GCL - eine Gabe an Kirche und Welt - Zeitschrift der Gemeinschaft Christlichen Lebens - GCL-Österreich
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50. Jg. / Nr. 2 / 2018 Zeitschrift der Gemeinschaft Christlichen Lebens GCL - eine Gabe an Kirche und Welt
In eigener Sache Liebe Leserin, lieber Leser! INHALT Geschätztes GCL-Mitglied! Ist es arrogant und eingebildet, sich als Gabe an die In eigener Sache / Impressum ...............……...............2 Kirche und an die Welt zu sehen? Oder zeugt es von GCL - eine Gabe an die Kirche und die Welt ..............3 einem gesunden Selbstbewusstsein? „Du bist ein Geschenk – für mich“, kommt doch eher über die Welttreffen und GCL-Österreich ..................................6 Lippen als „Ich bin ein Geschenk – für dich und die Geistliche Unterscheidung in einer Großgruppe ..........8 Welt“. Geistliches Gespräch in der Gruppe ............................9 Der Weltvorstand der GCL und die Delegierten beim Evangelisierung einer Welt im Wandel ......................10 diesjährigen Welttreffen im Juli in Buenos Aires sind jedenfalls der Ansicht, dass wir als Gemeinschaft Bilder vom GCL-Welttreffen .....................................11 Christlichen Lebens etwas zu geben haben. Was das ist, Meditation ..................................................................12 wird im ersten Teil dieser Zeitung deutlich. Unsere drei Grußwort von Papst Franziskus an das Welttreffen ...13 Delegierten berichten in persönlichen Beiträgen von wesentlichen Erfahrungen und verweisen dabei auf so "Was mich bewegt" - Der Kirchliche Assistent ........14 manch interessanten Vortrag am Welttreffen, der auf Ignatianischer Impuls .................................................15 der GCL-Website zu lesen ist. Innsbrucker GCL-Gruppen stellen sich vor ..............16 Im zweiten Teil dieser Ausgabe lesen Sie wieder Startgottesdienst in Innsbruck ....................................18 vertraute Rubriken, wie z.B. jene unseres Kirchlichen Assistenten. Diesmal stellen wir das GCL-Leben in Von Flucht berührt - persönliche Geschichten ...........19 Innsbruck vor. Vom Bestreben des österreichischen Das zweite österreichische GCL-Treffen ..............…20 Vorstandes, mehr in den Regionen präsent zu sein, zeugt der Beitrag von der Vorstandsklausur in GCL-Vorstandsklausur in Sterzing ............................22 Sterzing/Südtirol. Informationen und Termine ...............……….........…23 Am Ende schließt sich der Bogen dieser Nummer mit Unterwegs „zum guten Ende“ ...............………….…24 dem 2. Österreichischen GCL-Treffen, das auch das Thema vom Welttreffen aufgegriffen hat. Allerdings vom Schriftwort ausgehend: „Wie viele Brote habt IMPRESSUM ihr? Geht und seht nach“ (Mk 6,38). Was sind meine/unsere Gaben für die Gemeinschaft? Medieninhaber & Herausgeber: GCL-Österreich / Kornelia Engleder, Sonnenfelsgasse 19 (Postadresse: Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 1), 1010 Wien; Nochmals hinweisend auf Vorträge und Bilder vom Tel: 01/5122922 http://www.gcloe.at Redaktion: redaktion@gcloe.at; Welttreffen auf unserer Website grüße ich mit besten Wolfgang Klema (Leitung; wk), Gabriele Kinzl (gk), Martin Pascher (mp); Layout: Elvira De Ocampo; Fotos: privat, wenn nicht angegeben; Wünschen für eine gute Advent- und Weihnachtszeit. Druck: Druckerei Schmitz, 1200 Wien; Auflage: 600 Stk.; Bankverbindung: GCL-Gemeinschaft Christl. Lebens, 1010 Wien; BIC: Maranatha – der Herr kommt! BAWAATWW; IBAN: AT95 6000 0000 0758 8109. Offenlegung: Blatt zur Information und Formung der Mitglieder von GCL- Österreich im Geist der ignatianischen Spiritualität. Thema für Nr. 1/2019: „HANDLE GENAU - SO!“ Zwischenmenschliches Handeln aus christlicher Sicht. Beiträge bitte an: redaktion@gcloe.at Wolfgang Klema, Redaktionsleiter Erscheinungstermin: Juni 2019 Redaktionsschluss 15. April 2019 Zum Titelbild: Das Antlitz Christi - zusammengesetzt aus den Gesichtern der TeilnehmerInnen beim GCL-Welttreffen in Buenos Aires. 2 GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018
Thema „GCL, eine Gabe an die Kirche und die Welt“ Eindrücke und Ausdrücke einer multikulturellen ignatianischen Erfahrung von Kornelia Engleder Dies war das Thema beim GCL-Welttreffen in Buenos weiteren Delegierten, mit Leben und damit Wärme. Aires vom 22. bis 31. Juli 2018. Dazu wurde vom Fast ein bisschen so wie Gott der Überlieferung nach GCL-Weltvorstand als leitendes Schriftwort ausge- zu Franz von Assisi sprach: „Baue meine Kirche wählt: „Wie viele Brote habt ihr? Geht und seht wieder auf.“ Wir kamen zusammen, wurden und nach“ (Mk 6,38) waren eine Gemeinschaft, bauten auf und waren „Auf unserem gemeinsamen Weg durch diese Tage lebendige, dynamische Kirche. suchten wir mehr Tiefe und eine intensivere Verbindung von Spiritualität, Gemeinschaft und Sendung, um unser GCL-Charisma in der Welt von heute zu leben – und Gott rief uns, IN DIE TIEFE ZU GEHEN, UNSERE ER- FAHRUNGEN ZU TEILEN und HINAUS- ZUGEHEN.“ So lauten die Eingangsworte des Schlussdokuments des diesjährigen Welttreffens. Dabei ist es für mich kein Schlussdokument im eigentlichen Sinn des Wortes, sondern vielmehr die Wiedergabe des in Colégio Maximo Gemeinschaft erlebten spirituellen Prozesses und eine Aufforderung zur Fortsetzung in unserer National- Verbundenheit mit Papst Franziskus: Ein gemeinschaft, in unseren Gruppen, zum Hinausgehen persönlicher Brief von Papst Franziskus (S.13) an den, und Verkünden in unserem Lebensalltag. Wir wurden nun ehemaligen, Präsidenten der Weltgemeinschaft, einmal mehr darin bestätigt, dass es in der GCL nicht Mauricio Lopez, wurde vorgelesen. Darin war die um das Was, um das Abarbeiten von spezifischen Rede von zentraler ignatianischen Sehnsucht: dass Aufgabenstellungen geht, sondern um das Wie! Wie unser ganzes Tun Gebet sein möge, dass wir nur durch wir unserer christlichen Haltung und Lebensweise die Wunden von Christus zu Gott gelangen können, Gestalt geben. Wie wir die Anwendung von indem wir uns fragen, was habe ich für Christus getan ignatianischen Methoden leben, um Christus je besser und sollte ich für ihn tun? Und am Ende die Bitte um nachfolgen zu können, und zu erkennen was Gott von das anhaltende Gebet für den Papst. Sehr berührend. uns, von dir und mir, in unserem alltäglichen Leben Bei der Gelegenheit möchte ich mich bei allen möchte und was wir für Ihn tun können. bedanken, die das Welttreffen und uns Delegierte in ihrem Gebet mitgetragen und begleitet haben. Ich möchte die Aufmerksamkeit auf besonders Danke! bleibende Momente aus den vier Phasen des Welttreffens lenken: ARUPA: so nannte sich das Vorbereitungsteam, bestehend aus Mitgliedern von ARgentinien, Uruguay 1. Phase: Versammlung werden / Erfahren der und PAraguay, die alles bestens organisierten, rund um Weltgemeinschaft und ihrer Gaben die Uhr für Anliegen aller Art zur Verfügung standen Ankommen: Unsere Delegation gehörte zu den ersten und sogar für warme Kleidung vorgesorgt hatten. Ankommenden und so erlebten wir zunächst ein Arupa bedeutet in der Sprache der Guarany großes, typisch jesuitisches, beinahe leeres und kaltes (Ureinwohner Paraguays): Was bringst du mit? Sie Colégio Maximo - in diesem Jesuitenkolleg war Papst hatten ihre wertvolle Zeit und ihr Engagement Franziskus Rektor. Nach und nach füllte es sich mit mitgebracht und forderten uns auf: Lebt dieses GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018 3
