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1 MATERIAL „KOMMUNALE KLIMAPARTNERSCHAFTEN“ – PRÄSENTATION DER HANDLUNGSPROGRAMME DER VIERTEN PROJEKTPHASE Internationaler Workshop, Karlsruhe 2016 | Nr. 89
2 Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) Telefon: +49 228 20717-670 info@service-eine-welt.de www.service-eine-welt.de Material – Schriftenreihe der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW), Heft 89 Inhaltlich verantwortlich: SKEW, Dr. Stefan Wilhelmy Projektleitung: Jessica Baier und Kurt-Michael Baudach Texte: Melanie Hernandez Sanchez (Impuls – Agentur für angewandte Utopien), Jessica Baier, Kurt-Michael Baudach, Dr. Klaus Reuter, Felix Richter, Moritz Schmidt Redaktion: Kurt-Michael Baudach, Livia Pichorner Fotos: Andreas Grasser Layout, Satz und Umschlaggestaltung: Fabian Ewert, Königswinter Bonn, November 2017 Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger Genehmigung des Herausgebers. Die Reihe „Material“ wird finanziell gefördert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie die Bundesländer Baden-Württemberg, Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, sind in der vorliegenden Publikation die zur Gleichstellung von Mann und Frau gebräuchlichen Schreibweisen nicht durchgängig verwendet worden. Bei allen männlichen Bezeichnungen sind selbstverständlich die Frauen gleichermaßen angesprochen (und umgekehrt).
INHALT 1. Grußwort des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)............................................................................... 4 3 2. Einleitung....................................................................................................6 3. Begrüßungen...............................................................................................7 4. Tendenzen des Klimawandels in Lateinamerika und die Umsetzung des Paris-Abkommens .................................................................................9 5. Die vierte Phase des Projektes „Kommunale Klimapartnerschaften“ — ein Rückblick ............................................................................................. 12 6. Die Handlungsprogramme der Klimapartnerschaften ................................. 14 6.1 Ausstellung und Posterpräsentationen durch die Akteure der Klimapartnerschaften .......................................................................................... 14 6.2 Austausch zu Beispielen aus den Handlungsprogrammen der kommunalen Klimapartnerschaften........................................................................................... 14 6.3 Abschließende Worte zu den Handlungsprogrammen......................................... 18 7. Fachexkursionen in Stadt und Landkreis Karlsruhe.....................................20 8. Fortsetzung der Zusammenarbeit innerhalb der Klimapartnerschaften ....... 21 9. Impulse für die Umsetzung der Handlungsprogramme................................23 9.1 Bildung für nachhaltige Entwicklung....................................................................23 9.2 Verankerung der Klimapartnerschaften in den Kommunen..................................23 9.3 Klimawandel und Konflikte...................................................................................24 9.4 Beteiligung von Kindern und Jugendlichen – Partizipation...................................24 9.5 Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft...........................................................24 9.6 Armutsminderung und Einkommenssteigerung...................................................25 10. Gemeinsame Evaluation der vierten Projektphase — lessons learnt............. 26 11. Ausblick..................................................................................................... 27 12. Abschließende Bemerkungen ....................................................................29 13. Anhang ..................................................................................................... 31 Programm..................................................................................................................... 31 Teilnehmendenliste......................................................................................................33 Karlsruher Erklärung.....................................................................................................38
1. GRUßWORT DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFTLICHE 4 ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG (BMZ) Liebe Leserinnen und Leser, Die lokale Ebene – und hierbei besonders die Kommunen – spielt eine große Rolle. Die Kom- der Klimawandel ist die wohl drängendste Her- munen setzen sich für einen effektiven Klima- ausforderung des 21. Jahrhunderts. 2016 ist schutz und eine wirksame Anpassung an den bislang das wärmste Jahr, seitdem es Wetterauf- Klimawandel ein. Das wird seit Jahren auf inter- zeichnungen gibt. Zehn der 16 wärmsten Jahre in nationalen Konferenzen anerkannt, so auch im Deutschland lagen im 21. Jahrhundert. Weltweit Abkommen auf der Klimakonferenz in Paris. zeigt sich der Klimawandel bereits mit fatalen Folgen: Hitzewellen, überflutete Küstenstädte, Mit der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwick- Dürren und auch klimabedingte Flüchtlingsströme. lung“ bringt die internationale Staatengemein- Besonders die Menschen in Partnerländern schaft ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass sich unserer Entwicklungszusammenarbeit sind davon die globalen Herausforderungen nur gemeinsam betroffen. lösen lassen. Die Agenda 2030 schafft die Grund- lage dafür, weltweit wirtschaftlichen Fortschritt Klimaschutz und Entwicklungspolitik sind im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und im untrennbar miteinander verbunden. Ende 2015 Rahmen der ökologischen Grenzen der Erde zu wurde auf der Klimakonferenz in Paris die erste gestalten. Mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Ent- weltweit rechtsverbindliche Klimaschutzverein- wicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) barung beschlossen. Sie ist bereits in Kraft – so hat sich die internationale Staatengemeinschaft schnell wie kein anderes Abkommen – und ehrgeizige Ziele gesetzt. Deutschland teilt diese Deutschland hat zügig ratifiziert. Dieses Klima- und übernimmt dabei Verantwortung. Gemeinsam abkommen gibt eine klare Zielsetzung vor: die mit unseren Partnern wollen wir zu dem erforderli- Erwärmung des Weltklimas auf maximal zwei chen Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit beitragen. Grad Celsius zu begrenzen. Um dies zu erreichen, Viele Städte und Gemeinden haben dies bereits sind erhebliche Anstrengungen in allen Ländern anerkannt und setzen sich aktiv in unseren Part- der Welt erforderlich. Über unsere eigenen nerländern für eine nachhaltige Entwicklung ein. Anstrengungen zur Reduzierung von Klimagasen Mit der Verabschiedung der „New Urban Agenda“ hinaus unterstützen wir unsere Partnerländer bei auf dem dritten Weltgipfel zu Wohnungswesen deren Aktivitäten. Im Jahr 2015 stellte Deutsch- und nachhaltiger Stadtentwicklung (HABITAT III) land 2,7 Milliarden Euro zur Verfügung. Etwa im Oktober 2016 in Quito/Ecuador wurden für 90 Prozent dieser Finanzmittel kommen aus dem alle Länder geltende Ziele und Orientierungen zur Haushalt des Bundesministeriums für wirtschaft- nachhaltigen Stadtentwicklung verankert. liche Zusammenarbeit und Entwicklung. Deutsch- land hat seine Zusagen seit 2005 (471 Millionen Mit dem Projekt „Kommunale Klimapartner- Euro) mehr als verfünffacht, bis 2020 sollen diese schaften“ bietet das Bundesministerium für auf jährlich vier Milliarden Euro anwachsen. wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick- Damit ist Deutschland international einer der lung – über die Servicestelle Kommunen in der größten Geber. Einen Welt bei Engagement Global – deutschen
