Geschäftsbericht 2013 - BWV Bildungsverband

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Geschäftsbericht 2013 - BWV Bildungsverband
Geschäftsbericht 2013
Geschäftsbericht 2013 - BWV Bildungsverband
Geschäftsbericht 2013 - BWV Bildungsverband
Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) e. V.

                   Geschäftsbericht 2013
Geschäftsbericht 2013 - BWV Bildungsverband
Geschäftsbericht 2013 - BWV Bildungsverband
Inhalt   VORWORTE

          4   Vorstandsvorsitzender BWV – Dr. h. c. Josef Beutelmann
          5   Hauptgeschäftsführerin BWV – Dr. Katharina Höhn

         G U T B E R AT E N

          6   gut beraten
         10   So funktioniert gut beraten
         11   Weiterbildung, die dem Kunden nützt
         12   Anrechnungsregeln
         13   E-Learning und Blended Learning
         13   Qualitätssicherung
         14   Ausschüsse und Gremien
         16   Eine großartige Branchenleistung

         EIN GUTER SCHACHZUG

         20   Die Ausbildung für Kaufleute für Versicherungen und Finanzen
              wird modernisiert

         U N T E R W E G S I N F R E M D E N V E R S I C H E R U N G S K U LT U R E N

         28   Angehende Kaufleute für Versicherungen und Finanzen absolvieren
              einen Teil ihrer Ausbildung in Dänemark

         D AT E N U N D FA K T E N

         38   Das BWV-Jahr in Struktogrammen, Organigrammen, Tabellen, Zahlen
              und Diagrammen
Geschäftsbericht 2013 - BWV Bildungsverband
4   VORWORTE

               Sehr geehrte Damen und Herren,

               »Nach unserer Überzeugung gibt es kein größeres und wirksameres Mittel zu wechsel­
               seitiger Bildung als das Zusammenarbeiten.«
                                                                                           J. W. Goethe

               Unser Geschäftsbericht 2013 stellt Ihnen eine enorme gemeinsame Leistung der Ver-
               sicherungswirtschaft vor. Mit der freiwilligen Brancheninitiative gut beraten haben
               wir wechselseitige Bildung im doppelten Sinne erreicht: zum einen den Erfolg der
               ­beteiligten Organisationen und Gremien in ihrer Zusammenarbeit, zum anderen die
               Stärkung der Beratungsqualität im Zusammenspiel unseres Vertriebs mit den Kunden.
               Unsere Vermittler, treffen auf anspruchsvolle und gut informierte Kunden, auf zahlrei-
               che marktliche Veränderungen sowie auf immer neue Rahmenbedingungen aus dem
               regulatorischen Umfeld und dem Verbraucherschutz. Ihnen stellen wir nun ein Instru-
               ment zur Verfügung, mit dem sie ihre eigene Fach- und Beratungskompetenz struktu-
               rieren und transparent abbilden können.

               In kurzer Zeit hat der BWV Bildungsverband zusammen mit seinen Partnern in der
               Initiative die Entwicklung, Erprobung und Einführung der Weiterbildungsdatenbank
               gestemmt. Ein Projekt dieser Komplexität und Tragweite zu etablieren, spricht eine
               deutliche Sprache. Übergeordnetes Ziel ist eine Weiterbildung, die dem Kunden nützt,
               denn ein gut beratener Kunde liegt der Versicherungswirtschaft am Herzen. Um dies
               gewährleisten zu können, stärken wir unsere Vermittler mit dieser herausragenden
               Initiative.

               Seit April 2014 ist die Weiterbildungsdatenbank online, über die unsere Vermittler mit-
               tels eines Punktesystems ihre Qualifikationen dokumentieren können. Damit haben
               wir ein zentrales Element realisiert, das den Weg zu kontinuierlicher, hochwertiger und
               öffentlich nachvollziehbarer Weiterbildung jedes Einzelnen zeigt. Wie gut beraten funk-
               tioniert, wie Anrechnungsregeln und Qualitätssicherung greifen und welchen Personen
               und Gremien unser außerordentlicher Dank gilt, damit all das in so kurzer Zeit realisiert
               werden konnte, können Sie im Bericht ab Seite 6 nachlesen.

               gut beraten soll uns gut geraten – wir wünschen der Initiative weiterhin viel Erfolg und
               sind stolz auf diese gemeinschaftliche Leistung der Branche.

               Ihr

               Dr. h. c. Josef Beutelmann
               VORSTANDSVORSITZENDER DES BWV
Geschäftsbericht 2013 - BWV Bildungsverband
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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde des BWV!

Wenn wir über das Geschäftsjahr 2013 berichten, dann ist in unser aller Köpfen natür-
lich ein großes und großartiges Projekt mit dieser Jahreszahl verbunden: gut beraten.
Installation, Entwicklung, Erprobung und Einführung unserer Initiative zur Vermittler-
qualifizierung haben uns allen enorme Leistungen abverlangt, aber auch viele kreative
Lösungen, beispiellose Zusammenarbeit und unglaubliches Engagement freigesetzt.

Mit Expertise, Mut und Stolz konnten wir die Weiterbildungsdatenbank auf den Weg
bringen – wir, das sind die Partner der Brancheninitiative und zahlreiche Mitarbeiter der
Versicherungswirtschaft sowie ihrer Technologie- und Bildungspartner.

So ein großes Projekt bindet Ressourcen im BWV Berufsverband. Dennoch haben wir
2013 viele weitere Themen bearbeitet, vorangetrieben und begleitet, um für unsere Bran-
che zukunftsfähige und attraktive Aus- und Weiterbildung zu gestalten.

Folgen Sie uns bei der Lektüre des Berichts 2013 auch zu weiteren Arbeitsschwerpunkten:

 	Zum 1. August 201 4 tritt die Teilnovellierung unseres Berufsbilds Kaufmann/
   Kauffrau für Versicherungen und Finanzen in Kraft. Zwei Experten des Verfahrens
   schildern im Interview ihre Eindrücke und das gemeinsame Ziel.

 	Europa wächst zusammen. Im Projekt »Internationale Mobilität« begleiteten wir
   angehende Kaufleute für Versicherungen und Finanzen zum beruflichen Aus-
   tausch mit Dänemark – spannende Erlebnisse, spannende Ergebnisse und Heraus-
   forderungen. Der Bericht der Azubis gibt uns ein klares Signal: Ausbildung wird
   international!

Weitere Projekte und die ständigen Aufgaben im BWV Bildungsverband sowie in den
BWV Regional konnten nur gelingen, weil wir engagierte Mitstreiter, kluge Gestalter
und wertschätzende Partner in der gemeinsamen Bildungsarbeit haben. Ihnen allen gilt
mein Dank gleichermaßen.

Unsere Berichte und Fotos geben kleine, aber wertvolle Einblicke in ein außergewöhn-
liches Jahr 2013 – ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre!

Ihre

Dr. Katharina Höhn
HAUPTGESCHÄFTSFÜHRERIN DES BWV
Geschäftsbericht 2013 - BWV Bildungsverband
6           bildungspolitik · Aktivitäten auf nationaler und auf europäischen Ebene

diese doppelseite
Mitglieder des Trägeraus­
schusses und Unterstützer
der Initiative
Geschäftsbericht 2013 - BWV Bildungsverband
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Geschäftsbericht 2013 - BWV Bildungsverband
G U T B E R AT E N

gut beraten

redak tion · BWV   fotos · Claus Uhlendorf

gut beraten ist nicht nur eine von Angehörigen der Versicherungsbranche häufig
gegebene Antwort des Jahres 2013 auf die Frage »Und mit welchem Projekt beschäf­tigen
Sie sich gerade?« Die beiden Wörter stehen auch für eine enorme gemeinschaftliche
Anstrengung, die erheblich zur Professionalisierung der Weiterbildung eines gesamten
Berufszweiges beitragen und über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus wegweisend
sein kann.

»Unser gemeinsames Ziel ist die Stärkung der Be­    rungswirtschaft e.V. (GDV). Er brachte damit beim
ratungsqualität in unserer Branche«, verkündete     Pressegespräch zu gut beraten am 25. April 2013 in
Dr. h. c. Josef Beutelmann, Vorstandsvorsitzender   Berlin die Motivation der sieben Verbände der As-
des Berufsbildungswerks der Deutschen Versiche-     sekuranz sowie der Dienstleistungsgewerkschaft
rungswirtschaft e.V. (BWV) und Präsidiumsmit-       Verdi auf den Punkt, dieses anspruchsvolle Projekt
glied im Gesamtverband der Deutschen Versiche-      zu initiieren.

