Grabungsfirmen in Deutschland trotz Pandemie auf Wachstumskurs - DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020
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Grabungsfirmen in Deutschland trotz Pandemie auf Wachstumskurs – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020 Frank Siegmund & Diane Scherzler Zusammenfassung – An der im Februar 2021 bei Archäologie-Unternehmern und -Selbständigen in Deutschland durchgeführten Umfra- ge über das Wirtschaftsjahr 2020 nahmen mehr Antwortende teil als im Vorjahr. Methodisch unterstreicht die Ähnlichkeit wichtiger Ergeb- nisse zu denen der Vorjahresuntersuchung und auch zur DGUF-Umfrage EvaBA die Validität der Ergebnisse. Die Unternehmer geben an, dass die Corona-Pandemie ihre Umsätze vorwiegend leicht negativ beeinflusst habe, wonach das von ihnen subjektiv wahrgenommene corona-bedingte „Wachstum“ im Mittel bei minus 9 Prozent läge. Tatsächlich sind die Mitarbeiterzahlen der Unternehmen jedoch von 2019 auf 2020 im Mittel um 6 % gestiegen, der Jahresumsatz um mindestens 4 %, der Jahresumsatz pro Mitarbeiter um ca. 6.645 Euro. Ange- sichts dieser Zahlen überrascht es nicht, dass die mittlere Stimmung der Unternehmer in Richtung auf 2021 als „gut“ bezeichnet werden kann. Die Personalplanungen für 2021 sehen ein Plus von 12 % Mitarbeitern vor. Die Freitextantworten zeigen auf, dass aus Sicht der Unternehmer vor allem fachintern erhebliches Potenzial besteht, die Grundlagen für eine gute Archäologie und eine höhere Wirtschafts- leistung der Unternehmen weiter zu verbessern. Schlüsselwörter – Archäologie; Arbeitsmarkt; Arbeitsmarktentwicklung; Branchenumsatz; Grabungsfirma; privatwirtschaftliche Archäolo- gie; COVID-19, Corona-Pandemie Title – Private sector archaeology in Germany on growth course despite pandemic – The DGUF Monitoring Report on private-sector archaeology 2020 in Germany Abstract – More respondents than in the previous year took part in the survey conducted in February 2021 among archaeology entrepre- neurs and self-employed persons in Germany about the 2020 business year. Methodologically, the similarity of important results to those of the previous year‘s survey and also to the DGUF survey ‚EvaBA‘ underlines the validity of the results. The entrepreneurs state that the corona pandemic has predominantly had a slightly negative impact on their sales, according to which their subjectively perceived corona- related ‚growth‘ would be minus 9 percent on average. In fact, however, the companies‘ employee numbers increased by an average of 6 % from 2019 to 2020, annual sales by at least 4 %, and annual sales per employee by approximately 6,645 Euro. In view of these figures, it is not surprising that the average sentiment of the entrepreneurs towards 2021 can be described as „good“. The personnel plans for 2021 envisage an increase of 12 % in the number of employees. The free-text answers show that, from the point of view of the entrepreneurs, there is considerable potential to further improve the basis for good archaeology and a higher economic performance of the companies, especially by measures of state and university archaeology. Key words – archaeology; employment market; employment market trend; sector turnover; excavation company; private-sector archaeo- logy; commercial archaeology; COVID-19 pandemic Einleitung tungen) zusammen, und dass in der Privatwirt- schaft unbefristete Anstellungen dominieren. Für das Jahr 2019 untersuchte die DGUF erstmals Nicht zuletzt erwies sich die privatwirtschaftliche mit einer anonymen Umfrage die privatwirt- Archäologie als ein wachsender Arbeitsmarkt. schaftliche Archäologie Deutschlands (Siegmund Wie seinerzeit angekündigt, hat die DGUF diese & Scherzler, 2019). Die Ergebnisse veränderten Umfrage im Frühjahr 2021 für das Wirtschaftsjahr den Blick auf diesen Sektor des Faches wesent- 2020 fortgeführt. lich. Das aus der Alltagskommunikation be- kannte niedrige Lohnniveau, das von Einzelnen allerdings immer wieder bestritten wird, wurde Durchführung der Umfrage, Beteiligung empirisch bestätigt. Diese Schätzungen wurden später durch die Umfrage EvaBA (Evaluation Für das Monitoring 2020 wurde der Vergleichbar- Beruf Archäologie) validiert und noch genauer keit halber der 2019er-Fragebogen zu Grunde ge- fassbar (Siegmund, Schauer & Scherzler, 2020). legt, jedoch an einigen wenigen Punkten präzisiert Neu zeigte der Monitoring-Report 2019 auf, dass und ergänzt. Die am 11. März seitens der WHO in der privatwirtschaftlichen Archäologie etwa als Pandemie eingeordnete COVID-19-Krankheit gleich viele Archäologinnen und Archäologen* führte ab Ende März 2020 in Deutschland zum arbeiten wie das Fachpersonal in der gesamten ersten Lockdown, was für viele Bürger auch mit staatlichen Archäologie (Bodendenkmalpflege, starken beruflichen und wirtschaftlichen Ein- Museen, Universitäten und Forschungseinrich- schränkungen verbunden war – weshalb der Fra- Eingereicht: 3. März 2021 Archäologische Informationen 43, 2020, 211-224 angenommen: 28. März 2021 CC BY 4.0 online publiziert: 31. März 2021 211 Weitere Aufsätze
Frank Siegmund & Diane Scherzler gebogen zusätzlich auch die Auswirkungen der kungen, während 13 % der Antwortenden sich Corona-Pandemie in der privatwirtschaftlichen als „stark“ und „sehr stark“ betroffen einordneten Archäologie untersucht hat. (Abb. 1). Büros/Berater/Dienstleister beantwor- Der Online-Fragebogen wurde erneut bei der teten diese Frage nicht. Plattform SoSci Survey (https://www.soscisur- vey.de/ [1.3.2021]) aufgesetzt und gehostet. Die Umfrage war vollständig anonym: Die Plattform Stärke der Corona- Anzahl Prozent sichert ab, dass die Befragenden über keinerlei Auswirkungen technische Möglichkeiten verfügen, die Identität praktisch keine 8 21 der Antwortenden zu ermitteln. Auf Basis eines kaum, nur ein 19 50 bei der DGUF gut gepflegten und weitgehend bisschen vollständigen Verteilers wurden am 26. Januar spürbar, etwas 6 16 insgesamt 220 Adressen erfolgreich angeschrie- stark 4 11 ben und zur Mitwirkung eingeladen. Die Um- sehr stark 1 3 frage endete am 22. Februar. Bei den Angeschrie- gesamt 38 100 benen handelt es sich um ca. 120 Grabungsfirmen und ca. 100 selbständige Büros, Berater und für Abb. 1 Einschätzung der Auswirkungen der Corona-Pandemie archäologische Aufgaben tätige Dienstleister – auf die privatwirtschaftliche Archäologie (n=38). wobei die exakte Zuordnung in einzelnen Fällen auf Basis insbes. der Webpräsenzen nicht immer eindeutig