Geschichte und Region/Storia e regione - Studentische Gewalt / Violenza studentesca (1914-1945)

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Geschichte und Region/Storia e regione
     28. Jahrgang, 2019, Heft 1 – anno XXVIII, 2019, n. 1

   Studentische Gewalt / Violenza studentesca
                 (1914–1945)

                   herausgegeben von / a cura di
               Martin Göllnitz und / e Matteo Millan

                      Innsbruck
                      Wien
                      Bozen/Bolzano
Ein Projekt/un progetto der Arbeitsgruppe/del Gruppo di ricerca „Geschichte und
Region/Storia e regione“
    Herausgeber/a cura di: Arbeitsgruppe/Gruppo di ricerca „Geschichte und Region/
Storia e regione“, Südtiroler Landesarchiv/Archivio provinciale di Bolzano und/e Kompetenz-
zentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen/Centro di competenza Storia regio-
nale della Libera Università di Bolzano.
    Geschichte und Region/Storia e regione is a peer reviewed journal.
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Geschäftsführend/direzione: Michaela Oberhuber
Redaktionsanschrift/indirizzo della redazione: Geschichte und Region/Storia e regione,
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Umschlagsbild/foto di copertina: Disegno di Enrico Mercatali. In: Libro e Moschetto, settimanale dei
Gruppi Universitari Fascisti, Milano, IX, 11, 9 marzo 1935, p. 3; Landesarchiv Schleswig-Holstein,
Abt. 47, Nr. 1092, Protestankündigung der Kieler Studierenden, 1930.

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                                       SÜDTIROL              ALTO ADIGE
Inhalt / Indice
                                                                    Editorial / Editoriale
                                              Studentische Gewalt / Violenza studentesca
                                                                           (1914–1945)

Dmitar Tasić . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
The Macedonian Youth Secret Revolutionary Organization (MYSRO) 1922–1927:
A New Moment in Macedonian Struggle

Florian J. Schreiner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Die „Ausgelesenen“. Akademische Netzwerke und die Niederschlagung der
Münchener Räterepublik 1919

Juliane Deinert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
Studierende im Ausnahmezustand. Ausschreitungen an der Rostocker Universität
vor und während der Machtergreifung der Nationalsozialisten

Irene Bolzon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
La lunga durata dello squadrismo di confine. Comunità studentesche,
società e pratiche della violenza a Trieste (1900–1945)

Simone Duranti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
“Basta la sola camicia nera”. Propaganda e attività politica dei fascisti universitari trentini

                                                                                                           Forum

Flaminia Bartolini . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
Dealing with contested heritage. Contemporary art and the Fascist monument debate

                                                                           Rezensionen / Recensioni

Maria Wirth/Andreas Reichl/Marcus Gräser (Hg.), 50 Jahre Johannes Kepler
Universität Linz, Bd. 1: Eine „Hochschule neuen Stils“
Maria Wirth/Andreas Reichl/Marcus Gräser (Hg.), 50 Jahre Johannes Kepler
Universität Linz, Bd. 2: Innovationsfelder in Forschung, Lehre und
universitärem Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
(Stefan Paulus)

Elisabeth Gruber/Andreas Weigl (Hg.), Stadt und Gewalt . . . . . . . . . . . . . . . 144
(Clemens Zimmermann)

Siglinde Clementi, Körper, Selbst und Melancholie. Die Selbstzeugnisse des
Landadeligen Osvaldo Ercole Trapp (1634–1710) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  147
(Michaela Hohkamp)
Miloš Řezník, Neuorientierung einer Elite. Aristokratie, Ständewesen und
Loyalität in Galizien (1772–1795) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151
(Elisabeth Lobenwein)

Wolfgang Strobl, Zu Gast in Schluderbach. Georg Ploner, die Fremdenstation
und die Anfänge des Tiroler Alpintourismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
(Hester Margreiter)

Nicola Labanca/Oswald Überegger (a cura di), La guerra italo-austriaca
(1915–18) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
(Martina Salvante)

Maddalena Guiotto/Helmut Wohnout (a cura di)), Italien und Österreich im
Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit / Italia e Austria nella Mitteleuropa
tra le due guerre mondiali . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
(Giovanni Schininà)

Roberta Pergher, Mussolini’s Nation-Empire: Sovereignty and Settlement
in Italy’s Borderlands, 1922–1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
(Valeria Deplano)

Thomas Casagrande, Südtiroler in der Waffen-SS. Vorbildliche Haltung,
fanatische Überzeugung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
(Gerald J. Steinacher)

Rolf Steininger, Toni Ebner (1918–1981). Südtiroler Politiker, Journalist,
Unternehmer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
(Leo Hillebrand)

                                                                                                      Abstracts

                                                   Autoren und Autorinnen / Autori e autrici
Editorial                                         Editoriale

In der internationalen Forschung ist              La ricerca internazionale ha spes-
häufig betont worden, dass es wei-                so sottolineato come dopo la prima
ten Teilen Europas nach dem Ersten                guerra mondiale ampie aree d’Europa
Weltkrieg nicht gelang, den Zustand               non siano riuscite a superare la condi-
einer post-war-society zu überwinden,             zione di una post-war-society e come
in der die öffentliche Teilhabe an Po-            la partecipazione pubblica alla vita
litik zuweilen mit einem hohen Maß                politica sia stata spesso accompagnata
an innenpolitischer Gewalt einher-                da un alto livello di violenza interna.1
ging.1 Insbesondere für die sich neu              Soprattutto per le neo-formazioni di
formierende Rechte und die para-                  destra e le organizzazioni paramilita-
militärischen Verbände, die als trans-            ri, che vanno interpretate come feno-
nationale Phänomene zu verstehen                  meni transnazionali, la dimensione
sind, spielte militantes Verhalten in der         della militanza ha svolto un ruolo
Zwischenkriegszeit (1918/19–1939)                 chiave nel periodo tra le due guerre
eine Schlüsselrolle.2                             (1918/19–1939).2
     Jugendliche im Allgemeinen und                    I giovani in generale, e gli studen-
Studierende im Besonderen waren                   ti in particolare, rappresentarono in
oftmals wichtige Multiplikatoren in               molti casi fattori moltiplicatori di tali
solchen Bewegungen, da sie diese als              movimenti, che essi interpretarono
Experimentierfelder für gewalttäti-               come campo di sperimentazione della
ge Erfahrungen betrachteten, wobei                violenza, spesso compensando la loro
sie ihren Mangel an Kriegserfahrung               mancata esperienza bellica con una
oft durch zunehmende Militanz und                 crescente militanza e brutalità rivolta
Brutalität gegen innere und äußere                verso nemici interni ed esterni. Come
Feinde kaschierten. Wie sich zeitge-              si può evincere anche dalla pubblici-
nössischen Veröffentlichungen ent-                stica dell’epoca, soprattutto tra gli stu-
nehmen lässt, überwog speziell                    denti dell’Europa centrale e orientale
unter den mittel- und osteuro-                    dominava una mentalità “battagliera”
1	Richard Bessel, Germany after the First
   World War, Oxford 1993, S. 283. Vgl.           1	Richard Bessel, Germany after the First
   auch Robert Gerwarth, Im „Spinnennetz“.           World War, Oxford 1993, p. 283. Cfr.
   Gegenrevolutionäre Gewalt in den besieg-          anche Robert Gerwarth, Im “Spinnennetz”.
   ten Staaten Mitteleuropas. In: Ders./John         Gegenrevolutionäre Gewalt in den besieg-
   Horne (Hg.), Krieg im Frieden.                    ten Staaten Mitteleuropas. In: Idem/John
   Paramilitärische Gewalt in Europa nach            Horne (a cura di), Krieg im Frieden. Parami-
   dem Ersten Weltkrieg, Göttingen 2013,             litärische Gewalt in Europa nach dem Ersten
   S. 108–133.                                       Weltkrieg, Göttingen 2013, pp. 108–133.
2	Robert Gerwarth/John Horne, Vectors of         2	Robert Gerwarth/John Horne, Vectors of
   Violence. Paramilitarism in Europe after the      Violence. Paramilitarism in Europe after the
   Great War 1917–1923. In: The Journal of           Great War 1917–1923. In: The Journal of
   Modern History 83 (2011), 3, S. 489–512;          Modern History 83 (2011), 3, pp. 489–512;
   Martin Conway/Robert Gerwarth,                    Martin Conway/Robert Gerwarth, Revo-
   Revolution and Counter-Revolution. In:            lution and Counter-Revolution. In: Donald
   Donald Bloxham/Robert Gerwarth (Hg.),             Bloxham/Robert Gerwarth (a cura di),
   Political Violence in Twentieth-Century           Political Violence in Twentieth-Century
   Europe, Cambridge 2011, S. 140–175.               Europe, Cambridge 2011, pp. 140–175.

