Gerechtigkeit und Effizienz nachgelagerter Studiengebühren
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Gerechtigkeit und Effizienz nachgelagerter Studiengebühren 16 Sascha O. Becker* und Robert Fenge** Am 26. Januar 2005 hat das Bundesverfassungsgericht das Verbot von Studiengebühren für verfassungswidrig erklärt. Es steht den Bundesländern nun frei, Studiengebühren zu erheben. In diesem Aufsatz wird argumentiert, dass Studiengebühren als solche nicht ungerecht sein müs- sen. Entscheidend ist der Zahlungsmodus. Werden die Gebühren ex ante erhoben, können sich theoretisch einige Abiturienten aus einkommensschwachen Familien kein Studium leisten, wenn sie auf dem Kreditmarkt mangels Sicherheiten nicht bedient werden. Das Problem des familiä- ren Hintergrundes wird ausgeschaltet, wenn stattdessen der Staat die Gebühren vorfinanziert und diese Kosten in Form eines Darlehens an den Studenten weitergibt. Dieses Darlehen kann dann während des Erwerbslebens des ehemaligen Studenten einkommensabhängig zurückge- zahlt werden, die Kosten des Studiums also aus dessen Erträgen finanziert werden. Entspre- chende Modelle wurden bereits in verschiedenen Ländern eingeführt, von denen hier kurz Aus- tralien und Großbritannien vorgestellt werden. Grundzüge der Hochschul- dere soll es auch Kindern ärmerer Eltern finanzierung in Deutschland das Studium erlauben. Dieser Beitrag will die Vor- und Nachteile verschiedener Sys- Bildung – und insbesondere deren Fi- teme der Hochschulfinanzierung disku- nanzierung – ist in Deutschland Länder- tieren. Zuvor lohnt aber ein kurzer Blick sache. Das Grundgesetz sieht lediglich in internationale Statistiken der OECD, um beim Ausbau und Neubau von Hoch- zu zeigen, wie das deutsche Hochschul- schulen (Artikel 91a) sowie bei der Bil- system im Vergleich zu anderen Ländern dungsplanung und bei der Förderung von dasteht. Einrichtungen und Vorhaben der wissen- schaftlichen Forschung von überregio- naler Bedeutung (Artikel 91b) eine (finan- Das deutsche Hochschulsystem zielle) Mitwirkung des Bundes vor. Von im internationalen Vergleich 19,1 Mrd. €, die im Jahr 2001 für die deut- schen Hochschulen ausgegeben wurden, Gegenwärtig erzielen im OECD-Mittel 32% trugen 16,2 Milliarden die Bundesländer, der Personen im typischen Abschlussalter der Bund zahlte 2,4 Mrd. €, der Rest kam einen Abschluss im Tertiärbereich A.2 Hier- von privater Seite. bei reicht die Bandbreite jedoch von mehr als 45% in Australien und Finnland, über Die Bundesländer tragen also den Lö- 36% in Großbritannien bis zu weniger als wenanteil an den direkten Hochschul- 20% in Deutschland (19%), Österreich kosten, sie konnten aber (wegen des (18%), der Schweiz (18%) und der Tsche- – bisher – bestehenden Studiengebüh- chischen Republik (15%) (siehe OECD renverbots) keine neuen Finanzquellen er- 2004, Tabelle A3.1). In Deutschland spielt schließen. Stattdessen hat die Bundes- zwar das duale Ausbildungssystem eine republik Deutschland bis dato ein steu- besondere Rolle bei der Berufsqualifika- erfinanziertes Hochschulsystem.1 tion3, es ist aber nicht zu verkennen, dass Das bestehende System wird oft damit 2 Der tertiäre Bildungsbereich umfasst neben der begründet, dass es gerechter ist als ein Hochschul- und Fachhochschulausbildung (Typ gebührenfinanziertes System. Insbeson- A) auch weiterführende berufliche Ausbildungen (Typ B), in Deutschland z.B. Schulen des Gesund- heitswesens, Fachschulen oder Berufsakademien. 3 Im Mittel aller OECD-Staaten haben 68% der 25- * ifo Institut, Universität München, CESifo und IZA. bis 64-jährigen Bevölkerung mindestens einen Ab- ** ifo Institut, Universität München und CESifo. schluss des Sekundarbereichs II, d.h. entweder Wir danken Ludger Wößmann für hilfreiche Kom- Abitur oder eine abgeschlossene berufliche Aus- mentare. bildung. In Deutschland liegt dieser Anteil mit 83% 1 Die Hochschulen erheben lediglich eine geringe Ein- erheblich höher (siehe OECD 2004). Dies ist eine schreibungsgebühr, die aber nur einen Teil der Ver- Folge der langen Tradition der dualen Berufsaus- waltungsausgaben deckt. bildung. ifo Schnelldienst 2/2005 – 58. Jahrgang
Forschungsergebnisse 17 Deutschland bei den akademischen Abschlüssen im OECD- potentiellen Studenten keine finanziellen Hürden beim Hoch- Vergleich einen der hinteren Plätze einnimmt. schulzugang in den Weg stellt, wie es auf den ersten Blick bei Hochschulgebühren der Fall wäre. Insbesondere kann Australien und Großbritannien hingegen haben trotz Studi- jeder talentierte Abiturient aus ärmeren Familienverhältnis- engebühren erheblich höhere Absolventenraten als Deutsch- sen ein Studium aufnehmen, wenigstens ohne durch Kos- land.4 Die Gebührenfreiheit in Deutschland führt also nicht, ten für die Bildungsleistung einer Hochschule abgeschreckt wie man vermuten könnte, zu höheren Absolventenraten als zu werden. in Ländern mit