GRUßWORT DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG (BMZ ) Kommunen und ihren international verbundenen zu begrüßen. Selbstverständlich gilt unser Dank Partnerkommunen ein kommunalpolitisch ausge- auch den größeren Städten und Landkreisen, die richtetes Instrument an. Das BMZ hebt damit das sich für eine gelungene Umsetzung ihrer Klima- Potenzial, über das kommunale Partnerschaften partnerschaft einsetzen. im internationalen Erfahrungsaustausch zum Thema Klimawandel verfügen. Rund 50 deutsche Das BMZ ist sich bewusst, dass zusätzlich zum Kommunen sind bereits dabei. Sie entwickeln Tagesgeschäft die kommunale Entwicklungszu- 5 gemeinsam mit ihren Partnern Handlungsstrate- sammenarbeit eine Herausforderung darstellt. gien und setzen Projekte um. Und das mit großem Gleichwohl wünschen wir uns, dass kommunale Erfolg! Eine Vielzahl von Projekten, die auf spür- Entwicklungszusammenarbeit gerade in deutschen bare Wirkungen vor Ort ausgerichtet sind, wurden Kommunen selbstverständlich wird und mehr innerhalb von kommunalen Klimapartnerschaften Kommunen sich entwicklungspolitisch engagieren. umgesetzt. Dabei profitieren bei Weitem nicht Umso bewundernswerter ist es, was die am Projekt nur die Kommunen aus dem Süden; auch in den beteiligten Kommunen in der relativ kurzen Zeit deutschen Kommunen sind vielfältige Aktivitäten von eineinhalb Jahren erreicht haben. Sie können angestoßen worden, die den Klimaschutz und die mit Stolz auf ihren gemeinsam erarbeiteten Hand- Klimafolgenanpassung vor Ort voranbringen. lungsrahmen blicken, der sie befähigt, im nächsten Schritt konkrete Projekte zur Anpassung an den Das BMZ wird auch über die fünfte Phase hinaus Klimawandel in Angriff zu nehmen. Für die bisher kommunale Klimapartnerschaften fördern, die Ser- geleistete Arbeit möchte ich allen Beteiligten aus vicestelle Kommunen in der Einen Welt schreibt Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft meinen zudem 2017 eine weitere Phase aus. Basierend herzlichen Dank aussprechen. Besonders danke auf einer ersten Auswertung der Erfahrungen der ich der Stadt und dem Landkreis Karlsruhe. Sie letzten Jahre soll diese noch besser an den Bedürf- haben diesen Workshop ermöglicht und sorgen nissen der Kommunen ausgerichtet werden. mit wertvollen Beiträgen zum Thema Klima für einen spannenden Input. Sicherlich wird die Doku- Das Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“ mentation dieses internationalen Workshops in wurde im Jahr 2015 in einem Beschluss des Karlsruhe mit dazu beitragen, ihr entwicklungspoli- Deutschen Bundestags zu entwicklungspolitischen tisches Engagement weiter zu festigen. Chancen der Urbanisierung ausdrücklich gewürdigt und vielfach auf nationalen und internationalen Ich wünsche mir mehr Kommunen, die sich so Foren vorgestellt. Ein weiterer schöner Erfolg ist, vorbildlich in der kommunalen Entwicklungszu- dass kürzlich alle drei Kommunen, die für den Son- sammenarbeit präsentieren und gemeinsam Ver- derpreis „PartnerStadt“ des Deutschen Nachhal- antwortung für das Klima übernehmen. Herzlichen tigkeitspreises nominiert wurden,1 zugleich auch Dank! am Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“ teilnehmen. Ihr Dirk Schwenzfeier Beauftragter für Wirtschaft und Kommunen im Dazu haben auch die zehn Partnerschaften der BMZ vierten Projektphase, die auf dem internationalen Workshop in Karlsruhe ihre Handlungsprogramme vorgestellt haben, eindrucksvoll gezeigt, dass deut- sche und lateinamerikanische Kommunen bereits intensiv auf Augenhöhe zusammenarbeiten und wirkungsvolle Beiträge zum Schutz des Weltklimas leisten. Die große Beteiligung aus kleinen und mitt- leren Kommunen, die trotz begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen mit erfreulich großem Einsatz und Freude teilgenommen haben, ist sehr 1 Solingen, Horb am Neckar und Jena; die Stadt Solingen wurde Preisträger.
2. EINLEITUNG Rund 120 Vertreterinnen und Vertreter aus mehr Ein durch die Stadt und den Landkreis Karlsruhe 6 als 20 deutschen und lateinamerikanischen Kom- gestaltetes Rahmenprogramm rundete die Ver- munen, Partnerschaftsvereinen, Nichtregierungs- anstaltung ab: Auf Einladung der Stadt Karlsruhe organisationen und weiteren Institutionen nahmen kamen die Teilnehmenden im Gartensaal des am internationalen Workshop zur Präsentation der Karlsruher Schlosses zusammen. Der Landkreis Handlungsprogramme der vierten Projektphase Karlsruhe war Gastgeber eines feierlichen Abend- teil. Zu den Teilnehmenden zählten 15 (Ober-) essens im Weingut Heitlinger. Zudem hatten die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Teilnehmenden die Möglichkeit, auf zwei alterna- Landrätinnen und Landräte, was die Bedeutung tiven Fachexkursionen Einblicke in den Hochwas- unterstreicht, die dieser Veranstaltung seitens der serschutz der Region zu erhalten. Kommunen beigemessen wurde. Sie fand vom 21. bis 23. November 2016 in der Stadthalle in Karls- ruhe statt und wurde von der Servicestelle Kom- munen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global in Kooperation mit der Landesarbeitsge- meinschaft Agenda 21 NRW (LAG 21 NRW) sowie mit Unterstützung des Landkreises und der Stadt Karlsruhe veranstaltet. Im März 2015 war die vierte Projektphase gestartet. Seitdem erstellten zehn Klimapartnerschaften deutscher Kommunen mit Kommunen aus fünf lateinamerikanischen Ländern gemeinsame Handlungsprogramme. Der Workshop in Karlsruhe bildete den Abschluss dieser intensiven Arbeits- phase – ein Meilenstein in der Zusammenarbeit innerhalb der Klimapartnerschaften und gleichzeitig der Einstieg in die Phase der Umsetzung. Der erste Tag der Veranstaltung richtete sich an ein breites Publikum. Kommunale Entscheidungsträ- gerinnen und Entscheidungsträger sowie Akteure mit Fachwissen auf den Gebieten Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel waren zur Prä- sentation der Handlungsprogramme geladen. An den beiden Folgetagen tauschten sich die an der vierten Projektphase beteiligten Kommunen unter- einander aus, was auch der Stärkung des Netz- werkes diente. Sie machten sich mit der Expertise anderer Teilnehmender vertraut, auf die auch nach Ende der Projektphase zurückgegriffen werden kann. Zusätzlich erarbeiteten sie Perspektiven für die weitere Zusammenarbeit – sowohl innerhalb der jeweiligen Klimapartnerschaft als auch darüber hinaus. Getragen wurde der Workshop vom Geist einer offenen, kollegialen und konstruktiven Arbeitsweise aller Partner.
