Geldpolitik und Klimawandel - Matthias Kaldorf, Michael Krause, Lucas Radke, Florian Wicknig* - Springer
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DOI: 10.1007/s10273-022-3229-x Analysen Klimapolitik Wirtschaftsdienst, 2022, 102(7), 545-551 JEL: E31, E58, G18, Q54, Q58 Matthias Kaldorf, Michael Krause, Lucas Radke, Florian Wicknig* Geldpolitik und Klimawandel Der Klimawandel wird einen tiefgreifenden Einfluss sowohl auf die europäische als auch die globale Wirtschaft haben. Bei der Frage nach dem Handlungsbedarf für Zentralbanken wie die EZB ist unstrittig, dass Zentralbanken notwendige Schritte zu Sicherstellung von Preis- und Finanzstabilität im Rahmen ihres Mandats unternehmen müssen, die sich aus dem Klimawandel ergeben. Einige Beobachtende fordern aber weitreichendere Maßnahmen, die ebenso den Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft auf finanzieller Ebene stützen. Selbst wenn man die Debatte um das Primärmandat einer Zentralbank ausblendet, zeigt die bisherige akademische Forschung, dass der Einsatz geldpolitischer Instrumente, um den Klimawandel zu beeinflussen, teils erhebliche unerwünschte Nebenwirkungen zur Folge haben kann und dabei verglichen mit fiskalischen Maßnahmen deutlich weniger wirksam ist. Spätestens seit Veröffentlichung der von der Europäi- „reaktiver“ Maßnahmen – wird in der Regel von Kommen- schen Zentralbank (EZB) durchgeführten Überprüfung tierenden befürwortet. und Erneuerung ihrer Strategie ist die Rolle des Klima- wandels für die Durchführung von Geldpolitik in den Fo- Zweitens erwägt sie, die Intensität der CO2-Emssionen kus der öffentlichen Diskussion gerückt. Die EZB hat sich der Emittenten von Unternehmensanleihen in ihren Anlei- selbst einen ambitionierten Zeitplan gesetzt (EZB, 2021b). hekäufen und in ihren Funktionen als Bankenaufsicht zu Sie will in den kommenden Jahren realwirtschaftliche und beachten (EZB, 2021a). Im Gegensatz zu den „reaktiven“ finanzielle Klimarisiken identifizieren, europäische Ban- Maßnahmen ist eine dezidiert grüne Geldpolitik – eine ken gegenüber solchen Risiken widerstandfähig machen Reihe „aktiver“ Maßnahmen – aus verschiedenen Grün- und ihre eigene Geldpolitik auf den Prüfstand stellen. den in die Kritik geraten. Vor allem wird kritisiert, dass die Die zentrale Motivation dafür stellt die steigende makro- EZB ihr eng vorgeschriebenes Mandat zur Sicherstellung ökonomische Bedeutung des Klimawandels dar, dessen von Preisstabilität in der Eurozone eigenmächtig über- Auswirkungen zunehmend auf Finanzmärkten und in der schreitet und aufweicht, wenn sie die Bekämpfung des Realwirtschaft sichtbar werden. Klimawandels als weiteres Politikziel definiert. Dies be- deute, dass die EZB die sich in der Marktwirtschaft er- Dabei werden insbesondere zwei konkrete Politikmaß- gebende Allokation von Ressourcen und Investitionen auf nahmen diskutiert. So strebt die EZB erstens an, die Aus- wirkungen des Klimawandels auf Realwirtschaft und Fi- nanzmärkte explizit in der Geldpolitik zu berücksichtigen. Dazu führt sie dieses Jahr einen sogenannten Climate Stress Test durch, in dem Extremszenarien (wie Unwet- Matthias Kaldorf ist Research & Teaching Assistant an terkatastrophen) in ihren Auswirkungen auf einzelne Fi- der Universität zu Köln und Mitglied bei ECONtribute. nanzinstitutionen sowie den gesamten Finanzsektor un- tersucht werden. Eine Berücksichtigung der makroöko- Lucas Radke ist Research & Teaching Assistant an der nomischen Risiken des Klimawandels sowie die Durch- Universität zu Köln. führung regelmäßiger Climate Stress Tests – eine Reihe Florian Wicknig ist Ökonom bei der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main. © Der/die Autor:in 2022. Open Access: Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröf- fentlicht (creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de). Prof. Michael Krause, Ph. D., ist Professor für Open Access wird durch die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Makroökonomik an der Universität zu Köln und Mitglied Wirtschaft gefördert. bei ECONtribute. * Die Meinungen und Sichtweisen in diesem Artikel sind die der Auto- ren und nicht unbedingt die der Deutschen Bundesbank oder des Eu- rosystems. ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft 545