Studiengebühren. Aus Sicht des armen, aber leistungsstarken Studenten Bei den Ausgaben für die Hochschulen liegt Deutschland im scheint Gebührenfreiheit gerecht zu sein. Wie gerecht ist Mittelfeld der OECD-Länder. Pro Student werden in Deutsch- es aber, dass der Steuerzahler für die Ausbildung von Stu- land 44% des deutschen Pro-Kopf-Einkommens ausgege- denten aufkommen muss? Alle Haushalte, in denen keine ben und damit ein Prozentpunkt mehr als im Durchschnitt der Kinder vorhanden sind oder deren Kinder kein Studium an- OECD-Länder. Allerdings fällt Deutschland damit weit hinter streben, finanzieren das Hochschulstudium anderer Kinder die Schweiz (67%), die Vereinigten Staaten (63%) und Schwe- mit. Da darüber hinaus Studenten eher aus Familien mit mitt- den (56%) zurück, die erheblich mehr pro Student ausgeben. leren bis höheren Einkommen stammen und andere Bil- dungswege von Kindern aus eher ärmeren Haushalten ein- Zwar liegt Deutschland bei den staatlichen Ausgaben für geschlagen werden, ist diese Finanzierung der Hochschul- den Hochschulbereich mit 1% des BIP durchaus im Mittel- dienstleistungen tendenziell regressiv, d.h. verteilt Einkom- feld der OECD-Länder (0,9% des BIP), fällt aber bei den men von ärmeren zu reicheren Haushalten.6 Es scheint ei- privaten Ausgaben (0,1% des BIP) deutlich unter das OECD- ne Frage der Gerechtigkeit zu sein, lediglich diejenigen für Mittel (0,9%) (siehe OECD 2004, Tabelle B2.1b).5 die Kosten des Studiums zahlen zu lassen, denen die Bil- dungsleistung der Hochschule zugute kommt. In Anbetracht einer zunehmend angespannten Haushalts- lage des Staates, auch auf Ebene der Bundesländer, de- Eine Alternative zur Steuerfinanzierung wären Hochschul- nen die Hochschulfinanzierung größtenteils obliegt, ist es gebühren. Hochschulgebühren könnten aber potentielle Stu- fraglich, ob der Staat seinen Beitrag zur Hochschulfinan- denten aus ärmeren Haushalten vom Studium abhalten, zierung erhöhen kann, um zur Spitzengruppe der OECD- wenn sie sich dieses nicht leisten können. Um auch sol- Länder aufzuschließen. chen Studenten ein Studium zu ermöglichen, müsste si- chergestellt werden, dass sie Zugang zu Darlehen erhal- Nachdem das bisher geltende Verbot von Studiengebüh- ten, mit denen sie Studiengebühren zahlen können. Diese ren aufgehoben wurde, erscheint es umso wichtiger, die Fra- Darlehen könnten dann nach dem Studienabschluss im Lau- ge zu beantworten wie eine gerechte und effiziente Form der fe des Erwerbslebens zurückgezahlt werden. Im Folgen- Hochschulfinanzierung aussehen sollte. den argumentieren wir nicht, dass Studiengebühren schlechthin als gerecht anzusehen sind. Im Sinne der Chan- cengleichheit erhält aber jeder gleichberechtigt Zugang zur Wie könnte eine gerechte Hochschulfinanzierung Hochschule, wenn die Studiengebühren nachgelagert, in aussehen? Abhängigkeit vom späteren Erwerbseinkommen, also aus dem Ertrag des Studiums, gezahlt werden. Ein steuerfinanziertes Hochschulsystem wird in der öffent- lichen Debatte häufig als gerecht angesehen, weil es einem Gegen Studiengebühren, die vom Elterneinkommen unab- hängig sind, könnte der Einwand laut werden, ob es denn 4 gerecht sei, wenn Studenten aus armen und reichen Fami- Die niedrigen deutschen Absolventenraten erklären sich zu einem gewis- sen Teil durch das dreigliedrige Schulsystem. Die Wahl des Schultyps bei lien die gleichen Gebühren für das Studium zahlen müss- der Sekundärausbildung (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) beein- ten. Ist nicht der Student aus armen Familienverhältnissen flusst, wegen der Bedeutung des Abiturs als Zugangsvoraussetzung zu den Hochschulen, letztlich auch die Absolventenquoten (vgl. auch Dust- durch das Darlehen, das er nach dem Studium zurückzah- mann 2004). len müsste, stärker belastet als ein reicher Student, da er 5 Besonders frappierend ist der Vergleich des privaten Anteils der Ausga- weniger auf Unterstützung aus dem Vermögen seiner Fa- ben im Kindergartenbereich gegenüber dem Tertiärbereich. Im Kinder- garten ist der durch private Gebühren finanzierte Anteil der Ausgaben (38%) milie rechnen könnte? Dieses Argument ist auf den ersten doppelt so hoch wie im OECD-Mittel (19%), im Tertiärbereich machen Stu- diengebühren und andere private Aufwendung (9%) dagegen weniger als die Hälfte des entsprechenden Anteils im OECD-Mittel aus (22%). Das überrascht vor dem Hintergrund, dass die gesellschaftlichen Erträge auf 6 Die empirische Evidenz dafür ist für alle Länder, für die entsprechende Da- primäre Bildung (relativ zu den privaten Erträgen) besonders hoch sind (vgl. ten existieren, zwingend. Siehe Grüske (1994), Holtzmann (1994) und Psacharopoulos und Patrinos 2002) und deswegen öffentliche Investitio- Barbaro (2003) für Deutschland, Greenaway und Haynes (2003) für Groß- nen am ehesten rechtfertigen. Umgekehrt rechtfertigen die hohen priva- britannien, Carneiro und Heckman (2002) für die Vereinigten Staaten von ten Erträge der tertiären Ausbildung (relativ zu den gesellschaftlichen Er- Amerika, Chapman (1997) für Australien sowie Finnie und Schwartz (1997) trägen) private Gebühren am ehesten im Tertiärbereich. für Kanada. 58. Jahrgang – ifo Schnelldienst 2/2005
