Herbst 2018 - Transit Verlag

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Herbst 2018 - Transit Verlag
Herbst 2018
Herbst 2018 - Transit Verlag
Hannah Höch, geboren 1889, gilt heute als eine der bedeutendsten Künstlerinnen der klassischen Moderne,
sie war eine der wenigen Frauen im Kreis der Dada-Künstler. In der ersten Berliner Dada-Ausstellung 1919 zeigt
sie abstrakte Aquarelle und Collagen, gleichzeitig engagiert sie sich in der revolutionären »Novembergruppe«.
Während der Nazi-Diktatur zieht sie sich in ihr Häuschen mit Garten in Berlin-Heiligensee zurück. 1946 wer-
den ihre Fotomontagen und Bilder in Berlin wieder gezeigt. 1948 beteiligt sie sich an der »DADA-Retrospektive«
des Museum of Modern Art in New York – und damit beginnt ihre Wiederentdeckung.

              »Mir die Welt geweitet« – Hannah Höch. DAS ADRESSBUCH

»Ich möchte die festen Grenzen                              ● Zeigt den ganzen Kosmos dieser Ausnahmekünstle-
                                                            rin: ein internationales Netzwerk aus bekannten Malern,
verwischen, die wir Menschen –                              ­Literaten, Architekten, Musikern und Fotografen.
selbstsicher – um alles uns Erreich-                        ● Das Bild einer künstlerisch und politisch eminent wich-
                                                            tigen Epoche, zusammengesetzt aus spannend erzählten
bare zu ziehen geneigt sind.«
                                                            Biographien, überraschenden Details, zahlreichen Fotos,
Hannah Höch                                                 Gemälden und Porträts.
                                                            ● Ein Buch wie eine Wundertüte: eine Einladung zum
                                                            Staunen, Entdecken und Verschenken.
                                                            ● Halbleinenband mit Blindprägung und eingeklebtem
                                                            Foto, Lesebändchen, Fadenheftung, Kunstdruckpapier,
                                                            durchgängig vierfarbig mit über 150 Abbildungen und
                                                            Faksimiles.
                                                            ● Werbemittel: Publikumsflyer, A2-Halb-Streifenplakat
                                                            ● Große mediale Aufmerksamkeit
                                                            40. Todesjahr Hannah Höch
                                                            100. Gründungsjahr »Novembergruppe«
                                                            100. Gründungsjahr Berlin – Dada
Der Herausgeber                                             100 Jahre Bauhaus
Harald Neckelmann, 1965 geboren, Studium der Polito-
logie, Publizistik und Niederlandistik in Münster, Berlin
und Amsterdam. Auslandskorrespondent für den ARD-
Hörfunk, Dozent am Institut für Vergleichende Literatur-
wissenschaft der FU Berlin, zahlreiche Veröffentlichun-
gen zur Stadtgeschichte Berlins.
In langer Recherche hat er Namen und Personen ent-
schlüsselt, ihre Biographien und ihre Beziehung zu Han-
nah Höch herausgefunden. So entsteht nicht nur das
sehr lebendige Puzzle einer künstlerisch und politisch
wichtigen Epoche, sondern auch ein vielseitiges und
überraschendes Porträt von Hannah Höch.                                         Gefördert durch die
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»Eine Frau im verminten Dada-Gelände war vor 100 Jahren eine
    Rarität. Nicht von allen Herren aus der Bürgerschreck-Fraktion wurden Frauen
                   als Mitglieder der Bohème so richtig ernst genommen.«
                                      Jürgen Werth, NDR, über Hannah Höch

                                                                                                          

