Gründen & Wachsen in Österreich - Special Private Equity Buyouts M&A - VC-Magazin
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Special Dezember 2015 Private Equity • Buyouts • M&A www.vc-magazin.de Das Magazin für Investoren und Entrepreneure Special Gründen & Wachsen in Österreich 9. Jg. powered by
68,5 Mio. Euro Fondsvolumen Investition in die Gründungs- und erste Wachstumsphase von gewerblichen Unternehmen Fondslaufzeit mit Sitz in Österreich bis 2026 Beteiligung 100.000,- bis 3 Mio. Euro offene / stille Beteiligung für Co-Investments offen aws Gründerfonds Startkapital für Ideen und Innovationen Der aws Gründerfonds investiert Risikokapital in junge Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial und ist für Co-Investments offen. www.gruenderfonds.at aws Gründerfonds A 1020 Wien T +43 1 501 75-721 Ralf Kunzmann, Geschäftsführer Walcherstraße 11A E ofåce@gruenderfonds.at
Editorial Der Anfang ist gemacht Liebe Leserinnen und Leser, der 05.08.2015 dürfte mit ziemlicher Sicherheit als DER Tag in den Jahresrückblick der österreichischen Start-up- und Gründerlandschaft eingehen. An diesem Tag nämlich wurde die Übernahme von Runtastic aus Pasching bei Linz durch den Sportartikelhersteller Adidas bekanntgegeben. Kaufpreis: 220 Mio. EUR. Neben den Gründern Florian Benjamin Heimlich, Redaktionsleiter Gschwandtner, Alfred Luger, René Giretzlehner und Chris- tian Kaar verkauften auch der Axel Springer Verlag, damals mit 50,1% beteiligt, und der Business Angel Hansi Hans- mann ihre Anteile an der Fitness-App. Nur rund einen Monat später die nächste Erfolgsmeldung für Österreichs Gründer- szene: Die norwegische Mediengruppe Schibsted Classifieds Media kauft Finderly, die Gesellschaft hinter der Flohmarkt- App Shpock, aus Wien. Über die Unternehmensbewertung wurde Stillschweigen vereinbart, bekannt ist aber, dass neben anderen auch bei diesem Start-up Hansi Hansmann beteiligt war. Zu einem wichtigen Treiber einer vitalen Start-up-Landschaft Business Angels kommt bei der Finanzierung österreichi- ist inzwischen auch die öffentliche Hand geworden. So betei- scher Jungunternehmen eine wachsende Bedeutung zu. Denn ligt sich beispielsweise die aws Austria Wirtschaftsservice die Daten der heimischen Venture Capital-Szene machen über ihren aws Gründerfonds gemeinsam mit privaten durchaus Sorgen. Gerade einmal 13 Mio. EUR konnten Betei- Investoren an jungen Unternehmen. Gleichzeitig hat man ligungsgesellschaften mit Sitz in Österreich im vergangenen auch bei der aws die Notwendigkeit einer aktiven Business Jahr einsammeln. Ein historischer Tiefstwert. Vor diesem Angel-Szene erkannt und fördert diese über einen eigenen Hintergrund macht ein Blick auf den Global Wealth Report Business Angel-Fonds. Der Nährboden für erfolgreiche 2014 der Boston Consulting Group Hoffnung. Demnach soll Gründungen ist also gegeben, die Herausforderung wird das private Vermögen in der Alpenrepublik in den kommen- sein, sie so weit zu unterstützen, dass Erfolgsgeschichten den Jahren um 3,5% auf dann 790 Mrd. USD anwachsen. Im wie Runtastic und Shpock nur der Anfang sind. internationalen Ranking der Millionärshaushalte liegt Öster- reich mit 36.000 auf Platz 32. Bei einem anhaltenden Niedrig- Eine spannende Lektüre wünscht zinsumfeld dürfte sich dieses Kapital in noch größerem Umfang auf die Suche nach attraktiven Renditen begeben. Wieso also nicht das Portfolio aus Immobilien, Aktien, Kunst und Oldtimern um Beteiligungen an innovativen Jungunter- nehmen erweitern? Erfolgsgeschichten wie die von Run- tastic und Shpock können für eine solche Entwicklung nur hilfreich sein. benjamin.heimlich@vc-magazin.de Gründen & Wachsen in Österreich 3
Inhalt Überblick 18 Case Study | mySugr GmbH: App für Diabetiker Wenn das Diabetes-Monster klingelt 6 Gründen und Wachsen in Österreich Gute Ansätze und noch Luft nach oben Service Finanzierung 19 Partner des Specials im Portrait 10 Interview mit Ralf Kunzmann, aws Gründerfonds „Wir sind erst am Anfang“ Impressum VentureCapital Magazin 12 One size fits all? Finanzierungstrends im österreichischen 16. Jg. 2015 Mittelstand „Gründen & Wachsen in Österreich“ (9. Jg.) Leo Strohmayr, Invest AG ein Special des VentureCapital Magazins Verlag: GoingPublic Media AG, Hofmannstr. 7a, 81379 München, Tel.: 089-2000339-0, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: info@goingpublic.de, Förderung Internet: www.vc-magazin.de, www.goingpublic.de Redaktion: 14 Start-up-Förderung in der Alpenrepublik Mathias Renz (Verlagsleitung), Benjamin Heimlich (Redaktionsleitung), Österreich: Nationale Gründerstrategie steckt hohe François Baumgartner Ziele Mitarbeit an dieser Ausgabe: Birgit Reiter-Braunwieser, ABA-Invest Birgit Reiter-Braunwieser, Christina Cassala, Holger Garbs, Leo Strohmayr Lektorat: Sabine Klug, Magdalena Lammel Aus der Praxis Gestaltung: Holger Aderhold, Annette Wiedemann 16 Case Study | Marinomed Biotechnologie GmbH: Titelbild: © Creativemarc/www.fotolia.com Schnupfen als Geschäftsfeld Druck: Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg Mit Nasensprays aus der Uni in die Wirtschaft 4 Gründen & Wachsen in Österreich
Volle Kraft für Ihren Erfolg. Langjährige Stabilität und nachhaltige Wertentwicklung – das zeichnet die INVEST AG als starken Partner aus. Die INVEST AG ist mit einem Fondsvolumen von 150 Millionen Euro führender Private Equity Fonds in Österreich. Wir stärken mittelständische Unternehmen mit Eigenkapital und schaffen so gemeinsam mit unseren Kunden Freiräume für Wachstum und neue Entwicklungen. Aktuell vertrauen 20 Unternehmen in Österreich und Süddeutschland auf unser Know-how. Wir entscheiden rasch über ein Beteiligungsengagement und unterstützen im operativen, strategischen und kaufmännischen Bereich. Zuverlässigkeit und die Wahrung Ihrer unternehmerischen Freiheiten haben für uns oberste Pri- orität. Genau diese Tatsache unterscheidet uns klar von anderen Private Equity Fonds. www.investag.at
Überblick Gründen und Wachsen in Österreich Gute Ansätze und noch Luft nach oben Mozart, Sisi und ein Riesenrad, Fiaker, Hofburg und Sachertorte – wer an Österreich denkt, dem fallen viele Attraktionen ein, mit denen der Alpenstaat die Touristen ins Land lockt. Doch Österreich hat mehr zu bieten als den Glanz vergangener Zeiten. Mit Innovationen und zahl- reichen Start-up-Gründungen will das Land für Investitionen aus dem In- und Ausland attraktiv werden. Denn: Mit Wagnisgeld für junge Unternehmen ist es nicht weit her. 6 Gründen & Wachsen in Österreich
