RUSH - Alles für den Sieg
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James Hunt (CHRIS HEMSWORTH) posiert mit seinen Fans während Niki Lauda (DANIEL BRÜHL) ihm dabei zusieht. RUSH – Alles für den Sieg Zwei Leben auf der Überholspur: Anfang der 70er kämpft er sich zurück und tritt nur wenige Wochen Jahre kämpfen die höchst unterschiedlichen Ri- später zu einem erneuten Showdown mit Hunt in Ja- valen Niki Lauda (DANIEL BRÜHL) und James pan an. Wieder regnet es stark, das Rennen soll ab- Hunt (CHRIS HEMSWORTH) um den Aufstieg in gebrochen werden, doch beide Rivalen liefern sich den Rennfahrer-Olymp. Während der disziplinierte ein atemberaubendes Duell … Lauda ehrgeizig an seiner Karriere feilt, stürzt sich Naturtalent Hunt ins glamouröse Jetset-Leben. Ihre Regisseur und Oscar®-Preisträger Ron Howard Rivalitäten tragen sie nicht nur in spektakulären („ Illuminati“, „A Beautiful Mind“ – „Genie und Rennen aus, sondern auch in heftigen Wortgefechten Wahnsinn“, „Apollo 13“) entfaltet mit RUSH – jenseits der Rennbahn. Immer wieder heißt es: Hunt ALLES FÜR DEN SIEG ein stylish-cooles Zeitgeist- gegen Lauda – der Rockstar und Playboy der Formel porträt der glamourösen 1970er Jahre gespickt mit 1, verheiratet mit dem erfolgreichsten Model seiner Adrenalin und atemberaubender Action und erzählt Generation, Suzy Miller (OLIVIA WILDE), gegen von einer Zeit, als Sex noch safe und Autofahren den messerscharfen Strategen und Perfektionisten. gefährlich war. In den Hauptrollen der Formel Bis zum legendären Rennen 1976 am Nürburgring, 1-Helden brillieren Chris Hemsworth („Snow der gefährlichsten aller Rennstrecken, steht Lauda White and the Huntsman“, „Marvel’s The Avengers“, auf dem ersten Tabellenplatz. Doch auf regennasser „Thor“) als James Hunt und Daniel Brühl („Inglori- Fahrbahn baut er einen dramatischen Crash, seine ous Basterds“, „Good Bye Lenin!“) als Niki Lauda. Frau Marlene (ALEXANDRA MARIA LARA) bangt Die Frauen an ihrer Seite werden von Olivia um sein Leben. Mit schier übermenschlichem Willen Wilde („Tron: Legacy“, TV-Serie „Dr. House“) und –1–
Hunt feiert seinen Formel 1-Sieg. Alexandra Maria Lara („Rubbeldiekatz“, „Con- Die unglaubliche Saison von 1976 trol“) verkörpert. Für das Drehbuch zeichnete der Oscar®-nominierte Autor Peter Morgan („Frost/ In ihrer frühen Phase ließ die Rennsaison 1976 nicht Nixon“, „Die Queen“) verantwortlich, die atember- erahnen, dass sich zwischen den zwei erbitterten aubende visuelle Umsetzung schuf der renommi- Konkurrenten ein denkwürdiges Drama entfesseln erte britische Kameramann Anthony Dod Mantle würde. Der Titelverteidiger Niki Lauda errang in sei- (Oscar® für „Slumdog Millionär“), den Soundtrack nem Ferrari in den ersten neun Rennen sechs Siege komponierte Hans Zimmer („The Dark Knight Ris- und gewann die Großen Preise von Brasilien, Südaf- es“, „Pirates of the Caribbean“). RUSH – ALLES FÜR rika, Belgien, Monaco und Großbritannien. Bei den DEN SIEG ist eine britisch-deutsche Koproduktion Formel-1-Rennen in Spanien und den Vereinigten und wurde in England und Deutschland, u.a. am Staaten stand er als jeweils Zweitplatzierter und in Originalschauplatz Nürburgring, gedreht. Gefördert Schweden als Dritter auch jeweils auf dem Sieg- wurde der Film von der Film- und Medienstiftung ertreppchen. NRW und der MFG Filmförderung Baden-Würt- temberg. Deutsche Koproduzenten sind Egoli Tossell Nach der Hälfte der Saison (also nach acht Rennen) Film und Action Concept. war der Punkteabstand, den sich Lauda und Ferrari erfahren hatten, nahezu uneinholbar. Der Nächst- platzierte lag mehr als die doppelte Punktzahl hint- er dem Champion. Während Lauda nach Belieben VOR DER PRODUKTION dominierte, haderte James Hunt – der Pilot, der sich schließlich als sein ärgster Konkurrent erweis- Beginn einer Rivalität: en sollte – mit dem Schicksal. In seinem ersten Jahr Der Weg zur Weltmeisterschaft von 1976 als Fahrer für McLaren schied er bei vier der ersten sechs Rennen aus. 1975 wurde der österreichische Rennfahrer Niki Lauda in einem Ferrari Weltmeister der Formel 1 und been- Selbst wenn er gewann, wurde Hunt von Kontro- dete einen Lauf von Ford, der sieben Jahre angehalten versen verfolgt. Obwohl er Niki Lauda beim vi- hatte. Damit waren die Grundlagen geschaffen für erten Rennen, beim spanischen Grand Prix, auf der die dramatische Saison 1976, die im Mittelpunkt von Zielgeraden bezwang, wurde Hunt schließlich von RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG steht. den Offiziellen nach dem Rennen disqualifiziert. –2–
Sie entschieden, dass sein Marlboro McLaren-Ford Hunt sprang für den Neustart in den Ersatzwagen M23 zu breit war. McLaren legte Protest ein und seiner Mannschaft – wie auch Lafitte und Regaz- argumentierte, die Diskrepanz rühre daher, dass zoni, doch sie wurden umgehend disqualifiziert. die Reifen während des Rennens größer geworden Nach dem Rennen legten Ferrari und zwei weitere waren. McLaren bekam schließlich Recht, aber erst Rennställe Protest gegen Hunts Sieg in einem Er- nach zwei Monaten Streitigkeiten wurden Hunt die satzwagen ein. McLaren beharrte darauf, dass die Punkte wieder gutgeschrieben. gängigen Neustartregeln nicht gültig waren, weil keine komplette Runde absolviert worden sei. Die Hunt gewann das achte Rennen, den Großen Preis Formel-1-Offiziellen gaben dem Ferrari-Protest Re- von Frankreich, nachdem Lauda wegen Reifenprob- cht, nahmen Hunt den Sieg weg und erklärten Lauda lemen aufgeben musste. Zu diesem Zeitpunkt war es zum offiziellen Sieger des Rennens. das einzige Rennen, das der Österreicher nicht bis zu Ende gefahren hatte. Vor dem zehnten Rennen der Saison, dem Großen Preis von Deutschland, war Hunt ein bisschen näher Nach seinem Triumph in Frankreich kehrte Hunt als an Lauda herangekommen, aber er lag immer noch Held in seine Heimat zurück, um als Favorit beim satte 23 Punkte hinter dem Kontrahenten – sieben Großen Preis von Großbritannien in Brands Hatch Rennen vor Abschluss der Meisterschaft. Es hätte ins Rennen zu gehen. Lauda versetzte der Stimmung schon mit dem Teufel zugehen müssen, Lauda seinen der britischen Anhänger allerdings erst einmal ein- zweiten Weltmeisterschaftstitel streitig zu machen. en Dämpfer, als er die Pole Position ergatterte und die erste Hälfte des Rennens mühelos dominierte. 15 All das änderte sich in Deutschland. Minuten vor Ende des Rennens machten sich aller- dings Probleme mit der Gangschaltung bemerkbar. Hunt übernahm die Führung – das Publikum ras- tete aus vor Begeisterung. Hunt gewann das Rennen, Konfrontation mit dem Tod am Nürburgring Lauda ging als Zweiter durchs Ziel. Obwohl die Formel 1 bereits in den Sechzigerjahren Aber wieder schlug eine Kontroverse Hunt ein damit begonnen hatte, stringentere Sicherheitsin- Schnippchen. Der Große Preis von England musste novationen zu etablieren, wurden diese Maßnahmen nach einer Karambolage nach der ersten Runde zu- nächst abgebrochen und dann wieder neu gestart- et werden. Clay Regazzoni, Laudas Teamgefährte bei Ferrari, hatte Lauda sofort nach dem Start attacki- ert. Ihre Wagen berührten sich. Regazzoni geriet ins Schleudern und sein Wagen wurde von Hunt und Jacques Lafitte getroffen. Obwohl der Rest des Feldes sicher pas- sieren konnte, sorgten die Trümmer auf der Fahrbahn dafür, dass das Rennen noch einmal neu gestartet werden musste. Ein Mechaniker (JAMIE SIVES) wird von Lauda geschult. –3–
