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Special NACHHALTIGKEIT 2020 Gemeinsam für eine bessere Zukunft powered by Grüne Strategien und smarte Konzepte für nachhaltiges Handeln
GEMEINSAM Um Wertvolles zu bewahren, brauen wir CO2 neutral. www.goesser.at/gemeinsam-wertvolles-bewahren
b Kommentar Nachhaltigkeit Vergesst die Zukunft nicht Karl Stiefel K einer von uns hat bisher ein Jahr wie 2020 erlebt. tur, des Ladenbaus und der Energieeffizienz gebaut wird, Corona hat sich auf alle Bereiche unseres Lebens zahlt es sich bereits aus, an den Abriss des Gebäudes zu disruptiv ausgewirkt und viele Themen und Pro- denken. Für die verwendeten Baustoffe und Designs bleme, die zum Jahreswechsel noch wichtig waren, ver- gelten nämlich dieselben Anforderungen wie etwa für loren plötzlich an Priorität. Binnen weniger Tage war nur eine Plastikflasche: Am besten aus wiederverwertetem noch Covid-19 relevant. Die globale Pandemie und ihre Material und so recyclingfähig wie möglich soll es sein. Folgen werden uns noch länger be- Dafür müssen die Ansprüche, die schäftigen, aber in den kommenden in mehreren Jahrzehnten gelten Monaten und Jahren wird die Krank- „Wir müssen die werden, bereits abgeschätzt wer- heit hoffentlich nicht mehr das Ansprüche, die in den. Sie sehen also: Egal, ob Kunst- Schreckgespenst sein, das uns im All- mehreren Jahrzehnten stoffgebinde oder Flagship-Store tag heimsucht und für einen dauer- gelten werden, bereits – Nachhaltigkeit bedeutet immer, haften Ausnahmezustand sorgt. Nach die Zukunft zu gestalten. Darum Corona darf allerdings kein schlimmes jetzt abschätzen.“ bestimmen die heutigen Entschei- Erwachen kommen, da Initiativen dungen, vor wie vielen Problemen rund um die Nachhaltigkeit vernachlässigt oder gar ein- unsere Nachfolger stehen werden. Machen wir es ihnen gestellt wurden. Die Wirtschaft wird wieder auf die Bei- also einfach, lernen wir unsere Lektion aus den Versäum- ne kommen und schon beim Aufstehen muss sie ihren nissen der Vergangenheit und trauen wir uns, neue Wege Kurs hin zu einer langfristig umsetzbaren Material- und zu gehen. Wie besagter Weg aussieht, müssen sich Han- Energiewirtschaft wieder anpeilen. Denn Nachhaltigkeit del, Industrie und natürlich die Konsumenten miteinan- wird auch dann noch ein relevantes Thema sein, wenn der ausmachen. Dass das nicht einfach ist, sieht man bei die Pandemie längst Geschichte ist. Die Reduktion und der Diskussion rund um das Einwegpfand. Aber egal, wie das Recycling von Plastikverpackungen sind etwa Ste- schwer die Kursfindung auch sein mag – die Entschei- ckenpferde von Industrie und Handel, bei dem viel Fort- dungsträger werden nachhaltige Lösungen für viele of- schritt zu erkennen ist. Doch wird der Werkstoff noch fene Fragen der Branche finden müssen, damit zukünf- über Generationen hinweg als Altlast in vielen Ökosys- tige Generationen nicht den Preis dafür bezahlen. Daher temen vorhanden sein. Etwa ist das Mikroplastik in den kann ich nur appellieren, die Interessen der eigenen Weltmeeren ein Rückstand, den unsere Zivilisation dau- Branche mit dem Nachhaltigkeitsgedanken in Einklang erhaft hinterlässt. Was heute entschieden wird, hat Ein- zu bringen. Sobald das der Fall ist, wird nicht nur der fluss darauf, ob solche Merkmale für eine kurze Dauer eigene Betrieb, sondern unser gesamtes Wirtschaftssys- oder eine ganze Epoche unseres Daseins stehen. Eben tem zukunftsfähig sein, dieses langfristige Denken muss durch mittelfristiges Handeln umgesetzt werden. Wenn heute eine neue Fili- meint Ihr ale nach den aktuellsten Gesichtspunkten der Architek- 2020∙CASH Special Nachhaltigkeit 3
Im Blickpunkt | spar SPAR baut Mehrweg weiter aus Österreichs größter Lebensmittelhändler führt bereits jetzt das größte Mehrweg- Sortiment unter den klassischen Supermärkten – und baut laufend aus. 1. Österreich hat eines der besten Sammelsysteme für Verpackungen in der EU. Statt ein teures, paralle- les Pfandsystem neu zu etablieren, das nur rund 15% der Kunststoffverpackungen umfasst, ist ein Ausbau des bestehendes Sammelsystems deutlich effizienter. Damit wird nicht nur die PET-Sammelquote der EU erreicht, sondern alle Quoten des EU-Plans für die Kreislaufwirtschaft. 2. Die häufige Behauptung, dass Einweg-Pfand das günstigste System zur Erreichung der EU-PET-Sam- H eimisches Bier, regionales Mineralwasser und Kult- Limo gab es schon immer bei SPAR in der Mehrweg- Glasflasche. Auch wenn seit den 1990er Jahren das melquote sei, ist falsch, weil in der zugrundeliegenden Schätzung entscheidende Kosten in Handel und Lo- gistik nicht einbezogen wurden. Die Erfahrungen im Intersse von Konsumenten an Getränken in Mehrweg- Handel zeigen deutlich höhere Investitionskosten und Gebinden deutlich gesunken ist, hat SPAR an einem höhere laufende Personal- und Logistik-Kosten für Grundsortiment festgehalten. Erstmals seit 20 Jahren die Abwicklung von Einweg-Pfand, die um jährlich steigt nun der Mehrweg-Anteil am Absatz wieder. 60-80 Mio. Euro über den derzeit kolportierten Annah- Konsumenten finden wieder mehr Gefallen an der men liegen. umweltschonenden Verpackungsart für regionale Getränke. SPAR hat diese Trendwende gemeinsam mit 3. Littering wird durch ein Pfandsystem nicht ab- starken heimischen Partnern der Lebensmittel-Indus- gestellt. Bei ähnlichen Rücklaufquoten wie in beste- trie forciert und baut das Mehrweg-Angebot den Kon- henden Pfandsystemen von rund 95 Prozent würden sumentenwünschen entsprechend wieder aus. in Österreich 120 Mio. Gebinde nicht zurückgebracht und in Restmüll oder Natur landen. Zumal hat Pfand Langfristige Partnerschaft mit Industrie keine Auswirkung auf das Littering anderer Verpa- Die Einführung von neuen Mehrweg-Angeboten ist ckungen. deutlich schwieriger als bei Getränken in Einweg- Gebinden. Abfüll- und Waschanlagen sind nicht nur Aus diesen und weiteren Gründen unterstützt SPAR kostenintensiv, sondern haben auch lange Lieferzeiten. anstelle von teuren Pfand-Experimenten den 10-Punk- SPAR bietet durch langfristige Partnerschaften Pla- te-Plan für die Kreislaufwirtschaft von WKO und ARA, nungssicherheit, wie die SPAR-Eigenmarken Getränke, der zur Steigerung der Sammelraten aller Verpackun- abgefüllt von Egger Getränke, und die SPAR-Bio-Milch, gen führen wird.
