Dvorak | Klaviertrios 3 & 4 - Tetzlaff/Tetzlaff/Vogt - Das Pfeifenblog

 
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Dvorak | Klaviertrios 3 & 4 –
Tetzlaff/Tetzlaff/Vogt
Die beiden Klaviertrios op.65 und op. 90 sind Dvoraks
Spätwerken (1883 und 1891) zuzuordnen und unterliegen im
Gegensatz zu anderen kammermusikalischen Werken des
tschechischen Komponisten einer durchgehenden, vielleicht noch
romantischen Melancholie. Sie zählen mit zu seinen letzten
Werken dieser Gattung, bevor er in den wenig noch verbliebenen
Lebensjahren (†1904) nur noch Opern schrieb. Das Trio um
Geiger Christian Tetzlaff, am Violincello seine Schwester
Tanja Tetzlaff und der erfahrene Klavierbegleiter Lars Vogt,
spielt beide Trios mit großer Leidenschaft und dennoch der
Moll-Stimmung entsprechend einfühlsam. Die Harmonie und
Perfektion der Musiker fördert den Genuß und dominiert diese
inspirierte Einspielung nicht als prägendes Kriterium.

Im f-moll Trio reflektiert Dvorak auf den Tod der Mutter Anna
Dvořáková (1820-1882) und läßt in der Komposition die Trauer
zur beherrschenden Stimmung werden, dennoch führt das Trio
immer wieder zu dramatischen Höhepunkten und zu lichtvolleren
Momenten, als sie die Moll-Tonart vorgibt.
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Im Gegensatz dazu finden wir im im Klaviertrio Nr.4 mit dem
Untertitel „Dumky“ eine energiegeladene Melancholie, die den
Hörer in die tschechische Folklore und deren Lieder und
Melodien mitnimmt. Diese Komposition mit ungewöhnlichen 6
Sätzen hat zwar die Tonart e-moll angegeben, wechselt aber in
den Sätzen zwischen Moll und Dur. Ausnahme ist der zweite Satz
(Poco Adagio – Vivace non troppo in cis-moll) und der Fünfte
in Es-Dur.

Das Dumky-Trio folgt den früheren Slawischen Tänze op. 46
(1878) und op. 72 (1886), die eindeutig von den Ungarischen
Tänzen seines Lebensfreundes Brahms inspiriert waren. Während
die ersten 3 Sätze durchaus eine Gesamthandlung bilden, sind
die Sätze vier bis sechs eigentlich eigenständige,
zusammenhanglose Kompositionen Lieder oder Tänze gleicher
„Natur“.

 In der Gesamtheit sind beide Trios sehr schöne Beispiele für
 die Wandlungen in der Endzeit der klassisch-romantischen
 Literatur. Das Hören erfordert Aufmerksamkeit, wenn es denn
 genußvoll    sein   soll,   insbesondere     durch   diese
 leidenschaftliche, stimmungsvolle Interpretation der
 außergewöhnlichen Musiker. Nehmen Sie sich die Zeit und
 lassen Sie sich auf ein gut siebzigminütiges Konzert ein,
 dessen Zugaben Sie daheim selbst bestimmen können.

Die Aufführung wurde als live-Aufnahme im April 2018 im
Sendesaal Bremen aufgezeichnet und ist von erstklassiger
Aufnahme- und Wiedergabequalität.

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Christian Tetzlaff – Violine
Tanja Tetzlaff – Violoncello
Lars Vogt – Piano
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Antonin Dvorak -1841-1904:
Klaviertrio Nr. 3 f-moll op. 65
Klaviertrio Nr. 4 e-Moll, op.90 (Dumky Trio)

Brixtonboogie | Urban Blues
Ja – das ist wieder mal so eine Sache, diese deutsche Band
kennt kaum jemand. Der Prophet im eigenen…. und so. Im
spannenden 5-Teiler „Die Protokollantin“ war der Song „Love
will do“ ein richtiger Earcatcher. Die gesamte CD ist alles
andere als ein dumpfes Bluesgegrummel-Album. Geschickte
Samples mit der Stimme von John Lee Hooker und viele andere,
moderne Samples machen aus der CD ein tolles Hörerlebnis. So
geht Blues auch, endlich mal jemand außer Seasick Steve (tritt
übrigens am 28.10. in München auf – bereits ausverkauft), der
keine Langeweile aufkommen läßt und bei dem man nicht jeden
Titel in 100.000 Versionen gefiddelt im Ohr hat. Wer mehr über
Brixtonboogie wissen möchte, muß lesen.