häufig von den technologischen Entwicklungen er Autobiographie „Meine Story“. „Die Strecken- überholt, die es den Autos erlaubten, immer noch führung machte ihn zum schwierigsten Kurs, den schneller zu fahren. In den ersten 56 Jahren des man sich vorstellen konnte. Es war im Grunde ein Sports waren im Schnitt drei Fahrer pro Jahr ums Ding der Unmöglichkeit, die Strecke in ihrer Gänze Leben gekommen. Von 1965 bis 1975 verloren ins- sicher zu gestalten.“ gesamt 13 Formel-1-Fahrer ihr Leben bei Unfällen auf der Rennstrecke. Trotz seiner Vorbehalte qualifizierte sich Lauda dafür, unmittelbar hinter Hunt als Zweitplatzierter Keine Kurve auf den Rennkursen weltweit war in den Großen Preis von Deutschland 1976 zu gehen. berüchtigter als die Nordschleife am Nürburgring. Am Morgen des Rennens am 1. August 1976 war die Die Formel-1-Legende Jackie Stewart gab der Strecke Wettervorhersage für den Nürburgring wie so oft nicht von ungefähr den Spitznamen „die grüne unklar. Kurz vor dem Start des Rennens begann es Hölle“. Eingebettet in die Berge der Eiffel etwa 100 zu regnen, und die meisten Teams wechselten ihre Kilometer südlich von Köln, ist der „Ring“ oft feucht, Reifen entsprechend. Rückblickend erwies sich das trüb oder neblig. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die als strategischer Fehler, denn der Regen hörte auf, Wetterbedingungen an verschiedenen Punkten der und ein steifer Wind sorgte dafür, dass der Asphalt Strecke variieren. Die 28 Kilometer lange, von Bäu- schnell trocknete. men gesäumte Strecke hat unglaubliche 177 Kurven. Laudas Start ins Rennen war schwach, schnell lag Lauda, einer der engagiertesten Fürsprecher des er weit hinter der Spitzengruppe. Er erinnert sich Sports bezüglich Fahrersicherheit, machte kein Hehl noch an einen Boxenstopp, um die Reifen wieder aus seiner Abneigung, am Nürburgring an den Start zu wechseln. Es ist seine letzte Erinnerung an das zu gehen. Bei einem Fahrertreffen im Frühjahr 1976 Rennen. Als er auf eine Kurve zufuhr, brach eine schlug er einen Fahrerboykott des Nürburgring vor, Gelenkstange seines Ferrari. Das Auto stellte sich wurde aber überstimmt. Auf Betreiben von Jackie seitlich, rammte in die Böschung, hob ab und knallte Stewart hatten die Verantwortlichen von 1974 bis wieder auf die Strecke. 1976 zwar beträchtliche Summen Geld in die Ver- besserung der Sicherheit mit Hilfe von Zäunen und Dem ersten Wagen dahinter gelang es noch, Lauda Leitplanken gesteckt. Dennoch galt der „Ring“ wei- und den Trümmern auszuweichen. Das zweite Ren- terhin als brandgefährlicher Rennkurs. nauto, gesteuert von Brett Lunger, raste jedoch in Laudas Wagen, der zu brennen begann. Das näch- „Die Probleme, die vom Nürburgring ausgingen, ste Auto, gesteuert von Harald Ertl, rammte in die waren augenfällig“, schrieb Lauda später in sein- beiden Wagen vor ihm. Lunger und Ertl blieben –4–
unverletzt, aber Laudas Auto ging in Flammen auf. Vier Tage lang schwebte Lauda in Lebensgefahr. Mehrere Fahrer, unter ihnen Lunger und Ertl, ver- Aber Lauda gab nicht auf. Weil er zu diesem Zeit- suchten mit allen ihnen zur Verfügung stehenden punkt fast völlig blind war, konzentrierte er sich auf Mitteln, Lauda aus dem brennenden Vehikel zu ret- Stimmen, um bei Bewusstsein zu bleiben. Nach sein- ten. Schließlich gelang es ihnen, Lauda zu befreien er Heilung begann er sofort, seine Rückkehr in die und in Sicherheit zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt Formel 1 zu planen – noch in derselben Saison. Mit hatte er allerdings bereits lebensgefährliche Verbren- einem Therapeuten als ständigen Begleiter traini- nungen erlitten. erte er jeden Tag zwölf Stunden lang. „Ich habe mich Lauda wurde in die Intensivstation in Mannheim schnell von der Verletzung meiner inneren Organe ausgeflogen. Dort arbeitete eine Gruppe von sechs erholt“, schrieb Lauda. „Meine oberflächlichen Ver- Ärzten und 34 Krankenschwestern unermüdlich letzungen erwiesen sich allerdings als komplizierter.“ daran, Laudas Leben zu retten. Er hatte Verbrennun- gen dritten Grades an Kopf und Handgelenken er- Da waren nicht nur die schweren Verbrennungen litten, mehrere gebrochene Rippen, ein gebrochenes in Laudas Gesicht. Seine Augenlider waren wegge- Schlüsselbein und Jochbein. Noch besorgniserregen- brannt. Schönheitschirurgen hatten unterschiedli- der war indes die Beschädigung seiner Lunge, weil che Ansichten über die von ihm gewählte Therapie, er die Giftgase der Feuerlöscher eingeatmet hatte, aber Lauda beharrte auf einen Schweizer Chirurgen, mit denen man gegen das Feuer an der Unfallstelle der Haut hinter seinen Ohren abschnitt, um neue vorgegangen war. Augenlider daraus zu formen. Obwohl Hunt den Großen Preis von Deutschland ge- wann, gehörten die Schlagzeilen der Tageszeitungen am nächsten Tag Laudas Unfall und dem verzweif- elten Überlebenskampf des Formel-1-Champions. Hunt und Lauda treffen sich wieder. –5–
konnte. Es gelang ihm sogar, seinen Vorsprung auf Hunt wieder auszubauen, nachdem dieser bereits bei der Qualifikation Probleme hatte und das Rennen schließlich nicht beenden konnte. Aber Hunt schlug zurück. Er gewann die Großen Preise von Kanada und der Vereinigten Staaten, während Lauda sich mit den Plätzen acht bezie- hungsweise drei begnügen musste. Zwischenzeitlich entzog die Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) die Punkte für Hunts Triumph in England am 18. Juli. Nun hatte Lauda wieder einen Vorsprung von drei Punkten, 68:65. Das letzte Rennen der Sai- son, der Große Preis von Japan, musste also über die Weltmeisterschaft entscheiden. Obwohl Hunt immer noch hinter Lauda platziert war, galt der attraktive junge Brite zu diesem Zeitpunkt als heißester Fahrer im Rennzirkus. Lauda mochte vier der ersten sechs Rennen des Jahres gewonnen haben, aber Hunt ging bei den letzten sechs Rennen viermal als Sieger durchs Ziel. In Japan qualifizierten sich Hunt und Lauda als Zweiter beziehungsweise Dritter für das Rennen. Die Pole Posi- tion ging an Mario Andretti. Lauda hatte einen triftigen Hunt schiebt sich nach vorn, Lauda kehrt zurück Grund, sich den Kopf über die Wettervorhersage zu ze- rbrechen. Er wusste, dass Hunts Wagen bei Regenwet- Während Lauda pausieren musste, sammelte Hunt ter einen klaren Vorteil auf einer nassen Strecke