Thema Welttreffen als ein Abenteuer mit Gott und bringt eure Gaben ein! Und das taten wir, dank ihrer Hilfe. Ankündigung einer „theologischen Expertin“ zum „Kairos“: Wer wird sie wohl sein? Es folgte ein Video eines kleinen asiatischen Mädchens, das vor seiner Wohnungstür steht, als es plötzlich zu regnen beginnt. Es scheint sein erster Regen zu sein und es spürt die erfrischenden, nassen Tropfen in seinem Gesicht, auf seiner Haut und beginnt vor Freude zu lachen und zu tanzen, gibt sich ganz dieser Erfahrung, diesem Erleben hin. Gott zu erfahren und erfahrbar zu Austausch und Agape in der benachbarten Pfarre machen bedeutet, alles mit neuen, offenen, verstehen, was Papst Franziskus meint, wenn er vom wohlwollenden Augen zu sehen und sich Ihm ganz Hinausgehen aus der Kirche spricht. Es war eine hinzugeben, ganz präsent und wachsam zu sein, intensive persönliche Begegnung mit den Menschen vor Ort, die uns warmherzig willkommen hießen. Ein starker Eindruck von der Lebendigkeit der Kirche Südamerikas. Die Pastoral wird hauptsächlich von Frauen, von Laien, getragen. Familien und Jugendliche tauschten mit uns ihre Glaubenser- fahrungen aus und bezeugten das Wirken des Heiligen Geistes. Wir erlebten eine einfache, volksnahe Kirche, ohne Prunk, nah an den konkreten Bedürfnissen der Menschen, voll Lebensfreude und Hoffnung. Den feierlichen Abschluss bildete eine Eucharistie- feier mit P. Rafa im Freien (bei ca. 12 C°), mitten im dankbar zu empfangen. Dann können wir gar nicht Alltag der Menschen zwischen Fußballplatz, der anders, als Freude ausstrahlen und sie weitergeben – bespielt wurde und Spielplatz. Dazwischen spazierten wie das Mädchen im Video. Kinder und fragten hoffnungsvoll nach … nein, nicht Begrüßungsworte von P. Herminio Rico SJ, stell- nach Kleingeld, sondern nach Heiligenbildchen, die vertretender Kirchlicher Assistent der Welt-GCL: wir mitbringen sollten, und die sie sammelten. Er forderte uns auf, im Sinne der ignatianischen 3. Phase: GCL (CLC) – ihre begnadete Geschichte, Lebensweise ganz präsent zu sein, miteinander zu Gemeinschaft und Benennen der Gnade, Unter- beten, zu lachen und zu weinen. Das Welttreffen scheidungsprozess wollten wir als Gelegenheit erleben, wo wir miteinander in Gemeinschaft leben und Christus Das Zeugnis der anwesenden Jesuiten, die im nachfolgen. Als „Befreiungsakt“ schlug er vor, die Plenum P. General Arturo Sosa SJ erzählten, dass und Handys in den Zimmern zu lassen und keinesfalls wie sie die Zusammenarbeit mit der GCL schätzen während der Messe zu fotografieren. und bereichernd für ihr Leben und ihren Glauben finden, war bewegend für mich. Manche waren vor 2. Phase: Den Kairos bezeugen - in die Realität ihrem Ordenseintritt Mitglied einer GCL-Gruppe. Im eintauchen Vortrag bestärkte P. General die GCL, sich weiterhin Um in die Realität einzutauchen, machte die gesamte um die Ausbildung von kompetenten Laien für die Versammlung einen Ausgang in die benachbarte Evangelisierung und für die geistliche Begleitung von Pfarre in einem verarmten Arbeiterviertel von San Gruppen einzusetzen und bot dazu weiterhin die Miguel, die Jorge Bergoglio SJ gegründet hatte, als er Unterstützung durch die Jesuiten an. Er ermutigte Rektor im Colégio Maximo war. Dorthin entsandte er auch, in der zunehmenden Säkularisierung eine die Jesuiten in Ausbildung, um pastorale Erfahrungen Chance zur Erneuerung und Vertiefung des Glaubens zu sammeln. zu sehen, anstatt darüber zu jammern. Das Hinausgehen sollte auch dazu beitragen zu Vortrag von Magdalena Palencia, die beein- 4 GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018
Thema Magdalena bare Erzählungen. Denn es gäbe noch weitaus mehr Palencia Interessantes zu berichten! Die Veranstaltungen in den nächsten Jahren sollen ebenfalls den Schwerpunkt von Kennenlernen und Vertiefen der ignatianischen Lebensweise und der Anwendung der Unterscheidung haben, um diesen Schatz wieder bewusster zu machen. Diese Lebensweise/Haltung soll stärker ausstrahlen und wirken. Ebenso der Schatz der Exerzitien, auf den wir vermehrt hinweisen und den wir bewusster verkosten wollen. Auch im Vorstand möchten wir uns wieder stärker darauf besinnen, in druckend die 50-jährige Geschichte und Sendung Gemeinschaft zu unterscheiden, um entsprechende der GCL (siehe Website), in Erinnerung rief. Parallel Schwerpunkte zu setzen. dazu wurden mittels Zeitlinie relevante Ereignisse und die bisherigen Welttreffen visualisiert. Im nächsten Schritt wurden wir aufgerufen, persönlich nachzu- spüren, was uns davon persönlich berührt, freudvoll und schmerzlich und auch diese Empfindungen wurden visualisiert und haben wir ins Gebet mit hineingenommen. Arbeit in fixen Kleingruppen, Unterscheidungs- prozess: 204 Delegierte aus 71 Nationen, Männer, Frauen, Jesuiten, Laien, alle unterschiedlich geprägt von der jeweiligen Kultur, dem Stellenwert der Religion, der Politik, dem Klima ihres Landes. In dieser Vielfalt kamen wir uns im Laufe der zehn Tage Und wir möchten das Charisma der GCL in den vor allem in den Kleingruppen näher und erfuhren, Diözesen und Pfarren stärker sichtbar und präsent wie Gott in uns allen spricht, welche Nöte und machen, indem wir es einzeln, als Gruppen und als Sehnsüchte wir haben. Wie Gott durch uns wirkt, Vorstand einladend ausstrahlen und leben, zur wenn wir uns Ihm öffnen, von Ihm führen lassen und größeren Ehre Gottes. diese Einsichten einander mitteilen, im persönlichen Gebet und in strukturiertem spirituellem Gespräch. Eine Zusammenfassung des Schlussdokumentes Wir waren zuerst Einzelpersonen, Fremde und wurden gibt es in der nächsten Ausgabe der GCL-Zeitung. eine im Hören unterscheidende, christliche Gemein- Die vollständige Version sowie die Vorträge vom schaft im Dienst Gottes und der Kirche. Nicht der Welttreffen und weitere Bilder zur Weltver- Weltvorstand gab vor, sondern die Versammlung, die sammlung findest du auf: Gemeinschaft entschied, indem sie unterschied. Ich http://assembly.cvx-clc.net/en/ und www.gcloe.at bin sehr dankbar, dass ich das so hautnah miterleben sowie http://www.gcl.de/was-uns-bewegt/gcl-blog durfte. - in den letzten beiden in deutscher Übersetzung. 4. Phase: Weiterführende Wege Vertiefen, Teilen, Hinausgehen – was kann das für Österreich heißen? Nachdem wir drei Delegierten das Vertiefen beim Welttreffen dankbar erfahren durften, haben wir in einem ersten Schritt unsere Eindrücke gemeinsam mit P. Herminio Rico SJ beim Österreich-Treffen in St. Pölten (12.-14.10.2018) mit den TeilnehmerInnen geteilt. Wir stehen allen interessierten Gruppen oder Regionen gerne zur Verfügung für weitere unmittel- GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018 5
