Heisenberg The Man who Does

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Heisenberg The Man who Does
Die Autorin hat StuZ MuK diese Hausarbeit zur Verfügung gestellt.
          Sie ist nicht Teil der Veröffentlichung, sondern eine unveränderte Originalquelle, die von StuZ MuK archiviert wird.

Universität Hamburg
Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften
Seminar: TV or not TV? Historische Entwicklung US-amerikanischer Fernsehserien von 1950 bis heute
Dozent: Tobias Steiner
Wintersemester 2013/14

                     Heisenberg
                  The Man who Does
      Hegemoniale Männlichkeiten im Diskurs und im seriellen TV-Drama

                                                           20.04.2014

Paula Mittrowann
HF: Ethnologie
NF: Medien- und Kommunikationswissenschaften
5. Fachsemester
Heisenberg The Man who Does
Die Autorin hat StuZ MuK diese Hausarbeit zur Verfügung gestellt.
              Sie ist nicht Teil der Veröffentlichung, sondern eine unveränderte Originalquelle, die von StuZ MuK archiviert wird.

Inhalt
1.    Einleitung ................................................................................................................................ 1

2. Die Zirkulation von Diskurs und Fiktion im Cultural Forum ................................................... 2

2.1. Männlichkeiten im Quality-TV ............................................................................................... 2

2.2. Das Fernsehen als Cultural Forum nach Newcomb und Hirsch ............................................. 4

3. Die Aneignung hegemonialer Männlichkeit in Breaking Bad ................................................... 5

3.1. Das Konzept der hegemonialen Männlichkeiten nach Connell .............................................. 5

3.2. Walter White als Exempel für die Krise der Männlichkeit ..................................................... 7

3.3. Heisenberg als Exempel der „Rückgewinnung“ des Selfmademan ........................................ 9

4. Die Rezeption von TV-Dramen ............................................................................................... 12

4.1. Gilligans gewünschte Lesart und die Reaktionen der Zuschauer_innen .............................. 12

4.2. Ein sich wiederholendes Muster von Reaktionen auf Frauenrollen ...................................... 16

5. Konklusion ............................................................................................................................... 17

6. Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. 19

7. Literaturverzeichnis.................................................................................................................. 19

8. Medienverzeichnis ................................................................................................................... 22
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       1. Einleitung

Der Protagonist der US-amerikanischen Fernsehserie Breaking Bad transformiert sich radikal
in seinen Handlungsweisen und in seinem äußeren Erscheinungsbild. Es verändert sich die
Art, wie er von seiner Umgebung als Mann wahrgenommen wird. Der Produzent des TV-
Dramas, Vince Gilligan erzählte im Interview:

       “Television is historically good at keeping its characters in a self-imposed stasis so
       that shows can go on for years or even decades. When I realized this, the logical next
       step was to think, how can I do a show in which the fundamental drive is toward
       change?” (Vince Gilligan im Interview 2011: Newsweek.com).

Seiner Meinung nach sind es die Rezipient_innen von Fernsehserien nicht gewohnt, derartige
Veränderungen, die auch mit einer moralischen Bewertung einhergehen, zu verfolgen. Das
Publikum ist fortlaufend aufgefordert, die dargestellten Veränderungen aktiv zu interpretieren
und zu bewerten. Im Rahmen des Seminars „TV or not TV“ im Wintersemester 2013/14
stellte sich immer wieder die Frage, wie Fernsehserien insbesondere im US-amerikanischen
Raum Teil von Diskursen sind, wie sie die Wirklichkeit darstellen und mitprägen. Anhand der
Frage wie Veränderungen in der Fiktion des Fernsehens verarbeitet und bewertet werden, soll
es in dieser Arbeit darum gehen, wie Fiktion aktiv Teil hat an der Veränderung dominierende
Ideologien verändern. Wer sind die Akteur_innen, die Trends und Darstellungsweisen in TV-
Dramen produzieren und definieren? Breaking Bad ist, wie gezeigt werden soll, Teil eines
Trends und wird in dieser Arbeit exemplarisch behandelt. Im Folgenden soll der
populärmediale Diskurs um Geschlechterrollen und im speziellen um hegemoniale
Männlichkeiten analysiert werden. Seine fiktive Verarbeitung wird aufgezeigt und die
Interpretation durch die Rezipient_innen im Rahmen der Network Theorynach Newcomb und
Hirsch. Das untersuchte Material soll aufgrund der veränderten institutionellen, technischen
und sozialen Voraussetzungen der Fernsehlandschaft in den USA auf seine Aktualität
untersucht werden. Ein großer Teil des verwendeten Materials setzt sich aus Internetquellen
zusammen. Im Folgenden werde ich die Gendergap-Schreibweise verwenden um Personen
jeden Geschlechtes einzubeziehen. Zunächst werden die theoretische Grundlage nach Hall
und die Network Theory dargestellt. Anschließend wird das Konzept der hegemonialen
Männlichkeit nach Connell aufgezeigt und anhand der Transformation des Protagonisten von
Breaking Bad veranschaulicht. Im dritten Abschnitt des Hauptteils geht es um die Rezeption
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der Fernsehserie. Die zustimmenden und ablehnenden Meinungen der Zuschauer_innen
gegenüber den Protagonist_innen in Hinblick auf deren Performanz von Geschlechterrollen
werden analysiert.

       2. Die Zirkulation von Diskurs und Fiktion im Cultural Forum

Medieninstitution wie das Fernsehen haben durch ihre spezifischen Formen der
Repräsentation Teil an der Produktion und Reproduktion von Geschlechterrollen als kulturelle
Kategorien. Dieser Prozess bindet Produzent_innen und Zuschauer_innen ein.

       2.1. Männlichkeiten im Quality-TV

The Sopranos, The Wire, MadMen und Breaking Bad – die besten vier Fernsehsendungen der
vergangenen 10 Jahre(vgl. Klosterman 2011: Grantland.com). Dem US-amerikanischen Autor
und Kolumnisten Chuck Klosterman zufolge schien es zum Zeitpunkt des Erscheinen seines
Artikels „Bad Decisions“ im Sommer 2011 einen allgemeinen Konsens über dieses Ranking
zu geben. Sie seien essentieller Teil der Beschaffenheit des Fernsehens und der Populärkultur
allgemein geworden. (Klosterman 2011: Grantland.com) Alle diese Serien sind Beispiele für
die jüngere Entwicklung der US-amerikanischen Fernsehlandschaft, die sich unter dem Titel
Quality TV größter Popularität erfreut. (Köhler 2011: 15) Sie zeichnen sich aus durch
hochwertige Produktionen und ausgezeichnete Schauspielkunst sowie durch komplexe
Handlungen, welche die kontinuierliche Aufmerksamkeit des Publikums voraussetzten.
Darüber hinaus haben diese vier Serien noch eine weitere Gemeinsamkeit: Im Zentrum der
Erzählung steht jeweils ein charismatischer Mann, der sich in einer sehr maskulinen, sich
wandelnden Umwelt behaupten muss. Die Geschichte speist sich unter anderem daraus, dass
der Protagonist seine Selbstsicherheit und seine Überzeugungen verliert und/ oder überdenken
muss, in eine Krise gerät. (Marcotte 2011: Jezebel.com) Trotz seiner moralischen
Verfehlungen sympathisieren die Zuschauer_innen mit dem Mann, müssen es durch die Art
der Erzählung sogar. Ein weiteres immer wieder auftauchendes Element in diesen von
Kritiker_innen gefeierten Serien sind die Frauenfiguren in Nebenrollen, meist die Ehefrauen
des Protagonisten, die sich dem Mann entgegen stellen und als eine Art moralischer Kompass
die Komplexität des Dilemmas erst verständlich machen. (Schlüter 2013: jetzt.de) Die Frage
„Was macht einen Mann zum Mann?“ scheint zur Zeit der Schlüssel zu einer fesselnden
Unterhaltung zu sein und den Produzent_innen das Lob der Kitiker_innen und die Gunst des