Alle anderen können jetzt hören.
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Abdullah   Ibrahim   (Dollar
Brand) – The Balance
Das ich hier im Pfeifenblog noch nie über Abdullah
Ibrahim gesprochen habe, konnte ich nicht glauben. Aber
das durchforsten unseres Audio Pools (mit den drei
Auswahl-Buttons     unter    jedem   Audio    Bericht)

brachte tatsächlich kein Ergebnis. Nun bietet das
soeben am 28.06.2019 veröffentlichte 49.(!) Album
(zumindest soviele sind in meiner Sammlung, sicher gibt
es noch einige mehr) des südafrikanischen 84 jährigen
„Elder Statesman“ Musikers Gelegenheit, das Versäumnis
nach zu holen.
Entdeckt und gefördert von Duke Ellington, zählt Abdullah
Ibrahim nach den Giganten Keith Jarrett und Marcus Roberts
(keine Verwandschaft zur schönen Julia Roberts) für mich zu
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den herausragenden Lautmalern unter den Jazz-Pianisten.
Meilensteine: Good News from Africa (1973) und African
Marketplace (1996), aber jedes seiner Alben ist eigentlich ein
solcher. Der internationale Durchbruch erfolgte auf dem
Newport Festival 1965 – immerhin 54 Jahre her. Seitdem hat
sich der Südafrikaner, der lange Jahre als Apartheidverfolgter
durch die Welt nomadisieren mußte, einen festen Platz in der
Reihe der Götter des Jazz erspielt, mit zahlreichen hat er
zusammengearbeitet, darunter John Coltrane, Ornette Coleman,
Don Cherry und natürlich Duke Ellington.

In einem Interview der Zeitschrift „Zeit“ aus dem Jahre 2013
lesen wir:

 Ich habe schon immer, mein Leben lang, nach einem bestimmten
 Klang gesucht. Ende der sechziger Jahre, ich lebte
 zwischenzeitlich in New York, wurde diese Suche immer
 schlimmer. Ich fuhr Tag und Nacht durch die Straßen, ein
 rastloser Afrikaner in Amerika, der nicht begriff, was ihn
 umtrieb: Es war gar nicht der Klang, es war die Stille, die
 Stille in der Musik … [und] … es gibt Leute, die nur spielen
 können, wenn sie ein Notenblatt vor sich haben. Wir anderen
 aber improvisieren, ohne das Ziel zu kennen. Das macht uns
 frei. Wir fürchten uns nicht vor Situationen, die wir nicht
 kennen. Wir haben einen Song, haben Rhythmus, Harmonie,
 Tonlage – und dann fangen wir an, damit zu spielen, stellen
 alles auf den Kopf … Wir Jazzmusiker haben keine Angst, die
 Dinge laufen zu lassen.

Statt jetzt eine detaillierte Schilderung seines letzten
Werkes The Balance mit tranzendentalen Aspekten zu verfassen,
biete ich hier an: anhören, staunen, begeistert sein. Für
diejenigen, die bisher keine Kenntnis von Abdullah Ibrahim
(Dollar Brand – vor der Konvertierung zum Islam) haben: in
allen seinen Werken findet sich die unikate und geniale
Verschmelzung von afrikanischen und amerikanischen (Jazz-)
Musikströmungen. So auch auf dem gerade erschienenen Album The
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Balance. War die zuletzt vor vier Jahren veröffentlichte
Aufnahme The Song Is My Story ein Soloprojekt, so breitet das
neue Album -mit Band- mit 10 Titeln den ganzen Abdullah
Ibrahim Kanon vor uns aus. Konzertant? Frei? Schwebend?
Emotional? JA!