»Mir die Welt geweitet«       Originalausgabe                     Streifenplakat Best.Nr. 95545                 Auslieferung
Hannah Höch                   320 Seiten, Format 15 x 21 cm       Harald Neckelmann lebt in Berlin
Das Adressbuch                Halbleinenband mit Fadenheftung,    Lesungen (Kontakt: 030-694 01 811
                                                                                                                22.8.2018
                              Lesebändchen, durchgehend vier-     oder transit@transit-verlag.de)
Herausgegeben von             farbig, ca. 150 Abb. + Faksimiles
Harald Neckelmann             € 25 (D) / € 25,70 (A)              Umschlagabbildungen + U1:
                              ISBN 978-3-88747-364-8              Hannah Höch, 2 x 5, 1919 (Ausschnitt)
Wissenschaftliche Mitarbeit
                              Warengruppe 1 951                   @ VG Bild-Kunst, Nachlass Hannah Höch;        9 783887 473648
Marion Schmid
                                                                  Porträtfoto Hannah Höch, 1923-1925,
                                                                  © Berlinische Galerie, Nachlass Hannah Höch
Herbst 2018 - Transit Verlag
Hannah Höchs Adressbuch ist ein Kuriosum. Angelegt schon
                                                                 1917, weitergeführt und immer wieder durch zusätzliche Sei-
                                                                 ten ergänzt bis zu ihrem Tod 1978, enthält es weit über tausend
                                                                 Namen. Es entpuppt sich als wahre Fundgrube: künstlerische
                                                                 Freundschaften, riskante Biographien und verrückte Verbin-
                                                                 dungen werden sichtbar.

                                                               Hannah Höch wurde 1889 in Gotha geboren. Gegen den Willen
                                                               ihrer Eltern begann sie 1912 ein Studium an der Kunstgewerbe-
                                                               schule in Berlin.
        Seit 1915 enge Verbindung zu Künstlern aus dem Umkreis von
        Herwarth Waldens Galerie »Der Sturm«, besonders zu Raoul
        Hausmann. 1916 beginnt sie als eine der ersten mit Fotocollagen
        und -montagen. Seit 1917 Teil der Berliner Dada-Bewegung und
        Mitglied der »Novembergruppe«, die Kunst als Motor der gesell-
        schaftlichen Aufbruchstimmung nach dem Ersten Weltkrieg be-
                                                          griff. 1926-1929 lebte
                                                          sie mit der Schrift-
                                                          stellerin Til Brugman
                                                          in Holland, seit 1929
                                                          wieder in Berlin. Ihre
                                                          erste große Ausstel­
                                                          lung im Bauhaus Des­-
                                                          sau wird 1932, kurz
                                                          vor der Eröffnung, von
                                                          der nationalsozialisti-
                                                          schen Regierung Thü-
                                                          ringens verhindert.
                                                                                  Raoul Hausmann, Zeichnung Hannah Höch, um 1919
                                                          Nach der Trennung
                                                          von Brugman zieht Hausmann, Raoul, 1886 Wien – 1971 Limoges, Maler, Schrift-
                                                          sie mit Kurt Matthies, steller, Mitgründer der Dada-Bewegung.
                                                          den sie beim Bergstei- Von 1915 bis zur Trennung 1922 mit Hannah Höch liiert.
                                                                                  Sie schrieb über ihn: »Er brüllte seine spröden, grimmigen
                                                          gen kennengelernt
                                                                                  Lautgedichte. ›Da häuften sich die Schlaganfälle im Saal‹,
                                                          und inzwischen ge- wie Alfred Kerr am nächsten Tag behauptete.«
                                                          heiratet hatte, 1939
                                                          in ein ehemaliges Flugwärterhäuschen in Berlin-Heiligensee. Die
                                                          Ehe wurde 1944 wieder geschieden.
                                                          Während ihrer Inneren Emigration (die Nazis hatten sie zur »Kul-
Til Brugman und Hannah Höch,                              turbolschewistin« geadelt) lebte und arbeitete sie nach 1933 in
Fotografiert von Raoul Hausmann, Berlin, 1930
                                                          völliger Isolation. Nach 1945 wieder Ausstellungen in Berliner
Brugman, Til, 1888 Amsterdam – 1958 Gouda, Schriftstelle- Galerien, Neu- und Wiederentdeckung als Malerin durch interna-
rin und Mitgründerin der holländischen Dada-Bewegung. tionale Ausstellungen. Sie stirbt im Mai 1978 in Berlin.
Hannah Höch lernte sie auf ihrer Niederlande-Reise im
Sommer 1926 mit Kurt und Helma Schwitters kennen und
wurde für fast zehn Jahre ihre Lebensgefährtin. Hannah
Höch schrieb im Oktober an ihre Schwester: »Ich bin und
werde mit Til sehr glücklich sein. Wir werden ein Exem-
pel leben wie zwei Frauen ein ganzes reiches und ausbalan-
                                                           Abbildungen: Berlinische Ga-
ciertes Leben formen können.«                              lerie, Nachlass Hannah Höch
Herbst 2018 - Transit Verlag
Aus dem Adressbuch (verkleinert)