Editorial/Editoriale, 5–21                                                    GR/SR 28 (2019), 1

                                                                                              5
päischen Studierenden eine gewisse               verso i presunti nemici che, nella rap-
ready-to-battle-Mentalität gegenüber             presentazione di molti universitari,
jenen vermeintlichen Feinden, die                minavano “la pace e l’ordine” della
im Weltbild vieler Akademiker die                propria nazione.3 Nonostante alcune
„Ruhe und Ordnung“ der eigenen                   notevoli differenze nazionali, la mili-
Nation gefährdeten.3 Trotz zum Teil              tanza giovanile può essere considerata
erheblicher nationaler Unterschie-               un significativo fenomeno transnazio-
de kann die jugendliche Militanz                 nale all’interno delle organizzazioni pa-
als ein weitgehend transnationales               ramilitari attive subito dopo il 1918/19
Phänomen paramilitärischer Orga-                 ed essa influenzò notevolmente, negli
nisationen nach 1918/19 betrachtet               anni Venti e Trenta, la vita politica di
werden, das enormen Einfluss auf                 diversi paesi europei, non importa se
das politische Leben mehrerer euro-              usciti vittoriosi o sconfitti dalla guerra.
päischer – siegreicher wie besiegter –           Un numero non trascurabile di stu-
Länder in den 1920er und 1930er                  denti fu inquadrato, tra il 1918/19 e
Jahren nahm. Eine nicht unbeträcht-              il 1939, in milizie paramilitari territo-
liche Zahl von Studenten organisier-             riali e cittadine, in corpi di combatti-
te sich zwischen 1918/19 und 1939                mento politico o in gruppi cospirativi,
in paramilitärischen Einwohner-                  allo scopo di combattere i nemici sia
und Bürgerwehren, politischen                    all’interno che lungo i rispettivi confi-
Kampfverbänden oder konspira-                    ni nazionali. Militando in associazio-
tiven Gruppierungen, um gegen                    ni, milizie volontarie e formazioni di
diese Feinde im Inneren bzw. an                  difesa dei confini, questa generazione
den diversen Landesgrenzen vorzu-                nata dopo il 1900 (la cosiddetta Kriegs-
gehen. In den Bünden, Freikorps                  jugendgeneration) cercava di recupera-
und Grenzschutzformationen such-                 re una propria esperienza bellica, che
te diese Generation der meist nach               le era stata negata a causa della gio-
1900 Geborenen – die sogenannte                  vane età.4 Questa giovane élite non
Kriegsjugendgeneration – das eigene
                                                 3	Dirk Schumann, Europa, der Erste Welt-
Kriegserlebnis nachzuholen, welches                 krieg und die Nachkriegszeit: eine Konti-
                                                    nuität der Gewalt? In: Journal of Modern
ihnen durch ihr junges Alter im Ers-                European History 1 (2003), 1, pp. 24–43;
ten Weltkrieg verwehrt worden war.4                 Robert Gerwarth, The Central European
                                                    Counter-Revolution. Paramilitary Violence
3	Dirk Schumann, Europa, der Erste Welt-           in Germany, Austria and Hungary after the
   krieg und die Nachkriegszeit: eine               Great War. In: Past & Present 200 (2008),
   Kontinuität der Gewalt? In: Journal of           pp. 175–209.
   Modern European History 1 (2003), 1,          4	Ulrich Herbert, „Generation der Sach-
   S. 24–43; Robert Gerwarth, The Central           lichkeit“. Die völkische Studentenbewegung
   European Counter-Revolution. Paramilitary        der frühen zwanziger Jahre in Deutschland. In:
   Violence in Germany, Austria and Hungary         Frank Bajohr/Werner Johe/Uwe Lohalm
   after the Great War. In: Past & Present 200      (a cura di), Zivilisation und Barbarei. Die
   (2008), S. 175–209.                              widersprüchlichen Potentiale der Moderne.
4	Ulrich Herbert, „Generation der                  Detlev Peukert zum Gedenken (Hamburger
   Sachlichkeit“. Die völkische Studenten-          Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte 27),
   bewegung der frühen zwanziger Jahre in           Hamburg 1991, pp. 115–144; Michael
   Deutschland. In: Frank Bajohr/Werner             Wildt, Generation des Unbedingten.
   Johe/Uwe Lohalm (Hg.), Zivilisation              Das Führungskorps des Reichssicherheits-
   und Barbarei. Die widersprüchlichen              hauptamtes, Hamburg 22008, pp. 46–71.

GR/SR 28 (2019), 1                               Studentische Gewalt/Violenza studentesca (1914–1945)

