Gibt es die "resiliente Persönlichkeit"? - Nina Hiebel, Lisa Milena Rabe, Katja Maus und Franziska Geiser* - De Gruyter

Die Seite wird erstellt Silvia Bock
 
WEITER LESEN
Spiritual Care 2021; 10(2): 117–127

Originalia

Nina Hiebel, Lisa Milena Rabe, Katja Maus und Franziska Geiser*

Gibt es die „resiliente Persönlichkeit“?
Is there a “resilient personality”?

https://doi.org/10.1515/spircare-2020-0125                            Abstract:
Vorab online veröffentlicht 06. 03. 2021                              Background
                                                                      The term resilience is often used in everyday life as a per-
Zusammenfassung:
                                                                      sonality trait that makes an individual resilient to the neg-
Hintergrund
                                                                      ative effects of stressors. Even in scientific discourse there
Der Begriff der Resilienz wird im Alltag häufig im Sinn
                                                                      is no clear distinction between resilience as a personal
einer Persönlichkeitseigenschaft verwendet: Eine Per-
                                                                      trait, as a process, and as an outcome.
son ist resilient und damit widerstandsfähig gegenüber
                                                                      Objective
Belastungen. Und auch im wissenschaftlichen Diskurs
                                                                      Is there such a thing as a “resilient personality”?
wird nicht eindeutig zwischen Resilienz als Eigenschaft,
                                                                      Method
Prozess oder Outcome unterschieden.
                                                                      Based on current findings, possible associations between
Fragestellung
                                                                      resilience and personality are presented. A distinction is
Gibt es so etwas wie eine „resiliente Persönlichkeit“?
                                                                      made between 1) resilience as a synonym for a complex
Methode
                                                                      personality construct, 2) a prediction of resilience by spe-
Vor dem Hintergrund aktueller Befunde werden ver-
                                                                      cific personality traits, 3) an interaction of personality
schiedene mögliche Zusammenhänge von Resilienz und
                                                                      traits and situation, and 4) a feedback effect of experi-
Persönlichkeit vorgestellt. Dabei wird unterschieden
                                                                      ences with resilience on the personality.
zwischen 1) Resilienz als Synonym für ein komplexes Per-
                                                                      Conclusion
sönlichkeitskonstrukt, 2) einer Prädiktion von Resilienz
                                                                      Even though strengthening certain aspects of the person-
durch spezifische Persönlichkeitseigenschaften, 3) einer
                                                                      ality can be favourable for individual resilience, the as-
Interaktion von Persönlichkeitseigenschaften und Situa-
                                                                      sumption of a generally “resilient personality” is neither
tion, und 4) einer Rückwirkung von Resilienzerfahrungen
                                                                      empirically supported nor helpful in the context of a tem-
auf die Persönlichkeit.
                                                                      porally and situationally dynamic resilience concept.
Schlussfolgerung
Auch wenn es für die individuelle Resilienz förderlich sein           Keywords: Resilience, personality, trait
kann, bestimmte Aspekte der Persönlichkeit zu stärken,
ist im Rahmen eines zeitlich und situativ dynamischen
Resilienzkonzepts die Hypothese einer grundsätzlich „re-
silienten Persönlichkeit“ weder empirisch begründet noch
                                                                      1 Einführung
sinnvoll.
                                                                      Jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens mit Belastungen,
Schlüsselwörter: Resilienz, Persönlichkeit, Eigenschaft               Krisen oder allgemein Widrigkeiten konfrontiert, und
                                                                      jeder Mensch findet Wege, um diesen Lebensereignissen
*Korrespondenzautorin: Prof. Dr. Franziska Geiser, Universitäts-      oder -situationen zu begegnen und sie, so gut es geht,
klinikum Bonn, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psycho-        zu bewältigen. Allerdings kann das Ergebnis des Bewäl-
therapie, Bonn, Germany, E-Mail: franziska.geiser@ukbonn.de           tigungsprozesses sehr unterschiedlich sein, auch wenn
Nina Hiebel und Milena Rabe teilen sich die Erstautorinnenschaft.
                                                                      sich die Belastungen ähneln. Während manche Menschen
Nina Hiebel, Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Psychosoma-
tische Medizin und Psychotherapie, E-Mail: nina.hiebel@ukbonn.de      unter dem Geschehen stark leiden, scheinen andere kaum
Lisa Milena Rabe, Universitätsklinikum Bonn, Klinik für               tangiert zu werden. Während die einen dauerhaft beein-
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, E-Mail:                  trächtigt bleiben, finden andere wieder zu ihrem inneren
milena.rabe@ukbonn.de                                                 Gleichgewicht zurück. Diese unterschiedlichen Erfahrun-
Katja Maus, Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Palliativmedizin,
                                                                      gen sind primär subjektiv, können aber auch durch Dritte,
E-Mail: katja.maus@ukbonn.de
118       N. Hiebel & M. Rabe et al.: Gibt es die „resiliente Persönlichkeit“?

