Gesundheit zählt Die Forderungen der TK zur Bundestagswahl 2021 - Techniker Krankenkasse
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2 Gesundheit zählt – Die Pandemie hat mehr als deutlich gezeigt, wie entscheidend eine belastbare digitale Infrastruktur in unterschiedlichen Lebensbereichen ist – beziehungsweise wie verheerend es sein kann, wenn sie fehlt oder Lücken aufweist. Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands der TK
3 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, „Gesundheit zählt“ – das ist ein ebenso einfaches wie zentrales Fazit aus der Pandemie, die uns alle seit ver- gangenem Frühjahr in Atem hält. „Gesundheit zählt“ bedeutet auch, dass es jetzt gilt, unser Gesundheits- system so aufzustellen, dass es angesichts künftiger Herausforderungen nicht nur bestehen kann, sondern weiterhin den weltweiten Vergleich nicht zu scheuen braucht. In der auslaufenden Legislaturperiode wurden von ePA bis DiGA zahlreiche Impulse gesetzt, die unser Gesund- heitssystem vor allem im Bereich Digitalisierung spürbar voranbringen. Hier darf aus Sicht der TK die zukünf- tige Gesundheitspolitik nicht nachlassen. Die Pandemie hat mehr als deutlich gezeigt, wie entscheidend eine belastbare digitale Infrastruktur in unterschiedlichen Lebensbereichen ist – beziehungsweise wie verheerend es sein kann, wenn sie fehlt oder Lücken aufweist. Genau an diesem Punkt gilt es, weiterzuarbeiten und dafür zu sorgen, dass aus den zahlreichen digitalen Impulsen und Initiativen vernetzte, belastbare Strukturen wer- den, von denen alle Menschen in Deutschland profitieren. Neben der Digitalisierung ebenso entscheidend: die Finanzierung unseres Gesundheitssystems im Rahmen eines fairen Wettbewerbs für die Zukunft aufzustellen. Das gelingt nur, wenn wir systematisch Effizienz- chancen nutzen, von denen unser Gesundheitswesen noch immer viele bietet. Außerdem bedarf es echter Strukturreformen, die etwa dafür sorgen, dass unsere Krankenhauslandschaft bedarfsgerechter und qua- Inhalt litätsorientierter gestaltet wird. Digitalisierung 4 Als TK verstehen wir uns mit Blick auf diese Herausforderungen gegenüber der Politik als Sparringspartner, Impulsgeber und Vertreter unserer 10,7 Millionen Versicherten. Mit unseren gesundheitspolitischen Forde- Vernetzte und verbesserte rungen zur Bundestagswahl wollen wir der Politik, aber auch den vielen Menschen im Gesundheitssystem eine Versorgung 10 Perspektive aufzeigen. Eine Perspektive auf ein noch besseres Gesundheitssystem, in dem wir weiterhin gerne und gemeinsam arbeiten, und das nicht nur solide finanziert, sondern nachhaltig organisiert und en- Pflege 14 gagiert ist. Wir zeigen damit auf, was aus unserer Sicht jetzt wichtig ist und was in den kommenden vier Jahren gemeinsam angegangen werden muss, damit wir auch weiterhin auf die Gesundheit zählen können. Krankenhausstruktur 18 Wettbewerb und Finanzierung 22 Versorgungsinnovationen 26 Ihr Dr. Jens Baas Patientensouveränität Vorsitzender des Vorstands der TK und Prävention 30
4 Gesundheit zählt – Digitalisierung Digitalisierung Für die Digitalisierung des Gesundheitswesens steht jetzt eine zentrale Weichenstellung für das beginnende Jahrzehnt an: Jetzt entscheidet sich, ob die Digitalisierung zur Herausforderung oder zur Chance wird.
5 Digitale Transformation Die Digitalisierung Wir brauchen eine Digitalisierung, die Nut- reit. Die Frage ist daher nur, ob das deut- des Gesundheitswesens ist längst keine Zu- zen für die Versicherten bringt und einen sche Gesundheitssystem die digitale kunftsmusik mehr. Sie findet heute statt. Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Die Transformation aktiv mitgestalten kann 2021 ist ein entscheidendes Jahr: Seit dem 1. kommenden vier Jahre sind dabei von her- oder ob es passiv von dieser umgestaltet Januar ist die elektronische Patientenakte ausragender Bedeutung. Zahlreiche digitale wird. online. Digitale Gesundheitsanwendungen Vorhaben sind jetzt online oder stehen kurz sind erstmals Bestandteil der Regelversor- vor dem „Launch“. Sie müssen nun zünden Der Umbruch bringt auch für die Kranken- gung. Die Telematikinfrastruktur erreicht na- und für möglichst viele Menschen einen er- kassen große Veränderungen mit sich. Ent- hezu alle Bereiche des Gesundheitswesens. kennbaren Vorteil schaffen. Nur so wird die lang der Wertschöpfungskette entstehen Mit der Bundestagswahl steht eine zentrale digitale Transformation des Gesundheits- immer neue digitale Geschäftsmodelle. Das Weichenstellung für das beginnende Jahr- wesens ein Erfolg. Gesundheitswesen entwickelt sich zu einem zehnt an: Schafft es die Politik, die digitale digitalen Ökosystem. In diesem steht der Transformation nicht nur als Herausforde- Die TK wird die Umsetzung weiter aktiv vo- Nutzen für die Versicherten im Vordergrund. rung an bestehende Modelle in Wirtschaft rantreiben. Gleichzeitig werden wir die Poli- Die TK sieht sich dabei als Vorreiter und und Gesellschaft zu sehen, sondern auch als tik weiter darauf drängen, das Erreichte zu möchte den systemischen Rahmen für die Chance für deren Weiterentwicklung und Mo- überprüfen, Hindernisse aus dem Weg zu GKV als Plattform mitgestalten. Diese Platt- dernisierung? Die dafür nötigen programma- räumen und nachhaltige Lösungen zu fin- form schafft den Rahmen für einen Informa- tischen Weichenstellungen müssen heute den. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, tionsaustausch und für Datentransparenz. vorgenommen werden, damit das deutsche in den kommenden vier Jahren die digitale Versicherte erhalten so eine Übersicht der Gesundheitswesen mit der weltweiten Ent- Transformation des Gesundheitswesens in Angebote unter Berücksichtigung höchster wicklung weiter Schritt halten kann. funktionierende Prozesse zu überführen. Datenschutzanforderungen. Um dies zu Dazu brauchen wir eine Telematikinfrastruk- verwirklichen, brauchen die Krankenkassen tur, die sicher ist, selbst dem letzten Winkel sichere digitale Kanäle für den Informati- unseres Gesundheitssystems eine An- ons- und Datenaustausch mit ihren Versi- schlussmöglichkeit bietet und von allen ge- cherten. nutzt wird. 2025 sollen alle Versicherten In Kürze sowie Patientinnen und Patienten nicht nur Aus unserem Selbstverständnis als zentra- über eine elektronische Patientenakte ver- ler Ansprechpartner der Versicherten her- • Die elektronische Patientenakte (ePA) muss zum digitalen Herzstück der fügen, sondern sie sollen sie im Alltag mit aus entwickelt die TK Ideen und Projekte zur Versorgung werden. allen Leistungserbringern nutzen können. Gestaltung des digitalen Wandels. Wir nut- Wenn wir als gesetzliche Krankenversiche- zen digitale Instrumente zur Weiterentwick- • Wir brauchen einen zeitgemäßen Umgang mit Daten, der Patientinnen und rung diese Herausforderungen bis 2025 lung der Versorgung im Interesse der Pati- Patienten Chancen auf bessere Versorgung eröffnet. nicht selbst meistern, werden die Menschen entinnen und Patienten, die sofort die Lösungen bei anderen Anbietern suchen erlebbare, individuell auf sie zugeschnittene • Die Digitalisierung im Gesundheitswesen braucht mehr Tempo: Dazu gehört eine und finden. Die Nachfrage besteht schon digitale Lösungen und Angebote ermögli- bessere Netzqualität, aktuellere Dokumentationsdaten und digitale Prozesse. lange und die neuen Akteure im Gesund- chen. Wir wollen für die Leistungserbringer heitswesen stehen mit ihren Angeboten be- im Gesundheitswesen ein Gesprächs- und
