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EDITORIAL Foto: Andreas Roch Stephan Bühring und Michael Kniess (r.) Liebe Leserinnen und Leser, schon wieder neigt sich das Jahr seinem Ende zu. Die letzten Tage von 2019 liegen vor uns. Besinnliche Weihnachtstage, die wir im Kreise unserer Familie und unserer Freunde verbringen. Silvester, das jeder auf seine ganz eigene Art und Weise feiern wird, um dann – um Mitternacht – das neue Jahr zu begrüßen. Wieder werden wir an der Schwelle zum neuen Jahr gute Vorsätze fassen, wollen vieles anders und manches besser machen. Wieder werden wir aber auch auf das vergangene Jahr zurückblicken. Wir werden uns einmal mehr fragen, was von all den vorangegangenen guten Vor- sätzen am Ende übriggeblieben ist. Warum lassen wir stattdessen nicht einfach das neue Jahr auf uns zukommen? Meistens kommt es ja doch anders als man sich das vorher aus- malt, das Leben nimmt an einer Kreuzung doch einen anderen Weg als gedacht. Oder es tut sich eine zusätzliche Gabelung des Weges auf, die einem vorher nicht mal in den wil- desten Träumen in den Sinn gekommen wäre. Seien wir also gelassen und entspannt, wenn wir auf 2020 vorausblicken. Suchen wir uns einen ruhigen Platz und reflektieren, was war und schauen dem ent- gegen, was kommt. Machen wir es so, wie Schlagerstar Howard Carpendale, der es mit 73 Jahren wieder wissen will. Im Interview mit uns spricht der Schlagersänger und Kom- ponist über sein 50. Bühnenjubiläum, sein 37. Album „Symphonie meines Lebens“, mit dem er sich einen Traum erfüllt hat und darüber, was ihn immer wieder antreibt, auf der Bühne zu stehen. Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein friedvolles Weihnachtsfest und ein glückliches, zufriedenes und vor allem gesundes neues Jahr 2020. Gleichzeitig danken wir Ihnen für Ihre Treue und Ihren Zuspruch im Jahr 2019 und freuen uns, Sie auch im kommenden Jahr wieder ein Stück weit begleiten, informieren und unterhalten zu dürfen. Herzlichst, Stephan Bühring Michael Kniess Herausgeber Redaktionsleitung
INHALT AUSGABE WINTER // DEZEMBER 2019 – JANUAR – FEBRUAR 2020 Inhalt 14 Titel 47 Gesundheit und Sport 14 „Ich bin sehr dankbar für alles“ 47 Ernährungsberatung für alle 48 Vorsichtiger Optimismus 18 Aktuelles 50 Bayern ist Reha-Land Nummer eins 18 Viele Themen, viel Interesse, 52 Digitalisierung zum Wohle der viele Fragen Patienten nutzen 20 „Das rote Trikot, der Club – das fasziniert mich ein Leben lang“ 54 Reise und Erholung 23 Wie beeinflussen Stereotype die 54 Seefeld ist (er)lebenswert Behandlung älterer Patienten? 25 Kindern eine Zukunft geben 56 Ratgeber 26 Die Geburtsstätte von „Tempo“ 56 Sicherheitstipp Ihrer Polizei 28 Grundstein für Umbau des Museums winkels, Anstoß für Rathaussanierung 59 Unterhaltung 32 Vordenker von Toleranz und 59 Buchtipp Aufklärung 60 Kurzgeschichte 34 „Alter neu denken – Teilhabe sichern“ 69 Raten & Knobeln 38 Modernes Leben 72 Ausflugs- und Kulturtipps 38 Oma & Lotta – Mein Enkel und ich 72 Farbe Raum Klang 40 Stollengräber aus Leidenschaft 72 Advent im Pfalzmuseum 42 Steigende Altersarmut 73 Romantisches Weihnachten 44 Bio-Jubiläum im Kloster Plankstetten 46 Winterzeit ist Unfallzeit 74 Veranstaltungen & Termine 74 Veranstaltungenskalender 90 Der kleine Herbstzeitlose-Kalender Impressum: Herausgeber (V. i. S. d. P.): Stephan Bühring Verlag: Stephan Bühring Verlag, Bayreuther Straße 1, 91054 Er- langen, Telefon 09131.53020-85, Fax 09131.53020-89, www.herbstzeitlose-magazin.de, info@herbstzeitlose-magazin.de Redaktionsleitung: Michael Kniess Redaktion: Stephan Bühring, Katharina Hülsmann, Helke Rüder Autoren: Professor Siegfried Balleis, Peter Kreisel, Eberhard Brunel-Geuder Anzeigen: Hella Schröder, Telefon 09131.53020-88 Produktion: bühring werbeagentur, Erlangen. Die Herbstzeitlose erscheint vier Mal im Jahr und wird in und um Erlangen verteilt. Es gelten die AGB des Stephan Bühring Verlags und die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2016 4 HERBSTZEITLOSE
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN Meldungen Regionalmanagement ERH mit und Blüten im Marmeladenglas von Irmis über 222.000 Euro gefördert Ideenwerkstatt (Großenseebach), der 222.865 Euro: Mit dieser Summe fördert Aischgründer Karpfen von Fisch Jakob das Bayerische Staatsministerium für Wirt- (Mühlhausen), Oberndorfer Morgentau- schaft, Landesentwicklung und Energie das Spargel (Möhrendorf), Walter Gemmels Regionalmanagement des Landkreises Er- Kalchreuther Kirschsecco, Fränkische Brat- langen-Höchstadt über drei Jahre bis 2021. wurst im Bändel sowie Fränkische Meerret- Mit den Fördermitteln wollen der Land- tich-Bratwurst im Bändel vom „Der Dorf- kreis und Regionalmanager Matthias Nico- metzger“ Jürgen Reck (Möhrendorf), Frän- lai vier Projekte, ein alltagstaugliches Rad- kischer Bratwurstsalat von Monika Wirth verkehrskonzept, ein landkreisweites Solar- vom Adelsdorfer Gasthaus „Zum Löwen- dachkataster für Bürger sowie eine Solar- bräu“ sowie der Schamel-Meerrettich aus Analyse kommunaler Dächer und Ge- Baiersdorf. Die Direktvermarkter und ihre bäude für Gemeinden und einen regiona- Produkte dürfen sich nun mit dem Titel len Imagefilm finanzieren. In puncto Rad- „Unsere Originale“ schmücken. „Sie set- verkehr ist der Landkreis bereits Mitglied zen den Landkreis Erlangen-Höchstadt auf Probe in der Arbeitsgemeinschaft fahr- buchstäblich mithilfe von kleinen Pro- radfreundliche Kommunen in Bayern. u duktsymbolen auf die Kulinarische Land- karte der Metropolregion Nürnberg“, freut ERH auf die kulinarische sich Landrat Alexander Tritthart sich über Landkarte gesetzt die Auszeichnung. Die neue Karte wurde Sie haben die Jury des 2. Spezialitätenwett- im Rahmen der Consumenta der Öffent- bewerbs der Europäischen Metropolregion lichkeit vorgestellt. Sie steht für die kulina- Nürnberg (EMN) überzeugt: Wilde Beeren rische Vielfalt der Region – von Fleisch- 6 HERBSTZEITLOSE
