Grundlagen Explosionsschutz - BARTEC
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Grundlagen Explosionsschutz Die Broschüre wurde nach dem derzeitigen Stand der Normen und Vorschriften sorgfältig zusammengestellt. Verbindlich ist der jeweils aktuelle Stand der technischen und gesetzlichen Regeln. Irrtümer und Druckfehler begründen keinen Anspruch auf Schadensersatz. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und Übersetzung vorbehalten. BARTEC Broschüre Grundlagen Explosionsschutz 14. überarbeitete Auflage - Ausgabe 2021 Verfasser: Dr.-Ing. Hans-Jürgen Linström Dipl.-Ing. Johannes Buhn Dipl.-Ing. Karel Neleman 2
Inhalt Technische Entwicklung 6-8 Sekundärer 15 - 26 des Explosionsschutzes Explosionsschutz Harmonisierung des 8 Bedeutung und Nutzen der 15 Explosionsschutzes Zoneneinteilung in Arbeitsstätten Explosionstechnische Kennzahlen 17 Explosionsschutz 9 - 14 Zündtemperatur 17 Explosion 9 Gruppen 19 Bedingungen für eine Explosion 9 Schutzprinzipien 21 Die drei Faktoren 10 Baustandards und Verhinderung von 22 wirksamen Zündquellen bei Geräten Explosionsbereich 13 Normen zum Explosionsschutz 23 Vermeidung von Explosionen 13 Primärer Explosionsschutz 14 Sekundärer Explosionsschutz 14 Tertiärer Explosionsschutz 14 3
Grundlagen Explosionsschutz Zündschutzarten 27-37 Kennzeichnung 38-42 Allgemeine Bestimmungen 27 Inhalt der Kennzeichnungen 38 nach RL 2014/34/EU, IEC- und EN-Normen Zündschutzarten elektrischer Geräte 28 Einsatzbereiche - Gerätekategorien - 39 Zündschutzarten nicht-elektrischer 29 Geräteschutzniveaus Geräte Erhöhte Sicherheit 30 Kennzeichnungsbeispiele für 40 Nichtfunkende Geräte 30 elektrische und nicht-elektrische Geräte Konstruktive Sicherheit 31 Elektrisches Gerät – 41 Gas/Dampf und Staub Eigensicherheit 31 Zündquellenüberwachung 32 Nicht-elektrisches Gerät – 42 Gas/Dampf und Staub Vergusskapselung 32 Nichtzündfähiges Teil 32 Abgedichtete Einrichtung 32 Konformität 43 - 45 ATEX-Konformität (CE) 43 Hermetisch dichte Geräte 33 IECEx-Konformität 44 Flüssigkeitskapselung 34 ATEX- und IECEx-System im Vergleich 45 Überdruckkapselung 35 Schwadensicherheit 35 Schutz durch Gehäuse 36 Druckfeste Kapselung 36 Sandkapselung 37 Sonderschutz 37 Optische Strahlung 37 Elektrische Widerstands- Begleitheizung 4
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Grundlagen Explosionsschutz Technische Entwicklung des Explosionsschutzes Ungewollte Zündungen sind älter als der Mensch. möglichst klein zu haltende Flamme im inneren Sieb Atmosphärische Entladungen – Gewitterblitze – vom anstehenden brennbaren Gemisch, ließen aber lösten Brände aus, lange, bevor der Mensch die Erde eine Verbrennung innerhalb der Siebe zu. Die Siebe betrat. 1753 als der erste Blitzableiter erfunden verhinderten - bei entsprechendem Umgang - eine wurde konnten die elektrostatisch erzeugten äußere Zündung. Gefahren als Zündquellen für Brände deutlich reduziert werden. „Brandgefährlich“ war lange Zeit Im 19. Jahrhundert hielt die Elektrotechnik ihren auch die Beleuchtung im Bergbau, denn Grubenluft Einzug in Industrie und Haushalte. Unmittelbar mit Methan vermischt – sogenannte schlagende danach entwickelten sich, begründet durch das Wetter – konnten durch ausreichend starke im Steinkohlenbergbau auftretende Methan und Zündquellen zu Explosionen führen. 1815 stellte den Kohlenstaub, die ersten Grundlagen für den Sir Humphrey Davy die erste Benzinsicherheit- elektrischen Explosionsschutz. Die Vorteile der slampe, ein nicht-elektrisches Betriebsmittel, für Elektrizität waren so überzeugend, dass man den Bergbau vor. Zwei übereinander angeordnete intensiv daran arbeitete, Mittel und Wege zu finden, feinmaschige Metalldrahtgewebe trennten die wie das Zusammentreffen von explosionsfähiger Atmosphäre und Zündquellen - bedingt durch die Anwendung elektrischer Betriebsmittel - aus- geschlossen und wie somit Explosionen vermieden werden können. HERSTELLER GESETZGEBER Baustandards Baubestimmungen Nach anfangs bitteren Erfahrungen konnten die Schlagwetterexplosionen sehr stark zurückgedrängt werden und elektrische Betriebsmittel mit hohem Sicherheitsstandard eingesetzt werden. Heute ist die Zahl der Ereignisse, die durch elek- trische Zündquellen verursacht werden, erfreulich- erweise gering. Der Aufwand an Entwicklung und Fertigung sowie die gesetzlichen Regelungen haben sich bewährt, deshalb muss die häufig gestellte Frage „ob der Aufwand gerechtfertigt ist“ mit ja beantwortet werden. Ein Nachlassen wäre sträflicher Leichtsinn. Leider gibt es noch genügend Beispiele, die uns die ver- heerenden Auswirkungen von Explosionen für Men- schen, Umwelt und Anlagen, bei Vernachlässigung bekannter Zusammenhänge, vor Augen führen. ALLE BETEILIGTE Vor den Lösungen, die die Vermeidung wirksamer eigene Verantwortung ANWENDER Zündquellen betreffen, man bezeichnet sie als und Vorsichtsmaßnahmen Errichterbestimmungen sekundären Explosionsschutz, hat der primäre Abbildung 1 Explosionsschutz Vorrang, d.h. man bemüht sich um Maßnahmen (nicht-brennbare Stoffe, Lüftung), die die Bildung einer explosionsfähigen Atmosphäre vermeiden. 6
Brennbare Stoffe, z.B. Methan oder Steinkohlen- 100 Jahren elektrischer Explosionsschutz sind staub in Gruben sowie Benzin oder vielleicht zukün- Prinzipien und Techniken entwickelt worden, die es ftig Wasserstoff beim Kraftfahrzeug können nicht ermöglichen, elektrische Sensoren und Messtech- immer ausgeschlossen werden. Schutz und Sicher- niken auch dann einzusetzen, wenn die explosions- heit gewährleisten in diesem Fall Betriebsmittel, die fähige Atmosphäre in Reaktionsgefäßen permanent zuverlässig explosionsgeschützt sind. Eine solche vorhanden ist. Lösung durch Bereitstellung von Zündschutzarten wird als sekundärer Explosionsschutz bezeichnet. Der Anwendungsbereich im Bergbau war der Heute geht die Ausführung explosionsgeschützter Anfang. Die Nutzung und Verarbeitung von Erdöl und Geräte und Maschinen längst über das Gebiet der Erdgas ist ein weites Einsatzfeld für explosions- Elektrotechnik hinaus. Auch nicht-elektrische geschützte Betriebsmittel. Die organische Chemie, Betriebsmittel sind prüf- oder wenigstens beurtei- die Lack- und Farbenindustrie oder die phar- lungspflichtig. Jahrzehntelange Erfahrungen mazeutische Industrie verarbeiten brennbare Flüs- und das angesammelte Wissen der Hersteller sigkeiten und brennbare Gase. Mit der Gewinnung elektrischer Betriebsmittel auf dem Gebiet des und Nutzung von Biogas entwickeln sich ständig Explosionsschutzes ist nun für Hersteller nicht-ele- neue Anwendungsbereiche. Die Nutzung von Wass- ktrischer Betriebsmittel nützlich. erstoff wird intensiv diskutiert, in Versuchsanlagen Es gibt vielfältige Anwendungsfälle, die explosions- praktiziert und wird als erneuerbare Energie in geschützte Betriebsmittel erfordern. In den über unser Leben treten. 7