ist. Hinsichtlich der bei der Auswer- tung verwendeten statistischen Methoden ver- Die konkrete Frage nach der Einschätzung, wie weisen wir auf unseren Vorjahresbericht (Sieg- stark das corona-bedingte Plus oder Minus beim mund & Scherzler, 2019, 81). Jahresumsatz sei, wurde von 40 Teilnehmern be- Nach Aussortieren reiner Fragebogensich- antwortet. Der Mittelwert aller 29 Angaben aus tungen und allzu unvollständiger Fragebögen der Firmenarchäologie zusammengenommen ergaben sich 55 auswertbare Antworten (i.e. 25 % liegt bei einem Minus von 8,9 %, die 50 %-Spanne der Angeschriebenen), davon 39 von Grabungs- (innerhalb derer die Hälfte aller Angaben liegen) firmen und 16 von Büros, Beratern und Dienstlei- beträgt -12,5 bis 0 % (Abb. 2). Bei den 11 Selb- stern. Damit ist die Beteiligung der letztgenann- ständigen, die hierzu Angaben machten, liegt der ten gegenüber 2019 gleichgeblieben, während Mittelwert bei -11,4 % (50 %-Spanne -15,0 bis 0 %), die der Firmen gegenüber 2019 um 11 % wuchs. unterscheidet sich also praktisch nicht von den Die mittlere Zeit, die für die Beantwortung der Angaben der Firmen. Fragen verwendet wurde, lag bei 10,5 Minuten (50%-Spanne: 7 – 16 Minuten). Hinsichtlich der räumlichen Verteilung der Mitwirkenden ergab sich ein sehr ähnliches Bild wie im Jahr 2019 (Sieg- mund & Scherzler, 2019, 82 Abb. 2). Es gingen auswertbare Fragebögen von Grabungsfirmen in folgenden Häufigkeiten ein: 3 aus Baden-Würt temberg, 16 aus Bayern, 6 aus Brandenburg, 1 aus Hessen, 4 aus Niedersachsen, 9 aus Nordrhein- Westfalen und 2 von vorwiegend bundesweit tä- tigen Unternehmen. Auswirkungen der Corona-Pandemie Hinsichtlich der Corona-Pandemie wurde zu- nächst entlang einer fünfstufigen Skala um eine allgemeine Einschätzung gebeten: „Wie stark hat die Corona-Pandemie im Jahr 2020 Ihre Tätigkeit/Ih- ren Betrieb ökonomisch beeinflusst?“ Für insgesamt Abb. 2 Corona-bedingte Umsatzveränderung nach Einschätzung der Grabungsfirmen (n=29). 71 % aller Grabungsfirmen hatte die Pandemie keine oder nur geringe wirtschaftliche Auswir- 212
DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020 n Mittelwert Median 50 %-Spanne beiter, bei einer Spanne von 1 bis 80. Der Befund des Vorjahres, dass die überwiegende Mehrheit der Anstellungen in der Firmenarchäologie als Firmen 39 7,42 7,0 6,0 – 9,0 unbefristete und sozialversicherte Anstellungen Büros/ 16 6,00 6,0 5,0 – 6,0 erfolgen, wird bestätigt, wenn auch anteilig im Dienstleister Vergleich zu 2019 Verschiebungen zu konstatie- gesamt 55 7,02 7,0 6,0 – 8,5 ren sind (Abb. 4). Dabei ist der Unterschied 2020 zu 2019 statistisch hochsignifikant (Chi-Quadrat Abb. 3 Stimmung in der Wirtschaftsbranche Archäologie 36,804, sign.
Frank Siegmund & Diane Scherzler n Firmen n Mitarbeiter % Mitarbeiter Projektleiter u. -koordinatoren 25 52 7% Grabungsleiter / wiss. 32 188 25 % Mitarbeiter (Grabungs-) Techniker, techn. 35 162 22 % Mitarbeiter Facharbeiter 29 226 30 % Hilfskräfte, Grabungshelfer 26 124 16 % insgesamt 38 752 100 % Abb. 5 Anzahl der Mitarbeiter in Grabungsfirmen nach ihrer Funktion. Diese Information wurde in unserer Umfrage zum Jahr 2019 nicht erhoben. Mitarbeiter ausschieden.2 Daraus ergibt sich – planen, während der Stellenmarkt in Nordrhein- über alle Firmen hinweg – ein Wachstum der Westfalen voraussichtlich etwas schrumpft. Im Beschäftigtenzahl zwischen 2019 und 2020 von Großen und Ganzen sind diese Veränderungen 6 %. Damit ist das Stellen-Plus von 6,3% auch ähnlich zu jenen der Periode 2019 auf 2020 (Sieg- tatsächlich eingetreten, das aus dem in der Um- mund & Scherzler, 2019, 84 Abb. 6); insbesondere frage 2019 angegebenen, geplanten Wachstum in Baden-Württemberg, Bayern und Niedersach- der teilnehmenden Firmen für das Jahr 2020 sen wächst die Firmenarchäologie kontinuierlich, hervorging (Siegmund & Scherzler, 2019, 83) – während sie in NRW nach einem starken Wachs- die Vorausplanungen der Firmen erweisen sich tum von 2018 auf 2019 wieder schrumpft. also als wohlbedacht und zutreffend. Die Angaben zur Art des gesuchten Perso- Von den 34 Firmen, die bezüglich ihrer Wachs- nals sind in der Tabelle Abb. 7 zusammenge- tumspläne für das kommende (i.e. 2021) Jahr stellt. Daraus geht hervor, dass nahe entlang der Angaben machten, planen sieben Firmen keine Funktionsanteile im Mitarbeiterbestand (Abb. 5) Neueinstellungen und 29 Firmen keine Mitar- auch neue Mitarbeiter gesucht werden, wobei im beiter-Reduktion. In Richtung auf 2021 sind 111 Verhältnis besonders viele wiss. Grabungsleiter Neueinstellungen geplant und 14 Entlassungen, nachgefragt sind. Dass die absolute Zahl der d. h. netto ein Plus von 97 Mitarbeitern. Bezogen gesuchten Mitarbeiter in Abb. 7 etwa doppelt auf den Personalstand von 2020 bedeutet dies ein so hoch ist wie es gemäß der Personalplanung geplantes Wachstum des Arbeitsmarktes von 12 % angegeben wurde, dürfte anzeigen, dass einem im Jahr 2021 – doppelt so stark wie im Vorjahr. Die Teil – nämlich ca. der Hälfte – des erhofften Mit- Differenzierung der geplanten Personalentwick- arbeitergewinns bestehende Beschäftigungsver- lung nach Bundesländern geht aus Abb. 6 hervor. hältnisse gegenüberstehen, die durch Auslaufen Sie zeigt, dass vor allem die Firmen in Baden- von Verträgen, Kündigung oder Entlassung en- Württemberg und Bayern ein kräftiges Wachstum den werden. n Firmen Mitarbeiter 2020 geplante Veränderung in Prozent auf 2021 Baden-Württemberg 3 45 +8 +18 % Bayern 14 300 + 33 + 11 % Brandenburg 6 61 +1 +2% Niedersachsen 4 105 + 10 +9% Nordrhein-Westfalen 8 152 - 15 - 10 % Summe 38 798 + 47 +6% Abb. 6 Die von 2020 auf 2021 geplanten Personalentwicklungen bei den Grabungsfirmen, differenziert nach Bundesländern. Angeführt werden aus Gründen des Datenschutzes (d. h., damit auf keine Firma inhaltlich rückgeschlossen werden kann) nur Bundesländer mit mindestens 3 Angaben. Die Summe führt indes alle Angaben zusammen auf, d. h. enthält auch jene Bundesländer, aus denen nur wenige Antworten verfügbar sind. 214
DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020 n Firmen n Mitarbeiter % Mitarbeiter Hilfskräfte, Grabungshelfer 12 34 19 % Facharbeiter 17 47 26 % (Grabungs-) Techniker, techn. 23 42 23 % Mitarbeiter Grabungsleiter / wiss. 20 52 29 % Mitarbeiter Projektleiter u. -koordinatoren 2 3 2% andere 2 2 1% insgesamt 180 100 % Abb. 7 Angaben der Firmen zur Art des zusätzlichen Personalbedarfs in Richtung auf 2021. „Andere“ = 1x Anthropologie, 1x Dokumentationsassistent. Die Prozentzahl bezieht sich auf die Summe gesuchter Mitarbeiter insgesamt, gibt also die Anteile der Funktionsebenen an. Die Vorjahreszahlen findet man bei Siegmund & Scherzler, 2019, 84 Abb. 7. Wirtschaftsfaktor Firmenarchäologie Anders als 2019 haben wir genauer nach den Veränderungen des Jahresumsatzes gegenüber Im Jahr 2020 haben die 35 Grabungsfirmen, die dem Vorjahr gefragt. Von den 38 Firmen, die uns diesbezüglich Angaben machten, im arithme- dazu Angaben machten, war der Jahresumsatz in tischen Mittel einen Jahresumsatz von 1,1 Millio 2 Fällen konstant, in 12 Fällen ergab sich ein Mi- nen Euro erreicht; der Median liegt bei 520.000 nus gegenüber 2019 und in 24 Fällen ein Wachs- Euro, die 50 %-Spanne bei 300.000 bis 2 Millionen tum gegenüber 2019. Die 24 wachsenden Betriebe Euro. Bei 10 % der Firmen lag der Jahresumsatz verzeichnen im Mittel ein Wachstum von 42,9 % unter 200.000 Euro, bei 10 % der Firmen über 2,94 (Median 17,5 %, 50 %-Spanne 10 – 30 %), die 12 Millionen Euro. Das entspricht in etwa den Zah- schrumpfenden Betriebe im Mittel ein Minus von len des Jahres 2019 (Siegmund & Scherzler, 2019, 37,7 % (Median 22,5 %, 50 %-Spanne 10,8 – 50%). 84) und darf als Bestätigung der damals gewon- Verrechnet man die drei Mittelwerte anteilig mit- nenen Werte und auch der darauf basierenden einander, ergibt sich ein mittleres Umsatzwachs- Aussagen gesehen werden. Ähnlich wie zum Jahr tum der gesamten Branche von 2019 auf 2020 be- 2019 erweist sich die Firmenlandschaft auch im zogen auf den Jahresumsatz von 15,2 %; rechnet Jahr 2020 als sehr heterogen: Neun (nach Jahres- man defensiver über die Mediane, liegt das Ge- umsatz) große Firmen erreichen Umsätze von 2,0 samtwachstum bei immerhin noch 3,95 %. bis 3,8 Millionen Euro (Mittelwert 2,57 Millionen, 36 Firmen machten Angaben zur Anzahl der Median 2,2 Millionen Euro), während die 26 klei- pro Jahr durchgeführten Projekte, d. h. in sich neren und mittleren Firmen Jahresumsätze zwi- abgeschlossenen Aufträgen. Der Mittelwert liegt schen 20.000 und 1,6 Millionen Euro erreichen bei 43,5, der Median bei 30 (50 %-Spanne: 12 – (Mittelwert 591.000, Median 430.000 Euro). Für 64 Projekte). Das entspricht in etwa den Werten beide Gruppen, die sich bereits 2019 abzeichne- von 2019 (Siegmund & Scherzler, 2019, 85). Der ten, sind die Zentralwerte (Mittelwert und Medi- mittlere Umsatz pro Projekt liegt bei 41.250 Euro an) nahe an den Ergebnissen zum Jahr 2019. (Median 20.910 Euro, 50 %-Spanne 10.280 – 50.000 Über alle Firmen hinweg ergibt sich daraus ein Euro). Das Herunterbrechen dieser Angaben auf mittlerer Umsatz pro Mitarbeiter von 51.450 Euro Länderebene führt zu Zahlen, die absolut gesehen (Median 43.875 Euro, 50 %-Spanne 33.333 – 61.170 z.T. kräftig von den Ergebnissen des Jahres 2019 Euro). Dies sind im Vergleich zu 2019 (Siegmund abweichen (Abb. 8). Indes zeichnen sich die 2019 & Scherzler, 2019, 84 f.) und bezogen auf den konstatierten relativen Verhältnisse auch für 2020 Median 6.645 Euro Umsatz mehr pro Jahr und deutlich ab: In Baden-Württemberg und Nord Mitarbeiter – also eine Verbesserung der Ertrags- rhein-Westfalen werden Firmen offenbar mit lage und der Möglichkeit, die Mitarbeiter besser größeren Projekten beauftragt, während in Bran- bezahlen zu können, von 17,8 %! Doch sollte man denburg und neu auch in Niedersachsen Firmen zumindest die Zahlen für 2021 abwarten, bevor offensichtlich vorwiegend mit kleineren Projekten man hieraus einen umfassenden Trend zur Ver- betraut werden. Dieser stabile Trend lässt nach besserung der Wirtschafts- und Ertragslage in der unserer Deutung erkennen, in welchem Bundes- Branche abliest. land sich die staatliche Bodendenkmalpflege die umsatzstärkeren Verursachergrabungen selbst 215
Frank Siegmund & Diane Scherzler vorbehält – wobei natürlich der in jedem Bundes- Der jährliche Branchenumsatz liegt, orientiert land von Jahr zu Jahr schwankende, tatsächliche man sich am Median pro Firma, bei um 62,4 Mil- Projektanfall ebenfalls eine Rolle spielt. Während lionen Euro. Nimmt man ergänzend zu dieser „Kleinkram“ kontinuierlich anfällt, sind flächen- Punktschätzung die 50 %-Spanne des Umsatzes intensive Projekte wie z. B. lange Trassen oder pro Firma (300.000 – 2 Millionen Euro) als Grund- die Erschließung großer Gewerbegebiete stärker lage zur Ermittlung einer Unter- und Obergren- Konjunkturen unterworfen. ze, liegt der jährliche Branchenumsatz mit hoher Sicherheit über 36 Millionen Euro und ziemlich sicher unter 240 Millionen Euro. Bei allen Un- im Jahr 2020 zum Vergleich: 2019 terschieden im Detail ergeben unsere Hochrech- Baden- 62.625 133.000 nungen für 2020 sehr ähnliche Zahlen wie dieje- Württemberg nigen für 2019. Bayern 18.940 20.000 Brandenburg 10.000 7.800 Niedersachsen 8.420 21.000 In der Firmenarchäologie übliche Nordrhein- 30.770 85.000 Monatsgehälter Westfalen alle 20.910 37.230 In der Untersuchung EvaBA hatte die DGUF 2019 die im Fach berufstätigen Archäologinnen und Ar- Abb. 8 Umsatz in Euro pro durchgeführtem Projekt im Jahr chäologen in Deutschland nach ihrem Bruttomo- 2020. Angegeben ist der Median; Vergleichszahlen 2019 nach Siegmund & Scherzler, 2019, 85 Abb. 8. natsgehalt4 gefragt (Siegmund, Schauer & Scherz- ler, 2020). Für den Bereich der Firmenarchäologie ergaben sich folgende Mittelwerte (Median; ebd. Abb. 23): Grabungshelfer 1.780 Euro, Facharbei- Hochrechnungen Gesamtbranche ter 2.240 Euro, Grabungsleiter 2.825 Euro und Firmenarchäologie Projektleiter/Geschäftsführer 2.940 Euro, wobei diesen Werten jeweils zwischen 4 und 30 Umfra- Aus den Angaben der an der Umfrage teilneh- geteilnehmer zu Grunde liegen. Wie immer stellt menden Firmen seien in aller Kürze – wie schon sich die Frage der Repräsentativität dieser Zah- für 2019 – einige Zahlen für die Gesamtbranche len, weniger wegen der Teilnehmerzahl, sondern hochgerechnet (vgl. Siegmund & Scherzler, 2019, viel mehr wegen der Möglichkeit, dass vor allem 88). Von den insgesamt ca. 120 Grabungsfirmen Unzufriedene an einer solchen Umfrage teilneh- in Deutschland haben 38 (31,7 %) ihre Mitarbei- men könnten, d. h. die Kohorte verzerrt und nicht terzahlen und Umsätze offengelegt. Danach ar- repräsentativ sein könnte. Daher haben wir die beiteten auf Basis der Zahlen in Abb. 5 im Jahr diesjährige Umfrage bei den Grabungsfirmen 2020 in der Gesamtbranche Firmenarchäologie genutzt, die Ergebnisse von EvaBA gegenzuprü- etwa 2.520 Archäologen. Kalkuliert man vorsich- fen. Die Firmen waren gebeten, zu den üblichen tiger auf Basis des Medians der Mitarbeiterzahl