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN und Wurstwaren bis hin zu Ölen, Backwa- ren, Bieren, Weinen oder Aufstrichen. u Neues Gesicht in der www.original-regional-erh.de Pflegeberatung www.unsereoriginale.de Seit dem 1. Novem- ber ist Laura Braun „Demokratie Leben“ erhält Mit- Teil der trägerunab- telfränkischen Integrationspreis hängigen Pflegebe- Auch in diesem Jahr wurden wieder beson- ratung des Senio- ders gelungene, nachhaltige und erfolgver- renamts der Stadt sprechende Integrationsprojekte mit einem Erlangen. Vor ihrem Gesamtbetrag von 5.000 Euro mit dem Bachelorabschluss Mittelfränkischen Integrationspreis ausge- im Gesundheits- zeichnet. Den 1. Preis (2.500 Euro) erhielt und Pflegemanagement hat sie eine der Sportverein TV 1848 Erlangen für das Ausbildung als Gesundheits- und Kran- Projekt „Demokratie Leben“. Dieses zielt ab kenpflegerin absolviert. Laura Braun auf eine verbesserte soziale Integration im vertritt bis Februar 2021 Lisa Neubert, Sport für Schüler der Mönauschule mit un- die sich in Elternzeit befindet. Kontakt: terschiedlicher Herkunft und sozialem Trägerunabhängige Pflegeberatung, Background. Ziel war eine nachhaltige Bin- Telefon 09131 86-2329, pflegebera- dung an einen sportlich aktiven Alltag. tung@stadt-erlangen.de u Durch eine sozialpädagogische Erziehung und Anleitung der Schüler und durch spe- ziell geschulte Übungsleiter konnte den sche Grundhaltungen erkennbar werden, Schülern eine ausreichende soziale Kompe- will der Verein das Training der Schüler um tenz, Geduld und Toleranz vermittelt wer- zusätzliche Vermittlung demokratieförder- den, um an einem sinnvollen Sportunter- licher Grundwerte der Fairness und Tole- richt erfolgreich teilnehmen zu können. ranz erweitern und die Gewaltbereitschaft Weil es trotz aller Bemühungen zu ernst- senken. Auch Eltern der zugewanderten haften Konflikten kam und immer noch Kinder waren und sind als ehrenamtliche kommt, in denen egoistische bis rassisti- Helfer mit im Einsatz. u
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN Neue Infotafeln werben für den Wert der Wälder Die Wälder rund um Erlangen dienen der Erholung und dem Naturschutz in beson- derem Maße. Auf diesen „Schatz“ Wald wollen der Naherholungsverein „Rund um Erlangen“ und die Bayerischen Staatsfors- ten aufmerksam machen. Mit Übersichts- 20 Jahre Seniorentreff im und Informationstafeln wird künftig an Bürgertreff Isarstraße wichtigen Eingängen in den Markwald 20 Jahre sind zwar für Senioren noch kein zwischen Erlangen und Baiersdorf auf die Alter, aber für einen Seniorentreff schon Schönheit, die Vielfalt und die Wirkungen sehr beachtlich. Das 20-jährige Jubiläum unserer Wälder hingewiesen. u des Seniorentreffs im Bürgertreff Isarstraße zeuge deshalb davon, wie wichtig und wie Stimmungsvolles Adventskonzert gut dieser Treff ist. Dies hob Bürgermeiste- der Schaeffler Bigband rin Susanne Lender-Cassens bei der kleinen Seit mehr als 14 Jahren gibt es die Schaeff- Feierstunde anlässlich des runden Geburts- ler Bigband. Das musikalische Repertoire tages hervor. Die grüne OB-Kandidatin bei umfasst eine bunte Mischung von klassi- der Kommunalwahl im kommenden März schem Bigband-Swing à la Glenn Miller, weiter: „Für viele Menschen im vorgerück- jazzigen Stücken, lateinamerikanischer ten Alter wird es immer schwieriger, soziale Musik, bis hin zu Evergreens und moder- Kontakte zu pflegen. Und dabei ist das ge- nen Charts. Am 7. Dezember um 18.00 rade in dieser Lebensphase so wichtig. Die- Uhr tritt die Schaeffler Big-Band in der Kir- ser Seniorentreff ist ein ideales Angebot, che Heilig Kreuz in Bruck auf. „In unseren um rauszukommen, für ein paar Stunden Adventskonzerten nehmen wir die Zuhö- ‚Tapetenwechsel‘ zu erfahren und andere rer mit auf eine musikalische Reise und Menschen zu treffen.“ Das Motto müsse stimmen uns gemeinsam auf eine besinn- nicht nur in der Isarstraße lauten „Gemein- liche und ruhige Weihnachtszeit ein“, so sam statt einsam“. u Holger Bock, Leiter des Chors. Karten kön-
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN nen im Vorverkauf im Pfarrbüro, Langen- großes Engagement, für die Kontinuität feldstraße 36 in Erlangen, erworben wer- und die gute Arbeit in all den Jahren. Seit den sowie samstags und sonntags vor und Oktober ist Michael Rottmann Leiter der nach den Gottesdiensten. Im Anschluss an Geschäftsstelle in der Odenwaldallee. Er das Konzert wird es einen Glühweinaus- war 11 Jahre lang der Geschäftsstellenleiter schank geben. u in der Möhrendorfer Straße und freut sich nun auf die Büchenbacher Kunden. u Neuer Sparkassen-Geschäftsstel- lenleiter in der Odenwaldallee StUB: Film zur ersten Mit Helmut Planungs- und Dialogphase Gack verlässt ein Mit Einleitung des Raumordnungsverfah- „Vollblut-Spar- rens im Juli wurde die erste Planungs- und kassler“ nach 45 Dialogphase zur „Stadt-Umland-Bahn“ Dienstjahren die (StUB) abgeschlossen. Über 100 Varianten Stadt- und Kreis- zur Streckenführung wurden bis dahin un- sparkasse Erlan- tersucht. Neben einer Onlineplattform, gen Höchstadt über die jeder Bürger seine Vorschläge und Herzogenaurach und geht in den Ruhe- Ideen einreichen konnte, fanden insge- stand. Als Azubi startete er 1974 bei der samt 15 Dialogforen statt. „Wir haben zwei Sparkasse. Im Jahr 1993 wurde ihm die Lei- Jahre lang gemeinsam daran gearbeitet, die tung der Geschäftsstelle in der Odenwald- mit Blick auf alle betrachteten Aspekte allee anvertraut. In diesen 26 Jahren als Ge- beste Linienführung für die StUB zu ermit- schäftsstellenleiter hat er mit seiner Fach- teln. Unser Dokumentationsfilm soll einen kompetenz und umfangreichen Erfahrung Einblick in unsere Arbeit geben“, erläutert viele vertrauensvolle Kundenverbindun- Daniel Große-Verspohl, Geschäftsleiter des gen aufgebaut. Während einer Feierstunde Zweckverbands Stadt-Umland-Bahn. Den mit dem Vorstand dankte Walter Paulus- Film können Interessierten auf der Inter- Rohmer, Mitglied des Vorstandes der Stadt- netseite des Zweckverbands Stadt-Umland- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Bahn ansehen. u Herzogenaurach, Helmut Gack für sein www.stadtumlandbahn.de/info/stub
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN Deutscher Wichtiger Beitrag zur Verlagspreis für Enttabuisierung ars vivendi Demenz im Alter ist nach wie vor oftmals Der in Cadolzburg behei- ein Tabuthema, über das nicht gerne gere- matete ars vivendi verlag det wird. Derweil gehört es zum Mensch- hat den ersten Deut- sein dazu, gerade in einer älter werdenden schen Verlagspreis, initi- Gesellschaft. Darauf machte Erlangens iert von Kulturstaatsmi- Norbert Treuheit Oberbürgermeister Florian Janik anlässlich nisterin Monika Grüt- der diesjährigen Veranstaltung „Leben mit ters, erhalten. Ausgezeichnet wurden insge- Demenz in Stadt und Land“ Ende Septem- samt 66 unabhängige deutsche Verlage, die ber aufmerksam. Er lobte den wichtigen für eine hohe Qualität der verlegerischen Beitrag zur Enttabuisierung und fundierten Arbeit und ein überzeugendes Programm Information, den die gemeinsam von Stadt sowie für kulturelles Engagement und die und Landkreis durchgeführte Informati- Umsetzung innovativer Projekte stehen. onsveranstaltung einmal mehr leiste. Wie Insgesamt sieben Preise gingen nach Bay- viele drängende Fragen es gibt, zeigte al- ern, aus Franken ist ars vivendi der einzige leine der große Andrang, als das Thema am ausgezeichnete Verlag. 