RUSH - Alles für den Sieg

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RUSH - Alles für den Sieg
James Hunt (CHRIS HEMSWORTH) posiert mit seinen Fans während Niki Lauda (DANIEL BRÜHL) ihm dabei zusieht.

RUSH – Alles für den Sieg
Zwei Leben auf der Überholspur: Anfang der 70er               kämpft er sich zurück und tritt nur wenige Wochen
Jahre kämpfen die höchst unterschiedlichen Ri-                später zu einem erneuten Showdown mit Hunt in Ja-
valen Niki Lauda (DANIEL BRÜHL) und James                     pan an. Wieder regnet es stark, das Rennen soll ab-
Hunt (CHRIS HEMSWORTH) um den Aufstieg in                     gebrochen werden, doch beide Rivalen liefern sich
den Rennfahrer-Olymp. Während der disziplinierte              ein atemberaubendes Duell …
Lauda ehrgeizig an seiner Karriere feilt, stürzt sich
Naturtalent Hunt ins glamouröse Jetset-Leben. Ihre            Regisseur und Oscar®-Preisträger Ron Howard
Rivalitäten tragen sie nicht nur in spektakulären             („ Illuminati“, „A Beautiful Mind“ – „Genie und
Rennen aus, sondern auch in heftigen Wortgefechten            Wahnsinn“, „Apollo 13“) entfaltet mit RUSH –
jenseits der Rennbahn. Immer wieder heißt es: Hunt            ALLES FÜR DEN SIEG ein stylish-cooles Zeitgeist-
gegen Lauda – der Rockstar und Playboy der Formel             porträt der glamourösen 1970er Jahre gespickt mit
1, verheiratet mit dem erfolgreichsten Model seiner           Adrenalin und atemberaubender Action und erzählt
Generation, Suzy Miller (OLIVIA WILDE), gegen                 von einer Zeit, als Sex noch safe und Autofahren
den messerscharfen Strategen und Perfektionisten.             gefährlich war. In den Hauptrollen der Formel
Bis zum legendären Rennen 1976 am Nürburgring,                1-Helden brillieren Chris Hemsworth („Snow
der gefährlichsten aller Rennstrecken, steht Lauda            White and the Huntsman“, „Marvel’s The Avengers“,
auf dem ersten Tabellenplatz. Doch auf regennasser            „Thor“) als James Hunt und Daniel Brühl („Inglori-
Fahrbahn baut er einen dramatischen Crash, seine              ous Basterds“, „Good Bye Lenin!“) als Niki Lauda.
Frau Marlene (ALEXANDRA MARIA LARA) bangt                     Die Frauen an ihrer Seite werden von Olivia
um sein Leben. Mit schier übermenschlichem Willen             Wilde („Tron: Legacy“, TV-Serie „Dr. House“) und

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Hunt feiert seinen Formel 1-Sieg.

Alexandra Maria Lara („Rubbeldiekatz“, „Con-                       Die unglaubliche Saison von 1976
trol“) verkörpert. Für das Drehbuch zeichnete der
Oscar®-nominierte Autor Peter Morgan („Frost/                 In ihrer frühen Phase ließ die Rennsaison 1976 nicht
Nixon“, „Die Queen“) verantwortlich, die atember-             erahnen, dass sich zwischen den zwei erbitterten
aubende visuelle Umsetzung schuf der renommi-                 Konkurrenten ein denkwürdiges Drama entfesseln
erte britische Kameramann Anthony Dod Mantle                  würde. Der Titelverteidiger Niki Lauda errang in sei-
(Oscar® für „Slumdog Millionär“), den Soundtrack              nem Ferrari in den ersten neun Rennen sechs Siege
komponierte Hans Zimmer („The Dark Knight Ris-                und gewann die Großen Preise von Brasilien, Südaf-
es“, „Pirates of the Caribbean“). RUSH – ALLES FÜR            rika, Belgien, Monaco und Großbritannien. Bei den
DEN SIEG ist eine britisch-deutsche Koproduktion              Formel-1-Rennen in Spanien und den Vereinigten
und wurde in England und Deutschland, u.a. am                 Staaten stand er als jeweils Zweitplatzierter und in
Originalschauplatz Nürburgring, gedreht. Gefördert            Schweden als Dritter auch jeweils auf dem Sieg-
wurde der Film von der Film- und Medienstiftung               ertreppchen.
NRW und der MFG Filmförderung Baden-Würt-
temberg. Deutsche Koproduzenten sind Egoli Tossell            Nach der Hälfte der Saison (also nach acht Rennen)
Film und Action Concept.                                      war der Punkteabstand, den sich Lauda und Ferrari
                                                              erfahren hatten, nahezu uneinholbar. Der Nächst-
                                                              platzierte lag mehr als die doppelte Punktzahl hint-
                                                              er dem Champion. Während Lauda nach Belieben
VOR DER PRODUKTION                                            dominierte, haderte James Hunt – der Pilot, der
                                                              sich schließlich als sein ärgster Konkurrent erweis-
         Beginn einer Rivalität:                              en sollte – mit dem Schicksal. In seinem ersten Jahr
 Der Weg zur Weltmeisterschaft von 1976                       als Fahrer für McLaren schied er bei vier der ersten
                                                              sechs Rennen aus.
1975 wurde der österreichische Rennfahrer Niki Lauda
in einem Ferrari Weltmeister der Formel 1 und been-           Selbst wenn er gewann, wurde Hunt von Kontro-
dete einen Lauf von Ford, der sieben Jahre angehalten         versen verfolgt. Obwohl er Niki Lauda beim vi-
hatte. Damit waren die Grundlagen geschaffen für              erten Rennen, beim spanischen Grand Prix, auf der
die dramatische Saison 1976, die im Mittelpunkt von           Zielgeraden bezwang, wurde Hunt schließlich von
RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG steht.                              den Offiziellen nach dem Rennen disqualifiziert.

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Sie entschieden, dass sein Marlboro McLaren-Ford              Hunt sprang für den Neustart in den Ersatzwagen
M23 zu breit war. McLaren legte Protest ein und               seiner Mannschaft – wie auch Lafitte und Regaz-
argumentierte, die Diskrepanz rühre daher, dass               zoni, doch sie wurden umgehend disqualifiziert.
die Reifen während des Rennens größer geworden                Nach dem Rennen legten Ferrari und zwei weitere
waren. McLaren bekam schließlich Recht, aber erst             Rennställe Protest gegen Hunts Sieg in einem Er-
nach zwei Monaten Streitigkeiten wurden Hunt die              satzwagen ein. McLaren beharrte darauf, dass die
Punkte wieder gutgeschrieben.                                 gängigen Neustartregeln nicht gültig waren, weil
                                                              keine komplette Runde absolviert worden sei. Die
Hunt gewann das achte Rennen, den Großen Preis                Formel-1-Offiziellen gaben dem Ferrari-Protest Re-
von Frankreich, nachdem Lauda wegen Reifenprob-               cht, nahmen Hunt den Sieg weg und erklärten Lauda
lemen aufgeben musste. Zu diesem Zeitpunkt war es             zum offiziellen Sieger des Rennens.
das einzige Rennen, das der Österreicher nicht bis zu
Ende gefahren hatte.                                          Vor dem zehnten Rennen der Saison, dem Großen
                                                              Preis von Deutschland, war Hunt ein bisschen näher
Nach seinem Triumph in Frankreich kehrte Hunt als             an Lauda herangekommen, aber er lag immer noch
Held in seine Heimat zurück, um als Favorit beim              satte 23 Punkte hinter dem Kontrahenten – sieben
Großen Preis von Großbritannien in Brands Hatch               Rennen vor Abschluss der Meisterschaft. Es hätte
ins Rennen zu gehen. Lauda versetzte der Stimmung             schon mit dem Teufel zugehen müssen, Lauda seinen
der britischen Anhänger allerdings erst einmal ein-           zweiten Weltmeisterschaftstitel streitig zu machen.
en Dämpfer, als er die Pole Position ergatterte und
die erste Hälfte des Rennens mühelos dominierte. 15           All das änderte sich in Deutschland.
Minuten vor Ende des Rennens machten sich aller-
dings Probleme mit der Gangschaltung bemerkbar.
Hunt übernahm die Führung – das Publikum ras-
tete aus vor Begeisterung. Hunt gewann das Rennen,            Konfrontation mit dem Tod am Nürburgring
Lauda ging als Zweiter durchs Ziel.
                                                              Obwohl die Formel 1 bereits in den Sechzigerjahren
Aber wieder schlug eine Kontroverse Hunt ein                  damit begonnen hatte, stringentere Sicherheitsin-
Schnippchen. Der Große Preis von England musste               novationen zu etablieren, wurden diese Maßnahmen
nach einer Karambolage
nach der ersten Runde zu-
nächst abgebrochen und
dann wieder neu gestart-
et werden. Clay Regazzoni,
Laudas Teamgefährte bei
Ferrari, hatte Lauda sofort
nach dem Start attacki-
ert. Ihre Wagen berührten
sich. Regazzoni geriet ins
Schleudern und sein Wagen
wurde von Hunt und Jacques
Lafitte getroffen. Obwohl der
Rest des Feldes sicher pas-
sieren konnte, sorgten die
Trümmer auf der Fahrbahn
dafür, dass das Rennen noch
einmal neu gestartet werden
musste.                                 Ein Mechaniker (JAMIE SIVES) wird von Lauda geschult.