18 Forschungsergebnisse Studiengebühren und Studentenförderung in Deutschland Hochschule unabhängig vom Einkommen seit dem Zweiten Weltkrieg der Eltern offen stehen. Das wird durch Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden an den deutschen Hoch- darlehensfinanzierte Hochschulgebühren schulen Studiengebühren erhoben. erreicht. Hochschulgebühren, die am An- Im Jahr 1948 hieß es unter der britischen Besatzungsmacht im so genann- fang des Studiums gezahlt werden müs- ten Blauen Gutachten des Studienausschusses für Hochschulreform: »Die Abschaffung der Studiengebühren bzw. die Unentgeltlichkeit des Hoch- sen, bieten diese Chancengleichheit nicht. schulunterrichts ist anzustreben.« Zudem wurde die Abschaffung der so Denn hier ist das Einkommen und Ver- genannten Kolleggelder gefordert. Kolleggelder, später auch Hörergelder mögen der Eltern ausschlaggebend da- genannt, wurden pro einzelne Lehrveranstaltung gezahlt und gingen direkt an den Professor. Sie dienten quasi als Leistungsprämie für attraktive Lehr- für, ob ein potentieller Student, der noch veranstaltungen, die viele Studenten anzogen. kein eigenes Einkommen verdient, sich Neben den Kolleggeldern waren noch Einschreibegebühren, Semesterge- dieses Studium leisten kann. Wenn hin- bühren, Beiträge für Bibliotheken und Prüfungsgebühren zu zahlen. Insge- gegen jedem die Möglichkeit, ein Darle- samt fielen um das Jahr 1970 herum Gebühren in der Größenordnung von 250 DM pro Semester an. In Relation zu damaligen Einkommen war das hen zur Finanzierung der Gebühren auf- eine stattliche Summe. zunehmen, offen steht, dann kann das Im Jahr 1970 beschlossen die Ministerpräsidenten der Bundesländer eine Studium unabhängig vom Elterneinkom- generelle Abschaffung der Studiengebühren, die mit der Gleichheit der Bildungschancen begründet wurde. men aufgenommen werden und die Chan- Erst im Jahr 1971 wurde unter der sozial-liberalen Koalition das Bundes- ce ergriffen werden, damit ein höheres Ein- ausbildungsförderungsgesetz (BAföG) beschlossen. Zu Beginn wurde die kommen im späteren Berufsleben zu er- Förderung als reines Stipendium vergeben. Im Jahr 1982 wurde das BAföG in ein Volldarlehen umgewandelt. In der zielen. Insofern sind darlehensfinanzierte Folge sank die Zahl der Geförderten rapide ab – so dramatisch, dass ab Hochschulgebühren im Sinn der Chan- 1990 das Darlehen zur Hälfte wieder in ein Stipendium zurückverwandelt cengleichheit gerecht. wurde. Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich die Diskussion um Studiengebühren wieder verstärkt. Die Diskussion wurde nicht zuletzt durch die Entschlie- ßung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zur Finanzierung der Hoch- Was wäre eine effiziente schulen vom 9. Juli 1996 befördert, in der die Wiedereinführung von Stu- Hochschulfinanzierung? diengebühren thematisiert wurde. Die Rückkehr zu Studiengebühren läutete Baden-Württemberg 1997 mit der Einführung so genannter Langzeitstudiengebühren in Höhe von 1 000 DM Es ist aber nicht nur eine Frage der Ge- pro Semester ein. rechtigkeit, dass Studenten, die das Zeug Zwar wurde im Jahr 2002 die Bestimmung in das Hochschulrahmengesetz aufgenommen, dass das Studium bis zum ersten berufsqualifizierenden dazu haben, auch studieren können sol- Abschluss und das Studium in einem konsekutiven Studiengang, der zu len, selbst wenn es das Einkommen der El- einem weiteren berufsqualifizierenden Abschluss führt, studiengebührenfrei tern nicht erlaubt. Arme, aber talentierte Stu- sein muss, doch war die Diskussion damit nicht beendet. Einige Bundesländer hielten die Änderung des Hochschulrahmengesetzes denten können einen bedeutsamen sozia- nicht für verfassungsgemäß. Sechs CDU-regierten Bundesländern klagten len Beitrag leisten, wenn sie den Zugang zur deshalb vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das bundesweite Verbot Hochschule besitzen.8 Könnten sie aus fi- von allgemeinen Studiengebühren. nanziellen Gründen nicht studieren, wäre Am 26. Januar 2005 hat das Bundesverfassungsgerichts das Verbot von Studiengebühren für verfassungswidrig erklärt. das zum Schaden der gesamten Ökono- mie, da ihr Talent verschwendet würde. Den Zugang zum Studium für solche Studen- Blick richtig, trifft aber nicht die Form der Gerechtigkeit, die ten zu ermöglichen, gewährleistet, dass sie durch eine angemessene Hochschulfinanzierung gewähr- ihr Produktivitätspotential ausschöpfen können und ihren leistet werden sollte. Auch bei anderen Gütern, wie z.B. bei Beitrag zur Steigerung des Bruttosozialproduktes erbringen