Fast alle diese Alben zählen zu meinen Favoriten, allerdings
bevorzuge ich die Soloaufnahmen und die mit kleiner Besetzung.
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Yaron    Herman                           |         Trio
überzeugend
Wer den Komponisten und Pianisten Ludovico Einaudi, nach zu
Karriebeginn wundervollen Kompositionen – man denke an Le
Onde(!) – nun nur noch sülzgeschmalzt, widerlich überplüscht
und womöglich nur dem Kommerz verpflichtet findet, wem das
Jahrhundertgenie Keith Jarrett nicht immer zugänglich, George
Winston zu ballastig und stark dem Gospel und New Age
hingewendet ist, Herbie Hancock wie Rock Kollege Santana
mittlerweile alles und mit jedem spielt, was per se ja nicht
schlecht sein muß, aber für Musikliebhaber meistens wenig
erträglich erscheint, der kann sich noch zu Marcus Roberts und
Brad Mehldau flüchten. Oder -und das wird heftig empfohlen –
sich intensiv mit dem (für den Jazz noch jungen) Israeli Yaron
Herman (1981) beschäftigen, der tief eingebunden in die
französische Jazz-Szene, seit Jahren in Paris lebt.

                            In der Klick-Klack Sendung des
                            BR Klassik vom 08.05.2019,
                            diesmal moderiert von Cellistin
                            Sol Gabetta, hörte ich erstmals
                            von ihm und war so begeistert,
                            daß ich innerhalb einer Woche
                            alle Alben zusammengekauft habe,
                            die es seit des Ersten gibt.
                            Mehr über Yaron Herman finden
                            Sie hier, damit erspare ich mir
                            ein wenig Arbeit. Als Album des
                            Monats stelle ich hier das
soeben erschienene „Songs of the Degrees“ mit dem aktuellen
Yaron Herman Trio, dem neben dem Pianisten der iranisch-
amerikanischen Bassist Sam Minaie und der überragende
israelische Schlagzeuger Ziv Ravitz angehören. Und die
bedienen das modern und dennoch wesentlich traditionell
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präsentierte klassische Trioformat so wundervoll und mit einer
Perfektion, die nur inspiriert und keineswegs affektiert daher
kommt. So erzeugen wahre Musiker pure Jazz Emotion, mit dem
einzigen Ziel, den Hörer zu berühren und zu unterhalten. Was
für ein Album !

Eleni Karaindrou – Concert in
Athens 2010
Eleni Karaindrou zählt zu den bekanntesten Komponisten von
Theater – und Filmmusik in Griechenland und ist längst
international eine Berühmtheit. Die heute 79-jährige hat mit
ihren Filmmusiken entscheidend zur Prägung der Filme des 2012
verstorbenen Theodoros Angelopoulos (u.a. Ulysses Gaze, Die
Bienenzüchterin) beigetragen. Immer wieder arbeitet sie mit
Stars wie Kim Kashkashian (Viola), Jan Garbarek (Saxophon) und
Vangelis Christopoulos (Oboe) zusammen, unterstützt vom
Camerata Friends of Music Orchestra unter Alexandros Myrat.
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Herausragend: das denkwürdige dreitägige Konzert mit Sängerin
Maria Farantouri aus dem Jahre 2005, veröffentlich bei ECM auf
CD Elegy Of The Uprooting.
2010 kehrte sie mit den Stargästen Kim Kashkashian, Jan
Garbarek, Vangelis Christopoulos und dem Camerata Orchester
zurück in die Athener Megaron Konzerthalle, die Aufführung war
ein grandioser Erfolg, der auf der ECM CD aus dem Jahre 2013
nachvollziehbar ist. Hier nun anzuhören.
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Auch das ein Highlight von Eleni Karaindrou,
gespielt von Kim Kashkashian
The Comet Is Coming – Trust
in the Life of ……
Auf ihrem vierten Album nach Prophecy (EP,2015), Channel the
Spirits (2016) und Death to the Planet (EP,2017) meldet sich
das britische Trio The Comet is Coming mit dem Album Trust In
The Life Force Of The Deep Mystery zurück aus dem Studio und
im April auch auf die Bühnen. Es ist einfach atemberaubend,
wie unter der Mitwirkung von Spiritual Jazz-Mastermind und
Saxofonist Shabaka Hutchings (Sons of Kemet) eine
weiterentwickelte zeitgenössische Variante des Jazz dargeboten
wird. Drum- und Synthy und das manchmal fast altmodisch
klingende Saxophon gehen eine kraftvolle und pulsierende
Verquickung ein. Das ist richtig spannende Musik, ich
bezeichne     die   einzelnen     Stücke    als   sogenannte
„Entwicklungsmusik“, da sie so wandelbar im Verlauf
dargebracht werden, daß man einfach hineingesogen wird.
Ebenfalls partiell zu hören ist die britische Poetin und
Rapperin Kate Tempest.
Das Trio
Dan Leavers aka Danalogue
Max Hallet aka Betamax – Drums
Shabaka Hutchings – Saxophon
Was erwartet Sie?
 Elektronische Grooves, melodische Passagen, treibende Drums,
 Collagen und Experimente à la Jimi Hendrix, langanhaltende
 Basisklänge wie von Alice Coltrane, allesamt miteinander
 verwoben, allesamt reiner Jazz. Allerdings in einer sehr
 futuristischen Komposition. Das meine Töchter (18+23) mich
 auf das Album aufmerksam gemacht haben, stimmte mich erst ein
 wenig verwundert. Aber dann wurde ich „hellhörig“. Sollten
 Sie auch werden.

