Herbst 2018 - Transit Verlag
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Hannah Höch, geboren 1889, gilt heute als eine der bedeutendsten Künstlerinnen der klassischen Moderne, sie war eine der wenigen Frauen im Kreis der Dada-Künstler. In der ersten Berliner Dada-Ausstellung 1919 zeigt sie abstrakte Aquarelle und Collagen, gleichzeitig engagiert sie sich in der revolutionären »Novembergruppe«. Während der Nazi-Diktatur zieht sie sich in ihr Häuschen mit Garten in Berlin-Heiligensee zurück. 1946 wer- den ihre Fotomontagen und Bilder in Berlin wieder gezeigt. 1948 beteiligt sie sich an der »DADA-Retrospektive« des Museum of Modern Art in New York – und damit beginnt ihre Wiederentdeckung. »Mir die Welt geweitet« – Hannah Höch. DAS ADRESSBUCH »Ich möchte die festen Grenzen ● Zeigt den ganzen Kosmos dieser Ausnahmekünstle- rin: ein internationales Netzwerk aus bekannten Malern, verwischen, die wir Menschen – Literaten, Architekten, Musikern und Fotografen. selbstsicher – um alles uns Erreich- ● Das Bild einer künstlerisch und politisch eminent wich- tigen Epoche, zusammengesetzt aus spannend erzählten bare zu ziehen geneigt sind.« Biographien, überraschenden Details, zahlreichen Fotos, Hannah Höch Gemälden und Porträts. ● Ein Buch wie eine Wundertüte: eine Einladung zum Staunen, Entdecken und Verschenken. ● Halbleinenband mit Blindprägung und eingeklebtem Foto, Lesebändchen, Fadenheftung, Kunstdruckpapier, durchgängig vierfarbig mit über 150 Abbildungen und Faksimiles. ● Werbemittel: Publikumsflyer, A2-Halb-Streifenplakat ● Große mediale Aufmerksamkeit 40. Todesjahr Hannah Höch 100. Gründungsjahr »Novembergruppe« 100. Gründungsjahr Berlin – Dada Der Herausgeber 100 Jahre Bauhaus Harald Neckelmann, 1965 geboren, Studium der Polito- logie, Publizistik und Niederlandistik in Münster, Berlin und Amsterdam. Auslandskorrespondent für den ARD- Hörfunk, Dozent am Institut für Vergleichende Literatur- wissenschaft der FU Berlin, zahlreiche Veröffentlichun- gen zur Stadtgeschichte Berlins. In langer Recherche hat er Namen und Personen ent- schlüsselt, ihre Biographien und ihre Beziehung zu Han- nah Höch herausgefunden. So entsteht nicht nur das sehr lebendige Puzzle einer künstlerisch und politisch wichtigen Epoche, sondern auch ein vielseitiges und überraschendes Porträt von Hannah Höch. Gefördert durch die
»Eine Frau im verminten Dada-Gelände war vor 100 Jahren eine Rarität. Nicht von allen Herren aus der Bürgerschreck-Fraktion wurden Frauen als Mitglieder der Bohème so richtig ernst genommen.« Jürgen Werth, NDR, über Hannah Höch »Mir die Welt geweitet« Originalausgabe Streifenplakat Best.Nr. 95545 Auslieferung Hannah Höch 320 Seiten, Format 15 x 21 cm Harald Neckelmann lebt in Berlin Das Adressbuch Halbleinenband mit Fadenheftung, Lesungen (Kontakt: 030-694 01 811 22.8.2018 Lesebändchen, durchgehend vier- oder transit@transit-verlag.de) Herausgegeben von farbig, ca. 150 Abb. + Faksimiles Harald Neckelmann € 25 (D) / € 25,70 (A) Umschlagabbildungen + U1: ISBN 978-3-88747-364-8 Hannah Höch, 2 x 5, 1919 (Ausschnitt) Wissenschaftliche Mitarbeit Warengruppe 1 951 @ VG Bild-Kunst, Nachlass Hannah Höch; 9 783887 473648 Marion Schmid Porträtfoto Hannah Höch, 1923-1925, © Berlinische Galerie, Nachlass Hannah Höch
