Hochbau-prognose 2021 - Abgeschwächtes Wachstum 31. Mai 2021 - Haufe

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Hochbau-prognose 2021 - Abgeschwächtes Wachstum 31. Mai 2021 - Haufe
Hochbau-
prognose
2021
Abgeschwächtes Wachstum

31. Mai 2021
Hochbau-prognose 2021 - Abgeschwächtes Wachstum 31. Mai 2021 - Haufe
Einleitung

                             Inhalt                                                                  Abgeschwächtes
                             Rückblick 2019/2020:
                                                                                                     Wachstum
                             Der Hochbau wächst deutlich entschleunigt                          4

                             Der Hochbau 2021–2023:
                             Schnelle Erholung nach kurzzeitig negativem Effekt in 2021         8    Aufgrund der großen Unsicherheit zu Beginn der
                             Entwicklung der einzelnen Marktsegmente im Hochbau                      COVID-19-Pandemie haben wir uns im vergangenen
                             Wohnungsbau                                                        18   Jahr kurzfristig dagegen entschieden, die Hochbau-
                             Nichtwohnungsbau                                                   30   prognose 2020 zu veröffentlichen. Wohl wissend,
                             Bautrends:                                                              dass Prognosen nach wie vor mit großer Unsicherheit
                             Veränderte Markt- und Kundenumgebung für Akteure des Baugewerbes   37   behaftet sind, haben wir in diesem Jahr jedoch auf der
                                                                                                     Basis verfügbarer Marktinformationen und unserer
                                                                                                     Branchenexpertise die Hochbauprognose 2021 erstellt.

                                                                                                     COVID-19 ist auch an der Hochbau-        Mietrenditen, Kapazitätsengpässe, der
                                                                                                     branche nicht spurlos vorübergegan-      zunehmende Mangel an Bauland und in
                                                                                                     gen. Dennoch sind die Vorzeichen trotz   der Folge steigende Baukosten.
                                                                                                     eines kurzfristigen Dämpfers weiter
                                                                                                                                              Die Erholung des von COVID-19 härter
                                                                                                     positiv und zeigen mittelfristig auf
                                                                                                                                              getroffenen Nichtwohnungsbaus wird
                                                                                                     Wachstum, wenn auch auf leicht
                                                                                                                                              hingegen langsamer vonstattengehen.
                                                                                                     niedrigerem Niveau als vor COVID-19.
                                                                                                                                              Kurzfristig werden im Wirtschaftsbau
                                                                                                     Der nach wie vor von starker Nachfrage   nur bei ausgewählten Segmenten wie
                                                                                                     in den Ballungsgebieten geprägte         Logistikimmobilien sowie im öffentli-
                                                                                                     Wohnungsneubau sollte in den             chen Bau zunehmende Bauaktivitäten
                                                                                                     kommenden Jahren weiter zentraler        erwartet. Insbesondere im Einzelhandel
                                                                                                     Treiber der positiven Marktentwicklung   und teilweise auch im Bereich Hotels
                                                                                                     bleiben. Staatliche Regulierung und      und Gaststätten ist hingegen auch
                                                                                                     Fördermaßnahmen im Rahmen der            längerfristig mit verminderter Bau-
                                                                                                     Klimaziele sowie die steigende Anzahl    aktivität zu rechnen.
                                                                                                     Immobilienverkäufe mit nachgelagerten
                                                                                                                                              Für die Akteure im Hochbau gibt es
                                                                                                     Sanierungsmaßnahmen sorgen darüber
                                                                                                                                              insgesamt also Anlass für vorsichtigen
                                                                                                     hinaus im Renovierungsvolumen
                                                                                                                                              Optimismus, auch wenn das Jahr 2021
                                                                                                     weiterhin für Wachstum.
                                                                                                                                              weiter von wirtschaftlicher Unsicher-
                                                                                                     Hauptgründe für die leichte Entschleu-   heit geprägt sein wird und sich eine
                                                                                                     nigung des Wachstums im Vergleich zu     Rückkehr des Wachstums auf Vorkrisen-
                                                                                                     den Jahren vor COVID-19 sind sinkende    niveau vorerst nicht abzeichnet.

2   | Hochbauprognose 2021                                                                                                                                    Hochbauprognose 2021 |   3
Hochbau-prognose 2021 - Abgeschwächtes Wachstum 31. Mai 2021 - Haufe
Rückblick 2019/2020                                                                                                                                 Rückblick 2019/2020

Hochbau ist auch im Jahr                                                                                                                            Wohnungsbau und öffentliche
2020 weiter gewachsen,                                                                                                                              Hand haben 2020 für moderates
wenn auch deutlich langsamer                                                                                                                        Wachstum gesorgt

Auch im Pandemie-Jahr 2020 hat sich der Wachstumskurs        Hochbauvolumen, 2015–2020HR1 Mrd. €                                                    Der Hochbau hat auch im Krisenjahr 2020 wie schon in      Hochbauvolumen, 2020HR vs. 2019
der Hochbaubranche – wenn auch mit verminderter              (konstante Preise von 2005)                                                            den vergangenen Jahren vom weiterhin guten Wachstum       (% reales Wachstum)
Geschwindigkeit im Vergleich zu den Vorjahren fortgesetzt.                                                                                          im Wohnungsbau profitiert. Während es im privaten
                                                                                                                     4,5 %          1,1 %
Ein wichtiger Treiber neben dem anhaltenden Wachstum                                                  2,5 %                                         Wohnungsbau positive Vorzeichen insbesondere in der
                                                                                       2,5 %                                                                                                                  Privater Wohnungsbau (Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern)
im privaten Wohnungsbau war insbesondere die weiterhin                  3,5 %                                                                       Renovierung gab, hat der gewerbliche Wohnungsbau im
positive Entwicklung im Geschossbau, insbesondere                                                                            246,8          249,5   Neubau trotz des inzwischen sehr hohen Niveaus mit
                                                                                                          236,2                                                                                                                                            2,3 %
                                                                                           230,4
im Neubau. Neben dem nach wie vor erheblichen                   217,2
                                                                            224,9                                                                   +3,0 % nochmals zugelegt. Renovierungsarbeiten im
                                                                                                                                                                                                                                                   1,5 %
Wohnungsdefizit hat die anhaltend hohe Nachfrage nach                                                                                               Geschosswohnungsbereich blieben auf 2019er-Niveau,
                                                                                                                                                                                                                                                            2,5 %
Wohnraum in Ballungszentren ebenso wie die deutlich                                                                                                 sind aber durch einen geringeren Wohnungswechsel und
gestiegene Nachfrage nach Wohnraum im regionalen Umfeld                                                                                             eine einsetzende Zurückhaltung der Investoren aufgrund
von Großstädten trotz COVID–19 zu weiterem Wachstum                                                                                                 von Mietausfallbefürchtungen nicht weiter gewachsen.
                                                                                                                                                                                                              Gewerblicher Wohnungsbau (Geschosswohnungsbau)
beigetragen. Die immer noch sehr niedrigen Zinsen, die
                                                                                                                                                    Im Nichtwohnungsbau wurde 2020 eine negative
steigenden Reallöhne und eine höhere Sparquote privater
                                                                                                                                                    Entwicklung von –1,5 % verzeichnet, die den positiven                                             1,9 %
Haushalte haben für den Wohnungsbau trotz der allgemein
                                                                                                                                                    Wachstumstrend der letzten Jahre unterbrochen hat.                                                             3,0 %
angespannten wirtschaftlichen Lage positive Impulse
                                                                                                                                                    Auslöser hierfür war ein deutlicher Rückgang im
gegeben.                                                                                                                                                                                                                                      0,0 %
                                                                                                                                                    Wirtschaftsbau, sowohl im Neubau (–3,5 %) als auch in
Auch im öffentlichen Bau hat sich der Wachstumstrend                                                                                                der Renovierung (–2,5 %). Im öffentlichen Bau hat sich
der vergangenen Jahre sowohl im Neubau als auch in der           2015           2016           2017           2018           2019       2020HR      die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortge-    Wirtschaftsbau
Renovierung fortgesetzt. Auch wenn Kommunen 2020                                                                                                    setzt, unter anderem weil eine Vielzahl von Bauvorhaben
teils erhebliche Steuereinbußen hinnehmen mussten, half      HR=Hochrechnung                                                                        bereits vor dem Einsetzen der COVID-19-Pandemie               –3,1 %
                                                             1. Abweichende Zahlen zu vorherigen EY-Parthenon-Hochbauprognosen
unter anderem die Unterstützung aus dem Konjunkturpaket      sind ggf. rückwirkenden Zahlenkorrekturen der Quelldaten geschuldet                    projektiert war und wie geplant durchgeführt wurde.       –3,5 %
der Bundesregierung zu investieren und den vorhandenen       Quelle: DIW; Statistisches Bundesamt; EY-Parthenon-Marktmodell                         Damit verzeichnete die öffentliche Hand ein Wachstum
                                                                                                                                                                                                                       –2,5 %
Investitionsstau weiter abzubauen.                                                                                                                  von +4,9 % und war das am schnellsten wachsende
                                                                                                                                                    Segment im vergangenen Jahr.
                                                             Im Gegensatz dazu hat sich der Wirtschaftsbau rückläufig                                                                                         Öffentlicher Bau
                                                             entwickelt – auch wenn das Minus am Ende des Jahres
                                                             weniger drastisch ausgefallen ist (–3,1 %), als unterjährig                                                                                                                                                          4,9 %
                                                             zunächst zu erwarten gewesen wäre. Während viele
                                                                                                                                                                                                                                                                               4,5 %
                                                             Segmente wie der Einzelhandel oder das Hotel- und
                                                                                                                                                                                                                                                                                       5,5 %
                                                             Gaststättengewerbe stark von den pandemiebedingten
        Nachfrage nach Wohn-                                 Lockdowns betroffen waren, haben nur sehr wenige (u. a.

