CITY SMART BREITBAND: Serviceagentur ...

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CITY SMART BREITBAND: Serviceagentur ...
#1
                                             OKTOBER
                                                2020

            SMART
            CITY
BREITBAND:                SMART REGION
Ausbau schreitet voran    Modellprojekte
                          aus und für Thüringen
Aktuelles zur Förderung
von Bund und Land
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INH A LT

     6      Aktuelles zum
            BREITBAND-
                                                                                                                            10
            AUSBAU                                                                                                           SCHNELLES
                                                                                                                             INTERNET
                                                                                                                             für Thüringer Schulen

                                                                                                                            11
                                                                                                                             MOBILFUNK
                                                                                                                             5G für Thüringen

           D I G I TA L E                                                          D I G I TA L E
           INFR ASTRUK TUR                                                         GESELLSCHAF T
BREITBAND                                                                  13      Die Thüringer Digitalstrategie
                                                                                   bekommt ein Update.
      5    Informationsplattform
           zum Breitbandausbau geschaffen                         S TA DT & L A ND
      6    Breitbandausbau schreitet voran                                 14      Das SMARTCity-Projekt Gera

      8    Aktuelles zur Förderung                                         16      Smartes Quartier Jena-Lobeda
           von Bund und Land                                                       erprobt die Zukunft des Wohnens

     10    Schnelles Internet                                     WIRTSCHAF T & FORSCHUNG
           für Thüringer Schulen                                           18      Digitalisierung in der Thüringer
                                                                                   Wirtschaft schreitet voran
MOBILFUNK
     11    Immer. Überall. Mobil. Funk!                                    20      Stärkung des Standorts Thüringen
                                                                                   bei der Entwicklung Künstlicher
     12    5G draußen, 5G zu Hause,                                                Intelligenz
           5G für Thüringen
                                                                           22      Das Bauhaus.MobilityLab:
                                                                                   Reallabor der Zukunft gestartet
                                                                           24      Thüringer Handwerk – DigitalCoach
                                                                           26      Starke Partner für die Digitalisierung
                                                                                   im Thüringer Handwerk

                                   © Fotos oben: 1) alphaspirit – 123r f.com; 2) Star tupStockPhotos – pixabay.com; 3) Sebastien Decoret – 123r f.com
2                                               © Abbildungen T itelseite: Illustration: goodstudio; Hintergrundfoto: alphaspirit – jeweils 123r f.com
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                                                                                                                    20      KÜNSTLICHE
                                                                                                                            INTELLIGENZ
                                                                                                                            in Thüringen

 T O U R I S M U S & K U LT U R                                                             		        FEUILLETON
          28      Wintersportmomente
                                                                                            UMFR AGE
          30      Im Kreis der Familie:
                  offizielles Go-Live für Thüringens                                            42    Was denken Thüringerinnen und
                  Tourismusdatenbank ThüCAT                                                           Thüringer über wichtige Fragen
                                                                                                      der Digitalisierung?
 BILDUNG & HOCHSCHULE
                                                                                                44    Kommentar:
          32      Mit klaren Zielen                                                                   Der Arzt im Bildschirm?
                  zur digitalen Schule
                                                                                            TERMINE
          34      Fellowships für Innovationen
                                                                                                45    Kommende Veranstaltungen
                  in der digitalen Hochschullehre
                                                                                                      rund um die Digitalisierung:
                  Thüringen
                                                                                                      EAST – Energy And Storage
          36      Mit dem DigiLab                                                                     Technologies / Glasfaserforum /
                  bestens vorbereitet                                                                 InnoCON / Digital-Gipfel

 GESUNDHEIT                                                                                 FAK TEN
          38      E-Health: eine Strategie                                                      45    Zahlen und Fakten
                  für die Zukunft                                                                     zur Digitalisierung in Thüringen

          40      Home Monitoring:
                  Gesundheitsversorgung
                  auch zu Hause
                                                                                           Wir haben
                                                                                       Thüringerinnen und
                                                                                        Thüringer befragt.

                                                                                                42
 © Fotos: oben: 1) Stadt Gera; 2) Illustration ( T itel-Ausschnit t): goodstudio– 123r f.com;
 3) T homas Söllner – stock.adobe.com; unten: Andrey Popov – stock.adobe.com                                                                3
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EDITORIAL

            Liebe Leserinnen und Leser,
            wie sehen unsere Städte in der Zukunft aus? Wie werden wir künftig wohnen,
            leben und arbeiten? Selbstfahrende Busse, sensorgestützte Parkplatzsuche,
            Rund-um-die-Uhr-Lieferservices – unser aller Leben wird immer mehr von
            digitalen Angeboten und Werkzeugen geprägt. Nicht nur im privaten, auch
            im beruflichen Umfeld spüren wir die Neuerungen. Ein einfaches, aktuelles
            Beispiel ist die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten.

            Noch vor 30 Jahren war es für uns unvorstellbar, welchen Sprung die Digitali-
            sierung bis zum Jahre 2020 machen würde und wie sie unsere Gesellschaft
            verändern sollte. Es liegt an uns, diese technischen Möglichkeiten zu nutzen
            und kontinuierlich zu verbessern. Seit 2017 arbeiten wir auf Grundlage der
            Thüringer Strategie für die Digitale Gesellschaft daran, die Chancen der Digi-
            talisierung bestmöglich für unser Land zu nutzen. Die Digitalstrategie wird
            regelmäßig fortgeschrieben und um neue Maßnahmen ergänzt.

            Mit dieser ersten Ausgabe des Digitalmonitors lade ich Sie zu einem Ausflug
            in die digitale Zukunft unseres Freistaates Thüringen ein. Bereits heute gibt
            es eine Vielzahl spannender digitaler Entwicklungen im Land. Der Digital­
            monitor stellt Ihnen einige visionäre Thüringer Projekte und Initiativen aus
            verschiedenen Wirtschafts- und Lebensbereichen vor – so zum Beispiel
            die Modellvorhaben SMARTCity Gera, Smartes Quartier Jena-Lobeda und
            das Bauhaus.MobilityLab. Sie lernen die Initiatorinnen und Initiatoren hinter
            diesen Modell­vorhaben kennen, die von ihren Erfahrungen berichten.
            Auch haben wir Thüringerinnen und Thüringer nach ihrer Meinung zur Digi­
            talisierung befragt. Lassen Sie sich überraschen!

            Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.

            Ihr

            Wolfgang Tiefensee
            Thüringer Minister für Wirtschaft,
            Wissenschaft und Digitale Gesellschaft

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DIGITALE INFR ASTRUK TUR

Informations-
plattform
zum Breitband-
ausbau
geschaffen
In Thüringen soll zukünftig in allen Städten und ländlichen Regionen
schnellstes Internet verfügbar sein. Die Umsetzung des Glasfaserausbaus
geht zügig voran. Dazu gibt es Förderungen und Beratungen für die Gemein-
den und Landkreise. Seit Neuestem gibt es zusätzlich eine interaktive
Informationsplattform. Das sogenannte Telekommunikations-Informations-
Monitoring Thüringen (TIM) gibt Auskunft zum Stand des Ausbaus.

Der Ausbau der Glasfasernetze ist in Thüringen im vollen      Gemeinden mit ihren jeweiligen Bandbreiten anzeigen
Gange. Mit Bundes- und Landesförderungen werden die           lassen. Auch die Frage, wo es bereits Glasfaser­an­bin­
Städte und Gemeinden beim Breitbandausbau unter-              dun­gen gibt, wird von TIM beantwortet. Zukünftig wer-
stützt. Um den Versorgungsstand transparent und über-         den weitere Informationen in das TIM aufgenommen.
sichtlich zu gestalten, ist seit Kurzem ein neues Informa-    So könnten beispielsweise Ansichten zu Leerrohren
tionsportal verfügbar.                                        wichtige Informationen bieten, da die Installation von
Auf dem sogenannten Telekommunikations-Informations-          Glasfaserkabeln mit sehr viel geringerem Aufwand und
Monitoring (TIM) Thüringen werden relevante Informatio-       geringeren Kosten möglich ist, wenn die Leerrohre
nen auf interaktiven Karten dargestellt. Über Filter können   bereits verlegt sind.
sich die Nutzerinnen und Nutzer zum Beispiel einzelne

                                                                                                               →
© Foto: Andrey Popov – stock.adobe.com, Screenshot: T IM                                                                5
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BREITBAND

                                                                                              Breitbandausbau
                                                                                              schreitet voran
                                                                                              Mehr als 90 Prozent aller Haushalte in Thüringen
                                                                                              verfügten im Juli 2020 über Bandbreiten von 50 Mbit/s
                                                                                              (Megabit pro Sekunde). Fast 85 Prozent aller Haushalte
                                                                                              in Thüringen konnten zum gleichen Zeitpunkt auf
                                                                                              Bandbreiten von 100 Mbit/s zurückgreifen.