1988 von Norbert ersten Tag in der Heinrich-Lades-Halle in Treuheit gegründet, setzt sich das vielfältige einer Vielzahl an Vorträgen und Ge- Programm von ars vivendi aus belletristi- sprächsrunden aus vielen Blickwinkeln be- schen Titeln und der Shakespeare-Gesamt- leuchtet wurde (der zweite Tag bestand aus ausgabe, aus internationalen und regiona- einer Bustour zu vier Erlanger Einrichtun- len Krimis, Kochbüchern, Reiseführern, Re- gen für Senioren). Professorin Sabine Engel gionalia und Kalendern zusammen. Verle- widmete sich in ihrem Vortrag dem Thema ger Norbert Treuheit: „Für unseren Verlag „Gedächtnisstörung – was können wir eine Auszeichnung von grandiosem Aus- tun?“. In zwei Podiumsgesprächen wurde maß. Sie bestärkt uns in dem, was wir tun einerseits der Frage nachgegangen, was die und wie wir es tun, und beflügelt uns zu Kernelemente einer guten Versorgung sind, neuen Projekten – mit regionaler Veranke- anderseits, wie man trotz Demenz gemein- rung und weltoffenem Blick.“ u sam aktiv bleiben kann. u
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN Erste Hilfe gegen Armut Rheuma kann jeden treffen Unter dem Schlag- Ob Rheumatoide Arthritis, Fibromyal- wort „Erste Hilfe gie, Morbus Bechterew, Osteoporose, gegen Armut – für ein Arthrose, Gicht oder eine seltene rheu- Leben in Würde“ bit- matische Erkrankung wie das Sjögren- tet die Diakonie Er- Syndrom: Sie alle gehören zu den mehr langen mit Ihrer dies- als 100 rheumatischen Erkrankungen, jährigen Weihnachts- die man umgangssprachlich als spendensammlung „Rheuma“ bezeichnet. Rheuma ist um Unterstützung für keine Frage des Alters. In Deutschland ihre mildtätige Arbeit. sind 17 Millionen Menschen betroffen. Die Diakonie steht Der Landesverband Bayern der Deut- mit ihrer Sozialbera- schen Rheuma-Liga mit seinen über 90 tung, den Hilfen für Menschen in Woh- Arbeitsgemeinschaften ist eine starke nungsnot, der Tafel und der Bahnhofsmis- Selbsthilfegemeinschaft von und für sion armen, einsamen und kranken Men- Menschen mit einer rheumatischen Er- schen zur Seite. Für viele Menschen sind krankung. Die Arbeitsgemeinschaft Er- diese Dienste die letzte Zuflucht. langen bietet Beratung durch Gesprä- „Armut wirksam zu bekämpfen heißt che und Rundbriefe, Bewegung durch für uns nicht nur, dass man genug zu essen Funktionstraining mit geschulten The- und ein warmes Dach über dem Kopf hat. rapeuten, Wasser- und Trockengym- Den Menschen vorurteilsfrei und respekt- nastikgruppen sowie Begegnung durch voll zu begegnen bedeutet, deren Würde Erfahrungsaustausch, gesellige Treffen zu wahren“, sagt Jochen Nußbaum, Spen- und Patientenseminare. Auskünfte er- derbetreuer der Diakonie Erlangen. Spen- teilt Anette Bäurle von der Arbeitsge- denkonto bei der Sparkasse Erlangen: meinschaft Erlangen, Telefon 09131- IBAN DE46 7635 0000 0060 0258 74, 6879951. u Stichwort: Armut. u www.rheuma-liga-erlangen.de www.diakonie-erlangen.de
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN ums. Die Museumsbesucher dürfen in Be- gleitung von Museumsmitarbeitern die Kälbchen anschauen. Öffnungszeiten: Bis zum 3. Advent: Di bis Sa 10.30 bis 16 Uhr; Foto: Fränkisches Freilandmuseum So/Feiertag 10 bis 16.30 Uhr. Winteröff- nungstage Freilichtmuseum: 29.12. und 6.1.2020, 10 bis 16.30 Uhr. u www.freilandmuseum.de Großmutters Poesiealbum Zwillingskälbchen im Fränkischen gesucht Freilandmuseum geboren Schlummert bei Ihnen auf dem Dachbo- Im Fränkischen Freilandmuseum gibt es den, im Keller oder in der Schublade ein Nachwuchs bei der alten Haustierrasse der altes Poesiealbum vom Großmütterchen? Triesdorfer Tiger. Kuh Babsi hat ganz ohne Das Jüdische Museum Franken in Schnait- menschliche Hilfe am 5. November zwei tach sucht für eine neue Ausstellung im gesunde Kälbchen geboren. Betreut wer- Mai 2020 solche Erinnerungsstücke aus den diese von Dorothee Friedrich, Alexan- der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. dra Neuser und Felix Eiden, die zurzeit ein Wichtig ist, dass die Einträge der Poesieal- freiwilliges ökologisches Jahr absolvieren, ben mit Glanzbildern verziert sind. Die unter Anleitung der Museumsbauern Wer- glitzernden bunten Papierbildchen mit ner Schneider und Gerhard Enßner. Die Blumen, Tieren, Märchenfiguren und En- Namen der Kälbchen sollen immer mit geln waren damals ein absoluter Trendset- dem gleichen Buchstaben wie der Name ter und ließen Kinder- und Sammlerher- der Mutterkuh beginnen. Die Jugendli- zen höherschlagen. Selbst Motive mit jü- chen haben das braune Kälbchen Brownie dischen Festen gab es. Um solche Glanz- und das weiße Brösel getauft. Die nächsten bilder wird es in der neuen Ausstellung sechs Monate dürfen die beiden Kälbchen gehen, die Kuratorin Monika Berthold-Hil- bei ihrer Mutter bleiben, dann kommen pert derzeit plant. Eine Auswahl der einge- sie in die kleine Herde des Freilandmuse- reichten Poesiealben möchte Berthold-Hil- 12 HERBSTZEITLOSE
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN pert in die Ausstellung integrieren. „Beson- ders spannend wäre es, wenn wir Alben mit Einträgen von jüdischen Freunden fin- den würden. Das ist aber kein Muss. Auch müssen die Motive der Glanzbilder keinen jüdischen Bezug haben“, meint sie. Die Poesiealben können bis zum 26. Januar 2020 im Jüdischen Museum Franken (Mu- seumsgasse 12-16) in Schnaittach zu den gewohnten Öffnungszeiten, Samstag und Weihnachtskonzert der Stadt- Sonntag von 12 bis 17 Uhr, abgegeben kapelle Erlangen zu Gunsten werden. Nach der Ausstellung werden sie der Lebenshilfe Erlangen wieder zurückgegeben. u Die Stadtkapelle Erlangen wird zusammen mit dem Heßdorfer Singkreis ihr diesjähri- Trauercafé eröffnet im Januar im ges Weihnachtskonzert zu Gunsten der Le- Beerdigungsinstitut Utzmann benshilfe gestalten. Das Konzert findet am Das Beerdigungsinstitut Utzmann bietet 20. Dezember um 20 Uhr in der Heinrich- eine helle, freundliche Trauerhalle, die von Lades-Halle statt. Die Karten sind erhältlich Mitgliedern aller Religionen und von Kon- an der Abendkasse, im E-Werk und im Le- fessionslosen genutzt werden kann. Hier benshilfe Laden, Nürnberger Straße 47. Auf sind Trauerfeiern zeitlich und rituell flexi- dem Programm steht Märchenhaftes wie bel möglich, was bei kirchlichen oder städ- die Ouvertüre zur Oper „Hänsel und Gre- tischen Trauerhallen meist nicht der Fall tel“ von E. Humperdinck, Tänzerisch-Ver- ist. Ab Januar 2020 bietet das Bestattungs- träumtes wie die „Nussknacker- Suite“ von haus zusätzlich für die Trauerfeier ein eige- P. I. Tschaikowsky und Festliches wie das nes Trauercafé an, in dem bis zu 70 Gäste „Halleluja“ von G. F. Händel. A capella er- mit Speisen und Getränken bewirtet wer- klingen Songs wie „Heaven is a wonderful den können. Auf Wunsch können auch ei- place“ oder das rockige „You got a right“ gene Speisen mitgebracht werden. sowie traditionelles Weihnachtsliedgut. u www.bestattungen-utzmann.de www.lebenshilfe-erlangen.de HERBSTZEITLOSE 13
