Herzschwäche bewährte und neue Behandlungsmöglichkeiten - Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst

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Herzschwäche bewährte und neue Behandlungsmöglichkeiten - Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst
Chefarzt Priv.-Doz.
       Dr. Mathias M. Borst
       Internist, Kardiologe, Intensivmediziner

       Herzschwäche
       bewährte und neue        Deutsche
       Behandlungsmöglichkeiten Herzstiftung
Grundlage dieser Präsentation ist die Broschüre der Deutschen Herzstiftung: Das schwache Herz
Herzschwäche bewährte und neue Behandlungsmöglichkeiten - Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst
Chronische Herzschwäche
ist häufig
• in Deutschland leben schätzungsweise 2 bis 3 Millionen Menschen
  mit chronischer Herzschwäche
• Herzschwäche ist der häufigste Grund für Krankenhauseinweisungen –
  jedes Jahr müssen rund 444.000 Patienten im Krankenhaus behandelt
  werden
• fast 45.000 sterben jährlich an Herzschwäche
Herzschwäche bewährte und neue Behandlungsmöglichkeiten - Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst
Sterblichkeit
Herzbericht 2020
Herzschwäche bewährte und neue Behandlungsmöglichkeiten - Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst
Sterblichkeit
Herzbericht 2020
Herzschwäche bewährte und neue Behandlungsmöglichkeiten - Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst
Inhalt

I    Wie zeigt sich das schwache Herz?

II   Herzschwäche erkannt: Was tun?

III Wenn Therapien nicht mehr helfen

IV Diskussion
Herzschwäche bewährte und neue Behandlungsmöglichkeiten - Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst
I Wie zeigt sich
  das schwache Herz?
Herzschwäche bewährte und neue Behandlungsmöglichkeiten - Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst
Was ist chronische
Herzschwäche?

Wenn das Herz nicht in der Lage
ist, den Organismus ausreichend
mit Blut zu versorgen,
besteht eine chronische
Herzschwäche
Herzschwäche bewährte und neue Behandlungsmöglichkeiten - Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst
Herzschwäche tritt in
verschiedenen Formen auf
Systolische Herzschwäche:
• ungenügende Pumpkraft des Herzmuskels
• zwei Drittel dieser Patienten leiden an koronarer Herzkrankheit

Diastolische Herzschwäche:
• ungenügende Entspannungsfähigkeit
  des Herzmuskels
• nicht ausreichende Füllung
• häufig verdickter Herzmuskel
• Herzschwäche trotz
  erhaltener Pumpfunktion
• die meisten Patienten leiden
                                               normales und bei Herzschwäche
  an Bluthochdruck                                   vergrößertes Herz
Herzschwäche bewährte und neue Behandlungsmöglichkeiten - Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst
Wie zeigt sich die
 chronische Herzschwäche?

• beginnt schleichend und meist
  unbemerkt
• Atemnot bei Belastung
• Abnahme der Leistungsfähigkeit
  (Treppensteigen, Bergangehen,
  schnell laufen)
• Müdigkeit, Abgeschlagenheit
• Schwellungen an Knöcheln,
  Unterschenkeln (Wassereinlagerung)
• rascher Herzschlag
Herzschwäche bewährte und neue Behandlungsmöglichkeiten - Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Mathias M. Borst
Wie zeigt sich die
chronische Herzschwäche?

   Bei diesen Symptomen unbedingt den Arzt aufsuchen!
        Je früher die Herzschwäche erkannt wird,
        desto besser kann sie behandelt werden.
Stadien der Herzschwäche
(NYHA-Klassifikation)

                        NYHA I
                        Herzschwäche ohne körperliche
                        Einschränkungen.
                        Alltägliche körperliche Belastung
                        verursacht keine Erschöpfung,
                        Rhythmusstörungen oder
                        Luftnot.
Stadien der Herzschwäche
(NYHA-Klassifikation)

                        NYHA II
                        Herzschwäche mit leichter
                        Einschränkung der körperlichen
                        Leistungsfähigkeit.
                        Keine Beschwerden in Ruhe und
                        bei geringer Anstrengung. Stärkere
                        körperliche Belastung verursacht
                        Erschöpfung, Rhythmusstörungen
                        oder Luftnot, z.B. Bergangehen
                        oder Treppensteigen.
Stadien der Herzschwäche
(NYHA-Klassifikation)

                        NYHA III
                        Herzschwäche mit
                        höhergradiger Einschränkung
                        der Leistungsfähigkeit bei
                        gewohnter Tätigkeit.
                        Keine Beschwerden in Ruhe.
                        Geringe körperliche Belastung
                        verursacht Erschöpfung,
                        Rhythmusstörungen oder Luftnot,
                        z.B. Gehen in der Ebene.
Stadien der Herzschwäche
(NYHA-Klassifikation)