Der Bedarf an einer leistungsfähigen Internetverfügbar-                                                  Auch im gewerblichen Bereich hat der Breitbandausbau
keit mit hohen Bandbreiten steigt stetig. Immer mehr                                                     einen entscheidenden Einfluss auf die Attraktivität des
Personen nutzen Streaming-Dienste, laden ihre Daten in                                                   Standorts. Eine hohe Übertragungsrate am Unterneh-
eine Cloud oder führen Online-Konferenzen. Besonders                                                     mensstandort ist für die Konkurrenzfähigkeit von Unter-
Familien haben einen hohen Bedarf, da sie unterschied-                                                   nehmen unabdingbar. Für Videokonferenzen, Fernwar-
liche Angebote zur gleichen Zeit auf verschiedenen End-                                                  tungen oder interaktive Plattformen müssen immer
geräten nutzen. Auch entwickeln sich die Technologien                                                    höhere Datenmengen digital übertragen werden. Hierbei
immer weiter, wodurch die zu übertragenden Daten­                                                        sind Geschwindigkeit und Latenz (Verzögerungszeit für
größen und Datenmengen zunehmen. Daher sind eine                                                         die Übertragung der Daten) der Übertragung für die Profi-
ausreichende Bandbreite und eine stabile Verbindung                                                      tabilität vieler Unternehmen elementar.
notwendig. Für immer mehr Bürgerinnen und Bürger
ist eine gute Internetverbindung bei der Wohnortwahl
ein wichtiges Kriterium.

                                                   mit     30 MBit/s                                                                                                mit     50 MBit/s
                                                   versorgte Thüringer Haushalte                                                                                    versorgte Thüringer Haushalte
                                                   in den Gemeinden                                                                                                 in den Gemeinden
                           Nord-                                                                                                             Nord-
                           hausen                                                                                                            hausen

 Heiligen-                                                                                                         Heiligen-
 stadt                    Sondershausen                                                                            stadt                    Sondershausen

             Mühl-                                                                                                             Mühl-
             hausen                                                                                                            hausen
                                               Sömmerda                                                                                                          Sömmerda
                      Bad                                                                                                               Bad
                      Langensalza                                                                                                       Langensalza
                                                                   Apolda                                                                                                            Apolda
                                                                                                Alten-                                                                                                          Alt
Eisenach                                Erfurt            Weimar                                burg               Eisenach                               Erfurt            Weimar                              bu
                         Gotha                                        Jena                                                                 Gotha                                        Jena
                                                                                       Gera                                                                                                              Gera

 Bad                                                                                                               Bad
 Salzungen                           Arnstadt                                                                      Salzungen                           Arnstadt
                                                    Rudolstadt                                                                                                        Rudolstadt
     Schmalkalden                                                                                                      Schmalkalden
                                     Ilmenau                                                                                                           Ilmenau
                                                      Saalfeld                                                                                                          Saalfeld
                        Suhl                                                                                                              Suhl
     Meiningen                                                               Schleiz                                   Meiningen                                                               Schleiz

                         Hildburg-                                                                                                         Hildburg-
                         hausen                                                                                                            hausen
                                            Sonneberg                                                                                                         Sonneberg

                                                   90,54 %                                                                                                          90,51 %
                                                   der Haushalte versorgt                                                                                           der Haushalte versorgt
                                                   (Stand 30. 06. 2020)                                                                                             (Stand 30. 06. 2020)

6
CITY SMART BREITBAND: Serviceagentur ...
DIGITALE INFR ASTRUK TUR

                                                             Nord-
                                                             hausen
                                                                                                                mit100 MBit/s
                                                                                                                versorgte Thüringer Haushalte
                                                                                                                in den Gemeinden
                           Heiligen-
                           stadt                            Sondershausen

                                                                                                                84,42 %
                                                                                                                der Haushalte versorgt
                                        Mühl-
                                        hausen                                                                  (Stand 30. 06. 2020)
                                                                                 Sömmerda
                                                   Bad
                                                   Langensalza
                                                                                                      Apolda
                                                                                                                                                Alten-
                          Eisenach                                        Erfurt             Weimar                                             burg
                                                           Gotha                                         Jena
                                                                                                                                Gera

                           Bad
                           Salzungen                                   Arnstadt
                                                                                        Rudolstadt
                                 Schmalkalden
                                                                       Ilmenau
                                                                                         Saalfeld
                                                          Suhl
                                Meiningen                                                                        Schleiz

                                                           Hildburg-
                                                           hausen
                                                                                 Sonneberg

                > 97
                66–97
                                                                                                                1.000 Mbit/s
                33–66                                                              Für das Ausweisen der Verfügbarkeit von 1.000 Mbit/s
                                                                                   verweisen wir auf den Breitbandatlas des Bundes.
                < 33                                                               Laut diesem sind in Thüringen 22 % der Haushalte mit
                                                                                   1.000 Mbit/s versorgt.

 ten-
urg     Die Basis der Berechnung der Breitbandversorgung                                      gibt. Daher muss gerade auf dem Land der eigenwirt-
        wurde 2020 optimiert. Ziel war es, Schätzungen und                                    schaftliche Ausbau durch den geförderten Ausbau unter-
        Fehlerquellen zu minimieren. Die aktuelle Berechnung                                  stützt werden.
        erfolgt auf der Ebene der amtlichen Gebäudedaten aus
        dem Amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssys-                                   Die Entwicklung der Versorgungszahlen zeigt deutlich,
        tem ALKIS®, den amtlichen Hauskoordinaten (Adressen)                                  dass sich die Verfügbarkeit von breitbandigem Internet
        und Haushaltsdaten des Marktforschungsinstituts Infas                                 in Thüringen in den letzten Jahren stark verbessert hat.
        360 GmbH. Als Basis der Versorgung wurden Daten aus                                   Im Jahr 2016 waren 81,57 Prozent der Haushalte mit
        eigener Erhebung und der Telekommunikationsanbieter                                   30 Mbit/s versorgt, 75,33 Prozent verfügten über
        geocodiert.                                                                           50 Mbit/s und lediglich 50,95 Prozent der Haushalte
                                                                                              wurden mit 100 Mbit/s versorgt. Mit Stand 30. 06. 2020
        Die aktuellen Berechnungen zeigen, dass es bei der Ver-                               verfügten fast 85 Prozent der Thüringer Haushalte über
        sorgung mit hohen Bandbreiten immer noch große Unter-                                 100 Mbit/s, was die positive Entwicklung verdeutlicht.
        schiede zwischen ländlichen Gebieten und den Städten

        © Foto: volf f – stock.adobe.com; Kar ten: T IM                                                                                                  7
CITY SMART BREITBAND: Serviceagentur ...
BREITBAND

                                              Aktuelles zur Förderung
                                              von Bund und Land
                                              Seit Ende 2015 fördert die Bundesregierung den Ausbau
                                              leistungsfähiger Breitbandnetze in allen Regionen des
                                              Landes. Das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissen-
                                              schaft und Digitale Gesellschaft (TMWWDG) ergänzt diese
                                              Förderung mit zusätzlichen Landesmitteln. Die Thüringer
                                              Aufbaubank und die Digitalagentur Thüringen unterstützen
                                              bei der Umsetzung.