                      A

                                  021 Amsterdam: »kunstinteressierte Leute durch«
                                  021 Eesteren van, Cornelis (1897 Alblasserdam – 1988 Amster-
                                  dam)                                                                  einflussreiche Position innehatte. Ihre Freundschaft wurde wie-         Cornelis von Eesteren bei
                                  Niederländischer Architekt, Stadtplaner                               derbelebt, als Höch 1939 ein letztes Mal die Niederlande besuchte       Hannah Höch in Berlin-
                                  Hannah Höch lernte durch van Eesteren viele »kunstinteressierte       und van Eesteren ihr seine letzten städtebaulichen Arbeiten zeig-       Heiligensee, 1958
                                  Leute« in den Niederlanden kennen. Er gehörte zum avantgardis-        te, u.a. auch das im Stil der modernen Amsterdamer Architekten-
                                  tischen Kreis von De Stijl um Theo van Doesburg (076), der sich       schule zusammen mit Jan Wils entworfene Waldparkstadion, in
                                  der rationalistischen Einheit von Kunst und Technik programma-        dem 1928 die Olympischen Spiele stattfanden.
                                  tisch fühlte. Höch traf van Eesteren erstmals 1926 in den Nieder-     Die langjährige Bekanntschaft bezeugen zahlreiche Briefe im Han-
                                  landen.                                                               nah-Höch-Archiv – besonders jener vom April 1958, in dem van
                                  Der Architekt gewann 1921 den internationalen Kunstpreis Prix         Eesteren Hannah Höch von dem schlechten Gesundheitszustand
                                  de Rome und bereiste Deutschland, u.a. Berlin. Er war 1925 Ge-        Til Brugmans, ihrer langjährigen Lebensgefährtin, berichtete, die
                                  winner des Wettbewerbs zur Neugestaltung »Unter den Linden«           am 24. Juli 1958 starb: »Sie war mehr oder weniger abwesend. /
                                  in Berlin und Teilnehmer der Novembergruppe-Ausstellungen             Am liebsten war ihr, dass ich nichts sagte und nur bei ihr saß, was
                                  1925 und 1926 (s. 032 Belling). In den Jahren 1927 bis 1930 arbei-    ich dann auch getan habe. / Ich wollte Dir dieses nur so berichten.
                                  tete er als Dozent an der Staatlichen Hochschule in Weimar. Er        Alles Gute wünschen wir Dich in Erinnerung an den fruchtbaren
 Cornelis von Eesteren            gehörte zu dem großen Til Brugmannschen (032) Freundeskreis           Kontakt mit Deiner Welt.«
 während eines Besuchs in         in den Niederlanden, wo er sich in unterschiedlichen Avantgarde-      Eesteren traf Höch ein letztes Mal in Berlin im Oktober 1977. Sie
 Mendon, 1923                     zirkeln engagierte – wie z.B. seit 1925 in der Rotterdamer Gruppe     notiert: »›Ist ein glücklicher Mensch‹ wie er sagt. (…) Er ist nun
                                  Opbouw 2 – und von 1929 bis 1959 als Chefarchitekt, Stadtplaner       sehr holländisch. Weiss nichts mehr von den alten Freunden, mit         Postkarte von Hannah Höch,
                                  und Leiter des Amtes für Stadtplanung der Stadt Amsterdam eine        Ausnahme von Til mit der er bis zuletzt befreundet war.« Van            1938