z. B. in der professionellen Begleitung als Psychothera-                Welche Persönlichkeitseigenschaften zeigen in der empiri-
peut/-in oder Seelsorger/-in gemacht werden. Die Formen                 schen Forschung einen Zusammenhang mit einer „guten“
einer konstruktiven Anpassungsleistung, bei der entweder                Bewältigung von Krisen? Und, umgekehrt, prägen nicht
die negative Reaktion auf eine Krise gering ausfällt und/               auch Krisen- und Resilienzerfahrungen ihrerseits die Per-
oder die psychische Gesundheit und Leistungsfähigkeit                   sönlichkeit mit? Dabei beziehen wir uns in der Beantwor-
trotz widriger Umstände aufrechterhalten oder wieder-                   tung primär auf den psychologischen Diskurs. Wir begin-
hergestellt wird, werden in der Psychologie und Psycho-                 nen mit einem kurzen definitorischen Abriss von Resilienz
somatik oft als „Resilienz“ bezeichnet (Wald et al. 2006).              und Persönlichkeit.
     Obwohl ein resilienter Krisenverlauf durchaus auch
von der Art der Belastung und den Umweltbedingungen
abhängt, werden resilienten Personen überdauernde Ei-
genschaften im Umgang mit Krisen, Belastungen oder
                                                                        2 D
                                                                           efinitorische Rahmung von
chronischem Stress zugesprochen. Im allgemeinen                           Resilienz und Persönlichkeit
Sprachgebrauch wird dies an der Verwendung stabiler
Attribute zur Beschreibung einer resilienten Person deut-
                                                                        2.1 Was ist Resilienz?
lich. Resiliente Personen besitzen demnach „eine innere
Stärke“, sind „immun gegen Stress“, werden als „Stehauf-
                                                                        Der Resilienzbegriff stammt ursprünglich aus der Mate-
männchen“ oder als „ein Fels in der Brandung“ bezeichnet
                                                                        rialwissenschaft. Er bezeichnet dort die allgemeine Wider-
(Levold 2006). Auch in der wissenschaftlichen Fachdis-
                                                                        standsfähigkeit, Elastizität und Spannkraft eines Objekts.
kussion wird Resilienz häufig als eine Persönlichkeits-
                                                                        In der Psychologie wurde dies in bildlicher Übersetzung
variable im Sinne einer „psychischen Widerstandsfähig-
                                                                        auf psychische Stressbelastungen übertragen und weiter-
keit“ (Leppert et al. 2005: 366) definiert, welche relativ
                                                                        entwickelt („a concept of healthy, adaptive, or integrated
stabil über die Zeit besteht (Block & Block 1980; Leppert
                                                                        positive functioning over the passage of time in the after-
et al. 2005). Wie also stehen Resilienz und Persönlichkeit
                                                                        math of adversity” (Southwick et al. 2014: 1). In Kurzform
zueinander im Verhältnis?
                                                                        wird Resilienz meist definiert als die Fähigkeit, psychische
     Bei der Klärung dieser Frage erweist es sich als er-
                                                                        Gesundheit trotz relevanter psychischer Belastungen auf-
schwerend, dass Resilienz einerseits als eine vor einer Krise
                                                                        rechtzuerhalten oder wiederzugewinnen (Wald et al.
bestehende Eigenschaft bezeichnet wird, die es (prospek-
                                                                        2006). Dabei bezieht sich Resilienz nicht nur auf die reine
tiv) wahrscheinlicher macht, dass diese bewältigt wird.
                                                                        Abwesenheit psychischer Störungen, sondern sie umfasst
Dies ist das Prinzip der meisten bestehenden Resilienz-
                                                                        auch den Erwerb neuer Fähigkeiten und Kompetenzen
skalen (z. B. Wagnild & Young 1993), welche Merkmale
                                                                        (Masten & Coatsworth 1998; Rutter 2006).
messen, die eine zukünftige psychische Widerstandsfähig-
                                                                             Resilienz kann demnach in drei unterschiedlichen
keit gegenüber Krisen vorhersagen sollen. Andererseits
                                                                        Erscheinungsformen beschrieben werden: als eine stabile
wird Resilienz aber oft (retrospektiv) als ein Ergebnis einer
                                                                        Eigenschaft, als ein dynamischer Anpassungsprozess
erfolgreichen Krisenbewältigung beschrieben, dass nach
                                                                        oder auch als das Ergebnis einer erfolgreichen Bewälti-
der Krise gemessen wird. So sind in der berühmten Studie
                                                                        gung (Windle 2011). Diese definitorische Offenheit des
von Werner und Smith (1982) jene Kinder resilient, welche
                                                                        Begriffs führt zu einer gewissen Unschärfe, bei der Inhalte
im weiteren Lebensverlauf eine gute soziale Anpassung
                                                                        und Grenzen zu verschwimmen drohen (Herrmann et al.
erreicht haben. Dieser Unterschied wird in der Forschung
                                                                        2011; Southwick et al. 2014). Dies zeigt sich auch in der
oft nicht deutlich genug markiert (Windle 2011). Im ersten
                                                                        engen Verwandtschaft des Resilienzkonzepts zu bereits
Fall wären bestimmte Persönlichkeitseigenschaften Teil
                                                                        bestehenden Theorien und Konstrukten. Hinsichtlich
von Resilienz als einer schon vor einer Krise bestehenden
                                                                        der Handlungs- und Ergebnisperspektive weist das Re-
Eigenschaft, im zweiten Fall würden sie die erst nach der
                                                                        silienzkonzept beispielsweise eine besondere Nähe zu
Krise messbare Resilienz vorhersagen.
                                                                        dem Konzept des „Copings“ aus der Stressforschung auf.
     Um uns einer Klärung unserer Eingangsfrage „Gibt es
                                                                        Coping beschreibt ebenfalls einen adaptiven Umgang
eine resiliente Persönlichkeit?“ anzunähern, beantworten
                                                                        oder eine erfolgreiche Bewältigung von (als bedrohlich
wir nacheinander die folgenden Fragen: Ist Resilienz also
                                                                        oder schädlich bewerteten) Situationen (z. B. Lazarus &
ein Synonym für das Vorliegen einer bestimmten dis-
                                                                        Folkman 2015). Das Resilienzkonzept bezieht sich jedoch
positionellen Persönlichkeit, die besonders krisen- oder
                                                                        im Vergleich zum Coping auf das Gesamtmaß aller Situa-
stressresistent ist? Oder sind einzelne Persönlichkeits-
                                                                        tionsbedingungen und Prozesse, die eine positive An-
eigenschaften unabhängige Prädiktoren für Resilienz?
N. Hiebel & M. Rabe et al.: Gibt es die „resiliente Persönlichkeit“?   119

passung begünstigen und ist damit umfassender als das          Welterleben (z. B. Selbstkonzept, Repräsentation sozialer
Konzept des Copings, welches sich in erster Linie auf intra-   Beziehungen). Dabei werden diese Merkmale als relativ
psychische kognitive und handlungsorientierte Reaktions-       beständig in ihrer Struktur über Zeit und Situation hinweg
muster bezieht (für eine umfassendere Diskussion: siehe        betrachtet, im Gegensatz zu momentanen affektiven Zu-
Stangl 2017).                                                  ständen wie akuter Angst oder Ärger. Dennoch wird eine
     Ein kurzer Exkurs in die Theologie: Die Vielschichtig-    gewisse Wandlungsfähigkeit der Persönlichkeitsmerkmale
keit des Resilienzbegriffes lässt sich nicht nur in der        nicht komplett ausgeschlossen. Im Sinne eines reziproken
Psychologie wiederfinden. Er wird vielmehr, neben Natur-       Determinismus können sich personelle, umweltbezogene
und Sozialwissenschaften, auch in der Philosophie und          und behaviorale Aspekte wechselseitig beeinflussen und
Theologie kontrovers diskutiert, wie die Beiträge in diesem    verändern (Bandura 1983). Je nach theoretischer Perspek-
Themenheft belegen. Von der Diversität des Phänomens           tivierung, z. B. aus einer entwicklungspsychologischen
Resilienz zeugen dabei zum Beispiel die Inhalte des ersten     oder allgemeinen Betrachtung, wird die Veränderlich-
Bandes der Reihe „Religion und Gesundheit“ (Richter &          keit oder Stabilität der Persönlichkeitsmerkmale stärker
Korsch 2017): Kritik äußernd an einem primär neoliberal        fokussiert. Gemeinsam ist allen Persönlichkeitsmodellen,
verwendeten aktivistischen Verständnis von Resilienz           dass sie ein Verständnis für das Repertoire überdauernder
als Selbstoptimierungstool stellen sich die Inhalte in         menschlicher Verhaltensweisen schaffen sollen.
„Ohnmacht und Angst aushalten. Kritik der Resilienz in              Ganz neu ist dieser Gedanke nicht. Auch in der Antike
Theologie und Philosophie“ (Richter & Korsch 2017) dar.        versuchte man mit der Vier-Säfte-Lehre bereits, mensch-
Resilienz sei, so die Herausgeberin, an sich schon ambi-       liches Verhalten in Persönlichkeitstypen zu ordnen
valent und negativ, Ohnmacht und Angst gehören unauf-          (Fisseni 2003). Zwei moderne Auffassungen von Persön-
löslich zu ihr und müssen für ein ausgewogenes Resilienz-      lichkeit sind das Fünf-Faktoren-Modell (Big Five, Raad
verständnis mit bedacht werden. Neben Faktoren, die im         1998) und das Temperament-Charakter-Modell (Cloninger
Mensch selbst verortet werden können, auf die die Person       et al. 1993). Das Big Five-Modell suchte in der natürlichen
in der Krise selbst, aktiv zugreifen kann, sollten auch        Sprache (Wörterbüchern) und in bestehenden Persönlich-
solche in den Fokus gestellt werden, die einen passiveren      keitsfragebögen nach Beschreibungen von Merkmalen.
Charakter tragen: Los- und Zulassen oder die empathische       Diese wurden in Aussagen umformuliert und daraus sta-
Resonanz in anderen (Richter 2017).                            tistisch, anhand von Daten aus großen Probandenstich-
     In diesem Artikel beziehen wir uns primär kritisch auf    proben, übergeordnete Faktoren errechnet, welche mög-
die Perspektive von Resilienz als stabile Eigenschaft einer    lichst alle Merkmale abdecken und sich möglichst wenig
Person, die eine Bewältigung der Krise vorhersagt, und         überschneiden sollten. Es ergaben sich als international
fragen, ob Resilienz im engeren Sinne als Persönlichkeits-     Geltung beanspruchende Big Five die basalen Eigenschaf-
eigenschaft gelten kann. Hierfür schauen wir zunächst auf      ten Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit,
den Begriff der Persönlichkeit.                                Neurotizismus und Offenheit für Erfahrungen. Cloninger
                                                               und Kollegen (1993) kritisierten im Rückgriff auf John
                                                               (1990), dass dieses Modell psychopathologisch relevante
2.2 Was ist Persönlichkeit?                                    Aspekte wie Autonomie/Abhängigkeit ebenso vernachläs-
                                                               sige wie traditionelle moralische Werte sowie alle Aspekte
Auch der Persönlichkeitsbegriff, obwohl in der Praxis          von Reife und Selbstaktualisierung. Im Gegensatz zur rein
häufig verwendet, ist in der Literatur nicht übereinstim-      verhaltensbezogenen Grundlage der Big Five betonte er
mend definiert. Gordon Allport beschrieb Persönlichkeit        die Bedeutung psychobiologischer Grundlagen. In seinem
als „the dynamic organization within the individual of         Modell unterscheidet er vier Temperamentdimensionen,
those psychophysical systems that determine his unique         welche als vorwiegend genetische Prädisposition be-
adjustments to his environment” (Allport 1937: 48). Dazu       schrieben werden. Diese sind unterschiedlichen basalen
zählen laut Schneewind (2020) physische Merkmale (z. B.        Aktivitätsniveaus von dopaminergen, serotoninergen und
Geschlecht, Gesundheitszustand), kognitive Fähigkeiten         noradrenergen neuronalen Transmittersystemen mit ent-
und Wahrnehmungsstile (z. B. Intelligenz), generelle           sprechenden Unterschieden im Lernverhalten zugeordnet:
Motiv- und Interessensdispositionen (z. B. Selbstwirk-         Neugierverhalten (mit der Polarität impulsiv, hitzig vs.
samkeitsüberzeugung), generelle Temperaments- und              rigide, schwerfällig), Schadensvermeidung (mit der Pola-
Charaktereigenschaften (z. B. die „Big Five“, s. u.), cha-     rität ängstlich, pessimistisch vs. aufgeschlossen, optimis-
rakteristische Anpassungsweisen (z. B. Konfliktbewälti-        tisch), Belohnungsabhängigkeit (mit der Polarität warm,
gung, Bindungsformen) und das individuelle Selbst- und         bestätigungssuchend vs. kalt, unnahbar), Beharrungs-
120       N. Hiebel & M. Rabe et al.: Gibt es die „resiliente Persönlichkeit“?