TITEL „Ich bin sehr dankbar für alles“ Schlagerstar Howard Carpendale im Herbstzeitlose-Interview M it 73 Jahren will er es wieder wis- Herbstzeitlose-Interview spricht der Schla- sen. Howard Carpendale hat sich gersänger und Komponist über sein 50. mit seinem 37. Album „Sympho- Bühnenjubiläum, seine Tournee, die ihn nie meines Lebens“ einen Traum erfüllt, Anfang 2020 nach Nürnberg führt, sein so- Ohrwürmer wie „Ti Amo“ oder „Hello, ziales Engagement und was ihn antreibt, again“ in London mit dem Royal Philhar- immer wieder auf der Bühne zu stehen. monic Orchestra aufgenommen. Im Herbstzeitlose: Ihr neuestes Werk, das Album „Symphonie meines Lebens“ ist etwas ganz Besonderes. Sie haben Ihre größten Hits in den sagenhaften Abbey Road Studios Londons aufgenommen, die mit den Beatles, den Bee Gees oder auch Pink Floyd verbunden sind. Ist es für Sie die Krönung Ihrer Karriere, Ihre größten Hits dort zusammen mit dem Royal Philharmo- nic Orchestra neu inszeniert zu haben? Howard Carpendale: Aus einer klitzeklei- nen Idee ist für mich dabei etwas Besonde- res entstanden, von dem ich tatsächlich nie zu träumen gewagt hätte: Ein Album mit dem Royal Philharmonic Orchestra aufnehmen zu dürfen und dann noch an einem solch besonderen Ort, ist etwas sehr Großes. Für mich ist es ein perfektes Album geworden, wegen der Arrangements und der Emotion. Ich habe meine eigenen Texte nach so vielen Jahren neu entdeckt, kleine Nuancen, die sich bisher zwischen den Zeilen versteckten. Das hat mich sehr bewegt. Entscheidend war für mich, dass 14 HERBSTZEITLOSE
Foto: Hergen Schrimpf das Album nicht mit dem Druck gemacht war der erste Künstler, den ich damals in wurde, dass wir einen neuen Hit brauchen. Südafrika 1959 live auf der Bühne gesehen Wir hatten nur den Anspruch, dass es gut habe. Mit ihm nun 50 Jahre später für eine werden soll. Und das ist es für mich. CD zusammen Musik zu machen, ist unbe- schreiblich. Ansonsten durfte ich im Laufe In diesem Jahr feiern Sie Ihr 50. Bühnenju- der vergangenen 50 Jahre so viele Dinge er- biläum. Welche Momente, Begegnungen leben, mit denen ich nie im Leben gerech- und Erlebnisse sind Ihnen in besonderer net hätte, dass es nicht gerecht wäre, einen Erinnerung geblieben? dieser Momente besonders hervorzuheben. Der Umstand, dass Cliff Richard mit mir auf Egal ob das erste Mal vor Publikum in einer dem neuen Album singt, ehrt mich sehr. Er großen Arena stehen zu dürfen oder mit HERBSTZEITLOSE 15
TITEL dem eigenen Lied ganz vorne in den Charts vor auf der Bühne. Was ist Ihr Geheimnis, zu landen: Ich bin sehr dankbar für alles. so fit zu sein? Es liegt viel daran, dass ich einfach das Während Ihrer bevorstehenden deutsch- Glück habe, einen Traumberuf zu haben, landweiten Tournee „Die Show meines Le- der sicherlich Energie braucht, vor allem bens“ kommen Sie 2020 auch nach Nürn- aber auch ungemein viel Energie gibt. Von berg. Am 2. Mai machen Sie Halt in der meinen Fans bekomme ich so viel zurück, Frankenhalle. Auf was freuen Sie sich be- wenn ich auf der Bühne stehe. sonders, wenn Sie wieder in Franken zu Gast sind? Gibt es dennoch etwas, dass Sie jenseits Ich erinnere mich an sehr viele schöne Ihres Traumberufes reizen würde noch- Konzerte in Nürnberg. Das Publikum ist mals anzugehen? etwas Besonderes. Es hört genau zu. Als lei- Ich hoffe immer noch, dass ich eines Tages denschaftlicher Golfspieler bin ich aber noch einen guten Film drehen kann, in dem auch immer wieder gerne in Nürnberg, um ich nicht Howard Carpendale spielen muss. hier meinem Sport nachzugehen. Denn Nur glaube ich noch nicht wirklich daran. der Golfplatz ist einmalig schön. Seit 2014 setzen Sie sich ein für eine bes- Auch mit 73 Jahren stehen Sie nach wie sere Welt. Sie engagieren sich für die 16 HERBSTZEITLOSE
TITEL Welthungerhilfe, indem Sie bei bestimm- dass wir auf einem guten Weg sind, unse- ten Konzerten einen Teil der Einnahmen ren Planeten auch für die nächsten Gene- spenden. Warum ist Ihnen dieses Engage- rationen gut zu hinterlassen. Das hat mit ment so wichtig? dem gesamten System zu tun, wir haben Ich bin der Meinung, dass wir alle, denen scheinbar die falsche Kurve genommen. es gut geht, etwas tun sollten. Das ist heute Ich sehe oft Politiker in Talkshows sitzen wichtiger denn je. 815 Millionen Men- und mir fehlen bei diesen durchwegs die schen hungern weltweit, alle zehn Sekun- Visionen für eine friedliche, nachhaltige den stirbt ein Kind an den Folgen von Welt. Ich bin mir nicht sicher, wie lange Mangelernährung. Wer, wenn nicht wir das noch gut geht, wenn wir so weiterma- hier in Deutschland können es schaffen, chen, wie bislang. Es ist an der Zeit, dass das zu ändern? Zu viele Menschen auf die- wir alle gemeinsam aufwachen. Ich schäme ser Welt haben keine Perspektive. mich, dass uns mit Greta Thunberg ein 16- jähriges Mädchen dazu auffordern muss. Wie ist es ihrer Meinung nach derzeit grundsätzlich um unseren Planeten be- Die Musik und die Bühne sind für mich… stellt? …der Grund, warum ich auf dieser Welt Ich mache mir schon große Sorgen um die bin. Das ist meine Aufgabe. u Zukunft und bin leider nicht der Meinung, Interview: Michael Kniess HERBSTZEITLOSE 17
AKTUELLES Viele Themen, viel Interesse, viele Fragen „Senioren melden sich zu Wort“ bot Plattform zum Austausch U m die Lebenssituation, Bedürfnisse, lungen für den Umgang mit Rollatoren in Interessen und Wünsche der älter Stadtbussen auf den Weg zu bringen, werdenden Bürger in der Stadtpoli- damit Senioren der Problematik des Ein- tik zu berücksichtigen, lud die Stadt Erlan- und Aussteigens mit der Mobilitätshilfe gen auch in diesem Jahr wieder zur Veran- besser begegnen können. Thematisiert staltung „Senioren melden sich zu Wort“ wurden zudem die fehlenden Fahrgastin- ein. Anfang November nutzten dabei zahl- formationen auf den elektronischen An- reiche Interessierte im Ratssaal des Rathau- zeigetafeln was Busverbindungen in und ses im Austausch mit Oberbürgermeister aus dem Landkreis betrifft. Hier sei man Florian Janik und der Vorsitzenden des Se- bereits dabei, das System entsprechend zu niorenbeirates, Anette Christian, die Gele- überarbeiten, so dass bald auch die An- genheit, ihre (Verbesserungs-) Wünsche kunfts- und Abfahrtszeiten der Regional- und Vorstellungen vorzubringen. busse, die über das Erlanger Stadtgebiet hi- Im Fokus stand einmal mehr das nausfahren, angezeigt werden, so Nancy Thema öffentlicher Personennahverkehr Güzel. (ÖPNV). Nancy Güzel von den Erlanger Die vorgetragene Kritik in Bezug auf die Stadtwerken und Andrea Kaiser, Abtei- Taktung der Regionalbusse, die Stadt und lungsleiterin des Seniorenamtes, bekräftig- Landkreis verbinden, wollte Florian Janik ten die Bestrebungen, gemeinsam Schu- so nicht stehen lassen. Vielmehr hob der 18 HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES Erlanger Oberbürgermeister hervor: „Es ist Wandels begegnen zu können: Immer aller Ehren wert und keinesfalls selbstver- mehr Erlanger Bürger würden alt und älter, ständlich, wie der Landkreis die Busverbin- darauf müsse sich die Stadt einstellen. dungen von und nach Erlangen vorange- „Ziel unseres Konzeptes ist es, eine soziale, bracht hat.