Ihtiyor Bobojonov 39 Resilienz und Ernährungssicherheit mongolischer Haushalte: ein neues Forschungs-projekt am IAMO

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Ihtiyor Bobojonov 39 Resilienz und Ernährungssicherheit mongolischer Haushalte: ein neues Forschungs-projekt am IAMO
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 Resilienz und
 ­Ernährungssicherheit
  mongolischer Haushalte:
  ein neues Forschungs-
  projekt am IAMO
 Daniel Schau
 Ihtiyor Bobojonov
Ihtiyor Bobojonov 39 Resilienz und Ernährungssicherheit mongolischer Haushalte: ein neues Forschungs-projekt am IAMO
Resilienz und Ernährungssicherheit mongolischer                                       Doch auch ohne Dzud stellen die häufigen Dürren eine
         Haushalte: ein neues Forschungsprojekt am IAMO                                        Bedrohung für die Tierbestände dar. Ihre negativen Aus-
                                                     Daniel Schau                              wirkungen auf den Lebensunterhalt verstärken sich, je
                                                Ihtiyor Bobojonov                              länger sie andauern und je größer die betroffene Fläche
         Einführung                                                                            ist. Eine erfolgreiche Viehzucht benötigt einen siche-
             Mit einer Gesamtfläche von 1.566.600 Quadratkilo-                                 ren Zugang vor allem zu Wasser und Futter. Das Aus-
        metern ist die Mongolei mehr als viermal so groß wie                                   trocknen von Wasserquellen und der Rückgang der
        Deutschland. Die landwirtschaftliche Nutzfläche besteht                                Futterressourcen haben einen großen Einfluss auf die
        fast ausschließlich aus Weide; die Tierhaltung stellt einen                            extensive mongolische Viehwirtschaft, besonders die
        wichtigen Sektor der mongolischen Volkswirtschaft dar.                                 lebenswichtige Milcherzeugung und damit letztlich auf
        Ihre Erzeugnisse dienen sowohl dem heimischen Ver-                                     den Lebensunterhalt der Hirten.
        brauch (Fleisch, Milchprodukte) als auch dem Export von
        Leder, Schaffellen, Kaschmir, Wolle und verwandten Ver-                                   Gemäßigte Grasregionen gehören
        arbeitungsprodukten.                                                                      zu den am stärksten gefährdeten
        Unter extremen Witterungsbedingungen betreiben die
                                                                                                  Ökosystemen der Erde.
        mongolischen Hirtennomaden seit Jahrhunderten eine
        extensive Viehwirtschaft. Mit verheerenden Wetterereig-                                Das Zusammenspiel von Klimaverschlechterung, Land-
        nissen wie dem winterlichen Dzud und sommerlichen                                      übernutzung und nicht nachhaltigkeitsorientierter Ver-
        Dürren sind die mongolischen Hirtennomaden von alters                                  änderungen der Agrarinstitutionen, die die Beweidung
        her vertraut, doch gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass                             regeln, bedrohen die mongolische Weidewirtschaft.
        die Häufigkeit und das Ausmaß dieser Naturkatastro-                                    Besonders besorgniserregend sind die potenziellen
        phen aufgrund des globalen Klimawandels gegenwärtig                                    ökologischen Auswirkungen der sich ändernden Weide-
        zunehmen. Dzud ist der mongolische Begriff für einen                                   praktiken – insbesondere die abnehmende Nutzung von
        außergewöhnlich strengen Winter mit vorausgehender                                     abgelegenen Weidereserven bei schwindender Mobili-
        Sommerdürre (Juli–September) (RAO et al. 2015). So muss                                tät der Viehhirten (FERNÁNDEZ-GIMÉNEZ et al. 2018). Es gibt
        das Vieh bereits unterernährt in den Winter gehen. Die                                 Hinweise auf eine Verringerung der wirtschaftlichen
        Tiere fallen den extrem niedrigen Temperaturen auch                                    Leistungsfähigkeit als Folge ökonomischer Individuali-
        zum Opfer, weil nach einer Dürre nicht ausreichend Heu                                 sierung und der Fragmentierung von Kulturlandschaften.
        als Winterfutter zur Verfügung steht. In normalen Jahren                               Die mit traditionellen Hirtengemeinschaften verbundene

