Herzschwäche bewährte und neue Behandlungsmöglichkeiten - Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst Internist, Kardiologe, Intensivmediziner Herzschwäche bewährte und neue Deutsche Behandlungsmöglichkeiten Herzstiftung Grundlage dieser Präsentation ist die Broschüre der Deutschen Herzstiftung: Das schwache Herz
Chronische Herzschwäche ist häufig • in Deutschland leben schätzungsweise 2 bis 3 Millionen Menschen mit chronischer Herzschwäche • Herzschwäche ist der häufigste Grund für Krankenhauseinweisungen – jedes Jahr müssen rund 444.000 Patienten im Krankenhaus behandelt werden • fast 45.000 sterben jährlich an Herzschwäche
Inhalt I Wie zeigt sich das schwache Herz? II Herzschwäche erkannt: Was tun? III Wenn Therapien nicht mehr helfen IV Diskussion
Was ist chronische Herzschwäche? Wenn das Herz nicht in der Lage ist, den Organismus ausreichend mit Blut zu versorgen, besteht eine chronische Herzschwäche
Herzschwäche tritt in verschiedenen Formen auf Systolische Herzschwäche: • ungenügende Pumpkraft des Herzmuskels • zwei Drittel dieser Patienten leiden an koronarer Herzkrankheit Diastolische Herzschwäche: • ungenügende Entspannungsfähigkeit des Herzmuskels • nicht ausreichende Füllung • häufig verdickter Herzmuskel • Herzschwäche trotz erhaltener Pumpfunktion • die meisten Patienten leiden normales und bei Herzschwäche an Bluthochdruck vergrößertes Herz
Wie zeigt sich die chronische Herzschwäche? • beginnt schleichend und meist unbemerkt • Atemnot bei Belastung • Abnahme der Leistungsfähigkeit (Treppensteigen, Bergangehen, schnell laufen) • Müdigkeit, Abgeschlagenheit • Schwellungen an Knöcheln, Unterschenkeln (Wassereinlagerung) • rascher Herzschlag
Wie zeigt sich die chronische Herzschwäche? Bei diesen Symptomen unbedingt den Arzt aufsuchen! Je früher die Herzschwäche erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden.
Stadien der Herzschwäche (NYHA-Klassifikation) NYHA I Herzschwäche ohne körperliche Einschränkungen. Alltägliche körperliche Belastung verursacht keine Erschöpfung, Rhythmusstörungen oder Luftnot.
Stadien der Herzschwäche (NYHA-Klassifikation) NYHA II Herzschwäche mit leichter Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Keine Beschwerden in Ruhe und bei geringer Anstrengung. Stärkere körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen oder Luftnot, z.B. Bergangehen oder Treppensteigen.
Stadien der Herzschwäche (NYHA-Klassifikation) NYHA III Herzschwäche mit höhergradiger Einschränkung der Leistungsfähigkeit bei gewohnter Tätigkeit. Keine Beschwerden in Ruhe. Geringe körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen oder Luftnot, z.B. Gehen in der Ebene.
Stadien der Herzschwäche (NYHA-Klassifikation) NYHA IV Herzschwäche mit Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten und in Ruhe. Bettlägerigkeit.
Ursachen Herzschwäche ist keine eigenständige Erkrankung – sie ist das Endstadium zahlreicher Herzkrankheiten Bei weitem am wichtigsten: • koronare Herzkrankheit • hoher Blutdruck Besonders gefährlich: wenn koronare Herzkrankheit, hoher Blutdruck und Diabetes gemeinsam auftreten
Andere Ursachen Nur für 20-30% der Herzschwäche- Fälle verantwortlich: • Herzklappenerkrankungen • angeborene Herzfehler • entzündliche Herzerkrankungen (z.B. nach verschleppter Grippe) • Herzmuskelerkrankungen • Alkohol, Drogen, Medikamente • u.a.
