Gold eignet sich ausgezeichnet zur Diversifikation von Portfolios und brachte in der Vergangenheit eine akzeptable Rendite. Andere vorteilhafte ...

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Gold eignet sich ausgezeichnet zur Diversifikation von Portfolios und brachte in der Vergangenheit eine akzeptable Rendite. Andere vorteilhafte ...
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(https://fairvalue-magazin.de/depot-vergleich/)

 EDELMETALLE

 Brauchen wir noch Gold, Schatz?
 Von Markus Neumann

 Als Bundeskanzler ließ es sich Helmut Kohl (CDU) nicht nehmen, die Goldreserven der Bundesbank
 persönlich in Augenschein zu nehmen.

 Gold eignet sich ausgezeichnet zur Diversifikation von Portfolios und brachte in der
 Vergangenheit eine akzeptable Rendite. Andere vorteilhafte Eigenschaften, die dem
 Edelmetall regelmäßig nachgesagt werden, sind mehr Dichtung als Wahrheit, zeigen
 Datenanalysen. Das gilt etwa für den vermeintlichen Schutz vor Inflation.
Gold eignet sich ausgezeichnet zur Diversifikation von Portfolios und brachte in der Vergangenheit eine akzeptable Rendite. Andere vorteilhafte ...
Gold wird in Medienberichten regelmäßig als „sicherer Hafen“ bezeichnet. Tatsächlich ist das
Edelmetall aber eine riskante Anlage, deren Wert in der Vergangenheit stärker schwankte als der
des Weltaktienmarktes gemessen am MSCI World Index (https://fairvalue-magazin.de/etf-
indexfonds/msci-world/). Wer in Gold investierte, brauchte sehr gute Nerven.

Dafür waren die Renditen aber auch nicht schlecht. Von 1970 bis Ende Mai 2020 brachte Gold im
Schnitt immerhin einen nominalen Wertzuwachs von 6,45 Prozent pro Jahr – gut 0,5
Prozentpunkte weniger als der Weltaktienmarkt. Nach Abzug der Inflation blieben jährlich noch
3,8 Prozent.

Nominale und reale Goldpreisentwicklung in Euro (zu Preisen von 1970)

                                               Quellen: Bundesbank, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.

Allerdings waren die Renditen sehr ungleich verteilt. In den 1970er-Jahren waren sie enorm. In
den darauffolgenden zwei Jahrzehnten machten Anleger dagegen Verluste. Auffällig ist: Wenn Gold
gut lief, schnitt der Weltaktienmarkt relativ schlecht ab und umgekehrt.

Goldrenditen über fünf Jahrzehnte im Vergleich zum Weltaktienmarkt
(in Euro)
 ANLAGE          1970-MAI 2020   1970-1979   1980-1989      1990-1999        2000-2009       2010-2019

 Gold

 Ø Nominale      6.45%           21.09%      -2.70%         -1.68%           10.16%          5.92%
 Rendite p. a.
Gold eignet sich ausgezeichnet zur Diversifikation von Portfolios und brachte in der Vergangenheit eine akzeptable Rendite. Andere vorteilhafte ...
ANLAGE          1970-MAI 2020   1970-1979         1980-1989          1990-1999        2000-2009     2010-2019

 Ø Reale         3.80%           15.32%            -5.31%             -3.84%           8.46%         4.51%
 Rendite p. a.

 Volatilität     18.65%          22.49%            21.66%             15.38%           15.38%        16.43%

 MSCI World
 NR EUR

 Ø Nominale      7.01%           -1.98%            18.55%             13.03%           -3.76%        12.19%
 Rendite p. a.

 Volatilität     15.34%          14.45%            16.05%             16.92%           16.01%        10.51%

                                             Quellen: Bundesbank, MSCI, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.

Der nominale Wertverlust in den 1980er- und 1990er-Jahren summierte sich auf fast 70 Prozent.
Anleger, die während des Preishochs Anfang 1980 eingestiegen waren, mussten sich 29 Jahre
gedulden, bis sie wieder bei Plusminusnull angelangt waren. Die Inflation ist bei dieser Rechnung
noch nicht berücksichtigt.

Die größten Goldcrashs seit 1970 (in Euro)
                                                            DAUER DES                              DAUER DER
 VERLUST           ANFANG             ENDE                                        VERLUSTAUSGL…
                                                            ABSCHWUNGS                             ERHOLUNG

 -45%              14.11.1974         25.08.1976            21 Mon.               10.05.1979       32 Mon.