Analysen Klimapolitik verschiedenen Produktionssektoren beeinflusst, was ihr derstandsfähigkeit gegenüber negativen Schocks auf- als nicht demokratisch gewählte Institution nicht zustehe. recht zu erhalten. Zusätzlich ist offen, wie wirksam die Instrumente der EZB in diesem Zusammenhang überhaupt sind.1 Preisstabilität Der Einfluss des Klimawandels auf die Geldpolitik und die Jüngste Forschungsergebnisse bestätigen, dass der Kli- Effektivität geldpolitischer Instrumente wird kontrovers mawandel einen direkten Einfluss auf die Preisstabilität diskutiert. Um einen strukturierten Überblick über diese ausübt, womit sich die Auseinandersetzung der Zentral- Diskussion zu geben, unterteilen wir Klimaeinflüsse in banken mit diesem Thema unmittelbar begründen lässt. zwei Kategorien: physische Effekte und Transitionseffek- In der Diskussion dieser Einflüsse hilft es, zwischen ange- te. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel wird unter bots- und nachfrageseitigen Effekten zu unterscheiden. Transitionseffekten der Übergang von einer von fossilen Energieträgern abhängigen Wirtschaft zu einer auf erneu- Unmittelbar mit dem Klimawandel verbunden ist das Ri- erbaren Energieträgern basierenden Wirtschaft verstan- siko physischer Effekte, wie Überschwemmungen, Dür- den (Deutsche Bundesbank, 2022). Dieser Übergang kann ren, Hitzewellen oder anderer Extremwetterereignisse, durch umweltpolitische Reaktionen und nachfrageseitige die zu Unterbrechungen von Lieferketten oder gar zur Änderungen hervorgerufen werden. Beide Effekte ha- Zerstörung von Produktionskapazitäten führen können ben einen unmittelbaren Einfluss auf die wesentlichen (vgl. Tabelle 1). In solchen Fällen kann kurzfristig der Zielgrößen der EZB: Preisstabilität und Finanzstabilität. Druck auf die Preise der Güter betroffener Sektoren stei- Eine konsequente Berücksichtigung von Klimarisiken für gen, sei es durch Angebotsausfälle und damit verbun- die Preis- und Finanzstabilität sollte Teil der zukünftigen dene Lieferengpässe oder durch die Weiterleitung von Geldpolitik sein. Dies lässt sich direkt aus dem Primär- Kostensteigerungen an Haushalte und andere Unter- mandat „Preisstabilität“ der EZB ableiten.2 Gleichzeitig ist nehmen. Parker (2018) und Faccia et al. (2021) dokumen- eine Erweiterung des Mandats in Richtung einer aktiven tieren kurzfristige Anstiege bei Nahrungsmittelpreisen grünen Geldpolitik schwerlich zu rechtfertigen, insbeson- nach Überschwemmungen, Dürren oder Hitzewellen. dere da die Effektivität der einer Zentralbank zur Verfü- Auch mittelfristig können Extremwetterlagen das Gü- gung stehenden Instrumente eher gering ist. terangebot negativ beeinträchtigen, beispielsweise als Folge dauerhaft geminderter Arbeitsproduktivität (Dona- Einfluss von Klimawandel auf Geldpolitik delli et al., 2017), was einen preistreibenden Effekt haben kann. Dieser mittelfristige Effekt von physischen Fakto- Um die Notwendigkeit einer Anpassung der Zentralbank ren auf Preise in Industrienationen wird jedoch als eher zu beurteilen, muss betrachtet werden, wie Klimarisiken gering eingeschätzt (Faccia et al., 2021). Geldpolitik überhaupt beeinflussen können. In der Eu- rozone ist Preisstabilität als eine jährliche Inflationsrate Neben solchen physischen Effekten spielen auch Transi- von 2 % definiert, also eine stetige und schwach positive tionseffekte, wie die Einführung und Erhöhung einer CO2- Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus. Zur Umsetzung Steuer oder -Bepreisung3, eine Rolle. Eine CO2-Steuer dieses Ziels nutzt die EZB ihren Einfluss auf verschiede- würde sowohl direkt auf die Energiekosten von Haushal- ne kurzfristige Zinssätze und – seit der Finanzkrise 2008 ten als auch indirekt auf die Kosten für Unternehmen wir- – auch direkte Käufe von verschiedenen Anleihen am ken und somit (zumindest vorrübergehend) Inflationsdruck Sekundärmarkt. Direkt sind diese kurzfristigen Zinssät- erzeugen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die aktuelle ze nur für Banken relevant. Da der Bankensektor aber als Höhe von CO2-Steuern und -Preisen noch weit unter dem Hauptkreditgeber für Firmen und Haushalte agiert, ha- notwendigen Niveau liegt, um Klimaproblematiken ange- ben diese kurzfristigen Zinssätze einen großen Einfluss messen zu adressieren (Tol, 2009). Sofern die umweltpoli- auf das gesamtwirtschaftliche Zinsniveau. Gleichzeitig tischen Ansätze vieler Regierungen ernst zu nehmen sind, übernehmen Zentralbanken auch Überwachungs- und ist auf absehbare Zeit mit Kostendruck zu rechnen. Regulierungsaufgaben im Finanzsektor, um dessen Wi- Schließlich kann auch die Unsicherheit über zukünftige klimapolitische Anpassungsmaßnahmen Auswirkungen 1 In der nachfolgenden Analyse klammern wir dazu explizit andere um- auf