Artenvielfalt ist Lebensqualität
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NATURSCHUTZ Artenvielfalt ist Lebensqualität Konzeption der Ausstellung: Land Salzburg Abteilung Naturschutz 13/02 Postfach 527, 5010 Salzburg Telefon 0662/8042-5534 naturschutz@salzburg.gv.at www.salzburg.gv.at/naturschutz Die heimischen Entomologische Arbeitsgemeinschaft am Haus der Natur Schmetterlinge Museumsplatz 5, 5020 Salzburg Telefon 0662/842653 www.hausdernatur.at Herstellung: Grafik Land Salzburg
„Die Metamorphose“ – Entwicklung im Zeitraffer ausgewachsene Raupe hängt sich Raupe zur Verpuppung auf Jung- raupen Puppe Frisch ge- schlüpfter Eier Falter auf der Puppe Metamorphose des (Bilder: P. Gros) Eschenscheckenfalters S chmetterlinge gehören zu den dauert die Raupenentwicklung weni- Tage bis mehrere Jahre. In der Puppe Insekten mit einer vollständigen ge Wochen, bei anderen zieht sie sich vollzieht sich die eigentliche Meta- Metamorphose, d.h. mit vier über mehrere Jahre (mehrfache Über- morphose von der Raupe zum verschiedenen Entwicklungsstadien: winterung). Viele Schmetterlingsarten Schmetterling. Ei, Raupe, Puppe, Falter. verbringen einen Großteil ihres Lebens als Raupe. Der Schlüpfvorgang erfolgt recht Die Eier – Größe und Aussehen vari- schnell. Die Flügel des frisch ge- ieren von Art zu Art – werden vom Zur Verpuppung suchen sich die Rau- schlüpften Falters sind noch kurz und Weibchen oft direkt an die Futter- pen eine geschützte Stelle. Die Pup- zerknittert. Um sie zu entfalten, hängt pflanze der Raupe oder in deren un- pen der einzelnen Arten unter- sich der Falter an eine geschützte mittelbare Nähe geklebt. scheiden sich stark: Es gibt Mumien- Stelle und pumpt Körperflüssigkeit in puppen in Erdhöhlen, Gespinsten oder die Flügeladern. Je nach Faltergröße Je nach Art schlüpft nach wenigen Kokons (z. B. Nachtfalter, wie die dauert dies einige Minuten bis zu etwa Tagen bis mehreren Monaten die Nachtpfauenaugen), kopfabwärts- einer halben Stunde. Nach ca. 1-2 Jungraupe aus dem Ei. Sie beginnt mit hängende Stürzpuppen (z. B. Edelfal- Stunden sind die Flügel ausgehärtet großem Appetit zu fressen. Da die ter, wie das Tagpfauenauge) oder und der Falter ist flugbereit. Viele Fal- Haut nur begrenzt mitwächst, muss Gürtelpuppen (z. B. Ritterfalter, wie ter leben nur wenige Tage, einige sich die Raupe mehrfach häuten der Schwalbenschwanz). Das Pup- Arten können jedoch auch den Win- (meist 4-5 Mal). Bei einigen Arten penstadium dauert je nach Art einige ter überdauern.
Was brauchen Schmetterlinge zum Leben? © P. Gros © P. Gros Die Raupe vom Kleinen Nachtpfauenauge ist eine poly- Die Raupen des Großen Ochsenauges fressen verschiedene phage Art, d.h. sie ist hinsichtlich ihrer Futterpflanzen nicht Grasarten in wenig bzw. nicht gedüngten, nur ein- bis sehr wählerisch. zweimal pro Jahr gemähten Wiesen. D ie meisten Schmetterlinge spezialisiert. Das Spektrum reicht von brauchen ganz bestimmte monophagen (fressen nur eine Pflan- Lepidoptera Voraussetzungen, um über- zenart) über oligophage (fressen nur leben zu können (Spezialisten). Nur von wenigen Pflanzenarten) bis poly- ist der wissenschaftliche Name wenige Arten sind an keinen be- phagen Arten (sind relativ unspezi- für Schmetterlinge und heißt stimmten Lebensraum gebunden fisch in ihrer Nahrungswahl). wörtlich übersetzt „Schuppenflüg- (Generalisten). Für die Habitatwahl ler“. Charakteristisch für Schmet- entscheidend sind: Die meisten Arten sind in der Entwick- terlinge sind nämlich die dicht mit Vorkommen der artspezifischen lungsphase, d. h. bezüglich Eiablage- Schuppen besetzten Flügel. Futterpflanze(n) für die Raupen platz, Raupennahrung und -habitat und Nektarpflanzen für die Falter höher spezialisiert als im Faltersta- in geeigneten, ausreichend großen dium. Die Falter ernähren sich – so- Lebensräumen fern sie überhaupt fressen – von flüs- pflanzenangebot reagieren Schmet- spezifisches Mikroklima, wie Tem- siger Nahrung wie z. B. Blütennektar, terlinge schon auf kleine Veränderun- peratur, Feuchtigkeit, Sonnenein- Frucht- oder Baumsäften, die sie mit gen ihres Lebensraumes, was bis zum strahlung, Windverhältnisse, etc. ihrem Saugrüssel aufnehmen. Aussterben einer Art führen kann. Dies macht sie zu „Bioindikatoren“, Schmetterlinge sind bei der Futter- Durch ihre hohen Ansprüche an die Veränderungen im Lebensraum pflanzenwahl unterschiedlich stark Raumstruktur, Mikroklima und Wirts- anzeigen. © P. Gros © P. Gros Die Raupe des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings Der Hochmoor-Perlmuttfalter lebt im Hochmoor. Seine frisst am Großen Wiesenknopf. Danach lebt sie in Sym- Raupe frisst an der Moosbeere. biose mit einer Ameisenart.