    Die Initiatoren der freiwilligen Brancheninitiative gut beraten (Trägerverbände)

    „ „Arbeitgeberverband der Versicherungs­        „ „Gesamtverband der Deutschen Versiche-
        unternehmen in Deutschland e.V.                rungswirtschaft e.V. GDV www.gdv.de
        www.agv-vers.de                             „ „Verband Deutscher Versicherungs­
    „ „Berufsbildungswerk der Deutschen                makler e.V. (VDVM) www.vdvm.de
        Versicherungs­wirtschaft (BWV) e.V.         „ „ver.di, Vereinte Dienstleistungs­
        www.bwv.de                                     gewerkschaft, Bundesfachgruppe Ver­
    „ „Bundesverband der Assekuranzführungs-           sicherungen www.verdi.de
        kräfte e.V. (VGA) www.vga-koeln.de          „ „VOTUM, Verband Unabhängiger
    „ „Bundesverband Deutscher Versicherungs-          Finanzdienst­leistungs-Unternehmen in
        kaufleute e.V. (BVK) www.bvk.de                Europa e.V. www.votum-verband.de
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oben Dr. h. c. Josef Beutelmann, Lüder Mehren, Dr. Hans-Georg Jenssen und Michael Heinz unterzeichnen die
­G eschäftsordnung des Trägerausschusses.

Zu dieser knappen Formulierung zusammenge-                Finanzen mit Ausbildungsinhalten und Wahlmög-
fasst, lassen die Beweggründe der Initiatoren den         lichkeiten zur Vorbereitung auf die Versicherungs-
roten Faden erkennen, dessen Anfang­bereits in            vermittlung neu ausgerichtet. Im Jahr 2008 folgte
den 80er-Jahren zu finden ist. Um die Beratungs-          der Ge­prüf­te Fachwirt für Versicherungen und Fi-
qualität der Quereinsteiger zu erhöhen und das            nanzen / die Geprüfte Fachwirtin für Versicherun-
Ansehen des Berufsstandes in der Öffentlichkeit           gen und Finanzen.
zu erhöhen, rief die Branche im Jahr 1989 in Eigen-
initiative als Einstieg in den Vertrieb die Qualifi-      Mit gut beraten setzt die Assekuranz ihre Bemü-
zierung Versicherungs­f ach­mann /­-fachfrau (BWV)        hungen fort, die Kompetenz und Beratungsquali-
ins Leben. Dieser Abschluss ging später nicht             tät der Vermittler gezielt zu fördern. Zudem erhofft
nur ins Versicherungsvermittlerrecht ein, sondern         man sich, erneut die Maßstäbe für die Umsetzung
wurde auch auf europäischer Ebene adaptiert.              der neuen Vermittlerrichtlinie (IMD 2) in nationa-
                                                          les Recht setzen zu können.
Im Jahr 2003 etablierte der BWV Bildungsver-
band die Qua­li­fikation »Servicefachmann /-fach-
frau Versicherungen«, drei Jahre später wurde
das Berufsbild Kaufmann für Versicherungen und

     Die Ziele der Initiative gut beraten

    „ „Impulse für die Weiterbildung der Ver-             „ „Jeder Vermittler kann gegenüber seinen
        mittler werden gegeben, die insbesondere              Kunden seine regelmäßige Weiterbildung
        die Fach- und Beratungskompetenz der                  nachweisen.
        Vermittler stärken.                               „ „Dem Anspruch der revidierten EU-­
    „ „Eine Kultur der selbstverantwortlichen                 Vermittlerrichtlinie wird Rechnung
        Weiterbildung durch alle Versicherungs-               getragen.
        vermittler wird entwickelt, die für Dritte
        in einer einheitlichen Form nachvollzieh-
        bar dargestellt ist.
10       gut beraten

         So funktioniert gut beraten

                                                                Auf einem Weiterbildungskonto werden die
 Für welche Maßnahmen gibt es Punkte?
                                                                indivi­
                                                                      duellen Weiterbildungsaktivitäten jedes
                                                                teilnehmenden Vermittlers mit den zugehöri-
                  Beratungskompetenz                            gen Punktzahlen erfasst. Für die Eröffnung eines
                 erhalten und ausbauen
                                                                Weiter­bildungskontos wendet sich der Vermitt-
                                                                ler an einen sogenannten »Trusted Partner« seiner
                                                                Wahl.
          Kunden noch besser beraten
                                                                Trusted Partner können sein:
                                                                „ „Versicherungsunternehmen
                                                                „ „Vermittlerverbände
  Fachkompetenz erhalten          Unternehmerische
      und ausbauen               Kompetenz aufbauen             „ „akkreditierte freie Bildungsdienstleister
                                                                „ „das Berufsbildungswerk der Deutschen Ver­
                                                                    sicherungswirtschaft (BWV) e.V. als Geschäfts-
                                                                    stelle der Initiative und
         Die Weiterbildungsinitiative der Deutschen Versi-      „ „vom BWV e.V. akkreditierte Dritte.
         cherungswirtschaft basiert auf freiwilliger Teilnah-
         me. Sie orientiert sich an den eingeführten Wei-       Der Trusted Partner stellt die Personenidenti-
         terbildungssystemen der freien Berufe, in denen        tät sicher. Er legt das Konto für den Vermittler
         Bildungsaktivitäten durch das Sammeln von Credit       an. Anschließend erhält der Vermittler durch die
         Points bzw. Weiterbildungspunkten gegenüber der        Weiterbil­
                                                                         dungsdatenbank seine Zugangsdaten
         Öffentlichkeit transparent gemacht werden.             zum Konto­.

         Teilnehmende Versicherungsvermittler sammeln           Erfüllt der Vermittler die Anforderung von
         in einem Zeitraum von fünf Jahren 200 Weiter-          200 Punkten in fünf Jahren, erhält er ein unter-
         bildungspunkte bei unternehmensinternen oder           nehmensübergreifendes Zertifikat. Den Nachweis
         externen Bildungsmaßnahmen. Ein Weiterbil-             über die Teilnahme an der Initiative kann er bereits
         dungspunkt entspricht dabei einer Lerneinheit von      nach einem Jahr und 40 Weiterbildungspunkten
         45 Minuten.                                            bekommen.

              Akkreditierte Bildungsdienstleister / Trusted Partner

             Weiterbildungspunkte können ausschließlich         abgeschlossen. Alle Bildungsdienstleister und
             von akkreditierten Bildungsdienst­leistern         Trusted Partner, die einer Veröffentlichung
             gutgeschrieben werden. Zum Redaktions-             auf www.gutberaten.de zugestimmt haben,
             schluss haben 320 Organisationen einen             werden dort im Verzeichnis der akkreditier-
             Antrag auf Akkreditierung gestellt, 164 Or-        ten Bildungsdienstleister / Trusted Partner
             ganisationen haben die Akkreditierung              gelistet.
11

Weiterbildung, die dem Kunden nützt

Gemäß dem Leitbild für die Weiterbildung der             den­beratung niederschlagen: Die mit Weiter­bil­
Ver­sicherungs­vermittler finden nur solche Weiter­­     dungs­punkten angerechneten Aktivitäten­ müs­sen
bildungs­akti­vitäten Berücksich­ti­gung, die sich       geeignet sein, die Fach- und Beratungskompetenz
positiv in der Qualität und im Pro­zess der Kun­         des Vermittlers zu ver­bessern.

oben Gesicht zeigen, kommunizieren und informieren – Das gut beraten Team auf der DKM 2013

Fachkompetenz zeichnet sich durch Fachwissen             Eingangsqualifikationen für die Versicherungs­
und fachbezogene Fertigkeiten aus.                       vermittlung sind.