        raum in Ballungszentren                              Logistik) von der aktuellen Krise profitiert. Entsprechend
                                                             gering fiel der Wille zu Investitionen in größere Neubau-
                                                                                                                                                                                                              — — Gesamt      — — Neubau     — — Renovierung

        und regionalem Umfeld                                oder Renovierungsmaßnahmen aus.                                                                                                                  HR=Hochrechnung
                                                                                                                                                                                                              Quelle: DIW; Statistisches Bundesamt; EY-Parthenon-Marktmodell
        weiter sehr hoch

4   | Hochbauprognose 2021                                                                                                                                                                                                                                     Hochbauprognose 2021 |      5
Hochbau-prognose 2021 - Abgeschwächtes Wachstum 31. Mai 2021 - Haufe
Rückblick 2019/2020

Auch 2020 stiegen die
                                                                                                                                                                       Baupreise für Neubauten
Baupreise stärker als die                                                                                                                                              verteuern sich um 1,5 % und
Inflation                                                                                                                                                              liegen weiterhin über der
                                                                                                                                                                       Inflationsrate von 0,5 % –
                                                                                                                                                                       allerdings Preisrückgang im
                                                                                                                                                                       dritten Quartal erkennbar

Vor dem Hintergrund steigender Nachfrage und knapper                              strengere ordnungsrechtliche Vorgaben und gestiegene
Kapazitäten haben sich die Baupreise seit 2014 zunehmend                          Qualitätsansprüche das Kostenniveau. Dazu gehören zum
von den allgemeinen Verbraucherpreisen abgesetzt. Die                             Beispiel Maßnahmen für Schallschutz, Barrierefreiheit, der
allgemeine Inflation von teilweise deutlich unter 2 % wurde mit                   Einbau von Aufzügen und Tiefgaragen sowie eine verstärkte
Preissteigerungen im Baugewerbe von zwischenzeitlich 4 % in                       Wärmedämmung und kommunale Auflagen. Nach einer Studie
den letzten Jahren deutlich übertroffen. Auch 2020 konnte                         der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE)
diese Bewegung beobachtet werden, auch wenn der Zuwachs                           führten allein die stufenweise verschärften Auflagen der
mit +1,7 % spürbar geringer als im Vorjahr (über 3 %) ausfiel                     Energieeinsparverordnung (EnEV) zwischen den Jahren 2000
und damit einer deutlich niedrigeren Inflationsrate folgte                        und 2017 zu 19 % höheren Baukosten.
(+0,5 % im Jahr 2020 gegenüber +1,4 % im Vorjahr).
                                                                                  Angesichts des weiterhin bestehenden Kapazitätsengpasses
Die tatsächlichen Kostensteigerungen für Neubauten                                im Handwerk und bei Bauunternehmen rechnen wir auch im
werden durch diesen Wert jedoch nur teilweise abgebildet                          kommenden Jahr mit einer erneuten Preissteigerung, die
– sie dürften noch einmal höher ausfallen. Neben direkten                         allerdings die hohen Wachstumsraten vergangener Jahre
Preiseffekten aus teureren Baumaterialien oder höheren                            unterschreiten wird.
Sätzen für Handwerker und Dienstleister treiben auch

Baupreise inklusive Umsatzsteuer, 2012–2020, Index ø Q1 2012=100 (pro Quartal)                                                        Durchschnittliche
                                                                                                                                      Preissteigerung 2020
126 %                                                                                                      Start des ersten
                                                                                                           Corona-Lockdowns,
124 %                                                                                                      temporäre

122 %
                                                                                                           Mehrwertsteuer-
                                                                                                           absenkung                    1,5 %
                                                                                               ø 2020
120 %
                                                                                    ø 2019     123,6 %
118 %                                                                               121,7 %

116 %                                                                                          Durchschnittliche Preissteige-
                                                                                               rung im Vergleich zum Vorjahr
                                                                                                                                                      1,6 %
114 %                                                                                          trotz Abschwung in Q3/2020
112 %                                                                                                                               1,5 %
110 %                                                                                                                                                0,5 %
108 %
                                                                                               ø 2020
106 %                                                                               ø 2019     109,1 %
                                                                                    108,6 %
104 %
102 %                                                                                                                                      2,2 %
100 %
    98 %

           Q1 Q3   Q1 Q3   Q1 Q3      Q1 Q3      Q1 Q3      Q1 Q3      Q1 Q3      Q1 Q3       Q1 Q3
            2012    2013    2014       2015       2016       2017       2018       2019        2020

— — Wohnungsbau1       — — Nichtwohnungsbau – Büro1     — — Nichtwohnungsbau – Industrie1     — — Verbraucherpreisindex         — — Renovierungen2    — — Inflation3

1. Neubau, konventionelle Bauart; 2. Instandhaltung von Mehrfamilienwohngebäuden, ohne Schönheitsreparaturen; 3. Basiert auf dem Verbraucherpreisindex
Quelle: Statistisches Bundesamt; EY-Parthenon-Analyse

6     | Hochbauprognose 2021                                                                                                                                                               Hochbauprognose 2021 |   7
Hochbau-prognose 2021 - Abgeschwächtes Wachstum 31. Mai 2021 - Haufe
Der Hochbau 2021—2023                                                                                                                              Der Hochbau 2021—2023

Angespannte wirtschaftliche                                                                                                                        Wir erwarten, dass der Hochbau
Situation 2020                                                                                                                                     nach kurzer Stagnation im Jahr 2021
                                                                                                                                                   ab 2022 wieder leicht wachsen wird

                                                              Einflussfaktoren Wirtschaftsbau: Geschäftsklima1,                                    Reale Entwicklung des Hochbauvolumens1 und des BIP in Deutschland, 2011–2023P
                                                              Investitionen und Unsicherheit in Deutschland
                                                                                                                                                      4,0 %
                                                              Geschäftserwartungen2 (Saldo zwischen positiven und                                                                                                                                                              3,5 %