Warum sind Schmetterlinge gefährdet? © P. Gros © H. Hinterstoisser Die Zerstörung von Lebensräumen, z. B. das Trockenlegen orten, ist eine der Hauptgefährdungsursachen der heimi- von Feuchtgebieten oder das Aufforsten von Magerstand- schen Schmetterlingsarten. J e komplexer die Lebensraum- ansprüche einer Art, desto höher Hauptgefährdungsursachen ist auch das Gefährdungspoten- zial. Dies gilt auch für Schmetter- linge. Direkte Zerstörung von Lebens- tioneller Wirtschaftsformen in räumen durch Verbauung, Auf- Land- und Forstwirtschaft wie In- Aufgrund der vielen Gefährdungen schüttungen, Aufforstung, Ab- tensivierung oder Nutzungsauf- haben sich die Bestände zahlreicher bautätigkeiten, Entwässerungen, gabe (z. B. mehrfache Mahd mit heimischer Schmetterlingsarten in Flussbegradigungen etc. modernen Geräten, Düngung, den letzten Jahrzehnten extrem ver- Zerstörung von Lebensraum- Überweidung, Verbrachung ...) ringert. So sind z. B. etwa 40% der strukturen, z. B. durch Flurberei- Direkte und indirekte Tötung oder Tagschmetterlinge Salzburgs gefähr- nigungen (Verlust von Weg- und Beeinträchtigung durch Umwelt- det. Feldrainen, Hecken) gifte, wie z. B. Insektizide, Herbi- Fragmentierung und Isolierung zide, aber auch Abgase Viele Arten sind im Land Salzburg von Lebensräumen daher besonders geschützt, einige Tötung von Tieren durch den Stra- Arten unterliegen zudem einem stren- Beeinträchtigung von Lebensräu- ßenverkehr und an Beleuchtungs- gen Schutz durch die FFH-Richtlinie men, z. B. durch Änderung tradi- anlagen der EU. © P. Gros © P. Gros Auch graduelle Veränderungen der Lebensräume, z. B. Bewirtschaf- © Arge Naturschutz Die zunehmende Isolation und Verklei- tungsänderungen wie häufiges Dün- nerung von geeigneten Lebensräumen gen und Mähen, haben auf sensible Insektizid- und Herbizideinsatz tötet ist selbst für flugfähige Lebewesen wie Arten fatale Auswirkungen. Schmetterlinge. Schmetterlinge ein Problem.