Grundlagen Explosionsschutz Harmonisierung des Konstruktion und Beurteilung des Explosions- schutzes davon ausgehen, dass er sichere, der Explosionsschutzes Ex-Richtlinie 2014/34/EU entsprechende, explosi- onsgeschützte Systeme, Geräte und Komponenten entwickelt, die dann bei einer notifizierten Stelle International werden die Standpunkte zum Explo- der EU nach einheitlichen, verbindlichen Verfahren sionsschutz elektrischer und nicht-elektrischer der Prüfungen unterzogen werden. Die in der EU Geräte heute über IEC- und ISO-Arbeitskreise notifizierten Prüfstellen stellen nach bestandener fachlich abgestimmt. Auf dem Gebiet der Elektro- Prüfung EU-Baumusterprüfbescheinigungen aus, technik wurden international vereinheitlichte die in Europa die einheitliche Beschaffenheit Baubestimmungen in IEC-Standards bereits hinsichtlich der geforderten Sicherheit der explo- sehr früh formuliert. Dies erfolgte weitgehend in sionsgeschützten Betriebsmittel mit höchstem Übereinstimmung mit den CENELEC-Standards. oder erhöhtem Sicherheitsniveau gewährleisten. Sichtbares Zeichen für die Harmonisierung ist, dass Diese EU-Baumusterprüfbescheinigungen oder vom die relevanten Normendokumente IEC/ISO (Global), Hersteller durchgeführte Beurteilungen sind eine EN (Europa) und DIN EN (Deutschland) inhaltlich Voraussetzung für eine Fertigung und das Inverkehr- und in der Registriernummer (60079 Serien) über- bringen von Systemen, Geräten und Komponenten einstimmen. Gegenwärtig wird an der Vereinheit- mit höchstem und erhöhtem Sicherheitsniveau lichung intensiv gearbeitet. Die Umstellung bringt gekennzeichnet durch Kategorie 1 und 2. laufende Veränderungen, vereinfacht aber auch die zukünftige internationale Arbeit. Im Rahmen von Für Kategorie 3, mit nur einem erhöhten Sicher- ISO/IEC-Arbeitskreisen werden die Normen aus heitsniveau, ist ein anderer Ansatz akzeptabel. Der dem Explosionsschutz elektrischer Betriebsmittel Hersteller kann in eigener Verantwortung erklären, auch für die nicht-elektrischen Geräte sinngemäß dass das Ex-Gerät oder die Ex-Komponente die angepasst (80079 Serien). Anforderungen erfüllt, ohne eine Benannte Stelle einzuschalten. Inzwischen bitten mehr Hersteller Mit dem IECEx-System werden elektrische Geräte die Benannten Stellen (auf freiwilliger Basis), die und zukünftig auch Baugruppen und nicht-elekt- vorgesehenen Prototypen zu prüfen und Baumus- rische Geräte nach den international einheitlichen terprüfbescheinigungen auszustellen. Anforderungen (IEC/ISO-Normen) entwickelt und geprüft und mit einem Konformitätszertifikat (IECEx Eine einheitliche Einstufung explosionsgefährdeter CoC) bescheinigt. Bereiche (Anlagen) ist Basis für die Auswahl und Zuordnung der Schutzsysteme und Ex-Geräte, ein- Die Akzeptanz von Zertifikaten basiert allerdings schließlich ihrer Installation. Nach der EU-Richtlinie nach wie vor auf der Grundlage regionaler (z. B. in 1999/92/EG ist ein Ex-Dokument Voraussetzung für Europa mit EU-Konformitätserklärungen des Her- die Errichtung und den Betrieb einer explosions- stellers) und lokaler (z. B. Brasilien INMETRO-Zer- gefährdeten Anlage. Ein solches Dokument schafft tifikaten, USA UL/FM-Zertifikaten etc.) gesetzlicher erst die Möglichkeit, Schutzsysteme, Ex-Geräte und versicherungsrechtlicher Regelungen. Oft und Komponenten nach dem Gesichtspunkt des werden Anpassungen, z.B. Neu-Bescheinigungen, Explosionsschutzes auszuwählen, normengerecht an nationale Anforderungen notwendig. Im Rahmen zu installieren, zu betreiben, zu warten und schließ- von internationalen Projekten gilt es daher, die Spe- lich auch zu reparieren. Entsprechende Technische zifikation hinsichtlich der Explosionsschutzanfor- Regeln und Regelwerke werden auf nationaler derungen mit den Anwendern detailliert abzuklären. Ebene erarbeitet und verabschiedet. Die Richtlinie 2014/34/EU formuliert somit EU-weit Die Europäische Gemeinschaft hat sich mit der einheitliche Bauforderungen an Geräte zum Einsatz Ex-Richtlinie 2014/34/EU eine Basis für verbind- in explosionsgefährdeten Bereichen, während die liche einheitliche Beschaffenheitsanforderungen Richtlinie 1999/92/EG Mindestforderungen an den hinsichtlich des Explosionsschutzes von Systemen, Arbeitsschutz enthält, die national erhöht werden Geräten und Komponenten geschaffen. Diese können. Durch die beiden genannten Richtlinien werden durch harmonisierte EN-Standards der entsteht ein geschlossenes System, mit dem Explo- CENELEC- und CEN-Normenorganisation unterlegt. sionen wirksam vorgebeugt wird, um Menschen, Umwelt und Sachwerte wirkungsvoll zu schützen. Mit diesen Standards kann der Hersteller bei der 8
Explosionsschutz Explosion Als Explosion bezeichnet man eine plötzliche, d. h. mit großer Reaktionsgeschwindigkeit SAUERSTOFF ablaufende, Oxidations- oder Zerfallsreaktion, die eine Temperatur- oder Druckerhöhung oder beides gleichzeitig erzeugt. Am bekanntesten sind Reaktionen brennbarer Gase, Dämpfe oder Stäube mit dem Sauerstoff der Luft. Bedingungen für EXPLOSION eine Explosion Damit Explosionen in atmosphärischer Luft statt- BRENNBARER finden, müssen in der Regel drei Faktoren zusam- ZÜNDQUELLE STOFF menkommen (s. Abbildung 2): – brennbarer Stoff – Sauerstoff (Luft) Abbildung 2 – Zündquelle In Produktions- und Arbeitsstätten können sich Gefahrenbereiche für Explosionen ausbilden, wenn die ersten zwei Voraussetzungen für eine Explosion erfüllt sind. Typische Gefahrenbereiche entstehen in chemischen Fabriken, Raffinerien, Lackfabriken, Lackierereien, Reinigungsanlagen, Mühlen und Lagern für Mahlprodukte und andere brennbare Stäube, in Tank- und Verladeanlagen für brennbare Gase, Flüssigkeiten und Feststoffe. Die ersten beiden Faktoren - brennbarer Stoff und Luft - müssen in einem entsprechenden Mengenverhältnis vorhanden sein, damit sie eine explosionsfähige Atmosphäre bilden können. Die verbindlichen Festlegungen des Explosions- schutzes - abgeleitet aus dem Arbeitsschutzrecht - betreffen die Arbeitsstätte. Beschreibungen zum Explosionsschutz beschränken sich deshalb im Allgemeinen auf Darstellungen von Reaktionen mit Luftsauerstoff. Oxidationsreaktionen, die meist mit Erwärmung und Druckanstieg verbunden sind, erfüllen somit Kriterien einer Explosion. 9
