Großflächige Torfmooskultivierung zur nachhaltigen Produktion eines - Substratausgangsstoffes als Torfersatz und
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Großflächige Torfmooskultivierung zur nachhaltigen Produktion eines Substratausgangsstoffes als Torfersatz und ihr Potenzial für Klimaschutz und Biodiversität Dr. Martha Graf, Dr. Bärbel Tiemeyer, Meike Lemmer, Dr. Jan Köbbing
Warum Torfmooskultivierung in Deutschland? Torfabbau in Niedersachsen 14000 12000 Torfabbaufläche [ha] 10000 8000 6000 4000 2000 0 2012 2017 2022 2027 2032 2037 2040 Jahr Schmatzler, 2012
Warum Torfmooskultivierung in Deutschland? • Viele Moorflächen werden nicht nachhaltig genutzt – Hohe THG-Emissionen – Wenig Fläche für moortypische Pflanzen und Tiere • Das Land Niedersachsen fördert die Suche nach alternativen Nutzungen – Alternative zum Torf im Gartenbau Foto: Frauke Lerhke – Nachhaltige Nutzung für Moorflächen
Kultursubstrate bei Klasmann-Deilmann 2014 Bis 2020 6,6% • soll der Anteil Torfrohstoffe alternativer Holzfasern Ausgangstoffe in Containermulch TerrAktiv Klasmann-Deilmann Rinden Kultursubstraten auf 15% Kompost Kokos erhöht werden. Herausforderung: Geeignete physikalische, biologische und chemische Eigenschaften, sowie ausreichende Verfügbarkeit.
Bult-Torfmooskultivierung (Sphagnum-Farming) • Weißtorf besteht aus schwach zersetzten Bult-Torfmoosen (Gattung Sphagnum und Acutifolia) • Die Nutzung von Torfmoosen als Substratersatzstoff vereint den Nachhaltigkeitsgedanken und bietet die gewünschten physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften Foto: Meike Lemmer
Torfmooskultivierungsprojekte • Seit Ende der 90iger Versuche in Kanada, hauptsächlich zur Renaturierung von Flächen • Seit Anfang der 2000er Versuche in Deutschland mit dem Ziel der Foto: www.land-der-ideen.de Substratersatzstoffherstellung • Insgesamt gibt es 5 TM-Testflächen auf der Welt – 3 in Deutschland – 2 in Kanada Source: R. Pouliot Foto: Kamermann 2004
Torfmooskultivierungsprojekte Pro- Ort Versuchs- Größe Anzahl Schwarz- od. Bewässerung jekt beginn (ha) Arten Weißtorf getestet Deutschland: Untererdische 1 2004 0,12 1 Schwarztorf Ramsloh Bewässerungsrohre Kanada: 2 2006 1,2 3 Weißtorf Keine Bewässerung New Brunswick Deutschland: Oberflächenbewässerung 3 2011 4 2 Weißtorf Rastede 10 m Kanada: Bewässerungsdichte 5m 4 2013 5 4 Weißtorf Québec und 20m werden getestet Deutschland: Oberflächenbewässerung 5 2015 10 6 Schwarztorf Geeste vs. Bewässerungsrohre
Das Projekt • Erster großflächiger Versuch auf Schwarztorf • Test unterschiedlicher Be- und Entwässerungssystem • Beimpfung von 10 ha Fläche mit Torfmoosen → größtes Sphagnum-Farming-Projekt der Welt • Gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Juli 2015 bis Juni 2018) mit: – 200.000 € (Praxisteil, Durchführung KD, Eigenanteil 400.000 €) – 420.000 € (Wissenschaftsteil, Universität Hannover & Thünen- Institut Braunschweig) • 3 Doktoranden für 3 Jahre finanziert durch die DBU
Das Projekt Schafft Torfmooskultivierung eine ‘win-win’ Lösung? • Ist die Produktion von Torfmoos als Torfersatz wirtschaftlich? (KD) • Sind die THG-Emissionen auf Produktion Treibhausgas -emissionen Torfmooskultivierungsflächen niedriger als bei anderen Nutzungsarten? (THÜNEN) Biodiversität • Schaffen Torfmooskultivierungs- flächen einen Lebensraum für gefährdete Arten? (iup)
Biodiversität - Flora Hintergrund & Forschungsfragen: • Die meisten Hochmoorarten sind gefährdete Arten in Niedersachsen • Kann Torfmooskultivierung einen Lebensraum für gefährdete Arten darstellen? • Wie ist die floristische Zusammensetzung und Diversität der Torfmooskultivierungsflächen im Vergleich zu: Spenderflächen und wiedervernässten Mooren? • Wie können wir floristische Diversität auf den Torfmooskultivierungsflächen erhöhen?
Biodiversität - Fauna Hintergrund & Forschungsfragen: • Hochmoorflächen werden von wenigen Tierarten besiedelt: hoch spezialisiert stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht • Kann Torfmooskultivierung für manche dieser Arten einen geeigneten Lebensraum darstellen? • Welche Tierarten besiedeln (oder nutzen) die Torfmooskultivierungsflächen? • Welche Rolle spielt dabei das Umfeld http://www.dragonflypi (Besiedlungspotenzial)? x.com/speciespages_en/ aeshna_subarctica.html
Treibhausgas-Emissionen Hintergrund: • Alle genutzten Moore sind eine große Quelle von THG- Emissionen in Deutschland (UBA, 2014) • Torfmooskultivierungsflächen tragen zum Klimaschutz bei Können eine günstigere Klimawirkung als die meisten wiedervernässten Moore haben (Beyer & Höper, 2014) Im Vergleich zur „typischen“ Hochmoornutzung (Grünland) werden ca. 10-20 t CO2-eq/ha/Jahr weniger emittiert Durch die Nutzung der Torfmoose wird Weißtorfabbau und CO2-Ausstoß vermieden
Treibhausgas-Emissionen Forschungsfragen: • Wie ist die THG-Bilanz der gesamten „moorbasierten“ Produktionskette von Torfmoosen? • Welche Bewässerungsverfahren sind unter dem Aspekt der THG-Minimierung optimal? • Wie anpassungsfähig gegenüber Klimawandel- bedingungen sind Torfmooskultivierungsflächen?