Wie wird eine Herzschwäche festgestellt? • Vorgeschichte und körperliche Untersuchung • Liegen typische Beschwerden vor? ► Atemnot unter Belastung ► Schwellungen (Wassereinlagerungen) an den Fußgelenken und am Schienbein ► Wassereinlagerungen in der Lunge (Abklopfen und Abhören der Lunge)
Biomarker Das Hormon NT-proBNP ist ein Marker für Herzschwäche: • ist der Wert normal, beruht die Luftnot nicht auf Herzschwäche • erhöhte Werte (z.B. über 125 pg/ml): Abklärung beim Kardiologen • unter erfolgreicher Behandlung geht der Wert zurück – die wiederholte Bestimmung scheint sich zur Erfolgskontrolle der Therapie zu eignen
Wie wird eine Herzschwäche festgestellt? Ergeben sich beim Hausarzt Hinweise auf Herzschwäche: unbedingt Überweisung zum Kardiologen oder – wenn kein zeitnaher Termin möglich ist – in die Herzambulanz eines Krankenhauses! Herzschwäche wird oft zu spät diagnostiziert!
Untersuchungen Bei jedem Patienten mit Verdacht auf Herzschwäche muss eine vollständige diagnostische Abklärung erfolgen. Unabdingbar: Ultraschalluntersuchung (Größe der Herzhöhlen, Bewegung der Herzwände, Herzmuskeldicke, Auswurffraktion, Klappendefekte) RV LV LV RV LA RA LA RA Gesundes Herz Starke Erweiterung der linken Herzkammer bei systolischer Herzschwäche
Untersuchungen EF: Ejektionsfraktion, Auswurffraktion: Prozent des Blutes, die bei einem Herzschlag ausgeworfen werden RV LV LV RV LA RA LA RA
Weitere Untersuchungen • Ruhe-EKG: kann auf eine Verdickung des Herzmuskels oder einen abgelaufenen Herzinfarkt hinweisen Belastungs-EKG • ggf. Röntgenaufnahme des Brustkorbs • ggf. Herzkatheteruntersuchung
Begleiterkrankungen Bei Herzschwäche leidet der gesamte Organismus unter Mangeldurchblutung. Daher treten oft Begleiterkrankungen auf, die erkannt und behandelt werden müssen: • Atemwegserkrankungen • Nierenfunktionsstörungen • Blutarmut • Eisenmangel • schlafbezogene Atmungsstörungen • Depression • geistiger und körperlicher Abbau
II Herzschwäche erkannt: Was tun?
Beste Strategie: Behandlung der Grundkrankheit Koronare Herzkrankheit • Durchblutung wiederherstellen: - Dilatation/Stent - Bypass-Operation - chirurgische Narbenkorrektur • Risikofaktoren für koronare Herzkrankheit ausschalten: - Bluthochdruck - Diabetes - Fettstoffwechselstörungen - Bewegungsmangel - Rauchen - Übergewicht Darstellung eines Bypasses - Stress mit Brustwandarterie
Beste Strategie: Behandlung der Grundkrankheit Bluthochdruck konsequente Senkung durch: • gesunden Lebensstil • Abbau von Übergewicht • Medikamente Senkung der Blutdruckwerte: • auf unter 140/90 mmHg • bei über 80-Jährigen unter 150/90 mmHg
Beste Strategie: Behandlung der Grundkrankheit Bluthochdruck bewährt: • Blutdruckmedikamente, die auch auf Herzschwäche günstig wirken: • ACE-Hemmer • Sartane • Betablocker • Calciumantagonisten wie Amlodipin, Lercanidipin • Diuretika: verstärken die Wirkung von Blutdruckmedikamenten, verhindern Wasser- und Salzeinlagerungen
Beste Strategie: Behandlung der Grundkrankheit Diabetes • sorgfältige Behandlung und Einstellung Übergewicht • BMI über 30 kg/m2 wird kontrovers diskutiert • Fettgewebe schädigt Herz • starkes Übergewicht vermehrt Herzrhythmusstörungen, beeinträchtigt Leistungsfähigkeit, macht Schlafapnoe
Beste Strategie: Behandlung der Grundkrankheit Herzklappenerkrankungen • Korrektur durch Operation oder Kathetereingriff • rechtzeitig korrigiert, wird die Herzschwäche nachhaltig gebessert hochgradige Undichtigkeit der Mitralklappe nach Mitralklappenrekonstruktion
