GemeindeLeben - Bewegt. Aber wie weiter? - Friedenskirche Remscheid

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GemeindeLeben - Bewegt. Aber wie weiter? - Friedenskirche Remscheid
GemeindeLeben

                           Bewegt.
                           Aber wie weiter?
                            Gemeindebrief der
                            Friedenskirche Remscheid
                            Evangelisch-Freikirchliche
                            Gemeinde (Baptisten)

 AUSGABE 3/2020 • DEZEMBER 2020 BIS MÄRZ 2021
GemeindeLeben - Bewegt. Aber wie weiter? - Friedenskirche Remscheid
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                   Bewegt. Aber wie weiter?
                    Editorial • Editorial Farsi •
    Verschiedene Beiträge zum Thema • Buchtipp • Jahresthemen

                              20
                       Verschiedene Berichte
 Und plötzlich war der Lockdown da • Aufnahme von Gottesdiensten •
     Taufgottesdienst im Garten • Umfrage zu den Gottesdiensten •
Stellungnahme zu Rassismus • Ausbildungslehrgang Notfallseelsorger •
        Gemeindeversammlung • WDR Hörfunkgottesdienst •
         Gemeindeleitungswahl 2021 • Aus den Arbeitskreisen

                               47
                            Termine etc.
     Informationen aus der Ökumene • Regelmäßige Termine •
 Gottesdienste • Besondere Termine • Terminvorschau • Kinderseite •
                  Infos Landesverband • Infos BEFG

                               61
                         Informationen
         Willkommen & Auf Wiedersehen • Gebietsdiakonie
       Gemeindeleitung • Wer wir sind • Anfahrt & Impressum
GemeindeLeben - Bewegt. Aber wie weiter? - Friedenskirche Remscheid
Editorial

Vielleicht ist es ja aufgefallen: Eine
Ausgabe von GemeindeLeben haben
wir übersprungen. Aber die Entwick-
lungen in 2020 haben sich so schnell
verändert, dass es unmöglich war,
verlässlich zu planen. Gottesdienste
sind ausgefallen, fanden wieder statt
und mussten dann doch wieder als
Präsenzgottesdienste eingestellt wer-
den. Gruppen fanden weitestgehend
nicht statt. Corona stellt auch unser    als vor Corona. Vor allem wird man-
Gemeindeleben auf den Kopf.              ches anders bleiben. Auch nach der
                                         Pandemie. Wie es auch weitergeht,
Die Ausgabe 1/2021 entsteht, wäh-        eines sollen wir wissen: Gott geht
rend sich unser Land auf den Wel-        mit uns weiter. Dass wir darauf ver-
lenbrecher–Lockdown vorbereitet.         trauen, das wünsche ich uns al-
Trotzdem – oder gerade deshalb -         len. Ich wünsche es uns in 2020 und
kommt hier diese GemeindeLeben-          2021. An den Festtagen, die jetzt vor
Ausgabe zum Thema: »Bewegt. Aber         uns liegen und im Alltag des neu-
wie weiter?« Unsere gesellschaftliche    en Jahres. Gottes Segen, Gesundheit
Situation bewegt uns und gleich-         und ein fröhliches Herz. Denn so
zeitig wollen wir in Bewegung blei-      können wir gut in Bewegung bleiben
ben. Mit Jesus leben. Gemeinde sein.     und weitergehen.
Wie es weitergeht? Sicherlich anders
                                                                                 1 Editorial
GemeindeLeben - Bewegt. Aber wie weiter? - Friedenskirche Remscheid
‫‪Editorial Farsi‬‬

                                                                               ‫سرمقاله‬
‫شاید متوجه شده باشید‪ :‬ما از یک شماره از ‪ GemeindeLeben‬صرف نظر کردیم‪ .‬اما تحوالت در‬
‫سال ‪ 2020‬به سرعت تغییر کرد که برنامه ریزی قابل اعتماد غیرممکن بود‪ .‬مراسم نیایش لغو‬
   ‫شدند ‪ ،‬دوباره برگزار شدند و بایستی دوباره تحت عنوان مراسم نیایش حضوری لغو شوند‪.‬‬
       ‫گروه ها عمدتا برگزار نشد‪ .‬کرونا همچنین ‪ GemeindeLeben‬ما را وارونه می کند‪ .‬شماره‬
     ‫‪ 2021/1‬در حالی منتشر می شود که کشور ما در حال آماده سازی برای منع رفت و آمد‬
‫است‪ .‬با این وجود ‪ -‬یا دقیقا به همین دلیل ‪ ،‬چاپ ‪ GemeindeLeben‬در اینجا با موضوع‪" :‬حرکت‬
 ‫می کند‪ .‬اما ادامه به چه صورت؟ » وضعیت اجتماعی ما را تحت تأثیر قرار می دهد و در عین‬
   ‫حال می خواهیم به حرکت خود ادامه دهیم‪ .‬با عیسی زندگی کردن‪ .‬انجمن باشید‪ .‬چگونه‬
     ‫ادامه پیدا می کند؟ قطعا متفاوت تر از قبل از کرونا‪ .‬مهمتر از همه ‪ ،‬بعضی چیزها متفاوت‬
‫خواهند ماند‪ .‬حتی بعد از همه گیری‪ .‬همانطور که ادامه می یابد ‪ ،‬یک چیز را باید بدانیم‪ :‬خدا‬
     ‫به همراه ما ادامه می دهد‪ .‬اینکه همه به آن اعتماد کنیم‪ .‬من آن را برایمان در سال های‬
   ‫‪ 2020‬و ‪ 2021‬آرزو می کنم‪ .‬در روزهای جشن که اکنون پیش روی ما و در زندگی روزمره در‬
 ‫سال جدید قراردارند‪ .‬نعمت خدا ‪ ،‬سالمتی و قلبی شاد‪ .‬زیرا از این طریق می توان به خوبی‬
                                                                 ‫در حرکت بود و ادامه داد‪.‬‬

‫‪André Carouge‬‬
                                                                      ‫‪Übersetzung:‬‬
                                                                      ‫‪Valentin Sobhani‬‬
‫‪2‬‬
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Bewegt. Aber wie weiter?

             Bleibt alles anders – eine Krise,
               die allen Geduld abverlangt

»Bleibt alles anders«, so lautet ein Al- der Bibel höre ich in diesen Tagen et-
bum von Herbert Grönemeyer aus was anders. Das ist immer so, wenn
dem Jahr 1998. »Bleibt alles anders«, es einen selbst betrifft. So schreibt
so fühlen wir uns vielleicht seit dem Paulus an die Gemeinde in Rom:
Frühjahr dieses Jahres. Lockdown,
Öffnung, Wellenbrecher–Lockdown, …, weil wir wissen, dass Bedrängnis
ein Auf und Ab der Gefühle, bei stets Geduld bringt, Geduld aber Bewährung,
steigenden Infektionszahlen. Eine Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung
Krise, die unsere Generation so aber lässt nicht zuschanden werden; denn
noch nicht erlebt habt. Zwar kann die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre
ich mich gut daran erinnern, dass Herzen durch den Heiligen Geist, der uns
wir bereits im letzten Jahrzehnt gegeben ist. (Römer 5,3–5)
konkrete Pandemiepläne im Kreis
Wesel besprochen haben. Klar war Jetzt brauchen wir Geduld. Sie wird
                                                                                  3 Thema

damals schon: Nicht ob, sondern uns geschenkt. Von Gott geschenkt.
wann eine Pandemie kommen wird, Denn Geduld ist eine Gabe des Hei-
ist die Frage. Doch dann, im Früh- ligen Geistes (Galater 5,22). Es geht
jahr dieses Jahres, kam doch alles um die Fähigkeit, warten zu können
ziemlich schnell. Und so schnell, wie und/oder eine Situation zu ertragen.
das Virus gekommen ist, wird es auf Keiner hat gesagt, dass das einfach
kein Fall wieder verschwinden. Die ist. Auch Gott nicht. Aber er hat ver-
Pandemie hat uns fest im Griff. Ich sprochen, dass er dabei ist. Mitgeht.
hoffe, dass wir negativ bleiben und Uns in seinem guten, liebenden Blick
uns auch kein Corona-Blues erreicht. behält. Und ja: Bleibt alles anders!
Denn dazu gibt es zurzeit auch kei-
nen Grund. Dennoch: Manches in André Carouge
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Bewegt. Aber wie weiter?