                            96   M                                                                                                                                     M       | 97

                                 Hannah Höchs Ehemann, Kurt Matthies, arbeitete als Vertreter           war ein Zwangsneurotiker und konnte Unordnung und Verwir-
                                 und tourte mit Auto und Wohnwagen, oft begleitet von Hannah            rung nicht ertragen. Zum Beispiel litt er schwer darunter, wenn
                                 Höch, durch ganz Deutschland. Ihr Bruder Walter war Berliner           der Tisch nicht mit absoluter Symmetrie gedeckt war. Mit ihm
                                 Generalvertreter der noblen Automarke Horch und verkaufte ihm
                                 1939 einen schweren Horch 8-Zylinder. Auf ihrer ersten Fahrt
                                 brach der riesige Wagen fast zusammen. Hannah Höch, die sel-
                                 ber, zunächst auch ohne Führerschein, sehr gut Auto fuhr, notier-

 Hannah Höch, vor ihrem
 Wohnwagen, 1939

 Horch 830-Modell, 1938                                                                                                                                                       Piet Mondrian, 1931

                                                                                                        im Restaurant zu essen, zählte zu den seltsamsten Erlebnissen.
                                 te: »Horch nicht in Ordnung. Furchtbar laut«, und: »Ich finde es
                                                                                                        Ich habe immer festgestellt, daß ein so geordneter Kunststil (…)
                                 schlimm, dass wir unser liebes Opel-Zugtier nicht mehr haben.
                                                                                                        nur in Holland entstehen konnte, wo sogar die Tulpenfelder eine
                                 Alles ist zu gewaltig. Ich werde ihn nie fahren können. Ein furcht-
                                                                                                        Ordnung aufweisen, die die Begriffe eines deutschen Gärtners
                                 barer Radaubruder. – Haben kurz vor Braunschweig auf der Auto-
                                                                                                        weit übersteigt (…). Ich konnte Mondrians Kunst wohl schät-
                                 bahn übernachtet. Ganz deprimiert.«
                                                                                                        zen, fühlte jedoch niemals Verlangen nach einem so rationellen
                                 254 Mondrian, Piet 1872 Amersfoort – 1944 New York, Maler.
                                                                                                        Stil. Ich brauche mehr Freiheit.« 1925 erschien in der Reihe der
                                 Höch kam 1924 zum ersten Mal nach Paris, die van Doesburgs
                                                                                                        »Bauhausbücher« eine deutsche Übersetzung von »Le néoplasti-
                                 (076) luden sie zu sich nach Hause, zu »Thee und Essen« ein. Dort
                                                                                                        cisme« unter dem Titel »Die neue Gestaltung«, eine Zusammen-
                                 lernte Höch Mondrian kennen, einen leidenschaftlichen Tänzer,
                                                                                                        fassung von Mondrians Aufsätzen.
                                 der von Nelly van Doesburg am Klavier begleitet, tanzte.
                                                                                                        Mondrian hatte 1911 seinen Wohnsitz in Amsterdam aufgegeben,
                                 Mondrian trat ein Jahr später aus der Gruppe De Stijl aus. Nach sei-
                                                                                                        um nach Paris zu ziehen. Dort vereinfachte er auch seinen Namen
                                 ner Meinung war Theo van Doesburg den Grundsätzen der »Neu-
                                                                                                        und schrieb ihn nur noch mit einem »a«. Im Mai 1912 nahm er
                                 en Gestaltung« untreu geworden. Im selben Jahr erhielt Mondri-
                                                                                                        sich ein Atelier in der Rue du Départ 26 auf dem Montparnasse.
 Nelly van Doesburg, Piet        an Besuch von Höch, nachdem sie sich in ihr Reisetagebuch den          1913 stellte Mondrian auf dem Ersten Deutschen Herbstsalon in
 Mondrian und Hannah Höch,       genauen Hinweg notierte: »direkt am Bahnhof lang / Boulev. du
 1924                                                                                                   Berlin aus. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte 1914       Blick auf Mondrians Atelier,
                                 Montparnasse«. Sie beschreibt ihn als »trocknen Bursch«: »Er           seine Rückkehr aus den Niederlanden nach Paris. 1915 begegnete        Paris, Rue du Départ
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Interview mit Gerd Zahner über seinen Roman   GOSTER
                                              Es kommt selten vor, dass aus einem Manuskript zuerst ein
                                              Film wird, dann erst ein Buch.