vermögen (mit der Polarität ausdauernd, ambitioniert vs.                    Im Folgenden werden wir vier mögliche Zusammen-
leicht entmutigt, unter den eigenen Möglichkeiten blei-                hänge zwischen Persönlichkeit und Resilienz beleuchten:
bend). Ergänzt werden diese durch drei Charakterdimen-                 1) Resilienz wird selbst definiert als eine komplexe dis-
sionen, bei welchen eine geringere genetische Determinie-              positionelle Persönlichkeitseigenschaft, 2) spezifische
rung, höhere Umweltabhängigkeit und stärkere Reifung                   Persönlichkeitseigenschaften tragen als einzelne Fak-
mit dem Alter angenommen werden: Selbstbestimmung                      toren (unter anderen) zur Resilienz einer Person in einer
(der Wille sich an äußere Veränderungen anzupassen im                  Krise bei, 3) Persönlichkeitseigenschaften interagieren
Gegensatz zu Fremdbestimmung), Kooperativität (Hilfs-                  mit situativen Gegebenheiten im Resilienzprozess, und 4)
bereitschaft, Bereitschaft zur Zusammenarbeit im Ge-                   Resilienzerfahrungen prägen die Persönlichkeit im biogra-
gensatz zu Selbstzentriertheit) und Selbsttranszendenz                 fischen Verlauf mit.
(Akzeptanz bzw. Identifikation, Vorstellung Teil eines
größeren Universums zu sein; Selbstvergessenheit, spi-
rituelle Akzeptanz, transpersonale Identifikation). Beide
Persönlichkeitsmodelle gingen mit der Entwicklung ent-
                                                                       3 Mögliche Zusammenhänge von
sprechender Fragebögen einher: dem NEO-Fünf-Faktoren-                    Resilienz und Persönlichkeit
Inventar (NEO-FFI, Borkenau & Ostendorf 1993) und dem
Temperament-Charakter-Inventar (TCI, Cloninger et al.
                                                                       3.1 R
                                                                            esilienz als eine dispositionelle
1993). Teststatistische Analysen zeigen erwartungsgemäß
erhebliche Überlappungen der beiden diagnostischen                         Persönlichkeitseigenschaft
Systeme (Fruyt et al. 2000).
                                                                       Eines der ersten dispositionellen Persönlichkeitsmerk-
     Andere Konzepte von Persönlichkeit sind eher mit be-
                                                                       male, die mit einer erhöhten Widerstandsfähigkeit gegen-
stimmten psychotherapeutischen Schulen verbunden. So
                                                                       über gesundheitlichen Einbußen unter Stress verknüpft
wird in psychodynamischen Theorien die Persönlichkeit
                                                                       wurden, ist das Konzept der „Hardiness“ (Kobosa 1979).
stark von der Organisation von „Selbst“ und „Ich“ als In-
                                                                       Dabei konstituiert Hardiness über die drei Komponenten
stanzen der Interaktion nach innen und außen bestimmt.
                                                                       a) Kontrolle über das eigene Leben, b) Engagement/Selbst-
Im System der Operationalisierten Psychodynamischen
                                                                       verpflichtung im Sinne der Überzeugung der Sinnhaftig-
Diagnostik OPD-2 (Arbeitskreis OPD 2014) werden vier
                                                                       keit und Bedeutung des eigenen Lebens und Handelns,
Strukturdimensionen beschrieben: Wahrnehmung, Steue-
                                                                       und c) der Bereitschaft, Veränderungen als Herausfor-
rung, Kommunikation und Bindung. Diese können sich
                                                                       derung zu begreifen, eine vor allem kognitiv hergestellte
jeweils auf das Objekt oder das Selbst beziehen. Je nach
                                                                       psychische Robustheit oder Aufgeschlossenheit gegen-
Ausprägung wird ein hoher oder geringer integrierter
                                                                       über alternativen Lösungen. Eine solide empirische Un-
Strukturgrad unterschieden. Weitere Beispiele für Per-
                                                                       termauerung des Hardiness-Konzepts blieb bisher jedoch
sönlichkeitsmodelle stellen kognitiv orientierte Theorien
                                                                       aus (Funk 1992).
dar. In diesen wird angenommen, dass die Persönlichkeit
                                                                           Ein weiteres der Resilienz verwandtes umfassendes
stark geprägt wird von der habituellen Art, wie Bedingun-
                                                                       Konstrukt ist das psychoanalytische Konzept der „Ich-
gen und Zusammenhänge kognitiv repräsentiert werden.
                                                                       Stärke“. Ich-Stärke ist ein sehr differenziertes Konzept,
Hierzu zählen Begriffe wie Selbstkonzept, Selbstwirksam-
                                                                       welches grob umschrieben werden kann als eine überdau-
keitsüberzeugung, Kontrollüberzeugung, Attributionsstil
                                                                       ernde Eigenschaft einer in sich stabilen Persönlichkeit, die
oder Erfolgs-/Misserfolgsorientierung (Fisseni 2003).
                                                                       ihre Ziele angemessen verfolgen und durchsetzen kann,
     Zusammenfassend betrachtet, erlaubt das Konzept
                                                                       und die die Realität angemessen wahrnehmen und ihre Ab-
der Persönlichkeit, ein Individuum in seiner Gesamtheit
                                                                       sichten auch angesichts von Widerständen erreichen kann
zu betrachten. Die dargestellte Persönlichkeitsstruktur
                                                                       (Rauh 2006; Korn 2012). Hieran angelehnt ist das Konzept
kann sich dabei je nach theoretischem Hintergrund un-
                                                                       der „Ego-resiliency“. Ego-resiliency beschreibt die stabile
terscheiden. Einig sind sich die Theorien darin, dass die
                                                                       Eigenschaft, eigene Affekte und Impulse flexibel den jewei-
genannten Eigenschaften handlungsleitend sind und eine
                                                                       ligen situativen Bedingungen anzupassen (Block & Block
erfolgreiche Anpassung an sich verändernde Umstände
                                                                       1980). Ein Mensch mit hoher Ego-resiliency kann somit je
gewährleisten sollen.
                                                                       nach Anforderung spontaner oder kontrollierter reagieren
     In diesem Sinne ist es naheliegend, beide Konzepte –
                                                                       und damit das Maß an Anstrengung und Schwingungs-
Resilienz und Persönlichkeit – miteinander vereinbaren
                                                                       fähigkeit angepasst modifizieren, ohne anhaltend in der
zu wollen.
                                                                       „Unterkontrolle“ mit Impulsivität und Unzuverlässigkeit
N. Hiebel & M. Rabe et al.: Gibt es die „resiliente Persönlichkeit“?   121