                  Und sie bewegt sich doch …
               Veränderungen in Zeiten der Krise

     »Und sie bewegt sich doch!« Dieser Satz   gitale Konferenzen anstrengend sind
     wurde wohl dem alten Galileo Ga-          und manche Tücke haben. Zu den
     lilei in den Mund gelegt. Ob er ihn       Gewinnern in diesen Tagen gehören
     nun tatsächlich gesagt oder nicht         sicherlich Internetplattformen, die
    – geschenkt! Denn er stimmt. Er            Kommunikation rund um den Glo-
     stimmt heute. Er bewahrheitet sich        bus ermöglichen. Und all das kommt
     in der Krise. Manches kommt in Be-        zusätzlich unserem Klima zugute.
     wegung, was ohne Corona sicherlich        Gut so, denke ich. Ja, unsere Gesell-
     nicht so schnell bewegt worden wä-        schaft verändert sich. Wir verändern
     re. Die Pandemie wirkt wie ein Ka-        uns. Die Kirche verändert sich. Und
     talysator. Entwicklungen gehen we-        wenn ich ehrlich bin: Ich verändere
4

     sentlich schneller. Alternative We-       mich auch. Und ja, nach der Pande-
     ge sind plötzlich möglich. Jahrelang      mie wird manches anders sein. Und
     waren sie so nicht denkbar. Nicht         manches, was sich heute noch anders
     für jede Sitzung muss man ins Auto        anfühlt, wird bleiben. Ob das Vor-
     oder Flugzeug steigen und für ein re-     her besser und das Nachher schlech-
     lativ kurzes Meeting lange Strecken       ter ist – diese Kategorien sind wahr-
     zurücklegen. Übrigens auch nicht          scheinlich nicht hilfreich. Am besten
     zu Gemeindesitzungen, obwohl di-          arrangieren wir uns mit Verände-
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rungen, indem wir sie begrüßen und       gut. Etwas tatsächlich zu verändern
uns nicht gegen sie stellen. Und viel-   ist besser. Wir sind also gefragt. Die
leicht lassen wir uns in diesen Tagen    Krise hinterfragt uns. Und sie fragt
hinterfragen. Zeit haben wir ja im       uns ob es auch für uns gilt. Und er,
Lockdown genug. Was ist uns wich-        und sie, bewegt sich doch?
tig? Welche Prioritäten wollen wir
zukünftig setzen? Persönlich und als     André Carouge
Gemeinde. Was kann ich einbringen,
dass wir Gemeinschaft miteinander
leben? Allein beim Pflegepersonal
haben wir gemerkt: Zu klatschen ist

                                                                                  5 Thema
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                         Jeremia 29,1 + 4-14

    Lutherübersetzung 2017

    1 Dies sind die Worte des Briefes,
    den der Prophet Jeremia von Jerusalem sandte
    an den Rest der Ältesten,
    die weggeführt waren,
    an die Priester und Propheten
    und an das ganze Volk,
    das Nebukadnezar von Jerusalem
    nach Babel weggeführt hatte
    (…)
    4 So spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels,
    zu allen Weggeführten,
    die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen:
    5 Baut Häuser und wohnt darin;
    pflanzt Gärten und esst ihre Früchte;
    6 nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter,
    nehmt für eure Söhne Frauen
    und gebt eure Töchter Männern,
    dass sie Söhne und Töchter gebären;
    mehrt euch dort, dass ihr nicht weniger werdet.
    7 Suchet der Stadt Bestes,
    dahin ich euch habe wegführen lassen,
    und betet für sie zum HERRN;
    denn wenn›s ihr wohlgeht,
    so geht›s euch auch wohl.
8

    8 Denn so spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels:
    Lasst euch durch die Propheten, die bei euch sind,
    und durch die Wahrsager nicht betrügen,
    und hört nicht auf die Träume, die sie träumen!
    9 Denn sie weissagen euch Lüge in meinem Namen.
    Ich habe sie nicht gesandt, spricht der HERR.
    10 Denn so spricht der HERR:
    Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind,
    so will ich euch heimsuchen
    und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen,
    dass ich euch wieder an diesen Ort bringe.
11 Denn ich weiß wohl,
was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR:
Gedanken des Friedens und nicht des Leides,
dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.
12 Und ihr werdet mich anrufen und hingehen
und mich bitten, und ich will euch erhören.
13 Ihr werdet mich suchen und finden;
denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet,
14 so will ich mich von euch finden lassen,
spricht der HERR,
und will eure Gefangenschaft wenden
und euch sammeln aus allen Völkern
und von allen Orten,
wohin ich euch verstoßen habe, spricht der HERR,
und will euch wieder an diesen Ort bringen,
von wo ich euch habe wegführen lassen.

                                                         Jeremia beklagt die
                                                         Zerstörung Jerusalems
                                                         Rembrandt 1630
                                                         Rijksmuseum, Niederlande

                                                                                    9 Thema
Bewegt. Aber wie weiter?

                  Von Zumutungen und Zusagen
                       mitten in der Krise

     Ein herausfordernder Bibeltext. Al-       um Gott geht, sondern um die Fra-
     te Worte aus dem Ersten Testament.        ge nach der Deutungshoheit von
     Prophetenworte.                           Zahlen, Fakten, Entwicklungen. Wer
                                               hat eigentlich in diesen Corona-Ta-
     Herausfordernde Worte für eine her-       gen die Deutungshoheit? Der Kri-
     ausfordernde Zeit. Damals und heu-        senstab unserer Stadt? Das Robert-
10

     te. Im großen Zusammenhang dieses         Koch-Institut? Unsere Bundesregie-
     Textes geht es um wahre und falsche       rung? Querdenker? Besorgte Bürger?
     Propheten. Wer spricht eigentlich im      Wer hat die Deutungshoheit und wer
     Namen Gottes, im Namen JHWH‘s?            kann eigentlich sagen, was der Stadt
     Wer sagt die Wahrheit? Und wer ver-       Bestes ist? Sicherlich sind die Ant-
     breitet die Unwahrheit? Eine Fra-         worten heute sehr vielfältig, damals
     ge, die heute wieder gestellt wird, die   waren sie es übrigens auch, je nach-
     topaktuell ist, auch wenn es nicht        dem, wen man so gefragt hat.
Jeremia stellt alles auf den Kopf.
Vieles, was bis zu seinem Brief ge-
glaubt, angenommen, für wahr ge-
halten wurde, das rüttelt und schüt-
telt er richtig durch. Ja, das waren
sie bereits, richtig durchgeschüttelt,
erschüttert. Die Jerusalemer Ober-
schicht findet sich in Babylon im Exil
wieder. Fern ab der Heimat. In der
Fremde. In einer Situation, die be-
drängend ist. Die einschränkt. Frei-
heit nimmt. Den Radius klein hält.
Eben da hinein schreibt Jeremia ei-
nen Brief. Ihnen, den Exilierten und
uns, die mitten in der Pandemie ste-     vorstellbar. Gott und Land und Tem-
hen. Eine Herausforderung, die Jere-     pel gehören einfach zusammen und
mia seinen Lesern zumutet, ist diese:    sind getrennt voneinander nicht
Gott spricht. Er spricht, was er ge-     zu denken. Nicht für die Juden, die
tan hat. Und was sagt er? So spricht     in Babel im Exil sitzen. »Doch«, sagt
der HERR Zebaoth, der Gott Isra-         Gott! »Doch! Ich habe euch wegführen
els, zu allen Weggeführten, die ich      lassen. Ich, euer Gott.«
von Jerusalem nach Babel habe weg-
führen lassen…1 Fast könnte man es       Was hat Gott mit Corona zu tun?
überlesen, überhören, übersehen…         Diese Frage ist in den letzten Mona-
Schreibt das Jeremia tatsächlich?        ten hoch und runter diskutiert wor-
Ja, tatsächlich und er wiederholt es     den. Wenn ich Jeremia zuhöre, dann
noch ein zweites Mal und auch noch       höre ich, dass es nicht lediglich dar-
ein drittes Mal:2 … die ich von Jeru-    um geht, dass ein Virus sich teilt und
salem nach Babel habe wegführen          wütet, sondern dass da auch ein Gott
                                                                                  11 Thema

lassen…                                  ist, der sich gerade jetzt nicht zu-
                                         rückzieht, sondern der da ist. Wir
Gott selbst hat seine Leute die-         sind von ihm in diese Zeit hinein-
sen Weg ins Exil geführt. Unerhört       gestellt. In diese Tage, die sicher-
scheint das zu sein. Weil einfach un-    lich schwierig sind und die uns man-
                                         ches abverlangen. Aber er hat uns
1   29,4                                 hier hingestellt. Uns persönlich. Uns
2   V. 7+14                              als Gemeinde. Das will ich bewusst
hören, auch wenn es vielleicht au-           bis die Bevölkerung Land für Land
     ßergewöhnlich für mich klingt. Sich          durchgeimpft ist. Stellt euch auf eine
     fremd anfühlt. Aber unser Leben fin-         längere Zeit ein. Lebt in dieser Zeit,
     det eben hier und heute statt und            lebt heute. Macht euch die Frem-
     nicht irgendwann, in einer Zeit, in          de zur Heimat, denn sie ist die einzi-
     die ich mich hineinträume. Das fällt         ge Zeit, die ihr zurzeit habt. Gestern
     auf. Was aber fast noch unerhörter           gehört uns nicht mehr. Und mor-
     ist, ist die Botschaft, die folgt: Richtet   gen gehört uns noch nicht. Die einzi-
     euch in dieser Zeit ein. Sie wird län-       ge Zeit, die wir haben ist unser Hier
     ger dauern. Träumt euch nicht zu-            und ist unser Heute. »Baut Häuser,
     rück nach Jerusalem. Das wird nicht          legt Gärten an, heiratet, bekommt Kin-
12