Konzerte
08.04.2019   Berlin – Bi Nuu
09.04.2019   Frankfurt – Zoom
10.04.2019   Köln – Stadtgarten
12.04.2019   München – Strom – Münchner Runde: wer geht mit ?
13.04.2019   Wien – Grelle Forelle
Dexter Gordon – Gettin`around
Wenn ich Ihnen in diesem Monat eine Aufnahme des Tenor-
Saxophonisten Dexter Gordon (1923-1990) aus dem Jahre 1965
vorstelle, dann nicht, weil es derzeit keine aktuell
interessante Musik gibt. Aber das bei Blue Note erschienene
Album Getting Around ist nicht nur zeitlos, sondern ein
Paradebeispiel für Swing und Groove in den 1970ern und für den
Hard Bop Spezialisten Gordon ungewöhnlich lyrisch und
einfühlsam, ja vielleicht sogar atypisch. Und von
herausragender Abspielqualität.

Dexter Gordon konnte auf eine eindrucksvolle Karriere
zurückblicken, wenn diese auch von zahlreichen Brüchen in der
Lebenslinie geprägt wurde. Nicht nur die Liste der Musiker,
mit denen er zusammen spielte, sondern auch sein Einfluß in
der internationalen Jazz Szene war groß. Bitte mehr dazu hier
lesen.

Gettin Around wurde 1984 von Blue Note als CD neu
veröffentlicht, diese Pressung enthielt mit Very Saxily Yours
und Flick of The Trick zwei Titel aus den 1965er
Aufnahmessions, die auf der LP fehlten.

Für mich ist das eine wunderschöne Musik für einen entspannten
Sonntag-Spätnachmittag, bei dem man allmählich mit einem
gepflegten Geist im Glas in den Abend übergeht. In der
vergangenen Woche habe mir dazu den wohlschmeckenden, süffigen
Manyara von HU-Tobacco gegönnt. A perfect Match, um einmal
wieder auf das gleichlautende Album von Ernestine Anderson und
George Shearing hinzuweisen, das sehr gut nach Getting around
aufgelegt werden kann, um in der Stimmung zu bleiben.

Wohl bekomm`s und danke für ein gelegentliches Echo.

Personel

     Dexter Gordon †1990- tenor saxophone
     Bobby Hutcherson †2016 – vibes
     Barry Harris geb. 1929 – piano
     Bob Cranshaw †2016 – bass
     Billy Higgins †2001- drums