einerseits oder der „Überkontrolle“ mit Zwanghaftigkeit       für das Auftreten von psychischen Erkrankungen, aber
und Rigidität andererseits zu verharren (Block & Kremen       auch von körperlicher Krankheit und einer verringerten
1996). Eine Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen kann        Lebensqualität (Hengartner et al. 2018). Bezogen auf die
somit nur auf Basis einer gewissen Ich-Stärke gegeben sein.   Bewältigung von Trauma- und Krisenerfahrungen war
     Auch wenn diese Konstrukte eine hohe konzeptionelle      ein resilienter Krisenausgang negativ mit Neurotizismus
Nähe zu Resilienz als „Eigenschaft vor der Krise“ aufwei-     und positiv mit den Dimensionen Extraversion, Offenheit
sen, hat sich in der Forschungsliteratur die Betrachtung      für Neues, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit asso-
von Resilienz als eigenständige Persönlichkeitseigen-         ziiert (Oshio et al. 2018). In einer weiteren Studie fanden
schaft weder theoretisch noch empirisch durchgesetzt.         Waaktaar & Torgersen (2010), dass das Big Five-Modell
Hieran zeigt sich das bereits angesprochene Grundpro-         für einen erfolgreichen Anpassungsprozess eine bessere
blem, dass Resilienz in den Definitionen stets (auch) eine    statistische Vorhersagekraft besaß als gängige Resilienz-
dynamische Interaktion mit Aspekten der Krise enthält,        skalen. Studien fanden zudem einen Zusammenhang
die über ein reines Persönlichkeitsmodell nicht abgebil-      einer niedrigen Ausprägung der Eigenschaft Schadens-
det werden kann. Ein Lernprozess in oder aus der Krise,       vermeidung (siehe Kap. 2.2) mit einer späteren Resilienz
der zur Persönlichkeitsentwicklung beiträgt, lässt sich in    in der Krise (Gil & Caspi 2006), sowie, umgekehrt, einen
Persönlichkeitsmodelle, welche per definitionem über-         Zusammenhang des Auftretens einer Posttraumatischen
dauernde Eigenschaften umfassen, theoretisch schwer als       Belastungsstörung mit einem hohen Wert in der Tem-
eigene Persönlichkeitseigenschaft integrieren. Ebenfalls      peramentsdimension Schadensvermeidung und einer
bleibt unklar, wie man eine resiliente Persönlichkeit vor     desorganisierten Charakterkonstellation, bestehend aus
einer Krise bestimmen kann. Resilienz wird stattdessen        einer niedrigen Selbstbestimmung und Kooperativität
in der Regel rückblickend mit einer erfolgreichen Bewäl-      sowie einer hohen Selbsttranszendenz (North et al. 2012).
tigung assoziiert und bestimmt (vgl. Kap. 4). Die bereits          Aus dem Bereich von Kognition und Motivation finden
angesprochene theologische Perspektive auf Resilienz          sich empirische Belege für einen positiven Zusammenhang
bestätigt diese Sichtweise: Als „Krisenphänomen par ex-       mit Resilienz für Selbstwertgefühl und Selbstkontrolle,
cellence“ (Richter 2017: 12) stehen Resilienz und Krise in    internale Kontrollüberzeugung, Ziel- und Erfolgsorientie-
einem unauflöslichen Wechselverhältnis. Die Wahrneh-          rung und problemfokussierte wie auch emotionsorientierte
mung von Resilienz sei, so diese Blickrichtung, abhängig      Bewältigungsstrategien (Werner & Smith 1982, Stewart &
vom Erleben eines schweren disruptiven Ereignisses. Erst      Yuen 2011). Auch ein insgesamt positives Selbstbild, selbst
wenn ein Mensch eine Krise durchlebt, so der Hinweis aus      mit Tendenz zur positiven Verzerrung der Wahrnehmung,
der Theologie, lassen sich Aussagen darüber treffen, wie      trägt in Studien zur Resilienz bei (Bonanno 2004). Als wei-
resilient (oder nicht) er mit ihr umgeht.                     terer protektiver Faktor wird die Erfahrung der Sinnhaftig-
     Eine Möglichkeit, mit diesem Dilemma umzugehen,          keit und Struktur in der eigenen Entwicklung aufgeführt
besteht darin, bestimmte Persönlichkeitseigenschaften zu      (Korn 2012). Im Erwachsenenalter wird in Bezug auf Sinn-
identifizieren, die zwar nicht selbst als Resilienz gelten,   erleben schon seit den 50er Jahren das Kohärenzgefühl
aber (im Zusammenspiel mit anderen Faktoren) die indivi-      (Antonovsky 1993) als relativ stabiler Persönlichkeitsfak-
duelle Anpassungsfähigkeit erhöhen und somit zu einem         tor beschrieben, der zur Resilienz beiträgt. Hierunter wird
als resilient definierten Ergebnis der Krisenbewältigung      eine allgemeine kognitiv-motivationale Grundhaltung ver-
beitragen.                                                    standen, die auf den Komponenten a) Verstehbarkeit, b)
                                                              Handhabbarkeit und c) Sinnhaftigkeit basiert. Personen
                                                              mit einem hohen Kohärenzgefühl reagieren demnach
3.2 S
     pezifische Persönlichkeitsmerkmale,                     flexibel in Krisensituationen. Dabei ist laut Antonovsky
    die zu Resilienz beitragen                                (1993) das Kohärenzgefühl nicht mit Coping (vgl. Kap. 2.1)
                                                              gleichzusetzen, sondern nimmt eine steuernde, überge-
Bei der Frage, welche Eigenschaften Resilienz vorhersa-       ordnete Position ein. Aus der positiven Psychologie gibt
gen können, wird Resilienz überwiegend als Abwesenheit        es neuere Befunde eines positiven Zusammenhangs von
psychischer Symptome nach Belastung oder als psycho-          Resilienz mit Optimismus, Hoffnung, Kreativität, Beschei-
soziale Integration und Funktionsfähigkeit trotz widriger     denheit und Bereitschaft zur Vergebung (für eine Übersicht
Umweltbedingungen definiert (Herrmann et al. 2011).           siehe Richardson 2002; Bolton et al. 2016). In empirischen
    In Meta-Analysen empirischer Studien erwies sich          Studien wurden auch Zusammenhänge mit Spiritualität
von den oben genannten Big Five-Faktoren (vgl. Kap. 2.2)      gefunden (Stewart & Yuen 2011). Allerdings wird die Frage,
insbesondere Neurotizismus als genereller Risikofaktor        ob Konzepte wie Hoffnung und insbesondere Spiritualität
122       N. Hiebel & M. Rabe et al.: Gibt es die „resiliente Persönlichkeit“?