Grundlagen Explosionsschutz Die drei Faktoren Beim Versprühen von brennbaren Flüssigkeiten können Nebel entstehen, sehr kleine Tröpfchen mit einer in der Summe sehr großen Oberfläche, wie Brennbare Stoffe sie von Spraydosen oder aus der Autolackierung Brennbare Stoffe können gasförmig, flüssig oder fest bekannt sind. Solche Nebelwolken sind zu Explo- sein. Unter der allgemeinen Betrachtung hinsichtlich sionen fähig. Hier ist der Flammpunkt von unterge- der Arbeitsstätten wird ihre Reaktionsfähigkeit mit ordneter Bedeutung. Für feine Gase, Dämpfe, Nebel dem Sauerstoff der Luft beurteilt. brennbarer Flüssigkeiten kann man das Verhalten für Sicherheitsbetrachtungen grob aus dem bekann- Brennbare Gase ten Verhalten des Flüssigkeitsdampfes herleiten. Ein brennbares Gas kann ein elementares Gas wie z. B. Wasserstoff sein, der bereits mit sehr geringer Brennbare Feststoffe (Stäube) Energie zur Reaktion mit Sauerstoff angeregt wird. Brennbare Feststoffe können in aufgewirbelter Vielfach sind brennbare Gase Verbindungen, die Form von Staub oder Flusen mit dem Luftsauerstoff Kohlenstoff und Wasserstoff enthalten. Durch reagieren und verheerende Explosionen zur Folge Zuführung meist geringer Energien können die haben. Im Allgemeinen ist die zur Anregung der brennbaren Gase und Dämpfe mit dem Luftsauer- Explosion erforderliche Energie der Gemische mit stoff reagieren. Luft größer als bei den Gasen und Dämpfen. Einmal zur Verbrennung angeregt, erzeugt die durch die Als Dämpfe bezeichnet man die Anteile von Flüs- Verbrennungsreaktion freiwerdende Energie hohe sigkeiten (in Bezug auf den Explosionsschutz von Temperaturen und Drücke. Neben den chemischen brennbaren Flüssigkeiten) die in Folge des Dampf- Eigenschaften des Feststoffes spielen Feinheit der druckes über einer Flüssigkeitsoberfläche, um Feststoffpartikel und ihre mit der Feinheit einen Flüssigkeitsstrahl oder um Tröpfchen in die zunehmende Gesamtoberfläche eine wesentliche umgebende Luft übergetreten sind. Eine Sonderform Rolle. Die Eigenschaften werden durch Vorgänge sind Nebel, die man hinsichtlich des Explosionsver- bestimmt, die unmittelbar an der Feststoffoberflä- haltens den Dämpfen zurechnen kann, womit dem che ablaufen. Sicherheitsaspekt Rechnung getragen wird. An der Entzündung und dem Verlöschen einer Par- Brennbare Flüssigkeiten (Dämpfe) affinkerze lässt sich erkennen, dass bei Feststoffen Brennbare Flüssigkeiten sind häufig Kohlenwasser- in kurzer Zeit eine Reihe von Vorgängen ablaufen stoffverbindungen wie Äther, Aceton oder Benzin. müssen, die nicht so leicht vereinfacht dargestellt Sie können schon bei Raumtemperatur in solchen werden können. Mengen in die Dampfphase übertreten, dass sich an ihrer Oberfläche eine explosionsfähige Atmosphäre Ein einfacher Versuch zeigt: Beim Entzünden des bildet. Andere Flüssigkeiten bilden erst bei höheren Dochtes einer Kerze wird Pa-raffin abgeschmolzen, Temperaturen eine solche Atmosphäre an ihrer es verdampft und dieser Dampf speist die Flamme. Oberfläche. Bei atmosphärischen Bedingungen ist Nach dem Auslöschen kann man Paraffindämpfe dieser Vorgang stark von der Flüssigkeitstemperatur wahrnehmen, das geschmolzene Paraffin erstarrt abhängig. wieder, der Paraffindampf ist verflogen und die Par- affinkerze ist wieder ein harmloses Gebilde. Eine wichtige Kenngröße für brennbare Flüssig- Staub verhält sich sehr unterschiedlich, wenn er in keiten ist deshalb der Flammpunkt, besser die abgelagerter und in aufgewirbelter Form vorliegt. Flammpunkt-Temperatur. Der Flammpunkt ist die Abgelagerte Staubschichten neigen an heißen niedrigste Temperatur, bei der eine brennbare Flüs- Flächen zu Glimmbränden, während aufgewirbelte sigkeit unter speziellen Untersuchungsbedingungen Staubwolken, die durch lokale Energiezufuhr oder an ihrer Oberfläche eine geeignete Menge von an heißen Flächen gezündet werden, unmittelbar Dampf entstehen lässt, so dass mit einer effektiven Explosionen erzeugen können. Nicht selten sind Zündquelle eine Entzündung des Dampf-Luft-Gemi- Staubexplosionen die Folge aufgewirbelter glim- sches möglich wird. mender Staubschichten, die das Zündinitial in sich tragen. Wenn solche Schichten beispielsweise beim Der Flammpunkt ist für die Einstufung von explosi- Transport durch mechanisches Reinigen oder durch onsgefährdeten Bereichen wichtig. Brennbare Flüs- unsachgemäße Löscharbeiten aufgewirbelt werden, sigkeiten mit hoher Flammpunkt-Temperatur sind so kann dadurch eine Staubexplosion ausgelöst weniger kritisch als solche mit einem Flammpunkt werden. bei Raumtemperatur oder darunter. 10
Heiße Oberflächen (5.1) Auch ablaufende Gas- oder Dampf-Luft-Explosionen treten auf als Ergebnis von Verlustleistungen, die können den Staub aufwirbeln, wobei dann häufig beim Betrieb von Systemen, Geräten und Kompo- die eine - die Gasexplosion - in die andere - die nenten im Normalbetrieb entstehen. Bei Heizungen Staubexplosion - übergeht. In Steinkohlengruben sind sie gewollt. Diese Temperaturen sind in der haben Methangas-Schlagwetter-Explosionen häufig Regel beherrschbar. Im Störungsfall, bei Überlas- Kohlenstaubexplosionen zur Folge gehabt, die in tungen oder schwergängigen Lagern beispielsweise, ihrer Wirkung die Schlagwetterexplosion übertroffen steigt die Verlustleistung und damit zwangsläufig haben. die Temperatur. Technische Einrichtungen müssen immer dahingehend beurteilt werden, ob sie stabili- Sauerstoff sierend sind, d. h. überhaupt nur eine Endtemperatur annehmen können, oder ob unzulässige Tempera- Die in der Luft vorhandene Menge Sauerstoff kann turerhöhungen möglich sind, die durch geeignete nur eine bestimmte Menge brennbaren Stoffs Maßnahmen ausgeschlossen werden müssen. oxidieren, d. h. verbrennen. Theoretisch kann dieses Beispiele: Spulen, Widerstände oder Lampen, Mischungsverhältnis