                                                              negativen Einschätzungen, saisonbereinigt)                                                                                                                      2,5 %
                                                                                                                                                                                                                                                                                            2,6 %
                                                                                                                                                                                          2,2 %                   2,2 %
                                                                                                                                                                                                      1,7 %
                                                                                                                                                                                                                                          1,5 %                                                       1,0 %
                                                              15                                            — — Gewerbliche Wirtschaft                            0,6 %
                                                                                                                                                                                                                                                      0,6 %
                                                                                                                                                                              0,5 %
                                                              10

                                                                5
                                                                                                                                                      5,0 %       -0,2 %                  1,6 %       0,4 %       3,5 %       2,5 %       2,5 %       4,5 %            1,1 %   0,1 %        1,4 %     1,5 %
                                                                0   ————————————————————————————————————————————————————————————————————————————                              -0,6 %
                                                                                                                                                      2011        2012        2013        2014        2015        2016        2017         2018       2019        2020HR       2021P       2022P      2032P
                                                               -5

                                                              -10
                                                                                                                                                   — — BIP-Entwicklung
                                                              -15                                                                                  — — Hochbauvolumen, Veränderung zu Vorjahr
                                                                                                                                                                                                                                                              -5,1 %
                                                                     Dez. Jun. Dez.          Jun. Dez.       Jun. Dez.       Jun. Dez.             HR = Hochrechnung; P = Prognose
                                                                     2016   2017               2018            2019            2020                1. Abweichende Zahlen zu vorherigen EY-Parthenon-Hochbauprognosen sind ggf. rückwirkenden Zahlenkorrekturen der Quelldaten geschuldet
                                                                                                                                                   Quelle: DIW; Marketline; Statistisches Bundesamt; EY-Parthenon-Marktmodell

                                                              Wirtschaftliche Unsicherheit (erhobener Index)

Die COVID-Pandemie hat die deutsche Wirtschaft 2020 stark     360 —————————————————————————————————————————————————————————————————————————————    Für die kommenden Jahre bis 2023 erwarten wir weiterhin ein                        Aus dem öffentlichen Bereich werden nach wie vor positive
getroffen; die allgemeinen Geschäftserwartungen waren Mitte   320 —————————————————————————————————————————————————————————————————————————————    reales Wachstum der Hochbaubranche. Dieses wird allerdings                         Impulse durch den abzuarbeitenden Investitionsstau
2020 sehr gering. Jedoch haben sich die Erwartungen der                                                                                            voraussichtlich mit geringerer Geschwindigkeit als vor der                         erwartet. Die Investitionen der vergangenen Jahre haben
                                                              280 —————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2020 spürbar erholt.                                                                                        Krise stattfinden. Mit Blick auf das aktuelle Jahr erwarten                        trotz ihrer Höhe die zu tätigenden Abschreibungen auf
                                                              240 —————————————————————————————————————————————————————————————————————————————    wir eine weitgehende Stagnation auf Vorjahresniveau, bevor das                     Bestandsimmobilien nicht ausgeglichen, was auf eine
Für 2021 wird wieder mit einer klaren Erholung des Wirt-
                                                              200 —————————————————————————————————————————————————————————————————————————————    unterbrochene Wachstum ab 2022 langsam wieder zunimmt.                             mögliche weitere Zunahme der Bauaktivitäten hindeutet.
schaftswachstums gerechnet, was auch für die Bauwirtschaft
                                                                                                                                                                                                                                      Fördermaßnahmen zur Stützung der Kommunen in der
positive Impulse bedeutet. Allerdings nimmt die wirtschaft-   160 —————————————————————————————————————————————————————————————————————————————    Im Wohnungsbau tritt nach dem Boom der letzten Jahre zwar
                                                                                                                                                                                                                                      Corona-Krise (z. B. Kommunaler Solidarpakt 2020) wurden
liche Unsicherheit stark zu.                                  120 —————————————————————————————————————————————————————————————————————————————    eine allmähliche Abflachung ein – ein moderates Wachstum ist
                                                                                                                                                                                                                                      auf den Weg gebracht. Der Wirtschaftsbau hingegen wird sich
                                                                                                                                                   aber dennoch auch in den kommenden Jahren zu erwarten.
Die globalen Lieferketten sind durch die Pandemie gestört      80                                                                                                                                                                     aufgrund der von Unsicherheit geprägten wirtschaftlichen
                                                                                                                                                   Hier wird die voranschreitende Ausweitung der städtischen
und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie er-               2012               2014              2016              2018             2020                                                                                          Situation zunächst verhaltener entwickeln.
                                                                                                                                                   Einzugsgebiete ins Umland ein wesentlicher Treiber sein. Im
schweren einen uneingeschränkten internationalen Güter-
                                                              1. Geschäftserwartungen = Beurteilung des nächsten halben Jahres                     Neubau wirken die immer noch sehr niedrigen Zinsen positiv,                        Insgesamt muss allerdings festgehalten werden, dass die
fluss. Dies könnte langfristig im Nichtwohnungsbau für eine   2. Marginale Unterschiede im zeitlichen Verlauf zur Vorjahrespublikation
                                                                                                                                                   während bei der Renovierung in den kommenden Jahren das                            Marktprognose aufgrund der derzeitigen gesundheitlichen
Steigerung der Nachfrage im deutschen Immobilienmarkt         aufgrund von ständigen Saisonbereinigungen
                                                              Quelle: DIW; Ifo Institut; Statistisches Bundesamt; Economic Policy Uncertainly;     Thema Green Deal stimulierend wirken wird. Vorschriften                            und wirtschaftlichen Situation mit einer überdurchschnittlich
führen. Auch sind übergreifende Nachhaltigkeitsaspekte und    EY-Parthenon-Analyse
                                                                                                                                                   und Fördermaßnahmen zur nachhaltigen Gebäudesanierung                              hohen Unsicherheit behaftet ist.
die fortschreitende Digitalisierung Wachstumstreiber, die
                                                                                                                                                   werden nicht nur positiv auf den Wohnungsbau einwirken,
sich sowohl im Wohnungsbau als auch im Nichtwohnungsbau
                                                                                                                                                   sondern alle Segmente der Baubranche einschließen.
bemerkbar machen werden.

8   | Hochbauprognose 2021                                                                                                                                                                                                                                                             Hochbauprognose 2021 |   9
Hochbau-prognose 2021 - Abgeschwächtes Wachstum 31. Mai 2021 - Haufe
Der Hochbau 2021—2023                                                                                                                                          Der Hochbau 2021—2023

COVID–19-Krise hat die                                                                                                                                         Wachstum kommt wieder
Gesamtentwicklung im                                                                                                                                           stärker aus Renovierungs-
Hochbau nicht stark gebremst                                                                                                                                   maßnahmen