Wer die nicht hat, dem fehlt etwas ………..
Alexander Melnikov |                                Four
Pianos – Four Pieces
Alexander Melnikov gilt als Pianist, der sich insbesondere
durch eine tiefe intellektuelle Durchdringung der Werke
auszeichnet, für die er als spezialisiert gilt. Der 45 jährige
russische „Pianostar ohne Starallüren“ ist heute sicherlich
einer der besten, wenn nicht gar der Schostakowitsch-Interpret
schlechthin und überzeugt den Hörer durch eine herausragende,
perfekte und vor allem subtile Spieltechnik. Darüber ist sich
die hehre Kritik fast ausnahmslos einig, was uns als
Musikliebhaber aber egal sein kann. Ich lasse sie meistens
unbeachtet und verlasse mich auf meinen Geschmack und mein
Hör- und Einfühlungsvermögen. Und auf manche Empfehlung aus
dem Freundes- und Bekanntenkreis, die mich zum Glück oftmals
von allzu eingefahrenen Gleisen abbringt.
Vermutlich wäre
                                             ich   auf    die
                                             Veröffentlichung
                                             bei   Harmonia
                                             Mundi von vier
                                             zentralen Werken
                                             von   Schubert
                                             (Wanderer
                                             Fantasie),
                                             Chopin (Etüden
                                             op.10), Liszt
                                             (Réminiscences
                                             de Don Juan) und
                                             Strawinsky
(Petruschka) auf vier historischen Flügeln, die aus der Zeit
der Komponisten stammen, nicht ohne meinen Freund in „Pfeife,
Tabak & Kunst (-geschichte), PH -aka Peko Hamamotu– gekommen.
Allein die verschiedenen Rezensionen, die in einschlägigen
Kreisen die Runde machen, hatten mich auf eine zu akademische
Aufführung schliessen lassen. Dies allerdings        war   ein
vorschneller Trugschluß. Wie so oft.

Schubert, Wanderer: gespielt auf einem Wiener Graff-Flügel,
dessen Hammerköpfe, mit Leder umwickelt, einen heute eher
ungewohnten Klang erzeugen. In der Biedermeierzeit         des
Komponisten aber ein typisches Klangbild.

Chopin, Etüden op. 10 : der Flügel von Pierre Erard aus der
Mitte des 19ten Jahrhundert schafft ein besonderes Paradebild
von Chopins Kompositionen. Im Gegensatz zum Biedermeier-Graff
entsteht durch die parallelsaitige Bespannung des Instrumentes
eine unglaubliche Durchsichtigkeit und eine besondere Betonung
der Basstöne, was zu einem gewissen „majestätischen“
klanglichen Fundament führt. Chopin selbst erwähnte einmal,
dass seine Kompositionen auf einem Erard viel leichter
umzusetzen seien. Melnikow führt nun die Riege meiner
bisherigen Referenzeinspielungen der Etudes – Claudio Arrau,
Pollini und Michelangeli – an.

Liszts, Réminiscences de Don Juan: ist das ein typischer
Bösendorfer-Klang, mächtig, durchdringend, aber auch ein wenig
verwaschen? Sehr passend zum Opernthema Don Juan, dennoch
würde mir vermutlich der Erard-Flügel mit seiner Klarheit
besser gefallen. Für mich ist hier weniger die meisterhafte
Leistung von Melnikov als der Vergleich der beiden Instrumente
das Besondere an den Aufnahmen.

Strawinsky, Petruschka: Melnikov spielt nun drei Sätze aus
dem Ballet auf einem Steinway, der dem bekannten,
gegenwartlichen Klangbild des Instrumentes entspricht. Die
durchgängige Virtuosität Melnikovs ist hier wiederum
beeindruckend, aussergewöhnlich.

 Die   gesamte    Aufnahme    schafft   einen   nachhaltigen,
 befriedigenden Eindruck, der bleibt. Und wann immer ich
 andere Einspielungen der vier Stücke hören werde, habe ich
 nun einen „Benchmark“. Insbesondere, da es Melnikov nicht um
 eine historische Aufführungspraxis geht, sondern darum,
 auszuloten, in wie weit die technischen und klanglichen
 Möglichkeiten des Instruments Einfluss auf die
 kompositorische Sprache des Komponisten ausübt. Übrigens ist
 das auch das aktuelle Programm von Melnikovs Konzerten, nur
 dass es da nicht immer dieselben Instrumente sind wie auf der
 CD.

Abhörinstrumentarium.