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Publikums zu sichern – neben den genannten vier Serien auch ein Kernthema des zentralen
oder einleitenden Charakters in weiteren Serien wie zum Beispiel Justified, The Shieldoder
The Walking Dead. (Marcotte 2011: Jezebel.com)

Fiktive Geschichten wie diese Fernsehserien suggerieren eine Loslösung vom realen Leben.
Sie werden leicht abgewinkt als ungefährliche Unterhaltung oder gar Geld- und
Zeitverschwendung. Aber sind sie deshalb irrelevant und ohne Einfluss? (Gledhill 1997: 340)
Im Jahr 2013 haben US-Amerikaner_innen am Tag durchschnittlich 4:31 Stunden mit
Fernsehkonsum und 5:06 Stunden mit digitalen Medien wie PC und Smartphones verbracht.
(Kleinman 2013: HuffingtonPost.com) Vor allem Serienformate sind ein Teil des Alltags
vieler Menschen. Reale Geschehnisse und Diskurse werden hier aufgegriffen und
verarbeitet,mal näher an der vermeintlichen Realität, mal in offensichtlich übernatürlichen
Szenarien. Die Geschichten werden dann ihrerseits wieder Teil des öffentlichen Diskurses,
wenn die Umsetzungen und behandelten Themen öffentlich diskutiert werden – wie im Fall
von Breaking Bad auch sehr kontrovers. (Gledhill 1997: 231; Schlüter 2013: jetzt.de) Die
folgende Analyse wird von der semiotischen Fragestellung geleitet, wie Bedeutungen im
sozialen Prozess der Kommunikation produziert und reproduziert werden. Es soll um die
Verbindung von sozialen und kulturellen Machtverhältnissen gehen. Welche Diskurse werden
auf welche Art und Weise zur Konstruktion imaginärer Welten verwendet und vom Publikum
interpretiert? Der Soziologe Stuart Hall beschreibt, dass Machtausübung nicht ausschließlich
aus wirtschaftlicher Ausbeutung und physischer Gewaltanwendung besteht. In einem weiteren
kulturellen und symbolischen Kontext beinhaltet eine Herrschaftsposition über Gruppen oder
Individuen auch die Macht, Andere im Sinne der eigenen Agenda repräsentieren zu können,
zum Beispiel durch Stereotypisierung. Diese Machtausübung stellt kein Monopol dar,
welches von einer herrschenden Gruppe nach unten allen anderen aufgezwungen wird. Sie
schließt Herrschende und Beherrschte in ihren Kreislauf ein – dabei aber unter ungleichen
Bedingungen. Hall wendet den von Antoni Gramsci geprägten Begriff der Hegemonie an.
Jede dominierende Gruppe ist nie sicher in ihrer Position und muss sich der Zustimmung der
unterdrückten Gruppen versichern. Hegemonie wird gewonnen durch das gegenseitige
Aushandeln zwischen konkurrierenden sozialen, politischen und ideologischen Kräften.
Macht wird fortwährend angezweifelt, verschoben und neu umgestaltet. Zentrale
Überzeugungen, Ideologien und die Definitionen von Wirklichkeit verändern sich. Macht
gewinnen jene, die sich Unterstützung für ihre bestimmten kulturellen Werte und Identitäten
vor anderen sichern können. (Gledhill 1997: 347 f.; Hall 1997: 259, 261) Medien stellen einen

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Rahmen bereit, in dem Mitglieder einer Gesellschaft die Wirklichkeit wahrnehmen und
interpretieren können. (Winter 1995: 83) Durch ihre spezifischen Formen der Repräsentation
haben sie Teil an der Produktion und Reproduktion von kulturellen Kategorien wie
beispielweise binären Geschlechterrollen. (Hauke 1992: 87)

       2.2. Das Fernsehen als Cultural Forum nach Newcomb und Hirsch

Horace Newcomb und Paul M. Hirsch haben in den 1980er Jahren mit der Network Theory
das erläuterte Hegemonie-Konzept auf die Analyse des Fernsehens angewendet. Das
Fernsehen als zentrales kulturelles Medium stellt ein Cultural Forum dar, in dem Wirklichkeit
ausgehandelt wird. Durch seine große Reichweite schafft das Fernsehen einen Raum für eine
Vielzahl widersprüchlicher und komplexer Bedeutungen anstatt nur eine monolithische
dominante Sichtweise zu senden. Newcomb und Hirsch betonen, dass das Fernsehen keine
festen ideologischen Lösungen liefert. Trotz eventueller formeller Lösungen im Sinne eines
Serienfinales werden Diskurse darüber hinaus kommentiert und diskutiert. Die Network
Theory hebt den Prozess der menschlichen Interaktion mit dem Fernsehen hervor. Die
Produzent_innen sind kulturelle Bricoleurs, sie suchen und schaffen neue Bedeutungen in der
Kombination bestehender kultureller Elemente. Zuschauer_innen können aktiv das Forum
betreten, Zustimmung und Ablehnung ausdrücken. (Newcomb und Hirsch 1983: 563 ff.)
Stuart Hall äußerte in seinem Essay Encoding/ Decoding aus dem Jahr 1973 Kritik an dem in
der Fernsehwissenschaft bis dato angenommenen Sender-Empfänger-Modell, nachdem es
sich bei der Fernsehrezeption um eine einseitige Abfolge von Ursache und Wirkung handelt.
Die Botschaft des Fernsehens und in diesem Fall auch einer einzelnen Serie wird nicht nur
beim Enkodieren von bestehenden Diskursen in fiktive Formate durch die Produzent_innen,
sondern auch bei der Dekodierung in einem aktiven, interpretativen und sozialen Prozess
durch die Zuschauenden geschaffen. (Winter 1995: 84) Die institutionellen Voraussetzungen
der Fernsehlandschaft in den USA und weltweit haben sich seit den 1980er Jahren drastisch
verändert. Aus dem Konglomerat von wenigen Fernsehgesellschaften – ABC, CBS und NBC
– entwickelte sich ein weit fragmentiertes System von Nischensendern, die jeweils auf kleine
Zielgruppen zugeschnitten sind. Ein Massenpublikum lässt sich nicht mehr mit einer einzigen
Sendung und damit mit einer spezifischen Reihe kultureller Werte erreichen. Die Rezeption
von Fernsehserien und die Möglichkeiten des aktiven Mitwirkens der Zuschauer_innen im
Cultural Forum hat sich zum Beispiel durch das Internet verändert. Da sich der
Forschungsgegenstand stark verändert hat, muss auch der Analyserahmen überarbeitet und

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angepasst werden. Die Größe des Publikums variiert stark, nicht alle Inhalte sind gleich
relevant und lassen sich gegebenenfalls nicht vergleichen. Um narrative Phänomene wie die
Verarbeitung und Interpretation des Diskurses um Geschlechterrollen zu analysieren, eignet
sich die Network Theoryallerdings weiterhin. (Lotz 2004: 423 ff.)