aufgrund ihrer auch überdauernden Aspekte dem Bereich                  tigt, und dass intelligente Personen aufgrund ihrer diffe-
der personalen Eigenschaften zugeordnet werden können,                 renzierten Umweltwahrnehmung sensibler für Stress sein
sehr kontrovers diskutiert (z. B. Saroglou & Munoz-Garcia              können (Luthar 1991).
2008). Ein empirischer Zusammenhang von einer breit                         Jede Persönlichkeitseigenschaft kann also zeitgleich
definierten Religiosität mit Persönlichkeitseigenschaften,             eine konstruktive, funktionale wie auch eine dysfunk-
z. B. mit Verträglichkeit (aus den Big Five) und mit pro-              tionale Komponente haben. Die inhärente Widersprüch-
sozialen Tendenzen (z. B. Altruismus, Bereitschaft zum                 lichkeit dieser Annahme lässt sich mit dem von Zoellner
Verzeihen aus der Positiven Psychologie) wurde berichtet               und Maercker (2006) ursprünglich für die Befunde zu
(Ashton & Lee 2020). Die sehr umfangreiche Diskussion                  „Posttraumatischem Wachstum“ entwickeltem Janus-
zu Spiritualität im Zusammenhang mit psychologischen                   kopfmodell integrieren. Das Modell geht davon aus, dass
und medizinischen Konzepten wiederzugeben, die ins-                    manche Menschen einen konstruktiven Umgang mit einem
besondere im Bereich Spiritual Care geführt wird, würde                Trauma und damit eine eher positive psychologische An-
aber den Rahmen dieses Beitrags sprengen, wir verweisen                passung erreichen. Andere hingegen täuschen sich selbst,
hierzu z. B. auf Klein et al. (2011).                                  sodass die Anpassungsleistung eher den Charakter eines
     Zusammenfassend gibt es eine große Zahl an relativ                illusionären Wunschdenkens oder eine Form der Selbst-
überdauernden Persönlichkeitseigenschaften, welche                     beruhigung aufweist. So könnte der Vorsatz eines Krebs-
entweder im Sinne eines Risikofaktors (wie Neurotizis-                 patienten, der immer Radsport betrieben hat, sich wieder
mus) oder eines protektiven Faktors (wie Kontrollüber-                 optimistisch hohe Trainingsziele zu setzen, sowohl eine ef-
zeugung oder Kohärenzgefühl) einen Vorhersagewert für                  fektive Selbstmotivation als auch eine Nichtanerkennung
eine resiliente Krisenbewältigung haben. Bisher ist es                 realer Einschränkungen sein, welche eine adäquate An-
aber nicht gelungen, diese zu einem konsistenten System                passung verhindert. Beide Aspekte können sich im Verlauf
zusammenzufassen. Zudem stellt sich das Problem, dass                  verschieben, sodass eine Eigenschaft unter bestimmten
die Krisenbewältigung ein dynamischer Prozess ist. Die                 Umständen zu einem konstruktiven Umgang beitragen
rezipierten positiven Zusammenhänge zwischen Resilienz                 kann, in anderen nicht. Die Annahme, dass bestimmte
und einzelnen Persönlichkeitseigenschaften sollten jedoch              Eigenschaften eine resiliente Persönlichkeit prägen, lässt
nicht personen- und situationsübergreifend generalisiert               sich also schwer mit einem dynamischen Resilienzmodell
werden. Aus einer differenziellen Perspektive ist kein                 vereinbaren. Hinzu kommt, dass auch Persönlichkeits-
psychologischer Mechanismus immer und jederzeit funk-                  eigenschaften im Sinne eines wechselseitigen Determinis-
tional (Mancini 2015). Inwiefern sich Persönlichkeitseigen-            mus zwischen Verhalten, Persönlichkeit und Umwelt eine
schaften positiv auf einen resilienten Verlauf auswirken,              gewisse Variabilität aufweisen können (Bandura 1983).
hängt auch vom Zeitpunkt und der jeweiligen Situation                  Jede Krisenerfahrung prägt den Umgang mit der nächsten
ab. Dementsprechend können spezifische Faktoren, die                   Krise und bewirkt eine Rückkopplungsschleife zwischen
sich in einer Situation als günstig erwiesen haben, in einer           Krisenerfahrung, Persönlichkeit und Resilienz.
anderen den Adaptionsprozess erschweren.

                                                                       3.4 R
                                                                            esilienzerfahrungen prägen die
3.3 R
     esilienz als dynamisches Konzept:                                    Persönlichkeit
    Interaktion von Persönlichkeitseigen-
    schaften mit situativen Merkmalen                                  Die erfolgreiche Konfrontation mit Widrigkeiten kann
                                                                       die Widerstandsfähigkeit für spätere Krisen erhöhen:
Verschiedene Befunde sprechen für eine je nach spezifi-                Ein Effekt, der häufig „steeling-effect“ genannt wird und
scher Situation und Person differenzierte Betrachtung der              mit dem Challenge-Modell von Resilienz assoziiert wird
Persönlichkeitseigenschaften und situativen Merkmale.                  (Zimmerman & Arunkumar 1994; Rutter 2006). Dem Chal-
So wurde beispielsweise gezeigt, dass ein unkritisch po-               lenge-Modell zufolge gibt es einen kurvilinearen Zusam-
sitives Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl bei aggres-               menhang zwischen Risikofaktoren/Stressoren und einer
siven Jugendlichen eher die soziale Anpassung behindert                positiven Anpassung, d. h. dass Krisen herausfordernd
(Masten & Coatsworth 1998). Eine hohe Intelligenz, meist               genug sein müssen, um eine Anpassung zu stimulieren,
assoziiert mit guter Funktionsfähigkeit, kann auch positiv             ohne dabei überfordernd zu sein. Ist dies gegeben, so
mit Depression assoziiert sein. Als Erklärung wurde an-                kann eine Person aus dem Prozess der Risikobewältigung
gegeben, dass Intelligenz eine „internalisierende“, also               über reziproke Rückkopplungsschleifen lernen. So festigt
nur nach innen gerichtete Problemverarbeitung begüns-                  sich langfristig z. B. die Überzeugung, selbst etwas be-
N. Hiebel & M. Rabe et al.: Gibt es die „resiliente Persönlichkeit“?   123