 -69%              21.01.1980         05.08.1999            234 Mon.              17.02.2009       114 Mon.

 -37%              01.10.2012         30.12.2013            14 Mon.               28.08.2019       67 Mon.

                                                     Quellen: Bundesbank, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.

Gold im Portfolio
Gold ist in erster Linie wegen seiner Diversifikationseigenschaften (https://fairvalue-
magazin.de/diversifikation/) attraktiv. Die Preise des Edelmetalls stiegen zeitweise an, wenn die
Aktienkurse fielen. Die Korrelation (https://fairvalue-magazin.de/risikostreuung/korrelation/)
zum Weltaktienmarkt war insgesamt gering, ebenso zu anderen Anlageklassen (https://fairvalue-
magazin.de/asset-allocation/anlageklassen/) wie Anleihen (https://fairvalue-
magazin.de/anleihen/).

Korrelation von Gold mit dem Weltaktienmarkt (in Euro)
Quellen: Bundesbank, MSCI, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.

Bei den neun schwersten Börsencrashs (https://fairvalue-magazin.de/aktien/boersencrash-
aktien/) zwischen 1970 und Mai 2020 machte das Edelmetall eine gute Figur. Entweder stiegen die
Notierungen an oder sie sackten weit weniger ab als die des Weltaktienmarktes.

Der Goldpreis in Euro war während Börsencrashs vergleichsweise
stabil oder stieg sogar an
Quellen: Bundesbank, MSCI, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.

Gold ist auch deswegen ein sehr guter Baustein für gemischte Anlageportfolios. Was das Edelmetall
konkret brachte, zeigt beispielhaft ein Portfolio, das zu 70 Prozent aus einem Investment in den
MSCI World bestand und zu 30 Prozent aus Gold, im Vergleich zum Weltaktienmarkt.

Portfolio mit 30 Prozent Gold im Vergleich zum Weltaktienmarkt (in
Euro)

                                        Quellen: Bundesbank, MSCI, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.

 ANLAGE              Ø RENDITE P. A.    VOLATILITÄT            MAX. WERTVERLUST       SHARPE RATIO

 Portfolio mit       7.74%              12.50%                 -41%                   0.28
 Rebalancing

 MSCI World NR EUR   7.01%              15.34%                 -57%                   0.18

 Gold in Euro        6.45%              18.65%                 -69%                   0.12

                                        Quellen: Bundesbank, MSCI, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.

Die Risikokennzahlen des gemischten Portfolios sind niedriger, das Rendite-Risiko-Verhältnis
(Sharpe Ratio) besser. Dass das gemischte Portfolio auch eine höhere Rendite brachte, als der
Weltaktienmarkt, ist auf das jährliche Rebalancing (https://fairvalue-magazin.de/etf-
indexfonds/etf-portfolio/rebalancing-etf-portfolio/) des Portfolios zurückzuführen. Alle zwölf
Monate haben wir die Anteile von Aktien und Gold auf ihre Startgewichtung zurückgesetzt. Das
heißt, es wurden jeweils Anteile von der Anlage verkauft, die besser gelaufen war, und für den
Erlös Anteile der anderen Anlage gekauft.

Weitere Backtests, die die Wirkung von Gold in einem Portfolio zeigen, finden Sie in dem Ratgeber
ETF-Portfolio (https://fairvalue-magazin.de/etf-indexfonds/etf-portfolio/).

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Gold – Mythen und Fakten
Vermögensverwalter, Banken, Goldhändler und Untergangspropheten (https://fairvalue-
magazin.de/matthias-weik-marc-friedrich/) sprechen dem Edelmetall weitere vorteilhafte
Eigenschaften zu:

     Gold soll das Vermögen vor Inflation schützen.
     Sein Marktpreis werde von niedrigen Zinsen in die Höhe getrieben. (Demnach sei das Umfeld
     für eine positive Goldpreisentwicklung weiterhin ideal.)
     Das Edelmetall sei eine Absicherung gegen den Wertverfall der Weltreservewährung US-
     Dollar. Ein schwacher US-Dollar beflügele die Goldnotierungen.

Diese Aussagen werden Anlegern seit Jahren in der Berichterstattung über Gold serviert. Was
davon tatsächlich zutreffend ist und was nicht, können die Leser nicht beurteilen. Denn die
Protagonisten dieser Geschichten verzichten in der Regel darauf, ihre Behauptungen mit Fakten zu
belegen.