Thema Eckdaten • Das Welttreffen findet derzeit alle fünf Jahre statt. weitere Mitglieder) für die nächsten fünf Jahre • Jede Nation darf 3-4 Delegierte entsenden (üblich: gewählt. Der Weltvorstand trifft sich einmal im Jahr Präsident, Kirchlicher Assistent, weitere/s Mit- für zehn Tage. glied/er). Im Colégio Maximo in San Miguel bei • Kommuniziert wird in drei offiziellen Sprachen: Buenos Aires kamen 204 Delegierte aus 71 Nationen Englisch, Französisch, Spanisch. zusammen, davon waren 51 Jesuiten. • Der Kirchliche Assistent der Welt-GCL ist nominell • Derzeit gibt es weltweit 67 aufgenommene Natio- der amtierende General der Jesuiten, dzt. P. Arturo nalgemeinschaften, davon waren 63 anwesend. Sosa SJ aus Venezuela. Er bestellt einen stellvertre- Dieses Jahr wurden 3 neue Mitgliedsstaaten aufge- tenden Kirchlichen Assistenten, der diese Funktion nommen: Lettland (mit England als Patenland), aktiv ausführt. Das ist zurzeit P. Herminio Rico SJ. Vietnam (mit USA als Patenland), Mauritius (mit Österreich war dieses Jahr durch Kornelia Engleder Frankreich als Patenland). Gemeinschaften, die im (Vorsitzende), Renate Pistrich (Stv. Vorsitzende) und Wachsen und an der Aufnahme interessiert sind, Joseph Waiß (Vorstandsmitglied und Leiter des können als „Beobachter“ teilnehmen (dieses Jahr: Promotionsteams) beim Welttreffen vertreten. Äthiopien, Benin, Haiti, Macao, Neuseeland, Schweden, Singapur, Slowakei). Sie sind nicht stimmberechtigt. Ihnen werden von der Welt- gemeinschaft Patenländer zur Unterstützung bei- gestellt. • Der bestehende Welt-Vorstand bereitet das Treffen mit einem speziellen Arbeitsthema/Anliegen vor. • Bei jedem Welttreffen wird am Ende ein neuer Welt-Vorstand (Präsident-in, Stellvertreter-in, fünf GCL-Welttreffen in Buenos Aires 2018 Was hat das Weltreffen mit mir und mit der GCL in Österreich zu tun - persönliche Eindrücke von Joseph Waiß Nach Hongkong 1994, Itaici/Brasilien 1998 und unterschiedlichen politischen Systeme, wirtschaft- Beirut/Libanon 2013 war Buenos Aires/Argentinien lichen Verhältnisse und religiösen Rahmenbedin- 2018 mein 4. GCL-Welttreffen, an dem ich teil- gungen den jeweiligen GCL-Gemeinschaften unter- nehmen durfte. schiedlich große „Spielräume“ermöglichen. Buntheit 71 Nationalgemeinschaften waren vertreten. Delegier- te von allen Kontinenten brachten ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Informationen aus ihrer Heimat mit. Ich erlebte eine GCL-Weltgemeinschaft, die geprägt Jede Dele- ist von unterschiedlichen politischen, wirtschaftlichen gation wird und religiösen Situationen in den einzelnen Ländern. auch durch die Staats- Es macht/e mich nachdenklich, wie die weltweit fahne re- präsentiert 6 GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018
Thema Gleichzeitig nahm ich wieder wahr, wie sehr die Berufung und befähigt uns, offen und frei zu sein, gemeinsame ignatianische Spiritualität verbindet und ständig für Gott verfügbar. ‘Gemeinsames, vom Gebet rasch Vertrauen unter vor kurzem noch einander frem- getragenes Unterscheiden in aufeinanderfolgenden den Delegierten schafft. Gesprächsrunden ermöglicht, dass die geistlichen In der GCL-Österreich haben wir gleichfalls eine Bewegungen im Laufe des Prozesses sich immer mehr Buntheit – an Berufen, an Dauer der GCL-Zugehörig- einander annähern. So können wir im Vertrauen und keit, an ignatianischer Erfahrung, an religiösen Prä- in der Identifikation mit unseren gemeinsamen Ent- gungen … Nehmen wir diese Buntheit als Geschenk scheidungen wachsen. Dieser Prozess erfordert Demut und als Möglichkeit, mehr Lebendigkeit zu erfahren. und Beharrlichkeit, da Widerstände schwierig zu überwinden scheinen. Jedoch sind die Früchte – Woran man uns erkennt stärkere Verbundenheit untereinander, größere Klar- Beim Welttreffen waren wir über fünf Tage in einer heit über den einzuschlagenden Weg – zu kostbar, um fixen Kleingruppe von sieben Personen, die sich nicht geerntet zu werden. Allmählich öffneten wir uns neunmal getroffen hatte. Die Gruppenmitglieder für die Gnade, die das Miteinander-Gehen mit sich (jeweils Delegierte aus allen Kontinenten) teilten mit- bringt. Wir begriffen, dass der Prozess selbst schon einander in einem spirituellen Prozess Erfahrungen, Gnade ist – der Weg ist wahrhaft Teil der Erfahrung.“ Freuden und Nöte. Unterscheidung in Gemeinschaft in den einzelnen Die fixe Kleingruppe zählte zu den spezifischen Gruppen und in Leitungsgremien einzuüben und Merkmalen des Welttreffens. Gleichzeitig ist sie auch immer mehr Teil unseres Gemeinschaftslebens werden ein Spezifikum der GCL. In einer GCL-Gruppe, in der zu lassen, ist für mich eine ganz zentrale Aufgabe, die sich Mitglieder regelmäßig treffen, über den Glauben ich als Delegierter vom Welttreffen nach Hause im Alltag bzw. über den Alltag im Lichte des mitgenommen habe. Glaubens austauschen, Gottes Spuren im Leben des einzelnen Mitglieds und der Gruppe insgesamt nach- Was wir anzubieten haben gehen, persönliche Freuden und Nöte teilen und mit- Als GCL-Gruppe und Gemeinschaft immer mehr und tragen, das Leben mehr und mehr von der ignatiani- stärker das Leben mit meinem Glauben zu durch- schen Spiritualität durchdringen lassen… Da wird dringen und den Glauben mit Leben zu erfüllen, dieses Spezifische zum Besonderen, zum Wertvollen. ermöglicht uns, diese Erfahrungen und diese Weise des Vorangehens im pfarrlichen/kirchlichen Umfeld Das Welttreffen war geprägt von einem Geist der einzubringen und im beruflichen/ehrenamtlichen Unterscheidung. Es wurde uns im Rahmen dieses Umfeld sichtbar und spürbar werden zu lassen. Dies Welttreffens auf eine besondere Art und Weise gilt in besonderer Weise auch für die Unterscheidung (wieder) bewusst, wie hilfreich und bereichernd in Gemeinschaft. Im vorletzten Punkt 22 des Schluss- Unterscheidung aus dem Geist der Exerzitien und mit dokuments des Welttreffens heißt es: Hilfe Geistlicher Begleitung ist. Dies gilt in der GCL besonders für die Unterscheidung in Gemeinschaft. „Wir fühlen uns gerufen, mit anderen die Gabe der ignatianischen Spiritualität zu teilen, wie wir sie als Ein Auszug aus dem Schlussdokument des Laien leben. Wir erleben die Unterscheidung und die Welttreffens: ignatianischen Werkzeuge und Methoden als wertvolle „20. Der Schatz der Unterscheidung in Gemeinschaft Gaben, die wir nicht für uns behalten können. Die Delegierten des Welttreffens erfuhren die Unter- Wir fühlen uns gerufen, hinauszugehen, um denen in scheidung in Gemeinschaft als die Möglichkeit, unsere größter Not zu dienen, und die Samen der Barm- Sendung als ignatianische Laiengemeinschaft zu herzigkeit, der Freude und der Hoffnung vertiefen. Während die Allgemeinen Grundsätze in zu säen, um Jesus enger nachzufolgen Abschnitt 8 uns dazu anhalten, dass die Möglichkeiten und mit IHM am Aufbau des Reiches unserer Sendung unbegrenzt sind, betonen sie in Gottes zu arbeiten.“ Abschnitt 2 sehr klar: ‚Es [das innere Gesetz der Liebe] achtet die Einmaligkeit jeder persönlichen Joseph Waiß GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018 7