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        baut das Vieh dagegen im Sommer die notwendigen                                        ausgeprägte soziale Resilienz, geht mit deren Schwä-
        Gewichts-, Kraft- und Fettreserven auf, um den strengen                                chung tendenziell verloren. Viehhalter, die nicht mehr in
        Winter und das Frühjahr zu überstehen.                                                 traditionellen Hirtengemeinschaften eingebunden sind,

 Resilienz und Ernährungssicherheit mongolischer Haushalte | Daniel Schau, Ihtiyor Bobojonov
Ihtiyor Bobojonov 39 Resilienz und Ernährungssicherheit mongolischer Haushalte: ein neues Forschungs-projekt am IAMO
werden möglicherweise nicht über die nächsten Jahre                 grenzen. Wissensaustausch, Zugang zu Informationen,
 kommen. Traditionelle Hirtengemeinschaften, die über                Verknüpfung mit sozialem Kapital und proaktives Ver-
 Jahrhunderte nachhaltig gewirtschaftet haben, sind im               halten der Hirten verbessern die Anpassungsfähigkeit.
 zentralen Teil der Mongolei bereits erodiert (CHULUUN et            Die größten Hindernisse für eine erfolgreiche Anpassung
 al. 2017). Ökologische Herausforderungen, Arbeitskräfte-            an Witterungsschocks bilden ein geringes Maß an gegen-
 mangel und fehlende staatliche Unterstützung bedrohen               seitiger Hilfe, Wissensdefizite und eine nur begrenzte
 die Zukunft des nomadischen Pastoralismus bzw. der                  Entwicklung und Umsetzung formeller Richtlinien zur
 mobilen Weidewirtschaft in der Mongolei. Jüngere Vieh-              Regulierung der Weidenutzung und des Managements
 hirten und solche, die nicht genug Vieh haben, um ihren             sowie eine eingeschränkte Mobilität der Hirten. Der An-
 Lebensunterhalt zu bestreiten, werden zunehmend in                  stieg des Viehbestands und die eingeschränkte Mobili-
 städtische Zentren abwandern, um andere Einkommens-                 tät führen zu Überweidung und Degradierung der Wei-
 quellen zu finden. Es gibt in der mongolischen Viehwirt-            den, insbesondere in der Nähe von Straßen und Dörfern.
 schaft bereits ein Übergewicht an älteren Männern und               Ein mobiles Hirtenwesen stellt dagegen eine hoch be-
 Frauen bei fehlenden Nachfolgern für ein mobiles Hirten-            lastbare Ressourcennutzungsstrategie dar, die eine
 leben. Erwähnt sei hier, dass die Verwendung des Begriffs           kontinuierliche Anpassung an Umweltveränderungen
„Hirte“ oder „Hirtenhaushalt“ inzwischen irreführend ist,            und Unsicherheiten durch Mobilitätsmuster, vielfältige
 da die meisten Haushalte pluriaktiv ihren Lebensunter-              und extensive Ressourcennutzung und eine flexible so-
 halt bestreiten (THRIFT 2015).                                      ziale Organisation beinhaltet (THRIFT 2015). Diese Mobilität
 Allerdings gibt es Hirtenhaushalte, die trotz Dzud, Weide-          wird zunehmend durch Eigentumsrechte an Land und
 privatisierung, degradierender Weidelandschaften und                wilden Bergbau eingeschränkt.
 sich verschlechterndem Wasserzugang erfolgreich wirt-                Konzeptioneller Rahmen
 schaften und Schocks besser bewältigen als andere. Dies                 Die Fähigkeit zur Anpassung beeinflusst entscheidend
 wirft die Frage nach den Gründen ihrer Anpassungs-                  die Resilienz einer Wirtschaftsform. Dass Resilienz gegen-
 fähigkeit auf. Es gibt auf Umfragen basierende Studien,             über Schocks keine direkt messbare Größe ist, macht
 die die Determinanten der Anpassungsfähigkeit qua-                  es schwierig zur Resilienz quantitative Forschung zu
 litativ untersuchen (z. B. FERNÁNDEZ-GIMÉNEZ et al. 2018, FERN-     betreiben. Haushalte, Firmen und Länder sind aber zu-
 ANDEZ-GIMENEZ et al. 2012, CHULUUN et al. 2017, THRIFT 2015). Er-   nehmend klimatischen, wirtschaftlichen und sozialen
 gebnisse dieser Forschungen besagen unter anderem,                  Risiken ausgesetzt. Resilienz rückt daher verstärkt in den
 dass sich Haushalte mit einem großen Viehbestand von                Fokus der wissenschaftlichen Forschung. Das Konzept