6
Obwohl oder gerade weil diese junge             aveva personalmente sperimentato le
Elite die Schützengräben, Material-             trincee, l’impiego di armi pesanti e le
schlachten und Kriegsgräuel nicht               atrocità della guerra; nonostante que-
aus eigener Erfahrung kannte, konn-             sta carenza – o forse proprio a causa
te sie den Krieg als heroisches Erleb-          di essa – coltivava l’immagine della
nis stilisieren und das Soldatische zu          guerra quale esperienza eroica e in-
ihren Tugenden erheben.5                        nalzava a modelli di virtù i valori del
     Bislang ist nicht ohne Weiteres            militarismo.5
zu erkennen, welche Rolle die regio-                Finora è rimasto in ombra quale
nalen Gewalträume und -kulturen                 ruolo abbiano avuto gli spazi e le cul-
im Radikalisierungsprozess studenti-            ture della violenza a livello regionale
scher Gewalttäter einnahmen, zumal              nel processo di radicalizzazione della
eine sozialgeschichtlich fundierte              violenza studentesca. In particolare,
Studie, die sich vergleichend mit dem           manca ancora uno studio comparati-
militanten Verhalten akademischer               vo di storia sociale che analizzi in pro-
Akteure in der Zwischenkriegszeit               spettiva comparativa i comportamen-
befasst, ein Desiderat der Forschung            ti militanti degli studenti nel periodo
ist.6 Diesem Forschungsdesiderat                tra le due guerre.6 Questo è il tema
nimmt sich das vorliegende Themen-              che affrontiamo in questo numero
heft an, wobei davon ausgegangen                di “Storia e regione / Geschichte und
wird, dass der Erste Weltkrieg und              Region”, partendo dal presupposto
dessen gravierende Folgen in weiten             che la prima guerra mondiale e la sua
Teilen Europas eine ganze Generati-             pesante eredità abbiano avuto un im-
on vornehmlich mittel- und osteuro-             patto significativo su un’intera gene-
päischer Studierender prägte und                razione di studenti, principalmente
   Potentiale der Moderne. Detlev Peukert zum   dell’Europa centrale e orientale, in-
   Gedenken (Hamburger Beiträge zur Sozial-     fluenzando le loro coscienze, rappre-
   und Zeitgeschichte 27), Hamburg 1991,
   S. 115–144; Michael Wildt, Generation        sentazioni e progetti di vita.7
   des Unbedingten. Das Führungskorps des
   Reichssicherheitshauptamtes, Hamburg
   2
     2008, S. 46–71.                            5	Matthew N. Bucholtz, Kamerad or Genos-
5	Matthew N. Bucholtz, Kamerad or                 se? The Contested Frontkämpfer Identity
   Genosse? The Contested Frontkämpfer             in Weimar Revolutionary Politics. In: Chris
   Identity in Weimar Revolutionary                Millington/Kevin Passmore (a cura di),
   Politics. In: Chris Millington/Kevin            Political Violence and Democracy in West-
   Passmore (Hg.), Political Violence and          ern Europe 1918–1940, Basingstoke 2015,
   Democracy in Western Europe 1918–1940,          pp. 48–61; Sven Reichardt, Faschistische
   Basingstoke 2015, S. 48–61; Sven                Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft
   Reichardt, Faschistische Kampfbünde.            im italienischen Squadrismus und in der
   Gewalt und Gemeinschaft im italienischen        deutschen SA, Köln 2009, pp. 386–388; cfr.
   Squadrismus und in der deutschen SA,            inoltre lo studio di Mario Piazzesi, Diario di
   Köln 2009, S. 386–388; vgl. ferner die          uno squadrista toscano, Roma 1981.
   Studie Mario Piazzesi, Diario di uno         6	Per il concetto di spazi di violenza si veda
   squadrista toscano, Roma 1981.                  Jörg Baberowski, Einleitung: Ermögli-
6	Zum Konzept der Gewalträume siehe Jörg          chungsräume exzessiver Gewalt. In: Idem/
   Baberowski, Einleitung: Ermöglichungs-          Gabriele Metzler (a cura di), Gewalträume.
   räume exzessiver Gewalt. In: Ders./             Soziale Ordnungen im Ausnahmezustand,
   Gabriele Metzler (Hg.), Gewalträume.            Frankfurt a. M. 2012, pp. 7–27.
   Soziale Ordnungen im Ausnahmezustand,        7	Tali caratteri si ritrovano solo sporadicamen-
   Frankfurt a. M. 2012, S. 7–27.                  te negli studenti scandinavi o dell’Europa

Editorial/Editoriale, 5–21                                                   GR/SR 28 (2019), 1

                                                                                              7
ihre Gewissheiten, Vorstellungen                Esaltazione per la guerra, fame e
und Zukunftspläne zerstörte.7                   ristrettezze, crollo dell’ordine nel
    Kriegsbegeisterung, Hunger und              1918/19, rovesciamento e cambia-
Not, Zusammenbruch der Ordnung                  mento della gerarchia di valori, disor-
1918/19, Umsturz und Umwand-                    dini sociali, crisi economica, presunta
lung der Wertehierarchie, soziale               minaccia del bolscevismo, crescente
Unruhen, Wirtschaftskrise, die                  antisemitismo e, infine, angoscia per
vermeintliche Bedrohung des Bol-                un incerto futuro: tutte queste sono le
schewismus und ein zunehmender                  parole chiave per misurare l’orizzonte
Antisemitismus sowie die Angst vor              esperienziale degli studenti nel perio-
einer ungewissen Zukunft gelten als             do tra le due guerre. L’ascesa di partiti
Stichworte für das Ermessen des Er-             o movimenti fascisti e patriottico-
fahrungshorizonts der Studierenden              nazionalisti fu un fenomeno trans-
in der Zwischenkriegszeit. Der über-            regionale e la sua importanza fu dovuta
regional zu beobachtende Aufstieg               non da ultimo all’apporto degli stu-
faschistischer und national-völkischer          denti, che fin dall’inizio confluirono
Parteien oder Bewegungen verdankte              in questi milieu di opposizione. Da
sich nicht zuletzt jenen Studieren-             un lato, ciò può essere interpretato
den, die bereits zu einem sehr frühen           come conseguenza del lungo processo
Zeitpunkt in den völkischen oder fa-            di militarizzazione che era stato avvia-
                                                to all’interno della gioventù europea
7	
  Für die skandinavischen oder west-            già precedentemente allo scoppio del-
  europäischen Studierenden der Zwischen-
  kriegszeit sind solche Merkmale nur           la prima guerra mondiale.8 Dall’altro
  sporadisch oder gar nicht zu finden, was
  vor allem darauf zurückzuführen ist, dass       occidentale, soprattutto perché questi Stati
  diese Staaten aus dem Ersten Weltkrieg          uscirono dalla guerra da vincitori e pertanto
  siegreich hervorgegangen sind. Sie waren        non furono coinvolti da cambi di gover-
  daher nicht von Regierungswechseln,             no, disordini politici o cessioni territoriali.
  politischen Unruhen oder territorialen          Cfr. Martin Göllnitz, Tysk grænsekamp i
  Verlusten betroffen. Vgl. Martin Göllnitz,      København. De nordslesvigske akademikeres
  Tysk grænsekamp i København. De nord-           nationalpolitiske rolle i 1920’erne og 30’erne
  slesvigske akademikeres nationalpolitiske       [Lotta tedesca al confine. Sul ruolo politico
  rolle i 1920’erne og 30’erne [Deutscher         degli studenti di Schleswig negli anni Venti e
  Grenzkampf in Kopenhagen. Zur volks-            Trenta del XX secc.]. In: Sønderjyske Årbøger
  politischen      Rolle     nordschleswiger      (2018), pp. 117–133; Palle Roslyng-Jensen,
  Akademiker in den 1920er und 1930er             Danske studenter og nazismen 1933–46
  Jahren]. In: Sønderjyske Årbøger (2018),        [Studenti danesi e nazionalsocialismo]. In:
  S. 117–133; Palle Roslyng-Jensen, Danske        Niklas Olsen/Karl Christian Lammers/
  studenter og nazismen 1933–46 [Dänische         Palle Roslyng-Jensen (a cura di), Nazismen,
  Studenten und Nationalsozialismus]. In:         universiteterne og videnskaben i Danmark
  Niklas Olsen/Karl Christian Lammers/            [Nazionalsocialismo, Università e ricerca in
  Palle Roslyng-Jensen (Hg.), Nazismen,           Danimarca], Kopenhagen 2015, pp. 59–94;
  universiteterne og videnskaben i Danmark        Matthias Schüth, Englands politische Uni-
  [Nazionalsozialismus, Universitäten und         versitätsjugend 1931–1940. Ein Beitrag zur
  Wissenschaft in Dänemark], Kopenhagen           Erforschung politischer Kollektivmentalitä-
  2015, S. 59–94; Matthias Schüth,                ten im Europa der dreißiger Jahre, Münster
  Englands politische Universitätsjugend          2001; Sonja Levsen, Elite, Männlichkeit
  1931–1940. Ein Beitrag zur Erforschung          und Krieg. Tübinger und Cambridger Stu-
  politischer Kollektivmentalitäten im Europa     denten 1900–1929, Göttingen 2006.
  der dreißiger Jahre, Münster 2001; Sonja      8	
                                                  Si veda ad es. Manfred Boemeke/Roger
  Levsen, Elite, Männlichkeit und Krieg.          Chickering/Stig Förster (a cura di),
  Tübinger und Cambridger Studenten               Anticipating Total War: The German
  1900–1929, Göttingen 2006.                      and American Experiences, 1871–1914,