Lebensmitteln, müssen arme und reiche Studenten den- können.9 selben Preis bezahlen, was für den reichen Studenten eine relative Bevorzugung bedeutet. Ein steuerfinanziertes Hochschulwesen fördert nun zwar das Studium ärmerer begabter Kinder. Es fördert aber auch das Die Hochschulfinanzierung sollte kein Instrument der Um- Studium ärmerer und reicherer unbegabter Kinder. In solche verteilung sein, bei der Einkommen von reichen zu ar- Studenten wird über das steuerfinanzierte Studium ein ho- men Studenten transferiert wird. Für das Ziel der Umver- her Betrag investiert, ohne dass notwendigerweise ein ent- teilungsgerechtigkeit gibt es prinzipiell effizientere staatli- sprechender Rückfluss aus dem Produktionsbeitrag im spä- che Instrumente, etwa die progressive Einkommensteu- er, die an das Leistungsfähigkeitsprinzip anknüpft.7 Statt 7 Für eine ausführliche Diskussion zu Umverteilung durch das Bildungssys- der Einkommensumverteilung ist deshalb als adäquates tem und andere Transfermechanismen siehe Hanushek et al. (2003). Kriterium für eine gerechte Hochschulfinanzierung die 8 Voraussetzung ist, dass die Erträge des Studiums über den Kosten liegen. 9 Versuche, den Effekt von höherer Bildung auf das ökonomische Wachs- Chancengleichheit aller potentiellen Studenten anzuse- tum zu schätzen, wurden von Barro und Sala-i-Martin (1995), Gemmel hen. Das heißt, jedem Abiturienten muss der Zugang zur (1996) und McMahon (1999) unternommen. ifo Schnelldienst 2/2005 – 58. Jahrgang
Forschungsergebnisse 19 teren Erwerbsleben zu erwarten ist. Rechtfertigen die nach- ne steuerliche Basisfinanzierung der Hochschulen recht- steuerlichen Ertragsraten des Hochschulstudiums in Form fertigen. von Nettoarbeitseinkommen aber nicht die Investitionskos- ten in das Humankapital der Kinder, d.h. liegen sie im Bar- wert unterhalb der Investitionskosten, dann ist diese Inves- Die Rolle des Staates bei der Finanzierung der tition ineffizient. Hochschuldienstleistung Um eine solche Investition in Humankapital effizient zu ge- Sollte sich der Staat also auf eine Grundsubvention der Hoch- stalten, sollte die Finanzierung der Investitionskosten an schulen in Abhängigkeit von der Studentenzahl beschrän- die zukünftigen Erträge der Investition gekoppelt werden. ken und den Hauptteil der Finanzierung den Studenten über- Dadurch ist jeder, der ein Studium beginnen möchte, ge- lassen, von denen die Hochschulen Gebühren für ihre Ein- halten zu überlegen, ob er ein entsprechendes Arbeitsein- schreibung verlangen würden? kommen aufgrund seines Studiums erzielen kann und ob sich andernfalls die Kosten für das Studium lohnen. Eine sol- Wie wir bereits argumentiert haben, sollte der Zugang zum che effiziente Hochschulfinanzierung würde durch Hoch- Studium trotz Gebühren und unabhängig vom Einkommen schulgebühren, die durch Darlehen vorfinanziert werden, ge- der Eltern ermöglicht werden, um insbesondere begabte währleistet. Studenten aus ärmeren Familien nicht zu benachteiligen. Das kann dadurch geschehen, dass die Studenten ein ein- Auch ist Hochschulbildung kein öffentliches Gut im ökono- kommensabhängiges Darlehen erhalten, mit dem sie die mischen Sinn, das durch Steuern finanziert werden müss- Hochschulgebühren finanzieren. Dieses Darlehen kann dann te. Der Ausschluss vom Studium ist möglich. Trittbrettfah- nach dem Ende des Studiums in Abhängigkeit von dem rer können vermieden werden, und eine Gebührenfinanzie- anschließenden Erwerbseinkommen von dem ehemaligen rung ist durchführbar, die sich an den Kosten der Ausbil- Studenten zurückgezahlt werden. Weiter unten beschreiben dung des einzelnen Studenten orientiert. wir, wie solche vom späteren Erwerbseinkommen abhängi- gen Darlehen in Australien und Großbritannien implemen- Ein anderes Argument für steuerfinanzierte Subventionen des tiert wurden. Hochschulwesens können positive externe Effekte des Stu- diums, von denen die Gesellschaft profitiert, liefern. Zu die- An dieser Stelle wollen wir der Frage nachgehen, ob sol- sen positiven externen Effekten wird traditionell eine verrin- che Darlehen auf dem privaten Kapitalmarkt angeboten wer- gerte kriminelle Aktivität, eine besser informierte öffentliche den können, ohne dass der Staat Sicherheiten stellt. Es wird Debatte, ein aufgeklärteres Verhalten mit Bezug auf gesun- sich zeigen, dass ohne staatliche Garantien die Vergabe den Lebensstil und ein differenzierteres Wahlverhalten gezählt von Darlehen auf dem privaten Kapitalmarkt unwahr- (vgl. Haveman und Wolfe 1984 sowie Wolfe und Haveman scheinlich ist. 2001).10 Wenn auch im Einzelnen diese Effekte fraglich sind, kann man doch insgesamt von solchen positiven Auswir- Das Problem, ein solches Darlehen auf dem privaten Kapi- kungen einer durchschnittlich höher gebildeten Gesellschaft talmarkt aufzunehmen, besteht darin, dass es für eine In- ausgehen. Diese Effekte sind jedoch in