                                                                                                                                    41
 einer Katastrophe schneller erholen und dass die Mobili-            der Resilienz findet in verschiedenen Bereichen wie der
 tät des Viehs sowie die Lagerung von Futter und Heu                 Ökologie, Psychologie und Epidemiologie Anwendung,
 die wichtigsten Strategien sind, um Viehverluste zu be-             zusehends aber auch in den Sozialwissenschaften und
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speziell bei der Analyse komplexer Systeme. Dies ist ins-                             explizit die Fähigkeit des Akteurs, sich anzupassen und
             besondere in Entwicklungsländern der Fall, wo Land-                                   zu transformieren, um die negativen Auswirkungen von
             wirtschaft, Agroforstwirtschaft und Fischerei die Lebens-                             Schocks und Stressoren ausgleichen zu können.
             grundlage für viele Gemeinschaften bilden.                                            Der auf Ciani und Romano (2011) zurückgehende Resil-
             Die Verwendung des Resilienzkonzeptes in der Ent-                                     ience Capacity Index (RCI) verknüpft direkte und indirekte
             wicklungsforschung ist relativ neu und erst seit kurzem                               Maße für Resilienz, um Prognosen zur Entwicklung der
             gibt es einen umfassenden theoretischen Rahmen zur                                    Ernährungssicherheit zu treffen. Ziel unseres erst in den
             Definition und Messung von Resilienz. Zu nennen ist hier                              Anfängen steckenden Forschungsprojektes ist es unter
                                                                                                   besonderer Berücksichtigung des Resilience Capacity
                  der neu entwickelte FAO Resilience                                               Index (RCI) der FAO und bei Anwendung des Resilience
                  Capacity Index (RCI),                                                            Index Measurement Analysis (RIMA)-Ansatzes (FAO 2016)
                                                                                                   Aussagen zur Resilienz mongolischer Hirtenhaushalte
             der im ersten Schritt auf einer Faktorenanalyse mit                                   und ihrer zu erwartenden Ernährungssicherheit zu ge-
             nachfolgender Modellierung von Strukturgleichungs-                                    winnen. Unsere Studie basiert auf einer Umfrage, die von
             systemen basiert. Um zu testen, ob sich Resilienz positiv                             2012/2013 bis 2014/2015 in der Mongolei durchgeführt
             auf die Ernährungssicherheit auswirkt und die Fähigkeit                               wurde.
             verbessert, sich von einem Schock zu erholen, werden                                   Materialien und Methoden
             Probit-Modelle geschätzt.                                                              Daten
             Die Resilience Measurement Technical Working Group                                        Daten auf Haushaltsebene, erhoben durch persönliche
             (RM-TWG), eine 2013 von FAO, IFPRI und WFP (World Food                                Befragung, liegen der vorliegenden Studie zugrunde. Die
             Programme) eingerichtete Expertengruppe, hat inter-                                   Umfrage umfasst ausgewählte Haushalte in der west-
             national akzeptiert Resilienz als die Fähigkeit definiert,                            lichen Mongolei in den drei Aimags (Provinzen) Govi-­
             dass negative Stressoren und Schocks keine lang an-                                   Altai, Zavkhan (Dzavhan) und Uvs (siehe Abbildung 1).
             haltenden negativen Folgen für die Entwicklung haben.                                 Die Umfrage hat das DIW Berlin zusammen mit dem
             Resilienz ist somit ein ergebnisorientiertes Konzept mit                              NSOM (Nationales Statistikamt der Mongolei) durch-
             einer Aussage zu bzw. Messung von Armut, Ernährungs-                                  geführt (KRAEHNERT et al. 2017)
             sicherheit und anderen Wohlfahrtsindikatoren. Resilienz                               Die Stichprobeneinheit der Erhebung bildet der Haushalt.
             muss in Bezug auf die Erfahrung spezifischer Schocks                                  Befragt worden sind insgesamt 1.768 Haushalte in der
             und damit verbundener Risiken analysiert werden. Im                                   westlichen Mongolei. Interviews hat es in Provinzhaupt-