                        NYHA IV
                        Herzschwäche mit Beschwerden
                        bei allen körperlichen
                        Aktivitäten und in Ruhe.
                        Bettlägerigkeit.
Ursachen

Herzschwäche ist keine eigenständige Erkrankung –
sie ist das Endstadium zahlreicher Herzkrankheiten

Bei weitem am wichtigsten:
• koronare Herzkrankheit
• hoher Blutdruck

Besonders gefährlich:
wenn koronare Herzkrankheit,
hoher Blutdruck und
Diabetes gemeinsam auftreten
Andere Ursachen

Nur für 20-30% der Herzschwäche-
Fälle verantwortlich:
• Herzklappenerkrankungen
• angeborene Herzfehler
• entzündliche Herzerkrankungen
  (z.B. nach verschleppter Grippe)
• Herzmuskelerkrankungen
• Alkohol, Drogen, Medikamente
• u.a.
Wie wird eine Herzschwäche
festgestellt?

• Vorgeschichte und körperliche
  Untersuchung
• Liegen typische Beschwerden vor?

  ►   Atemnot unter Belastung
  ►   Schwellungen
      (Wassereinlagerungen)
      an den Fußgelenken und
      am Schienbein
  ►   Wassereinlagerungen in der
      Lunge (Abklopfen und Abhören
      der Lunge)
Biomarker

Das Hormon NT-proBNP ist ein Marker
für Herzschwäche:

• ist der Wert normal, beruht die
  Luftnot nicht auf Herzschwäche
• erhöhte Werte (z.B. über
  125 pg/ml): Abklärung beim
  Kardiologen
• unter erfolgreicher Behandlung
  geht der Wert zurück –
  die wiederholte Bestimmung
  scheint sich zur Erfolgskontrolle
  der Therapie zu eignen
Wie wird eine Herzschwäche
festgestellt?

Ergeben sich beim Hausarzt
Hinweise auf Herzschwäche:

unbedingt Überweisung
zum Kardiologen oder – wenn kein
zeitnaher Termin möglich ist – in
die Herzambulanz eines
Krankenhauses!

Herzschwäche wird oft
zu spät diagnostiziert!
Untersuchungen
   Bei jedem Patienten mit Verdacht auf Herzschwäche muss eine
   vollständige diagnostische Abklärung erfolgen. Unabdingbar:
   Ultraschalluntersuchung (Größe der Herzhöhlen, Bewegung der
   Herzwände, Herzmuskeldicke, Auswurffraktion, Klappendefekte)

                RV   LV                                        LV
                                                       RV

                      LA                               RA      LA
                RA

Gesundes Herz                        Starke Erweiterung der linken Herzkammer bei
                                     systolischer Herzschwäche
Untersuchungen

EF: Ejektionsfraktion, Auswurffraktion:
Prozent des Blutes, die bei einem Herzschlag ausgeworfen
werden

          RV    LV                           LV
                                        RV

                 LA                     RA   LA
           RA
Weitere Untersuchungen

• Ruhe-EKG: kann auf eine Verdickung
  des Herzmuskels oder einen
  abgelaufenen Herzinfarkt hinweisen
  Belastungs-EKG
• ggf. Röntgenaufnahme
  des Brustkorbs
• ggf. Herzkatheteruntersuchung
Begleiterkrankungen

Bei Herzschwäche leidet der gesamte Organismus
unter Mangeldurchblutung.
Daher treten oft Begleiterkrankungen auf, die erkannt
und behandelt werden müssen:
• Atemwegserkrankungen
• Nierenfunktionsstörungen
• Blutarmut
• Eisenmangel
• schlafbezogene
  Atmungsstörungen
• Depression
• geistiger und
  körperlicher Abbau
II Herzschwäche
   erkannt: Was tun?
Beste Strategie:
Behandlung der Grundkrankheit
Koronare Herzkrankheit
• Durchblutung wiederherstellen:
  - Dilatation/Stent
  - Bypass-Operation
  - chirurgische Narbenkorrektur

• Risikofaktoren für koronare
  Herzkrankheit ausschalten:
  -   Bluthochdruck
  -   Diabetes
  -   Fettstoffwechselstörungen
  -   Bewegungsmangel
  -   Rauchen
  -   Übergewicht                  Darstellung eines Bypasses
  -   Stress                       mit Brustwandarterie
Beste Strategie:
Behandlung der Grundkrankheit
Bluthochdruck
konsequente Senkung durch:
• gesunden Lebensstil
• Abbau von Übergewicht
• Medikamente