                                                              Entwicklung Gesamtwirtschaft (BIP real1) vs. Hochbau, Ein-                                       Bis 2023 prognostizieren wir ein durchschnittliches reales                         Suburbanisierung sowie zusätzlichen Impulsen aus der Politik
                                                              fluss von Wirtschaftskrisen, Veränderung gegenüber Vorjahr                                       Wachstum des Hochbaumarktes von +1,0 % p. a., wobei                                geprägt ist. Dem gegenüber stehen allerdings insbesondere
                                                                                                                                                               die erwartete Steigerung von Jahr zu Jahr leicht zunimmt                           sinkende Mietrenditen, verminderter Zuzug aus dem
                                                                                    Hochbau reagiert langsamer
                                                                                    als BIP und Wirtschaftskrise
                                                                                                                                                               (+1,5 % erwartetes Wachstum 2023). Für das laufende                                Ausland, Kapazitätsengpässe, der Mangel an Bauland
                                                                                                                                    3,9 %
                                                                                    „schlägt nicht voll durch“       4,2 %
                                                                                                                                    5,0 %
                                                                                                                                                               Jahr 2021 erwarten wir einen kurzfristigen Rückgang des                            und in der Folge steigende Baukosten zunehmend negativ
                                                                                                                     3,4 %                                     Wachstums auf 0,1 %, getrieben insbesondere durch eine                             gegenüber. Aus diesem Zusammenspiel ist eine leicht
                                                                                         1,0 %                                                                 Reduzierung des Neubauvolumens infolge der Pandemie.                               positive Entwicklung mit +0,7 % Wachstum p. a. zu erwarten.
                                                                                         1,5 %
                                                              Finanzkrise                                                                                      Während die Entwicklung in den Vorjahren gleichermaßen
                                                              2008/2009                                -2,0 %                                                                                                                                     Aufgrund der langfristig etwas sinkenden Dynamik im
                                                                                                                                                               von Neubau und Renovierung getrieben wurde, sehen wir
                                                                                                                                                                                                                                                  Neubau und des vorhandenen Sanierungsbedarfs im
                                                                                                                                                               inzwischen zunehmend eine Verschiebung zugunsten der
                                                                                                                          Baumaßnahmen werden                                                                                                     deutschen Immobilienbestand wird eine leichte Verlagerung
                                                                                                                          partiell verschoben und führen       Renovierungen.
                                                                                                                          zu überproportional starkem                                                                                             von Neubauvorhaben hin zu Renovierungen erwartet.
                                                                                                                          „Comeback“ in Folgeperioden
                                                                                                 -5,7 %                                                        Das Neubaugeschäft profitiert nach wie vor von einem                               Somit prognostizieren wir für das Renovierungssegment
                                                                                         2008          2009           2010          2011                       Umfeld, das von günstigen Finanzierungskonditionen,                                eine jährliche Steigerung von +1,2 %, auch hier jedoch mit
                                                                                                                                                               angestiegenem Realeinkommen, weiter bestehendem                                    abschwächender Tendenz auf hohem Niveau.
                                                              Staatliche Konjunkturmaßnahmen

                                                              • breites Maßnahmenpaket der Bundesregierung mit Konjunkturpaket I & II
                                                                                                                                                               Wohnraummangel in Ballungszentren und zunehmender
                                                                (z. B. Steuerentlastungen, Kurzarbeitergeld, Finanzierungsunterstützung, Investitionspakete)
Auf lange Sicht folgt der Hochbau typischerweise leicht       • insgesamt Bereitstellung von finanziellen Mitteln von über 80 Mrd. €
zeitversetzt der Entwicklung der Gesamtwirtschaft. In den     • davon über 17 Mrd. € Investitionsunterstützung für die Bauwirtschaft
                                                                (z. B. Sanierung von Schulen und Hochschulen, Verkehrswegen und öffentlichen Gebäuden)
letzten Wirtschaftskrisen hat er sich allerdings als recht
                                                                                                                                                               Hochbauvolumen nach Neubau und Renovierung1 (prozentualer Anteil),
robust präsentiert, unter anderem aufgrund staatlicher
                                                                                                                                                               2016–2023P (Mrd. €) (konstante Preise von 2005)
Konjunkturprogramme und des hohen Renovierungsanteils,                                   4,5 %
                                                                                                                     3,5 %         1,4 %
der stabilisierend wirkt.                                                                                                          2,6 %                       — — Neubau     — — Renovierung                                                                    CAGR2      CAGR2
                                                                                                                                                                                                                                +1,4 %        +1,5 %
                                                                                                                                                                                                                     +0,1 %                                      2016 –   2020HR –
Während und nach der Finanzkrise 2008/2009, die zu            COVID-19-                                1,1 %                                                                                                                                                    2020HR     2020HR
                                                                                                                     0,1 %
massiven Verschiebungen an den Weltmärkten und einer          Pandemie
                                                                                                                                                                                                                                      253,2        257,1        +2,6 %     +1,0 %
                                                                                                                                                                                                    246,8      249,5       249,6
globalen Rezession führte, war dieser Effekt zu beobachten.                              0,6 %                                                                               230,4      236,2
                                                                                                                       COIVID-Einflüsse auf den Hochbau           224,8
Die negative wirtschaftliche Entwicklung 2009 schlug nur                                                               2021 mit stärkerer Auswirkung
                                                                                                                                                                                                                                                       100,0
                                                                                                                       als 2020 – eine rasche Erholung                                                97,8       98,1       97,0          98,5                  +2,1 %     +0,7 %
in Teilen auf den Hochbau durch, der sich äußerst schnell                                                              bei Wirtschaftsstabilisierung ist           90,4        93,0       95,2
                                                                                                                                                                                                     39,6 %     39,3 %     38,8 %        38,9 %        38,9 %
                                                                                                 -5,1 %                aber zu erwarten                                       40,4 %     40,3 %
erholte.                                                                                                                                                          40,2 %

                                                                                         2010         2020HR         2021P         2022P
Seit Anfang 2020 breitet sich das COVID–19-Virus
weltweit rasant aus und der erste Lockdown im Frühjahr        Staatliche Konjunkturmaßnahmen
                                                                                                                                                                                                     134,4      134,4      134,4         154,7         157,1
                                                                                                                                                                                                                                                                +3,0 %     +1,2 %
2020 resultierte in einem historischen Rückgang des           • Konjunkturpaket in Höhe von 130 Mrd. € zur Stabilisierung der Wirtschaft während                  134,4       137,4      141,0
                                                                                                                                                                                                     60,4 %     60,7 %     61,2 %        61,1 %        61,1 %
                                                                der Corona-Krise                                                                                  59,8 %      59,6 %     59,7 %
Bruttoinlandproduktes im 2. Quartal um –9,8 %. Trotz einer    • Ausfall der Gewerbesteuer der Kommunen – wichtigste öffentliche Auftraggeber der
                                                                Bauwirtschaft – wird vom Staat mit ca. 6 Mrd. € kompensiert
deutlichen Erholung im Sommer wurde im Gesamtjahr ein         • Deckelung der Sozialabgaben sowie Bereitstellung von Überbrückungshilfen zur
negatives Wirtschaftswachstum von –5,1 % gegenüber dem          Unterstützung des Mittelstands

Vorjahr verzeichnet. Der konkrete Einfluss auf den Hochbau                                                                                                        2016        2017       2018       2019       2020HR      2021P       2022P       2023P
war jedoch – abgesehen vom Wirtschaftsbau – eher begrenzt;    — — BIP       — — Hochbau           HR = Hochrechnung; P = Prognose

die Nachfrage in den übrigen Segmenten blieb hoch.            1. Nach einer Revision der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in 2019                          HR = Hochrechnung; P = Prognose
                                                              ab 1991 veränderte Datengrundlage                                                                1. Abweichende Zahlen zu vorherigen EY-Parthenon-Hochbauprognosen sind ggf. rückwirkenden Zahlenkorrekturen der
                                                              Quelle: DIW; Marketline; Statistisches Bundesamt; Deutsche Bundesbank;                           Quelldaten geschuldet; 2. CAGR = durchschnittliches jährliches Wachstum
                                                              Handelsblatt; Sueddeutsche; Bundesregierung; EY-Parthenon-Marktmodell;                           Quelle: DIW; EY-Parthenon-Marktmodell
                                                              EY-Parthenon-Analyse

10 | Hochbauprognose 2021                                                                                                                                                                                                                                                              Hochbauprognose 2021 | 11
Hochbau-prognose 2021 - Abgeschwächtes Wachstum 31. Mai 2021 - Haufe
Der Hochbau 2021—2023                                                                                                                   Der Hochbau 2021—2023

Alle großen Segmente                                                                                                                    Auftragsbücher der
wachsen moderat                                                                                                                         Bauwirtschaft sind auch während
                                                                                                                                        der Pandemie weiter gut gefüllt