6 Gesundheit zählt – Digitalisierung Verhandlungspartner auf Augenhöhe sein. rent und sicher auf einer Datenplattform zur eine verbindliche Festlegung Mit fairen Versorgungsverträgen wollen wir Verfügung stellen. Herzstück wird dabei die der IT-Standards zur Interope- gemeinsam mit ihnen die medizinische Ver- sorgung für unsere Versicherten innovativ elektronische Patientenakte (ePA) sein, die den Versicherten seit dem 1. Januar 2021 rabilität. Für den reibungslosen Austausch medizinischer Daten Wir wollen die mit der ausgestalten. Als Ideengeber für die Politik entwickeln wir digitale Lösungen und wei- zur freiwilligen Nutzung zur Verfügung steht. Wir wollen die mit der ePA verbunde- zwischen den unterschiedlichen Akteuren und ihren IT-Systemen ePA verbundene Chance, sen aus diesen Erfahrungen den Weg für die ne Chance, alle für die Versorgung notwen- sind sie aber zwingend erfor- Weiterentwicklung des gesetzlichen Rah- digen Informationen an einem Ort zu bün- derlich. Darüber hinaus schafft alle für die Versorgung not- mens. Damit machen wir konkrete Vorschlä- deln, für die Versorgung unserer Versicherten erst das Zusammenführen gro- ge, wie wir unser Gesundheitswesen auf die entschlossen nutzen. Deshalb fordern wir, ßer und größter Datenmengen wendigen Informationen Zukunft vorbereiten können. dass der Anschluss aller Leistungserbringer die Grundlage für eine sinnvolle an die TI schnellstmöglich abgeschlossen Verwendung von Systemen und an einem Ort zu bündeln, Ein leistungsfähiges Internet für alle Für wird. Weiterentwicklungen dürfen diesen Pro- Anwendungen mit künstlicher die Digitalisierung des Gesundheitswesens zess nicht aufhalten. Intelligenz (KI). Wir sind über- für die Versorgung unserer sind schnelle, sichere und flächendeckende zeugt, dass die Gesundheitsfor- Internetverbindungen Voraussetzung. Die Die Datenstrukturen des digital vernetzten schung damit zur Verbesserung Versicherten entschlossen Bundesregierung will bis zum Jahr 2025 ei- Gesundheitswesens müssen einheitlich an- der Gesundheitsversorgung der nen flächendeckenden Ausbau mit Gigabit- Netzen erreichen. Die TK fordert eine gelegt sein. Diese Interoperabilität ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein Zukunft beitragen kann. Die TK fordert, dass Leistungserbringer nutzen. schnelle Umsetzung, nicht nur in Metropo- erfolgreich digitalisiertes Gesundheitswe- über standardisierte Schnittstel- len und Ballungsgebieten, sondern auch in sen. Nur so funktioniert vernetzte Kommu- len verfügen müssen, um einen Individualisierte Versorgungsangebote der Fläche. Gerade in dünn besiedelten Ge- nikation. So wird spürbarer Nutzen geschaf- reibungslosen Datenaustausch schaffen Digitalisierung wird nur dann an- bieten kann die Digitalisierung ihre Vorteile fen. IT-Insellösungen hingegen können zwischen Versicherten, Kranken- genommen und gelebt, wenn die Menschen ausspielen, wie es Anwendungen der Tele- keinen Mehrwert schaffen. Parallelstruktu- kassen und allen Leistungser- in ihr einen Nutzen für sich erkennen. Der medizin und des Telemonitoring bereits ren sind ineffizient und gefährden die Ak- bringern zu gewährleisten. Gesetzgeber hat dafür gesorgt, dass unter- heute belegen können. Die GKV-Versicher- zeptanz durch die Versicherten. Bisher fehlt schiedliche Anwendungen wie das Arzneimit- ten in ländlichen Regionen haben das glei- telrezept oder die ärztlichen Verordnungen 73 che Recht auf Teilhabe am Fortschritt in der digitalisiert werden. Das ist richtig, denn es medizinischen Versorgung durch die Nut- erspart Zeit, beseitigt Bürokratie und redu- zung des digitalisierten Gesundheitswesens ziert die damit verbundenen Kosten. wie jene in Großstädten. Die TK fordert, dass alle Verordnungen und Die elektronische Patientenakte ist das Leistungen in der ePA abgebildet und ver- Herzstück der Versorgung Um ihre Vor- arbeitet werden können. Der Zugang zu den Millionen GKV-Versicherte haben seit dem 1. Januar 2021 einen reiterrolle in der Digitalisierung weiter zu digitalen Dienstleistungen darf nicht auf Anspruch auf die elektronische Patientenakte (ePA). stärken, wird die TK ihre digitalen Angebote viele verschiedene, nicht vernetzte und ausweiten und ihren Versicherten transpa- gegeneinander abgeschottete Anwendun-
7 gen verstreut werden. Nur wenn sie zentral taldaten und „Lifestyle“-Daten neben den Gesundheitsdaten zeitnah dokumentieren Datenerhebung ist kein Selbstzweck. Wenn zugängig sind, werden diese auch von Pa- „Routinedaten“ nutzen dürfen, dann kön- im Gesundheitssystem Daten von Versicherten erhoben werden, müssen sie einem klar tientinnen und Patienten genutzt. Es sind nen damit weitere Erkenntnisse über Zu- definierten Zweck dienen und besonders geschützt werden. Wir brauchen bessere Daten ihre Informationen, sie müssen „live“ über sammenhänge im Gesundheitsverhalten und wir müssen ihre Auswertung optimieren. Die Diagnosedaten im ambulanten ärztlichen sie verfügen können. gewonnen werden. So können sie beispiels- Bereich sind ein gutes Beispiel: Sie werden lediglich quartalsweise erfasst. Hingegen sind weise in einer Pandemiesituation mit Ver- die Daten im stationären Bereich immer tagesaktuell dokumentiert. Für die ambulante Unsere Erfahrungen mit TK-Safe, der elektro- sorgungs- aber auch Beratungsangeboten Honorarabrechnung mag das im vordigitalen Zeitalter ausgereicht haben. Eine moderne nischen Patientenakte der TK, zeigen, dass schnell reagieren. Die TK fordert daher, dass Versorgungsforschung, die Entwicklung von Versorgungsinnovationen sowie die Analyse darin ein echter Nutzen für die Versicherten auch Krankenkassen zum Nutzerkreis der von sektorenübergreifenden Behandlungssequenzen und Behandlungspfaden sind damit besteht. So steigt die Akzeptanz und der Nut- freiwilligen Datenspenden gehören. nicht möglich. zen wird erlebbar. Die TK will diese digitalen Chancen nutzen und ihre Versorgungsange- Vom Datenschutz zum Patienten- Auch bei der Bekämpfung der Pandemie hätten aktuelle ambulante Behandlungsdaten bote individueller und personalisiert an den schutz Gesundheitsdaten müssen in die Lagebilder auf Basis stationärer Versorgungsdaten sinnvoll ergänzen können. Bei der Bedürfnissen der Versicherten ausrichten. Deutschland und Europa besonders ge- Auswahl der Anspruchsberechtigten für kostenlose Schutzmasken wurde ebenfalls auf Dazu fordert die TK, dass Krankenkassen, ba- schützt werden. Gleichzeitig wird ihre Nut- die ambulanten Abrechnungsdaten bei den Krankenkassen zurückgegriffen. Da diese nicht sierend auf transparenten Kriterien, Leis- zung eine enorme Bedeutung für den opti- „live“ vorlagen, konnten Personen, die ihre Diagnosen erst in den zurückliegenden Quar- tungserbringer empfehlen dürfen. malen Schutz von Leben und Gesundheit talen erhielten, nicht