     morgen und auch nicht übermor-
     gen geschehen. 70 Jahre wird diese
     so ganz andere Zeit dauern. Träumt
     euch nicht in die Zeit nach Corona.
     Wir werden nicht morgen oder über-
     morgen durch diese Zeit durch sein.
     Und selbst wenn ein Impfstoff vor-
     handen ist, wird es Zeit benötigen,
der«wird den Juden in Babylon ans         lien. Unserem Land. Sondern beten
Herz gelegt. Suchet der Stadt Bes-        für unsere Stadt, für unser Land, für
tes. Ja, das haben wir als Gemeinde-      unsere Welt.
leitung versucht, als wir uns zu der
Entscheidung durchgerungen ha-            Für die vielen Menschen, die von
ben, bei einer Inzidenz von 200 kei-      Corona betroffen sind, unendlich
ne Präsenzgottesdienste mehr statt-       viele, so viel stärker und existenti-
finden zu lassen. Suchet der Stadt        eller als wir hier. Wenn wir man-
Bestes bedeutet, dass wir uns an die      che Energie umlenken und zum Ge-
Regeln halten, Kontakte deutlich          bet werden lassen könnten, ich glau-
einschränken, Abstand halten, Hygi-       be, dass eine Dynamik, eine Kraft
ene beachten, Alltagsmaske tragen. Ja,    davon ausgehen würde. Hier in Ba-
das ist alles befremdend für uns. Im-     bel sollen die Exilierten nicht gegen
mer noch. Es ist schwierig, sich da-      ihre Besatzer arbeiten, reden, leben,
ran zu gewöhnen. Aber wir wollen          sondern mit ihnen und für ein gutes
das Beste für unsere Stadt suchen.        gesellschaftliches Miteinander. Wa-
Für unsere Mitmenschen. Und in-           rum? Weil Shalom, weil Frieden im-
dem wir es tun, lassen wir uns ganz       mer unteilbar ist.
auf diese unsere Zeit ein. Auf das
Heute, in das Gott uns hineingestellt     Weil er nie gegen andere, sondern
hat. Der Stadt Bestes suchen… und         nur mit ihnen erlangt werden kann.
betet für sie zum HERRN;… Wir sol-        Ja, Gott mutet uns viel zu. Den Men-
len beten für die Stadt.                  schen damals in Babel und uns heute.
                                          Aber indem Gott anfängt seine Zu-
Das ist für die Leser von Jeremias        mutungen zu begründen, nimmt er
Brief etwas, das ihr Welt – und Got-      das Gespräch mit seinen Menschen
tesbild auf den Kopf stellt. Sie sollen   auf Augenhöhe auf. Auch mit uns.
für ihre Feinde, ihre Besatzer und
Bewacher, für Heiden beten, die mit       Was wird uns heute zugemutet und
                                                                                  13 Thema

dem HERRN, mit JHWH, überhaupt            fühlt sich so anders und fremd und
nichts am Hut haben? Ja, das sol-         unbekannt an in unserem Denken,
len sie und es fordert sie heraus. Wie    in unserer Sicht von der Welt? Denn
auch uns heute. Denn wer für den          bisher war es so: Wir haben geglaubt,
anderen betet, beginnt beim Beten         dass unser Leben immer glatt und
auch anders über ihn zu denken.           heil und unversehrt über die Bühne
Beten: Nicht nur für uns. Nicht nur,      gehen muss, dass unser Leben unan-
damit es uns gut geht. Unseren Fami-      greifbar ist. Und wenn was aus dem
Ruder läuft, dann schlucken wir ei-      wohl, was ich für Gedanken über
     ne Pille, Penicillin, Antibiotika oder   euch habe. Gedanken des Friedens
     welchen Wirkstoff auch immer und         und nicht des Leides, dass ich euch
     dann haben wir uns wieder gesund-        gebe Zukunft und Hoffnung.3 Das
     heitlich im Griff.                       gilt. Für Babel und für uns heute.
                                              Und auch die große Einladung, Gott
     Wir merken, wie verletzlich wir sind.    zu suchen. Von ganzem Herzen. Im
     Trotz Forschung und Wissenschaft.        Wissen vorab: Er will sich von uns
     Trotz all der Errungenschaften der       finden lassen. Mitten in dem ganzen
     letzten 200 Jahre. Ein kleines Vi-       Fremden. Denn eines tut ER nicht:
     rus von einem Markt in Wuhan und         Gott geht jetzt nicht auf Abstand.
     die Welt steht Kopf. Was uns fremd       Sondern er ist uns nah. So will er es.
     ist und zugemutet wird? Auch das:        Und ich will dich einladen, jetzt erst
     Wir ahnen, dass wir etwas verändern      recht auf diesen guten Gott zuzu-
     müssen, dass wir verändert werden.       gehen. So können wir das tun, was
     Dass wir nach Corona nicht einfach       Gott mit uns vorhat und wie wir es
     wieder zur Tagesordnung von Januar       seit Jahren schon singen:
     2020 übergehen werden und nahtlos
     anschließen und weitermachen. Son-       In das Leid der Welt hast du uns gestellt,
     dern es wird anders sein. Auch in un-    deine Liebe zu bezeugen.
     serer Gemeinde. Das macht mir kei-       Lass uns Gutes tun und nicht eher ruhn,
     ne Angst, weil ich ja weiß, dass die     bis wir dich im Lichte sehn.4
     Zukunft Sein Land ist. Aber es wird
     uns zugemutet. Und vielleicht ja         André Carouge
     auch das: Dass wir in der Pandemie,
     wenn auch schmerzlich, lernen müs-
     sen, dass vieles nicht ohne das Wohl
     der Anderen, sondern nur mit ihnen
     geht. Dass Familie Mensch zusam-
14

     menhängt auf Gedeih und Verderb
     und wir langsam verstehen, was es
     bedeutet unter einem Dach, in einer
     nicht teilbaren, sondern globalisier-
     ten Welt zusammenzuleben. All das
     wird uns zugemutet, von Gott zuge-
     mutet. Und er sagt uns: Nur Mut! Ihr
     könnt das!
                                              3   V. 11
     Und er sagt noch mehr: Ich weiß          4   Feiern & Loben 165,4
Bewegt. Aber wie weiter?

            Bleibt alles anders – eine Krise,
              die allen Geduld abverlangt

In diesen Tagen und Monaten ver-        Die letzten Gottesdienste waren
missen wir den gewohnten Kontakt        nur dünn besucht, die Komfortzone
zu unseren Freunden, Nachbarn, Be-      von zu Hause aus bequem den Got-
kannten. Wir werden erfinderisch,       tesdienst zu sehen, hat davon abge-
wir werden sogar teils mutig, wenn      halten, sich auf den Weg zu machen.
es um die Aufrechterhaltung die-        Aber worum geht es denn eigent-
ser Kontakte geht. Geburtstagsfeiern,   lich? Ist Gemeinde nicht eng ver-
Urlaube – wir haben kaum Verzicht       wurzelt mit Gemeinschaft, also ge-
geübt und nehmen die Einschrän-         nau die, die wir mit allen Mitteln im
kungen zur Durchführung der Ter-        privaten Bereich aufrecht zu erhal-
mine gerne in Kauf.                     ten versuchen? Ist die Angst vor dem
                                        Virus in der Schützenstr. 32 eine an-
Seit einigen Monaten haben wir kei-     dere, das Virus dort anders präsent?
ne Gottesdienste in der gewohnten       Diese Frage muss jeder für sich selbst
                                                                                  15 Thema