die Preisstabilität haben. So werden Investitionen weltpolitische Aspekte wie Grundwasserversorgung, Biodiversität oder die Verschmutzung der Weltmeere aus. 2 Finanzstabilität ist kein festgeschriebenes Ziel der EZB, lässt sich jedoch direkt aus dem Ziel Preisstabilität herleiten: Sollten Banken 3 Unter CO2-Bepreisung werden verschiedene Formen von Handel mit in einer Rezession nicht mehr Willens oder in der Lage sein, Kredite Emissionszertifikaten (cap and trade) zusammengefasst. Ähnlich wie an die Realwirtschaft zu vergeben, ist es der Zentralbank nicht mehr im Fall einer direkten CO2-Steuer steigen auch hier (in beabsichtigter möglich, mit ihrer Zinspolitik Preisstabilität zu gewährleisten. Weise) die Produktionskosten von CO2-emittierenden Unternehmen. Wirtschaftsdienst 2022 | 7 546
Analysen Klimapolitik Tabelle 1 war 2008 der Fall, als das Ende der US-Immobilienblase Klimaeffekte auf die einzelnen Akteure zu großen Verlusten im Bankensektor führte, und in- Physisch Transitorisch folgedessen die gesamtwirtschaftliche Kreditvergabe Unternehmen Zerstörung von Fabriken weniger Neuinvestitionen: massiv eingeschränkt wurde. In diesen Fällen spricht Unsicherheit über Folgen des man von einem systemischen Risiko, das es Zentralban- Klimawandels ken erheblich erschwert. geringere Arbeitsproduk- CO2-Steuer: Bestehende tivität (z. B. wegen Investitionen verlieren an Wert, Durch die physischen Risiken des Klimawandels werden Hitzewellen) Produktionskosten steigen Großschadensereignisse wahrscheinlicher, die im Extrem- Unterbrechung von Lieferketten fall die finanzielle Gesundheit von Versicherungsunterneh- men und Rückversicherern beeinträchtigen können. Dies Haushalte Reale Einkom- Reale Einkommensverluste, mensverluste durch z. B. durch Energiepreiserhö- kann wiederum zu Ansteckungseffekten im gesamten Fi- Extremwetterereignisse hungen nanzsektor führen, da es sich bei diesen Akteuren wegen Finanzmarkt Bewertungsverluste oder Bewertungsverluste oder ihrer Größe und Vernetzung im globalen Finanzsystem um Kreditausfälle durch Kreditausfälle durch stranded systemisch relevante Institutionen handelt. Außerdem ist Naturkatastrophen assets es bei derartigen Ereignissen wahrscheinlicher, dass Kre- systemische Risiken systemische Risiken, wenn ditausfälle gebündelt auftreten, d. h., dass viele Kredit- durch Großschaden- Bewertungsverluste industrie- ereignisse weit auftreten nehmende zeitgleich Insolvenz anmelden. Ein derartiges Ereignis ähnelt stark dem Platzen einer Kreditmarktblase: Quelle: eigene Darstellung. Banken verbuchen hohe Verluste, was automatisch die Ei- genkapitalausstattung des Bankensektors reduziert. Sind aufgrund eines unsicheren Umfelds aufgeschoben oder diese Verluste hinreichend hoch, werden Banken die Kre- Projektfinanzierungen nur gegen erhebliche Risikoprä- ditvergabe an Unternehmen und Haushalte einschränken mien verfügbar sein. Dies kann ebenfalls kostenstei- oder höhere Zinssätze verlangen. Dieser Aspekt würde die gernd wirken, da hierdurch die Finanzierungskosten für Haushalte über die angestiegenen Versicherungsprämien Unternehmen steigen (Dietrich et al., 2022). Aus Sicht hinaus belasten. Aus gutem Grund wurden die Eigenka- der Unternehmen ist also zu erwarten, dass die mit dem pitalanforderungen nach der Finanzkrise durch Aufsichten Klimawandel verbundenen Risiken Kostendruck erzeu- und Regulierende verschärft. gen, insbesondere mittelfristig in der Anpassungsphase zu einer auf nachhaltigen Energieträgern basierten Öko- Ebenso können Transitionsrisiken dazu führen, dass das nomie. Aus Sicht der Haushalte sind vor allem physische Geschäftsmodell zahlreicher Kreditnehmender, z. B. aus Risiken relevant. Naturkatastrophen setzen Haushalte Öl-, Gas- und Kohleindustrie, nicht länger profitabel ist.4 einem Risiko aus, gegen das diese sich zunehmend ver- In diesem Szenario würden Kreditausfälle gehäuft auftre- sichern wollen. Werden Naturkatastrophen wahrschein- ten – letztendlich mit vergleichbaren Effekten auf Finanz- licher, erhöht das entweder die Versicherungsprämien stabilität wie im Fall von physischen Risiken. Die Literatur oder die Schäden, die einzelne Haushalte tragen müs- spricht in beiden Fällen von stranded assets, also Vermö- sen. In beiden Fällen hat dies einen negativen Effekt auf genswerten, die durch den Klimawandel oder Klimapo- den Konsum, was einen schwach negativen Druck auf litik an Wert verlieren oder sogar unbrauchbar werden. die Inflation ausüben sollte. Auch hier könnten derartige Risiken systemisch