Thema Geistliche Unterscheidung in einer Großgruppe Persönliche Eindrücke der Delegierten Renate Pistrich Das diesjährige Welttreffen stand unter dem Motto: sation, welche wie folgt ablief: „GCL – Eine Gabe an die Kirche und an die Über jede Fragestellung wurde zunächst individuell Welt“. Orientiert haben wir uns dabei an der soge- gebetet, und zwar in für uns typischer Weise: nannten Brotvermehrung, wo die Jünger die Men- schen wegschicken wollten, damit jeder für sich allein Die ersehnte Gnade erbitten, Essen besorgen könnte, doch Jesus fragte sie: „Wie die Vorstellungskraft benutzen, um sich in die viele Brote habt ihr? Geht hin und seht nach!“ So Gegenwart Gottes zu stellen, haben auch wir in Buenos Aires nachgesehen, was wir Rückschau halten und die Früchte des Gebetes als GCL haben, was wir den Menschen geben können. entdecken. Wir stellten uns der Frage, ob wir eine Gabe an die Welt sind. Anschließend erfolgte der Austausch in einer Kleingruppe. Das Hauptaugenmerk lag nicht auf strukturellen Veränderungen. Es ging nicht darum, viele neue Gerade diese Kleingruppe machte das Welttreffen für Vorhaben ins Leben zu rufen, sondern innezuhalten, mich unvergesslich. Sie war bunt zusammenge- zu schauen was war und was ist. Was war und ist gut? würfelt, Männer und Frauen aus allen Kontinenten. Ebenso einen ehrlichen Blick darauf werfen, was Trotzdem fanden wir gleich einen Draht zueinander, nicht gut gelaufen ist. fühlten uns im Geist vereint. Diese Gruppe blieb über die ganze Zeit in derselben Zusammensetzung. Wir Unterstützt wurde dieser Prozess von einer Gruppe fühlten uns einander nahe und geschwisterlich namens ESDAC (Exercises Spirituels pour un verbunden. Wir versuchten, im strukturierten Discernement Apostolique Communautaire - Gespräch aufeinander zu hören, um herauszufinden www.esdac.at), also geistliche Übungen für eine wozu Gott uns ruft. gemeinschaftliche, apostolische Unterscheidung. Die Übungen Erst als dritter Schritt erfolgte ein Austausch im haben jesuitischen Hintergrund Plenum. und möchten Gruppen und Ge- Ein geistliches Gespräch in der Gruppe beinhaltet den meinschaften helfen, ihre Iden- Austausch auf der Basis von aktivem und tität, Berufung und Sendung zu aufnehmendem Zuhören und den Wunsch das entdecken. Dafür sind wir in auszusprechen, was am tiefsten berührt. Es geht um einen Prozess eingetreten, der das Wahrnehmen der geistlichen Bewegungen auf Exerzitien glich. persönlicher und gemeinschaftlicher Ebene. Diese Diese Art der gemeinschaftlichen Unterscheidung Form schafft eine Atmosphäre des Vertrauens und des hilft Gruppen, sich der Gnade bewusst zu werden, die Angenommen-Seins von sich selbst und vom anderen. sie eint und stärkt und auch herauszufinden, wo sie Dieser Weg, den wir gemeinsam zurücklegten, auf persönlicher oder gemeinschaftlicher Ebene dieser spiegelt sich im Schlussdokument wider. Es sieht Gnade nicht getraut haben. Ferner geht es darum, die zwar nicht wie das Protokoll eines Entscheidungs- gemeinsame Geschichte und die Bewegungen des gremiums aus, tut aber meines Erachtens neue Wege Geistes zu erkennen, um die Synergien für den Dienst für die GCL auf, ohne sich gleich an der gemeinsamen Sendung zu bündeln. konkret bis zum Ende zu definieren. Gemeinsam soll auf diese Art die beste Antwort auf Renate Pistrich, seit 2013 Gottes Ruf gefunden werden. Mitglied der Gruppe Faber in Graz, Stellvertretende Wesentliches Element war die spirituelle Konver- Vorsitzende der GCL- Österreich 8 GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018
Thema Geistliches Gespräch in der Gruppe * Um das Zuhören und das Einander-Mitteilen beim Austausch im Anhörkreis zu fördern Die Grundhaltung besteht in respektvollem, dankbarem Zuhören. Wer die „Feder“ (oder ein anderes Symbol; beim Welttreffen war es ein Mate-Becher) in der Hand hält, darf sprechen und sollte nicht unterbrochen werden. • Jede/jeder ist „Experte seiner eigenen Erfahrung“. Der Reihe nach kommt jede/jeder zu Wort. Solange jemand die Feder hält, darf sie/er sprechen. Niemand darf unterbrochen werden. Teile, was du kannst. Gehe in deinen Aussagen nicht weiter als du möchtest. • Eine Zeit der Stille zwischen den einzelnen Beiträgen ist angebracht und notwendig. • Achte auf Vertraulichkeit. Das heißt, zitiere niemanden von außerhalb der Gruppe, es sei denn mit dessen ausdrücklichem Einverständnis. • Beschreibe deine Erfahrung möglichst kurz und bündig. Die kleine Gruppe eines geistlichen Gesprächs ist nicht der Ort für eine Predigt oder um jemanden zur eigenen Meinung zu bekehren, oder gar, um Anderen die eigenen Lieblingsideen einzureden. • Sie ist auch nicht der Ort, um anderer Leute Probleme zu lösen oder ihnen Erleichterung zu verschaffen. Sprich in der ersten Person „Ich“, nicht in der dritten: „die Leute sagen…“. Sprich im eigenen Namen. Wer auf die Zeit schaut, achte darauf, dass in der verfügbaren Zeit alle zu Wort kommen und die Gruppe zumindest die ersten zwei Schritte des Teilens gemeinsam absolviert. Die drei Schritte des Teilens im Anhörkreis Erster Schritt Der Reihe nach teilt jede/r mit, was sie/er von den Früchten ihrer/seiner Gebetszeit mitteilen möchte, eventuell auch anhand von Notizen aus der Gebetszeit. In dieser ersten Runde wird nur zugehört, nur eventuell nötige Verständnisfragen sind zulässig. Zweiter Schritt 1. Eine kurze Zeit der stillen Reflexion über das Gehörte, über die mitgeteilten Erfahrungen der ersten Runde (Was hat mich berührt? Was ist mir neu aufgegangen? Habe ich Fragen dazu? …) 2. Freier Austausch und Gespräch - wie es sich in der Gruppe ergibt. 3. Als Abschluss dieses Schrittes versuchen, einen Konsens zu formulieren, der sich aufgrund des Austauschs in der Gruppe gezeigt hat. Dritter Schritt Jene, die möchten, formulieren ein Gebet zum Herrn, das sich aus dem Gelebten und Geteilten ergibt. * Beim Welttreffen in Buenos Aires wurde dieses Instrumentarium ignatianischer Spiritualität in den Kleingruppen praktiziert. Die Ausführungen gab es als Gesprächsunterlage für die Teilnehmenden. GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018 9