ihrer Gesamtheit mo- vestition in Humankapital verwendet wird, die mit großen netär schwer messbar. Deshalb scheint es auch kaum mög- Unsicherheiten behaftet ist. Studenten können in der Regel lich, die Höhe von Pigou-Subventionen zu berechnen, die sol- nicht voll abschätzen, ob ihre Kapazitäten und ihr Interesse che externen Effekte internalisieren könnten. Man kann aber ausreichen, um in dem gewählten Studienfach erfolgreich davon ausgehen, dass diese Effekte weitaus geringere Sub- zu sein und die Abschlussprüfungen zu bestehen. Dafür ventionen rechtfertigen, als durch die volle Steuerfinanzierung spricht die hohe Zahl von Studienabbrüchen. Und selbst von Hochschulen geleistet wird. Denn damit werden auch die nach vollendetem Studienabschluss bleibt ungewiss, ob der Produktivitätseffekte finanziert, die keine externen Effekte dar- eingeschlagene Berufsweg erfolgreich sein wird. Das hängt stellen, sondern sich in dem individuellen zukünftigen Ar- nicht nur von den Fähigkeiten des Studenten ab, sondern beitseinkommen der Studenten widerspiegeln. auch von der Qualifikation seiner Mitbewerber für das ge- wählte Berufsfeld. Weiterhin besteht Unsicherheit über den Insgesamt lässt sich festhalten, dass ein voll steuerfinan- zukünftigen Ertragswert der Investition in ein Studium. Der ziertes Hochschulstudium keine effizienten Anreize bei der Arbeitsmarkt für Studienabgänger ist einem ständigen Wan- Entscheidung für ein Studium setzt. Allenfalls lässt sich über del unterworfen. Was am Anfang der Hochschulausbildung mögliche positive externe Effekte der Hochschulbildung ei- als erfolgversprechende Studienwahl erscheinen mag, kann sich am Ende als ein wenig aussichtsreicher Berufsweg her- 10 Ein weiterer empirischer Beleg für das Vorhandensein von externen Ef- ausstellen. Schließlich sind viele angehende Studenten, ins- fekten findet sich in Moretti (2004). Er zeigt, dass mit steigendem Anteil von Hochschulabsolventen in Städten die Löhne für alle Bildungsniveaus besondere solche mit benachteiligtem Familienhintergrund, ansteigen, die von Geringqualifizierten aber überproportional wachsen. schlecht informiert über das Erwerbseinkommen von Stu- 58. Jahrgang – ifo Schnelldienst 2/2005
20 Forschungsergebnisse Schematische Darstellung der Hochschulfinanzierungs- und Ausbildungs- Außerdem wurde gezeigt (vgl. Dynarski 1994; Flint 1997), förderungssysteme dass das Ausfallrisiko bezüglich solcher Darlehensverträge bei Studenten aus Geringverdiener-Haushalten sehr hoch Hochschulfinanzierung ist. Diese Evidenz legt es nahe, die Rückzahlung von Dar- lehen vom zukünftigen Einkommen der Studenten abhän- Steuerfinanzierung Gebührenfinanzierung gig zu machen. Dadurch wird zum einen gewährleistet, dass die oben genannten Ausfallrisiken nicht auftreten. Zum an- deren wird damit auch Studienbewerber aus benachteilig- ten Familienverhältnissen die Chance zum Studium gegeben. Darlehen mit erfolgs-/ ohne Darlehens- Darlehen mit fixem einkommens- system Rückzahlungsbetrag abhängiger Rückzahlung Es ist zu erwarten, dass gerade Studenten aus geringen Ein- kommensverhältnissen von diesen Unsicherheiten und dem nachgelagerte Gebühren daraus folgenden Mangel an Darlehensangeboten auf dem pri- vaten Kapitalmarkt betroffen sind. Will man gerade für diese Quelle: Eigene Darstellung. Studenten die finanziellen Hürden beim Zugang zum Studium abbauen, sollte der Staat bei Versagen des privaten Kapital- dienabgängern in spezifischen Fächern. Das liegt auch an marktes eingreifen und entweder Sicherheiten für die Aufnah- mangelndem Kontakt mit solchen Graduierten. me von Darlehen anbieten oder die Darlehen selbst vergeben. Diese Unsicherheiten sind mit hohen Risiken verbunden. Wenn das zukünftige Einkommen niedriger ist als erwartet, Moral hazard bei der Rückzahlung von Darlehen dann ist der Student nicht in der Lage, Teile der Investition in sein Humankapital zu veräußern, um einen anderen Bil- Ganz unabhängig davon, ob der Staat nun Garantien für dungsweg zu finanzieren. Das erklärt, warum Banken kaum Banken vergibt oder das Bildungsdarlehen selbst gewährt, an der Vergabe solch unsicherer Bildungsdarlehen interes- treten auch hier die bekannten Versicherungsrisiken auf (vgl. siert sind, da sie keine Sicherheiten bieten, auf die im Fall Wigger und von Weizsäcker 2001). Tritt der Staat als Garant eines Bankrotts des Studenten zurückgegriffen werden könn- für Banken auf, dann verursacht er sowohl bei der Bank als te. Und selbst in dem hypothetischen Fall, dass eine dritte auch beim Studenten das Problem des moral hazard. Die Partei das Humankapital aufkaufen könnte, ist es immer Sicherheiten, die der Staat anbietet, führen dazu, dass die noch möglich, dass der zukünftige Ertrag der Investition Wahrscheinlichkeit einer Vertragsverletzung die Rückzah- unter den oben genannten Unsicherheiten sich als sehr ge- lung des Darlehens