Player: Accuphase DP700

Vorverstärker: McIntosh C2600 2-Channel Vacuum Tube

Verstärker: 2 x   McIntosh MC2301 1-Channel Vacuum Tube
Kopfhörer: ULTRASONE Edition 8 EX

Der Ultrasone löst ab sofort meinen Stax Lambda SR-207 ab. Ich
werde diesen Hörer demnächst ausführlich und im Vergleich
vorstellen, er hat mich völlig begeistert. Ich habe auf den
Einsatz eines Kopfhörerverstärkers verzichtet. Die S-Logic®
Technologie der Ultrasone AG, einem oberbayerischen High End
Entwickler und Hersteller aus Wielenbach, zwischen Starnberg
und Weilheim gelegen, ist das Besondere:               [Zitat
Hersteller]…..im Gegensatz zu anderen Kopfhörern sind bei
ULTRASONE die Schallwandler nicht direkt auf den Gehörgang
gerichtet, sondern nutzen durch ihre dezentrale Anordnung die
natürlichen Reflexionen des Innenohrs. So entsteht nicht nur
eine größere Klangbühne, die Musik gewinnt mehr Räumlichkeit
und Dimensionalität. Auch die Tiefenstaffelung, die Anordnung
der verschiedenen Instrumente eines Musikstücks, gewinnt an
Kontur. [Zitat Ende]
Bobo Stenson Trio | Contra La
indecisión
Eines der bedeutendsten amerikanischen Labels für den Modern
Jazz war sicherlich Blue Note Records (1939-1979 und wieder ab
1985). Kaum eine andere Record Company hatte so eine starke
Verbindung zu ihren Künstlern und mit Rudy Van Gelder von 1953
bis in die späten 1960er einen kongenialen Tontechniker.
Ich weiß nicht, ob die Gründer von ECM Blue Note im Hinterkopf
hatten, als sie das Label 1969 gründeten. Tatsache aber ist,
das Mitbegründer und Produzent Manfred Eicher ECM seit langem
an die Weltspitze geführt hat. Kein Label hat es verstanden,
über einen so langen Zeitraum unabhängig zu bleiben und einen
so eigenständigen Katalog aufzubauen. Die Liste der Künstler
ist Legion und darunter finden sich auch Giganten des New
(Avantgarde) Jazz wie Keith Jarrett, Chick Corea, Pat Metheny,
Paul Motian, Jack DeJohnette und Jan Gabarek, um nur einige
wenige zu nennen. Zu den Musikern, die von Beginn an bei ECM
erschienen, gehört der heute 71jährige, schwedische Pianist
Bobo Stenson und sein Trio.

Auf dem neuen Album »Contra La indecisión« zeigt sich das Bobo
Stenson Trio vielseitig und grenzüberschreitend was die
Musikrichtungen angeht: der kubanische Komponist Silvio
Rodriguez, ein Stück aus Federico Mompous Sammlung »Cançons I
Danses«, Bela Bartóks Bearbeitung eines slowakischen
Volksliedes, Erik Saties »Elégie«, dazu Titel von Stenson, dem
Trio-Bassisten Anders Jormin und vom gesamten Trio selbst.
Harmonisch ist der wohl treffendste Begriff für das, was uns
das Trio vorlegt. Und unentschlossen, wie der Titel glauben
machen will, ist es keineswegs. Ein Genuß und ein erneutes
Beispiel für den typischen ECM Kanon.
Das Album wurde im Mai 2017 im renommierten Konzertsaal des
schweizerischen Fernsehsenders RSI Radiotelevisione svizzera,
dem Auditorio Stelio Molo in Lugano, aufgenommen und von
Manfred Eicher produziert.