Der Versuch kann auch nur scheitern. Die Daten liefern einen anderen Stoff. Sie stoßen die
vermeintliche Superanlage Gold von ihrem Thron und zeigen das Edelmetall als das, was es
wirklich ist: ein riskantes Investment, das vielleicht eine positive Rendite liefert – vielleicht aber
auch nicht.

Die postulierten linearen Zusammenhänge zwischen Gold und anderen Faktoren sind kaum
messbar. Sie sind die Ausgeburt von Menschen, die ein Interesse daran haben, dass Gold in einem
besonders positiven Licht erscheint – beispielsweise, weil sie Geld mit dem Verkauf des
Edelmetalls (https://fairvalue-magazin.de/gold-kurz-erklaert/gold-kaufen/) verdienen.
Gold ist keine Absicherung gegen Inflation
Lassen Sie uns zunächst abstecken, was unter einer wirksamen Absicherung zu verstehen ist:
Streng genommen sind das nur Investments, deren Kursbewegungen sich in Abhängigkeit von
einer anderen Anlage zuverlässig vorhersagen lassen. Beispielsweise wird der Wert einer Put-
Option (https://fairvalue-magazin.de/hebelprodukte/optionsscheine/puts/) auf den Dax immer
dann steigen, wenn der Index fällt. Ein Put ist deswegen eine funktionierende Absicherung gegen
Kursverluste, die natürlich Geld kostet.

Wäre Gold ein Inflationsschutz, müsste das Edelmetall höhere Renditen liefern, wenn die Inflation
hoch ist. Der höhere Preis des Goldes kompensiert den Anleger für den Kaufkraftverlust
(https://fairvalue-magazin.de/inflation/) wegen der Teuerung.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Renditen von Gold und die Inflationsraten. In den 1980er-
und den 1990er-Jahren waren die Renditen negativ, obwohl die Inflation positiv und zum Teil sehr
hoch war – von Inflationsschutz keine Spur.

Goldrenditen (in Euro) und durchschnittliche Inflationsraten im Vergleich
                    Ø NOMINALE RENDITE                                Ø INFLATION
 ZEITRAUM                                     Ø REALE RENDITE P. A.                       Ø INFLATION OECD*
                    P.A.                                              DEUTSCHLAND

 1970-Mai 2020      6.45%                     3.80%                   2.60%               5.82%

 1970-1979          21.09%                    15.32%                  5.05%               9.43%

 1980-1989          -2.70%                    -5.31%                  2.91%               9.68%

 1990-1999          -1.68%                    -3.84%                  2.30%               5.32%

 2000-2009          10.16%                    8.46%                   1.58%               2.75%

 2010-2019          5.92%                     4.51%                   1.34%               1.89%

                                          Quellen: Bundesbank, OECD, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.

Die nächste Tabelle zeigt, wie sich der Goldpreis in Hoch- und in Niedriginflationsphasen
entwickelte. Zwar ist Deutschland ein wichtiger Absatzmarkt für das Edelmetall, doch es ist wenig
plausibel, dass allein die Teuerung hierzulande den Preis bewegt. Gold ist eine Sachwertanlage
(https://fairvalue-magazin.de/sachwerte/), die international gehandelt und nachgefragt wird.
Insofern haben wir die Inflationsrate der OECD-Länder (http://www.oecd.org/) für die Analyse
zugrunde gelegt. Dieser Datensatz reicht von 1971 bis 2018.

Annualiserte Goldrenditen während Hoch- und Niedrizinsphasen (in
Euro)
 INFLATION > 10%         10 ≤ INFLATION ≥ 5               5 < INFLATION ≥ 2         INFLATION < 2
INFLATION > 10%          10 ≤ INFLATION ≥ 5           5 < INFLATION ≥ 2           INFLATION < 2

                          10.47%

                          9.56%

                          -4.61%                       5.11%

 17.58%                   15.15%                       1.56%                       21.78%

 -0.01%                   -7.24%                       16.31%                      12.58%

 21.37%                   -11.01%                      20.78%                      -21.79%

 2.23%                    0.32%                        -0.30%                      5.30%

                                           Quellen: Bundesbank, OECD, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.

Auch bei diesem einfachen Vergleich zeigt sich, dass Gold keinen zuverlässigen Inflationsschutz
bietet. In zwei Phasen, in den die Teuerung über 10 Prozent betrug, lagen die nominalen,
annualisierten Renditen weit unter der Inflationsrate. Die reale Preisentwicklung war negativ.
Insgesamt ist nicht zu erkennen, dass hohen Inflationsraten regelmäßig hohen Preissteigerungen
bei Gold gegenüberstanden. Ebenso wenig waren die Renditen durch die Bank niedriger, wenn die
Verbraucherpreise nur wenig anstiegen.