Im Fokus der folgenden Analyse steht die Serie Breaking Bad (2008–2013) des
Kabelfernsehsenders AMC.Sie ist Teil eines Trends in TV-Dramen den gesellschaftlichen
Diskurs um hegemoniale Männlichkeit und speziell um den sogenannten Selfmademanzu
behandeln (vgl. Kimmel 1996: 262) zu verarbeiten. Es wird gezeigt, dass diese Thematik seit
Jahrzehnten auftaucht und in der Vergangenheit wie heute einen gesellschaftlichen Diskurs
um Geschlechterrollen fiktiv verarbeitet und kulturelle Kategorien mitproduziert und
reproduziert hat.

       3. Die Aneignung hegemonialer Männlichkeit in Breaking Bad

Breaking Bad wurde produziert von Vince Gilligan. Erzählt wird die Geschichte des
Chemielehrers Walter White (Brian Cranston) der aufgrund einer Krebsdiagnose beginnt, mit
einem ehemaligen Schüler von ihm Methamphetamin zu kochen um seine Familie für die Zeit
nach seinem Tod finanziell abzusichern. Er legt sich das Pseudonym „Heisenberg“ zu und
wird zu einem ruchlosen, gewalttätigen Mann. („Aboutthe Show“ 2014: AMC.com)

       3.1. Das Konzept der hegemonialen Männlichkeiten nach Connell

WalterWhites Transformation lässt sich mit Judith Butlers Konzept, nach dem Geschlecht
zunächst performativ ist, veranschaulichen. Geschlechtsidentitäten (Gender) wie Männlichkeit
und Weiblichkeit bilden sich durch das Wiederholen sozialer Handlungen und ihrer
Institutionalisierung heraus. Sie werden nicht durch biologische Merkmale vorgegeben.
Geschlechtsidentität ist eine Performanz, die verknüpft ist mit Fragen nach Macht und der
kontinuierlichen Reproduktion von normativen Modellen sogenannten geschlechtergerechten
Verhaltens. „[…] Sie selbst konstituiert die Identität, die sie angeblich ist“ (Butler 1991: 49).
In der Serie Breaking Bad kann das Publikum Walter White dabei zuschauen, wie er sich
abmüht, als traditionell wahrgenommene Modelle von Männlichkeit zu repräsentieren und
dafür moralisch verfällt(vgl. Böhnisch 2004: 12; Butler 1991: 49).

Die australische Soziologin und Erziehungswissenschaftlerin RaewynConnell erforscht seit
den 1990er Jahren unter anderem Konzepte der Männlichkeit. Ihre Theorie beschäftigt sich
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mit der Frage, welche Formen von Männlichkeiten zu unterscheiden sind und wie sie sich
innerhalb des Geschlechterverhältnisses konstituieren. Entscheidend ist die Idee, dass
verschiedene       Männlichkeiten              nebeneinander             existieren        können,          einige       allerdings
geschichtlich und räumlich sozial zentraler sind und mit mehr Autorität und Macht assoziiert
werden, als andere. Connell definiert Männlichkeiten als „Position im Geschlechterverhältnis;
die Praktiken, durch die Männer und Frauen diese Position einnehmen, und die Auswirkungen
dieser Praktiken auf die körperliche Erfahrung, auf Persönlichkeit und Kultur“ (Connell 2000:
91). Damit wird der Blick sehr stark darauf gelegt, wie sich Geschlecht erst durch konkrete
kollektive Handlungen und körperliche Erlebnisse selber erschafft und nur im Zusammenhang
mit dem binären anderen Geschlecht gedacht werden kann. Da das eine nicht ohne das andere
existieren kann, werden sie nur in Abgrenzung zueinander empfunden. Männlichkeiten
manifestieren sich durch das Nicht-Weiblich sein. (Connell 2000: 96). Eine Analyse der
männlichen Macht und Hierarchie ist möglich mithilfe des bereits vorgestellten
Hegemoniebegriffes. (Connell 2012: 77)

       „Hegemoniale Männlichkeit [kann] als die Ausgestaltung von geschlechtsspezifischen
       Handlungsweisen definiert werden, welche die aktuell akzeptierte Begründung für das
       Problem der Legitimierung des Patriarchats darstellt – und damit die Gewährleistung
       des dominanten Position des Mannes und die untergeordnete Position der Frau“
       (Connell 2012: 77).

Der Produzent der Serie Breaking Bad, Vince Gilligan, hat in Interviews und Diskussionen
immer wieder angegeben, seine Serie sei eine Charakterstudie eines Mannes ähnlich wie „Mr.
Chips, und wir verwandeln ihn in Scarface“ (Gilligan im Interview mit der FAZ, 13.08.2013).
Hierbei handelt es sich um zwei exemplarische, klar unterscheidbare Modelle von
Männlichkeit, die sich in einem hierarchischen Verhältnis zueinander befinden. Mr. Chips ist
der Protagonist des Romans „Goodbye, Mr. Chips“ von James Hilton aus dem Jahr 1934. Ein
intelligenter, aber trockener und unauffälliger Pädagoge, von seinen Schüler_innen und
Mitmenschen wenig ernst genommen. Durch die Liebesbeziehung zu einer Frau schließlich
wird er selbstsicherer und genießt Ansehen in seiner Arbeit. (Hilton 1979: 44 f.) Scarface
hingegen ist, der Dokumentation auf der DVD der Wiederverfilmung von 1983 zufolge, der
“ultimative Ghetto Superheld”. „Scarface“ war zunächst der Spitzname Al Capones und
später des Titelhelden des gleichnamigen Filmes von 1932. Erzählt wird die Geschichte des
Italo-Amerikanischen Immigranten Tony Camote der sich durch brutales Handeln im
Gangstermilieu einen Namen macht und sich andererseits durch beschützendes Verhalten

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gegenüber den Frauen seiner Familie auszeichnet. Am Ende des Films stirbt Scarface in
einem Kugelhagel unter dem Neon-Schriftzug „The World IsYours“ – eine Szene die
deutliche Parallelen zum Finale von Breaking Bad aufweist. (Hughes 2005: 168 ff.) In der
letzten Szene der Folge „Felina“ wird Walter White von Kugeln einer selbstgebauten
Selbstschussanlage getroffen mit der er auch die Männer tötete, die ihm den Gewinn seines
Drogengeschäftes gestohlen hatten. Er befreit seinen ehemaligen Geschäftspartner Jesse
Pinkman (Aaron Paul) und stirbt, umgeben von den Geräten eines Methamphetamin-Labors
als die Polizei eintrifft. („Felina“, 29.09.2013) Hier finden sich also zwei archetypische
Männerfiguren, deren Performanz stellvertretend für unterschiedliche Männlichkeiten stehen.
Ihre Bedeutung in der populären Kultur geht über ihre fiktiven und realen Vorbilder hinaus.
Wenn Vince Gilligan sie exemplarisch für die Transformation von Walter Whites
Männlichkeit nennt, kann er davon ausgehen, dass ein Großteil des Publikums auf kulturelles
Wissen zurückgreifen und sich ein Bild von seiner Idee machen kann. Eine Verständigung ist
nur möglich, wenn Produzent_innen und Rezipient_innen eines medialen Textes derartige
kulturelle Codes miteinander teilen. (Winter 1995: 84)