Wie kann man Schmetterlinge schützen? Die ideale Schmetterlings- Schmetterlingsfeindlich landschaft ist strukturreich sind monotone und umfasst Feucht- und artenarme Trockenstandorte, artenreiche Kulturlandschaften Wiesen, Hecken, Waldränder, lichte Wälder etc. E rfolgreiche Artenhilfsprogram- me basieren auf einem geziel- Schutzmaßnahmen ten Lebensraumschutz. Durch ein gut abgestimmtes Management des jeweiligen Lebensraumes kann Bestehende Lebensräume erhal- Barrieren abbauen, Trittsteinbio- der Erhalt einer Art gesichert und ten, z. B. Nutzungsintensivierun- tope und Verbindungselemente z. T. sogar eine positive Bestandsent- gen, aber auch Nutzungsaufga- schaffen, denn je besser die Ver- wicklung erreicht werden. ben verhindern und die traditio- netzung, desto größer die Über- nelle Bewirtschaftung beibehal- lebenschance ten Bestehende Lebensräume vergrö- Auch Sie selbst Funktion der Lebensräume ver- ßern, wenn möglich neue Lebens- können mit einfachen Mitteln bessern, z. B. Pufferzonen ge- räume schaffen als LandwirtIn, WaldbesitzerIn, genüber intensiv bewirtschafte- GartenbesitzerIn etc. ten Flächen anlegen, Anpassung Verringerung der Luft- und Licht- Positives für der Mahdtermine an den Lebens- verschmutzung (Verwendung von Schmetterlinge und viele zyklus, Verzicht auf Düngung Natriumdampflampen bzw. UV- weitere Arten bewirken! („Extensivierung“) armem Licht) © P. Gros © P. Gros © P. Gros Naturnahe Gärten mit heimischen Pflanzen bieten Nektarquellen für Artenreiche Lebensräume müssen un- Blütenreiche Straßenränder sind heu- Schmetterlinge, z. T. auch Futterpflan- bedingt erhalten bleiben. Sie sind die te schon Mangelware, bieten aber für zen für Raupen, wie z. B. Schlehen, letzten Rückzugsräume. Von ihnen viele Schmetterlingsarten Lebens- Weiden, heimische Blütenpflanzen kann auch eine Wiederbesiedlung raum. wie Skabiosen, Wasserdost. neuer Lebensräume ausgehen.
„Nützlinge“ und „Schädlinge“ ... ?!? © P. Gros © G. Wessely Schmetterlinge gehören neben Bienen und Hummeln zu Die meisten Singvögel brauchen Raupen als Nestlings- den wichtigsten Bestäubern von Pflanzen. nahrung. V iele Menschen beurteilen die Gefräßig? In Landwirtschaft und Gartenbau sind Natur unter dem Aspekt des es z. B. Großer und Kleiner Kohlweiß- Nutzens und Schadens für den Einige Schmetterlingsarten, meist die ling, die an Kohlarten leben und der Menschen, für Wirtschaft und Kul- Raupen, können durch Nadel- und Maiszünsler, der im Maisanbau Schä- tur. Objektiv betrachtet gibt es in der Blattfraß Schäden in Land- und Forst- den anrichten kann. Natur weder Nützlinge noch Schäd- wirtschaft, Gartenbau, aber auch im linge, da jedes Lebewesen seinen Haushalt verursachen. Platz im Ökosystem einnimmt. In der Forstwirtschaft sind es z. B. Kie- „Unbeliebte Viele Schmetterlingsarten tragen fernspinner, Forleule und Nonne, die an Mitbewohner“ durch das Bestäuben von Pflanzen Kiefern- und/bzw. Fichtennadeln fres- zur Erhaltung der Artenvielfalt der hei- sen. Bei kurzfristigen, jedoch selten Einige Schmetterlingsarten leben be- mischen Pflanzenwelt bei. Sie sind Teil auftretenden Massenvermehrungen vorzugt in Wohnräumen. Beispiels- der Nahrungskette und dienen als können sie Waldflächen fast kahl fres- weise Dörrobstmotte, Getreidemotte Lebensgrundlage für viele andere sen. Ein Großteil der Raupen geht aber und Mehlzünsler als Vorratsschäd- Lebewesen wie Vögel, Fledermäuse, auch ohne Gifteinsatz durch Parasiten linge, oder die weltweit verbreitete Igel, Spitzmäuse, Spinnen oder auch und Krankheiten zugrunde, die Bäu- Kleidermotte, deren Raupen Textilien andere Insekten. Nicht zuletzt tragen me erholen sich meist recht schnell von fressen (eigentlich Tierhaare und Schmetterlinge auch zur seelischen einem solchen Kahlfraß. Federn), aber auch Pelzmotte und Erbauung von uns Menschen bei. Tapetenmotte. © P. Gros Die Dörrobstmotte ist ein verbreite- ter Vorratsschädling. Die Raupen © P. Gros fressen, verspannen und verschmut- zen Getreideprodukte, Nüsse, Hül- Der Schwammspinner kann bei Mas- senfrüchte, Schokolade, Kakao, Kaf- © B. Riehl senvermehrung Schäden in Wäldern fee, Tee, Gewürze, Dörrobst und in anrichten. Ausnahmefällen auch frisches Obst. Kleidermotten lieben Textilien.