wirken zu können oder dem Leben an sich oder anderen          4 Z
                                                                 usammenfassung und
Menschen trotz allem vertrauen zu dürfen. Diese überdau-
ernden, aber durch Erfahrungen modifizierbaren Überzeu-
                                                                Diskussion
gungen werden wiederum der Persönlichkeit zugerechnet.
                                                              Resilienz wird meist beschrieben als die Fähigkeit einer
Sie entfalten für spätere Krisen eine protektive Wirkung,
                                                              Person, Krisen zu bewältigen. Die zunächst naheliegende
indem sie die Motivation stärken, sich einer schwierigen
                                                              Annahme, dass bei Menschen, welche sich solchermaßen
Situation aktiv zu stellen und diese zu bewältigen (Fin-
                                                              als resilient erwiesen haben, eine spezifische Konstella-
gerle 1999). Herausfordernde Situationen und Krisen,
                                                              tion von Persönlichkeitseigenschaften vorliegt, erweist
welche für die Person in der jeweiligen Situation bewältig-
                                                              sich bei näherer Betrachtung als problematisch. Resilienz
bar sind, führen also zu Lernerfahrungen, die wiederum
                                                              bezieht sich stets auf eine Belastung durch einen Stressor
die Persönlichkeit mitprägen und die Resilienz stärken.
                                                              oder eine Krise und schließt eine Anpassungs- oder Bewäl-
Hier zeigt sich erneut eine enge konzeptuelle Verknüpfung
                                                              tigungsreaktion des Individuums mit ein. Demnach hat
zu stresstheoretischen Konzepten (vgl. Kap. 2.1), wie z. B.
                                                              Resilienz stets eine zeitliche und eine interaktive Dimen-
dem transaktionalen Stressmodell (Lazarus & Folkmann
                                                              sion, was nicht nur die theoretische Definition, sondern
2015). Auch hier wird ein Lernprozess integriert, der ein
                                                              auch die empirische Erfassung erschwert. Resilienz kann
Individuum dazu befähigt, zukünftig mit belastenden Si-
                                                              zudem auch im Verlauf einer Biografie je nach situativen
tuationen umzugehen. Über Rückmeldungen zum Erfolg
                                                              Gegebenheiten und auch bereits erlebten Krisenerfahrun-
oder Misserfolg lernt die Person im weiteren Verlauf,
                                                              gen variabel sein (Staudinger & Greve 2015).
Stressbewältigungsstrategien selektiv nach ihrer Nützlich-
                                                                   Aufgrund der Komplexität des Resilienzprozesses
keit einzusetzen.
                                                              herrscht bis heute in der Forschung keine Einigkeit
     Aus entwicklungspsychologischer Perspektive zeigt
                                                              darüber, ob Resilienz im engeren Sinne eine Persönlich-
sich zudem, dass bestimmte Persönlichkeitseigenschaften
                                                              keitseigenschaft, ein Prozess oder ein Ergebnis ist (South-
wie emotionale Stabilität, Verträglichkeit und Gewissen-
                                                              wick et al. 2014). Empirisch wird Resilienz dennoch re-
haftigkeit zwischen Jugend- und höherem Erwachsenen-
                                                              gelhaft post facto an dem Ergebnis einer erfolgreichen
alter mit dem Alter zunehmen. Empirisch wurden diese
                                                              Krisenbewältigung gemessen. Aufgrund dieser Tatsache
Persönlichkeitsveränderungen mit einer erhöhten alters-
                                                              wird argumentiert, dass es wenig Sinn macht, einer
bedingten Resilienz in Verbindung gebracht (Staudinger
                                                              Person vor einer Krise eine resiliente Persönlichkeit zu-
& Greve 2015). Hieran anknüpfend sind auch Befunde zur
                                                              zuschreiben (Mancini & Bonanno 2009). Masten (1994)
sogenannten „earned security“ zu nennen. Diese findet
                                                              weist auf die Diskrepanz zwischen dem alltäglichen
sich bei Menschen, die aufgrund traumatischer Kindheits-
                                                              Sprachgebrauch hin, in dem Resilienz häufig mit einer
erlebnisse zunächst keine sichere Bindungserfahrung
                                                              Eigenschaft gleichgesetzt wird, und der wissenschaft-
machen, sich aber dennoch einen sicheren Bindungstyp
                                                              lichen Diskussion, in der Resilienz überwiegend nicht
„erarbeitet“ haben (Leuzinger-Bohleber 2009). Darüber
                                                              als Merkmal, sondern als Muster von verschiedenen An-
hinaus wird Resilienz im höheren Alter ein weiterer Aspekt
                                                              passungsvorgängen im Angesicht von Widrigkeiten ver-
zugeschrieben, nämlich der des Verlustmanagements
                                                              standen wird. Dieser Widerspruch findet sich allerdings
(Leppert et al. 2005; Staudinger & Greve 2015). Anpassung
                                                              auch innerhalb der empirischen Forschung, wenn mittels
persönlicher Werte und Präferenzen, Veränderungen be-
                                                              Selbsterhebungsinstrumenten in Form von Fragebögen
stimmter Sichtweisen sind Beispiele dafür, wie man trotz
                                                              Aspekte einer Person erfasst werden, die standardisiert
Verlusten im Erwachsenenalter seine Lebenszufriedenheit
                                                              das individuelle Ausmaß an Resilienz erfassen sollen. So
erhalten kann (Brandtstädter 2006). Dementsprechend ist
                                                              erfasst die Resilienzskala (z. B. Wagnild & Young 1993)
aus entwicklungspsychologischer Perspektive Resilienz
                                                              Resilienz als Persönlichkeitsmerkmal über die Faktoren
kein unveränderliches Persönlichkeitsmerkmal, sondern
                                                              „persönliche Kompetenz“ (Selbstvertrauen, Unabhän-
eine über die Zeit wandelbare und von Lernerfahrungen
                                                              gigkeit, Beherrschung, etc.; Beispiel-Item: „I usually
und sozialen Bedingungen abhängige Fähigkeit, Krisen zu
                                                              manage one way or another“ [„Normalweise schaffe ich
bewältigen. Im Einklang mit dem Challenge-Modell wird
                                                              alles irgendwie“]) und „Akzeptanz des Selbst und des
sie durch die wiederholte Konfrontation mit Widrigkeiten
                                                              Lebens“ (Anpassungsfähigkeit, Toleranz, flexible Sicht
gestärkt, welche für das Individuum eine mittlere Heraus-
                                                              auf sich und die Welt etc.; Beispiel-Item: „I am friends with
forderung darstellen.
                                                              myself” [„Ich mag mich“]). Zwar gibt es Einigkeit darüber,
                                                              dass personale Faktoren im interaktiven Resilienzprozess
                                                              eine Rolle spielen, als Ressourcen, Schutz- oder Risiko-
124       N. Hiebel & M. Rabe et al.: Gibt es die „resiliente Persönlichkeit“?

faktoren oder als intrapersonale Mechanismen. Personale                positiv auswirken können. Aus dieser Perspektive können
Ressourcen schließen Persönlichkeitsfaktoren im engeren                Faktoren, unabhängig davon, ob es sich um internale Fak-
Sinn mit ein, gehen aber über diese hinaus und umfassen                toren wie Persönlichkeitseigenschaften handelt, oder um
auch z. B. soziale Unterstützung, physische Gesundheit                 externale Faktoren wie die Form der Einbindung in ein
oder Bildung. Insofern wäre es reduktionistisch, als per-              soziales System, nicht grundsätzlich als immer förderlich
sonale Faktoren nur Persönlichkeitsmerkmale zu betrach-                für Resilienz bezeichnet werden. Vielmehr scheinen adap-
ten und nicht eine Persönlichkeit in Interaktion mit ihrem             tive Prozesse über Personen, Situationen sowie über die
sozialen Umfeld, ihren früheren Krisenerfahrungen und                  Zeit hinweg zu variieren. Eindeutige lineare Zusammen-
der spezifischen Belastungssituation zu sehen (Staudinger              hänge, die alle Prozesse berücksichtigen, zeigen sich kaum
& Greve 2015).                                                         (Fooken 2009). Resiliente Verläufe sind folglich nur lon-
     Wir halten es deshalb für wissenschaftlich nicht ziel-            gitudinal zu erfassen. Resilienz stellt kein monolithisches
führend, eine „typische“ Persönlichkeitskonstellation als              Konstrukt dar, das einmal erreicht und für immer bestehen
resilient zu bezeichnen. Die vorgestellten dispositionellen            bleibt (Zimmerman & Arunkumar 1994), sondern ist durch
Persönlichkeitsmodelle der Ich-Stärke, Ego-resiliency                  seine dynamische Interaktion zwischen internalen und ex-
und Hardiness wie auch die spezifischen Persönlichkeits-               ternalen Faktoren charakterisiert (Southwick et al. 2014).
merkmale und -konstellationen gehen zwar über die Auf-                 Von einer pauschalen Generalisierung einer resilienten
zählung von Einzeldimensionen hinaus und beinhalten                    Persönlichkeit sollte aus dieser Perspektive Abstand ge-
einen interaktiven und situativ flexiblen Aspekt der Emo-              nommen werden (siehe dazu auch Leys et al. 2018).
tionsregulation und Problembewältigung. Sie könnten
demnach als günstige personale Bedingung für Resilienz
betrachtet werden, zumal eine Nähe zu bekannten Schutz-
und Risikofaktoren für psychische Erkrankungen wie
                                                                       5 Ausblick
Selbstbestimmung oder Neurotizismus besteht. Bisher
                                                                       Obwohl die Multidimensionalität des Resilienzkonzepts in
konnte aber kein schlüssiges Persönlichkeitskonstrukt
                                                                       der Psychologie, Theologie oder Philosophie betont wird,
von Resilienz erstellt werden, welches gegenüber einzel-
                                                                       bleibt es vermehrt bei einer eher einseitigen Betrachtung
nen Schutz- oder Risikofaktoren eine bessere Vorhersa-
                                                                       des Konzepts innerhalb der eigenen Disziplin. Eine stär-
gekraft für die Bewältigung von Krisen hat. Hinzu kommt
                                                                       kere interdisziplinäre Vernetzung könnte die zukünftige
bei einer Definition von Resilienz, welche bestimmte
                                                                       Entwicklung eines dynamischeren und hermeneutische-
Persönlichkeitsmerkmale einschließt, das Problem eines
                                                                       ren Konzepts unterstützen. Diesen interdisziplinären
methodischen Zirkelschlusses: Es ist zu erwarten, dass
                                                                       Diskurs unterstützen wir aktuell im Rahmen des von der
Menschen, die vor einer Krise mit Problemen in einer
                                                                       Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts
bestimmten, als resilient bezeichneten Art und Weise
                                                                       DFG-FOR 2686 „Resilienz in Religion und Spiritualität.
umgehen – z. B. eher positive Affektivität kombiniert mit
                                                                       Aushalten und Gestalten von Ohnmacht, Angst und
Optimismus und Selbstwirksamkeit – dies auch nach der
                                                                       Sorge“. Unser umfassenderes Ziel ist es, einen Ansatz zu
Krise tun. Wenn diese Eigenschaften also auch das Ergeb-
                                                                       finden, der die definitorische Unschärfe des Resilienzkon-
nis eines resilienten Anpassungsprozesses darstellen, an
                                                                       zepts überwindet. Dabei erachten wir es als wenig sinn-
dem die Validität des Modells gemessen wird (z. B. De-
                                                                       voll, den Begriff Resilienz durch ein Synonym oder anderes
pression, gekennzeichnet durch gedrückte Stimmung, In-
                                                                       Konzept zu ersetzen, bevor die genannten konzeptionellen
teressenverlust und verminderten Antrieb), so erfolgt sehr
                                                                       und methodischen Schwierigkeiten behoben werden (vgl.
wahrscheinlich eine empirische Bestätigung des Modells
                                                                       insbesondere Kap. 2.1 und 4). Viel zu groß ist die Gefahr,
(Staudinger & Greve 2015).
                                                                       dass die bestehende definitorische Unschärfe lediglich
     Zwar ist es wahrscheinlich, dass bestimmte Persön-
                                                                       auf einen neuen Begriff übertragen wird. Wir glauben,
lichkeitseigenschaften den dynamischen Resilienzprozess
                                                                       dass Resilienz ein erlernbares Konzept ist, dass sowohl
günstig beeinflussen können. Von einem gefundenen
                                                                       situativ wie auch lebensperspektivisch über Prozesse ver-
statistisch-korrelativen Zusammenhang von Persönlich-
                                                                       mittelt wird. Eine Reduktion auf einzelne Persönlichkeits-
keitsmerkmalen und Resilienz darf aber nicht vorschnell
                                                                       eigenschaften ist demnach zu einfach (vgl. Kap. 4; Leys et
auf eine bestimmte Art der Kausalbeziehung in Form einer
                                                                       al. 2018). Je nach Kontext können verschiedene personale
resilienten Persönlichkeit geschlossen werden. Wahr-
                                                                       oder auch umweltbezogene Faktoren gleichzeitig und/
scheinlicher ist, dass im Verlauf des Krisengeschehens
                                                                       oder nacheinander aktiv sein. Auch wenn die theoretische
transaktionale Prozesse zwischen externalen und inter-
                                                                       Konzeption und empirische Operationalisierung eines
nalen Variablen ablaufen, die sich in ihrer Kombination
N. Hiebel & M. Rabe et al.: Gibt es die „resiliente Persönlichkeit“?      125