hatte. Punkte und verkürzte den Abstand zu seinem Er machte sich außerdem Sorgen über seine nach wie Konkurrenten zusehends. Er sicherte sich die Pole vor beeinträchtigten Augen, weil er nicht wusste, wie für den Großen Preis von Österreich und belegte gut er bei Regen würde sehen können. im Rennen Platz vier. Auf Österreich folgte ein Tri- umph beim Großen Preis der Niederlande. Damit Laudas schlimmste Befürchtungen trafen ein, als sich war Laudas Vorsprung auf zwei Punkte zusammeng- in der Nacht vor dem Rennen ein sintflutartiger Wolk- eschrumpft. Er hatte 58 Punkte, Hunt 56 Punkte. enbruch über dem Fuji International Speedway entlud Vier Rennen standen noch aus. Da es unmöglich er- und sich am Renntag zum Regen auch noch Nebel schien, dass Lauda noch einmal ins Geschehen ein- gesellte. Hunt und Lauda, die beide Mitglieder des greifen würde, sah alles danach aus, dass Hunt Welt- Komitees für Fahrersicherheit waren, plädierten dafür, meister werden würde. das Rennen zu verschieben. Ihre Bitten blieben jedoch ungehört. Zwar wurde der Start um 100 Minuten ver- Dann kam die unfassbare Nachricht aus Laudas La- schoben, aber das Rennen fand ansonsten statt wie ge- ger: Der amtierende Weltmeister hatte vor, schon plant. beim Großen Preis von Italien am 12. September 1976 wieder ins Geschehen einzugreifen – gerade Hunt erwischte den besseren Start, während Lauda einmal sechs Wochen nach dem Unfall, der ihn bein- bald zurückfiel. Nach zwei Runden lenkte Lauda seinen ahe das Leben gekostet hätte. Es kam einem Wunder Wagen in die Box und schaltete den Motor aus. „Es ist gleich, dass Lauda in Italien von der fünften Position zu gefährlich“, sagte der Österreicher. ins Rennen ging und es als Viertplatzierter beenden –6–
Der Brite führte 61 von 73 Runden und rutschte dann Wenn ich am entscheidenden Moment etwas weni- hinter Andretti und Patrick Depailler auf Platz drei. ger angespannt gewesen wäre, wenn ich es locker Dafür sicherte er sich in der Endabrechnung vier genommen hätte und einfach versucht hätte, die Punkte und gewann die Weltmeisterschaft – mit ei- nötigen Punkte für die Meisterschaft zu erreichen, nem Punkt Vorsprung vor Niki Lauda. Der Triumph dann könnte ich heute auf vier Weltmeistertitel zu- kam für Hunt völlig überraschend: Nach einem Box- rückblicken anstatt auf drei. Aber ich will ganz ehr- enstop spät im Rennen hatte er den Überblick verlor- lich sein: Das ist mir egal.“ en, auf welchem Platz er gerade fuhr. Das Ende einer Ära „Ich denke, es war eine unglaublich mutige Entsc- heidung von Niki, aus dem Rennen auszusteigen. Ich Lauda kehrte 1977 zur Formel 1 zurück und sicherte kann mir vorstellen, wie er sich gefühlt haben muss“, sich die Weltmeisterschaft in diesem Jahr im? Ferra- erzählte Hunt später der Sports Illustrated. „Unter ri. Es ist aber das Jahr 1976, das sich auch Jahrzehnte den Umständen war er wirklich wagemutig. Um der später in das Gedächtnis von Autosportfans welt- Wahrheit Genüge zu tun, muss ich sagen, dass das weit eingebrannt hat. Später wechselte Niki Lauda Rennen unter den Umständen niemals hätte gestartet zu McLaren und gewann schließlich 1984 seinen werden dürfen. Nikis Entschluss, nicht weiter fahren dritten Titel mit einem halben Punkt Vorsprung vor zu wollen, ist absolut nachvollziehbar. Wer hätte in seinem Teamkollegen Alain Prost. Nach der Saison seiner Situation, nach dem Unfall am Nürburgring 1985 zog sich Lauda vom aktiven Rennsport zurück. und all dem, nicht dieselbe Entscheidung getroffen?“ Die schweren Verbrennungen am Kopf, die er 1976 Lauda verließ die Rennstrecke umgehend. Der zu bei seinem Unfall in Deutschland erlitten hatte, ha- erwartende Medientrubel nach dem Rennen wäre ben extreme Narben bei Lauda hinterlassen. Er ver- emotional zu überwältigend für ihn gewesen. Selbst lor fast sein ganzes rechtes Ohr sowie sein Haar auf Jahre später bereute er seine damalige Entscheidung der rechten Seite des Kopfes, seine Augenbrauen nur bedingt: „Ich sehe den Verlust der Meisterschaft und seine Augenlider. Er unterzog sich wiederher- 1976 heute anders, als ich es damals tat, aber ich stellender Operationen, um seine Lider zu ersetzen mache keinen Rückzieher von meiner Entscheidung. und die neuen Lider wieder normal funktionieren zu lassen. Er hatte aber nie das Bedürfnis, weitere plastische Chirurgie über sich ergehen zu lassen. Seit seinem Unfall trägt er stets eine Kappe, um seine Narben am Kopf zu be- decken. Lauda ist der Autor von fünf Büchern und besaß eine eigene Fluggesellschaft, Lauda Air, die er im Dezem- ber 2000 an Austrian Airlines verkaufte. Hunts dramatischer Schlaga- btausch mit Lauda resultierte im einzigen Weltmeistertitel des britischen Rennfahrers. Nach der Saison 1979 zog sich –7–
Hunt vom Rennsport zurück. Viele Jahre arbeitete er als (2006) ein, die Konflikte von Königin Elizabeth II Sportmoderator bei Autorennen für BBC Sports. Außer- nach dem Tod von Lady Diana in Die Queen (2008), dem war er Berater junger Fahrer. 1993 starb Hunt an das Drama hinter den Kulissen von David Frosts In- den Folgen eines Herzinfarkts. Er war 45 Jahre alt. terview mit dem damaligen US-Präsidenten Richard Nixon im Jahr 1977 in Frost/Nixon (2008), sowie die Beziehungen des britischen Premierministers Tony Blair sowohl mit seinem Nachfolger Gordon Brown (in „The Deal“) und dem ehemaligen US-Präsident- VOR DER PRODUKTION en Bill Clinton (in „The Special Relationship“). Für seine Arbeit an The Queen und Frost/Nixon erhielt Die Rückkehr der PS-Ritter: Morgan Oscar®-Nominierungen. „Ich bin in Eng- Die Entwicklung von land aufgewachsen und wusste damals alles über RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG James Hunt“, erinnert sich Morgan. „Nikis Seite der Geschichte war mir indes nicht geläufig.“ Der britische Drehbuchautor Peter Morgan ist über- zeugt, dass die Rivalität zwischen Niki Lauda und Der Drehbuchautor, der in Österreich lebt, sprach James Hunt und ihre packenden Zweikämpfe auf den Lauda an, um mit ihm über ein Filmprojekt zu spre- Formel-1-Rennstrecken der Welt im Jahr 1976 eine chen, in dessen Mittelpunkt die turbulente Rennsai- Geschichte erzählen, die wteit über Sportberichter- son 1976 stehen sollte. Lauda willigte ein und lief- stattung hinausgeht. erte Morgen während dessen Recherche wertvolle Informationen. „Wir hatten viele Diskussionen über Morgan hat sich einen Namen gemacht als Meister den Hollywood-Film und die Realität“, berichtet von Filmdrehbüchern, die sich mit der modernen Lauda. „Ich habe ihn immer wieder zurück in die Geschichte befassen. Er fing die Intrigen in Uganda Realität gebracht. Das waren wirklich interessante unter dem brutalen Diktator Idi Amin in Der letzte Gespräche.“ König von Schottland – In den Fängen der Macht –8–
