18 Hepatitis - Vorsorge online
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Labortests für Ihre Gesundheit Hepatitis Krank, ohne es zu merken Die Leber ist das größte Organ des Menschen. Sie wiegt 1.500 bis 2.000 Gramm und befindet sich im rechten Ober- bauch. Sie ist ein zentrales Stoffwechselorgan, speichert Nährstoffe sowie Zucker und spielt bei der Entgiftung eine wesentliche Rolle. Umso gravierender sind die Auswirkun- gen, wenn sich die Leber entzündet. Häufigste Ursache für eine Leberentzündung ist die Virus- hepatitis – eine Gruppe von Infektionskrankheiten unter der Bezeichnung Hepatitis A, B, C, D und E. Die WHO schätzt, dass weltweit 325 Millionen Menschen mit einer Virushepa- titis leben, davon 257 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis-B- und 71 Millionen Menschen mit einer chroni- schen Hepatitis-C-Infektion. Allein in Deutschland leiden schätzungsweise zwei Millionen Menschen an einer chroni- schen Lebererkrankung. Die Leberzirrhose (narbige Leber- veränderung) zählt bei Erwachsenen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren zu den vier häufigsten Todesursachen. Zu- nächst bleibt eine solche Erkrankung oft unbemerkt, doch kann sie zu nachhaltigen Schädigungen führen. Prävention und Früherkennung sind da alles. Eine Erhebung des IPF auf Basis von Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) im Sommer 2020 zeigten auch, dass die Infektionen mit Hepa- titis-Viren der Gattung B,C,D und E in Deutschland seit den letzten Jahren stetig ansteigen (siehe Grafik).
! Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan und für di Funktion der Leber Die Leber sorgt für einen intakten Stoffwechsel im Körper. Hier werden wichtige Eiweiße produziert, die unter anderem für die Blutgerinnung und das Immunsystem nötig sind; Giftstoffe wer- den abgebaut, bevor sie in den großen Blutkreislauf gelangen, und Nahrungsbestandteile werden weiterverarbeitet. Außerdem produziert die Leber Gallenflüssigkeit. Sie transportiert die Ab- baustoffe der roten Blutkörperchen (Gallenfarbstoffe) und er- möglicht die Fettaufnahme. Doch die Leber ist gefährdet: durch übermäßigen Alkoholkonsum, vor allem aber durch die Viruser- krankungen Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C, Hepatitis D und Hepatitis E. Hier existiert eine große Dunkelziffer. Was ist Hepatitis? Hepatitis-Erkrankungen können durch virusbedingte Leberinfek- tionen hervorgerufen werden und sind hochinfektiös. Die Symp- tome ähneln denen eines grippalen Infekts: Müdigkeit, Oberbauchbeschwerden, Übelkeit, Fieber und zum Teil Gelb- sucht. Vorsicht ist vor allem bei den Hepatitis-B-, Hepatitis-C, Hepatitis-D und Hepatitis-E-Infektionen geboten. Hier kann die Krankheit einen chronischen Verlauf nehmen, gefährliche Folgen einer chronischen Virushepatitis sind häufig Leberzirrhose und Leberzellkrebs. Unbehandelt kann eine Hepatis B, C, D und manchmal auch E schon nach wenigen Jahren tödlich enden. Impfungen gibt es gegenwärtig nur gegen Hepatitis A und B, aufgrund der besonderen Struktur des Hepatitis-C-Virus verzö- gert sich hier die Impfstoffentwicklung. Hepatitis A (HAV) Am häufigsten stecken Menschen in Deutschland sich mit Hepa- titis A an – in der Regel auf Reisen. Hepatitis A wird fäkal-oral übertragen, z. B. über Toiletten, gemeinsam benutzte Handtü- cher, aber auch durch verschmutztes Trinkwasser, nicht ge- kochte Nahrungsmittel oder Muscheln. Übertragung durch Blutkontakt ist ebenfalls möglich. Symptome sind plötzlich ein- setzendes Fieber, Unwohlsein, Brechreiz und abdominale Be-