F ür Österreichs Start-ups, so scheint es, läuft es gerade rund: Gleich zwei große Exits begeisterten die Finanz- Private Equity- und Venture Capital-Investitionen in Österreich gemeinde im Jahr 2015: Runtastic, eine Fitness-App aus Linz, wurde für 220 Mio. EUR an den Sportartikelherstel- Aus Österreich 68 Mio. ler adidas verkauft, die Übernahme von shpock, einer Floh- EUR markt-App für die Hosentasche, ließ sich das Medienhaus Schibsted Classifieds Media eine Summe von 200 Mio. EUR kosten. Die Norweger halten damit ab sofort 91% am öster- reichischen Start-up. 472 Mio. EUR Aus dem Ausland Wachstumsboom in Österreich Diese Unternehmen fungieren als Leuchttürme in einer breit gefächerten Szene. Weitere Unternehmen können nachzie- Quelle: EVCA Yearbook 2014 hen, darunter auch die Wiener Diabetes-App mySugr. Das Start-up sammelte rund 4 Mio. EUR ein, Zoomsquare hat sich die Unterstützung des in England tätigen österreichischen Unternehmern kommt wichtige Bedeutung zu Wagniskapitalgebers Hermann Hauser gesichert. Kurz vor Die öffentliche Förderlandschaft mit dem Austria Wirt- dem Abschluss seiner nächsten Finanzierungsrunde hat schaftsservice (aws) Gründerfonds macht öffentliches Kapi- Zoomsquare zusätzlich den Einstieg von Amadeus Capital tal verfügbar und hilft mit einer breiten Palette an Maß- Partners vereinbart. Die Start-up-Szene in Österreich erlebt nahmen wie Zuschüssen und Beratungsleistungen, die auf derzeit einen starken Wachstumsboom. Die Zahl der Neu- unterschiedliche Branchen und Entwicklungsstadien der gründungen hat sich in den letzten Jahren mehr als verdop- neuen Unternehmen abgestimmt sind. Diese Unterstützung pelt. Rund 37.000 Unternehmen wurden im vergangenen von öffentlichen Institutionen spielt speziell in einer frühen Jahr in Österreich gegründet, davon entfallen nach Angaben Phase eine wichtige Rolle. Einen ganz wesentlichen Beitrag der PGM Consulting rund 8.000 alleine auf die Stadt Wien, leisten zudem die Business Angels und Super-Angels in etwa 8% davon machen innovative Start-ups aus. Besonders Österreich. Im i2 Business Angel-Programm der aws sind dynamisch entwickeln sich hierbei die Branchen Informa- derzeit 240 Angels registriert und noch einmal 100 Personen tionstechnologie, Life Sciences, Medien sowie die Kreativ- in diversen kleineren Netzwerken. Alleine aus dem i2 Pool, wirtschaft. Laut einer Studie aus dem Jahr 2013 der Jungen dem aws Gründerfonds und Mittelstandsfonds sowie wei- Wirtschaft, der Interessenvertretung der österreichischen teren Akteuren ergibt sich ein theoretisch verfügbares Be- Jungunternehmer im Rahmen der Wirtschaftskammer Öster- teiligungsvolumen von über 200 Mio. EUR. reich, entstehen mit einem neu gegründeten Unternehmen durchschnittlich direkt 2,4 und indirekt (inkl. Vorleistungs- Stiftungskapital bindet notwendiges Geld verflechtungen und Kaufkrafteffekte) 5,3 Arbeitsplätze so- Im Vergleich zum potenziellen Gesamtbedarf an Wagniskapi- wie rund 181.000 EUR an Wertschöpfung. Die Prognose hieß: tal sind diese Summen jedoch gering. Auch Hansi Hans- Die 2013 gegründeten Unternehmen schafften im darauffol- mann weiß das. Er ist Business Angel der ersten Stunde und genden Jahr bis zu 200.000 neue Arbeitsplätze. Die Folge- sein Riecher für Erfolg versprechende Unternehmen hat ihn effekte entsprechen 8,7 Mrd. EUR an Wertschöpfung. Das zu einem wichtigen Knotenpunkt im Start-up-Ökosystem seien 2,8% des Bruttoinlandsproduktes. Das bedeutet: Die gemacht. Seit 2010 investiert er privat unter anderem in Start-ups von heute sind die Arbeitgeber und Wirtschafts- Unternehmen wie shpock, Runtastic oder mySugr – also all treiber von morgen. jene Unternehmen, die entweder ihren Exit bereits gemacht Gründen & Wachsen in Österreich 7
Überblick Entwicklung der Unternehmensgründungen in Österreich 37.054 29.740 14.306 1994 2004 2008 2014 Die Tätigkeit der selbstständigen Personenbetreuung wurde im Jahr 2007 ausdrücklich in der Gewerbeordnung geregelt, die führte zu einem sprunghaften Anstieg der Gründungszahlen im Jahr 2008. Quelle: WKÖ 2014 oder wenigstens international von sich reden gemacht Wachstumskapitalmarkt für das Jahr 2014 erneut einen star- haben. Die von ihm gegründete hansmengroup ist ein Zu- ken Rückgang verzeichnete. Österreich bildet damit das sammenschluss seiner wichtigen Beteiligungen und dient Schlusslicht im deutschsprachigen Raum. Insbesondere das den Gründern zum Austausch und Benchmarking und bietet Fundraising sank hierbei auf einen historischen Tiefstwert: zudem Hilfestellung. Außerdem rief Hansmann die Austrian Lediglich 13 Mio. EUR brachten private Beteiligungskapital- Angel Investors Association ins Leben. Sie ist die nationale geber mit Sitz in Österreich an frischem Kapital auf. Im Interessenvertretung von Business Angels im Alpenstaat. In Vergleich zum Vorjahr war das eine Verringerung um ins- seinem Netzwerk ist eine Vielzahl an Business Angels aktiv. gesamt 35%. Im gleichen Zeitraum wurden im gesamten Was aber fehle, so Hansmann, sei ausreichend Kapital, das DACH-Raum 4,9 Mrd. EUR eingesammelt. Hinzu kommt: Das notwendig wäre, damit Start-ups nach Fundraising in Österreich wurde mit 76,9% hauptsächlich der Seed-Phase aus Österreich heraus durch staatliche Akteure geleistet. Damit ist und bleibt die wachsen könnten. Doch hohe Summen öffentliche Hand der größte Fondsinvestor in Österreich. sind in Stiftungskapital gebunden. Weil „Die nationalen steuerrechtlichen Rahmenbedingungen ma- Stiftungsverwalter jedoch risikoavers chen es schwierig, privates Wachstumskapital für österrei- agieren, steht das Geld dem Wagniska- chische Unternehmen sicherzustellen“, pitalmarkt nicht zur Verfügung. „Rund sagt AVCO-Geschäftsführer Jürgen Mar- 100 Mrd. EUR dienen somit dem reinen chart. Ohne den entsprechenden EU- Kapitalerhalt“, schätzt Hansmann. Viel Fundraisingpass dürfen kleine natio- Geld, das dem Wirtschaftsstandort Ös- nale Fonds keine internationalen Inves- Hansi Hansmann, Business Angel terreich schlichtweg fehle. toren ansprechen. „Diesen bekommt man als Fonds aber nur durch AIFMG- Privater Wachstumskapitalmarkt stark rückläufig Konzessionierung durch die FMA, wo- Auch die Austrian Private Equity Capital Organisation (AVCO) für die österreichischen Fonds aller- als Dachorganisation der österreichischen Beteiligungskapi- Jürgen Marchart, dings in der Regel zu klein sind“, so talindustrie vermeldet, dass der österreichische private AVCO der AVCO-Geschäftsführer. Vertreter des 8 Gründen & Wachsen in Österreich