GR/SR 28 (2019), 1                              Studentische Gewalt/Violenza studentesca (1914–1945)

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schistischen Oppositionsmilieus Eu-                lato, tuttavia, i livelli di radicalizzazio-
ropas verkehrten. Auf der einen Seite              ne e di disponibilità all’impegno nel-
war dies zum Teil das Ergebnis eines               la militanza politica – in particolare
langen Militarisierungsprozesses in-               l’estrema disponibilità dopo il 1918
nerhalb der europäischen Jugend,                   all’uso della violenza come espressio-
der dem Ausbruch des Ersten Welt-                  ne politica – sono per molti aspetti
krieges vorausging.8 Auf der anderen               fenomeni nuovi, senza precedenti.
Seite waren jedoch die Ebenen der                  L’autonoma mobilitazione dei giova-
Radikalisierung und die substanzielle              ni universitari europei assunse toni
Bereitschaft zur politischen Militanz,             sempre più radicali, spesso violenti, e
insbesondere im Kontext einer der-                 contribuì notevolmente a connotare
art extremen Unbedingtheit, nach                   la Kriegsjugendgeneration. 9
1918 gewalttätige Mittel als politi-                    I contributi raccolti in questo nu-
sche Ausdrucksformen einzusetzen,                  mero cercano di colmare la lacuna di
weitgehend beispiellos. Die (Selbst-)              cui s’è fatto cenno indagando con pro-
Mobilisierung der akademischen Ju-                 spettiva critica e analitica la dimensio-
gend Europas nahm augenscheinlich                  ne regionale degli spazi e delle culture
einen immer radikaleren, mitunter                  della violenza tra gli studenti.10 Il vo-
gewalttätigen Ton an und trug erheb-               lume quindi non si limita ad assumere
lich dazu bei, diese Kriegsjugendge-               una prospettiva regionale, esplorando
neration zu definieren.9                           specificamente lo spazio in cui viene
    Die hier versammelten Beiträ-                  esercitata la violenza, ma si focalizza
ge greifen dieses Forschungsdeside-                per la prima volta su un gruppo di at-
rat auf, indem die Autorinnen und                  tori sinora trascurato dalla ricerca e che
Autoren in kritisch-analytischer                   va invece considerato, sulla base degli
Perspektive die regionalen Dimen-                  studi più aggiornati, come una com-
sionen studentischer Gewalträume
                                                       Cambridge 1999; Catia Papa, L’Italia
und -kulturen untersuchen.10 Das                       giovane dall’unità al fascismo, Roma 2013;
                                                       John Springhall, Youth, Empire and Soci-
 8 Vgl. exemplarisch Manfred Boemeke/                 ety: British Youth Movements, 1883–1942,
    Roger Chickering/Stig Förster (Hg.),               London 1977.
    Anticipating Total War: The German              9	Sulla Kriegsjugendgeneration si veda il fonda-
    and American Experiences, 1871–1914,               mentale studio di Robert Wohl, The Gene-
    Cambridge 1999; Catia Papa, L’Italia               ration of 1914, Cambridge [Mass.] 1979.
    giovane dall’unità al fascismo, Roma 2013;     10	Su questo cfr. Oliver Auge/Martin
    John Springhall, Youth, Empire and Society:        Göllnitz (a cura di), Radikale Überzeu-
    British Youth Movements, 1883–1942,                gungstäter? Studentische Gewalt im 19. und
    London 1977.                                       20. Jahrhundert. In: Jahrbuch für Universi-
 9	Zur Kriegsjugendgeneration siehe das               tätsgeschichte 21 (2019); Pieter Dhondt/
    grundlegende Werk von Robert Wohl, The             Elizabethanne Boran (a cura di), Stu-
    Generation of 1914, Cambridge [Mass.]1979.         dent Revolt, City, and Society in Europe.
10	Vgl.     dazu      Oliver     Auge/Martin          From the Middle Ages to the Present
    Göllnitz (Hg.), Radikale Überzeugungs-             (Routledge Studies in Cultural Histo-
    täter? Studentische Gewalt im 19. und              ry 52), New York 2018; Lieve Gevers/
    20. Jahrhundert. In: Jahrbuch für                  Louis Vos, Student Movements. In: Walter
    Universitätsgeschichte 21 (2019); Pieter           Rüegg (a cura di), A History of the Uni-
    Dhondt/Elizabethanne Boran (Hg.),                  versity in Europe, vol. 3: Universities in
    Student Revolt, City, and Society in Europe.       the Nineteenth and Early Twentieth Cen-
    From the Middle Ages to the Present                turies (1800–1945), Cambridge 2004,
    (Routledge Studies in Cultural History 52),        pp. 269–361.

Editorial/Editoriale, 5–21                                                       GR/SR 28 (2019), 1

                                                                                                  9
Themenheft nimmt somit nicht                         ponente essenziale dei collettivi radi-
nur eine regionale Perspektive ein,                  cali e pertanto un “motore della vio-
indem es speziell nach dem Raum                      lenza”. In tal modo i precedenti studi
fragt, in dem Gewalt stattfindet,                    sui Freikorps operanti in Polonia e nel
sondern untersucht erstmalig auch                    Baltico, sullo squadrismo italiano, sul-
eine bislang von der Forschung ver-                  la Sturmabteilung (SA) nazionalsociali-
nachlässigte Personengruppe, die, so                 sta oppure sulla “Guardia di Ferro” in
der Konsens neuerer Studien, einen                   Romania vengono integrati attraverso
wesentlichen Bestandteil radikaler                   l’importante fattore costituito dalla
Personenkollektive ausmachte und                     militanza e dal radicalismo dei giovani
daher als ein „Motor der Gewalt“                     universitari. Inoltre, tale prospettiva
verstanden werden muss. Zugleich                     richiede ovviamente l’ausilio di fonti
werden auf diese Weise die bishe-                    di ricerca sinora poco o per nulla con-
rigen Arbeiten zu den in Polen und                   siderate, grazie alle quali si possono
im Baltikum operierenden Freikorps,                  aprire nuove questioni relative alla vio-
zum italienischen Squadrismus, zur                   lenza universitaria o politica.
Sturmabteilung der Nationalsozia-                         La prospettiva regionale degli au-
listen oder zur „Eisernen Garde“ in                  tori e delle autrici è sostanzialmente
Rumänien um den gewichtigen Fak-                     focalizzata su quegli studenti europei
tor der jungakademischen Militanz                    tra le due guerre che manifestarono
und Radikalität ergänzt. Darüber                     le loro richieste, preoccupazioni, opi-
hinaus bedingt eine solche Per-                      nioni politiche non solo attraverso la
spektive natürlich auch die Zuhilfe-                 protesta verbale o scritta, ma anche
nahme bislang gar nicht oder nur                     attraverso un consapevole uso della
unzureichend gesichteter Quellen-                    violenza, intesa come mezzo per rea-
bestände, womit letztlich neue Frage-                lizzare i loro obiettivi nazionali o po-
stellungen im Rahmen universitärer                   litici.11 In primo piano sta ovviamente
beziehungsweise politischer Gewalt                   la questione di come le condizioni e
verbunden sein können.                               le specificità regionali potessero acce-
     Folglich liegt der regionale Blick-             lerare o rallentare i processi di radica-
winkel der Autorinnen und Autoren                    lizzazione e quali specifiche culture di
auf jenen europäischen Studierenden                  violenza agissero nei diversi spazi re-
der Zwischenkriegszeit, die ihre Be-                 gionali di violenza. A tal fine si è fatto
dürfnisse, Sorgen oder politischen                   riferimento al concetto di “violenza
Vorstellungen nicht ausschließlich                   politica” che comprende sostanzial-
durch mündlichen oder schriftlichen
Protest zum Ausdruck brachten, son-                  11	Per un confronto tra studenti britannici e
                                                         tedeschi cfr. Sonja Levsen, Eliten am Scheide-
                                                         weg. Kriegsbilder und Rollenvorstel-
     New York 2018; Lieve Gevers/Louis Vos,              lungen deutscher und britischer Studen-
     Student Movements. In: Walter Rüegg                 ten nach dem Ersten Weltkrieg. In: Jörg
     (Hg.), A History of the University in Europe,       Echternkamp (a cura di), Perspektiven
     Bd. 3: Universities in the Nineteenth and           der Militärgeschichte. Raum, Gewalt und
     Early Twentieth Centuries (1800–1945),              Repräsentation in historischer Forschung
     Cambridge 2004, S. 269–361.                         und Bildung, München 2010, pp. 239–250.