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häufig von den technologischen Entwicklungen                   er Autobiographie „Meine Story“. „Die Strecken-
überholt, die es den Autos erlaubten, immer noch               führung machte ihn zum schwierigsten Kurs, den
schneller zu fahren. In den ersten 56 Jahren des               man sich vorstellen konnte. Es war im Grunde ein
Sports waren im Schnitt drei Fahrer pro Jahr ums               Ding der Unmöglichkeit, die Strecke in ihrer Gänze
Leben gekommen. Von 1965 bis 1975 verloren ins-                sicher zu gestalten.“
gesamt 13 Formel-1-Fahrer ihr Leben bei Unfällen
auf der Rennstrecke.                                           Trotz seiner Vorbehalte qualifizierte sich Lauda
                                                               dafür, unmittelbar hinter Hunt als Zweitplatzierter
Keine Kurve auf den Rennkursen weltweit war                    in den Großen Preis von Deutschland 1976 zu gehen.
berüchtigter als die Nordschleife am Nürburgring.              Am Morgen des Rennens am 1. August 1976 war die
Die Formel-1-Legende Jackie Stewart gab der Strecke            Wettervorhersage für den Nürburgring wie so oft
nicht von ungefähr den Spitznamen „die grüne                   unklar. Kurz vor dem Start des Rennens begann es
Hölle“. Eingebettet in die Berge der Eiffel etwa 100           zu regnen, und die meisten Teams wechselten ihre
Kilometer südlich von Köln, ist der „Ring“ oft feucht,         Reifen entsprechend. Rückblickend erwies sich das
trüb oder neblig. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die          als strategischer Fehler, denn der Regen hörte auf,
Wetterbedingungen an verschiedenen Punkten der                 und ein steifer Wind sorgte dafür, dass der Asphalt
Strecke variieren. Die 28 Kilometer lange, von Bäu-            schnell trocknete.
men gesäumte Strecke hat unglaubliche 177 Kurven.
                                                               Laudas Start ins Rennen war schwach, schnell lag
Lauda, einer der engagiertesten Fürsprecher des                er weit hinter der Spitzengruppe. Er erinnert sich
Sports bezüglich Fahrersicherheit, machte kein Hehl            noch an einen Boxenstopp, um die Reifen wieder
aus seiner Abneigung, am Nürburgring an den Start              zu wechseln. Es ist seine letzte Erinnerung an das
zu gehen. Bei einem Fahrertreffen im Frühjahr 1976             Rennen. Als er auf eine Kurve zufuhr, brach eine
schlug er einen Fahrerboykott des Nürburgring vor,             Gelenkstange seines Ferrari. Das Auto stellte sich
wurde aber überstimmt. Auf Betreiben von Jackie                seitlich, rammte in die Böschung, hob ab und knallte
Stewart hatten die Verantwortlichen von 1974 bis               wieder auf die Strecke.
1976 zwar beträchtliche Summen Geld in die Ver-
besserung der Sicherheit mit Hilfe von Zäunen und              Dem ersten Wagen dahinter gelang es noch, Lauda
Leitplanken gesteckt. Dennoch galt der „Ring“ wei-             und den Trümmern auszuweichen. Das zweite Ren-
terhin als brandgefährlicher Rennkurs.                         nauto, gesteuert von Brett Lunger, raste jedoch in
                                                               Laudas Wagen, der zu brennen begann. Das näch-
„Die Probleme, die vom Nürburgring ausgingen,                  ste Auto, gesteuert von Harald Ertl, rammte in die
waren augenfällig“, schrieb Lauda später in sein-              beiden Wagen vor ihm. Lunger und Ertl blieben

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unverletzt, aber Laudas Auto ging in Flammen auf.              Vier Tage lang schwebte Lauda in Lebensgefahr.
Mehrere Fahrer, unter ihnen Lunger und Ertl, ver-              Aber Lauda gab nicht auf. Weil er zu diesem Zeit-
suchten mit allen ihnen zur Verfügung stehenden                punkt fast völlig blind war, konzentrierte er sich auf
Mitteln, Lauda aus dem brennenden Vehikel zu ret-              Stimmen, um bei Bewusstsein zu bleiben. Nach sein-
ten. Schließlich gelang es ihnen, Lauda zu befreien            er Heilung begann er sofort, seine Rückkehr in die
und in Sicherheit zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt              Formel 1 zu planen – noch in derselben Saison. Mit
hatte er allerdings bereits lebensgefährliche Verbren-         einem Therapeuten als ständigen Begleiter traini-
nungen erlitten.                                               erte er jeden Tag zwölf Stunden lang. „Ich habe mich
Lauda wurde in die Intensivstation in Mannheim                 schnell von der Verletzung meiner inneren Organe
ausgeflogen. Dort arbeitete eine Gruppe von sechs              erholt“, schrieb Lauda. „Meine oberflächlichen Ver-
Ärzten und 34 Krankenschwestern unermüdlich                    letzungen erwiesen sich allerdings als komplizierter.“
daran, Laudas Leben zu retten. Er hatte Verbrennun-
gen dritten Grades an Kopf und Handgelenken er-                Da waren nicht nur die schweren Verbrennungen
litten, mehrere gebrochene Rippen, ein gebrochenes             in Laudas Gesicht. Seine Augenlider waren wegge-
Schlüsselbein und Jochbein. Noch besorgniserregen-             brannt. Schönheitschirurgen hatten unterschiedli-
der war indes die Beschädigung seiner Lunge, weil              che Ansichten über die von ihm gewählte Therapie,
er die Giftgase der Feuerlöscher eingeatmet hatte,             aber Lauda beharrte auf einen Schweizer Chirurgen,
mit denen man gegen das Feuer an der Unfallstelle              der Haut hinter seinen Ohren abschnitt, um neue
vorgegangen war.                                               Augenlider daraus zu formen.
Obwohl Hunt den Großen Preis von Deutschland ge-
wann, gehörten die Schlagzeilen der Tageszeitungen
am nächsten Tag Laudas Unfall und dem verzweif-
elten Überlebenskampf des Formel-1-Champions.

                                       Hunt und Lauda treffen sich wieder.

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konnte. Es gelang ihm sogar, seinen Vorsprung auf
                                                               Hunt wieder auszubauen, nachdem dieser bereits bei
                                                               der Qualifikation Probleme hatte und das Rennen
                                                               schließlich nicht beenden konnte.
                                                               Aber Hunt schlug zurück. Er gewann die Großen
                                                               Preise von Kanada und der Vereinigten Staaten,
                                                               während Lauda sich mit den Plätzen acht bezie-
                                                               hungsweise drei begnügen musste. Zwischenzeitlich
                                                               entzog die Fédération Internationale de l’Automobile
                                                               (FIA) die Punkte für Hunts Triumph in England am
                                                               18. Juli. Nun hatte Lauda wieder einen Vorsprung
                                                               von drei Punkten, 68:65. Das letzte Rennen der Sai-
                                                               son, der Große Preis von Japan, musste also über die
                                                               Weltmeisterschaft entscheiden.

                                                               Obwohl Hunt immer noch hinter Lauda platziert war,
                                                               galt der attraktive junge Brite zu diesem Zeitpunkt als
                                                               heißester Fahrer im Rennzirkus. Lauda mochte vier
                                                               der ersten sechs Rennen des Jahres gewonnen haben,
                                                               aber Hunt ging bei den letzten sechs Rennen viermal
                                                               als Sieger durchs Ziel.