multidimensionalen Konstrukts eine Herausforderung                      Bolton K, Praetorius R, Smith-Osborne A (2016) Resilience protective
darstellen mag, glauben wir, dass es ein fruchtbarer und                     factors in an older adult population: a qualitative interpretive
notwendiger Schritt für die zukünftige Forschung ist.                        meta-synthesis. Social Work Research 40:171–182.
                                                                        Bonanno G (2004) Loss, trauma, and human resilience: have we
                                                                             underestimated the human capacity to thrive after extremely
Author contributions: NH und MR share first ­authorship.                     aversive events? The American Psychologist 59:20–28.
FG, NH and MR wrote the manuscript, NH and MR revised                   Borkenau P, Ostendorf F (1993) NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (NEO-FFI)
the manuscript. KM provided important intellectual                           nach Costa und McCrae. Göttingen: Hogrefe.
content for a critical revision of the manuscript. All authors          Brandtstädter J (2006) Action perspectives on human development.
                                                                             In: Damon W, Lerner R (Hg.) Handbook of child psychology. New
read and approved the final version of the manuscript.
                                                                             York, NY: Wiley. 516–568.
Research funding: The research project „Dynamics of re-                 Cloninger C, Svrakic D, Przybeck T (1993) A psychobiological model
silience in the life crisis: interdisciplinary clarification of              of temperament and character. Archives of General Psychiatry
terms and operationalization“, part of the research group                    50:975–990.
DFG-FOR 2686 on „Resilience in religion and spirituality –              Fingerle M (1999) Resilienz – Vorhersage und Förderung. In: Opp
Endurance and the formation of powerlessness, fear and                       G, Fingerle M, Freytag A (Hg.) Von den Stärken der Kinder.
                                                                             Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. München: Ernst
anxiety“ is funded by the Deutsche Forschungsgemein-
                                                                             Reinhardt Verlag. 94–98.
schaft (DFG, German Research Foundation) (Grant No.                     Fisseni H-J (2003) Persönlichkeitspsychologie. Göttingen:
348851031).                                                                  Hogrefe.
Competing interests: The authors have no conflicts of in-               Fooken I (2009) Resilienz und posttraumatische Reifung. In:
terest to declare.                                                           Maercker A (Hg.) Posttraumatische Belastungsstörungen.
                                                                             Heidelberg: Springer. 65–87.
Informed consent: No individuals were included in this
                                                                        Fruyt F de, Wiele L de, van Heeringen C (2000) Cloninger‘s psycho-
research article.                                                            biological model of temperament and character and the
                                                                             five-factor model of personality. Personality and Individual
                                                                             Differences 29:441–452.
                                                                        Funk S (1992) Hardiness: a review of theory and research. Health
Abkürzungen                                                                  Psychology 11:335–345.
                                                                        Gil S, Caspi Y (2006) Personality traits, coping style, and perceived
Big Five: Fünf-Faktoren-Modell von Persönlichkeit (Raad 1998)                threat as predictors of posttraumatic stress disorder after
NEO-FFI: NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (Borkenau & Ostendorf 1993)              exposure to a terrorist attack: a prospective study. Psycho-
OPD-2: Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik 2 (Arbeits-            somatic Medicine 68:904–909.
      kreis OPD 2014)                                                   Hengartner M, Tyrer P, Ajdacic-Gross V, Angst J, Rössler W (2018)
TCI: Temperament-Charakter-Inventar (Cloninger et al. 1993)                  Articulation and testing of a personality-centred model of
                                                                             psychopathology: evidence from a longitudinal community
                                                                             study over 30 years. European Archives of Psychiatry and
                                                                             Clinical Neuroscience 268:443–454.
Literatur                                                               Herrmann H, Stewart D, Diaz-Granados N, Berger E, Jackson B, Yuen
                                                                             T (2011) What is resilience? The Canadian Journal of Psychiatry
Allport G (1937) Personality: a psychological interpretation. New            56:258–265.
     York: Holt.                                                        John O (1990) The search for basic dimensions of personality.
Antonovsky A (1993) The structure and properties of the sense                In: McReynolds P, Rosen J, Chelune Gorden J. (Hg.) Advances
     of coherence scale. Social Science & Medicine                           in Psychological Assessment. New York: Plenum Press.
     36:725–733.                                                             1–38.
Arbeitskreis OPD (2014) Operationalisierte Psychodynamische             Klein C, Berth H, Balck F (Hg.) (2011) Gesundheit – Religion –
     Diagnostik OPD-2. Das Manual für Diagnostik und Therapie-               Spiritualität. Konzepte, Befunde und Erklärungsansätze.
     planung. Bern: Huber.                                                   Weinheim: Juventa.
Ashton MC, Kibeom L (2020) A review of personality/religiousness        Kobosa S (1979) Stressful life events, personality, and health:
     associations. Current Opinion in Psychology 40:1–55.                    an inquiry into hardiness. Journal of Personality and Social
Bandura A (1983) Temporal dynamics and decomposition of                      Psychology 37:1–11.
     reciprocal determinism: a reply to Phillips and Orton. Psycho-     Korn L (2012) Resilienz – Eine interdisziplinäre Annäherung an
     logical Review 90:166–170.                                              Konzept und Forschung. Praxis der Kinderpsychologie und
Block J, Block J (1980) The role of ego-control and ego-resiliency in        Kinderpsychiatrie 61:305–321.
     the organization of behavior. In: Collins W (Hg.) Development of   Lazarus R, Folkman S (2015) Stress, appraisal, and coping. New
     cognition, affect and social relations: the Minnesota symposia          York: Springer.
     on child psychology. Hillsdale, NJ: Erlbaum. 39–101.               Leppert K, Gunzelmann T, Schumacher J, Strauss B, Brähler E (2005)
Block J, Kremen A (1996) IQ and ego-resiliency: conceptual and               Resilienz als protektives Persönlichkeitsmerkmal im Alter.
     empirical connections and separateness. Journal of Personality          Psychotherapie, Psychosomatik, medizinische Psychologie
     and Social Psychology 70:349–361.                                       55:365–369.
126          N. Hiebel & M. Rabe et al.: Gibt es die „resiliente Persönlichkeit“?