GR/SR 28 (2019), 1                                   Studentische Gewalt/Violenza studentesca (1914–1945)

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dern auf jenen, die zur Durchsetzung             mente tutte le forme di violenza fisica,
ihrer nationalen oder politischen                attuate quasi sempre collettivamente,
Ziele bewusst auf Gewalt als Mittel              che venivano dirette contro avversari
zum Zweck zurückgriffen.11 Im Vor-               politici (individui, gruppi, lo stato
dergrund steht dabei die Frage, wie              stesso) o che comunque all’interno di
die regionalen Verhältnisse und Be-              un processo comunicativo venivano
sonderheiten einen Radikalisierungs-             indicate come politiche. Tale criterio
prozess beschleunigen bzw. bremsen               si rivela adatto per due ragioni: da
konnten und welche spezifischen                  un lato la violenza fisica è facilmente
Gewaltkulturen sich in den diversen              identificabile; dall’altro esso offre pos-
regionalen Gewalträumen entfalte-                sibilità di comparazione sincronica e
ten. Zu diesem Zweck wird auf den                diacronica.12 In tal senso, Heinrich
Terminus der „politischen Gewalt“                Popitz e Randall Collins hanno sotto-
zurückgegriffen, der im Folgenden                lineato come fondamentalmente tutti
alle, zumeist kollektiv durchgeführ-             gli uomini dispongano del potenzia-
ten Formen der physischen Gewalt                 le adatto all’azione violenta, come la
umfasst, die gegen politische Gegner             violenza possa fondare o esprimere
gerichtet waren (etwa gegen Einzel-              anche ordine e risulti connessa a si-
personen, Gruppen, den Staat) oder               gnificati e rappresentazioni culturali,
die in einem Prozess der Kommuni-                codificandosi in relazione a specifici
kation als politisch bezeichnet wur-             obiettivi e situazioni.13 In questo sen-
den. Ein solches Definitionskriteri-             so, la violenza rappresenta sempre un
um bietet sich aus zweierlei Gründen             atto comunicativo che, a sua volta,
an: Zum einen ist physische Gewalt               può richiamare segnali e connessioni
leicht zu identifizieren, zum anderen            tra diversi attori. In altre parole, la
eröffnen sich dadurch auch synchro-              violenza studentesca trattata in questo
ne und diachrone Vergleichsmög-                  volume è una pratica sociale connessa
lichkeiten.12 Mit Heinrich Popitz                e connettente, fondata sulla comuni-
und Randall Collins wird ferner                  cazione e sullo spazio, che crea ordini
davon ausgegangen, dass grundsätz-               e sistemi di significato, che si colloca
11	Für einen Vergleich von britischen und       in ambienti interni o esterni all’uni-
    deutschen Studierenden siehe Sonja Levsen,   versità e che, inoltre, si serve di diver-
    Eliten am Scheideweg. Kriegsbilder und
    Rollenvorstellungen deutscher und briti-     12	Donatella Della Porta, Research on
    scher Studenten nach dem Ersten Weltkrieg.       Social Movements and Political Violence.
    In: Jörg Echternkamp (Hg.), Perspektiven         In: Qualitative Sociology 31 (2008), 3,
    der Militärgeschichte. Raum, Gewalt und          pp. 221–230; Dirk Schumann, Gewalt
    Repräsentation in historischer Forschung         als Grenzüberschreitung. Überlegun-
    und Bildung, München 2010, S. 239–250.           gen zur Sozialgeschichte der Gewalt
12	Donatella Della Porta, Research on               im 19. und 20. Jahrhundert. In:
    Social Movements and Political Violence.         Archiv für Sozialgeschichte 37 (1997),
    In: Qualitative Sociology 31 (2008), 3,          pp. 366–386, qui pp. 372–373.
    S. 221–230; Dirk Schumann, Gewalt als        13	Heinrich Popitz, Phänomene der Macht,
    Grenzüberschreitung. Überlegungen zur            Tübingen 21992, p. 50; Randall Collins,
    Sozialgeschichte der Gewalt im 19. und           Entering and Leaving the Tunnel of Violence:
    20. Jahrhundert. In: Archiv für Sozial-          Microsociological Dynamics of Emotional
    geschichte 37 (1997), S. 366–386, hier           Entrainment in Violent Interactions. In:
    S. 372 f.                                        Current Sociology 61 (2012), pp. 132–151.

Editorial/Editoriale, 5–21                                                   GR/SR 28 (2019), 1