“ Gleichzeitig unterstrich er politische, wirtschaftliche und kulturelle eine noch engere zeitliche Taktung des Teilhabe älter werdender Menschen zu si- Busverkehrs als eine der großen Herausfor- chern und ihnen ein aktives Altern in derungen für die nächsten Jahre. Hinsicht- Selbstbestimmung zu ermöglichen“, so die lich fehlender überdachter Buswartehäus- Seniorenamtsleiterin. chen, etwa an der Haltstelle Würzburger Weiter hob sie hervor, dass die Umset- Ring von Erlangen-Alterlangen kommend, zung des Konzeptes in konkrete Maßnah- warb Nancy Güzel um Verständnis. Man men oder deren Fortführung vergleichbar arbeite die notwendigen Instandsetzungs- mit einem Puzzle sei, welches sich Stück für maßnahmen nach Dringlichkeit ab: Dort, Stück zusammenfüge. Als Beispiel nannte wo die meisten Menschen fahren, werde sie die Notwendigkeiten, um möglichst priorisiert erneuert. lange zu Hause wohnen bleiben zu kön- nen. Übergreifend sind hier unter anderem ––––––––––––––– die Themen „Ambulante Pflege und Versor- Tipps zum Alt werden in Erlangen gungsdienste“, „Barrierefreiheit und Bera- ––––––––––––––– tung zur Wohnraumanpassung“ oder „Ein- kaufsmöglichkeiten und Busanbindung“ Darüber hinaus war das jüngst im Stadtrat parallel in den Blick zu nehmen. Als Hand- beschlossene Seniorenpolitische Konzept lungsempfehlungen hätten sich aus dem „Alter neu denken - Teilhabe sichern“, mit seniorenpolitischen Konzept insbesondere dem Erlangen in die Zukunft gehen will, die weitere Stärkung der Seniorenarbeit in Schwerpunktthema bei „Senioren melden den Stadtteilen und eine kultursensible Se- sich zu Wort“. Andrea Kaiser nutzte die niorenplanung ergeben. u HZL Gelegenheit, den interessier- ten Zuhörern näherzubrin- gen. Insbeson- dere machte sie auf die im- mense Bedeu- tung eines sol- chen Konzepts aufmerksam, um den He- rausforderun- gen des demo- graphischen HERBSTZEITLOSE 19
AKTUELLES „Das rote Trikot, der Club – das fasziniert mich ein Leben lang“ Erfolgreiche Franken: 1. FCN-Meisterspieler Horst Leupold zu Gast E ine fränkische Fußball-Legende war Doch von Anfang an: Denn Horst Leupolds Ende September zu Gast an der Volks- persönliche Club-Geschichte begann au- hochschule Erlangen: Horst Leupold, ßergewöhnlich, in Sonntagsschuhen. An 1968 mit dem 1. FCN Deutscher Fußball- seinem 10. Geburtstag lief er damals, 1952, meister, sprach in der Reihe „Erfolgreiche einfach los, um sich dem 1. FC Nürnberg Franken“ mit „Nürnberger Nachrichten“- anzuschließen. „Für mich war das schon als Sportchef Hans Böller und vhs-Programm- Bub etwas Besonderes. Das rote Trikot, der planer Peter Gertenbach über seine Kar- Club. Das fasziniert mich ein Leben lang. riere, sein Leben nach dem Profi-Fußball Die Eltern haben das damals verstanden und die Entwicklungen im Sport allgemein. und mich unterstützt, mein Vater hat mir
AKTUELLES die ersten Fußballschuhe gekauft“, so der Foto: Peter Kick rechte Verteidiger mit offensiven Neigun- gen, der bis 1972 für den Club spielte. Von da an ließ er nichts unversucht, um eines Tages für die Profimannschaft des Clubs zu spielen. „Ich hatte einen unglaub- lichen Willen und Ehrgeiz, das zu schaf- fen“, gab Horst Leupold einen Einblick in seine Erinnerungen. „Alkohol war für mich genauso tabu, wie Zigaretten. Ich habe alles diesem einen Ziel untergeordnet, einmal wäre es gestern gewesen. Die Fahrt in Ca- im Leben das rote Clubtrikot tragen zu dür- brios durch die Stadt. So viel Freude. Es fen.“ Mit gerade einmal 18 Jahren war es war alles eins, Nürnberg, wir Spieler, der soweit, Horst Leupold wurde als Vertrags- Club, die vielen Leute, junge, alte - Groß- spieler aus der Jugend kommend übernom- mütter mit ihren Enkeln, jeder war stolz men und zum Profi. auf seinen Club. Das war ein ganz ergrei- Nie vergessen werde er das Meisterjahr fendes Gefühl.“ Der Club, er war damals 1968, so Horst Leupold weiter. „Ich habe in ganz Deutschland etwas Besonderes. diese Bilder immer noch vor Augen, als Und die Meistermannschaft eine ganz be- HERBSTZEITLOSE 21
AKTUELLES sondere Truppe: „Unser Geheimrezept war, dass wir eine tolle Gemeinschaft waren und uns wirklich gut verstanden haben. Ich habe Freunde fürs Leben gefun- den, und ich würde diese Zeit gegen keine andere tauschen wollen, gegen kein Geld der Welt. Heute kann man so etwas im Fußball gar nicht mehr erleben.“ Bis heute treffen sie sich noch immer zu ihrem Meisterstammtisch, wie sie das nen- nen. Einer hätte an diesem aber ganz si- cher keinen Platz, ihr legendärer Meister- trainer Max Merkel, eine zeitlebens höchst umstrittene Figur. Daraus machte Horst Leupold keinen Hehl. Sein Verhalten ge- genüber den Spielern sei jenseits von Gut und Böse gewesen: „Er war eine Autorität mit einem diktatorischen Verhalten. Klar, mit ihm haben wir das Höchste erreicht, was man in Deutschland erreichen kann. Aber er hat später die Meistermannschaft auseinandergerissen, er konnte sehr belei- digend und hart sein, oft sogar gemein.“ Ohne ihn, da ist sich Horst Leupold sicher, wären sie 1969 als Meister nie abgestiegen. „Wir hätten in der Bundesliga mit Sicher- heit weiterhin eine gute Rolle gespielt. So haben wir dem FC Bayern München das Feld kampflos überlassen.“ Es war der An- fang vom Ende, das sich bis heute durch- zieht. „Doch ich bin mir sicher, dass der Club schnell wieder in aller Munde wäre, wenn wir etwas konstanter wären“, gab sich Horst Leupold überzeugt. Nachdenk- lich zeigte er sich auch, was die generelle Entwicklung „seines“ Fußballs betrifft. „Das Spiel ist dasselbe, klar. Aber der ganze Rest ist mir zu laut, schrill und markt- schreierisch geworden. Der einstige Volks- sport verabschiedet sich mehr und mehr und verwandelt sich in eine unnahbare Kunstwelt.“ u M. Kniess