                                                               In Japan qualifizierten sich Hunt und Lauda als Zweiter
                                                               beziehungsweise Dritter für das Rennen. Die Pole Posi-
                                                               tion ging an Mario Andretti. Lauda hatte einen triftigen
Hunt schiebt sich nach vorn, Lauda kehrt zurück                Grund, sich den Kopf über die Wettervorhersage zu ze-
                                                               rbrechen. Er wusste, dass Hunts Wagen bei Regenwet-
Während Lauda pausieren musste, sammelte Hunt                  ter einen klaren Vorteil auf einer nassen Strecke hatte.
Punkte und verkürzte den Abstand zu seinem                     Er machte sich außerdem Sorgen über seine nach wie
Konkurrenten zusehends. Er sicherte sich die Pole              vor beeinträchtigten Augen, weil er nicht wusste, wie
für den Großen Preis von Österreich und belegte                gut er bei Regen würde sehen können.
im Rennen Platz vier. Auf Österreich folgte ein Tri-
umph beim Großen Preis der Niederlande. Damit                  Laudas schlimmste Befürchtungen trafen ein, als sich
war Laudas Vorsprung auf zwei Punkte zusammeng-                in der Nacht vor dem Rennen ein sintflutartiger Wolk-
eschrumpft. Er hatte 58 Punkte, Hunt 56 Punkte.                enbruch über dem Fuji International Speedway entlud
Vier Rennen standen noch aus. Da es unmöglich er-              und sich am Renntag zum Regen auch noch Nebel
schien, dass Lauda noch einmal ins Geschehen ein-              gesellte. Hunt und Lauda, die beide Mitglieder des
greifen würde, sah alles danach aus, dass Hunt Welt-           Komitees für Fahrersicherheit waren, plädierten dafür,
meister werden würde.                                          das Rennen zu verschieben. Ihre Bitten blieben jedoch
                                                               ungehört. Zwar wurde der Start um 100 Minuten ver-
Dann kam die unfassbare Nachricht aus Laudas La-               schoben, aber das Rennen fand ansonsten statt wie ge-
ger: Der amtierende Weltmeister hatte vor, schon               plant.
beim Großen Preis von Italien am 12. September
1976 wieder ins Geschehen einzugreifen – gerade                Hunt erwischte den besseren Start, während Lauda
einmal sechs Wochen nach dem Unfall, der ihn bein-             bald zurückfiel. Nach zwei Runden lenkte Lauda seinen
ahe das Leben gekostet hätte. Es kam einem Wunder              Wagen in die Box und schaltete den Motor aus. „Es ist
gleich, dass Lauda in Italien von der fünften Position         zu gefährlich“, sagte der Österreicher.
ins Rennen ging und es als Viertplatzierter beenden

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RUSH - Alles für den Sieg
Der Brite führte 61 von 73 Runden und rutschte dann           Wenn ich am entscheidenden Moment etwas weni-
hinter Andretti und Patrick Depailler auf Platz drei.         ger angespannt gewesen wäre, wenn ich es locker
Dafür sicherte er sich in der Endabrechnung vier              genommen hätte und einfach versucht hätte, die
Punkte und gewann die Weltmeisterschaft – mit ei-             nötigen Punkte für die Meisterschaft zu erreichen,
nem Punkt Vorsprung vor Niki Lauda. Der Triumph               dann könnte ich heute auf vier Weltmeistertitel zu-
kam für Hunt völlig überraschend: Nach einem Box-             rückblicken anstatt auf drei. Aber ich will ganz ehr-
enstop spät im Rennen hatte er den Überblick verlor-          lich sein: Das ist mir egal.“
en, auf welchem Platz er gerade fuhr.
                                                              Das Ende einer Ära
„Ich denke, es war eine unglaublich mutige Entsc-
heidung von Niki, aus dem Rennen auszusteigen. Ich            Lauda kehrte 1977 zur Formel 1 zurück und sicherte
kann mir vorstellen, wie er sich gefühlt haben muss“,         sich die Weltmeisterschaft in diesem Jahr im? Ferra-
erzählte Hunt später der Sports Illustrated. „Unter           ri. Es ist aber das Jahr 1976, das sich auch Jahrzehnte
den Umständen war er wirklich wagemutig. Um der               später in das Gedächtnis von Autosportfans welt-
Wahrheit Genüge zu tun, muss ich sagen, dass das              weit eingebrannt hat. Später wechselte Niki Lauda
Rennen unter den Umständen niemals hätte gestartet            zu McLaren und gewann schließlich 1984 seinen
werden dürfen. Nikis Entschluss, nicht weiter fahren          dritten Titel mit einem halben Punkt Vorsprung vor
zu wollen, ist absolut nachvollziehbar. Wer hätte in          seinem Teamkollegen Alain Prost. Nach der Saison
seiner Situation, nach dem Unfall am Nürburgring              1985 zog sich Lauda vom aktiven Rennsport zurück.
und all dem, nicht dieselbe Entscheidung getroffen?“
                                                              Die schweren Verbrennungen am Kopf, die er 1976
Lauda verließ die Rennstrecke umgehend. Der zu                bei seinem Unfall in Deutschland erlitten hatte, ha-
erwartende Medientrubel nach dem Rennen wäre                  ben extreme Narben bei Lauda hinterlassen. Er ver-
emotional zu überwältigend für ihn gewesen. Selbst            lor fast sein ganzes rechtes Ohr sowie sein Haar auf
Jahre später bereute er seine damalige Entscheidung           der rechten Seite des Kopfes, seine Augenbrauen
nur bedingt: „Ich sehe den Verlust der Meisterschaft          und seine Augenlider. Er unterzog sich wiederher-
1976 heute anders, als ich es damals tat, aber ich            stellender Operationen, um seine Lider zu ersetzen
mache keinen Rückzieher von meiner Entscheidung.              und die neuen Lider wieder normal funktionieren zu
                                                                                      lassen. Er hatte aber nie das
                                                                                      Bedürfnis, weitere plastische
                                                                                      Chirurgie über sich ergehen
                                                                                      zu lassen. Seit seinem Unfall
                                                                                      trägt er stets eine Kappe, um
                                                                                      seine Narben am Kopf zu be-
                                                                                      decken. Lauda ist der Autor
                                                                                      von fünf Büchern und besaß
                                                                                      eine eigene Fluggesellschaft,
                                                                                      Lauda Air, die er im Dezem-
                                                                                      ber 2000 an Austrian Airlines
                                                                                      verkaufte.

                                                                                     Hunts dramatischer Schlaga-
                                                                                     btausch mit Lauda resultierte
                                                                                     im einzigen Weltmeistertitel
                                                                                     des britischen Rennfahrers.
                                                                                     Nach der Saison 1979 zog sich

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RUSH - Alles für den Sieg
Hunt vom Rennsport zurück. Viele Jahre arbeitete er als         (2006) ein, die Konflikte von Königin Elizabeth II
Sportmoderator bei Autorennen für BBC Sports. Außer-            nach dem Tod von Lady Diana in Die Queen (2008),
dem war er Berater junger Fahrer. 1993 starb Hunt an            das Drama hinter den Kulissen von David Frosts In-
den Folgen eines Herzinfarkts. Er war 45 Jahre alt.             terview mit dem damaligen US-Präsidenten Richard
                                                                Nixon im Jahr 1977 in Frost/Nixon (2008), sowie die
                                                                Beziehungen des britischen Premierministers Tony
                                                                Blair sowohl mit seinem Nachfolger Gordon Brown
                                                                (in „The Deal“) und dem ehemaligen US-Präsident-
VOR DER PRODUKTION                                              en Bill Clinton (in „The Special Relationship“). Für
                                                                seine Arbeit an The Queen und Frost/Nixon erhielt
         Die Rückkehr der PS-Ritter:                            Morgan Oscar®-Nominierungen. „Ich bin in Eng-
             Die Entwicklung von                                land aufgewachsen und wusste damals alles über
        RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG                               James Hunt“, erinnert sich Morgan. „Nikis Seite der
                                                                Geschichte war mir indes nicht geläufig.“
Der britische Drehbuchautor Peter Morgan ist über-
zeugt, dass die Rivalität zwischen Niki Lauda und               Der Drehbuchautor, der in Österreich lebt, sprach
James Hunt und ihre packenden Zweikämpfe auf den                Lauda an, um mit ihm über ein Filmprojekt zu spre-
Formel-1-Rennstrecken der Welt im Jahr 1976 eine                chen, in dessen Mittelpunkt die turbulente Rennsai-
Geschichte erzählen, die wteit über Sportberichter-             son 1976 stehen sollte. Lauda willigte ein und lief-
stattung hinausgeht.                                            erte Morgen während dessen Recherche wertvolle
                                                                Informationen. „Wir hatten viele Diskussionen über
Morgan hat sich einen Namen gemacht als Meister                 den Hollywood-Film und die Realität“, berichtet
von Filmdrehbüchern, die sich mit der modernen                  Lauda. „Ich habe ihn immer wieder zurück in die
Geschichte befassen. Er fing die Intrigen in Uganda             Realität gebracht. Das waren wirklich interessante
unter dem brutalen Diktator Idi Amin in Der letzte              Gespräche.“
König von Schottland – In den Fängen der Macht