ie Entgiftung des Körpers unerlässlich Anzahl der Erkrankungen 6.000 5.000 Hepatitis A 4.000 Hepatitis B Hepatitis C 3.000 Hepatitis E 2.000 Grafik: www.vorsorge-online.de 1.000 Stand: 07.2020 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 schwerden, einige Tage später gefolgt von Gelbsucht. Gegen Hepatitis A gibt es eine Impfung. Hatte jemand bereits einmal eine Hepatitis-A-Infektion, dann genießt er einen lebenslangen Schutz gegen diese Krankheit. Impfungen sind in diesem Fall nicht mehr nötig. Doch oft wissen die Urlauber nicht, ob sie eine solche Infektion hatten. Ob Sie immun sind oder ob eine Impfung nötig ist, darüber verschafft ein Labor- test Klarheit, bei dem eine Blutprobe auf entsprechende Antikörper untersucht wird.auf entsprechende Antikörper untersucht wird. Hepatitis B (HBV) In Deutschland gibt es ca. 200.000 bis 500.000 Träger des HBV. Weltweit ist das Virus für 50–60 Prozent aller Leberzell- krebsfälle verantwortlich. Die Ansteckung mit dem Virus er- folgt in erster Linie durch Sexualkontakte. Allerdings kann gelegentlich auch eine Infektion durch Blutkontakt, beispiels- weise durch Spritzen und Nadeln sowie Tattoos oder Piercings, seltener durch Bluttransfusionen, erfolgen. Das Virus kann sieben Tage außerhalb des Körpers überleben. Erkrankte sind hochgradig ansteckend. Die Krankheit führt zu Funktionsein- schränkungen der Leber, da der Gallenfarbstoff nicht mehr normal ausgeschieden werden kann. In vielen Fällen färbt sich bei den Erkrankten die Haut gelb („Gelbsucht“). Im Gegensatz
! Hepatitis B: Rund 300 Millionen Menschen weltweit zu Hepatitis A ist die Infektion mit dem Virustyp B wesentlich gefährlicher. Bei fast 90 Prozent der erkrankten Säuglinge und Kleinkinder führt die Infektion zu einer chronischen Le- berschädigung und einer verminderten Lebenserwartung. Deswegen werden alle Babys in Deutschland gegen Hepatitis B geimpft. Die chronische Hepatitis-B-Infektion gilt auch als eine der Ursachen des Leberzellkarzinoms. Als Therapie gegen Hepatitis B werden wirksame Medikamente und Interferone verordnet. Mittlerweile kann fast jeder Patient behandelt wer- den, sodass eine Viruskontrolle erreicht wird. Hepatitis C (HCV) Hepatitis C (HCV) betrifft je nach Schätzung zwischen 300.000 und 500.000 Menschen in Deutschland, ist jedoch bei den we- nigsten diagnostiziert. Auch Hepatitis C ist weltweit verbrei- tet. Die Ansteckung erfolgt zumeist über direkten oder indirekten Blutkontakt oder andere Körperflüssigkeiten. Dazu gehört auch das Stechen von Tattoos und Piercings. Die Symp- tome sind auch hier ähnlich denen des grippalen Infektes. Bei Hepatitis C vermehren sich die Viren in der Leber und werden von den Leberzellen ins Blut freigesetzt. Nur bei 20 Prozent der Erkrankten kann das körpereigene Immunsystem die Viren erfolgreich bekämpfen. Bei knapp 80 Prozent nimmt die Hepa- titis C einen chronischen Verlauf. Hat das Hepatitis-C-Virus
sind infiziert ÜÜ Hepatitis-Infektionen in Deutschland (Quelle: Robert Koch-Institut, 2019) Ü In tropischen Ländern: Vorsicht bei Frischobst, Trinkwasser sowie ungekochten Speisen á Infektion mit Hepatitis B meist durch Sexualkontakt á Bei Tattoo- und Piercingsstudios auf die Hygiene achten eine chronische Leberentzündung hervorgerufen, werden ständig neue Leberzellen infiziert. Weiße Blutkörperchen ver- nichten zwar die abgestorbenen und infizierten Leberzellen, die Hepatitis-C-Viren können sie jedoch nicht bekämpfen. Die abgestorbenen Leberzellen werden später durch Binde- oder Narbengewebe ersetzt. Im Frühstadium nennen Mediziner dies Leberfibrose, später dann Leberzirrhose. Das Narbengewebe bei einer Zirrhose kann vom Körper nicht mehr in Leberge- webe umgewandelt werden. Es gibt inzwischen moderne Medi- kamente, die Heilungschancen bei Hepatitis C bieten. Hepatitis Delta (HDV) Hepatitis-D-Virus(HDV)-Infektionen treten nur