Beratungskompetenz gründet auf allen vier                Die in der Broschüre Regeln zur Anrechnung
Dimen­sionen des Kompetenzmodells. Sie wird              von Weiterbildungsaktivitäten (im Download­
im Rahmen dieser Initiative abgeleitet aus einem         bereich von www.gutberaten.de erhältlich) detailliert
berufstypischen Tätigkeitsprofil des Versiche­           beschrie­benen Kompetenzen, die bei der Anrech-
rungsvermittlers. Dieses Tätigkeitsprofil ist fort­      nung im Rahmen dieser Initiative eine Rolle spie-
geschrieben aus den staatlich geregelten Berufs-         len, sind wiederum abgeleitet aus dem Leitbild für
bildern des Wirtschaftszweigs, die klassische            die Versicherungsvermittlung.
12

                                   Regeln zur Anrechnung
                                   von Bildungsmaßnahmen
                                   Weiterbildung der Versicherungsvermittler in Deutschland

                                          Eine Initiative der Versicherungswirtschaft
                                                                                                                            links Die »Regeln zur Anrechnung von Bildungsmaß-
                                                                                        Bundesfachgruppe
                                                                                        Versicherungen
                                                                                                                            nahmen« erläutern im Detail, für welche Weiterbildungs-
                                                                                                                            maßnahmen Punkte vergeben werden.
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                                       Anrechnungsregeln

                                       Die Initiative hat genaue Vorgaben entwickelt, für                                   Die Punkteanrechnungen werden auf der Grund­
                                       welche Weiterbildungsmaßnahmen es Weiter-                                            lage konkreter Planungsdokumente vorgenom-
                                       bildungspunkte gibt. Die Regeln zur Anrechnung                                       men, die der Bildungsanbieter für die Weiter­
                                       von Bildungsmaßnahmen wurden zunächst von                                            bildungsmaßnahme vorsieht. Dies sorgt zum
                                       Experten der Aus- und Weiterbildung von Versi-                                       einen für einen branchenweiten Mindeststandard
                                       cherungsvermittlern aus den Trägerverbänden der                                      an didak­tischer Qualität und unterbindet zum
                                       Initiative zusammengestellt. Die Experten wurden                                     anderen Versuche der Anrechnung von Maßnah-
                                       bei ihrer Arbeit wissenschaftlich begleitet, und das                                 men im Grenzbereich von Bildung zu spontanen
                                       Arbeitsergebnis wurde noch einmal mit unabhän-                                       Informationsmaßnahmen. Das Abonnement einer­
                                       gigen Experten diskutiert.                                                           Fachzeitschrift ist demzufolge ebenso wenig an­
                                                                                                                            rechenbar wie das Suchen in Wikipedia, die hilf-
                                       Im Fokus des Regelwerks stehen Transparenz und                                       reiche und ausführliche Erklärung eines Kollegen
                                       das Interesse des Kunden an fachkompetenten Be-                                      an meinem Rechner oder die Erläuterung durch ein
                                       ratern. Auf www.gutberaten.de kann man sich davon                                    ad hoc recherchiertes Youtube-Video.
                                       überzeugen, dass jede anrechenbare Lerneinheit
                                       eine Reihe von Anforderungen erfüllen muss, um
                                       diesem Anspruch Genüge zu tun.
13

E-Learning und Blended Learning

Dass dokumentiertes Lernen mit der Bepunktung           ein angemeldeter Teilnehmer auch tatsächlich an-
von Lerneinheiten ein ideales Umfeld für den Ein-       wesend ist. Bei einem virtuellen Seminar ist das
satz elektronisch gestützter Lernformen ist, liegt      ungleich schwieriger.
auf der Hand. Demzufolge nehmen die Beschrei-
bung verschiedenster E-Learning und Blended-            Die Gespräche mit vielen Unternehmen in den
Learning-Formen sowie Anforderungen an ihre             vergang­enen Monaten zeigen uns, dass E-Lear-
Dokumentation und Bewertung größeren Raum               ning- und Blended-Learning-Formen bei der Um­
in den Anrechnungsregeln ein. Dabei galt es, eine       setzung von gut beraten eine sehr große Rolle spie-
Reihe von Herausforderungen zu bewältigen. Dem          len. Gleichzeitig tragen die Anrechnungsregeln
Trainer in einer Präsenzveranstaltung fällt es zum      auch zu einer Professionalisierung dieser Lern­
Beispiel nicht besonders schwer festzustellen, ob       methoden bei.

Qualitätssicherung

Für die Weiterbildungsinitiative gut beraten gilt der
Grundsatz Vertrauen »ex ante« durch die Akkredi­
tierung der Bildungsdienstleister, »die sich damit­
verpflichten, die Anrechnungsregeln und die
wei­teren Durchführungsbestimmungen der Ini­
tia­tive einzuhalten«, führt Dr. Josef Beutelmann­                Qualitätssicherungshandbuch
in seinem Vorwort für das Qualitätssicherungs­                     Weiterbildung der Versicherungsvermittler in Deutschland

handbuch der Initiative aus. Darüber hinaus ist es
von hoher­Bedeu­t ung, eine Evaluierung »ex post«
durch geeig­nete Überprüfungsverfahren herzu-
stellen«, so Dr. Beutelmann weiter. »Hierbei haben
sich der Ausschuss Qualitätssicherung Weiter­
bildung Versiche­r ungsvermittler und die Träger
der Initiative­auf ein Auditverfahren verständigt.
Dieses soll gewährleisten, dass die eingetragenen
Weiter­bildungspunkte auf den Konten der Ver-
mittler den Anrechnungsregeln entsprechen.«

rechts Das Qualitätssicherungshandbuch regelt die
Durchführung der Audits nach bundesweit einheitlichen                      Eine Initiative der Versicherungswirtschaft

Kriterien und schafft Transparenz bei den Bildungsan-                                                                    Bundesfachgruppe
                                                                                                                         Versicherungen

bietern.
14   gut beraten

     Ausschüsse und Gremien
     Folgende Gremien und Plattformen wurden zu       tionen wie auch der interessierten Öffentlich­keit
     einer­breiten Einbin­dung der Brancheninstitu­   eingerichtet.

         Ausschuss Weiterbildung der Versicherungsvermittler (»Trägerausschuss«)

         Funktion
         „ „Etablieren der Initiative                 „ „Uwe Laue/Gerhard Müller, Gesamtver-
         „ „Monitoring des Projektfortschritts           band der Deutschen Versicherungswirt-
         „ „Sicherstellen der Beteiligung                schaft e.V. (GDV)
             der Ver­sicherungsvermittler/Makler      „ „Dr. Axel Wehling, Gesamtverband der
         „ „Öffentlichkeitsarbeit                        Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
         „ „Dialog zwischen Politik, Wissenschaft        (GDV)
             und Wirtschaft                           „ „Ira Gloe-Semler, Vereinte Dienstleis-
         „ „Weiterentwicklung des Projekts               tungsgewerkschaft (Ver.di)
                                                      „ „Hans-Ulrich Buß, Vereinte Dienstleis-
         Mitglieder                                      tungsgewerkschaft (Ver.di)
         „ „Dr. Michael Niebler, Arbeitgeberver-      „ „Oliver Mathais, Bundesverband der Asse-
             band der Versicherungsunternehmen in        kuranzführungskräfte e.V. (VGA)
             Deutschland e.V. (AGV)                   „ „Peter Wesselhoeft, Verband Deutscher
         „ „Dr. h. c. Josef Beutelmann, Berufsbil-       Versicherungsmakler e.V. (VDVM)
             dungswerk der Deutschen Versicherungs-   „ „Dr. Hans-Georg Jenssen, Verband Deut-
             wirtschaft (BWV)                            scher Versicherungsmakler e.V. (VDVM)
         „ „Dr. Katharina Höhn, Berufsbildungswerk    „ „Martin Klein, Verband Unabhängiger
             der Deutschen Versicherungswirtschaft       Finanzdienstleistungs-Unternehmen in
             (BWV)                                       Europa e.V. (VOTUM)
         „ „Michael H. Heinz, Bundesverband           „ „Lüder Mehren, Verband Unabhängiger
             Deutscher Versicherungskaufleute (BVK)      Finanzdienstleistungs-Unternehmen in
         „ „Dr. Wolfgang Eichele, Bundesverband          Europa e.V. (VOTUM)
             Deutscher Versicherungskaufleute (BVK)

         Ausschuss Qualitätssicherung Weiterbildung der Versicherungsvermittler

         Funktion                                     Mitglieder
         „ „Entwicklung und Weiterentwicklung des     „ „Bildungsinstitute
             Qualitätssicherungs-Verfahrens           „ „Zertifizierer
         „ „Schiedsstelle für Auditfragen             „ „Wissenschaftler
         „ „Begleitung der Akkreditierungs- und       „ „Externe Bildungsanbieter
             Auditverfahren                           „ „Vertreter von Versicherungsunternehmen
                                                      „ „Vertreter von Vermittlerverbänden
15

oben Die Mitglieder der gut beraten-Ausschüsse und -Arbeitsgruppen sind Vertreter der Unternehmen und Verbände
der Versicherungsbranche. Wo nötig, werden sie von externen Experten unterstützt.