Hannah Höchs Adressbuch ist ein Kuriosum. Angelegt schon 1917, weitergeführt und immer wieder durch zusätzliche Sei- ten ergänzt bis zu ihrem Tod 1978, enthält es weit über tausend Namen. Es entpuppt sich als wahre Fundgrube: künstlerische Freundschaften, riskante Biographien und verrückte Verbin- dungen werden sichtbar. Hannah Höch wurde 1889 in Gotha geboren. Gegen den Willen ihrer Eltern begann sie 1912 ein Studium an der Kunstgewerbe- schule in Berlin. Seit 1915 enge Verbindung zu Künstlern aus dem Umkreis von Herwarth Waldens Galerie »Der Sturm«, besonders zu Raoul Hausmann. 1916 beginnt sie als eine der ersten mit Fotocollagen und -montagen. Seit 1917 Teil der Berliner Dada-Bewegung und Mitglied der »Novembergruppe«, die Kunst als Motor der gesell- schaftlichen Aufbruchstimmung nach dem Ersten Weltkrieg be- griff. 1926-1929 lebte sie mit der Schrift- stellerin Til Brugman in Holland, seit 1929 wieder in Berlin. Ihre erste große Ausstel lung im Bauhaus Des- sau wird 1932, kurz vor der Eröffnung, von der nationalsozialisti- schen Regierung Thü- ringens verhindert. Raoul Hausmann, Zeichnung Hannah Höch, um 1919 Nach der Trennung von Brugman zieht Hausmann, Raoul, 1886 Wien – 1971 Limoges, Maler, Schrift- sie mit Kurt Matthies, steller, Mitgründer der Dada-Bewegung. den sie beim Bergstei- Von 1915 bis zur Trennung 1922 mit Hannah Höch liiert. Sie schrieb über ihn: »Er brüllte seine spröden, grimmigen gen kennengelernt Lautgedichte. ›Da häuften sich die Schlaganfälle im Saal‹, und inzwischen ge- wie Alfred Kerr am nächsten Tag behauptete.« heiratet hatte, 1939 in ein ehemaliges Flugwärterhäuschen in Berlin-Heiligensee. Die Ehe wurde 1944 wieder geschieden. Während ihrer Inneren Emigration (die Nazis hatten sie zur »Kul- Til Brugman und Hannah Höch, turbolschewistin« geadelt) lebte und arbeitete sie nach 1933 in Fotografiert von Raoul Hausmann, Berlin, 1930 völliger Isolation. Nach 1945 wieder Ausstellungen in Berliner Brugman, Til, 1888 Amsterdam – 1958 Gouda, Schriftstelle- Galerien, Neu- und Wiederentdeckung als Malerin durch interna- rin und Mitgründerin der holländischen Dada-Bewegung. tionale Ausstellungen. Sie stirbt im Mai 1978 in Berlin. Hannah Höch lernte sie auf ihrer Niederlande-Reise im Sommer 1926 mit Kurt und Helma Schwitters kennen und wurde für fast zehn Jahre ihre Lebensgefährtin. Hannah Höch schrieb im Oktober an ihre Schwester: »Ich bin und werde mit Til sehr glücklich sein. Wir werden ein Exem- pel leben wie zwei Frauen ein ganzes reiches und ausbalan- Abbildungen: Berlinische Ga- ciertes Leben formen können.« lerie, Nachlass Hannah Höch
Aus dem Adressbuch (verkleinert) A 021 Amsterdam: »kunstinteressierte Leute durch« 021 Eesteren van, Cornelis (1897 Alblasserdam – 1988 Amster- dam) einflussreiche Position innehatte. Ihre Freundschaft wurde wie- Cornelis von Eesteren bei Niederländischer Architekt, Stadtplaner derbelebt, als Höch 1939 ein letztes Mal die Niederlande besuchte Hannah Höch in Berlin- Hannah Höch lernte durch van Eesteren viele »kunstinteressierte und van Eesteren ihr seine letzten städtebaulichen Arbeiten zeig- Heiligensee, 1958 Leute« in den Niederlanden kennen. Er gehörte zum avantgardis- te, u.a. auch das im Stil der modernen Amsterdamer