Thema Die „Franziskus Option“: Evangelisierung einer Welt im Wandel Vortrag des Journalisten und Buchautors Austen Ivereigh Ivereigh war Jesuitennovize in England und machte derung und Rettung). Evangelisieren heißt, diese als solcher die großen 30-tägigen Exerzitien, die ihn Erfahrung der rettenden Liebe Gottes anbieten. veränderten, wie er selbst sagt. Er folgte dann seinem 3. Rutengänger sein und fördern: Rutengänger Ruf zum Journalisten und Autor und schrieb 2013 gehen zur Quelle, zum Ursprung, das sind Menschen, eine Biographie von Papst Franziskus. die mitfühlende Zuhörer sind und die Kunst der Ivereigh setzt sich mit der Frage auseinander: „In geistlichen Konversation beherrschen. Es ist ein welcher Form ruft uns der Papst auf, in einer Zeit des Dienst der Aufmerksamkeit für das, was Menschen ständigen Wandels, der Entwurzelung, des kulturellen bedrückt und befreit. Ausschlusses des Christentums, zu evangelisieren?“ 4. Versöhnen: „Wir müssen unterscheiden In meiner Hinführung möchte ich mit einigen lernen zwischen echten Widersprüchen, Gut und Böse, aussagekräftigen Zitaten (Vortrag unter www.gcloe.at) und Gegensätzen, von denen wir uns nicht dein/ Ihr Interesse wecken. polarisieren lassen sollten, weil sie keine echten Seine Überlegungen führt er in drei Teilen aus: Oppositionen darstellen. Das ist das Werk der Im ersten Teil erklärt er, wie der Papst zu seiner Menschwerdung, das immer dann in unserer Welt Unterscheidung der Zeichen der Zeit kam, die ihn zur stark und aktiv ist, wenn wir die Zeit im Licht des Diagnose der Lähmung führte. „Die Unterscheidung Evangeliums und unseres Betens deuten; wenn wir am … ist die Frucht der Lateinamerikanischen Kirche im Arbeitsplatz und in der Familie, im bürgerlichen Jahr vor der großen Synode aller Lateinamerikani- Leben und in der Kirche aktive Friedensstifter und schen Bischöfe in Aparecida in Brasilien im Mai Versöhner werden – und das auch andere lehren 2007.“ können, als Zeichen von Gottes Gegenwart in unserer turbulenten Welt.“ Im zweiten Teil fasst er zusammen, was pastorale Umkehr meint: „Eine missionarische Evangelisierung Abschließend stellt Ivereigh noch Fragen in den ist nah am Volk und konkret.“ Das bedeutet, sich Raum: „vom Geist leiten lassen“. Der Schlüssel zur „Ist das der Moment, in dem sich die GCL mit der Evangelisierung ist die Fähigkeit, andere willkommen nötigen Freiheit und Mobilität ausgestattet sieht, um zu heißen. „Ein Christ ist jemand, der andere den Weg aufzuzeigen, um Räume zu schaffen, in denen willkommen zu heißen vermag, der Gastfreundschaft die Kirche in einem säkularen Umfeld ihre praktiziert.“ missionarische Dynamik wiedergewinnen kann? Im dritten Teil beschreibt der Autor vier Vorschläge, Ist das der Grund, warum die GCL vor allem in wie wir das Gefühl für Sendung/Mission besser Frankreich und Uruguay, den Ländern mit dem am annehmen und anregen können: stärksten ausgeprägten Laizismus, so erfolgreich ist?“ 1. AD GENTES, das Dekret des II. Vaticanums Kornelia Engleder über die Missionstätigkeit der Kirche lesen: hier wird die Zukunft der Kirche beschrieben: „Eine missiona- rische Kirche kann es sich nicht leisten, klerikal zu sein: sie benötigt reife, christliche Laienmissionare mit entsprechender apostolischer Schulung.“ 2. Die dreifache Dynamik der Barmherzigkeit annehmen: Begleitung (Not erspüren), Unter- scheidung (konkret antworten), Integration (Einglie- 10 GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018
Thema Weitere Bilder vom GCL-Welttreffen Spezielles Logo Während einer Mes sfeier CLC = Christia vom Welttreffen Name für GCL) n Life Community (englisch er CVX = Comm (französischer un au té de Vie Chrétienne Name für GCL) Mitte: P Assiste . General Artu nt Herm r rtrags inio Rico Sosa SJ, rech eines Vo o SJ ts: Stv. Kirchlic Während her sA ires Unsere dre tadt Bueno i Delegiert en vor dem Die Haupts Heimflug GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018 11
Meditation INIGO Inigo – In I go – Darauf lasse ich mich ein: In der Hoffnung, mein Leben zu reflektieren, im Vertrauen darauf, dass in der Betrachtung Gott mich Tag für Tag führt; Gott in allen Dingen zu suchen und zu finden; zu beten, dass ich Zweifel überwinden kann; mich um eine gute Tagesauswertung zu bemühen, aufgrund eines ehrlichen Rückblicks; danach zu streben, Christus im Nächsten zu dienen, selbst wenn ich auf Abwege gerate und Zeiten der Trostlosigkeit befürchte – warum sie kommen, weiß ich nicht zu sagen; gute Entscheidungen zu treffen in Zeiten des Trostes; und stets dankbar zu sein für Seine Gaben. Gary Finlay, GCL-Mitglied aus Neuseeland (Übersetzung Gertrud Zeller) Altarkerzen und Altarkreuz bei einer Messfeier am GCL-Welttreffen 12 GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018
Meditation Grußwort Franziskus' an den Präsident der Welt-GCL An Herrn Mauricio LOPEZ OROP EZA Präsident der Weltgemeinschaft Chr istlichen Lebens Vatikan, 9. Juni 2018 Lieber Bruder, Ich habe Ihren wohlüberlegten Brie f erhalten, in dem Sie mich über das informieren, das zeitlich mit dem 50- bevorstehende Welttreffen 2018 Jahr-Jubiläum eures Weges als Gem zusammenfällt. Aus diesem Grund einschaft Christlichen Lebens wollt ihr miteinander beten und refl größere Tiefe in der Verwirklichung ektieren, damit euch der Herr eures Charismas schenke, um so noc Charisma einzutauchen und auch wei h tiefer in das euch geschenkte terhin eine Gabe für die Kirche und die Welt zu sein. Beachtet, die Anerkennung der Gab e und der Gnade, die der Herr euch soll euch zuerst zu demütiger Danksa über all diese Jahre gewährt hat, gung führen, weil Jesus über eure Fäh auf euch geschaut hat. Gleichzeitig igkeiten und Tugenden hinaus ist es ein Ruf zur Verantwortung, aus voranzuschreiten, um andere zu tref euch selbst herauszugehen und fen und sie mit dem einzigen Brot zu Herz sättigen kann: der Liebe Christi. spe isen, welches das menschliche Damit euch die „gnostische Illusion “ nicht verwirre. Im Zentrum eurer Ignatianischen Spiritualität ist dieser Wunsch, in Kontemplation und Aktion, diese zwe der Aktion kontemplativ zu sein. i Dimensionen gemeinsam: weil wir Wunden Christi gelangen können, und in das Herz Gottes nur durch die wir wissen, dass Christus verwund Ungebildeten, den Missachteten, den et ist in den Hungernden, den Alten, den Kranken, den Gefang menschlichen Fleisch. ene n, in allem verwundbaren Durch einen christlichen Lebensstil geleitet zu sein, mit einem starken das Reich Gottes heißt, sich durch spirituellen Leben und Einsatz für die Liebe Jesu formen zu lassen, sein 2,5), und uns ständig zu fragen: Was e Gesinnung zu teilen (vgl. Phil habe ich für Christus getan? Was tue für Christus tun? (vgl. EB 53). ich für Christus? Was soll ich Ich danke euch für eure Hingabe und Liebe zur Kirche und unseren Christus auch weiterhin in eurer Um Brüdern, und ich ermutige euch, gebung bekannt zu machen und all Bedeutung zu verleihen. euren Betätigungen apostolische Und, bitte, hört nicht auf, für mic h zu beten. Möge Jesus euch segnen aufpassen. und die Gottesmutter auf euch In Brüderlichkeit Franziskus GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018 13