3. BEGRÜßUNGEN In ihren Begrüßungsansprachen hießen die Redner die mitunter von weit her angereisten Teilneh- 7 menden aus zahlreichen Kommunen, Organisati- onen und Vereinen herzlich willkommen. Klaus Stapf, Bürgermeister der Stadt Karlsruhe für die Bereiche Umwelt und Klimaschutz, Gesundheit, Brand- und Katastrophenschutz, Friedhofswesen, Abfallwirtschaft und Forst, betonte eingangs die Bedeutung von Weltoffenheit und Klimaschutz für seine Stadt. Er erinnerte an die UN-Klimakonferenzen in Marrakesch und Paris. Beide haben neue Standards im Klimaschutz Dr. Christoph Schnaudigel, Landrat des Landkreises Karlsruhe gesetzt, Absichtserklärungen sind in Verbindlich- keiten übergegangen. Gute Rahmenbedingungen Dr. Christoph Schnaudigel, Landrat des Land- müssten nun geschaffen werden, so Klaus Stapf, kreises Karlsruhe, wies darauf hin, dass unter um den Selbstverpflichtungen Taten folgen zu anderem aufgrund seiner prosperierenden wirt- lassen. Der Globale Norden stehe als Hauptverur- schaftlichen Situation der Landkreis heute durch sacher des Klimawandels in der Pflicht, Verantwor- Zuwanderung geprägt ist, auch aus Europa. Zu tung zu übernehmen. Klimapartnerschaften auf Zeiten der Badischen Revolution und mit ihr ein- Augenhöhe schrieb er in diesem Zusammenhang hergehender Hungersnöte suchten jedoch viele eine Modellfunktion für die internationale Gemein- Menschen neue Perspektiven in Südamerika, so schaft zu. Exemplarisch nannte der Bürgermeister auch im brasilianischen Bundesstaat Santa Cata- die Zusammenarbeit seiner Stadt mit San Miguel rina. Hier liegen die Ursprünge der Partnerschaft de Los Bancos in Ecuador. des Landkreises Karlsruhe mit der Stadt Brusque. Wesentlicher inhaltlicher Bestandteil der Zusam- menarbeit ist der Hochwasserschutz, der beide Seiten betrifft. Dr. Christoph Schnaudigel brachte gegenüber den anwesenden Partnerschaften seine Wertschätzung zum Ausdruck: Es gehöre viel Enga- gement dazu, gemeinsame Handlungsprogramme zu entwickeln. Klaus Stapf, Bürgermeister der Stadt Karlsruhe
BEGRÜßUNGEN Dr. Jens Kreuter, Geschäftsführer von Engage- Dr. Klaus Reuter, Geschäftsführer der Landes- ment Global, dankte sowohl dem Landkreis als arbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW, erinnerte auch der Stadt Karlsruhe für die Gastfreundschaft. daran, wie das Projekt der Klimapartnerschaften Er beglückwünschte die Teilnehmenden zum aus dem Scheitern der Klimakonferenz im Jahr Erreichen des Etappenziels nach einem intensiven 2009 in Kopenhagen entstanden ist, um die Arbeitsprozess: der Fertigstellung der Hand- Expertise der Kommunen zu nutzen und einen 8 lungsprogramme, die in vielen Fällen auch mit Bottom-up-Prozess zu ermöglichen. Er zeichnete in ehrenamtlichem Einsatz erarbeitet wurden. Die seinen Ausführungen ein lebhaftes Bild des Weges, Klimapartnerschaften erfahren zunehmend Aner- den die Klimapartnerschaften bislang zurückge- kennung auf der nationalen und internationalen legt haben: wertvolle menschliche Begegnungen, Ebene. So wurden sie im Beschluss Nr. 18/4425 Konferenzen, Besuchsprogramme voller guter des Deutschen Bundestages „Entwicklungspo- Ideen und das Ringen um Kompromisse. „Das litische Chancen der Urbanisierung nutzen“ gemeinsame Handeln zum Klimaschutz kommt (Absatz II, 9; Absatz III, 20) vom 24. März 2015 dann besonders deutlich zum Ausdruck, wenn erwähnt und kürzlich in Quito auf der HABITAT-III- gemeinsam verhandelt wird, wenn Bedarfe und Konferenz der Vereinten Nationen (UN) vorgestellt. Prioritäten festgelegt werden“, so Dr. Klaus Reuter. 42 Handlungsprogramme sind bisher entstanden. Dieser internationale Workshop sei „eigentlich die zweite Auftaktkonferenz: Jetzt geht es richtig los, wir wollen Taten sehen und sie unterstützen!“ Er wies darauf hin, dass zwar 2015 die globale CO2- Konzentration kaum noch angestiegen ist, sich aber trotzdem weiterhin auf einem sehr hohen Niveau befindet. Daher appellierte er an die Teil- nehmerinnen und Teilnehmer, das Engagement aufrechtzuerhalten. Dr. Jens Kreuter, Geschäftsführer von Engagement Global Die Attraktivität einer Kommune hängt auch von einer weltoffenen Atmosphäre und ihrem inter- nationalen Engagement ab, so Dr. Jens Kreuter. Er ermutigte die Teilnehmenden, unter diesen Gesichtspunkten in ihren Kommunen für Res- sourcen zur Pflege der Partnerschaften zu werben. Dr. Klaus Reuter, Geschäftsführer der LAG 21 NRW Er rief die Teilnehmenden dazu auf, mit ihren Ideen auf Engagement Global zuzugehen: „Unser Anspruch ist es, dass wir Sie dabei unterstützen, Ihre Ideen umzusetzen.“
4. TENDENZEN DES KLIMAWANDELS IN LATEINAMERIKA UND DIE UMSETZUNG DES PARIS- 9 ABKOMMENS Tobias Grimm, Senior Project Manager am den meisten Landflächen der mittleren Breiten Corporate Climate Centre der Münchener Rück- und feucht-tropischen Regionen werden extreme versicherungs-Gesellschaft Munich Re, gab zum Niederschlagsereignisse intensiver und häufiger Einstieg in seinen Vortrag eine geografische Über- auftreten.“ Anhand einer Klimaprojektion zeigte sicht über 1.060 Schadenereignisse weltweit im Tobias Grimm am Beispiel verschiedener Kipp- Jahr 2015 sowie über Schadenereignisse in Latein- Punkte im Klimasystem mögliche Risiken auf, amerika und Deutschland in den Jahren 1980 bis etwa das Abschmelzen des Grönland-Eisschildes 2015. Darin ist eine klar zunehmende Tendenz ab einem bestimmten Schwellenwert. Der Anstieg erkennbar, etwa bei hydrologischen Ereignissen des Meeresspiegels um sechs Meter erfolgt dann wie Überschwemmungen. zwar über einen langen Zeitraum, der Prozess ist aber nicht mehr umkehrbar. Weiter erläuterte er die Hauptaussagen des fünften Berichts des Intergovernmental Panel on Speziell ging Tobias Grimm auf den Klimawandel Climate Change („5. IPCC Assessment Report in Lateinamerika und hier insbesondere auf die 2013/2014“). Eine wichtige Feststellung: „Über prognostizierte Veränderung von Temperatur und NatCatSERVICE Schadenereignisse in Lateinamerika 1980 – 2015 Gesamtschäden und versicherte Schäden Mrd. US$ Gesamtschäden (in 2015 Werten) Versicherte Schäden (in 2015 Werten) Inflationsbereinigt mittels landes- bezogenem Verbraucherpreisindex unter Berücksichtigung von Wechselkurs- änderungen gegenüber dem US$. Diese Analyse enthält Länderinformationen für Südamerika, Zentralamerika, Karibik, Mexiko. © 2016 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, Geo Risks Research, NatCatSERVICE – Stand: Januar 2016 1 Abbildung 1: Gesamtschäden und versicherte Schäden in Lateinamerika Quelle: Munich RE