                                              Gerd Zahner: »Ich habe meinem Schulfreund Didi Danquart,
                                              wir wohnten in Singen nur 200 Meter voneinander entfernt,
                                              das Manuskript geschickt, er war begeistert und hat es ziem-
                                              lich schnell verfilmt. In den Hauptrollen spielen Bruno Catho-
                                              mas den Goster und Julia Riegler die Hannelore Klost. Der Film
                                              hatte Premiere bei den Münchner Filmfestspielen im Sommer
                                              2016 und wurde vom Feuilleton sehr gefeiert. 2017 war er im
                                              Ersten Programm der ARD zu sehen, 2018 wurde er für den
                                              Grimme-Preis nominiert.«

                                              Dass eine Waffe von selbst losgeht, kann passieren. Im Buch
                                              aber scheinen sie gezielt zu morden, in einer Rotlicht-Kaschem-
Plakat zum Film »Goster«                      me richten automatische Waffen ein regelrechtes Blutbad an.

                                              Gerd Zahner: »Für Goster ist das Anlass, über die ›Autonomie
                                              der Dinge‹ nachzudenken. Eine These: Wenn immer mehr
»… es ist eine Mischung aus Pulp,             Menschen Waffen haben, müssten sie immer schneller schie-
Poesie und Philosophie, Real-                 ßen. ›Und das schneller Schießen wird immer schneller, bis
und Animationsfilm, Komik und                 die Waffen von selbst schießen.‹ Das ist sogar ziemlich nah
Spannung – ein Wagnis, wie man                an der Realität. Zwar sind vollautonome Kampfroboter noch
es im Fernsehen selten sieht.«                Science Fiction, doch schon jetzt werden häufig teilautonome
Arno Frank, Spiegel Online, über den Film     Waffensysteme eingesetzt.«
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    Neben dem schrägen Plot und dem rasant erzählenden Stil erfreu-        »›Goster‹ fehlt es nicht an Ideen und
    en die Leser immer wieder melancholisch-philosophische Sätze aus       ausgefallenen Szenen. Die Putzfrau
    Gosters Mund.                                                          Ayse wird zur Philosophin. Und der
                                                                           theatralische Goster, der seine eigene
    Es macht Spass, einen Kriminalkommissar als Grübler oder sogar         Waffe bald nur noch im Kühlschrank
    als Poeten hinzustellen, der Sachen sagen kann wie: »Nichts ist bil-   aufbewahrt, liest zur Entspannung
    liger zu haben als ein Schicksal.« Übertroffen wird er beim Philoso-   Nietzsches ›Jenseits von gut und böse.
    phieren übrigens von seiner türkischen Putzhilfe Ayse. Aber keine      Vorspiel einer Philosophie der
    Bange, »Goster« ist keine theoretische Abhandlung, sondern ein         Zukunft‹.«
    handfester, unterhaltsamer Krimi mit sehr ungewöhnlichen Figu-         Matthias Hannemann, FAZ, über den Film
    ren, die man hoffentlich nicht so schnell vergisst.