Architekten- tischen Kreis von De Stijl um Theo van Doesburg (076), der sich schule zusammen mit Jan Wils entworfene Waldparkstadion, in der rationalistischen Einheit von Kunst und Technik programma- dem 1928 die Olympischen Spiele stattfanden. tisch fühlte. Höch traf van Eesteren erstmals 1926 in den Nieder- Die langjährige Bekanntschaft bezeugen zahlreiche Briefe im Han- landen. nah-Höch-Archiv – besonders jener vom April 1958, in dem van Der Architekt gewann 1921 den internationalen Kunstpreis Prix Eesteren Hannah Höch von dem schlechten Gesundheitszustand de Rome und bereiste Deutschland, u.a. Berlin. Er war 1925 Ge- Til Brugmans, ihrer langjährigen Lebensgefährtin, berichtete, die winner des Wettbewerbs zur Neugestaltung »Unter den Linden« am 24. Juli 1958 starb: »Sie war mehr oder weniger abwesend. / in Berlin und Teilnehmer der Novembergruppe-Ausstellungen Am liebsten war ihr, dass ich nichts sagte und nur bei ihr saß, was 1925 und 1926 (s. 032 Belling). In den Jahren 1927 bis 1930 arbei- ich dann auch getan habe. / Ich wollte Dir dieses nur so berichten. tete er als Dozent an der Staatlichen Hochschule in Weimar. Er Alles Gute wünschen wir Dich in Erinnerung an den fruchtbaren Cornelis von Eesteren gehörte zu dem großen Til Brugmannschen (032) Freundeskreis Kontakt mit Deiner Welt.« während eines Besuchs in in den Niederlanden, wo er sich in unterschiedlichen Avantgarde- Eesteren traf Höch ein letztes Mal in Berlin im Oktober 1977. Sie Mendon, 1923 zirkeln engagierte – wie z.B. seit 1925 in der Rotterdamer Gruppe notiert: »›Ist ein glücklicher Mensch‹ wie er sagt. (…) Er ist nun Opbouw 2 – und von 1929 bis 1959 als Chefarchitekt, Stadtplaner sehr holländisch. Weiss nichts mehr von den alten Freunden, mit Postkarte von Hannah Höch, und Leiter des Amtes für Stadtplanung der Stadt Amsterdam eine Ausnahme von Til mit der er bis zuletzt befreundet war.« Van 1938 96 M M | 97 Hannah Höchs Ehemann, Kurt Matthies, arbeitete als Vertreter war ein Zwangsneurotiker und konnte Unordnung und Verwir- und tourte mit Auto und Wohnwagen, oft begleitet von Hannah rung nicht ertragen. Zum Beispiel litt er schwer darunter, wenn Höch, durch ganz Deutschland. Ihr Bruder Walter war Berliner der Tisch nicht mit absoluter Symmetrie gedeckt war. Mit ihm Generalvertreter der noblen Automarke Horch und verkaufte ihm 1939 einen schweren Horch 8-Zylinder. Auf ihrer ersten Fahrt brach der riesige Wagen fast zusammen. Hannah Höch, die sel- ber, zunächst auch ohne Führerschein, sehr gut Auto fuhr, notier- Hannah Höch, vor ihrem Wohnwagen, 1939 Horch 830-Modell, 1938 Piet Mondrian, 1931 im Restaurant zu essen, zählte zu den seltsamsten Erlebnissen. te: »Horch nicht in Ordnung. Furchtbar laut«, und: »Ich finde es Ich habe immer festgestellt, daß ein so geordneter Kunststil (…) schlimm, dass wir unser liebes Opel-Zugtier nicht mehr haben. nur in Holland entstehen konnte, wo sogar die Tulpenfelder eine Alles ist zu gewaltig. Ich werde ihn nie fahren können. Ein furcht- Ordnung aufweisen, die die Begriffe eines deutschen Gärtners barer Radaubruder. – Haben kurz vor Braunschweig auf der Auto- weit übersteigt (…). Ich konnte Mondrians Kunst wohl schät- bahn übernachtet. Ganz deprimiert.