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RUSH - Alles für den Sieg
Morgans Faszination für die unglaubliche Geschichte            padias preisgekrönte Dokumentation Senna (2010)
nahm zu, je länger er an seinem Drehbuch feilte. Er            koproduziert, die auf dem Leben des legendären
erklärt: „Ich habe es ohne Auftrag geschrieben. Ich            Formel-1-Champions Ayrton Senna basiert. Sein In-
fand es interessant, aber ich bin auch ein Engländer,          teresse am Rennsport ist allerdings ungebrochen.
der mit einer Österreicherin verheiratet ist und in
Wien lebt. Ich hatte keine Ahnung, ob das außer mir            Fellner erzählt, dass er sich schon als Junge für Renns-
jemanden interessieren würde. Als ich das Drehbuch             port begeistert hatte. „Die Mittsiebziger waren die Zeit,
fertig gestellt hatte und herumzeigte, fand ich andere         in der meine Begeisterung für die Formel 1 geweckt
Leute, die genauso fasziniert waren wie ich.“                  wurde. Das waren die Tage von Hunt und Hesketh.
                                                               Ich war als Teenager in der Schule, und Formel 1 war
Einer der Ersten, dem Morgan das Drehbuch zum                  ein wichtiger Bestandteil des wöchentlichen Sportkal-
Lesen gab, war der langjährige Produzent von Mi-               enders. Diese Jungs waren Gladiatoren – unglaublich
chael Winterbottom, Andrew Eaton, mit dem Mor-                 sexy und unglaublich aufregend, weil sie Woche für
gan bereits an Fernando Mereilles’ Drama 360 (2010)            Woche Würfel mit dem Tod warfen. Sie waren Rock-
gearbeitet hatte. „Ich wusste von dem Projekt, weil            stars, und niemand personifizierte das stärker als James
ich an einem anderen Film mit Peter arbeitete“, sagt           Hunt.“
Eaton. „Damals drückte er mir das Drehbuch in die
Hand, und ich war sofort begeistert.“                          Mit Filmen, die von romantischen Komödien wie Vier
                                                               Hochzeiten und ein Todesfall (1995) und Tatsächlich
Eaton, ein Mitbegründer von Revolution Films, er-              … Liebe (2003) hin zum letztjährigen Blockuster Les
kannte umgehend, dass der Stoff zwar in der glam-              Misérables (2012) reichen, hat die in London ansässi-
ourösen und aufregenden Welt der Formel 1 ang-                 ge Working Title dem weltweiten Filmgeschehen ihren
esiedelt war, aber doch in erster Linie die Geschichte         Stempel aufgedrückt. Für die Produktionspartner Bev-
zweier grundverschiedener Persönlichkeiten er-                 an und Fellner zieht sich ein Element als roter Faden
zählte. „Es ist eine Charakterstudie zweier Männer:            durch ihre Projekte: Die Geschichte ist wichtiger als das
einer ein Österreicher, der andere ein Brite“, meint           Spektakel drum herum. „Ich habe in den Achtziger-
Eaton. „Es geht hauptsächlich um diese beiden, um              jahren mit dem Filmemachen begonnen. Seither war
ihre verschiedenen Stile und ihre verschiedenen                es immer mein Traum gewesen, einen Film über die
Lebensweisen. Aber dann ist da zusätzlich noch                 kurze, aber glanzvolle Beteiligung von Lord Hesketh
diese großartige Kulisse
des Motorsports, der For-
mel 1, was den Stoff zu
einer Charakterstudie mit
viel Action machte.“

Die Themen und der
zeitliche Rahmen von
RUSH      – ALLES FÜR
DEN SIEG riefen den
Produzenten Eric Fell-
ner auf den Plan, der mit
seinem Geschäftspartner
Tim Bevan die Produk-
tionsfirma Working Title
Films besitzt und betreibt.
Sie hatten bereits Asif Ka-

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RUSH - Alles für den Sieg
am Rennsport zu realisieren“, berichtet Fellner. „Wir           mit Cross Creek komplett zu kofinanzieren und
haben das Projekt nie vom Boden bekommen, aber                  sich außerdem um den internationalen Verleih und
Jahre später wurde ich gefragt, ob wir uns nicht an ein-        das Marketing des Films zu kümmern. East merkt
er Doku über das Leben von Ayrton Senna beteiligen              an: „Ron Howard war so fest entschlossen, RUSH –
wollten. Ich fand, dass eine Dokumentation ein guter,           ALLES FÜR DEN SIEG als unabhängig finanzierten
preiswerter Weg wäre, sich an das Thema heranzuwa-              Film umzusetzen, dass uns sofort klar war, dass wir
gen. Ich war mir immer sicher, dass ein Spielfilm über          auf die Unterstützung unserer internationalen Part-
die Formel 1, speziell wenn er in der Vergangenheit             ner bauen konnten.“
spielen sollte, unfassbar teuer werden würde. Dann
legten mir Peter Morgan und Andrew Eaton dieses                 Die Leidenschaft, die Persönlichkeiten und die ex-
Drehbuch vor, von dem sie überzeugt waren, dass man             treme Rivalität der beiden Hauptfiguren – sowie
es für einen vernünftigen Preis würde realisieren kön-          seine Erfahrungen bei seiner vergangenen Zusam-
nen. Ich konnte einfach nicht widerstehen – und mir             menarbeit mit Peter Morgan – überzeugten den
nichts, dir nichts war ich an Bord.“                            zweifachen Oscar®-Gewinner Ron Howard, bei
Brian Oliver, Präsident von Cross Creek Pictures, die           RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG Regie führen zu
sowohl bei der Kritik wie beim Publikum erfolgre-               wollen. „Ich hatte das immense Vergnügen gehabt,
iche Filme wie Black Swan (2010), The Ides of March             mit Peter an Frost/Nixon arbeiten zu können. Als
– Tage des Verrats (2011) und Die Frau in Schwarz               er mir von dem faszinierenden Konflikt zwischen
(2012) produziert haben – die beiden letzteren ge-              diesen beiden großartigen Figuren erzählte, fand
meinsam mit Exclusive Media –, fand ebenfalls, dass             ich die Geschichte absolut unwiderstehlich“, erklärt
die Kulisse sowie die dramatischen Elemente RUSH                Howard. „Die Figuren sind so üppig gezeichnet.
– ALLES FÜR DEN SIEG zu einem faszinierenden                    Die Rivalität zwischen James Hunt und Niki Lau-
Filmstoff machten. Oliver erklärte sich bereit, an der          da war dramatisch. Es war gewalttätig, sexy. Und es
Finanzierungsstruktur zu arbeiten, und nahm
umgehend Kontakt auf mit den ausführenden
Produzenten Nigel Sinclair und Guy East, die
Executive Media betreiben – ein Ministu-
dio, zu dessen kommenden Projekten Park-
land (2013), das von der Kritik gelobte End
of Watch (2012), Snitch – Ein riskanter Deal
(2013) und, mittels ihres Dokulabels Spitfire
Pictures, die Oscar®-prämierte Doku Unde-
feated (2012) gehören. „Ich las das Drehbuch
und dachte umgehend: ‘Wow, da müssen wir
mitmachen!’“, erinnert sich Oliver. „Es war
eines dieser Drehbücher, in dem es um so viel
mehr geht als bloß Sport, in dem es schließlich
einfach nur um die Figuren geht.“

Sinclair sieht die Sache ähnlich: „Als Formel-
1-Fan sah ich sofort das Potenzial, dass diese
moderne Gladiator/Rivalität-Geschichte ein
ganz großes Publikum ansprechen könnte.“

East und Sinclair erklärten sich gemeinsam mit
Tobin Armbrust, dem Produktionschef von Ex-
clusive, schnell bereit, das Projekt gemeinsam