Funktionsgruppen auf den Grabungen die bei pro Firma (14,5 Mitarbeiter), ergeben sich 1.740 ihnen übliche Gehaltsspanne der Arbeitnehmer- Beschäftigte. Das sind sehr ähnliche Werte wie bei Bruttomonatsgehälter anzugeben, d. h. von min- unserer Hochrechnung für 2019 (2.850 resp. 1.860 destens … Euro bis höchstens … Euro. Insgesamt Beschäftigte). Die (relativ geringen) Unterschiede 29 der 39 mitwirkenden Firmen (74 %) haben hier- von 2019 zu 2020 sollten angesichts der unver- zu Angaben gemacht. Das Ergebnis ist in der Ta- meidlichen Schätzfehler solcher Hochrechnungen belle Abb. 9 zusammengestellt, deren rechte Spal- nicht interpretiert werden, in ihrer Größenord- te als das schnell auffassbare, wenn auch etwas nung sind die Zahlen stabil. Daher kann die auf vereinfachte Ergebnis angesehen werden kann. Basis der 2019er-Zahlen ermittelte Relation zur Die Zahlen liegen sehr nahe an den Ergebnissen Anzahl der im staatlichen Dienst Beschäftigten von EvaBA, sie validieren die dort gewonnenen (Denkmalämter, Museen, Universitäten und For- Zahlen und bestätigen deren Repräsentativität. schungseinrichtungen: ca. 1.800-2.100 Archäolo- Bei den Grabungshelfern klaffen die Mittelwerte gen) fortgeschrieben werden: der Arbeitsmarkt der beiden Umfragen um 55 Euro/Monat ausei- der Firmenarchäologie ist mindestens gleich groß nander, bei den Grabungsleitern um 270 Euro/ wie jener des Fachpersonals der staatlichen Ar- Monat, wobei die Zahlen von EvaBA stets inner- chäologie, eher etwas größer – und er wächst.3 halb der hier ermittelten 50 %-Spanne der von/ bis-Angaben der Firmen liegen. 216
DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020 n von Median bis Median Mittelwert (50%-Spanne) (50%-Spanne) von/bis Hilfskräfte, Grabungshelfer 24 1.800 2.050 1.890 (1.600 – 1.900) (1.900 – 2.300) Facharbeiter 26 2.100 2.350 2.270 (1.915 – 2.265) (2.200 – 2.600) Grabungstechniker, techn. Mitarbeiter 29 2.500 2.800 2.645 (2.200 – 2.590) (2.600 – 3.000) Grabungsleiter, wiss. Mitarbeiter 29 3.000 3.350 3.140 (2.600 – 3.175) (3.030 – 3.650) Projektleiter /-koordinator 20 3.030 3.500 3.375 (2.850-3.475) (3.300 – 4.000) Abb. 9 Angaben der Firmen zu den derzeit üblichen Brutto-Monatsgehältern ihrer Mitarbeiter, gestaffelt nach Funktionsgruppen. Gefragt war die Angabe einer Spanne von/bis in Euro. n: Anzahl der Angaben; in den beiden Spalten „von/bis“ oben der Median aller Angaben, darunter in Klammern die 50%-Spanne der Angaben. Die rechte Spalte zeigt den Mittelwert des mittleren Werts der angegebenen von/ bis-Spannen an. Neben dem quellenkritischen Aspekt und der Ähnlich wie in EvaBA (Siegmund, Schauer & hier gewonnenen Kreuzvalidierung der EvaBA- Scherzler, 2020, Abb. 27) wollen wir versuchen, Zahlen ist auch das nahe Beieinanderliegen der die Frage der mittleren Arbeitnehmerbruttoge- aus den Angaben der unterschiedlichen Firmen hälter auf Ebene der Bundesländer zu verglei- hervorgehenden Mediane sowie der Unter- wie chen. Auch hier nehmen wir aus Gründen des Obergrenzen innerhalb der Firmen bemerkens- Datenschutzes und der Validität der Zahlen nur wert: Die Mediane liegen für die jeweiligen Kate- Bundesländer in die Tabelle auf, für die wir min- gorien um 250 bis 470 Euro auseinander, und die destens drei Angaben haben (Abb. 10). Für keine 50 %-Spannen der jeweiligen Daten liegen zumeist Funktionsgruppe sind die Unterschiede zwischen ca. 300 bis 400 Euro pro Monat auseinander. Letzt- den Bundesländern statistisch signifikant (Krus- lich bewegen sich die Gehälter in der Firmenar- kal-Wallis-H-Test). Im Gegenteil: mit Ausnahme chäologie offenbar innerhalb einer relativ sch- der Gruppe Hilfskräfte und Grabungshelfer lie- malen Bandbreite. Heißt: die unterschiedlichen gen die mittleren Gehälter ohne markantes West- Firmen zahlen im Grunde recht ähnliche Gehälter, Ost-Gefälle sehr eng beieinander – ein Befund, und die Gehaltsspannen innerhalb der einzelnen der sich bereits in EvaBA abzeichnete, wiewohl Funktionsgruppen (i.e. „Bewährungsaufstieg“) sind dort keines der ostdeutschen Bundesländer aus- eher klein.5 Zum Vergleich: im öffentlichen Dienst gewertet werden konnte. liegen beim TV-L 13 (Wissenschaftler) beispiels- weise die Eingangsstufe und die höchste Erfah- rungsstufe um ca. 1.800 Euro auseinander (Quelle: http://oeffentlicher-dienst.info/ [1.3.2021]). B.-W. Bayern BB Nds. NRW Hilfskräfte, 2.050 2.145 1.790 1.555 1.715 Grabungshelfer Facharbeiter 2.450 2.345 2.550 2.130 2.135 Grabungstechniker, techn. Mitarbeiter 2.735 2.685 2.405 2.610 2.755 Grabungsleiter, wiss. Mitarbeiter 3.060 3.185 3.190 3.090 3.235 Projektleiter 2.850 3.370 3.440 3.715 3.625 /-koordinator Abb. 10 Mittelwerte der Firmenangaben zum mittleren monatlichen Arbeitnehmerbruttogehalt, differenziert nach Bundesländern. Aufgenommen sind nur die Bundesländer, für die mindestens drei Angaben zur Verfügung standen. Alle Mittelwerte sind der Lesbarkeit halber jeweils auf den nächstliegenden 5-Euro-Wert gerundet. 217
Frank Siegmund & Diane Scherzler Selbständige Büros, Berater und Dienstleister Die Entwicklung des Personals in diesem Sektor von 2019 auf 2020 zeugt von Konstanz: Neben den Firmen haben sich 16 Büros, Bera- In einem Betrieb wurden 2 Mitarbeiter neu ein- ter oder Dienstleister, die vorwiegend im Wirt- gestellt, in einem Betrieb endeten die Tätigkeiten schaftsfeld Archäologie resp. für die Archäologie von 4 Mitarbeitern, während 11 Betriebe angeben, tätig sind, an der Umfrage beteiligt. Zur Verein- dass es keine Veränderungen der Personalstärke fachung nennen wir sie im Folgenden „Selbstän- gab. Im Hinblick auf 2021 ist in einem Fall eine dige“. Die Hälfte der Selbständigen gibt – wie Neueinstellung geplant, während 11 Betriebe schon in der Umfrage zum Jahr 2019 – an, vorwie- angeben, dass keine Vertrags-Beendigungen zu gend bundesweit tätig zu sein, die Übrigen ord- erwarten seien. Dass die wirtschaftlichen Erwar- nen sich jeweils einem Bundesland zu. In Summe tungen für das Jahr 2021 in diesem Sektor etwas stehen hinter diesen Betrieben 36 Mitarbeiter, d. h. verhaltener positiv sind als in der Firmenarchäo- jeder Betrieb steht im Mittel für 2,25 Mitarbeiter. logie, hatte sich oben in Abb. 3 gezeigt. Sie verfolgten im Jahr 2020 im Mittel (Median) Da dieser Sektor in recht heterogenen Feldern 14,5 Projekte und erreichten einen Jahresumsatz wirtschaftlich tätig ist und hier zugleich relativ von 80.000 Euro (Median), bei einer 50%-Spanne wenige Fragebögen beantwortet wurden, sollten von 40.000 bis 130.000 Euro. Verallgemeinerungen