T E N D E N Z E N D E S K L I M AWA N D E L S I N L AT E I N A M E R I K A U N D D I E U M S E T Z U N G D E S PA R I S -A B KO M M E N S NatCatSERVICE Schadenereignisse in Deutschland 1980 – 2015 Gesamtschäden und versicherte Schäden Mrd. EUR 10 Gesamtschäden (in 2015 Werten) Versicherte Schäden (in 2015 Werten) Inflationsbereinigt mittels landes- bezogenem Verbraucherpreisindex unter Berücksichtigung von Wechselkurs- änderungen gegenüber dem US$. © 2016 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, Geo Risks Research, NatCatSERVICE – Stand: Januar 2016 2 Abbildung 2: Gesamtschäden und versicherte Schäden in Deutschland Quelle: Munich RE Niederschlag ein. Hochwasser-Wiederkehrperioden das 1,5-Grad-Ziel sogar nur mit einem sofortigen verkürzen sich in weiten Teilen Lateinamerikas. Kohlenstoff-Stopp zu erreichen. Auch in Deutsch- Gleichzeitig nehmen Perioden großer Trockenheit land zeigt sich eine Kluft zwischen den nationalen zu. Die beiden Phänomene „El Niño“ und „La Zielen und der bestehenden Energiepolitik. Niña“ wirkten sich im vergangenen Jahr bereits stark auf das Wetter des Kontinents aus. Abschließend erläuterte Tobias Grimm direkte und indirekte Mechanismen von Klimaversicherungen, 2015 wurde mit der COP 21 ein wegweisendes wie sie die G7-Staaten 400 Millionen Menschen Abkommen bei den UN-Klimaverhandlungen in zugänglich machen wollen. Außerdem stellte er Paris getroffen. Viele Staaten verpflichteten sich die „NATHAN Risk Suite“ vor, ein Instrument zur seither in ihren nationalen Parlamenten zur Ein- Risikoanalyse einzelner Standorte und ganzer Port- haltung der Obergrenze einer globalen Erwärmung folios, das online Wissen zu Naturgefahren, Risiken um nicht mehr als zwei Grad Celsius. Zudem und Klimawandel zur Verfügung stellt. wurden nationale Klimaziele und Volumina der Klimafinanzierung festgelegt sowie Klimaversiche- Das Publikum zeigte sich besonders an Prognosen rungssysteme als Lösungsoption anerkannt. zu den Folgewirkungen des Klimawandels inter- essiert, beispielsweise in Form von Fluchtbewe- Auch von der Weltklimakonferenz in Marrakesch gungen aufgrund von Nahrungsmitteleinbußen gingen positive Signale aus. Angesichts des politi- und zerstörtem Lebensraum. Tobias Grimm schen Umschwungs in den USA und der damit ver- warnte in diesem Zusammenhang vor voreiligen bundenen drohenden negativen Einflüsse auf den Feststellungen. Derzeit gibt es mehr Kriegs- als Klimaschutz sind viele Länder zusammengerückt, Klimaflüchtlinge. Klimaauswirkungen sind heute um die in Paris getroffenen Vereinbarungen weiter noch nicht so stark, dass dadurch große Fluchtbe- voranzutreiben. Allerdings reichen die nationalen wegungen entstehen. Außerdem hat Flucht immer Klimaschutzziele nicht aus. Allein die existierenden vielfältige Ursachen und es ist sehr schwierig, den und geplanten Kohlekraftwerke werden schon den Beitrag einer einzelnen Ursache wie des Klimawan- größten Teil des verbleibenden Budgets an CO2- dels zu bemessen. Weitere Fragen bezogen sich Emissionen beanspruchen. Mit Stand 2016 wäre auf das Abschmelzen des Polareises. Der Rückgang
T E N D E N Z E N D E S K L I M AWA N D E L S I N L AT E I N A M E R I K A U N D D I E U M S E T Z U N G D E S PA R I S -A B KO M M E N S 11 José Luiz Cunha, Bürgermeister von Brusque Leidy Graffe Marin von der Kommunalverwaltung Leguízamo des arktischen Eises bewirkt einen Anstieg des Meeresspiegels um annähernd drei Zentimeter in zehn Jahren. Betroffene Regionen müssen den Sturmflutschutz und Hochwasserschutz anpassen. Die bedeutsamere Ursache für den Anstieg des Meeresspiegels ist jedoch, dass warmes Wasser sich ausdehnt. Dies erzeugt einen größeren Effekt als das Abschmelzen. Weitere Nachfragen bezogen sich auf Klimaver- sicherungen. Diese werden eigens für Regionen konzipiert, die besonders vom Klimawandel betroffen sind. Staaten werden ermuntert private Versicherungssysteme zu errichten. Dabei wird auch mit Entwicklungsbanken zusammengear- beitet. Mit indirekten Versicherungen, das heißt der Versicherung ganzer Staaten, die ihre Bevöl- kerungen dadurch „indirekt“ absichern, gibt es bislang nur wenig Erfahrung. Positive Beispiele kommen aus Malawi. Dort wurden jüngst nach einem Dürreschaden Auszahlungen getätigt. Zur Feststellung des Schadenfalles werden Satelliten- und zukünftig auch Handybilder ausgewertet. In der Karibik versichern sich Staaten gegen Dürren und Sturmschäden; in Südamerika gibt es bislang kein solches Versicherungssystem.
5. DIE VIERTE PHASE DES PROJEKTES „KOMMUNALE KLIMAPARTNERSCHAFTEN“ — 12 EIN RÜCKBLICK Kurt-Michael Baudach, Engagement Global/ onen entsendet und gegenseitige Besuche haben SKEW, und Dr. Klaus Reuter, LAG 21 NRW, gaben stattgefunden. Die Treffen waren stets sehr arbeits- eine kurze Zusammenfassung des Projektkonzepts, intensiv, es wurde um die besten Maßnahmen berichteten von den zentralen Aktivitäten der und um Prioritäten gerungen – was nicht immer vierten Phase, von Ergebnissen, Schlussfolge- einfach war und den Beteiligten ein hohes Enga- rungen und Lernerfahrungen. gement abverlangt hat. Die Bestandsaufnahmen haben zu einem gemeinsamen Verständnis der Im Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“ gesammelten Erfahrungen und Herausforderungen wurden bislang 48 Klimapartnerschaften beigetragen und gut funktionierende Arbeitsstruk- gegründet, davon 26 neue Partnerschaften. In turen konnten eingerichtet werden. Detaillierte der vierten Phase ist die Hälfte der Partner neu und fundierte Handlungsprogramme mit Zielen, zusammengekommen, mehr als 50 Prozent sind Maßnahmen, Verantwortlichkeiten, Zeit- und kleine und mittlere Kommunen. Damit ist ein Ressourcenplanungen sind entstanden und bilden weiteres Ziel des Bundesministeriums für wirt- eine hervorragende Grundlage zur Beantragung schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung von Fördermitteln. Erste Maßnahmen sind in der erfüllt: neues Engagement zu stimulieren. Die im Umsetzung. Nicht zu vergessen ist, dass Hand- Jahr 2015 durchgeführte Zwischenevaluation zum lungsprogramme dynamische Dokumente sind, Verlauf der ersten drei Phasen konstatierte posi- die dann ihre beste Wirkung entfalten, wenn sie tive Ergebnisse: Der Projektansatz wurde seitens immer wieder überarbeitet und angepasst werden. der externen Gutachterinnen als hochrelevant eingestuft, das umfassende Leistungspaket wurde Lessons learnt: Das Projekt „Kommunale Kli- gewürdigt. mapartnerschaften“ hat das hohe Potenzial aufgezeigt, das gegenseitiges Lernen in sich trägt. Kommunikation ist zentral, wobei neben der Sprache auch Regelmäßigkeit und Kontinuität (insbesondere auch im Falle politischer Wechsel) wichtige Aspekte sind. Die Motivation aller Akteure ist mehr als beeindruckend, zumal vor dem Hin- tergrund begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen. Vor allem kleinen Kommunen verlangt dies ein besonderes Maß an Kreativität und ehren- amtlichem Engagement ab. Zur mittelfristigen Fortführung der Klimapartner- schaften gilt es, sich politischen Rückhalt in den Kurt-Michael Baudach, SKEW Kommunen zu sichern und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um breite Bevölkerungskreise zu Die vierte Phase hat seit dem internationalen Auf- erreichen. taktworkshop im März 2015 zu einem überaus pro- duktiven Austausch geführt. Netzwerktreffen und Workshops wurden abgehalten, Expertendelegati-
D I E V I E RT E P H A S E D E S P R O J E KT E S „ KO M M U N A L E K L I M A PA RT N E R S C H A F T E N “ — E I N R Ü C K B L I C K Die Teilnehmenden bedankten sich für die Mög- lichkeit, zu ihren Klimapartnerschaften spezielle Finanzierungsmittel über die SKEW beantragen zu können. Gleichzeitig wiesen sie darauf hin, dass bei der UN-Klimakonferenz in Marrakesch zwar eine Erhöhung der Fördermittel für Länder des Globalen Südens zugesagt wurde, diese jedoch auf 13 nationaler Ebene ausgezahlt werden. Kommunen hätten nach wie vor große Finanzierungsdefizite – sie forderten deshalb direkten Zugang zu internati- onalen Mitteln. Anregungen aus dem Publikum zur vermehrten Bereitstellung von Finanzierungsmit- teln für kommunale Klimaschutzaufgaben fanden breiten Anklang im Plenum. Hoffnungen auf kon- krete Ergebnisse zu diesem Anliegen richten sich auf die nächste UN-Klimakonferenz.