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war letztendlich sehr emotional und triumphierend                Es ist kein Zufall, dass Howards jüngste Regiearbe-
– der Stoff, aus dem großartige Leinwanddramen                   it wie schon seine Oscar®-nominierten Filme Apol-
gemacht sind. Im Verlauf der Saison 1976 wurde                   lo 13 (1995) und Frost/Nixon in den Siebzigerjahren
alles auf ein völlig neues Level gehievt. Jeder, auch            angesiedelt ist. Der Filmemacher gibt unumwunden
Menschen, die sonst mit diesem Sport nicht viel am               zu, dass er von dieser Ära fasziniert ist. „Es ist eine
Hut haben, sprach darüber. Überall wurde darüber                 sehr sinnliche und faszinierende Periode in der Welt-
geschrieben, weil die beiden Protagonisten so ge-                geschichte und der Populärkultur“, erklärt er. „Ich
gensätzlich waren. Das ist nicht nur die Basis für               glaube, dass wir durch den Einsatz der heutigen Kino-
starkes Drama. Diese Dichotomie ist auch Grund-                  technologien in Verbindung mit dem klassischen Look
lage für wunderbaren Humor. Und wenn man sich                    einer bemerkenswerten Zeit etwas geschaffen haben,
die Welt ansieht, in der sie sich bewegen, ergibt sich           was ganz unmittelbar zum Publikum spricht und sich
eine unverbrauchte, frische Geschichte mit vollkom-              frisch, lohnend und aufregend anfühlt.“
men einzigartigen Figuren.“                                      Was Howard ebenfalls beschäftigt, ist die Tatsa-
                                                                 che, dass es sich um genau jene Ära handelt, in der
Der Regisseur fährt fort: „Peters großes Talent liegt da-        er selbst den Sprung vom Schauspieler zum Fil-
rin, wie er Figuren betrachtet. Wenn er sich mit wahren          memacher wagte. „Als sich dieses Drama zwischen
Geschichten befasst, ist er einfach fantastisch beim             Hunt und Lauda abspielte, entwickelte sich ,Happy
Herausarbeiten, was die Menschen ticken lässt, was ih-           Days’ gerade zur erfolgreichsten Fernsehserie der
nen unter die Haut geht, auf positive wie negative Wei-          Welt“, sagt Howard. „Also sind mir die kulturellen
se, und wie man darum herum Szenen aufbaut. Einige               Unterschiede dieser Zeit im Vergleich zur Gegen-
der Szenen sind haargenau so vorgefallen, manche sind            wart sehr bewusst. Die sexuelle Revolution lag in
dramatisierte Illustrationen, aber sie stehen alle im Di-        ihren letzten Zügen. Es gab nichts, was man fürcht-
enst der Ideen, die er entwickelt hat. Das Ergebnis ist          en musste. Es gab immer einen Grund, das Leben
immer sehr, sehr aufrichtig – wenngleich nicht immer             zu feiern. Sex war eine sichere Angelegenheit. Was
hundertprozentig authentisch.“                                   gefährlich war, das war das Autofahren. Der Antrieb,

                                                            – 11 –
sich selbst auszudrücken, sich zu verwirklichen,               bliche Energie und Drive, die sich mit den beiden
Risiken einzugehen und für etwas Einzigartiges und             Hauptfiguren vergleichen lassen. Die Arbeit mit ihm
Besonderes zu stehen, hatte nach den Sechziger-                ist inspirierend, weil seine Detailliebe und seine
jahren politisch an Fahrt verloren. Aber kulturell             rohe Energie ohne Beispiel sind. Er war der perfekte
war er noch da. Wenn ich die wilden Geschichten                Mann für die Regie dieses Films.“
über die Formel 1 dieser Zeit höre, ist mir bewusst,
dass die Menschen die Dinge heute anders machen.               Die Produzenten wussten, dass es Howard leichter als
Aber sie entsprechen doch meinem eigenen Erleben,              anderen fallen würde, die Menschlichkeit in realen
wie die Welt damals war für prominente Menschen                Figuren aus der jüngeren Geschichte zu finden. „Vom
in den Siebzigern.“                                            Mathematiker in A Beautiful Mind – Genie und Wahn-
                                                               sinn (2001) hin zu den Astronauten in Apollo 13: Er
Die Wunschliste der Produzenten für mögliche Re-               wächst über sich selbst hinaus, wenn es darum geht,
gisseure war von vornherein nicht lang gewesen. Nun            eine Welt einzufangen, in der sich echte Menschen be-
stimmten sie überein, dass sie den bestmöglichen               wegen“, sagt Fellner. „Es war ein großer Vorteil, dass er
Mann für den Job gefunden hatten. „Ron ist einer der           nicht sehr viel über die Formel 1 wusste, als er mit der
großartigsten amerikanischen Filmemacher“, sagt Ol-            Arbeit an dem Film begann. Ich habe die Erfahrung
iver. „Ihn für einen europäischen Rennfahrerfilm ge-           gemacht, dass man oft einen interessanteren Blick fin-
winnen zu können, ist ein absolutes Plus für den Erfolg        det, wenn man es mit einem Regisseur zu tun hat, der
des Films. Man muss sich nicht besonders anstrengen,           nicht gleich alles über das jeweilige Filmthema weiß,
sich von dem Mann, der uns in die Welt der Astro-              was es zu wissen gibt. Rons Herangehensweise an die
nauten und Feuerwehrmänner eintauchen ließ, einen              Welt befördert uns an Orte, an die uns kein anderer
großartigen Film über Rennfahrer vorzustellen.“                Regisseur hätte mitnehmen können.“

Eaton war beeindruckt von der unermüdlichen En-                „Einer der interessantesten Aspekte an dem Film
ergie, mit der ihr Anführer seine Crew zu Höch-                war Ron Howards Beteiligung“, sagt der ausführen-
stleistungen anspornte. Er erzählt: „Als wir uns nach          de Produzent Tobin Armbrust. „Ihn aus erster Hand
einem Filmemacher umsahen, traf sich Peter mit                 bei der Arbeit zu sehen, war sehr inspirierend. Ich
Ron zum Frühstück in Los Angeles, und Ron er-                  war beeindruckt, wie geschmeidig er sich zwischen
zählte, wie gern er den Film machen wollte. Er ist             aufregenden Rennsequenzen und intimen Charak-
ein begeisterter Sportfan. Und obwohl er sich mit              termomenten bewegte.“
der Formel 1 nicht so richtig auskannte, gefällt ihm
die Idee eines Dramas, das sich aus dem Wettbewerb             Zum Produktionsteam von RUSH – ALLES FÜR
im Sport entwickelt. Ron hat außerdem eine unglau-             DEN SIEG stieß Howards langjähriger Produk-

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tionspartner bei Imagine Entertainment, der Os-                               Beste Feinde:
car®-prämierte Produzent Brian Grazer, der von                        Die Suche nach Hunt und Lauda
Peter Morgans Drehbuch ebenso fasziniert war wie
von seiner letzten Arbeit für Imagine. „Ron und                 Mit Hauptrollen in Thor (2011) und Marvel’s The
ich haben mit Peter an Frost/Nixon gearbeitet“, sagt            Avengers (2012) hat es der australische Schauspiel-
Grazer. „Peter besitzt die Fähigkeit, jemanden zu               er Chris Hemsworth in den letzten Jahren schnell
studieren und dabei so mikroskopisch nahe an ihn                zu Starruhm gebracht. In Filmen wie The Cabin in
heranzurücken, dass man die Poren seiner Haut zu                the Woods (2012) und Snow White and the Hunts-
erkennen glaubt.“                                               man (2012) hat er zu seiner Filmstar-Ausstrahl-
                                                                ung enorme Vielfältigkeit unter Beweis gestellt.
Grazer fand, dass Morgans jüngste Untersuchung der              Hemsworth war wie geboren für die Darstellung
Machenschaften des Menschen den gewohnten La-                   des McLaren-Piloten James Hunt, den Howard als
serfokus besaß. Er erklärt, wie sich das Projekt in den         „Rockstar auf Reifen“ beschreibt.
Kanon der Filme fügt, die er mit Ron Howard produz-
iert hat: „Der rote Faden, der RUSH – ALLES FÜR                 „James war berühmt dafür, ein Herzensbrecher zu
DEN SIEG mit den anderen Filmen von Ron und mir                 sein. Er war berühmt dafür, mit seinem sehr freizü-
verbindet, besteht darin, dass es um die Identitäten            gigen und in vollen Zügen genossenen Lebensstil der