Inhalt 10 14 18 22 26 30 Kommentar Karl Stiefel ECR Austria Vergesst die Zukunft nicht 3 Der Ratgeber von ECR bietet Entscheidungsträgern Infos zum recyclingfreundlichen Design. 18 Grußwort Christoph Scharff Es braucht eine Rohstoffwende! 7 Nachhaltigkeit am POS Der heimische Handel sorgt an allen Stellen der Einwegpfand Lieferkette für Verbesserungen – vom Produktde- Die Möglichkeit einer Einwegpfandlösung sorgt für sign bis hin zur Logistik. 22 Unmut im heimischen Handel und bei dessen Inter- essenvertretungen. 10 ARAplus/GfK Bei der zweiten Erhebung des ARA-Stimmungsba- Internationale Pfandsysteme rometers zeigt sich, dass Nachhaltigkeit für kleine CASH hat sich schlaugemacht, wie international Unternehmen schwieriger wird. 26 das Einwegpfand umgesetzt wird und wo es zukünftig Anwendung finden könnte. 14 News 30 Impressum Medieninhaber und Verleger: Manstein Zeitschriftenverlagsges.m.b.H. | Verlagsort/Anschrift Medieninhaber/Redaktion/Herausgeberin: Euro Plaza 5, Gebäude J, Kranichberggasse 4, 1120 Wien | Tel.: +43/1/866 48-0, Fax: DW -400 | Internet: www.manstein.at | Gründer: Prof. Hans-Jörgen Manstein | Geschäftsführung: Mag. Dagmar Lang, MBA, Mag. Markus Gstöttner | Aufsichtsrat: Klaus Kottmeier, Peter Ruß, Peter Kley, Angela Wisken | An der Manstein Zeitschriftenverlagsges.m.b.H. ist beteiligt: Deutscher Fachverlag GmbH, Frankfurt/Main, 100 % | Herausgeberin: Mag. Dagmar Lang, MBA | Chefredakteurin: Mag. (FH) Margaretha Jurik | Redaktion des Nachhaltigkeits-Specials: Christina Grießer, BA MA (cg), (c.griesser@cash.at), Mag. (FH) Margaretha Jurik (mj), (m.jurik@cash.at), Mag. Stefan Pirker (sp), (s.pirker@cash.at), Mag. Daniela Purer (dp), (d.purer@cash.at), Karl Stiefel, BA (ks), (k.stiefel@cash.at), Willy Zwerger (wz), (w.zwerger@cash.at) | Anzeigen: Martina Rosenauer / Anzeigenleitung (m.rosenauer@cash.at), Susi Wernbacher-Pretsch (s.wernbacher@ cash.at) | Sekretariat: Michaela Andrä (m.andrae@cash.at) | Lektorat: Thomas Fisher MSc. | Vertrieb: Katharina Artner (k.artner@manstein.at) | Art Director: Christian Huttar | Elektronische Produktion: DTP-Abteilung Manstein Verlag, Georg Vorstandlechner | Hersteller: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H. | Herstellungsort: Wienerstraße 80, A-3580 Horn | D as Nachhaltigkeits-Special liegt der CASH-Ausgabe Dezember 2020 bei. | Auflage: 27.000 | Homepage: www.cash.at | Das Impressum gemäß § 25 MedienG ist unter www.cash.at/impressum abrufbar. | Firmenbuchgericht: Handelsgericht Wien, FN 62661 z | Sprachliche Gleichbehandlung: Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen gilt die gewählte Form für beide Geschlechter. 6 2020∙CASH Special Nachhaltigkeit
b Grußwort Nachhaltigkeit Es braucht eine Rohstoffwende! Christoph Scharff W ie Sie sich sicher sehr gut vorstellen kön- Recycling von Kunststoffverpackungen in Österreich in nen, sind die Herausforderungen im heu- den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Und spätestens rigen „Coronajahr“ nicht wirklich kleiner 2030 müssen alle Kunststoffverpackungen recyclingfä- geworden. Denn gerade das Gegenteil ist der Fall: Der hig sein. Wie erreichen wir diese Ziele? vom Menschen verursachte Klimawandel hat zwar me- Wir müssen an mehreren Stellen zugleich ansetzen. dial und gesellschaftlich aufgrund der Pandemie und Das reicht von der Vereinheitlichung der Kunststoffsamm- der Lockdowns etwas an Aufmerksamkeit verloren, doch lung in ganz Österreich, damit wir endlich mit einer er ist nach wie vor akut. Das für uns und unsere Wirt- klaren Botschaft mit Konsumentinnen und Konsumenten schaft und ebenfalls für den Klimaschutz essenzielle kommunizieren können. Die heutige Sammelvielfalt Hauptaugenmerk steht jedoch erst am Anfang: Die Roh- steht uns da seit Langem im Weg. Wir haben Best-Practi- stoffwende. Ein industrieller Wandel, der hinterfragt, ce-Analysen erfolgreich abgeschlossen, um die Sammlung welche Rohstoffe wir künftig wofür einsetzen, wie und mit dem Gelben Sack und der Gelben Tonne um 40 Prozent woraus wir sie verantwortungsvoll gewinnen und wie zu steigern; vor allem durch erhöhte Convenience – also wir sie möglichst lange und sinnvoll in Kreisläufen Sammlung direkt ab Haus – und die Erfassung im Unter- nutzen, um Verluste in die Umwelt zu verhindern. Nichts wegsmarkt und Freizeitbereich. 50.000 Tonnen Kunst- anderes also als Kreislaufwirtschaft. stoffverpackungen gehen uns heute noch jährlich im Der „Circularity Gap Report Austria“ hat im Auftrag gemischten Gewerbeabfall verloren, die wir durch bes- der Altstoff Recycling Austria die Lücke beziffert, die sere Erfassung und Aussortierung verstärkt recyclen uns zur Kreislaufwirtschaft fehlt. Das Ergebnis? Obwohl wollen. Nicht zuletzt ist auch die recyclinggerechte Ge- Österreich bei Verpackungsrecycling und Abfallwirt- staltung von Verpackungen entscheidend, wobei wir schaft im EU-Spitzenfeld liegt, stammen nur rund zehn Unternehmen gezielt beraten und unterstützen. Prozent unseres Ressourcenverbrauchs von jährlich Was mir abschließend in diesem Zusammenhang 424 Millionen Tonnen aus Kreisläufen. Daraus resultiert besonders wichtig ist: Kreislaufwirtschaft ist mehr als logischerweise ein enormer Handlungsbedarf. Mit dem das buchstabengetreue Abschreiben von EU-Vorgaben. Kreislaufwirtschaftspaket hat die Europäische Union Kreislaufwirtschaft ist eine standortpolitische Grund- die Weichen gestellt. Eine Werkstoffgruppe steht dabei satzfrage, eine rohstoffpolitische Haltung, ein veränder- besonders im Fokus: Kunststoffe. Hersteller und An- ter Umgang mit Ressourcen. © Werner Streitfelder wender von Verpackungen, Handel, Entsorgungswirt- schaft und Konsumentinnen und Konsumenten stehen vor der größten Herausforderung seit 25 Jahren. Denn: Christoph Scharff ist Vorstand der Um die EU-Ziele 2025 zu erreichen, müssen wir das Altstoff Recycling Austria (ARA) 2020∙CASH Special Nachhaltigkeit 7
Im Blickpunkt | bipa bi good DIE GRÜNE EIGENMARKE Die Marke bi good ist exklusiv bei BIPA erhältlich. Sie bietet ein umfangreiches Sortiment an natürlichen Pflegeprodukten, umweltfreundlichen Haushaltspro- dukten sowie nachhaltigen Damenhygiene-Produkten. D ie durch das NATRUE-Gütesiegel sowie die Vegan- blume ZERTIFIZIERTEN PFLEGEPRODUKTE werden ohne synthetische Duftstoffe, Silikone, hormonell Alle bi good Verpackungen haben den höchstmög- lichen Recyclinganteil und setzen einen hohen Maß- stab im Bereich Umweltschutz und Ressourcenscho- wirksame Zusätze und Inhaltsstoffe auf Mineralöl- nung. basis hergestellt und sind zu 100 Prozent frei von Gentechnik. bi good Produkte werden wenn möglich in Öster- reich hergestellt, sind tierlieb und beinhalten natür- bi good HAUSHALTSPRODUKTE sind aus nach- liche Rohstoffe.