berücksichtigt werden. Die Verständnislosigkeit der Betroffenen über haben. Die Pandemie hat gezeigt, wie wich- diesen Umstand teilen wir. Die TK fordert daher, den Quartalsbezug der Honorarabrech- Datenverfügbarkeit und -nutzung zur Ver- tig es ist, Daten freiwillig, anonym und unter nungen zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen und niedergelassenen Ärztinnen besserung der Versorgung Dass Daten Einhaltung des Datenschutzes zu nutzen, und Ärzten aufzuheben und die Daten tagesaktuell zu übermitteln. einen Beitrag zur Verbesserung der Versor- um Menschen vor Krankheit zu beschützen. gung leisten, hat auch der Gesetzgeber er- kannt: Versicherte können die Daten ihrer Dieser Weg muss weiter beschritten werden, ePA freiwillig der medizinischen Forschung damit Daten für die Forschung und Versor- zur Verfügung stellen. Allerdings dürfen Krankenkassen und ihre Verbände diese Da- gung verwendet werden können. Daten, die in einem solidarisch finanzierten System zu- Daten, die in einem solidarisch finanzierten ten nicht zu Forschungszwecken nutzen. Das ist für uns nicht nachvollziehbar. Es ist eben- stande kommen, sollen zugunsten des Allge- meinwohls genutzt werden können. Im Sinne System zustande kommen, sollen so Aufgabe der Krankenkassen, die Versor- gung der Versicherten und deren Qualität zu des Patientenschutzes müssen Patientinnen und Patienten ein Anrecht darauf haben, dass zugunsten des Allgemeinwohls genutzt erforschen und zu verbessern. Dazu brau- chen wir den Zugriff auf diese Daten. ihre Daten in ihrem Sinne ausgewertet wer- den. Es sollte sogar Standard sein. Wer nicht werden können. will, dass mit seinen Gesundheitsdaten für Die ePA-Datenspende muss selbstverständ- seine Gesundheit gearbeitet wird, kann sich lich pseudonymisiert bleiben und darf nur jederzeit dagegen aussprechen. mit Zustimmung der Versicherten erfolgen. Wenn Krankenkassen darüber hinaus die Vi-
8 Gesundheit zählt – Digitalisierung gen für alle Europäerinnen und Europäer selbst. Es muss eine Auseinandersetzung entwickelt und vertrauenswürdige Gesund- mit der Komplexität und Tragweite des The- Unsere Erwartung an die gematik Der Gesetzgeber hat die gematik 2005 mit dem heitsdienstleistungen und Produkte in ganz mas geben. Der ethische Diskurs ist wichtig Ziel geschaffen, die Infrastruktur zur digitalen Vernetzung des deutschen Gesundheits- Europa angeboten werden können. und wird von der TK aktiv mitgeführt. Wir wesens aufzubauen. Sie gibt zudem den einheitlichen Rahmen für die Digitalisierung wollen, dass Entwicklung und Anwendung vor, in dem sie Standards setzt, Anforderungen an Schnittstellen definiert und ent- Die TK fordert, die grenzüberschreitende von KI transparent und nachvollziehbar blei- sprechende Spezifikationen festgelegt. Im Laufe der Jahre sind ihre Aufgaben schritt- Nutzung von Gesundheitsdaten in Europa ben. Dabei geht es nicht nur um das Ver- weise erweitert worden. Immer mehr Leistungserbringer und Dienstleister werden von weiter auszubauen. Dazu muss der EHDS trauen in die Technologie, sondern auch in ihr an die TI angebunden. Damit erhalten die Aufgaben der gematik zunehmend einen bei der Weiterentwicklung der Telematikinf- die KI-basierten Einzelfallentscheidungen gesamtgesellschaftlichen Charakter. Finanziert wird die Arbeit der gematik aber weiter- rastruktur und der elektronischen Patien- und -empfehlungen. hin in erster Linie von den Beitragszahlern der GKV. Der GKV-SV trägt zwar den wach- tenakte berücksichtigt werden. Es braucht senden Haushalt der gematik, hält aber nur noch einen Gesellschafteranteil von 22,05 zudem einen gemeinsamen, europäischen Wir brauchen dafür eine Strategie zum Ein- Prozent. Die TK fordert daher, dass der Steuerzahler mit einem Bundeszuschuss gemäß „Code of Conduct“, um neben dem rechtli- satz von KI im Gesundheitswesen. Die über- dem Gesellschafteranteil des BMG bei der Gesamtfinanzierung hinzugezogen und auch chen Rahmen ein gemeinsames, werteba- greifende „Nationale Strategie Künstliche eine anteilige Finanzierung durch die PKV regelmäßig überprüft und diese entsprechend siertes Grundverständnis für den Umgang Intelligenz“ der Bundesregierung gibt den angemessen eingebunden wird. mit Gesundheitsdaten in der EU und mit Rahmen vor. Für die Anwendungen mit KI im Drittstaaten zu etablieren. Erst dann wer- Gesundheitswesen braucht es ein spezifi- Weiterhin fordert die TK, dass die gematik nicht selbst zum Anbieter von digitalen Mehr- den Anwendungen wie die Corona-Warn- sches Zulassungsverfahren. Dabei ist zu be- wertprodukten werden darf. Sie soll sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren, den App und die elektronische Patientenakte denken, dass sich KI-Anwendungen als Krankenkassen und Leistungserbringern als Dienstleister zur Seite stehen und sie bei europaweit und unter Beachtung der euro- selbstlernende Verfahren beständig verän- der Entwicklung der Infrastruktur und deren Betrieb unterstützen. Wenn die gematik päischen Datenschutzgrundverordnung dern und damit den Vorstellungen des Me- selbst Angebote für die TI entwickelt, ist dies mit ihrer Rolle als gemeinsame Organisa- nutzbar sein. dizinproduktegesetzes zuwiderlaufen. In tion nicht vereinbar. Sie darf nicht in den Wettbewerb der Anbieter eingreifen. diesem Zusammenhang sollten auch Haf- Zukunftstechnologien für die Versorgung tungsfragen für die Nutzerinnen und Nutzer nutzen Mit künstlicher Intelligenz werden solcher Anwendungen geklärt werden. Die viele Hoffnungen auf neuartige Diagnostik- TK schlägt vor, die bestehenden Zulas- ePA – das e steht auch für „europä- Ebenfalls 2021 soll ein Rechtsrahmen für und Behandlungsmethoden verbunden. Da- sungsverfahren an neue Technologien an- isch“ Derzeit ist die grenzüberschreitende den europäischen Gesundheitsdatenraum bei stellt sich die grundsätzliche Frage, ob zupassen. Darüber hinaus braucht es mehr Nutzung von Gesundheitsdaten in einer elek- (European Health Data Space, EHDS) vor- alles, was technisch möglich sein wird, digitale Gesundheitskompetenz bei den Pa- tronischen Patientenakte oder einem elektro- geschlagen werden. In der EU befinden wir ethisch vertretbar ist und angewandt wer- tientinnen und Patienten, aber auch bei den nischen Rezept nur eingeschränkt möglich. uns damit auf dem Weg zu verbindlichen den sollte. Künstliche Intelligenz wird die in Heilberufen Tätigen. Für Letztere fordert Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft hat Regelungen für den grenzüberschreitenden menschliche nicht ablösen. Sie ist vielmehr die TK eine strukturierte Ausbildung auf die- 2020 einen Impuls für die europaweite Nut- Datenaustausch und zur Interoperabilität. eine komplementäre Schlüsseltechnologie, sem Gebiet. KI muss in den Ausbildungs- und zung von Gesundheitsdaten gegeben. 2021 Diese Chance müssen wir ergreifen, damit die auf der Basis großer Datenmengen wis- Studiengängen stärker etabliert werden. wird zudem die digitale eHealth-Dienste-In- unsere Versicherten die Gesundheitsdaten senschaftlich fundierte Ratschläge und frastruktur (eHDSI) in 22 europäischen Län- in ihren Patientenakten europaweit nutzen Empfehlungen geben kann. Das bedeutet: dern, darunter Deutschland, eingeführt sein. können, damit digitale Gesundheitsleistun- Die finale Entscheidung trifft der Mensch