Für Wirtschaft und Gesellschaft in Thüringen wird die
zügige Anbindung an das Glasfasernetz immer wichtiger.
Gerade in ländlichen Regionen gilt es, den eigenwirt-
schaftlichen Ausbau der Telekommunikationsunterneh-
men durch die verfügbaren Bundes- und Landesförder-                                            S T AT E M E N T
programme zu ergänzen. Das Thüringer Ministerium
für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft,
                                                          ANT JE HOCHWIND -SCHNEIDER,
unterstützt durch die Thüringer Aufbaubank und die
Digitalagentur Thüringen, steht dabei den Kommunen
                                                          Landrätin Kyffhäuserkreis:
als Ansprechpartner für die Projekte zur Seite. Mit der   „Gerade für uns als ländlich geprägte Region
Schaffung einer flächendeckenden Versorgung von Glas-     hat die Sicherstellung der Breitbandversorgung
fasernetzen entsteht für Thüringen die wichtigste Basis   einen enorm hohen Stellenwert, um die vielfältigen
für den Weg zu einer modernen digitalen Gesellschaft.     Möglichkeiten der Digitalisierung für die positive
                                                          Entwicklung des Kyffhäuserkreises zu nutzen.
Die Thüringer Aufbaubank gibt an, dass die Bundes- und
                                                          Trotz des insbesondere zu Beginn äußerst kom­
Landesförderungen seit 2016 in Thüringen schätzungs-
                                                          plexen Verfahrens mit vielfach unklarer Datenlage
weise eine halbe Milliarde Euro an Investitionen in den
Breitbandausbau ausgelöst haben (Stand 28. 08. 2020).     sind wir sehr froh, durch umfangreiche Unterstüt­
Zu diesem Zeitpunkt beinhaltet dies neben knapp 250       zung des Bundes und des Freistaates Thüringen
Millionen Euro Bundesförderung auch ca. 144 Millionen     zum Jahresende 2020 eine nahezu flächendecken­
Euro Landesmittel. Fast 110 Millionen Euro werden von     ­de Breitbandgrundversorgung im Kyffhäuserkreis
den Telekommunikationsunternehmen selbst aufge-            realisiert zu haben.
bracht.
                                                          Gleichzeitig wissen wir jedoch auch, dass jetzt die
                                                          nächsten Herausforderungen anstehen. Im Zusam­
Die tatsächliche Höhe der Zuwendung wird sich aller-
dings erst im Laufe der Verfahren klären, da es bei den
                                                          menspiel mit dem Freistaat Thüringen, den Städten
Planungen und Ausschreibungen in fast allen Fällen zu     und Gemeinden, Telekommunikationsunternehmen
Änderungen der benötigten Fördersumme kommt. Die          und anderen Akteuren gilt es nun, eine flächen­­
Gründe dafür sind vielfältig: gestiegene Tiefbaukosten,   deckende gigabitfähige Infrastruktur zu entwickeln,
die Ausweitung der Fördergebiete und insbesondere         die auch eine Verbesserung der Mobilfunkversor­
Technologieupgrades vom Vectoring auf Glasfaser bis       gung mit hohen Übertragungsraten beinhaltet.“

8                                                          © Fotos: f lashmovie – stock.adobe.com; Por trät: Landratsamt Saale- Orla-Kreis
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DIGITALE INFR ASTRUK TUR

                                       Nordhausen                                                Projekte, die mit Hilfe der Bundesförderung
                                                                                                 erschlossen werden und sich derzeit im Förder­prozess
                                                                                                 befinden mit Stand: 10. 09. 2020
                 Eichsfeld
                                              Kyffhäuserkreis

                        Unstrut-Hainich-Kreis
                                                              Sömmerda
                                                                             Buttstädt
                                                                         Nordkreis Ilmtal-
                                                                          Weimar Weinstraße
                                                                                                    Saale-
                    Sportbad                                                                       Holzland-              Altenburg   Altenburg
                                                          Erfurt           Weimar                                            West        Ost
                    Eisenach                                                                         Kreis
                                                                          Mellingen      Jena            Bad Köstritz
            Wartburg-                                           Kranichfeld
              kreis                                                                                           Stadtver ­waltung
                                   Bad Tabarz                              Blanken-                                 Gera
                                                                             hain
                                                                                                                   Langenwetzdorf
                            Floh-                                                                              Auma-
     Dermbach            Seligenthal
 Geisa                                    Oberhof                                                             Weidatal
                                    Zella-Mehlis        Ilm-           Saalfeld-                               Zeulenroda-
                                                        Kreis         Rudolstadt                                 Triebes
                                           Suhl
                  Rhönblick                                                 Schiefer-
                                          Feldstein                         gebirge
                                                                                                Saale-Orla-
                              Dolmar-                                                              Kreis
                             Salzbrücke           Hildburg-
                                                   hausen                                                                             Ausbau
                                                               Sonneberg
                                                                                                                                      endgültig bewilligt
                                                                                                                                      im Förderverfahren
                                          Heldburger
                                          Unterland

in die Gebäude (FTTB) sowie die Aufnahme von Schulen
in die Projektgebiete. Dies hat zwar bei den Planungs-
und Ausschreibungsverfahren zu erhöhten Kosten und
Ver­zögerungen geführt, erlaubt den Thüringer Gemein-
den jedoch eine direkte und wirksame Abdeckung mit
gigabitfähigen Glasfasernetzen.

Seit dem ersten Förderaufruf des Bundesprogrammes
Ende 2015 arbeiteten alle beteiligten Akteure mit Hoch-
druck daran, möglichst viele Förderprojekte zum Ab­­                                             NADINE WAGNER,
schluss zu bringen. Derzeit werden in 43 Projektgebieten                                         Wirtschafts­förderung
für die bisher noch nicht ausreichend versorgten Haus-                                           und Breitbandteam
halte mithilfe der Förderprogramme des Bundes und                                                Landratsamt
des Landes entsprechende Anschlüsse eingerichtet.
                                                                                                 Saale-Orla-Kreis:
Voraussichtlich Anfang 2021 wird das sogenannte
Graue-Flecken-Förderprogramm des Bundes starten,                                                 „Als zweiter Landkreis
von dem in den nächsten Jahren wieder zahlreiche Thü-                                            in Thüringen haben wir
ringer Haushalte, Unternehmen und Institutionen profi-                                           die abschließenden               S T AT E M E N T
tieren werden. Dann sollen weitere Lücken im Thüringer                                           Fördermittelbescheide
Glas­fasernetz geschlossen werden.                                                               von Bund und Land 2018
                                                                                                 erhalten und konnten im Jahre 2019 mit unserem
Viele Unternehmen und Bürger profitieren bereits von                                             kreisweiten Ausbauprojekt beginnen, welches wir
dem geförderten Ausbau und genießen die Vorteile einer
                                                                                                 nunmehr bis Ende 2020 abschließen werden.
schnellen Internetanbindung. Die konsequente Unter-
                                                                                                 Wir hoffen auch in Zukunft auf eine weitere gute
stützung durch Land und Bund sichert eine zuverlässige
Perspektive für unternehmerische Planungen und
                                                                                                 Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, denn unser
schließt die vorhan­dene Handlungslücke. Dadurch steigt                                          nächstes Breitband-Projekt steht bereits in den
die Standortattraktivität für Anwohner und Gewerbe­­                                             Startlöchern!“
treibende in den Regionen. Für Thüringen bedeutet
die Förderung des Breitbandausbaus eine nachhaltige
Investition in die Zukunft des Landes.

© Kar te: T IM                                                                                                                                              9
CITY SMART BREITBAND: Serviceagentur ...
BREITBAND

                                                  Schnelles Internet
                                                  für Thüringer Schulen
                                                   Zu einem zukunftsfähigen Bildungssystem
                                                   gehört eine zuverlässige Internetverbindung.
                                                   Bis 2023 sollen die Thüringer Schulen und
                                                   Bildungseinrichtungen an das Glasfasernetz
                                                   angebunden werden. Damit erreicht die
                                                   Umsetzung der Glasfaserstrategie einen
                                                   weiteren Meilenstein.

          Die technologischen Entwicklungen bringen im       Nach den zum Stichtag 30. 06. 2020 vorliegenden Daten
         Bildungsbereich digitale Anwendungen hervor,        konnten bereits fast 900 der knapp 1.000 Thüringer
       die eine gute Internetverfügung benötigen. Nicht      Schulen in die bestehenden Förderprojekte des Landes
     zuletzt die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die       und Bundes inkludiert und direkt mit Glasfaser bis an
     digitale Ausstattung von Schulen weiter verbessert      die Gebäude erschlossen werden. Thüringer Schulen, die
     werden muss. Die Entwicklung einer online-integrier-    bei bisherigen Förderungen – insbesondere im Breit-
     ten Mediennutzung in Schulen lässt hohe Zugriffs-       bandförderprogramm des Bundes – beim Anschluss ans
     zahlen und einen hohen Datenaustausch erwarten.         Glasfasernetz nicht berücksichtigt werden konnten, för-
     Damit stellt der Glasfaseranschluss eine nachhaltige    dert das Land Thüringen mit der Initiative „Schulen ans
     und notwendige Investition für Thüringer Schulen        Netz“ über die Förderrichtlinie des Freistaates. Das Land
     und Bildungseinrichtungen dar.                          ist somit bestrebt sicherzustellen, dass alle Thüringer
                                                             Schulen über schnelles Internet verfügen. Auch diese
                                                             Initiative wird von TMWWDG, Digitalagentur und Thürin-
                                                             ger Aufbaubank nachhaltig begleitet.