Das „Who is who“ der Tagfalter I n Salzburg kommen mehr als 2000 Schmetterlings- Bläulinge (Lycaenidae) arten vor. Etwa die Hälfte davon sind mottenartige Kleinschmetterlinge, die andere Hälfte sind Groß- Heller Alpen-Bläuling schmetterlinge, 152 von diesen sind Tagfalter. Österreichweit gibt es ca. 4000 Schmetterlingsarten (davon 210 Tagfalter) und weltweit sind es ca. 200.000 Arten. Die Einteilungen in Tag- und Nachtfalter sowie in Klein- und Großschmetterlinge hat keine wissenschaftliche Grund- lage, dient aber der Vereinfachung bei der Arbeit mit Schmetterlingen. © P. Gros 41 Arten in Salzburg, 55 in Österreich Die 152 Tagfalterarten Salzburgs Kleine bis sehr kleine Falter. Die Männchen sind oberseits meist bunt und metallisch glänzend, die Weibchen oft unscheinbar braun ge- sind in 5 Familien eingeteilt: färbt. Charakteristisch sind die deutlich schwarz-weiß geringelten Fühler. Dickkopffalter (Hesperiidae) Weißlinge (Pieridae) Komma-Dickkopffalter Alpen-Gelbling © P. Gros © P. Gros 17 Arten in Salzburg, 25 in Österreich 16 Arten in Salzburg, 21 in Österreich Meist sehr kleine bis kleine, hell- oder dunkelbraun mit weißen Meist weiße, gelbliche oder orange Grundfärbung mit mehr oder Flecken gefärbte Falter. Charakteristisch sind der dicke Kopf und weniger ausgeprägten schwarzen Zeichnungen. Oft unterschei- die weit auseinander liegenden Fühler. Der Flug ist schnell und den sich Weibchen und Männchen recht stark voneinander (Sexual- schwirrend. dimorphismus). Ritterfalter (Papilionidae) Edelfalter (Nymphalidae) Schwalbenschwanz Sumpfwiesen-Perlmuttfalter © P. Gros © P. Gros 5 Arten in Salzburg, 6 in Österreich 73 Arten in Salzburg, 103 in Österreich Verhältnismäßig große, meist sehr farbenprächtige Falter, die zwar Verschieden große Falter mit zum Teil prächtigen Farbmustern, sehr verschieden aussehen können, aber ein gemeinsames Merk- wobei Ober- und Unterseite meist sehr unterschiedlich gezeich- mal haben: der Innenrand der Hinterflügel ist immer leicht kon- net sind. Das vordere Beinpaar ist verkürzt (Putzpfoten), so dass kav. die Tiere nur zwei voll ausgebildete Beinpaare haben.
Das „Who is who“ der Nachtfalter D er Großteil unserer heimi- Eulenfalter (Noctuidae) Spanner (Geometridae) schen Großschmetterlings- arten (mehr als 900 Arten) Rotes Ordensband Orangegelber Breitflügelspanner zählt zu den Nachtfaltern. Sie fliegen vor allem in der Dämmerung und Nacht, nur wenige auch am Tag. Die Nachtfalter unter den Großschmetterlingen © P. Gros © P. Gros werden in 20 Familien 376 Arten in Salzburg, 582 in Österreich 335 Arten in Salzburg, 463 in Österreich eingeteilt, von denen Die sehr unterschiedlich gezeichneten, eher Die kleinen bis mittelgroßen Schmetterlinge einige bemerkenswerte dunklen, selten bunten Falter sind größen- haben große, in Ruhe meist breit und flach mäßig sehr verschieden. Die Flügel tragen ausgebreitete Flügel. Die Raupen bewegen hier vorgestellt sie in Ruhe meist dachförmig. Dabei fällt sich „spannend“ fort, d. h. sie krümmen (Kat- die „Eulenzeichnung“ an den Vorderflü- zenbuckel) und strecken sich abwechselnd. werden: geln mancher Arten auf. Bärenspinner (Arctiidae) Zahnspinner (Notodontidae) Schwärmer (Sphingidae) Schwarzer Bär Haarschuppen-Zahnspinner Oleanderschwärmer © P. Gros © P. Gros © P. Gros 17 Arten in Salzburg, 21 in Österreich 29 Arten in Salzburg, 36 in Österreich Die Falter sind groß mit langen, schmalen 33 Arten in Salzburg, 54 in Österreich Charakteristisch ist der „Schuppenzahn“ Vorderflügeln und kleinen, z. T. auffällig ge- Bärenspinner sind mittelgroß bis groß mit (zahnförmige Ausbuchtung am Hinterrand der zeichneten Hinterflügeln. Die