9 Bürgerfreundliche digitalisierte Verwal- tungssysteme Der Gesetzgeber hat mit dem Onlinezugangsgesetz allen Verwaltun- „Wir brauchen eine Digitalisierung, gen in Deutschland vorgeschrieben, sämt- liche Verwaltungsleistungen bis 2022 für die Nutzen bringt und Mehrwert die Bürgerinnen und Bürger digital zur Ver- fügung zu stellen. Das betrifft auch die ge- schafft. Die kommenden vier Jahre setzlichen Krankenkassen. Die TK beteiligt sich aktiv an der Umsetzung des Onlinezu- entscheiden, wie wir in Deutschland hier gangsgesetzes und setzt sich hier insbe- sondere für einfache und versicherten- freundliche technische Lösungen ein. künftig aufgestellt sind.“ Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands der TK Wir wollen dafür den Blick auf die Abrechnung von Leistungserbringern, zum Beispiel von Heil- und Hilfsmitteln, richten. Das gegenwär- tige Abrechnungsverfahren basiert auf einem seit etwa 25 Jahren existierenden Datenaus- Kooperation mit Dritten erweitern Die daher vor, dass Krankenkassen formal ab- gesetzt werden. Dies war eine wesentliche tauschverfahren, das größtenteils noch im- Wettbewerbsgrundsätze verbieten Kran- gesichert Kooperationen mit privaten Un- Voraussetzung zur Bewältigung der sys- mer in Papierform abgewickelt wird. Ebenso kenkassen, dass privatwirtschaftliche Ko- ternehmen eingehen dürfen, sofern ein Ge- temrelevanten Aufgaben aus der Pandemie kann ein digitales Gutschriftenverfahren, operationspartner ihren Versicherten kas- sundheitsbezug besteht. Finanzielle und hatte zudem positive Auswirkungen auf zum Beispiel mit Heil- und Hilfsmitteln oder senfremde Rabatte gewähren und die Vorteile für die Kundinnen und Kunden soll- die Mitarbeiterzufriedenheit und die Resili- digitalen Gesundheitsanwendungen, das Ab- Krankenkassen dieses besondere Angebot ten dabei allein vom Partner finanziert wer- enz gegenüber Krisensituationen. Zudem rechnungsverfahren zwischen Kassen und bewerben. Dies gilt neuerdings auch dann, den dürfen, die Versichertengemeinschaft tragen diese Arbeitsmodelle Umweltaspek- Leistungserbringern erleichtern. Die TK for- wenn ein Gesundheitsbezug besteht. Die TK darf dadurch nicht belastet werden. ten in einem hohen Maße Rechnung und sind dert daher eine vollständige Umstellung aller hält dies sachlich für nicht nachvollziehbar. Teil der Nachhaltigkeitsstrategie der TK. Abrechnungen zwischen Krankenkassen und Vielmehr sind solche Vorteile zu begrüßen, Rahmenbedingungen für eine neue Ar- Leistungserbringern auf digitaler Basis. wenn sie die Gesundheit der Versicherten beitswelt schaffen Die TK setzt auch im Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen fördern. Hiervon profitiert letztlich die ge- Interesse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitar- setzt sich die TK dafür ein, dass zukünftig samte Versichertengemeinschaft, da lang- beiter auf mehr Flexibilität am Arbeitsplatz klarere Abgrenzungen zwischen mobilem fristig Krankheiten und damit Kosten ver- und einen zukunftsorientierten Einsatz von Arbeiten und Home Office geschaffen wer- mieden werden. Durch entsprechende digitalen Arbeitsmitteln. In der Corona-Pan- den. Geklärt werden muss, wie die Arbeitssi- Kooperationen entstehen relevante An- demie wurde unerwartet, aber umso ein- cherheit im Home Office aussehen kann. Zu- knüpfungspunkte an die Lebenswelten ins- dringlicher, klar, welche zentrale Bedeutung dem gilt es, Regelungen für das Arbeiten auch besondere auch jüngerer Menschen, um diese Flexibilität haben kann. Mit einem brei- aus dem (europäischen) Ausland zu schaffen. gesundheitsbewusstes Verhalten weiter zu ten Angebot von Home Office und mobilen fördern und zu verankern. Die TK schlägt Arbeiten konnten neue Arbeitsmodelle ein-
10 Gesundheit zählt – Vernetzte Vernetzte und verbesserte Versorgung Die Nachfrage nach digitalen Versorgungs- angeboten ist in den letzten Jahren rasant gewachsen und hat mit der Pandemie noch einmal zugenommen. Jetzt gilt es, diese durchdacht in der Versorgung zu verankern.
11 Digitale Versorgungsketten bilden Pati- entenversorgung erfolgt heute in der Regel in funktional und geografisch getrennten Versorgungseinrichtungen. So durchläuft Digitale Versorgungsketten können eine Patientin oder ein Patient während der Behandlung unterschiedliche Versorgungs- pfade von einer ambulanten bis hin zu einer hier für mehr Effizienz, Zielgenauigkeit stationären Versorgung. In vielen Fällen kommt es dabei zu Informationslücken im und zu einer qualitativ besseren Behandlungsablauf zwischen den behan- delnden Ärztinnen und Ärzten und Einrich- Patientenversorgung beitragen. tungen. Digitale Versorgungsketten können hier für mehr Effizienz, Zielgenauigkeit und zu einer qualitativ besseren Patientenver- sorgung beitragen. und unbürokratischen Patientenversorgung Online-Sprechstunden ausbauen Online- bei. Die Nachfrage nach digitalen Versor- Videosprechstunden haben sich bewährt. Digitale Versorgungsketten bergen das Po- gungsangeboten ist in den letzten Jahren Die Corona-Pandemie bestätigt, dass immer tenzial, den Patientennutzen einer Behand- rasant gewachsen und hat mit der Pande- mehr Menschen ärztliche Video-Sprech- lung im Versorgungsalltag stetig zu erhö- mie noch einmal zugenommen, gerade weil stunden nutzen wollen. Laut einer reprä- hen. So tragen telemedizinische Angebote die Patientinnen und Patienten ihre Kontak- sentativen Umfrage des Forsa-Instituts im wie die elektronische Arbeitsunfähigkeits- te deutlich reduziert hatten. In dieser Situ- Auftrag der TK ist die Akzeptanz von Online- bescheinigung und das elektronische Re- ation ermöglicht ein digitaler Versorgungs- Sprechstunden von 35 Prozent im Dezem- zept zu einer komfortableren, schnelleren pfad den Betroffenen zum Beispiel ein ber 2019 auf 50 Prozent (Stand Juli 2020) Beratungsgespräch per Videochat. gestiegen. Die TK und ihre Versicherten ha- ben damit sehr gute Erfahrungen machen Die Ausgestaltung von digitalen Versorgungs- können: Über das Online-Sprechstundenan- In Kürze ketten stößt jedoch derzeit an ihre Grenzen, da gebot TK-Doc konnten COVID-19-Risikopa- die Leistungsbestandteile noch nicht ausrei- tienten und -Infizierte trotz Kontaktbe- • Digitale Versorgungsketten können die Versorgung verbessern. Diese Chance chend im Sozialgesetzbuch abgebildet sind. schränkungen und Quarantäne ärztlichen muss angemessen im Sozialgesetzbuch abgebildet werden. Die TK fordert, dass die Lücke geschlossen wird Rat und medizinische Unterstützung erhal- und gesetzliche Regelungen zur Umsetzung ten. • Analoge und digitale Versorgung muss gemeinsam gedacht werden. aufgenommen werden. Klar ist aber auch, dass es in der digitalen Welt Schnittstellen zu ana- • Die Notfallversorgung braucht eine Reform. loger Diagnostik und Therapie geben muss. Hier braucht es Organisationsmodelle, die ana- • „Apps auf Rezept“ müssen weiterentwickelt werden. loge Schritte in den digitalen Versorgungsket- ten abbilden und integrieren.