Morgans Faszination für die unglaubliche Geschichte padias preisgekrönte Dokumentation Senna (2010) nahm zu, je länger er an seinem Drehbuch feilte. Er koproduziert, die auf dem Leben des legendären erklärt: „Ich habe es ohne Auftrag geschrieben. Ich Formel-1-Champions Ayrton Senna basiert. Sein In- fand es interessant, aber ich bin auch ein Engländer, teresse am Rennsport ist allerdings ungebrochen. der mit einer Österreicherin verheiratet ist und in Wien lebt. Ich hatte keine Ahnung, ob das außer mir Fellner erzählt, dass er sich schon als Junge für Renns- jemanden interessieren würde. Als ich das Drehbuch port begeistert hatte. „Die Mittsiebziger waren die Zeit, fertig gestellt hatte und herumzeigte, fand ich andere in der meine Begeisterung für die Formel 1 geweckt Leute, die genauso fasziniert waren wie ich.“ wurde. Das waren die Tage von Hunt und Hesketh. Ich war als Teenager in der Schule, und Formel 1 war Einer der Ersten, dem Morgan das Drehbuch zum ein wichtiger Bestandteil des wöchentlichen Sportkal- Lesen gab, war der langjährige Produzent von Mi- enders. Diese Jungs waren Gladiatoren – unglaublich chael Winterbottom, Andrew Eaton, mit dem Mor- sexy und unglaublich aufregend, weil sie Woche für gan bereits an Fernando Mereilles’ Drama 360 (2010) Woche Würfel mit dem Tod warfen. Sie waren Rock- gearbeitet hatte. „Ich wusste von dem Projekt, weil stars, und niemand personifizierte das stärker als James ich an einem anderen Film mit Peter arbeitete“, sagt Hunt.“ Eaton. „Damals drückte er mir das Drehbuch in die Hand, und ich war sofort begeistert.“ Mit Filmen, die von romantischen Komödien wie Vier Hochzeiten und ein Todesfall (1995) und Tatsächlich Eaton, ein Mitbegründer von Revolution Films, er- … Liebe (2003) hin zum letztjährigen Blockuster Les kannte umgehend, dass der Stoff zwar in der glam- Misérables (2012) reichen, hat die in London ansässi- ourösen und aufregenden Welt der Formel 1 ang- ge Working Title dem weltweiten Filmgeschehen ihren esiedelt war, aber doch in erster Linie die Geschichte Stempel aufgedrückt. Für die Produktionspartner Bev- zweier grundverschiedener Persönlichkeiten er- an und Fellner zieht sich ein Element als roter Faden zählte. „Es ist eine Charakterstudie zweier Männer: durch ihre Projekte: Die Geschichte ist wichtiger als das einer ein Österreicher, der andere ein Brite“, meint Spektakel drum herum. „Ich habe in den Achtziger- Eaton. „Es geht hauptsächlich um diese beiden, um jahren mit dem Filmemachen begonnen. Seither war ihre verschiedenen Stile und ihre verschiedenen es immer mein Traum gewesen, einen Film über die Lebensweisen. Aber dann ist da zusätzlich noch kurze, aber glanzvolle Beteiligung von Lord Hesketh diese großartige Kulisse des Motorsports, der For- mel 1, was den Stoff zu einer Charakterstudie mit viel Action machte.“ Die Themen und der zeitliche Rahmen von RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG riefen den Produzenten Eric Fell- ner auf den Plan, der mit seinem Geschäftspartner Tim Bevan die Produk- tionsfirma Working Title Films besitzt und betreibt. Sie hatten bereits Asif Ka- –9–
am Rennsport zu realisieren“, berichtet Fellner. „Wir mit Cross Creek komplett zu kofinanzieren und haben das Projekt nie vom Boden bekommen, aber sich außerdem um den internationalen Verleih und Jahre später wurde ich gefragt, ob wir uns nicht an ein- das Marketing des Films zu kümmern. East merkt er Doku über das Leben von Ayrton Senna beteiligen an: „Ron Howard war so fest entschlossen, RUSH – wollten. Ich fand, dass eine Dokumentation ein guter, ALLES FÜR DEN SIEG als unabhängig finanzierten preiswerter Weg wäre, sich an das Thema heranzuwa- Film umzusetzen, dass uns sofort klar war, dass wir gen. Ich war mir immer sicher, dass ein Spielfilm über auf die Unterstützung unserer internationalen Part- die Formel 1, speziell wenn er in der Vergangenheit ner bauen konnten.“ spielen sollte, unfassbar teuer werden würde. Dann legten mir Peter Morgan und Andrew Eaton dieses Die Leidenschaft, die Persönlichkeiten und die ex- Drehbuch vor, von dem sie überzeugt waren, dass man treme Rivalität der beiden Hauptfiguren – sowie es für einen vernünftigen Preis würde realisieren kön- seine Erfahrungen bei seiner vergangenen Zusam- nen. Ich konnte einfach nicht widerstehen – und mir menarbeit mit Peter Morgan – überzeugten den nichts, dir nichts war ich an Bord.“ zweifachen Oscar®-Gewinner Ron Howard, bei Brian Oliver, Präsident von Cross Creek Pictures, die RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG Regie führen zu sowohl bei der Kritik wie beim Publikum erfolgre- wollen. „Ich hatte das immense Vergnügen gehabt, iche Filme wie Black Swan (2010), The Ides of March mit Peter an Frost/Nixon arbeiten zu können. Als – Tage des Verrats (2011) und Die Frau in Schwarz er mir von dem faszinierenden Konflikt zwischen (2012) produziert haben – die beiden letzteren ge- diesen beiden großartigen Figuren erzählte, fand meinsam mit Exclusive Media –, fand ebenfalls, dass ich die Geschichte absolut unwiderstehlich“, erklärt die Kulisse sowie die dramatischen Elemente RUSH Howard. „Die Figuren sind so üppig gezeichnet. – ALLES FÜR DEN SIEG zu einem faszinierenden Die Rivalität zwischen James Hunt und Niki Lau- Filmstoff machten. Oliver erklärte sich bereit, an der da war dramatisch. Es war gewalttätig, sexy. Und es Finanzierungsstruktur zu arbeiten, und nahm umgehend Kontakt auf mit den ausführenden Produzenten Nigel Sinclair und Guy East, die Executive Media betreiben – ein Ministu- dio, zu dessen kommenden Projekten Park- land (2013), das von der Kritik gelobte End of Watch (2012), Snitch – Ein riskanter Deal (2013) und, mittels ihres Dokulabels Spitfire Pictures, die Oscar®-prämierte Doku Unde- feated (2012) gehören. „Ich las das Drehbuch und dachte umgehend: ‘Wow, da müssen wir mitmachen!’“, erinnert sich Oliver. „Es war eines dieser Drehbücher, in dem es um so viel mehr geht als bloß Sport, in dem es schließlich einfach nur um die Figuren geht.“ Sinclair sieht die Sache ähnlich: „Als Formel- 1-Fan sah ich sofort das Potenzial, dass diese moderne Gladiator/Rivalität-Geschichte ein ganz großes Publikum ansprechen könnte.“ East und Sinclair erklärten sich gemeinsam mit Tobin Armbrust, dem Produktionschef von Ex- clusive, schnell bereit, das Projekt gemeinsam – 10 –