Beste Strategie: Behandlung der Ursachen • entzündliche Herzkrankheiten • angeborene Herzfehler auch Alkohol, Drogen und bestimmte Medikamente (Zytostatika) können eine Herzschwäche verursachen
Beste Strategie: Behandlung der Ursachen Seltene Ursachen, die bei vollständiger Abklärung gefunden werden können: • Herzscheidewanddefekte • offener Ductus Botalli • korrigierte Transposition der großen Gefäße • Non-Compaction-Kardiomyopathie • arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie • kardiale Amyloidose • Herzbeteiligung bei Morbus Fabry • kardiale Sarkoidose • sog. stumme Mitralstenosen • Aortenklappenstenosen im hohen Alter
Medikamente bei systolischer Herzschwäche Behandlungsziele: • Voranschreiten der Herzschwäche verlangsamen oder aufhalten • Verbesserung der Herzleistung • Verbesserung der Lebensqualität • Verbesserung der Lebenserwartung erhältlich bei Deutscher Herzstiftung
Medikamente bei systolischer Herzschwäche Folgende Medikamente kommen bei systolischer Herzschwäche (Pumpschwäche des Herzens) zum Einsatz: • Betablocker • ACE-Hemmer/Sartane • MRAs (Mineralkortikoidrezeptorantagonisten) • Neu: Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI) • Neu: SGLT2-Hemmer • Diuretika • Herzglykoside • Ivabradin
Betablocker Wirkung • Schutz vor Stresshormonen (Noradrenalin) • Verbesserung der Prognose – gesichert bei: Metoprolol, Bisoprolol, Carvedilol bei Patienten über 70 auch Nebivolol • mit niedriger Dosis beginnen (1/10 der Zieldosis) • Anfangs: möglicherweise Abnahme der Leistungsfähigkeit • Belastbarkeit steigt nach drei bis sechs Monaten
Betablocker Gegenanzeigen • Asthma bronchiale • niedriger Blutdruck • langsame Herzfrequenz wenn die Herzfrequenz trotz Betablocker hoch bleibt oder Betablocker nicht vertragen werden: Ivabradin
ACE-Hemmer/Sartane Wirkung • verhindern schädliche Umbauprozesse im Herzen • steigern Leistungsfähigkeit • verbessern Prognose Nebenwirkungen • ACE-Hemmer lösen bei etwa 5% der Patienten trockenen Husten aus (dann Wechsel zu Sartanen) • Angioödem selten bei ACE-Hemmern, noch seltener bei Sartanen: schwere allergische Reaktion, Schwellung von Haut und Schleimhaut in Mund und Rachen, die sofortiges ärztliches Eingreifen erfordert
MRAs • Spironolacton, Eplerenon • Senkung der Sterblichkeit • niedrige Dosierung einhalten: 12,5 - 50 mg pro Tag • Nierenwerte und Kaliumspiegel regelmäßig kontrollieren: ► vor Beginn der Therapie und vor jeder Dosisänderung ► dann vierteljährlich Nebenwirkung Schwellung der Brustdrüsen bei Frauen und Männern unter Spironolacton - dann Wechsel zu Eplerenon
Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin- Inhibitor (ARNI) Entresto® (Wirkstoff: Valsartan und Sacubitril) • Empfehlung für Patienten mit einer Auswurffraktion unter 35, bei denen trotz optimaler Therapie mit Betablockern, ACE- Hemmern/Sartane und MRAs noch Symptome bestehen und/oder sich die Herzfunktion weiter verschlechtert • ersetzt dann ACE-Hemmer Nebenwirkungen • häufig: unerwünscht starke Blutdrucksenkung • selten Angioödem: schwere allergische Reaktion, Schwellung von Haut und Schleimhaut in Mund und Rachen, die sofortiges ärztliches Eingreifen erfordert
Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin- Inhibitor (ARNI) Wichtig zu wissen: • gleichzeitige Einnahme von ARNI mit ACE-Hemmern/Sartane ist zu vermeiden • vor Beginn der Therapie mit ARNI müssen ACE-Hemmer/Sartane 36 Stunden vorher abgesetzt werden • Therapiebeginn mit niedrigster Dosierung, steigern erst nach 4 Wochen