     Lenkungsausschuss gut beraten-Infrastruktur

    Funktion                                             Mitglieder
    „ „Entwicklung und Umsetzung der                     „ „Vertreter der für den Betrieb der
        gut beraten-Infrastruktur mit der Weiter-            gut beraten-Infrastruktur zuständigen
        bildungsdatenbank und dem gut beraten-               Organisationen
        Portal
    „ „Sicherung des Betriebs der Weiter­
        bildungsdatenbank

     Arbeitsgruppe Anrechnungsregeln

    Die Regeln zur Anrechnung von Weiterbil-             ternehmen und Vermittler­verbänden unter
    dungsaktivitäten wurden durch eine Arbeits-          Hinzu­ziehung externer Experten entwickelt.
    gruppe mit Vertretern aus Versicherungsun-
oben Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Anrechnungsregeln

Eine großartige Branchenleistung
Die Entwicklung, Erprobung und Einführung von             Insgesamt ist gut beraten die Summe beachtlicher
gut beraten verlangte im Jahr 2013 und in den ver-        Leistungen zahlreicher Mitarbeiter der Unter-
gangenen Monaten Höchstleistungen von allen               nehmen und Verbände unserer Branche und ihrer
Beteiligten und Betroffenen in und außerhalb der          Technologie- und Bildungspartner. Auf das Ergeb-
unterschiedlichen gut beraten-Gremien. Konzepte           nis kann die Branche stolz sein und mit aller Be-
mussten entwickelt, Lernplattformen und Perso-            scheidenheit sagen: gut beraten ist uns gut geraten.
nalverwaltungssysteme mussten gut beraten-fit
gemacht, Schnittstellen geschaffen werden. Alle
Weiterbildungsangebote mussten geprüft, Beschrei-
bungen und Unterlagen überarbeitet werden. Neue
Weiterbildungsangebote mussten entwickelt, neue
Methoden eingeführt und erprobt werden.

Dass in einem Projekt mit dieser Tragweite und
Komplexität nicht alles planmäßig und glatt
läuft, ist nicht unwahrscheinlich. Aber für unsere
Branche­sind zwei Dinge typisch: Zum einen gro-
ßes Engagement für eine gute Sache über Unter­
nehmensgrenzen hinaus. Zum anderen arbeitet
man so gut und vertrauensvoll zusammen, dass
man sich auch mal Luft machen kann, wenn das
Engagement in solchen Projekten an die Belas-             oben gut beraten ist das Ergebnis zahlreicher arbeitsin-
                                                          tensiver Gremien- und Arbeitsgruppen-Sitzungen.
tungsgrenze geht oder wichtige Meilensteine mit
aller Kraft erreicht werden müssen.
17

oben Die Arbeitsgruppe Anrechnungsregeln diskutiert die Besonderheiten elektronisch gestützter Lernformen und
deren Berücksichtigung im Regelwerk.

     Die Arbeitsgruppe Anrechnungsregeln

    Folgende Unternehmen und Verbände haben               „ „SV SparkassenVersicherung
    sich an der Entwicklung der Anrechnungs­              „ „Verband Deutscher Versicherungsmakler
    regeln beteiligt:                                        e.V. (VDVM)
                                                          „ „ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerk-
    „ „Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG                   schaft, Bundesfachgruppe Versiche­r ungen
    „ „ARAG SE                                            „ „Volkswohl Bund Versicherungen
    „ „Arbeitgeberverband der Versicherungs­              „ „VOTUM Verband Unabhängiger
        unternehmen in Deutschland (AGV) e.V.                Finanzdienstleistungsunternehmen in
    „ „Barmenia Versicherungen                               Europa e.V.
    „ „Berufsbildungswerk der Deutschen                   „ „Westfälische Provinzial Versicherung AG
        Versicherungswirtschaft­(BWV) e.V.                „ „Württembergische Versicherung AG
    „ „Bundesverband der Assekuranz­                      „ „Zurich Gruppe Deutschland
        führungskräfte (VGA) e.V.                         „ „Ausschuss Expertenteam E-Learning
    „ „Bundesverband Deutscher Versicherungs-                des BWV (mittlerweile Expertenteam
        kaufleute (BVK) e.V.                                 Lernsysteme und Bildungstechnologien)
    „ „Central Krankenversicherung AG
    „ „Debeka Versicherungen                              Dabei wurden sie von folgenden Experten
    „ „DEVK Versicherungen                                beraten:
    „ „ERGO Versicherungsgruppe AG                        „ „Irmgard Frank, Bundesinstitut für
    „ „Gothaer Versicherung                                  Berufsbildung­ (BIBB)
    „ „HDI Vertriebs AG                                   „ „Dr. Ottmar Döring, Forschungsinstitut
    „ „HUK-COBURG                                            Betriebliche Bildung (f-bb) GmbH
    „ „Impuls Finanzmanagement AG                         „ „Dr. Reiner Will, ASSEKURATA
    „ „Itzehoer Versicherung                                 Assekuranz­Rating-Agentur GmbH
    „ „Lebensversicherung von 1871 a.G.
    „ „LVM Versicherung                                   Die wissenschaftliche Begleitung wurde
    „ „Mecklenburgische Versicherungsgruppe               geleistet von Prof. Dr. Klaus Breuer, Business
    „ „NÜRNBERGER Versicherungsgruppe                     Education; Gutenberg School of Management
    „ „R + V Allgemeine Versicherung AG                   and Economics; Johannes Gutenberg-Univer-
    „ „SIGNAL IDUNA Gruppe                                sität Mainz.
    „ „Stuttgarter Lebensversicherung a.G.
18           gut beraten

oben Mona Kowalczyk, Leiterin der Geschäftsstelle gut beraten, berichtet zum aktuellen Projektstand.

                    Die Arbeitsgruppe Weiterbildungsdatenbank

                    Die Weiterbildungsdatenbank wurde kon­                 „ „Allianz
                    zipiert und entwickelt vom Gesamtverband               „ „AXA
                    der Deutschen Versicherungswirtschaft                  „ „Barmenia
                    (GDV Services GmbH) und dem BWV unter                  „ „Debeka
                    Mitwirkung folgender Unternehmen und                   „ „ERGO
                    Verbände:                                              „ „Gothaer
                                                                           „ „HUK-COBURG
                                                                           „ „LVM
                                                                           „ „NÜRNBERGER
                                                                           „ „Provinzial Rheinland
                                                                           „ „R + V
                                                                           „ „SIGNAL IDUNA Gruppe
                                                                           „ „SV SparkassenVersicherung
                                                                           „ „Verband öffentlicher Versicherer
                                                                           „ „Württembergische
19

oben Die Arbeit in den Gremien war ebenso intensiv wie vertrauensvoll.

     Der Ausschuss Qualitätssicherung Weiterbildung der Versicherungsvermittler

     Der Ausschuss hatte im Projekt Beratungs-             Vertreter der Vermittlerverbände
     funktion bei der Entwicklung der Regeln               „ „Sandra Albrot, Bundesverband Deutscher
     zur Anrechnung, Akkreditierung und                        Versicherungskaufleute (BVK) e.V.
     Qua­­litätssicherung. Er akkreditiert externe         „ „Martin Klein, VOTUM Verband
     Bildungs­anbieter und stellt die regel­kon­               Unabhängiger­ Finanzdienstleistungs-
     forme Anwendung der Regelwerke sicher.                    Unternehmen in Europa e.V.
                                                           „ „Wolfgang Kühn, Bundesverband der
     Unabhängige Experten                                      Assekuranz­führungskräfte (VGA) e.V.
     „ „Prof. Dr. Matthias Beenken, Fach­                  „ „Karl-Heinz Mau, ver.di – Vereinte
        hochschule Dortmund                                    Dienstleistungs­gewerkschaft
     „ „Dr. Ottmar Döring, Forschungsinstitut              „ „André Molter, Verband Deutscher
        Betriebliche Bildung (f-bb)                            Versicherungsmakler­e.V. (VDVM)
     „ „Irmgard Frank, Bundesinstitut für
        Berufsbildung­ (BiBB)                              Vertreter der freien Bildungsanbieter
     „ „Kai Probst, TÜV SÜD Akademie GmbH                  „ „Marcel Dübner, inside Unternehmens-
        (bis Dezember 2013)                                    gruppe
     „ „Dr. Rainer Will, ASSEKURATA                        „ „Ulrike Hanisch, Campus Institut
        Assekuranz­Rating-Agentur GmbH                     „ „Stefan Kiebler, Sparkassenakademie
                                                               Bayern
     Vertreter aus Versicherungs­                          „ „Norbert Lamers, Deutsche Makler
     unternehmen                                               Akademie­
     „ „Dr. Diana Ahrens, HDI Vertriebs AG                 „ „Ronny Schröpfer, Deutsche
     „ „Manfred Janhsen, Barmenia Ver­                         Versicherungs­akademie (DVA) GmbH
        sicherungen
     „ „Jobst Krumhoff, Allianz Beratungs-
        und Vertriebs-AG
     „ „Dr. Manuela von Göler, Verband
        öffentlicher­ Versicherer
     „ „Andreas Wesselmann-van-Evert,
        LVM Versicherung
20   bildungspolitik · Aktivitäten auf nationaler und auf europäischen Ebene