                      982             Thüringer Schulen
                                      gesamt
                                                                       Breitband-Verfügbarkeit

                                                                                                    > 200 Mbit/s
                                                                                   29

            860                        122                          69                        13            > 1.000 Mbit/s
            Schulen in
            Förderprojekten
                                                                                          11       < 30 Mbit/s
                                                                                                   bzw. keine Daten
                                                                                                   vorhanden
                                                                           > 50 Mbit/s
                Stand: 30. 06. 2020

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DIGITALE INFR ASTRUK TUR

MOBILFUNK

Immer. Überall.
Mobil. Funk!
Die Bundesregierung strebt mit ihrer Mobilfunk-
strategie bis spätestens Ende 2024 eine
Mobilfunk­abdeckung über alle Netze hinweg
von 99,95 Prozent der Haushalte und 97,5 Pro-
zent der Fläche bundesweit an. Für Thüringen
mit seiner ländlich geprägten Struktur und der
besonderen Topografie des Thüringer Waldes                  Geltende Auflagen für die Mobilfunkanbieter:
ist es besonders wichtig, dass der Mobilfunk-               → bis Ende 2021 mindestens 99 Prozent der Haushalte
ausbau bis zur vollständigen Flächendeckung                   je Bundesland mit mindestens 100 Mbit/s versorgen
zügig vorankommt.                                           → bis Ende 2022 alle Bundesautobahnen mit mindes-
                                                              tens 100 Mbit/s und höchstens 10 Milli­sekunden
                                                              Latenz, der Verzögerungszeit für die Übertragung
                                                              der Daten, versorgen
Die Ergebnisse der Studie des Wissenschaftlichen Insti-     → bis Ende 2024 alle Bundesstraßen mit mindestens
tuts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste GmbH         100 Mbit/s und höchstes 10 Millisekunden Latenz
(wik) mit Daten von Oktober 2018 bis März 2019 ver-           ausstatten
deutlicht: Die Mobilfunkversorgung mit LTE-Empfang          → bis Ende 2022 alle Schienenwege mit mehr
(4G) erreicht einen Wert von 90,3 Prozent in der Fläche       als 2.000 Fahrgästen pro Tag mit mindestens
und 99,2 Prozent aller bundesdeutschen Haushalte.             100 Mbit/s ausstatten
Dabei gibt es zwischen den drei etablierten Mobilfunk-      → bis Ende 2024 alle übrigen Schienenwege
anbietern (Deutsche Telekom AG, Vodafone GmbH und             mit mindestens 50 Mbit/s versorgen
Telefónica Deutschland Holding) noch große Unter-           → bis Ende 2022 1.000 5G-Basisstationen
schiede. Während die Deutsche Telekom 98,2 Prozent            mit mindestens 100 Mbit/s bundesweit in Betrieb
aller Haushalte abdeckt, erreicht die Vodafone 94,7 Pro-      nehmen
zent und Telefónica 88,3 Prozent aller Haushalte.
Für sprachdienstliche Anwendungen (2G, 3G und 4G           Zusätzlich dazu haben sich die drei Mobilfunkanbieter
kombiniert) kommt Deutschland auf eine kombinierte         Deutsche Telekom AG, Vodafone GmbH und Telefónica
Abdeckung von 98,5 Prozent. In Thüringen ist die Netz-     Deutschland Holding im September 2019 dazu verpflich-
abdeckung regional sehr unterschiedlich. Während der       tet, bis Ende 2020 99 Prozent aller bundesdeutschen
Zentralraum Thüringens gut abgedeckt ist, gibt es im       Haushalte und bis Ende 2021 99 Prozent der Haushalte
nörd­lichen und nordwestlichen Bereich größere Lücken,     jedes Bundeslandes mit Mobilfunk zu versorgen. Mit der
oftmals gerade in unbewohntem Gebiet, beispielsweise       Drillisch Netz AG sind nun vier Mobilfunkanbieter auf
auf landwirtschaftlichen Flächen oder in Wäldern.          dem Markt aktiv und nehmen die Herausforderung zur
Damit auch die restlichen weißen Flecken in Zukunft        Mobilfunkabdeckung an.
abgedeckt werden, überprüft die Bundesnetzagentur
regelmäßig die Versorgungsauflagen aus den Frequenz-       Mit rund 1,1 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen
versteigerungen.                                           „Digitale Infrastruktur“ und noch einmal rund 5 Milliar-
                                                           den aus dem Konjunkturpaket wird die Bunderegierung
Bei der Überprüfung der gestellten Versorgungsauflagen     selbst den Bau von bis zu 5.000 zusätzlichen Masten
aus der Frequenzversteigerung im Jahr 2015 zum             fördern. Dabei fließt das Geld direkt in die Förderung der
31. 12. 2019 konnte die Bundesnetzagentur für Thürin-      Erschließungen neuer Mobilfunkstandorte und wird von
gen einen Deckungsgrad von 97 Prozent für die Deut-        der neu zu gründenden Mobilfunk-Infrastrukturgesell-
sche Telekom AG, 98,1 Prozent für die Vodafone GmbH        schaft (kurz MIG) koordiniert. Das Bundesministerium
und 73,2 Prozent für die Telefónica Deutschland Holding    für Verkehr und digitale Infrastruktur prognostiziert, mit
ermitteln. Mit der Frequenzversteigerung für die fünfte    diesen Maßnahmen 97,5 Prozent der Fläche Deutsch-
Mobilfunkgeneration im Jahr 2019 wurden zusätzliche        lands und 99,95 Prozent der Haushalte bis zum Ende des
Versorgungsauflagen an die Mobilfunkbetreiber erteilt.     Jahres 2024 mit Mobilfunk abzudecken.

© Foto: Digitalagentur T hüringen GmbH                                                                            11
MOBILFUNK

5G draußen,
5G zu Hause,
5G für Thüringen
Mit der Ersteigerung der Frequenzen 2019 starteten die Mobilfunkanbieter den Ausbau
des Standards der fünften Generation, dem bisher schnellsten Mobilfunknetz.

5G als neue Entwicklungsstufe im Mobilfunk ist in aller      Mit dem sogenannten Campusnetz, welches auf einer
Munde. Sie wird die mobile Datenübertragung durch            Frequenz von 3,7 bis 3,8 GHz liegt, haben Thüringer
größere Kapazitäten innerhalb einer Mobilfunkzelle be­­      Unternehmen die Möglichkeit, ihre eigenen 5G-Netze zu
schleunigen. Der derzeitige Standard 4G mit Übertra-         beantragen und zu betreiben. Diese ermöglichen draht-
gungsgeschwindigkeiten von 150 bis 300 Mbit/s reicht         lose Kommunikation mit hohem Datendurchsatz und
für die meisten Anwendungen im Moment noch aus. Bei          noch geringerer Latenz. Dadurch werden hochkomplexe
5G sind Datenraten von 1.000 Mbit/s und Latenzen von         und vernetzte Anwendungen in Unternehmen möglich.
20 Millisekunden möglich, damit können Maschinen und
Industrieanwendungen vernetzt werden, das sogenannte         Seit Anfang des Jahres sind auch in Thüringen die ersten
Internet der Dinge entsteht. Dadurch entwickeln sich         5G-Sendeanlagen im Betrieb, nach und nach werden
wiederum Anwendungen, die von allen genutzt werden           weitere Mobilfunkanlagen umgerüstet. Voraussetzung
können, zum Beispiel bei der Mobilität oder smarten          für die Nutzung ist ein 5G-fähiges Endgerät. Bis die
Anwendungen in den Städten.                                  fünfte Generation überall verfügbar sein wird, gilt es,
                                                             bestehende Anlagen auszubauen und die letzten verblei-
Speziell in Thüringen ist das Thema der 5G-Umstellung        benden weißen Flecken in Thüringen zu schließen.
präsenter denn je. Es gilt, nicht nur die Großstädte zu
versorgen, sondern auch den neuen Standard in den            Neue Ideen für den Mobilfunk
ländlichen Regionen zu etablieren. Ziel ist es, entstehen-
den neuen Anwendungen eine stabile Infrastruktur zur         Während die Mobilfunkanbieter mit dem Aufbau der
Verfügung zu stellen. Mit 5G sind zukünftig Übertra-         Infra­­struktur alle Hände voll zu tun haben, denken Bund
gungsgeschwindigkeiten von bis zu zehn Gigabit pro           und Länder bereits über sinnvolle Anwendungen nach,
Sekunde möglich. 5G als Technik umfasst zwei Frequenz-       um die Lebensqualität der Nutzerinnen und Nutzer nach-
bereiche, einen Bereich zwischen 600 Megahertz (MHz)         haltig zu verbessern. Das Bundesministerium für Verkehr
und 6 Gigahertz (GHz) und einen Bereich mit sehr hohen       und digitale Infrastruktur hat mit dem 5G-Innovations-
Frequenzen bis zu 40 GHz, in Zukunft sind auch Frequen-      programm eine Förderung ins Leben gerufen, bei der sich
zen von bis zu 80 GHz möglich. Bisher wurden allerdings      Regionen mit einem Konzept für die Nutzung von 5G-spe-
nur Frequenzen in den Bereichen von 2 GHz und 3,6 GHz        zifischen Anwendungen bewerben können. Damit soll
versteigert. Gerade in den vielen ländlicheren Regionen      Deutschland zum Leitmarkt für 5G werden und zum Aus-
werden durch die Mobilfunkbetreiber niedrigere Fre-          hängeschild für die sinnvolle Nutzung in einer vernetzten
quenzen genutzt, um damit eine höhere Reichweite zu          Gesellschaft. Insgesamt will der Bund 66 Millionen Euro
erzielen.                                                    für die Einführung bereitstellen. Auch Thüringen beteiligt
                                                             sich an dem Innovationsprojekt. Mit Eisenach, Ilmenau
                                                             und Jena sind gleich drei Modellregionen aus Thüringen

                 10 Gbit/s                                   an dem Wettbewerb beteiligt. Dabei gilt es, die Stärken

A                                            B
       bis zu                                                der Regionen zu nutzen und gezielte Anwendungen zur
                                                             Erprobung zu bringen.