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Nachhaltigkeit b Einwegpfand Pfand oder nicht? Das Umweltministerium möchte ein Pfandsystem für Einweggebinde etablieren © Yantra – stock.adobe.com – ein Konzept, das beim Handel auf wenig Gegenliebe trifft. Der LEH und dessen Interessenvertreter haben jedoch Vorschläge, wie sich die Kreislaufwirtschaft anderweitig fördern lässt. Autor: Karl Stiefel 10 2020∙CASH Special Nachhaltigkeit
D ie fortwährende Debatte rund um ein Pfand- dazu: „Es steht außer Frage, dass eine Lösung zur Errei- system in Österreich ist seit Oktober 2020 um chung der Reduktionsziele notwendig ist und die Rewe eine Facette reicher, denn die Umweltminis- Group Österreich ist bereit, ihren Beitrag dazu zu leisten. terin Leonore Gewessler hat drei Punkte vorgestellt, um Den Nachweis dafür erbringen wir mit einem hohen die Recyclingquote von Kunststoff zu erhöhen und den Ressourcen-, Forschungs- und Mitteleinsatz seit mitt- Anteil des Verpackungsmaterials im LEH zu reduzieren: lerweile mehr als zehn Jahren mit unserer konzernwei- verbindliche Quoten für Mehrwegverpackungen, Pfand ten Nachhaltigkeitsstrategie und auch mit unserer In- auf Kunststoff- und Alu-Gebinde und eine Steuer auf itiative ‚Raus aus Plastik‘.“ produzierte Kunststoffverpackungen. Für manche Her- steller und Interessenvertreter war dies ein notwendiger Permanenter Zankapfel Schritt, andere Organisationen und Händler entgegnen, Der Handelsverband steht hinter dem LEH, wie Ge- dass der Mehraufwand eines Pfandsystems am LEH schäftsführer Rainer Will sagt: „Gerade jetzt wäre eine hängen bleiben würde und das Resultat die zusätzlichen finanzielle Mehrbelastung von jährlich 10.500 Euro pro Kosten nicht rechtfertigt. Betrieb durch die Einführung eines Einwegpfandsystems „Der gesamte Lebensmittelhandel ist geschlossen volkswirtschaftlicher Wahnsinn. Daher lehnen wir dies gegen ein Einwegpfand“, fasst Spar-Unternehmensspre- geschlossen und vehement ab.“ cherin Nicole Berkmann die Situation zusammen. Wei- Handelsverband-Vizepräsident Frank Hensel plä- ters führt sie aus: „Es ist eine Lösung aus den 1990er- diert: „Die Pfanddiskussion darf nicht Spielball eines Jahren für ein Problem der 2020er-Jahre. Wir erreichen politischen Abtausches werden, dazu ist das Thema zu damit die geforderten Kunststoff-Sammelquoten nicht.“ wichtig. Österreich sammelt ja bereits sehr erfolgreich Statt einem „Pfand-Schnellschuss“ wird seitens Spar in acht Bundesländern Plastikflaschen. Ein Pfand würde, ein einheitliches Gesamtsystem zur Sammlung aller außer in Wien, kaum Verbesserung bringen, aber Un- Kunststoffverpackungen gefordert. Darin sollen alle summen kosten. Wir müssen in Wien nur jene Poten- Arten der Kunststoffverpackungen erfasst werden – auch ziale heben, die in anderen Bundesländern bereits er- solche, die nicht vernünftig bepfandet werden können folgreich gelebt werden.“ wie Folien, Beutel oder Becher. Zudem rechnet Spar mit Von den Interessenvertretern wird allerdings nicht Mehrkosten in Höhe von 180 Millionen Euro für den nur gefordert – der WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Handel, falls ein Pfandsystem umgesetzt wird. Als wei- Kopf hat zehn konkrete Punkte vorgeschlagen, wie die tere Gegenargumente werden die großen Unterschiede Kreislaufwirtschaft gefördert werden kann. Allem vo- der Sammelquote in den Bundesländern (Wien hinkt ran steht dabei die Vereinheitlichung der Sammelstruk- hierbei hinterher) angeführt, zudem werde das achtlo- tur über ganz Österreich, außerdem soll das aktuelle se Wegwerfen von Plastikmüll nicht aufhören, wie die Bring- zu einem Holsystem ausgebaut werden. Mit Lage in „Pfand-Ländern“ zeigt. einer besseren Erfassung der Abfallquellen, dem Aus- Rewe International weist unterdessen auf das fort- bau der Sortieranlagen und der fortlaufenden Verbes- währende Engagement des Handels hin, weniger Kunst- serung von Verpackungsdesigns soll das Pfand unnötig stoff zu verwenden. Pressesprecher Paul Pöttschacher gemacht werden. Zahlen zur Kunststoffverpackung •• Rund 16 Prozent des Kunststoffabfalls machen •• Derzeit beträgt die Sammelquote von Kunststoff- PET-Gebinde aus. verpackungen je nach Quelle zwischen 70 und ••Je nach Berechnung werden zwischen 22,5 und 75 Prozent, laut EU-Vorgabe soll sie bis 2029 auf 34 Prozent der Leichtverpackungen recycelt. Die 90 Prozent gesteigert werden. EU-Ziele sind 50 Prozent bis 2025 und 55 Pro- •• Laut Gemeindebund befinden sich aktuell zent bis 2030. Vergangenes Jahr wurden in Ös- 49.000 Tonnen an Kunststoffgebinden im Umlauf, terreich 160.000 Tonnen Leichtverpackungen von denen 34.200 Tonnen über die getrennte gesammelt. Sammlung rückgeführt werden. 2020∙CASH Special Nachhaltigkeit 11
Im Blickpunkt | Pro Carton Europäische Gesetzgebung unterstützt die Ökologisierung von Verpackung D ie relativ niedrigen Kosten von Plastik haben dazu geführt, dass das Material in unserem Alltag all- gegenwärtig ist. Die Kosten sind aber nur deshalb so nieder, da die Allgemeinheit, und nicht etwa der Ver- ursacher selbst, die Zusatzkosten für die Entsorgung gebrauchter Plastikverpackungen schultern muss. Vor allem dort, wo es bereits nachhaltige Alternativen gibt, ist dies den Konsumenten und gleichzeitig auch den Wählern nicht mehr zu erklären. Die EU-„Plastiksteuer“ In Anbetracht dessen sollen ab Jänner 2021 die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union für jede Tonne Kunststoffverpackungsabfall, welche nicht re- cycelt wird, eine Abgabe von 800 Euro an die EU ent- richten. Für Deutschland und Frankreich wären damit jeweils weit mehr als 1 Milliarde Euro pro Jahr fällig und selbst in Österreich wird die neue Steuer etwa 140 Millionen Euro ausmachen. Die Initiative soll zum reduzierten Plastikverbrauch führen und bringt gleich- zeitig die Aussicht auf Förderung innovativer Alter- nativen aus nachwachsenden Rohstoffen. Dabei können die jeweiligen Nationalstaaten die Mittelauf- bringung frei gestalten – eine Vorgehensweise die folgende Problematik birgt: Einige Mitgliedsstaaten haben bereits verkündet, die „Plastiksteuer“ nicht auf Plastikproduzenten oder auf die Hersteller von Plas- tikprodukten und -verpackungen abzuwälzen, sondern sie stattdessen aus ihrem jährlichen Budget aus Steu- ergeldern zu bezahlen. Eine unfaire Verteilung bezahlte anzeige // Fotos: Mayr-Melnhof Karton GmbH Während die EU mit dieser Abgabe die Ökologisie- rung von Verpackungslösungen unterstützt, sollte die Ausführung auch mit dem Zweck verbunden sein. Umgang mancher EU-Mitgliedsstaaten mit der neuen „Die Plastiksteuer darf fairerweise nicht jene Konsu- Abgabe. „Leider wird hier derzeit noch eine wichtige menten treffen, die nachhaltig einkaufen und sich Chance vertan, einen generellen Anreiz zu setzen den bewusst für Produkte mit recycelbaren Verpackungen Einsatz von nachhaltigen Verpackungen zu fördern.“ entscheiden. Diese Vorgehensweise steht im Wider- spruch zu den Grundsätzen der Green Economy der Verpackungen aus Papier und Karton sind ein Europäischen Union“, kommentiert Horst Bittermann, fruchtbarer Boden für innovative Verpackungslösun- Präsident von Pro Carton, der europäischen Vereini- gen, die bereits heute einen immer größeren Teil der gung der Karton- und Faltschachtelindustrie, den Kunststoffe auf dem Markt ersetzen.