bestimmt werden, es wird erwärmte Betriebsmitteloberflächen, Bremsen oder stöchiometrisches Gemisch genannt. Im Bereich heiß gelaufene Lager dieses Gleichgewichtes, zwischen der Menge brenn- baren Stoffes und vorhandenem Luftsauerstoff sind Flammen, heiße Gase und Partikel (5.2) die Wirkungen der Explosion, die Temperatur- und Innerhalb von Verbrennungskraftmaschinen oder Druckerhöhung, am heftigsten. Ist der Anteil an in Analysengeräten sowie an deren Gasaustritts- brennbarem Stoff zu gering, so kann sich die Ver- stellen können Flammen, heiße Gase und Partikel brennung nur mühsam fortpflanzen oder sie kommt im Normalbetrieb oder im Störungsfall auftreten. zum Erliegen. Ähnlich sind die Verhältnisse, wenn Hier sind Schutzmaßnahmen erforderlich, die eine der Anteil an brennbarem Stoff für den in der Luft Übertragung aus dem Gehäuse heraus dauerhaft verfügbaren Sauerstoff zu hoch ist. ausschließen. Beispiele: Auspuffanlagen von Verbrennungskraft- Die brennbaren Stoffe haben einen stoffbezogenen maschinen oder Partikel, die durch Schaltfunken Explosionsbereich, der auch vom Zündinitial abhän- von Leistungsschaltern von den Schaltkontakten gig ist. In aller Regel wird er durch Zündung mit elek- abgelöst werden trischen Funken bestimmt. Der Explosionsbereich wird durch die untere und obere Explosionsgrenze Mechanisch erzeugte Funken (5.3) begrenzt. Das bedeutet, dass unterhalb und ober- treten beispielsweise bei Schleif- und Trenngeräten halb dieser Grenzen Explosionen auszuschließen auf, die betriebsmäßig solche Funken erzeugen und sind. Dies kann ausgenutzt werden, indem die sich im explosionsgefährdeten Bereich verbieten. brennbaren Stoffe mit Luft ausreichend verdünnt So können Brüche an rotierenden Teilen oder schlei- werden oder indem der Zutritt von Luft/Sauerstoff fend hin- und her bewegte Teile mit ungenügender in Anlagenteile verhindert wird. Letzteres ist in der Schmierung bspw.im Störungsfall auch derartige Umgebung, in der Menschen regelmäßig arbeiten, Funken verursachen. Besondere Forderungen an nahezu unmöglich und beschränkt sich somit auf Gehäusewerkstoffe dienen dazu, das Risiko derarti- technologische Anlagen. ger Zündquellen zu verringern. Beispiele: Werkzeuge wie rostige Hammer und Zündquellen Meißel in Verbindung mit Leichtmetallen oder Metallgabeln von Gabelstaplern Im Zusammenhang mit technischen Einrichtungen sind eine Vielzahl von Zündquellen möglich. Die in Sichtbare elektrische Funken (5.4) der nachfolgenden Übersicht angegeben Ziffern sind in der Regel als zündfähig anzusehen. Nur sehr hinter den Zündquellen beziehen sich auf die jewei- energiearme Funken im Bereich von Mikrowattse- ligen Abschnitte in der Grundnorm (EN 1127-1:2019 kunden können als nicht zündfähig gelten. Deshalb „Explosionsfähige Atmosphäre - Explosionsschutz sind durch geeignete Maßnahmen diese Zündquel- - Teil 1: Grundlagen und Methodik) len auszuschließen. Beispiele: Schaltfunken, Funken an Kollektoren oder Schleifringen 11
Grundlagen Explosionsschutz Elektrische Ausgleichsströme (5.5) Blitzschlag (5.7) Elektrische Bahnen und andere geerdete Span- und die Folgen eines Blitzschlags können zu der nungsquellen z. B. für den kathodischen Schutz von Entzündung einer explosionsfähigen Atmosphäre Anlagenteilen, können elektrische Ausgleichsströme führen. Bei einem Blitzschlag wird eine explosions- in der Erde hervorrufen, die zwischen verschiedenen fähige Atmosphäre stets gezündet. Eine Zündmög- Erdungspunkten Spannungsdifferenzen zur Folge lichkeit besteht aber auch durch starke Erwärmung haben können. Deshalb sind gute leitfähige Verbin- der Ableitwege eines Blitzes. Starke Ströme, die dungen aller im Bereich vorhandenen leitfähigen von Blitzeinschlagstellen aus fließen, können in der Anlagenteile herzustellen, die Spannungsdifferen- Umgebung der Einschlagstelle Funken hervorrufen. zen zwischen Anlagenteilen auf ungefährliche Werte reduzieren. Dabei ist es ohne Bedeutung, ob die Hochfrequente (HF) leitfähigen Anlagenteile elektrische oder nicht-elek- elektromagnetische Wellen von 104 kHz bis trische Teile der Anlage sind, da die Ursache für 300 GHz sind nicht die einzigen Zündquellen, bei diese Ströme außerhalb der Anlage liegen kann. Der denen Strahlungsenergie in das explosive Gemisch Potenzialausgleich ist immer herzustellen, unabhän- gelangt: gig davon, ob mit diesen Strömen gerechnet werden muss, ob die Quellen bekannt sind oder nicht. Elektromagnetische Strahlung - Beispiele: Elektrische Bahnen und andere geerdete Radiostrahlung (5.8), Spannungsversorgungen z. B. für den elektrischen Korrosionsschutz von Geräten Elektromagnetische Strahlung - IR, sichtbares und UV-Licht (5.9) Statische Elektrizität (5.6) Ganz unabhängig vom Vorhandensein einer elek- Ionisierende Strahlung - trischen Spannungsquelle können elektrische Röntgen und Gamma (5.10) Funken durch statische Elektrizität auftreten. Die gespeicherte Energie kann sich in Form von Funken Ultraschall (5.11). entladen und so ebenso als Zündquelle wirken. Da die Entstehung dieser Zündquelle ganz unabhängig Systeme, Geräte und Komponenten, die Strahlung von elektrischen Spannungsquellen auftreten kann, nutzen, dürfen im Ex-Bereich errichtet und betrieben ist sie auch bei allen nichtelektrischen Geräten und werden, wenn ihre Parameter dauerhaft und sicher Komponenten zu beachten. Sie ist nur an Trennvor- begrenzt und diese Einrichtungen geprüft sind. gänge gebunden, es müssen somit die Fälle beurteilt Beispiele: Funksprechgeräte, Handys, Lichtschran- werden, in denen mit dieser Zündquelle gerechnet ken und Scanner werden muss. Adiabatische Kompression und Stoßwellen Reibvorgänge im Normalbetrieb können als Ursache (5.12) für elektrostatische Aufladungen angesehen werden. Schließlich können auch adiabatische Kompression Beispielsweise können tragbare Geräte - funktions- und Stoßwellen (5.12) zur Zündquelle werden, bedingt - nicht geerdet oder in einen Potenzialaus- welche in röhrenförmigen Gebilden auftreten, die mit gleich einbezogen werden. In Verbindung mit der Unterdruck betrieben werden nicht genauer definierten Kleidung des Trägers kann Beispiele: Transportröhren mit engem Durchgang, es zu Aufladungen im Normalbetrieb kommen. Durch zerbrechende lange Leuchtstofflampen in einer geeignete Maßnahmen ist die statische Elektrizität Wasserstoff-Luft-Atmosphäre als Zündquelle auszuschließen. Beispiele: Transmissionsriemen aus Kunststoff, Exotherme Reaktionen (5.13) Gehäuse tragbarer Geräte, synthetische Kleidung, sind zusammen mit der Selbstentzündung von Trennvorgänge beim Abrollen von Papier oder Kunst- Stäuben die abschließend definierte mögliche Art stofffolien, Kunststoff-Rohrsysteme von Zündquellen. 12