betreffend erhöht wird. Sowohl auf Sei- ring herausstellt. ten der Bank wird der Anreiz reduziert, die Rückzahlung des Darlehens nachhaltig abzusichern und durchzusetzen. Darüber hinaus vergeben Banken solche Darlehen übli- Denn die Bank hat die Gewissheit, dass der Staat das Aus- cherweise nach der Maßgabe, die Rückzahlung in be- fallrisiko übernimmt und kann damit ihre Anstrengungen der stimmten Zeitabständen in fixen Raten vorzunehmen. Das Schuldeneintreibung senken. Aber auch auf Seite des Stu- heißt, es wird dabei keine Rücksicht auf das Zeitprofil der denten besteht der Anreiz, in der Bemühung nachzulas- individuellen zukünftigen Einkommensströme des Studen- sen, ein erfolgreiches Studium zu absolvieren und danach ten genommen. Kann der Student diese Rückzahlungen ein Einkommen zu erzielen, das die Rückzahlung des Bil- nicht vertragsgemäß erfüllen, unterliegt er den üblichen Stra- dungsdarlehens ermöglicht. fen für Vertragsverletzung und erleidet einen Vertrauens- verlust bezüglich seiner Kreditwürdigkeit, die den Zugang Wenn der Staat selbst als Anbieter der Darlehen auftritt und auch zu anderen Formen von Darlehen beeinträchtigt. Ri- den Studenten die Rückzahlung des Darlehens vermindert sikoscheue Studiumskandidaten werden deshalb solche oder erlässt, die im späteren Berufsleben nicht so erfolg- Darlehensverträge nicht eingehen wollen. Und diese sind reich sind, dann setzt er für den Studenten ähnliche Anreize. wiederum vorwiegend in Familien mit geringem Einkommen zu finden.11 Deshalb ist zu überlegen, ob nicht ein gewisser Selbstbehalt bei der Rückzahlung von Darlehen eingeführt werden sollte. 11 Das könnte so aussehen, dass der Student in seinem spä- Carneiro und Heckman (2002) zeigen für die Vereinigten Staaten, dass in der Praxis (kurzfristige) Kreditbeschränkungen allerdings weniger bedeu- teren Berufsleben einen Grundbetrag oder einen geringen tend sind, als man vermuten könnte. Die Tatsache, dass Studenten aus Prozentsatz seines Einkommens zur Deckung des Darlehens Familien mit niedrigem Einkommen eine niedrigere Studienwahrschein- lichkeit haben, erklärt sich vielmehr durch langfristige, fähigkeitsformen- in jedem Fall zurückzahlen muss. Der Staat kann dann Ga- de Faktoren. Ein höheres Familieneinkommen während der gesamten Kin- rantien für das verbleibende Darlehen übernehmen oder bei der- und Jugendzeit ist assoziiert mit einer besseren Erziehungsqualität und einer besseren Umgebung, die kognitive und nicht-kognitive Fähig- eigener Vergabe der Darlehen das Restdarlehen erlassen. Mit keiten fördert, die wiederum die Studienwahrscheinlichkeit beeinflussen. diesem Selbstbehalt würde erreicht, dass der Student einen ifo Schnelldienst 2/2005 – 58. Jahrgang
Forschungsergebnisse 21 Anreiz erhält, sein Studium auch wirklich in produktiver Wei- kategorien: Besonders kostenintensiv sind die Fächer Me- se im späteren Erwerbsleben zum Erfolg zu führen. Das mo- dizin und Jura, vergleichsweise günstig sind die Geistes- ral-hazard-Problem bei der Bank kann am besten dadurch und Kulturwissenschaften, dazwischen rangieren die Na- gelöst werden, dass der Staat die Darlehen selbst vergibt. turwissenschaften. Die Klassifizierung bildet keineswegs die jeweilige Kostenausstattung der Fächer ab (Jura ist als reine Buchwissenschaft vergleichsweise kostengüns- Ausgestaltung von einkommensabhängigen tig), sondern die von Staats wegen unterstellte und sug- Darlehen zur Finanzierung von Hochschul- gerierte Wertigkeit nach Maßstäben der ökonomischen Ver- gebühren am Beispiel von Australien und wertbarkeit. Großbritannien Großbritannien Im Weiteren folgen Beispiele für die Implementierung von einkommensabhängigen Bildungsdarlehen in Australien und In Großbritannien gibt es seit 1998 Hochschulgebühren. Die- Großbritannien. Dabei geht es an dieser Stelle nicht so sehr se Gebühren für einen Vollzeitstudenten betrugen bisher ein- darum, ob Einkommensgrenzen oder Rückzahlungsraten in heitlich £ 1 125 für ein Studienjahr und mussten vom Stu- diesen Ländern eins zu eins auf Deutschland übertragbar denten oder seiner Familie im Voraus jedes Studienjahres wären. Dafür wäre eine Simulation der deutschen Verhält- gezahlt werden. Neben den Studiengebühren erhalten die nisse unter Beachtung aller spezifischen gesetzlichen De- Universitäten vom Staat eine jährliche Grundfinanzierung, tails notwendig. Die beiden Länderbeispiele können aber die einem Betrag von etwa £ 5 000 pro Student entspricht. dennoch Anhaltspunkte für eine entsprechende Ausgestal- Im Jahr 2004 trat ein Gesetz in Kraft, das folgende Neue- tung in Deutschland geben. rungen vorsieht12: Australien – Jede Universität kann für das Studium eines Faches eine jährliche Gebühr zwischen £ 0 und £ 3 000 er- In den 1980er Jahren wurde in Australien das Higher Edu- heben. cation Contribution Scheme (HECS) eingeführt. Gemäß dem – Die Grundfinanzierung