Art und Weise und teilweise auch        beantworten. Fakt ist, die Gemein-
gar keine Präsenzgottesdienste mehr,    schaft, sich zu sehen und gemeinsam
weil wir uns an die Auflagen der        zu beten, sollte uns allen fehlen. Wir
Stadt halten und auch als Vorbild in    zitieren oft Bibelverse, singen Lieder,
der Gesellschaft agieren wollen, um     die dieses Szenario beschreiben und
eine Verbreitung des Virus nicht zu     fühlen mit denen mit, die diese Ge-
fördern. Auch für uns als Gemeinde      meinschaft nicht haben dürfen, aus
und für die Gottesdienste gelten die-   welchen Gründen auch immer. Nun
se Einschränkungen, die wir in Kauf     sind wir in einer ähnlichen Situati-
nehmen müssen. Aber sind wir auch       on – nur friedlich, ohne Verfolgung,
risikobereit, wenn es darum geht,       Krieg, Todesgefahr.
dennoch Gemeinschaft zu haben?
Wie können wir also diese Gemein-
     schaft auf der einen Seite leben und
     auf der anderen Seite die Coro-
     na-Pandemie nicht vergessen? Wir
     möchten ermutigen, mehr mitein-
     ander zu sprechen, sich mitzuteilen.
     Ein Telefon oder ein Smartphone
     mit diversen Messengern hat fast je-
     der von uns. Ruft einander an, fragt
     und teilt euch mit. Ihr werdet er-
     staunt sein, welch positive Rückmel-
     dung kommt. Ich habe es erlebt, als
     ich kürzlich einen solchen Anruf ge-
     tätigt habe und daraus ein schönes
     Gespräch wurde. Wertschätzung da-
     zu. Viele von uns kennen solche Situ-   um zusammenzubringen, für all die-
     ationen.                                jenigen, die keinen direkten Kontakt
                                             haben.
     Wie können wir aber die Gemein-
     schaft als Gottesdienst praktizieren? Was spricht dagegen, den Gottes-
     Die aktuell geltende Vorgabe zum dienst in einer Kleingruppe zusam-
     Corona-Geschehen beschreibt, dass men im heimischen Wohnzimmer
     sich zwei Haushalte mit maximal 10 zu erleben und gleichzeitig zu wis-
     Personen treffen dürfen. Was fehlt, sen, dass das Gleiche an anderen Or-
     ist also noch ein Fernseher -den hat ten ebenso praktiziert wird? Den
     jeder.                                 Kirchkaffee und den Austausch da-
                                            nach kann es auch geben, der Um-
     Wir möchten gerne dabei unterstüt- fang ist ja frei bestimmbar. Es geht
     zen und haben eine Mail-Adresse hier nicht um eine Vollpension-Ver-
16

     eingerichtet: GottesdienstzuHause@ anstaltung, mit aufwändigem Es-
     friedenskirche-remscheid.de.      Auf sen oder gar um einen Wettbewerb.
     dieser können sich sowohl die mel- Ich bin mir sicher, dass es so gelingt,
     den, die gerne einen Gottesdienst über viele Querverbindungen dann
     in einem anderen Haushalt erleben Gemeinschaft zu bekommen, von-
     wollen, aber auch diejenigen sich an- einander zu wissen und füreinan-
     bieten, die ihr Haus für den Sonntag- der da zu sein und Hilfestellung zu
     morgen öffnen möchten. Natürlich geben. Gemeinde kommt von Ge-
     kann das auch ohne diese Mail koor- meinschaft und das sollte uns Coro-
     diniert werden, wenn ihr dies unter- na nicht nehmen.
     einander tut. Es soll jedoch eine Hil-
     festellung und eine Vermittlung sein, Michael Weskott
Buchtipp

                  Die Zukunft nach Corona

Wie eine Krise die Gesellschaft,          Sinne von Eintreff–Ge-
unser Denken und unser Handeln            nauigkeit,      eigentlich
verändert                                 nichts nutzen. Dass sie
                                          sogar unproduktiv sind,
Das Corona-Virus verändert unse-          denn sie werden ent-
ren Alltag, unsere Kommunikati-           weder nicht gehört oder
on, die Art, wie wir arbeiten, füh-       nicht ernst genommen.
len und denken. Zugleich fungiert         Ja, sie erzeugen oft ei-
die von ihm verursachte Krise wie         ne Aversion, die bis zum
ein Spiegel, in dem wir uns selbst er-    Hohn gehen kann. Sie
kennen. Matthias Horx, einer der          werden gerne auch funk-
einflussreichsten Trend- und Zu-          tionalisiert, um etwas zu
kunftsforscher im deutschsprachi-         verkaufen. Aber selten
gen Raum, analysiert die Auswirkun-       lösen sie Wandel aus – Wandel in Rich-
gen der COVID-Krise. Wie ändert           tung einer besseren Zukunft. (…) Des-
sich die Gesellschaft? Wie reagieren      halb mache ich Ihnen jetzt einen Vor-
Individuen, Staaten, Familien, Un-        schlag. Lassen Sie uns gemeinsam fra-
ternehmen auf die Herausforderung?        gend Richtung »Zukunft Corona«gehen.
Wie könnte unsere Welt, unsere Zu-        Wie könnte sich die Welt verändern, an-
kunft nach Corona aussehen? Wer           gesichts dessen, was wir jetzt durch die
sich gerne einmal mit Zukunftsfor-        Seuche über unsere Stellung in der Welt
schung beschäftigen will, findet in       erfahren haben? Bewegen wir uns ganz
diesem Buch einen guten Einstieg,         vorsichtig darauf zu. Und achten Sie da-
gerade in unseren Tagen, in denen         rauf, was sich beim Beobachten bei Ih-
sich scheinbar vieles schnell verän-      nen verändert. Wir können das.«
dert. »Aber wie wird sie denn nun, die
                                                                                     17 Thema

Welt nach Corona?« wird Matthi-
as Horx gefragt. »Was raten Sie unse-
ren Zuschauern?« »Wie kann man sich         Matthias Horx:
darauf vorbereiten?« (…) »Solche Fra-       Die Zukunft nach Corona
gen kriege ich regelmäßig gestellt zur-     Wie eine Krise die Gesellschaft,
zeit«, schreibt Horx. Und weiter: »In       unser Denken und unser Handeln
meinem Zukunftsforscherleben habe ich       verändert — Econ, 2020
eine für meinen Beruf etwas verstören-      ISBN: 978-3-430-21042-3,
de Erfahrung gemacht. Nämlich, dass         139 Seiten, 15 Euro
Prognosen, auch wenn sie »gut« sind im
18
Mit Jesus
  leben
    —
Gemeinde
   sein.
  Römer 12

             19
Jahresthema 2021

     Er wird’s wohlmachen                     Er wird’s wohlmachen

     2020 – was für ein Jahr. Geplant hat-    Dieser Halbsatz aus Psalm 37 wärmt
     ten wir viel. Das meiste davon konn-     wie ein Sonnenstrahl mitten im
     te nicht stattfinden. Schade. Ein-       Winter. Dabei ist der Zusammen-
     fach nur schade. Und dann wurde es       hang, in dem er steht, keineswegs
     Herbst. Eine Frage kommt auf den         heile Welt und gutes Leben. Im Ge-
     Tisch. Was soll das Jahresthema des      genteil: Scheinbar haben die anderen
     kommenden Jahres werden? War ich         Glück. Die, die mit Gott nichts am
     mir 2020 eigentlich ziemlich sicher,     Hut haben. Und da braucht es schon
     wie das Jahr so in etwa würde – ehr-     viel Geduld und Zuspruch, an die-
     lich gesagt: Nach diesem Jahr wage       sem Gott dran zu bleiben.
     ich lieber keine Prognose für 2021.
                                              Er wird’s wohlmachen
     Wie wird das kommende Jahr wer-
     den? Weiterhin ein Auf und Ab von        Diese drei Worte sollen uns in unser
     Zahlen und entsprechenden Mög-           neues Jahr als Gemeinde begleiten.
     lichkeiten oder auch nicht? Mehre-       Ein Jahr, das sicher auch noch einmal
     re Lockdowns, bei denen wir immer        ganz anders wird. Bei der Abstim-
     wieder unsere Gottesdienste einstel-     mung innerhalb der Gemeindelei-
     len und irgendwann dann wiederbe-        tung zum Jahresthema 2021 schrieb
     ginnen können? Sicher scheint mir,       Kathrin Ottersbach: »Ich finde diesen
     dass nichts sicher ist. Dass viel Be-    Halbsatz sehr beruhigend und friedlich.
     wegung und Flexibilität von uns al-      Nicht naiv oder weltfremd. Aber irgend-
     len gefordert wird. Und genau dafür      wie wie eine Tasse Tee voller Zuversicht
     können wir ein gutes Wort gebrau-        und Wärme… schön!« So soll es sein.
20

     chen. Ein Wort, das uns Mut macht.       Er, Gott, wird´s wohlmachen!
     Das uns Halt gibt. Das uns stärkt.
     Unser Vertrauen auf Gott. Und auf        André Carouge
     sein Versprechen, dass er da ist, mit-
     geht und dass es am Ende gut wird.
21 Berichte
Und plötzlich war der Lockdown da