der Figuren geht, dass untersucht wird, wie ihre Psy-           Inbegriff des Geistes der Siebzigerjahre zu sein“, sagt
che funktioniert. In RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG                  Ron Howard. „Aber er war auch immer darauf er-
geht es um zwei Männer, die riesige Makel haben und             picht, sich mit anderen zu messen. Er stand für die
miteinander in Wettstreit treten. Es ist komisch, aber          Idee, dass man groß sein kann, ohne ein Geschäft
in diesem Film geht es nicht darum, das Rennen zu ge-           daraus zu machen, dass eine Berufung eine wilde
winnen. Es geht darum, wie der Wettstreit diese beiden          Art des Selbstausdrucks sein kann und nicht unbed-
Männer dazu bringt, sich mit ihren Makeln ausein-               ingt ein Beruf. Chris’ Darstellung bringt das perfekt
anderzusetzen, und zu kompletteren Menschen macht.              rüber.“
Ihre Siege sind Triumphe über sich selbst. Letztlich war
es so, dass James und Niki durch das Rennen nicht nur
selbst zu besseren Menschen wurden, sondern sich ge-            Howard kannte den Schauspieler nicht, bevor er zum
genseitig dabei halfen.“                                        Vorsprechen für die Rolle erschien. „Chris sicherte
                                                                sich den Part mit seinem fantastischen Auftritt beim
Der Einstieg von Imagine war das letzte fehlende Stück          Vorsprechen“, sagt er. „Ich hatte ihn in Thor gesehen
des Puzzles. Die Finanzierung stand, der Regisseur war          und in Star Trek (2009). Ich traf ihn, mochte ihn,
gefunden. Schnell näherte sich RUSH – ALLES FÜR                 aber ich hatte keine Vorstellung, ob er wirklich James
DEN SIEG dem Produktionsstadium.                                Hunt sein konnte. Er überzeugte mich und alle an-

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deren mit einer Filmaufnahme, die er während der              nicht immer leicht. Obwohl er mit Hunt die blauen
Dreharbeiten zu Marvel’s The Avengers gemacht                 Augen und das selbstsichere Auftreten gemein hat,
hatte. Es war bemerkenswert. Uns blieb nichts an-             bedurfte es doch noch etwas mehr, um die beiden
deres übrig als zu sagen: ,Bitte, lasst ihn sofort den        miteinander zu verschmelzen. „Es war interessant
Vertrag unterschreiben.’“                                     zu versuchen, genau herauszufinden, wer James
                                                              wirklich war“, merkt Hemsworth an. „Wenn man die
Auch wenn das nicht die Art von Vorsprechtermin               Bücher über ihn liest und verschiedene Interviews
ist, die Hemsworth bevorzugt, wollte er sich die Ge-          mit ihm ansieht, die immer stark von der Stimmung
legenheit nicht entgehen lassen, bei RUSH – ALLES             abhingen, in der er sich gerade befand, und dann
FÜR DEN SIEG mitmachen zu können. „Normaler-                  noch mit Menschen unterhält, die ihn kannten, erg-
weise würde ich so etwas nicht machen, es sei denn,           ibt sich ein stark divergierendes Bild. Ich denke, das
es geht um etwas wie diesen Film und die Gelegen-             ist der Grund, warum es so faszinierend war, sich in
heit, mit einem Regisseur vom Kaliber Rons zu ar-             seiner Nähe aufzuhalten: Er war ein unglaublich lei-
beiten – ein Filmemacher, mit dem ich seit Jahren             denschaftlicher Typ, der sich den Mund nicht verbi-
arbeiten wollte“, sagt Hemsworth. „Er ist einer dieser        eten ließ und immer auf Spaß aus war. Aber es gab
Leute, die als Mensch genauso überwältigend sind              auch eine andere Seite, die er verschlossen hielt – so
wie als Regisseur. Mit Ron will man arbeiten, weil            eine Art dunkle Seite. Es gab Widersprüchlichkeiten,
man weiß, dass er einen jedes Mal, wenn man sich              aber gerade das macht ihn als Figur so interessant.“
auch nur ein bisschen zurückhält, sofort wieder auf
Kurs bringt. Er weiß, dass er immer noch ein biss-            Hemsworth fand heraus, dass diese Widersprüche
chen mehr aus seinen Schauspielern herausquet-                ganz besonders auf den Rennstrecken zu Tage
schen kann.“                                                  traten. Er berichtet: „Ich unterhielt mich mit einem
                                                              der Teamkollegen von James, und er erinnerte sich
Es liegt im Wesen eines Schauspielers, sich voll und          an eine Unterhaltung mit James, in der er zu James
ganz in eine Figur zu vertiefen (in einer Figur auf-          sagte: ,Junge, James, deine ersten beiden Runden
gehen) zu wollen. Hemsworth fiel das in diesem Fall           waren weder Fisch noch Fleisch.’ Und James ant-

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wortete: ,Ach, weißt du, an die beiden ersten Runden         Hunts Biographie heißt es, er habe mit 5000 Frau-
kann ich mich nie erinnern.’ Weil er so wahnsinnig           en geschlafen“, merkt er an. „Es gibt eine klassische
unter Adrenalin stand. Und das kriegt man im Film            Geschichte, in der alle Flugbegleiterinnen, die in
wunderbar mit. Vor manchen Rennen musste er sich             derselben Maschine wie er nach Japan geflogen
übergeben, so angespannt war er. Er arbeitete sich           waren, im selben Hotel übernachteten wie er. Das
in einen erhöhten Bewusstseinszustand der Anspan-            war unmittelbar vor dem Rennen am Fuji, in dem
nung, weil er überzeugt war, dass er nur dann in der         es um die Weltmeisterschaft ging. Er verbrachte die
Lage war, wirklich sein Bestes geben zu können.“             Nacht mit allen von ihnen, einer nach der anderen.
Je mehr sich Hemsworth mit Hunts Leben ausein-               Und mit manchen auch gleichzeitig.“
andersetzte, desto faszinierter war er. Er sagt: „Die        Die Nachforschungen über Hunts Leben – im
besten Sachen, die ich gefunden habe, waren die              Zusammenspiel mit den Kulissen, der Garderobe
Archivaufnahmen, kleine Schnipsel vor und nach               und den Fahrzeugen selbstverständlich – ließen
den Interviews, wenn niemandem bewusst war,                  Hemsworth’ Verwandlung in den James Hunt der
dass die Kameras an waren. Da blitzt kurz auf, wer           Siebzigerjahre ganz nahtlos vor sich gehen. „Diese
James wirklich war. Seine Augen strahlen eine große          Periode entspricht meiner Figur voll und ganz“,
Faszination aus, einen unersättlichen Durst auf Leb-         meint der Schauspieler. „James gehörte einfach in
en. Alles weckte seine Aufmerksamkeit. Er war wie            diese Zeit. Alles war so leidenschaftlich und überbor-
ein kleiner Junge. Kindern gehört auch der Raum,             dend. Es ist, wie Ron sagt: ,Sex war sicher und Aut-
in dem sie sich aufhalten. Auch sie verspüren dieses         ofahren gefährlich.’ Heute ist es genau umgekehrt.
Bedürfnis, die Welt zu entdecken und maßlos zu               Alles wird heute gleich verurteilt, alles ist so saub-
sein.“ Hemsworth macht eine Pause: „Er wollte sich           er. Einem Schauspieler hilft es natürlich, wenn man
nicht ans Steuer setzen, um Zweiter oder Dritter             nicht versuchen muss, sich davon zu überzeugen,
zu werden. Er wollte gewinnen oder nichts. Nach-             dass man sich in der Welt des Films befindet, son-
dem James 1976 die Weltmeisterschaft gewonnen                dern wenn einen jedes Detail ständig wie von selbst
hatte, zog er sich langsam zurück. Ich glaube, dass          daran erinnert.“
er danach niemals wieder dieselbe Leidenschaft auf-
bringen konnte.“                                             Hemsworth war gebannt von dem Kontrast zwis-
                                                             chen Hunt und Lauda, der von Morgan in seinem
Hemsworth ist sich nicht sicher, ob alle Geschicht-          Drehbuch herausgearbeitet wurde, und begann zu
en vom Playboy James Hunt wirklich stimmen. „In              verstehen, was beide Männer letztendlich antrieb. Er