bei Personen auf, die mit HBV infiziert sind, da das HDV zur Vervielfältigung ein HBV benötigt. Das HDV ist zugleich das kleinste aller be- kannter Viren. Die Übertragung des HDV erfolgt wie beim HBV sexuell oder durch kontaminiertes Blut oder kontaminierte Blutprodukte. Die Ko-Infektion von HDV und HBV kann in 70 bis 90 Prozent der Fälle zu einer schwereren Erkrankung und einem schlechteren Verlauf führen. Die chronische Hepatitis Delta gilt als die schwerste Form der chronischen Virushepati- tis, da im Verlauf ein besonders hohes Risiko für Leberzirrhose und Leberzellkarzinome besteht. Die Häufigkeit dieser Krank- heit ist noch nicht gut untersucht. Hepatitis D kommt überall
! Weltweit verbreitet: Hepatitis B und C auf der Welt vor. Es wird angenommen, dass etwa 15 bis 25 Millionen weltweit mit HDV chronisch infiziert sind, in Deutschland etwa 30.000. Die Anzahl der gemeldeten Fälle hierzulande hat sich zwischen 2015 und 2019 verdreifacht. Positive Nachricht: Hepatitis-B-Impfstoffe schützen auch vor HDV-Infektionen. Das in Deutschland entwickelte und im Au- gust 2020 von der EU-Kommission zugelassenes Medikament Hepcludex (Wirkstoff Bulevirtide) ist der erste Vertreter der sogenannten „Entry Inhibitoren“ für Hepatitis D und hindert Hepatitis D- und auch -B-Viren (HDV und HBV) am Eindringen in die Zellen. Der Nachweis erfolgt über Antikörper gegen HDV vom Typ IgG und IgM im Blut. Die Antikörper-Diagnostik ist nach wie vor Goldstandard. Für den Nachweis des HDV wird auch das ELISA-Verfahren („Enzyme-linked Immunosorbent Assay“) sowie Chemilumi- neszenz-Assays (CLIA) eingesetzt. Mittels einer HDV-RNA-PCR kann virale HDV-RNA im Blut nachgewiesen werden. Bei der HDV-RNA-PCR handelt es sich um ein molekulares Diagnose- verfahren (sogenannte Polymerase-Kettenreaktion – PCR) zum Nachweis von HDV-Erbgut (RNA) im Blut Hepatitis E (HEV) Experten gehen davon aus, dass HEV-Infektionen in Deutsch- land häufiger sind, als gedacht. Übertragungsweg ist der Ver-
! Weltweit verbreitet: Hepatitis B und C zehr von nicht durchgegartem Schweinefleisch, kommerziellen Schweinefleischprodukten oder Wildfleisch, aber auch konta- miniertes Blut, Bluttransfusionen oder Organspenden. Die Symptome sind ähnlich wie bei einer Hepatitis-A-Infektion. Auch diese Krankheit gilt als noch nicht genügend untersucht. Eine HEV-Infektion kann vor allem Schwangeren gefährlich werden. Bei etwa jeder 5. Schwangeren mit einer HEV- Infek- tion kommt es zu einem schweren Verlauf mit Leberversagen und es besteht Lebensgefahr. Menschen mit einem gesunden Immunsystem haben offenbar bessere Chancen, mit einer HEV - Erkrankung fertig zu werden, als immunsupprimierte Personen (z. B. Organtransplantierte). Chronische HEV-Infektionen ver- ursachen eine fortschreitende Lebererkrankung. In Deutschland stehen zur Diagnostik von Hepatitis E Anti- körpertests und PCR-basierte Techniken zum direkten Nach- weis der HEV-RNA zur Verfügung. Ein in China entwickelter
Impfstoff steht bereits zur Verfügung (Hercolin), er wurde aber bislang von der Europäischen Arzneimittel-Agentur noch nicht evaluiert. Wer ist gefährdet und welche Tests werden gemacht? Treffen kann es jeden. Deswegen sollten zum Schutz der eige- nen Gesundheit grundsätzlich einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden: In tropischen Ländern mit niedrigem Hygienestandard die Nahrungsmittel und das Trinkwasser vor dem Verzehr abkochen. Bei hygienisch nicht einwandfreien medizinischen Eingriffen lieber auf diese verzichten (z. B. Schönheitsoperationen im Ausland). Vorsicht bei Tattoo- und Piercingstudios mit zweifelhafter Hygiene! Ungeschützten Geschlechtsverkehr vermeiden, insbesondere mit häufig wechselnden, fremden Partnern.