       3.2. Walter White als Exempel für die Krise der Männlichkeit

Breaking Bads Dramaturgie speist sich immer wieder aus der weitverbreiteten Sorge, die US-
amerikanischen Männer befänden sich seit geraumer Zeit in einer Bewusstseinskrise. Der US-
amerikanische Soziologe Michael Kimmel beschreibt in seinem Werk „Manhood in America
– A CulturalHistory“ (1996) die Mühen von weißen, mittelständischen, heterosexuellen
Männern seit den 1960er Jahren, sich neu zu definieren. Die andauernden und deutlichen
Forderungen nach Inklusion von Seiten der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung, von Frauen
und Queeren, sowie anderen bisher marginalisierten Gruppen begannen zwar nicht in diesem
Zeitraum, wurden nun aber fester Bestandteil der nationalen sozialen und politischen Agenda.
Die Unterdrückung großer Teile der Bevölkerung welche bis dato als notwendig für die
Konstruktion der männlichen Identität angenommen war, wurde problematisiert und machte
die Männlichkeit damit erst sichtbar. Die unmögliche ideale Verbindung des alleinigen
Brotverdieners, undurchdringlichen Meister des eigenen Schicksals und gleichzeitig
draufgängerischen Heldens, stellte sich als Schwindel heraus. Der sogenannte Selfmademan
hatte nie eine stabile Grundlage und sie schwand weiter durch zunehmende globale
Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt und Infragestellung seines Lebensstils durch Frauen,
Minderheiten und auch durch neue populäre Jugendbewegungen. Für Männer wie den

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fiktiven Walter White, die in den 1950er und 1960er Jahren geboren wurden, ist der
wirtschaftliche Aufstieg zunehmend schwierig. In den USA sind zurzeit zwei Arbeitsplätze
nötig, um den Lebensstandard gewährleisten zu können, der vor zwei Generationen noch mit
einem einzigen Job zu ermöglichen war. Es handelt sich um die erste Generation seit der
Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika, die ihre Kinder insgesamt ärmer hinterlassen
wird, als sie selber war. Laut Kimmel fühlen sich US-amerikanische Männer zunehmend
entmächtigt, sie arbeiten immer härter für weniger persönliche und soziale Verdienste.
(Kimmel 1996: 262 f., 299)

Bereits die Pilotfolge der Serie Breaking Bad („Pilot“ 20.01.2008) leitet dramaturgisch die
Verwandlung des Protagonisten vom einfachen Familienvater zu einem Modell der
hegemonialen Männlichkeit her – selbstsicher und in der Lage, Gewalt einzusetzen und so am
Hebel zu bleiben. (Klosterman 2011: Grantland.com) Walter White hat zu Beginn mit den
von Kimmel geschilderten strukturellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Er muss trotz seines
hohen Bildungsgrades zwei Jobs übernehmen,um sich und seine schwangere Ehefrau Skyler
(Anna Gunn), sowie seinen von Infantiler Zerebralparese betroffenen Sohn (RJ Mitte)
finanzieren zu können. Es wird suggeriert, dass der Mangel an Einkommen ein direktes
Resultat seines Bedürfnisses ein ehrlicher gesetzestreuer Bürger, ein guter, milder Ehemann
und Vater zu sein sei. Durch die Art der Erzählung wird ein Bild von Walt gezeichnet, dass
einen passiven und schwächlichen „Wimp“ (Kimmel 1996: 291) – äquivalent zum deutschen
„Schlappschwanz“ – zeigt. (Sepinwall 2013: HitFix.com) Seine Schüler_innen zollen ihm
keinen Respekt und sein arroganter hypermaskulin auftretender Schwager Hank macht sich
auf Walts Geburtstagsfeier über ihn lustig, indem er seine Männlichkeit direkt anzweifelt.
Hank gibt vor Walts Sohn mit seiner Handfeuerwaffe an. Walt kommentiert die Pistole in
seiner Hand mit den leisen Worten: „No, no… it’s heavy.“ Woraufhin Hank in die Runde
sagt: „That’swhytheyhiremen!“ und damit alle Männer in der Runde zum Lachen bringt
(„Pilot“ 20.01.2008: 11:35-11:49). Walt realisiert, dass er sich mit einem Mann wie Hank
nicht „messen“ kann. In der Hierarchie der Männlichkeiten ist er seinem sich als rüpelhaft und
aggressiv darstellenden Schwager untergeordnet, ihm wird kein Respekt entgegengebracht.
Die Eröffnungsszene nach dem Teaser legt die Figurenkonstellationen fest. Walters Ehefrau
Skyler sorgt mit veganem Fleischersatz für das gesundheitliche Wohl ihrer Familie. Sie
fordert ihren Ehemann auf, sich von dem Chef seines Zweitjobs nicht weiter nötigen zu
lassen:

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       “I don't want him dicking you around tonight. You get paid till six, you work till six.
       Not seven” (“Pilot” 20.01.2008: 5:30–5:39).

Beim Sex nach seiner Geburtstagsparty ist sie der aktive, initiierende Part während Walt
passiv bleibt. Diese Szene umreißt Walters machtlose Existenz und zeichnet ein starkes, als
negativ rezipiertes Bild von Skyler (vgl. Sepinwall 2013: HitFix.com).