SGLT2-Hemmer Empagliflozin, Dapagliflozin • Ursprünglich Diabetesmedikamente • Empfehlung für Patienten mit einer Auswurffraktion unter 35, bei denen trotz optimaler Therapie mit Betablockern, ACE- Hemmern/Sartane und MRAs noch Symptome bestehen und/oder sich die Herzfunktion weiter verschlechtert Nebenwirkungen • Infekte im Genitalbereich (Hygiene!) • selten Laktatazidose: schwere Störung des Säure-Basen-Haushaltes, z.B. bei Infekten
Diuretika („Wassertabletten“) werden eingesetzt um • Wasser auszuschwemmen bei Patienten, die eine Tendenz zur Wassereinlagerung haben • hohen Blutdruck zu senken 2 Gruppen: • klassische Diuretika • kaliumsparende Diuretika wie Amilorid und Triamteren ► haben an Bedeutung verloren ► MRAs sind vorzuziehen
Diuretika („Wassertabletten“) Nebenwirkungen • Absinken des Kaliumspiegels bei klassischen Diuretika • Anstieg des Kaliumspiegels bei kaliumsparenden Diuretika • erhöhtes Risiko für gefährliche Herzrhythmusstörungen bei Entgleisung des Kaliumspiegels Regelmäßige Kontrollen der Nierenfunktion und des Kaliumspiegels: • vor Beginn der Therapie und nach jeder Dosisänderung • dann vierteljährlich
Herzglykoside („Digitalis“) • als Reservemittel vor allem für Patienten, die gleichzeitig an Vorhofflimmern mit schnellem Herzschlag leiden ► senkt die Herzschlagfolge ► stärkt die Kontraktionskraft des Herzens • möglichst niedrig dosieren • engmaschige Kontrollen von Nierenwerten und Kaliumspiegel
Eisenmangel bei Herzschwäche • bei Blutarmut • aber auch ohne Blutarmut Eisenmangel: − Ferritin-Wert unter 100 µg/l − Ferritin-Wert zwischen 100 und 300 µg/l, wenn das Transport-Protein Transferrin für Eisen zu weniger als 20% mit Eisen besetzt ist
Eisenmangel bei Herzschwäche Routinemäßige Kontrolle des Eisenstoffwechsels bei Patienten mit systolischer Herzschwäche und einer Auswurffraktion unter 45% Zufuhr von Eisen - effektiv nur als intravenöse Gabe verbessert: • körperliche Leistungsfähigkeit • Lebensqualität
Impfschutz • Patienten mit Herzschwäche wird wegen erhöhter Infektionsgefahr empfohlen, sich jedes Jahr gegen Grippe impfen zu lassen • SARS-CoV2-Impfung ist wichtig • eine Pneumokokkenimpfung kann erwogen werden
Medikamente ohne nachgewiesenen Nutzen • Extrakte aus Weißdornblättern (Folia Crataegi) • Coenzym Q10: Hinweise auf positive Wirkung in einer Studie (2013), Nutzen nicht belegt – weitere Studien nötig, bevor Q10 empfohlen werden kann
Medikamente, die eine Herzschwäche verschlechtern • die meisten Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen (außer Amiodaron) • Calciumantagonisten wie Verapamil, Diltiazem • Rheuma-/Schmerzmittel (Diclofenac, Ibuprofen, COX-2-Hemmer) • Bestimmte Antidepressiva (Nortriptylin, Amitriptylin) • Blutdrucksenker, die zu Wassereinlagerungen und Freisetzung von Stresshormonen führen (z.B. Minoxidil) • Blutzuckersenker wie Glitazone, Gliptine • Migränemittel: Ergotamin. Triptane und Sumatriptan nur mit Vorsicht einsetzen (können Blutdruck und Herzfrequenz erhöhen)
Was kann der Patient selbst tun? • Medikamente konsequent einnehmen • tägliche Gewichtskontrolle • maßvolles Ausdauertraining bei stabiler Herzschwäche • Begrenzung des Alkoholkonsums • Verzicht auf Rauchen • Mittelmeerküche • begrenzte Kochsalzzufuhr, kein Nachsalzen • Flüssigkeitszufuhr max. 2 Liter/Tag • keine Reisen in große Höhen, heißes oder feuchtes Klima
Bewegung als Therapie Früher: körperliche Schonung auch bei leichter Herzschwäche (NYHA II) Heute: dosiertes Ausdauertraining • steigert erheblich die Leistungsfähigkeit • verringert Zahl der Krankenhauseinweisungen • senkt Sterblichkeit
Für welche Patienten? • Patienten mit Herzschwäche NYHA-Stadien II – III • Niemals ein Training ohne ärztlichen Rat beginnen!