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DIGITALE GESELLSCHAF T

     Die Thüringer
     Digitalstrategie
     bekommt
     ein Update.

Am 6. Juli dieses Jahres fiel der Startschuss für die nächste Etappe auf dem
Weg zu einer digitalen Gesellschaft. Bis Oktober 2020 wurde die Thüringer
Strategie für die Digitale Gesellschaft federführend durch das Thüringer Wirt-
schaftsministerium weiterentwickelt. Daraus gehen neue Impulse für die Digita-
lisierung in verschiedenen Lebensbereichen von Mittelstand 4.0 über digitale
Bildung bis hin zu Telemedizin hervor. Wie sehen neue strategische Schwer-
punkte für die Umsetzung der Digitalstrategie aus? Welche konkreten Maßnah-
men des Landes können daraus entwickelt werden?

2017 wurde die Thüringer Digitalstrategie in einem um­­    Beschlussfassung vorgelegt werden. Darin sind Hand-
fassenden Beteiligungsprozess mit Vertreterinnen und       lungsempfehlungen für die Digitalisierung in verschiede-
Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie    nen Lebensbereichen vom Mittelstand 4.0 über digitale
den Thüringer Bürgerinnen und Bürgern mit Leben gefüllt    Bildung bis hin zu Telemedizin in Thüringen verankert.
und seitdem jährlich fortgeschrieben. Im Jahr 2020 er­­    Die digitale Lebenswelt der Zukunft wird nun in Thürin-
folgte, insbesondere vor den Hintergrund der Pandemie-     gen zur modernen Gegenwart. Das Lebensumfeld wird
lage, bis zum Herbst 2020 ein umfassendes Update der       sich in sämtlichen Lebensbereichen innovativer denn je
Strategie. Die Digitalagentur Thüringen unterstützte die   entwickeln. Der Digitalmonitor informiert regelmäßig
Ministerien bei der Weiterentwicklung der Digitalisie-     zum aktuellen Stand der Umsetzung der Thüringer Digi-
rungsmaßnahmen, lieferte Impulse, recherchierte und        talstrategie und stellt auf den folgenden Seiten die High-
vernetzte. Der Thüringer Landesregierung konnte somit      lights vor. Freuen Sie sich auf die spannenden Entwick-
ein ambitioniertes und thüringenspezifisches Strategie-    lungen!
papier mit dazugehörigem Maßnahmenkatalog zur

                                                                                                             →
© Illustration: ribkhan – stock.adobe.com                                                                         13
T H Ü R I N G E R D I G I TA L S T R AT EG I E :
Neues aus Stadt & Land
Die Thüringer Digitalstrategie definiert eine klare Vision für die Gestaltung von Stadt und Land
im Thüringen von morgen. Sie strebt nicht nur eine Vernetzung von ländlichem Raum
und städtischen Siedlungsgebieten an. Vielmehr richtet sie ihren Fokus auf smarte und
flexible Verkehrsprojekte, mehr Zusammenarbeit sowie die Nutzung von Technologien
für ein selbst­bestimmtes Leben. Mit Blick auf die demografische Entwicklung liegt
der Schwerpunkt auf Vernetzung, denn eine gute Vernetzung ermöglicht flächen-
deckend gute Lebensbedingungen. Dies ist insbesondere für eine alternde
Gesellschaft von hoher Bedeutung. Nun gibt es erste vom Bund und Land
geförderte Smart-Living-Projekte in Gera und Jena, die die gleiche
Vision wie die Thüringer Digitalstrategie erkennen lassen.

                                                            Das SMARTCity-
                                                            Projekt Gera
                                                            Durch Technik das Leben einfacher
                                                            machen – Ostthüringen im Wandel
                                                            Im Juli letzten Jahres fiel der Startschuss für die
                                                            erste Staffel der „Modellprojekte Smart Cities“
                                                            durch das Bundesministerium des Innern, für
                                                            Bau und Heimat. Für das Stadtleben der Zukunft
                                                            werden in 13 ausgewählten Modellstädten
                                                            Deutschlands digitale Strategien entwickelt.
                                                            Als eine dieser Modellstädte erhält Gera in den
                                                            nächsten sieben Jahren eine Förderung in Höhe
                                                            von ca. acht Millionen Euro.

Was heißt eigentlich SMARTCity, was macht eine Stadt        Ganz wichtig war der Stadtverwaltung die Bürgerbetei­
überhaupt smart? Fragt man die Bürgerinnen und Bürger       ligung. So wurde gleich nach Projektstart ein Ideen­
der Stadt Gera, beschreiben sie Themen wie digitale         wettbewerb initiiert, der eine rege Beteiligung erfährt.
Schulen, eine digitale Verwaltung bis hin zu einem          Auf www.unser.gera.de konnte jeder Bürger mit einem
CO2-Fußabdruck, wasserstoffbetriebene Busse, aber           einfachen „Ideenformular“ Anregungen für das Projekt
auch, dass „die Bürger die Stadt annehmen und lieben        einreichen. Ergänzend gab es eine Online-Umfrage zum
lernen sollen“. Die Vision des Projektes ist es, Gera als   SMARTCity-Projekt mit Fragen zur Kommunikation im
das Oberzentrum und als regionalen Kern mit exzellen-       Projekt und der Arbeit in den folgenden Arbeitsgemein-
ter Verbindung von Wohnen, Leben und Arbeiten an der        schaften: Wirtschaft, Städtebau, Stadtentwicklung &
Autobahn zu entwickeln.                                     Verkehr, Energie & Umwelt, Bürgerbeteiligung & Verwal-
                                                            tung sowie Bildung & Kultur. Die Ergebnisse dieser
                                                            Umfrage finden Sie hier.

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DIGITALE GESELLSCHAF T

≈ 8 Mio. €
an Bundesförderung
für ein smartes Gera

                                                                                                                  T hat ’s
                                                                                                                  smart !

                                                          Auf welche Projekte und Themen           Welchen Einfluss hat die Corona-­
                                                          freuen Sie sich am meisten?              Pandemie auf das Projekt?
                                                          Was finden Sie besonders span-           Letztendlich hat uns diese Pandemie
                                                          nend?                                    noch einmal deutlich aufgezeigt,
NACHGEFR AGT                                              Ich finde den Kernprozess der Bür-       wie wichtig die Digitalisierung und
                                                          gerbeteiligung am spannend­sten.         konkret die Umsetzung der Projekt-
bei Geras Oberbürgermeister                               Dadurch wird letztendlich auch die       ziele sind. Alle Veranstaltungen und
JULIAN VORNAB                                             Demokratie gestärkt. Indem wir die       Meetings im Rahmen des Projektes
                                                          Bürgerinnen und Bürger einbinden,        finden nun digital statt, wie bei-
                                                          erhoffe ich mir eine hohe Identifizie-   spielsweise die zweite Vollversamm-
Was ist Ihre Vision für das Projekt                       rung aller mit dem Projekt und den       lung im Juni. Das hat natürlich schon
SMARTCity?                                                umgesetzten Ideen. Letztendlich          Einfluss. Die Beteiligten mussten
Dass wir die Stadt und – das ist mir                      kommt es aber auch darauf an, die        sich entsprechend umstellen. Aber
sehr wichtig – die ganze Region wei-                      Zugänglichkeit zur Verwaltung zu         das ist vielleicht auch die Chance,
terentwickeln und durch den Einsatz                       digitalisieren und allen Bürgern da­­    noch schneller bestimmte Projekt-
von smarten Technologien lebens-                          durch ein niedrigschwelliges Ange-       ziele zu erreichen und die Menschen
werter machen. Das Leben soll durch                       bot zu machen. Die Verwaltung soll       mit neuen Formaten vertraut zu
den Einsatz von Technik einfacher                         insgesamt effizienter und transpa-       machen.
werden.                                                   renter werden.