Nachhaltigkeit b Internationale Pfandsysteme Andere Länder, andere Systeme Österreich ist nicht das einzige Land, in dem über die Einführung des Einwegpfands diskutiert wird. CASH gibt einen Überblick zu den international umgesetzten Lösungen. Autor: Karl Stiefel D ass ein Pfandsystem in Österreich möglich Infrastruktur verfügten. Eine neunmonatige Übergangs- sein könnte, steht außer Frage – immerhin phase wurde gestattet, in der Händler nur die selbst haben auch andere Länder ein solches etab- verkauften Gebinde zurücknehmen mussten. Viele liert. Bei einem Blick auf die Handelslandschaften au- Händler etablierten eigene „Insellösungen“, was bei den © jonnysek – stock.adobe.com, Statista/Global2000 ßerhalb der Alpenrepublik zeigt sich sehr schnell, dass Konsumenten für Unmut sorgte. Zudem unpraktisch es so etwas wie eine Universallösung nicht gibt. Jede war, dass ausschließlich Getränke mit Kohlensäure Gesetzgebung sieht andere Regulierungen vor, das Pfand bepfandet wurden. Damit war 2006 Schluss, als das ist nicht nur von Land zu Land, sondern teils von Ge- Rücknahmesystem bundesweit vereinheitlicht und auf binde zu Gebinde unterschiedlich. alle Einweggebinde von Erfrischungsgetränken (ausge- In Deutschland gibt es etwa seit 2003 ein Einweg- nommen Fruchtsäfte) ein Pfand gesetzt wurde. Nun pfandsystem, welches zunächst uneinheitlich ausfiel. müssen alle Filialen mit mehr als 200 Quadratmetern Damals war der Handel in unserem Nachbarland klar Verkaufsfläche all jene Materialien zurücknehmen, die gegen die Einführung, weshalb zum Stichtag – dem im Sortiment auch angeboten werden. Wer also keine 1. Jänner 2003 – viele Filialen nicht über die notwendige Aludosen listet, muss diese auch nicht annehmen. 14 2020∙CASH Special Nachhaltigkeit
Uneinheitliches Europa Gebinde verkaufen, die nur sie zurücknehmen. Nicht Als Vorzeigeregion, wie Pfand funktionierten kann, ganz Skandinavien, aber dennoch im Norden und mit wird oft Skandinavien genannt. In Schweden hat dies Pfandsystem ist Island, wo Dosen und Flaschen seit bereits Tradition, dort gibt es seit 1885 Pfand auf 0,33-l- 1989 mehr kosten. In Osteuropa gibt es nur in Estland Glasflaschen. Seit 1984 gibt es zudem Pfand auf Dosen, und Litauen bepfandete Gebinde (seit 2009 und 2016), seit den 1990ern auch auf Glas- und PET-Gebinde. Seit südlich von uns behebt Kroatien auf Behälter über 0,2 l September 2010 wurde das Pfand auf Getränkedosen Pfand. In den Niederlanden sind Dosen und PET-Fla- von 0,5 auf eine schwedische Krone (umgerechnet zehn schen unter einem Liter pfandfrei. Cent) verdoppelt, um die Rückführungsquote zu erhö- hen. Relativ neu sind Aludosen in Norwegen, wo es die Ja, nein, vielleicht? Gebindeform erst seit 1999 gibt. An die Markteinführung Neben Österreich wird auch in Frankreich, Griechenland, wurde auch ein Pfandsystem geknüpft. Das Exklusiv- Irland, Polen, Serbien, Slowenien, Spanien, Tschechien recht auf die Verwaltung des Pfandsystems hat die und Ungarn über die Einführung einer Pfandlösung Norsk Risirk AS. Wer beim Import mit der Entsorgungs- diskutiert. In den kommenden Jahren werden zahlreiche firma kooperiert, muss weniger Umweltabgaben be- Länder in und außerhalb der EU ein solches System zahlen. In Dänemark wehrte sich die Regierung lange einführen, dazu zählen Malta (2021), Schottland, Portu- Zeit auch gegen den Verkauf von Aludosen, da das gal, Lettland, Weißrussland, Rumänien, die Türkei (alle Verkaufsverbot allerdings gegen EU-Recht verstieß, 2022), die Slowakei und England (beide 2024). In der wurde es 2002 gekippt. Seither verwaltet die Dansk Schweiz, Italien, Belgien, Moldawien, der Ukraine und Retursystem A/S das Pfandsystem, das mit dem Markt- den meisten Balkan-Ländern ist Pfand kein Thema. start der Dosen einherging. In Finnland wurde das International sieht der Fleckenteppich an Lösungen Einwegpfand 2008 etabliert, wobei manche Händler übrigens ähnlich wie in Europa aus. In Nordamerika etwa erheben zehn US-Bundesstaaten Pfand in unterschiedlicher Höhe. In Oregon gilt dies seit 1972, Hawaii ist seit 2005 mit dabei und in Ka- lifornien wurden die Pfandpreise 2007 erhöht. In Delaware kosteten Gebinde von 1982 bis 2009 fünf US-Cent, das Pfand wurde nun jedoch abgeschafft. Auch in Kana- da bieten die Provinzen eigene Lösungen an. Am anderen Ende der Welt, in Australien, sieht es nicht anders aus: Die Bundesstaa- ten New South Wales, South Aus- tralia, Northern Territory und Queensland haben eigene Pfand- systeme, die nicht miteinander kompatibel sind. Bis 2023 werden alle Bundesstaaten Australiens gleichziehen. In Israel sind alle Getränkebehälter über 100 ml und unter fünf Litern pfandpflichtig, sie kosten 0,3 Schekel (25 Cent). Das dortige Pfandsystem wird von der ELA Recycling Corporation be- trieben, die den Getränkeabfüllern des Landes gehört. 2020∙CASH Special Nachhaltigkeit 15
Im Blickpunkt | Erlebnissennerei Zillertal Bewährte Qualität, neu verpackt! Tirols größte Sennerei in Privatbesitz, die Erlebnissennerei Zillertal in Mayr- hofen, sagt dem Müll den Kampf an. Das Traditionsunternehmen von Familie Kröll wird durch Umstellungen bei den Verpackungen im Gesamtsortiment in den nächsten drei Jahren mindestens 30 Tonnen Müll einsparen. Alles in 1 Tal: Unsere nachhaltige Wertschöpfung im Zillertal Die Erlebnissennerei Zillertal veredelt seit vielen Jahren ausschließlich Heumilch von Kuh, Schaf und Ziege. Dieser kostbare Rohstoff stammt von rund 350 Bergbauern-Familien, die sich der Heuwirtschaft verschrieben haben. Die Transportwege der Zillerta- ler Heumilch sind im Vergleich zu großen Industrie- erzeugern besonders kurz, weil sich das Zillertal – eine der weltweit bedeutendsten Heumilchregionen – nur über eine Länge von rund 40 Kilometern er- Das schmeckt nicht nur Deinen Kunden, sondern auch der Umwelt! streckt. R und 30 Tonnen weniger Verpackungsmüll und über 17 Tonnen weniger Kunststoff in den nächsten drei Jahren lautet die ehrgeizige Vorgabe von Christi- Hergestellt und abgefüllt werden schon jetzt alle Produkte der Erlebnissennerei Zillertal direkt am Standort in Mayrhofen und verpackt beim nur 25 km an und Heinrich Kröll, mit der die beiden Brüder den entfernten Verpackungsspezialisten für Käse, der Ti- Familienbetrieb noch umweltfreundlicher machen. rol Pack in Schlitters im Zillertal. Das spart CO2! Wichtigster Hebel, um die Mülleinsparungen zu erreichen, sind die Verpackungen des gesamten Sorti- ments bei Milch, Käse und Joghurt. Die komplette Produkt-Range des Zillertaler Heumilch-Pioniers ist auf nachhaltigeres Verpackungsmaterial umgestellt- und das ist einzigartig in ganz Österreich. Die neuen, um- weltfreundlicheren Milchkartons werden jetzt zu 100 % klimaneutral hergestellt und sind wesentlich leichter, wodurch das Unternehmen auch weniger Gewicht auf die Straße bringt und die CO2-Belastung reduziert. bezahlte anzeige // Fotos: Erlebnissennerei Zillertal Fam. Kröll steht für ehrliche Qualität, Tierliebe und Nachhaltigkeit! „Auch bei den Käseverpackungen gelingt es uns, bis zu 70 % Plastik einzusparen“, so Christian Kröll. Ein Original in neuer Tracht Und bald werden auch diese zu 100% recyclingfähig Gleichzeitig mit dem Umstellen auf noch umwelt- sein. Die Etiketten bestehen bereits zu 100 % aus re- freundlicheres Verpackungsmaterial sind alle Lebens- cyceltem Papier. Joghurts und Sauerrahm werden mittel des Heumilch-Pioniers in einem neuen Verpa- ebenfalls neu verpackt und sind zu 100 % recycling- ckungsdesign erhältlich. Das Unternehmen setzt fähig. Gleich über ein Viertel weniger Kunststoff wird dabei auf ein signifikantes Trachtenpärchen, das von mit den neuen, kartonummantelten Joghurtbechern der puren Lebensfreude auf den Zillertaler Almen und eingespart. Bergbauernhöfen erzählt.