Regressionsanalyse entzaubert Gold
Dieser Befund zeigt sich auch bei der Regressionsanalyse. Sie liefert statistische Hinweise, ob ein
gerichteter linearer Zusammenhang zwischen zwei Variablen besteht. Daraus lässt sich ablesen,
wie viel die eine Variable von den Variationen der anderen erklärt. Das gibt das sogenannte
Bestimmtheitsmaß (R2) an.

Jeder Punkt in dem folgenden Diagramm markiert die jährliche Inflationsrate der OECD-Länder
und die jährliche Rendite von Gold in einem bestimmten Monat zwischen 1971 und 2018.
Insgesamt sind es 576 Wertepaare. Je näher die Punkte an der Geraden liegen, desto höher ist der
Anteil an den Renditeschwankungen von Gold, den die Inflationsrate erklärt.

Die Inflationsrate hat so gut wie keinen Einfluss auf den Goldpreis
Quellen: Bundesbank, OECD, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.

Gerundet erklärt die Teuerung nur 7 Prozent der Goldrendite. Demnach bot Gold über den
gesamten Zeitraum keinen Inflationsschutz. In den 1970er-Jahren, als die Inflation von 5 auf mehr
als 15 Prozent anstieg, war der Zusammenhang zwischen Inflationsrate und Goldpreisentwicklung
zwar stärker. Die Korrelation (https://fairvalue-magazin.de/risikostreuung/korrelation/) betrug
0,48 und das Bestimmtheitsmaß 20 Prozent. Doch letztlich waren die Goldpreisschwankungen vor
allem auf andere Faktoren zurückzuführen. Die Goldnotierungen zogen beispielsweise zehn
Monate bevor die Inflation (https://fairvalue-magazin.de/inflation/) zu steigen begann kräftig an.

In den 1980er-Jahren beeinflusste die Inflation den Goldpreis am
stärksten
Ironischerweise war die positive Beziehung zwischen Inflation und Gold in den 1980er-Jahren am
ausgeprägtesten. In diesem Jahrzehnt war die Hälfte der Goldpreisbewegungen auf Änderungen
der Inflationsrate zurückzuführen. Nur die fiel von 14 auf 6 Prozent – ein Rückgang von 8
Prozentpunkten oder 56 Prozent. Der Goldpreis gab um 24 Prozent nach.

In den 1990er-Jahren drehte das Verhältnis von Inflation und Gold ins Negative. Tendenziell fiel
der Goldpreis, wenn die Teuerung zunahm. Allerdings war auch dieser Zusammenhang mehr als
schwach. In den darauffolgenden beiden Jahrzehnten hatten die Verbraucherpreise überhaupt
keinen statistisch nachweisbaren Einfluss auf Gold. (Die Korrelation nahe null signalisiert zwar
eine Unabhängigkeit der beiden Variablen. Doch dieser Befund ist statistisch nicht signifikant, also
eher zufällig).
Wir haben dieselben Analysen auch mit Gold in US-Dollar, der internationalen Handelswährung
des Edelmetalls, und mit der Inflationsrate für Deutschland durchgeführt. Die Ergebnisse blieben
im Kern immer dieselben. Ebenso wenig hatte die Wachstumsrate der Geldmenge M3, ein
Inflationsindikator, einen nennenswerten Einfluss auf die Goldpreisentwicklung.

Unter dem Strich lässt sich festhalten: Gold ist keine verlässliche Absicherung gegen Inflation.
Über einen Zeitraum von 50 Jahren hat das Edelmetall zwar den deutschen Verbraucherpreisindex
geschlagen. Doch die Entwicklung der Rendite ist im Wesentlichen nicht auf Veränderungen der
Inflationsrate zurückzuführen, sondern auf andere Faktoren.

Treiben niedrige Zinsen den Goldpreis nach oben?
Neben dem fast schon obligatorischen (aber falschen) Hinweis auf die Inflationsschutzfunktion
von Gold warten viele Medienberichte mit einem weiteren vermeintlichen Pluspunkt für das
Edelmetall auf, der es im Umfeld von negativen Zinsen attraktiv erscheinen lassen soll: Niedrige
Zinsen würden den Goldpreis beflügeln, heißt es unisono.