österreichischen Start-up-Ökosystems fordern daher ver- zu verlieren.“ Der Corporate Investor aus Wien unterstützt besserte gesetzliche Rahmenbedingungen für die Finanzie- als strategischer Partner junge Technologieunternehmen rung von innovativen und wachstumsorientierten Start-up- und gehört als Beteiligungsarm zu Constantia Industries, ei- Unternehmen. Ein Investitionsfreibetrag von 100.000 EUR ist nem seit über 40 Jahren bestehenden österreichischen zentraler Bestandteil der Forderung. Privatunternehmen mit internationaler Ausrichtung. Die Investments sind Teil der Wachstumsstrategie des Unter- Bessere Situation bei Fonds-Investitionen nehmens. Ein bisschen besser sieht die Situation dann aus, wenn In- vestitionszahlen der Fonds betrachtet werden. Im Jahr 2014 Speedinvest bündelt private Investoren belief sich diese Summe auf insgesamt 106 Mio. EUR, das ist Dass man mit Investments in digitale ein Plus von 20% zum Jahr 2013, so die Daten aus der jähr- Geschäftsmodelle Geld verdienen lichen Kennzahl-Erhebung, die die AVCO in Zusammenarbeit kann, beweist seit vier Jahren Oliver mit dem europäischen Dachverband Invest Europe erhebt. Holle. Mit seinem zweiten Fonds, Speed- Das meiste Geld hiervon floss in die Frühphase und Buy- invest II, in Höhe von 90 Mio. EUR betei- outs. Nach wie vor wird mehr Kapital gesucht, als die ligt er sich aktiv am Aufbau des Öko- österreichischen Fonds zur Verfügung stellen können. Rich- systems. Aktuell bündelt der Fonds das tige Branchentrends sind nicht auszumachen. Die Vertei- Kapital von 100 privaten Investoren lung der Unternehmen entspricht dabei der von KMUs in und Business Angels. Der inhaltliche Österreich. Im Umkehrschluss heißt das: Wo Unternehmen Fokus liegt auf digitalen Geschäftsmo- Oliver Holle, sind, wird investiert. „Die Segmente sind hierbei so klein, dellen, wobei sich Speedinvest neben SpeedInvest dass sie durch Einzelinvestments immer wieder beeinflusst einer Reihe an B2C-Beteiligungen vor werden“, so Marchart. Vor allem technologieaffine Themen allem in den Bereichen Fintech und disruptive Kerntechno- und skalierbare Branchen sind besonders interessant. logien beteiligt. Das Modell: Über das reine Investment hin- aus bringen sich Holle und sein Team operativ in die Expan- Tech-Unternehmen sahnen bei Transaktionen ab sionsstrategie der Unternehmen ein. Insgesamt hält Speed- Das belegen auch die Zahlen des Tech Exit Report für Öster- invest etwa 15% bis 20% der Anteile am Unternehmen, reich: 30% der Transaktionen fanden im IT-Sektor statt. Die rund 5% entfallen dabei auf Anteile für die Beratungsleis- Anzahl der damit getätigten Investments hat sich seit 2012 tung im Unternehmen. Zu den bekanntesten Investments nahezu verdoppelt. Hoch skalierbare aus dem letzten Fonds zählen Wikifolio, shpock, Holvi und Business-Modelle und die Möglichkeit Flaviar – allesamt Start-ups, die über Österreich hinaus Be- hoher Returns machen IT- und Tech- kanntheit erlangt haben. Start-ups, die Hoffnung machen Unternehmen interessant für Investo- und ein Signal für international aktive Investoren setzen. ren. „Außerhalb des Scheinwerfer- lichts der Start-up-Szene haben sich Fazit in Österreich Unternehmen im Tech- Die Start-up-Landschaft in Österreich boomt. Interessante, Bereich professionalisiert, die aber skalierbare Business-Modelle, lukrative Investments sowie ähnliche Herausforderungen zu meis- beachtliche Exits haben in den letzten Monaten bewiesen, Herwig Springer, tern haben wie Start-ups“, sagt Herwig dass die Alpenrepublik in Sachen Innovation und Markt- i5invest Springer, CEO – Corporate Develop- fähigkeit das Zeug dazu hat, in der DACH-Region eine wich- ment der i5invest. Was er meint: Ab tige Rolle zu spielen. Während mit der aws und einer gut auf- einer bestimmten Größe wird es schwer, aus Österreich gestellten Business Angels-Landschaft die Gründer gute heraus zu expandieren. „Es fehlt an Ressourcen, an Kapital Möglichkeiten haben, die Seed-Phase gut zu überstehen, tut und am Netzwerk, um Themen global auszurollen.“ I5invest sich für die späteren Kapitalrunden eine Lücke auf. Inter- unterstützt daher IT und Tech-Unter- nationale Wagniskapitalgeber fehlen und die wenigen ansäs- nehmen in der Later Stage-Phase im sigen Investoren haben nicht die Kraft, das gesamte Rahmen der internationalen Expansion Ökosystem auf internationales Niveau zu heben. Mit Speed- und Partnersuche. Philipp Thurn und invest hat das Land einen Investor mit Signalwirkung. Zu- Taxis, Geschäftsführer der Constantia dem ist die österreichische Start-up-Szene eng verzahnt. New Business GmbH, zeigt sich in der Dies bietet die Chance, gemeinsam auch politikseitig dazu Bewertung der Situation ebenfalls zu- beizutragen und als Anlagemöglichkeiten für internationale rückhaltend: „Trotz hervorragender Investoren interessant zu werden. Talente im Engineering-Bereich und gu- ten Universitäten müssen wir hierzu- Philipp Thurn und Taxis, Christina Cassala lande aufpassen, nicht den Anschluss Constantia New Business redaktion@vc-magazin.de Gründen & Wachsen in Österreich 9
Finanzierung Interview mit Ralf Kunzmann, aws Gründerfonds „Wir sind erst am Anfang“ Das Jahr 2014 war eines der schwierigsten für die österreichische Beteiligungsbranche. Gerade einmal 13 Mio. EUR sammelten die Venture Capital- und Buyout-Fonds ein. Und auch das Investitionsvolumen gab nach: Von 88 Mio. EUR 2013 rutschte es auf 85 Mio. EUR im vergangenen Jahr ab. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig, an der Qualität der österreichischen KMUs scheint es allerdings nicht zu liegen. Sie erhielten insgesamt 232 Mio. EUR von Beteiligungsgesellschaften aus dem Ausland – fast ein Viertel der Summe floss ins Frühphasensegment. VC Magazin: Viele Gründerinnen und Gründer in Österreich haben die ersten Schritte finanziell mit der aws gestemmt, wann kommt der aws Gründerfonds ins Spiel? Kunzmann: Die aws ist als Förderbank der Republik die erste Adresse für Gründerinnen und Gründer in Österreich. Die aws betreut Start-ups ab ihrer Geburtsstunde durch die Pre- Seed- und Seed-Phase. Der aws Gründerfonds ist mit einem Fondsvolumen von rund 70 Mio. EUR der Venture Capital- Fonds der aws und rundet das Angebot hervorragend ab. Dann nämlich, wenn ein Gründerteam beispielsweise schon ein Produkt entwickelt hat und beweisen muss, dass das Geschäftsmodell in der Lage ist, sich selbst zu tragen und zu monetisieren, braucht es Wagniskapital, um Gründerinnen und Gründer in den Markt zu begleiten. Mit dem aws Grün- derfonds sind wir damit echter Anschub- und Anschluss- finanzierer und starker Partner für Late Seed und Series Ralf Kunzmann A-Finanzierungen, der die Mobilisierung von privaten Co-In- war vor seinem Wechsel als Geschäftsführer in die aws Fonds- vestoren im Fokus hat. management GmbH und als CEO des aws Gründerfonds viele Jahre für die internationalen Private Equity-Aktivitäten der Uni- VC Magazin: Wie erklären Sie es sich, dass es in Österreich Credit Bank Austria-Gruppe verantwortlich. Davor war er in der bislang so wenige Anlaufstellen gibt, die Gründer dabei KPMG-Austria-Gruppe in leitender Funktion im Bereich Finan- unterstützen, ihre