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             Unterschied zu ähnlichen Konzepten wie der Vulnerabili-                               städten (Aimags), Kreisstädten (Soums) und in ländlichen
             tät konzentriert sich die Resilienz auf langfristige Aus-                             Gebieten gegeben (siehe Tabelle 1). Die Erhebung hat
             wirkungen auf die Ergebnisvariable. Resilienz erfordert                               drei Jahre gedauert von Mai 2012 bis April 2015. In drei

     Resilienz und Ernährungssicherheit mongolischer Haushalte | Daniel Schau, Ihtiyor Bobojonov
Ihtiyor Bobojonov 39 Resilienz und Ernährungssicherheit mongolischer Haushalte: ein neues Forschungs-projekt am IAMO
Abbildung 1: Das Untersuchungsgebiet mit den Aimags Uvs, Dzavhan, Govi-Altai; Mongolei

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                                                                         4135 m

                                                                         534 m

Tabelle 1: Die Stichprobe (Anzahl der Haushaltsinterviews)

                               Provinz-
   Provinzen (Aimags)        hauptstädte           Kreisstädte (Soums)       Ländlicher Raum   gesamt

    Zavkhan                       288                        64                    240           592

    Govi-Altai                    288                        80                    216           584

                                                                                                        43
    Uvs                           296                        80                    216           592

   gesamt                         872                        224                   672         1.768
Tabelle 2: Deskriptive Analyse der Modellvariablen zur Resilienzschätzung

               Variable                                                Obs                      Mean       Std. Dev.   Min   Max

                 Female HH                                            1,768                     0,11877     0,32361     0        1

                 Age of HH Head                                       1,768                    44,15328    13,09612    11       87

                 HH Size                                              1,768                     4,07296     1,52132     0       11

                 Dependency Ratio
                 (Kinder ≤ 14 Jahre + Senior ≥ 65 Jahre)              1,768                     0,60829     0,61239     0        4
                 /HHMitglieder 15–64 Jahre

                 Farming Activity                                     1,767                     0,18506     0,38846     0        1

                 Herding Activity                                     1,768                     0,41459     0,49279     0        1

                 Dzud XP 2009                                         1,768                     0,54808     0,49782     0        1

                 Highest Certificate
                 of HH Head
                 Master =1
                 …                                                    1,716                     6,24767     1,88190     1        9
                 Weiterführende Schule = 6
                 …
                 Gundschule = 8
                 keine = 9

                 Total SFU
                 SFU (Schafsfuttereinheit) = 5 SFU
                 je Kamel, 7 SFU je Pferd, 6 SFU je
                                                                      1,768                163,8          246,7         0    2484,4
                 Kuh / Yak und 0.9 SFU je Ziege

44               Total Area of Land in ha                             1,768                     0,06468     0,44411     0       10

 Resilienz und Ernährungssicherheit mongolischer Haushalte | Daniel Schau, Ihtiyor Bobojonov
Abbildung 2: MIMIC (SEM)-Modellierung der Resilienz in Stata, Erstellung der Faktoren (ABS, AST, AC, SSN)
 mittels Faktorenanalyse

           E1      E2     E…       En    E1     E2    E…       En       E1    E2    E…     En    E1      E2    E…       En

           V1 V2          … Vn           V1 V2        … Vn              V1 V2       … Vn        V1 V2          … Vn

                   Zugang zu                                                                                                   Faktorenanalyse
                                                                             Anpassungs-                   Soziale
                grundlegenden                 Vermögenswerte
                                                                              fähigkeit               Sicherungsnetze
                Dienstleistungen                  (AST)
                                                                                (AC)                        (SSN)
                     (ABS)

                                                                    E                                                        Multiple Indicators
                                                                                                                              Multiple Causes
                                                                                                                              (MIMIC)-Modell
                                                               Resilienz
                                                                                                                                         Beobachtete
                                                                                                                                         Variablen

                         Ausgaben für                                                           Nahrungsmittel                           Latente
            E
                        Nahrungsmittel                                                          Eigenverbrauch
                                                                                                                        E                Variablen