                                                                                            11
lich alle Menschen das Potenzial                   se reti di comunicazione universitarie
zum gewaltsamen Agieren besitzen                   e sociali.14
und dass Gewalt immer auch Ord-                        La serie dei contributi è aperta
nung stiften bzw. ausdrücken kann                  da Dmitar Tasić che analizza il ruolo
und mit kulturellen Deutungen und                  degli studenti radicalizzati nei Bal-
Imaginationen verbunden ist – sie ist              cani ed esamina diversi processi di
somit zielgerichtet und situations-                mobilitazione politica violenta e di
spezifisch codiert.13 So verstanden                paramilitarismo anche precedenti la
handelt es sich bei Gewalt stets um                prima guerra mondiale.15 Il crescente
einen Kommunikationsakt, der wie-                  sviluppo delle istituzioni scolastiche
derum Anschlusskommunikationen                     nel neonato Regno dei serbi, croati e
mit verschiedenen Akteuren evozie-                 sloveni nonché l’ampliarsi delle op-
ren kann. Oder anders gesagt: Die im               portunità di studiare all’estero furono
vorliegenden Heft thematisierte stu-               fattori che favorirono dopo il 1918
dentische Gewalt ist eine vernetzen-               la mobilitazione e addirittura la ra-
de bzw. vernetzte soziale Praxis, die              dicalizzazione dei giovani universitari
kommunikations- und raumbasiert                    nella lotta per l’indipendenza della
ist, die Ordnungen und Sinnsysteme                 Macedonia. A Vienna studiarono due
stiftet, die in ein hochschulinternes              macedoni, Georgi Bazhdarov e Niko-
wie auch hochschulöffentliches Set-                la Velev, che per primi fondarono la
ting eingebunden ist und die sich                  Macedonian Youth Secret Revolutiona-
zudem vielfältiger akademischer und                ry Organization (MYSRO). È inte-
gesellschaftlicher Kommunikations-                 ressante notare come il nucleo della
netzwerke bedient.14                               nuova organizzazione giovanile risie-
     Den Anfang macht Dmitar Tasić,                desse prevalentemente all’estero, da
der in seinem Beitrag die Rolle                    dove venivano mantenuti contatti in
radikalisierter Studenten auf dem                  tutta l’area dei Balcani: il risultato fu
Balkan analysiert, wobei er zahlrei-               una rete clandestina ben organizzata
che Prozesse der gewaltsamen poli-                 di cellule di cinque membri ciascuna,
tischen Mobilisierung und des Para-                formate esclusivamente da studenti e
militarismus bereits für die Zeit vor              14	Cfr. Klaus Weinhauer/Dagmar Ellerbrock,
dem Ersten Weltkrieg aufzeigt.15                       Perspektiven auf Gewalt in europäischen
                                                       Städten seit dem 19. Jahrhundert. In: Infor-
13	Heinrich Popitz, Phänomene der Macht,              mationen zur modernen Stadtgeschichte
    Tübingen 21992, S. 50; Randall Collins,            (2013), 2, pp. 5–20, qui p. 11.
    Entering and Leaving the Tunnel of Violence:   15	Cfr. inoltre John Paul Newman, Yugoslavia
    Microsociological Dynamics of Emotional            in the Shadow of War: Veterans and the
    Entrainment in Violent Interactions. In:           Limits of State Building 1903–1945,
    Current Sociology 61 (2012), S. 132–151.           Cambridge 2015; Idem, The Origins, Attri-
14	Vgl. dazu Klaus Weinhauer/Dagmar                   butes, and Legacies of Paramilitary Violence
    Ellerbrock, Perspektiven auf Gewalt in             in the Balkans. In: Robert Gerwarth/John
    europäischen Städten seit dem 19. Jahr-            Horne (a cura di), War in Peace. Paramili-
    hundert. In: Informationen zur modernen            tary Violence in Europe after the Great War,
    Stadtgeschichte (2013), 2, S. 5–20, hier           Oxford 2012, pp. 145–163; Uğur Ümit
    S. 11.                                             Üngör, Paramilitary Violence in the Col-
15	Vgl. ferner John Paul Newman, Yugoslavia           lapsing Ottoman Empire. In: Gerwarth/
    in the Shadow of War: Veterans and the             Horne (a cura di), War in Peace,
    Limits of State Building 1903–1945,                pp. 164–182.

GR/SR 28 (2019), 1                                 Studentische Gewalt/Violenza studentesca (1914–1945)

12
Die zunehmende Verbreitung von                      studentesse macedoni estremamen-
Bildungseinrichtungen im neu ge-                    te determinati e radicalizzati. Il caso
gründeten Königreich der Serben,                    di studio del MYSRO analizzato da
Kroaten und Slowenen sowie die ver-                 Tasić è particolarmente importante
besserten Möglichkeiten, im Ausland                 per la ricerca: nell’esempio balcanico
zu studieren, trugen nach 1918 dazu                 risulta infatti evidente lo stretto lega-
bei, junge Studenten für den Unab-                  me tra le forme tradizionali di mili-
hängigkeitskampf Mazedoniens zu                     tanza armata e terroristica e i nuovi
mobilisieren und sogar zu radikalisie-              aspetti dell’aggregazione e della mo-
ren. In Wien studierten zwei mazedo-                bilitazione politica del dopoguerra.
nische Studenten, Georgi Bazhdarov                  Fattore aggregante dei singoli membri
und Nikola Velev, die zunächst die                  e delle cellule che agivano in diversi
Gründung der Macedonian Youth                       paesi europei (spingendosi fino all’o-
Secret Revolutionary Organization                   micidio) era l’acceso sentimento di
(MYSRO) forcierten. Interessan-                     comunità nazionale e questo favorì
terweise wurde der Kern der neuen                   l’impressione che gli studenti si ispi-
Jugendorganisation im Ausland eta-                  rassero alle numerose organizzazioni
bliert, während Verbindungen auf                    segrete diffuse a metà Ottocento. Gli
dem gesamten Balkan aufrechterhal-                  esempi dell’Internal Macedonian Re-
ten wurden: Das Ergebnis war ein                    volutionary Organization (IMRO) e
gut organisiertes, klandestin operie-               del MYSRO fanno luce, inoltre, sul
rendes Netzwerk von „Fünflingen“                    grado di tenuta e di ‘resilienza’ del
– allesamt äußerst entschlossene und                nuovo regno jugoslavo (e dello scena-
überdies radikalisierte mazedonische                rio balcanico più in generale). Questa
Studentinnen und Studenten. Das                     circostanza certamente ebbe un peso
von Tasić analysierte Fallbeispiel der              anche sulle strategie d’azione degli
MYSRO ist für die Forschung insbe-                  studenti macedoni, che dovettero te-
sondere deshalb von hoher Relevanz,                 mere una assimilazione violenta, così
da hier die enge Verknüpfung von                    da privilegiare le azioni terroristiche
tradierten Formen der bewaffneten                   rispetto al paramilitarismo più strut-
bzw. terroristischen Militanz mit                   turato del periodo prebellico.16
den neuen Aspekten der Gesellig-                        Con l’esempio del Freikorps Epp,
keit und politischen Mobilisierung                  Florian Schreiner si occupa della mili-
in der Nachkriegszeit am Beispiel                   tanza studentesca all’interno di grup-
des Balkans deutlich sichtbar wird.                 pi paramilitari. Quest’organizzazione
     Cambridge 2015; Ders., The Origins,            paramilitare reclutava in gran parte
     Attributes, and Legacies of Paramilitary       studenti iscritti nel 1919/20 alle uni-
     Violence in the Balkans. In: Robert
     Gerwarth/John Horne (Hg.), War in              versità di Würzburg ed Erlangen. Ap-
     Peace. Paramilitary Violence in Europe after   partenenti alla Kriegsjugendgeneration,
     the Great War, Oxford 2012, S. 145–163;
     Uğur Ümit Üngör, Paramilitary Violence
     in the Collapsing Ottoman Empire. In:          16	Cfr. Luigi Bonanate, Some Unanticipated
     Gerwarth/Horne (Hg.), War in Peace,                Consequences of Terrorism. In: Journal of
     S. 164–182.                                        Peace Research 16 (1979), 3, pp. 197–211.