12 Gesundheit zählt – Vernetzte und verbesserte Versorgung 68% Die bisherigen Erfahrungen mit den Video- Telemonitoring besser nutzen Die Sprechstunden sollten für diese Zwecke he- Selbstverwaltung ist gesetzlich dazu ver- rangezogen werden, um sie insbesondere in pflichtet, die Erbringung von telemedizini- Regionen nutzbar machen zu können, in schen Leistungen in der vertragsärztlichen denen Probleme mit der Bedarfsdeckung Versorgung zu prüfen und hierfür notwen- bestehen. dige Anpassungen des EBM zu beschließen. Es fehlt jedoch bis heute eine gesetzliche Digitale und analoge Versorgung gleich- oder kollektivvertragliche Regelung, die die der GKV-Versicherten könnten sich im medizinischen Notfall vorstellen, per Video-Sprechstunde mit einem Arzt oder einer stellen Obwohl digitale Versorgungsange- Erbringung und Abrechnung der notwendi- Ärztin zu kommunizieren. Das zeigt die repräsentative Umfrage bote von Patientinnen und Patienten ver- gen Übertragungsgeräte und telemedizini- TK-Meinungspuls. stärkt nachgefragt und von immer mehr schen Infrastruktur im Sachleistungssystem Leistungserbringern angeboten werden, der GKV vorsieht. Hierfür braucht es einen behandelt sie das Gesetz als Ausnahmen erweiterten Leistungsanspruch. Die TK for- Notfallbehandlung reformieren und digi- tende digitale Vernetzung der Versorgungs- oder Sonder- oder Zusatzleistung. Hier dert, die Möglichkeiten der Telemedizin und talisieren Der Anspruch der Patientinnen bereiche. So kann das Triage-System in der braucht es nicht nur einen Bewusstseins- digitaler Versorgungsformen zu nutzen, um und Patienten auf eine schnelle, angemes- Notfallaufnahme gestärkt werden. wandel, sondern auch ganz konkret eine Sektorengrenzen zu überwinden und Pro- sene und qualitativ hochwertige Akut- und Neustrukturierung der ambulanten Vergü- dukte und Lösungen zu etablieren, die über- Notfallversorgung steht außer Frage und Ein wichtiger Baustein für eine bedarfsge- tungslogik. Das Ziel, analoge und digitale tragbar und kompatibel sind. berührt ein existenzielles Interesse jedes rechte Notfallversorgung ist die Einrichtung Behandlung gleichzustellen, muss weiter Menschen. Auch das Personal in der Notfall- von Integrierten Notfallzentren. Sie müssen verfolgt werden. Um die telemedizinische Online Terminvereinbarungen ermögli- versorgung hat einen legitimen Anspruch als zentrale und gut auffindbare Anlaufstel- Versorgung zu fördern, muss sie stärker in chen Online-Terminvereinbarungen sind auf eine Verbesserung der Angebotsstruk- len ausgebaut werden, in unmittelbarer den allgemeinen Regelungsrahmen der am- heute für fast alle Dienstleistungen selbst- turen und Entlastung der Einrichtungen. Für Nähe zu einem geeigneten Krankenhaus bulanten Versorgung integriert werden. Das verständlich. Dass dies für die Terminser- die Zeit nach der Corona-Pandemie sollte liegen und rund um die Uhr geöffnet sein. Bedarfsplanungs- wie Zulassungsrecht vicestellen nicht möglich bleiben soll, kann die permanente strukturelle Überforderung Patientinnen und Patienten können sich im muss auf die besonderen Erfordernisse der man 2021 niemandem mehr vermitteln. Die der Notfalleinrichtungen durch eine Reform Notfall dort einfinden. Es erfolgt dann eine digitalen Behandlungsmöglichkeiten über- TK fordert daher, die Terminservicestellen abgewendet werden. qualifizierte Ersteinschätzung, gegebenen- dacht und angepasst werden. so schnell wie möglich technisch und orga- falls eine Erstversorgung und die Weiterlei- nisatorisch in die Lage zu versetzen, dass Auch in der Notfallbehandlung können digi- tung in die richtige Versorgungsebene. Die Als logische Folge einer Gleichstellung von Patientinnen und Patienten über sie Termi- tale Angebote und Fernbehandlungen als gesetzlichen Vorgaben sollten so flexibel analoger und digitaler Versorgung müssen ne auch online vereinbaren können. Teil des Notfallmanagements eingesetzt gestaltet sein, dass funktionierende Struk- auch die Verordnungen, Rezepte und Be- werden. Eine bedarfsgerechte und ressour- turen nach Möglichkeit erhalten bleiben. scheinigungen digital abgebildet werden. censchonende Notfallversorgung setzt eine vernetzte Versorgung voraus, die durch Träger dieser Einrichtungen sollten nach eine verbindliche Kooperation aller Handeln- Auffassung der TK im Rahmen des Sicher- den des Rettungsdienstes und der ambu- stellungsauftrags die Kassenärztlichen Ver- lanten und stationären Notfallversorgung einigungen sein. Dies sollte jedoch mit einer zu erreichen ist. Die TK fordert eine beglei- umfassenden Kooperationsverpflichtung
13 mit dem benachbarten Krankenhaus ver- Digitale Gesundheitsanwendungen weiterentwickeln Digitale Gesundheitsanwendun- knüpft werden. Hierzu ist es nötig, die recht- gen (DiGA) sind „digitale Helfer“ in der Hand der Patientinnen und Patienten. Sie eröffnen lichen Voraussetzungen zu schaffen und ihnen vielfältige Möglichkeiten zur Erkennung und Behandlung von Krankheiten. Außerdem sinnvolle Anreize für die gegenseitige Un- können sie bei einer selbstbestimmten gesundheitsförderlichen Lebensführung unterstüt- terstützung und effiziente Nutzung vor- zen. Diese digitale Unterstützung muss weiter gefördert und ausgebaut werden. handener Ressourcen zu setzen. Die Vergü- tung der Leistungen sollte unmittelbar Die TK fordert, dass das Nutzenbewertungsverfahren für DiGA konkretisiert wird: Derzeit durch die Krankenkassen durch Grundpau- werden positive Versorgungseffekte über den medizinischen Nutzen oder über patienten- schalen und schweregradabhängige Pau- relevante Verfahrens- und Strukturverbesserungen nachgewiesen. Künftig sollte der me- schalen erfolgen. Sie enthalten einen Fix- dizinische Nutzen allein eine Anforderung für die Bewertung