Die Begründung dafür klingt zunächst nicht unplausibel. Gold selbst wirft weder Zinsen noch
Dividenden ab. Anleger können mit dem Edelmetall nur Geld verdienen, wenn dessen Preis steigt.
Bei hohen Zinsen sollen Investoren Anleihen (https://fairvalue-magazin.de/anleihen/) lukrativer
erscheinen, was die Goldpreisentwicklung dämpfe. Bei niedrigen oder gar negativen Zinsen falle
der Preis für die Goldhaltung (der entgangene Zins) dagegen weg. Das führe dazu, dass Investoren
verstärkt in die Sachwertanlage investieren, heißt es.

Gold ist kein Ersatz für Staatsanleihen
Auch diese Geschichte gehört ins Reich der Mythen. Zunächst einmal: Gold ist keine Alternative
zu Staatsanleihen – und umgekehrt, ebenso wenig wie Dividendenaktien (https://fairvalue-
magazin.de/dividenden-etf/) ein Ersatz für sichere Wertpapiere mit fester Verzinsung sind. Gold
ist ein riskantes Investment wie Aktien (https://fairvalue-magazin.de/aktien/). Euro-
Staatsanleihen (https://fairvalue-magazin.de/euro-staatsanleihen-oder-tagesgeld-etf-portfolio/)
von Ländern mit guter Bonität sind dagegen eine sichere Anlage.

Beide Anlageklassen erfüllen in einem Portfolio (https://fairvalue-magazin.de/etf-indexfonds/etf-
portfolio/) unterschiedliche Funktionen. Anleger, die Staatsanleihen gegen Gold austauschen, sind
auf dem falschen Dampfer. Solche Menschen gibt es natürlich. Aber sie werden kaum die Mehrheit
der Anleger repräsentieren.

Zweitens: Sowohl eine steigende Inflation als auch niedrige Zinsen als Treiber für den Goldpreis
zu propagieren, ist ein Widerspruch in sich. Steigt die Inflation, steigen meistens auch die Zinsen.
Dies ist ein belegter, sehr starker linearer Zusammenhang. Dem Inflationsschutz-Argument
zufolge steigt der Goldpreis demnach bei hohen Zinsen. Laut dem Zins-Argument sollen aber
sinkende Zinsen die Notierungen beflügeln. Schon deswegen kann, wenn überhaupt, nur eines der
beiden Argumente stimmen.

Drittens: Es gibt keinen negativen linearen Zusammenhang zwischen der Höhe der Zinsen und der
Goldpreisentwicklung, wie die Regressionsanalyse für den Zeitraum September 1972 bis Mai 2020
zeigt.

Die Höhe der Zinsen hat keinen Einfluss auf den Goldpreis

                                             Quellen: Bundesbank, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.

Dieses Ergebnis gilt auch für Bundesanleihen (https://fairvalue-
magazin.de/anleihen/staatsanleihen/staatsanleihen-kurz-erklaert/bundesanleihen/) mit zehn
Jahren Laufzeit sowie für die Veränderungsrate des Zinses und den erwarteten Realzins. Eine
Analyse mit Gold in US-Dollar und amerikanischen Staatsanleihen liefert dieselben Resultate. Für
alle gilt allerdings: sie sind statistisch nicht signifikant.

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Ist Gold eine Absicherung gegen den Wertverfall von
Währungen?
Das wird zwar regelmäßig behauptet, doch die Berichterstattung darüber ist undifferenziert und
zum Teil manipulativ. Anleger müssen zwischen dem Innen- und dem Außenwert einer Währung
unterscheiden. Der Innenwert wird an der Kaufkraft gemessen, die mit der Inflationsrate sinkt
oder steigt.

Ob Gold gegen den Verfall des Innenwertes einer Währung schützt, ist also dieselbe Frage wie die
nach dem Inflationsschutz, nur anders formuliert. Dass das Edelmetall aber keine Absicherung
gegen Inflation ist, haben wir bereits belegt.

Exkurs: Manipulative Vergleiche
Da Geld ein nominal fixiertes Zahlungsmittel ist und moderat steigende Preise (Inflation) eine
notwendige Voraussetzung für stabile marktwirtschaftliche Ökonomien sind, kann die Kaufkraft
einer Währung mit der Zeit nur sinken. Das ist im alltäglichen Leben unproblematisch, solange
auch Löhne, Renten und Kapitaleinkommen steigen. Dadurch wird der Kaufkraftverlust
ausgeglichen.