Für die einzelnen Segmente des Hochbaus erwarten wir                                                                                                                                                              Die Baubranche blickt hinsichtlich ihrer Auftragsbestände auf
in den kommenden Jahren eine gemäßigt positive, aber                                                                                                                                                              eine insgesamt positive Bilanz 2020 zurück und konnte einen
unterschiedlich ausgeprägte Wachstumsdynamik.                                                                                                                                                                     Anstieg in allen Segmenten und Quartalen (mit Ausnahme
                                                                                                                                                                                                                  Q2 im Wohnungsbau) verzeichnen. Obwohl ein Abschwung
Für den gewerblichen (Geschoss-)Wohnungsbau erwarten
                                                                                                                                                                                                                  nach einem sehr starken ersten Quartal stattfand, waren die
wir einen Zuwachs um 1,6 % im laufenden Jahr und
                                                                                                                                                                                                                  Bestände insgesamt ca. 4 % höher als im Vorjahr und resul-
durchschnittlich um 1,7 % im Prognosezeitraum. Das größte
                                                                                                                                                                                                                  tierten in einer Reichweite abzuarbeitender Aufträge von ca.
Segment, der private Wohnungsbau, verliert aber mit
                                                                                                                                                                                                                  4 Monaten. Die zu Jahresanfang noch starken Auftragsbe-
+1,2 % in diesem Jahr und erwarteten +1,0 % p. a. bis 2023
                                                                                                                                                                                                                  stände im Wirtschaftsbau haben im Laufe des Jahres Corona-
weiterhin leicht an Wachstumskraft. Damit setzt sich der
                                                                                                                                                                                                                  bedingt deutlich abgenommen, während der öffentliche Bau
                                                                                                                                                                                                                  gerade im zweiten Halbjahr nochmals kräftig zugelegt hat.

Hochbauvolumen nach Segmenten,                                                                                                                                                                                    Dagegen zeigten die Auftragseingänge ein uneinheitlicheres
2020HR–2023P (Mrd. €) (konstante Preise von 2005)                                                                                                                                                                 Bild, welches in einem realen Rückgang um 2,5 % resultierte.
                                                                                                                                                                                                                  Hierbei schlug ein negatives Wachstum von –9,1 % im Wirt-
 — — Privater Wohnungsbau3
 — — Gewerblicher Wohnungsbau2
                                                                                                                                                                                                                  schaftsbau zu Buche und trieb den Gesamtrückgang, obwohl
 — — Nichtwohngunsbau1                              Wachstum    CAGR4
                                                                                                                                                                                                                  der Wohnungsbau mit +4,7 % und der öffentliche Bau mit
                                      257,1
                                                    2020HR –   2020HR –                                                                                                                                           +1,1 % noch einmal – trotz der sehr starken letzten Jahre –
   249,5      249,6       253,2                      2021P      2023P
                                                                          abgeschwächte Trend der vergangenen Jahre weiter fort.        Einflussfaktoren Hochbau: Auftragsbestände                                im Vergleich zu 2019 zugelegt haben.
                                                     -2,9 %     +0,6 %    Die insgesamt positive Entwicklung der Bautätigkeit wird      und Auftragseingänge, 2020 vs. 2019
                           73,6        75,4
    74,1        71,9                                                      sowohl von Renovierungen, die mehr als drei Viertel des       (reales Wachstum gegenüber dem Vorjahr)
                                                                          Hochbauvolumens im privaten Sektor ausmachen, als auch
                                                     +1,6 %     +1,7 %    von Neubautätigkeiten getragen.                                                         Auftragsbestände                                Auftragseingänge
                38,4       39,0        39,8
    37,8
                                                                          Ein negatives Vorzeichen erwarten wir hingegen für 2021                                     7,6 %
                                                                                                                                                                                  2,5 %       3,2 %       1,2 %      1,6 %               1,2 %
                                                                          im Nichtwohnungsbau (–2,9 %). Die durch die COVID-19-         Gesamter Hochbau
                                                                          Pandemie stark beeinträchtigte Konjunktur führt zu einer                                                                                                                -0,2 %      -2,5 %
                                                                                                                                                                                                                               -12,0 %
                                                     +1,2 %     +1,0 %    Zurückhaltung im Wirtschaftsbau (insbesondere für große
   137,6       139,3       140,6       142,0
                                                                                                                                                                                                                     7,2 %                        10,4 %
                                                                          Projekte). Eine der wenigen positiven Ausnahmen im                                          4,3 %                               3,9 %                          6,5 %                 4,7 %
                                                                                                                                        Wohnungsbau                                           1,4 %
                                                                          Wirtschaftsbau stellt das Logistiksegment dar, getrieben                                                -1,4 %
                                                                                                                                                                                                                               -5,4 %
                                                                          beispielsweise durch den gestiegenen Onlinehandel. Eine
                                                                                                                                                                     10,3 %
                                                                          Trendwende für weite Teile der Branche – vor allem bei                                                  5,0 %       6,3 %
                                                                                                                                                                                                          0,1 %
 2020HR       2021P       2022P       2023P                                                                                             Wirtschaftsbau
                                                                          Industrieimmobilien – erwarten wir erst ab 2022. Positiv                                                                                   -2,6 %              -2,5 %
HR = Hochrechnung; P = Prognose                                           stabilisierend wirkt schon heute der öffentliche Bau, wo                                                                                                                -9,6 %      -9,1 %
1. Beinhaltet Wirtschaftsbau und öffentlichen Bau;                        in den letzten Jahren beschlossene Investitionspakete                                                                                                -20,5 %
2. Entspricht Geschosswohnungsbau; 3. Entspricht Bau von Ein- und                                                                                                                                         9,3 %
Zweifamilienhäusern; 4. CAGR = durchschnittliches jährliches Wachstum     inzwischen ihre Wirkung entfalten und für Belebung sorgen –                                 4,0 %       0,6 %
                                                                                                                                                                                              6,8 %                                      5,4 %    4,6 %        1,1 %
                                                                                                                                        Öffentlicher Bau
Quelle: DIW; Statistisches Bundesamt; EY-Parthenon-Marktmodell            zudem wird der immer noch erhebliche Investitionsstau die
                                                                                                                                                                                                                     -3,0 %    -2,6 %
                                                                          öffentliche Hand zu weiteren Bautätigkeiten motivieren.
                                                                          Insgesamt rechnen wir für den Nichtwohnungsbau mit einem                                     Q1          Q2          Q3           Q4         Q1        Q2       Q3       Q4       Gesamtjahr

                                                                          Wachstum um 0,6 % p. a. im Prognosezeitraum.                  Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie; EY-Parthenon-Analyse

12 | Hochbauprognose 2021                                                                                                                                                                                                                                  Hochbauprognose 2021 | 13
Hochbau-prognose 2021 - Abgeschwächtes Wachstum 31. Mai 2021 - Haufe
Der Hochbau 2021—2023                                                                                                                                Der Hochbau 2021—2023

Wachstum bei                                                                                                                                         Renovierungsvolumen im
Baugenehmigungen                                                                                                                                     Wohnungs- und Nichtwohnungsbau
weiter stark                                                                                                                                         steigt kontinuierlich