E�n�O�i�i�a� I� �E�E� �R�C�T G�s�m�e� S�r�i�e�t N�C�H�L�I� V�R�A�K� �E�E�K�s�v�r�a�k�n�e� m�t�7� � �e�i�e� �u�s�s�o�f 1�0� �e�y�e�b�r�r 3�T�i�e�B�c�e� 1�0� �e�y�e�t� P�p�e�e�i�e�t�n 1�0� �l�m�n�u�r�l� M�l�h�a�k�r� S�h�n� �a�s�w�r�g�m�i�s�m�a� �o�g�n�d�n�e�! Erlebnissennerei Zillertal • Hollenzen 116, 6290 Mayrhofen • office@sennerei-zillertal.at • www.esz.tirol
Nachhaltigkeit b ECR Austria Das ECR-Team mit Partnern (v. l. n. r.): Alfred Schrott, Veronika Kladnik (FH Campus Wien), Georg Grassl, Teresa Mischek-Moritz, Manfred Tacker, Ulla Gürlich (beide FH Campus Wien) und Thomas Zechner Info über Hülle und Fülle Zusammen mit dem FH Campus Wien hat ECR Austria einen Leitfaden für die Recyclingfähigkeit von Verpackungen erstellt. Die Zielgruppe dafür sind Manager, Einkäufer und andere Entscheidungsträger. Autor: Karl Stiefel G rün, gelb, rot – mit einem Ampelsystem liefert ergänzt Thomas Zechner, ECR Co-Chairman Handel, der Ratgeber „Packaging Design for Recycling“ „dass zwei Drittel der teilnehmenden Unternehmen voll klare Empfehlungen für die Herstellung von und ganz ihre Zustimmung zu dieser neuen Empfehlung Verpackungen unterschiedlicher Art. Über 100 Arten von geben und das verbleibende Drittel die Empfehlungen Flaschen, Dosen, Schachteln, Schalen, Becher und Pouches im Rahmen ihrer Möglichkeiten umsetzen wird. Hier werden dafür in ihre einzelnen Elemente aufgeschlüsselt. kann man wirklich davon sprechen, dass alle an einem Für das jeweilige Teil werden bevorzugte Materialien Strang ziehen.“ angeführt und grün gekennzeichnet, gelb werden ver- Seitens des FH Campus Wien fungiert Manfred Tacker tretbare Werkstoffe angeführt und was rot beschrieben als Berater für die Circular-Packaging-Initiative von ECR wird, soll – wenn möglich – bei der Produktion vermieden Austria. Er freut sich, dass so viele namhafte Vertreter werden. Durch diese übersichtliche Darstellung können von Handel und Industrie sich beim Erstellen des Guides Entscheidungsträger in allen Managementebenen sich engagiert haben: „Der große Andrang hat schon im Sep- schnell und unkompliziert eine Grundkompetenz in tember 2019 bei unserem Kick-off gezeigt, dass es drin- Sachen Materialkunde aneignen. Im Glossar werden gend an der Zeit war, sich auf gemeinsame Empfehlun- zudem Fachbegriffe und Abkürzungen erläutert. gen im Bereich des Circular-Packaging-Designs über die © Katharina Schiffl „Dieses Thema ist heute so wichtig, dass jeder Pro- gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu verständigen.“ duktverantwortliche verstehen muss, wie man als pro- Das komplette Nachschlagewerk Packaging Design duzierendes Unternehmen einen Beitrag leisten kann“, for Recycling kann kostenlos auf ecr-austria.at herun- betont Alfred Schrott, ECR Co-Chairman Industrie. Dazu tergeladen werden. 18 2020∙CASH Special Nachhaltigkeit
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Im Blickpunkt | kuchenmeister Klimaneutrale Standorte bis 2022 N achhaltigkeit als wesentlicher Aspekt eines mo- dernen und zukunftsfähigen Unternehmens hat bei KUCHENMEISTER eine lange Tradition erklärt Detlef Brandes als Mitglied der Geschäftsleitung von Kuchenmeister. Schon 2012 waren wir Pilotunterneh- men des ersten umfassenden Nachhaltigkeitsstan- dards (ZNU-Standard Nachhaltiger Wirtschaften). Extern, unabhängig und mit überzeugenden Ergeb- nissen wird unser Arbeiten seitdem jährlich zertifiziert. Ein ganz wesentlicher Aspekt der Nachhaltigkeits- arbeit bei Kuchenmeister ist der schonende Umgang mit Ressourcen. Bereits 2018 haben wir uns gemein- sam mit unseren Partnern der Initiative ZMU goes Zero das Ziel gesteckt bis 2022 klimaneutral zu sein. Damit machen wir deutlich, dass klimabewusstes • Unsere Kuchenmeister-Tortenböden haben eine Handeln eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und neue Verpackung, die vollständig recycelbar ist. setzen ein deutliches Zeichen für unternehmerischen Mit dieser Investition reduzieren wir den Kunst- Klimaschutz und Generationenverantwortung. Der stoffeinsatz um 70 %, verbunden mit entsprechend erste Schritt war das Erarbeiten einer verifizierten deutlicher CO2-Reduzierung. Klimabilanz, die wir 2019 in Zusammenarbeit mit Climate Partner vorgelegt haben. Der Einsatz regene- • Alle Verpackungen für Kuchenmeister Osterartikel rativer Energien, nachhaltiges Bauen auf einer Indust- enthalten einen Gras-Anteil aus dem unmittelba- riebrache ohne neue Oberflächenversiegelung sind die ren Umfeld des Materialherstellers und sind zu Maxime unseres laufenden Produktions-Neubaus. Auch 100% recyclingfähig. die konsequente Weiterentwicklung unseres Fuhrparks mit Gasantrieb und Elektromobilität sind wichtige • Alle Papiere, Pappen und Kartonagen sind natür- Schritte auf dem Weg zu klimaneutralen Standorten lich FSC-zertifiziert. bis 2022. Besonders gefreut haben wir uns über die Verleihung des renommierten Nachhaltigkeitspreises Neben allen ökologischen Themen geht Kuchenmeis- Ecocare im Jahr 2012 für eine selbst entwickelte Anlage ter selbstverständlich auch seiner gesellschaftspoliti- zur Rückgewinnung von Wärme aus der Prozessluft schen Verantwortung, insbesondere in der Stadt Soest unserer Backöfen und die Entfernung von Geruchsbe- als größten Standort und Hauptfirmensitz nach. Dort lastung betont Detlef Brandes. hat Hans-Günter Trockels mit seinen Brüdern Thomas und Uwe Trockels 2016 die „Stiftung Familie Trockels“ Auch bei der Umstellung auf recycelbare Verpa- gegründet die sich in vielfältiger Weise zum Wohle der ckungen gehen wir seit 2020 besondere Wege neu: Stadt Soest und seiner Bürger engagiert.