großen, meist oft grellbunt gefärbten Flügeln (Signalfar- Vorderflügel). Tagsüber ruhen die Falter mit unbehaarten Raupen sind walzenförmig und be), die Raupen sind stark behaart. Einige dachziegelartig übereinander geschlagenen tragen oft ein charakteristisches Horn am Hin- Arten sind auch am Tag aktiv. Bekannte Ver- Flügeln an Bäumen. Färbung und Gestalt terende. Mit dem langen Saugrüssel können treter sind Spanische Fahne (Euplagia qua- ähnelt oft der Rinde. Einige sind auch im manche Arten im Schwirrflug Nektar saugen. dripunctaria), Brauner Bär (Arctia caja). Winter aktiv. Einige Arten sind Wanderfalter. Widderchen (Zygaenidae) Augenspinner (Saturniidae) Es gibt z. B. noch (Auswahl) Thymian-Widderchen Nagelfleck Großschmetterlinge Wurzelbohrer (Hepialidae) Sackträgermotten (Psychidae) Glasflügler (Sesiidae) Holzbohrer (Cossidae) Glucken (Lasiocampidae) Asselspinner (Limacodidae) Sichelflügler/Sichler (Drepanidae) © P. Gros Wollspinner/Trägspinner 17 Arten in Salzburg, 27 in Österreich (Lymantriidae) Die meist rot-schwarz oder grün gefärbten, © P. Gros metallisch glänzenden Falter und die häufig Kleinschmetterlinge gelb-schwarz gezeichneten Raupen signali- 3 Arten in Salzburg, 7 in Österreich Wickler (Tortricidae) sieren Giftigkeit. Blausäurehaltige Verbindun- Augenspinner sind mittelgroße bis große gen (Cyanoglucoside) schützen sie vor Fress- Arten, wobei die Männchen mit ihren brei- Zünsler (Pyralidae) feinden. Die Fühler sind am Ende keulen- ten, gefiederten Fühlern Weibchen über Federgeistchen (Pterophoridae) oder kolbenförmig verdickt oder gekämmt. große Distanzen orten können.
Lebensräume und ihre Schmetterlinge Artenreiche Blumenwiesen © SLK GmbH © H. Hinterstoisser Ein Eldorado für Schmetterlinge sind Magerwiesen. Sie Intensiv genutzte Fettwiesen werden drei- bis fünfmal werden nur ein- bis zweimal pro Jahr gemäht und nicht im Jahr gemäht und stark gedüngt. Sie sind für Schmet- oder nur schwach gedüngt. terlinge lebensfeindlich. I n Trocken- und Halbtrockenrasen Mitteleuropas Wiesen haben jedoch gemeine Luftverschmutzung durch sowie bestimmten Feucht- oder in den letzten Jahrzehnten massive Industrie, Hausbrand und Verkehr. Nasswiesen findet man aufgrund Veränderungen mit gravierenden der Nährstoffarmut der Böden meist Auswirkungen auf den Naturhaushalt Aus artenreichen, bunten Blumenwie- eine hohe Vielfalt an verschiedenen durchgemacht: Verwendung von sen wurden artenarme „Grasäcker“. Pflanzenarten. Die Wiesen werden Gülle und/oder Kunstdünger, Einsaat Diese bieten aber nur noch einge- meist nur einmal im Jahr gemäht oder hochgezüchteter Futterpflanzen, An- schränkt Lebensraum für die heimi- extensiv beweidet. gleichen von Bodenunebenheiten, schen Schmetterlinge. Viele der einst Beseitigung von Landschaftselemen- häufigen Arten gehören daher heute Diese Pflanzenvielfalt zusammen mit ten (Hecken, Tümpeln etc.), frühere zu den gefährdeten Schmetterlings- einer oft großen Strukturvielfalt bildet und häufigere Mahd, Silage, Draina- arten. Um sie langfristig erhalten zu die Grundlage für das Vorkommen gierung, Aufforstungen, Beweidungs- können, sind gezielt Maßnahmen einer artenreichen Tagfalterfauna. intensivierung. Hinzu kommt die all- notwendig. © P. Gros © P. Gros © P. Gros Der Wachtelweizen-Scheckenfalter Der Thymian-Ameisenbläuling braucht Der Schwarze Apollofalter lebt in fri- lebt in mäßig trockenen, wie auch thymianreiche Magerweiden, die vor schen, grasreichen Waldwiesen, die feuchten, aber mageren Lebensräu- allem im Flachland und in Talberei- frühestens im Sommer gemäht werden. men bis in etwa 2000 m Höhe. chen immer seltener werden. Die Raupen fressen am Lerchensporn.