Editorial/Editoriale, 5–21                                                     GR/SR 28 (2019), 1

                                                                                            13
Als verbindendes Element der ein-               essi non avevano potuto partecipare
zelnen Mitglieder und Zellen, die in            direttamente alla prima guerra mon-
verschiedenen europäischen Staaten              diale. Cercarono di compensare tale
agierten (und dort auch vor Mord                carenza, che avvertivano profonda-
nicht zurückschreckten), fungierte              mente, attraverso gli scontri fisici sia
das nationale Gemeinschaftsgefühl               sul confine orientale tedesco che sul-
– wodurch der Eindruck entsteht,                le strade e piazze europee. Schreiner
den Studierenden dienten die zahl-              indaga le specifiche motivazioni della
reichen Geheimorganisationen, die               militanza degli studenti nel contesto
Mitte des 19. Jahrhunderts existier-            del Freikorps Epp, una formazione che
ten, als Inspiration. Darüber hinaus            svolse un ruolo importante nella sop-
wirft der Fall der Internal Macedonian          pressione della Räterepublik (Repub-
Revolutionary Organization (IMRO)               blica dei Consigli) di Monaco nell’a-
und der MYSRO ein Licht auf die                 prile/maggio del 1919.
Widerstandsfähigkeit des neuen jugo-                 Juliane Deinert affronta un genere
slawischen Königreichs (und des Bal-            molto diverso di violenza studente-
kanszenarios im Allgemeinen). Dieser            sca, esaminando il radicalismo degli
Umstand beeinflusste sicherlich auch            studenti nazionalsocialisti tra il 1930
die Handlungsstrategien der maze-               e il 1934 nel caso studio dell’Univer-
donischen Studierenden, die eine                sità di Rostock. Il contributo mette in
gewaltsame Assimilation befürchten              luce come i giovani nazionalsocialisti
mussten. Ihre terroristischen Akti-             non si siano limitati solo a denuncia-
onen waren im Vergleich zu dem                  re i loro docenti, ma abbiano fatto
strukturierten Paramilitarismus, der            ricorso anche ad aggressioni fisiche.
vor dem Ersten Weltkrieg bestanden              Una delle cause della radicalizzazio-
hatte, äußerst privilegiert.16                  ne viene individuata da Deinert nella
    Mit der studentischen Militanz              paura di un declassamento sociale,
im Rahmen paramilitärischer Grup-               percepita con crescente angoscia da
pierungen beschäftigt sich Florian              gran parte degli universitari. Fu que-
Schreiner am Beispiel des Freikorps             sto clima a favorire la militanza tra
Epp. Diese paramilitärische Orga-               gli studenti, decisamente orientati a
nisation rekrutierte sich zu großen             perseguire i loro obiettivi usando for-
Teilen aus Studenten, die 1919/20 an            me sempre più aggressive di protesta
den Universitäten in Würzburg und               o addirittura di violenza.17 In questo
Erlangen immatrikuliert waren und               17	
                                                   Per ulteriori esempi regionali cfr. tra gli
                                                   altri Martin Göllnitz, Der Student als
die als Angehörige der Kriegsjugend-               Führer? Handlungsmöglichkeiten eines
generation nicht am Ersten Weltkrieg               jungakademischen Funktionärskorps am
                                                   Beispiel der Universität Kiel (1927–1945),
hatten teilnehmen können. Das feh-                 Ostfildern 2018, pp. 103–124; Idem, Völ-
lende Kriegserlebnis empfanden sie                 kische Opposition und politische Gewalt
                                                   an den Hochschulen 1930/31: Die Angrif-
                                                   fe auf Otto Baumgarten und Walther
16	Vgl. Luigi Bonanate, Some Unanticipated        Schücking. In: Zeitschrift für Geschichts-
    Consequences of Terrorism. In: Journal of      wissenschaft 67 (2019), 1, pp. 27–42;
    Peace Research 16 (1979), 3, S. 197–211.       Christian Saehrendt, Studentischer Extre-

GR/SR 28 (2019), 1                              Studentische Gewalt/Violenza studentesca (1914–1945)

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als erheblichen Mangel, den sie nun             senso può esserci un nesso tra il vissu-
in den Gefechten an der deutschen               to delle culture giovanili e il successo
Ostgrenze oder in den europäischen              che il combattivo attivismo nazio-
Straßenschluchten       auszugleichen           nalsocialista fece registrare proprio
suchten. Schreiner fragt daher ge-              nel Meclemburgo e nell’ambiente
zielt nach der Motivation und dem               piccolo-borghese dell’università di
Engagement von Studierenden im                  Rostock. Alla fine questi studenti ra-
Rahmen des Freikorps Epp, das bei               dicalizzati avrebbero contribuito a in-
der Niederschlagung der Münchener               fluenzare lo sviluppo e la politica del
Räterepublik Ende April und Anfang              Land grazie alla loro posizione sociale,
Mai des Jahres 1919 eine gewichtige             nella quale progredirono benefician-
Rolle einnahm.                                  do delle esperienze militanti e radicali
     Ein ganz anderes Spektrum stu-             che avevano acquisito a livello locale.
dentischer Gewalt nimmt Juliane                     Mentre i contributi di Tasić,
Deinert in den Blick, die das radi-             Schreiner e Deinert affrontano, pur
kale Verhalten nationalsozialistischer          con diverse prospettive, la fase “rivo-
Studenten zwischen 1930 und 1934                luzionaria” dei movimenti studente-
am Beispiel der Universität Rostock             schi radicali, quelli di Irene Bolzon e
untersucht. Dabei macht sie deut-               Simone Duranti esaminano il ruolo
lich, dass die jungen Nationalsozia-            giocato dagli studenti nelle fasi suc-
listen ihre akademischen Lehrer nicht           cessive alla presa del potere. Nei loro
nur denunzierten, sondern auch vor              contributi, i due storici indagano la
körperlichen Angriffen nicht zurück-            questione di che cosa sia avvenuto
schreckten. Ursächlich dafür war nach           della componente “rivoluzionaria” –
Deinert die wachsende Angst vieler              nella quale gli studenti si erano spes-
Akademiker vor einer gesellschaft-              so profondamente immedesimati o
lichen Deklassierung. Diese wieder-             che avevano addirittura contribuito
um beförderte eine immer radikaler              ad accelerare – non appena il con-
werdende militante Gesinnung unter              solidamento dei rapporti di potere
den Studierenden, die ihre Ziele nun            (ovvero la “normalizzazione”, per usa-
zunehmend mithilfe von Protest-                 re un termine fascista) ebbe represso
oder gar Gewaltformen durchzuset-               l’originario impulso rivoluzionario.18
zen versuchten.17 Es mag dem Eigen-             L’approccio è storiograficamente in-
                                                teressante già solo per il fatto che i
17	
   Vgl. für weitere regionale Beispiele u. a.
   Martin Göllnitz, Der Student als Führer?     due esempi del rapporto tra attivismo
   Handlungsmöglichkeiten eines jung-
   akademischen Funktionärskorps am
   Beispiel der Universität Kiel (1927–1945),       mismus und politische Gewalt an der
   Ostfildern 2018, S. 103–124; Ders.,              Berliner Universität 1918–1933. In: Jahr-
   Völkische Opposition und politische              buch für Universitätsgeschichte 9 (2006),
   Gewalt an den Hochschulen 1930/31:               pp. 213–233.
   Die Angriffe auf Otto Baumgarten und         18	Cfr. Matteo Millan, The Institutionalisation
   Walther Schücking. In: Zeitschrift für           of Squadrismo. Disciplining Paramilitary
   Geschichtswissenschaft 67 (2019), 1,             Violence in the Italian Fascist Dictatorship.
   S.    27–42;    Christian      Saehrendt,        In: Contemporary European History 22
   Studentischer Extremismus und politische         (2013), 4, pp. 551–573.