Wie trainieren? • Belastbarkeit beim Kardiologen testen lassen • Training unter ärztlicher Aufsicht beginnen! • geeignet: Ausdauerbelastungen, z.B. Spazierengehen, Radfahren, Ergometer, Wandern, Walken, u.U. Skilanglauf • Steuerung der Trainingsintensität durch Pulskontrollen • Herzsportgruppen
Wie trainieren? Patienten mit erheblichen Beschwerden (NYHA III): • engmaschiges ärztlich überwachtes Trainingsprogramm verbessert die Belastbarkeit um eine NYHA-Klasse! Patienten mit hochgradig eingeschränkter Leistungsfähigkeit (NYHA IV): • profitieren von Bewegungstraining unter besonders intensiver Überwachung - spezielles Training der Arm- und Beinmuskulatur, Hockergymnastik
Wie Krankenhausaufenthalte vermeiden? • Entgleisung einer Herzschwäche (Dekompensation) ist in Deutschland der häufigste Grund für Krankenhauseinweisungen • für eine Entgleisung der Herzschwäche sind oft Therapiefehler verantwortlich Weitere Faktoren: ► Herzrhythmusstörungen ► bakterielle Infektionen, vor allem Lungenentzündung ► Lungenembolie ► Bluthochdruckkrise
Therapiefehler • unzuverlässige Einnahme von Medikamenten • falsche Dosierung (z.B. starker Abfall des Kaliumspiegels bei Überdosierung eines Diuretikums) • zusätzliche Einnahme von Medikamenten, die das Herz schwächen
Therapiefehler nicht nur Medikamente können eine Herzschwäche verschlimmern • auch Ernährungsfehler: übermäßige Zufuhr von Salz • eine zu große Flüssigkeitsaufnahme (mehr als 2 Liter/Tag)
Aufmerksamkeit lohnt sich Wichtig: auf Warnzeichen für eine Entgleisung der Herzschwäche achten! • Wassereinlagerungen im Körper, an Knöcheln, Unterschenkeln, Bauchraum • Gewichtszunahme • zunehmende Kurzatmigkeit, wiederholtes Aufwachen wegen Atemnot, Bedarf an mehreren Kissen beim Schlafen sofort zum Arzt!
Gewicht kontrollieren • Wenn Sie dazu neigen, Wasser einzulagern, wiegen Sie sich täglich! • Gewichtszunahme von mehr als 2 kg in 3 Tagen zeigt Verschlechterung der Herzschwäche
Herztagebuch Wer ein Tagebuch mit Gewicht, Puls und Blutdruck führt, kann diese Warnzeichen frühzeitig erkennen erhältlich bei Deutscher Herzstiftung
Defibrillator • wenn die Pumpleistung des Herzens stark nachlässt, sind die Patienten durch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) stark gefährdet • der implantierbare Defibrillator (ICD) beendet Kammerflimmern durch Elektroschock
Defibrillator Der Defibrillator enthält: • ein Elektrodensystem, über das gefährliche Herzrhythmusstörungen erkannt werden • einen Generator, der in der Lage ist, die Spannung aufzubauen, die zur Schockabgabe gebraucht wird • einen programmierten Mikrochip und ein oder zwei Batterien Bei einem Schock wird mit einem Spitzenstrom von rund 20 Ampere eine Energie von bis zu 42 Joule innerhalb von 8 bis 12 Millisekunden abgegeben
Was kann der Defibrillator? • überwacht den Herzrhythmus wie ein Langzeit-EKG • beendet Kammerflimmern durch Elektroschock • beendet Herzrasen durch elektrische Stimulation (Overdrive) • stimuliert bei zu langsamem Herzschlag Herzrasen wird durch Stimulation beendet
Defibrillator – für welche Patienten? • Patienten, die eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung überlebt haben • Patienten, bei denen eine anhaltend schnelle Herzrhythmusstörung (Kammertachykardie) zu Blutdruckabfall (Minderdurchblutung des Gehirns) oder Bewusstlosigkeit geführt hat Kammerflimmern wird durch einen Schock beendet