war letztendlich sehr emotional und triumphierend Es ist kein Zufall, dass Howards jüngste Regiearbe- – der Stoff, aus dem großartige Leinwanddramen it wie schon seine Oscar®-nominierten Filme Apol- gemacht sind. Im Verlauf der Saison 1976 wurde lo 13 (1995) und Frost/Nixon in den Siebzigerjahren alles auf ein völlig neues Level gehievt. Jeder, auch angesiedelt ist. Der Filmemacher gibt unumwunden Menschen, die sonst mit diesem Sport nicht viel am zu, dass er von dieser Ära fasziniert ist. „Es ist eine Hut haben, sprach darüber. Überall wurde darüber sehr sinnliche und faszinierende Periode in der Welt- geschrieben, weil die beiden Protagonisten so ge- geschichte und der Populärkultur“, erklärt er. „Ich gensätzlich waren. Das ist nicht nur die Basis für glaube, dass wir durch den Einsatz der heutigen Kino- starkes Drama. Diese Dichotomie ist auch Grund- technologien in Verbindung mit dem klassischen Look lage für wunderbaren Humor. Und wenn man sich einer bemerkenswerten Zeit etwas geschaffen haben, die Welt ansieht, in der sie sich bewegen, ergibt sich was ganz unmittelbar zum Publikum spricht und sich eine unverbrauchte, frische Geschichte mit vollkom- frisch, lohnend und aufregend anfühlt.“ men einzigartigen Figuren.“ Was Howard ebenfalls beschäftigt, ist die Tatsa- che, dass es sich um genau jene Ära handelt, in der Der Regisseur fährt fort: „Peters großes Talent liegt da- er selbst den Sprung vom Schauspieler zum Fil- rin, wie er Figuren betrachtet. Wenn er sich mit wahren memacher wagte. „Als sich dieses Drama zwischen Geschichten befasst, ist er einfach fantastisch beim Hunt und Lauda abspielte, entwickelte sich ,Happy Herausarbeiten, was die Menschen ticken lässt, was ih- Days’ gerade zur erfolgreichsten Fernsehserie der nen unter die Haut geht, auf positive wie negative Wei- Welt“, sagt Howard. „Also sind mir die kulturellen se, und wie man darum herum Szenen aufbaut. Einige Unterschiede dieser Zeit im Vergleich zur Gegen- der Szenen sind haargenau so vorgefallen, manche sind wart sehr bewusst. Die sexuelle Revolution lag in dramatisierte Illustrationen, aber sie stehen alle im Di- ihren letzten Zügen. Es gab nichts, was man fürcht- enst der Ideen, die er entwickelt hat. Das Ergebnis ist en musste. Es gab immer einen Grund, das Leben immer sehr, sehr aufrichtig – wenngleich nicht immer zu feiern. Sex war eine sichere Angelegenheit. Was hundertprozentig authentisch.“ gefährlich war, das war das Autofahren. Der Antrieb, – 11 –
sich selbst auszudrücken, sich zu verwirklichen, bliche Energie und Drive, die sich mit den beiden Risiken einzugehen und für etwas Einzigartiges und Hauptfiguren vergleichen lassen. Die Arbeit mit ihm Besonderes zu stehen, hatte nach den Sechziger- ist inspirierend, weil seine Detailliebe und seine jahren politisch an Fahrt verloren. Aber kulturell rohe Energie ohne Beispiel sind. Er war der perfekte war er noch da. Wenn ich die wilden Geschichten Mann für die Regie dieses Films.“ über die Formel 1 dieser Zeit höre, ist mir bewusst, dass die Menschen die Dinge heute anders machen. Die Produzenten wussten, dass es Howard leichter als Aber sie entsprechen doch meinem eigenen Erleben, anderen fallen würde, die Menschlichkeit in realen wie die Welt damals war für prominente Menschen Figuren aus der jüngeren Geschichte zu finden. „Vom in den Siebzigern.“ Mathematiker in A Beautiful Mind – Genie und Wahn- sinn (2001) hin zu den Astronauten in Apollo 13: Er Die Wunschliste der Produzenten für mögliche Re- wächst über sich selbst hinaus, wenn es darum geht, gisseure war von vornherein nicht lang gewesen. Nun eine Welt einzufangen, in der sich echte Menschen be- stimmten sie überein, dass sie den bestmöglichen wegen“, sagt Fellner. „Es war ein großer Vorteil, dass er Mann für den Job gefunden hatten. „Ron ist einer der nicht sehr viel über die Formel 1 wusste, als er mit der großartigsten amerikanischen Filmemacher“, sagt Ol- Arbeit an dem Film begann. Ich habe die Erfahrung iver. „Ihn für einen europäischen Rennfahrerfilm ge- gemacht, dass man oft einen interessanteren Blick fin- winnen zu können, ist ein absolutes Plus für den Erfolg det, wenn man es mit einem Regisseur zu tun hat, der des Films. Man muss sich nicht besonders anstrengen, nicht gleich alles über das jeweilige Filmthema weiß, sich von dem Mann, der uns in die Welt der Astro- was es zu wissen gibt. Rons Herangehensweise an die nauten und Feuerwehrmänner eintauchen ließ, einen Welt befördert uns an Orte, an die uns kein anderer großartigen Film über Rennfahrer vorzustellen.“ Regisseur hätte mitnehmen können.“ Eaton war beeindruckt von der unermüdlichen En- „Einer der interessantesten Aspekte an dem Film ergie, mit der ihr Anführer seine Crew zu Höch- war Ron Howards Beteiligung“, sagt der ausführen- stleistungen anspornte. Er erzählt: „Als wir uns nach de Produzent Tobin Armbrust. „Ihn aus erster Hand einem Filmemacher umsahen, traf sich Peter mit bei der Arbeit zu sehen, war sehr inspirierend. Ich Ron zum Frühstück in Los Angeles, und Ron er- war beeindruckt, wie geschmeidig er sich zwischen zählte, wie gern er den Film machen wollte. Er ist aufregenden Rennsequenzen und intimen Charak- ein begeisterter Sportfan. Und obwohl er sich mit termomenten bewegte.“ der Formel 1 nicht so richtig auskannte, gefällt ihm die Idee eines Dramas, das sich aus dem Wettbewerb Zum Produktionsteam von RUSH – ALLES FÜR im Sport entwickelt. Ron hat außerdem eine unglau- DEN SIEG stieß Howards langjähriger Produk- – 12 –
tionspartner bei Imagine Entertainment, der Os- Beste Feinde: car®-prämierte Produzent Brian Grazer, der von Die Suche nach Hunt und Lauda Peter Morgans Drehbuch ebenso fasziniert war wie von seiner letzten Arbeit für Imagine. „Ron und Mit Hauptrollen in Thor (2011) und Marvel’s The ich haben mit Peter an Frost/Nixon gearbeitet“, sagt Avengers (2012) hat es der australische Schauspiel- Grazer. „Peter besitzt die Fähigkeit, jemanden zu er Chris Hemsworth in den letzten Jahren schnell studieren und dabei so mikroskopisch nahe an ihn zu Starruhm gebracht. In Filmen wie The Cabin in heranzurücken, dass man die Poren seiner Haut zu the Woods (2012) und Snow White and the Hunts- erkennen glaubt.“ man (2012) hat er zu seiner Filmstar-Ausstrahl- ung enorme Vielfältigkeit unter Beweis gestellt. Grazer fand, dass Morgans jüngste Untersuchung der Hemsworth war wie geboren für die Darstellung Machenschaften des Menschen den gewohnten La- des McLaren-Piloten James Hunt, den Howard als serfokus besaß. Er erklärt, wie sich das Projekt in den „Rockstar auf Reifen“ beschreibt. Kanon der Filme fügt, die er mit Ron Howard produz- iert hat: „Der rote Faden, der RUSH – ALLES FÜR „James war berühmt dafür, ein Herzensbrecher zu DEN SIEG mit den anderen Filmen von Ron und mir sein. Er war berühmt dafür, mit seinem sehr freizü- verbindet, besteht darin, dass es um die Identitäten gigen und in vollen Zügen genossenen Lebensstil der der Figuren geht, dass untersucht wird, wie ihre Psy- Inbegriff des Geistes der Siebzigerjahre zu sein“, sagt che funktioniert. In RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG Ron Howard. „Aber er war auch immer darauf er- geht es um zwei Männer, die riesige Makel haben und picht, sich mit anderen zu messen. Er stand für die miteinander in Wettstreit treten. Es ist komisch, aber Idee, dass man groß sein kann, ohne ein Geschäft in diesem Film geht es nicht darum, das Rennen zu ge- daraus zu machen, dass eine Berufung eine wilde winnen. Es geht darum, wie der Wettstreit diese beiden Art des Selbstausdrucks sein kann und nicht unbed- Männer dazu bringt, sich mit ihren Makeln ausein- ingt ein Beruf. Chris’ Darstellung bringt das perfekt anderzusetzen, und zu kompletteren Menschen macht. rüber.