       3.3. Heisenberg als Exempel der „Rückgewinnung“ des Selfmademan

Nach Newcomb und Hirsch schafft es eine erfolgreiche Produktion, das Interesse des
Publikums durch ausreichend Referenz zu gewohnten kulturellen Kategorien zu wecken, um
dann davon ausgehend eine einzigartige Geschichte zu erzählen. (Newcomb und Hirsch 1983:
586) Die Familie White konstituiert eine heteronormative Figurenkonstellation, wie sie mit
vielen dominierenden ideologischen Vorstellungen übereinstimmt und benennt Problematiken
die im öffentlichen Diskurs eine Rolle spielen. Das Spannende an der Geschichte ist nun die
Wendung und Übertragung dieser gewohnten Umgebung in außergewöhnliche und
gefährliche Bedingungen. Walt steht nicht nur vor einer Midlife-Crisis sondern „vielleicht
sogar vor einer Lebensende-Krise […]“ (Gilligan im Interview mit der FAZ, 13.08.2013). Er
nutzt die Krebsdiagnose als Möglichkeit, die Kontrolle über sein Leben an sich zu nehmen. Er
bildet sich ein, dass gesetzestreue Bürger wie er nur erfolgreich im Leben vorankommen,
indem sie illegale Mittel zu Hilfe nehmen. Indem er sich in Heisenberg verwandelt, kann er
für seine Familie finanzielle Vorsorge treffen. Zudem ermöglichst ihm die Rolle, sich zum
ersten Mal im Leben wie ein richtiger Mann zu fühlen (vgl. Sepinwall 2013: HitFix.com). Im
Zuge der Bürgerrechtsbewegungen und der Adaption einer neoliberalen Wirtschaftspolitik
seit den 1960er Jahren haben sich zunehmend vor allem weiße Männer als die Verlierer dieser
Entwicklungen konstituiert. Während die tiefgreifenden wirtschaftlichen Veränderungen auch
Frauen und Minderheiten betrafen, wurde gerade die Dezentralisierung der Macht weg von
weißen Männern ein Symbol für den Verfall des American Way of Life. Der Mittelstand
konnte weiterhin die normative Repräsentation von Americanness bestimmen und den
eigenen Machtverlust am umfassendsten verkünden und als eine Krise der Männlichkeit
definieren. (Robinson 2000: 5 f.) Sogenannte Angry White Menformulierten die
Notwendigkeit ihrer Geschlechtsgenossen, sich die Kontrolle über ihre Leben zurückzuholen,
durch die Rückbesinnung auf die als traditionell wahrgenommene Selfmademan-
Männlichkeit. In den 1980er Jahren der Reagan, Thatcher und Kohl Ära äußerte sich diese
Gegenreaktion durch die Dominanz einer „Schulhofschläger“-Männlichkeit, zu deren
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Performanz die Bereitschaft zu Gewalt und das kontinuierliche Beweisen der eigenen
Männlichkeit bei jeder Gelegenheit gehörte (vgl. Kimmel 1996: 292). Als Schuldige an der
Krise wurden unter anderem die sogenannten „Femnazis“ postuliert. Sie hätten aus Männern
verweiblichte Wimps gemacht. (Kimmel 1996: 292 f., 300) Die Journalistin Susan Faludi
beschrieb zu Beginn der 1990er Jahre den sogenannten Backlash. Sie erläutert den
hegemonialen Diskurs, die Gleichstellung der Frauen sei zum Ende des 20. Jahrhunderts
erfolgreich abgeschlossen worden und dass entsprechende Agenden und Programme
ausschließlich zu Ungunsten von Männern verlaufenwürden. Susan Faludi zeigt auf, dass sich
der Backlashgegen den Feminismus in den 1980er Jahren auch mit den gesendeten Inhalten
im Hollywoodkino und im Fernsehen glich. Die vermeintlich größer werdende Lücke
zwischen den binären Geschlechtern wurde fiktional verarbeitet. (Faludi 1991: xi, 42)
Hypermaskuline Actionhelden wie z.B. Scarface und ruchlose, wirtschaftlich erfolgreiche
Alleingänger an der Wall Street dominierten die Männerbilder der 1980er Jahre (vgl. Kimmel
1996: 307). 60 Prozent der Fernsehserien haben Ende der 1980er Jahre keine regulären
Frauenfiguren, 20 Prozent verzichten komplett auf weibliche Charaktere – und wenn, dann
spielen sie vor allem passive Rollen (vgl. Faludi 1991: 142 f.). Die Fernsehlandschaft hat sich
seitdem drastisch verändert. In den 1980er Jahren konnte noch ein großes Massenpublikum
erreicht werden. (Lotz 2004: 423) Die Vorstellung des Werkes von Kimmel und Faludi soll
verdeutlichen, in welchem Kontext sich hegemoniale Männlichkeit in den Vereinigten Staaten
in den letzten Jahrzehnten befand.

Im Laufe der Fernsehserie Breaking Bad wandelt sich der Wimp Walter White in die Figur
Heisenberg – in einen Selfmademan, der sich seine männliche Autorität in der Gesellschaft
und im eigenen Haus durch Brutalität, Einschüchterung und sture Willenskraft zurückerobert.
Er rationalisiert die Gewalt durch seinen wirtschaftlichen Erfolg, der es ihm ermöglicht, die
Rolle des Brotverdieners in seiner Familie einzunehmen. Es misslingt ihm dabei lange Zeit
wahrzunehmen, dass seine Versuche, seine Krebserkrankung und seine Familie zu
kontrollieren, gleichzeitig die Beziehung zu seiner Ehefrau und seinen Kindern zerstören.
Beispielsweise zieht es Walt vor, die Geburt seiner Tochter Holly zu verpassen, um statt
dessen Teil von Gus Frings (Giancarlo Esposito) Unternehmen zu werden – einem
Geschäftspartner und Antagonisten Walter Whites in der zweiten bis vierten Staffel.
(„Mandala“, 17.05.2009; „Phoenix“, 24.05.2009) Fring nutzt Walts Begehren aus, als ein
Selfmademan gesehen zu werden, der allein für seine Familie sorgen kann:

                                                                10
Die Autorin hat StuZ MuK diese Hausarbeit zur Verfügung gestellt.
        Sie ist nicht Teil der Veröffentlichung, sondern eine unveränderte Originalquelle, die von StuZ MuK archiviert wird.

       “Walter White: ‘I have made a series of very bad decisions. I cannot make another
       one.’
       Gus Fring: ‘Why did you make these decisions?’
       WW: ‘For the good of my family.’
       GF: ‘Then they weren’t bad decisions. What does a man do, Walt? A man provides for
       his family.’
       WW: ‘This cost me my family!’
       GF: When you have children, you always have family. They will always be your
       priority, your responsibility. And a man, a man provides. And he does it, even if he is
       not appreciated, or respected, or even loved. He simply bears up and does it. Because
       he is a man’” (“Más”, 18.04.2010: 24:47–25:48).

Walt holt sich seine männliche Autorität zurück, auf Kosten seiner Ehe, seiner Kinder und
seiner Menschlichkeit. Skyler realisiert die Reichweite von Walts Rücksichtslosigkeit und
versucht, ihm die Motivation seines Vorhabens zu nehmen. Indem sie droht, Walt die
Erziehung der beiden Kinder zu entziehen, stellt sie seine Autorität in Frage. („Cornered“,
21.8.2011; „Fifty-One“, 05.08.2012) Sie erkennt erst im späten Verlauf der Serie, dass ihr
Ehemann sich nicht mehr beeinflussen lässt, sondern zu einem gewaltvollen Mann geworden
ist, der unzählige grausame Taten und Chaos verursacht hat. Er versteht es, seine
neugewonnenen Fähigkeiten der Einschüchterung und Manipulation auch zu Hause
einzusetzen. Am Ende der fünften Staffel ist Walter White ersetzt durch Heisenberg, der sich
ein Modell hegemonialer Männlichkeit aneignet, indem er die Kontrolle übernimmt über sein
zu Hause, seine sozialen Beziehungen und sein wirtschaftliches Unternehmen. In der letzten
Konfrontation des Ehepaares legt Walt dar, dass für das Ausmaß seiner kriminellen Taten die
Familie tatsächlich nur ein vorgeschobener Motivationsgrund waren und er vielmehr Gefallen
daran gefunden hatte, Respekt und Angst in Personen erzeugen zu können, denen er vorher
hierarchisch untergeordnet war:

       „Walter White: ‚All the things that I did, you need to understand…‘
       Skyler White: ‘If I have to hear one more time, that you did this for the family…’
       WW: ‘I did it for me. I liked it. I was good at it. And I was really… I was alive’”
       (“Felina”, 29.09.2013: 33:15–34:06).

