxidativer Stress ↓) • GLP-1 Agonisten (↑ eNOS, NO Bioverfügbarkeit) • PCSK-9-Hemmer (eNOS ↑, Regeneration Endothelzellen) © pixabay.com Catapano AL et al. Br J Pharmacol. 2017 Nov;174(22):3973-3985; Watanabe Y et al J Atheroscler Thromb. 2000;7(3):159-63; Taqueti VR J Am Coll Cardiol. 2018 Nov 27;72(21)-2625-2641
Wirkung von Medikamenten auf das Gefäßendothel III Weissdorn-Extrakt WS 1442 Weißdornarten (Crataegus spp.; Familie Rosaceae) wachsen als Sträucher oder Bäume mit stacheligen Zweigen in den gemäßigten Zonen der nördlichen Hemisphäre. Weißdorn enthält als pharmakologisch aktive Bestandteile vor allem Flavonoide (Flavone und Flavonole) und oligomere Procyanidine. Der Weißdorn-Spezialextrakt WS 1442 beinhaltet minimal 6 % Flavonoide und eine sehr hohe Menge an oligomeren Procyanidinen. Als Vielstoffgemisch sind von verschiedenen Komponenten Effekte auf die Endothelfunktion zu vermuten. Koch E und Malek FA Planta Med. 2011 Jul;77(11) 1123-8
Dosisabhängige, gesteigerte NO-Freisetzung aus Endothelzellen durch WS 1442 Brixius K et al Cardiovasc Drugs Ther 2006; 20:177–184; Anselm E et al J Cardiovasc Pharmacol. 2009 Mar;53(3):253-60.
Weissdornextrakt WS 1442 und koronare Flussrate An den Koronararterien steigert der Extrakt WS 1442 die endotheliale NO-Freisetzung mittels Stimulation der endothelialen NO-Synthase (eNOS) und Hemmung des NO-Abbaus.1 Die Abbildung2 zeigt den dosisabhängigen Anstieg des Koronarfluss am Tiermodell nach Gabe von WS 1442. Der Mechanismus ist vermutlich mit der Phosphorylierung der eNOS verbunden, die durch spezifische Proteinkinasen (Src-PI3- Kinase/Akt) vermittelt wird und darüber die endotheliale NO- Bildung stimuliert.1 Der verbesserte koronare Blutfluss passt physiologisch sehr gut zur leichten Steigerung der maximalen ergometrischen Leistungsfähigkeit bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion mit Einnahme von WS 1442 im Vergleich zu Placebo.3Für die HFpEF-Patienten gibt es bisher keine pharmakologische Therapieoption. 1. Anselm E et al J Cardiovasc Pharmacol 2009; 53(3): 253–260; 2. Koch E, Chatterjee SS 2000. Arch Pharmacol 361, (Suppl. 4): R48; 3. Härtel S et al. Sports 2014; 2(3): 59–75
Weißdornextrakt WS 1442 und das Endothel Eine deutliche Verzögerung des Alterungsprozesses der koronararteriellen Endothelzellen konnte mit Weißdornextrakt WS 1442 im Tierversuch (Rattenmodell) nachgewiesen werden. Nach einem Jahr war bei den Kontrolltieren (kein WS 1442) die Reaktivität der Mesenterialarterien auf Acetylcholin als Zeichen der NO- abhängigen Vasodilatation dosisabhängig und signifikant gemindert. Drei Mechanismen waren dafür verantwortlich: 1. die Hemmung der Seneszenz-assoziierten Beta- Galaktosidase (SA-β-gal), 2. eine verminderte Down-Regulation der eNOS und 3. ein verminderter oxidativer Stress.2 Die erhöhte oxidative Belastung des Endothels durch reactive oxygen species (ROS) sowie die Hochregulation der proinflammatorischen Enzyme Cyclooxygenase (COX)-1 und COX-2 wird durch den Extrakt vermindert.3 WS 1442 hat mehrere Ansatzpunkte für den Schutz des Endothels vor verfrühter Alterung und der Entstehung von arteriosklerotischen Zudem reduziert WS1442 die Na+ Permeabilität der Veränderungen.1 Gykokalyx und steigert damit die NO-Synthese.4 1. Wegener T et al MMW Fortschr Med. 2018 Jul;160(Suppl 4):1-7; 2); 2. Khemais-Benkhiat S et al J Gerontol A Biol Sci MedSci 2016; 71(12): 1581–1590; 3. Idris-Khodja N et al . Phytomedicine 2012; 19(8–9): 699–706; 4. Peters W PLoS One 2012;7(1)-e29972.
Take-Home Message • Bei älter werdender Bevölkerung bilden Erkrankungen des Herzens und des arteriellen Gefäßsystems, die durch Arteriosklerose verursacht werden, einen großen Anteil der Gesamtmortalität ab und zählen weiterhin zu den Haupttodesursachen. • Mikrovaskuläre endotheliale Funktionsstörungen werden als Ursache für Herzbeschwerden weniger konsequent behandelt. • INOCA (Ischemia with No Obstructive Coronary Artery disease) ist bei Frauen doppelt so häufig wie bei Männern, kann ähnliche Symptome wie eine obstruktive Ischämie der Koronararterien haben und ist mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden. • Herz und die Arterien sollten «langsam und möglichst gesund altern», um die Lebensqualität für ein gutes und langes Leben zu erhalten. • Ausdaueraktivitäten sind starke Schutzfaktoren für das Endothel, die ihre Wirkung über positiven, blutflussvermittelten Scherstress am Endothel u.a. mit Bildung von Stickstoffmonoxid (NO) entfalten. • Zum Endothelschutz als ein Kernelement der gesunden Gefäßalterung zählen zudem eine gesunde Ernährung und pharmakologische endothelschützende Therapieoptionen.
Vielen Dank Diese Fortbildung bzw. CME erhielt für den aktuellen Zertifizierungszeitraum von 12 Monaten eine finanzielle Förderung von: Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG mit 6.750 €
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