Leuzinger-Bohleber M (2009) Resilienz – Eine neue Forschungs-                  Akademischer Verlag, abrufbar unter https://www.spektrum.
     perspektive auf frühe Entwicklungsprozesse. In:                           de/lexikon/psychologie/persoenlichkeit/11379
     Leuzinger-Bohleber M, Canestri J, Target M, Ahumada J (Hg.)          Southwick S, Bonanno G, Masten A, Panter-Brick C, Yehuda R (2014)
     Frühe Entwicklung und ihre Störungen: Klinische, konzeptuelle             Resilience definitions, theory, and challenges: interdisciplinary
     und empirische psychoanalytische Forschung. Frankfurt a. M.:              perspectives. European Journal of Psychotraumatology 5. doi.
     Brandes & Apsel. 18–32.                                                   org/10.3402/ejpt.v5.25338. [Epub].
Levold T (2006) Metaphern der Resilienz. In: Welter-Enderlin R,           Stangl E (2017) Resilienz durch Glauben? (Dissertation).
     Hildenbrand B (Hg.) Resilienz – Gedeihen trotz widriger                   Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen,
     Umstände. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme. 230–254.                         Frankfurt a.M. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag.
Leys C, Arnal C, Wollast R, Rolin H, Kotsou I, Fossion P (2018)           Staudinger U, Greve W (2015) Resilience and aging. In: Pachana N
     Perspectives on resilience: personality trait or skill? European          (Hg.) Encyclopedia of Geropsychology. Singapore: Springer.
     Journal of Trauma & Dissociation 4:1–6.                                   1–9.
Luthar S (1991) Vulnerability and resilience: a study of high-risk        Stewart DE, Yuen T (2011) A systematic review of resilience in
     adolescents. Child Development 62:600–616.                                the physically ill. Psychosomatics 52 (3). doi.org/10.1016/j.
Mancini A (2015) Are positive appraisals always adaptive? The                  psym.2011.01.036. [Epub].
     Behavioral and Brain Sciences. 38:e113. doi.org/10.1017/             Waaktaar T, Torgersen S (2010) How resilient are resilience scales?
     S0140525X14001630. [Epub].                                                The big five scales outperform resilience scales in predicting
Mancini A, Bonanno G (2009) Predictors and parameters of                       adjustment in adolescents. Scandinavian Journal of Psychology
     resilience to loss: toward an individual differences model.               51:157–163.
     Journal of Personality 77:1805–1832.                                 Wagnild G, Young H (1993) Development and psychometric
Masten A (1994) Resilience in individual development: successful               evaluation of the resilience scale. Journal of Nursing
     adaption despite risk and adversity. In: Wang M, Gordon E (Hg.)           Measurement 1:165–178.
     Educational resilience in inner-city America: challenges and         Wald J, Taylor S, Asmundson GJ, Jang K, Stapleton J (2006) Literature
     prospects. Hilsdale, NJ: Lawrence Erlbaum. 3–27.                          review of concepts: Psychological Resiliency. Toronto: Defence
Masten A, Coatsworth J (1998) The development of competence                    R&D Canada.
     in favorable and unfavorable environments: lessons from              Werner E, Smith R (1982) Vulnerable but invincible: a study of
     research on successful children. The American Psychologist                resilient children. Ithaca, NY: Cornell University Press.
     53:205–220.                                                          Windle G (2011) What is resilience? A review and concept analysis.
North C, Abbacchi A, Cloninger C (2012) Personality and                        Reviews in Clinical Gerontology 21:152–169.
     posttraumatic stress disorder among directly exposed                 Zimmerman M, Arunkumar R (1994) Resiliency research:
     survivors of the oklahoma city bombing. Comprehensive                     implications for schools and policy. Social Policy Report
     Psychiatry 53:1–8.                                                        8:1–20.
Oshio A, Taku K, Hirano M, Saeed G (2018) Resilience and Big Five         Zoellner T, Maercker A (2006) Posttraumatic growth in clinical
     personality traits: a meta-analysis. Personality and Individual           psychology – a critical review and introduction of a two
     Differences 127:54–60.                                                    component model. Clinical Psychology Review 26:626–653.
Raad, B de (1998) Five big, big five issues: Rationale, content,
     structure, status, and crosscultural assessment. European
     Psychologist 3:113–124.
Rauh H (2006) Resilienz und Bindung bei Kindern mit
     Behinderungen. In: Opp, Fingerle (Hg.) Was Kinder stärkt –
                                                                          Biografische Angaben
     Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. München:
                                                                          Nina Hiebel
     Reinhardt.
Richardson G (2002) The metatheory of resilience and resiliency.
                                                                          Dr. Dipl.-Psych., Master of Advanced Studies – Psychotherapie
     Journal of Clinical Psychology 58:307–321.
                                                                          mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie, ist Psychotherapeutin und
Richter C, Korsch D (Hg.) (2017) Ohnmacht und Angst aushalten.
                                                                          arbeitet als Postdoktorantin in den Forschungsprojekten zum
     Kritik der Resilienz in Theologie und Philosophie. Religion und
                                                                          Thema „Resilienz“ an der Klinik für Psychosomatische Medizin
     Gesundheit 1. Stuttgart: Kohlhammer.
                                                                          und Psychotherapie des Universitäts­klinikums Bonn. Weitere
Richter C (2017) Einleitung: Ohnmacht und Angst aushalten. Zur
                                                                          Forschungsschwerpunkte befassen sich mit neurokognitiven
     Kritik und Ergänzung dominant aktiver Resilienzfaktoren. In:
                                                                          Kontrollfunktionen.
     Richter C, Korsch D (Hg.) Ohnmacht und Angst aushalten.
     Kritik der Resilienz in Theologie und Philosophie. Religion und
     Gesundheit 1. Stuttgart: Kohlhammer. 9–31.
                                                                          Lisa Milena Rabe
Rutter M (2006) Implications of resilience concepts for scientific
     understanding. Annals of the New York Academy of Sciences
                                                                          M.A., studierte Kulturanthropologie an der Universität Bonn. Neben
     1094:1–12.
                                                                          ihrer Arbeit im Teilprojekt 5 der DFG-Forschungsgruppe „Resilienz in
Saroglou V, Munoz-Garcia A (2008) Spirituality: an issue of
                                                                          Religion und Spiritualität“ forscht sie im Rahmen einer Dissertation
     personality traits and/or values. Journal for the Scientific Study
                                                                          zu osteuropäischen Pflegekräften in Deutschland.
     of Religion 47:83–101.
Schneewind K (2020) Persönlichkeit (online) (Zitierdatum:
     26.06.2020). Lexikon der Psychologie. Heidelberg: Spektrum
Sie können auch lesen