werden, sofern Bewertungsverluste gebündelt ganze Industrie- Finanzstabilität zweige treffen. Da ein funktionierender Finanz- und Bankensektor Vor- Zusätzlich zu den negativen Effekten auf die Kapitalaus- aussetzung für die Effektivität von Geldpolitik ist, muss stattung von Banken lassen sich auch negative Effekte ebenso der Einfluss des Klimawandels auf die Finanz- von Klimarisiken auf das Liquiditätsmanagement von Ban- stabilität betrachtet werden. Im Allgemeinen wird ein Fi- ken identifizieren. Banken nutzen regelmäßig besicherte nanzsektor als stabil bezeichnet, wenn er in der Lage ist, Zentralbank- und Interbankkredite, um sich kurzfristige starke Veränderungen im ökonomischen Umfeld, z. B. Liquidität zu beschaffen. Als Sicherheiten (sogenanntes durch Immobilienkrisen oder das Platzen von Blasen Kollateral) werden in der Eurozone vielfach Anleihen des am Aktienmarkt, abzufedern. Wenn die Auswirkungen solcher Schocks nicht ausgeglichen werden, sondern 4 Dies kann zum einen durch umweltpolitische Neubewertungen ge- sogar durch den Finanzsektor verstärkt werden, können schehen (z. B. bei Wegfall von Subventionen oder Besteuerung), zum anderen können sich im Zuge eines erhöhten Bewusstseins für den bereits kleine Veränderungen eine makroökonomische Klimawandel Konsumgewohnheiten ändern (z. B. wenn lokale Pro- Reaktion auslösen und zu einer Rezession führen. Dies dukte verstärkt nachgefragt werden). ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft 547
Analysen Klimapolitik Privatsektors genutzt. Sollten diese Anleihen durch physi- gehend interpretieren. Vor diesem Hintergrund wäre eine sche oder Transitionsrisiken an Wert verlieren, erschwert temporäre Zinserhöhung in der Lage, Preisstabilität zu dies die kurzfristige Finanzierung des Bankensektors. gewährleisten. Allerdings ist es im Zusammenhang mit Transitionseffekten plausibler, dass es sich um einen mit- Anpassung der Geldpolitik im Rahmen der telfristig anhaltenden Kostendruck handelt, da ein sehr bestehenden Ziele kurzfristiger Übergang in eine emissionsarme Wirtschaft technologisch kaum möglich ist.6 Folgt man dieser Argu- Aus dem Einfluss des Klimawandels auf Preis- und Fi- mentation, so könnte ein einmaliger starker Anstieg der nanzstabilität lassen sich mögliche Anpassungen – „re- CO2-Steuer als Sondereffekt in der Inflationsrate betrach- aktive“ Politikmaßnahmen – im Rahmen der bestehenden tet werden und in der Zinspolitik weitgehend unberück- geldpolitischen Strategie ableiten.5 Für den Fall physi- sichtigt bleiben. Diese Schlussfolgerung wäre jedoch scher Klimaeffekte lässt sich die notwendige Anpassung problematisch, da CO2-Steuern nicht als einmalige Maß- der Geldpolitik vergleichsweise leicht zusammenfassen. nahme umgesetzt werden. Bei einer Realisierung physischer Risiken (wie der Unter- brechung von Lieferketten nach einer Extremwetterlage) Nach derzeitiger Planung handelt es sich bei der Ein- erscheint es plausibel, von einem kurzfristigen und vorü- führung einer CO2-Steuer vielmehr um eine Maßnahme, bergehenden Effekt auszugehen. Eine grundlegende An- die auf absehbare Zeit wiederholt auftreten wird, da z. B. passung der geldpolitischen Strategie scheint vor diesem energieintensive Sektoren jedes Jahr zunehmend belastet Hintergrund nicht notwendig. Das Ziel der Preisstabilität werden sollen. Es liegt also auf absehbare Zeit ein dauer- ist mit dem Hauptinstrument, dem Leitzins, relativ gut zu hafter Effekt auf die Inflationsrate vor. Im Fall langfristiger, gewährleisten, falls dies erforderlich sein sollte. Im Falle auf bestimmte Sektoren konzentrierter Kostentrends soll- eines Preisanstiegs durch vorübergehend erhöhte Kosten te die EZB keine Anpassungen ihrer systematischen geld- wäre lediglich eine temporäre Zinserhöhung in der Lage, politischen Reaktion – also ihrer geldpolitischen Strategie dem Kostendruck entgegenzuwirken. – vornehmen, da es sich um erwünschte relative Preis- änderungen handelt. Ihr Mandat ist, die Kaufkraft des Anders verhält es sich im Fall eines permanenten Kos- Geldes stabil zu halten, und nicht, die Preise bestimmter tenanstiegs, z. B. nach der Einführung einer CO2-Steuer. Sektoren zu steuern. Auch wenn sich die Erhöhungen der Wenn es sich um eine einmalige, aber dauerhafte Maß- Preise auf den Energiesektor oder energieintensive Pro- nahme handeln würde, könnte man wie in der Vergangen- duktion beschränken, ist es prinzipiell anzustreben, die heit nach einer im Prinzip vergleichbaren da einmaligen Inflationsrate gemäß Verbraucherpreisindex