                                                       diese seite Die beiden Sachverständigen
                                                       Sascha Fauler, Arbeitgeberseite, und Karl-Heinz Mau,
                                                       Arbeitnehmerseite, blicken auf die erfolgreiche
                                                       Teilnovellierung der Kaufleute für Versicherungen
                                                       und Finanzen zurück. Zug um Zug wurden in
                                                       zahlreichen Sitzungen Inhalte angepasst, Wahl­
                                                       bauqualifikationseinheiten überarbeitet, ein neuer
                                                       Beobachtungs- und Bewertungsbogen sowie
                                                       eine Checkliste für die Prüfung der Komplexität einer
                                                       betrieblichen Fachaufgabe erstellt.
TEILNOVELLIERUNG KAUFMANN/KAUFFRAU                                                                            21
FÜR VERSICHERUNGEN UND FINANZEN

Ein guter Schachzug
interview · Andrea Lueg   fotos · Claus Uhlendorf

Die Ausbildung für Kaufleute für Versicherungen und Finanzen
wird modernisiert

Die Versicherungslandschaft von heute verändert sich ständig: Es gibt neue politische
und rechtliche Rahmenbedingungen, neue Produkte, und auch die Kunden erwarten
mehr und Neues. All das muss natürlich auch in der Ausbildung vermittelt wer­den­,
denn die Auszubildenden von heute sind schließlich die Kaufleute für Versiche­r un­gen­
und Finanzen von morgen. Zum 1. August 2014 tritt der modernisierte Ausbildungs­
beruf Kaufmann / Kauffrau für Versicherungen und Finanzen in Kraft.

Sascha Fauler von der DEVK und Karl-Heinz Mau          Finanzen scheinen für Außenstehende recht gering,
von ver.di saßen sich bei den Sitzungen zwar als       warum waren diese Änderungen dennoch nötig?
Verhandlungspartner wie am Schachbrett gegen-          SASCHA FAULER   Sie haben recht, wir haben nur ein
über, hatten aber eigentlich das gleiche Ziel: einen   bisschen an den Stellschrauben gedreht, die Grund-
klugen Zug auszuarbeiten. Wir haben sie in Köln        struktur des Ausbildungsberufs ist gleich geblie-
getroffen.                                             ben. Aber auch diese kleinen Veränderungen sind
                                                       bedeutungsvoll. Aus meiner Sicht ist ein Gewinn
Herr Fauler, Herr Mau, die Neuerungen bei der Be­      dieser Teilnovellierung, dass es in der Fachrichtung
rufsausbildung für Kaufleute für Versicherungen und    Finanzberatung jetzt echte Wahlmöglichkeiten­bei
22   bildungspolitik · Aktivitäten auf nationaler und auf europäischen Ebene

     oben Zwei Strategen, denen das Berufsbild Kaufleute für Versicherungen und Finanzen am Herzen liegt,
     sind sich einig: Die Berufsausbildung muss der Versicherungspraxis entsprechen.

     den Wahlqualifikationseinheiten gibt und dass             SASCHA FAULER     Wir haben zum Beispiel in der
     man versucht hat, die Ecken und Kanten, die bei           Fach­
                                                                   r ichtung Versicherungen die Wahlqualifi­
     der Neuordnung 2006 ganz natürlich entstanden             kationseinheit 7 »Vertrieb von Versicherungs­
     sind, rundzuschleifen.                                    produkten für Privatkunden« ersetzt durch einen­
     KARL-HEINZ MAU    Wir wollten das Berufsbild, das         neuen Baustein, der in der Praxis viel besser
     wir 2006 geschaffen haben, optimieren. Eine Er­           anwend­bar ist als bei der derzeitigen Struktur. Bei
     hebung, an der sich Vorstände, Personalleiter,            der bisherigen Ausbildungsordnung passte die
     Ausbildungsleiter und Ausbilder der Versiche-             Überschrift nicht zu den formulierten Lernzielen.
     rungswirtschaft sowie Berufsschullehrer und Ab-           Das hat dazu geführt, dass dieser Wahlbaustein zu
     solventen der Ausbildung beteiligten, hat gezeigt,        einer gewissen Verunsicherung in der Ausbildung
     dass die Berufsausbildung nicht in allen Bereichen        geführt hat.
     praxiskonform war. Da waren sich Arbeitgeber-             Mit der neuen Bezeichnung des Wahlbausteins –
     und Arbeitnehmerseite völlig einig.                       »Optimierung von Kundenbeziehungen und Ver-
                                                               sicherungsbeständen« – haben wir uns viel mehr an
     Da wollte also keiner den anderen schachmatt set­         der Praxis, an dem, was Auszubildende wirklich in
     zen. Was waren denn für Sie jeweils die wichtigsten       ihrer Ausbildung machen können, orientiert und
     Änderungen?                                               im Grunde so einen Universalbaustein geschaffen,
23

oben Vor allem in der Fachrichtung Finanzberatung gab es zahlreiche Anpassungen. Der neue Pflichtbereich
deckt die Inhalte zur Anlage in Finanzprodukten ab, und in den Wahlqualifikationseinheiten gibt es nun auch eine
echte Wahlmöglichkeit.

Wir wollten das Berufsbild,                                  wirklich eine Auswahl ist. Jetzt kann man zwei aus
                                                             vier Bausteinen wählen, ich denke, das ist auch für
das wir 2006 geschaffen                                      die Auszubildenden attraktiver und sinnvoller.
haben, optimieren. Da waren                                  SASCHA FAULER     Bei dem neuen mündlichen Prü-
                                                             fungsteil der Verordnung 2006, dem »Fallbezo-
sich Arbeitgeber- und Arbeit-                                genen Fachgespräch«, gab es eine sehr heterogene
nehmerseite völlig einig.                                    Gestaltung des Gesprächs, das hat sich bei der Eva-
                                                             luation gezeigt. Da haben wir uns mehr Objektivi-
                                                             tät gewünscht. Aus diesem Grund haben wir für
den man im Innendienst, wie auch im Außendienst              dieses Gespräch einen neuen Beobachtungs- und
anwenden kann, bei Ausschließlichkeitsvertretern,            Bewertungsbogen in Zusammenarbeit mit dem
Maklern, Mehrfachagenten – so eine Art Joker ist             Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb)
das aus meiner Sicht geworden.                               entwickelt.
KARL-HEINZ MAU    Für uns war es wichtig, die Ausbil-        Ein zweites Instrument, das wir neu geschaffen ha-
dung im Finanzbereich zu verändern, weil es in der           ben ist eine Checkliste, mit deren Hilfe Ausbilder
Vergangenheit bei den einzelnen Bausteinen nur die           und Auszubildende prüfen können, ob Themen für
Wahlmöglichkeit zwei aus zwei gab, was ja nicht              Reporte komplexe Fachaufgaben behandeln und
24   Teilnovellierung Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen

     somit für das Fallbezogene Fachgespräch geeignet            Prüfer müssen sich umstellen. Denn bei der Eva-
     sind.                                                       luierung wurde festgestellt, dass häufig noch nach
                                                                 altem­Usus geprüft wurde und nicht nach den
     Bedeutet die Teilnovellierung für die ausbildenden          neuen­Richtlinien. Das führte dann zum Bei­spiel­
     Unternehmen eine große Umstellung?                          dazu, dass Fachgespräche eigentlich zu Fachprü-
     KARL-HEINZ   MAU   Eigentlich nicht. Für die Ver­           fungen wurden, obwohl sie das gar nicht sollen,
     sicherungsunternehmen ist es ein Gewinn, da                 sondern es geht ja darum, dass man die Dinge­, die
     ihre Auszubildenden mehr Wahlmöglich­keiten bei             man getan­hat, erläutert und mögliche Alternativen
     der Prüfung haben. Was aber viel wichtiger ist: Die         aufzeigt und die Ergebnisse reflektiert.

     unten Wenngleich sich Prüfer umstellen müssen, ist sich Karl-Heinz Mau sicher, dass aus der Teilnovellierung alle
     als Gewinner hervorgehen werden.
25

oben Sascha Fauler erklärt, wie wichtig Bestand und Erneuerung für die Ausbildung in der betrieblichen Praxis sind.