e re L i e b e , ken is t u n s Bac t z e n uukunft! n s e re Z die Welt zu schü 70% weniger Kunststoff durch neue, recyclebare Tortenboden- * Graspapier - nicht nur für Osterlämmer und Hasen, auch unsere anderen, neuen Verpackungen bekommen ihr Gras.* * regionales Gras von landwirtschaftlichen Überschuss- und Ausgleichsflächen
Nachhaltigkeit b Nachhaltigkeit am POS Umweltbewusst handeln Der österreichische Lebensmitteleinzelhandel spart – und zwar bei Verpackung und Plastik. Dafür wurden vielversprechende Projekte und Initiativen ins Leben gerufen. Autoren: Christina Grießer & Karl Stiefel D as Bedürfnis der Menschen, einen Beitrag zum Fällen unverzichtbar für Frische und Haltbarkeit sind. Klima- und Umweltschutz zu leisten, hat Mittelfristig geht es darum, Verpackungsmüll deutlich zugenommen. Dabei hat eine aktuelle zu reduzieren, langfristig darum, einen Kreislauf für BrandTrust-Studie erhoben, dass es für 59 Prozent der Verpackungsstoffe auf Foodgrade-Niveau einzuführen.“ Befragten wichtig ist, selbst sozial und ökologisch ver- antwortungsvoll zu handeln – aktiv und passiv. Viele Gemeinsam Plastik sparen schreiben hier gerade Unternehmen eine Schlüsselfunk- Spar prüft im Rahmen der Initiative „Gemeinsam Plastik tion zu. 72 Prozent sehen bei ihnen die Kompetenz und sparen mit Spar“ in allen Sortimenten genau, ob und wie auch die Möglichkeit, die Ursache für globale Missstände Verpackungen weggelassen oder umweltfreundlicher zu beseitigen. 82 Prozent erwarten sich sogar, dass sie gestaltet werden können. Vor allem der Frische-Markt- ihren Einfluss nutzen und ihren Beitrag leisten. platz wird dabei immer verpackungs- und plastikfreier. Der österreichische LEH hat hier schon länger seinen Rund 40 Prozent des Obst- und Gemüseangebots kommen Handlungsbedarf erkannt und in den letzten Jahren viel- bei Interspar nach eigenen Angaben bereits ohne Verpa- fältige Maßnahmen in puncto Nachhaltigkeit gesetzt. ckung aus – Tendenz steigend. Wenn es Verpackung © Robert Kneschke – stock.adobe.com, Spar/der krug Das reicht von der Aufrüstung der Standorte und deren braucht, dann greift man zu Plastikalternativen aus Zel- Ausstattung mit nachhaltigeren Energiequellen über lulose oder Karton. Und auch im Feinkostbereich versucht Überlegungen im Bereich Food-Waste bis hin zu mehr man, die Verpackung schrittweise zu reduzieren. So wur- Regionalität mit kürzeren Transportwegen. Der größte den zum Beispiel bei Tann-Wurst und -Schinken in Selbst- Fokus liegt jedoch im Bereich Reduktion und Vermeidung bedienung die Dicke der Verpackung um ein Drittel re- von Verpackung und konkreter von Plastikverpackung. duziert. Im Getränke- und Milchproduktebereich halten Doch ganz ohne wird es nicht gehen, wie Lukas Wies- immer mehr wiederbefüllbare Glasflaschen Einzug ins müller, Leiter Nachhaltigkeit bei Spar, betont: „Komplett Sortiment der Spar und seit Kurzem testet man in aus- ohne Verpackungen auszukommen, wird im Lebensmit- gewählten Interspar-Filialen Abfüllstationen. telhandel nicht möglich sein, da Verpackungen in vielen Seit fünf Jahren werden Lehrlinge der Spar Akademie 22 2020∙CASH Special Nachhaltigkeit
in Wien und seit diesem Jahr auch in Tirol, Kärnten, Salzburg, Niederösterreich und dem Burgenland gemein- sam mit dem WWF Österreich zu sogenannten „Green Champions“ ausgebildet. Sie beschäftigen sich praxisnah mit bewusstem Einkaufen sowie Nachhaltigkeitsthemen wie sinnvoller Plastikreduktion oder Tierwohl. Raus aus Plastik bis 2030 Bundesministerin Leonore Gewessler (m.) mit WWF-Geschäfts- führerin Andrea Johanides (r.) und Spar-Akademie-Wien- Mit dem Schwerpunkt „Raus aus Plastik“ hat Rewe In- Direktor Robert Renz (l.) beim Besuch der Spar Akademie, ternational im vergangenen Jahr die Initiative „100 % wo Lehrlinge zu „Green Champions“ ausgebildet werden. umweltfreundlichere Verpackungen bis 2030 bei allen unseren Eigenmarken“ gestartet. Vorreiter ist hier Ja! Natürlich. Bereits seit 2011 stellt die Bio-Marke Verpa- tun gibt – vor allem, um die wertvolle und einzigar- ckungen schrittweise von Plastik auf Green Packaging tige Umwelt auch für kommende Generationen zu um. Seit Ende 2019 werden Bio-Obst und -Gemüse ent- erhalten und zu schützen. Aus diesem Grund setzen weder lose oder nachhaltiger verpackt angeboten. Aber wir die Hofer Nachhaltigkeitsinitiative Projekt 2020 auch Pressesprecher Paul Pöttschacher betont, dass man unter dem Motto Heute für Morgen weiter fort und beim Verpackungsverzicht einiges zu beachten hat: „Wir starten dabei mit dem Fokusthema Bio“, erklärt Hofer- arbeiten unter Hochdruck daran, den Plastikanteil im Generaldirektor Horst Leitner. Meilensteine wie der gesamten Warenangebot zu verringern. Man muss aber Bienenschutzfond, die CO2-Neutralität des gesamten darauf achten, dass durch Verpackungsalternativen oder Unternehmens, das Einsparen von 1.000 Tonnen Plastik das Weglassen von Verpackungen nicht der Verderb von pro Jahr sowie das Vermeiden von Lebensmittelver- Lebensmitteln beschleunigt und so Verschwendung von schwendung durch Sachspenden an soziale Einrich- Lebensmitteln vorangetrieben wird. Wir haben beispiel- tungen wurden bereits erreicht. Bis Ende dieses Jahres weise im Rahmen unserer Tests festgestellt, dass Karot- soll zudem die Hälfte der Verpackungen des Obst- und ten im losen Verkauf schnell verderben und aus dem Gemüsesortiments mit weniger Material auskommen Verkauf genommen werden müssen. Deshalb haben wir oder die Verpackung wird ganz wegfallen. Die Exklu- bei Ja! Natürlich eine biologisch abbaubare Distelölfolie sivmarken von Hofer werden bis 2022 komplett recy- im Einsatz, die die Haltbarkeit nicht nur gegenüber dem clingfähig verpackt und bis 2025 Materialeinsätze um losen Verkauf, sondern auch gegenüber einer reinen 30 Prozent verringert. Plastikverpackung sogar noch erhöht. Demnach muss bei jedem Produkt abgewogen werden, ob es eine Verpa- REset Plastic ckung braucht oder wie benötigte Verpackungen unter Nachhaltigkeit ist auch Teil der übergeordneten Unter- Berücksichtigung aller Verpackungsfunktionen für das nehmensstrategie „REset Plastic“ der Schwarz Gruppe jeweilige Produkt ökologisch optimiert werden können.