Hausandacht für den Sonntag Kantate (10.05.2020)

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Hausandacht für den Sonntag Kantate (10.05.2020)
              von Prädikant Volker Geisel

Kerze anzünden

Eröffnung
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes. Amen.

Psalmgebet Ps 98, 1-9
Am Sonntag Kantate lassen wir uns zum Lobgesang einladen.
Der Psalmbeter ruft uns zu:

Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder.
   Er schafft Heil mit seiner Rechten
   und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil kundwerden;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
   Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel,
   aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
   Lobet den Herrn mit Harfen,
   mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem Herrn, dem König!
   Das Meer brause und was darinnen ist,
   der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen frohlocken,
und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn;
denn er kommt, das Erdreich zu richten.
   Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
   und die Völker, wie es recht ist.
Gebet
Gott des Lebens, du hast uns eine Stimme gegeben. Wir
könnten sie nutzen, um Freundlichkeiten zu verbreiten, um
dein Lob zu singen, um der Liebe Ausdruck zu verleihen. Oft
nutzen wir sie aber auch, um andere Menschen zu kränken
und zu beleidigen, um unseren Vorteil zu vergrößern oder um
uns über andere zu erheben. Doch du traust uns immer wieder
Veränderungen zu. Und darum hoffen wir auf deine Gnade und
dein Erbarmen. Amen.

Lied EG 286: Singt, singt dem Herren neue Lieder
1. Singt, singt dem Herren neue Lieder, er ist’s allein, der
   Wunder tut. Seht, seine Rechte sieget wieder, sein heilger
   Arm gibt Kraft und Mut. Wo sind nun alle unsre Leiden? Der
   Herr schafft Ruh und Sicherheit; er selber offenbart den
   Heiden sein Recht und seine Herrlichkeit.
2. Der Herr gedenkt an sein Erbarmen, und seine Wahrheit
   stehet fest; er trägt sein Volk auf seinen Armen und hilft,
   wenn alles uns verlässt. Bald schaut der ganze Kreis der
   Erde, wie unsers Gottes Huld erfreut. Gott will, dass sie ein
   Eden werde; rühm, Erde, Gottes Herrlichkeit!

Impuls 2 Chr 5, 2-5.12-14 GN
Im 2. Buch der Chronik heißt es im 5. Kapitel:

Nun ließ König Salomo die Ältesten Israels nach Jerusalem
kommen, die Vertreter aller Stämme und Sippen. Sie sollten
die Bundeslade des HERRN von der Davidsstadt auf dem
Zionsberg in den Tempel hinaufbringen. Alle Männer Israels
kamen deshalb am Laubhüttenfest im siebten Monat zu König
Salomo.
Als die Ältesten versammelt waren, hoben die Leviten die
Bundeslade auf ihre Schultern und trugen sie zum Tempel
hinauf. Mithilfe der Priester aus der Nachkommenschaft Levis
brachten sie auch das Heilige Zelt und alle seine Geräte
dorthin.
Auch die Tempelsänger waren vollzählig zugegen: die Leviten
Asaf, Heman und Jedutun mit allen ihren Söhnen und
Verwandten. Sie trugen Gewänder aus feinem weißen Leinen
und standen mit ihren Becken, Harfen und Lauten an der
Ostseite des Altars.
Ihnen zur Seite standen hundertzwanzig Priester mit
Trompeten. Diese setzten gleichzeitig mit den Sängern, den
Becken und anderen Instrumenten ein. Es klang wie aus
einem Mund, als sie alle miteinander den HERRN priesen mit
den Worten: „Der HERR ist gut zu uns, seine Liebe hört
niemals auf!“
In diesem Augenblick erfüllte eine Wolke den Tempel, das
Haus des HERRN. Die Priester konnten ihren Dienst wegen
der Wolke nicht fortsetzen, denn die Herrlichkeit des HERRN
erfüllte das ganze Heiligtum.

„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, denn böse Leute
haben keine Lieder.“ – Dieses bekannte Sprichwort hält einer
kritischen Überprüfung nicht stand. Zu viele Spottlieder, zu
viele Hassgesänge sind im Umlauf und lassen erkennen, dass
die Singenden dabei nicht unbedingt frei von bösen Gedanken
sind.
Allerdings können wir durchaus die positive Wirkung des
Singens erkennen: Wenn einer singt, wird der Bereich des
Gehirns blockiert, in dem Angst entsteht. Singen hilft also
nachweislich gegen Angst. Und Singen schafft Gemeinschaft
und Zugehörigkeit. Es verbindet uns mit anderen Menschen
und erzeugt somit ein gutes Gefühl.
Dass Singen nicht nur aus diesen Gründen ein wichtiger und
wertvoller Ausdruck unseres Glaubens ist, wird kaum jemand
bestreiten. Umso schmerzhafter ist es, wenn gerade am
Sonntag Kantate, „Singt!“, der volle Gemeindegesang nicht
erklingen darf. Wir sehnen uns danach, dass dies wieder
möglich sein wird, auch wenn wir da wohl noch ein wenig
Geduld haben müssen.
Vom Singen und Musizieren erzählt auch der Predigttext für
diesen Sonntag. Vier Gedanken möchte ich hervorheben:

1. Brauchen wir einen gemeinsamen Ort des Gottesdienstes?
König Salomo lässt Menschen aus allen Stämmen zum
Tempel nach Jerusalem kommen. Es ist ihm wichtig, dass es
einen Ort gibt, der zum religiösen Zentrum, zum Ort des
Gebets und des Gesangs wird.
Wir hören manchmal von Zeitgenossen: „Warum soll ich in die
Kirche gehen? An Gott denken kann ich überall, auch für mich
alleine zu Hause.“ Sicher, Zeit und Raum für Gott ist überall.
Und viele von uns haben in den letzten Wochen die Erfahrung
gemacht, dass man auch zu Hause den Fernsehgottesdienst
mitfeiern oder sich durch die Andacht aus der Kirche
inspirieren lassen kann. Aber vielleicht haben Sie auch
empfunden, dass etwas fehlt – sei es die Gemeinschaft mit
vertrauten Menschen, die besondere Atmosphäre im
Gotteshaus, eine intensivere Form der Konzentration, ein
Abstand vom Alltag, um sich ganz auf Gott einlassen zu
können.
Oft sagt man: Erst wenn man etwas verliert, erkennt man
seinen Wert. Vielleicht geht uns das auch so im Hinblick auf
die Kirche, das Kirchengebäude, als Ort des Gottesdienstes.

2. Was soll im Mittelpunkt stehen?
Der Bibeltext liefert eine klare Aussage, was das Zentrum des
Tempels, des Gotteshauses, sein soll: Es ist die Bundeslade,
die dort im Allerheiligsten ihren Platz finden soll. Und der
wesentliche Inhalt der Bundeslade sollen die Tafeln mit den
Zehn Geboten gewesen sein. Man kann also sagen: Das Wort
Gottes, seine Weisung, ist das Zentrum.
In unseren evangelischen Kirchen wird dieser Gedanke auch
darin sichtbar, dass auf dem Altar immer eine Bibel liegt. Und
im Gottesdienstablauf spielt nach unserem Verständnis die
Predigt, die Auslegung einer Bibelstelle, die zentrale Rolle.
Gemeinschaft,     Interesse    an    unseren       Mitmenschen,
gegenseitige Unterstützung und gelebte Nächstenliebe sind
uns auch wichtig, keine Frage. Aber ohne die Besinnung auf
Gottes Wort, ohne die Gedanken, was er uns für unser Leben
zu sagen hat, würden wir uns nicht von Vereinen oder
sonstigen Gemeinschaften unterscheiden.
Also: Gottes Wort ist das Zentrum unserer Zusammenkünfte,
und alles Beten und Singen, Reden und Handeln soll darauf
bezogen sein.

3. Einklang im Gesang
„Es klang wie aus einem Mund, als sie alle miteinander den
HERRN priesen“, lesen wir im Text. So unterschiedlich wir
Menschen auch sind, so unterschiedlich unsere Erfahrungen
und Hintergründe, unsere aktuellen Gedanken, auch unsere
Prägungen im Glauben – im Lob Gottes sind wir vereint. Das
Lob Gottes verbindet uns.
Unsere Unterschiedlichkeit ist damit nicht aufgehoben – und
das ist auch gar nicht notwendig. Denn wir sind nun einmal alle
unterschiedlich und in dieser Vielfalt auch so von Gott gewollt.
Auch das, wofür wir Gott loben und ihm danken wollen, mag im
konkreten Fall sehr unterschiedlich sein. Und doch verbindet
uns untereinander, dass wir Gott loben.
Ich halte das gerade in unserer Zeit für einen wichtigen
Gedanken, wo das Trennende in unserer Gesellschaft überall
sichtbar und spürbar wird. Auch nach der Begeisterung zu
Beginn der Corona-Einschränkungen, als Solidarität und
Gemeinschaftssinn auf kreative Weise mit Leben erfüllt
wurden, haben sich inzwischen in den öffentlichen
Diskussionen wieder die tiefen Gräben zwischen Menschen
gezeigt, die sich oft in unversöhnlicher Verhärtung
gegenüberstehen.
Die Unterschiede sind nicht weggewischt, wenn Menschen wie
aus einem Mund Gott loben. Aber das Trennende tritt in den
Hintergrund und das Verbindende kommt stärker zum
Vorschein – und das ist ein Hoffnungszeichen.