sein. Verfahrens- und Struktur- kostenzuschlag zur Deckung der verbesserungen können zusätzlich positiv bewertet werden, aber erst nachdem der Vorhaltekosten, der von allen Krankenkas- medizinische Nutzen nachgewiesen ist. Das BfArM muss zudem in die Lage versetzt werden, sen zu tragen ist und nur bis zu Deckung der die Angaben der Hersteller bei der Beantragung zu prüfen. Derzeit stützt es sich ausschließ- Fixkosten geleistet wird. lich auf Selbstangaben der Hersteller. Dies ist vor allem beim Nachweis eines medizinischen Nutzens und dem Datenschutz relevant. Die enge Kooperation der KVen mit den Krankenhäusern stellt hohe Anforderungen Bisher erhalten lediglich die Produkte der Risikoklasse I oder IIa einen Marktzugang. Produk- an deren Kooperations- und Integrations- ten höherer Risikoklassen ist der Zugang zur Regelversorgung verwehrt. Grundsätzlich fähigkeit. Die TK sieht dies als wichtigen sollte dies für Produkte höherer Risikoklassen erst mit Nachweis eines positiven Versor- Lernprozess für eine bessere Kultur der Zu- gungseffektes möglich sein. Um diesen zu erbringen, bieten sich vorgeschaltete Selektiv- sammenarbeit. Insbesondere in unterver- verträge mit entsprechenden Evaluationen an. Dieser Weg bietet Herstellern die Möglich- sorgten Gebieten können Integrierte Not- keit, relativ schnell einen möglichen Nutzennachweis aus Versorgungsdaten zu erbringen. fallzentren als erste Ausbaustufe einer Anschließend kann dann eine Aufnahme in die Regelversorgung erfolgen. Damit wird die zukünftigen sektorenübergreifenden Ver- Bandbreite der Anwendungen ausgebaut und die Versorgung durch digitale Anwendungen sorgung angesehen werden, in der ver- weiter verbessert. schiedene Fachrichtungen an der Schnitt- stelle zwischen ambulanter und stationärer Optimierungsbedarf sieht die TK bei der Wirtschaftlichkeit: Mit dem 41% Versorgung in einer Einrichtung zusammen- Start des DiGA-Verzeichnisses wurden zum ersten Mal Preise für die arbeiten. Anwendungen benannt. Die Hersteller können diese im ersten Jahr frei festsetzen. Das Gesetz sieht lediglich eine „Kann-Regelung“ für Höchst- preise vor. Angesichts der hohen Preise fordert die TK, dass bereits im ersten Jahr Höchstpreise festgelegt werden können. Es muss sicher- gestellt sein, dass die Kassen ausschließlich die Anwendung selbst zah- len. Distributionskosten der App-Stores müssen von den Herstellern der GKV-Versicherten halten die eigene Nutzung digitaler getragen werden. Zudem braucht es gesetzliche Vorgaben für eine Gesundheitsanwendungen (DiGA) für wahrscheinlich. Das zeigt Budgetregelung der entsprechenden ärztlichen Leistungen, damit das die repräsentative Umfrage TK-Meinungspuls. Wirtschaftlichkeitsgebot nach § 12 SGB V eingehalten werden kann.
14 Gesundheit zählt – Pflege Pflege Immer mehr Menschen benötigen immer komplexere Pflege. Das macht die Themen „langfristige Finanzierung von Pflege“ und „Unterstützung von Pflegenden“ zu zentralen Zukunftsfragen.
15 die Forderungen nach besseren Arbeitsbe- Die Leistungserbringer haben die Schlüssel für dingungen in der Pflege. In der professionel- bessere Arbeitsbedingungen in der Hand. Sei len Pflege unterstützen wir Arbeitgeber und es bei der Bezahlung, der Arbeitsorganisation Träger in konkreten Projekten und begrüßen oder dem Einsatz neuer Techniken. Gleichzeitig die tarifvertragliche Entlohnung der Pflege- tragen sie durch die Qualität und Effizienz ihrer In Kürze kräfte. Pflegende Angehörige unterstützen Arbeit zur Entwicklung der Eigenanteile bei. wir mit einer Vielzahl an Leistungen und An- Diese Verantwortung für die wirtschaftliche • Die Pflegeversicherung braucht eine Reform, die finanzielle Lasten auf viele geboten der TK-Pflegeversicherung – ana- Belastung der Gepflegten sollte sich auch im Schultern verteilt. log wie digital. Sozialgesetzbuch wiederfinden. • Die Arbeit in der Pflege muss attraktiver werden. All das kostet sehr viel Geld – bisher wurde Pflegende und Pflegebedürftige entlas- es stets über steigende Beiträge und Eigen- ten Um die gesellschaftliche Akzeptanz • Pflegende Angehörige müssen gezielt entlastet werden. anteile aufgebracht. Ohne Unterstützung der Pflegeversicherung als eigenständige durch die gesamte Gesellschaft sind solche Säule der Sozialversicherung zu bewahren, • Wir müssen die Chancen der Digitalisierung auch in der Pflege nutzen. Aufgaben aber dauerhaft nicht zu stemmen. müssen die Menschen spürbar von den fi- Folgerichtig hat die Koalition im Pandemiejahr nanziellen, körperlichen und seelischen Be- 2020 erstmals einen Steuerzuschuss für die lastungen durch die Pflege befreit werden. Pflegeversicherung beschlossen, auch um Die Pflegeversicherung muss ihnen eine die Gepflegten von steigenden Eigenanteilen Perspektive zur Entlastung geben. Die TK zu entlasten. Das war richtig und wird auch will dazu beitragen, das Versprechen der Pflegeversicherung nachhaltig finanzie- nach der Pandemie weiterhin notwendig sein. Pflegeversicherung zu erneuern, die Risiken ren Seit 25 Jahren steht die Pflegeversi- Deshalb fordert die TK: Der Staat soll sich der Pflegebedürftigkeit und der Pflegear- cherung den Menschen zur Seite. Sie hat dauerhaft finanziell an der Bewältigung der beit auf die Schultern aller zu verteilen und sich dabei immer weiterentwickelt und an Herausforderungen in der Pflege beteiligen. die Lasten – wo möglich – zu verringern. die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen und Pflegenden angepasst. Durch den gesell- 4,13 schaftlichen und demografischen Wandel sind die Aufgaben und Erwartungen stetig gewachsen: Immer mehr Menschen brau- chen ihre Unterstützung. Immer differen- zierter werden deren Bedarfe. Immer mehr Menschen werden als Pflegende benötigt. Deren Arbeit wird immer komplexer und auch belastender. Seit 2020 müssen sie Millionen pflegebedürftige Menschen leben in Deutschland. auch eine Pandemie bewältigen. Das kostet viel Kraft und verdient mehr als nur Respekt und Anerkennung. Die TK unterstützt daher
