Geschichte und Region/Storia e regione - Studentische Gewalt / Violenza studentesca (1914-1945)
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Geschichte und Region/Storia e regione 28. Jahrgang, 2019, Heft 1 – anno XXVIII, 2019, n. 1 Studentische Gewalt / Violenza studentesca (1914–1945) herausgegeben von / a cura di Martin Göllnitz und / e Matteo Millan Innsbruck Wien Bozen/Bolzano
Ein Projekt/un progetto der Arbeitsgruppe/del Gruppo di ricerca „Geschichte und Region/Storia e regione“ Herausgeber/a cura di: Arbeitsgruppe/Gruppo di ricerca „Geschichte und Region/ Storia e regione“, Südtiroler Landesarchiv/Archivio provinciale di Bolzano und/e Kompetenz- zentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen/Centro di competenza Storia regio- nale della Libera Università di Bolzano. Geschichte und Region/Storia e regione is a peer reviewed journal. Redaktion/redazione: Andrea Bonoldi, Francesca Brunet, Siglinde Clementi, Andrea Di Michele, Ellinor Forster, Florian Huber, Stefan Lechner, Hannes Obermair, Gustav Pfeifer, Karlo Ruzicic-Kessler, Martina Salvante, Philipp Tolloi. Geschäftsführend/direzione: Michaela Oberhuber Redaktionsanschrift/indirizzo della redazione: Geschichte und Region/Storia e regione, via Armando-Diaz-Str. 8b, I-39100 Bozen/Bolzano, Tel. + 39 0471 411972, Fax +39 0471 411969 E-mail: info@geschichteundregion.eu; web: geschichteundregion.eu; storiaeregione.eu Korrespondenten/corrispondenti: Giuseppe Albertoni, Trento · Thomas Albrich, Innsbruck · Helmut Alexander, Innsbruck · Agostino Amantia, Belluno · Marco Bellabarba, Trento · Laurence Cole, Salzburg · Emanuele Curzel, Trento · Elisabeth Dietrich-Daum, Innsbruck · Alessio Fornasin, Udine · Joachim Gatterer, Innsbruck · Thomas Götz, Regensburg · Paola Guglielmotti, Genova · Maria Heidegger, Innsbruck · Hans Heiss, Brixen · Martin Kofler, Lienz · Margareth Lan- zinger, Wien · Werner Matt, Dornbirn · Wolfgang Meixner, Innsbruck · Luca Mocarelli, Milano · Cecilia Nubola, Trento · Tullio Omezzoli, Aosta · Luciana Palla, Belluno · Eva Pfanzelter, Innsbruck · Luigi Provero, Torino · Reinhard Stauber, Klagenfurt · Gerald Steinacher, Lincoln/Nebraska · Rodolfo Taiani, Trento · Michael Wedekind, München · Rolf Wörsdörfer, Darmstadt/Regensburg Presserechtlich verantwortlich/direttore responsabile: Günther Pallaver Titel-Nr. STV 4036 ISSN 1121-0303 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeich- net diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2019 by StudienVerlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck E-mail: order@studienverlag.at; Internet: www.studienverlag.at Geschichte und Region/Storia e regione erscheint zweimal jährlich/esce due volte l’anno. Einzelnummer/singolo fascicolo: Euro 30,00 (zuzügl. Versand/più spese di spedizione), Abonnement/ abbonamento annuo (2 Hefte/numeri): Euro 42,00 (Abonnementpreis inkl. MwSt. und zuzügl. Versand/IVA incl., più spese di spedizione). Alle Bezugspreise und Versandkosten unterliegen der Preisbindung. Abbestellungen müssen spätestens 3 Monate vor Ende des Kalenderjahres schriftlich erfolgen. Gli abbonamenti vanno disdetti tre mesi prima della fine dell’anno solare. Aboservice/servizio abbonamenti: Tel.: +43 (0)512 395045 23; Fax: +43 (0)512 395045 15 E-Mail: aboservice@studienverlag.at Layout: Fotolitho Lana Service; Umschlaggestaltung/copertina: Dall’Ò&Freunde. Umschlagsbild/foto di copertina: Disegno di Enrico Mercatali. In: Libro e Moschetto, settimanale dei Gruppi Universitari Fascisti, Milano, IX, 11, 9 marzo 1935, p. 3; Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 47, Nr. 1092, Protestankündigung der Kieler Studierenden, 1930. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. È vietata la ripro- duzione, anche parziale, con qualsiasi mezzo effettuata, compresa la fotocopia, anche ad uso interno o didattico, non autorizzata. Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier. Stampato su carta ecologica. Gefördert von der Kulturabteilung des Landes Tirol. Pubblicato con il sostegno dell’ufficio cultura del Land Tirol. AUTONOME PROVINCIA PROVINZ AUTONOMA BOZEN DI BOLZANO SÜDTIROL ALTO ADIGE
Inhalt / Indice Editorial / Editoriale Studentische Gewalt / Violenza studentesca (1914–1945) Dmitar Tasić . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 The Macedonian Youth Secret Revolutionary Organization (MYSRO) 1922–1927: A New Moment in Macedonian Struggle Florian J. Schreiner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Die „Ausgelesenen“. Akademische Netzwerke und die Niederschlagung der Münchener Räterepublik 1919 Juliane Deinert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Studierende im Ausnahmezustand. Ausschreitungen an der Rostocker Universität vor und während der Machtergreifung der Nationalsozialisten Irene Bolzon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 La lunga durata dello squadrismo di confine. Comunità studentesche, società e pratiche della violenza a Trieste (1900–1945) Simone Duranti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 “Basta la sola camicia nera”. Propaganda e attività politica dei fascisti universitari trentini Forum Flaminia Bartolini . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Dealing with contested heritage. Contemporary art and the Fascist monument debate Rezensionen / Recensioni Maria Wirth/Andreas Reichl/Marcus Gräser (Hg.), 50 Jahre Johannes Kepler Universität Linz, Bd. 1: Eine „Hochschule neuen Stils“ Maria Wirth/Andreas Reichl/Marcus Gräser (Hg.), 50 Jahre Johannes Kepler Universität Linz, Bd. 2: Innovationsfelder in Forschung, Lehre und universitärem Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 (Stefan Paulus) Elisabeth Gruber/Andreas Weigl (Hg.), Stadt und Gewalt . . . . . . . . . . . . . . . 144 (Clemens Zimmermann) Siglinde Clementi, Körper, Selbst und Melancholie. Die Selbstzeugnisse des Landadeligen Osvaldo Ercole Trapp (1634–1710) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 (Michaela Hohkamp)