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merkt an: „Das ist so eine Yin- und Yang-Nummer,                  seur. „Als ich ihn traf, war mir sofort klar, dass er
die zwischen den beiden abging. Ich denke, dass sie               zu diesen chamäleonartigen Schauspielern gehört,
jeweils das Beste und das Schlechteste aus dem an-                die mit großer Begeisterung Figuren erschaffen. Ich
deren herauskitzelten. Sie haben einander gezwun-                 wusste, dass er den österreichischen Akzent perfe-
gen, in den Spiegel zu blicken und zu hinterfragen:               kt hinbekommen würde. Und mit Hilfe von etwas
,Gehe ich die Sache auch wirklich von der richtigen               Makeup war auch klar, dass er Lauda äußerlich äh-
Warte aus an?’ Heute sagt Niki, dass James einer der              neln würde. Daniel und Chris für die Hauptrollen
Menschen war, den er am meisten respektiert hat.“                 zu gewinnen, war für mich als Regisseur ein spek-
Bei seinen Versuchen, Niki Lauda als Menschen auf                 takulärer Glücksfall.“
die Spur zu kommen, war Howard überrascht von den
Verbindungen, die er entdeckte. „Niki erinnert mich an            Brühl gibt unumwunden zu, dass er zunächst etwas
die Astronauten, mit denen ich an Apollo 13 gearbeitet            zögerte, die Darstellung der Rennfahrerlegende zu
habe“, meint er. „Seine Herangehensweise ist sehr wissen-         übernehmen. „Ich dachte mir: ,Wie kann ich es mir
schaftlich. Sein technisches Wissen ist erstaunlich. Und          anmaßen, einen Mann wie Niki Lauda zu spielen?
doch steckt immer noch genug Abenteuerlust in ihm, ein            Das ist eine verdammt hart zu knackende Nuss für
Wille zum Risiko, eine Bereitschaft, immer noch weiter            einen Schauspieler.’ Als Mensch könnte er sich kaum
zu gehen als alle anderen. In vielfacher Hinsicht ist Niki        mehr von mir unterscheiden. Und in Deutschland
Lauda der Prototyp für eine neue Art von Profisportler. Er        ist er nach wie vor sehr bekannt, weil er als Experte
machte ein Geschäft daraus, aber das Feuer, sich zu mes-          Formel-1-Rennen im Fernsehen kommentiert“, sagt
sen, ist bei ihm dennoch klar zu spüren.“                         Brühl. Auch wenn er sich keine großen Chancen
Als sich in der Schauspielergemeinde die Kunde von                ausrechnete, ging er dennoch zum Vorsprechtermin
Morgans Drehbuch zu verbreiten begann, wurde Lau-                 und war begeistert, als er erfuhr, dass Howard ihm
da gefragt, wen er sich als Darsteller für seine Figur            die Rolle anbieten würde.
wünschen würde. Im Ö3 witzelte er trocken: „Jeder,
der sich einmal das rechte Ohr abgebrannt hat, kann               Mit seinem Wunsch, sich akribisch auf seine Arbe-
sich schon mal Chancen ausrechnen.“ Spaß beiseite:                it vorzubereiten, rannte er offene Türen beim Team
Die Sportlegende zeigte sich sehr angetan davon,                  von RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG ein. „Als er-
dass der in Spanien geborene deutsche Schauspieler                stes habe ich mir viele alte Fernsehaufnahmen und
Daniel Brühl die Rolle übernehmen würde, nachdem                  Interviews angesehen“, erinnert sich Brühl. „Es gibt
er ihn in Wien kennenlernen durfte. „Ich habe den                 so viel, was es an ihm zu betrachten gibt. Die Pro-
Jungen vom ersten Tag an gemocht“, sagt Lauda. „Er                duktionsfirma sammelte all das Material für mich,
war geerdet, ein wirklich talentierter Kerl.“                     das ich brauchte, und ich las seine Autobiographie,
                                                                  „Meine Story“, die sich wirklich wie von selbst liest.“
Der mehrsprachige Brühl ist in Deutschland schon
lange ein Star und ist auch im europäischen Kino                  Dann kam die Aussicht darauf, Lauda bei einem
spätestens seit dem für einen Golden Globe nomin-                 persönlichen Treffen kennenzulernen. Natürlich
ierten Komödienhit Good Bye, Lenin! (2003) ein                    war Brühl nervös, dem Mann gegenüber zu treten,
Begriff. Sein englischsprachiges Debüt gab er 2004                den er auf der Leinwand darstellen sollte. „Es ist
in Der Duft von Lavendel, und seinen international                kein Geheimnis, dass Niki immer gnadenlos ehrlich
bekanntesten Auftritt bislang hatte er als deutscher              und offen sagt, was er denkt. Ich dachte nur: ,Hof-
Scharfschütze Frederick Zoller in Quentin Taranti-                fentlich mag er mich, hoffentlich kommen wir gut
nos Inglourious Basterds (2009).                                  miteinander aus.’“, erzählt der Schauspieler. „Er rief
                                                                  mich an und lud mich nach Wien ein. Dann sagte er
Für Ron Howard war die Entscheidung für Brühl                     noch: ,Nimm am besten nur Handgepäck mit, viel-
ebenso leicht wie die für Hemsworth. „Daniel hat                  leicht können wir uns ja nicht ausstehen.’ Zum Glück
in einer ganzen Reihe von Filmen mitgespielt, die                 war das nicht der Fall. Ich konnte ihn fragen, was ich
ich gesehen habe, und auch Peter ist bereits seit län-            wollte. Er war absolut offen und sehr großzügig mit
gerem mit seiner Arbeit vertraut“, sagt der Regis-                der Zeit, die er für mich übrig hatte.“

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Lauda, der berühmt ist für seine Präzision, erinnert            an ihre Schauspielerei herangehen. „Wir kommen aus zwei
sich an die mit Brühl verbrachte Zeit: „Ich fragte              völlig verschiedenen Richtungen“, meint Brühl. „Ich habe
ihn: ,Ist es schwierig, mich zu spielen?’ Er sagte: ,Ja,        den größtmöglichen Respekt vor Chris’ Arbeit, weil sie so
weil du eine lebendige Person bist und die Menschen             körperbetont ist. Er spielt Superhelden. Da steckt viel Ar-
dich aus dem Fernsehen und so weiter kennen. Die                beit drin. Ich komme aus einer anderen Richtung, deshalb
Menschen wissen, wie du redest und was du machst.               war unsere Rivalität vor der Kamera auch so glaubwürdig.
Das macht es mir sehr schwierig, dich wirklich zu               Ihre Reise im Film endet damit, dass sie beinahe Freund-
spielen.’ Also kam er nach Wien, um sich mit dem                schaft schließen. Das passte perfekt für Chris und mich,
österreichischen Akzent vertraut zu machen und zu               weil wir einen ähnlichen Sinn für Humor besitzen. Wir
lernen, wie ich Englisch spreche. Er hat ganze Arbeit           lachten viel und nahmen uns ständig gegenseitig auf den
geleistet, der echte Niki Lauda zu sein.“                       Arm.“ Und noch einen Aspekt der Rivalität gibt es. „Ich
Obwohl Brühl seine Figur akribisch studierte, gab es            muss sagen, dass ich mich im Film ziemlich sexy finde“,
doch gewisse Aspekte, die er nicht wagte, bei seinen            gesteht Brühl. „James war der Ladykiller, aber Niki ist auf
Treffen mit Lauda anzusprechen, weil er sie als zu              seine Weise auch verdammt cool.“

privat empfand. Er war dann allerdings überrascht,              Auch Hemsworth fühlte sich ausgesprochen wohl
als er doch den Mut aufbrachte, Lauda nach dem                  bei der Arbeit mit Daniel Brühl. „Daniel und ich,
verheerenden Crash am Nürburgring zu befragen.                  wir befinden uns in unseren Karrieren an einem äh-
„Ich finde es interessant, dass er sich an den Unfall           nlichen Punkt“, findet Hemsworth. „Es ist immer al-
überhaupt nicht erinnert“, sagt der Schauspieler.               les noch aufregend und neu für uns. Wir sind über-
„Ich empfinde das als beinahe übernatürlich, einer              haupt nicht abgestumpft. Daraus ergab sich ein sehr
der faszinierendsten Aspekte meiner Rolle. Das ist              organischer Raum, in dem wir unsere Sache machen
etwas, was ich nicht verstehe.“                                 konnten. Man möchte glauben, dass es unseren
                                                                Darstellungen geholfen hätte, wenn wir uns am Dre-
Das unterschiedliche Auftreten von Lauda und Hunt ent-          hort nicht verstanden hätten, weil wir das in unsere Rol-
sprach auch ihrem jeweiligen Ansatz, was das Autoren-           len hätten einarbeiten können. Das Gegenteil war der Fall.
nen anbetrifft. Es überrascht nicht, dass auch Brühl und        Er ist unglaublich talentiert, sein Einsatz ist vorbildlich.
Hemsworth völlig verschiedene Ansätze verfolgen, wie sie        Es war auch prima, jemanden an meiner Seite zu wissen,