“ Ihre Siege sind Triumphe über sich selbst. Letztlich war es so, dass James und Niki durch das Rennen nicht nur selbst zu besseren Menschen wurden, sondern sich ge- Howard kannte den Schauspieler nicht, bevor er zum genseitig dabei halfen.“ Vorsprechen für die Rolle erschien. „Chris sicherte sich den Part mit seinem fantastischen Auftritt beim Der Einstieg von Imagine war das letzte fehlende Stück Vorsprechen“, sagt er. „Ich hatte ihn in Thor gesehen des Puzzles. Die Finanzierung stand, der Regisseur war und in Star Trek (2009). Ich traf ihn, mochte ihn, gefunden. Schnell näherte sich RUSH – ALLES FÜR aber ich hatte keine Vorstellung, ob er wirklich James DEN SIEG dem Produktionsstadium. Hunt sein konnte. Er überzeugte mich und alle an- – 13 –
deren mit einer Filmaufnahme, die er während der nicht immer leicht. Obwohl er mit Hunt die blauen Dreharbeiten zu Marvel’s The Avengers gemacht Augen und das selbstsichere Auftreten gemein hat, hatte. Es war bemerkenswert. Uns blieb nichts an- bedurfte es doch noch etwas mehr, um die beiden deres übrig als zu sagen: ,Bitte, lasst ihn sofort den miteinander zu verschmelzen. „Es war interessant Vertrag unterschreiben.’“ zu versuchen, genau herauszufinden, wer James wirklich war“, merkt Hemsworth an. „Wenn man die Auch wenn das nicht die Art von Vorsprechtermin Bücher über ihn liest und verschiedene Interviews ist, die Hemsworth bevorzugt, wollte er sich die Ge- mit ihm ansieht, die immer stark von der Stimmung legenheit nicht entgehen lassen, bei RUSH – ALLES abhingen, in der er sich gerade befand, und dann FÜR DEN SIEG mitmachen zu können. „Normaler- noch mit Menschen unterhält, die ihn kannten, erg- weise würde ich so etwas nicht machen, es sei denn, ibt sich ein stark divergierendes Bild. Ich denke, das es geht um etwas wie diesen Film und die Gelegen- ist der Grund, warum es so faszinierend war, sich in heit, mit einem Regisseur vom Kaliber Rons zu ar- seiner Nähe aufzuhalten: Er war ein unglaublich lei- beiten – ein Filmemacher, mit dem ich seit Jahren denschaftlicher Typ, der sich den Mund nicht verbi- arbeiten wollte“, sagt Hemsworth. „Er ist einer dieser eten ließ und immer auf Spaß aus war. Aber es gab Leute, die als Mensch genauso überwältigend sind auch eine andere Seite, die er verschlossen hielt – so wie als Regisseur. Mit Ron will man arbeiten, weil eine Art dunkle Seite. Es gab Widersprüchlichkeiten, man weiß, dass er einen jedes Mal, wenn man sich aber gerade das macht ihn als Figur so interessant.“ auch nur ein bisschen zurückhält, sofort wieder auf Kurs bringt. Er weiß, dass er immer noch ein biss- Hemsworth fand heraus, dass diese Widersprüche chen mehr aus seinen Schauspielern herausquet- ganz besonders auf den Rennstrecken zu Tage schen kann.“ traten. Er berichtet: „Ich unterhielt mich mit einem der Teamkollegen von James, und er erinnerte sich Es liegt im Wesen eines Schauspielers, sich voll und an eine Unterhaltung mit James, in der er zu James ganz in eine Figur zu vertiefen (in einer Figur auf- sagte: ,Junge, James, deine ersten beiden Runden gehen) zu wollen. Hemsworth fiel das in diesem Fall waren weder Fisch noch Fleisch.’ Und James ant- – 14 –
wortete: ,Ach, weißt du, an die beiden ersten Runden Hunts Biographie heißt es, er habe mit 5000 Frau- kann ich mich nie erinnern.’ Weil er so wahnsinnig en geschlafen“, merkt er an. „Es gibt eine klassische unter Adrenalin stand. Und das kriegt man im Film Geschichte, in der alle Flugbegleiterinnen, die in wunderbar mit. Vor manchen Rennen musste er sich derselben Maschine wie er nach Japan geflogen übergeben, so angespannt war er. Er arbeitete sich waren, im selben Hotel übernachteten wie er. Das in einen erhöhten Bewusstseinszustand der Anspan- war unmittelbar vor dem Rennen am Fuji, in dem nung, weil er überzeugt war, dass er nur dann in der es um die Weltmeisterschaft ging. Er verbrachte die Lage war, wirklich sein Bestes geben zu können.“ Nacht mit allen von ihnen, einer nach der anderen. Je mehr sich Hemsworth mit Hunts Leben ausein- Und mit manchen auch gleichzeitig.“ andersetzte, desto faszinierter war er. Er sagt: „Die Die Nachforschungen über Hunts Leben – im besten Sachen, die ich gefunden habe, waren die Zusammenspiel mit den Kulissen, der Garderobe Archivaufnahmen, kleine Schnipsel vor und nach und den Fahrzeugen selbstverständlich – ließen den Interviews, wenn niemandem bewusst war, Hemsworth’ Verwandlung in den James Hunt der dass die Kameras an waren. Da blitzt kurz auf, wer Siebzigerjahre ganz nahtlos vor sich gehen. „Diese James wirklich war. Seine Augen strahlen eine große Periode entspricht meiner Figur voll und ganz“, Faszination aus, einen unersättlichen Durst auf Leb- meint der Schauspieler. „James gehörte einfach in en. Alles weckte seine Aufmerksamkeit. Er war wie diese Zeit. Alles war so leidenschaftlich und überbor- ein kleiner Junge. Kindern gehört auch der Raum, dend. Es ist, wie Ron sagt: ,Sex war sicher und Aut- in dem sie sich aufhalten. Auch sie verspüren dieses ofahren gefährlich.’ Heute ist es genau umgekehrt. Bedürfnis, die Welt zu entdecken und maßlos zu Alles wird heute gleich verurteilt, alles ist so saub- sein.“ Hemsworth macht eine Pause: „Er wollte sich er. Einem Schauspieler hilft es natürlich, wenn man nicht ans Steuer setzen, um Zweiter oder Dritter nicht versuchen muss, sich davon zu überzeugen, zu werden. Er wollte gewinnen oder nichts. Nach- dass man sich in der Welt des Films befindet, son- dem James 1976 die Weltmeisterschaft gewonnen dern wenn einen jedes Detail ständig wie von selbst hatte, zog er sich langsam zurück. Ich glaube, dass daran erinnert.“ er danach niemals wieder dieselbe Leidenschaft auf- bringen konnte.“ Hemsworth war gebannt von dem Kontrast zwis- chen Hunt und Lauda, der von Morgan in seinem Hemsworth ist sich nicht sicher, ob alle Geschicht- Drehbuch herausgearbeitet wurde, und begann zu en vom Playboy James Hunt wirklich stimmen. „In verstehen, was beide Männer letztendlich antrieb. Er – 15 –