6. DIE HANDLUNGSPROGRAMME DER KLIMAPARTNERSCHAFTEN 14 6.1 Ausstellung und Posterpräsentationen 6.2 Austausch zu Beispielen aus den durch die Akteure der Klimapartnerschaften Handlungsprogrammen der kommunalen Klimapartnerschaften Auf parallelen, thematisch ausgerichteten Aus- tauschforen präsentierten Vertreterinnen und Vertreter der zehn Klimapartnerschaften ausge- wählte Maßnahmen aus ihren gemeinsamen Hand- lungsprogrammen. Jede Partnerschaft arbeitet an mehreren Schwerpunkten mit einer Vielzahl von Maßnahmen. Für die Präsentationen wurde jeweils ein Schwerpunkt in den Mittelpunkt gestellt. 6.2.1 Abfallwirtschaft Die Delegationen der Partnerschaft Göttingen – La Paz Centro Stadt Karlsruhe – San Miguel de Los Bancos/Ecuador In einer Ausstellung wurden die gemeinsamen Handlungsprogramme der vierten Projektphase San Miguel de Los Bancos ist der viertgrößte Tou- präsentiert. Für jede Klimapartnerschaft waren ristenort Ecuadors und hat sich Umweltschutzvor- Plakate mit den Kooperationsschwerpunkten kehrungen im Abfallbereich zum Ziel gesetzt. Dazu der Partnerschaft in beiden Sprachen erstellt gehört auch eine eine Deponie mit Minimierung worden. Illustriert wurden sie mit Fotos aus den und Behandlung der Sickerwässer. Es gibt erste Kommunen und von durchgeführten Aktivitäten. Ansätze zur Mülltrennung, die teils auf das private Dadurch konnten sich die Teilnehmenden schnell Engagement des Tourismussektors zurückgehen, einen Überblick über die Inhalte der verschiedenen teils eine Folge kommunaler Dienstleistung sind. Partnerschaften verschaffen und Anknüpfungs- Zukünftig soll eine Biogasanlage für Kaffeefarmen punkte für einen Austausch finden. Das war gerade als Pilotprojekt entstehen. Die Abfallsortierung kann für die projektexternen Akteure von Bedeutung. kostenneutral durchgeführt werden, indem zum Die Teilnehmenden tauschten Informationen, Beispiel organische Abfälle (70 bis 80 Prozent) für selbst erstelltes Informationsmaterial und Erfah- Biogasanlagen genutzt werden. Die Anregung dazu rungen auf direktem, informellem Wege unterei- erhielten die ecuadorianischen Partner nicht zuletzt nander aus. So konnten Parallelen zwischen den von den Abfallsortieranlagen der Stadt Karlsruhe. Partnerschaften identifiziert und Ideen gewonnen Letztere will nun Unterstützung bei der Einrichtung werden, wie man vergleichbare Herausforderungen eines integrierten Abfallmanagementsystems in der eigenen Kommune angehen kann. Im Laufe bieten. Ziel ist es, bereits vorhandene private Initia- der drei Ausstellungstage ergaben sich wertvolle tiven mit einzubeziehen und zu vernetzen. Gespräche, die eine gute Grundlage für die zukünf- tige Netzwerk- und Zusammenarbeit bilden. Das Interesse des Publikums galt insbesondere dem Finanzierungskonzept und der Frage, wie Bewusstseinsbildung erfolgt bzw. die Bevölkerung zur Mülltrennung motiviert wird: In sechs Pilot- vierteln werden Anwohnerinnen und Anwohner von Tür zu Tür beraten. Zudem werden Schulen als Multiplikatoren genutzt, um Mülltrennung in
D I E H A N D LU N G S P R O G R A M M E D E R K L I M A PA RT N E R S C H A F T E N den Familien der Schülerinnen und Schüler zu 6.2.2 Wiederaufforstung und Ressourcen- etablieren. Geplant sind weiterhin Workshops für schutz Erwachsene. Göttingen – La Paz Centro/Nicaragua In La Paz Centro herrscht jährlich über sieben Monate hinweg Trockenheit. Immer wieder 15 lodern deshalb Waldbrände und soziale Konflikte auf. Aktivitäten rund um Wiederaufforstung und Bodenmanagement werden von Bildungsmaß- nahmen und eigens dafür vorgesehenen Bildungs- einrichtungen begleitet. Göttingen nimmt sich des Themas Ressourcenschutz durch Umweltbildung an. Beide Partner wollen ihre kommunale Bevöl- kerung verstärkt für dieses Thema sensibilisieren und „vom Reden in das Handeln“ kommen. Dirk Vogeley, Geschäftsführer Umweltmanagement und Klimaschutz der Karls- Gemeinsam soll beispielsweise ein Klimaschutztag ruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK) mit parallelen Aktivitäten und Live-Videoübertra- gungen stattfinden. Rhein-Pfalz-Kreis – La Fortuna/San Carlos, Costa Rica Das Publikum zeigte reges Interesse an der nati- onalen Verankerung der Umweltbildung in Nica- Ein übergreifendes Schwerpunktthema der Part- ragua. La Paz Centro bringt dieses Thema nicht nerstädte aus Costa Rica und Deutschland ist nur den Schülerinnen und Schülern nahe, sondern die Bewusstseinsbildung und Mobilisierung der hat es auch den Lehrerinnen und Lehrern auf die Bevölkerung. In La Fortuna im Kanton San Carlos Agenda gesetzt; auch Menschen mit besonderen ist der Ökotourismus stark ausgeprägt, viele und Bedürfnissen werden einbezogen. In Göttingen gute Erfahrungen zur Umweltbildung sind bereits wird das Schulungsprogramm „Göttinger Schulen vorhanden. Außerdem wird ein Wertstoffhof als sparen Energie“ durchgeführt. Weiter thematisiert Pilotprojekt eingerichtet werden. Bürgerinnen und wurde der sehr hohe Anteil an privatem Waldbe- Bürger sammeln dafür Abfall in gebührenpflich- sitz in Nicaragua. Bislang konnten Privateigen- tigen Säcken, was als Anreiz zur Abfalltrennung tümerinnen und -eigentümer überzeugt werden, und zur Wiederverwertung dient. Zukünftig soll die kommunalen Programme zu unterstützen und auch ein Schüleraustausch in das Projekt integriert Wiederaufforstung zu betreiben. Die Pflanzen zur werden. Wiederaufforstung kommen aus eigener Produk- tion der an den Programmen Beteiligten. Aus dem Publikum kam die Frage, wie La Fortuna die hohe Motivation und Beteiligung der Bürge- rinnen und Bürger beim Thema Abfalltrennung erreicht. Entsprechend der nationalen Gesetz- gebung sind Projekte zum Abfallmanagement verpflichtend. Dem verdankt auch das Projekt Wertstoffhof sein Entstehen, bei dessen Entwick- lung etliche Analysen durchgeführt wurden, sodass nun verlässliche Daten über das Abfallaufkommen in allen Stadtteilen vorliegen. Von ecuadorianischer Seite wurde angemerkt, wie immens wichtig die Zusammenarbeit mit Jugendlichen und Kindern ist, da diese als Multiplikatoren fungieren, indem Dinah Epperlein, Fachdienst Klimaschutz und Energie der Stadt Göttingen, sie ihr Wissen in ihre Familien tragen. und Bermang Eliher Jirón Romero, Direktor des kommunalen Umweltreferats (Unidad Ambiental Municipal) von La Paz Centro