Produkte in den Markt zu bringen? cial Advisory Services mit Schwerpunkt Corporate Finance Kunzmann: Wir haben in Österreich ein gut funktionierendes beschäftigt. Ralf Kunzmann ist Vortragender und Autor zahl- und engmaschiges Fördernetz, das für das Start-up-Ökosys- reicher Fachpublikationen auf dem Gebiet des Unternehmens- tem einen echten Standortvorteil darstellt. Um Unterneh- erwerbs. men in den Markt zu bringen, ist Venture Capital erforder- lich, und der Mangel daran ist ein generelles Problem in Europa. Nach dem Rückzug der Finanzindustrie aus dem Wagniskapitalgeschäft ist der Venture Capital-Markt nahezu direkt an oder bedienen uns zum Beispiel der i2 Business ausgetrocknet. Um diesen Nachfrageüberhang auszuglei- Angels-Börse oder der Kontaktplattform Equityfinder.at. chen, hat sich die Bundesregierung vor gut drei Jahren dazu entschlossen, den aws Gründerfonds ins Leben zu rufen, um VC Magazin: Zu jedem Investment, das Sie tätigen, nehmen dieser Entwicklung konsequent entgegenzuwirken. Wir Sie auch einen Anteil an privatem Kapital mit. Wie hoch ist haben bislang mehr als 900 Projekte erhalten und sehen die Summe prozentual pro Investment durchschnittlich? darunter interessante Innovationen, die aufgrund ihres Kunzmann: Wir haben inzwischen schon 13 Beteiligungen Entwicklungs- und Skalierungspotenzials damit auch wag- in unserem Portfolio und werden mit Ende 2015 rund niskapitalfähig und interessant für private Co-Investoren 40 Mio. EUR in österreichische Start-ups investiert haben. werden. Dazu sprechen wir geeignete Partner entweder Das entspricht einer Steigerung von gut 30% im Vergleich 10 Gründen & Wachsen in Österreich
zum Vorjahr. Von dem Gesamtbetrag sind etwa zwei Drittel Kunzmann: Sowohl als auch. Entscheidend ist doch, Grün- des Geldes aus privaten Töpfen geflossen, ein Drittel kam derinnen und Gründer auf ihrem Weg zum Erfolg zu unter- aus dem aws Gründerfonds. Aus diesen Zahlen kann man stützen, und dazu braucht es in jeder Phase des Unter- ablesen, dass wir eine Hebelwirkung auf privates Kapital in nehmenslebenszyklus den „richtigen“ Partner. Wir haben in Höhe von rund 200% erzeugen. Mobilisierung von privaten Österreich eine gut funktionierende Business- und Super Co-Investoren war und ist unser erklärtes Ziel, und das zeigt Angels-Szene, die eine ganz hervorragende Arbeit leistet. In deutlich, wie wirksam dieses Instrument greift. den letzten Jahren hat sich da bereits einiges getan. Mit dem Business Angel-Fonds gibt es inzwischen eine Platt- VC Magazin: Welche Unternehmen sind für Sie hinsichtlich form, die es Business Angels möglich macht, ihr eingesetz- möglicher Investments besonders interessant? tes Kapital zu verdoppeln. Gleichzeitig haben wir in Öster- Kunzmann: Wir investieren in österreichische Unternehmen reich eine aktive Start-up-Szene, die es auch für internatio- mit überdurchschnittlichem Wachstumspotenzial und maxi- nale Investoren interessant macht, hierzulande ihr Geld zu mal 10 Mio. EUR Umsatz. Unser Sweetspot sind Start-ups in investieren. einer Phase um den Markteintritt herum, also Early Stage und frühe Wachstumsphase. Wir schließen dabei bewusst VC Magazin: Fast sollte man meinen, die Start-up-Szene Öster- keine Branchen oder Start-ups aus! Von digitalen Themen reichs bündelte sich alleine in Wien. Können Sie erklären, über Hardware bis hin zu Life Sciences-Unternehmen woran das liegt? Schließlich ist die aws auch in den anderen schauen wir uns alle venturefähigen Businesscases an. Bundesländern aktiv. Wichtig dabei ist es, Geschäftsmodelle zu finden, die ein Kunzmann: Zunächst gibt es natürlich ein Ost-West-Gefälle in hohes Wachstums- und Skalierungspotenzial mitbringen, der Verteilung von Bevölkerung und KMUs in Österreich. ein Produkt mit USP besitzen und vor allem über ein Team Das spiegelt sich auch in unserem Dealflow wider, in dem verfügen, das in der Lage ist, auch das umzusetzen, was im Ostösterreich stärker repräsentiert ist. Als aws Gründer- Pitch Deck versprochen wird. fonds investieren wir in österreichische Unternehmen aller Bundesländer und zählen z.B. mit Visocon und Sendhybrid VC Magazin: Warum sind Co-Investoren für die aws so Unternehmen aus der Steiermark und mit Roomle und wichtig? Bluesource zwei Start-ups aus Oberösterreich zu unserem Kunzmann: Wir sind nicht nur angetreten, um wagniskapital- Portfolio. suchenden Gründerinnen und Gründern ein Angebot anzu- bieten, sondern auch um österreichische Start-ups für inter- VC Magazin: Welche Signalwirkung werden die großen Exits nationale Investoren sichtbar zu machen und ihnen inte- von Start-ups wie Runtastic oder Shpock haben? ressante Investmentmöglichkeiten zu liefern. Wir betreiben Kunzmann: Runtastic und Shpock, aber auch das Biotech- aktives Deal Sourcing und sind damit gerade für Co-Investo- Unternehmen Dutalys, das vor rund einem Jahr an Roche ren, die keine eigenen Strukturen in Österreich unterhalten, gegangen ist, haben natürlich international viel Aufmerk- ein attraktiver Partner mit exzellentem Marktzugang. Wir samkeit erzeugt. Das hat natürlich Signalwirkung – auf Inves- wollen bei unseren Investments immer auch Mehrwert über toren, aber sicher auch auf Gründer, die sehen, dass sie mit das Geld hinaus für die Unternehmen schaffen. Dazu suchen Mut und Unternehmergeist und dem nötigen Wagniskapital wir uns Co-Investoren, mit denen wir uns idealerweise Visionen zum Erfolg führen können. Ich denke, diese Aware- ergänzen: Während wir uns um die Finanzierungsseite ness unterstützt die vielen Bemühungen von allen Seiten, kümmern, dazu unser Netzwerk und Know-how einsetzen, Österreich zu einem Start-up Hotspot in Europa zu machen. das Unternehmen auf Folgefinanzierungen vorbereiten und Wir sind erst am Anfang, aber mit Blick auf den Dealflow bin Zugang zu Förderungen und Bankfinanzierungen ermög- ich zuversichtlich, dass wir in Zukunft noch weitere erfolg- lichen, unterstützen komplementäre Partner z.B. beim reiche Exits sehen werden. Vertriebsaufbau oder der industriellen Skalierung. VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Herr Kunzmann. VC Magazin: Adressieren Sie zumeist österreichische Co- Investoren oder greifen Sie auf internationale Investoren Christina Cassala zurück? redaktion@vc-magazin.de Gründen & Wachsen in Österreich 11
