Grün als Trend - zur neuen Vielfalt - Wohnungswirtschaft-heute
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THEMA Grün als Trend – zur neuen Vielfalt Foto: PTU Stadt Linz 1 Der Trend, im Grünen aber G rün zu wohnen bedeutet nicht förderten Neubau von mehrgeschossigen unbedingt am Land zu wohnen. Wohnungen und Eigenheimen sowie die doch urban zu wohnen, wird Ein Blick auf Oberösterreich be- im Wege der Sanierung neu geschaffenen in Oberösterreich gelebt. stätigt den internationalen Trend Wohnungen. zur Lust auf mehr Grün – durchaus auch in Laut GBV-Statistik verfügt Oberöster- Gemeinnützige Bauträger urbanen Gebieten. Oberösterreich ist in 15 reich neben Salzburg über den höchsten bieten eine große Vielfalt an politische Bezirke und drei Statutarstädte Anteil Österreichs an Wohnungen gemein- unterschiedlichen Wohnungs- geteilt, rund 1,5 Millionen Menschen leben nütziger Bauträger, mit einem Neubauvo- „ob der Enns und der Donau“. Das Bun- lumen von rund 300 Millionen Euro pro konzepten – mit viel Grün zur desland verfügt über rund 12.000 Quad- Jahr. Und auf die GBV als Partner will gemeinsamen Nutzung oder ratkilometer Fläche – davon sind rund 50 Klaus Luger, Bürgermeister von Linz, auch Prozent Grünland und Wald. Es wird mit nicht verzichten: „Jeder zweite Wohnungs- auch ganz privat. einem Bevölkerungswachstum gerechnet, suchende möchte in Linz leben. Um den 2065 werden es laut Statistik Austria und Zuzug weiterhin decken zu können, müs- GISELA GARY eigenen Berechnungen der Landesverwal- sen verstärkt Wohnbaumittel nach Linz tung über 1,6 Millionen Bewohner sein. fließen. Rund 800 geförderte Wohnungen Linz ist das bevölkerungsreichste Zen- pro Jahr sind dazu nötig.“ trum Oberösterreichs. Ehemals von der Voest mit schlechter Luft vernebelt, hat Privates und gemeinsames Grün sich die Hauptstadt gut erholt und profi- Eine Antwort auf das Bedürfnis nach Grün tiert längst von der zentralen Lage, plus und dennoch urbanem Leben ist das Pro- viel Natur, Berge, Wasser. Parallel mit der jekt „grüne Mitte Linz“, das auch im Zent- Lebensqualität steigt auch der Wohnbedarf rum der Besichtigungstour im Rahmen des und das Verlangen nach Grünraum. Die Verbandstages der GBV stand. Für dieses, größte Nachfrage gibt es in der Landes- auf dem ehemaligen Frachtenbahnhof hauptstadt. errichtete Stadtentwicklungsprojekt, auf In der Haushaltsprognose des Landes einer Fläche von rund 87.000 Quadratme- liegt der Neubaubedarf bis zum Jahre 2020 tern, wurde Stadt bewusst mit Natur ver- bei ca. 7.600 jährlich neu zu errichtenden bunden. Die Kernzone bildet inmitten des Wohnungen, rund 2.600 Wohnungen da- neuen Stadtteils der 14.000 Quadratmeter von freifinanziert. Das Gros entfällt auf große Park, auf den die Blickachsen der den mit Wohnbauförderungsmitteln ge- darum gruppierten Baukörper ausgerich- 8 WOHNENPLUS . 2|2017
THEMA Foto: PTU Stadt Linz 3 1 / Die privaten Begrünungsmöglichkeiten auf den Balkonen werden in der grüne Mitte Linz gut angenommen. 2 / Das Stadtentwicklungsgebiet im Überblick: Die elf Wohnbauten von sieben Bauvereinigungen sind um einen 14.000 Quadratmeter großen Park angelegt. 