In den Prüfungen hat man früher nur das Wissen abgefragt.
Heute werden neben Fachkompetenz auch soziale, methodische
und individuelle Kompetenzen geprüft.

Sind solche Teilnovellierungen von Berufen eigent­          KARL-HEINZ MAU    Ich finde es auch eher positiv, dass
lich häufiger geworden oder hat sich das nicht ver­         wir ein Berufsbild haben, das seit 1973 Bestan­d
ändert?                                                     hat. Und ich denke, da sind wir einfach ein biss-
SASCHA FAULER     Wenn wir jetzt mal auf unsere             chen schneller als andere Branchen. Wenn ich die
Branche schauen: Anfang der 70er-Jahre entstand             Banken­anschaue, die haben noch ein Uralt-Be-
die Ausbildungsordnung, die wurde dann 1977                 rufsbild, da tut sich gar nichts. Andere Branchen
überarbeitet und hatte Bestand bis 1996, da gab es          wiede­r um haben die Berufe angepasst, manchmal
eine neue Ausbildungsordnung 2002, dann 2006                erkennt man die Bezeichnungen ja gar nicht wieder.
wieder eine richtige Neuordnung der Ausbildung.
Und die wird jetzt eben noch mal modernisiert.              Haben Sie eigentlich selbst auch diese Ausbildung
Das ist für unsere Branche gar nicht so etwas Au-           absolviert?
ßergewöhnliches, für andere Branchen ist es etwas           SASCHA FAULER     Ich bin Versicherungskaufmann
Besonderes.                                                 nach der Ausbildungsordnung aus den 70er-Jahren.
Ich finde es sehr gut, dass das vom BWV Bildungs-           Es ist heute eine ganz andere Ausbildung. Wenn
verband so eng begleitet wird, das ist nicht in jeder       ich das reflektiere, was ich damals gemacht habe
Branche so.                                                 und was mir beigebracht wurde, dann war das sehr
26   Teilnovellierung Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen

     oben  Zufriedene Sozialpartner am Ende einer aufwendigen Teilnovellierung.

     instruktiv­angelegt. Das passte auch in die dama-          der Bereiche in der Ausbildung im Blick, bei denen
     lige Zeit. Das Gute war eine große Beständigkeit,          Sie gerne noch ein paar Züge machen möchten?
     sodass ich von einmal erlerntem Wissen lange               KARL-HEINZ MAU    Wir werden sicher nicht gleich die
     profitie­ren konnte. Gleichzeitig war es eine sehr         nächste Partie eröffnen (lacht). Aber wir begleiten
     verwaltende, innendienstorientierte Ausbildung.            weiter die Entwicklung des Berufsbilds in der Pra-
     Heute ist, egal ob ich im Innendienst oder Außen­          xis, und daraus erfährt man dann ja auch, wo man
     dienst eingesetzt bin, der Vertriebsaspekt viel            eventuell nochmal nachjustieren muss. In fünf bis
     stärker, ist der Umgang mit Kunden, bei Bera-              sechs Jahren können wir noch einmal über eine
     tungs- und Verkaufsgesprächen viel mehr in den             Teilnovellierung nachdenken. Ich hoffe es nicht –
     Mittelpunkt gerückt.                                       aber schauen wir mal.
     Und in den Prüfungen hat man früher nur das                SASCHA FAULER     Es ist ein Prozess, der niemals en-
     Wissen abgefragt. Heute werden neben der Fach­             det und der in Schleifen immer weitergeht und das
     kompetenz, die die Basis für jedes Handeln ist,            ist auch richtig so, sonst könnten wir nicht aktuell
     auch soziale, methodische und individuelle Kom-            bleiben.
     petenzen geprüft.

     Räumen Sie jetzt das Spielbrett erstmal beiseite,
     machen drei Kreuze und sind froh, wenn die Verord­
     nung in Kraft getreten ist, oder haben Sie schon wie­
27

     Ausbildung für Kaufleute für Versicherungen und Finanzen

     Das Berufsbildungswerk der Deutschen                     das Berufsbild wurde 2011 evaluiert! Die
     Versicherungswirtschaft (BWV) e.V. hat den               Ergebnisse sollten Aufschluss darüber geben,
     Anspruch, die Aktualität und die Qualität                ob das neue Berufsbild den hohen Erwar­
     der beruflichen Erstausbildung stets auf sehr            tungen gerecht wird und ob es die Akzeptanz
     hohem Niveau zu halten. Aus diesem Grund                 der Akteure in der Praxis gefunden hat.
     wurden zum Zwecke der Qualitätssicherung
     die bei der Neuordnung eingesetzten Metho-               Als Ergebnis wurde eine Teilnovellierung
     den, die Konzeption und die Implementie-                 beschlossen, die nun am 1. August 2014 in
     rungsstrategie auf den Prüfstand gestellt –              Kraft tritt.

     Die wichtigsten Änderungen im Überblick­:

     In der Fachrichtung Versicherung                         In der Fachrichtung Finanzberatung
     „ „Werden aus sieben nun acht Wahl­                      „ „Gibt es jetzt vier Wahlbausteine statt wie
         bausteine.                                                 zuvor zwei.
     „ „Neu ist der Wahlbaustein »Schaden­                    „ „Der bisherige Pflichtbaustein »Private Im-
         service und Leistungsmanagement«.                          mobilienfinanzierung und Versicherun-
     „ „Änderungen und neue Titel gibt es in drei                   gen« wird einer der vier Wahlbausteine.
         weiteren Wahlbausteinen:                             „ „Neuer Pflichtbaustein und damit Teil der
         »Kunden­gewinnung und Bestandsausbau«,                     schriftlichen Prüfung wird »Anlage in
         »Steuerung und Verkaufsförderung in der                    Finanzprodukte«.
         Vertriebseinheit«,                                   „ „Die zwei weiteren neuen Wahlbausteine:
         »Optimierung von Kundenbeziehungen                         »Finanzierungsberatung von gewerbli-
         und Versicherungsbeständen«.                               chen Kunden«,
                                                                    »Optimierung von Finanzproduktbestän-
                                                                    den der Kunden«.

Informationen zu Sascha Fauler und Karl-Heinz Mau

Sascha Fauler
(DEVK Versicherungen in Köln)

 S achverständiger Arbeitgeberseite bei der Teil­n ovellierung. In diesem Zusammenhang
   – Referent bei einem Forum beim Bildungskongress 2013 zur Teilnovellierung
   – Referent bei den Informationsveranstaltungen in 2014
 M itglied im Expertenteam BIBER (Bildungsmanagement Berufliche Erstausbildung und Fortbildung in der
   Versicherungswirtschaft)
 M itautor der Broschüre »Erläuterungen zur Verordnung über die Berufsausbildung – Kaufmann/Kauffrau
   für Versicherungen und Finanzen«
 O rganisation und Durchführung von Foren bei verschiedenen Bildungskongressen

Karl-Heinz Mau
(Debeka Versicherungen in Neu Wulmstorf)

 S achverständiger Arbeitnehmerseite bei der Teil­n ovellierung
 Vertreter der Arbeitnehmerseite im regelmäßigen Dialog »BWV und Verbände zur Vermittlerqualifikation«
28   bildungspolitik · Aktivitäten auf nationaler und auf europäischen Ebene
U N T E R W E G S I N F R E M D E N V E R S I C H E R U N G S K U LT U R E N                               29

Unterwegs in fremden
Versicherungskulturen
interview · Andrea Lueg   fotos · Claus Uhlendorf

Angehende Kaufleute für Versicherungen und Finanzen absolvieren
einen Teil ihrer Ausbildung in Dänemark

Ein Semester im Ausland, das gehört bei einem Hochschulstudium heute fast schon
zum Standard. Aber als Kaufmann oder Kauffrau für Versicherungen und Finanzen mal
in ein ausländisches Unternehmen reinzuschnuppern – das ist eher die Ausnahme.
Gründe dafür gibt es viele: Die Berufsbildungssysteme sind innerhalb Europas aus­ge­
sprochen vielfältig, der Vergleich ist daher schwierig. Für die Unternehmen entstehen
organisa­tori­scher Aufwand und Kosten. Und gerade bei den Kaufleuten für Versiche­
rungen und Finanzen muss die Kommunikation in der Fremdsprache reibungslos
verlaufen, um ein erfolgreiches Praktikum zu absolvieren, sodass Sprachbarrieren
besonders hinderlich sind.