Finanzierung One size fits all? Finanzierungstrends im österreichischen Mittelstand Österreichs Mittelständler stehen mehr denn je vor großen Herausforderungen. Mit den geänderten Rahmenbedingungen, welche mit der Finanzkrise der Jahre 2008/09 einhergingen, nimmt die durch das gesamte Unternehmensumfeld getriebene Entwicklungs- und Verän- derungsdynamik deutlich zu. Die Eigenkapitalfinanzierung in Österreich hat den daraus entstehenden Herausforderungen mit individuelleren Angeboten zu begegnen, um für Mittelstandsunternehmen eine anerkannte Alternative zu werden. D ie Wirtschaft ist durch eine zunehmende Interna- der – positiv formuliert – gleichen Dynamik ergriffen sind tionalisierung und damit globale Wettbewerbsdyna- und aufgrund vielfältiger regulatorischer Anforderungen die mik, sich revolutionierende Geschäftsmodelle, ver- Finanzierungsbedingungen anpassen müssen. Bei unterneh- änderte Kundenbedürfnisse und sehr kurze Innovations- und merischen Sondersituationen, wie z.B. der Vorbereitung Technologiezyklen geprägt. Daraus ergeben sich vielfältige und Umsetzung einer anstehenden Unternehmensnachfolge, Wachstums- und Entwicklungschancen, denen aber im bei der Durchfinanzierung von Turnarounds oder bei einer gleichen Ausmaß Risiken gegenüberstehen. Sich ändernde Neuordnung der Gesellschafterstruktur aufgrund des Aus- politische, soziale und steuerliche Rahmenbedingungen, scheidens von Mitgesellschaftern, wird man an alternativen die Entwicklungen an den internationalen Kapital- und De- und individuell strukturierten Finanzierungslösungen, wel- visenmärkten, hohe Schwankungen der Rohstoffpreise und che auch Mezzanine- und Eigenkapitalinstrumente beinhalten, nicht zuletzt die derzeit sehr präsenten Krisenherde, die ohnehin nicht mehr vorbeikommen. Europa, seine Bürger und somit auch die Unternehmen zu- nehmend direkt betreffen, stellen Risiken dar, die außerhalb Finanzierungstrends im österreichischen der unternehmerischen Einflusssphäre liegen. In diesem Mittelstand Umfeld haben der Erhalt oder die Entwicklung einer klaren Betrachtet man den Markt alternativer Mittelstandsfinanzie- Unternehmensstrategie, die bei mittelständischen Unter- rung, blickt man auf ein vielfältiges Angebot verschiedenster nehmen oftmals auf einen Mix aus Technologie-/Innovation- Instrumente. In der engeren Auswahl stehen sowohl Mittel- und Kostenführerschaft aufbaut, und der Ausbau einer mög- standsanleihen als auch Debt- und Equity-Mezzanininstru- lichst international wettbewerbsfähigen Marktposition für mente von hochgradig spezialisierten Fonds sowie Private mittelständische Unternehmen oberste Priorität. Equity in seiner vielfältigen Ausprägung. Crowdinvesting stellt für den Mittelstand derzeit keine Alternative dar. Es Ein ausbalancierter Finanzierungsmix ist ist allerdings zu beobachten, dass in Österreich nach wie erfolgskritisch vor die klassische Fremdfinanzierung im Vordergrund steht. Den strategischen Herausforderungen folgen operative Anfor- Die Unternehmensfinanzierung erfolgt entsprechend der derungen, die neben dem eigentlichen Tagesgeschäft auch bilanziellen und der wirtschaftlichen Risikotragfähigkeit und ambitionierte Entwicklungsprojekte sowie ein New Business im Rahmen der vielfältigen Anforderungen, welchen die Ban- Development oder anlassbezogene M&A-Aktivitäten beinhal- ken selbst unterliegen. Eigenkapital – in unterschiedlichster ten. Durch oftmals parallel laufende Anpassungs- und Restruk- Ausprägung – kommt jedenfalls eine wachsende Bedeutung turierungsprojekte (wie z.B. Anpassung von Strukturen zu. In der täglichen Zusammenarbeit mit vielen Mittelständ- und Prozessen, Schließung von Standorten etc.) wird das lern ist zu beobachten, dass durch Eigenkapitalfinanzierung Management zusätzlich gefordert. Gleichzeitig steigen damit neben der Absicherung der Bankenfinanzierung entschei- beinahe linear die kaufmännischen Herausforderungen an die dende strategische und operative Maßnahmen eingeleitet Unternehmensplanung sowie an das Reporting. Die Bedeu- werden und die Unternehmen dadurch tatsächlich ihre tung eines langfristig gesicherten sowie kurzfristig flexiblen Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Die von uns wahrgenom- und somit ausbalancierten Finanzierungsmix ist aufgrund menen Trends hinsichtlich der Bereitschaft von Mittel- der beschriebenen Entwicklungs- und Veränderungsdynamik standsunternehmen, mit Eigenkapitalpartnern zusammen- erfolgskritisch. Dies alles in Betracht ziehend wenden sich zuarbeiten, werden in der aktuellen KPMG-Studie „European vorausschauende und kaufmännisch vorsichtig agierende Familiy Business Trends – Modern Times?“ bestätigt. Über- Unternehmen ihren bewährten Finanzierungspartnern, den einstimmend bestätigt sich, dass mittelständische (Famili- Hausbanken, zu und müssen feststellen, dass diese von en-)Unternehmen auf Folgendes Wert legen: 12 Gründen & Wachsen in Österreich
– Aufrechterhaltung einer mehrheitlichen Eigentümerstellung: ständler ihre Autonomie- und Eigentümerverhältnisse auf Mehr als drei Viertel (76%) der Befragten gaben an, dass Gesellschafterebene wahren können, gleichzeitig aber nach- die Eigentümer nicht geneigt sind, die Mehrheit ab- oder rangiges und gleichermaßen langfristiges (IFRS-fähiges) die Kontrolle aufzugeben. Eigenkapital sowie einen Finanzierungspartner gewinnen, – Familienunternehmen erkennen die Bedeutung externer Einfluss- der sich aufgrund der gemeinsamen langfristigen Ergebnis- nahme und den Wert unabhängiger Aufsichts-/Beiräte: und Wertorientierung „im selben Boot“ wie die Gesellschaf- Rund die Hälfte der in der KPMG-Studie befragten Fami- ter befindet. Der Ansatz unterscheidet sich damit wesent- lienunternehmen steht hinter dieser Aussage. Dies trifft lich von wenig erfolgreichen Standard-Mezzaninprodukten, im Mittelstand – vor allem bei von Managementgesell- die meist als Debt-Instrument mit hoher Verzinsung struk- schaftern geführten Unternehmen – mehrheitlich zu. Ein turiert und für viele Mittelständler aufgrund der asym- gemeinsam vom Unternehmer und der Beteiligungsge- metrischen Interessenverteilung meist im ungünstigsten sellschaft initiierter und mit externen Experten ergänzter Zeitpunkt, nämlich bei Planabweichungen, zum Nachteil Beirat setzt in der Regel strategische Impulse und gibt werden können. Der Einsatz von langfristigem Equity-Mez- dem operativen Management die Möglichkeit einer part- zaninkapital setzt eine langfristige Ausrichtung des Eigenka- nerschaftlichen Reflexion. pitalgebers selbst voraus, die bei üblichen Fondslaufzeiten – Es besteht Finanzierungsbedarf für den Ausbau des Unterneh- („Closed-end-Fonds“) von Private Equity-Gesellschaften nicht mens: gegeben ist. Die Invest AG ist als langfristig angelegte Aktien- Die Studie bestätigt, dass die Expansion meist oberste gesellschaft („Evergreen“) in der Lage, diese individuellen Priorität hat. Der kurzfristige Schwerpunkt liegt auf orga- und langfristigen Lösungen zu strukturieren. nischem Wachstum in bestehenden Märkten. Langfristig stehen Akquisitions- und Expansionsstrategien in neue Märkte im Fokus. Auch wenn vielerorts die Nachfrage nach