Lebensräume und ihre Schmetterlinge Moore © P. Gros © H. Hinterstoisser Hochmoore haben ein spezielles Klima und eine beson- Moore sind durch Torfabbau und Drainagierungen stark dere Vegetation. Viele Falterarten sind an die Bedingun- gefährdet, die meisten wurden bereits zerstört. Im Bun- gen angepasst und kommen nur hier vor. Der Hochmoor- desland Salzburg gibt es nur noch wenige intakte Hoch- Gelbling lebt z. B. nur in Mooren und im Gebirge. moore. M oore sind gekennzeichnet Spezialisten aus der Tier- und Pflan- beschränkt sind. Man nennt sie „Eis- durch Torf und eine spe- zenwelt. Sie kommen mit extremer zeitrelikte“. zielle Vegetation. Torf ent- Nährstoffarmut, starken Temperatur- steht, wenn abgestorbene Pflanzen- schwankungen und wassergesättigtem Typische Arten sind z. B. der Hoch- teile unter Wasser nicht verrotten und Untergrund gut zurecht. Von den frü- moor-Gelbling oder der Hochmoor- zersetzt werden, wodurch der Torf- her zahlreichen Mooren in Salzburg ist Perlmuttfalter. körper immer weiterwächst. Man un- heute nicht viel übrig geblieben. Sie terscheidet zwischen Hochmooren wurden trockengelegt, der Torf abge- Auch gefährdete Arten, wie z. B. der (nur durch Regenwasser gespeist) und baut, die Flächen kultiviert. Deshalb Wachtelweizen-Scheckenfalter, die Nieder- oder Flachmooren (stehen in sind die letzten Reste so wertvoll. eigentlich gar nicht auf Hochmoor- Verbindung mit Grund- oder Ober- bedingungen angewiesen sind, aber flächenwasser). Moore wachsen ex- Durch die besonderen klimatischen z. B. nährstoffärmere Böden oder trem langsam. Mehrere Meter dicke Verhältnisse von Mooren findet man „ungeordnete“ Vegetationsverhält- Torfschichten findet man daher nur dort Schmetterlingsarten, die wäh- nisse brauchen, nutzen Moore als letz- in jahrtausend alten Mooren. rend der Eiszeit in Mitteleuropa recht te Rückzugsgebiete, da ihre eigent- Die außergewöhnliche Pflanzendecke weit verbreitet waren, jetzt aber auf lichen Lebensräume in der Kulturland- von Mooren beherbergt zahlreiche Hochmoore oder auf das Gebirge schaft immer seltener werden. © U. Seidel © P. Gros Typische Moorpflanzen, wie die Torfmoose, wachsen sehr Der Randring-Perlmuttfalter ist bereits sehr selten. Er kommt langsam, zerstört sind sie hingegen sehr schnell. in Streuwiesen am Rand von Hochmooren vor.
Lebensräume und ihre Schmetterlinge Wälder © P. Gros © W. Forstmeier Ein lichter Laub- oder Mischwald mit gut strukturierten Werden artenreiche Mischwälder durch Monokulturen, wie Waldrändern bietet Lebensraum für eine artenreiche Fichtenforste, ersetzt, verliert der Großteil der Schmetter- Schmetterlingsfauna. linge ihren Lebensraum. W ährend der Großteil der ben- und Stieleiche über 200 unserer Wichtig für die Tagfalter in unseren Brei- heimischen Groß- und Kleinschmet- Wald-Schmetterlinge ist ten geschlossene Wälder terlinge leben (ca. 10% der heimi- meidet, leben viele mitteleuropäische schen Schmetterlinge). der Schutz naturnaher Laub- Eulen-, Schwärmer-, Spinner- und wälder Spannerarten im Wald. Aber auch Die Ursachen für das Verschwinden die Umwandlung von Mono- diese bevorzugen eher lichte, an der Waldschmetterlinge sind vor allem kulturen in standortgerechte Saumstrukturen reiche Waldteile und die massiven Verluste an bevorzug- Mischwälder Waldränder. ten Waldgesellschaften und an struk- der Erhalt bzw. die Schaffung gut turierten, stufigen Waldrändern durch geschichteter Waldbestände Besonders beliebt sind gut strukturier- großflächige Waldumwandlungen die Erhöhung der Struktur- und te Eichenmischwälder, Schluchtwälder, („Fichtenforste“) sowie moderne flä- Artenvielfalt in Waldrandberei- Au- und Bruchwälder, lichte Buchen- chendeckende Forstwirtschaft. Auch chen (auch entlang von Wald- wälder sowie als Mittel- und Nieder- der Einsatz von Giften – vor allem auf wegen und -lichtungen) wald bewirtschaftete Wälder. Eine staudenreichen Schlägen und in Ver- das Zulassen von Dynamik, z.B. besondere Rolle für Schmetterlinge jüngungs-/Aufforstungsflächen – in Auwäldern spielt die Eiche: so können an Trau- wirkt sich negativ aus. © P. Gros © P. Gros © P. Gros Der Trauermantel gehört zu den ge- fährdeten Tagfalterarten. Er benötigt Der C-Falter zählt zu den wenigen Die naturnahen Berg-Fichtenwälder strukturierte Waldränder, z. B. ent- Tagfalterarten mit Waldvorliebe, die sind wesentlich artenreicher als mo- lang von Bachläufen mit jungem derzeit nicht gefährdet sind. notone standortfremde Fichtenforste. Weidengebüsch.