                                                                           Der Autor
                                                                           Gerd Zahner, 1957 in Singen/ Bodensee geboren, stu-
                                                                           dierte in Freiburg und Berlin Rechtswissenschaften
                                                                           und lebt in Konstanz als Rechtsanwalt und Theater-
                                                                           kritiker. Er schrieb zahlreiche Theaterstücke. »Goster«
                                                                           ist sein erster Roman. Er wurde 2016/17 von Didi Dan-
                                                                           quart verfilmt, 2017 in der ARD und auf dem Münch-
                                                                           ner Filmfest gezeigt und war für den Grimme-Preis
                                                                           2018 nominiert.
                                                                           FAZ online über den Film und die Romanvorlage: »Die
                                                                           Ästhetik verzaubert, die strenge Atmosphäre be-
                                                                           rauscht, die Geschichte ist außergewöhnlich und ab-
                                                                           surd in Perfektion.«
                                                                           Foto © Bjørn Jansen
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Ein nackter Mann liegt mit einer Geranienblüte im Haar tot vor einem Wohnhaus. Als Kommissar Goster die
Wohnung stürmen will, aus der der Mann vermutlich gefallen ist, wird durch die geschlossene Tür geschossen.
Ein Kollege ist tot, Goster erleidet einen Herzinfarkt und kann sich an nichts mehr erinnern. Als die Wohnung
schließlich aufgebrochen wird, ist sie leer, keine Spur von einem Täter, nur die Pistole liegt einsam auf dem
Fußboden. Hat der Schuss sich von selbst gelöst?
Goster, ein stoischer, zum Philosophieren neigender Ermittler (»Es gibt keine Zufälle, es gibt nur Ereignisse.«)
und seine eher pragmatische Assistentin stoßen in ihren Recherchen auf eine rätselhafte Schöne, die mit einem
Immobilienmakler liiert ist und in einer »Bewegung nackte Wohnung« per Internet riskante Sex-Dates vermit-
telt. Ist sie die Täterin, hat sie auf Goster geschossen? In vielen skurrilen und abenteuerlich-komischen Szenen
entblättert sich der Fall, nicht ohne Unterstützung von Gosters türkischer Putzhilfe Ayse, die ihn in irritieren-

                                   »
de Gespräche über den Krieg der Waffen gegen die Menschen verwickelt.


                                                 Goster wurde am zweiten Jahrestag der Trennungsfahrt von
                                                 Italien-Hilde in die Arnoldstraße gerufen. Die Bereitschafts-
                                                 polizei hatte dort einen Toten entdeckt, der nackt im Früh-
                                                 lingsgarten lag, ausgestreckt zwischen wilden und gepflanzten
                                                 Narzissen. Die Narzissen hatten hälftig gelbe Blüten, die ande-
                                                 ren beinahe schneeweiß, was Goster erfreute.
Goster schickte alle zum Teufel.                 »Er ist wahrscheinlich aus dem dritten Stock gefallen.«
                                                 Goster blickte skeptisch nach oben, weil alle Fenster der Vor-
Ein Streifenpolizist rief Goster
                                                 derfront verschlossen schienen.
noch nach: »Das können Sie                       »Er hat eine rote, geknickte Geranienblüte im Haar. Dieses
                                                 Fenster besitzt als einziges Geranienblumenkästen und die
nicht machen, wir haben keine
                                                 Pflanzen sind auch frisch abgeknickt, vielleicht von ihm da.
Personalien!«                                    Oben waren wir noch nicht.«
                                                 Die Polizistin, die diese Informationen übermittelte, hatte ein
»Nehmen Sie doch Ihre.«
                                                 rundes, waches Gesicht und zeigte hinauf.
                                                 Goster dachte: ›Sie gehört zu jener Art Frauen, die jeden Satz
                                                 zuerst genauestens abwägen, ehe sie ihn laut aussprechen,
                                                 deshalb, weil jeder Satz im Gesamten auch Auskunft über die
                                                 Sprechende gibt. Sie hätte Jura studieren und seine Vorgesetz-
                                                 te werden können, aber das ist sie nicht geworden, sondern nur
                                                 eine kluge Bereitschaft im Dienst.‹
                                                 Goster dankte, schritt durch die offene Haustür über eine Holz­
                                                 treppe nach oben in den dritten Stock. Ein dicker Polizist trat,
                                                 nach drei Klingelversuchen, die Wohnungstür ein. Die Woh-
                                                 nung war leer. Goster ließ den Dicken vorausgehen. Ein Ge-
                                                 fühl bemächtigte sich seiner, das er später in Worten schlecht
                                                 wiedergeben konnte. Er beschrieb dieses Gefühl dem Staats-
                                                 anwalt so: »Aus einem bösen Traum erwachen wollen und es
                                                 nicht können.«
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             »Ein sinnenfreudiger Krimi, reich an delikaten Verwicklungen, bewusst
               abseits des Gängigen angesiedelt, nachdenklich, melancholisch –
                  und auf eigene und sehr kluge Weise ausgesprochen witzig.«
                                Frankfurter Rundschau über den Film »Goster«
    