Finanzierungslösungen und Eigenkapital verneint Leo Strohmayr wird, erweist es sich, dass oftmals erst beim Zusammen- ist Vorstand der Invest AG. Die Invest AG treffen von ambitionierten Projekten mit individuellen ist mit einem Eigenkapital von 150 Mio. und anerkannten Gesamtfinanzierungslösungen der eigent- EUR, in den letzten 20 Jahren rund 140 liche Finanzierungsbedarf generiert wird. begleiteten und aktuell mehr als 20 Port- foliounternehmen Österreichs führende Be- Spezialisierte Equity-Mezzaninlösung teiligungsgesellschaft. Gemeinsam mit den Aus den oben beschriebenen Trends leitet sich ab, dass langjährigen Vorstandskollegen Mag. Dr. vor allem ein in Österreich wenig beachtetes, aber von der Andreas Szigmund und Dr. Gernot Hofer Invest AG bereits in vielen Fällen eingesetztes und langfris- und einem bewährten Investmentteam wer- tig bewährtes Finanzierungsinstrument sehr viele der ge- den langfristige, individuelle Lösungen mit Fokus auf Min- nannten Anforderungen erfüllt: eine individuelle Equity- derheitsbeteiligungen und Equity-Mezzanine strukturiert und Mezzaninlösung, z.B. in Form von sozietären Genussrechten. Unternehmen partnerschaftlich begleitet. Das Instrument zeichnet sich dadurch aus, dass Mittel- ANZEIGE Reden ist Silber, Lesen ist Gold. Private Equity • Buyouts • M&A Goldrichtig liegen Sie mit einem Abonnement des 12 | 2015 – 12,50 EUR (D) www.vc-magazin.de Das Magazin für Investoren und Entrepreneure VentureCapital Magazins, wenn Sie monatlich Optimismus ohne Überschwang Expertenumfrage zum alle Infos, News & Stories rund um die Themen Bete iligu 2016 ngsja hr Private Equity, Technologietrends und Unternehmensgründung direkt nach Hause geliefert haben möchten. „Wir wollen uns mit Tel Aviv oder dem Silicon Valley messen“ “ rg“ Interview mit Ilse Aigner, Wirtschaftsministerium Bayern ich bu rre en te nd Die Große Koalition hat noch To-dos auf der Agenda Ös ra in B en l in Appell: Bessere Rahmenbedingungen für Venture Capital hs ita ac ap W k facebook.com/VentureCapitalMagazin & en en Eig nd „ rü ials „G ec d p un en S twitter.com/vc_magazin) d it M Jetzt abonnieren: http://vc-mag.de/abo
Förderung Start-up-Förderung in der Alpenrepublik Österreich: Nationale Gründerstrategie steckt hohe Ziele Für innovative, erfinderische und unternehmerische Geister sind gute Zeiten in der Alpenregion angebrochen. Im April 2015 präsentierte das österreichische Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (bmwfw) die neue „Gründerland-Strategie“ für die Bundesrepublik. Ziel ist es, Österreich bis 2020 zum Gründerland Nummer eins in Europa zu machen. D och die europäische Konkurrenz schläft nicht. Durch die konsequente Umsetzung von insgesamt vierzig Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmen- bedingungen für Innovation und Unternehmensgründung soll Österreich in den kommenden Jahren zum „Innovation Leader“ in der EU aufsteigen. Besondere Aufmerksamkeit widmet der Maßnahmenplan dem Bereich Finanzierung. Derzeit stammen über 87% der Venture Capital- und Private Equity-Investitionen in Österreich aus dem Ausland – vor- rangig aus Deutschland. Ein klares Anzeichen dafür, dass der österreichische Start-up-Markt ein attraktives Ziel auch für ausländische Investoren ist. Aber auch ein Signal für Handlungsbedarf, um diese Attraktivität auszubauen und auch im Inland Kapitalgeber zu mobilisieren. Foto: © auris/www.fotolia.com Erleichterte Finanzierung für kleine Unternehmen An einer Verbesserung der Finanzierungsbedingungen wird bereits gearbeitet: So trat am 1. September 2015 das neue sogenannte Crowdfunding-Gesetz in Kraft, das die Prospekt- pflicht für Crowdinvesting- und Crowdfunding-Projekte maßgeblich erleichtert. Ein vollumfänglicher Kapitalmarkt- Österreich hat bereits erste Schritte unternommen, um „Innovation Leader“ in der EU zu werden. prospekt ist damit erst ab 5 Mio. EUR Emissionsvolumen erforderlich; zuvor waren es 250.000 EUR. Privatinvestoren scher Praxis haben sich in den vergangenen 20 Jahren In- werden im gleichen Zuge durch eine Investitionsgrenze von dustrie- und Hochschulpartner in rund 50 Branchen-Clus- max. 5.000 EUR pro Start-up geschützt. Nur wer ein Monats- tern und 122 Kompetenzzentren zusammengefunden, um nettoeinkommen von über 2.500 EUR vorweisen kann, darf den Brückenschlag von Wissenschaft zu Praxis zu machen. diese Schallgrenze überschreiten. Noch vor Inkrafttreten Die Forschungsausgaben Österreichs wuchsen innerhalb des Crowdfunding-Gesetzes kündigte Staatssekretär Harald von zehn Jahren um 78%, Tendenz steigend. Es kann also Mahrer zudem bereits die nächste Maßnahme an: Noch vor nicht verwundern, dass die Frequenz unternehmerischer Jahresende soll ein „Business Angel-Freibetrag“ vorgestellt Spin-offs aus Universitäten und Hochschulen jährlich zu- werden, mit dem Investitionen in junge, wachsende Unter- nimmt. nehmen durch andere Firmen, Stiftungen oder Privatperso- nen steuerlich incentiviert werden. Förderung aus öffentlicher Hand Hinter den Innovations- und Forschungszielen für 2020 Starke Netzwerke von Wissenschaft und Wirtschaft steht ein starker politischer Wille. Aus diesem Grund kön- Eine weitere finanzielle Erleichterung wurde für forschende nen inländische und internationale Unternehmensgründer Unternehmen geschaffen: Ab dem 1. Januar 2016 steigt die in Österreich auf ein breites Förderinstrumentarium zurück- steuerliche Forschungsprämie bereits zum dritten Mal auf greifen. Stärkster Partner für Start-ups in allen Wachstums- nunmehr 12%. Eine Maßnahme, die gerade forschenden phasen ist die staatliche Förderbank Austria Wirtschafts- Jungunternehmen zugutekommt. Durch die dichte Hoch- service (aws). Mit gezielten Initiativen wie etwa dem Jump- schullandschaft Österreichs und die gezielte Stärkung der Start-Programm oder der Venture Capital-Initiative erreicht Zusammenarbeit zwischen Akademie und unternehmeri- sie bereits rund 10% der heimischen Start-ups und jungen 14 Gründen & Wachsen in Österreich