Miloš Řezník, Neuorientierung einer Elite. Aristokratie, Ständewesen und Loyalität in Galizien (1772–1795) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 (Elisabeth Lobenwein) Wolfgang Strobl, Zu Gast in Schluderbach. Georg Ploner, die Fremdenstation und die Anfänge des Tiroler Alpintourismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 (Hester Margreiter) Nicola Labanca/Oswald Überegger (a cura di), La guerra italo-austriaca (1915–18) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 (Martina Salvante) Maddalena Guiotto/Helmut Wohnout (a cura di)), Italien und Österreich im Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit / Italia e Austria nella Mitteleuropa tra le due guerre mondiali . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 (Giovanni Schininà) Roberta Pergher, Mussolini’s Nation-Empire: Sovereignty and Settlement in Italy’s Borderlands, 1922–1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 (Valeria Deplano) Thomas Casagrande, Südtiroler in der Waffen-SS. Vorbildliche Haltung, fanatische Überzeugung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 (Gerald J. Steinacher) Rolf Steininger, Toni Ebner (1918–1981). Südtiroler Politiker, Journalist, Unternehmer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 (Leo Hillebrand) Abstracts Autoren und Autorinnen / Autori e autrici
Editorial Editoriale In der internationalen Forschung ist La ricerca internazionale ha spes- häufig betont worden, dass es wei- so sottolineato come dopo la prima ten Teilen Europas nach dem Ersten guerra mondiale ampie aree d’Europa Weltkrieg nicht gelang, den Zustand non siano riuscite a superare la condi- einer post-war-society zu überwinden, zione di una post-war-society e come in der die öffentliche Teilhabe an Po- la partecipazione pubblica alla vita litik zuweilen mit einem hohen Maß politica sia stata spesso accompagnata an innenpolitischer Gewalt einher- da un alto livello di violenza interna.1 ging.1 Insbesondere für die sich neu Soprattutto per le neo-formazioni di formierende Rechte und die para- destra e le organizzazioni paramilita- militärischen Verbände, die als trans- ri, che vanno interpretate come feno- nationale Phänomene zu verstehen meni transnazionali, la dimensione sind, spielte militantes Verhalten in der della militanza ha svolto un ruolo Zwischenkriegszeit (1918/19–1939) chiave nel periodo tra le due guerre eine Schlüsselrolle.2 (1918/19–1939).2 Jugendliche im Allgemeinen und I giovani in generale, e gli studen- Studierende im Besonderen waren ti in particolare, rappresentarono in oftmals wichtige Multiplikatoren in molti casi fattori moltiplicatori di tali solchen Bewegungen, da sie diese als movimenti, che essi interpretarono Experimentierfelder für gewalttäti- come campo di sperimentazione della ge Erfahrungen betrachteten, wobei violenza, spesso compensando la loro sie ihren Mangel an Kriegserfahrung mancata esperienza bellica con una oft durch zunehmende Militanz und crescente militanza e brutalità rivolta Brutalität gegen innere und äußere verso nemici interni ed esterni. Come Feinde kaschierten. Wie sich zeitge- si può evincere anche dalla pubblici- nössischen Veröffentlichungen ent- stica dell’epoca, soprattutto tra gli stu- nehmen lässt, überwog speziell denti dell’Europa centrale e orientale unter den mittel- und osteuro- dominava una mentalità “battagliera” 1 Richard Bessel, Germany after the First World War, Oxford 1993, S. 283. Vgl. 1 Richard Bessel, Germany after the First auch Robert Gerwarth, Im „Spinnennetz“. World War, Oxford 1993, p. 283. Cfr. Gegenrevolutionäre Gewalt in den besieg- anche Robert Gerwarth, Im “Spinnennetz”. ten Staaten Mitteleuropas. In: Ders./John Gegenrevolutionäre Gewalt in den besieg- Horne (Hg.), Krieg im Frieden. ten Staaten Mitteleuropas. In: Idem/John Paramilitärische Gewalt in Europa nach Horne (a cura di), Krieg im Frieden. Parami- dem Ersten Weltkrieg, Göttingen 2013, litärische Gewalt in Europa nach dem Ersten S. 108–133. Weltkrieg, Göttingen 2013, pp. 108–133. 2 Robert Gerwarth/John Horne, Vectors of 2 Robert Gerwarth/John Horne, Vectors of Violence. Paramilitarism in Europe after the Violence. Paramilitarism in Europe after the Great War 1917–1923. In: The Journal of Great War 1917–1923. In: The Journal of Modern History 83 (2011), 3, S. 489–512; Modern History 83 (2011), 3, pp. 489–512; Martin Conway/Robert Gerwarth, Martin Conway/Robert Gerwarth, Revo- Revolution and Counter-Revolution. In: lution and Counter-Revolution. In: Donald Donald Bloxham/Robert Gerwarth (Hg.), Bloxham/Robert Gerwarth (a cura di), Political Violence in Twentieth-Century Political Violence in Twentieth-Century Europe, Cambridge 2011, S. 140–175. Europe, Cambridge 2011, pp. 140–175. Editorial/Editoriale, 5–21 GR/SR 28 (2019), 1 5
päischen Studierenden eine gewisse verso i presunti nemici che, nella rap- ready-to-battle-Mentalität gegenüber presentazione di molti universitari, jenen vermeintlichen Feinden, die minavano “la pace e l’ordine” della im Weltbild vieler Akademiker die propria nazione.3 Nonostante alcune „Ruhe und Ordnung“ der eigenen notevoli differenze nazionali, la mili- Nation gefährdeten.3 Trotz zum Teil tanza giovanile può essere considerata erheblicher nationaler Unterschie- un significativo fenomeno transnazio- de kann die jugendliche Militanz nale all’interno delle organizzazioni pa- als ein weitgehend transnationales ramilitari attive subito dopo il 1918/19 Phänomen paramilitärischer Orga- ed essa influenzò notevolmente, negli nisationen nach 1918/19 betrachtet anni Venti e Trenta, la vita politica di werden, das enormen Einfluss auf diversi paesi europei, non importa se das politische Leben mehrerer euro- usciti vittoriosi o sconfitti dalla guerra. päischer – siegreicher wie besiegter – Un numero non trascurabile di stu- Länder in den 1920er und 1930er denti fu inquadrato, tra il 1918/19 e Jahren nahm. Eine nicht unbeträcht- il 1939, in milizie paramilitari territo- liche Zahl von Studenten organisier- riali e cittadine, in corpi di combatti- te sich zwischen 1918/19 und 1939 mento politico o in gruppi cospirativi, in paramilitärischen Einwohner- allo scopo di combattere i nemici sia und Bürgerwehren, politischen all’interno che lungo i rispettivi confi- Kampfverbänden oder konspira- ni nazionali. Militando in associazio- tiven Gruppierungen, um gegen ni, milizie volontarie e formazioni di diese Feinde im Inneren bzw. an difesa dei confini, questa generazione den diversen Landesgrenzen vorzu- nata dopo il 1900 (la cosiddetta Kriegs- gehen. In den Bünden, Freikorps jugendgeneration) cercava di recupera- und Grenzschutzformationen such- re una propria esperienza bellica, che te diese Generation der meist nach le era stata negata a causa della gio- 1900 Geborenen – die sogenannte vane età.4 Questa giovane élite non Kriegsjugendgeneration – das eigene 3 Dirk Schumann, Europa, der Erste Welt- Kriegserlebnis nachzuholen, welches krieg und die Nachkriegszeit: eine Konti- nuität der Gewalt? In: Journal of Modern ihnen durch ihr junges Alter im Ers- European History 1 (2003), 1, pp. 24–43; ten Weltkrieg verwehrt worden war.4 Robert Gerwarth, The Central European Counter-Revolution. Paramilitary Violence 3 Dirk Schumann, Europa, der Erste Welt- in Germany, Austria and Hungary after the krieg und die Nachkriegszeit: eine Great War. In: Past & Present 200 (2008), Kontinuität der Gewalt? In: Journal of pp. 175–209. Modern European History 1 (2003), 1, 4 Ulrich Herbert, „Generation der Sach- S. 24–43; Robert Gerwarth, The Central lichkeit“. Die völkische Studentenbewegung European Counter-Revolution. Paramilitary der frühen zwanziger Jahre in Deutschland. In: Violence in Germany, Austria and Hungary Frank Bajohr/Werner Johe/Uwe Lohalm after the Great War. In: Past & Present 200 (a cura di), Zivilisation und Barbarei. Die (2008), S. 175–209. widersprüchlichen Potentiale der Moderne. 