nur sehr vorsichtig vor- Von den 16 Betrieben geben 3 an, gegenüber genommen werden. Dennoch lassen die Zahlen 2019 keine wesentliche Veränderung ihres Jah- erkennen, dass dieser Bereich wirtschaftlich eine resumsatzes zu verzeichnen. Vier Betriebe haben gewisse Bedeutung hat und keinesfalls übersehen gegenüber 2019 ein Umsatz-Plus gemacht von werden sollte: Der bundesweite Jahresbranchen- im Mittel 19,5 %. Sieben Betriebe hingegen ver- umsatz kann hier grob auf 8 Millionen Euro hoch- melden ein Umsatz-Minus gegenüber 2019 von gerechnet werden, die Anzahl der hier Tätigen im Mittel 15,9 %. Der leichte Rückgang in diesem auf 225 Beschäftigte. Segment ist wohl zumindest z.T. mit der Corona- Pandemie verbunden. Denn drei Betriebe geben an, Corona-bedingt ein Umsatz-Plus gemacht Ein Blick in die Freitextantworten zu haben (im Mittel plus ca. 17 %), fünf Betriebe geben an, Corona-bedingt ein Umsatz-Minus zu Die Umfrage beinhaltete abschließend und wie verzeichnen, von im Mittel 35 %. schon bei der vorigen Befragung zwei Freitextfra- von den Unternehmern benannte, notwendige Anzahl % zum Vergleich: Report 2019 Verbesserungsfelder besseres Preis- und Gehaltsniveau 10 30 % 50 % mehr Planungssicherheit 6 18 % - bessere Ausschreibungen und Richtlinien, transparente u. 5 15 % 20 % anspruchsvolle Vergabeverfahren strengere Qualitätskontrolle seitens der Landesämter 4 12 % 7% weniger behördliche Bürokratie 4 12 % - mehr Wertschätzung durch „das Fach“ 3 9% - bessere, praxisorientiertere Ausbildung an Universitäten, bessere 3 9% 40 % Ausbildung insges. (anerkannte) Weiterbildungsangebote 2 6% - fachliche Debatte um Grabungsmethodik 2 6% - Billiganbieter und Dumping unter Grabungsfirmen beenden 1 3% 20 % bezahlte Auswertungsprojekte 1 3% - Aufnahmepflicht bei Kranken- u. Rentenkassen 1 3% - höhere wiss. Qualität von Ausgrabungen durch Firmen(-personal) 0 - 20 % Abb. 11 Versuch einer Kategorisierung und quantitativen Auszählung der Antworten auf die Freitextfrage 1: „Welche Verbesserungen wünschen Sie sich für die Geschäfts- und Arbeitsmarktentwicklung?“ Die Prozentwerte beziehen sich auf die Anzahl derer, die eine Freitextantwort eingebracht haben (n=33). Zum Vergleich die Werte aus der Umfrage zum Jahr 2019 (Siegmund & Scherzler, 2019, 87 Abb. 11). 218
DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020 gen (Wortlaut im Anhang), welche den Firmenin- jener Zahlen gewonnen, die sich via EvaBA aus habern die Möglichkeit gab, neben vorgegebenen der Befragung der Arbeitnehmer ergaben (Sieg- Kategorien und Zahlen auch andere ihnen wich- mund, Schauer & Scherzler, 2020). tige Botschaften weiterzugeben. 33 der 55 Umfra- Eine weit über das Methodische hinausge- geteilnehmer (60 %) nutzten diese Möglichkeit. hende Validierung liegt im Abgleich von Progno- Wie schon im Monitoring-Report 2019 wollen wir se und Wirklichkeit: Die Teilnehmer der 2019er- die Antworten im Anhang dieses Beitrags unge- Befragung gaben – über alle Firmen aufsummiert kürzt wiedergeben (wobei Grabungsfirmen und – an, für 2020 ein Personalwachstum von 6,3 % die anderen Tätigkeitsbereiche nicht getrennt zu planen. Die Befragung 2020 ergab, dass insge- wurden); hier versuchen wir, eine übergreifen- samt 6 % mehr Mitarbeiter als im Vorjahr beschäf- de Trendmeldung herauszuarbeiten (Abb. 11). tigt wurden – trotz der Corona-Pandemie! Damit Die für 2020 benannten wichtigsten Themen sind haben sich die Vorausplanungen der Firmen für das Preis- und Gehaltsniveau und bessere Aus- das kommende Geschäftsjahr als ausnehmend schreibungen/transparentere Vergabeverfahren. solide erwiesen. Vor diesem Hintergrund hat die Interessanterweise hat im Vergleich zu 2019 die Planung für 2021, über alle Firmen hinweg 12 % „Universitäts-Schelte“ deutlich abgenommen. mehr Mitarbeiter einstellen zu wollen, ein erheb- Wir empfehlen sehr, die Antworten auch im liches Gewicht und unterstreicht das derzeitige Wortlaut zu lesen. Denn sie sind unmittelbar re- Wachstum der Branche Grabungsarchäologie. levant für alle Mitarbeiter in Denkmalbehörden, Die Branche Grabungsarchäologie verzeich- das Lehrpersonal an Universitäten, für alle Stu- net – einzelne Firmen ausgenommen – keine dierenden und alle Mitarbeiter und Inhaber von großen wirtschaftlichen Effekte der Corona- Betrieben der privatwirtschaftlichen Archäologie. Pandemie. Der Jahresumsatz der Branche stieg um mind. 4 %, ev. sogar 15 %, die Mitarbeiter- zahlen um 6 %. Die Stimmung und Erwartungen Schlussfolgerungen für 2021 dürfen als „gut“ bezeichnet werden, die Firmen planen für 2021 ein Wachstum der Am DGUF-Monitoring privatwirtschaftliche Ar- Beschäftigtenzahlen von 12 %. Dabei erweisen chäologie 2020 haben sich vier Firmen mehr als sich Baden-Württemberg und Bayern derzeit im Vorjahr beteiligt, was einem Wachstum von als Wachstumsmärkte, während der Markt in 11 % entspricht und insgesamt einer Rücklauf- Nordrhein-Westfalen derzeit schrumpft. Eine quote von knapp einem Drittel aller Markteilneh- wichtige Kennzahl, der Umsatz pro Mitarbeiter, mer. Wie es scheint, haben wir uns mit der ersten ist gegenüber 2019 um 18 % gestiegen, d. h. der Runde „in der Szene“ das nötige Vertrauen erar- Spielraum für Unternehmensgewinne und hö- beitet, sodass nun mehr Betriebe bereit sind, der here Gehälter an die Mitarbeiter scheint deutlich DGUF und dem ganzen Fach ihr wertvolles Wis- gewachsen zu sein – doch sollten hier die Zahlen sen für diese Umfrage zu schenken. der kommenden Jahre abgewartet werden, bevor Einige wichtige Ergebnisse des 2020er-Monito- man diese Veränderung als echten Trend zum rings sind vor allem methodischer Natur: Ange- Besseren interpretiert. Insgesamt erweist sich die sichts von etwa 120 Grabungsfirmen in Deutsch- Firmenarchäologie in Deutschland – ein Bereich, land wird jede Umfrage mit dem Thema „kleine in dem gut die Hälfte aller berufstätigen Archäo- Zahlen“ konfrontiert, weshalb für die Auswertung logen beschäftigt sind – trotz aller Probleme und robuste statistische Kennzahlen und behutsames Verbesserungsnotwendigkeiten (siehe Freitex- Vorgehen und Formulieren notwendig sind – und tantworten) als stabil und wachsend. dennoch gewisse Unstetigkeiten kaum vermieden werden können, weil eben das zufällige Mitma- chen oder Nicht-Mitmachen bereits von wenigen Ausblick Marktteilnehmern das Gesamtbild deutlich beein- flussen könnte. Daher sehen wir es als ein erstes Es ist geplant, die Befragung 2021 zu wiederholen. wichtiges Ergebnis der 2020er-Befragung an, dass alle wichtigen Aussagen und Trends des Monito- ring-Reports 2019 bestätigt wurden. Sprich: unse- * Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text re Ergebnisse sind trotz der kleinen Zahlen valide durchgängig die männliche Form gewählt, doch und führen zu belastbaren Aussagen. Hinsichtlich alle Angaben beziehen sich auf Angehörige aller der Arbeitnehmer-Bruttogehälter haben wir hier Geschlechter. von der Arbeitgeberseite eine Kreuzvalidierung 219