     14. März 2020 – ich sitze in einer       arbeiten wir an der 35. Ausgabe. Ein
     Fortbildungsveranstaltung auf der        herzlicher Dank gilt an dieser Stel-
     Bundeshöhe in Wuppertal. Wie-            le allen, die zum Gelingen und zur
     der und wieder vibriert mein Handy.      Erstellung des Newsletters beige-
     Push Nachrichten kommen in im-           tragen haben. Den Übersetzerinnen
     mer kürzeren Abständen. Es zeich-        und Übersetzern, den Korrekturlese-
     net sich ab: Deutschland geht in den     rinnen, denjenigen die zunächst die
     Lockdown. Als ich wieder zu Hause        technische Umsetzung ermöglicht
     bin, nehme ich den Radiergummi in        haben. Einigen Gemeindegliedern,
     die Hand und radiere meine gesam-        besonders auch den Bezirksdiako-
     ten Kalendereinträge für die nächs-      nen, die wöchentlich den Newslet-
     ten Wochen aus. Ein sehr komisches       ter zu denjenigen bringen, die elekt-
     Gefühl. Aber das Leben geht wei-         ronisch nicht erreichbar sind. Nicht
     ter. Anders weiter. Innerhalb we-        zuletzt unserer Grafikerin, die wie-
     niger Stunden haben wir uns in der       der einmal für uns tätig geworden
     Gemeindeleitung geeinigt. Wir wol-       ist und dem Newsletter seine heutige
     len einmal in der Woche jedem Ge-        Form gegeben hat. Danke euch allen!
     meindeglied die neusten Nachrich-        Mit Impulsen am Sonntag ging es
     ten zukommen lassen. Und es gelingt      ab dem 29. März 2020 weiter. Nach
     uns. Eine Woche später, am 22. März,     der Entwicklung eines ´Schutzkon-
     erscheint der erste Newsletter. Er er-   zeptes Gottesdienst´ für unsere Ge-
     scheint in drei Sprachen. Deutsch,       meinde, konnten ab dem 21. Juni die
     spanisch und farsi. In dieser Woche      Sonntagsgottesdienste wieder statt-
                                              finden. In der Zwischenzeit war viel
                                              zu tun, viel zu bedenken, viel zu or-
                                              ganisieren. So haben wir die Feierta-
22

                                              ge Karfreitag, Ostern und Pfingsten
                                              ökumenisch voraufgezeichnet ge-
                                              feiert. Im Lockdown ist unser neu-
                                              es Mitgliederverzeichnis entstan-
                                              den, zugegebenerweise mit so eini-
                                              gen Leerstellen. Das liegt aber daran,
                                              dass Gemeindeglieder ihre Daten-
                                              schutzerklärung nicht abgegeben ha-
                                              ben und uns so rechtlich die Hände
gebunden waren. Wir bemühen uns
zurzeit, die Leerstellen zu füllen, um
dann ein aussagekräftigeres Mit-
gliederverzeichnis auf den Weg zu
bringen.                                 23 Berichte

An dieser Stelle danke ich allen, die
in dieser schwierigen und außer-
gewöhnlichen Zeit sich engagieren
und einbringen. Ich danke auch den
Gottesdienstbesuchern vor Ort, die
sich an unsere Konzepte halten und
so die Treffen sicher und möglich
machen.

André Carouge
Aufnahme von Gottesdiensten

     Am 21. Juni haben wir wieder den
     ersten Gottesdienst in der Friedens-
     kirche gefeiert. Dazu musste die Kir-
     che zunächst neu bestuhlt werden, so
     dass jederzeit die Mindestabstände
     eingehalten werden können. Was hat
     sich verändert? Von der Form vor
     allem der kürzere und kompakte-
     re Gottesdienst. Am auffälligsten si-
     cherlich, dass wir nicht singen, son-
     dern dass es nur Instrumentalmusik
     gibt. Spannend wurde es noch ein-
     mal am 6. September. Da haben wir       weise gespendet, so dass wir Woche
     zum ersten Mal wieder Abendmahl         für Woche live senden können. Auch
     gefeiert, natürlich coronakonform.      an dieser Stelle ein herzliches Dan-
     Seit Ende Juni streamen wir Got-        keschön allen, die sich dafür stark
     tesdienste. Wir haben den Eindruck,     gemacht haben und sich regelmä-
     dass uns das auch als Gemeinde ver-     ßig einbringen. Ja, der Livestream ist
     ändert. Denn so mancher macht sich      personalintensiv. All die Mitarbei-
     so nicht auf den Weg zur Schützen-      ter und Mitarbeiterinnen, die euch
     straße, sondern schaut von zu Hau-      diesen Service ermöglichen, arbei-
     se aus zu. So ist die Gottesdienst-     ten fleißig hinter der Kamera. Ihr be-
     gemeinde in der Kirche wesentlich       kommt sie nie zu Gesicht. Aber sie
     kleiner geworden. In der Kirche ha-     arbeiten im Hintergrund, damit ihr
     ben wir zurzeit 69 Sitzplätze. Diese    Bild und Ton bekommt. Wie lange
     haben wir bisher noch nicht voll aus-   uns all das erhalten bleibt? Ich weiß
     schöpfen müssen, so dass die Empo-      es nicht. Aber ich mag folgende Kari-
24

     re momentan geschlossen bleibt. Be-     katur, die ursprünglich aus dem eng-
     ginn des Gottesdienstes ist jetzt je-   lischsprachigen Raum kommt und
     weils um 10.10 Uhr. Um 10 Uhr           die Unterschrift trägt: »Frau Jones hat
     wird jeweils ein von der Jugend pro-    sich ein bisschen zu sehr an den Gottes-
     duziertes Sicherheitsvideo gezeigt.     dienst per Livestream von zu Hause ge-
     Dann folgen die Bekanntmachun-          wöhnt.«
     gen, die auch im Newsletter nachzu-
     lesen sind. Erst danach wird der Li-
     vestream gestartet. Gearbeitet wird
     mit viel Technik. Dazu haben wir
     zwei Kameras und weiteres Equip-
     ment beschafft, manches wurde teil-

                                             André Carouge
Taufgottesdienst im Garten

Ostern ist der klassische Tauftermin.      liches kam hinzu: Unsere Nachbarn
So hatten wir es geplant. So hatten        von der Stuttgarter Straße, die in un-
wir es uns vorgenommen. Wie aus            ser Grundstück aus ihren Wohnun-
so vielem in diesem Jahr, wurde da-        gen Einblick haben, konnten so die
raus nichts. Vier Täuflinge waren auf      Taufe verfolgen. In der folgenden
Ostern eingestellt. Einer von ihnen        Woche wurde ich von einem Nach-
hatte bereits über ein Jahr gewartet.      barn genau darauf angesprochen. Er
Aber nichts war möglich. Am 19. Juli       selbst ist Türke, Muslim und ja, er
haben wir alle vier getauft. Ganz an-      wollte doch wissen, was das da in un-
ders als sonst. Nicht im Taufbecken        serem Garten war. Eine Ahnung hat-
in der Kirche. Das wäre mir viel zu        te er schon und so waren wir schnell
eng gewesen, weil keinerlei Mindest-       über das Thema Taufe und Glauben
abstand eingehalten werden konnte.         miteinander im Gespräch. Am Ende
Kurzerhand haben wir die Taufe in          habe ich so gedacht: Auch ohne Co-
unseren schönen Garten verlegt. Bei        rona würde es Sinn machen, ab und
bestem Sommerwetter. Zunächst ha-          zu so zu taufen. So bekommt Tau-
ben wir den Gottesdienst in der Kir-       fe als öffentliches Bekenntnis noch
                                                                                    25 Berichte

che gefeiert, der auch im Livestre-        einmal einen ganz anderen Stellen-
am übertragen wurde. Nachdem wir           wert. Alle vier Täuflinge haben wir
die Zuschauer verabschiedet hat-           übrigens nachträglich in der Mitglie-
ten, ist die Gottesdienstgemeinde in       derversammlung am 30. September
den Garten gegangen, wo ein kleiner        in unsere Gemeinde aufgenommen.
Swimmingpool mit warmem Wasser             Anders war es diesmal nicht möglich.
gefüllt war. Hier haben wir die vier       Aber auch vieles andere ist in diesem
dann auf das Bekenntnis ihres Glau-        Jahr ganz anders. So passten diese
bens getauft. Und alle waren glück-        Taufen in 2020, für die wir Gott sehr
lich und froh, dass sie es endlich erle-   dankbar sind.
ben konnten. Etwas nicht Unwesent-
                                           André Carouge
Umfrage zu den Gottesdiensten

     Eine Umfrage zu unseren Gottes-          greifen sind sehr vielfältig. Ein Drit-
     diensten im September 2020… als          tel der Befragten hat Angst vor dem
     erstes ein Dankeschön an all dieje-      Virus. Weitere 25 % finden Aufwand
     nigen, die sich an dieser Onlineum-      zu groß, der ihnen bevorsteht, wenn
     frage beteiligt haben! Wir waren po-     sie vor Ort die Gemeinde besuchen.
     sitiv davon überrascht, in wie kurzer    Ein letzter Abschnitt beschäftigt sich
     Zeit viele Rückmeldungen eingegan-       mit der Christvesper und dem Rah-
     gen sind und wir ein Stimmungsbild       men, in der sie unter den jetzigen
     erhalten haben. Über 110 Antworten       Bedingungen gefeiert werden kann.
     haben uns innerhalb von zwei Tagen       Wir danken allen für ihre vielfältigen
     erreicht. Einige Schlaglichter an die-   Antworten, besonders für die, die
     ser Stelle: 98,1% haben einen gestre-    Hinweise oder Anregungen gegeben
     amten Gottesdienst der Friedenskir-      haben. Und auch das wurde uns ge-
     che bereits gesehen. Fast die Hälfte     schrieben: »Die Gemeinschaft fehlt uns.
     aller Befragten haben ihn jeweils mit    Wir sind uns aber bewusst, dass dies zur-
     ihrem Partner angesehen. Übrigens:       zeit schwierig ist.«Und der Dank an al-
     72,6% schauen in live um 10 Uhr!         le, die es ermöglichen, dass Woche
     Für die Hälfte der Befragten ist der     für Woche ein Gottesdienst gefeiert
     online Gottesdienst eine Alternati-      und übertragen werden kann, kam
     ve. 38% sind da noch unsicher. Mu-       deutlich zum Ausdruck.
     sik ist ein großes Thema. Für 60%
     sogar sehr wichtig. Aber wie ist das     André Carouge
     Erleben dieser Gottesdienste? Er-
     staunlich: Mehr als die Hälfte emp-
     finden den Gottesdienst genauso, als
     wären sie live in der Friedenskirche
26

     vor Ort dabei. Und sie sind der Mei-
     nung, nach Corona sollen die Got-
     tesdienste unbedingt weiter als Li-
     vestream übertragen werden. Die
     Gründe, weshalb Menschen zur-
     zeit auf das Onlineangebot zurück-
27 Berichte
Stellungnahme der Gemeindeleitung der
         Friedenskirche Remscheid zu Rassismus
            und rechtsradikalem Gedankengut