Senkung der Blutdruckwerte:
• auf unter 140/90 mmHg
• bei über 80-Jährigen unter
  150/90 mmHg
Beste Strategie:
Behandlung der Grundkrankheit
Bluthochdruck
bewährt:
• Blutdruckmedikamente, die auch auf
  Herzschwäche günstig wirken:
• ACE-Hemmer
• Sartane
• Betablocker
• Calciumantagonisten wie Amlodipin, Lercanidipin
• Diuretika: verstärken die Wirkung von Blutdruckmedikamenten,
  verhindern Wasser- und Salzeinlagerungen
Beste Strategie:
Behandlung der Grundkrankheit

Diabetes
• sorgfältige Behandlung und Einstellung

Übergewicht
• BMI über 30 kg/m2 wird kontrovers diskutiert
• Fettgewebe schädigt Herz
• starkes Übergewicht vermehrt Herzrhythmusstörungen,
  beeinträchtigt Leistungsfähigkeit, macht Schlafapnoe
Beste Strategie:
 Behandlung der Grundkrankheit
 Herzklappenerkrankungen
 • Korrektur durch Operation oder Kathetereingriff
 • rechtzeitig korrigiert, wird die Herzschwäche nachhaltig gebessert

hochgradige Undichtigkeit der Mitralklappe   nach Mitralklappenrekonstruktion
Beste Strategie:
Behandlung der Ursachen

• entzündliche Herzkrankheiten
• angeborene Herzfehler
auch Alkohol, Drogen und bestimmte Medikamente (Zytostatika)
können eine Herzschwäche verursachen
Beste Strategie:
Behandlung der Ursachen
Seltene Ursachen, die bei vollständiger Abklärung
gefunden werden können:
• Herzscheidewanddefekte
• offener Ductus Botalli
• korrigierte Transposition der großen Gefäße
• Non-Compaction-Kardiomyopathie
• arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie
• kardiale Amyloidose
• Herzbeteiligung bei Morbus Fabry
• kardiale Sarkoidose
• sog. stumme Mitralstenosen
• Aortenklappenstenosen im hohen Alter
Medikamente bei
systolischer Herzschwäche

Behandlungsziele:
• Voranschreiten der Herzschwäche
  verlangsamen oder aufhalten
• Verbesserung der Herzleistung
• Verbesserung der Lebensqualität
• Verbesserung der Lebenserwartung

                                     erhältlich bei Deutscher Herzstiftung
Medikamente bei
systolischer Herzschwäche
Folgende Medikamente kommen bei systolischer Herzschwäche
(Pumpschwäche des Herzens) zum Einsatz:

• Betablocker
• ACE-Hemmer/Sartane
• MRAs (Mineralkortikoidrezeptorantagonisten)
• Neu: Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI)
• Neu: SGLT2-Hemmer
• Diuretika
• Herzglykoside
• Ivabradin
Betablocker

Wirkung
• Schutz vor Stresshormonen (Noradrenalin)
• Verbesserung der Prognose – gesichert bei:
  Metoprolol, Bisoprolol, Carvedilol
  bei Patienten über 70 auch Nebivolol
• mit niedriger Dosis beginnen (1/10 der Zieldosis)
• Anfangs: möglicherweise Abnahme der Leistungsfähigkeit
• Belastbarkeit steigt nach drei bis sechs Monaten
Betablocker

Gegenanzeigen
• Asthma bronchiale
• niedriger Blutdruck
• langsame Herzfrequenz

wenn die Herzfrequenz trotz Betablocker
hoch bleibt oder Betablocker nicht
vertragen werden: Ivabradin
ACE-Hemmer/Sartane

Wirkung
• verhindern schädliche Umbauprozesse im Herzen
• steigern Leistungsfähigkeit
• verbessern Prognose

Nebenwirkungen
• ACE-Hemmer lösen bei etwa 5% der Patienten
  trockenen Husten aus (dann Wechsel zu Sartanen)

• Angioödem selten bei ACE-Hemmern, noch seltener bei Sartanen:
  schwere allergische Reaktion, Schwellung von Haut und
  Schleimhaut in Mund und Rachen, die sofortiges ärztliches
  Eingreifen erfordert
MRAs

•   Spironolacton, Eplerenon
•   Senkung der Sterblichkeit
•   niedrige Dosierung einhalten: 12,5 - 50 mg pro Tag
•   Nierenwerte und Kaliumspiegel regelmäßig kontrollieren:
    ► vor Beginn der Therapie und vor jeder Dosisänderung
    ► dann vierteljährlich