4 Ulrich Herbert, „Generation der Detlev Peukert zum Gedenken (Hamburger Sachlichkeit“. Die völkische Studenten- Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte 27), bewegung der frühen zwanziger Jahre in Hamburg 1991, pp. 115–144; Michael Deutschland. In: Frank Bajohr/Werner Wildt, Generation des Unbedingten. Johe/Uwe Lohalm (Hg.), Zivilisation Das Führungskorps des Reichssicherheits- und Barbarei. Die widersprüchlichen hauptamtes, Hamburg 22008, pp. 46–71. GR/SR 28 (2019), 1 Studentische Gewalt/Violenza studentesca (1914–1945) 6
Obwohl oder gerade weil diese junge aveva personalmente sperimentato le Elite die Schützengräben, Material- trincee, l’impiego di armi pesanti e le schlachten und Kriegsgräuel nicht atrocità della guerra; nonostante que- aus eigener Erfahrung kannte, konn- sta carenza – o forse proprio a causa te sie den Krieg als heroisches Erleb- di essa – coltivava l’immagine della nis stilisieren und das Soldatische zu guerra quale esperienza eroica e in- ihren Tugenden erheben.5 nalzava a modelli di virtù i valori del Bislang ist nicht ohne Weiteres militarismo.5 zu erkennen, welche Rolle die regio- Finora è rimasto in ombra quale nalen Gewalträume und -kulturen ruolo abbiano avuto gli spazi e le cul- im Radikalisierungsprozess studenti- ture della violenza a livello regionale scher Gewalttäter einnahmen, zumal nel processo di radicalizzazione della eine sozialgeschichtlich fundierte violenza studentesca. In particolare, Studie, die sich vergleichend mit dem manca ancora uno studio comparati- militanten Verhalten akademischer vo di storia sociale che analizzi in pro- Akteure in der Zwischenkriegszeit spettiva comparativa i comportamen- befasst, ein Desiderat der Forschung ti militanti degli studenti nel periodo ist.6 Diesem Forschungsdesiderat tra le due guerre.6 Questo è il tema nimmt sich das vorliegende Themen- che affrontiamo in questo numero heft an, wobei davon ausgegangen di “Storia e regione / Geschichte und wird, dass der Erste Weltkrieg und Region”, partendo dal presupposto dessen gravierende Folgen in weiten che la prima guerra mondiale e la sua Teilen Europas eine ganze Generati- pesante eredità abbiano avuto un im- on vornehmlich mittel- und osteuro- patto significativo su un’intera gene- päischer Studierender prägte und razione di studenti, principalmente Potentiale der Moderne. Detlev Peukert zum dell’Europa centrale e orientale, in- Gedenken (Hamburger Beiträge zur Sozial- fluenzando le loro coscienze, rappre- und Zeitgeschichte 27), Hamburg 1991, S. 115–144; Michael Wildt, Generation sentazioni e progetti di vita.7 des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, Hamburg 2 2008, S. 46–71. 5 Matthew N. Bucholtz, Kamerad or Genos- 5 Matthew N. Bucholtz, Kamerad or se? The Contested Frontkämpfer Identity Genosse? The Contested Frontkämpfer in Weimar Revolutionary Politics. In: Chris Identity in Weimar Revolutionary Millington/Kevin Passmore (a cura di), Politics. In: Chris Millington/Kevin Political Violence and Democracy in West- Passmore (Hg.), Political Violence and ern Europe 1918–1940, Basingstoke 2015, Democracy in Western Europe 1918–1940, pp. 48–61; Sven Reichardt, Faschistische Basingstoke 2015, S. 48–61; Sven Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft Reichardt, Faschistische Kampfbünde. im italienischen Squadrismus und in der Gewalt und Gemeinschaft im italienischen deutschen SA, Köln 2009, pp. 386–388; cfr. Squadrismus und in der deutschen SA, inoltre lo studio di Mario Piazzesi, Diario di Köln 2009, S. 386–388; vgl. ferner die uno squadrista toscano, Roma 1981. Studie Mario Piazzesi, Diario di uno 6 Per il concetto di spazi di violenza si veda squadrista toscano, Roma 1981. Jörg Baberowski, Einleitung: Ermögli- 6 Zum Konzept der Gewalträume siehe Jörg chungsräume exzessiver Gewalt. In: Idem/ Baberowski, Einleitung: Ermöglichungs- Gabriele Metzler (a cura di), Gewalträume. räume exzessiver Gewalt. In: Ders./ Soziale Ordnungen im Ausnahmezustand, Gabriele Metzler (Hg.), Gewalträume. Frankfurt a. M. 2012, pp. 7–27. Soziale Ordnungen im Ausnahmezustand, 7 Tali caratteri si ritrovano solo sporadicamen- Frankfurt a. M. 2012, S. 7–27. te negli studenti scandinavi o dell’Europa Editorial/Editoriale, 5–21 GR/SR 28 (2019), 1 7
ihre Gewissheiten, Vorstellungen Esaltazione per la guerra, fame e und Zukunftspläne zerstörte.7 ristrettezze, crollo dell’ordine nel Kriegsbegeisterung, Hunger und 1918/19, rovesciamento e cambia- Not, Zusammenbruch der Ordnung mento della gerarchia di valori, disor- 1918/19, Umsturz und Umwand- dini sociali, crisi economica, presunta lung der Wertehierarchie, soziale minaccia del bolscevismo, crescente Unruhen, Wirtschaftskrise, die antisemitismo e, infine, angoscia per vermeintliche Bedrohung des Bol- un incerto futuro: tutte queste sono le schewismus und ein zunehmender parole chiave per misurare l’orizzonte Antisemitismus sowie die Angst vor esperienziale degli studenti nel perio- einer ungewissen Zukunft gelten als do tra le due guerre. L’ascesa di partiti Stichworte für das Ermessen des Er- o movimenti fascisti e patriottico- fahrungshorizonts der Studierenden nazionalisti fu un fenomeno trans- in der Zwischenkriegszeit. Der über- regionale e la sua importanza fu dovuta regional zu beobachtende Aufstieg non da ultimo all’apporto degli stu- faschistischer und national-völkischer denti, che fin dall’inizio confluirono Parteien oder Bewegungen verdankte in questi milieu di opposizione. Da sich nicht zuletzt jenen Studieren- un lato, ciò può essere interpretato den, die bereits zu einem sehr frühen come conseguenza del lungo processo Zeitpunkt in den völkischen oder fa- di militarizzazione che era stato avvia- to all’interno della gioventù europea 7 Für die skandinavischen oder west- già precedentemente allo scoppio del- europäischen Studierenden der Zwischen- kriegszeit sind solche Merkmale nur la prima guerra mondiale.8 Dall’altro sporadisch oder gar nicht zu finden, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass occidentale, soprattutto perché questi Stati diese Staaten aus dem Ersten Weltkrieg uscirono dalla guerra da vincitori e pertanto siegreich hervorgegangen sind. Sie waren non furono coinvolti da cambi di gover- daher nicht von Regierungswechseln, no, disordini politici o cessioni territoriali. politischen Unruhen oder territorialen Cfr. Martin Göllnitz, Tysk grænsekamp i Verlusten betroffen. Vgl. Martin Göllnitz, København. De nordslesvigske akademikeres Tysk grænsekamp i København. De nord- nationalpolitiske rolle i 1920’erne og 30’erne slesvigske akademikeres nationalpolitiske [Lotta tedesca al confine. Sul ruolo politico rolle i 1920’erne og 30’erne [Deutscher degli studenti di Schleswig negli anni Venti e Grenzkampf in Kopenhagen. Zur volks- Trenta del XX secc.]