Sphagnum-Bank „Provinzialmoor“ • ‚Sphagnum-Bank‘: zur Kultivierung weiterer Renaturierungs- und Kultivierungsflächen • Ehemalige Abbaufläche, seit 2009 in Wiedervernässung • Poldersystem vorhanden, wenig Eingriffe in die Fläche • Ent- und Bewässerung über Grüppen und offene Rohrleitungen • 35% der Fläche wurde beimpft • Torfmoose mit Stroh oder Vlies abgedeckt
Sphagnum-Bank „Provinzialmoor“
Ehemalige Abbaufläche „Drenth“
Ehemalige Abbaufläche „Drenth“ • KD-Eigentumsfläche • Torfmooskultivierung zur Ernte und Verwendung als Substrat • Test von verschiedenen Bewässerungssystemen – Grüppen – Drainage/Bewässerungsrohre – Bewässerungsmatten • Die gesamte Fläche wurde bereits beimpft – (Polder 1-4 Herbst 2015, Polder 5-7 Frühjahr 2016) • Die Torfmoose wurden mit Stroh oder Vlies abgedeckt
Ehemalige Abbaufläche „Drenth“
Stand heute • Im Herbst 2015 und im Frühjahr 2016 wurden bereits 2/3 der Projektflächen beimpft • Ca. 10 l/ m² Moose wurden ausgebracht • S. palustre und S. papillosum werden derzeit für Substrattests aufbereitet
Ausblick- Flächenpflege • Laufende Begehung und Monitoring der Flächen • Kontinuierliches Hydromanagement (Be- und Entwässerung) • Entwicklung von Innovationen im Bereich Ausbringung, Kultivierung und Ernte (z.B. Wildkrautmanagement & Beschattung) • Wissenschaftliche Untersuchungen der Universität Hannover, Universität Nijmegen sowie des Thünen- Instituts und Klasmann-Deilmann
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und die Unterstützung des Projektes! Gerald Schmilewski
Dokumentation & Anbautests • Dokumentation der Arbeitsschritte und Flächenentwicklung durch Luftbildaufnahmen der Entnahme- und Ausbringungsflächen via Befliegung • Laufende Erfassung aller Kosten und Betrachtung der Wirtschaftlichkeit • Test von Torfmoosen als Substratausgangsstoff mit unterschiedlichen Hygienisierungen bei der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Bad Zwischenahn bzw. Hannover
Zeitplan 2015-2019 Tätigkeit 2015 2016 2017 2018 2019 Flächenvorbereitung Torfmoos-Ernte Torfmoos-Ausbringung Flächenpflege Projektmanagement (inkl. Kostenerfassung) Versuche als Substratausgangsstoff Wissenschaftliche Untersuchungen (3 Doktoranden)
Literaturverzeichnis • Beyer, C. & Höper, H., 2014. Greenhouse gas emissions from rewetted bog peat extraction sites and a Sphagnum cultivation site in Northwest Germany. Biogeosciences Discussions, 11(3), pp.4493–4530. Available at: http://www.biogeosciences-discuss.net/11/4493/2014/. • Drösler, M. et al., 2011. Klimaschutz durch Moorschutz in der Praxis. Ergebnisse aus dem BMBF-Verbundprojekt „Klimaschutz- Moornutzungsstrategien“ 20006-2010 • UBA, 2014 - Berichterstattung unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und dem Kyoto-Protokoll 2014. Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990-2012. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publik ationen/climate-change_24_2014_nationaler_inventarbericht_0.pdf • Schmatzler, E., 2012. Die Zukunft der Torfgewinnung in Niedersachsen Ergebnisse einer Umfrage zum Torfabbau. In Deutscher Torf und Humustag.
Abbildungsverzeichnis • Folie 3: Frauke Lerhke • Folie 5: Meike Lemmer • Folie 6 oben: www.land-der-ideen.de • Folie 6 unten: Kamermann (2004) aus – Gaudig, G., 2010. Torfmooskultivierung- Eine Alternative mit Zukunft? In Fachtagung - Verwendung und Substitution von Torf – Verantwortliche Nutzung von Rohstoffen im Klimawandel Fulda 09./10. November 2010. Available at: http://www.dgmtev.de/veranstalt_fulda_2010.html. • Folie 11: http://www.dragonflypix.com/speciespages_en/aeshna_subarctica.html • Folie 29: Gerald Schmilewski
Torfmoosentnahme LSG „Wildes Moor“ (Papenburg) • Herbst 2015 • Manuell wurde mit Hilfe von Teleskopheckenscheren der oberste Teil der Moose abgetrennt und abtransportiert • Insgesamt wurden ca. 136 „Big Bags“ Moose auf weniger als 2 ha entnommen • 15-20 Mitarbeiter
Torfmoosentnahme „Wildes Moor“ (Papenburg)
Torfmoosbezug aus den Niederlanden • Nebenprodukt der Röhrichtkultur • 21 Holzkisten à 1m³ Torfmoose (S. palustre) wurden im Frühjahr 2016 bezogen
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