Kirchlicher Assistent Was mich bewegt ... Von P. Richard Plaickner SJ Vor Kurzem habe ich für die GCL das Bild von freut mich. Verbindlichkeit „kommunizierenden Gefäßen“ verwendet (siehe führt zur VERBUNDEN- Zeichnung unten). Schon im Physikunerricht hat mich HEIT und das ist ein sehr dieses Phänomen fasziniert: trotz verschieden geform- zentraler geistlicher Wert, ter und verschieden großer Gefässe bleibt die den wir gerade als eingeschüttete Flüssigkeit, wenn die Gefäße mit- Gemeinschaft Christlichen einander verbunden sind, in allen Gefässen auf der Lebens viel mehr gleichen Höhe. „verkosten“ sollten. Wir Dieses Phänomen erlebe ich bei meinen Besuchen sind gemeinsam zu Gott und auch in den vielen unterschiedlichen GCL-Gruppen: mit Gott unterwegs: in den Gruppenabenden, in den Geht es einem GCL-Mitglied gut, dann geht es der nationalen Veranstaltungen… im Österreich- und im ganzen Gruppe gut; geht es einem Mitglied schlecht, Welttreffen. geht es der ganzen Gruppe schlecht. Auch österreich-, Ich bin verwundert und erfreut, wie gerne sich die ja sogar weltweit ist es so. Und nicht zuletzt leiden wir GCL-Gruppen nach der Sommerpause wieder ChristInnen derzeit besonders unter den Berichten getroffen haben, wie sehr wir (zumindest als Gruppe) über Missbrauch, die aus vielen Kirchen der Welt miteinander verbunden sind. Wie kommunizierende übermittelt werden. Es geht uns (zumindest mir) dabei Gefässe teilen wir miteinander – auf gleicher Höhe - nicht gut, weil wir ja mit der (Welt-)Kirche verbunden das Grundwasser des Glaubens, der Hoffnung und der sind wie kommunizierende Gefässe. Liebe! Ich wünsche euch nun viel Inspiration in der Mein Bericht in der GCL-Zeitung, Nr. 1.2018, zum Betrachtung des Bildes von den kommunizierenden Thema VERBINDLICHKEIT ist von den Gefäßen. LeserInnen meist positiv aufgenommen worden. Das 14 GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018
Ignatianischer Impuls Kann die GCL der Kirche etwas geben? Jesuiten teilen ignatianische Spiritualität mit der GCL Von Inge Boeckmann Derzeit wächst meines Erachtens der Wunsch nach der Laien in der Kirche und die Spiritualität in der Suche auf Antwort in grundlegen- Sendung aus Taufe und Firmung den Lebensfragen (woher, wozu, wohin), nach inne- waren ebenso Anlass für eine rem Halt und Richtlinien zur Bewältigung schwieriger Neuorientierung der mit einem Situationen. Begleitung und Hilfen bietet in der Sorge Orden „verwandten“ Laienge- um den ganzen Menschen christliche Spiritualität. meinschaften. Beispiele dafür Foto: © Puckfans.at/ sind: Früher konnte christliche Spiritualität von Laienge- Andreas Robanser meinschaften nur in Verbindung mit einem Orden Die Mitglieder des „3. Orden des hl. Franziskus“ gelebt werden. Jetzt werden Laien Aufgaben im (OFS), die nach ihrer „Neuen Regel“ von 1978 leben. öffentlichen und kirchlichen Bereich übertragen. Sie gestalten ihr geistliches Leben vermehrt in Dabei zeigen sich immer mehr die vielfältigen Bega- Eigenverantwortung. Alles ist ein Ort des Gebetes: bungen und Möglichkeiten der Laien als wertvolles Arbeit, Leben mit den Armen, Gemeinschaft, Gut. Sie werden erfolgreich eingesetzt. Das führte zur Schöpfung. In allem nimmt der Hl. Franziskus die Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachgebieten und Spuren Gottes wahr. Zentrale Anliegen des OFS sind Weiterentwicklung der jeweiligen Schwerpunkte zu sehr einfaches Leben, Nächstenliebe, Geschwisterlich- sogenannten Teilspiritualitäten. Es gibt sie für die keit, Barmherzigkeit, Einsatz für Frieden, Gerechtig- Caritas, Sozialarbeit, für Krankenhaus-, Altersheim- keit, … und Gefängnisseelsorge, Ehe und Familie, Die „Benediktineroblaten“ (OblOSB) leben in Psychologie, Schul-Pädagogik, Coaching, Unterneh- „bewusster Bindung“ an ein lokales Kloster, in dem menskultur, … sie mitarbeiten, mitbeten… Zum Gebet wird auch Arbeit im Hören auf Gott, Beachten seiner Gegenwart Jesuiten stellen dafür ihre ignatianischen Grundlagen in allem („ora et labora“), in ihrer Hingabe an ihn zur Verfügung. Sie teilen sie mit der GCL, arbeiten (Oblation). Sie bemühen sich das rechte Maß zu mit (Arbeits-)Gruppen und der Welt-GCL zusammen finden, Menschen entgegenzugehen… und kümmern sich um Fortbildung und Vertiefung. In den Geistlichen Übungen kann im Einfühlen in das Christliche Spiritualität kann in Weiterentwicklung der Kommen und Leben Jesu, in seine liebevolle Zuwen- jeweiligen Ordensspiritualität von christlichen Laien- dung und Gegenwart, Wertschätzung gegenüber jedem gemeinschaften vielfältig eingebracht werden und Menschen und der Schöpfung in uns wachsen. Diese damit zu mehr Freude und glücklichen Momenten in Liebe wirkt in unsere Beziehungen, in unser Umwelt- unserer gemeinsamen Welt beitragen. verhalten. Die GCL leistet dank der ignatianischen Spiritualität Im Alltag können ignatianische Grundsätze Orientie- des Ordensgründers Ignatius von Loyola und in Ver- rung geben. Z.B. hilft „Wahrnehmen, Unterschei- bindung mit den Jesuiten ihren eigenen Beitrag als den, Handeln, Gemeinsam“ gute Entscheidungen zu Laiengemeinschaft. treffen. Zu erkennen, ob sich ablenkende Gedanken FÜR DEN ALLTAG: oder Ansprüche von außen eingeschlichen haben, ob • Ist mir mein Charisma und das der (Welt-)GCL ein Weg nachhaltig zum Besseren führt oder von ihm bewusst? weg. Aus den „Zeichen der Zeit“ und der „Option für • Sind Aussagen der ignatianischen Spiritualität für die Armen“ ergibt sich der Einsatz für das Wohl der mein Leben hilfreich? Welche? Menschen und damit zur größeren Ehre Gottes. • Gibt es einen Bereich, eine Not, in der ich diese Die Aussagen des Vaticanum II über die Bedeutung Erfahrungen hilfreich weitergeben kann? Inge Boeckmann, seit 1988 bei der GCL, 2012 eine Bindung auf Dauer eingegangen. GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018 15
GCL-Gruppen in Österreich Innsbrucker GCL-Gruppen stellen sich vor Effata Wir, die Gruppe „Effata“ (Innsbruck 4) mit mir als unterwegs, um aus Überzeugung ein christlich enga- Koordinatorin, sind seit 2010 auf dem Weg. Wir giertes Leben zu führen. Dazu gehören die Unter- treffen uns während des Jahres alle drei Wochen im stützung von Migranten und Benachteiligten ebenso, Jesuitenkolleg Innsbruck wie Mitarbeit in für zwei Stunden. Zurzeit der Pfarre. sind wir zu fünft, drei Wertvoll sind Frauen und zwei Männer uns auch ge- (darunter ein Ehepaar). meinsame, ge- Im Mai 2018 wurden wir in mütliche Stun- die GCL-Weltgemeinschaft den. In beson- aufgenommen. derer Erinnerung Mehrere Jahre begleitete wird uns der Be- uns P. Roman Swoboda SJ such des Jüdi- geistlich. In letzter Zeit schen Museums arbeiteten wir mit dem in Hohenems Buch „Credo“ von David und ein zweitä- Steindl-Rast, das eine tiger Ausflug ins intensive und fruchtbare Gruppe Effata Europakloster Auseinandersetzung mit unserem Glauben ermög- Gut Aich am Wolfgangsee bleiben. lichte. Diesen Herbst beginnen wir mit dem Briefkurs Wir sind zu einer Gruppe zusammengewachsen, für zur Ignatianischen Spiritualität von P. Reinhold Ettel die Vertrauen und Verbindlichkeit zur sehr erfreu- SJ. Unser neuer Geistlicher Begleiter ist