. In: Sønderjyske Årbøger politischen Rolle nordschleswiger (2018), pp. 117–133; Palle Roslyng-Jensen, Akademiker in den 1920er und 1930er Danske studenter og nazismen 1933–46 Jahren]. In: Sønderjyske Årbøger (2018), [Studenti danesi e nazionalsocialismo]. In: S. 117–133; Palle Roslyng-Jensen, Danske Niklas Olsen/Karl Christian Lammers/ studenter og nazismen 1933–46 [Dänische Palle Roslyng-Jensen (a cura di), Nazismen, Studenten und Nationalsozialismus]. In: universiteterne og videnskaben i Danmark Niklas Olsen/Karl Christian Lammers/ [Nazionalsocialismo, Università e ricerca in Palle Roslyng-Jensen (Hg.), Nazismen, Danimarca], Kopenhagen 2015, pp. 59–94; universiteterne og videnskaben i Danmark Matthias Schüth, Englands politische Uni- [Nazionalsozialismus, Universitäten und versitätsjugend 1931–1940. Ein Beitrag zur Wissenschaft in Dänemark], Kopenhagen Erforschung politischer Kollektivmentalitä- 2015, S. 59–94; Matthias Schüth, ten im Europa der dreißiger Jahre, Münster Englands politische Universitätsjugend 2001; Sonja Levsen, Elite, Männlichkeit 1931–1940. Ein Beitrag zur Erforschung und Krieg. Tübinger und Cambridger Stu- politischer Kollektivmentalitäten im Europa denten 1900–1929, Göttingen 2006. der dreißiger Jahre, Münster 2001; Sonja 8 Si veda ad es. Manfred Boemeke/Roger Levsen, Elite, Männlichkeit und Krieg. Chickering/Stig Förster (a cura di), Tübinger und Cambridger Studenten Anticipating Total War: The German 1900–1929, Göttingen 2006. and American Experiences, 1871–1914, GR/SR 28 (2019), 1 Studentische Gewalt/Violenza studentesca (1914–1945) 8
schistischen Oppositionsmilieus Eu- lato, tuttavia, i livelli di radicalizzazio- ropas verkehrten. Auf der einen Seite ne e di disponibilità all’impegno nel- war dies zum Teil das Ergebnis eines la militanza politica – in particolare langen Militarisierungsprozesses in- l’estrema disponibilità dopo il 1918 nerhalb der europäischen Jugend, all’uso della violenza come espressio- der dem Ausbruch des Ersten Welt- ne politica – sono per molti aspetti krieges vorausging.8 Auf der anderen fenomeni nuovi, senza precedenti. Seite waren jedoch die Ebenen der L’autonoma mobilitazione dei giova- Radikalisierung und die substanzielle ni universitari europei assunse toni Bereitschaft zur politischen Militanz, sempre più radicali, spesso violenti, e insbesondere im Kontext einer der- contribuì notevolmente a connotare art extremen Unbedingtheit, nach la Kriegsjugendgeneration. 9 1918 gewalttätige Mittel als politi- I contributi raccolti in questo nu- sche Ausdrucksformen einzusetzen, mero cercano di colmare la lacuna di weitgehend beispiellos. Die (Selbst-) cui s’è fatto cenno indagando con pro- Mobilisierung der akademischen Ju- spettiva critica e analitica la dimensio- gend Europas nahm augenscheinlich ne regionale degli spazi e delle culture einen immer radikaleren, mitunter della violenza tra gli studenti.10 Il vo- gewalttätigen Ton an und trug erheb- lume quindi non si limita ad assumere lich dazu bei, diese Kriegsjugendge- una prospettiva regionale, esplorando neration zu definieren.9 specificamente lo spazio in cui viene Die hier versammelten Beiträ- esercitata la violenza, ma si focalizza ge greifen dieses Forschungsdeside- per la prima volta su un gruppo di at- rat auf, indem die Autorinnen und tori sinora trascurato dalla ricerca e che Autoren in kritisch-analytischer va invece considerato, sulla base degli Perspektive die regionalen Dimen- studi più aggiornati, come una com- sionen studentischer Gewalträume Cambridge 1999; Catia Papa, L’Italia und -kulturen untersuchen.10 Das giovane dall’unità al fascismo, Roma 2013; John Springhall, Youth, Empire and Soci- 8 Vgl. exemplarisch Manfred Boemeke/ ety: British Youth Movements, 1883–1942, Roger Chickering/Stig Förster (Hg.), London 1977. Anticipating Total War: The German 9 Sulla Kriegsjugendgeneration si veda il fonda- and American Experiences, 1871–1914, mentale studio di Robert Wohl, The Gene- Cambridge 1999; Catia Papa, L’Italia ration of 1914, Cambridge [Mass.] 1979. giovane dall’unità al fascismo, Roma 2013; 10 Su questo cfr. Oliver Auge/Martin John Springhall, Youth, Empire and Society: Göllnitz (a cura di), Radikale Überzeu- British Youth Movements, 1883–1942, gungstäter? Studentische Gewalt im 19. und London 1977. 20. Jahrhundert. In: Jahrbuch für Universi- 9 Zur Kriegsjugendgeneration siehe das tätsgeschichte 21 (2019); Pieter Dhondt/ grundlegende Werk von Robert Wohl, The Elizabethanne Boran (a cura di), Stu- Generation of 1914, Cambridge [Mass.]1979. dent Revolt, City, and Society in Europe. 10 Vgl. dazu Oliver Auge/Martin From the Middle Ages to the Present Göllnitz (Hg.), Radikale Überzeugungs- (Routledge Studies in Cultural Histo- täter? Studentische Gewalt im 19. und ry 52), New York 2018; Lieve Gevers/ 20. Jahrhundert. In: Jahrbuch für Louis Vos, Student Movements. In: Walter Universitätsgeschichte 21 (2019); Pieter Rüegg (a cura di), A History of the Uni- Dhondt/Elizabethanne Boran (Hg.), versity in Europe, vol. 3: Universities in Student Revolt, City, and Society in Europe. the Nineteenth and Early Twentieth Cen- From the Middle Ages to the Present turies (1800–1945), Cambridge 2004, (Routledge Studies in Cultural History 52), pp. 269–361. Editorial/Editoriale, 5–21 GR/SR 28 (2019), 1 9