16 Gesundheit zählt – Pflege Zur schnellen Entlastung aller Betroffenen In der Krankenpflege versucht die Große Ko- schlägt die TK eine sofortige Anhebung der Leistungsbeträge vor. Die Gegenfinanzie- alition durch die Ausgliederung der Pflege- kosten aus den stationären Fallpauschalen Um die gesellschaftliche Akzeptanz rung kann kurzfristig durch die Übernahme der Rentenversicherungsbeiträge für pfle- diesen Weg zu gehen. Außerdem sollen mit Geldern der Kranken- und Pflegekassen zu- der Pflegeversicherung als eigenständige gende Angehörige durch den Bundeshaus- halt erfolgen. Die Leistungen der sozialen sätzliche Fach- und Hilfskräfte eingestellt werden. Der Bedarf ist groß, das zeigen die Säule der Sozialversicherung zu Pflegeversicherung sollten darüber hinaus jährlich und verbindlich angepasst werden. Arbeiten zur Einführung eines Personalbe- messungsinstrumentes. bewahren, müssen die Menschen spürbar An diese Dynamisierung sollte ein verbindli- Grundsätzlich muss verhindert werden, von den finanziellen, körperlichen und cher Steuerzuschuss des Bundes gekoppelt dass sich die Gehaltsschere zwischen Kran- werden. Damit wird der gesamtgesellschaftli- ken- und Altenpflege weiter öffnet. Sonst seelischen Belastungen durch die Pflege chen Verantwortung für die Pflege Rechnung gerät die Altenpflege vor dem Hintergrund getragen. Zwischen privater und sozialer Pfle- der generalistischen Pflegeausbildung noch befreit werden. geversicherung sollte ein Finanzausgleich ge- mehr unter Druck. schaffen werden. Und nicht zuletzt fordert die TK, dass die Bundesländer verbindlich dazu Mit der Konzertierten Aktion Pflege und den verpflichtet werden, endlich die Investitions- daraus resultierenden Maßnahmen gibt es kosten zu übernehmen. bereits gute Ansätze, die Arbeitsbedingun- gen in der Altenpflege zu verbessern. Erfolg Arbeitsbedingungen in der Pflege verbes- werden sie jedoch nur haben, wenn mit den Die TK hat fünf konkrete Handlungsfelder für einen sern Wenn wir die Herausforderungen be- Tarifpartnern, den Sozialversicherungen „Masterplan Pflegeberufe“ vorgeschlagen: wältigen wollen, braucht es mehr als Geld. und der Politik auf Ebene des Bundes, der Es braucht bessere Strukturen, mehr Trans- Länder und der Kommunen alle Beteiligten 1. Eine höhere Vergütung, insbesondere in der Altenpflege. parenz und neue Ideen. Nur so können wir weiter gemeinsam handeln. in Zukunft möglichst viele Menschen für die 2. Eine größere Lohnspreizung, die die Anreize zur Weiterbildung Arbeit in der Pflege begeistern. Gute Pflege erhöht und die Qualität der pflegerischen Versorgung stärkt. muss uns mehr wert sein. Dass sie es wert ist, zeigte sich nicht nur in der Pandemie, als 3. Attraktive Rückkehrangebote nach einer beruflichen Auszeit sie die buchstäbliche Lebensrettung für vie- oder Beschäftigungen jenseits der Pflege. le Erkrankte war. 4. Eine altersgerechte Arbeitsorganisation, mit der sich Nach der Pandemie ist es nun an den Tarif- ältere Pflegekräfte im Beruf halten lassen. parteien, die Anerkennung auch in Lohnab- schlüssen und besseren Arbeitsbedingun- 5. Neue Karrierepfade und Aufgabenfelder, die die berufliche Laufbahn gen umzusetzen. „am Bett“ und im unmittelbaren Umfeld interessanter machen.
17 Die Pflege digitalisieren Wir setzten große digital, sie schaffen Transparenz, sie schaffen Bereits heute bietet die TK ihren Kundinnen Hoffnung in die vielen Möglichkeiten, die die Zugang und sie zeigen die Lücke zwischen der und Kunden zahlreiche Unterstützungs- Digitalisierung für Pflegende und Gepflegte Nachfrage und dem Angebot – sowohl hin- möglichkeiten an – vom digitalen Pflegean- bietet. Die TK ist begeistert von den beste- sichtlich der Quantität als auch Qualität und trag bis zur Online-Schulung für pflegende henden Informationsportalen mit tagesaktu- Vielfalt. Die TK fordert, dass es solche Porta- Angehörige. Das Morgen in der Pflege wird ellen Angeboten für Pflegeplätze: Sie sind le für ganz Deutschland geben sollte. digital. Dafür arbeiten wir an Apps, dazu brauchen wir digitale Pflegeanwendungen und dafür können wir uns Online-Entschei- dungshilfen für Pflegende vorstellen, um nur einen kleinen Einblick in die vielen sich bietenden Möglichkeiten zu geben. Zukunft der Pflege: Die Mehrheit glaubt, dass Digitalisierung hilft Manches davon muss man einfach machen, für einiges braucht es aber noch politische Hilft Digitalisierung, Herausforderungen in der Pflege zu lösen? Anstöße. Die TK schlägt vor, dass die Politik eine Digitalisierung des Leistungskatalogs 2% 9% der Pflegeversicherung anstößt. Die Öff- 20 % nung des Pflegehilfsmittelverzeichnisses für E-Lösungen wie technische Assistenz- und Überwachungssysteme ist der richtige Weg. Dieser muss weiter beschritten wer- den. Die neuen Zulassungsmöglichkeiten für digitale Pflegeanwendungen befürwor- ten wir. Sie müssen konsequent genutzt und weiterentwickelt werden. 32 % Die Idee, Leistungen der Verhinderungspfle- ge und Kurzzeitpflege in einem jährlichen ja, auf jeden Fall Entlastungsbudget zusammen zu fassen, eher ja ist sehr gut. Sie sollte so schnell wie möglich eher nein im Gesetz verankert werden. Der monatli- 38 % nein, auf gar keinen Fall che Entlastungsbetrag sollte dabei als Jah- keine Angabe resanspruch ausgestaltet werden und die Vorpflegezeit gestrichen werden. Das ist unbürokratischer und im Sinne der Pflege- Grafik/Quelle: TK-Meinungspuls Gesundheit 2021 Rundungsdifferenzen möglich bedürftigen und der sie Pflegenden.