Frank Siegmund & Diane Scherzler Literatur Anmerkungen Näth, F. (2020). Der Unterschied zwischen 1 Das in einer Freitextantwort vorgebrachte Monitum Einkommen und Auskommen: Eine Betrachtung von „Leider gehen Sie im Aufbau Ihres Fragebogens von Unterneh- Lohngestaltungen in der Archäologie (Arbeitspapiere men ohne Verwaltung aus“ ist berechtigt. Wir werden in der CIfA Deutschland 3). Archäologische Informationen, 43, geplanten Befragung für 2021 auch Verwaltungskräfte als Early View, online publiziert 3. Juli 2020. zusätzliche Funktionsgruppe berücksichtigen. Siegmund, F., Schauer, M. & Scherzler D. (2020). Löhne 2 Wie eine Freitextantwort richtigerweise moniert, haben und Gehälter in der deutschen Archäologie – Auswertung wir nach den Entlassungen gefragt und somit Mitarbeiter, der DGUF-Umfrage „Evaluation Beruf Archäologie“, deren Vertrag regulär auslief oder die von sich aus ge- kündigt haben, außen vorgelassen. Wir werden diese Un- 10.6.2019-31.10.2019 (EvaBA 2). DGUF-Preprint, schärfe bei der nächsten Umfrage korrigieren. Hier gehen online publiziert 28. Mai 2020. https://www. wir davon aus, dass die angegeben Zahlen alle Mitarbeiter dguf.de/fileadmin/user_upload/EvaBA/DGUF- umfassen, die den Betrieb verließen, entlassen wurden Dok_Preprint_EvaBA_2_Loehne-und-Gehaelter.pdf oder gekündigt haben. [1.3.2021]. 3 Aufmerksamen Lesern, denen auffällt, dass die Zahlen Siegmund, F. & Scherzler, D. (2019). Die derzeitige für unsere 2019er-Hochrechnung leicht größer sind als bei Wirtschaftslage in der privatwirtschaftlichen unserer 2020er-Hochrechnung, muss die Aussage „und er Archäologie Deutschlands – DGUF-Monitoring- wächst“ erläutert werden. Wie oben dargelegt, haben wir Report privatwirtschaftliche Archäologie 2019. von 34 Firmen exakte Angaben über die Veränderungen Archäologische Informationen, 42, 79-98. https:// ihrer Mitarbeiterzahl. Daraus ergibt sich ein Wachstum von plus 6 % von 2019 auf 2020 und ein geplantes Wachs- journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/ tum von 2020 auf 2021 um 12 %. Aus den detaillierten An- article/view/69349 [1.3.2021]. gaben zur Veränderung des Jahresumsatzes von 2019 auf 2020 ergibt sich ein Plus von mindestens 3,95 % (bis ev. max. 15,2 %). Daher sprechen wir von einem wachsenden Über die Autoren Arbeitsmarkt. Die Zahlen aus der Hochrechnung hinge- Frank Siegmund ist einer der beiden stellvertre- gen dienen der Abschätzung der Größenordnung der Be- schäftigtenzahl in der Gesamtbranche, sie sind notwendi- tenden Vorsitzenden der DGUF, Diane Scherzler gerweise weniger genau. Hier halten wir die Interpolation die Vorsitzende. Sie haben die hier ausgewertete aufgrund des Medians für eine konservative Schätzung, Befragung für die DGUF gemeinsam geplant, ge- die eher die Untergrenze des Intervalls signalisiert, in dem staltet, durchgeführt und ausgewertet. der „wahre Wert“ liegt; die Interpolation aufgrund des arithmetischen Mittels hingegen dürfte die Obergrenze jenes Intervalls anzeigen. Die sich ergebende Spanne zwi- schen beiden Zahlen von ca. 800-1.000 Beschäftigten ist zu PD Dr. Frank Siegmund & Diane Scherzler M.A. weit, um aus dem Vergleich der Hochrechnungen 2019 zu DGUF 2020 Veränderungen im Bereich weniger Prozente zuver- lässig beschreiben zu können. An der Lay 4 54578 Kerpen-Loogh 4 Wir sind uns des Unterschieds zwischen den Begriffen vorstand@dguf.de Gehalt und Lohn bewusst (siehe auch: Näth, 2020). Ange- sichts der Tatsache, dass mehr als zwei Drittel der in der https://orcid.org/0000-0002-0555-3451 Branche Firmenarchäologie Beschäftigen als Festangestell- te arbeiten, wählen wir hier den mehrheitlich angemes- https://orcid.org/0000-0002-7699-0528 seneren Begriff Gehalt. 5 Informationen aus Unternehmerkreisen entnehmen wir, dass die Unterschiede zwischen den Arbeitgebern vor allem in den Leistungen jenseits des Gehalts liegen, z. B. Urlaubstage, Fortbildungsangebote, Wegegeld, Übernach- tungspauschale, Firmenwagen, betriebliche Altersvorsor- ge etc., während die leichter verständlichen Gehaltszahlen unter dem Konkurrenzdruck um gute Mitarbeiter stark nivelliert sind. 220
DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020 Anhang Freitextfragen — Einhaltung des Wettbewerbsrechts, ein Ende von Wettbewerbsbeschränkung auf Basis von „Welche Verbesserungen wünschen Sie sich für unter der Hand weitergereichten Firmenlisten die Geschäfts- und Arbeitsmarktentwicklung?“: oder Absprachen in den Landesämtern. — Als baunaher Dienstleister geht es uns aktu- — Größeres Zeitfenster zwischen Angebotsan- ell gut. Für Kulturschaffende ist das eine her- frage und Maßnahmendurchführung. vorragende Situation. In Anbetracht der Lage — Höhere Preisgestaltung durch die Firmen bei bei Kommilitonen, die in der Museumspäda- Ausschreibungen und Freiangeboten. gogik, der Reisebranche und im allgemeinen — Höhere Stundensätze, mehr Aufträge. Kulturbetrieb untergekommen sind, ist Dank- — Ich hätte die Fragen nach den Bruttolöhnen barkeit und Demut angemessen. Trotzdem gern beantwortet, aber sie geht am Ziel vorbei. wünschen wir uns mehr Planungssicherheit Ich zahle auf der Basis von Stundensätzen und bei Corona-Verordnungen und mehr bezahlte nicht mit Pauschalen. Ihr hättet also alterna- Auswertungsprojekte. tiv die Stundensätze abfragen sollen und eine — Änderung des Vergabesystems bei Landes ehrliche Antwort bekommen. Bei mir starten ämtern/Behörden auf der Grundlage von Helfer mit 12, Zeichner mit 14, Techniker mit Fachwissen, nicht nach Kostenfaktoren, insbe- 16 und Grabungsleiter mit 18 Euro. Danach sondere bei fachbezogenen Dienstleistungen. geht es hoch bis über die TVO 13 hinaus, also — Angemessene Bezahlung unserer Dienstlei- derzeit bis 25 brutto. stung in Deutschland, bessere Planbarkeit. — Ich wünsche mir ein Ende des Preisdumpings. — Angemessene Honorare; Tarifvertrag für Es gibt immer noch genügend schwarze Scha- Angestellte in Fachfirmen; verbindliche und fe, die die Preise nach unten drücken. Wie überwachte Richtlinien der Bodendenkmal- man das auf ehrlich wirtschaftende