Der bereits in den vergangenen Jahren verzeichnete                Baugenehmigungen, 2015—20201 (Mrd. €) veranschlagte                                Im Wohnungsbau bleibt der Renovierungsanteil ähnlich wie   Renovierungsvolumen und Renovierungsanteil
Aufwärtstrend beim Volumen der genehmigten Bauvorhaben            Kosten des Bauwerks im Neubau (nicht preisbereinigt)                               in den letzten Jahren hoch, aber nunmehr stagnierend im    nach Segmenten in Deutschland1, 2016—2023P (Mrd. €)
setzte sich auch im Jahr 2020 fort. Dafür verantwortlich                                                                                             Verhältnis zum Neubau.                                     (konstante Preise von 2005)
ist vor allem das anhaltend hohe Niveau bei der Anzahl der        Privater Wohnungsbau2                                                              Das Renovierungsgeschäft profitiert unter anderem von
erteilten Baugenehmigungen.
                                                                                                                               +10,8%                einer Zunahme an Immobilienverkäufen und nachgelagerten    Renovierungsvolumen (Mrd. €, Preise von 2005)
                                                                                                        4,7%
Anders als in den Vorjahren hat die erwartete Bautätigkeit                                                                                           Sanierungsmaßnahmen und nicht zuletzt von den                                                                        +1,2%
                                                                                                                                                                                                                                     +3,4%
im Privatwohnungsbau wieder deutlich zugelegt – ein                                27,3                         27,7    29,4            32,5         Maßnahmen im Rahmen des Klimapakets.
                                                                      25,8                       27,1                                                                                                                                                   120,9     122,3     123,8     125,3
Anstieg der erteilten Baugenehmigungen führte zu einem                                                                                                                                                                    108,2      111,6    118,3
                                                                                                                                                                                                                105,7
                                                                                                                                                     So wurden zum 1. Januar 2020 beispielsweise die Förder-
Gesamtwachstum von +10,8 %.
                                                                                                                                                     sätze der bestehenden KfW-Programme um 10 % erhöht,
Moderater war die Aktivität im Geschosswohnungsbau,                  2015         2016          2017           2018    2019            2020          und eine steuerliche Förderung energetischer Gebäude-
dessen Wachstum durch einen Rückgang bei den Baugeneh-                                                                                               sanierung ist nun auch bei Einzelmaßnahmen möglich. Auf
                                                                                                                                                                                                                 2016      2017      2018     2019     2020HR     2021P     2022P     2023P
migungen unterhalb der Preissteigerungsrate im Bausektor          Gewerblicher Wohnungsbau3                                                          den Austausch von Ölheizungen gegen klimafreundlichere
lag; allerdings ist die Zahl im längeren Zeitvergleich nach wie                                                                +3,8%                 Heizsysteme wird außerdem seit 2020 eine Förderquote in                         +1,0%                                +1,4%
                                                                                                        9,4%
vor hoch. Auch im Wirtschaftsbau ließ sich eine schwächere                                                                                           Höhe von bis zu 45 % gewährt.
                                                                                                                                                                                                                 29,3      29,2      29,4      30,7                30,3      30,9     31,8
Entwicklung durch eine geringere Anzahl genehmigter                                                                                                                                                                                                      30,5
                                                                                   23,6         23,7            25,7    27,6            28,7         Im Nichtwohnungsbau ist der Renovierungsanteil
Neubauten verzeichnen. Das dennoch leichte Wachstum der               18,3
                                                                                                                                                     ebenfalls weitgehend stabil. Der geringere Anteil des
Baugenehmigungen trotz gesunkener Auftragseingänge im                                                                                                                                                            2016      2017      2018     2019     2020HR     2021P     2022P     2023P
                                                                                                                                                     Renovierungsgeschäfts im Nichtwohnungsbau ist auf
Wirtschaftsbau lässt sich damit erklären, dass nicht aus jeder       2015         2016          2017           2018    2019            2020          längere Zyklen bei der Gebäudesanierung zurückzuführen.
Baugenehmigung unmittelbar eine Bauaktivität resultiert.
Es kann also als Indikator für einen temporären und nicht                                                                                            Insgesamt erwarten wir in den nächsten Jahren eine         Renovierungsanteil (in %, Preise von 2005)
                                                                  Wirtschaftsbau
langfristigen Rückgang gedeutet werden.                                                                                                              leicht steigende Nachfrage nach Renovierungsleistungen.
                                                                                                                               +2,1%                                                                                              +0,5%-Punkte                       0,0%-Punkte
                                                                                                        8,3%

                                                                                                                                                                                                                 68,5      68,0      68,1      68,9      68,9      68,8      68,9     68,9
                                                                                                                27,5    29,1            29,8
                                                                      19,9         23,8         24,4

                                                                                                                                                            Das Renovierungsvolumen
                                                                     2015         2016          2017           2018    2019            2020
                                                                                                                                                            im Wohnungsbau steigt                                2016      2017      2018     2019     2020HR     2021P     2022P     2023P

                                                                  Öffentlicher Bau                                                                          leicht an und treibt den                                              -0,4%-Punkte                       -0,1%-Punkte

                                                                                                        13,2%
                                                                                                                               +8,7%
                                                                                                                                                            Gesamtmarkt                                          41,5      40,9      40,7      40,9      41,1      42,2      42,0     42,2

                                                                       4,5           5,3                        6,3      7,6            8,3
                                                                                                 5,4
                                                                                                                                                                                                                 2016      2017      2018     2019     2020HR     2021P     2022P     2023P
                                                                     2015         2016          2017           2018    2019            2020

                                                                  — — Wohnungsbau          — — Nichtwohnungsbau                                                                                                 — — Wohnungsbau      — Nichtwohnungsbau

                                                                  1. 2019 basierend auf monatlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes; November                                                              HR = Hochrechnung; P = Prognose
                                                                  und Dezember auf Basis von Vorjahresdaten hochgerechnet; 2. Entspricht Ein-                                                                   1. Abweichende Zahlen zu vorherigen EY-Parthenon-Hochbauprognosen
                                                                  und Zweifamilienhäusern; 3. Entspricht Geschosswohnungen und Wohnheimen                                                                       sind ggf. rückwirkenden Zahlenkorrekturen der Quelldaten geschuldet
                                                                  Quelle: Statistisches Bundesamt; EY-Parthenon-Analyse                                                                                         Quelle: DIW; EY-Parthenon-Marktmodell

14 | Hochbauprognose 2021                                                                                                                                                                                                                                       Hochbauprognose 2021 | 15
Hochbau-prognose 2021 - Abgeschwächtes Wachstum 31. Mai 2021 - Haufe
Der Hochbau 2021—2023                                                                                                                                                       Der Hochbau 2021—2023

Der Kapazitätsausbau                                                                                                                                                        Kapazitätszuwachs schafft
schreitet langsam voran                                                                                                                                                     begrenzten Spielraum für
                                                                                                                                                                            Wachstum

                                                                                                                  Der Bestand der abzuarbeitenden                           Obwohl an vielen Stellen über Kapazitätsengpässe geklagt                           Zusätzliche Reserven zur Ausweitung der Kapazitäten liegen
                                                                                                                  Aufträge sowie die Kapazitätsauslas-                      wird und die Anzahl offener Stellen für Fachkräfte im Hoch-                        in einer Steigerung der Produktivität. Modulare Fertigungs-
                                                                                                                  tung blieben 2020 auf Rekordniveau.                       bau laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen                        techniken, optimierte Arbeitsabläufe und effizientere Pla-
                                                                                                                  Die Reichweite des Auftragsbestands                       Wirtschaft seit Pandemiebeginn im März bis Dezember 2020                           nungsprozesse (z. B. durch eine verstärkte Digitalisierung)
                                                                                                                  hält sich seit langer Zeit auf z. T. deut-                um 26,5 % gestiegen ist, gelingt es der Bauwirtschaft nach                         bringen die traditionell bei Produktivitätszuwächsen eher
                                                                                                                  lich über 4 Monaten und die Kapazitäts-                   wie vor, ihre Kapazitäten auszubauen. Sie schafft damit                            träge Bauwirtschaft voran.
                                                                                                                  auslastung liegt auf einem Niveau, das                    Spielraum für weiteres Wachstum angesichts der anhaltend
                                                                                                                  sehr nahe am natürlichen Maximum                          hohen Nachfrage nach Bauleistungen. Eine wichtige Rolle
                                                                                                                  liegt. Die bauausführenden Unter-                         spielen dabei unter anderem Anwerbungen aus dem Ausland:
                                                                                                                  nehmen operieren dementsprechend                          Einen Teil des Personalbedarfs decken inzwischen Arbeit-
                                                                                                                  weiterhin an der Auslastungsgrenze.                       nehmer aus anderen EU-Staaten sowie entsandte Arbeit-
                                                                                                                                                                            nehmer – also Personen, die als Angestellte ausländischer
                                                                                                                                                                            Baufirmen in Projekten in Deutschland eingesetzt werden.