D I E H A N D LU N G S P R O G R A M M E D E R K L I M A PA RT N E R S C H A F T E N Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin netz entlang der Hauptverkehrsstraßen. Zunächst – San Rafael del Sur/Nicaragua aber gilt es, die Brusquer Bevölkerung für den täg- lichen Gebrauch von Fahrrädern sowie bike sharing Diese nicaraguanisch-deutsche Städtepartnerschaft und die Nutzung von E-Bikes zu gewinnen. besteht seit 30 Jahren und ist nun um die Klima- komponente reicher. Richtungsweisend ist die Ziel ist zudem, durch Öffentlichkeitsarbeit die 16 gemeinsame Absicht, vernetztes Handeln im Kli- Bewusstseinsbildung in Sachen Klimawandel zu maschutz innerhalb der Verwaltungen zu fördern: fördern. Eine gleichzeitige Baumpflanzaktion auf „Über sämtliche Bereiche und Abteilungen hinweg beiden Seiten mit Videoübertragung hat zu diesem wollen wir gemeinsam am Klimaschutz arbeiten. Zweck bereits stattgefunden. Zum Zeichen ihrer Das ist keine Sektoraufgabe.“ In den Bereichen Klimapartnerschaft haben die Kommunen ein Aufforstung und Begrünung praktizieren die gemeinsames Logo entworfen, das großen Anklang Partnerstädte Erfahrungsaustausch und Wissens beim Publikum fand. Die „exzellente Idee“ sollte transfer, so zur Anwendung von Umweltschutz- von anderen Klimapartnerschaften aufgegriffen und Klimaschutzgesetzen. Auf beiden Seiten sollen werden, damit die Bevölkerung sieht, wie viel Grünflächen bzw. Schutzgebiete geschaffen und Arbeit und Freude in Klimakooperationen steckt. besser gesichert werden, die als Ausgangsorte für gemeinsame Kampagnen im Umweltbereich kon- Weingarten – Blumenau/Brasilien zipiert sind. Das Publikum stellte Fragen zu Baumarten bei Wiederaufforstung sowie zur andauernden Abhol- zung in Nicaragua. Hier sei mehr Sensibilisierung und Bildung nötig sowie eine Auseinandersetzung mit der traditionellen Kalkgewinnung in San Rafael del Sur. Mit einem Schüleraustausch über das entwicklungspolitische Schulaustauschprogramm ENSA2 von Engagement Global wurden gute Erfah- rungen für die Umweltbildung gemacht. Sylvio Zimmermann Neto, Präsident der Kulturstiftung Blumenau, und Marga 6.2.3 Nachhaltige Stadtentwicklung und Fischer, Stabsstelle Klimaschutz der Stadt Weingarten erneuerbare Energien Landkreis Karlsruhe – Brusque/Brasilien Die beiden Städtepartner stellten exemplarisch eine Maßnahme im Bereich Wissenstransfer und Die aktuellen Auswirkungen des Klimawandels Bildungsarbeit vor: die Einrichtung einer Energie- sind bei den brasilianischen und deutschen Part- agentur im brasilianischen Blumenau, unterstützt nern sehr ähnlich: ganzjähriger Temperaturanstieg, durch Fortbildungen im süddeutschen Weingarten. Zunahme von Starkregenereignissen und Über- Die Energieagentur soll Projekte anregen, Informa- schwemmungen, die in Brusque zusätzlich Erdrut- tionen sowie eine neutrale Beratung zu Handlungs- sche verursachen. Zu den gemeinsam definierten optionen im Klimaschutz und zu erneuerbaren Zielen gehört die Steigerung der Energieeffizienz, Energien anbieten, die Bevölkerung sensibilisieren unter anderem durch Umrüstung der Straßen- und deren Akzeptanz und Teilhabe bei entspre- beleuchtung auf LED-Lampen. Zudem sollen chenden Projekten fördern. Private Haushalte Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden sollen ebenso beraten werden wie die Stadt, die installiert werden. Ein weiteres Anliegen ist die freie Wirtschaft und Fachpersonal etwa aus dem Förderung nachhaltiger Mobilität. Hierzu sollen Bausektor. Die Agentur wird nach dem Vorbild der Ladestationen für Fahrräder und Fahrradboxen in Energieagentur Ravensburg (EA RV) aufgebaut. Das Brusque geschaffen werden sowie ein Radwege- Finanzierungsmodell sieht neben Eigenleistungen in Höhe von bis zu 60 Prozent Beiträge der (kom- munalen) Hauptgesellschafter sowie Zuschüsse 2 https://ensa.engagement-global.de. von Land und Bund und von Sponsoren vor. Mit-
D I E H A N D LU N G S P R O G R A M M E D E R K L I M A PA RT N E R S C H A F T E N telfristig besteht die Hoffnung, die Gründung von anvisiert, langfristig überdies eine (umstrittene) Energieagenturen auch in anderen Städten und Erhöhung der Parkgebühren. Regionen Brasiliens anzuregen. Das Publikum zeigte sich beeindruckt von der 6.2.4 Wasserressourcenmanagement und Tatsache, dass mit der Energieagentur als „Hebel“ nachhaltige Landwirtschaft strukturelle Veränderungen bewirkt werden 17 können. Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass Schondorf am Ammersee – Puerto durch die Qualifizierung Einzelner das Projekt Leguízamo/Kolumbien nicht zu stark personenabhängig wird. Greifswald – Pomerode/Brasilien Erster Bürgermeister der Gemeinde Schondorf Alexander Herrmann Zu den Hauptthemen der Klimapartnerschaft Michael Haufe von der Umweltabteilung der Stadt Greifswald und Alberto zwischen dem kolumbianischen Puerto Leguízamo Ramlow von der Kommunalverwaltung Pomerode und Schondorf in Deutschland zählen die Trink- wasserversorgung und die Elektromobilität. Die Präsentation dieser brasilianisch-deutschen Trinkwasser wird in Puerto Leguízamo direkt dem Partnerschaft war vor allem auf das Thema Mobi- Fluss entnommen und ohne Wasseraufbereitung lität fokussiert. In Pomerode soll zur Bestands- konsumiert. Stellenweise findet sich aufgrund aufnahme eine modal-split-Analyse durchgeführt von Bergbauaktivitäten jedoch ein hoher Gehalt werden, also eine Analyse der Alltagsmobilität der an Quecksilber im Wasser und viele Städte am Bevölkerung. In repräsentativen Haushaltsbefra- Oberlauf des Flusses leiten ihr Abwasser komplett gungen werden unter anderem Wegeprotokolle ungefiltert ein. Zur schlechten Wasserqualität aller Haushaltsmitglieder erstellt. Auf dieser kommt im Sommer oftmals noch das Problem der Grundlage kann gleichzeitig Öffentlichkeits- und Trockenheit. Um der Bevölkerung sauberes Trink- Sensibilisierungsarbeit erfolgen. Besonders die wasser zugänglich zu machen, werden gemeinsam Fahrradnutzung, auch in Verbindung mit dem mit der Nichtregierungsorganisation EMAS Brun- öffentlichen Personennahverkehr, soll angeregt nenbohrungen mit einfachen Mitteln durchgeführt. werden. In Greifswald wurde eine solche Erhebung Diese sollen zukünftig von der Bevölkerung selbst bislang zweimal durchgeführt. Zur Übertragbar- vorgenommen werden. keit auf Pomerode wird der Fragenkatalog an die lokalen Bedingungen angepasst. Der Fluss ist auch Hauptverkehrsader und wird von Booten mit klassischem Treibstoff befahren – Weiter soll in beiden Städten die Qualität beste- der sehr teuer ist und beim Tanken oft ins Wasser hender Fahrradwege erhöht und in Pomerode gelangt. Um gegen diese Art der Verschmutzung zusätzlich deren Streckennetz ausgeweitet werden. vorzugehen, wird die Elektromobilität gefördert. In beiden Städten laufen Kampagnen zum Verzicht In einem Pilotprojekt werden eine Flussturbine auf das Auto bzw. für die Nutzung des Fahrrads. zur Stromerzeugung installiert und ein Boot mit In Greifswald wird eine Schulweganalyse an allen Elektromotor für den Transport von Schülerinnen kommunalen Grundschulen erfolgen. Außerdem ist und Schülern sowie von Einkäufen des täglichen die Errichtung einer Radstation am Hauptbahnhof Bedarfs eingesetzt. Das Publikum stellte Rück-
D I E H A N D LU N G S P R O G R A M M E D E R K L I M A PA RT N E R S C H A F T E N fragen zur Funktionsweise der Brunnenbohrung Details im Handlungsprogramm sind daher noch und ihrer Abhängigkeit vom lokalen Untergrund: offen und müssen noch ausgearbeitet werden. Die Bohrgestänge werden von Hand betrieben und sind damit gut geeignet für den Einsatz im hauptsächlich sandigen Untergrund von Puerto 6.3 Abschließende Worte zu den Leguízamo. Handlungsprogrammen 18 Thomas Brose, Geschäftsführer der Europäi- Goldkronach – Falán/Kolumbien schen Geschäftsstelle des Klima-Bündnisses der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Handlungsschwerpunkt dieser kolumbianisch-deut- Regenwälder – Alianza del Clima,3 kommen- schen Partnerschaft ist der nachhaltige Anbau von tierte die Handlungsprogramme und ordnete das Kakao im Agroforstsystem mittels einer Mischung aus Kakao und anderen Pflanzen. Aufgrund des Temperaturanstiegs in der traditionellen Kaffee- Anbauregion wird Kakao-Anbau als Anpassungs- maßnahme betrieben. Agroforstsysteme helfen das Mikroklima der Plantagen auch bei zukünftigem Temperaturanstieg zu halten sowie den Boden und die Biodiversität zu schützen. Bisher gibt es jedoch kaum Erfahrungen mit Kakao und auch keine genossenschaftliche Organisation, die in diesem Bereich tätig wäre. Aus diesem Grund wurde eine Vereinigung der Thomas Brose, Geschäftsführer der Europäischen Geschäftsstelle von Klima- Kakaobäuerinnen und -bauern gegründet, die Bündnis auf ökologischen Anbau setzt. Die Vereinigung versucht ungefähr 20 Bäuerinnen und Bauern zu schulen, um in einen Prozess einsteigen zu Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“ in können, an dessen Ende die Zertifizierung der einen übergeordneten Kontext ein. Die Aktivitäten Produkte als „Bio“ und „Fairtrade“ stehen soll. von Kommunen im Klimaschutz wie zum Beispiel Eine entsprechende Machbarkeitsstudie wurde kommunale Klimapartnerschaften sind in viele bereits durchgeführt. Rückfragen aus dem Pub- internationale Prozesse eingebettet, darunter likum bezogen sich auf die für die Zertifizierungen HABITAT III, die nachhaltigen Entwicklungsziele verantwortliche Institution und auf die Mindestpro- der UN (Sustainable Development Goals – SDGs) duktionsmenge, ab der eine Zertifizierung lohnt. und die Klimakonferenzen. Besonderheiten des Projektes sind die Anerkennung der Rolle der Markt Tettau – Acevedo/Kolumbien Kommunen und die gemeinsame Umsetzung von Handlungsprogrammen mit der Zivilgesellschaft. Nach einer kurzen Dokumentation über das Das Projekt macht zudem auf die weltweit unglei- Tropenhaus in Markt Tettau, das den Anstoß für chen Strukturen bezüglich der Nutzung von Res- die Gründung dieser Klimapartnerschaft gegeben sourcen aufmerksam. Globale Partnerschaften sind hat, folgte ein Rückblick auf die durchgeführten ein zentrales Element, um international verein- Entsendungen. Als Schwerpunktthemen sind unter barte Ziele zu erreichen. Die Klimapartnerschaften anderem Abwassermanagement und Kaffee-Anbau verdeutlichen so die Dringlichkeit des Handelns im Agroforstsystem (inklusive „Bio“-Zertifizierung) und lassen sich in einen internationalen Rahmen festgelegt worden. einordnen. Oftmals hebt die Teilnahme am Projekt Insgesamt war der Aufbau dieser neuen Klima- partnerschaft nicht einfach. Vor allem die Auf- rechterhaltung der Kommunikation gestaltete sich 3 Das Klima-Bündnis ist ein Netzwerk europäischer Städte, zeitweilig schwierig, gerade nach dem politischen das sich in Partnerschaft mit den indigenen Völkern des Regenwalds für den Schutz des Weltklimas einsetzt. Es Wechsel in Acevedo Ende 2015/Anfang 2016. besteht seit über 25 Jahren und umfasst mittlerweile über 1.700 Mitgliedskommunen.