BoBo Stenson Trio
BoBo Stenson,Piano
Anders Jormin, Bass
Jon Fläts, Schlagzeug

Bobo Stenson Web

über ECM Records

Info ECM Streaming

ECM home
Marcus Miller | Afrodeezia
Musiker-Ikonen gibt es wie Sand am Meer. Insbesondere gefühlte
1 Million Super-Mega-Hyper und Überstars aus der jüngsten U-
Musik lassen sich finden. Kaum ein Newcomer, der nicht nach
dem erstem Geräusch-Ausstoß als solcher gelisted ist.
Erschreckend, was sich meine Kinder – eigentlich Jugendliche
mit immensem Musikkonsum- alles so anhören und was ich davon
verächtlich     in    die   Plastikmüllkiste      wegdrücke.
Generationenproblem? Wahrscheinlich. Für Musikbesessene, wie
ich es bin, gibt es aber zum Glück diese grandiosen
musikalischen Rückzugsorte, ohne die mein Tag nicht auskommt.
Also einmal mehr: Marcus Miller.
Marcus     Miller    ist    in   erster    Linie    Musiker,
Multiinstrumentalist, Komponist, Arrangeur und Produzent,
einer der Einflußreichen bei Jazz, Fusion und vielseitiger
populärer Musik. Darüber hinaus zählt er zu der Riege der
stilprägenden Bassisten wie Stanley Clarke, Viktor Bailey†
oder Billy Sheehan , die es fabulös geschafft haben, das Erbe
von Ray Brown, Ron Carter, Charles Mingus und Jaco Pastorius
(um nur einige zu nennen) in unsere modernen Zeiten zu
übersetzen. Avantgarde? Aber sicher. Und immer gut zu hören,
nie abgehoben.
Marcus Miller war 21 Jahre alt, als man ihn als wichtigen
Begleiter von Miles Davis erstmals wahrgenommen hat, das ist
fast 40 Jahre und gute 20 Solo-Alben her. Seine Mitwirkungen
an den Veröffentlichungen anderer Künstler sind Legion.

Die nun vorgestellte CD Afrodeezia stammt bereits aus dem
Jahre 2015 und ist wieder einmal etwas Besonderes vom
Bassisten: „Was mir am meisten am Herzen lag“, sagt Miller,
„war zu den Quellen der Rhythmen, die unser musikalisches Erbe
so reich machen, zurückzugehen, ihnen wie Fußspuren zu folgen,
von ihren Ursprüngen in Afrika den ganzen Weg bis in die USA.
Die Reise führte uns von Mali nach Paris, von New Orleans nach
São Paulo und durch die Karibik. Ich hatte großes Glück, dabei
mit Musikern aus u.a. Mali, Burkina Faso, Brasilien und
Trinidad zusammenzuarbeiten… [Zitat aus JazzEcho].

                       Und so swingt, grooved und pulsiert es
                       in den 11 Titeln so mächtig, dass der
                       (hoffentlich!) kompetente Amp der
                       „Heimstereoanlage“ ganz schön zu
                       werkeln hat, wenn er die Schwingungen
                       authentisch reproduzieren will. Mein
                       Office-Accuphase E-650 hat da Kern
                       genug, aber noch besser gefällt mir
                       das Album daheim in der McIntosh
                       MC452/C2600 Kombination. Aber für
                       Hörer mit geringeren Ansprüchen (z.b.
                       notorische iPhone-User) erlaube ich
                       mir auf ein unverzichtbares kleines,
aber sehr feines und machtvolles Helferlein hinzuweisen, das
sich Leser und Hörer unseres Blogs unbedingt zulegen müssen:
ohne Ultrasone NAOS geht man nimmer vor die Tür! Und
diejenigen, die ohnehin schon nicht mehr vor die Tür gehen
(Altersgründe, Feinstaub, Metropolgeschädigte, allgemeine
Griesgrame) und trotzdem nur noch über Smart-Equipment hören,
bleibt als hochwertiger Ausgleich ebenfalls notwendig der
Ultrasone Sirius möglichst an einem Kopfhörer der Ultrasone
Performance Serie. In Kürze werden wir uns in der Blog-Rubrik
Musik & Technik näher mit den wunderbaren Produkten dieses
innovativen Unternehmens aus dem bayerischen Pfaffenwinkel mit
Informationen aus weiteren Praxistests melden.

Nun aber zurück zum Hörgenuß und zur Bitte um gelegentliche
Kommentare.

Aus dem legendären Montreux Auftritt 1997 mit Eric Clapton,
Joe Sample (Crusaders), David Sanborn und Steve Gadd an den
Drums: der Übergang zwischen „In a sentimental mood“ und dem
Beginn von „Layla“ ( bei 1:43) zeigt, was Marcus Miller so
einmalig macht ……. diesmal an der Bass Clarinet.

… und noch eins draufgesetzt, muß sein.
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