Themenheft nimmt somit nicht ponente essenziale dei collettivi radi- nur eine regionale Perspektive ein, cali e pertanto un “motore della vio- indem es speziell nach dem Raum lenza”. In tal modo i precedenti studi fragt, in dem Gewalt stattfindet, sui Freikorps operanti in Polonia e nel sondern untersucht erstmalig auch Baltico, sullo squadrismo italiano, sul- eine bislang von der Forschung ver- la Sturmabteilung (SA) nazionalsociali- nachlässigte Personengruppe, die, so sta oppure sulla “Guardia di Ferro” in der Konsens neuerer Studien, einen Romania vengono integrati attraverso wesentlichen Bestandteil radikaler l’importante fattore costituito dalla Personenkollektive ausmachte und militanza e dal radicalismo dei giovani daher als ein „Motor der Gewalt“ universitari. Inoltre, tale prospettiva verstanden werden muss. Zugleich richiede ovviamente l’ausilio di fonti werden auf diese Weise die bishe- di ricerca sinora poco o per nulla con- rigen Arbeiten zu den in Polen und siderate, grazie alle quali si possono im Baltikum operierenden Freikorps, aprire nuove questioni relative alla vio- zum italienischen Squadrismus, zur lenza universitaria o politica. Sturmabteilung der Nationalsozia- La prospettiva regionale degli au- listen oder zur „Eisernen Garde“ in tori e delle autrici è sostanzialmente Rumänien um den gewichtigen Fak- focalizzata su quegli studenti europei tor der jungakademischen Militanz tra le due guerre che manifestarono und Radikalität ergänzt. Darüber le loro richieste, preoccupazioni, opi- hinaus bedingt eine solche Per- nioni politiche non solo attraverso la spektive natürlich auch die Zuhilfe- protesta verbale o scritta, ma anche nahme bislang gar nicht oder nur attraverso un consapevole uso della unzureichend gesichteter Quellen- violenza, intesa come mezzo per rea- bestände, womit letztlich neue Frage- lizzare i loro obiettivi nazionali o po- stellungen im Rahmen universitärer litici.11 In primo piano sta ovviamente beziehungsweise politischer Gewalt la questione di come le condizioni e verbunden sein können. le specificità regionali potessero acce- Folglich liegt der regionale Blick- lerare o rallentare i processi di radica- winkel der Autorinnen und Autoren lizzazione e quali specifiche culture di auf jenen europäischen Studierenden violenza agissero nei diversi spazi re- der Zwischenkriegszeit, die ihre Be- gionali di violenza. A tal fine si è fatto dürfnisse, Sorgen oder politischen riferimento al concetto di “violenza Vorstellungen nicht ausschließlich politica” che comprende sostanzial- durch mündlichen oder schriftlichen Protest zum Ausdruck brachten, son- 11 Per un confronto tra studenti britannici e tedeschi cfr. Sonja Levsen, Eliten am Scheide- weg. Kriegsbilder und Rollenvorstel- New York 2018; Lieve Gevers/Louis Vos, lungen deutscher und britischer Studen- Student Movements. In: Walter Rüegg ten nach dem Ersten Weltkrieg. In: Jörg (Hg.), A History of the University in Europe, Echternkamp (a cura di), Perspektiven Bd. 3: Universities in the Nineteenth and der Militärgeschichte. Raum, Gewalt und Early Twentieth Centuries (1800–1945), Repräsentation in historischer Forschung Cambridge 2004, S. 269–361. und Bildung, München 2010, pp. 239–250. GR/SR 28 (2019), 1 Studentische Gewalt/Violenza studentesca (1914–1945) 10
dern auf jenen, die zur Durchsetzung mente tutte le forme di violenza fisica, ihrer nationalen oder politischen attuate quasi sempre collettivamente, Ziele bewusst auf Gewalt als Mittel che venivano dirette contro avversari zum Zweck zurückgriffen.11 Im Vor- politici (individui, gruppi, lo stato dergrund steht dabei die Frage, wie stesso) o che comunque all’interno di die regionalen Verhältnisse und Be- un processo comunicativo venivano sonderheiten einen Radikalisierungs- indicate come politiche. Tale criterio prozess beschleunigen bzw. bremsen si rivela adatto per due ragioni: da konnten und welche spezifischen un lato la violenza fisica è facilmente Gewaltkulturen sich in den diversen identificabile; dall’altro esso offre pos- regionalen Gewalträumen entfalte- sibilità di comparazione sincronica e ten. Zu diesem Zweck wird auf den diacronica.12 In tal senso, Heinrich Terminus der „politischen Gewalt“ Popitz e Randall Collins hanno sotto- zurückgegriffen, der im Folgenden lineato come fondamentalmente tutti alle, zumeist kollektiv durchgeführ- gli uomini dispongano del potenzia- ten Formen der physischen Gewalt le adatto all’azione violenta, come la umfasst, die gegen politische Gegner violenza possa fondare o esprimere gerichtet waren (etwa gegen Einzel- anche ordine e risulti connessa a si- personen, Gruppen, den Staat) oder gnificati e rappresentazioni culturali, die in einem Prozess der Kommuni- codificandosi in relazione a specifici kation als politisch bezeichnet wur- obiettivi e situazioni.13 In questo sen- den. Ein solches Definitionskriteri- so, la violenza rappresenta sempre un um bietet sich aus zweierlei Gründen atto comunicativo che, a sua volta, an: Zum einen ist physische Gewalt può richiamare segnali e connessioni leicht zu identifizieren, zum anderen tra diversi attori. In altre parole, la eröffnen sich dadurch auch synchro- violenza studentesca trattata in questo ne und diachrone Vergleichsmög- volume è una pratica sociale connessa lichkeiten.12 Mit Heinrich Popitz e connettente, fondata sulla comuni- und Randall Collins wird ferner cazione e sullo spazio, che crea ordini davon ausgegangen, dass grundsätz- e sistemi di significato, che si colloca 11 Für einen Vergleich von britischen und in ambienti interni o esterni all’uni- deutschen Studierenden siehe Sonja Levsen, versità e che, inoltre, si serve di diver- Eliten am Scheideweg. Kriegsbilder und Rollenvorstellungen deutscher und briti- 12 Donatella Della Porta, Research on scher Studenten nach dem Ersten Weltkrieg. Social Movements and Political Violence. In: Jörg Echternkamp (Hg.), Perspektiven In: Qualitative Sociology 31 (2008), 3, der Militärgeschichte. Raum, Gewalt und pp. 221–230; Dirk Schumann, Gewalt Repräsentation in historischer Forschung als Grenzüberschreitung. Überlegun- und Bildung, München 2010, S. 239–250. gen zur Sozialgeschichte der Gewalt 12 Donatella Della Porta, Research on im 19. und 20. Jahrhundert. In: Social Movements and Political Violence. Archiv für Sozialgeschichte 37 (1997), In: Qualitative Sociology 31 (2008), 3, pp. 366–386, qui pp. 372–373. S. 221–230; Dirk Schumann, Gewalt als 13 Heinrich Popitz, Phänomene der Macht, Grenzüberschreitung. Überlegungen zur Tübingen 21992, p. 50; Randall Collins, Sozialgeschichte der Gewalt im 19. und Entering and Leaving the Tunnel of Violence: 20. Jahrhundert. In: Archiv für Sozial- Microsociological Dynamics of Emotional geschichte 37 (1997), S. 366–386, hier Entrainment in Violent Interactions. In: S. 372 f. Current Sociology 61 (2012), pp. 132–151. Editorial/Editoriale, 5–21 GR/SR 28 (2019), 1 11