Unternehmen. Im Jahr 2014 wurden erstmals im Rahmen geist vor: Im Global Entrepreneurship Monitor 2014 ran- der „Startup Offensive 2014“ 100 Mio. EUR für Gründer/ gieren die Österreicher hier auf Platz acht von 24 ausgewer- -innen zur Verfügung gestellt. Die Forschungsförderungs- teten EU-Ländern. Diverse Exits der vergangenen Monate, gesellschaft (FFG) fördert die angewandte Forschung und allen voran das Linzer Start-up Runtastic, demonstrieren technologische Entwicklung durch Finanzierung von Einzel- das große Potenzial der österreichischen Gründerszene, die projekten. Im vergangenen Jahr steigerte die FFG ihr Förder- sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten rasant entwickelt volumen um knapp 27% auf 617 Mio. EUR. INiTS, eine mit hat. So stiegen die Unternehmensgründungen in Österreich Fördermitteln aus dem „Academia & Business“-Programm innerhalb von 20 Jahren um mehr als das Doppelte auf über des Wissenschaftsministeriums ausgestattete Tochter der 37.000 im Jahr 2014. Vorreiter ist die Hauptstadt Wien. Nach TU und der Wirtschaftsagentur Wien, unterstützt Start-ups Erhebung der Wirtschaftskammer Österreich gründeten sich durch umfassende Beratung und pragmatische Hilfestel- hier im Jahr 2014 8.256 neue Unternehmen. Niederöster- lung, wie etwa das Angebot günstiger Räumlichkeiten. Seit reich ist die zweitaktivste Gründer-Region mit 7.590 Neugrün- 2003 hat sie 176 Neugründungen oder Spin-offs unter die dungen 2014, gefolgt von der Steiermark mit 5.548 neuen Fir- Arme gegriffen und damit rund 1.300 neue, hochqualifizierte men. Ein Wachstumstrend, der sich fortsetzen dürfte. Jobs generiert. 97,5 Mio. EUR durch das INiTS zusammen- getragener öffentlicher Fördergelder haben zu weiteren 174,5 Mio. EUR privater Investitionen in diese jungen High- Birgit Reiter-Braunwieser tech-Schmieden geführt. ist Direktor für Mittel- und Osteuropa, Corporate Development sowie Start-ups Fazit bei der österreichischen Betriebsansied- Zur Top-Adresse für die Gründerszene Europas zu werden lungsgesellschaft ABA-Invest in Austria. ist kein einfaches Ziel. Doch die Voraussetzungen dafür sind gut: Durch die gute Lebensqualität, ein hohes Ausbildungs- niveau und die zentrale Lage inmitten Europas sind die Bedingungen in Österreich günstig. Zudem herrscht in der Alpenrepublik ein besonderer Gründer- und Unternehmer- UE_Abo_210X99_Glas 01.12.15 18:48 Seite 1 ANZEIGE Sieht so Ihre Finanzierung aus?* * Wie es richtig geht, lesen Sie in der Unternehmeredition. Foto: Friedberg/www.f.comotolia www.unternehmeredition.de/abo Unternehmer Edition Know-how für den Mittelstand
Aus der Praxis | Case Study Marinomed Biotechnologie GmbH: Schnupfen als Geschäftsfeld Mit Nasensprays aus der Uni in die Wirtschaft Das Wiener Biotechnologie-Unternehmen Marinomed hat ein Produktportfolio zur Behandlung von Schnupfen und grippalen Infekten ent- wickelt. Als Ausgründung der Veterinärmedizinischen Universität Wien steht das Unternehmen für einen erfolgreichen Transfer von wissen- schaftlichen Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte. Geschäftsführer Andreas Grassauer empfiehlt Vertretern aus Wissenschaft und Forschung die Aneignung unternehmerischen Denkens, damit bahnbrechende Ideen auch erfolgreich umgesetzt werden können. D as Produktsortiment der Marinomed Biotechnologie GmbH umfasst Nasensprays und Pastillen. Die Sprays sind bereits in 48 Ländern zugelassen. Künftig soll Foto: © Marinomed Biotechnologie GmbH auch ein Rachenspray den Weg in den Markt finden. Mit sei- nem Produktportfolio will sich Marinomed langfristig auf dem Markt für rezeptfreie Medikamente etablieren. Vor die- sem Hintergrund konnte vor wenigen Wochen eine weitere Finanzierungsrunde mit dem aws Mittelstandsfonds abge- schlossen werden, um Forschungs- und Entwicklungsarbei- ten voranzutreiben und den Roll-out der eigenen Produkte zu beschleunigen. Um sich erfolgreich am Markt zu behaupten, muss das Produktsortiment von Marinomed Der Schritt fiel leicht umfangreiche Sicherheitskriterien erfüllen. Für Marinomed-Geschäftsführer Grassauer war der Schritt nomed-CEO einen längerfristigen Austausch zwischen Wis- von der Universität in die Wirtschaft beinahe zwingend und senschaft und Industrie, damit ein notwendiger Austausch am Ende leichter als gedacht. „Zwar sind die Anforderungen und Technologietransfer zum Wohle der Entwicklung inno- an die wissenschaftliche Exzellenz, Korrektheit der Daten vativer Technologien und Produkte langfristig gesichert ist. und Reproduzierbarkeit in der forschenden Wirtschaft teil- weise noch höher als an der Universität. Dafür fällt der Ideen müssen umgesetzt werden Druck zu publizieren weg“, so Grassauer. Heute weiß er: Umso mehr appelliert Andreas Grassauer heute an seine Medikamente und Medizinprodukte müssen hohen Anfor- ehemaligen Kollegen, den Schritt in das Unternehmertum derungen an Sicherheit und Wirksam- nicht zu scheuen: „Ich kann eine generelle Empfehlung zum keit genügen, und es braucht umfang- unternehmerischen Denken abgeben: Wenn Sie etwas aus reiche Maßnahmen, detaillierte Doku- sich machen wollen, müssen Sie etwas unternehmen. Wenn mentationen und einen konstant kriti- Sie eine bahnbrechende Idee haben, müssen Sie auch etwas schen Blick auf die eigenen Daten, um unternehmen, um die Idee umzusetzen, egal ob wissen- Qualität liefern zu können. „Damals als schaftlich oder kommerziell.“ Das Umfeld für Unternehmens- Forscher an der Universität war mir gründungen sieht Grassauer durchaus positiv. Er verweist der immense Entwicklungsaufwand gar auf die vorhandenen Inkubatoren und staatlichen Förder- nicht bewusst, der eine Innovation erst programme in Österreich. So hat etwa Marinomed in der möglich macht“, sagt Grassauer. Gera- Startphase von der Unterstützung der Austria Wirtschafts- Andreas Grassauer, de im Life Sciences-Bereich seien zu- service, der Österreichischen Forschungsförderungsgesell- Marinomed Biotechnologie dem immer größere Budgets notwen- schaft und des Zentrums für Innovation und Technologie dig, die Wissenschaftlern an den Hoch- profitieren können. Problematisch sei eher das Finden eines schulen nicht zur Verfügung stehen. Bleibt das Problem der geeigneten Investors, vor allem im Frühphasenbereich. Wertschätzung: „Es fällt auf“, so Grassauer, „dass die for- „Crowdfunding und institutionelle Investoren können Alter- schende Industrie von Teilen der Wissenschaft noch immer nativen sein“, schließt Grassauer. „Aber hoffentlich baut als eine Art Feindbild gesehen wird.“ Bemerkenswert an die- sich das Kapital auch die nötige Infrastruktur selbst.“ ser Stelle auch der Umstand, dass vielen Forschern nach ei- ner Ausgründung der Weg zurück an die Hochschule ver- Holger Garbs wehrt bleibt – und umgekehrt. Hier wünscht sich der Mari- redaktion@vc-magazin.de 16 Gründen & Wachsen in Österreich