merkt an: „Das ist so eine Yin- und Yang-Nummer, seur. „Als ich ihn traf, war mir sofort klar, dass er die zwischen den beiden abging. Ich denke, dass sie zu diesen chamäleonartigen Schauspielern gehört, jeweils das Beste und das Schlechteste aus dem an- die mit großer Begeisterung Figuren erschaffen. Ich deren herauskitzelten. Sie haben einander gezwun- wusste, dass er den österreichischen Akzent perfe- gen, in den Spiegel zu blicken und zu hinterfragen: kt hinbekommen würde. Und mit Hilfe von etwas ,Gehe ich die Sache auch wirklich von der richtigen Makeup war auch klar, dass er Lauda äußerlich äh- Warte aus an?’ Heute sagt Niki, dass James einer der neln würde. Daniel und Chris für die Hauptrollen Menschen war, den er am meisten respektiert hat.“ zu gewinnen, war für mich als Regisseur ein spek- Bei seinen Versuchen, Niki Lauda als Menschen auf takulärer Glücksfall.“ die Spur zu kommen, war Howard überrascht von den Verbindungen, die er entdeckte. „Niki erinnert mich an Brühl gibt unumwunden zu, dass er zunächst etwas die Astronauten, mit denen ich an Apollo 13 gearbeitet zögerte, die Darstellung der Rennfahrerlegende zu habe“, meint er. „Seine Herangehensweise ist sehr wissen- übernehmen. „Ich dachte mir: ,Wie kann ich es mir schaftlich. Sein technisches Wissen ist erstaunlich. Und anmaßen, einen Mann wie Niki Lauda zu spielen? doch steckt immer noch genug Abenteuerlust in ihm, ein Das ist eine verdammt hart zu knackende Nuss für Wille zum Risiko, eine Bereitschaft, immer noch weiter einen Schauspieler.’ Als Mensch könnte er sich kaum zu gehen als alle anderen. In vielfacher Hinsicht ist Niki mehr von mir unterscheiden. Und in Deutschland Lauda der Prototyp für eine neue Art von Profisportler. Er ist er nach wie vor sehr bekannt, weil er als Experte machte ein Geschäft daraus, aber das Feuer, sich zu mes- Formel-1-Rennen im Fernsehen kommentiert“, sagt sen, ist bei ihm dennoch klar zu spüren.“ Brühl. Auch wenn er sich keine großen Chancen Als sich in der Schauspielergemeinde die Kunde von ausrechnete, ging er dennoch zum Vorsprechtermin Morgans Drehbuch zu verbreiten begann, wurde Lau- und war begeistert, als er erfuhr, dass Howard ihm da gefragt, wen er sich als Darsteller für seine Figur die Rolle anbieten würde. wünschen würde. Im Ö3 witzelte er trocken: „Jeder, der sich einmal das rechte Ohr abgebrannt hat, kann Mit seinem Wunsch, sich akribisch auf seine Arbe- sich schon mal Chancen ausrechnen.“ Spaß beiseite: it vorzubereiten, rannte er offene Türen beim Team Die Sportlegende zeigte sich sehr angetan davon, von RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG ein. „Als er- dass der in Spanien geborene deutsche Schauspieler stes habe ich mir viele alte Fernsehaufnahmen und Daniel Brühl die Rolle übernehmen würde, nachdem Interviews angesehen“, erinnert sich Brühl. „Es gibt er ihn in Wien kennenlernen durfte. „Ich habe den so viel, was es an ihm zu betrachten gibt. Die Pro- Jungen vom ersten Tag an gemocht“, sagt Lauda. „Er duktionsfirma sammelte all das Material für mich, war geerdet, ein wirklich talentierter Kerl.“ das ich brauchte, und ich las seine Autobiographie, „Meine Story“, die sich wirklich wie von selbst liest.“ Der mehrsprachige Brühl ist in Deutschland schon lange ein Star und ist auch im europäischen Kino Dann kam die Aussicht darauf, Lauda bei einem spätestens seit dem für einen Golden Globe nomin- persönlichen Treffen kennenzulernen. Natürlich ierten Komödienhit Good Bye, Lenin! (2003) ein war Brühl nervös, dem Mann gegenüber zu treten, Begriff. Sein englischsprachiges Debüt gab er 2004 den er auf der Leinwand darstellen sollte. „Es ist in Der Duft von Lavendel, und seinen international kein Geheimnis, dass Niki immer gnadenlos ehrlich bekanntesten Auftritt bislang hatte er als deutscher und offen sagt, was er denkt. Ich dachte nur: ,Hof- Scharfschütze Frederick Zoller in Quentin Taranti- fentlich mag er mich, hoffentlich kommen wir gut nos Inglourious Basterds (2009). miteinander aus.’“, erzählt der Schauspieler. „Er rief mich an und lud mich nach Wien ein. Dann sagte er Für Ron Howard war die Entscheidung für Brühl noch: ,Nimm am besten nur Handgepäck mit, viel- ebenso leicht wie die für Hemsworth. „Daniel hat leicht können wir uns ja nicht ausstehen.’ Zum Glück in einer ganzen Reihe von Filmen mitgespielt, die war das nicht der Fall. Ich konnte ihn fragen, was ich ich gesehen habe, und auch Peter ist bereits seit län- wollte. Er war absolut offen und sehr großzügig mit gerem mit seiner Arbeit vertraut“, sagt der Regis- der Zeit, die er für mich übrig hatte.“ – 16 –
Lauda, der berühmt ist für seine Präzision, erinnert an ihre Schauspielerei herangehen. „Wir kommen aus zwei sich an die mit Brühl verbrachte Zeit: „Ich fragte völlig verschiedenen Richtungen“, meint Brühl. „Ich habe ihn: ,Ist es schwierig, mich zu spielen?’ Er sagte: ,Ja, den größtmöglichen Respekt vor Chris’ Arbeit, weil sie so weil du eine lebendige Person bist und die Menschen körperbetont ist. Er spielt Superhelden. Da steckt viel Ar- dich aus dem Fernsehen und so weiter kennen. Die beit drin. Ich komme aus einer anderen Richtung, deshalb Menschen wissen, wie du redest und was du machst. war unsere Rivalität vor der Kamera auch so glaubwürdig. Das macht es mir sehr schwierig, dich wirklich zu Ihre Reise im Film endet damit, dass sie beinahe Freund- spielen.’ Also kam er nach Wien, um sich mit dem schaft schließen. Das passte perfekt für Chris und mich, österreichischen Akzent vertraut zu machen und zu weil wir einen ähnlichen Sinn für Humor besitzen. Wir lernen, wie ich Englisch spreche. Er hat ganze Arbeit lachten viel und nahmen uns ständig gegenseitig auf den geleistet, der echte Niki Lauda zu sein.“ Arm.“ Und noch einen Aspekt der Rivalität gibt es. „Ich Obwohl Brühl seine Figur akribisch studierte, gab es muss sagen, dass ich mich im Film ziemlich sexy finde“, doch gewisse Aspekte, die er nicht wagte, bei seinen gesteht Brühl. „James war der Ladykiller, aber Niki ist auf Treffen mit Lauda anzusprechen, weil er sie als zu seine Weise auch verdammt cool.“ privat empfand. Er war dann allerdings überrascht, Auch Hemsworth fühlte sich ausgesprochen wohl als er doch den Mut aufbrachte, Lauda nach dem bei der Arbeit mit Daniel Brühl. „Daniel und ich, verheerenden Crash am Nürburgring zu befragen. wir befinden uns in unseren Karrieren an einem äh- „Ich finde es interessant, dass er sich an den Unfall nlichen Punkt“, findet Hemsworth. „Es ist immer al- überhaupt nicht erinnert“, sagt der Schauspieler. les noch aufregend und neu für uns. Wir sind über- „Ich empfinde das als beinahe übernatürlich, einer haupt nicht abgestumpft. Daraus ergab sich ein sehr der faszinierendsten Aspekte meiner Rolle. Das ist organischer Raum, in dem wir unsere Sache machen etwas, was ich nicht verstehe.“ konnten. Man möchte glauben, dass es unseren Darstellungen geholfen hätte, wenn wir uns am Dre- Das unterschiedliche Auftreten von Lauda und Hunt ent- hort nicht verstanden hätten, weil wir das in unsere Rol- sprach auch ihrem jeweiligen Ansatz, was das Autoren- len hätten einarbeiten können. Das Gegenteil war der Fall. nen anbetrifft. Es überrascht nicht, dass auch Brühl und Er ist unglaublich talentiert, sein Einsatz ist vorbildlich. Hemsworth völlig verschiedene Ansätze verfolgen, wie sie Es war auch prima, jemanden an meiner Seite zu wissen, – 17 –