© Fotos: Stadt Gera; Illustration: Svetlana Shamshurina – 123r f.com                                                                 15
STADT & L AND

Smartes Quartier Jena-Lobeda
erprobt die Zukunft des Wohnens
Jena entwickelt und erprobt in den nächsten Jahren mit seinem smarten Quartier Jena-Lobeda die
Digitalisierung von Serviceleistungen in einem realen Wohnumfeld. Im Vordergrund des vielfach
prämierten Modellprojektes stehen die Bedürfnisse der Menschen. Die eingesetzten digitalen
Techniken sind nicht das Ziel, sondern Hilfsmittel zur Steigerung der Lebensqualität.

In einem smarten Quartier wie in Jena-Lobeda treffen die    Vom Standard-Wohnblock zu Serviced
Ideen digitaler Serviceleistungen und Nachhaltigkeit auf-   Apartments als übertragbares Konzept
einander. Zukünftig sollen die Lebensbereiche Wohnen,
Energie, Mobilität, Gesundheit und Logistik als digitale    Das Smarte Quartier Jena-Lobeda ist in dieser Größen-
Serviceleistungen angeboten werden. Das digitale Woh-       ordnung eines der ersten Projekte in einem gewachsenen
nen erlaubt dann die zentrale Steuerung von Licht und       Stadtteil. Im April dieses Jahres haben die Baumaßnah-
Heizung sowie die Lieferung des Einkaufs bis an die         men zur Sanierung der Wohnungen begonnen. Bei der
Wohnungstür. Auf diese Weise soll der Alltag der Men-       Sanierung werden die Möglichkeiten digitaler Lösungen
schen verschiedenster Altersgruppen spürbar erleichtert     voll aus­geschöpft. Der Wohnblock in Jena-Lobeda ist ein
werden. In der Folge können unter anderem Ältere ihren      Standard-Wohnblock aus DDR-Zeiten, wie er in nahe­zu
Lebensalltag länger in ihrer eigenen Wohnung selbst-        jeder größeren ostdeutschen Stadt zu finden ist. Was in
ständig gestalten. Darüber hinaus sollen neue Formen        dem Stadtteil in Jena bautechnisch umgesetzt wird, lässt
des Zusammenlebens die Bewohnerinnen und Bewohner           sich leicht auf andere Stadtteile und Städte übertragen.
besser sozial vernetzen. Die innovativen Mobilitäts-
und Energie­konzepte ver­folgen dabei die Ziele der Nach-   Neben den baulichen Maßnahmen ist die Schaffung einer
haltigkeit. Rund die Hälfte aller Wohnungen werden als      Plattform mit verschiedenen Serviceleistungen ein erster
belegungsgebundene So­­zialwohnungen angeboten.             Meilenstein. Mit der Plattform können sich die Mieterin-
Das Projekt zeigt, dass soziales und smartes Wohnen         nen und Mieter untereinander vernetzen und jeden im
gut zusammen gedacht werden können.                         Smarten Quartier ange­botenen Service, beispielsweise
                                                            Smart-Home-Anwendungen oder smarte Services im
                                                            Mobilitäts- und Gesundheitsbereich, einfach und intuitiv

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DIGITALE GESELLSCHAF T

   abrufen und buchen – über Tablet, Smartphone oder                                            PROJEK TBAUSTEINE:
   Fernseher. Daneben arbei­­ten die Projektpartner aktuell                                     Wohnen und Energie + Mobilität + Einkauf
   an einer weiteren Besonderheit im Smarten Quartier Jena-                                     und Logistik + Gesundheit + Plattform
   Lobeda: den Serviced Apartments. Dabei handelt es sich
   um komplett ausgestattete Wohnungen, die zur Kurzzeit-
   miete angeboten werden. Hierzu werden derzeit erste Kon-
   zepte erarbeitet, wie diese Wohnungen in das Quartier                                          AUSZEICHNUNGEN UND FÖRDERUNGEN:
   integriert werden können.
   Einer der nächsten Schritte im Smarten Quartier Jena-Lobe-                                    2019 → Gewinner BMWi-Wettbewerb
   ­da ist die Einrichtung eines sogenannten Showrooms.                                                 „Stadt.Land.Digital“ in der Kate­
    Dieser soll einen Ort bieten, an dem über das Projekt                                               gorie „Kommunales Unternehmen“
    informiert wird und wo auch Projektpartner und ihre An­­                                     2019 → Förderung in Höhe von 80.000 €
    gebote vorgestellt werden.
                                                                                                        durch TMWWDG für das Projekt­
    Die Stadt Jena gehört seit September 2020 außerdem zu
                                                                                                        management insbesondere des
    den Kommunen, die als Modellprojekte durch das Bundes-
                                                                                                        Teilprojektes Mobilität/Logistik
    innenministerium (BMI) für die Erarbeitung und Umset-
    zung integrierter Smart-City-Strategien gefördert werden.                                    2020 → zinsgünstiges Darlehen von
    Jena erhält dafür in den nächsten sieben Jahren 15,7 Millio­                                        12,6 Mio. € und ein Tilgungs­
    nen Euro vom BMI. Es sollen unter anderem Daten zur                                                 zuschuss von 1,9 Mio. €
    nachhaltigen Stadtentwicklung gesammelt und verwendet                                               vom TMIL zur Unterstützung
    werden.                                                                                             des sozialen Wohnungsbaus

  Das Smarte Quartier wird 2019
    im Rahmen des Bundeswett­
  bewerbs „Stadt.Land.Digital.“
                ausgezeichnet.

      Foto rechts: Das Thüringer
      Ministerium für Wirtschaft,
Wissenschaft und Digitale Gesell-
   schaft unterstützt das Projekt­
  management: Staatssekretärin
Valentina Kerst bei der Übergabe
     des Fördermittelbescheids.

   © Fotos: oben: pressmaster – stock.adobe.com; unten links: SWJ Net ze; unten rechts: Stadt werke Jena                                   17
T H Ü R I N G E R D I G I TA L S T R AT EG I E :
Neues aus Wirtschaft & Forschung
Für die Thüringer Wirtschaft stehen in Zeiten des digitalen Wandels zielgerichtete Unterstüt-
zungsangebote zur Verfügung, beispielsweise für Unternehmen der Industrie oder des Hand-
werks. Auch werden die Thüringer Akteure bei der Erforschung der Zukunftstechnologie
Künstliche Intelligenz und dem Transfer der Forschungsergebnisse in die Wirtschaft durch das
neugegründete Thüringer Zentrum für Lernende Systeme und Robotik (TZLR) unterstützt.
Daneben fiel mit dem Bauhaus.MobilityLab der Startschuss für ein Leuchtturmprojekt zur
Gestaltung der Energie-, Mobilitäts- und Logistikwende. Ein interdisziplinäres Konsortium
unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung,
Institutsteil für angewandte Systemtechnik (IOSB-AST) in Ilmenau gewann Ende 2019 den
„KI-Innovationswettbewerb“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Im Freistaat
Thüringen werden also, ganz gemäß der Digitalstrategie, die Potenziale dieser revolutionären
Technologie für wesentliche Lebens- und Wirtschaftsbereiche mit Mehrwert für die Gesell-
schaft erschlossen sowie erprobt.

Digitalisierung in der Thüringer
Wirtschaft schreitet voran
Das Interesse der Thüringer Unternehmen an Digitalisierung und die Nachfrage nach Unterstützung
steigen stetig. Thüringer Unternehmen können dabei von einer einzigartigen Kombination an
kostenfreien Unterstützungsangeboten profitieren: Das Thüringer Kompetenzzentrum Wirtschaft 4.0
in Erfurt berät und sensibilisiert für die Digitalisierung im Unternehmen; die Unterstützung bei der
Umsetzung erfolgt durch das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Ilmenau.

Das Thüringer Kompetenzzentrum Wirtschaft 4.0, welches           F A K T E N , bezogen auf beide Zentren
vom Thüringer Wirtschaftsministerium gefördert wird,             und die letzten 4,5 Jahre:
bietet Unternehmen aus Thüringen Erstinformationen und

                                                               3.500	
sensibilisiert zur Digitalisierung. Ein hilfreiches Mittel
                                                                             Beratungs- und Informations-
dazu ist der „Digital-Check“. Dieser wurde vom Thüringer
                                                                             gespräche mit Unternehmen
Kompetenzzentrum Wirtschaft 4.0 entwickelt. Ausgehend                        und Multiplikatoren
von der spezifischen Situation des Unternehmens werden

                                                               1.300
gemeinsam Vorgehensweisen und Projekte zur gezielten
Nutzung der Digitalisierungspotenziale beleuchtet.                           Veranstaltungen
Digitalisierung zum Anfassen gibt es im vom Bundes­

                                                                 180	
wirtschaftsministerium geförderten Ilmenauer Kompe-                          Projekte realisiert
tenzzentrum. Zu dem Kompetenzzentrum gehören fünf                            (Praxis-, Umsetzungs- und
im Land verteilte Modellfabriken: neben Ilmenau noch                         Demonstrationsprojekte)
an den Standorten Jena, Schmalkalden und Sonders­
hausen, in denen die praktische Erprobung erfolgt.
Beide Zentren wurden im Jahr 2020 personell verstärkt.       ≈ 45.000        Teilnehmer erreicht
                                                                             durch Aktivtäten und Formate

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DIGITALE GESELLSCHAF T

                                                                        In der Modellfabrik „Prozessdaten“ des Ilmenauer Kompetenzzentrums werden
                                                                        der digitale Datentransfer sowie die Generierung und Ver­arbei­tung von Prozess­
                                                                        daten praktisch veranschaulicht.