18 Gesundheit zählt – Krankenhausstruktur Eine zeitgemäße Krankenhausstruktur ist ein Schlüsselfaktor für die Versorgung der Menschen in Deutschland. Dazu gehört auch, ihre Finanzierung weiterzudenken. Krankenhausstruktur
19 Deutschland hat eine hochentwickelte Kran- 19-Patienten freizuhalten und planbare Maß- Der eilig aufgestellte pauschale Rettungs- kenhauslandschaft, die international ihresglei- nahmen zu verschieben, sind viele Betten leer schirm für Krankenhäuser in der Pandemie hat chen sucht. Bei der Bewältigung der Corona- geblieben. Dieser Leerstand dauerte weit über deutlich gezeigt, dass bei der Vergütung von Pandemie zeigt sich, dass die Träger in der die erste Akutphase der Pandemie hinaus an. stationären Leistungen auf eine angemessene Lage sind, Betten sehr schnell umzuwidmen Es ist anzunehmen, dass viele Menschen eine Differenzierung geachtet werden sollte. Der und Intensivkapazitäten aufzubauen. Sie ha- individuelle Risikoabwägung getroffen haben pauschale Ausgleich für jedes Haus führte zu ben damit erheblich dazu beigetragen, eine und geplante und zum Teil auch akute Behand- unbefriedigenden Ergebnissen. Während Häu- hohe Versorgungssicherheit zu gewährleisten. lungsanlässe hinten anstellten. Damit haben ser der höheren Versorgungsstufen nicht aus- Größte Anerkennung und Dankbarkeit verdie- sie auch einen Beleg für die oft 80,3 nen die dort tätigen Menschen. Sie haben mit beklagte Interventionslastigkeit ihrem Einsatz vielen Patientinnen und Patien- des deutschen Gesundheitswe- ten das Leben gerettet und tun dies weiterhin. sens geliefert. Die Ausnahmesituation hat gezeigt, worauf wir Im internationalen Vergleich weist stolz sein können. Sie hat aber auch erneut die Deutschland seit langem nicht Defizite der Krankenhauslandschaft offenge- nur eine überdurchschnittliche Milliarden Euro gab die GKV allein 2019 für Krankenhausbehandlungen aus. Das entspricht rund einem legt. Nach dem Aufruf, Kapazitäten für Covid- Bettendichte, sondern auch hohe Drittel der gesamten Leistungsausgaben. Fallzahlen auf. Nach Meinung vie- ler Experten liegt die Ursache hierfür vor allem in der deutschen Ausgestal- reichend kompensiert wurden, erhielten ande- tung des Fallpauschalensystems und der aus re Ausgleichzahlungen, die höher waren als In Kürze der Krankenhausplanung resultierenden, ho- die Entgelte im normalen Leistungsgesche- • Eine zeitgemäße Krankenhausfinanzierung muss sowohl die Qualität als auch hen Bettenvorhaltung. Es ist mittlerweile un- hen zuvor. Zwar wurden die Pauschalen zwi- die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen. bestritten, dass das fast ausschließlich auf schenzeitlich korrigiert, die Erfahrungen mit Pauschalen basierende Finanzierungssystem der Pandemie haben jedoch die Wichtigkeit • Sektorübergreifende Konzepte können Herausforderungen in zur Mengenausweitung anregt. Der Anreiz wird einer zielgerichteten, an der Versorgungsstu- strukturschwachen Regionen lösen. durch die zu geringe Investitionsfinanzierung fe ausgerichteten Vergütungsstruktur unter- der Länder verstärkt. Krankenhäuser müssen strichen. • Die Digitalisierung muss auch im Krankenhaus konsequent weitergehen. ihre Investitionsausgaben durch Einnahmen aus dem laufenden Betrieb decken. Es ist an der Zeit, diese Defizite durch konkrete Reformen abzustellen und das Vergütungssys- Ökonomische Anreize zur Verbesserung der tem so zu gestalten, dass Versorgungsziele Qualität sind wenig ausgeprägt. Hinzukommt auch wirklich erreicht werden können. Die TK ein wachsender Personalmangel in der Pflege. regt deshalb an, die Krankenfinanzierung neu Bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie zu denken, und schlägt dafür folgende Ansatz- bestand weitgehend Konsens, dass eine Re- punkte vor. form notwendig ist.
20 Gesundheit zählt – Krankenhausstruktur sollten Vorhaltekosten bei Leistungen, die deren Folge von einem Abbau von Überver- ausschließlich von Kliniken der Maximalver- sorgung in Ballungsgebieten und bereits Um unerwünschte Entwicklungen zu sorgung erbracht werden, berücksichtigt werden. Die Berücksichtigung von Vorhal- eintretender Unterversorgung im ländlichen Bereich auszugehen ist. In Zeiten des wach- korrigieren, schlägt die TK vor, das tungen für Leistungen bedingt immer zu- nächst die Feststellung ihrer Bedarfsnot- senden Personalmangels muss stärker als je zuvor auf einen sinnvollen Einsatz der vor- DRG-System anzupassen und zu ergänzen. wendigkeit. Bliebe diese Bedarfsfeststellung aus, würden auch diejenigen bestehende handenen Pflegekräfte gesetzt werden. Strukturen gefördert, die weder wirtschaft- Abbau der Sektorengrenzen durch gleiche lich noch bedarfsnotwendig sind. Die leis- Vergütung von Leistungen Derzeit be- tungsgerechte Finanzierung der reinen Be- steht für Krankenhäuser kein Anreiz, Patien- Die regionale Kostenstruktur und handlungskosten sollte auch weiterhin über tinnen und Patienten ambulant zu behan- DRG erfolgen. deln, auch wenn ihr medizinischer Zustand die jeweilige Versorgungsstufe des das erlauben würde. Die bisher geschaffe- Die Vergütung sollte um Bestandteile er- nen und stetig ausgebauten Rahmenbedin- Krankenhauses sollten bei der Vergütung gänzt werden, die von der erbrachten Be- gungen zur Förderung der Ambulantisie- handlungsqualität abhängig sind. Dabei rung sollten deshalb konsequent stärker berücksichtigt werden. können sowohl die bereits existierenden weiterentwickelt werden. Die TK hat bereits Entgelte der Strukturqualität wie Vergütun- für einige Indikationen sogenannte Hybrid- gen für Komplex OPS als auch Entgelte in DRG entwickelt und sammelt gemeinsam Fallpauschalen, Vorhaltekosten und Quali- Um unerwünschte Entwicklungen zu korri- Abhängigkeit von der Ergebnisqualität zur mit einigen Leistungserbringern praktische tätszuschläge Die Einführung der Fallpau- gieren, schlägt die TK vor, das DRG-System Abwendung kommen. Zudem sollten die Erfahrung. Der Ausbau dieser Vergütungs- schalen in der stationären Versorgung zu anzupassen und zu ergänzen. Die regionale Pflegekosten wieder in die DRG eingeglie- form in der Regelversorgung sollte voran- Beginn des Jahrtausends war ein Meilenstein Kostenstruktur und die jeweilige Versor- dert werden, flankiert mit einem leistungs- getrieben werden. Es geht dabei um Leis- für mehr Transparenz, Effizienz und Wirt- gungsstufe des Krankenhauses sollten bei gerechten Pflegepersonalbemessungsinst- tungen mit geringem Schweregrad, kurzen schaftlichkeit. Mit ihnen wurde erstmals eine der Vergütung stärker berücksichtigt wer- rument. Die Bestandteile der zukünftigen Verweildauern und einem relevanten statio- Leistungstransparenz verbunden mit einer den. Für Leistungsangebote, die sich wegen Vergütung könnten sodann in ein Gesamt- nären Versorgungsgeschehen. Vorausset- ökonomischen Vergleichbarkeit von Leistun- einer geringen Fallzahl nicht mehr sinnvoll budget münden, das entsprechend der In- zung sind symmetrische Bedingungen für gen erreicht, die das wettbewerbliche Handeln durch Fallpauschalen finanzieren lassen, anspruchnahme leistungsbezogen abfinan- beide Sektoren im Hinblick auf die Investiti- gestärkt hat. Im Interesse der Finanzierbarkeit sollten Bestandteile von Vorhaltekosten in ziert würde. onsfinanzierung und die Qualitätssiche- unserer gut ausgebauten Krankenhausland- die Vergütung eingebaut werden. Dadurch rung. schaft sollte das Steuerungsprinzip der Leis- können bedarfsnotwendige Versorgungs- Voraussetzung für eine zukünftige ange- tungsgerechtigkeit weiterhin einen zentralen strukturen insbesondere im ländlichen messene Vergütung unter anderem auch Konsequente und durchgängige Digitali- Stellenwert haben. Dies gilt umso mehr, als das Raum und in Spezialdisziplinen erhalten von Vorhaltekosten ist eine strukturierte sierung Der Gesetzgeber hat bereits mit Gesundheitswesen in den zwanziger Jahren er- werden. Außerdem besteht kein Anreiz regionale Versorgungsplanung auf Basis der Telematikinfrastruktur und der ver- hebliche Herausforderungen zu meistern ha- mehr, Leistungszahlen zu steigern, um De- bundesweit einheitlich vorgegebener Ver- pflichtenden Einführung der ePA zum 1. Ja- ben wird. ckungsbeiträge zu erwirtschaften. Ebenso sorgungsstufen. Das heißt auch, dass als nuar 2021 einen wichtigen Grundstein für
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