AKTUELLES Wie beeinflussen Stereotype die Behandlung älterer Patienten? Dr. Theo und Friedl Schöller-Preis 2019 A lte Menschen sind kränklich, junge sitzender des wissenschaftlichen Beirates Menschen haben weniger Respekt - des Dr. Theo und Friedl Schöller Preises. stereotype Zuschreibungen sind in der Gesellschaft immer wieder anzutreffen. ––––––––––––––– Der diesjährige Dr. Theo und Friedl Schöl- Stereotype über ältere Patienten: ler-Preis ging an eine Studie, die Altersste- Inaktiv aber freundlich reotypen bei Ärzten untersucht. Die Aus- ––––––––––––––– zeichnung wurde im Oktober beim 17. „Dr. Theo und Friedl Schöller-Symposium“ ver- Die Wahl bei der mit 20.000 Euro am liehen, das jedes Jahr vom Zentrum für Al- höchsten dotierten Auszeichnung in der tersmedizin des Klinikums Nürnberg veran- Altersmedizin in Deutschland fiel auf die staltet wird und sich aktuellen Forschungs- Masterarbeit „Altersbilder der Ärzte am fragen der Altersmedizin widmet. Krankenhaus Bad Cannstatt“ von Eva „Wir haben uns für eine Arbeit ent- Mennig, Gerontologin und wissenschaftli- schieden, die ein relevantes Thema mit che Mitarbeiterin der Klinik für Psychiatrie konkretem Praxisbezug aufgreift“, erklärte und Psychotherapie für Ältere im Klinikum Professor Frank Erbguth, Chefarzt der Kli- Stuttgart. Sie untersuchte in ihrer Studie, nik für Neurologie, Universitätsklinik der welche Stereotype behandelnde Ärzte älte- Paracelsus Medizinischen Privatuniversi- ren Patienten zuschreiben. Eva Mennig tät, im Klinikum Nürnberg, zugleich Vor- wertete dafür 99 Fragebögen aus, in denen Fränkische Küche Hotelzimmer zum Wohlfühlen Hauseigene Metzgerei Partyservice für Ihre Feier Wir freuen uns auf Sie! Dorfstraße 14 91056 Erlangen Tel. 09131 7920 www.gasthof-guethlein.de info@gasthof-guethlein.de HERBSTZEITLOSE 23
AKTUELLES Ärzte bestimmten Zuschreibungen über äl- Operationsmethoden entschließen, als es teren Menschen zustimmen oder widerspre- bei jüngeren Patienten der Fall ist. chen konnten. Dabei zeigte sich, dass die „Das ist insbesondere vor dem Hinter- Befragten tendenziell negativ geprägte Al- grund spannend, dass die Meinung der tersstereotype vertraten. Zugleich konnte Ärzte maßgeblich die Wahl der Therapie Eva Mennig aus den Daten ableiten, dass bestimmt“, sagt Jury-Vorsitzender Frank sich die negativen Altersbilder abschwä- Erbguth. „Die prämierte Arbeit kann zu chen, je mehr Wissen und Interesse die Be- einer Sensibilisierung und Reflexion über fragten über Altersmedizin aufweisen. das einige Denken der Ärzte beitragen.“ In Besonders häufig gaben die Befragten der Praxis gingen Eva Mennigs Erkennt- an, ältere Patienten seien inaktiv und nisse bereits in den Schulungsplan des Hu- wenig anpassungsfähig. Als positiv wird BerTDA-Projekts an der im Krankenhaus hingegen die Umgänglichkeit und Freund- Bad Cannstatt ein. Das Akronym Hu- lichkeit älterer Menschen empfunden. Die BerTDA steht für „Handeln im Hier und Ergebnisse der Studie fügen sich in vorhe- Jetzt! Bereit zum Demenz- und Alterssen- rige Studienergebnisse und das allgemeine siblen Krankenhaus“. Ziel des Projekts ist gesellschaftliche Altersbild ein. So belegen eine Verbesserung der Akutversorgung bei andere Arbeiten beispielsweise, dass sich hochbetagten Patienten mit kognitiven die behandelnden Ärzte eher zu radikalen Veränderungen. u 24 HERBSTZEITLOSE
ADVERTORIAL Kindern eine Zukunft geben Albert-Schweitzer-Kinderdorf S eit über 60 Jahren finden Kinder, die nicht bei ihren leiblichen Eltern auf- wachsen können, im Albert-Schweit- zer-Kinderdorf ein Zuhause. Jede Kinder- dorffamilie mit sieben aufgenommenen Kindern bewohnt ein Haus mit Garten. Die Kinder erfahren so Verlässlichkeit, Schutz und Geborgenheit. Die Kinder kommen aus schwierigen Verhältnissen und bedür- fen einer besonderen Unterstützung. Interessierte sind eingeladen, das Kin- derdorf bei einer Führung kennenzuler- nen. Ansprechpartnerin für Führungen ist Susanne Wirth, Telefon 07942 9180-0, info@albert-schweitzer-kinderdorf.de Das Kinderdorf liegt idyllisch am Stadtrand vom Für eine bestmögliche Arbeit ist der Trä- schwäbischen Waldenburg. Die Kinder wachsen hier in einer Familie auf. gerverein des Albert-Schweitzer-Kinder- dorfs auf Unterstützung angewiesen. Ob zusätzliche Betreuung oder therapeutische kommen so direkt bei den Kindern an. Hilfen – dies alles will finanziert sein. Jede Spendenkonto bei der VR Bank Schwä- Hilfe zählt auf dem Weg der Kinder in ein bisch Hall-Crailsheim eG, IBAN: DE57 eigenständiges Leben. Spenden werden zur 6229 0110 0001 0930 02. u individuellen Förderung eingesetzt und www.albert-schweitzer-kinderdorf.de
AKTUELLES Die Geburtsstätte von „Tempo“ Das weltberühmte fränkische Taschentuch feiert 90. Geburtstag Text: Eberhard Brunel-Geuder J eder kennt es und hat bei Bedarf stets schnell eins zur Hand: Das Papierta- schentuch, auch „Tempo“ genannt, selbst wenn es von einem ganz anderen die einen weltweiten Siegeszug antraten und millionenfach in Heroldsberg produ- ziert wurden. Während des Dritten Reichs begann Hersteller stammt. Das Tempo-Taschen- eine Hetzkampagne gegen die jüdischen tuch wird heuer 90. Seine Erfolgsstory be- Unternehmer. Die Brüder Rosenfelder emi- gann in Heroldsberg. Im Weißen Schloss grierten daraufhin nach England. 1935 beleuchtet die Dauerausstellung des Muse- wurde ihr Vermögen beschlagnahmt und ums die Firmengeschichte:1906 gründeten die Vereinigten Papierwerke von Gustav die Brüder Emil und Oskar Rosenfelder in Schickedanz, dem Gründer der Quelle, weit Nürnberg die Firma „Vereinigte Closetpa- unter dem tatsächlichen Wert gekauft. pier-Fabriken“ und verlegten die Produk- Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die tion wenige Jahre später nach Heroldsberg. Firma einen ungeheuren Aufschwung. Hergestellt wurden Toilettenpapier, Karne- 1955 wurden erstmals eine Milliarde vals- und Scherzartikel. Tempo-Taschentücher produziert, in den Mit der Marke „Camelia“ eroberten 1970er Jahren war sie der weltweit größte Oskar und Emil Rosenfelder ab ca. 1925 Windelproduzent. den Markt für Einwegbinden. 1929 wurde Zeitweise arbeiteten über 2.500 Men- die Marke „Tempo“ beim Reichspatentamt schen in der „Bud n“, wie sie in Herolds- in Berlin registriert. Dies war die Geburts- berg genannt wurde. Die Fabrik war der stunde der Tempo-Papiertaschentücher, wichtigste Arbeitgeber im Ort und im wei-