Explosionsbereich Austritt brennbarer Gase oder die Einschränkung der Belüftung, können in Verbindung mit Zündquellen zu (Grenzen) Explosionen führen. Am einfachsten und sichersten lässt sich eine kleine In den Verbrennungsmotoren wirken die drei Fakto- ungefährliche Explosion an einem Gasfeuerzeug ren sinnvoll zusammen: Benzin, Luft/Sauerstoff und nachvollziehen. Die Düse des Feuerzeuges lässt Zündfunke, sie führen im geschlossenen Zylinder beim Öffnen nur eine geringe Menge brennbaren zu einer Explosion. Dabei muss das Mengenver- Gases ausströmen. Dieses Gas mischt sich in der hältnis zwischen Benzin und Luft stimmen. Ist der Umgebung der Düse mit Luft, der Reibfunken des Benzintank leer, der Luftfilter verstopft oder die Zündsteines bringt das Gemisch zur Entzündung, Zündung fällt aus, so fehlt jeweils eine Komponente ein schwaches Geräusch ist zu hören - es brennt. In für die Auslösung dieser gesteuerten nutzbringenden einiger Entfernung von der Düse ist der Mengenan- Explosion und der Motor läuft nicht. teil des Brenngases bereits so gering, dass sich die Die brennbaren Stoffe haben in Mischung mit Luft Explosion und die Flamme auf den unmittelbaren eine untere (UEG) und eine obere (OEG) Explosions- Bereich um die Düse beschränkt. Das heißt, die grenze, zwischen diesen Grenzen befindet sich konstruktiven Bedingungen des Gasfeuerzeuges der Explosionsbereich. Vom Sicherheitsaspekt der gewährleisten, dass es handhabungssicher ist. Arbeitsstätte ist die untere Explosionsgrenze (UEG) Die Explosionswirkung ist in abgeschlossenen der bedeutendere Wert, eine mögliche Konzentration Räumen und unter nicht-atmosphärischen Bedin- von nachweisbar ständig oder dauerhaft ≤ 10 % gungen - z. B. erhöhtem Druck - häufig stärker. Denkt dieses Wertes wird vielfach als sicher angesehen. man nur an die nutzbare Anwendung der Explo- sionen in den Kraftfahrzeugmotoren. Vermeidung von Wirksamer vorbeugender Explosionsschutz für nicht gesteuerte, nicht gewollte und deshalb oft mit ver- Explosionen heerenden Folgen verbundenen Explosionen, kann das sichere Ausschließen eine der drei Faktoren sein. Explosionsgeschützte Betriebsmittel können eine Elektrische explosionsgeschützte Geräte verhindern Voraussetzung für das Entstehen einer Explosion das Zusammentreffen von Zündquellen oder das - die Zündquelle - ausschalten und sind so ein Entstehen von solchen beim Einsatz von Elektrizität wichtiger Beitrag zum Explosionsschutz. Im Wohn- mit explosionsgefährlicher Atmosphäre. Sie verhin- bereich wird durch bauliche Maßnahmen erreicht, dern Explosionen wirksam, da die beiden anderen dass sich im Normalfall keine explosionsfähige Faktoren - in Arbeitsstätten der Sauerstoff der Luft Atmosphäre bilden kann. Das bewusste Unterbinden und vielfach auch der brennbare Stoff - häufig nicht dieser Maßnahmen, z. B. der gezielte ungehinderte mit Sicherheit und dauernd auszuschließen sind. 13 Abbildung 3
Grundlagen Explosionsschutz Primärer für die Definition des Schutzniveaus bei Geräten ist die Unterteilung explosionsgefährdeter Bereiche in Explosionsschutz Zonen (Häufigkeit und Dauer des Auftretens gefähr- licher explosionsfähiger Atmosphäre, sowie die örtli- Maßnahmen des primären Explosionsschutzes chen Umgebungsbedingungen). Weiterhin notwendig zielen darauf ab, die brennbaren Stoffe oder den ist die Kenntnis der explosionstechnischen Kenn- Luftsauerstoff zu ersetzen oder ihre Mengen so zu zahlen brennbarer Stoffe (Temperaturklassen, Zünd- verringern, dass die Bildung eines explosionsfähigen temperaturen der Stäube, Explosionsuntergruppen Gemisches ausgeschlossen wird. etc.) sowie die örtlichen Umgebungsbedingungen. Eine erhöhte Luftzufuhr - Spülung - durch Belüftung Die explosionstechnischen Kennzahlen dienen dem kann durch bauliche Maßnahmen erreicht werden; Betreiber zur genauen Benennung der Gefahr im z. B. durch einen offenen Aufbau bei Tankstellen, Bereich, dem Betriebsmittelhersteller zur Auswahl in denen es nur einen sehr eingeschränkten explo- einer geeigneten Lösung für die Betriebsmittel und sionsgefährdeten Bereich gibt. schließlich dem Errichter für die Auswahl und Zuord- nung der geeigneten Geräte. Schließlich finden sich Der Ersatz des Luftsauerstoffs ist in Arbeitsstätten, die Angaben in der Gerätekennzeichnung wieder. in denen sich Menschen aufhalten, unmöglich, deshalb beschränken sich die Maßnahmen dort auf: Die Vorgehensweise bei der Anwendung der Schutz- – die Vermeidung oder Einschränkung des maßnahmen des sekundären Explosionsschutzes Einsatzes von brennbaren Stoffen, die eine werden im nächsten Kapitel detaillierter behandelt. explosionsfähige Atmosphäre bilden können – die Verhinderung oder Einschränkung des Austritts von brennbaren Stoffen und damit der Bildung explosionsfähiger Gemische, sowohl Tertiärer im Inneren als auch in der Umgebung von Armaturen, Explosionsschutz z. B. durch: Reichen die primären und sekundären Explosions- schutzmaßnahmen nicht aus, müssen zusätzliche – Konzentrationsbegrenzung Schutzmaßnahmen getroffen werden. Diese dienen – Inertisierung in einem Umgehäuse dazu, die Auswirkungen einer Explosion zu begren- zen bzw. auf ein unbedenkliches Maß zu reduzieren. – natürliche oder technische Belüftung Zu den gängigsten Maßnahmen zur Begrenzungen – Konzentrationsüberwachung durch gefährlicher Auswirkungen von Explosionen Gaswarnanlagen, mit Warnung und/oder gehören: Abschaltung – Explosionsfeste Bauweise: Behälter, Apparate, Rohrleitungen werden druckstoßfest gebaut, um Sekundärer einer Explosion im Inneren standzuhalten. – Explosionsdruckentlastung: Berstscheiben oder Explosionsschutz Explosionsklappen werden eingesetzt, um beim Entstehen einer Explosion in eine ungefährliche Ist die Bildung einer gefährlichen explosionsfähigen Richtung zu öffnen und zu bewirken, dass die Atmosphäre in einer Menge, die Maßnahmen zum Anlage nicht über ihre Explosionsfestigkeit Schutz der Arbeitnehmer vor Explosionsgefahren hinaus beansprucht wird. erforderlich macht, trotz Maßnahmen des primären – Explosionsunterdrückung und Explosionsschutzes möglich, muss die Zündung Verhindern der Explosionsübertragung: dieser gefährlichen explosionsfähigen Atmos- Explosionsunterdrückungseinrichtungen phäre wirksam verhindert werden. Alle möglichen verhindern durch schnelles Einblasen von Zündquellen werden beurteilt und entsprechende Löschmitteln in Behälter und Anlagen das Schutzmaßnahmen angewendet. Erreichen des maximalen Explosionsdruckes. Durch explosionstechnische Entkopplung werden Wirksame Zündquellen an Geräten und Anlagen mögliche Explosionen auf einzelne Anlagenteile werden z.B. mit Hilfe von Zündschutzarten entspre- beschränkt. chend des Schutzniveaus vermieden. Grundlage 14