                                                                                                                                                                            Theoretisches Kapazitätspotenzial Baugewerbe, Deutschland                                            Maximal erzielbares Marktvolumen

Indikatoren für Kapazitätsengpässe im Hochbau                                                                                                                                                                                                                                               Entlastung der erreichten Kapazi-
                                                                                                                                                                                                                                                                                            tätsgrenze durch Verlangsamung
                                                                                                                                                                                                   120 % ——————————————————————————————————————————————————————————————————                 des Marktwachstums und weiter-
                                                                                                                                                                                                                                                                                            hin positive Impulse in Beschäf-
Beschäftigte im Baugewerbe                                Auftragsbestand (# Monate)                              Kapazitätsauslastung (%)                                                                                                                                                  tigung und Produktivität erwartet
                                                                                                                                                                                                   115 % ——————————————————————————————————————————————————————————————————
(Index 2012 = 100)                                                                                                     Natürliche Vollauslastung des Systems bei ~80–82%    Beschäftigte
                                                                                                                                                                            im Baugewerbe1,        110 % ——————————————————————————————————————————————————————————————————
                                                                                                                                                                            2012–2023P
108 ———————————————————————————————————————————————       4,6 ————————————————————————————————————————————————    84 ——————————————————————————————————––——————————————     (Index 2012 = 100)     105 % ——————————————————————————————————————————————————————————————————

107 ———————————————————————————————————————————————       4,4 ————————————————————————————————————————————————    82 —————————————–———————————————————–————————————                                100 % ——————————————————————————————————————————————————————————————————
                                                          4,2 —————————————————————————————————————————————————                                                                                     95 %
106 ———————————————————————————————————————————————                                                               80 —————————————————————————————————————————————
                                                          4,0 —————————————————————————————————————————————————                                                                                        2013         2015         2017           2020HR             2023P
105 ———————————————————————————————————————————————                                                               78 —————————–————————————————————————————————————————
                                                                                                                                                                                                   115 % ——————————————————————————————————————————————————————————————————                                                            257
                                                          3,8 —————————————————————————————————————————————————
                                                                                                                  76 —————————————————————————–————————————————————————
104 ———————————————————————————————————————————————                                                                                                                                                                                                                                                                             253
                                                          3,6 —————————————————————————————————————————————————                                                             Produktivität
                                                                                                                                                 „Mit einer durchschnitt-                          110 % ——————————————————————————————————————————————————————————————————
                                                                                                                  74   —————————————————————————————————————————————————    im Baugewerbe,                                                                                                      249           250
103 ———————————————————————————————————————————————                                                                                              lichen Auslastung von
                                                          3,4 ———————————————————————————————————————————–—————                                  80% des Hochbaus ist
                                                                                                                                                                            2012–2023P
                                                                                                                                                                                                                                                                                   247
                                                                                                                                                 langsam das natürliche     (Index 2012 = 100)     105 % ——————————————————————————————————————————————————————————————————
                                                                                                                  72   ————————————————————————————————————————————————
102 ———————————————————————————————————————————————       3,2 ————————————————————————————————————————————–————                                  Maximum erreicht.“
                                                                                                                                                 BundesBauBlatt, 2019
                                                                                                                  70 ————————————————————————–————————————————————————                             100 % ——————————————————————————————————————————————————————————————————
                                                          3,0 —————————————————————————————————————————————–———
101 ———————————————————————————————————————————————
                                                          2,8 —————————————————————————————————————————————————   68 ———————————————————————–—————————————————————————                              95 %
100 ———————————————————————————————————————————————                                                                                                                                                    2013         2015         2017           2020HR             2023P          2019       2020HR         2021P         2022P       2023P

 99                                                       0,0                                                      0
                                                                                                                                                                            — — Prognose max. Potenzial     — — Hochbauprognose 2020        — — Max. Marktvolumen
      2014         2016           2018           2020           2014        2016          2018           2020          2014          2016           2018           2020
                                                                                                                                                                            1. Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe; HR = Hochrechnung; P = Prognose
Quelle: Statistisches Bundesamt; ifo Institut; BundesBauBlatt                                                                                                               November Quelle: DIW; Statistisches Bundesamt; OECD; Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V.; Bundesagentur für Arbeit

16 | Hochbauprognose 2021                                                                                                                                                                                                                                                                                           Hochbauprognose 2021 | 17
Hochbau-prognose 2021 - Abgeschwächtes Wachstum 31. Mai 2021 - Haufe
Wohnungsbau

Der Wohnungsbau mit
positiven Zukunftsaussichten                                                    Einflussfaktoren Wohnungsbau (Beurteilung der Einflussfaktoren)                                  Kurzfristiger Einfluss auf …

                                                                                                                                                                                  Neubau   Renovierungen New Normal
                                                                                                                                                                               (2020–2022) (2020–2022)    (2023+)

                                                                                1                                                                                                •             •                •
                                                                                                Ein positives Konsumklima trotz stagnierenden Lohnniveaus aufgrund
                                                                                                von Kurzarbeit im Jahr 2020 und ein Anstieg der Sparquote um ca.
                                                                                                6 %-Punkte unterstützen weiterhin den Wohnungsbau. Das Lohnniveau und
                                                                                                die Wirtschaftsleistung werden voraussichtlich ab 2021 wieder ansteigen.

                                                                                2                                                                                                •             •                •
                                                                                                Das Zinsniveau ist ungebrochen niedrig. Ein Anstieg wird mittelfristig
                            Wir erwarten, dass der Wohnungsbau auch in den                      nicht erwartet, was eine nachhaltige Finanzierung des steigenden
                                                                                                Wohnungsbaus sichert.
                            nächsten Jahren Wachstumsmotor der Branche

                                                                                                                                                                                 •             •                •
                            bleiben wird. Neben anderen Einflussfaktoren
                            bleiben weiterhin die bestehende Nachfrage nach
                                                                                3
                                                                                                Urbanisierung und ein höherer Homeoffice-Anteil sorgen für eine langfristig
                                                                                                höhere Wohnungsnachfrage nun auch in den gut angebundenen Vororten,
                            Wohnraum in den städtischen Gebieten wie auch das                   was den privaten und den gewerblichen Neubau in diesen Gegenden stärkt.

                            deutlich gestiegene Interesse an den umliegenden

                                                                                                                                                                                 •             •                •
                            Ortschaften mittelfristig wesentliche Treiber.

                                                                                4
                                                                                                Auch im Jahr 2020 sank die Anzahl der Personen pro Haushalt, was für
                                                                                                eine gesteigerte Nachfrage nach kleineren Wohneinheiten führt und vor
                                                                                                allem den gewerblichen Neubau unterstützt.

                                                                                5                                                                                                •             •                •
                                                                                                Die Mietpreise sind weiterhin schwächer gestiegen als die Kaufpreise,
                                                                                                was die Renditen insbesondere kommerzieller Investoren senkt.
                                                                                                Der teilweise erwartete deutliche Mietausfall ist im gewerblichen wie
                                                                                                auch im privaten Wohnungsbau ausgeblieben.

                                                                                6                                                                                                •             •                •
                                                                                                Aufgrund der Kontaktbeschränkungen und der wirtschaftlichen Unsicher-
                                                                                                heit hat sich die Zahl der Umzüge reduziert, was sich negativ auf die
                                                                                                Renovierungen im privaten und im gewerblichen Wohnungsbau auswirkt.

                                                                                7                                                                                                •             •                •
                                                                                                Im Wohnungsbau sorgt die Dekarbonisierung zusammen mit gesetzlichen
                                                                                                Förderprogrammen für Wachstum sowohl im Renovierungsbereich als
                                                                                                auch im Neubau.