AKTUELLES Foto: Tempo Die Luftaufnahme zeigt die Vereinigten Papierwerke im Jahr 1963. ten Umkreis. Oft arbeiteten dort Menschen amerikanische Konzern Procter & Gamble in zweiter oder gar dritter Generation. die Vereinigten Papierwerke kaufte, wurde Der Niedergang der Vereinigten Papier- das Werk in Heroldsberg geschlossen. werke begann Anfang der 1980er Jahre, als In Heroldsberg entstand auf dem Ge- finanzstarke ausländische Konkurrenten lände der Papierfabrik die neue Wohnsied- große Marktanteile erobern konnten. Zu- lung „Sunny Side“, in der rund 600 Men- sätzlich mussten Millionen für Invaliden-, schen leben, ein Einkaufsmarkt sowie das Witwen- und Waisenrenten zurückgestellt Bürgerzentrum mit Rathaus, Bibliothek werden. Es kam zu Umstrukturierungen und Bürgersaal. An die Fabrik erinnert eine innerhalb des Konzerns, in deren Folge Plastik aus Edelrost-Stahl in Form eines Teile der Produktion nach Neuss bzw. nach Tempo-Taschentuchs mit der typischen Forchheim verlagert wurden. Als 1994 der Faltung. u
AKTUELLES Grundstein für Umbau des Museums- winkels, Anstoß für Rathaussanierung Bedeutende Erlanger Ereignisse zur Jahrtausendwende und im Winter 2009 Gastbeitrag von Professor Siegfried Balleis, Alt-Oberbürgermeister der Stadt Erlangen Was vor 20 Jahren Erlangen, das erst in Erlangen geschah 1970/71 neu fertig Am 11. Dezember traten die Mitglieder der gestellt wurde, war Kulturstiftung Erlangen zu ihrer konstitu- bereits Mitte der ierenden Sitzung und zur Wahl ihres Vor- 90er Jahre in einen standes zusammen. Der Stiftungsvorstand sanierungsbedürf- wurde aus dem Vorstandsvorsitzenden der tigen Zustand ge- Foto: Glasow Sparkasse Erlangen, Alfred Bomhard, dem raten. ehemaligen Vorsitzenden des Aufsichtsra- Am 1. Januar tes der Siemens AG, Hermann O. Franz 2000 wurden alle und dem Unternehmer Robert Niersberger Rechenanlagen gebildet. Das Stiftungskapital betrug zum und Computersysteme auf vierstellige Jah- Zeitpunkt der Gründung 1,17 Millionen reszahl-Angaben umgestellt. Nachdem na- Deutsche Mark. hezu die gesamte Stadtspitze die Jahrtau- Am 16. Dezember beschloss der Stadt- sendwende im Rathaus verbrachte, lief rat in seiner letzten Sitzung vor der Jahres- diese Umstellung dankenswerterweise wende die Vergabe der Generalplanung für ohne irgendwelche Komplikationen. die Rathaussanierung an das Nürnberger Am 8. Februar 2000 wurde in der Sit- Büro Löbermann. Das Rathaus der Stadt zung des Umwelt-, Verkehrs- und Pla- Foto: Wiki Commons Foto: Wiki Commons 28 HERBSTZEITLOSE
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AKTUELLES nungsausschusses ein 250 Seiten starkes größte Investitionen der Siemens AG nach Investitionsprogramm der Stadt Erlangen der Wende in den alten Bundesländern sei. mit dem Titel „Offensive Zukunft Erlan- gen“ beraten. Darin wurde festgelegt, dass Was vor 10 Jahren 24 Millionen Deutsche Mark aus den Er- in Erlangen geschah trägen des Treuhandkontos des Röthel- Am 1. Dezember wurde das neue Zentral- heimparks für die Sanierung von Schulge- institut für die Medizintechnik (ZIMT) der bäuden, Sportstädten und Kindergärten Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- verwendet werden. Nürnberg (FAU) gegründet, also Ort, an Am 14. Februar 2000 wurde die neue dem 33 Professoren und Dozenten aus den Med-Fabrik der Siemens AG an der Hart- verschiedenen Fakultäten wirken. Die kol- mannstraße offiziell eingeweiht. Die Schar legiale Leitung übernahmen Professor Joa- der 450 geladenen Gäste wurde vom baye- chim Hornegger für die Technische Fakul- rischen Ministerpräsidenten Edmund Stoi- tät, Professor Jürgen Schüttler für die Me- ber angeführt. Der Siemens-Chef Heinrich dizinische Fakultät und Professor Ben von Pierer verwies bei diesem Anlass da- Fabry für die Naturwissenschaftliche Fa- rauf, dass das 200 Millionen Deutsche kultät. Geschäftsführer wurde Kurt Höller. Mark teure neue Verwaltungs- und Ferti- Am 15. Dezember fand die Grundstein- gungsgebäude für die Medizintechnik die legung für den Umbau des Museumswin- 30 HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES kels D-Block statt, der gleichzeitig die neue Unterkunft für das Stadtarchiv werden sollte. Die Investitionssumme lag bei sechs Millionen Euro. Am 25. Januar 2010 teilte Bundesfor- schungsministerin Annette Schavan mit, dass der Erlanger Beitrag und gleichzeitig Beitrag der Europäischen Metropolregion Nürnberg beim Wettbewerb zum deut- schen Spitzencluster gesiegt hat. Erlangen erhielt für seinen Vorschlag „Deutschlands Spitzencluster – Mehr Innovation. Mehr Wachstum. Mehr Beschäftigung“ 40 Mil- lionen Euro an Fördergeldern. Der erfolg- reiche Antrag wurde durch den Vorstand des Vereins Medical Valley EMN e.V. Pro- fessor Erich Reinhardt und den Dekan der medizinischen Fakultät Professor Jürgen Schüttler federführend konzipiert. Am 5. Februar 2010 wurde im Erlanger Schloss das Leitbild für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung (Wabe) der Europäischen Metropolregion Nürnberg unterzeichnet. Damit bekannten sich die Kammern, Kommunen und Landkreise, Gewerkschaften, Verbände und Hochschu- len dazu, die Stärken in den aussichts- reichsten Zukunftsfeldern der Metropolre- gion gemeinsam auszubauen. Am 19. Februar 2010 errang die Stadt Er- langen beim Städteranking unter den 100 Großstädten in Deutschland den sensatio- nellen ersten Platz und ließ sogar die Lan- deshauptstadt München hinter sich. Die stärksten Argumente der Stadt waren der hohe Anteil an Akademikern, eine dauer- haft niedrige Arbeitslosenquote bei gleich- zeitig hoher Einkommensteuerkraft sowie die sehr hohe Kaufkraft der Bürger. Beim Dynamikvergleich konnte der Standort mit dem zweithöchsten Beschäftigungswachs- tum punkten. u
AKTUELLES Vordenker von Toleranz und Aufklärung Vor 825 Jahren hatte Friedrich II. Geburtstag E r war wohl der Staufer, der die Nach- und König von Sizilien, einem Schmelztie- welt am stärksten geprägt hat. Fried- gel der Kulturen. Friedrich sprach bald neun rich II. gilt als mittelalterlicher Vor- Sprachen. Er lernte das Denken und die Re- denker von Aufklärung und Toleranz. Neue ligionen anderer Völker kennen. Gesetzesbestimmungen, die Förderung der Als 16-Jähriger wurde er von den deut- Künste und seine eigenen wissenschaftli- schen Fürsten zum Kaiser des Heiligen Rö- chen Werke mehrten seinen Ruhm bis über mischen Reiches gewählt. Doch die Fürs- die Grenzen seines Reiches. Der Start ins ten des Reiches waren so stark geworden, Leben war für den am 26. Dezember 1194 dass Friedrich das Reich nicht nach seinen geborenen Friedrich jedoch nicht leicht: Mit Vorstellungen formen konnte. Er zog sich vier Jahren war Friedrich bereits Vollwaise nach Sizilien zurück. 