     Anfang 2020 stoße ich bei Face- Januar 2020 im regionalen Pastoren-
     book auf ein Video. Aufgenommen konvent mit den Kollegen über die-
     auf dem Marktplatz in Aue am 28. se »Predigt«zu sprechen. Gleichzei-
     Dezember 2019 – eine öffentliche tig wurden Text und Video in unse-
     NPD-Kundgebung unter dem The- re Gemeindeleitung hineingegeben.
     ma »Heimat bewahren«. Bei dieser Am Ende haben wir uns zu einer
     Veranstaltung gibt es die sogenann- Stellungnahme entschlossen, die wir
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     te »Predigt von Aue«, eine anti– be- am 31. August 2020 veröffentlicht
     ziehungsweise gegenkirchliche Re- haben. Den Text wollen wir an dieser
     de des »Pro-Chemnitz«– Vertreters Stelle noch einmal zugänglich ma-
     Martin Kohlmann. In dieser Rede chen. Er ist auch abrufbar auf unser
     geht es wohl auch um die Bibel. Al- Homepage unter
     lerdings werden ihre Inhalte so in- https://friedenskirche-remscheid.de/
     terpretiert, dass sie rechtes Gedan- wp-content/uploads/2020/09/
     kengut bestätigen sollen. Für mich 20200831-Positionspapier-Rassismus-
     war das die Initialzündung, am 16. Rechtsradikalität.pdf

                                          André Carouge
Aufgrund gesellschaftlicher Ent-          Gesellschaft gleichzeitig Herausfor-
wicklungen hat sich die Gemein-           derung und Chance. Kulturelle Ein-
deleitung der Friedenskirche Rem-         flüsse der Menschen aus Südeuropa,
scheid mit dem Thema »Rassismus           Asien und anderen Teilen der Welt
und rechtsradikales Gedankengut«be-       haben das Leben in Deutschland be-
fasst. Die Proteste in den USA, ras-      reichert und verändert. Viele neh-
sistische Tendenzen in Deutschland        men gerne die Vorzüge einer frei-
und Europa sowie das öffentliche          heitlichen Lebensgestaltung in einer
Auftreten rechtsradikaler Gruppie-        bunten Welt in Anspruch, genießen
rungen fordern von uns eine argu-         Urlaub in fremden Ländern, aber
mentativ klare Position.                  gleichzeitig befremdet manchen im
                                          Alltag das Anderssein der Menschen
Alt-Präsident Richard von Weizsä-         aus anderen Kulturen.
cker sagte, dass nur eine solidarische
Welt eine gerechte und friedvolle         Es ist eine durchaus menschli-
Welt sein kann. Mit der zunehmen-         che Reaktion, Unbekanntem zu-
den Individualisierung gerät immer        nächst misstrauisch gegenüber zu
mehr in Vergessenheit, dass Solidari-     stehen. Wenn dieses Misstrauen je-
tät das fragilste Element unserer frei-   doch von der Sorge, zu kurz zu kom-
heitlichen Gesellschaft ist. Jesus ruft   men, befeuert wird, ist es nicht mehr
in Markus 12, 31 dazu auf, unseren        weit, bis Fremdenfeindlichkeit ent-
Nächsten so zu lieben wie uns selbst.     steht. Dabei gilt das Gebot Gottes
Rassismus und Diskriminierung be-         aus 2. Mose 20, 17: »Du sollst nicht be-
ginnen dort, wo ein Mensch auf ei-        gehren deines Nächsten Haus. Du sollst
nen anderen herabschaut. Eine un-         nicht begehren deines Nächsten Frau,
terschiedliche Beurteilung von Men-       Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was
schen steht in klarem Gegensatz zum       dein Nächster hat.«Somit ist die Sor-
jüdisch-christlichen Menschenbild.        ge, zu kurz zu kommen, Neid. Dieser
Es gibt keine besseren oder schlech-      hat das Potenzial, die Gesellschaft zu
                                                                                      29 Berichte

teren, nützliche oder unnütze, ge-        spalten.
wollte oder ungewollte Menschen,
es gibt nur Menschen, die von Gott        Obwohl auch diese Aussagen in der
in aller Verschiedenheit gewollt, ge-     Bibel zu finden sind, werden immer
schaffen und geliebt sind.                wieder Bibelstellen im Alten Testa-
                                          ment herangezogen, um rassistische
Die äußere und kulturelle Verschie-       und diskriminierende Haltungen zu
denheit der Menschen ist im Zu-           rechtfertigen. So wird beispielsweise
sammenleben einer multikulturellen        die Stelle in 5. Mose 7, 1-5 zitiert, bei
Im Alten Testament wurde Israel von
                                             Gott erwählt. Dadurch entstand die
                                             Aufforderung Gottes, sich von an-
                                             deren Völkern zu separieren. Das
                                             Volk der Juden wird aus allen an-
                                             deren Völkern herausgehoben. Oh-
                                             ne Wissen um den Erwählungsge-
                                             danken Gottes scheint es so, als sei-
                                             en alle anderen Völker weniger wert.
                                             So wird bei Unkenntnis des Erwäh-
                                             lungsgedankens Gottes in die Bibel
                                             Rassismus hineininterpretiert. Die
                                             Erwählung dieses Volkes hat auch
     der es um die Warnung vor der Ge-       weiterhin Bestand. Christen und
     meinschaft mit den Heiden geht. Es      Christinnen glauben, dass alle Men-
     ist Juden verboten, mit diesen Völ-     schen Zugang zu Gott durch Jesus
     kern einen Bund zu schließen und es     Christus finden können: Erlösung,
     sollen keine Eheschließungen zwi-       unabhängig von Geschlecht, Kultur,
     schen Israeliten und Heiden stattfin-   Nationalität, Religion und eigener
     den. Betrachtet man die Stelle in ih-   Leistung. Allein durch Gnade.
     rem Kontext, so wird klar, dass bei
     solchen Ehen die Gefahr besteht, aus    Es ist eine Gefahr des Christen-
     Liebe zum heidnischen Partner sich      tums, dogmatisch und strikt in Gut
     aus der exklusiven Beziehung JAH-       und Böse oder Richtig und Falsch zu
     WES´s mit seinem Volk zu entfernen.     trennen und dies in eine politische
     Diese ist es jedoch, die in die Frei-   Dimension zu übertragen. Wenn die
     heit führt. In diesem Verbot könn-      Bibel zu einem Regelwerk degra-
     te man, ohne dass es die ursprüngli-    diert wird, steht an dessen Ende die
     che Absicht des Textes ist, Rassismus   Beurteilung oder sogar Verurteilung
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     hineininterpretieren. Die Texte der     des Anderen. Sobald sich der Glaube
     Bibel sind aber in ihrem geschicht-     von der unmittelbaren Beziehung zu
     lichen und kulturellen Kontext aus-     Gott entfernt und im Wesentlichen
     legungsbedürftig. Ansonsten kann in     zu einem Wertekanon degeneriert,
     sie eigenes und sogar völkisches oder   sind Diskriminierung und Rassis-
     nationalistisches Gedankengut hin-      mus auch unter Christen und Chris-
     eininterpretiert werden.                tinnen möglich. Deshalb müssen wir
                                             uns immer daran messen, was Jesus
sagte, als man ihn nach dem wich-        Ein inhaltlicher Diskurs wird unter-
tigsten Gebot fragte: »»Du sollst den    bunden, indem auf 2. Johannes 9-11
Herrn, deinen Gott, lieben von gan-      Bezug genommen wird: »Wer darüber
zem Herzen, von ganzer Seele und         hinausgeht und bleibt nicht in der Leh-
von ganzem Gemüt1«. Dies ist das         re Christi, der hat Gott nicht; wer in der
höchste und erste Gebot. Das andere      Lehre bleibt, der hat beide, den Vater und
aber ist dem gleich: »Du sollst deinen   den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt
Nächsten lieben wie dich selbst2«.       und bringt diese Lehre nicht, nehmt ihn
In diesen beiden Geboten hängt das       nicht auf in euer Haus und grüßt ihn
ganze Gesetz und die Propheten.3«        auch nicht. Denn wer ihn grüßt, der hat
Die Erlösung von unserer Selbstbe-       teil an seinen bösen Werken«.
zogenheit und unserem Versagen
schenkt Gott ohne Bedingungen je-        Eine Richtigstellung ist dringend von
dem Menschen, indem Gott ihn be-         Nöten [2]. Niemals waren Fremdlin-
freit, sein ganzes Leben IHM anzu-       ge ein vollständig assimilierter Teil
vertrauen.                               der jüdischen Gesellschaft. Gott hat
                                         in 2. Mose 22, 20 dazu aufgerufen,
Was uns beunruhigt, ist die Tatsache,    Fremdlingen Freiräume zu schaffen:
dass mit aus dem biblischen Kontext      »Einen Fremdling sollst du nicht bedrü-
gerissenen Zitaten politische Propa-     cken und bedrängen; denn ihr seid auch
ganda betrieben wird. Dazu werden        Fremdlinge in Ägyptenland gewesen«.
isoliert einzelne Sätze aus der Bibel    Außerdem fordert Gott in 3. Mo-
mit unserem bürgerlichen Kultur-         se 24, 22 eine Gleichbehandlung von
verständnis vermischt und als Gottes     Fremdlingen und Israeliten: »Es soll
Wille dargestellt. So wird beispiels-    ein und dasselbe Recht unter euch sein
weise behauptet, dass Fremdlinge in      für den Fremdling wie für den Einhei-
der Bibel vollständig assimiliert wa-    mischen; ich bin der HERR, euer Gott«.
ren und alle kulturellen und religiö-
sen Gepflogenheiten des Volkes Isra- Wer sich gegen ein Zusammenle-
                                                                                      31 Berichte