Breaking Bad liefert keine abschließende Lösung, welches Verhalten und welche aktive
Performanz moralisch richtig sind. Auch wenn Walter White am Ende der Serie stirbt,
kommentiert die Serie nach Newcomb und Hirsch ausschließlich bestehende Diskurse und
                                                                11
Die Autorin hat StuZ MuK diese Hausarbeit zur Verfügung gestellt.
        Sie ist nicht Teil der Veröffentlichung, sondern eine unveränderte Originalquelle, die von StuZ MuK archiviert wird.

verarbeitet geschichtliche Entwicklungen und Trends. Dieser Prozess des Encoding nach
Stuart Hall (1973) wurde im Vorfeld besprochen. Neben dem Produzenten Vince Gilligan
sind die leitenden Angestellten des Fernsehsenders, in diesem Fall AMC, sogenannte Cultural
Interpreter. Sie ermöglichen die Serie durch finanzielle und logistische Unterstützung. Ein
spezielles Serienformat wird unter dem Aspekt des erhofften finanziellen Erfolgs ausgewählt.
Nach der Network Theory ist ein weiterer wichtiger Akteur im Prozess der Interpretation und
Definition der gesellschaftlichen Norm durch das Fernsehen das Publikum. (Newcomb und
Hirsch 1983: 565, 570 f.) Um narrative Phänomene, wie die Gewichtung komplexer
Handlungen zugunsten hegemonialer Männlichkeit im Spektrum des Quality TV tiefgreifend
zu untersuchen, muss eine möglichst große Menge an Inhalten analysiert werden. (Lotz 2004:
425) Im stark eingegrenzten Umfang dieser Arbeit kann die Analyse einer großen Menge
Information nicht gewährleistet werden. Daher soll im Folgenden die Rezeption der Serie
Breaking Badvorgestellt und als Teil eines immer wieder auftauchenden Trends von
Reaktionen auf geschlechtsspezifische Handlungsweisenkontextualisiert werden.

       4. Die Rezeption von TV-Dramen

Breaking Bad lief in den Jahren 2008 bis 2013 in insgesamt fünf Staffeln auf dem
Kabelfernsehsender AMC. Die erste Staffel haben durchschnittlich 1,3 Millionen
Zuschauer_innen pro Folge geschaut. In der letzten Staffel betrug die Zahl bereits 8 Millionen
pro Folge. Diese Daten beziehen sich auf die Rezeption von live im US-amerikanischen
Fernsehen ausgestrahlten Sendungen. Das Staffelfinale haben sich 10,3 Millionen Personen
angeschaut (vgl. Pomerantz 2013: Forbes.com). Darüber hinaus stellte die Internetseite
TorrentFreak fest, dass im Jahr 2012 jede Folge von Breaking Bad etwa 2,6 Millionen Mal
aus dem Internet heruntergeladen wurde (vgl. Ernesto 2012: TorrentFreak.com).

       4.1. Gilligansgewünschte Lesart und die Reaktionen der Zuschauer_innen

Chuck Klosterman schreibt in seinem Artikel „Bad Decisions“ (2011), dass die Zuschauenden
Walter White zu Beginn der Serie in einer Art und Weise kennen lernen, die es unmöglich
macht, ihn nicht zu mögen. Die Zuschauer_innen befinden sich im Verlauf der Serie in der
ungewohnten Situation, weiterhin einen fiktiven Charakter zu unterstützen, der nicht mehr
moralisch gut ist. Der Protagonist wird in seiner Serie aktiv böse. (Klosterman 2011:
Grantland.com) Das macht die Serie außergewöhnlich spannend und die Decodierung und

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damit    Interpretation          der     Bedeutung            für     den_dieeinzelne_nZuschauer_in                       zu    einer
Herausforderung. Die Reaktionen auf die Serie waren entsprechend groß und vielschichtig.
Unterschiedliche digitale Plattformen im Internet stellen eine Möglichkeit dar, aktiv das
Cultural     Forum        des      Fernsehens           zu     betreten        um      Zustimmung             oder      Ablehnung
auszudiskutieren. In sozialen Netzwerken wurde Breaking Bad ausgiebig diskutiert. Während
der Ausstrahlung des Finales wurden im Netzwerk Twitter 23.599 Nachrichten pro Minute
zum Thema Breaking Bad versandt (vgl. Pomerantz 2013: Forbes.com). Der Fernsehsender
AMC selber stellte ein viel genutztes Forum auf der eigenen Webseite bereit (vgl.
http://blogs.amctv.com/breaking-bad/talk/). Auch Printmedien wurden über den Verlauf der
Serie hinweg genutzt, um öffentlich die Bedeutung von Breaking Bad zu generieren. Fans der
Serie trafen sich nach dem Finale am Schauplatz der Geschichte, um dem Protagonisten eine
symbolische Beerdigung abzuhalten. (Hare 2013: CNN.com)

Besonders kontrovers und ausdauernd wurde die Figur von Skyler White vom Publikum
kommentiert. Die Reaktionen waren in einem Maße negativ und raumgreifend, dass sich
sowohl die Schauspielerin des Charakters, Anna Gunn als auch der Produzent Vince Gilligan
wiederholt dazu geäußert haben (vgl. Gunn 2013: NYTimes.com; Brown 2013: Vulture.com).
Sie sahen ihre gewünschte Lesart, die sie dem Publikum durch filmische Möglichkeiten nahe
legten, missverstanden (vgl. Winter 1995: 87). Anna Gunn verfasste einen Artikel in der New
York Times mit dem Titel „I Have a CharacterIssue“ am 23.08.2013. Sieschreibt:

        “As the one character who consistently opposes Walter and calls him on his lies,
        Skyler is, in a sense, his antagonist. So from the beginning, I was aware that she might
        not be the show’s most popular character. But I was unprepared for the vitriolic
        response she inspired” (Gunn 2013: NYTimes.com).

Wie bereits besprochen wurde, manifestieren sich Männlichkeitenu.a. durch die Performanz
eines Nicht-Weiblich sein. Hegemoniale Männlichkeit geht einher mit einer untergeordneten,
schwachen Handlungsweise von Weiblichkeit. (Connell 2012: 77) Walter White versucht mit
der Rolle des Heisenberg die Kontrolle in seinem Haus zu übernehmen und stößt dabei auf
den     Widerstand         seiner      Ehefrau.         Auf       diese      Ausarbeitung            der      Performanz         von
Geschlechterrollen in der Serie reagierte eine große Bandbreite von Zuschauer_innen mit
Ablehnung. Die Facebook Seite “I HateSkyler White” hatte am 02.04.2014 insgesamt 30.380
Likes, die Seite „Fuck Skyler White“ haben 31.574 Personen unterstützt (vgl. Fuck Skyler
White 2014: Facebook.com; I HateSkyler White 2014: Facebook.com). Eine für diese
Webseiten typische Abfolge von Kommentaren stellt sich so dar:
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Die Autorin hat StuZ MuK diese Hausarbeit zur Verfügung gestellt.
          Sie ist nicht Teil der Veröffentlichung, sondern eine unveränderte Originalquelle, die von StuZ MuK archiviert wird.