« zen, fühlte jedoch niemals Verlangen nach einem so rationellen 254 Mondrian, Piet 1872 Amersfoort – 1944 New York, Maler. Stil. Ich brauche mehr Freiheit.« 1925 erschien in der Reihe der Höch kam 1924 zum ersten Mal nach Paris, die van Doesburgs »Bauhausbücher« eine deutsche Übersetzung von »Le néoplasti- (076) luden sie zu sich nach Hause, zu »Thee und Essen« ein. Dort cisme« unter dem Titel »Die neue Gestaltung«, eine Zusammen- lernte Höch Mondrian kennen, einen leidenschaftlichen Tänzer, fassung von Mondrians Aufsätzen. der von Nelly van Doesburg am Klavier begleitet, tanzte. Mondrian hatte 1911 seinen Wohnsitz in Amsterdam aufgegeben, Mondrian trat ein Jahr später aus der Gruppe De Stijl aus. Nach sei- um nach Paris zu ziehen. Dort vereinfachte er auch seinen Namen ner Meinung war Theo van Doesburg den Grundsätzen der »Neu- und schrieb ihn nur noch mit einem »a«. Im Mai 1912 nahm er en Gestaltung« untreu geworden. Im selben Jahr erhielt Mondri- sich ein Atelier in der Rue du Départ 26 auf dem Montparnasse. Nelly van Doesburg, Piet an Besuch von Höch, nachdem sie sich in ihr Reisetagebuch den 1913 stellte Mondrian auf dem Ersten Deutschen Herbstsalon in Mondrian und Hannah Höch, genauen Hinweg notierte: »direkt am Bahnhof lang / Boulev. du 1924 Berlin aus. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte 1914 Blick auf Mondrians Atelier, Montparnasse«. Sie beschreibt ihn als »trocknen Bursch«: »Er seine Rückkehr aus den Niederlanden nach Paris. 1915 begegnete Paris, Rue du Départ
Interview mit Gerd Zahner über seinen Roman GOSTER Es kommt selten vor, dass aus einem Manuskript zuerst ein Film wird, dann erst ein Buch. Gerd Zahner: »Ich habe meinem Schulfreund Didi Danquart, wir wohnten in Singen nur 200 Meter voneinander entfernt, das Manuskript geschickt, er war begeistert und hat es ziem- lich schnell verfilmt. In den Hauptrollen spielen Bruno Catho- mas den Goster und Julia Riegler die Hannelore Klost. Der Film hatte Premiere bei den Münchner Filmfestspielen im Sommer 2016 und wurde vom Feuilleton sehr gefeiert. 2017 war er im Ersten Programm der ARD zu sehen, 2018 wurde er für den Grimme-Preis nominiert.« Dass eine Waffe von selbst losgeht, kann passieren. Im Buch aber scheinen sie gezielt zu morden, in einer Rotlicht-Kaschem- Plakat zum Film »Goster« me richten automatische Waffen ein regelrechtes Blutbad an. Gerd Zahner: »Für Goster ist das Anlass, über die ›Autonomie der Dinge‹ nachzudenken. Eine These: Wenn immer mehr »… es ist eine Mischung aus Pulp, Menschen Waffen haben, müssten sie immer schneller schie- Poesie und Philosophie, Real- ßen. ›Und das schneller Schießen wird immer schneller, bis und Animationsfilm, Komik und die Waffen von selbst schießen.‹ Das ist sogar ziemlich nah Spannung – ein Wagnis, wie man an der Realität. Zwar sind vollautonome Kampfroboter noch es im Fernsehen selten sieht.« Science Fiction, doch schon jetzt werden häufig teilautonome Arno Frank, Spiegel Online, über den Film Waffensysteme eingesetzt.«