1220, auf dem Rück- 32 HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES weg, wurde Friedrich II. vom Papst zum Kai- ser gekrönt. Friedrich krem- pelte sein länd- lich geprägtes Königreich in Süditalien kom- plett um. In Sonderbriefmarke im Jahr Melfi, seiner 1994 zum 800. Geburtstag Wahlheimat, er- ließ der Staufer eine berühmte Rechtsordnung, die „Con- stitutiones von Melfi“, die auf Sizilien 600 Jahre lang Gültigkeit haben sollte. Sein neugeschaffener Beamtenstaat wurde das Vorbild für ganz Europa. Als Wissenschaftler und gebildetster Herrscher seiner Zeit machte er sich eben- falls einen Namen. Überschattet wurde Friedrichs Herrschaft immer wieder durch Konflikte mit dem Papst. Der Heilige Vater in Rom fühlte sich von den staufischen Landen im Norden und im Süden einge- schnürt. Daneben gab es noch viele wei- tere Streitpunkte, etwa die Tatsache, dass sich Friedrich II. weigerte, als Kreuzfahrer ins Heilige Land zu ziehen. Die Auseinandersetzungen nahmen schließlich an Härte zu. Der Papst arbeitete auf die Vernichtung des Staufers hin. Friedrich II. wurde exkommuniziert. Papst Innozenz IV. entband die Reichsfürsten vom Treueeid und forderte sie auf, einen Nachfolger zu wählen. Der Staufer führte erbitterte Schlachten gegen die Papstkir- che. Es war ein Kampf auf Leben und Tod, den der Kaiser letztlich verlor. Am 13. De- zember 1250 starb Friedrich II. wohl an Ty- phus oder an einer Blutvergiftung. u Michael Kniess
AKTUELLES „Alter neu denken – Teilhabe sichern“ Das neue Seniorenpolitische Konzept der Stadt Erlangen im Fokus Interview: Michael Kniess M it dem Seniorenpolitischen Kon- dieses erstellt? Denn Angebote für ältere zept „Alter neu denken - Teil- Menschen gibt es in Erlangen an sich ja habe sichern“ will die Stadt Er- viele. langen in die Zukunft gehen. Im Herbst- Andrea Kaiser: Das stimmt. Dennoch stellt zeitlose-Interview erläutert die Senioren- sich die Frage: Welche Angebote werden amtsleiterin Andrea Kaiser dessen wich- tatsächlich genutzt? Welche Angebote feh- tigsten Ergebnisse und welche Maßnah- len? Und welche sind vielleicht sogar über- men sich daraus für die Praxis ableiten. flüssig? Eine Antwort auf diese Fragen, die vor allem auch in die Zukunft hineinwir- Herbstzeitlose: Das Seniorenpolitische ken, soll das von uns vorgelegte Senioren- Konzept ist nach rund einem Jahr intensi- politische Konzept geben. Denn wir als ver Beschäftigung fertig ausgearbeitet. Stadt stehen vor der Aufgabe, die Heraus- Springen wir noch einmal zurück auf An- forderungen des demografischen Wan- fang. Vor welchem Hintergrund wurde delns zu meistern. Die Zahl der älteren und der hochaltrigen Menschen steigt. Das spüren wir ganz konkret bei uns im Se- Foto: Stadt Erlangen/G. Mahler niorenamt. Wir besuchen alle Bürger, die 90 Jahre und älter sind und überbringen die Geburtstagsglückwünsche des Ober- bürgermeisters. Es gibt bereits jetzt Mo- nate, in denen wir gar nicht mehr rum- kommen. Das führt zu umfassenden Veränderungen im kommunalen Zusammenleben. In jedem Fall. Gleichzeitig sieht das Alter für jeden Menschen anders aus. Es gibt ei- nerseits eine wachsende Zahl von älteren Menschen, die eigenständig ihr Leben füh- 34 HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES ren, aktiv sind und sich einbringen wollen habe zu sichern und den älter werdenden in die Gesellschaft, mit dem, was sie an Menschen ein aktives Altern in Selbstbe- Kenntnissen und Fertigkeiten in ihrem Be- stimmung zu ermöglichen. rufsleben erworben haben. Aber anderer- seits gibt es auch die Senioren, die gesund- Das Seniorenpolitische Konzept basiert heitlich beeinträchtigt sind oder von ihrer auf einer umfangreichen Seniorenbefra- Rente kaum mehr leben können und des- gung. Sie haben Fragebogen an 5.000 Per- wegen Unterstützung benötigen. sonen über 60 verschickt und zudem drei Um diese Lebensbedingungen in ihrer große Bürgerworkshops durchgeführt. Vielzahl für ältere Menschen bedarfsge- Wie zufrieden sind Sie mit der Beteili- recht zu gestalten, sind wir als Stadt gefor- gung? dert, die Veränderungen zu erkennen, da- Wir hatten beim Fragebogen eine Rück- rauf zu reagieren und die lokalen Struktu- laufquote von über 34 Prozent, was im ren anzupassen und weiter zu entwickeln. Vergleich wirklich hoch ist. Auch alle Im Seniorenpolitischen Konzept haben Stadtteilworkshops waren mit 50 bis 70 wir daher untersucht, welche Beiträge die Teilnehmenden gut besucht. Insofern kön- Kommunalpolitik und die Stadtgesell- nen wir zufrieden sein. Allerdings muss be- schaft leisten können, um die soziale, po- rücksichtigt werden, dass bestimmte Be- litische, wirtschaftliche und kulturelle Teil- völkerungsgruppen unterrepräsentiert
AKTUELLES sind. Das gilt für Menschen mit Migrati- Welche Schlussfolgerungen haben Sie aus onshintergrund und Menschen aus bil- diesen Rückmeldungen gezogen? dungsfernen Schichten. Somit bildet die Die Umsetzung des Konzeptes in konkrete Befragung sicherlich nur einen Ausschnitt Maßnahmen oder deren Fortführung ist aus der Bevölkerung ab. Aber die Ergeb- vergleichbar mit einem Puzzle, das sich nisse liefern uns wichtige Anregungen und Stück für Stück zusammenfügt. Nehmen einen roten Faden, in welche Richtung wir Sie allein das Thema „Möglichst lange zu weiterdenken und vor allem weiterarbei- Hause wohnen bleiben“. Da braucht es ten müssen. eine Vielzahl miteinander vernetzter Maß- nahmen und ein Zusammenwirken ver- Welche Ergebnisse aus der Befragung und schiedener Akteure. Eine gute Busanbin- aus den Workshops fallen besonders ins dung, also eine Abstimmung mit den Er- Auge? langer Stadtwerken, ist genauso nötig, wie Aus der Befragung geht hervor, dass der die Schaffung oder Aufrechterhaltung Großteil der Senioren in Erlangen so lange einer Infrastruktur vor Ort für die Bedarfe wie möglich unabhängig sein und in den des täglichen Lebens. Ist man nicht mehr eigenen vier Wänden auf selbstbestimmte ganz so beweglich, ist eine gewisse digitale Weise leben möchte. Gleichzeitig hat die Kompetenz von Vorteil, um über soziale Seniorenbefragung jedoch auch ergeben, Medien mit anderen in Kontakt zu blei- dass die Mehrzahl der Befragten keine ben, aber auch um im Internet dringend Pläne zu möglicherweise dafür nötigen benötigte Dinge bestellen zu können. Wir Veränderungen an der eigenen Wohnsitua- brauchen darüber hinaus ein Miteinander tion hat. Auch bereitet fast der Hälfte aller der Generationen, nicht nur in Form von Befragten der Gedanke an einen Umzug in kleineren Hilfeleistungen, sondern auch ein Pflegeheim Sorgen. Und: Ein hoher An- ein voneinander lernen. Das Sozialamt teil fürchtet um bezahlbaren Wohnraum. und die städtische Wohnungsbaugesell- Auch wurde der Wunsch nach mehr schaft sind zudem gefragt, wenn es um die wohnraumnahen Bewegungsangeboten Bezahlbarkeit von Wohnraum geht. Das für Ältere geäußert, genauso wie Kritik an sind nur einige Beispiele, die zeigen, auf mangelnden öffentlichen Toiletten. was es in Zukunft ankommen wird. 36 HERBSTZEITLOSE
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