NACHGEFR AGT                          bei D R . M A U R I C I O M AT T H E S I U S ,
                                      Geschäftsführer der beiden Zentren

Welche Prozesse der kleinen und                           in den Kompetenzzentren und alle                          wie das regelmäßige Einspielen von
mittleren Unternehmen (KMU)                               Partner, die unterstützt haben, her­­                     Sicherheitsupdates. Andererseits ist
haben im Zuge von Covid-19 einen                          vorragen­­de Arbeit geleistet. Für die                    festzuhalten, dass die Hauptursache
Digitalisierungsschub bekommen?                           rasche digitale Ausrichtung zahlrei-                      für erfolgreiche Cyber-Angriffe in, sehr
Da plötzlich zahlreiche Unternehmen                       cher Prozesse war die Flexibilität der                    oft unbewusstem, menschlichem
aus Homeoffices heraus agieren                            vielen kleinen Thü­ringer Betriebe                        Fehlverhalten liegt. Cyber-Kriminelle
mussten, ging es vor allem zu Be­­ginn                    oft von Vorteil. Nun geht es um die                       setzen verstärkt auf automatisierte
der Pandemie um die digitale Steue-                       Fortsetzung und den Ausbau dieser                         Angriffsmethoden und verteilen ihre
rung innerbetrieblicher Ab­­läu­­fe.                      Aktivitäten. Ohne eine digitale Aus-                      Schadsoftware über E-Mails, infi-
Es galt, die Arbeit in den Betrie­­ben                    richtung der betrieblichen Prozesse                       zierte Datei­anhänge, Wechseldaten-
mobil, vernetzt und remote zu erle-                       werden sich auch künftig derartige                        träger oder gefälschte Webseiten.
digen. Zusätzlich mussten Abstim-                         Krisen kaum meistern lassen.                              Öffnen die Mitarbeiter in den Unter-
mungen mit Kunden und Lieferanten                                                                                   nehmen diese Daten, werden die
digital gesteuert werden.                                 Neben den Potenzialen bringt die                          Schadprogramme aktiviert. Das
Da einige Aufträge weggebrochen                           Digitalisierung auch Herausforde-                         zeigt, dass auch das Personal sensi-
sind, haben Unternehmen auch                              rungen und Risiken mit sich.                              bilisiert werden muss. Dazu gehören
überlegt, wie sie ihre freigeworde-                       Wie begegnen Sie Bedenken von                             eine offene Kommunikationskultur
nen Produktions­kapazitäten nutzen                        Unternehmen zur IT-Sicherheit?                            sowie Eigenverantwortung der Mit­­
können. Gemeinsam haben wir ein                           Cyber-Attacken oder das Abgreifen                         arbeiterinnen und Mitarbeiter. Aus
Umsetzungsprojekt realisiert, um                          geschäftskritischer Daten können                          diesem Grund sprechen wir in den
kurzfristig Schutzmasken und                              enorme Schäden verursachen und                            Kompetenz­zentren mit den Unter-
Visiere mithilfe der 3D-Druck-Tech-                       stellen eine der größten Bedrohun-                        nehmerinnen und Unternehmern
nologie zu fertigen und verschiede-                       gen für Unternehmen, Behörden und                         nicht nur über IT-Sicherheit im Spe-
nen Einrichtungen in Thüringen zur                        Privatnutzer dar. Es ist un­­er­lässlich,                 ziellen, sondern über die Infor­ma­
Verfügung zu stellen. Hier haben                          dass Unternehmen die er­­for­­der­­lichen                 tions­­sicher­heit als Ganzes.
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter                      technischen Maßnahmen ergreifen,

© Fotos: oben links: Michael Reichel; oben rechts: Mit telstand 4.0-Kompetenzzentrum Ilmenau; Por trät: A xel Clemens                                    19
WIRTSCHAFT & FORSCHUNG

                                                            Stärkung des
                                                            Standorts Thüringen
                                                            bei der Entwicklung
                                                            Künstlicher Intelligenz
                                                             Ende 2019 wurde das Thüringer Zentrum für Ler-
                                                             nende Systeme und Robotik (TZLR) als Forschungs-
                                                             und Transferzentrum für Wissenschaft und Wirt-
                                                             schaft in Thüringen geschaffen. Das Thüringer
                                                             Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und
                                                             Digitale Gesellschaft und die Carl-Zeiss-Stiftung
                                                             fördern das TZLR mit knapp 1,4 Millionen Euro.
                                                             An der Finanzierung beteiligt sind die Technische
Thüringen stärkt die Erforschung von Künstlicher             Uni­versität Ilmenau und die Friedrich-Schiller-Uni-
Intelligenz und die Anwendung der wissenschaft­              versität Jena. Beispielhaft illustrieren die Modell­
lichen Erkenntnisse in der Wirtschaft. Dazu wurde            projekte des TZLR die praktischen Möglichkeiten
im vergangenen Jahr das Thüringer Zentrum für                von KI.
Lernende Systeme und Robotik (TZLR) eröffnet.
Es bündelt die Expertisen der Universitäten in
Ilmen­­au und Jena, des Deutschen Zentrums für Luft-               Modellprojekt „Prognose
und Raumfahrt in Jena und des Fraunhofer-Instituts                 beim Fügen von Kunststoff- und
für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung
                                                                   Metall-Verbindungen“
IOSB in Ilmenau. Die zentrale und thüringenweite
                                                                   Das TZLR kooperiert mit dem Mittelstand 4.0-Kompe-
Kontakt- und Schnittstelle soll die Thüringer Aktivi-
                                                                   tenzzentrum Ilmenau, um den Transfer von KI-Lösungen
täten in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI),                in die mittelständischen Unternehmen der Region zu
maschinelles Lernen, Big Data und Robotik maßgeb-                  fördern. Dort wird beispielsweise untersucht, wie sich
lich unterstützen.                                                 KI-Methoden einsetzen lassen, um die Qualität von Ver-
                                                                   bindungen vorherzusagen, die mit dem laserbasierten
                                                                   Wärmeleitungsfügen hybrider Kunststoff-Metall-Verbin-
                                                                   dungen hergestellt wurden. Dies soll den Einsatz der
                                                                   sehr aufwändigen traditionellen Prüfverfahren reduzie-
                                                                   ren, die eine Zerstörung des gefertigten Teils erfordern.
                                                                   Für diese Untersuchung werden verschiedene Prozess­
                                                                   parameter wie Laserleistung und Schweißzeit, aber auch
                                                                   Werkstoffeigenschaften wie die Dicke der Metallbleche
                                                                   und die Schmelztemperatur herangezogen. Die Prozess-
                                                                   parameter werden als Eingabe für ein künstliches neuro-
                                                                   nales Netz benutzt. Daraufhin werden die komplexen
                                                                   und für Menschen oftmals nicht erkennbaren Abhängig-
                                                                   keiten der Parameter und der Qualität des Schweißergeb­­
                                                                   nisses in einer Trainingsphase erlernt. Anschließend
                                                                   kann das Netz benutzt werden, um Vorhersagen über die
                                                                   Qualität zu treffen. In diesem Beispiel ist dies durch eine
                                                                   Messung der Schmelzzonendicke möglich.