Nachgefragt bei Mag. Karl Lankmayr, eine wachsende Anzahl an Unternehmen mit intaktem aws Mittelstandsfonds Geschäftsmodell gibt, die eine Anschlussfinanzierung etwa VC Magazin: Nach welchen Kriterien für eine stärkere Internationalisierung suchen. Hier nehmen suchen Sie Ihre Investments aus? wir in Österreich eine bedeutende Rolle ein, da wir als einer Lankmayr: Wir gehen typischerweise Be- der wenigen Spieler größere Kapitalrunden (Serie A- bis C- teiligungen an österreichischen Unter- Finanzierungen) stemmen können und als Lead- oder Co- nehmen im Zuge von Wachstumspro- Investor aus Österreich heraus agieren. jekten mittelständischer Unternehmen ein, bieten Anschlussfinanzierungen für VC Magazin: Wo sehen Sie diesbezüglich konkreten Handlungs- wachstumsstarke Unternehmen oder be- bedarf? teiligen uns als Co-Investor bei mittelgro- Lankmayr: Österreichische mittelständische Unternehmen ha- ßen Übernahmen oder Unternehmens- ben zunehmend Probleme, ihre ambitionierten Wachstums- nachfolgen. Wir sind grundsätzlich bran- vorhaben aufgrund einer restriktiven Kreditvergabe mit chenagnostisch, legen aber einen klaren Fokus auf stark Fremdkapital zu finanzieren, deshalb steigt die Nachfrage wachsende Technologieunternehmen mit einem Mindest- nach Eigenkapital. Angebotsseitig gibt es allerdings eine umsatz von 2 Mio. EUR. strukturelle Lücke, auch weil private Fundraising-Initiativen in den letzten Jahren wenig erfolgreich waren. Solange dies VC Magazin: Wie beurteilen Sie generell das Thema „Wachs- so bleibt, wollen wir diese Lücke bestmöglich schließen, in- tumsfinanzierung in Österreich“? dem wir auf Deal by Deal-Basis private Co-Investoren ein- Lankmayr: Statistisch fließt rund ein Drittel aller in Öster- laden, mit uns gemeinsam zu investieren. reich getätigten Venture Capital- und Private Equity-Invest- ments in das Segment der Wachstumsfinanzierung. Die VC Magazin: Herr Mag. Lankmayr, herzlichen Dank für das Bedingungen sind aktuell sehr positiv zu beurteilen, da es Gespräch. ANZEIGE Richtig dicke Fische angeln: Der Bewertungs- und Finanzierungsleitfaden für Investoren & Startups Wie ticken Investoren? Wie lassen sich Schwachstellen in Geschäftsmodel- len identifizieren? Was beflügelt den Startup-Erfolg? Sven von Loh sensibili- siert Gründer und Investoren für die jeweils andere Perspektive. Unterschied- liche Erwartungen werden transparent – Grundvoraussetzung, damit die Zusammenarbeit auf Zeit erfolgreich gelingt. Gründer erfahren, was ein gutes Startup auszeichnet, welche Faktoren den Erfolg beeinflussen, wie sie ihr Vorhaben finanzierungsfähig machen und den passenden Investor finden. Der Autor deckt auf, wie Investoren Startup-Projekte wirklich bewerten. Er zeigt, wie der Kapitalgebereinstieg gelingt, das Miteinander funktioniert und wann ein Exit beiden Seiten einen maximalen Nutzen bietet. Risikokapitalge- ber erfahren einen innovativen Startup-Bewertungsleitfaden, den sie nutzen können, um Investitionsrisiken zu analysieren und zu minimieren. Anlei- tungen und Tipps, Beispiele und Hintergrundinformationen, die bislang nur wenige kennen, garantieren den Lesern einen zusätzlichen Nutzwert. GoingPublic Media AG, ISBN 978-3-943021-67-7, 288 Seiten, 29,95 €, Mai 2015 Jetzt bestellen: http://vc-mag.de/dickefische
Aus der Praxis | Case Study mySugr GmbH: App für Diabetiker Wenn das Diabetes-Monster klingelt Jede Bewegung, jedes Telefonat, jeder Restaurantbesuch – was für gesunde Menschen überhaupt kein Problem darstellt, bedeutet für Diabetiker vor allem eines: das komplette Austarieren der eigenen Blutzuckerwerte und der Insulinmengen. Jede Veränderung kann für die Patienten Lebensgefahr bedeuten. Diabetes stellt das Leben der Betroffenen auf den Kopf. Das weiß auch Frank Westermann, der selbst daran erkrankt ist. „Das Leben ist nach der Diagnose nicht mehr das gleiche“, sagt er. G emeinsam mit drei Mitgründern brachte er daher agiert Roche Venture in seinen Investmententscheidungen 2012 in Wien die App mySugr in den Markt. Sie will autonom. „Roche steht bei Exits wie alle anderen in einer vor allem eines: den Patienten dabei helfen, die Konkurrenzsituation“, sagt Meier. eigene Erkrankung unter Kontrolle zu bringen. Westermann nähert sich dem Thema als Geschäftsmann, der weiß, wel- Expertise für China und USA gefragt che Bedürfnisse die User haben. Sie wollen selbst Manager Bei Roche war man schon früh auf mySugr aufmerksam ihrer Krankheit sein. Nach Schätzungen des Diabetes Atlas geworden. Gefragt danach, was überzeugte, meint Meier: sind 6,6% der Weltbevölkerung betroffen. Tendenz steigend. „MySugr schafft IT-Lösungen, welche die Patienten im Alltag MySugr will ein modernes Diabetes-Tagebuch sein. „Gamifi- in ihrem Umgang mit Diabetes unterstützen. Vor allem in der cation“ heißt das Zauberwort. Wer sich anmeldet, durchläuft Zeit zwischen den Arztbesuchen nehmen Patienten diese zunächst eine Diabetes-Schulung. Ziel ist es, Eigenverant- Angebote als Ergänzung gerne auf. My- wortung zu lernen, um so die Therapie zu optimieren. Die App Sugr versteht sich dabei als Verbünde- lässt sich mit dem Blutzucker-Messge- ter des Diabetikers, da ein großer Teil rät synchronisieren. Für jeden Eintrag der Firma auch selbst mit der Krank- erhält der User Punkte, vergisst er es, heit umgehen muss.“ 60% der mySugr erinnert das „Diabetes-Monster“ dar- Nutzer sind in den USA. Der Anteil soll an. Wer die App regelmäßig nutzt, legt deutlich wachsen. Denn: Im Vergleich automatisch ein individuelles Archiv zur Region DACH gibt es in Amerika eine an. Jedes Essen, jede Tätigkeit wird do- große und aktive Diabetes-Community. kumentiert, sodass der User eine mit- Davon werde man ebenso profitieren Simon Meier, Roche Venture Fund telfristige Hilfestellung zu eigenen Insu- wie vom technologischen Fortschritt. Frank Westermann, linmengen erhält – die sind bei jedem mySugr Menschen anders. Ausblick Die Investoren sind bei mySugr als Boardmember involviert Austria Wirtschaftsservice gibt Starthilfe und können auf dieser Ebene ihre Expertise im Digital Die Seed-Finanzierung bekam das mySugr-Gründerteam von Health-Markt sowie ihre Kontakte für den Zugang zu China der Austria Wirtschaftsservice (aws). Das Geld reichte für und den USA einbringen. Die Investoren suchen nicht den den ersten Prototyp, die Produktweiterentwicklung sowie schnellen Exit, sondern wollen die mySugr im Moment beim für die Steigerung der Downloadzahlen. Auch Hansi Hans- Bewältigen ihrer Wachstumsaufgaben unterstützen. Zu Exit- mann, der wohl bekannteste Business Angel Österreichs, Plänen gab es von den Investoren keinen Kommentar, aber war da schon mit an Bord. Im Februar 2014 stieg XLHealth Meier ist optimistisch: „MySugr hat die Ambition, die Markt- ein, die auch bei der letzten Runde zwölf Monate später führer-App für Diabetiker zu werden und das Leben von dabei waren. Mit den Berlinern haben Anfang 2015 iSeed Diabetikern deutlich zu verbessern. Sollte die Firma dabei sowie Roche Venture Fund 4,2 Mio. EUR investiert. „Die Erfolg haben, mache ich mir um den Exit keine Sorgen.“ drei Geldgeber sind in etwa gleichberechtigt“, verrät Simon Meier, Investment Director beim Roche Venture Fund. Der Christina Cassala Investor gehört zum Pharma-Konzern Roche. Dennoch redaktion@vc-magazin.de 18 Gründen & Wachsen in Österreich
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