Nebenwirkung
Schwellung der Brustdrüsen bei Frauen und Männern unter
Spironolacton - dann Wechsel zu Eplerenon
Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-
Inhibitor (ARNI)
Entresto® (Wirkstoff: Valsartan und Sacubitril)

• Empfehlung für Patienten mit einer Auswurffraktion unter 35, bei
  denen trotz optimaler Therapie mit Betablockern, ACE-
  Hemmern/Sartane und MRAs noch Symptome bestehen und/oder
  sich die Herzfunktion weiter verschlechtert
• ersetzt dann ACE-Hemmer

Nebenwirkungen
• häufig: unerwünscht starke Blutdrucksenkung
• selten Angioödem: schwere allergische Reaktion, Schwellung von
  Haut und Schleimhaut in Mund und Rachen, die sofortiges ärztliches
  Eingreifen erfordert
Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-
Inhibitor (ARNI)

Wichtig zu wissen:

• gleichzeitige Einnahme von ARNI mit ACE-Hemmern/Sartane
  ist zu vermeiden
• vor Beginn der Therapie mit ARNI müssen ACE-Hemmer/Sartane
  36 Stunden vorher abgesetzt werden
• Therapiebeginn mit niedrigster Dosierung, steigern erst nach
  4 Wochen
SGLT2-Hemmer

Empagliflozin, Dapagliflozin

• Ursprünglich Diabetesmedikamente
• Empfehlung für Patienten mit einer Auswurffraktion unter 35, bei
  denen trotz optimaler Therapie mit Betablockern, ACE-
  Hemmern/Sartane und MRAs noch Symptome bestehen und/oder
  sich die Herzfunktion weiter verschlechtert

Nebenwirkungen
• Infekte im Genitalbereich (Hygiene!)
• selten Laktatazidose: schwere Störung des Säure-Basen-Haushaltes,
  z.B. bei Infekten
Diuretika („Wassertabletten“)

werden eingesetzt um
• Wasser auszuschwemmen bei Patienten, die eine
  Tendenz zur Wassereinlagerung haben
• hohen Blutdruck zu senken

2 Gruppen:
• klassische Diuretika
• kaliumsparende Diuretika wie Amilorid und Triamteren
  ► haben an Bedeutung verloren
  ► MRAs sind vorzuziehen
Diuretika („Wassertabletten“)

Nebenwirkungen
• Absinken des Kaliumspiegels bei klassischen Diuretika
• Anstieg des Kaliumspiegels bei kaliumsparenden Diuretika
• erhöhtes Risiko für gefährliche Herzrhythmusstörungen bei
  Entgleisung des Kaliumspiegels

Regelmäßige Kontrollen der Nierenfunktion und des Kaliumspiegels:
• vor Beginn der Therapie und nach jeder Dosisänderung
• dann vierteljährlich
Herzglykoside („Digitalis“)

• als Reservemittel vor allem für Patienten, die gleichzeitig an
  Vorhofflimmern mit schnellem Herzschlag leiden
  ► senkt die Herzschlagfolge
  ► stärkt die Kontraktionskraft des Herzens
• möglichst niedrig dosieren
• engmaschige Kontrollen von Nierenwerten             und
  Kaliumspiegel
Eisenmangel bei Herzschwäche

• bei Blutarmut
• aber auch ohne Blutarmut

Eisenmangel:
− Ferritin-Wert unter 100 µg/l
− Ferritin-Wert zwischen 100 und 300 µg/l, wenn
  das Transport-Protein Transferrin für Eisen zu
  weniger als 20% mit Eisen besetzt ist
Eisenmangel bei Herzschwäche

Routinemäßige Kontrolle des Eisenstoffwechsels bei Patienten
mit systolischer Herzschwäche und einer Auswurffraktion
unter 45%

Zufuhr von Eisen - effektiv nur als intravenöse Gabe
verbessert:
• körperliche Leistungsfähigkeit
• Lebensqualität
Impfschutz

• Patienten mit Herzschwäche wird wegen erhöhter
  Infektionsgefahr empfohlen, sich jedes Jahr gegen
  Grippe impfen zu lassen

• SARS-CoV2-Impfung ist wichtig

• eine Pneumokokkenimpfung kann erwogen werden
Medikamente ohne
nachgewiesenen Nutzen

• Extrakte aus Weißdornblättern
  (Folia Crataegi)