Sekundärer Explosionsschutz Hierunter werden Prinzipien verstanden, die Geräte und Komponenten als Zündquelle ausschließen. Bedeutung und Pumpenhaus (Gase und Dämpfe) Nutzen der Zoneneinteilung in Arbeitsstätten Es hat sich bewährt, explosionsgefährdete Bereiche in Zonen einzuteilen. Diese Einteilung berück- sichtigt die unterschiedlichen Gefahren durch explosionsfähige Atmosphären und ermöglicht einen Explosionsschutz, der den Verhältnissen sowohl aus sicherheitstechnischer Sicht als auch Abbildung 4 der Wirtschaftlichkeit entspricht. Für die Europäi- sche Union ist die Zonendefinition in der Richtlinie 1999/92/EG einheitlich geregelt. Sie muss mit Silo (Staub) Sachverstand auf die konkreten Verhältnisse übertragen werden. Explosionsgefährdete Bereiche werden nach Häu- figkeit und Dauer des Auftretens von explosions- fähiger Atmosphäre in Zonen unterteilt. Die Darstellungen in Abb. 4 und 5 sind als Anregung zu sehen. Im konkreten Fall sind für die Zonen- einteilung viele Details und Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Bildlegende Zone 0, Zone 20 Zone 1, Zone 21 Zone 2, Zone 22 Abbildung 5 (Quelle: Fa. AZO, Osterburken) 15
Grundlagen Explosionsschutz Explosionsgefährdete Bereiche Anmerkungen: Gase, Dämpfe Zone 0 1. Schichten, Ablagerungen und Aufhäufungen Bereich, in dem explosionsfähige Atmosphäre als von brennbarem Staub sind wie jede Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen andere Ursache, die zur Bildung einer oder Nebeln ständig, über lange Zeiträume oder explosionsfähigen Atmosphäre führen kann, häufig vorhanden ist. zu berücksichtigen. Zone 1 2. Als Normalbetrieb gilt der Zustand, in Bereich, in dem sich bei Normalbetrieb gelegentlich dem Anlagen innerhalb ihrer Ausle- eine explosionsfähige Atmosphäre als Gemisch aus gungsparameter benutzt werden. Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln bilden kann. 3. Die Definitionen für explosionsfähige Zone 2 Atmosphären entsprechen den Bereich, in dem bei Normalbetrieb eine explosions- europäischen Richtlinien und EN-IEC fähige Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brenn- Normen: baren Gasen, Dämpfen oder Nebeln normalerweise – Explosionsfähige Atmosphäre: nicht oder aber nur kurzzeitig auftritt. Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen, Nebeln oder Stäuben Staub unter atmosphärischen Bedingungen, Zone 20 indem sich der Verbrennungsvorgang Bereich, in dem explosionsfähige Atmosphäre nach erfolgter Entzündung auf das in Form einer Wolke aus in der Luft enthaltenem gesamte unverbrannte Gemisch brennbaren Staub ständig, über lange Zeiträume überträgt. oder häufig vorhanden ist. Zone 21 – Gefährliche explosionsfähige Bereich, in dem sich bei Normalbetrieb gelegentlich Atmosphäre: eine explosionsfähige Atmosphäre in Form einer Explosionsfähige Atmosphäre, die bei Wolke aus in der Luft enthaltenem brennbaren Explosion zu Schaden führt und Staub bilden kann. Maßnahmen zum Schutz der Zone 22 Arbeitnehmer vor Explosionsgefahren Bereich, in dem bei Normalbetrieb eine explosions- erforderlich machen. fähige Atmosphäre in Form einer Wolke aus in der Luft enthaltenem brennbaren Staub normalerweise nicht oder aber nur kurzzeitig auftritt. Organisatorische Maßnahmen IEC 60079-10-1 geht für Gase und Dämpfe von einer Hersteller explosionsgeschützter Systeme, Geräte annähernd gleichen Einteilung aus, die auch für und Komponenten, Errichter und Betreiber von zukünftige Anlagen nach USA-Norm NEC 505 Gül- Anlagen schaffen gemeinsam die Voraussetzungen tigkeit hat. IEC 60079-10-2 gibt Unterstützung für für den sicheren Betrieb von Anlagen in explosions- die Zoneneinteilung bei Stäuben und gilt auch für gefährdeten Bereichen. Beim Betreiber ist das Anlagen, die nach der US-Norm NEC 506 errichtet Wissen der Mitarbeiter um die Zusammenhänge wurden. des Explosionsschutzes und um die getroffenen Maßnahmen, die zu ihrer Vermeidung angewendet Aus dieser Einteilung ergibt sich der Umfang der zu werden, eine wichtige Voraussetzung dafür. ergreifenden Maßnahmen nach Anhang II, Abschnitt A der Richtlinie 1999/92/EG in Verbindung mit Über den Inhalt des Explosionsschutzdokumentes Anhang I der Richtlinie 2014/34/EU. nach Richtlinie 1999/92/EG in Europa und die betrieblich geltenden Regelungen sollten die In Arbeitsstätten weisen die explosionsgefährdeten Mitarbeiter in regelmäßigen Zeitabständen geschult Bereiche allgemein höchstens Zone 1 oder 2 und 21 und mit schriftlichen Betriebsanweisungen, die oder 22 auf. Die Zonen 0 und 20 beschränken sich regelmäßig aktualisiert werden müssen, informiert auf sehr kleine unzugängliche Abschnitte von werden. Arbeitsstätten oder sind in der Regel dem Innenbe- reich technologischer Einrichtungen vorbehalten. 16