20                                                      © Fotos: oben: willyambradber r y – 123r f.com; unten: T homas Söllner – stock.adobe.com
DIGITALE GESELLSCHAF T

    Modellprojekt „Abbildung
    von Muskelbewegungen
    auf die Hautoberfläche“                                             S T AT E M E N T
    An dem Modellprojekt arbeitet die Computer
    Vision Group der Friedrich-Schiller-Universität Jena                D R . S T E F A N H A G E D O R N , Geschäfts-
    gemeinsam mit der HNO-Klinik des Universitäts­                      stellenleiter TZLR, zur Vision für das TZLR:
    klinikums Jena. Deep-Learning-Techniken werden
    dort genutzt, um die Abbildungen von Bewegun-                       „Die KI-gestützte Auswertung der
    gen der Gesichtsmuskulatur auf der Hautoberfläche                   durch Digitalisierungsmaßnahmen
    besser zu verstehen. Deep Learning beschreibt
                                                                        gesammelten Daten verspricht viele
    komplexere künstliche neuronale Netze, welche
    besonders aus großen Datenmengen markante                           Vorteile, ist aber auch mit Hürden
    Merkmale selbst erlernen. Diese werden dann                         verbunden. Wir möchten die Thüringer
    für eine bestimmte Aufgabe, beispielsweise für
    die Sprach- oder Gesichtserkennung, effektiv
                                                                        Unternehmen und Forschungseinrich­
    verwendet. Die in dem Projekt gewonnenen                            tungen noch besser vernetzen und
    Erkenntnisse helfen, Patientinnen und Patienten                     sie beim Einsatz lernender Systeme
    mit krankhaft eingeschränkter Gesichtsbewegung,
    zum Beispiel einer Gesichtslähmung, besser                          unterstützen. Unser Ziel ist es, durch
    behandeln zu können. Gleichzeitig wird bei den                      Kooperationen die Sichtbarkeit und
    Patienten auch die Mimik von Emotionen unter-
    sucht, um eventuelle Unterschiede zu gesunden
                                                                        Wettbewerbsfähigkeit Thüringens
    Probanden festzustellen.                                            in diesem Bereich zu verstärken.“

Fotos: oben: Adobe Stock.com; Por trät: T U Ilmenau, AnLi Fotograf ie                                                    21
WIRTSCHAFT & FORSCHUNG

Das Bauhaus.MobilityLab:
Reallabor der Zukunft gestartet
Mit einer beachtlichen Bundesförderung von 17 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren ent-
steht in Erfurt ein Leuchtturmprojekt zur Gestaltung der Energie-, Mobilitäts- und Logistikwende.
Ein interdisziplinäres Konsortium unter Federführung des Fraunhofer IOSB-AST in Ilmenau gewann
Ende 2019 den „KI-Innovationswettbewerb“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

                                                 Das Bauhaus.MobilityLab versteht sich als offenes und
                                                 interdisziplinäres Reallabor mit dem Ziel, Ideen zur
                                                 nachhaltigen und intelligenten Gestaltung der Mobilität,
                                                 Logistik sowie Energieversorgung mit neuesten Ansät-
                                                 zen der Künstlichen Intelligenz Wirklichkeit werden zu
                                                 lassen. Damit soll das Labor einen maßgeblichen Bei-
                                                 trag zur technischen, wirtschaftlichen und nachhaltigen
                                                 Entwicklung des KI-Standorts Deutschland leisten. Im
                                                 Juni 2020 fand der digitale Kick-off-Workshop statt, dem
                                                 die Entwicklung von konkreten Anwendungen und die
                                                 Durchführung von Veranstaltungen im Reallabor folgen.

22                                                        © Foto: Lars Zahner; Illustration: petovarga – jeweils stock.adobe.com
DIGITALE GESELLSCHAF T

            NACHGEFR AGT

bei O L I V E R W A R W E G ,
Konsortialführer,                           Wie können sich die Bürgerinnen                    Welche Entwicklungen können wir in
Bauhaus.MobilityLab                         und Bürger am Reallabor beteiligen?                den nächsten drei Jahren erwarten?
                                            Für Bürgerinnen und Bürger werden                  Erfurt und insbesondere das Brühl
                                            verschiedene Beteiligungsformate                   wird eine Vielzahl von Infrastrukturen
Welche Anwendungen sind im ers-             realisiert. Es wird Veranstaltungen                erhalten, die jedoch zumeist für die
ten Schritt geplant und wann kön-           im Quartier geben, bei denen Kon-                  Bürger im Verborgenen arbeiten.
nen diese genutzt werden?                   zepte, Planungen und Überlegungen                  Auf Basis dieser Infrastrukturen ist
Ab 2021 stehen erste Anwendungen,           vorgestellt werden und die Meinung                 es dann den Laborkunden möglich,
etwa ein innovativer Mobilitätsma-          der Bevölkerung eingeholt wird.                    ihre innovativen Konzepte, Produkte
nager und neue Mobilitätsstationen,         Die Projektbeteiligten stehen Inter-               und Dienstleistungen aufzusetzen
zur Verfügung. Außerdem ist schon           essierten auch über soziale Medien,                und im Experiment auszuprobieren.
während der Projektlaufzeit geplant,        Telefon und E-Mail zur Verfügung.                  Als Reallabor liefern wir quasi nur
regionale und internationale Unter-         Weiterhin ist eine Repräsen­tanz des               das Werkzeug für innovative Ent-
nehmen als Laborkunden in Form ei­­         Bauhaus.MobilityLabs im Erfurter                   wicklungen. Da wir damit jedoch den
nes „Lab as a Service“ für Forschung        Brühl in Kooperation mit der Lebens-               Aufwand und die Risiken für solche
und Entwicklung zu inte­grieren.            hilfe geplant, an der persönliche                  Innovationen drastisch reduzieren,
Diese können eigene Produkte sowie          Gespräche zwischen den Beteiligten                 ist davon auszugehen, dass zahlrei-
Dienstleistungen auf der Plattform          des Reallabors, aber auch von Labor­               che innovative Konzepte, Produkte
bereitstellen und Erkenntnisse hin-         nutzern mit den Menschen vor Ort                   und Dienstleistungen in Erfurt entwi-
sichtlich Nutzer­akzeptanz, Daten­          stattfinden können. Besonders wich-                ckelt und aus­probiert werden. Wel-
integration sowie Potenzialen von           tig ist, dass die Beteiligung der Bür-             che das sind, bleibt jedoch zumeist
sektorübergreifenden Angeboten              ger direkt mit der Nutzung verknüpft               der Fantasie der Labornutzerinnen
gewinnen.                                   ist. Das Monitoring sieht vor, dass                und -nutzer überlassen.
                                            neben Ent­schei­dung und Verhalten
                                            auch die Wünsche und Einstellungen
                                            der Nutzer erhoben werden.

Neben E-Rollern und der Integration des
ÖPNV gehören auch Lastenräder und E-Bikes
zum ganzheitlichen Mobilitätskonzept des
Bauhaus.MobilityLabs.

                                                              Projektbeteiligte:
                                                              Fraunhofer IOSB-AST in Ilmenau (Konsortialleitung), Bauhaus-
                                                              Universität Weimar, BPV Consult GmbH, Ernst-Abbe-Hochschule
                                                              Jena, INNOMAN GmbH, Landeshauptstadt Erfurt, Robert Bosch
                                                              GmbH, Siemens Digital Logistics GmbH, WLA Software GmbH,
                                                              highQ GmbH

                                                           © Fotos: LEG T hüringen, Fotograf Gecko Net works                      23
WIRTSCHAFT & FORSCHUNG

Thüringer Handwerk –
DigitalCoach
Die Digitalisierung verändert Unternehmensstrukturen und -prozesse. Auch im Handwerk liegen
große Potenziale, vor allem in der Effizienzsteigerung. Die Potenziale verstärkt zu nutzen, ist auch
das Ziel der Thüringer Digitalstrategie. Kleine und mittlere Betriebe haben teilweise noch nicht
erkannt, welche Chancen weitere IT-basierte Technologien mit sich bringen. Da der Arbeitsalltag oft
vom Fachkräftemangel und den damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Auftragsbearbeitung
geprägt ist, möchte der Freistaat Thüringen helfen, Arbeitsabläufe durch Digitalisierung und aus
dem Unternehmen heraus zu vereinfachen.

Wer bei Digitalisierung in Handwerksbetrieben an                 wird langfristig ein entscheidender Faktor bei der Wirt-
erhöhten operativen Aufwand sowie hohe Investitionen             schaftlichkeit. Dieser Schwerpunkt für das Handwerk
in Informations- und Kommunikationstechnik denkt,                wurde auch in der Thüringer Strategie für die Digitale
unterschätzt die langfristige und nachhaltige Amortisie-         Gesellschaft verankert. Aufklärung und Information
rung durch Digitalisierungsmaßnahmen. Die möglichen              allein genügen oft nicht, um gezielt Chancen sichtbar zu
Einsparpotenziale und Ergebnisse bereits existierender           machen. Es ist vor allem das firmeneigene Bild, welches
Neuerungen sind vielen kleinen Handwerksbetrieben                in den Unternehmen und bei den Unternehmerinnen
oft nicht bewusst. Dazu gehören digitalisierte Prozesse          und Unternehmern bewegt und verändert werden muss.
dank neuer Technologien wie beispielsweise Smart-                Daher wurde die Strategie mit einer passenden Maß-
phones, Tablets, Produktionsplanungssoftware oder                nahme versehen, um Schaufensterprojekte wie den
Onlinebestellprozesse. Die Optimierung digitaler Pro-            DigitalCoach zu entwickeln.
zesse birgt enormes Potenzial für mehr Effizienz und

24                                             © Fotos: Rawpixel Ltd.; f izkes; re. S.: fotostudiocolor 24; Rober t Kneschke – jeweils stock.adobe.com
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