2 Neben dem schrägen Plot und dem rasant erzählenden Stil erfreu- »›Goster‹ fehlt es nicht an Ideen und en die Leser immer wieder melancholisch-philosophische Sätze aus ausgefallenen Szenen. Die Putzfrau Gosters Mund. Ayse wird zur Philosophin. Und der theatralische Goster, der seine eigene Es macht Spass, einen Kriminalkommissar als Grübler oder sogar Waffe bald nur noch im Kühlschrank als Poeten hinzustellen, der Sachen sagen kann wie: »Nichts ist bil- aufbewahrt, liest zur Entspannung liger zu haben als ein Schicksal.« Übertroffen wird er beim Philoso- Nietzsches ›Jenseits von gut und böse. phieren übrigens von seiner türkischen Putzhilfe Ayse. Aber keine Vorspiel einer Philosophie der Bange, »Goster« ist keine theoretische Abhandlung, sondern ein Zukunft‹.« handfester, unterhaltsamer Krimi mit sehr ungewöhnlichen Figu- Matthias Hannemann, FAZ, über den Film ren, die man hoffentlich nicht so schnell vergisst. Der Autor Gerd Zahner, 1957 in Singen/ Bodensee geboren, stu- dierte in Freiburg und Berlin Rechtswissenschaften und lebt in Konstanz als Rechtsanwalt und Theater- kritiker. Er schrieb zahlreiche Theaterstücke. »Goster« ist sein erster Roman. Er wurde 2016/17 von Didi Dan- quart verfilmt, 2017 in der ARD und auf dem Münch- ner Filmfest gezeigt und war für den Grimme-Preis 2018 nominiert. FAZ online über den Film und die Romanvorlage: »Die Ästhetik verzaubert, die strenge Atmosphäre be- rauscht, die Geschichte ist außergewöhnlich und ab- surd in Perfektion.« Foto © Bjørn Jansen
Ein nackter Mann liegt mit einer Geranienblüte im Haar tot vor einem Wohnhaus. Als Kommissar Goster die Wohnung stürmen will, aus der der Mann vermutlich gefallen ist, wird durch die geschlossene Tür geschossen. Ein Kollege ist tot, Goster erleidet einen Herzinfarkt und kann sich an nichts mehr erinnern. Als die Wohnung schließlich aufgebrochen wird, ist sie leer, keine Spur von einem Täter, nur die Pistole liegt einsam auf dem Fußboden. Hat der Schuss sich von selbst gelöst? Goster, ein stoischer, zum Philosophieren neigender Ermittler (»Es gibt keine Zufälle, es gibt nur Ereignisse.«) und seine eher pragmatische Assistentin stoßen in ihren Recherchen auf eine rätselhafte Schöne, die mit einem Immobilienmakler liiert ist und in einer »Bewegung nackte Wohnung« per Internet riskante Sex-Dates vermit- telt. Ist sie die Täterin, hat sie auf Goster geschossen? In vielen skurrilen und abenteuerlich-komischen Szenen entblättert sich der Fall, nicht ohne Unterstützung von Gosters türkischer Putzhilfe Ayse, die ihn in irritieren- » de Gespräche über den Krieg der Waffen gegen die Menschen verwickelt. Goster wurde am zweiten Jahrestag der Trennungsfahrt von Italien-Hilde in die Arnoldstraße gerufen. Die Bereitschafts- polizei hatte dort einen Toten entdeckt, der nackt im Früh- lingsgarten lag, ausgestreckt zwischen wilden und gepflanzten Narzissen. Die Narzissen hatten hälftig gelbe Blüten, die ande- ren beinahe schneeweiß, was Goster erfreute. Goster schickte alle zum Teufel. »Er ist wahrscheinlich aus dem dritten Stock gefallen.« Goster blickte skeptisch nach oben, weil alle Fenster der Vor- Ein Streifenpolizist rief Goster derfront verschlossen schienen. noch nach: »Das können Sie »Er hat eine rote, geknickte Geranienblüte im Haar. Dieses Fenster besitzt als einziges Geranienblumenkästen und die nicht machen, wir haben keine Pflanzen sind auch frisch abgeknickt, vielleicht von ihm da. Personalien!« Oben waren wir noch nicht.« Die Polizistin, die diese Informationen übermittelte, hatte ein »Nehmen Sie doch Ihre.