D I E H A N D LU N G S P R O G R A M M E D E R K L I M A PA RT N E R S C H A F T E N die Zusammenarbeit im Rahmen bestehender In seinem Fazit befürwortete Thomas Brose die Städtepartnerschaften auf eine neue Ebene. Weiterentwicklung des Projektes „Kommunale Klimapartnerschaft“. Bestehende Partnerschaften Nach der Fertigstellung der Handlungsprogramme sollten unterstützt werden, um nachhaltige Ergeb- beginnt nun eine neue Dimension: die gemein- nisse zu schaffen. Zudem sei Monitoring und same Umsetzung einer großen Bandbreite an Evaluierung notwendig, um Erfahrungswerte in Maßnahmen in unterschiedlichen Themenbe- politische Prozesse einbinden zu können. 19 reichen. Thomas Brose nannte einige Beispiele: Die Partnerschaft zwischen Brusque und dem Landkreis Karlsruhe zeigt ein komplexes Stadtent- wicklungsprogramm. Anstatt an einzelnen Themen zu arbeiten, ist ein integrierter Ansatz für den Kli- maschutz entstanden. Die Kooperation zwischen Blumenau und Weingarten zielt auf den Auf- und Ausbau von Strukturen (der Energieagentur) ab und bietet Serviceleistungen über die Stadt hinaus. Die Bildungsarbeit mit der Jugend sollte stets ein zentrales Element sein. Die zukünftigen Genera- tionen sind die Entscheidungsträger von morgen. Strategien müssen mit ihnen gemeinsam gestaltet werden, so Thomas Brose. Weiter empfahl er, städ- tische Zentren stärker mit dem Land zu vernetzen: „Wir brauchen die Energiezufuhr vom Land.“ Er erinnerte daran, dass in industrialisierten Ländern wie Deutschland ein Großteil der Ressourcen kon- sumiert und globale Probleme befeuert werden. Produkte über den Fairen Handel zu beziehen sei wichtig, zudem gelte es, Änderungen im Lebensstil gemeinsam voranzutreiben. Thomas Brose ging auch auf die Notwendigkeit der Vernetzung und stärkeren Koordination innerhalb der Verwaltung ein. Das Thema Klimawandel ist in den meisten Kommunen präsent, aber oft exis- tieren noch Parallelstrukturen und die Umsetzung von Klimaprogrammen ist auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. Strukturen, die dauer- hafte Arbeit ermöglichen und weniger personen- gebunden sind, müssen geschaffen werden. Er forderte, kommunalen Klimaschutz zur Pflicht- aufgabe zu machen und die Verknüpfung mit Partnerschaftsarbeit zum generellen Trend werden zu lassen.
7. FACHEXKURSIONEN IN STADT UND LANDKREIS KARLSRUHE 20 Die Fachexkursionen führten die Teilnehmenden sie etwa alle 25 Jahre eintreten. Geplante, partielle zu zwei alternativen Zielen: Flutungen tragen zur Renaturierung der Auenland- schaften bei. Der Bau dieses künstlichen Hochwas- 1) Eine Gruppe nahm im Naturschutzzentrum serschutzes kostete rund eine Milliarde Euro. Karlsruhe-Rappenwört auf der gleichnamigen Rheininsel an einer Führung durch die interak- Einige der etwa 30 Exkursionsteilnehmenden tive Dauerausstellung zu Hochwasserschutz und hinterfragten das Vorhaben kritisch. So wurden Wasserkreislauf teil. Das Naturschutzzentrum Bedenken der Anwohnerinnen und Anwohner Karlsruhe-Rappenwört wurde 1996 als Stiftung des aufgegriffen, der Polder könne Auswirkungen auf bürgerlichen Rechts gegründet und verantwortet Grundwasser, Baggerseen und Häuser haben. eines von sieben Naturschutzzentren im Bundes- Zudem befürchtet die Bevölkerung Mückenplagen, land Baden-Württemberg. Neben der Finanzie- weshalb die Kommunale Aktionsgemeinschaft rungs- wurde die Organisationsstruktur dargestellt. zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) groß- Das Zentrum dient als Informations- und Bildungs- flächig das Bakterieneiweiß BTI einsetzt. Die Pro- stätte. Zu den weiteren Aufgaben gehören die jektverantwortlichen hingegen sehen darin keine Betreuung von Schutzgebieten, Landschaftspflege Risiken für den landwirtschaftlichen Anbau.5 und die Koordination von Naturschutzaktivitäten. Aufgrund der Nähe zur französischen Grenze kooperiert die Stiftung intensiv mit französischen Partnern.4 Exkursion zum Polder Rheinschatzinsel Modell der Rheinbegradigung im Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört 2) Der Hochwasserrückhalteraum Polder Rhein- schanzinsel bei Philippsburg ist eines der 13 Rückhaltebecken des (transnationalen) „Integ- rierten Rheinschutzprogrammes“ am Oberrhein. Er kann über eine Öffnung geflutet oder entleert werden. Dadurch schützt er vor Hochwassern, wie 4 Weitere Informationen unter www.naturschutzzentren- 5 Weitere Informationen unter www.irp-bw.de bzw. www. bw.de. rp-karlsruhe.de.
8. FORTSETZUNG DER ZUSAMMENARBEIT INNERHALB DER KLIMAPARTNERSCHAFTEN 21 enorme Informationszugewinn, der Erfahrungs- wie auch der kulturelle Austausch. „Seit sechs Jahren arbeite ich zum Thema Klimaschutz und hatte nie so viel Information wie jetzt durch die Partnerschaft“, so ein Teilnehmer. Gruppenarbeit der Klimapartnerschaft Pomerode – Greifswald Der internationale Workshop markiert eine Zäsur in den Klimapartnerschaften. Die Intensität der Unterstützung und Begleitung durch die SKEW wird danach deutlich zurückgehen. Innerhalb der Franklin Saintclair Gutiérrez, Direktor der Umweltbehörde von San Rafael del Sur Partnerschaften geht die intensive Zusammen- arbeit nichtsdestotrotz weiter. Nun beginnt die Umsetzung der Handlungsprogramme. Kritische Situationen wurden ebenfalls identifiziert, um diese zukünftig vermeiden oder jedenfalls In Arbeitsgruppen rekapitulierten die Teilneh- besser handhaben zu können. In manchen Kom- menden zunächst die bisherige Zusammenarbeit, munen haben Wechsel auf der politischen Ebene um auf dieser Grundlage die weitere Arbeit der stattgefunden, wodurch vieles ins Stocken geriet. Klimapartnerschaften zu planen. Vor dem Hin- Schlussfolgerung war, dass möglichst breite Struk- tergrund ihrer bisherigen Erfahrungen setzten sie turen aufgebaut werden sollten, um auf Verände- sich mit den Arbeitsstrukturen auseinander. Sie rungen in der Administration oder kommunalen besprachen die anstehenden Schritte zur Umset- Politik besser reagieren zu können. zung des gemeinsamen Handlungsprogramms sowie die kurz- und mittelfristigen Meilensteine der Zusammenarbeit (1,5 bis drei Jahre). Auf einem Zeitstrahl fixierten sie den konkreten Ablauf der gegenseitigen Delegationsbesuche, die Planung und Umsetzung gemeinsamer Projekte oder auch die Einbeziehung weiterer Akteure. Während der Präsentation im Plenum wurde deutlich, dass ein offener, ehrlicher und sachlicher Austausch in der bisherigen Partnerschaftsarbeit stattgefunden haben muss. Viele positive Aspekte wurden genannt, auf die in der weiteren Zusam- Austausch zwischen dem Landkreis Karlsruhe und Brusque menarbeit aufgebaut werden kann. Dazu gehören das gewachsene gegenseitige Vertrauen, der
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