                                                                                                                                     E   Fehlerterme

Wellen ist die Sammlung der Daten erfolgt. Jeder Haus-                       0,06 Hektar (ha) Gesamtfläche (Farming activity), 41 Pro-
halt hat somit drei Mal in Abständen von genau 12 Mo-                        zent sind Hirten (Herding activity) mit einer durchschnitt-
naten an Befragungen teilgenommen (KRAEHNERT et al. 2017).                   lichen Sheep Forage Unit (SFU), also einer Schafsweide-
Tabelle 2 enthält die deskriptive Analyse der wichtigs-                      einheit, von rund 164 (Total SFU). Fast 55 Prozent der
ten Variablen aus den Schätzungen. Demnach sind rund                         Haushalte haben den Dzud von 2009/2010 erlebt (Dzud
12 Prozent der Haushaltsvorstände Frauen (Female HH).                        XP 2009).
Das Durchschnittsalter der Haushaltsvorstände liegt bei                       Schätzung der Resilienz
44 Jahren und ein Haushalt besteht im Schnitt aus 4 Mit-                          Zur Schätzung des RCI auf Haushaltsebene findet

                                                                                                                                                       45
gliedern (Age of HH Head & HH Size). Der Abhängigkeits-                      die zweistufige FAO-RIMA-Methode Anwendung (FAO
quotient beträgt 0,6 bzw. 60 Prozent (Dependency ratio).                     2016, Abbildung 2). Im ersten Schritt werden mittels
Rund 19 Prozent der Haushalte betreiben Ackerbau mit                         Faktorenanalyse Komponenten gebildet, die die selbst
nicht direkt messbare latente Variable, Resilienz, in einem                           Haushalten den Verlust an Ernährungssicherheit nach
         sehr hohen Maße erklären. Diese Komponenten lassen                                    einem Schock verringert und die Erholung nach einem
         sich in vier Gruppen zusammenfassen: Zugang zu Basis-                                 Schock beschleunigt.                             
         dienstleistungen (ABS), Vermögenswerte (AST), soziale
         Sicherheitsnetze (SSN) und Anpassungsfähigkeit (AC).                                  Literatur
         In unserem Modell implementieren wir zusätzlich die                                   — Chuluun, T., Altanbagana, M., Ojima, D., Tsolmon,
         Risikobereitschaft des Haushaltsvorstands, die mög-                                   R., Suvdantsetseg, B. (2017): Vulnerability of Pastoral
         licherweise die Anpassungsfähigkeit des Haushalts                                     Social-Ecological Systems in Mongolia. In: Yan, W., Gal-
         gegenüber Schocks und damit die individuelle Resilienz                                loway, W. (Hrsg.) Rethinking Resilience, Adaptation and
         beeinflusst.                                                                          Transformation in a Time of Change. Springer, Cham.
         Im zweiten Schritt wird ein Multiple Indicators Multiple                               doi: 10.1007/978-3-319-50171-0_6
         Causes (MIMIC)-Modell verwendet. Ein MIMIC-Modell                                     — Ciani, F. und Romano, D. (2011): A Resilience-
         erklärt die Beziehung zwischen den Komponenten                                        based approach to food insecurity: the impact of hurricane
         bzw. beobachteten Variablen und der latenten Variable                                 Mitch on rural household in Nicaragua. PhD working paper.
         (FAO 2016). Den Zusammenhang zwischen Resilienz und                                   Florence, Italy. University of Florence
         Ernährungssicherheit untersuchen wir mit einem Pro-                                   — d’Errico, M. und Di Giuseppe, S. (2016): A Dynamic Anal-
         bit-Modell. Die als Nahrungsmittelkonsum gemessene                                    ysis of Resilience in Uganda. ESA Working Paper No. 16–01.
         Ernährungssicherheit wird in unserer Studie um den                                    Rom: FAO. Online verfügbar  [09.02.2021]
         Eigenverbrauch tierischer Produkte erweitert.                                         — Fernández-Giménez, M., Batjav, B. und Baival, B. (2012):
           Erwartete Ergebnisse                                                                Lessons from the Dzud: Adaptation and Resilience in
               Es ist zu erwarten, dass bestimmte Faktoren mehr                                Mongolian Pastoral Socio-Ecological Systems. World Bank,
         zur Resilienz von Haushalten beitragen als andere. Ins-                               Washington DC.
         besondere die Anpassungsfähigkeit dürfte eine heraus-                                 — Fernández-Giménez, María E. (2018): Environ. Res. Lett.
         ragende Rolle spielen. Der demografische Abhängig-                                    13 075010. Online verfügbar  [09.02.2021]
         keitsquotient und Bildung dürften ebenfalls wichtige                                  — Food and Agriculture Organization of the United
         Determinanten der Resilienz mongolischer Haushalte                                    Nations Rome, (2016): Resilience Index Measurement and
         darstellen. Darüber hinaus ist der Literatur folgend davon                            Analysis – II. Online verfügbar  [09.02.2021]
         auszugehen, dass die Vielfalt der Einkommensquellen                                   — Kraehnert, K., Lehmann-Uschner, K., Groppo, V. und
         und die Zusammensetzung der Herden die Resilienz för-                                 Bertram-Huemmer, V. (2017): Coping with Shocks in Mon-