Abbildung 1: Why exactly do you hate Skyler White? (I Hate Skyler White 2014: Facebook.com)

Hierbei handelt es sich schon auf den ersten Blick nicht um eine professionelle und qualitativ
hochwertige Kritik sondern um affektbedingte, subjektive Aussagen. Die Inhalte sind ein

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Die Autorin hat StuZ MuK diese Hausarbeit zur Verfügung gestellt.
        Sie ist nicht Teil der Veröffentlichung, sondern eine unveränderte Originalquelle, die von StuZ MuK archiviert wird.

Beispiel für eine Vielzahl ähnlicher Kommentare in diesen beiden Facebook-Gruppen und in
anderen sozialen Netzwerken. Dieser Ausschnitt ist ein Teil des aktiven, interpretativen und
sozialen Prozesses der Dekodierung von medialen Inhalten. Was wird an Skyler White primär
kritisiert und inwiefern lassen sich daraus Rückschlüsse auf die Interpretation von Walter
Whites Performanz von Männlichkeit ziehen? Als Grund, warum die Figur „gehasst“ wird,
nennen insgesamt fünf Personen Skylers Affäre mit Ted Beneke (Christopher Cousins)
beziehungsweise ihren knappen Ausspruch „I fucked Ted.“ gegenüber ihrem Ehemann.
(„I.F.T.“, 04.04.2010) Diese Begründung haben eine Reihe weiterer Personen durch Likes
unterstützt. Skyler schläft erst im fortgeschrittenen Verlauf der Serie mit Ted Beneke, und das
zu einem Zeitpunkt wo das Ehepaar White inoffiziell getrennt ist. Die negativen Kommentare
zu ihr finden sich seit Beginn der Serie. Im Verlauf der Serie scheinen die Zuschauer_innen
aktiv negative Eigenschaften in Skyler lesen zu „wollen“ um so an der binären
Geschlechterordnung festhalten und Walter als den Leidtragenden der Beziehung sehen zu
können. Skyler wird auf der Facebook-Seite wiederholt als unattraktiv bezeichnet. Sie sei
heuchlerisch und nervig. Der Großteil der Kommentator_innen begnügt sich damit, die Figur
als „Bitch“, „Slut“ oder „Cunt“ zu bezeichnen. Diese Bezeichnungen reduzieren eine Frau
effektiv und weithin verständlich auf negative Eigenschaften, auf eine nicht idealtypisch
performte Weiblichkeit. Dem fiktiven Charakter Skyler White wird vorgeworfen, ihre
Pflichten als Ehefrau, Hausfrau und Mutter nicht zu erfüllen. Als Objekt sexueller Begierde
sei sie unzureichend. Die Schauspielerin Anna Gunn schreibt:

       “As an actress, I realize that viewers are entitled to have whatever feelings they want
       about the characters they watch. But as a human being, I’m concerned that so many
       people react to Skyler with such venom. Could it be that they can’t stand a woman
       who won’t suffer silently or “stand by her man”? That they despise her because she
       won’t back down or give up? Or because she is, in fact, Walter’s equal?” (Gunn 2013:
       NYTimes.com).

Es gibt eine Vielzahl weiterer Beispiele von Kommentaren und Diskussionen wie sie der
Ausschnitt aus der „I HateSkyler White“ Gruppe auf Facebook.com aufzeigt. Die Webseite
Return of Kings – ForMasculineMenist, wie der Name schon sagt, eine Plattform auf der
Ideen ausgetauscht werden welche zugunsten hegemonialer Männlichkeit argumentieren. In
demArtikel „Breaking Beta: The Walter White Transformation“ legt der Autor Christian
McQueen seine Interpretation dar:

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Die Autorin hat StuZ MuK diese Hausarbeit zur Verfügung gestellt.
        Sie ist nicht Teil der Veröffentlichung, sondern eine unveränderte Originalquelle, die von StuZ MuK archiviert wird.

       “Walter White is a fictional TV character, but his story is one that resonates with men
       across the world, because Walter is their darkest fantasy. They long to quit their
       bullshit low paying job, embark on a business venture with plenty of risk, but
       incredible rewards and finally put in place the nagging bitchy wife who wears the
       pants in the family” (McQueen 2013: ReturnOfKings.com).

Walter Whites Aneignung einer hegemonialen Männlichkeit und seinem wirtschaftlichen
Erfolg stimmt der Autor zu, er lehnt gleichzeitig die Handlungsweisen Skyler Whites ab. Er
überträgt darüber hinaus seine Interpretation der Geschichte auf die Realität. Seiner Meinung
nach ist die Rolle Heisenbergs ein Ideal, nach dem reale Personen streben sollten. (McQueen
2013: ReturnOfKings.com) Es ist wichtig zu beachten, dass das Publikum von extrem
frauenfeindlichen Internetseiten im Großen und Ganzen verhältnismäßig klein ist. Die
vulgärsten Seiten erreichen die geringsten Mitglieder und Beiträge. Sexistische Kommentare
waren einst ausschließlich zu finden an den Wänden öffentlicher Toiletten und blieben
innerhalb von Räumen welche ihre Benutzer_innen als von der Öffentlichkeit abgeschlossen
wahrnahmen. Solche Äußerungen sind nun für jede_n frei zugänglich im Internet. Das
Cultural Forum,in dem Wirklichkeit ausgehandelt wird, hat sich verändert. Diskriminierende
Seiten und Beiträge werden wiederum von Anderen angefochten und zum Teil in einem
produktiven Prozess umgedeutet. (Hall Jamieson und Dunn 2008: Nieman.Harvard.edu) Der
Diskurs um Skyler White wurde insgesamt raum(über)greifend und intensiv geführt. Für
verallgemeinernde, hasserfüllte Stimmen gab es eine Plattform die andere Diskussionen
überlagerte und zum Teil nicht in Relation stand zu den Bewertungen anderer Charaktere in
der Serie.

       4.2. Ein sich wiederholendes Muster von Reaktionen auf Frauenrollen

Ähnliche Reaktionen haben auch weitere komplexe Fernseh-Ehefrauen hervorgerufen,
beispielsweise Carmela Soprano aus The Sopranosund Betty Draper ausMadMen. Sie sind
ebenso wie Skyler White „moralischer“ im Sinne eines dominanten US-amerikanischen
Diskurses über gute und schlechte Personen, als ihre fiktiven Ehemänner und stellen sich
ihnen entgegen. (Schlüter 2013: jetzt.de) Insbesondere Skyler White wird dabei nicht als
unfehlbare Person dargestellt. Sie ist eine komplizierte und komplexe Person und tritt in
unterschiedlichen Rollen als Opfer, Dummkopf oder Heldin auf (vgl. Sepinwall 2013:
Hitfix.com). Sie wird bewusst als moralisch fragwürdig gezeichnet. Aber Anna Gunn zufolge
wird sie nicht nach denselben Standards gemessen, wie die Zuschauer_innen die Figur Walter
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         Sie ist nicht Teil der Veröffentlichung, sondern eine unveränderte Originalquelle, die von StuZ MuK archiviert wird.