3 / Das Herzstück der grüne Mitte Linz: Bäume, Sträucher, Wiesen, Spielplätze und Ruhezonen Grafik: PTU Stadt Linz alle Nutzer wohlfühlen. Es gibt Spiel- 2 und Liegeflächen, aber auch Unterhal- tungsbereiche – so ist ein Miteinander, tet sind und der im Norden in eine multi- für OÖ (LAWOG), Neue Heimat Ober- ohne den anderen zu stören, möglich. funktionale städtische Platzzone übergeht. österreich – Gemeinnützige Wohnungs- Der Park wird von den Genossenschaf- Eigene, von der Kernzone unabhängige und SiedlungsgesmbH, Gemeinnützige ten gepflegt, federführend ist dabei die Platzgestaltungen wurden für Nord- und Wohnungs- und Siedlergemeinschaft reg. GWG. Die Stadt beteiligt sich zu 50 Pro- Südareal gewählt, während die langge- Genossenschaft mbH (WSG). zent an der Reinigung, aber nicht an der streckte Grünzone entlang der Bahntrasse Zwischen 8.00 und 20.00 Uhr steht Erhaltung. Noch wird an Anfangsschwie- thematisch an die Kernzone anknüpft. der Park auch Gästen von außen zur rigkeiten gefeilt – manchen sind die Kin- Klare Vorgabe war das Thema Grün. Verfügung. „Das klappt mittlerweile recht der zu laut oder auch die Jugendlichen, Ewald Reinthaler, Geschäftsbereich Pla- gut, wenn auch der Park noch haupt- doch Reinthaler nimmt das gelassen: „Die nung Technik Umwelt der Stadt Linz, ist sächlich von Anrainern mit kleinen Kin- Siedlung muss sozial wachsen, das ist ein der Projektkoordinator grüne Mitte Linz, er dern genutzt wird“, so Reinthaler. Dazu normaler Prozess.“ Das Besondere ist das sammelte bereits bei der „solarCity Linz“ wurde eine umfangreiche Parkordnung Gesamtkonzept der grünen Mitte Linz: Erfahrungen mit Stadtteilentwicklungen. erstellt, die gewährleisten soll, dass sich Geh- und Radwege, eine Haltestelle, Der Park bei der grünen Mitte Linz, das Konzept stammt von Landschaftsarchi- tektin Heidelinde Holzinger, ist nur ein Grüne Mitte Linz: Elf Wohnbauten mit 811 Wohneinheiten Teil des Masterplans des Architekturbüros Bauträger Planung Wohnungen Rechtsform Fertigstellung Blaumoser: „Die Bauträger erhielten weni- OÖ Wohnbau I Architekt Karrer, Linz 51 Miete/Mietkauf √ ger Fläche, der Park zählt zu ihren Projek- GWG I Architekt Karrer, Linz 63 Miete √ ten dazu. Zudem war für jede Wohnung GWG II Architekt Ganahl & Ifsits, Wien 55 Miete √ eine Grünfläche, Balkon oder Terrasse, zwischen sechs und acht Quadratmetern, LAWOG Hertl Architekten, Steyr 89 Miete √ verpflichtend vorgeschrieben.“ OÖ Wohnbau II Architekt Kneidinger, Linz 53 Miete/Mietkauf √ Sieben Wohnbaugesellschaften er- BRW I Team M, Linz 57 Miete √ hielten beim Bauträgerwettbewerb für Familie Gärtner/Neururer, Vöcklabruck 113 Miete √ elf Projekte mit insgesamt 811 Wohnun- Neue Heimat Architekt Drexel, Hohenems 86 Miete √ gen den Zuschlag: Baureform-Wohn- GWG III sps-Architekten, Thalgau 48 Miete √ stätte (BRW), Wohnungsgenossenschaft Familie in Linz (Familie), Gemeinnützi- WSG Architekt Martin Kohlbauer, Wien 94 Miete/Mietkauf Juni 2017 ge Wohnungsgesellschaft der Stadt Linz BRW II Archinauten, Linz 102 Miete (davon 44 Betreutes Wohnen) Frühjahr 2018 GmbH (GWG), OÖ Wohnbau, Gemein- Summe 811 nützige Landeswohnungsgenossenschaft WOHNENPLUS . 2|2017 9
THEMA Foto: PTU Stadt Linz 4 Parkflächen, Jugend-Trendsport-Möglich- ten erfüllen den Niedrigstenergie-Standard Dazu zählen das Hafengebiet Linz oder keiten, Trinkbrunnen, Mütterclub wie – einige nützen Solarenergie für die Warm- auch das Projekt „Wohnen am Fluss“ der auch ein Stadtplatz für Veranstaltungen, wasseraufbereitung. GWG der Stadt Steyr. Neben dem denkmal- Café und Wochenendmärkte. Die in Linz heimische OÖ Wohnbau geschützten Schlüsselhof errichtet die GWG zeichnet für den sechsgeschossigen Riegel- auf dem angrenzenden rund 10.000 Quad- Intensive Nutzung bau und zwei Punkthäuser mit insgesamt ratmeter großen Grundstück direkt an der Die privaten Grünbereiche werden intensiv 53 Wohnungen (Miet-, Mietkauf- bzw. Ei- Enns zwei drei- und viergeschossige Wohn- genutzt, freut sich Reinthaler: „Es ist span- gentumswohnungen) verantwortlich. Die gebäude sowie Reihenhäuser. Die autofreie ” nend zu beobachten, wenn einer beginnt, Anlage umfasst elf Reihenhäuser und 56 seinen Balkon zu begrünen, starten die Wohnungen mit Miet- und Kaufoption, in Die Siedlung muss „ Nachbarn auch gleich. Doch eines wurde Größen von 45 bis 95 Quadratmeter Nutz- mir klar, mit Trögen können die Menschen am Anfang noch besser umgehen, als mit sozial wachsen, das ist ein fläche. Die GSG erhielt für ihr Projekt am At- ebenerdigen Flächen. Man sieht es ja, alle normaler Prozess. tersee in Weyregg den OÖ Wohnbaupreis Balkone sind schön genützt.“ 2016. Auch dieser Wohnbau, geplant von Ewald Reinthaler, Alle Wohnungen sind zur Parkanla- Architekt Johannes Kaufmann, erfüllt alle ge hin orientiert. Die Stadt forderte einen Projektkoordinator grüne Mitte Linz Kriterien des grünen Wohnens. Die Qualität ausgewogenen Wohnungsmix: 15 Pro- des Raumes und des Freiraumes standen zent Zweizimmer-Wohnungen, 50 Prozent Wohnungsgrößen bewegen sich zwischen dabei im Zentrum der 46 Wohnungen, die Dreizimmer-Wohnungen, 25 Prozent Vier- 51 und 97 Quadratmeter, plus Loggien alle über eine Loggia, Balkon oder Dach- zimmer-Wohnungen und zehn Prozent bzw. Freiflächen. „Das Wohnen in der Lan- terrasse, teilweise mit Seeblick, verfügen. Fünfzimmer-Wohnungen. Auch bauliche deshauptstadt Linz ist gefragter denn je“, Auf dem letzten noch unverbauten Bau- Vorgaben aus den Erfahrungen der letzten erklärt Markus Rosinger, Geschäftsführer platz auf dem Areal der grüne Mitte Linz Projekte wie geschlossene Laubengänge, der OÖ Wohnbau. „Das neue Wohngebiet errichtet das ÖSW als Generalübernehmer Raumgrößen und behindertengerechter ´grüne Mitte Linz´ bietet alle notwendigen für die Erste KAG ein Wohnhochhaus mit Zugang zu allen Wohnungen wurden vo- Voraussetzungen zum individuellen Woh- 18 Etagen. Die GSA Wohnbauträger GmbH rausgesetzt. Bei der GWG dominieren die nen in der Stadt.“ in Linz war nicht nur an der Grundstücks- „hängenden Gärten“, die mit dem Wechsel akquisition beteiligt, sie erbringt auch die durch schmale und vorragende Flächen Direkt am Wasser technischen Leistungen bis zur schlüssel- eine hohe Nutzungsqualität garantieren, Neben mehr grün in der Stadt gibt es auch fertigen Übergabe. „Das vom Linzer Ar- wie auch eine optimierte Belichtung der einen Schwerpunkt auf Wohnen am Wasser. chitekten Jörg Stögmüller geplante Wohn- dahinterliegenden Räume. Alle Wohnbau- Stadtrandgebiete werden dazu entwickelt. hochhaus zeigt eine horizontal gegliederte 10 WOHNENPLUS . 2|2017
THEMA Grünraum hat einen Stellenwert Welchen Stellenwert haben Grün- flächen in Oberösterreich? Herwig Pernsteiner: „Grünraum hat einen Stellenwert – und leistet mit Si- cherheit einen wesentlichen Beitrag Foto: OÖ Wohnbau zur Erhöhung der Attraktivität und Le- bensqualität in Wohnanlagen. Studien 5 bezeugen zudem die längere Verweil- und Aufenthaltsdauer von Bewohnern in hochwertig gestalteten Außenräu- men.“ Der grundsätzliche Trend zu mehr grün zeichnet sich auch bei den Be- wohnerwünschen in Oberösterreich Foto: ISG ab? Pernsteiner: „Ein Trend zu mehr Grün zeichnet sich ab. Dieser halböffentli- Herwig Pernsteiner, stellvertretender Landesobmann che Aufenthaltsraum wird gewünscht, GBV Oberösterreich, Vorstand ISG in Ried Visualisierung: arinco/stögmüller es ist jedoch aufgrund der Prämissen der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit Wohnbau. Nutzgärten, Gemeinschafts- sehr herausfordernd, dabei entspre- und/oder Dachgärten sind in der Pe- chende Qualitäten zu schaffen.