der so ähnlich denkt wie ich. Auf diese Weise konnten wir Supermodels und Teamkollegen: ausgezeichnet Ideen und Gedanken austauschen.“ Die Nebendarsteller Produzent Brian Grazer spürte die Energie der bei- den Schauspieler vor der Kamera vom ersten Tag Kein Mensch ist eine Insel. Jeder einzelne der Neb- an. Er berichtet: „Chris ist ein ungeheuer charisma- endarsteller sorgte mit seinem Einsatz dafür, den ge- tischer, sexy Typ, der seinen Körper voll und ganz samten Cast von RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG dem Aussehen Hunts anpasste. Er ist magnetisch. besser aussehen zu lassen. Die Schauspieler hatten Und Daniel war so großartig in Inglourious Basterds. sich geschworen, nicht einfach nur einen real ex- Er ist ein unglaublicher Schauspieler. Es ist immer istierenden Menschen nachzuspielen, sondern die eine Herausforderung, zwei Schauspieler zu finden, Essenz jeder einzelnen Figur einzufangen, die sie die in Wettstreit miteinander treten können, die ein- darstellten . ander nicht nur vor der Kamera zu Höchstleistungen anspornen, sondern auch davor und danach.“ Olivia Wilde, die dem Publikum aus der Serie „Dr. Völlig begeistert vom Eintauchen von Chris House“ sowie Filmen wie Tron: Legacy (2010) und Hemsworth und Daniel Brühl in ihre jeweilige Rolle Drinking Buddies (2012) bekannt ist, spielt Suzy – und ihre Leistung im Formel-3-Vorbereitungskurs, Miller Hunt, die James Hunt zunächst heiratet, nur der Pflicht war – war auch ALASTAIR CALDWELL, um dann von ihm links liegen gelassen zu werden. Hunts Team-Manager und Chefmechaniker im Jahr Die Schauspielerin wollte sich die Gelegenheit nicht 1976, der der Produktion als technischer Berater entgehen lassen, mit Ron Howard arbeiten zu kön- zur Seite stand. „Das Äußerliche ist beinahe lach- nen. „Ron ist ein Teamplayer durch und durch“, haft perfekt“, nickt Caldwell. „Chris sieht aus wie sagt sie. „Er vertraut seinen Schauspielern und der James. Er hat die richtige Größe, den richtigen Teint. Crew. Er heuert die richtigen Leute für ihren Teil Und Daniel ist noch perfekter. Seine Körpersprache, der Maschine an und lässt sie dann machen. Deshalb Größe, alles – es ist richtig gespenstisch.“ gibt es all diese einzigartigen, unwiederbringlichen – 18 –
Momente, die seine Filme so effektiv machen. Er der Leinwand kämpften, verfolgte Wilde einen er- versteht sowohl die emotionale wie auch technis- frischenden Ansatz, was ihre Rolle anbetrifft. Sie che Seite der Schauspielerei und bringt diese beiden sagt: „Manchmal liest man eine Szene und man ver- Herausforderungen zusammen, um die Figuren zum steht nicht, was sie im Kontext der Geschichte zu Leben zu erwecken und auf die richtige Weise auf bedeuten hat. Aber wenn man sie dann dreht, realis- Film zu bannen.“ iert man, dass sie von entscheidender Bedeutung ist. Bei meiner Nebenrolle gab es eine bestimmte Szene, Die Schauspielerin empfand ihre Figur – die im bei der ich mich so gefühlt habe: Als Suzy sieht, wie wahren Leben später eine verhängnisvolle Affäre James die Meisterschaft gewinnt. Es ist alles, was er mit Richard Burton haben sollte – als perfektes Ge- sich jemals gewünscht hat, und sie will, dass er es be- genstück zu Hunt. Sie meint: „Suzy verkörpert alles, kommt. Ihre Reaktion auf seinen Sieg ist ungemein was James sich an diesem Höhepunkt seiner Karriere emotional, und man spürt in diesem Moment, dass gewünscht haben könnte, als alles noch aufregend sie ihn liebt. Das lässt ihn menschlicher erscheinen, und neu war. Je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger und sie ganz gewiss auch. Das war der Moment, an wird es zwischen den beiden. Sie müssen erwachsen dem ich mich ungeheuer stolz auf das gefühlt habe, werden, und wir erleben mit, wie Suzy sich langsam was wir aus diesem kleinen Ausschnitt der großen bewusst wird, was sie braucht, um glücklich zu sein. Geschichte herausgeholt haben. Es geht eben nicht Sie kann ihr Leben nicht für James führen und sich nur um eine gescheiterte Liebesaffäre. Da steckt ständig nur um seine Bedürfnisse kümmern. Sie auch etwas Tragisches in dem, was sie versucht, aber muss sich um sich selbst sorgen.“ nicht hinbekommen haben. Und doch war da immer noch ein Teil ihrer Liebe, der aller Umstände zum Während viele der Co-Stars um jede Sekunde auf Trotz überlebt hat.“ – 19 –
Hunt war nicht der einzige Fahrer, der sich der Liebe gewesen sein muss, sich damit abzufinden, dass ihr einer wunderbaren Frau sicher sein konnte. Die in Mann sein Leben wieder beim Autorennen aufs Spiel Rumänien geborene deutsche Schauspielerin Alex- setzt, hat sie doch keine andere Wahl als zu sagen: andra Maria Lara, die man international aus so un- ,Du musst weitermachen.’ Für mich war das unglau- terschiedlichen Filmen wie Anton Corbijns Control blich, denn zunächst ist Marlene überzeugt, ihren (2007), Francis Ford Coppolas Jugend ohne Jugend Ehemann verloren zu haben, weil es nach Men- (2007) und Stephen Daldrys Der Vorleser (2008) schenermessen keine Möglichkeit gegeben haben kennt, wurde als Niki Laudas Ehefrau Marlene be- konnte, dass er diesen Unfall überlebt hat. Die ganze setzt. Lara spiegelt mit ihrer Aussage die Worte ihrer Erfahrung muss extrem traumatisch gewesen sein Kollegin Olivia Wilde: „Ron ist unglaublich, weil er und ihr das Herz gebrochen haben. Aber sie ist eine diese unfassbare Energie besitzt, die manch deutlich Frau, die seine Leidenschaft verstand und ihn nicht jüngere Leute verdammt faul aussehen lässt. Es gab daran gehindert hat, wieder ins Auto zu steigen.“ so viele Kleinigkeiten, auf die er sich konzentrier- en musste, weil jede von ihnen perfekt sein musste. Natürlich war nicht die ganze Zeit, die Niki und Und doch hört man ihn immer lachen. Er ist ein Marlene miteinander verbracht haben, von Tragö- sehr warmherziger Mensch. Er sorgt dafür, dass die dien überschattet. „Wir drehten auch eine Szene, in Schauspieler sich am Set wohl, frei und gut fühlen. der sie vor dem Unfall ein paar wunderbare Tage Das hat mich völlig umgehauen. Ich habe die Arbeit miteinander verbringen“, erinnert sich Lara. „Aus- mit Ron wirklich geliebt.“ nahmsweise ist er entspannt, vielleicht zum ersten Mal. Es ist der Moment, an dem er erkennt, dass es Im Gegensatz zu der Jetsetterin Suzy Miller ist Mar- womöglich noch etwas anderes gibt als Autorennen, lene Lauda die stets unterstützende Ehefrau und für das es sich zu leben lohnt.“ Partnerin, auch nach dem Unfall, der ihren Mann so grausam entstellt. „Nach dem Unfall haben wir ein Zufälligerweise haben Alexandra Maria Lara und Dan- paar ungemein intensive Szenen im Krankenhaus iel Brühl denselben Agenten, aber dennoch standen sie gedreht“, erzählt Lara. „So schwierig es für sie auch noch nie gemeinsam vor der Kamera. Trotzdem war – 20 –
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