“ und damit auch von Lidl Österreich. Bereits seit 2018 Neben Kartontassen und Zellulosenetzen setzt Ja! Na- arbeitet man in Kooperation mit Lieferanten und Her- türlich neuerdings auch Tassen aus Graspapier ein. Die- stellern mit einem Circular Design Guide an der Reduk- se bestehen zu 40 Prozent aus sonnengetrocknetem Gras tion der eingesetzten Kunststoffverpackungen. Als Re- und zu 60 Prozent aus FSC-zertifiziertem Zellstoff und sultat werden laufend Optimierungen umgesetzt, die so zu 100 Prozent aus nachwachsenden und recyclebaren den Einsatz von Kunststoff reduzieren, den Anteil von natürlich gewachsenen Rohstoffen. Rezyklat erhöhen oder die Recyclingfähigkeit der Ver- packungen verbessern sollen, um der Vision einer um- 2020 war erst der Anfang fassenden Kreislaufwirtschaft näher zu kommen, wie In den Bereichen Ressourcen, Klimaschutz, Gesundheit, es heißt. Alternative Verpackungen aus Zellulose oder Miteinander sowie Vertrauen hat Hofer seit 2013 einige Karton sind genauso Teil der Strategie wie der Verzicht Änderungen entlang der Lieferkette vorgenommen, die auf Plastikhenkel bei „Alpengut“ Frucht- und Naturjo- unter dem Dach von Projekt 2020 koordiniert wurden. ghurt. Bis 2025 möchte man 20 Prozent weniger Plastik- 2020 ist das Projekt aber noch lange nicht zu Ende eintrag bei Eigenmarkenverpackungen erreichen und „Wir wissen, dass es auch weiterhin noch einiges zu recyclingfähige Kunststoffverpackungen einsetzen. 2020∙CASH Special Nachhaltigkeit 23
Im Blickpunkt | unilever 1 Mrd. € Umsatz mit pflanzenbasierten Fleisch- und Milchalternativen Damit unterstützt Unilever Menschen bei der Umstellung auf eine gesündere Ernährung und verringert die Umweltbelastung der Lebensmittelproduktion. A ls eines der größten Nahrungsmittelunternehmen der Welt wollen wir die Zukunft der Lebensmit- telproduktion gerecht für die Menschen und schonend Von Hellmann’s gibt es in Österreich neben der klassischen Variante auch die heuer neu eingeführ- te Hellmann’s vegane Mayonnaise. Fast die Hälfte für den Planeten umgestalten. Aus diesem Grund des Ben & Jerry’s Sortiments ist entweder vegan (23 haben wir unsere „Future Foods“-Initiative gestartet. Prozent) oder fettreduziert (23 Prozent). Ben & Jerry’s Unser Ziel ist es, Menschen bei der Umstellung auf wie auch Hellmann’s wurden von Nielsen als zwei eine gesündere Ernährung zu helfen und unseren der Top 25 Neueinführungen in Europa ausgezeich- ökologischen Fußabdruck zu verringern, indem wir net. unser Angebot von pflanzenbasierten Lebensmitteln stark ausbauen und zusätzlich: Gemeinsam mit der Naturschutzorganisation WWF UK und anderen namhaften Experten hat die Lebens- • Bis 2025 die Lebensmittelabfälle entlang der mittelmarke Knorr im letzten Jahr die Liste der „Future Wertschöpfungskette von der Fabrik bis ins 50 Foods“ entwickelt. Die 50 Nahrungsmittel wurden Regal halbieren mit dem Ziel ausgewählt, Menschen eine gesunde, • Bis 2025 die Anzahl der Produkte mit einem abwechslungsreiche Ernährung schmackhaft zu ma- verbesserten Ernährungsprofil verdoppeln chen und bieten eine große Bandbreite an Aroma und • Kalorien, Salz und Zucker in Produkten weiter Textur. Die Marke Knorr hat heuer überwiegend pflan- reduzieren. zenbasierte Innovationen auf den Markt gebracht. Sie alle haben einen hohen Nährstoffgehalt und ihr An- Zahlreiche Markteinführungen oder Relaunches bau stellt eine geringere Belastung für die Umwelt in Österreich sind bereits von der Initiative inspiriert: und das Klima dar.
Nachhaltigkeit b ARAplus/GfK Harald Hauke und Ursula Swoboda haben den Circular Economy Index 2020 vorgestellt. Warnsignal am Barometer Zum zweiten Mal veröffentlichten ARAplus und GfK eine Studie zur Circular Economy. Deutlich wird dadurch, dass besonders kleine Firmen unter Corona gelitten haben und die Kreislaufwirtschaft daher weniger stark verfolgen. Autor: Karl Stiefel © ARA Altstoff Recycling Austria AG/APA-Fotoservice/Tesarek D as Circular-Economy-Barometer zeigt, wie die sen aufpassen, dass die kleinen Unternehmen nicht auf heimische Wirtschaft zum nachhaltigen Ab- der Strecke bleiben. Der Rückgang des Indexwertes ist fallmanagement steht. Mit einem Index-Wert nicht signifikant, aber ein klares Warnsignal.“ von 51,7 hat sich das Gesamtergebnis vom Vorjahr (55,9) Im Zusammenhang mit der Studie wurde bei den klar verschlechtert. Ursula Swoboda, Commercial Di- 150 befragten Unternehmen auch untersucht, wie sich rector bei GfK, analysiert den Rückgang: „Wir haben die Umsätze im ersten Quartal entwickelt haben. Ins- gesehen, dass besonders kleinere Unternehmen, also gesamt 57 Prozent berichten einen Rückgang hierbei, jene mit weniger als zehn Mitarbeitern, dieses Jahr besonders die kleineren Firmen waren deutlicher be- weniger Fokus auf die Circular Economy legen. Corona troffen. Kaum verwunderlich ist also, dass weniger in hat bei diesem Trend eine deutliche Rolle gespielt. Noch das Ressourcenmanagement investiert wurde: „Die sind wir in einem guten, grünen Bereich aber wir müs- Firmen wollen investieren, aber auf niedrigerem Niveau“, 26 2020∙CASH Special Nachhaltigkeit
fasst Swoboda zusammen. spürbar und oft ein Hin- Das Engagement entwi- dernis. Darum werden wir ckelt sich jedoch unge- die Entsorgungstarife für bremst, so planen 69 Pro- unsere 15.000 Partner im zent aller Firmen, die Jahr 2021 nicht erhöhen. bereits Circular Economy Zudem sind wir perma- nutzen, weiter Geld dafür nent in Kontakt mit den in die Hand zu nehmen – Verpackungsherstellern 2019 war es nur die Hälfte. und analysieren gemein- Wenig Beachtung fin- sam, wie Materialien re- det das EU-Kreislaufwirt- cyclebarer gemacht wer- schafts-Paket, in dem die Das Circular-Economy-Barometer hat sich in Österreich von den können.“ 2019 auf 2020 klar verschlechtert. Recyclingziele für die Gerade beim Kunst- kommenden Jahre enthal- stoff ist Recyclingmateri- ten sind: 61 Prozent der befragten Firmen setzen sich al teils um die Hälfte teurer – die vermehrte Nutzung damit nicht auseinander und 41 Prozent schätzen, dass kommt für Hauke einer Vorbildwirkung gleich: „Viele es wenig direkten Einfluss auf das eigene Geschäft ha- Unternehmen setzen trotz der höheren Kosten auf ben wird. Dennoch herrscht der Konsens, dass das Paket Rezyklate. Besonders bei PET ist das gerade ein Thema, wie aktuell geplant umgesetzt werden soll. Das bedeu- auch Polyethylen und Polypropylen werden immer tet, dass die Recyclingquote von Kunststoff bis 2025 mehr gefragt.