    

                                                                                                         N
                                                                                                     T IO S P
                                                                                            IM A K

                                                                                                                  AK
                                                                                                                   ET
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    Gerd Zahner         Originalausgabe                 Leseexemplar anfordern              Auslieferung
    Goster              160 Seiten                      Streifenplakat Best.Nr. 95546
                        gebunden m. Schutzumschlag      Gerd Zahner lebt in Konstanz
                                                                                            22.8.2018
    Roman
                        € 18 (D) / € 18,50 (A)          Lesungen (Kontakt: 030-694 01 811
                        ISBN 978-3-88747-365-5          oder transit@transit-verlag.de)
                        Warengruppe 1 121

                        Auch als E-Book                                                     9 783887 473655
Herbst 2018 - Transit Verlag
Wächtler berichtet spannend, fundiert und mit einer gepfefferten Prise Ironie von den ersten Verfahren während
der 68er-Studentenproteste, von Prozessen gegen »Rädelsführer« wie Rolf Pohle, gegen Feministinnen wie Ingrid
Strobl, Bürgerinitiativen (Wackersdorf), antiautoritäre Zeitschriften (das BLATT), gegen Kollegen, die Berufs-
verbote bekommen sollten, gegen Studenten, die sich mit der heftig braunen Vergangenheit ihrer Professoren
beschäftigten, oder West- und Ostspione nach der Wiedervereinigung. Manche dieser Prozesse liefen bis zum
Bundesverfassungsgericht. In fast allen Fällen waren es »Gesinnungen«, also nicht in erster Linie Taten, um die
es ging, sondern um unbequeme oder radikale politische Haltungen, die dem konservativen Gesellschaftsbild von
Polizei und/oder Gerichten zuwiderliefen.


»Justizgeschichte ist Kulturgeschichte.                                           Der Autor
                                                                                  Hartmut Wächtler, geboren 1944 in Bayreuth, studierte
Ein Blick in die Gerichtssäle zeichnet                                            Jura in Berlin und München und arbeitete schon vor sei-

oft ein schärferes Bild der Gesellschaft                                          ner Zulassung als Anwalt in der studentischen Rechts-
                                                                                  hilfe. Er lebt und arbeitet in München und in Niederba­
als es ein ganzer Zirkel angesehenster                                            yern. »Pfeifen und Johlen gehört zur Meinungsfreiheit«,

Soziologen zustande bringen kann. In                                              sagt er, »und wenn er vor Gericht auftritt, lässt er sich
                                                                                  nichts gefallen.« (Süddeutsche Zeitung).
diesem Buch schreibe ich über Menschen,
                                                                                  Mit einem Vorwort von Christian Ströbele
die seit dem Ende der 60er Jahre bis heute
mit der Justiz aneinandergerieten und
zu ›Fällen‹ wurden, die ich vor Gericht
ausgefochten habe.«

Prozess gegen Ingrid Strobl (links), Gerichtszeichnung: Theis, Düsseldorf, 1989
»Wenn es um Bürgerrechte geht und dem Staat die Rote Karte gezeigt wird,
                           war und ist Wächtler nicht weit.«
                                        Süddeutsche Zeitung