                                                                                8                                                                                                •             •                •
                                                                                                Das starke Wachstum im Wohnungsbau in den letzten Jahren sorgt für
                                                                                                weitere Baulandverknappung, was zukünftiges Wachstum im Wohnungsmarkt
                                                                                                hemmt. Mittel- bis langfristig resultiert diese Entwicklung in stagnierenden
                                                                                                Wachstumsraten im Wohnungsbau.

                                                                                — — Positiver Ausblick   — — unverändertl   — — Negativer Ausblick2020

                                                                                Quelle: Ey-Parthenon Marktmodell

18 | Hochbauprognose 2021                                                                                                                                                                        Hochbauprognose 2021 | 19
Wohnungsbau 1                                                                                                                                      Wohnungsbau 2

Ein wieder steigendes Lohnniveau                                                                                                                   Niedrige Zinsen bieten weiterhin
und hohe Sparraten sollten unter                                                                                                                   günstige Rahmenbedingungen
anderem auch zu steigenden Inves-                                                                                                                  für die Baufinanzierung
titionen in Wohneigentum führen

Die COVID-19-Pandemie und die daraus resultierende               Entwicklung verfügbares Einkommen und Sparquote                                   Der Zinssatz für Immobilienkredite ist nach einer               Voraussetzungen für Wachstum in der Baubranche
Nutzung von Kurzarbeit hat die Lohnentwicklung 2020                                                                                                mehrjährigen Phase der Stagnation 2020 weiter abgesunken
signifikant beeinflusst und resultierte erstmals seit                                                                                              und erreicht derzeit Rekordtiefstwerte. Die Aussagen der        Kreditzinssatz1
                                                                 2.000 ——————————————————————————————————————————————————————————————————
Beginn der Erhebung im Jahr 2007 in einem nominalen                                                 +2,3 %                                         Marktbeobachter deuten auf ein vorerst weiterhin stabil
                                                                                                                                                                                                                   33 %% —————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Verdienstrückgang.                                                                                                                                 niedriges Zinsumfeld hin. Eine Steigerung der Leitzinsen wird
                                                                                                                                                   frühestens Mitte/Ende 2021 erwartet – und dann auch nur
Mit der gesamtwirtschaftlichen Erholung und dem damit                                                                                                                                                              22 %% —————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
                                                                                                                                                   mit sehr moderaten Erhöhungen.
einhergehenden Abbau von Kurzarbeit wird das Lohnniveau          1.500 ——————————————————————————————————————————————————————————————————
wieder steigen. Unter anderem mit der Abschaffung des                                                                                              Das günstige Zinsumfeld sorgt im kommenden Jahr                 11 %% —————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Solidaritätszuschlags zu Jahresbeginn wird die Kaufkraft von                                                                                       weiterhin für positive Impulse in der Bauindustrie. Trotz der
mittleren und höheren Einkommen gestärkt und potenziell                                                                                            lockeren Geldpolitik wird das Inflationsziel der Europäischen
                                                                                                                                                                                                                      Jan.
                                                                                                                                                                                                                     Januar  Jan.
                                                                                                                                                                                                                            Januar   Jan. Januar
                                                                                                                                                                                                                                   Januar   Jan. Januar
                                                                                                                                                                                                                                                   Jan. Januar
                                                                                                                                                                                                                                                          Jan. Januar
                                                                                                                                                                                                                                                                 Jan. Januar
                                                                                                                                                                                                                                                                       Jan.
auch die Nachfrage nach Modernisierung und anderen               1.000 ——————————————————————————————————————————————————————————————————          Zentralbank von 2 % Prognosen zufolge erst 2023                   2014    2015   2016   2017   2018   2019 2020
                                                                                                                                                                                                                                                                2020 2021
                                                                                                                                                                                                                                                                       2021
                                                                                                                                                                                                                      2014 2015     2016   2017   2018   2019
Investitionen in Wohneigentum angereg.                                                                             +6,4 Punkte                     erreicht. Vor dem Hintergrund wachsender weltpolitischer
                                                                                                                                            20 %   Unsicherheit und der aktuellen COVID-19-Pandemie ist die
                                                                                     –0,8 Punkte
Die eigenen vier Wände sind in Deutschland weiterhin
                                                                                                                                                   Wahrscheinlichkeit gering, dass die Europäische Zentralbank     Inflationserwartungen
ein Ziel, für das es sich zu sparen lohnt. Zwar nimmt die                                                                                   15 %
                                                                   500 ——————————————————————————————————————————————————————————————————          eine baldige Trendwende in ihrer Niedrigzinspolitik
Relevanz des Eigenheims vor dem Hintergrund der deutlich
                                                                                                                                            10 %   einleitet. Sowohl private als auch gewerbliche Investoren                                                                                 2,1 %
gestiegenen Immobilienpreise gegenüber den Vorjahren                                                                                                                                                                                                                               2,0 %
                                                                                                                                                   profitieren damit wohl auch auf absehbare Zeit von guten                     1,9 %                                    1,9 %
nach wie vor leicht ab, behauptet aber klar den dritten Platz.                                                                               5%                                                                       1,8 %
                                                                                                                                                                                                                                                    1,7 %      1,7 %
                                                                                                                                                   Rahmenbedingungen für Baufinanzierung im Wohnungs-
                                                                                                                                                                                                                                          1,5 %
Im Vergleich zu 2016 legt die Sparquote krisenbedingt                                                                                              und Nichtwohnungsbau.
                                                                     2005                  2010                 2015                 2020
mit +6,4 %-Punkten signifikant zu und setzt somit den
seit 2013 andauernden Trend steigender Ersparnisse und           — — Verfügbares Einkommen1,2 (Mrd. €)
verfügbarer Mittel fort. Damit vergrößern sich die Spiel-        — — Sparquote

                                                                                                                                                   “
räume für Investitionen im privaten Bereich. Insbesondere
Renovierungen, die häufig aus eigenen Ersparnissen
finanziert werden, könnten hiervon profitieren.                                                                                                                                                                      2017      2018       2019      2020     2021P      2022P     2023P 2024P
                                                                 Wohneigentum als Sparmotiv3
                                                                 Nennungen im Herbst 2020 und Veränderung zum Vorjahr
                                                                                                                                                   Was das Zinsniveau anbelangt, leben
                                                                                                                                                   Banken und Sparkassen schon seit                                     Nach Prognose des IWF steigt die Inflation
                                                                                                                                                   Jahren in der Welt des Schmerzes.                                   erst ab 2023 über die EZB-Zielmarke von 2 %

                                                                                              Altersvorsorge                                       Diese Welt des Schmerzes wird noch
                                                                                                                                                                                                                   — — Historischer Wert
                                                                         Konsum                     56,0 %
                                                                                                (+0,3 %-Punkte)
                                                                                                                                                   länger andauern.                                                — — Prognose des Internationalen Währungsfonds
                                                                           52,3 %                                       Wohneigentum
                                                                       (+1,3 %-Punkte)                                        44,2 %                                                                               1. Effektivzinssätze Banken DE/Neugeschäft/Wohnungsbaukredite an private
                                                                                                                                                   Gerhard Grandke, Präsident des Sparkassen- und
                                                                                                                          (+4,9 %-Punkte)                                                                          Haushalte insgesamt; P = Prognose
                                                                                                                                                   Giroverbandes Hessen-Thüringen                                  Quelle: Deutschen Bundesbank; Focus; EZBs

                                                                 1. Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte in Deutschland nach
                                                                 dem Ausgabenkonzept; 2. Marginale Unterschiede im zeitlichen Verlauf zur
                                                                 Vorjahrespublikation aufgrund von Revisionen sowie der europaweiten Einführung
                                                                 des neuen Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG)
                                                                 3. Mehrfachnennungen möglich
                                                                 Quelle: Statistisches Bundesamt; Umfragen der privaten Bausparkassen

20 | Hochbauprognose 2021                                                                                                                                                                                                                                              Hochbauprognose 2021 | 21
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