weiterhin Mehrwertsteuererhöhung auf eine starke Zinsreaktion stabil bei ihrem Ziel von 2 % zu halten. weitgehend verzichten. Es handelte sich lediglich um ei- nen einmaligen Effekt auf das Preisniveau, nicht aber um Eine kurzfristige Zinserhöhung ist bei einem dauerhaften dauerhafte Effekte auf die Inflationsrate. Im Gegensatz Effekt auf die Inflationsrate somit zwar nötig, aber mög- zu einer Anhebung der Mehrwertsteuer, die alle Produk- licherweise nicht ausreichend, um Preisstabilität zu ge- tionssektoren gleichermaßen betriff t, beabsichtigt eine währleisten. Ein kostentreibender Effekt in bestimmten CO2-Steuer jedoch eine Kostenerhöhung für fossile Ener- Sektoren, der jedes Jahr auftritt, kann auf das allgemei- gieträger zugunsten von erneuerbaren Energien. Erfolgt ne Preisniveau wirken, wenn im Privatsektor Zweifel an daraufhin der beabsichtigte Ausbau erneuerbarer Ener- der Entschlossenheit der Zentralbank aufkommen, diese gieträger, wird dies den Kostendruck mittelfristig wieder Strategie auch mittelfristig durchzusetzen. So ist es bei- senken. Eine CO2-Steuer hat demnach nicht nur einen spielsweise möglich, dass Unternehmen und Haushalte einmaligen und dauerhaften Effekt auf das Preisniveau. bei Preis- und Lohnverhandlungen nicht (ausschließlich) Entscheidend ist in diesem Zusammenhang, wie lange den Kern-Verbraucherpreisindex als Referenzgröße be- dieser Kostendruck anhält. trachten, sondern den allgemeinen Verbraucherpreisin- dex inklusive der Energiepreise. Dies könnte dazu führen, Unter der optimistischen Annahme, dass die Einführung dass der durch CO2-Besteuerung erzeugte Kostendruck einer CO2-Steuer zu einem extrem zügigen Ausbau kos- auch auf andere Sektoren übergreift, wodurch sich hohe tengünstiger erneuerbarer Energien führt, ließe sich der Inflationsraten und hohe Inflationserwartungen verfesti- Anstieg von Energiepreisen als kurzfristig und vorüber- gen könnten. In diesem Fall wäre eine deutlich stärkere Zinsanhebung der Geldpolitik erforderlich, möglicherwei- se mit der Folge eines wirtschaftlichen Abschwungs. Ein 5 Es ist hierbei wichtig, dass es sich um ein nach aktuellem Forschungs- stand wahrscheinliches Szenario handelt, das naturgemäß mit großer Unsicherheit behaftet ist – insbesondere, solange die Stärke der ver- 6 Unter einer kurzfristigen Anpassung ist in geldpolitischen Fragestel- schiedenen beschriebenen Effekte nicht verlässlich quantifiziert ist. lungen ein Zeitraum von zwei bis fünf Jahren gemeint. 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Analysen Klimapolitik historisches Beispiel dazu ist der sogenannte Volcker- aus den Bilanzen des Bankensektors entfernt. Dadurch Schock in den frühen 1980er Jahren in den USA, der nach verlieren stranded assets ihre systemische Relevanz, da einer vom damaligen Chairman der U. S. Federal Reser- Wertverluste keinen Einfluss mehr auf das für die Kredit- ve Paul Volcker beschlossenen Leitzinserhöhung mit ei- vergabe relevante Eigenkapital des Bankensektors haben. ner schweren Rezession verbunden war. Wichtig ist also, dass die Strategie, den allgemeinen Verbraucherpreis- Aktive Geldpolitik zur Reduktion des Klimawandels index als Referenzgröße zu nutzen, transparent von der Zentralbank kommuniziert und auch konsequent umge- Bisher verhält sich die Zentralbank passiv, d. h. der Emis- setzt wird, um glaubwürdig zu bleiben. sionspfad wird durch Umweltpolitik vorgegeben. Sollten Zentralbanken, wie vielfach diskutiert, „aktiv“ gegen Kli- Finanzstabilität wird für Zentralbanken relevant, wenn marisiken vorgehen, könnten sie potenziell aufgrund ih- die Implementierung der Geldpolitik beeinträchtigt wer- res Einflusses auf Finanzmärkte und Vermögenspreise den könnte, liegt aber grundsätzlich im Verantwortungs- eine Rolle bei der Allokation von Ressourcen und Inves- bereich von Regulierenden. Da die EZB teilweise eine titionen zu emissionsärmeren Unternehmen und Indust- Regulierungs- und Aufsichtsfunktion einnimmt, besteht rien einnehmen. Beispielsweise beziffern die Vereinten die Möglichkeit, in Koordination mit Regulierenden soge- Nationen den Bedarf an Finanzierung für Anpassungen nannte makroprudenzielle Instrumente an verschiedene an physische Risiken des Klimawandels in Industrielän- Effekte des Klimawandels anzupassen. Unstrittig ist da- dern auf 70 Mrd. US-$ jährlich – ab 2030 wird ein Wert bei die Sinnhaftigkeit regelmäßiger Stresstests. Dieses von 140 Mrd. bis 300 Mrd. US-$ prognostiziert (Verein- regulatorische Instrument wurde nach der Finanzkrise