« rundes, waches Gesicht und zeigte hinauf. Goster dachte: ›Sie gehört zu jener Art Frauen, die jeden Satz zuerst genauestens abwägen, ehe sie ihn laut aussprechen, deshalb, weil jeder Satz im Gesamten auch Auskunft über die Sprechende gibt. Sie hätte Jura studieren und seine Vorgesetz- te werden können, aber das ist sie nicht geworden, sondern nur eine kluge Bereitschaft im Dienst.‹ Goster dankte, schritt durch die offene Haustür über eine Holz treppe nach oben in den dritten Stock. Ein dicker Polizist trat, nach drei Klingelversuchen, die Wohnungstür ein. Die Woh- nung war leer. Goster ließ den Dicken vorausgehen. Ein Ge- fühl bemächtigte sich seiner, das er später in Worten schlecht wiedergeben konnte. Er beschrieb dieses Gefühl dem Staats- anwalt so: »Aus einem bösen Traum erwachen wollen und es nicht können.«
2 »Ein sinnenfreudiger Krimi, reich an delikaten Verwicklungen, bewusst abseits des Gängigen angesiedelt, nachdenklich, melancholisch – und auf eigene und sehr kluge Weise ausgesprochen witzig.« Frankfurter Rundschau über den Film »Goster« N T IO S P IM A K AK ET w e .d w op w .bu chko Gerd Zahner Originalausgabe Leseexemplar anfordern Auslieferung Goster 160 Seiten Streifenplakat Best.Nr. 95546 gebunden m. Schutzumschlag Gerd Zahner lebt in Konstanz 22.8.2018 Roman € 18 (D) / € 18,50 (A) Lesungen (Kontakt: 030-694 01 811 ISBN 978-3-88747-365-5 oder transit@transit-verlag.de) Warengruppe 1 121 Auch als E-Book 9 783887 473655
Wächtler berichtet spannend, fundiert und mit einer gepfefferten Prise Ironie von den ersten Verfahren während der 68er-Studentenproteste, von Prozessen gegen »Rädelsführer« wie Rolf Pohle, gegen Feministinnen wie Ingrid Strobl, Bürgerinitiativen (Wackersdorf), antiautoritäre Zeitschriften (das BLATT), gegen Kollegen, die Berufs- verbote bekommen sollten, gegen Studenten, die sich mit der heftig braunen Vergangenheit ihrer Professoren beschäftigten, oder West- und Ostspione nach der Wiedervereinigung. Manche dieser Prozesse liefen bis zum Bundesverfassungsgericht. In fast allen Fällen waren es »Gesinnungen«, also nicht in erster Linie Taten, um die es ging, sondern um unbequeme oder radikale politische Haltungen, die dem konservativen Gesellschaftsbild von Polizei und/oder Gerichten zuwiderliefen. »Justizgeschichte ist Kulturgeschichte. Der Autor Hartmut Wächtler, geboren 1944 in Bayreuth, studierte Ein Blick in die Gerichtssäle zeichnet Jura in Berlin und München und arbeitete schon vor sei- oft ein schärferes Bild der Gesellschaft ner Zulassung als Anwalt in der studentischen Rechts- hilfe. Er lebt und arbeitet in München und in Niederba als es ein ganzer Zirkel angesehenster yern. »Pfeifen und Johlen gehört zur Meinungsfreiheit«, Soziologen zustande bringen kann. In sagt er, »und wenn er vor Gericht auftritt, lässt er sich nichts gefallen.« (Süddeutsche Zeitung). diesem Buch schreibe ich über Menschen, Mit einem Vorwort von Christian Ströbele die seit dem Ende der 60er Jahre bis heute mit der Justiz aneinandergerieten und zu ›Fällen‹ wurden, die ich vor Gericht ausgefochten habe.« Prozess gegen Ingrid Strobl (links), Gerichtszeichnung: Theis, Düsseldorf, 1989