el übernahmen [1]. Ferner wird be- ben mit Menschen mit Migrations-
hauptet, dass die Bibel Ausländer als hintergrund ausspricht, bewegt sich
Strafe Gottes bezeichnet und dass ei- auch außerhalb unserer Verfassung
ne so genannte Umvolkung Gottes in Deutschland. So steht in Artikel
Zustimmung fände.                     1 des Grundgesetzes: »Die Würde des
                                      Menschen ist unantastbar. Sie zu ach-
1 5. Mose 6, 5                        ten und zu schützen ist Verpflichtung al-
2 3. Mose 19, 18                      ler staatlichen Gewalt.«und in Artikel
3 Matthäus 22, 37-40                  4 Absatz 2:
»Die Freiheit des Glaubens, des Gewis-       Remscheid, 31.08.2020
     sens und die Freiheit religiösen und welt-
     anschaulichen Bekenntnisses sind unver-      Die Gemeindeleitung der
     letzlich«. Glaube hat immer auch eine        Friedenskirche Remscheid K.d.ö.R.
     politische Dimension.
                                                  Melanie Bergerhoff
     Aus Gedanken werden Worte und                André Carouge
     aus Worten werden irgendwann Ta-             Lolita Erlenmaier
     ten. Es ist uns deshalb ein Anliegen,        Sören Hartman
     mit dieser Stellungnahme die Ge-             Hartmuth Müller
     danken auf das zu richten, was die           Oliver Noß
     Bibel zu gelingendem menschlichen            Kathrin Ottersbach
     Zusammenleben sagt. Als Fazit des            Michael Reidelstürz
     Geschriebenen möchten wir Kolos-             Mohamad Reza-Selimi
     ser 3, 10 ff. nennen: »Ihr habt den neu-     Matthias Schneider
     en Menschen angezogen, der erneuert          Hajo Sommer
     wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild        Patrick Stöter
     dessen, der ihn geschaffen hat. Da ist       Michael Weskott
     nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnit-
     tener oder Unbeschnittener, Nichtgrie-
     che, Skythe, Sklave, Freier, sondern al-     Quellen und Literatur:
     les und in allen Christus. So zieht nun
                                                  [1] Ansprache des Pro Chemnitz Vertreters
     an als die Auserwählten Gottes, als die
                                                       Martin Kohlmann am 28.12.2019 in Aue,
     Heiligen und Geliebten, herzliches Er-            Sachsen
     barmen, Freundlichkeit, Demut, Sanft-             https://www.youtube.com/watch?v=BcU-
                                                       K1UoVepU&fbclid=IwAR2wpkokG2AsvqK-
     mut, Geduld; und ertrage einer den an-           1GJjfFytM7jj4zgl7K551Bhm1GA20Qfd-
     dern und vergebt euch untereinander,              gnWitgPUwBE
     wenn jemand Klage hat gegen den an-          [2] Erklärung des Bundes Evangelisch-Frei-
     dern; wie der Herr euch vergeben hat, so
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                                                       kirchlicher Gemeinden in Deutschland
                                                       https://www.baptisten.de/aktuelles-
     vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an
                                                       schwerpunkte/nachrichten/artikel/rassen-
     die Liebe, die da ist das Band der Voll-          ungerechtigkeiten-und-unruhen-in-den-
     kommenheit.«                                      vereinigten-staaten/
Gemeindeversammlung am
                  30. September 2020

Jede Gemeindeversammlung ist span-
nend. Besonders gespannt war die
Gemeindeleitung darauf, wie viele
Gemeindeglieder sich unter den mo-
mentanen Rahmenbedingungen ein-
laden lassen und kommen. Wir ha-
ben uns gefreut, dass sich doch eini-
ge auf dem Weg gemacht haben. So
konnten wir am 30. September über
die wichtigsten Punkte als Gemeinde
befinden, so dass z.B. Menschen, die     Gemeindeversammlung ging es um
gerne in die Gemeinde aufgenom-          eine größere Investition, eine neue
men werden wollten, aufgenommen          Heizung für das Gemeindezentrum.
werden konnten. Dazu haben wir           Die alte Heizung aus dem Jahr 1998
aus ihrer bisherigen Geschichte ge-      fällt immer häufiger aus. Jetzt soll ei-
hört, sie kurz vorgestellt und uns ge-   ne moderne Heizung, für die es auch
freut, dass Menschen mit uns als Ge-     staatliche Förderungen gibt, die
meinde unterwegs sein wollen. Zu-        Energie spart und die Umwelt schont,
nächst haben wir die vier Täuflinge,     angeschafft werden. Dazu wurden
die wir bereits im Juli getauft haben,   maximal 20.000 Euro freigegeben.
aufgenommen. Dann sind uns zwei          Mit einer Information über die Ak-
Menschen aus einer anderen Ge-           tivität von Kleingruppen endet die
meinde unseres Bundes überwiesen         Gemeindeversammlung. Es wurde
worden und sechs Menschen haben          der Wunsch deutlich, dass das geistli-
um Aufnahme gebeten, die bereits an      che Leben gefördert werden und An-
                                                                                    33 Berichte

anderen Orten getauft wurden. Gott       gebote für einzelne Altersstufen ge-
macht seine Geschichte. Er macht         schaffen werden sollen. Wir wollen
sie mit Menschen. Und er macht sie       nicht in einer Corona-Lähmung ste-
heute. Das wurde deutlich und das        cken bleiben, vielmehr wünschen wir
macht froh.                              uns einen Aufbruch. Allen ist in die-
                                         sen Tagen deutlich: Vieles entschei-
In einem zweiten Teil wurde über         det sich auch daran, was möglich ist,
die Verwendung des Erntedank- und        und wie sich die Infektionszahlen in
Weihnachtsopfers entschieden. Wei-       den kommenden Wochen und Mo-
tere Informationen finden sich in        naten entwickelt werden.
dieser Ausgabe von GemeindeLe-
ben. Im letzten großen Punkt der         André Carouge
Ausbildungslehrgang ehrenamtlicher
                     Notfallseelsorger