Hartmut Wächtler          Originalausgabe               Der Autor lebt in München           Auslieferung
Widerspruch               Ca. 180 Seiten                und Niederbayern
                          gebunden m. Schutzumschlag    Lesungen (Kontakt: 030-694 01 811
                                                                                            22.8.2018
Als Strafverteidiger in
                          € 20 (D) / € 20,60 (A)        oder transit@transit-verlag.de)
politischen Prozessen     ISBN 978-3-88747-366-2
                          Warengruppe 1 971
Mit einem Vorwort von
Christian Ströbele        Auch als E-Book                                                   9 783887 473662
Ein 18-jähriger spielt Al Capone und liefert sich, unterstützt von seiner tapferen, aber gebrechlichen Mutter, ein
mehrstündiges Gefecht mit der Polizei; eine polnische Arbeiterin springt in den Landwehrkanal, wird gerettet,
behauptet fortan, die letzte lebende Zarentochter zu sein, und beschäftigt als »Fall Anastasia« Medien und Justiz
auf der ganzen Welt; eine berühmte Kammersängerin wird ausgerechnet nach ihrem gefeierten Auftritt als Brun-
hilde in Wagners »Götterdämmerung« vor der Oper erschossen; ein eleganter Autohändler pflegt eine vorbild-
liche, jedoch teure Leidenschaft: er sammelt bibliophile Raritäten und wird, um dieser Passion frönen zu können,
zum raffinierten Villeneinbrecher; ein kleiner, ausgebuffter Zocker gründet ein Wettunternehmen, bietet Anle-
gern über fünfzig Prozent Rendite und macht den Rest der Welt um fast hundert Millionen Reichsmark leichter
(das war schon so vor fast hundert Jahren); von einer Garage aus buddeln vier Männer den längsten Tunnel der
Kriminalgeschichte zu einer Bank im noblen Viertel Schlachtensee und tauchen ab mit unerwartet reicher Beu-
te. Solche Fälle, in denen es nicht um »einfache« Verbrechen, sondern um raffiniertes Einfädeln, Tricks oder li-
stiges, intelligentes Ausnutzen menschlicher Schwächen oder auch um tragikomische Verstrickungen geht, sam-
melt Carl-Peter Steinmann seit Jahren. Und natürlich bietet Berlin für seine spezielle Sammellust das geeignetste
Terrain: Spekulation, Bandenwesen, internationale Verbindungen, Gutgläubigkeit, Angeberei und Raffgier waren
und sind hier vorteilhaft versammelt.


»Wer eine Geschichte gelesen hat, dem                             Der Autor
                                                                  Carl-Peter Steinmann wurde 1946 in Lerbeck/West-
ergeht es so wie mit der geöffneten                               falen geboren und ist in Berlin aufgewachsen. Er lebt

Pralinenschachtel: Erst wenn sie alle ist,                        dort als Stadterzähler. Zuletzt erschien von ihm »Von
                                                                  Karl May zu Helmut Newton« (2006), »Im Fluss der
ist Ruhe. Das Leben, es schreibt doch die                         Zeit« (vergriffen, 2008) und und »Sonntagsspaziergän-

besten Geschichten.«                                              ge 2. Entdeckungen in Charlottenburg, Gesundbrun-
                                                                  nen, Grunewald, Karlshorst, Prenzlauer Berg, Stralau« .
Christoph Stollowsky, Der Tagesspiegel
                                                                  Foto © Hans-Joachim Berger

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144 S., geb. m. Abb., 16,80   144 S., geb. m. Abb., 14,80
ISBN 978-3-88747-286-3        ISBN 978-3-88747-213-9
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             Legendäre Verbrechen in Berlin, erzählt von Carl-Peter Steinmann



Carl-peter Steinmann           Neuauflage               Der Autor lebt in Berlin            Bereits Erschienen
Tatort Berlin                  176 Seiten               Lesungen (Kontakt: 030-694 01 811
                               bezogener Pappband       oder transit@transit-verlag.de)
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                               € 18 (D) / € 18,50 (A)
                               ISBN 978-3-88747-242-9
                               Warengruppe 1 122
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