»Wenn es um Bürgerrechte geht und dem Staat die Rote Karte gezeigt wird, war und ist Wächtler nicht weit.« Süddeutsche Zeitung Hartmut Wächtler Originalausgabe Der Autor lebt in München Auslieferung Widerspruch Ca. 180 Seiten und Niederbayern gebunden m. Schutzumschlag Lesungen (Kontakt: 030-694 01 811 22.8.2018 Als Strafverteidiger in € 20 (D) / € 20,60 (A) oder transit@transit-verlag.de) politischen Prozessen ISBN 978-3-88747-366-2 Warengruppe 1 971 Mit einem Vorwort von Christian Ströbele Auch als E-Book 9 783887 473662
Ein 18-jähriger spielt Al Capone und liefert sich, unterstützt von seiner tapferen, aber gebrechlichen Mutter, ein mehrstündiges Gefecht mit der Polizei; eine polnische Arbeiterin springt in den Landwehrkanal, wird gerettet, behauptet fortan, die letzte lebende Zarentochter zu sein, und beschäftigt als »Fall Anastasia« Medien und Justiz auf der ganzen Welt; eine berühmte Kammersängerin wird ausgerechnet nach ihrem gefeierten Auftritt als Brun- hilde in Wagners »Götterdämmerung« vor der Oper erschossen; ein eleganter Autohändler pflegt eine vorbild- liche, jedoch teure Leidenschaft: er sammelt bibliophile Raritäten und wird, um dieser Passion frönen zu können, zum raffinierten Villeneinbrecher; ein kleiner, ausgebuffter Zocker gründet ein Wettunternehmen, bietet Anle- gern über fünfzig Prozent Rendite und macht den Rest der Welt um fast hundert Millionen Reichsmark leichter (das war schon so vor fast hundert Jahren); von einer Garage aus buddeln vier Männer den längsten Tunnel der Kriminalgeschichte zu einer Bank im noblen Viertel Schlachtensee und tauchen ab mit unerwartet reicher Beu- te. Solche Fälle, in denen es nicht um »einfache« Verbrechen, sondern um raffiniertes Einfädeln, Tricks oder li- stiges, intelligentes Ausnutzen menschlicher Schwächen oder auch um tragikomische Verstrickungen geht, sam- melt Carl-Peter Steinmann seit Jahren. Und natürlich bietet Berlin für seine spezielle Sammellust das geeignetste Terrain: Spekulation, Bandenwesen, internationale Verbindungen, Gutgläubigkeit, Angeberei und Raffgier waren und sind hier vorteilhaft versammelt. »Wer eine Geschichte gelesen hat, dem Der Autor Carl-Peter Steinmann wurde 1946 in Lerbeck/West- ergeht es so wie mit der geöffneten falen geboren und ist in Berlin aufgewachsen. Er lebt Pralinenschachtel: Erst wenn sie alle ist, dort als Stadterzähler. Zuletzt erschien von ihm »Von Karl May zu Helmut Newton« (2006), »Im Fluss der ist Ruhe. Das Leben, es schreibt doch die Zeit« (vergriffen, 2008) und und »Sonntagsspaziergän- besten Geschichten.« ge 2. Entdeckungen in Charlottenburg, Gesundbrun- nen, Grunewald, Karlshorst, Prenzlauer Berg, Stralau« . Christoph Stollowsky, Der Tagesspiegel Foto © Hans-Joachim Berger Vom Autor bei TRANSIT Lieferbar: 144 S., geb. m. Abb., 16,80 144 S., geb. m. Abb., 14,80 ISBN 978-3-88747-286-3 ISBN 978-3-88747-213-9
Unser erfolgreicher Klassiker – jetzt wieder lieferbar! Legendäre Verbrechen in Berlin, erzählt von Carl-Peter Steinmann Carl-peter Steinmann Neuauflage Der Autor lebt in Berlin Bereits Erschienen Tatort Berlin 176 Seiten Lesungen (Kontakt: 030-694 01 811 bezogener Pappband oder transit@transit-verlag.de) Erlesene Kriminalfälle € 18 (D) / € 18,50 (A) ISBN 978-3-88747-242-9 Warengruppe 1 122
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