Editorial/Editoriale, 5–21                                                   GR/SR 28 (2019), 1

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sinn jugendkultureller Lebenswelten                 studentesco e movimento fascista si
entsprechen, dass der kämpferische                  riferiscono entrambi a zone di confi-
Aktionismus der Nationalsozialisten                 ne: la città di Trieste e la provincia di
gerade in der mecklenburgischen                     Trento. Si tratta dunque delle “terre
Provinz und dem kleinstädtischen                    irredente” che la propaganda aveva
Umfeld der Rostocker Hochschule                     celebrato quali sacri obiettivi nazio-
auf besonders fruchtbaren Boden fiel.               nali da raggiungere attraverso l’inter-
Am Ende sollten die radikalen Studie-               vento nella prima guerra mondiale.
renden allein durch ihre gesellschaft-              Esse rappresentano quindi “laboratori
liche Position, in die sie vorrückten,              di ricerca” privilegiati per indagare le
die Entwicklung und das Politikver-                 modalità del passaggio, nell’arco del
ständnis im Land mitbeeinflussen,                   ventennio di dittatura, da “terre irre-
wobei sie von ihren militanten und                  dente” a “terre fasciste”.
radikalen Erfahrungen profitierten,                     In questo contesto, Bolzon si con-
die sie auf der regionalen Ebene ge-                centra sulle biografie di studenti trie-
macht hatten.                                       stini dall’immatricolazione sino alla
    Während sich die Beiträge von                   fine della parabola fascista nel 1945,
Tasić, Schreiner und Deinert aus                    prestando particolare attenzione alla
unterschiedlichen Blickwinkeln mit                  complessa interazione tra aspirazio-
der „revolutionären“ Phase radika-                  ni personali, carriere professionali
ler Studentenbewegungen befassen,                   e habitus all’interno di un contesto
analysieren die beiden Aufsätze von                 spazialmente limitato. L’esempio trie-
Simone Duranti und Irene Bolzon die                 stino rivela un interessante paradosso.
Rolle der jungen Studierenden nach                  Benché la città di Trieste fosse sta-
der erfolgreichen Phase der Macht-                  ta sin dall’inizio una delle roccaforti
übernahme. In ihren Beiträgen spü-                  del movimento fascista e gli iscritti al
ren sie der Frage nach, was mit der                 Fascio locale avessero un’età media
„revolutionären“ Komponente, die                    molto bassa rispetto alla media na-
vielfach erst von den Studentinnen                  zionale, il processo di istituzionalizza-
und Studenten ausgegangen bzw. for-                 zione si svolse in modo insolitamente
ciert worden war, passierte, sobald die             precoce e la generazione più giovane
Konsolidierung der Machtverhältnis-                 si sforzò di ricavarvi o consolidarvi
se (oder „Normalisierung“, um einen                 propri spazi autonomi. Sulla base dei
faschistischen Begriff zu verwenden)                percorsi biografici analizzati, l’autrice
den vormals revolutionären Impuls                   riesce a ricostruire la storia di questi
verdrängt hatte.18 Diese Herangehens-               “giovani combattenti” per tutta la
                                                    durata del regime fascista, delinean-
    Gewalt an der Berliner Universität 1918–1933.
    In: Jahrbuch für Universitätsgeschichte 9       done sia gli adeguamenti al mutare
    (2006), S. 213–233.                             del contesto politico, sia alcuni tratti
18	Vgl. Matteo Millan, The Institutionalisation
    of Squadrismo. Disciplining Paramilitary        di continuità negli orientamenti ori-
    Violence in the Italian Fascist Dictatorship.   ginari. Come emerge dalle divergenti
    In: Contemporary European History 22
    (2013), 4, S. 551–573.                          (ma complementari) carriere di Carlo
GR/SR 28 (2019), 1                                  Studentische Gewalt/Violenza studentesca (1914–1945)

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weise ist schon deshalb von einem ho-      Perusino e dei fratelli Forti, la mili-
hen Erkenntnisinteresse für die For-       tanza studentesca nelle squadre d’a-
schung, da der studentische Aktionis-      zione rappresentò il punto di partenza
mus für die faschistische Bewegung         per strategie sociali e percorsi politici
am Beispiel zweier Grenzregionen –         estremamente differenziati.
der Stadt Triest sowie der Provinz              Simone Duranti si rifà invece all’e-
Trient – in den Blick genommen             sempio dei Gruppi universitari fascisti
wird. Diese beiden Regionen galten         (GUF) delle province di Trento e Bol-
als terre irredente und bildeten, sofern   zano per esaminare gli intensi sforzi
man den propagandistischen Ver-            compiuti dal regime fascista per con-
lautbarungen Glauben schenkt, die          trollare la propria componente gio-
nationalistischen Hauptziele der ita-      vanile. Fondata nel 1925, la sezione
lienischen Militäraktionen während         trentina dei GUF rimase caratterizzata
des Ersten Weltkrieges. Schon aus          da costanti carenze e difficoltà econo-
diesem Grund stellen sowohl Triest         miche e organizzative. Ciò appare in
als auch Trient äußerst interessante       netto contrasto con le iniziali promes-
„Forschungslaboratorien“ dar, an-          se di cospicui investimenti rivolte dal
hand derer die Entwicklung binnen          regime a questa regione di confine, so-
der zwanzig Jahre dauernden faschis-       prattutto dopo la creazione nel 1927
tischen Herrschaft von „erlösten“ hin      della provincia di Bolzano (ancor più
zu „faschistischen“ Regionen nach-         “di confine” e in maggioranza tedesca).
vollzogen werden kann.                     Il tal modo il contributo di Duranti si
    Bolzon konzentriert sich in die-       inserisce nel quadro dell’importante
sem Zusammenhang auf die Bio-              questione, apertasi già da alcuni anni,
graphien Triester Studenten von            relativa alla discrepanza tra gli obiet-
der Immatrikulation bis zum Ende           tivi proclamati a livello ideologico e
des faschistischen Regimes im Jahr         l’effettivo sostegno materiale che il
1945, wobei sie schwerpunktmäßig           regime riuscì a mettere a disposizione
das komplexe Zusammenspiel zwi-            per la loro realizzazione.19 Nonostante
schen persönlichen Bestrebungen,           le carenze materiali, i compiti ufficiali
Karrierewegen und Habitus in einem         dei GUF trentini comprendevano la
räumlich begrenzten Kontext analy-         sorveglianza dei confini nazionali e la
siert. Das Beispiel Triest enthüllt ein    difesa da tutti gli influssi esterni, una
interessantes Paradoxon: Obwohl die        “missione” che, almeno a livello for-
Stadt Triest von Anfang an als eine
                                           19	La tematica è stata già ampiamente trattata
Hochburg der faschistischen Bewe-              nella storiografia; si riportano solo alcuni
gung galt, deren Funktionäre zudem             esempi che riflettono differenti posizioni:
                                               Emilio Gentile, La via italiana al totali-
im Durchschnitt äußerst jung waren,            tarismo, Roma 2008; Paul Corner, Italia
lässt sich an diesem regionalen Bei-           fascista. Politica e opinione popolare sotto
                                               la dittatura, Roma 2015; Richard J.B.
spiel ein ungewöhnlich frühzeitiger            Bosworth, Everyday Mussolinism. Friends,
Prozess der Institutionalisierung auf-         Family, Locality and Violence in Fascist Italy.
                                               In: Contemporary European History 14
                                               (2005), 1, pp. 23–43.

Editorial/Editoriale, 5–21                                               GR/SR 28 (2019), 1

                                                                                        17
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