“ Auf das Thema Einwegpfand angespro- verdoppelt werden muss. chen, meint der ARAplus-Geschäftsführer: „Wir sind Dafür braucht es vielleicht eine leichte Kurskorrek- am Ende des Tages nicht die, die das entscheiden. Was tur, denn die Nutzung der Kreislaufwirtschaft ist leicht wir machen können, ist 25 Jahre Know-how zur Verfü- gesunken: 61 Prozent beteiligen sich aktiv (im Vorjahr gung stellen. Die Recyclingquote von Kunststoff würde waren es 68 Prozent) und sechs Prozent planen Schrit- durch ein Pfandsystem zwar erhöht werden, die EU- te diesbezüglich. Der rote Faden der Studie ist auch hier Ziele könnten dadurch alleine aber nicht erfüllt werden. erkennbar, denn bei großen Firmen (über 50 Mitarbeiter) Genau darum muss das Gesamtbild im Mittelpunkt stieg der Anteil entgegen dem generellen Trend. Als stehen.“ größte Hindernisse bei der Umsetzung kreislaufwirt- Auch seitens der Entsorgungsunternehmen ist die schaftlicher Maßnahmen wird die komplexe Gesetzge- Zukunftsplanung aktuell schwierig, wie Hauke berich- bung genannt, der Zuwachs bei der Antwort „fehlende tet: „Einige Recyclinganlagen kommen bereits in die Unterstützung“ sieht Swoboda als wichtiges Signal für Jahre und obwohl hier die notwendige Investitionsbe- die ARAplus. reitschaft vorhanden ist, braucht es Klarheit bei der gesetzlichen Lage, bevor hier erneuert wird.“ Gesamtbild statt Details ARAplus-Geschäftsführer Harald Hauke nennt die Cir- cular Economy „eines der größten Zukunftsthemen Details zur Studie neben der Digitalisierung“. Um den Negativtrend des Barometers umzukehren, fordert er: „Die Kreislaufwirt- •• Art der Umfrage: Telefon-Interview (CATI), schaft muss ganzheitlich gesehen werden. Der Waren- etwa 10 Minuten lang fluss von umweltbelastenden Materialgruppen wie •• Befragte Unternehmen: n=150 Hochtechnologie, Baustoff, Biomasse, Kunststoffe, Le- Aufgliederung: 30 Unternehmen mit weniger bensmittelabfall und Textilien darf nicht isoliert be- als 10 Mitarbeitern, 60 Unternehmen mit trachtet werden, da man sich sonst in Detaildiskussio- zwischen 10 und 50 Mitarbeitern und 60 mit nen verliert. Es braucht einen Blick auf das große mehr als 50 Mitarbeitern Ganze und dafür bedarf es einen Schulterschluss zwi- •• Gesprächspartner: Entscheidungsträger rund schen der Industrie und der Politik.“ um das Thema Circular Economy Als Unterstützung für die Unternehmen kündigt er •• Umfragezeitraum: 4. bis 8. Oktober 2020 bei der Studienpräsentation an: „Der Kostendruck ist 2020∙CASH Special Nachhaltigkeit 27
Im Blickpunkt | spitz Nachhaltigkeit auf allen Ebenen Nachhaltigkeit ist beim oberösterreichischen Traditionsunternehmen ein fester Bestandteil der Unternehmensstrategie. D as oberösterreichische Traditionsunternehmen Spitz operiert seit über 160 Jahren als vorbildlicher Lebensmittelproduzent. Neben Kundenorientierung Nachhaltigkeit bedeutet für Spitz aber auch, dass die derzeit rund 800 MitarbeiterInnen einen sicheren Arbeitsplatz haben – und das auch während der Co- sowie Wertschätzung der MitarbeiterInnen zählen rona-Krise. Als ehrlicher, attraktiver Arbeitgeber sorgt Technologiefokus und Nachhaltigkeit zu den zentra- Spitz so für wirtschaftliche Sicherheit in der Region. len Unternehmenswerten. So ist Nachhaltigkeit bei Zudem ist Spitz seit jeher ein eigenständiges Unter- Spitz keine kurzfristige Orientierung, sondern geleb- nehmen, welches sich von Beginn an im Familienbe- te Praxis – immer mit dem Bestreben, eine Balance sitz befindet. Durch die daraus resultierende, wirt- zwischen den Dimensionen Ökonomie, Ökologie und schaftliche Unabhängigkeit kann Spitz Verantwortung Soziales herzustellen. übernehmen und starke, sichere Entscheidungen treffen, die den MitarbeiterInnen, ihren Familien und der gesamten Region zugutekommen. In Nachhaltigkeit investieren Dass das Thema Nachhaltigkeit zu den zentralen Unternehmenswerten zählt, zeigt das Unternehmen mit seinen kontinuierlichen Maßnahmen. Ein maß- geblicher Schritt in Richtung Nachhaltigkeit erfolg- te bereits im Jahr 2008 mit der Errichtung des eige- nen Biomassekraftwerks, welches nicht nur den Betrieb, sondern auch den Raum Attnang Puchheim mit Nahwärme versorgt. Eine weitere wirksame Maßnahme in Sachen Energieeffizienz setzte Spitz mit der Inbetriebnahme einer Photovoltaikanlage. Im Anlagenverbund speist die Gesamtanlage bis zu 100 Megawattstunden pro Monat in das öffentliche Das eigene Biomassekraftwerk versorgt sowohl den Betrieb als Stromnetz. Mit der in einem Jahr erzeugten Ener- auch den Raum Attnang Puchheim mit Nahwärme. giemenge könnten etwa 250 Einfamilienhäuser mit elektrischer Energie versorgt werden. Die Gesamt- Ausgezeichnetes Engagement modulfläche der neuen Anlage beträgt knapp über „Wir sind stolz darauf, dass wir primär heimische 7.100 Quadratmeter, was exakt der Fläche eines Rohstoffe und Ressourcen nutzen und 100 Prozent Fußballfeldes entspricht. Demnächst wird noch eine bezahlte anzeige // Fotos: Spitz, Robert Maybach unserer Wertschöpfung unserer rund 1.200 unter- weitere Photovoltaikanlage installiert. Nach deren schiedlichen Produkte in Österreich erbringen, Teil- Fertigstellung wird Spitz insgesamt beeindrucken- haber an der PET to PET Recycling Österreich GmbH de 10.000 Quadratmeter Solarstrom gewinnen kön- sind und an unserem Standort in Attnang-Puchheim nen. über einen eigenen Bahnanschluss und ein Biomasse- Kraftwerk verfügen“, hebt Spitz-Geschäftsführer Wal- Des Weiteren wurden 2,2 Millionen Euro in eine ter Scherb hervor. Zahlreiche Auszeichnungen, wie neue Spritzgussmaschine für neue Preformen bei der etwa der GREEN BRANDS Award oder der INEO-Award, PET-Flaschenherstellung investiert, mit der eine Ein- würdigen die umfassenden Maßnahmen des Lebens- sparung von rund 175 Tonnen PET pro Jahr erzielt mittelherstellers im CSR-Bereich. werden kann. 28 2020∙CASH SpeCial Nachhaltigkeit
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