“ ripherie, also am Land, kein Thema. 6 Hochwertiger Grünraum wird im All- Das bedeutet, mehr Grün kostet mehr? gemeinen geschätzt, aber – außer im Fassade mit allseitig auskragenden und ab- Pernsteiner: „Eine hochwertige Ge- Privatbereich – nicht gerne für die All- wechselnd vor- und zurückspringenden staltung kostet zumeist nicht viel mehr gemeinheit bezahlt.“ Balkonbrüstungen. Neben dem Lebens- als eine weniger ansehnliche – wenn mittelmarkt im Erdgeschoß, der auch die sie vorab gut geplant wurde. Ein Au- Ist ein Landschaftsplaner bei Wohn- Versorgung der Bewohner des gesamten genmerk muss jedoch auch auf die bau-Planungen mittlerweile selbstver- Quartiers mit mehr als 800 geförderten langfristige Pflege gelegt werden – ständlich mit dabei? Wohnungen sicherstellt, entstehen zusätz- denn da, so unsere Erfahrung, laufen Pernsteiner: „Ein Landschaftsplaner lich 165 freifinanzierte Mietwohnungen. bei unüberlegter Planung die Kosten ist bei unseren Projekten nicht selbst- „Das gesamte Areal bekommt nun ein davon.“ verständlich, bei größeren Projekten skulptural gestaltetes Landmark und wird durchaus, bei kleineren Projekten ob- durch die Haltestelle der geplanten zwei- Welchen Stellenwert hat Grünraum in liegt die Planung jedoch entweder den ten Linzer Schienenachse noch attraktiver“, den gesetzlichen Grundlagen? bauausführenden Gärtnern oder der erläutert Michael Pech, Vorstand ÖSW und Pernsteiner: „In Oberösterreich ist grünräumlichen Kompetenz des jewei- Aufsichtsratsvorsitzender der GBV. Der im Standardausstattungskatalog, also ligen Architekten.“ Baubeginn ist für Sommer dieses Jahres der Grundlage zur Umsetzung von vorgesehen. Mit diesem Projekt wie auch wohnbaugeförderten Projekten, defi- Soziologen sprechen von Grün als The- mit dem Wohnbau der BRW, ist die grüne niert, dass die Außenanlagen ´mäßig´ rapie, gut für die Seele, gut für die Ge- Mitte Linz dann 2018 fertiggestellt und das bepflanzt werden müssen. Daher sind meinschaftsbildung – wie erleben Sie Grün in der Stadt der Bewährungsprobe in der Gestaltung von Grünräumen in dieses Thema? übergeben. Oberösterreich Grenzen gesetzt.“ Pernsteiner: „Grünräume haben eine bedeutende Funktion als soziale In- 4 / Status quo grüne Mitte Linz, März 2017: in der linken Und wie sieht es mit dem Engagement teraktionsräume für verschiedene vorderen Ecke wird das Hochhaus des ÖSW errichtet – der Bewohner aus? Nutzergruppen. Dort können Bewoh- auf dem rechten Eckbauplatz entsteht bis zum Pernsteiner: „Die Eigeninitiative der ner (und auch Anrainer) miteinander Frühjahr 2018 ein Wohnbau der BRW. Bewohner ist meist sehr begrenzt. in Kontakt treten, auch zufällig und 5 / Die Häuser der Oberösterreichischen Wohnbau Wir beobachten wenig Initiativen zur spontan. Sie können sich zumindest sind bereits seit Ende 2014 besiedelt. Pflege durch Mieter oder Eigentümer. gegenseitig wahrnehmen, auch Men- 6 / Der letzte noch freie Bauplatz: Hier entsteht ein Wohn- Die Zahlungsbereitschaft für hochwer- schen aus unterschiedlichen gesell- hochhaus der ÖSW-Gruppe, mit rund 200 Wohneinheiten. tige Grünraumgestaltung gibt es nur schaftlichen Gruppen. Halböffentliche Dieses Projekt befindet sich innerhalb der grüne Mitte Linz, bei Bewohnern mit höheren Einkom- Grün- und Freiräume tragen daher zur ist jedoch organisatorisch und bezüglich Gemeinkosten mensschichten bzw im freifinanzierten Teilnahme am öffentlichen Leben bei.“ nicht in das Stadtteilentwicklungsgebiet involviert. WOHNENPLUS . 2|2017 11
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