Lebensräume und ihre Schmetterlinge Gebirge © P. Gros © P. Gros © I. Kohl Im Gegensatz zum nahe verwandten Die Raupen des Alpenapollo fressen am Auch die alpinen Lebensräume sind Apollofalter, der montane Bereiche Fetthennen-Steinbrech, der in Quellflu- Veränderungen unterworfen, zum bevorzugt, ist der Alpenapollo – hier ren oder feuchten Schneetälchen Beispiel durch Erschließung, aber un- im Bild - derzeit noch wenig gefähr- wächst, in trockeneren Habitaten – wie ter Umständen auch durch Klima- det. hier – fressen sie auch an Rosenwurz. wandel. D ie Bedingungen im Hoch- det. Manche finden hier auch letzte deshalb auch vor dem Gebirge nicht gebirge sind hart: lange, kalte Rückzugsräume. halt. Besonders betroffen davon sind Winter, kurze Sommer, niedri- Arten, die montane Bereiche im Ein- ge Temperaturen mit starken tageszeit- Trotzdem gibt es auch im Gebirge Be- flussbereich menschlicher Aktivitäten lichen Schwankungen. Einige Schmet- drohungen für Schmetterlinge: Nut- bevorzugen, wie z.B. der Apollofalter. terlingsarten haben sich aber daran an- zungsänderungen in der Almwirtschaft gepasst, z.B. durch eine oft dunkle Fär- (Intensivierungen, Auflassen, Auffors- bung zur Optimierung der Wärmeauf- tungen) führen zu einem Rückgang nahme oder eine mehrjährige Entwick- extensiv bewirtschafteter Almwiesen lungsdauer, während der die Tiere lan- und -weiden. Der massive Ausbau tou- ge Ruhephasen einlegen können. ristischer Infrastruktur im montanen und alpinen Bereich, wie z.B. Schipisten, Lif- Einige Arten, die im Flachland bereits te, Beleuchtungsanlagen, Schneiteiche © S. Stadler stark zurückgegangen oder ausgestor- etc., aber auch die Luftverschmutzung ben sind, weil ihre Lebensräume zer- führen zur Lebensraumzerstörung und Einige Schmetterlingsarten, wie der stört oder verändert wurden, sind im –veränderung. Das regionale Ausster- Schwalbenschwanz, nutzen Berggip- Gebirge noch nicht so stark gefähr- ben von Schmetterlingsarten macht fel als Rendezvousplätze. © P. Gros © P. Gros Die meisten Mohrenfalter sind typische © P. Gros Der Thymian-Ameisenbläuling braucht Gebirgsschmetterlinge. Einige kommen thymianreiche Magerwiesen. Im Ge- nur in alpinen Lagen vor, andere – wie Der Gletscherfalter lebt nur in der birge findet er noch geeignete Rück- der Weißbindige Bergwald-Mohrenfal- alpinen Stufe. Dort ist er derzeit nicht zugsgebiete. ter – leben in lichten Bergwäldern. gefährdet.