                                            hohen persönlichen Engagement
                                            ausbilden. Ausbilder sind die Koor-
                                            dinatoren der Notfallseelsorgesyste-
                                            me aus Remscheid und Solingen, die
                                            Landespfarrerin für Notfallseelsorge
                                            Bianca van der Heyden sowie Klaus
                                            Bilstein, Referent im Landespfarramt,
                                            der gleichzeitig der Leiter des Kur-
                                            ses ist. Hinzu kommen für einzelne
     Notfallseelsorge wird mehr und         Themenbereiche externe Referenten.
     mehr von ehrenamtlichen Mitar-         Die noch laufende Ausbildung be-
     beiterinnen und Mitarbeitern getra-    gann coronabedingt verspätet am 13.
     gen. Auch im Bergischen Städtedrei-    August – gerade haben wir ein Aus-
     eck. Erstmalig findet jetzt ein Aus-   bildungsmodul wegen der Fallzah-
     bildungslehrgang für ehrenamtliche     len in unserer Region abgesagt. Den-
     Notfallseelsorger für Remscheid, So-   noch haben wir die Hoffnung, die
     lingen und Wuppertal in der Region     theoretische Ausbildung bis Januar
     statt, unterstützt vom Landespfarr-    2021 abzuschließen, damit dann die
     amt für Notfallseelsorge der Evan-     neuen Kollegen in die Hospitations-
     gelischen Kirche im Rheinland. Ur-     phase einsteigen können. Aber bis
     sprünglich sollte dieser Kurs in So-   dahin sind noch einige Themen zu
     lingen durchgeführt werden. Da die     bearbeiten.
     Räumlichkeiten im Haus der Evan-
     gelischen Kirche in Solingen unter     Zwei Situationen aus diesem Lehr-
     Coronabedingungen viel zu klein        gang waren für mich eindrücklich.
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     waren, findet die Ausbildung für 15    So haben wir mit den Auszubilden-
     angehende Notfallseelsorger in un-     den die Aussegnung von Verstorbe-
     serer Gemeinde in Remscheid statt.     nen »geübt«. Wo sonntags normaler-
     Frauen und Männer im Alter zwi-        weise die Kanzel steht, lag eine De-
     schen Ende 20 und Ende 60 mit ganz     cke auf dem Boden. Hier war die
     unterschiedlichen Berufen und Le-      Atmosphäre ganz dicht, weil sofort
     benserfahrungen lassen sich für eine   klar war, in was für einem schwieri-
     ehrenamtliche Mitarbeit mit einem      gen Setting Notfallseelsorge sich im
Einsatz bewegt. Notfallseelsorge ge-     Wir sind sehr froh, dass wir den
schieht meistens in einem »toxischen     Raum in der Friedenskirche für diese
Bereich«. Eine zweite Situation, eben-   Ausbildung haben. Ein großer Dank
falls für manchen herausfordernd,        gilt dafür der Gemeinde, den ich ger-
aber ganz anders, war die Begehung       ne auch im Namen der Ausbildungs-
der Müngstener Brücke bei bestem         gruppe übermittle.
herbstlichem Wetter, zusammen mit
Kräften der Solinger Berufsfeuer-        André Carouge
wehr.
                                                                                 35 Berichte
Vorbereitung WDR
                         Hörfunkgottesdienst

     Advent mitten im Herbst – so kom-      hen können, was Ende November
     men wir uns vor, die wir zurzeit ge-   überhaupt möglich ist. Gemeinde-
     rade den WDR Hörfunkgottesdienst       gesang wird es nicht geben. Wer fällt
     für den 1. Advent vorbereiten. Ganz    vielleicht quarantänebedingt aus,
     so adventlich ist uns noch gar nicht   den wir eigentlich fest eingeplant
     im goldenen Oktober zumute und         haben? Fragen über Fragen, die wir
     doch: Frühzeitig muss dieser Gottes-   nicht überblicken und bei welchem
     dienst geplant und vorbereitet wer-    wor nicht nur einen Plan A, sondern
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     den.                                   auch einen Plan B brauchen. Hilf-
                                            reich ist dabei unsere Vorerfahrung
     Wenn diese Ausgabe GemeindeLe-         mit dem ZDF. Ruhe bewahren – und
     ben erscheint, ist der Gottesdienst    sich gut vorbereiten. So sind wir auf
     bereits am 29. November live über      dem Weg und haben, wie ich fin-
     WDR 5 gesendet worden. Erschwe-        de, einen Gottesdienst mit einer gu-
     rend kommt in diesen Tagen natür-      ten Mischung von unterschiedlichen
     lich hinzu, dass wir gar nicht abse-   Musikstilen, interessanten State-
ments und einer guten adventli-
chen Botschaft vorbereitet. Wir freu-
en uns, nicht nur unsere Gemeinde,
sondern viele Menschen an den Ra-
dios an diesem 1. Advent zu Gast zu
haben. Wir wollen unsere Tore weit
und unsere Türen hoch machen und
so gemeinsam in den Advent aufbre-
                                        37 Berichte

chen. Begleitet werden wir bei un-
serer Vorbereitung von Pfarrer Ti-
tus Reinmuth, dem stellvertretenden
evangelischen Rundfunkbeauftrag-
ten beim WDR.

André Carouge
Gemeindeleitungswahl 2021

     Im nächsten Jahr stehen in der           gen wir als Gemeinde bis zu fünf Ge-
     Gemeindeleitung Veränderungen            meindemitglieder für die Gemein-
     an. Die Berufungszeit von Lolita         deleitung vor. Die vorgeschlagenen
     Erlenmaier, Sören Hartman, Patrick       Frauen und Männer müssen älter
     Stöter und Michael Weskott läuft         als 18 Jahre und seit mindesten zwei
     turnusgemäß aus. Zudem scheidet          Jahren Mitglied unserer Gemein-
     Matthias Schneider vorzeitig aus         de sein. Ausgenommen sind die Ge-
     der Gemeindeleitung aus. Lolita          meindeleitungsmitglieder, deren Be-
     Erlenmaier und Sören Hartman             rufungszeit nicht ausläuft, und die
     stehen nicht mehr zur Wiederwahl         Hauptamtlichen – die Kraft ihres
     zur Verfügung.                           Amtes in der Gemeindeleitung sind.
                                              Jedes Gemeindeglied bekommt da-
     Somit scheiden aktuell fünf Mit-         zu per Post einen Vorwahlschein
     glieder der Gemeindeleitung aus          (mit allen notwendigen Informatio-
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     und fünf Gemeindeglieder werden          nen und Erklärungen), auf dem bis
     in die Gemeindeleitung berufen.          zu fünf Gemeindemitglieder vorge-
                                              schlagen werden können. Die Schei-
     Diese Berufung sprechen nicht wir        ne werden dann etwa vier Wochen in
     als Gemeinde aus. Vielmehr beruft        einer Wahlurne in der Gemeinde ge-
     Gott. Unsere Aufgabe ist es, diese Be-   sammelt. Alternativ kann der Schein
     rufung per Wahl nachzuvollziehen.        auch per Post an die Gemeinde ge-
     Unsere Satzung und Wahlordnung           schickt werden. Die Vorschläge wer-
     sieht dabei folgenden Ablauf vor:        den anschließend ausgewertet und
     In der Vorwahl Anfang 2021 schla-        eine Kandidatenliste veröffentlicht.
Diese besteht idealerweise aus sie-
ben oder acht Personen, die sich zur
Wahl aufstellen lassen.

Ein spannender und auch heraus-
fordernder Prozess. Wen schlage ich
vor? Woher soll ich wissen, wer be-
rufen ist? Bin ich vielleicht selbst be-
rufen? Als Anhaltspunkt kann uns           Auch hier sind unsere Gebete und
1.Timotheus 3,8-13 dienen. Dort            unser Hören auf Gott gefragt. Wie
schreibt Paulus über den Leitungs-         können wir sonst nachvollziehen,
dienst in der Gemeinde. Lasst uns          wen Er schon längst berufen hat? Ich
das im Hinterkopf behalten und mit         mich freuen, wenn viele ihre Stim-
Gott ins Gespräch kommen. Viel-            me abgeben, ob per Briefwahl oder
leicht hilft auch ein Blick in Ge-         in der Gemeindeversammlung. Aus
meindeverzeichnis oder Gespräche           eigener Erfahrung weiß ich, wie sehr
mit anderen Gemeindemitgliedern.           eine zahlreiche Teilnahme die neuen
Wenn wir dann einen oder mehre-            Gemeindeleitungsmitglieder in ih-
re Vorschläge haben, ist es sicherlich     rer Berufung bestärkt und ihnen Zu-
auch hilfreich, mit diesen Geschwis-       spruch für die kommenden Aufga-
tern zu reden. Können sie sich vor-        ben ist.
stellen, diese Aufgaben anzunehmen?
Sehen sie diese Berufung ebenfalls         Lasst uns zusammen als Gemeinde
für sich? Ich wünsche mir, dass sich       herausfinden, wen Gott in der Ge-
viele an diesem Prozess beteiligen.        meindeleitung sieht. Lasst uns offen
Die Wahl findet dann in einer Ge-          für neue Gedanken sein und nicht
meindeversammlung im März 2021             nur an die Gemeindemitglieder den-
statt – unter Berücksichtigung aller       ken, die uns nahe stehen. Lasst uns
                                                                                  39 Berichte

dann geltenden Corona-Bestimmun-           auch mutig sein, wenn wir selbst ei-
gen. Aus der Kandidatenliste kön-          ne Berufung hören.
nen dann bis zu fünf KandidatInnen
angekreuzt werden. Die Stimmabga-          Die Vorwahl beginnt am 17. Janu-
be kann aber auch per Briefwahl er-        ar 2021. Alle Informationen dazu er-
folgen. Dazu müsst ihr euch bei Ka-        haltet ihr frühzeitig per Post. Alle
thrin Ottersbach melden - sie wird         weiteren Informationen und Termi-
euch dann die entsprechenden Un-           ne werden euch ebenfalls rechtzeitig
terlagen und Informationen zukom-          mitgeteilt.
men lassen.
                                           Kathrin Ottersbach
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