Weise ma- pflege. chen kann, ist mir bis heute schleierhaft. Mit — Archäologe nach Studium anerkannter Beruf; vernünftigen Preisen könnte man sein Per- höhere Löhne; mehr Akzeptanz in der freien sonal wesentlich besser bezahlen. Für einen Wirtschaft. Handwerker und Bauarbeiter bekommt man — Berücksichtigung von Kriterien wie Einhal- einen besseren Stundenlohn als für einen Ar- tung von Arbeitssicherheitsvorschriften bei chäologen. Die Ausbildung der Archäologie- der Vergabe von Aufträgen. Deutlich besseres Studenten lässt zu wünschen übrig, wenn die Preisniveau, um angemessene Löhne bezahlen ihren Abschluss haben, kann man die meisten zu können. Wir wünschen uns, dass die Auf- nicht als Archäologe in einer Grabungsfirma träge nicht wegen Corona zurückgehen. anstellen, da die meisten nur auf Lehrgra- — Bessere Ausbildung und Arbeitsmoral der Ar- bungen waren, sich aber vorstellen, dass sie chäologie-Studenten/Absolventen. nach dem Studium erst mal viel Geld verdie- — Bitte weniger bürokratische und behördensei- nen. Zumeist darf man diese aber erst als Ar- tige Hemmnisse. Die Auflagen – denkmal- chäologe einsetzen, wenn sie mindesten ein rechtlich, fachlich, behördlich (auch nicht halbes oder ein Jahr als Grabungsleiter gear- denkmalspezifische) – werden immer mehr, beitet haben. Eine bessere Zusammenarbeit gleichzeitig wird das „freie“ Wirtschaften zwischen Universität und Grabungsfirmen durch immer mehr (auch teils sinnärmere) wäre daher wünschenswert. Anforderungen beschnitten. Anforderungen — Ich würde mir wünschen, dass von Seiten der nehmen also deutlich zu, doch der Umsatz Landesämter (hier konkret das BLfD in Ba- oder das Weitergeben der Kosten an den Kun- yern) keine Leistungsbeschreibungen an Auf- den kann nicht im gleichen Maße zunehmen. traggeber herausgebracht werden, die inhalt- — Dass die Behörden endlich mit den „Schwar- lich starke Fehler aufweisen, z. B. „Ablöse“ wie zen Schafen“ in der Branche aufräumen. Dies für einen Fußballer anstatt korrekt „Auslöse“. wird aber nicht geschehen, dafür sind die Inte- Oft stehen zwei Positionen im LV, Ablöse und ressen der Behörden an dieser Thematik nicht Auslöse. Ich habe festgestellt, dass die Ämter groß genug. Einen fairen Wettbewerb. Mehr in dieser Hinsicht beratungsresistent sind. Ich Kontrollen durch die Fachbehörden. würde mir außerdem wünschen, dass sie sich — Dass die Kollegen aufhören, sich gegenseitig in der Leistungsbeschreibung auf die fach- die Preise kaputt zu machen. liche Seite beschränken würden und die Aus- — Eine offensivere Bodendenkmalpflege, spe arbeitung der einzelnen Leistungspositionen ziell natürlich in Bayern. und der voraussichtlichen Mengenangaben 221
Frank Siegmund & Diane Scherzler den in dieser Hinsicht deutlich kompetente- haben wird. Investitionen in die Betriebsaus- ren Grabungsfirmen und Architekturbüros stattung. Weniger Papierkram! Es ist unglaub- zu überlassen. Häufig finden sich nämlich lich, wieviel Zeit und damit auch Geld für unverhältnismäßig hohe Mengenangaben für Buchhaltung, Steuern, Personal, etc. aufge- nachgeordnete wissenschaftliche Leistungen wendet werden muss. Noch dazu menschliche wie z. B. Anthropologen, Restauratoren, die oder maschinelle Fehler bei diversen Vorgän- vollumfänglich in die Bewertung des Ange- gen, deren Auflösung/Nachverfolgung wie- botes mit einbezogen werden und später in der Zeit und Nerven kosten. der Realität gar nicht benötigt werden. Dies — Stabile Auftragslage; weiterhin überwiegend hat in unserem Fall dazu geführt, dass wir mittelgroße und große Projekte und damit regelmäßig die Stundensätze etc. für z. B. ei- verbundener Planbarkeit; einen weiteren nen Geoarchäologen viel niedriger ansetzen, Grabungsleiter; neue, in der Doku-Abgabe als er uns kommen würde, wenn wir ihn als geschulte Mitarbeiter (bisher werden alle Mit- Subunternehmer beauftragen würden, um arbeiter im Haus geschult und es gibt keine konkurrenzfähig zu bleiben. Dies führt dann Mitarbeiter mit Expertise auf dem Arbeits- später natürlich dazu, dass wir in der Praxis markt); Rückkehr zahlreicher Mitarbeiter aus keinerlei Anstrengungen unternehmen, solche der Elternzeit (wir sind ein durchschnittlich Fachkräfte hinzu zu ziehen. Eine Ausnahme sehr junges Team mit aktuell 3 Vollzeitkräften bilden hier die LV der linearen Projekte, wo in Elternzeit). diese zusätzlichen wissenschaftlichen Kräfte — Stärkere Vernetzung, höhere Professionalisie- als Eventualpositionen gelistet sind und außer rung, weniger Ausschreibungen auf Stunden- der Wertung bleiben. Aber auch das ist keine honorarbasis. perfekte Lösung, weil hier natürlich die Ver- — Transparentere Ausschreibungsbedingungen suchung groß ist, Phantompreise einzusetzen insb. bei linearen Projekten in Bayern; ein- und Bodenproben, Geoarchäologen etc. auf heitliche Standards bei Doku-Kontrollen der Biegen und Brechen einzusetzen, um damit Dienststellen des BLfD (z. T. unterschiedlich die fehlende Rendite aus dem normalen Gra- innerhalb einer Dienststelle); tatsächlich nutz- bungsgeschäft zu erwirtschaften. bare und sinnvolle LVs und Angebotsvorla- — In einzelnen Themenbereichen sollen ver gen des BLfD. stärkt Weiterbildungsmöglichkeiten geschaf- — Verlässlichere Planungen seitens der Baufir- fen werden. men; Aufträge in anderen Bundesländern; hö- — Mehr Souveränität bei der Grabungsdoku- here Durchschnittssätze. mentation, es bedarf eines bundesweiten — Vom Arbeitsamt anerkannte Aus- und Fort- Koordinators, dem auch die Landesdenkma- bildungen für Mitarbeiter, da sich die Unis ja lämter wissenschaftlich unterstellt sind. weigern, für den Beruf auszubilden. — Mehr Wertschätzung für unsere Arbeit, mehr — Weniger Bürokratie und Formalismus bei den Personal in den Ämtern, sodass wir besser un- Aufsichtsbehörden. terstützt werden können. — Wieder Möglichkeiten, mit Gruppen Exkur — Preisdumping unter den Firmen stoppen, glei- sionen und Aktionen durchführen zu können. che Standards für alle in Bezug auf Sicherheit — Wir benötigen größere und besser ausgestat- (PSA, Versicherung) und Lohnniveaus. Faire tete Räumlichkeiten und eine verbesserte In- Behandlung der Mitarbeiter muss von Mit- frastruktur auch in Hinblick auf (optionales) arbeitern eingefordert werden, sich auf die Home-Office; geplant sind daher ein Umzug Firmenchefs zu verlassen ist naiv. Es wäre in eine neue Immobilie, weitere technische wünschenswert, wenn sich diese Erkenntnis Anschaffungen und der Aufbau einer firmen- durchsetzt und Archäolog*innen und Fach- eigenen Server- oder Cloud-Lösung. Also in- kräfte den Fachkräftemangel dazu nutzen, terne Verbesserungen... bessere Bedingungen einzufordern, statt sich — Wunschlos! Buddhist, meistens. ausnutzen zu lassen. — Reduzierung der Bürokratie; bessere Ausbil- „Was immer Sie uns gerne mitteilen möchten …“: dung an den Universitäten sowohl fachlich als — (1) Es gibt auch befristet und trotzdem voll auch problemorientiert. sozialversichert angestellte Mitarbeiter. Die- — Rücklagen bilden, Löhne anheben, allgemein se Abfrage kommt bei Ihnen nicht vor. (2) Sie die Firma auf sichere Füße stellen, dass auch sollten mit den erhobenen Daten Sozialversi- eine Pandemie keinerlei Auswirkungen mehr cherungsbetrug thematisieren, denn Anstel- 222
DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2020 lungen auf Werkvertragsbasis sind nur unter der dort lehrende Lehrstuhlinhaber: „Ach, Du engen Rahmenbedingungen zulässig, nicht schreibst etwas. Schade: Ich lese grundsätzlich aber für größere Ausgrabungen mit hierarchi- nichts von Mitarbeitern aus Grabungsfirmen“. schen Strukturen, festen Arbeitszeiten etc. Eine solche Haltung – besonders dann, wenn — Bleibt gesund!! sie auch noch an die Studierenden weitergege- — Die Angaben bei Eurer Umfrage sind nicht ben wird – ist unsachlich, nicht fair und für die unbedingt eindeutig. Z. B. bei Frage 4, die Un- weitere Entwicklung des Faches kontrapro- terscheidung zwischen unbefristet sozialver- duktiv. In den archäologischen Gremien – wie sicherungspflichtig angestellt und dem Rest z. B. bei den Treffen der Landesarchäologen ergibt für mich wenig Sinn. Ich kann schließ- – müsste auch ein Vertreter der Grabungsfir- lich auch einen Studenten befristet sozialver- men einen Platz bekommen, um einen solchen sicherungspflichtig anstellen, ich kann aber Unsinn zu unterbinden und um die Interessen auch den Studenten per Werkvertrag, kurzfri- der Grabungsfirmen für eine sachliche Be- stig beschäftigt oder als Minijobber anstellen. schäftigung mit den Themen „archäologische Auch bei Frage 6, wenn die Verträge auslaufen Wissenschaft“ und „Archäologie als Beruf“ zu oder der Mitarbeiter kündigt, habe ich ihn am vertreten und zu gewährleisten. Ende nicht entlassen, er ist aber dennoch nicht — Kurze Anmerkung: Bei den „Hilfskräften“ han- mehr in der Firma, dafür gibt es kein Feld, da- delt es sich um AZUBIs (tarifliche Vergütung) her spiegelt das nicht wider, wieviel Personal und Vorpraktikant*innen (1.950 Euro/Monat) ich mehr oder weniger habe als im Vorjahr. für das Studium der Restaurierung. — Die selbständigen Kulturunternehmer sollten — Leider gehen Sie im Aufbau Ihres Fragebo- mehr Druck auf die Kranken- und Renten- gens von Unternehmen ohne Verwaltung aus. kassen einerseits zu ihrer Aufnahmepflicht, — Wir wünschen uns Umfragen, die auch Be- andererseits für eine bessere Regelung der reiche der Arbeitssicherheit und Ausgaben Beitragszahlungsmodi entwickeln. Hierfür be- hierfür, Schulungen und Arbeitsplatzsicher- darf es eines Lobbyträgers. heit einbeziehen. — Gute Arbeit, weiter so! — Mit der EvaBA liefert ihr belastbare und zitier- — Ihr macht das gut. fähige Daten, vielen Dank dafür! Es ist ein sehr — Immer wieder konnten wir festzustellen, dass wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu besseren die grabungstechnische Methodik nur selten Arbeitsbedingungen./Verständnishalber au- hinterfragt und diskutiert wird. Vielmehr ßerdem noch ein Nachtrag zu den Zahlen aus erscheint Grabungs- und Dokumentations- dem Jahr 2020 aus meiner Firma: die Stelle des technik als eine konservative Glaubensfrage, Projektleiters wirkt so gering bezahlt, weil sie welche durch einzelne Vorreiter stellenweise mit mir als Firmenchef besetzt ist und die Aus- durchbrochen wird. Nach unserer Erfahrung zahlung an mich selbst geringer ausfällt als an findet in der Breite jedoch keine kritische Aus- viele meiner Mitarbeiter. Das ist aber ein Trug- einandersetzung mit unseren datengebenden bild, weil sehr viele anderweitige Kosten auf Verfahren im Fach statt. Wir würden uns die Firma umgelegt wurden, die man da the- wünschen, dass sich auch für die operative oretisch mit reinrechnen müsste. Dazu gehö- Archäologie ein etwas regerer Diskurs entfal- ren z. B. Krankenversicherung, Dienstwagen, ten würde, um Durchführung, Anwendung Diensthandy, Dienstlaptop etc./Die bei mir und Umsetzung von Dokumentationstech- angegebene Zahl sollte man also keinesfalls in niken kritisch zu hinterfragen. Gerne auch eine Statistik zur Bezahlung von Projektleitern über die Ebene der Firmenarchäologie hinaus, und Firmenchefs mit aufnehmen. Grob über- als fachliche Fragestellung, welche uns eine schlagen läge mein Bruttogehalt als Firmen- Schnittmenge zu den rein wissenschaftlichen chef aktuell bei etwa 3.300 Euro/Monat, also Institutionen und den denkmalpflegerischen sehr nahe an dem, was bei mir ein Grabungs- Einrichtungen bietet. Dies würde zudem evtl. leiter verdient. die Möglichkeit eröffnen, fachinterne Fort- — Tolle Arbeit! Weiter so! und Weiterbildungsmaßnahmen zu etablie- — Viele archäologische Fachfirmen arbeiten als ren, welche derzeit aus unserer Sicht in der „eierlegende Wollmilchsau“ am Anschlag, um archäologischen, nicht-institutionellen Berufs- genügend Umsatz zu generieren. Neben den welt gänzlich fehlen. allgemein üblichen Unwägbarkeiten (Wahr- — Jüngst (Frühjahr 2019) sagte mir während ei- scheinlichkeit des Auftragserhalts, gesamt- ner Tagung in ### [redaktionell geschwärzt] wirtschaftliche Entwicklung der Baubranche) 223
Frank Siegmund & Diane Scherzler betreffen uns auch noch ganz klar drei weitere Unsicherheiten für eine solide Geschäftspla- nung: a) Ist überhaupt Archäologie in einem denkmalrechtlich beauflagten Bauvorhaben? – und wenn, ja wie viel? b) Bekommt man überhaupt den Auftrag über eine Grabung nach dem erfolgten Bodenabtrag mit positiver Befundlage, oder wird dieser Folgeauftrag anderweitig vergeben?, c) Wie viele schlech- te Monate/Wochen aufgrund der Witterung (Frost, Schneefall, Regen, Wintermonate) hat man zu meistern, die man mit den „guten“ restlichen Monaten rausreißen muss? Generell muss eine Grabungsfirma mit zahlreichen un- bekannten Variablen gerade im Vorfeld solide rechnen und wirtschaften. „Awareness raising“ für dieses schwierige Betätigungsfeld der Gra- bungsfirmen wäre bitter nötig. — Wir wünschen uns mehr Unterstützung für die Grabungsfirmen von Seiten der DGUF, ist aber schon viel besser geworden! 224
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