jetzt P. Kiran lichen Selbstverständlichkeit geworden sind. SJ. Barbara Dominguez Persönlich sind wir auf unterschiedliche Weise Innsbruck-5 Ich darf bekannt machen … treffen uns regelmäßig alle drei Wochen – immer bei Can, Barbara, Wolfgang, Matthias, Johannes, Eva und uns zu Hause, damit unser kleiner Sohn schon „im P. Christian Marte SJ. Schlaf“ ignatianisch geprägt wird☺. Eva, Koordinatorin der Gruppe "Innsbruck-5" Unsere Gruppe hat keinen Namen und wir sind auch sonst in den weiten Grenzen der Norm, wie wir in der Medizin sagen würden (fast alle von uns sind im Krankenhaus tätig). Uns gibt es schon seit 2011, ursprünglich von P. Severin Leitner SJ geistlich begleitet, dann von P. Markus Inama SJ. Jetzt hat sich P. Christian Marte SJ unser angenommen, was uns sehr freut. Inhaltlich beschäftigen wir uns gern mit dem Evangelium, mit der Verkündigung und ganz aktuell machen wir einen Alpha Kurs. Die Bibel und der Katechismus liegen am Tisch und bei Unklarheiten wird nachgeschaut, was die Kirche uns lehrt. Wir Gruppe Innsbruck-5, nicht ganz vollzählig 16 GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018
GCL-Gruppen in Österreich Innsbrucker GCL-Gruppen stellen sich vor Innsbruck-9 Die GCL-Gruppe mit dem vorläufigen Namen End-30er auf- „INNSBRUCK-9“ hatte ihr Starttreffen am 24. Jänner wärts bis zu 2017. Nach den ersten Treffen mit Maria als Anfang 70); Starthelferin übernahm Sabine KRÖPFL die Funktion mit hoher An- der Koordinatorin, später P. George MACHARIA wesenheitsdis- NJERI SJ die des Geistlichen Begleiters. Die Gruppe ziplin, immer trifft sich einmal im Monat im Jesuitenkolleg, noch steigen- alternierend auch in Wohnungen der Gruppen- der und liebe- mitglieder. voller Neugier Wir sind sieben Personen: Wolfgang GRABMER, für das jeweili- Maria JORSTAD-PERGER, Eleonore KÖCK, Sabine ge Leben und KRÖPFL, Helmut MAYER, Waltraud MISCHITZ Arbeiten der Gruppe Innsbruck-9, nicht im Bild: Waltraud und und P. George MACHARIA NJERI SJ. Wir freuen uns Einzelnen, Wolfgang immer, wenn P. Richard PLAICKNER SJ in seiner Freude am gemeinsamen Beten und einem Funktion als Kirchlicher Assistent der GCL-Öster- wohltuenden Niveau in der Schriftbetrachtung und in reich zu unseren Treffen hinzustößt. Eine definitive der Themenbefassung (bisher: Ignatius von Loyola, Namensfindung ist für das nächste Jahr vorgesehen. Opfer, Berufung; in Planung: Frieden, Gerechtigkeit). Gerne beschließen wir unsere Abende mit einer Was das Bestehen der Gruppe betrifft, sind wir noch gemeinsamen Jause. sehr jung, altersmäßig sind wir bunt gemischt (vom Eleonore Köck, Mitglied der Gruppe „Innsbruck 9“ Manresa Die Gruppe „Innsbruck 2“ entstand mit anderen heute liegen viele dramatische Erfahrungen, die uns zusammen bei einem Starttreffen im September 2009 mit jenen verbinden, die die Gruppe verlassen haben. – initiiert von P. Richard Plaickner SJ. In den neun Jahren haben wir uns gegenseitig Der Aufschwung hielt ermutigt, den per- an und der Personen- sönlichen Wert der kreis erweiterte sich Christusnachfolge im ersten Jahr auf zu erkennen und über zehn. Damals zu leben. Die trafen wir uns monat- Gruppe ist ein Teil lich im Canisianum unseres Lebens ge- mit unserem Geist- worden. lichen Begleiter P. Es waren vor Josef Thorer SJ und allem die drei mir, als Koordinator. Entscheidungspro- Heute heißt die zesse zur GCL- Gruppe Manresa - Innsbruck-2 beim Treffen im Jesuitenkolleg; nicht im Bild: Beate Gruppe „Manresa“. Aufnahme (2012), Sie trifft sich im Jesuitenkolleg mit sechs Personen, zu unserem Gruppennamen (2014) und zu den die geistlich von P. Martin Hasitschka SJ begleitet Kurzexerzitien in Meran (2018), die die Zusammen- werden. Wir sind Margret, Edith, Liselotte, Beate, gehörigkeit vertieft haben. Wolfgang K und Wolfgang M. Zwischen damals und Wolfgang M. GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018 17
GCL - konkret Startgottesdienst in Innsbruck Am 19. September 2018 feierten erstmals alle Innsbruck Nordtiroler GCL-Gruppen gemeinsam den jährlichen betreut Startgottesdienst. Eine besondere Freude war diesmal, wurde. dass der seit einem Jahr als Bischof von Innsbruck Bischof gebürtige Steirer Hermann Glettler teilnahm. Er Hermann stand der Messfeier in der Hauskapelle des Jesuiten- sprach in kollegs vor. Konzelebranten waren zwei afrikanische seiner Pre- Jesuiten. P. George Njeri SJ, der auch eine GCL- digt mit Be- Gruppe begleitet, wurde im Juni zum Priester geweiht zug auf die und spendete am Schluss den Primiz-Segen. Die Lesung aus dem Brief an die Gemeinde in Korinth Messfeier wurde diesmal von der Gruppe „Innsbruck (1 Kor 12,31-13,13) von dem einen, anderen Weg, den 9“ gestaltet. Beim anschließenden Gespräch im Paulus beschreibt. Es ist eine verlässliche Verbun- Refektorium des Jesuitenkollegs erwies sich Bischof denheit im Miteinander, die nicht exklusiv ist, Hermann zunächst als Zuhörer. Wir konnten ihm die sondern inkludierend wirkt. Der neue Weg nimmt Tiroler Gruppen kurz vorstellen und die Grund- Menschen herein. Auch wenn die Verbundenheit nicht strukturen von GCL-Gruppen darlegen. Er zeigte sich immer physisch gegeben ist. Es handelt sich um eine interessiert, denn Netzwerke kleiner christlicher Verbundenheit durch den Geist. So schließen wir auch Gruppen scheinen ihm heutzutage sehr wesentlich für viele im Gottesdienst mit ein, auch wenn sie nicht da die Lebendig- sind. Wir haben sie hierher mitgenommen. Wir wollen keit von Kir- mit Entschlossenheit diesen neuen, anderen Weg che. Seiner- gehen. Im Vergleich zu den vielen individuellen seits legte er Pfaden, die es derzeit gibt. Verbundenheit ist ein uns dann anderes Wort für Liebe. einen Akzent Im Evangelium des Tages (Lk 7,31-35) sieht Bischof zur Verleben- Hermann eine Parallele zur Unentschlossenheit digung von unserer Zeit, diesen neuen Weg zu gehen. Mit dem Kirche dar, Bild von den Kindern am Marktplatz würden die wie er in der Diözese Innsbruck gesetzt werden soll: gegenseitigen Vorwürfe angesprochen, die fern von mit kleinen Gruppen (6-10 Personen) in zeitlich Leidenschaft und Herzblut sind. Was ist los? Jesus begrenztem Rahmen (max. 1,5 Stunden), die sich sagt uns, es ist Zeit, einen radikal neuen Weg zu jedoch wöchentlich in den Pfarren (oder Wohnungen) gehen. treffen und mit dem Evangelium vom vergangenen Bischof Hermann dankt uns, der GCL, für unser Sonntag einen biblischen Ansatzpunkt für den Unterwegs-Sein. Wir gehen gemeinsam diesen Weg. Austausch haben sollten. Auch der Frage, wie man den Was Paulus in seinem Brief darlegt und was er bei der Menschen im Wohngebiet einen konkreten Bischofsschulung erfahren habe: Liebe (Verbunden- (Hilfs)Dienst erweisen möchte, soll nachgegangen heit) hat immer wieder eine neue belebende werden. Frische! Nachdem Maria Jorstad-Perger, unsere Regional- verantwortliche, zusammen mit P. Richard Plaickner Wolfgang Klema SJ über aktuelle GCL-Veranstaltungen informiert hatten, ging das erfreuliche Treffen in gemütliche Tischgespräche über. Für das leibliche Wohl sorgten die Mitglieder selbst, was sich in einem vielfältigen Buffet zeigte, das von der Gruppe „Effata“ aus 18 GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018