lich alle Menschen das Potenzial se reti di comunicazione universitarie zum gewaltsamen Agieren besitzen e sociali.14 und dass Gewalt immer auch Ord- La serie dei contributi è aperta nung stiften bzw. ausdrücken kann da Dmitar Tasić che analizza il ruolo und mit kulturellen Deutungen und degli studenti radicalizzati nei Bal- Imaginationen verbunden ist – sie ist cani ed esamina diversi processi di somit zielgerichtet und situations- mobilitazione politica violenta e di spezifisch codiert.13 So verstanden paramilitarismo anche precedenti la handelt es sich bei Gewalt stets um prima guerra mondiale.15 Il crescente einen Kommunikationsakt, der wie- sviluppo delle istituzioni scolastiche derum Anschlusskommunikationen nel neonato Regno dei serbi, croati e mit verschiedenen Akteuren evozie- sloveni nonché l’ampliarsi delle op- ren kann. Oder anders gesagt: Die im portunità di studiare all’estero furono vorliegenden Heft thematisierte stu- fattori che favorirono dopo il 1918 dentische Gewalt ist eine vernetzen- la mobilitazione e addirittura la ra- de bzw. vernetzte soziale Praxis, die dicalizzazione dei giovani universitari kommunikations- und raumbasiert nella lotta per l’indipendenza della ist, die Ordnungen und Sinnsysteme Macedonia. A Vienna studiarono due stiftet, die in ein hochschulinternes macedoni, Georgi Bazhdarov e Niko- wie auch hochschulöffentliches Set- la Velev, che per primi fondarono la ting eingebunden ist und die sich Macedonian Youth Secret Revolutiona- zudem vielfältiger akademischer und ry Organization (MYSRO). È inte- gesellschaftlicher Kommunikations- ressante notare come il nucleo della netzwerke bedient.14 nuova organizzazione giovanile risie- Den Anfang macht Dmitar Tasić, desse prevalentemente all’estero, da der in seinem Beitrag die Rolle dove venivano mantenuti contatti in radikalisierter Studenten auf dem tutta l’area dei Balcani: il risultato fu Balkan analysiert, wobei er zahlrei- una rete clandestina ben organizzata che Prozesse der gewaltsamen poli- di cellule di cinque membri ciascuna, tischen Mobilisierung und des Para- formate esclusivamente da studenti e militarismus bereits für die Zeit vor 14 Cfr. Klaus Weinhauer/Dagmar Ellerbrock, dem Ersten Weltkrieg aufzeigt.15 Perspektiven auf Gewalt in europäischen Städten seit dem 19. Jahrhundert. In: Infor- 13 Heinrich Popitz, Phänomene der Macht, mationen zur modernen Stadtgeschichte Tübingen 21992, S. 50; Randall Collins, (2013), 2, pp. 5–20, qui p. 11. Entering and Leaving the Tunnel of Violence: 15 Cfr. inoltre John Paul Newman, Yugoslavia Microsociological Dynamics of Emotional in the Shadow of War: Veterans and the Entrainment in Violent Interactions. In: Limits of State Building 1903–1945, Current Sociology 61 (2012), S. 132–151. Cambridge 2015; Idem, The Origins, Attri- 14 Vgl. dazu Klaus Weinhauer/Dagmar butes, and Legacies of Paramilitary Violence Ellerbrock, Perspektiven auf Gewalt in in the Balkans. In: Robert Gerwarth/John europäischen Städten seit dem 19. Jahr- Horne (a cura di), War in Peace. Paramili- hundert. In: Informationen zur modernen tary Violence in Europe after the Great War, Stadtgeschichte (2013), 2, S. 5–20, hier Oxford 2012, pp. 145–163; Uğur Ümit S. 11. Üngör, Paramilitary Violence in the Col- 15 Vgl. ferner John Paul Newman, Yugoslavia lapsing Ottoman Empire. In: Gerwarth/ in the Shadow of War: Veterans and the Horne (a cura di), War in Peace, Limits of State Building 1903–1945, pp. 164–182. GR/SR 28 (2019), 1 Studentische Gewalt/Violenza studentesca (1914–1945) 12
Die zunehmende Verbreitung von studentesse macedoni estremamen- Bildungseinrichtungen im neu ge- te determinati e radicalizzati. Il caso gründeten Königreich der Serben, di studio del MYSRO analizzato da Kroaten und Slowenen sowie die ver- Tasić è particolarmente importante besserten Möglichkeiten, im Ausland per la ricerca: nell’esempio balcanico zu studieren, trugen nach 1918 dazu risulta infatti evidente lo stretto lega- bei, junge Studenten für den Unab- me tra le forme tradizionali di mili- hängigkeitskampf Mazedoniens zu tanza armata e terroristica e i nuovi mobilisieren und sogar zu radikalisie- aspetti dell’aggregazione e della mo- ren. In Wien studierten zwei mazedo- bilitazione politica del dopoguerra. nische Studenten, Georgi Bazhdarov Fattore aggregante dei singoli membri und Nikola Velev, die zunächst die e delle cellule che agivano in diversi Gründung der Macedonian Youth paesi europei (spingendosi fino all’o- Secret Revolutionary Organization micidio) era l’acceso sentimento di (MYSRO) forcierten. Interessan- comunità nazionale e questo favorì terweise wurde der Kern der neuen l’impressione che gli studenti si ispi- Jugendorganisation im Ausland eta- rassero alle numerose organizzazioni bliert, während Verbindungen auf segrete diffuse a metà Ottocento. Gli dem gesamten Balkan aufrechterhal- esempi dell’Internal Macedonian Re- ten wurden: Das Ergebnis war ein volutionary Organization (IMRO) e gut organisiertes, klandestin operie- del MYSRO fanno luce, inoltre, sul rendes Netzwerk von „Fünflingen“ grado di tenuta e di ‘resilienza’ del – allesamt äußerst entschlossene und nuovo regno jugoslavo (e dello scena- überdies radikalisierte mazedonische rio balcanico più in generale). Questa Studentinnen und Studenten. Das circostanza certamente ebbe un peso von Tasić analysierte Fallbeispiel der anche sulle strategie d’azione degli MYSRO ist für die Forschung insbe- studenti macedoni, che dovettero te- sondere deshalb von hoher Relevanz, mere una assimilazione violenta, così da hier die enge Verknüpfung von da privilegiare le azioni terroristiche tradierten Formen der bewaffneten rispetto al paramilitarismo più strut- bzw. terroristischen Militanz mit turato del periodo prebellico.16 den neuen Aspekten der Gesellig- Con l’esempio del Freikorps Epp, keit und politischen Mobilisierung Florian Schreiner si occupa della mili- in der Nachkriegszeit am Beispiel tanza studentesca all’interno di grup- des Balkans deutlich sichtbar wird. pi paramilitari. Quest’organizzazione Cambridge 2015; Ders., The Origins, paramilitare reclutava in gran parte Attributes, and Legacies of Paramilitary studenti iscritti nel 1919/20 alle uni- Violence in the Balkans. In: Robert Gerwarth/John Horne (Hg.), War in versità di Würzburg ed Erlangen. Ap- Peace. Paramilitary Violence in Europe after partenenti alla Kriegsjugendgeneration, the Great War, Oxford 2012, S. 145–163; Uğur Ümit Üngör, Paramilitary Violence in the Collapsing Ottoman Empire. In: 16 Cfr. Luigi Bonanate, Some Unanticipated Gerwarth/Horne (Hg.), War in Peace, Consequences of Terrorism. In: Journal of S. 164–182. Peace Research 16 (1979), 3, pp. 197–211. Editorial/Editoriale, 5–21 GR/SR 28 (2019), 1 13