Explosionstechnische Temperatur- klassen Zündtemperatur- bereich zulässige Oberflächen- Kennzahlen T1 der Gemische > 450 °C temperatur der Geräte 450 °C Damit eine optimierte Zuordnung der Maßnahmen T2 > 300 °C ... ≤ 450 °C 300 °C zum Explosionsschutz zu den chemisch-physikali- T3 > 200 °C ... ≤ 300 °C 200 °C schen Eigenschaften der brennbaren Gase, Dämpfe und Stäube erfolgen kann und damit eine Standar- T4 > 135 °C ... ≤ 200 °C 135 °C disierung der Zündschutzarten für die Hersteller T5 > 100 °C ... ≤ 135 °C 100 °C möglich ist, wurde ein System explosionstechni- T6 > 85 °C ... ≤ 100 °C 85 °C scher Kennzahlen geschaffen. Diese werden nach Tabelle 1 anwendungsorientierten vereinbarten Prüfverfahren bestimmt. Zündtemperatur von Stäuben Damit brennbare Stoffe durch die Reaktion mit (Schicht und Wolke) dem Sauerstoff in der Luft einen explosionsartigen Für Stäube ist das Bestimmungsverfahren der Ablauf hervorrufen können, ist die Zufuhr von Zündtemperatur ebenfalls vereinheitlicht und in Energie erforderlich. dem Dokument EN-ISO/IEC 80079-20-2 festge- schrieben. Zu beachten ist, dass der Staub in abge- Diese Energie wird beispielsweise an Flächen aus- lagerter Form - als Schicht - und in aufgewirbelter getauscht. Eine erwärmte Fläche erhöht den Ener- Form - als Wolke - unterschiedliche Zündtemperatu- gieinhalt des kontaktierenden explosionsfähigen ren aufweist (lese: schwelend). Gemisches. Bei ausreichender Oberflächentempera- tur führt dann der erhöhte Energieinhalt im Gemisch Die zulässige Oberflächentemperatur (für den Staub zum Ablauf der Explosionsreaktion. Die Energie kann zugängliche Teile der Systeme, Geräte und Kompo- aber auch durch einen Funken oder einen aus einem nenten) ergibt sich, indem von der Zündtemperatur Spalt austretenden heißen Gasstrahl in das explosi- der Staubschicht der Wert 75 K (Tmax.= T5 mm - 75 K) onsfähige Gemisch eingebracht werden. Beide Arten abgezogen wird und von der Zündtemperatur der führen zur Festlegung unterschiedlicher explosions- Staubwolke 2/3 (Tmax.= 2/3 TWolke) errechnet wird. technischer Kennwerte. Die zulässige Oberflächentemperatur des Betriebs- mittels muss immer kleiner sein als das niedrigste Zündtemperatur Ergebnis der mit den oben genannten Formeln ermittelten Tmax-Werte. Für Stäube sind keine Temperaturklassen definiert, es muss also immer Temperaturklassen der Gase eine konkrete Staubart betrachtet werden. Die Parameter werden in umfangreichen Tabellen zur und Dämpfe Verfügung gestellt, Laboratorien ermitteln die Werte Vielfältige Faktoren wie Größe, Gestalt, Art und auf Anfrage, eine kleine, nicht amtliche Übersicht Beschaffenheit der Oberfläche beeinflussen die enthält die folgende Tabelle 2. Zündtemperatur. ISO, IEC und CENELEC haben sich für Gase und Dämpfe auf ein EN-ISO/IEC 80079- 400 20-1 festgelegtes „Verfahren zur Ermittlung der °C Zündtemperatur“ verständigt. Dieses Verfahren wurde so definiert, dass mit ihm der niedrigste, Max. zulässige Oberflächentemperatur des Gerätes praktisch mögliche Wert sehr nahe bestimmt wird. 300 Nach diesem Verfahren teilt man die Gase und Dämpfe in Temperaturklassen ein. Gemäß diesen 200 Temperaturklassen werden explosionsgeschützte Betriebsmittel und andere technologische Einrich- tungen in ihren Oberflächentemperaturen so aus- gelegt, dass eine Oberflächentemperaturzündung 100 ausgeschlossen wird. In den Normen sind zulässige Überschreitungen und zwingende Unterschreitun- gen dieser Regelwerte differenziert festgelegt. 0 0 10 20 30 40 50 mm Schichtdicke Abbildung 6 17
Grundlagen Explosionsschutz Beispiele für Zündtemperaturen von Stäuben Bezeichnung Zündtemperatur Zündtemperatur Zulässige Grenztemperatur des Gerätes des Feststoffes EN ISO/IEC EN ISO/IEC Kleinster Wert der Rechnung (T5 mm Schicht -75 K) und 2/3* TWolke 80079-20-2 80079-20-2 > 300 > 280 > 260 > 230 > 215 > 200 > 180 > 165 > 160 > 135 T5 mm Schicht (°C) T5 mm Wolke (°C) ...450 ...300 ...280 ...260 ...230 ...215 ...200 ...180 ...165 ...160 Stäube von Naturprodukten (Beispiele) Baumwolle 350 560 275 Braunkohle 225 380 150 Cellulose 370 500 295 Getreide 290 420 215 Holzmehl 300 400 225 Kakao 460 580 385 Kork 300 470 225 Kraftfutter 295 525 220 Milchpulver 340 440 265 Papier 300 540 225 Soja 245 500 170 Stärke 290 440 215 Steinkohle 245 590 170 Tabak 300 450 225 Tee 300 510 225 Weizenmehl 450 480 320 Stäube von chemisch-technischen Produkten (Beispiele) Celluloseether 275 330 200 Isosorbiddinitrat 240 220 146 Kautschuk 220 460 145 Petrolkoks 280 690 205 Polyvenylacetat 340 500 265 Polyvenylchlorid 380 530 305 Ruß 385 620 310 Schichtpressstoff 330 510 255 Schwefel 280 280 186 Metallstäube (Beispiele) Aluminium 280 530 205 Bronze 260 390 185 Eisen 300 310 206 Magnesium 410 610 335 Mangan 285 330 210 Tabelle 2 18
Explosionsuntergruppen Der Wert der Grenzspaltweite ist von erheblicher Bedeu- tung für Konstruktionen der Zündschutzart „Druckfeste für Gase/Dämpfe Kapselung“; der Wert des Mindestzündstromverhältnisses für solche der Zündschutzart „Eigensicherheit“. Für diese beiden Zündschutzarten sind die Untergruppen IIA, IIB und Mindestzündstromverhältnis (MIC) IIC der Gase und Dämpfe von Bedeutung. Die Aussagen für Grenzspaltweite (MESG) Gase und Dämpfe lassen sich annähernd auch auf Nebel Die Zündung an heißen Flächen läuft in einem verhält- übertragen. nismäßig großen „makroskopischen“ Teil der Gemische ab. Dagegen breitet sich die durch einen Funken Für die Beurteilung von Bedingungen, die die Eigensicher- verursachte Zündung von einem vergleichsweise heit betreffen, werden die MIC-Verhältniswerte üblicher- kleinen „mikroskopischen“ Teil des Volumens aus. Die weise nicht verwendet. Da es auch um Spannungen geht, ist Entladung eines Kondensators (Staub) oder die Unter- es vorzuziehen, die Mindestzündenergie M I E [in Joule] von brechung eines vereinbarten ohmschen/induktiven Gasen und Dämpfen zu verwenden, wobei eine allgemein Stromkreises (Gas und Dämpfe) wird zur Einteilung der akzeptierte, aber indikative Tabelle für die Gruppen IIA, IIB brennbaren Stoffe nach ihrer Entzündbarkeit im mikro- oder IIC wie folgt zur Verfügung steht: skopischen Teil des Gemischvolumens genutzt. – IIA MIE = 180 µJ Für die Graduierung der Zündung der Gase und Dämpfe im Stromkreis mit einer in EN-IEC 60079-11 festgeleg- – IIB MIE = 60 µJ ten Apparatur wird eine Vergleichszahl zu Methan – IIC MIE = 20 µJ mit einem Normstromkreis verwendet. Diese Ver- gleichszahl ist das Mindestzündstromverhältnis MIC. Danach lassen sich die Gase und Dämpfe innerhalb der Explosionsgruppe II in die Untergruppen IIA, IIB und IIC Explosionsuntergruppen einteilen, wobei Methan zum Verhältnis 1 wird. für brennbare Stäube Aus der Sicht der Elektrotechnik können die Stäube nicht Eine analoge Einteilung ergibt sich, wenn die Zünd- so feingliedrig zugeordnet werden, wie die chemisch fähigkeit eines aus einem Spalt austretenden heißen definierten Gase und Dämpfe. Deshalb begnügt man sich Gasstrahls zur Klassifizierung genutzt wird. Das ist das mit Art und