All diesen Hürden stehen aber auch enorme Vorteile gegenüber. Denn nur wer sich
einmal auf eine andere Kultur einlässt kann interkulturelle Kompetenz entwickeln und
dabei gleich Kontakte zu potenziellen Geschäftspartnern knüpfen. Gerade junge Men­
schen können in einem anderen Arbeitsumfeld nicht nur viel Fachliches lernen, sondern
auch in der persönlichen Entwicklung einen Sprung nach vorn machen. Und nicht
zuletzt wird eine Ausbildung durch den Blick über den deutschen Tellerrand deutlich
attraktiver.

links Fremdes kennenlernen und dabei wachsen: 10 Auszubildende haben während eines Pilotprojekts des BWV
Verbands dänische Versicherungsluft geschnuppert und den Ausbildungsalltag dort erfahren.
30   Unterwegs in fremden Versicherungskulturen

     Mit dem Ziel, solche Kompetenzfördermöglichkeiten genau unter die Lupe zu nehmen,
     hat der BWV Bildungsverband im vergangenen Jahr in einem Pilotprojekt Auszubil­dende
     für drei Wochen nach Dänemark geschickt. Mit im Boot: drei deutsche und fünf dänische
     Versicherungsunternehmen, die deutsche Berufsschule und die dänische Versicherungs­
     akademie. Der BWV Bildungsverband hat mit den drei Auslands­erfahrenen Constanze
     Toplansky, Serhan Berk und Julika Salb, Projektleiterin Vesna Kranjčec-Sang und der
     Ausbildungs­leiterin der Munich Re, Michaela Schindler gesprochen.

     Julika, Constanze und Serhan, sprechen Sie Dänisch?      SERHAN BERK   Zu kämpfen eigentlich nicht, aber
     Nein, da hatten wir auch zunächst Bedenken bei           was wirklich auffiel war der unterschiedliche Klei-
     dem Austauschprogramm, weil wir alle natürlich           dungsstil in den Büros. Während wir ja in der Regel
     kein Dänisch sprechen. Aber die Verständigung            recht förmlich gekleidet sind, haben in Dänemark
     klappte sehr gut auf Englisch, und das ist da auch       die Mitarbeiter im Sommer auch schon mal kurze
     in der Versicherungsbranche eine gängige Sprache.        Hosen an und tragen Flipflops.
                                                              JULIKA SALB   Wir haben natürlich dort vor Ort
     Mit der Sprache klappte es also, aber gab es kulturel­   auch Deutschland repräsentiert und sind nicht
     le Unterschiede, mit denen Sie zu kämpfen hatten?        im ­M inirock rumgelaufen, aber es war schon sehr

     unten Die »Austausch-Azubis« bei einem Nachtreffen: Hauptgesprächspunkt – welche Erfahrungen konnten bereits
     in die betriebliche Praxis umgesetzt werden und was funktioniert nicht.
31

Es war schon sehr
interessant, die andere Art
des Umgangs miteinander
zu sehen.

­interessant, die andere Art des Umgangs dort zu
sehen, auch wie Chefs und Mitarbeiter miteinan-
der umgingen, alle duzen sich, sind sehr locker,
alle sind in einem Großraumbüro zusammen. Wir
hatten das Gefühl, die Dänen arbeiten mehr um zu
leben und in Deutschland lebt man schon hin und
wieder mehr um zu arbeiten. Unsere dänischen
Kollegen waren auch sehr nett zu uns, hilfsbereit,
wir haben Mittag gegessen mit dem Leiter des Un-
ternehmens, es ging sehr locker zu.

Das klingt sehr angenehm, aber die dänischen Un­
ternehmen wollen doch sicher genau wie die deut­
schen auch gute Geschäfte machen?
JULIKA SALB   Uns ist schon aufgefallen, dass sie
zwar sehr locker mit der Arbeit umgehen, aller-
dings hängen bei allen Versicherungen Monitore
im Büro, wo man ablesen kann, wer wie viele Ver-
sicherungen verkauft hat, was für uns als Deutsche
Konkurrenzdruck hervorrufen würde. Dort war
es aber eher so gedacht, dass der Schlechteste in
diesem Verkaufsranking sich dann an den Besten
wenden kann, um von ihm Tipps zu bekommen:
wie kann ich besser werden. Da sieht man ein-
fach auch noch mal die unterschiedliche Heran­
gehensweise. Natürlich wollen die dänischen
Kollegen­auch möglichst viel verkaufen, genau wie
wir, sie haben eben nur andere Methoden dafür.
Wir konnten auch beobachten, wie unterschiedlich
die das angingen, also eine kleinere Versicherung,
bei der ich beispielsweise war, die hatten ein ganz   oben Es wird fleißig diskutiert, ob die deutsche Mentalität
                                                      manch sinnvolle dänische Arbeitsmethode überhaupt zulässt.
anderes Marketing als die größeren. Die kleinere
32   Unterwegs in fremden Versicherungskulturen

     oben Azubis sind vom Teamgeist in Dänemark beeindruckt.

     Ich hatte auch den Eindruck, dass uns die dänischen
     Unternehmen­in Sachen Technik ziemlich voraus sind.

     war eher auf die »einfacheren Leute« fokussiert­und       meine Prämie sein, ist das ein Hochwassergebiet?
     hat ihr Marketing entsprechend ausgerichtet.              Das fand ich spannend. Also die Verbindung zwi-
     CONSTANZE TOPLANSKY     Ich fand sehr interessant,        schen Erfahrung, Technik und der Umgang mit den
     wie sie mit Naturkatastrophen umgehen. Also               Schäden, die dann entstehen.
     man hatte dort sehr klare Strukturen, wie damit           SERHAN BERK   Ich hatte auch den Eindruck, dass uns
     um­gegangen wird, wenn eine Katastrophe sich er-          die dänischen Unternehmen in Sachen Technik
     eignet, wenn sie gemeldet wird und wie dann die           ziemlich voraus sind. Die benutzen zum Beispiel
     Schadenregulierung abläuft. Und ich denke, dass           Videokonferenzen, die wir jetzt nur untereinander
     man da in Deutschland, wenn man zum Beispiel              im Unternehmen einsetzen, auch zur Kommuni-
     an das Hochwasser im vergangenen Jahr denkt,              kation mit den Kunden. Das wird bei uns erst in
     dazulernen kann. Sehr spannend fand ich, dass sie         Projekten ausprobiert und das ist bei denen schon
     alle eine App hatten, die sie auch an ihre Kunden         in die Praxis umgesetzt, und es ist natürlich auch
     weitergeben konnten, mit der man eine Gefahren-           interessant, das zu sehen.
     situation gleich einschätzen kann. Zum Beispiel:
     Ich will mir an einer bestimmten Stelle ein Haus          Frau Schindler, warum hat sich die Munich Re an
     bauen. Wie gefährlich ist es da, wie hoch wird dann       dem Projekt beteiligt?
33

oben Bei allen Auszubildenden hat sich durch das Projekt das Interesse an internationalen Themen verstärkt,
insbesondere den Auszubildenden der Munich Re gefällt es, bereits während der Ausbildung ein Netzwerk
persönlicher Kontakte mit ihren späteren Kunden knüpfen zu können.