Wenn der Preis von Gold im Trend steigt, dann kann der Wert des Euro, falls er an dieser Anlage
gemessen wird, logischerweise nur sinken. Anleger können also für 100 Euro im Zeitablauf immer
weniger Gold kaufen, weil dessen Preis langfristig nach oben kletterte.

Die Existenz von Inflation ist kein Beleg für ein marodes Geldsystem
Diese Trivialität wird von manchen Vermögensverwaltern, Untergangspropheten
(https://fairvalue-magazin.de/matthias-weik-marc-friedrich/) und Medien als Beleg für den
Wertverfall des Euro angeführt, der wiederum als Beweis für die angeblich marode
Gemeinschaftswährung und die Vorteilhaftigkeit von Gold dienen soll.

Solange es Inflation gibt (die Europäische Zentralbank strebt knapp 2 Prozent an) kann man einen
derartigen Zusammenhang mit fast jeder beliebigen Ware, Dienstleistung oder Anlageklasse
zeigen. Solche Vergleiche belegen aber einfach nur, dass Verbraucher- oder
Vermögenspreisinflation existiert. Sie sind kein Anhaltspunkt für ein kaputtes Geldsystem.

Der Außenwert von Währungen
Ein anderes Feld ist der Außenwert einer Währung. Der wird immer im Verhältnis zu einer
anderen Währung gemessen, etwa der US-Dollar im Verhältnis zum Euro. Gold selbst war
Jahrhunderte lang Zahlungsmittel und Weltwährung. Im 19. Jahrhundert wurden
Papierwährungen an Gold gekoppelt. Ein fixierter Geldbetrag entsprach einer festgelegten Menge
Gold.

Dieser sogenannte Goldstandard wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen des sogenannten
Bretton-Woods-Systems modifiziert. Der US-Dollar übernahm die Rolle der Weltleitwährung und
Währungsreserve und war seinerseits an Gold gebunden. Der Goldpreis wurde auf 35 US-Dollar
pro Feinunze festgeschrieben. Zentralbanken, die aus Handelsüberschüssen US-Dollar anhäuften,
konnte diese bei der US-Notenbank Fed zu dem festgelegten Kurs in Gold umtauschen.

Gold als Schattenwährung
Weil die USA über ihre Verhältnisse lebten und zu viel US-Dollar in den Umlauf brachten, brach
das System 1971 auseinander. Gold ist seitdem eigentlich nur noch eine Geldanlage, dient aber
vielen Zentralbanken weiterhin als Währungsreserve. Das macht Gold zu einer Art
Schattenwährung, deren Wert steigen soll, wenn das Vertrauen in die Weltleit- und
Reservewährung US-Dollar sinkt. Schwindendes Vertrauen, so die Annahme, spiegelt sich in einem
sinkenden Außenwert wider.

Gold kann nur vor dem Verfall der Weltleitwährung schützten, falls dessen Wert in US-Dollar
steigt, wenn der Außenwert der Papierwährung fällt. Das war in den vergangenen 50 Jahren zwar
tendenziell der Fall. Doch die lineare negative Beziehung von US-Dollar und Gold war nur
schwach. Bewegungen des US-Dollar-Kurses gemessen in D-Mark und Euro hatten nur einen
geringen Einfluss auf den Goldpreis.

Schwacher negativer Zusammenhang: Schwankungen des US-Dollar
erklären nur wenig von der Goldpreisentwicklung

                                            Quellen: Bundesbank, Fairvalue-Berechnungen, Stand: Juni 2020.

In den 1970er- und 1980er-Jahren war der Zusammenhang zwischen dem Außenwert des US-
Dollar und dem Goldpreis zwar deutlich stärker. Aber auch damals kauften Zentralbanken und
Anleger nicht tonnenweise Gold, wenn der Außenwert des US-Dollar fiel. Demnach ist das
Edelmetall auch keine Absicherung gegen einen Verfall des Außenwertes der Weltleitwährung.

Etwas anders liegen die Dinge in einem dritten Szenario: Papierwährungen können gänzlich
zusammenrechen und durch neue Währungen ersetzt werden. Gold dagegen verschwindet als
realer Sachwert nicht einfach von der Bildfläche. Wie dessen Wert beispielsweise nach einer
Währungsreform taxiert werden würde, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Das hängt allein
von Angebot und Nachfrage ab. Solange viele Menschen Gold einen Wert beimessen, kann dessen
Preis jedenfalls nicht auf null sinken.

© Fairvalue 15.06.2020
Fotografie: Bundesbank
Quellen
Eigene Recherchen und Berechnungen

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