Leitfähigkeit des Staubes zur Unterteilung. Die urspüngliche Verfahren. Später wurden die Grenzen der EN-ISO/IEC 80079-20-2 beinhaltet das Prüfverfahren zur MIC-Werte an die MESG-Werte angeglichen. In EN-ISO/ Bestimmung des spezifischen elektrischen Widerstandes IEC 80079-20-1 „Prüfverfahren zur Feststellung der von Stäuben. Entsprechend dieses Widerstandes werden experimentell ermittelten Grenzspaltweite“ ist eine Stäube in 3 Untergruppen aufgeteilt: Apparatur vereinbart, bei der ein kugelförmiges Gasvo- lumen von 20 cm³ von zwei Halbkugelschalen gebildet – IIIA brennbare Flusen wird. Diese weisen einen Flansch von 25 mm Breite auf. Dieses Kugelgebilde wird in einem größeren Gefäß – IIIB nicht leitfähiger brennbarer Staub, angeordnet und beide Räume werden mit dem Gemisch spezifischer elektrischer Widerstand > 10³ Ω • m gefüllt, für welches die Bestimmung der Grenzspalt- – IIIC leitfähiger brennbarer Staub, weite vorgenommen werden soll. Der Abstand des spezifischer elektrischer Widerstand ≤ 10³ Ω • m 25 mm breiten Flansches, bei dem bei zehn Zündungen im Kugelvolumen gerade keine Zündung des Gemisches im äußeren Gefäß hervorgerufen wird, ist eine gemisch- Die Mindestzündenergie, eine dem Mindestzündstrom spezifische Größe und wird als maximal experimentell ähnliche Größe, wird nach EN-ISO/IEC 80079-20-2 für ermittelte sichere Spaltweite - MESG - bezeichnet. brennbare Stäube oder Flugstoffe ermittelt und liegt im mJ-Bereich (um den Faktor 1000 höher als die MZE für Die Vorgänge der Verhinderung oder des Stattfin- Gase und Dämpfe). dens der Explosionsübertragung im Spalt sind sehr komplex. Die Einteilung der Gase und Dämpfe nach der Grenzspaltweite ergibt angenähert - mit geringen Über- schneidungen - die gleiche Zuordnung, wie sie nach dem Mindestzündstromverhältnis erfolgt. EN-ISO/IEC 80079-20-1 liefert eine Übersicht über die Zuordnung zu den beiden Bestimmungsverfahren MESG und MIC. 19
Grundlagen Explosionsschutz Beispiele für die Zuordnung von Gasen und Dämpfen zu den jeweiligen Temperaturklassen und Explosionsuntergruppen Untergruppen (Kennzeichnung) IIA IIB IIC Zuordnung der Gase Temperaturklasse und Dämpfe nach der Zündtemperatur Aceton Stadt-(Leucht-) gas Wasserstoff > 450 °C T1 Ammoniak Benzol - rein Essigsäure Ethan Ethylacetat Ethylchlorid Methan Methanol Methylenchlorid Naphthalin Phenol Propan Toluol n-Amylacetat Butanol (Butylalkohol) Acetylen (Ethin) > 300 °C bis < 450 °C T2 n-Butan Ethanol (Ethylalkohol) Essigsäureanhydrit Ethylen Ethylenoxid Cyclohexan Schwefelwasserstoff > 200 °C bis < 300 °C T3 Petroleum Dieselkraftstoff Düsenkraftstoff (Kerosin) n Hexan Acetaldehyd Ethylether > 135 °C bis < 200 °C T4 > 100 °C bis < 135 °C T5 Ethylnitrit Schwefelkohlenstoff > 85 °C bis < 100 °C T6 Zuordnung der Gase und Dämpfe nach: 1. Grenzspaltweite (MESG) > 0.9 mm 0.5 mm < MESG < 0.9 mm < 0.5 mm 2. Mindestzündstromverhältnis (MIC-Verhältnis) (bezogen auf Methan = 1) > 0.8 0.45 < MIC < 0.8 < 0.45 Explosionsuntergruppe IIA IIB IIC Tabelle 3 20
Schutzprinzipien Explosionsfähige Gemische können in das Betriebs- mittel, in dem sich eine Zündquelle befinden kann, eindringen und gezündet werden. Die Übertragung Um zu verhindern, dass Geräte und Komponenten der im Inneren ablaufenden Explosion auf den zu Zündquellen werden, sind vier Schutzprinzipien umgebenden Raum wird ausgeschlossen. definiert. Zündschutzarten Beispiele: Die Schutzprinzipien können für elektrische und – Druckfeste Kapselung (Ex d) - nicht-elektrische Betriebsmittel und für Gase oder elektrische und nicht-elektrische Geräte Stäube angewendet werden. Die Prinzipien ermög- lichen eine Auslegung in verschiedenen Sicher- – Sandkapselung (Ex q) - elektrische Geräte heitskategorien gemäß der Richtlinie 2014/34/EU bzw. dem Geräteschutzniveau (EPL) nach der Reihe EN- IEC 60079-0: Das Betriebsmittel besitzt eine Kapselung, die das Eindringen des explosions-fähigen Gemisches und/ Geräte- sehr hoher Schutzgrad oder den Kontakt mit den funktionsbedingten mög- kategorie 1 und damit sehr hohes Maß an lichen inneren Zündquellen verhindert. Sicherheit Zündschutzarten Beispiele: Geräte- hoher Schutzgrad – Überdruckkapselung (Ex p) - kategorie 2 und damit hohes Maß an Sicherheit elektrische und nicht-elektrische Geräte – Schutz durch Gehäuse (Ex t) - elektrische Geräte Geräte- normaler Schutzgrad kategorie 3 und damit erhöhtes Maß an – Ölkapselung (Ex o) elektrische Geräte Sicherheit – Flüssigkeitskapselung (Ex h (alt k)) - nicht-elektrische Geräte Geräte- sehr hoher Schutzgrad schutzniveau und damit sehr hohes Maß an – Vergusskapselung (Ex m) - elektrische Geräte a Sicherheit Geräte- hoher Schutzgrad und Explosionsfähige Gemische können in das Gehäuse schutzniveau damit hohes Maß an Sicherheit des Betriebsmittels eindringen, dürfen aber nicht b gezündet werden. Funken und zündfähige Temperaturen müssen Geräte- normaler Schutzgrad und damit verhindert sein. schutzniveau erhöhtes Maß an Sicherheit c Zündschutzarten Beispiele: – Erhöhte Sicherheit (Ex e) - elektrische Geräte Eine wesentliche Grundvoraussetzung für alle Schutzprinzipien ist, dass die Teile, zu denen die – Konstruktive Sicherheit (Ex h (alt c)) - explosionsfähige Atmosphäre ungehinderten nicht-elektrische Geräte Zugang hat, hinsichtlich der Zündtemperatur der am Einsatzort vorhandenen Stoffe keine unzuläs- sigen Temperaturen annehmen können. Damit ist Explosionsfähige Gemische können in das Gehäuse die Zündtemperatur für alle Schutzprinzipien von des Betriebsmittels eindringen, dürfen aber nicht Bedeutung. Vier Schutzprinzipien können Betriebs- gezündet werden. mittel als Zündquelle ausschließen. Die in der Funken und erhöhte Temperaturen dürfen nur Übersicht als Beispiel genannten Zündschutzarten begrenzt auftreten. werden in einem weiteren Abschnitt behandelt. Zündschutzarten Beispiele: Zündquellen, die aus Reib- und Schlagfunken sowie – Eigensicherheit (Ex i) - elektrische Geräte elektrostatischen Aufladungen herrühren, sind an explosionsgeschützten Betriebsmitteln durch – Zündquellenüberwachung (Ex h (alt b)) - Werkstoffauswahl wie auch durch konstruktive nicht-elektrische Geräte Maßnahmen auszuschließen. Dieser Sachverhalt wird durch entsprechende Prüfungen nachgewiesen und bestätigt. 21
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