MICHAELA SCHINDLER     Wir sind ein global agieren-         takte, auch persönliche Kontakte zu knüpfen, die
des Unternehmen, für uns ist der Austausch mit              dann später auch beim geschäftlichen Arbeiten hier
anderen Ländern und Kulturen ein sehr wichtiger             aus München heraus nützlich sind. Sich ein Netz-
Arbeitsbestandteil. Das war ein Grund, warum                werk aufzubauen, aber auch vor Ort zu sehen, wie
wir gleich sehr begeistert davon waren und da               wird dort gearbeitet, welche Personen arbeiten da,
wir insbesondere auch mit Dänemark Kundenbe-                all diese Dinge, die neben dem Fachlich-Inhaltli-
ziehungen unterhalten, war es für uns sehr inte-            chen das Arbeiten prägen.
ressant.
                                                            Was haben die Teilnehmer fachlich dazugelernt?
Was kann ein Auszubildender innerhalb drei Wo­              MICHAELA SCHINDLER      Ein gutes Verständnis, das
chen in Däne­mark lernen?                                   nicht weltweit alles gleich ist, das ist schon mal
MICHAELA SCHINDLER     In diesem Fall war es so: Für        das Wichtigste. Dass es nicht nur andere Länder,
uns als Rückversicherer ist der Erstversicherer ja          an­dere Sitten, sondern auch andere Gesetze, an-
Kunde, also auch unser Kunde in Dänemark ist                dere Versicherungspolicen, andere Versicherungs­
Erstversicherer und die Möglichkeit vor Ort beim            produkte gibt, das ist schon mal ein erheblicher
Kunden zu sein ist natürlich großartig, dort Kon-           Mehrwert.

Es war ein sehr lohnendes Projekt, weil man nicht früh genug anfangen
kann, internationale Beziehungen und Kontakte aufzubauen.
34   Unterwegs in fremden Versicherungskulturen

     oben Alle Beteiligten sind sich einig: Die eigenen vier Wände verlassen und einen Blick über den Tellerrand zu
     werfen, davon profitiert jeder Einzelne im Arbeitsleben. Sicherlich kann dies in Zukunft auch zum entscheidenden
     Wettbewerbsvorteil um die besten Schulabsolventen werden.

     Ich denke, dass es ein sehr wichtiges Instrument ist        mal, wie der so tickt. Und man sollte auch nicht den
     für junge Menschen innerhalb Europas, zu sehen,             Effekt des Austausches unter den Unternehmen
     wie wird in anderen Ländern gearbeitet, welche              unterschätzen, also unter den drei Unternehmen,
     Qualifikationen haben die Mitarbeiter. Gerade das           die am Projekt teilgenommen haben.
     Thema Ausbildung, wofür Deutschland vom Aus-
     land häufig bewundert wird, auch das zu erfahren,           Julika, Serhan und Constanze, wie war das aus Ihrer
     dass das durchaus nicht Standard ist, sondern dass          Sicht mit den Erfahrungen?
     die wenigsten Länder über solche Modelle verfü-             JULIKA   SALB   In einem international agierenden
     gen. Und ein Grund für den Austausch war ja auch,           Unternehmen wie der Munich Re finde ich es eine
     dass Dänemark ein ähnliches Modell der dualen Be-           Wahnsinnserfahrung. Wir müssen in diesem Un-
     rufsausbildung für Kaufleute für Versicherungen             ternehmen besonders gut mit unterschiedlichen
     und Finanzen hat.                                           Kulturen, mit unterschiedlichen Kunden aus China,
     CONSTANZE TOPLANSKY      Der persönliche Austausch          USA, Europa umgehen können, und überall ticken
     mit den dänischen Austausch-Auszubildenden                  sie ein bisschen anders. Und da war es eine besonders
     war sehr wichtig. Aber auch das Fachliche. Ich bin          wertvolle Erfahrung, das mal aktiv kennenzulernen
     seither dann zum Industrieversicherer der Allianz           und nicht nur in der Theorie, weil man es sich nicht
     gewechselt, der sehr international ausgerichtet             wirklich vorstellen kann, wenn man es nicht erlebt
     ist. Aber ich merke auch in der täglichen Arbeit,           hat. Da haben wir uns auch drüber ausgetauscht und
     ich bin offener geworden. Wenn zum Beispiel je-             waren uns einig: Das war die wertvollste Erfahrung.
     mand anruft und sagt: Ich will etwas versichern in
     Botswana­, dann denk ich nicht mehr, oh Schreck,            Frau Schindler, die Abstimmung und Vorbereitung
     Botswana, wie soll ich jetzt mit dem reden? Son-            für einen solchen Austausch kostet einiges an Arbeit.
     dern, ich denke: Ok, Botswana, schauen wir doch             Hat sich der Aufwand gelohnt?
35

MICHAELA SCHINDLER      Absolut, es war ein sehr loh-        Hatten Sie damit gerechnet, dass die Nachfrage un­
nendes Projekt! Wir hätten es auch gern fest im-             ter den Azubis so groß sein würde?
plementiert und jedes Jahr durchgeführt, weil man            VESNA KRANJČEC-SANG      Einige Unternehmen hatten
aus unserer Sicht nicht früh genug anfangen kann,            Bedenken angemeldet, weil Jugendliche heute in
diese internationalen Beziehungen und Kontakte               der Regel ohnehin schon viel im Ausland unter-
aufzubauen, und weil jeder Mitarbeiter, der die              wegs seien, aber die Erfahrung hat eben gezeigt,
persönlichen Kontakte hat, dann auch anders mit              dass alle Azubis der drei teilnehmenden Unterneh-
dem internationalen Kunden umgeht, wenn er hier              men unbedingt mitmachen wollten.
von München aus agiert.
                                                             Können sich Unternehmen, die nun vielleicht auf
Wird die Ausbildung durch solche Maßnahmen at­               den Geschmack gekommen sind, bei Ihnen Rat holen
traktiver?                                                   für einen solchen Austausch?
MICHAELA SCHINDLER       Auf jeden Fall. Es ist ja so,       VESNA KRANJČEC-SANG       Auf jeden Fall, wir teilen
dass der Ausbildungsberuf in der Versicherungs-              sehr gern unsere Erfahrungen, die guten wie die
wirtschaft nicht so an erster Stelle steht, und da           schlechten, wobei die guten ganz klar überwie-
merke ich jetzt schon, dass genau diese Interna-             gen. Durch unsere Unterstützung lässt sich der
tionalität sehr gut ankommt bei jungen Leuten,               orga­nisatorische Aufwand sicher auch verringern.
und letzten Endes ist das ein Wettbewerbsvorteil,            Wir freuen uns auch sehr, dass wir ein qualitativ
wenn man sagen kann: Wir bieten das auch in der              hochwertiges Projekt durchführen konnten und
Ausbildung schon an.                                         dafür von der Europäischen Agentur für Bildung
                                                             als Good-Practice Mobilitätsprojekt ausgezeichnet
Vesna Kranjčec-Sang, Sie haben das Projekt für den          wurden.
BWV Bildungsverband geleitet, welche Vorausset­
zungen müssen für ein solches Projekt erfüllt sein?          Serhan, Constanze und Julika, sind Sie als Azubis
VESNA KRANJČEC-SANG      Die wichtigsten Vorausset-         noch in Kontakt mit Dänemark?
zungen sind die verlässlichen Partner im Ausland,            SERHAN BERK        Wir sind noch im Kontakt mit den
eine gute Abstimmung der Inhalte, die im Ausland             dänischen Azubis und auch deren Ausbildern von
vermittelt werden sollen, damit tatsächlich ein              der Akademie und fragen nach, wie zum Beispiel
Mehrwert generiert wird. Das Programm sollte auf             die Prüfungen laufen.
jeden Fall eine gute Mischung haben aus fachlichen,          JULIKA SALB       Und wenn die Dänen mal zur Wies’n
sozialen und methodischen Elementen, die vermit-             vorbeikommen wollen, sind sie natürlich will­
telt werden. Unsere Evaluationsergebnisse haben ge-          kommen.
zeigt, dass uns das im Pilotprojekt gut gelungen ist.

Constanze Toplansky, im 3. Ausbildungsjahr bei der Allianz Deutschland AG,
Serhan Berk, 3. Ausbildungsjahr bei der ERGO Versicherungsgruppe AG und
Julika Salb, im 2. Ausbildungsjahr bei der Munich Re haben 2013 am Austausch
mit Dänemark teilgenommen.

Die beteiligten Versicherungsunternehmen auf deutscher Seite waren die
ERGO, die Allianz und die Munich Re. Projekt­p artner aus der dänischen Ver-
sicherungswirtschaft waren Alka Forsikring, Alm Brand, Codan Forsikring,
Topdanmark, Tryg Forsikring. Die Berufsschule München und die dänische­
Forsikringsakademiet machten ebenfalls mit.

Finanziert wurde das Projekt aus EU-Mitteln des LEONARDO-Programms und
von den beteiligten Unternehmen.
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