Lebensräume und ihre Schmetterlinge Siedlungen © P. Gros © E. Kirnstätter © SLK GmbH Die meisten Schmetterlinge überwin- Sie selbst können Schmetterlingen im Das Taubenschwänzchen, ein Schwär- tern als Raupe, nur einige als Falter, Siedlungsraum helfen, indem sie mer, kann bei uns nicht überwintern wie z.B. Trauermantel, Zitronenfal- Pflanzen, wie z.B. Roter Hartriegel, und wandert alljährlich bei uns ein. ter, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs. Flockenblumen, Knautien, Wasser- Wie ein Kolibri kann die Art vorwärts Diese tauchen z.T. im Herbst auf der dost oder Brennessel setzen und auf und rückwärts fliegen und beim Nek- Suche nach einem geschützten Über- Pestizide verzichten. tartrinken in der Luft „stehen“. winterungsplatz in Wohnungen auf. M enschliche Siedlungen sind brand und Industrie, sowie eutrophie- Häuser, Reklamen etc), an der zigtau- aus ökologischer Sicht ein rende Substanzen wie Düngemittel, sende Tiere ihren Tod finden. Mosaik verschiedener Bio- Müll und Hundekot aus. Besiedelt toptypen. Typisch sind Garten- und werden diese Lebensräume deshalb Parkanlagen, Alleen, Böschungen von zumeist von eher häufigen Schmetter- Straßen und Bahn, technische und lingsarten. Seltenere oder gefährdete industrielle Anlagen, Brachflächen. Arten lassen sich nur dann anlocken, Diese sind meist stark durch mensch- wenn sich ihre ursprünglichen Lebens- liche Aktivitäten geprägt. So zeich- räume im Umfeld der Siedlungen be- nen sich die Flächen z. T. durch eine finden. In naturnahen Gärten können hohe Lebensraumdynamik (Pflege, sie allerdings wertvolle Nektarquellen © P. Gros Veränderungen) und teilweise hohe finden. Eine technische Todesfalle für „Giftbelastung“ durch Chemikalien, viele Nachtfalter, die sich am Licht ori- Die Skabiose im Garten ist eine Emissionen aus dem Verkehr, Haus- entieren, ist die Beleuchtung (Straßen, schmetterlingsfördernde Pflanze. Wichtig für den Schmetterlingsschutz in Siedlungen die Beleuchtung reduzieren (Straßenbeleuchtung, Rekla- men, Hausbeleuchtungen) bzw. auf „insektenfreundliche“ Lam- pen umstellen (geringer UV- Anteil im Licht, daher geringere © P. Gros Anlockwirkung, z. B. Natrium- © G. Nowotny statt Quecksilberdampflampen) Brennesseln sind besonders an son- auf Pestizide in Gärten und Der Distelfalter gehört zu den Wand- nigen Standorten für Schmetterlinge Parks verzichten erfaltern und fliegt in großen Schwär- wertvoll, da sie einigen häufigeren heimische Pflanzenarten ver- men über die Alpen. In blumenrei- Arten, z.B dem Tagpfauenauge, als wenden chen Gärten ist er gerne zu Gast. Raupennahrung dienen.
Europaschutzgebiet Untersbergvorland Schutzgebiet für Schmetterlinge © O. Stöhr Im extensiv bewirtschafteten Untersberg-Vorland mit seinem Mosaik an Streuwiesen und Wäldern leben noch Tier- und Pflanzenarten, die aus den meisten Tälern bereits verschwunden sind. D as ca. 200 ha große Europa- der größten in ganz Österreich. Das tensivierung) der Wiesen und Wäl- schutzgebiet Untersberg-Vor- grenzüberschreitende Vorkommen der bereits stark bedroht. land liegt am Fuß des Unters- reicht ins benachbarte Bayern. bergs am Übergang zwischen den Von 2006 bis 2010 wird im Gebiet Ausläufern der nördlichen Kalkalpen Auch drei weitere Tagfalterarten der ein LIFE-Projekt durchgeführt. Ge- und dem anschließenden hügeligen FFH-Richtlinie der EU, der Goldene plant ist die Umsetzung von Maßnah- Alpenvorland. 50 ha des Gebietes Scheckenfalter, der Helle Wiesen- men zum langfristigen Erhalt der Be- nimmt das Salzburger Freilicht- knopf-Ameisenbläuling und der Gelb- stände dieser Schmetterlingsarten. museum ein, das die bäuerlichen Bau- ringfalter kommen hier vor. Insgesamt Dies sind z.B. die Verbesserung des traditionen inmitten einer extensiv be- leben derzeit ca. 70 Tagfalterarten im Habitatverbundes sowie die Förde- wirtschafteten Kulturlandschaft zeigt. Gebiet, mehr als 20 davon sind Arten rung der Qualität der Streuwiesen und der Roten Liste. die bessere Strukturierung von Wald- Das Schutzgebiet und seine Umgebung habitaten durch gezielte Pflegemaß- beherbergen eine der größten Popula- Viele dieser Tagfalterarten, aber auch nahmen. Im Zuge des Projektes wer- tionen des Eschen-Scheckenfalters in weitere Tier- und Pflanzenarten sind den auch verschiedene Besucher- Mitteleuropa. Es ist das größte Vorkom- europaweit durch Bewirtschaftungs- attraktionen geschaffen, wie eine men im Bundesland Salzburg und eines änderungen (Nutzungsaufgabe, In- Infostelle und ein Themenweg. © P. Gros © P. Gros © P. Gros Der Eschen-Scheckenfalter braucht Goldene Scheckenfalter sind auf Der Gelbringfalter lebt in lichten besonders großflächige, lichte feuch- extensive, besonders magere Streu- Wäldern mit artenreichem Unter- te Wälder und gut strukturierte Wald- wiesen angewiesen. Die Raupen fres- wuchs. ränder, um überleben zu können. sen gerne am Teufelsabbiss.
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