te Nationen, 2020). Gleichzeitig sind viele „nachhaltige“ von 2008 entwickelt und soll sowohl makroökonomische Technologien noch in der Entwicklungsphase, d. h., es und finanzielle Risiken im Finanzsystem identifizieren als werden sowohl Mittel für Forschung und Entwicklung als auch die Widerstandfähigkeit (Resilienz) des Finanzsek- auch für den zukünftigen Ausbau einschlägiger Produk- tors gegenüber großen Schocks bewerten. Die EZB führ- tionskapazitäten benötigt. Gegen eine aktive grüne Zen- te bereits 2021 einen Stresstest im Hinblick auf gesamt- tralbankpolitik sprechen mindestens drei Erwägungen. wirtschaftliche Folgen von extremen Klimaereignissen Erstens sind die Effekte grüner Zentralbankpolitik auf die durch und wird sich 2022 verstärkt einzelnen systemisch Finanzierungskosten nachhaltiger Unternehmen quantita- relevanten Banken widmen. tiv nicht besonders groß. Zweitens birgt eine aktive grü- ne Geldpolitik das Risiko, das Erreichen des Primärman- In diesem Zusammenhang können erhöhte Kapitalanfor- dats, der Preisstabilität, zu gefährden. Drittens ist in vielen derungen für Vermögensgegenstände, die hohen physi- Fällen zumindest zweifelhaft, ob ein derartiger Eingriff in schen Risiken oder Transitionsrisiken ausgesetzt sind, die die marktwirtschaftliche Aufteilung von Ressourcen auf Resilienz des Bankensektors gegenüber systemischen verschiedene Produktionssektoren mit dem Mandat der Risiken erhöhen. Voraussetzung ist jedoch, dass ein Zentralbank vereinbar ist. Marktversagen vorliegt, also bestimmte Risiken am Markt nicht korrekt gepreist werden. Sollte dies der Fall sein, Effektivität und Zielkonflikt „unkonventioneller“ können höhere Aufschläge auf stranded assets hilfreich grüner Geldpolitik sein. Banken könnten dann solche Vermögensgegenstän- de, z. B. die Anleihen von fossilen Energieproduzenten, Es gibt nur wenige Beispiele für aktive Zentralbankpoli- nur noch eingeschränkt als Sicherheit bei der EZB nut- tik, um Klimafolgen zu begegnen. Ein Beispiel ist die chi- zen, um Liquidität zu erhalten. Auch hier ist jedoch frag- nesische Zentralbank, die People’s Bank of China, die lich, inwieweit ein Marktversagen vorliegt: Ratingagentu- 2018 eine Vorzugsbehandlung grüner Anleihen in ihrem ren berücksichtigen nach eigenen Aussagen bereits jetzt Kollateralsystem einführte. In der Tat reduzierten sich im die Risiken hoher CO2-Steuern und des Klimawandels auf Anschluss daran die Finanzierungskosten für Emittenten die Profitabilität einiger Unternehmen. grüner Anleihen (Macaire und Naef, 2022). Die Literatur zu möglichen Instrumenten zur Umsetzung grüner Geld- Sollten sich systemische Risiken identifizieren lassen – politik hat sich in den vergangenen Jahren schnell entwi- gegebenenfalls in Verbindung mit Offenlegungspflichten ckelt. Ähnlich der grundlegenden Idee hinter der Politik derartiger Risiken und Climate Stress Tests – sind in An- der People’s Bank of China diskutieren Brunnermeier und lehnung an die finanzpolitischen Maßnahmen infolge der Landau (2020), das Kollateralsystem von Zentralbanken Finanzkrise von 2008 auch die Einführung von bad banks zur Förderung emissionsarmer Produktion zu nutzen. denkbar, speziell für „schmutzige“ Vermögenswerte. In Die Zentralbank würde in einem solchen Szenario gezielt diesem Fall würden die erwarteten Bewertungsverluste Schuldtitel von Firmen bevorzugen, die als grün einge- dieser Vermögensgegenstände bereits jetzt bilanziert und stuft werden, also geringere CO2-Emissionen aufweisen. ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft 549
Analysen Klimapolitik Da Banken mit solchen Anleihen leichter Kredite bei der einer CO2-Steuer entgegenwirkt, könnte eine derartige Zentralbank erhalten können, sind Banken bereit, einen Politik sogar inflationssenkend wirken. Bei einem solchen Liquiditätszuschlag auf Anleihen dieser Firmen zu zahlen. Argument wird übersehen, dass sich die Finanzierung an Mit anderen Worten, diese Firmen können sich günstiger den langfristigen Realzinsen orientiert, nicht an kurzfris- verschulden. Die Zentralbank fördert dadurch den Aufbau tigen Änderungen der Nominalzinsen, die zu Stabilisie- emissionsarmer Produktionskapazitäten. rungszwecken erfolgen. Langfristig gilt der sogenannte Fisher-Effekt, demzufolge die nominalen Zinsen im Mittel Giovanardi et al. (2022) greifen diesen Vorschlag auf und den realwirtschaftlich bestimmten Realzinsen zuzüglich diskutieren diese Politik in einem gesamtwirtschaftlichen der erwarteten Inflationsrate entsprechen. Der Einfluss