GCL - aktiv „Von Flucht berührt“ – Geschichten aus dem persönlichen Umfeld Beim Delegiertentreffen Donauschwäbin - in der Habsburgerzeit wurden 2018 in Salzburg stellten weitgehend unbewirtschaftete Landstriche in der wir den Anwesenden die Vojvodina (damals Ungarn, heute Serbien) gezielt mit Frage, ob es in ihrem Schwaben besiedelt. Damit hatte man dort auch familiären Umfeld Er- Steuerzahler, und die Gegend wurde auch fahrungen von Flucht oder Migration gibt. Viele "deutscher"... konnten – zumindest bruchstückhaft – davon berich- ten. Nachfolgend Auszüge aus den Rückmeldungen: • "Meine Mutter ist also die ersten Jahre ihres Lebens in der Vojvodina aufgewachsen. Im zweiten Weltkrieg • „1945 waren die Russen vor Graz; ich war noch ein drohte der deutschstämmigen Bevölkerung die Baby, auf der Flucht wäre ich beinahe gestorben. Das Verfolgung, aber die letzte sichere Fluchtmöglichkeit wird wohl Ursache für nebulöse Schuldgefühle sein nutzte ihre Mutter (der Vater war mit der deutschen oder auch die Einstellung, dass ‚alle Armen gut Wehrmacht an der Front) dann doch nicht. Was sind‘“. dazwischen dann noch passierte, weiß ich nicht mehr genau, aber letztendlich landeten sie in Konzen- • „Meine Großmutter zog aus Böhmen nach Wien zum trationslagern, die von Russen beaufsichtigt wurden. Arbeiten; aber nicht nur deswegen, sondern auch, weil Trotz schwerer Krankheiten und Nahrungsmangel im sie ein lediges Kind war und im heimischen Umfeld Lager (sie erkannten sich gegenseitig nicht mehr...) ausgegrenzt wurde.“ überlebten sie das irgendwie und flüchteten mit Hilfe von Schleppern. Eigentlich sollte das Ziel • Eine „passive“ Erfahrung: „Gleich nach Kriegsende Deutschland sein, wo es Verwandte gab, aber aus gab es den Befehl zur Aufnahme von Kriegs- irgendwelchen Gründen blieben sie dann doch in flüchtlingen – Nazis, wie es hieß; vorerst bestand Österreich. Sie kamen bei einem Bauern unter, der sie großer Widerwillen; schließlich kam es sogar zur mehr oder weniger als Leibeigene hielt. Mit der Zeit Anfreundung unter den Kindern und mittels dieser.“ etablierten sie sich aber dann doch, und sie führten ein normales, wenn auch bescheidenes Leben. • „Mein Großvater war ein Wanderarbeiter bis er sich Der Hintergrund der Verfolgung war die "Volkszuge- in Tirol niedergelassen hat.“ hörigkeit", was im zweiten Weltkrieg insgesamt ein nicht unwesentlicher Bestandteil war. Hier wurden • „Die Mutter musste mit 4 Kindern ca. 15 km weit eben "die Deutschen" verfolgt, als Reaktion auf das fliehen; der Vater war noch im Krieg. Das war zu Agieren von Hitlerdeutschland. Wieweit das diese Hause noch lange und immer wieder Gesprächs- Seite meiner Familie "zu Recht" getroffen hat, ist jetzt thema.“ nicht so eindeutig: Mein Großvater war bei der Waffen-SS, der Vater meiner Großmutter war Jude...“ •„Mein Großvater kam zu Fuß aus dem Krieg zurück und verstarb kurz nach der Rückkehr. Die Männer Wir bedanken uns für die Rückmeldungen! Möge der sprachen immer wieder über Krieg – als Kind habe ich Wunsch des „Nie wieder!“ über die eigene Familie mir oft gedacht: Kann nicht über was anderes hinaus gehen! Noch ein Hinweis: gesprochen werden?“ Hier zuhause. Migrationsgeschichten aus Tirol https://hier-zuhause.at/ ist ein Citizen-Science-Projekt •„Ich habe die Mittelschulzeit in England verbracht. der Universität Innsbruck, das Migrationsgeschichten Eine fruchtbare Zeit!“ Tiroler Jugendlicher aufzeigt. • „Meine Mutter ist ein Flüchtling. Sie war gebürtige Ulrich Treipl, für die AG Migration GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018 19
GCL-Österreich 2. Österreichisches GCL-Treffen Vom 12. – 14. Oktober 2018 fand das 2. Österrei- Sie griff die Anfänge der Mission der Kirche auf, die chische GCL–Treffen in St. Pölten, im Maria Ward in der APG festgehalten worden sind. Heute geht es Haus im Lilienhof, statt. Es war ein sehr nettes darum, die APG weiter zu schreiben. Wichtige Fragen Zusammenkommen von 48 TeilnehmerInnen, mit dabei sind: „Wie gehen wir in die Welt?“, “Welches vielen Begegnungen und Impulsen. Die Veranstaltung Bild habe ich in mir, - mit einem angestrengten oder stand unter dem Motto: „Wie viele Brote habt ihr? strahlenden Gesicht?“. Ein Drama entsteht immer Geht und seht nach“ (Mk 6,38). dann, wenn wir keine Verantwortung übernehmen (Bsp.: Adam u. Eva), anders beim verlorenen Sohn, Als besonderer Teilnehmer war P. Rico Herminio SJ, der nicht einmal einen Namen hat. Stellvertretender Kirchlicher Assistent der Welt-GCL aus Rom zu begrüßen. Er sprach über die Heraus- Anhand von Fotos, Berichten, Erzählungen und forderungen, wenn ein Papst mit ignatianischer Seitenblicken informierten unsere Delegierten Sprache die Kirche zu reformieren versucht und Kornelia, Renate und Joseph, über das Welttreffen in immer wieder den Stellenwert der Laienkirche betont. Buenos Aires. Am Nachmittag wurden folgende Auch die 50-jährige erfolgreiche Geschichte der GCL Workshops angeboten: Bibliolog zur Bibelstelle wurde erwähnt, verbunden mit der Fragen wie die (Nathalie Rochhart), Tanz und Schreiben (Karin E.- nächsten 50 Jahre gestaltet werden können bei einer A.), Vertiefung des Impulsreferates (Andrea Geiger), Überalterung und dem Problem der Nachhaltigkeit? Migration und unsere ignatianischen Gaben (AG Als Ergebnis nannte er drei Perspektiven, die auch Migration). Samstagabend war geselliges Ergebnis des Welttreffens in Buenos Aires sind: Beisammensein in der Cafeteria angesagt. 1. unsere Identität zu vertiefen, 2. in der Welt unsere Gabe und Spiritualität zu teilen, 3. in die Welt Am Sonntag erfolgte nach dem Morgenlob die hinauszugehen. Auswertung des Treffens. Die Eucharistiefeier mit Weihbischof Anton Leichtfried und das anschließen- Weiters war der Vortrag von Andrea Geiger, Stab- de Mittagessen beendeten das Treffen. Gabriele Kinzl stelle APG 2.1 (Apostelgeschichte) der Erzdiözese Wien, sehr lebendig, essentiell und mit viel Humor. Zum Gedenken Am 28. Juni 2018 ist Herr Dr. Günther Gall im 74. Lebensjahr nach einem Leben voll Liebe und Wertschätzung zu Gott heimgerufen worden. Er war Mitglied der GCL-Gruppe Villach. Wir behalten Günther als engagierten Menschen in Erinnerung, der sich immer für Gerechtigkeit eingesetzt hat. Sein wacher und kritischer Geist, seine Warmherzigkeit und sein feiner Humor werden uns fehlen. „Aus der Gewissheit, dass der Tod nicht das Ende ist, nehmen wir mit traurigem Herzen Abschied“, diesen Worten der Parte schließen wir uns mit ganzem Herzen an. Unser Mitgefühl gilt seiner Gattin und Familie. Andrea Unger, Begleiterin der Villacher Gruppe 20 GCL UNTERWEGS - NR. 2 / DEZEMBER 2018
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