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der so ähnlich denkt wie ich. Auf diese Weise konnten wir              Supermodels und Teamkollegen:
ausgezeichnet Ideen und Gedanken austauschen.“                              Die Nebendarsteller
Produzent Brian Grazer spürte die Energie der bei-
den Schauspieler vor der Kamera vom ersten Tag                   Kein Mensch ist eine Insel. Jeder einzelne der Neb-
an. Er berichtet: „Chris ist ein ungeheuer charisma-             endarsteller sorgte mit seinem Einsatz dafür, den ge-
tischer, sexy Typ, der seinen Körper voll und ganz               samten Cast von RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG
dem Aussehen Hunts anpasste. Er ist magnetisch.                  besser aussehen zu lassen. Die Schauspieler hatten
Und Daniel war so großartig in Inglourious Basterds.             sich geschworen, nicht einfach nur einen real ex-
Er ist ein unglaublicher Schauspieler. Es ist immer              istierenden Menschen nachzuspielen, sondern die
eine Herausforderung, zwei Schauspieler zu finden,               Essenz jeder einzelnen Figur einzufangen, die sie
die in Wettstreit miteinander treten können, die ein-            darstellten .
ander nicht nur vor der Kamera zu Höchstleistungen
anspornen, sondern auch davor und danach.“                       Olivia Wilde, die dem Publikum aus der Serie „Dr.
Völlig begeistert vom Eintauchen von Chris                       House“ sowie Filmen wie Tron: Legacy (2010) und
Hemsworth und Daniel Brühl in ihre jeweilige Rolle               Drinking Buddies (2012) bekannt ist, spielt Suzy
– und ihre Leistung im Formel-3-Vorbereitungskurs,               Miller Hunt, die James Hunt zunächst heiratet, nur
der Pflicht war – war auch ALASTAIR CALDWELL,                    um dann von ihm links liegen gelassen zu werden.
Hunts Team-Manager und Chefmechaniker im Jahr                    Die Schauspielerin wollte sich die Gelegenheit nicht
1976, der der Produktion als technischer Berater                 entgehen lassen, mit Ron Howard arbeiten zu kön-
zur Seite stand. „Das Äußerliche ist beinahe lach-               nen. „Ron ist ein Teamplayer durch und durch“,
haft perfekt“, nickt Caldwell. „Chris sieht aus wie              sagt sie. „Er vertraut seinen Schauspielern und der
James. Er hat die richtige Größe, den richtigen Teint.           Crew. Er heuert die richtigen Leute für ihren Teil
Und Daniel ist noch perfekter. Seine Körpersprache,              der Maschine an und lässt sie dann machen. Deshalb
Größe, alles – es ist richtig gespenstisch.“                     gibt es all diese einzigartigen, unwiederbringlichen

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Momente, die seine Filme so effektiv machen. Er             der Leinwand kämpften, verfolgte Wilde einen er-
versteht sowohl die emotionale wie auch technis-            frischenden Ansatz, was ihre Rolle anbetrifft. Sie
che Seite der Schauspielerei und bringt diese beiden        sagt: „Manchmal liest man eine Szene und man ver-
Herausforderungen zusammen, um die Figuren zum              steht nicht, was sie im Kontext der Geschichte zu
Leben zu erwecken und auf die richtige Weise auf            bedeuten hat. Aber wenn man sie dann dreht, realis-
Film zu bannen.“                                            iert man, dass sie von entscheidender Bedeutung ist.
                                                            Bei meiner Nebenrolle gab es eine bestimmte Szene,
Die Schauspielerin empfand ihre Figur – die im              bei der ich mich so gefühlt habe: Als Suzy sieht, wie
wahren Leben später eine verhängnisvolle Affäre             James die Meisterschaft gewinnt. Es ist alles, was er
mit Richard Burton haben sollte – als perfektes Ge-         sich jemals gewünscht hat, und sie will, dass er es be-
genstück zu Hunt. Sie meint: „Suzy verkörpert alles,        kommt. Ihre Reaktion auf seinen Sieg ist ungemein
was James sich an diesem Höhepunkt seiner Karriere          emotional, und man spürt in diesem Moment, dass
gewünscht haben könnte, als alles noch aufregend            sie ihn liebt. Das lässt ihn menschlicher erscheinen,
und neu war. Je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger        und sie ganz gewiss auch. Das war der Moment, an
wird es zwischen den beiden. Sie müssen erwachsen           dem ich mich ungeheuer stolz auf das gefühlt habe,
werden, und wir erleben mit, wie Suzy sich langsam          was wir aus diesem kleinen Ausschnitt der großen
bewusst wird, was sie braucht, um glücklich zu sein.        Geschichte herausgeholt haben. Es geht eben nicht
Sie kann ihr Leben nicht für James führen und sich          nur um eine gescheiterte Liebesaffäre. Da steckt
ständig nur um seine Bedürfnisse kümmern. Sie               auch etwas Tragisches in dem, was sie versucht, aber
muss sich um sich selbst sorgen.“                           nicht hinbekommen haben. Und doch war da immer
                                                            noch ein Teil ihrer Liebe, der aller Umstände zum
Während viele der Co-Stars um jede Sekunde auf              Trotz überlebt hat.“

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Hunt war nicht der einzige Fahrer, der sich der Liebe         gewesen sein muss, sich damit abzufinden, dass ihr
einer wunderbaren Frau sicher sein konnte. Die in             Mann sein Leben wieder beim Autorennen aufs Spiel
Rumänien geborene deutsche Schauspielerin Alex-               setzt, hat sie doch keine andere Wahl als zu sagen:
andra Maria Lara, die man international aus so un-            ,Du musst weitermachen.’ Für mich war das unglau-
terschiedlichen Filmen wie Anton Corbijns Control             blich, denn zunächst ist Marlene überzeugt, ihren
(2007), Francis Ford Coppolas Jugend ohne Jugend              Ehemann verloren zu haben, weil es nach Men-
(2007) und Stephen Daldrys Der Vorleser (2008)                schenermessen keine Möglichkeit gegeben haben
kennt, wurde als Niki Laudas Ehefrau Marlene be-              konnte, dass er diesen Unfall überlebt hat. Die ganze
setzt. Lara spiegelt mit ihrer Aussage die Worte ihrer        Erfahrung muss extrem traumatisch gewesen sein
Kollegin Olivia Wilde: „Ron ist unglaublich, weil er          und ihr das Herz gebrochen haben. Aber sie ist eine
diese unfassbare Energie besitzt, die manch deutlich          Frau, die seine Leidenschaft verstand und ihn nicht
jüngere Leute verdammt faul aussehen lässt. Es gab            daran gehindert hat, wieder ins Auto zu steigen.“
so viele Kleinigkeiten, auf die er sich konzentrier-
en musste, weil jede von ihnen perfekt sein musste.           Natürlich war nicht die ganze Zeit, die Niki und
Und doch hört man ihn immer lachen. Er ist ein                Marlene miteinander verbracht haben, von Tragö-
sehr warmherziger Mensch. Er sorgt dafür, dass die            dien überschattet. „Wir drehten auch eine Szene, in
Schauspieler sich am Set wohl, frei und gut fühlen.           der sie vor dem Unfall ein paar wunderbare Tage
Das hat mich völlig umgehauen. Ich habe die Arbeit            miteinander verbringen“, erinnert sich Lara. „Aus-
mit Ron wirklich geliebt.“                                    nahmsweise ist er entspannt, vielleicht zum ersten
                                                              Mal. Es ist der Moment, an dem er erkennt, dass es
Im Gegensatz zu der Jetsetterin Suzy Miller ist Mar-          womöglich noch etwas anderes gibt als Autorennen,
lene Lauda die stets unterstützende Ehefrau und               für das es sich zu leben lohnt.“
Partnerin, auch nach dem Unfall, der ihren Mann so
grausam entstellt. „Nach dem Unfall haben wir ein             Zufälligerweise haben Alexandra Maria Lara und Dan-
paar ungemein intensive Szenen im Krankenhaus                 iel Brühl denselben Agenten, aber dennoch standen sie
gedreht“, erzählt Lara. „So schwierig es für sie auch         noch nie gemeinsam vor der Kamera. Trotzdem war

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