Modell des Euroraums. Die Autoren dokumentieren ei- niedriger Nominalzinsen auf reale Finanzierungsbedin- nerseits einen negativen Effekt einer Vorzugsbehand- gungen von Unternehmen wird daher als vorübergehend lung grüner Schuldtitel auf die gesamtwirtschaftliche und eher gering angesehen. Emissionenmenge, also ein aus umweltpolitischer Sicht wünschenswertes Ergebnis. Andererseits greift eine sol- Während eine derartige Zinspolitik aller Voraussicht nach che Politik massiv in Finanzmärkte ein, da es die Anreize also nicht besonders effektiv aus umweltpolitischer Sicht emissionsarmer Firmen erhöht, sich hoch zu verschul- sein kann, führt sie zu einem möglichen Zielkonflikt mit den. Dies steigert Kreditrisiken und kann somit negative der Preisstabilität. Würde die Zentralbank die nominalen Auswirkungen auf die Finanzstabilität haben. Eine solche Zinsen zu niedrig halten und Inflation zulassen, dürfte Politik steht somit in direktem Zielkonflikt mit dem Primär- dies zwar kurzfristig die Realzinsen senken, aber mittel- mandat der Zentralbank. und langfristig die Inflation erhöhen. Dies macht Zins- erhöhungen in der Zukunft erforderlich, was dann wie- In Anlehnung an die ausgedehnten Anleihekäufe vieler derum die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen Zentralbanken seit 2008 diskutieren Ferrari und Nispi erschwert. Sollten Erhöhungen über längere Zeit ausblei- Landi (2022) und Abiry et al. (2021) die Möglichkeit grü- ben, schadet derartiges Verhalten der Glaubwürdigkeit ner Anleihekäufe. Der grundlegende Mechanismus ist einer Zentralbank, da es Inflationserwartungen erhöht, dabei ähnlich dem bei einer Vorzugsbehandlung grüner inflationäre Tendenzen verstärkt und gegebenenfalls Anleihen als Sicherheiten für Zentralbankkredite. Indem sehr starke Zinserhöhungen verlangt, um das Ziel der die Zentralbank die Nachfrage nach derartigen Anleihen Preisstabilität wieder zu erreichen. erhöht, hat dies einen positiven Effekt auf deren Preis. Die Ergebnisse beider Studien bezüglich der Wirksamkeit von Zentralbankmandat grünen Anleihekäufen auf grüne Investitionen in der Real- wirtschaft fallen jedoch pessimistisch aus. Ähnlich zu den Ein weiterer Kritikpunkt an Maßnahmen liegt in der Na- Ergebnissen von Giovanardi et al. (2022) fällt auch hier der tur der EZB als technokratische Institution, die zwar de- Effekt einer günstigeren Verschuldung auf die Investiti- mokratisch legitimiert und dem EU-Parlament rechen- onstätigkeit grüner Firmen deutlich geringer aus als der schaftspflichtig ist, aber im Rahmen ihres Mandates Un- Effekt einer CO2-Steuer. Abiry et al. (2021) betonen fer- abhängigkeit genießt. Brunnermeier und Landau (2020) ner, dass von öffentlicher Seite zwar eine Änderung der diskutieren diese Mandatsfrage anhand der einflussrei- Finanzierungskosten zum Vorteil emissionsarmer Firmen chen Arbeit des Finanzwissenschaftlers Richard Musgra- forciert werden kann, Privatinvestierende jedoch im Sinne ve (1939). Darin werden drei wesentliche Funktionen von eines diversifizierten Portfolios möglicherweise nur be- Wirtschaftspolitik unterschieden: Allokation von Ressour- dingt Investitionsschwerpunkte ändern werden. cen auf Produktionssektoren, Umverteilung von Einkom- men und (makroökonomische) Stabilisierung der Volks- Effektivität und Zielkonflikt einer aktiven grünen wirtschaft. Musgrave argumentiert, dass nicht-gewählte, Zinspolitik technokratische Institutionen keine Allokationsfunktionen übernehmen, sondern lediglich gesamtwirtschaftlicher Die Zentralbank hat durch ihre Instrumente einen un- Stabilität verpflichtet sein sollen. Gezielte Subventionen mittelbaren Effekt auf kurzfristige Zinsen und gegebe- bestimmter Unternehmen und Industrien bleibt somit de- nenfalls einen indirekten Einfluss auf die Finanzierungs- mokratisch gewählten Regierungen vorbehalten, denen kosten von Unternehmen. Auf den ersten Blick mag es zudem ein zielgenaueres und effektiveres Instrumentari- schlüssig erscheinen, wenn die Geldpolitik im Sinne um zur Verfügung steht. günstiger Finanzierung für Investitionen in erneuerbare Energieträger mit ihren Instrumenten aktiv Einfluss auf Im Fall der EZB muss also berücksichtigt werden, dass Zinsen nimmt. Wenn ein größerer Anteil nachhaltiger In- ihr Mandat eng auf Preisstabilität beschränkt ist. Sekun- vestments beispielsweise den preistreibenden Effekten där sollen Ziele verfolgt werden, die im Einklang mit der Wirtschaftsdienst 2022 | 7 550