4. Gottes Herrlichkeit wird spürbar
In dieser Hoffnung wird schon ein Stückweit Gottes Herrlichkeit
sichtbar. Und wenn wir uns vorstellen, wie der gemeinsame
Lobgesang den ganzen Tempel, das ganze Gotteshaus erfüllt
und wie dieser Ruf Himmel, Erde, Luft und Meer erfüllt: „Der
Herr ist gut zu uns, seine Liebe hört niemals auf!“, dann
können wir uns ganz von diesem Gefühl ergreifen lassen, dass
Gottes Herrlichkeit wie eine Wolke den ganzen Tempel erfüllt
und auch unsere ganze Existenz durchdringt.
Auch wenn unsere Stimmen jetzt vielleicht schweigen – in
diesen Lobgesang kann unser Herz mit voller Kraft
einstimmen: „Himmel, Erde, Luft und Meer zeugen von des
Schöpfers Ehr; meine Seele, singe du, bring auch jetzt dein
Lob herzu.“ Amen.

Lied EG 504: Himmel, Erde, Luft und Meer
1. Himmel, Erde, Luft und Meer zeugen von des Schöpfers
   Ehr; meine Seele, singe du, bring auch jetzt dein Lob herzu.
3. Seht, wie Gott der Erde Ball hat gezieret überall. Wälder,
   Felder, jedes Tier zeigen Gottes Finger hier.
6. Ach mein Gott, wie wunderbar stellst du dich der Seele dar!
   Drücke stets in meinen Sinn, was du bist und was ich bin.
Fürbitten
Wir beten miteinander und füreinander:

Herr, du hast uns dein Wort geschenkt, das uns frei macht zum
Singen deines Lobes. Nimm von uns die Angst und alle
Verkrampfung, durch die wir uns immer wieder in uns selbst
zurückziehen und uns vor dir und den Menschen verschließen.
Gib uns offene Herzen und Sinne, dass wir deine Wunder
wahrnehmen und dass mit einem neuen Lied unser Danken in
die Welt und zu dir komme.
Mach uns zum Singen frei, auch in der Tiefe und im Dunkel,
dass die Bedrängten und Traurigen nicht verzagen. Lass uns
singen von deiner Größe und von deiner Nähe. Lass uns
singen von deiner Stärke und von deinem Sieg. Lass uns
singen von deiner Liebe und von deinem Reich, das ewig ist
und alle Reiche dieser Welt überdauert.
Mach uns zum Singen frei, dass der Lärm dieser Welt vor
deinem Lobgesang verstumme und wir dich, den dreieinigen
Gott, dankbar und von Herzen preisen – hier in der Zeit und
einst in der Ewigkeit mit den himmlischen Chören.
Alles, was uns sonst bewegt, legen wir in die Worte, die Jesus
uns gelehrt hat:

Vaterunser
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein
Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf
Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns
unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von
dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die
Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Wochenspruch Ps 98, 1
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.

Lied EG 302: Du meine Seele, singe
1. Du meine Seele, singe, wohlauf und singe schön dem,
   welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn. Ich will den
   Herren droben hier preisen auf der Erd; ich will ihn herzlich
   loben, solang ich leben wird.
2. Wohl dem, der einzig schauet nach Jakobs Gott und Heil!
   Wer dem sich anvertrauet, der hat das beste Teil, das
   höchste Gut erlesen, den schönsten Schatz geliebt; sein
   Herz und ganzes Wesen bleibt ewig unbetrübt.

Segen
Ich bitte um deinen Segen, dass er mich und meine Lieben
behüte und begleite.
Herr, segne uns und behüte uns!
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns
gnädig!
Herr, erhebe dein Angesicht über uns und gib uns Frieden!
Amen.

Kerze ausblasen

Herzliche Einladung
Jeden Abend um 19 Uhr läuten die Glocken unserer Kirche. Sie laden zur
Gemeinschaft in schwierigen Zeiten ein. Zünden Sie zu Hause eine Kerze an
und beten das Vaterunser. Halten Sie einen Moment inne und denken Sie an
alle Menschen, die Ihnen lieb und wichtig sind, und auch an jene, die es
schwer in diesen Tagen haben. Wer mag, kann „Der Mond ist aufgegangen“
singen – fühlen Sie sich frei! Die brennende Kerze können Sie entweder auf
dem Tisch stehen lassen, ans Fenster stellen oder ausblasen.

Bleiben Sie behütet!
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