Als verbindendes Element der ein- essi non avevano potuto partecipare zelnen Mitglieder und Zellen, die in direttamente alla prima guerra mon- verschiedenen europäischen Staaten diale. Cercarono di compensare tale agierten (und dort auch vor Mord carenza, che avvertivano profonda- nicht zurückschreckten), fungierte mente, attraverso gli scontri fisici sia das nationale Gemeinschaftsgefühl sul confine orientale tedesco che sul- – wodurch der Eindruck entsteht, le strade e piazze europee. Schreiner den Studierenden dienten die zahl- indaga le specifiche motivazioni della reichen Geheimorganisationen, die militanza degli studenti nel contesto Mitte des 19. Jahrhunderts existier- del Freikorps Epp, una formazione che ten, als Inspiration. Darüber hinaus svolse un ruolo importante nella sop- wirft der Fall der Internal Macedonian pressione della Räterepublik (Repub- Revolutionary Organization (IMRO) blica dei Consigli) di Monaco nell’a- und der MYSRO ein Licht auf die prile/maggio del 1919. Widerstandsfähigkeit des neuen jugo- Juliane Deinert affronta un genere slawischen Königreichs (und des Bal- molto diverso di violenza studente- kanszenarios im Allgemeinen). Dieser sca, esaminando il radicalismo degli Umstand beeinflusste sicherlich auch studenti nazionalsocialisti tra il 1930 die Handlungsstrategien der maze- e il 1934 nel caso studio dell’Univer- donischen Studierenden, die eine sità di Rostock. Il contributo mette in gewaltsame Assimilation befürchten luce come i giovani nazionalsocialisti mussten. Ihre terroristischen Akti- non si siano limitati solo a denuncia- onen waren im Vergleich zu dem re i loro docenti, ma abbiano fatto strukturierten Paramilitarismus, der ricorso anche ad aggressioni fisiche. vor dem Ersten Weltkrieg bestanden Una delle cause della radicalizzazio- hatte, äußerst privilegiert.16 ne viene individuata da Deinert nella Mit der studentischen Militanz paura di un declassamento sociale, im Rahmen paramilitärischer Grup- percepita con crescente angoscia da pierungen beschäftigt sich Florian gran parte degli universitari. Fu que- Schreiner am Beispiel des Freikorps sto clima a favorire la militanza tra Epp. Diese paramilitärische Orga- gli studenti, decisamente orientati a nisation rekrutierte sich zu großen perseguire i loro obiettivi usando for- Teilen aus Studenten, die 1919/20 an me sempre più aggressive di protesta den Universitäten in Würzburg und o addirittura di violenza.17 In questo Erlangen immatrikuliert waren und 17 Per ulteriori esempi regionali cfr. tra gli altri Martin Göllnitz, Der Student als die als Angehörige der Kriegsjugend- Führer? Handlungsmöglichkeiten eines generation nicht am Ersten Weltkrieg jungakademischen Funktionärskorps am Beispiel der Universität Kiel (1927–1945), hatten teilnehmen können. Das feh- Ostfildern 2018, pp. 103–124; Idem, Völ- lende Kriegserlebnis empfanden sie kische Opposition und politische Gewalt an den Hochschulen 1930/31: Die Angrif- fe auf Otto Baumgarten und Walther 16 Vgl. Luigi Bonanate, Some Unanticipated Schücking. In: Zeitschrift für Geschichts- Consequences of Terrorism. In: Journal of wissenschaft 67 (2019), 1, pp. 27–42; Peace Research 16 (1979), 3, S. 197–211. Christian Saehrendt, Studentischer Extre- GR/SR 28 (2019), 1 Studentische Gewalt/Violenza studentesca (1914–1945) 14
als erheblichen Mangel, den sie nun senso può esserci un nesso tra il vissu- in den Gefechten an der deutschen to delle culture giovanili e il successo Ostgrenze oder in den europäischen che il combattivo attivismo nazio- Straßenschluchten auszugleichen nalsocialista fece registrare proprio suchten. Schreiner fragt daher ge- nel Meclemburgo e nell’ambiente zielt nach der Motivation und dem piccolo-borghese dell’università di Engagement von Studierenden im Rostock. Alla fine questi studenti ra- Rahmen des Freikorps Epp, das bei dicalizzati avrebbero contribuito a in- der Niederschlagung der Münchener fluenzare lo sviluppo e la politica del Räterepublik Ende April und Anfang Land grazie alla loro posizione sociale, Mai des Jahres 1919 eine gewichtige nella quale progredirono benefician- Rolle einnahm. do delle esperienze militanti e radicali Ein ganz anderes Spektrum stu- che avevano acquisito a livello locale. dentischer Gewalt nimmt Juliane Mentre i contributi di Tasić, Deinert in den Blick, die das radi- Schreiner e Deinert affrontano, pur kale Verhalten nationalsozialistischer con diverse prospettive, la fase “rivo- Studenten zwischen 1930 und 1934 luzionaria” dei movimenti studente- am Beispiel der Universität Rostock schi radicali, quelli di Irene Bolzon e untersucht. Dabei macht sie deut- Simone Duranti esaminano il ruolo lich, dass die jungen Nationalsozia- giocato dagli studenti nelle fasi suc- listen ihre akademischen Lehrer nicht cessive alla presa del potere. Nei loro nur denunzierten, sondern auch vor contributi, i due storici indagano la körperlichen Angriffen nicht zurück- questione di che cosa sia avvenuto schreckten. Ursächlich dafür war nach della componente “rivoluzionaria” – Deinert die wachsende Angst vieler nella quale gli studenti si erano spes- Akademiker vor einer gesellschaft- so profondamente immedesimati o lichen Deklassierung. Diese wieder- che avevano addirittura contribuito um beförderte eine immer radikaler ad accelerare – non appena il con- werdende militante Gesinnung unter solidamento dei rapporti di potere den Studierenden, die ihre Ziele nun (ovvero la “normalizzazione”, per usa- zunehmend mithilfe von Protest- re un termine fascista) ebbe represso oder gar Gewaltformen durchzuset- l’originario impulso rivoluzionario.18 zen versuchten.17 Es mag dem Eigen- L’approccio è storiograficamente in- teressante già solo per il fatto che i 17 Vgl. für weitere regionale Beispiele u. a. Martin Göllnitz, Der Student als Führer? due esempi del rapporto tra attivismo Handlungsmöglichkeiten eines jung- akademischen Funktionärskorps am Beispiel der Universität Kiel (1927–1945), mismus und politische Gewalt an der Ostfildern 2018, S. 103–124; Ders., Berliner Universität 1918–1933. In: Jahr- Völkische Opposition und politische buch für Universitätsgeschichte 9 (2006), Gewalt an den Hochschulen 1930/31: pp. 213–233. Die Angriffe auf Otto Baumgarten und 18 Cfr. Matteo Millan, The Institutionalisation Walther Schücking. In: Zeitschrift für of Squadrismo. Disciplining Paramilitary Geschichtswissenschaft 67 (2019), 1, Violence in the Italian Fascist Dictatorship. S. 27–42; Christian Saehrendt, In: Contemporary European History 22 Studentischer Extremismus und politische (2013), 4, pp. 551–573. Editorial/Editoriale, 5–21 GR/SR 28 (2019), 1 15