Analysen Klimapolitik Agenda der Europäischen Union stehen, solange die Er- Effektivität einer aktiven grünen Geldpolitik vermutlich füllung des Primärmandats nicht nachteilig beeinflusst ist. nicht politisch umsetzbar. Befürwortende einer aktiv grünen Geldpolitik argumentie- ren typischerweise anhand von politischen Friktionen, die beispielsweise eine optimale Steuer auf CO2-Emissionen Literatur undurchführbar machen. Stattdessen wäre demnach eine Abiry R., M. Ferdinandusse, A. Ludwig und C. Nerlich (2021), Climate technokratische Zentralbank besser geeignet, Politiken Change Mitigation: How Effective is Green Quantitative Easing? Brunnermeier, M. und J. Landau (2020), Central Banks and Climate durchzusetzen, die kurzfristig zwar der Wirtschaft scha- Change. den, aber langfristig starke positive Effekte haben. Deutsche Bundesbank (2022), Klimawandel und Klimapolitik: Analyse- bedarf und -optionen aus Notenbanksicht, Monatsbericht Januar. Dietrich, A., G. Müller und R. Schoenle (2022), The Expectations Channel Aus diesem potenziell vielschichtigen Sekundärmandat of Climate Change: Implication for Monetary Policy. in Verbindung mit politökonomischen Friktionen eine Donadelli, M., M. Jüppner, M. Riedel, und C. Schlag (2017), Temperature aktive grüne Geldpolitik abzuleiten, ist jedoch proble- Shocks and Welfare Costs, Journal of Economic Dynamics and Con- trol, 82, 331-355. matisch. Auf diese Weise ließen sich ebenso eine aktive EZB (2021a), Climate Change and Monetary Policy in the Euro Area. Sozialpolitik zur Reduktion von Ungleichheit (Helikop- EZB (2021b), Detailed roadmap of climate change-related actions. tergeld für einkommensschwache Haushalte) oder eine Faccia, D., M. Parker und L. Stracca (2021), Feeling the Heat: Extreme Temperatures and Price Stability, 2626, ECB Working Paper. aktive Gesundheitspolitik (Anleihekaufprogramme von Ferrari, A. und V. Nispi Landi (2022), Whatever It Takes to Save the Pla- Impfstoffproduzierenden) herleiten – die Liste ließe sich net?, Central Banks and Unconventional Green Policy, 2500, ECB Wor- beliebig erweitern. Es ist nicht überzeugend, dass insbe- king Paper. Giovanardi, F., M. Kaldorf, L. Radke und F. Wicknig (2022), The Prefe- sondere Umweltpolitik unter diesen Sekundärzielen her- rential Treatment of Green Bonds, 98, ECONtribute Discussion Paper. vorgehoben werden sollte. In diesem Sinne könnte die Macaire, C. und A. Naef (2022), Greening Monetary Policy: Evidence Aufnahme klimapolitischer Ziele folglich dazu einladen, from the People’s Bank of China, Climate Policy, 1-12. Musgrave, R. (1939), Voluntary Exchange Theory of Public Economy, andere mit dem Sekundärmandat abgedeckte Ziele zu Quarterly Journal of Economics, 53(2), 213-237. verfolgen und dadurch die Unabhängigkeit der EZB zu Parker, M. (2018), The Impact of Disasters on Inflation, Economics of Di- gefährden. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Zentral- sasters and Climate Change, 2(1), 21-48. Tol, R. S. (2009), The Economic Effects of Climate Change, Journal of bankmandate im politischen Prozess entstehen und es Economic Perspectives, 23(2), 29-51. natürlich denkbar wäre, das Mandat der EZB entspre- Vereinte Nationen (2020), Adaptation Gap Report, https:// chend zu erweitern. Ein derart starker Eingriff in den in- w w w. u n e p . o r g / r e s o u r c e s /a d a p t a t i o n - g a p - r e p o r t- 2 0 2 0 ?_ ga=2.85230225.986550418.1656053046-1024364327.1656053046 stitutionellen Rahmen der EU ist aufgrund der geringen (29. Juni 2022). Title: Monetary Policy and Climate Change Abstract: Without a doubt, climate change will have a strong impact on both the European and the global economy. This report exam- ines to what extent this requires action from central banks such as the ECB. While it is not contested that central banks need to under- take necessary steps to ensure price and financial stability within their mandates, some commentators suggested that central banks should also actively support the transition to a low-carbon economy through their impact on financial markets. Our report draws a rather pessimistic conclusion regarding the effectiveness and desirability of such active policies. Even if the discussion around the central bank’s primary mandate is excluded, existing research shows that using monetary policy instruments to support the green transition might involve sizeable adverse side effects and is moreover much less effective than fiscal policy instruments. ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft 551
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