des Staates wird beibehalten. HECS müssen die meisten Studenten einen Beitrag zu ih- – Die Vorauszahlung der Hochschulgebühren (up-front fees) ren Studienkosten leisten (siehe HECS 2004). Im Schnitt durch die Studenten entfällt. Stattdessen übernimmt der zahlt der Staat aber weiterhin drei Viertel der Kosten. Die Staat die Zahlung der Gebühren, der implizit damit ein HECS-Beiträge werden Semester für Semester berechnet Darlehen in Höhe der gesamten Gebühren für das Stu- auf Basis der Anzahl der gewählten Kurse des Studenten. dium an den Studenten vergibt. – Das Darlehen muss erst zurückgezahlt werden, wenn der Seit dem 1. Januar 1998 haben für das HECS qualifizierte Student nach Abschluss des Studiums einen Arbeitsplatz Studenten drei Möglichkeiten, ihre Studienbeiträge zu be- findet und ein Einkommen von mindestens £ 15 000 er- gleichen: zielt. Bleibt er mit seinem Arbeitseinkommen unterhalb dieses Betrages, muss er nichts zurückzahlen. – Zahlung im Voraus mit einem Rabatt von 25%; – Das Darlehen wird einkommensabhängig zurückgezahlt. – eine teilweise Vorauszahlung von mindestens 500 aust- Die Rückzahlung beträgt 9% des Einkommens, das ralischen Dollar und mit einem Rabatt auf diese Summe; £ 15 000 übersteigt. So beträgt die jährliche Rückzah- oder lungsrate £ 270 für jemanden mit einem Jahreseinkom- – Aufschiebung der Zahlung und Rückzahlung über die men von £ 18 000. australische Steuerbehörde, das Australian Taxation Of- – Wenn das Arbeitseinkommen im Laufe des Erwerbsle- fice (ATO), sobald das spätere Einkommen des Studie- bens wieder unter £ 15 000 zurückfällt, wird die Rück- renden ein Mindestniveau übersteigt. zahlung gestoppt. – Die Rückzahlung wird über das Steuersystem abgewickelt. – Auf das Darlehen werden keine Realzinsen erhoben. Das Der Zahlungsmodus muss zu Beginn des ersten Semes- Darlehen wird lediglich mit der Inflationsrate angehoben, ters verbindlich festgelegt werden. Studenten, die die Rück- um den Realwert beizubehalten. zahlung teilweise oder komplett zurückstellen, müssen auf – 25 Jahre nach Studienabschluss wird der Restbetrag des dem Antrag eine gültige Steuernummer eintragen, anhand zurückzuzahlenden Darlehens erlassen. derer die Steuerbehörde später die Studienbeiträge erhe- ben kann. Die Verbindlichkeit ist indiziert, um den Realwert konstant zu halten, aber ansonsten zinslos. 12 Vergleiche das White Paper »The future of higher education« (Depart- ment for education and skills, 2003a) und das Regulatory Assessment Zu den neueren Entwicklungen des HECS-Systems zählt (Department for education and skills, 2003b) zur Hochschulreform in Groß- insbesondere das Aufsplitten der Gebühren in drei Preis- britannien. 58. Jahrgang – ifo Schnelldienst 2/2005
22 Forschungsergebnisse Schlussbemerkungen Carneiro, P. und J.J. Heckman (2002), »The Evidence on Credit Constraints in Post-secondary Schooling«, The Economic Journal 112, 705–730. Chapman, B. (1997), »Conceptual Issues and the Australian Experience In diesem Aufsatz wurde dargestellt, dass es – aus einer with Income Contingent Charging for Higher Education«, The Economic Jour- nal 107, 1178–1193. effizienz-orientierten Sicht, aber auch unter dem Aspekt Department for education and skills (2003a), The future of higher education, der Chancengleichheit – gute Gründe gibt für die Einführung White Paper, von Studiengebühren, wenn sie über staatliche Darlehen www.dfes.gov.uk/hegateway/herefom/whitepaperconsultation/index.cfm. Department for education and skills (2003b), The future of higher education vorfinanziert werden, die aus dem späteren Einkommen and the Higher Education Act 2004: Regulatory Impact Assessment, der Studenten zurückzuzahlen sind. www.dfes.gov.uk/hegateway/herefom/whitepaperconsultation/index.cfm. Department for education and skills (2003c), Why not a Pure Graduate Tax?, Briefing paper, Die Länderbeispiele zeigen aber schon, dass einige prinzi- www.dfes.gov.uk/hegateway/herefom/whitepaperconsultation/index.cfm. Dustmann, C. (2004), »Primary to Secondary School Transitions, Parental Cha- pielle Fragen zur Einführung von Studiengebühren hier nicht racteristics, and Career Patterns«, Oxford Economic Papers 56, 209–230. diskutiert wurden, und zwar ganz unabhängig von solchen Dynarski, M. (1994). »Who defaults on student loans? Findings from the Fragen, die die konkrete Bezifferung von Rückzahlungsra- National Postsecondary Student Aid Study«. Economics of Education Re- view 13(1), 55–68. ten, Einkommensgrenzen etc. für die deutschen Verhältnis- Finnie, R. und S. Schwartz (1997), Student Loans in Canada: Past, Present se betreffen. and Future, C.D.Howe Institute, Toronto. Flint, T. (1997), »Predicting student loan defaults«, Journal of Higher Educa- tion 68(3), 322–354. Wie etwa sollte die Höhe der Studiengebühren bestimmt García-Peñalosa, C. und K. Wälde (2000), »Efficiency and equity effects of