sinn jugendkultureller Lebenswelten studentesco e movimento fascista si entsprechen, dass der kämpferische riferiscono entrambi a zone di confi- Aktionismus der Nationalsozialisten ne: la città di Trieste e la provincia di gerade in der mecklenburgischen Trento. Si tratta dunque delle “terre Provinz und dem kleinstädtischen irredente” che la propaganda aveva Umfeld der Rostocker Hochschule celebrato quali sacri obiettivi nazio- auf besonders fruchtbaren Boden fiel. nali da raggiungere attraverso l’inter- Am Ende sollten die radikalen Studie- vento nella prima guerra mondiale. renden allein durch ihre gesellschaft- Esse rappresentano quindi “laboratori liche Position, in die sie vorrückten, di ricerca” privilegiati per indagare le die Entwicklung und das Politikver- modalità del passaggio, nell’arco del ständnis im Land mitbeeinflussen, ventennio di dittatura, da “terre irre- wobei sie von ihren militanten und dente” a “terre fasciste”. radikalen Erfahrungen profitierten, In questo contesto, Bolzon si con- die sie auf der regionalen Ebene ge- centra sulle biografie di studenti trie- macht hatten. stini dall’immatricolazione sino alla Während sich die Beiträge von fine della parabola fascista nel 1945, Tasić, Schreiner und Deinert aus prestando particolare attenzione alla unterschiedlichen Blickwinkeln mit complessa interazione tra aspirazio- der „revolutionären“ Phase radika- ni personali, carriere professionali ler Studentenbewegungen befassen, e habitus all’interno di un contesto analysieren die beiden Aufsätze von spazialmente limitato. L’esempio trie- Simone Duranti und Irene Bolzon die stino rivela un interessante paradosso. Rolle der jungen Studierenden nach Benché la città di Trieste fosse sta- der erfolgreichen Phase der Macht- ta sin dall’inizio una delle roccaforti übernahme. In ihren Beiträgen spü- del movimento fascista e gli iscritti al ren sie der Frage nach, was mit der Fascio locale avessero un’età media „revolutionären“ Komponente, die molto bassa rispetto alla media na- vielfach erst von den Studentinnen zionale, il processo di istituzionalizza- und Studenten ausgegangen bzw. for- zione si svolse in modo insolitamente ciert worden war, passierte, sobald die precoce e la generazione più giovane Konsolidierung der Machtverhältnis- si sforzò di ricavarvi o consolidarvi se (oder „Normalisierung“, um einen propri spazi autonomi. Sulla base dei faschistischen Begriff zu verwenden) percorsi biografici analizzati, l’autrice den vormals revolutionären Impuls riesce a ricostruire la storia di questi verdrängt hatte.18 Diese Herangehens- “giovani combattenti” per tutta la durata del regime fascista, delinean- Gewalt an der Berliner Universität 1918–1933. In: Jahrbuch für Universitätsgeschichte 9 done sia gli adeguamenti al mutare (2006), S. 213–233. del contesto politico, sia alcuni tratti 18 Vgl. Matteo Millan, The Institutionalisation of Squadrismo. Disciplining Paramilitary di continuità negli orientamenti ori- Violence in the Italian Fascist Dictatorship. ginari. Come emerge dalle divergenti In: Contemporary European History 22 (2013), 4, S. 551–573. (ma complementari) carriere di Carlo GR/SR 28 (2019), 1 Studentische Gewalt/Violenza studentesca (1914–1945) 16
weise ist schon deshalb von einem ho- Perusino e dei fratelli Forti, la mili- hen Erkenntnisinteresse für die For- tanza studentesca nelle squadre d’a- schung, da der studentische Aktionis- zione rappresentò il punto di partenza mus für die faschistische Bewegung per strategie sociali e percorsi politici am Beispiel zweier Grenzregionen – estremamente differenziati. der Stadt Triest sowie der Provinz Simone Duranti si rifà invece all’e- Trient – in den Blick genommen sempio dei Gruppi universitari fascisti wird. Diese beiden Regionen galten (GUF) delle province di Trento e Bol- als terre irredente und bildeten, sofern zano per esaminare gli intensi sforzi man den propagandistischen Ver- compiuti dal regime fascista per con- lautbarungen Glauben schenkt, die trollare la propria componente gio- nationalistischen Hauptziele der ita- vanile. Fondata nel 1925, la sezione lienischen Militäraktionen während trentina dei GUF rimase caratterizzata des Ersten Weltkrieges. Schon aus da costanti carenze e difficoltà econo- diesem Grund stellen sowohl Triest miche e organizzative. Ciò appare in als auch Trient äußerst interessante netto contrasto con le iniziali promes- „Forschungslaboratorien“ dar, an- se di cospicui investimenti rivolte dal hand derer die Entwicklung binnen regime a questa regione di confine, so- der zwanzig Jahre dauernden faschis- prattutto dopo la creazione nel 1927 tischen Herrschaft von „erlösten“ hin della provincia di Bolzano (ancor più zu „faschistischen“ Regionen nach- “di confine” e in maggioranza tedesca). vollzogen werden kann. Il tal modo il contributo di Duranti si Bolzon konzentriert sich in die- inserisce nel quadro dell’importante sem Zusammenhang auf die Bio- questione, apertasi già da alcuni anni, graphien Triester Studenten von relativa alla discrepanza tra gli obiet- der Immatrikulation bis zum Ende tivi proclamati a livello ideologico e des faschistischen Regimes im Jahr l’effettivo sostegno materiale che il 1945, wobei sie schwerpunktmäßig regime riuscì a mettere a disposizione das komplexe Zusammenspiel zwi- per la loro realizzazione.19 Nonostante schen persönlichen Bestrebungen, le carenze materiali, i compiti ufficiali Karrierewegen und Habitus in einem dei GUF trentini comprendevano la räumlich begrenzten Kontext analy- sorveglianza dei confini nazionali e la siert. Das Beispiel Triest enthüllt ein difesa da tutti gli influssi esterni, una interessantes Paradoxon: Obwohl die “missione” che, almeno a livello for- Stadt Triest von Anfang an als eine 19 La tematica è stata già ampiamente trattata Hochburg der faschistischen Bewe- nella storiografia; si riportano solo alcuni gung galt, deren Funktionäre zudem esempi che riflettono differenti posizioni: Emilio Gentile, La via italiana al totali- im Durchschnitt äußerst jung waren, tarismo, Roma 2008; Paul Corner, Italia lässt sich an diesem regionalen Bei- fascista. Politica e opinione popolare sotto la dittatura, Roma 2015; Richard J.B. spiel ein ungewöhnlich frühzeitiger Bosworth, Everyday Mussolinism. Friends, Prozess der Institutionalisierung auf- Family, Locality and Violence in Fascist Italy. In: Contemporary European History 14 (2005), 1, pp. 23–43. Editorial/Editoriale, 5–21 GR/SR 28 (2019), 1 17
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