Defibrillator – für welche Patienten? • Patienten mit koronarer Herzkrankheit, deren Auswurffraktion unter 30-35% liegt, erst im chronischen Stadium, frühestens 40 Tage nach Herzinfarkt • Patienten, deren Auswurffraktion durch andere Herzkrankheiten unter 30-35% liegt – bei diesen Patienten sollte man vor der Entscheidung für einen Defibrillator erst das Ergebnis der übrigen Therapie abwarten
Resynchronisationstherapie (CRT) • bei rund 25% der Patienten mit Herzschwäche tritt ein Linksschenkelblock auf • ist dieser ausgeprägt, arbeitet das Herz uneffektiv • die Resynchronisationstherapie mit einem speziellen Schrittmachersystem (CRT) sorgt dafür, dass das Herz wieder synchron und deshalb effektiv arbeitet 12-Kanal-EKG eines Patienten mit Herzschwäche und Linksschenkelblock (links) und nach Einpflanzen eines biventrikulären Schrittmacher-ICD- Systems (rechts)
Resynchronisationstherapie (CRT) • Leistungsfähigkeit steigt • Pumpleistung nimmt zu • Verbesserung um eine NYHA-Klasse möglich • Zahl der Krankenhausaufenthalte und Sterblichkeit sinkt Röntgenbild eines im Brustkorb eingesetzten biventrikulären ICDs. Das System besteht aus dem Aggregat, das zumeist unter den Brustmuskel eingepflanzt wird, und drei im Herzen fixierten Elektroden
„Optimizer®“ • Kann die Pumpkraft des Herzmuskels durch elektrische Impulse verstärken. • Gerät wird einmal wöchentlich selbst aufgeladen. • In speziellen Fällen kommt das Gerät in Frage.
III Wenn Therapien nicht mehr helfen
Herztransplantation Langzeitaussichten nach Transplantation: • 70% leben nach 5 Jahren • 60% leben nach 10 Jahren • manche leben mehr als 20 Jahre Problem: gravierender Mangel an Spenderherzen – die Wartezeit beträgt viele Jahre Rolf M. Jaksties, 2003 herztransplantiert – seit 2005 ehrenamtlich für die Deutsche Herzstiftung aktiv
Künstliche Herzen Systeme: • elektrisch betriebenes Linksherzunterstützungssystem das kranke Herz bleibt im Körper – mit dem Einbau des Assist-Systems wird die Wartezeit bis zur Transplantation überbrückt Linksherzunterstützungssystem HeartMate II mit Steuerungscomputer
Künstliche Herzen Systeme: • Kunstherz (Total Artificial Heart) Wenn eine Erholung der Pumpleistung des Herzen sicher ausgeschlossen ist. Das kranke Herz wird vollständig entfernt. Für Patienten, bei denen eine Transplantation möglich ist. Zur Überbrückung der Wartezeit. Bis zur Transplantation deutlich eingeschränkte Lebensqualität. so wird das implantierte Kunstherz Getragen (links der Druckluftkompressor)
Risiken der künstlichen Herzen • Operationsrisiko hängt vom Gesundheitszustand des Patienten ab • Gefahr von Infektionen • Gefahr vor technischen Defekten • Gerinnungshemmer müssen eingenommen werden, um Schlaganfälle zu verhindern • Blutgerinnungswerte (INR-Wert zwischen 2,5 und 3) müssen engmaschig überwacht werden: möglichst Selbstbestimmung des Gerinnungswerts • psychische Probleme: Angst und Depressionen – Unterstützung durch Psychotherapeuten
Fazit Um Ihre Gesundheit zu erhalten: • verlassen Sie sich nicht nur auf die Medizin als Reparaturbetrieb, sondern • spielen Sie selbst eine aktive Rolle – gleich ob Sie gesund oder krank sind!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! zum Nachlesen und für weitere Informationen empfehlen wir Ihnen die Broschüre der Deutschen Herzstiftung Experten informieren über den neuesten Stand der Medizin in einer Sprache, die jeder versteht. Erhältlich bei der Deutschen Herzstiftung: www.herzstiftung.de
Sie können auch lesen