subsidies to higher education«, Oxford Economic Papers 52(4), 702–722. werden? Sollten diese Gebühren für alle Universitäten und Gemmel, N. (1996), »Evaluating the impacts of human Capital stocks and ac- Fächer gleich sein oder variieren? Einiges spricht dafür, den cumulation on economic growth: some new evidence«, Oxford Bulletin of Universitäten die Festlegung der Gebühren zu überlassen. Economics and Statistics 58, 9–28. Greenaway, D. und M. Haynes (2003), »Funding High Education in the UK: Das würde den Wettbewerb der Universitäten untereinan- The Role of Fees and Loans«, The Economic Journal 113, 150–166. der erhöhen, was zu höherer Qualität und Innovation, un- Grüske, K.D. (1994), »Verteilungseffekte der öffentlichen Hochschulfinanzie- rung in der Bundesrepublik Deutschland – Personale Inzidenz im Querschnitt terschiedlichen Profilen der Universitäten und damit mehr und Längsschnitt«, in: R. Lüdeke (Hrsg), Bildung, Bildungsfinanzierung und Wahlfreiheit der Studenten führen könnte. Eine weitere Fra- Einkommensverteilung II, Schriften des Vereins für Socialpolitik, N. F. Bd. 221/II, Duncker & Humblot, Berlin, 71–147. ge ist, wie sich die Universitäten bei der Festlegung von Hanushek, E., C.K.Y. Leung und K. Yilmaz (2003), »Redistribution through Gebühren für unterschiedliche Fächer entscheiden wür- education and other transfer mechanisms«, Journal of Monetary Eco- den. Bei Fächern, die nur von wenigen Studenten nachge- nomics 50, 1719–1750. Haveman, R.H. und B. Wolfe (1984), »Schooling and Economic Well-Being: fragt werden, könnte es sein, dass Gebühren kostende- The Role of Non-Market Effects,« Journal of Human Resources 19(3), ckend erhoben werden, während Fächer mit hohen Ein- 377–407. HECS (2004), HECS, Loans and Fees Manual 2004, kommensaussichten und einer hohen Nachfrage mit Ge- www.hecs.gov.au/manual04/manual_2004.pdf, abgerufen am 23. Dezem- bühren belegt werden könnten, die die Zahlungsbereitschaft ber 2004. HRK (2004), www.hrk.de/de/home/112.php, abgerufen am 23. Dezember der Studenten abschöpft. Aber auch hier müssten die Uni- 2004. versitäten sich dem Wettbewerbsdruck stellen, um ihre Stu- Holtzmann, H.D. (1994), Öffentliche Finanzierung der Hochschulausgaben dentenzahlen und Einnahmen zu sichern. Weiterhin ist of- in der Bundesrepublik Deutschland – Verteilungseffekte, allokative Folgen und Reformbedarf, Forum Finanzwissenschaft, Bd. 5, Universität Erlangen- fen, wie sinnvoll es ist, dass Staaten wie Großbritannien Ma- Nürnberg. ximalgebühren vorschreiben. Im Zweifel wird durch diese McMahon, W.W. (1999), Education and Development: Measuring the Social Benefits, Oxford University Press, Oxford. Vorgabe das Qualitätspotential der Universitäten nicht voll Moretti, E. (2004), »Estimating the Social Return to Higher Education: Evi- ausgeschöpft, das nur bei hinreichend hohen Gebühren- dence From Longitudinal and Repeated Cross-Sectional Data,« Journal of Econometrics 121(1–2), 175 – 212. einnahmen erreicht werden kann. Angesichts der Einkom- Nerlove, M. (1975), »Some Problems in the Use of Income-contingent men, die von Ökonomen, Juristen oder Medizinern erzielt Loans for the Finance of Higher Education«, The Journal of Political Econo- werden können, würden hohe Gebühren für diese Fächer my 83(1), 157–184. OECD (2004), Education at a Glance: OECD Indicators, OECD, Paris. auch bezahlbar bleiben. Auch die Frage der Quersubven- Psacharopoulos, G. und H.A. Patrinos (2004), »Returns to investment in edu- tionierung weniger nachgefragter Fächer (so genannte Or- cation: a further update«, Education Economics 12(2), 111–134. Statistisches Bundesamt (2004a), chideenfächer) durch hohe Gebühren in stark besetzten Fä- www.destatis.de/download/d/biwiku/studierende.pdf, abgerufen am 23. De- chern stünde einer Universität als Option offen. Diese und zember 2004. Statistisches Bundesamt (2004b), andere Fragen bedürfen einer sorgfältigen Analyse, bevor www.destatis.de/download/d/biwiku/professor.pdf, abgerufen am 23. De- ein abschließendes Urteil über die Einführung und Ausge- zember 2004. staltung von Studiengebühren gefällt werden kann. Wigger, B. und R.K. von Weizsäcker (2001), »Risk, Ressources, and Edu- cation: Public versus Private Financing of Higher Education«, IMF Staff Pa- per 48(3), 547–560. Wolfe, B. und R.H. Haveman (2001), »Accounting for the Social and Non- Market Benefits of Education«, in: OECD und HRDC (Hrsg.), The Contribu- Literatur tion of Human and Social Capital to Sustained Economic Growth and Well- Being, International Symposium Report, OECD, Paris. Barbaro, S. (2003), »The distributional impact of subsidies to higher educa- tion – Empirical Evidence from Germany«, Finanzarchiv 59, 458–478. Barro, R.J. und X. Sala-i-Martin (1995), Economic Growth, McGraw-Hill, New York. ifo Schnelldienst 2/2005 – 58. Jahrgang
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