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         dert (z. B. CHULUUN et al. 2017; THRIFT 2015; FERNANDEZ-GIMENEZ et                    golia Panel Survey, Waves 1–3. Version 1.0. German Institute
         al. 2012). Gleiches gilt für soziale Sicherheitsnetze. Außer-                         for Economic Research and National Statistical Office of
         dem ist zu erwarten, dass eine ausgeprägte Resilienz von                              Mongolia.

 Resilienz und Ernährungssicherheit mongolischer Haushalte | Daniel Schau, Ihtiyor Bobojonov
Weil mongolische Viehhirten-Familien ihr traditionelles nomadisches
Leben aufgeben müssen, wachsen vor allem die Jurten-Distrikte am
Rande der Städte wie Ulaanbaatar, Erdenet und Darkhan.

                                                                      47
— Rao, M. P., Davi, N. K., D’Arrigo, R. D.; Skees, J., Nachin, B.,
             Leland, C., Lyon, B., Wang, S.-Y., Byambasuren, O. (2015):
             Dzuds, droughts, and livestock mortality in Mongolia. Envi-
             ron. Res. Lett. 10 074012
             — Thrift,E. (2015): Adaptive Diversity: Pastoralists, Devel-
             opment, and Resilience in Mongolia. Thesis, University of
             Manitoba, Winnipeg

              Quellen und Bildnachweise
             Titel Schneedecke über der Mongolei. Satellitenbild vom 9. Januar 2017, ein-
              gezeichnet ist die Landesgrenze © NASA image by Jeff Schmaltz, using MODIS

             >
              data from LANCE /EOSDIS Rapid Response
                     2017, im Jahr der Datenerhebung, haben die Menschen in der
                     Mongolei das zweite Jahr in Folge mit einem ungewöhnlich
                     kalten und schneereichen Winter zu kämpfen. Welche Dimension
                     hinter solchen Dzuds steckt, vermitteln Zahlen von 2009/2010:
                     Damals waren 80 Prozent der Mongolei von kniehohem Schnee
                     bedeckt. Eine extreme Kälte, in der Nacht bis zu −47 °C, dauerte
                     im Aimag Uvs fast 50 Tage an. Nach einer Schätzung verendeten
                     4,5 Mio. Tiere (etwa 10 Prozent des gesamten Viehbestandes).
                     (Quellen: Bildbeschreibung und wikipedia)
             Abb. 1 Das Untersuchungsgebiet mit den Aimags Uvs, Dzavhan, Govi-Altai.
              Karte © Shovkat Khodajev. Foto in Collage:
             S. 43 Schafe und Pferde am Char Nuur See, Aimag Zavkhan, Mongolei © Tuul
              and Bruno Morandi / Alamy Stock Foto
             Tab. 1 Die Stichprobe (Anzahl der Haushaltsinterviews) © Eigene Darstellung
              nach Datenerhebung des DIW Berlin und NSOM
             Tab. 2 Deskriptive Analyse der Modellvariablen zur Resilienzschätzung © Eige-
              ne Berechnung auf Grundlage der Datenerhebung des DIW Berlin und NSOM
             Abb. 2 MIMIC (SEM)-Modellierung der Resilienz in Stata, Erstellung der Fakto-
              ren (ABS, AST, AC, SSN) mittels Faktorenanalyse © Eigene Darstellung
             S. 47 Jurten-Distrikt am Rande Ulaanbaatars, September 2018 © Taylor Weid-
              man

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     Resilienz und Ernährungssicherheit mongolischer Haushalte | Daniel Schau, Ihtiyor Bobojonov
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