! ÜÜ Eine differenzierte Diagnose von Hepatitis-Infe Müdigkeit, Übelkeit, Fieber sind Anzeichen einer Hepatitis-Infektion Ü In Ländern mit niedrigen Hygienestandards: Hepatitis- A-Impfung nicht vergessen á Das Hepatitisvirus schädigt die Leber á Eine Urinprobe gibt Aufschluss Diagnose Hinweise auf eine mögliche Infektion erhält der Haus- oder Facharzt durch die Untersuchung von Urin, der oft dunkel ist, oder von Stuhl, der oft grauweiß ist. Außerdem kann er mit Ul- traschall Veränderungen der Lebergröße erkennen. Bei der weiteren Diagnose der Hepatitis-Erkrankungen hilft allein die Labordiagnostik weiter. Die im Labor ermittelten Leberwerte geben mit Einschränkungen Hinweise auf Entzündungen in der Leber. Eine Diagnose von Hepatitis A, B, C, D und E ist durch den Nachweis von Antikörpern im Blut möglich. Bei Hepatitis A ist dies ein Anti-HAV-Test, bei Hepatitis B muss ein Anti-HBc- bzw. HBsAg-Test gemacht werden. Die Un- tersuchung umfasst eventuell noch weitere Antikörperuntersu- chungen oder Untersuchungen auf Virusbestandteile (molekularbiologische Tests), um festzustellen, ob eine akute, eine überwundene oder eine chronische Hepatitis-B- bzw. -C- Erkrankung vorliegt. Mit der Nukleinsäurediagnostik lässt sich bestimmen, wie ansteckend ein Patient ist. Das Hepatitis-C- Virus kann im Blut direkt über seine Erbinformation (RNA) oder indirekt über die Antikörper, die von den weißen Blutkörper- chen der Patienten gebildet werden, nachgewiesen werden. Wird eine Hepatitis-Infektion bei einem Patienten festgestellt, sind Ärzte und Labors dazu verpflichtet, den Fall dem zuständi- gen Gesundheitsamt zu melden.
ektionen ist nur mit Hilfe der Labordiagnostik möglich Screening auf Hepatitis B und C Versicherte ab 35 Jahren haben künftig einmalig den Anspruch, sich auf die Viruserkrankungen Hepatitis B und Hepatitis C im Rahmen des sogenannten Check-Up (Gesundheitsuntersu- chung) testen zu lassen. Damit sollen unentdeckte, weil zu- nächst symptomlos oder schleichend verlaufende Infektionen mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) oder Hepatitis-C-Virus (HCV) erkannt werden. Beim Screening auf eine Hepatitis-B-Infektion wird das Blut der oder des Versicherten auf das Hepatitis-B-Virus-Oberflä- chenprotein (HBsAg) untersucht. Wurde das Oberflächenpro- tein gefunden, wird dieselbe Blutprobe auf HBV-Erbgut (HBV-DNA) zum Nachweis einer aktiven Infektion mit Hepatitis B getestet. Eine aktive Infektion kann mit einer antiviralen Therapie behandelt werden. Beim Screening auf Hepatitis C werden zunächst HCV-Antikör- per gesucht und bei einem positiven Befund dieselbe Blutprobe auf Virus-Geninformationen (Virus-RNA) getestet. Ist keine HCV-RNA nachweisbar, ist die Infektion mit hoher Wahrschein- lichkeit ausgeheilt. Ist eine HCV-RNA nachweisbar, soll direkt mit einer antiviralen Therapie begonnen werden. Vor dem Screening auf Hepatitis B soll der Impfstatus geklärt werden. Das Screening wird voraussichtlich ab 2. Halbjahr 2021 Kassenleistung. Üá
Labortests für Ihre Gesundheit Hepatitis 18 Stand: 3/2021 · Bildnachweis: Shutterstock Das Infozentrum für Prävention und Früherkennung (IPF) informiert die Öffentlichkeit über Möglichkeiten der Krankheitsvor- sorge durch Laboruntersuchungen. Seit über zehn Jahren veröffentlicht das IPF in Zusammenarbeit mit anerkannten Experten Broschüren und Faltblätter zu einzelnen Krankheiten und deren Früherkennung. Das IPF wird vom Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) unterstützt. Seine Neutralität wird durch einen wissenschaftlichen Beirat ge- währleistet. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.vorsorge-online.de oder © VDGH e.V. – Verband der Diagnostica-Industrie 2021. All rights reserved. über diesen Code direkt auf Ihr Smartphone. Infozentrum für Prävention und Früherkennung Versandservice www.vorsorge-online.de/faltblaetter-bestellen E-Mail: info@vorsorge-online.de Tel.: 0 30/200 599 48, Fax: 0 30/200 599 49 Postfach 12 44, 63552 Gelnhausen ()VO
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