White interpretieren (vgl. Gunn 2013: NYTimes.com). Walter White ist, seinem fiktiven
Schwager Hank zufolge, ein Monster das viele Leben zerstört hat. Sein Verhalten ist objektiv
schlechter als das seiner Frau. Aber dennoch ist es Sykler, die mehr Ablehnung von den
Zuschauer_innen erfährt (vgl. Sepinwall 2013: Hitfix.com). Dieses Phänomen ist nicht neu.
Im vorhergehenden Kapitel wurde der Backlash gegen den Feminismus in den 1980er Jahren
und eine zunehmende Forderung nach einer „Rückkehr“ zu einem hegemonialen Modell des
Selfmademans geschildert. Nach einer Phase in der Frauen im US-amerikanischen Fernsehen
beinahe ausschließlich in Nebenrollen und/ oder in stereotypen schwachen und
untergeordneten Rollen auftraten, gab es zum Ende der 1980er Jahre wieder Frauenfiguren
mit starken und selbstbestimmten Handlungsweisen. Die Sitcom Roseanne lief in den Jahren
1988 bis 1997 und ist eine der erfolgreichsten Fernsehserien der US-Geschichte. Die
Protagonistin        tritt    vulgär        und       selbstbewusst            auf.       Trotz       guter       Kritiken      und
Zuschauer_innenzahlen gab es einen lauten öffentlich geführten Diskurs, der in seinen
Ausmaßen einer Hysterie glich. Präsident George Bush nannte sie „disgraceful“ (Bush zitiert
nach Faludi 1991: 146) und sagte, er würde sie gerne als Geheimwaffe im Irak einsetzen.
Andere negative Kommentare zu der Figur Roseanne ähneln der Bewertung Skyler Whites.
Es werden immer wieder ihre körperlich sexuelle Begehrlichkeit in Frage gestellt und ihre
individuelle Entscheidungsfreiheit und Durchsetzungsfähigkeit kritisiert. (Faludi 1991: 142,
146)

Es ist kaum vorstellbar und in der Recherche unverhältnismäßig selten auffindbar, dass einen
männlichen Charakter ein ähnlicher Sturm negative Kritik treffen könnte. Der Vorwurf der
Hysterie und des nervig seins würde einen Mann nie treffen. Ein Mann, der einen ähnlichen
Hass auf sich ziehen könnte, wäre der Wimp Walter White zu Beginn der Serie. Jemand, der
den Männlichkeitsmaßstäben nicht genügt, hat so wie Skyler den Weiblichkeitsmaßstäben
einer Ehefrau neben dem Selfmademan Heisenberg nicht genügt (vgl. Schlüter 2013:
Jetzt.de).

        5. Konklusion

Wie bereits in der Einleitung festgestellt, gibt es zurzeit eine große Bandbreite hervorragend
produzierter US-amerikanischerTV-Dramen, die dem sogenannten Quality TV zugeordnet
werden. Viele Produktionen erzählen Geschichten von charismatischen Männern die
furchtbare Dinge tun und von Frauen, die sich ihnen entgegen stellen und dafür von den Fans
angeprangert werden. Mithilfe der Network Theorykann das Fernsehen als ein Cultural Forum
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Die Autorin hat StuZ MuK diese Hausarbeit zur Verfügung gestellt.
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betrachtet werden in dem gesellschaftliche Diskurse von den Produzent_innen in fiktiven
Szenarien aufgegriffen und individuell enkodiert werden. Die Bedeutung ergibt sich erst
durch die Dekodierung des Gesendeten durch die Zuschauer_innen je nach ihrem kulturellen
Vorwissen. Die Serie Breaking Bad stellt unterschiedliche Handlungsweisen von
Geschlechterrollen dar, insbesondere werden Männlichkeiten in ihren Machtverhältnissen
zueinander und gegenüber Weiblichkeiten aufgezeigt. Dieser Diskurs wurde vorliegend in
seinem historischen Verlauf dargestellt. Als kulturelle Kategorie wird hegemoniale
Männlichkeit im Fernsehen durch die spezifischen Formen der Repräsentation stetig neu
produziert und reproduziert. Die Darstellungsweise rechtfertigt den dominierenden Platz
innerhalb des Gender-Systems.

Breaking Bad beschreibt die Transformation von Walter White zum Selfmademan
Heisenberg. Er eignet sich ein Modell hegemonialer Männlichkeit an, indem er durch
Brutalität und Manipulation die Kontrolle übernimmt über sein zu Hause, seine sozialen
Beziehungen und sein wirtschaftliches Unternehmen. In der Rezeption der Geschichte
reagierten die Zuschauer_innen mit der intensivsten Ablehnung auf die Rolle der Ehefrau
Skyler die ihren Mann immer wieder zurechtweist und gleichzeitig selber moralisch
fragwürdig handelt. Die erfolgreichen Fernsehserien wie Breaking Bad, MadMen, The
Wireoder The Sopranossind qualitativ hochwertig und spannend und ihre Berechtigung soll
hier nicht angezweifelt werden.

Die Frage, die zu Beginn aufgeworfen wurde ist, wie das Fernsehen Teil hat an
gesellschaftlichen        Veränderungen.              Inwiefern         dort      hegemoniale            Vorstellungen         neu
ausgehandelt und verschoben werden. Es wurde gezeigt, dass von Seiten der Produzent_innen
und der leitenden Angestellten der Fernsehanstalten zum überwiegenden Teil Fiktionen
ausgestaltet und ausgewählt werden, die weißen, wohlhabenden oder mittelständischen und
zudem    heterosexuellen,             nicht-behinderten              männlichen           Protagonisten           größtmögliche
Handlungsspielräume eröffnen und alle weiteren Personengruppen zu Nebendarsteller_innen
erklären. Ein wichtiger Aspekt den die Network Theorybetont, ist die Einbindung des_der
aktiven Zuschauer_in in die Zirkulation der Produktion und Reproduktion von hegemonialen
Vorstellungen. Obwohl Frauenrollen unterrepräsentiert sind, wird von Seiten des Publikums
kontinuierlich mit stereotypisierender hysterischer Ablehnung auf die raren weiblichen
Charaktere reagiert. Die wenigen TV-Dramen mit weiblichen Protagonistinnen wie
beispielsweise The Killing (seit 2011) konnten keinen wirtschaftlichen Erfolg erzielen.
Solange das Publikum keine andere Form der Darstellung von Personen und ihren

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Die Autorin hat StuZ MuK diese Hausarbeit zur Verfügung gestellt.
        Sie ist nicht Teil der Veröffentlichung, sondern eine unveränderte Originalquelle, die von StuZ MuK archiviert wird.

Handlungsweisen fordert und auf Abweichungen von der gewohnten Norm auf diese Weise
reagiert, wird es auch im Produktionsprozess von Fiktion keine Veränderung der
Repräsentation geben.

        6. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: „I HateSkyler White.“
Webseite.Facebook.. (02.04.2014)

        7. Literaturverzeichnis

„About the Show.“Webseite.AMC..
(06.04.2014)

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TorrentFreak.. (06.04.2014)

„Fuck Skyler White.“Webseite.Facebook.. (02.04.2014)

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Die Autorin hat StuZ MuK diese Hausarbeit zur Verfügung gestellt.
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