• Coenzym Q10: Hinweise auf positive Wirkung
  in einer Studie (2013), Nutzen nicht belegt –
  weitere Studien nötig, bevor Q10 empfohlen
  werden kann
Medikamente, die eine
Herzschwäche verschlechtern

• die meisten Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen
  (außer Amiodaron)
• Calciumantagonisten wie Verapamil, Diltiazem
• Rheuma-/Schmerzmittel
  (Diclofenac, Ibuprofen, COX-2-Hemmer)
• Bestimmte Antidepressiva (Nortriptylin, Amitriptylin)
• Blutdrucksenker, die zu Wassereinlagerungen und
  Freisetzung von Stresshormonen führen (z.B. Minoxidil)
• Blutzuckersenker wie Glitazone, Gliptine
• Migränemittel: Ergotamin. Triptane und Sumatriptan nur mit
  Vorsicht einsetzen (können Blutdruck und Herzfrequenz
  erhöhen)
Was kann der Patient
selbst tun?

• Medikamente konsequent einnehmen
• tägliche Gewichtskontrolle
• maßvolles Ausdauertraining bei stabiler Herzschwäche
• Begrenzung des Alkoholkonsums
• Verzicht auf Rauchen
• Mittelmeerküche
• begrenzte Kochsalzzufuhr, kein Nachsalzen
• Flüssigkeitszufuhr max. 2 Liter/Tag
• keine Reisen in große Höhen, heißes oder feuchtes Klima
Bewegung als Therapie

Früher: körperliche Schonung auch
bei leichter Herzschwäche (NYHA II)

Heute: dosiertes Ausdauertraining
• steigert erheblich
  die Leistungsfähigkeit
• verringert Zahl der
  Krankenhauseinweisungen
• senkt Sterblichkeit
Für welche Patienten?

• Patienten mit Herzschwäche NYHA-Stadien II – III
• Niemals ein Training ohne ärztlichen Rat beginnen!
Wie trainieren?

• Belastbarkeit beim
  Kardiologen testen lassen
• Training unter ärztlicher
  Aufsicht beginnen!
• geeignet: Ausdauerbelastungen,
  z.B. Spazierengehen, Radfahren,
  Ergometer, Wandern,
  Walken, u.U. Skilanglauf
• Steuerung der Trainingsintensität
  durch Pulskontrollen
• Herzsportgruppen
Wie trainieren?

Patienten mit erheblichen
Beschwerden (NYHA III):
• engmaschiges ärztlich überwachtes
  Trainingsprogramm verbessert die
  Belastbarkeit um eine NYHA-Klasse!

Patienten mit hochgradig eingeschränkter
Leistungsfähigkeit (NYHA IV):
• profitieren von Bewegungstraining unter
  besonders intensiver Überwachung -
  spezielles Training der Arm- und
  Beinmuskulatur, Hockergymnastik
Wie Krankenhausaufenthalte
vermeiden?

• Entgleisung einer Herzschwäche (Dekompensation)
  ist in Deutschland der häufigste Grund für
  Krankenhauseinweisungen
• für eine Entgleisung der Herzschwäche sind
  oft Therapiefehler verantwortlich

  Weitere Faktoren:
  ► Herzrhythmusstörungen
  ► bakterielle Infektionen, vor allem Lungenentzündung
  ► Lungenembolie
  ► Bluthochdruckkrise
Therapiefehler

• unzuverlässige Einnahme
  von Medikamenten

• falsche Dosierung (z.B. starker Abfall
  des Kaliumspiegels bei Überdosierung
  eines Diuretikums)

• zusätzliche Einnahme von
  Medikamenten, die das
  Herz schwächen
Therapiefehler

nicht nur Medikamente können
eine Herzschwäche verschlimmern

• auch Ernährungsfehler:
  übermäßige Zufuhr von Salz
• eine zu große Flüssigkeitsaufnahme
  (mehr als 2 Liter/Tag)
Aufmerksamkeit lohnt sich

Wichtig: auf Warnzeichen für eine Entgleisung
der Herzschwäche achten!

• Wassereinlagerungen im Körper,
  an Knöcheln, Unterschenkeln, Bauchraum
• Gewichtszunahme
• zunehmende Kurzatmigkeit, wiederholtes
  Aufwachen wegen Atemnot, Bedarf an
  mehreren Kissen beim Schlafen
     sofort zum Arzt!
Gewicht kontrollieren

• Wenn Sie dazu neigen,
  Wasser einzulagern, wiegen
  Sie sich täglich!

• Gewichtszunahme von
  mehr als 2 kg in 3 Tagen
  zeigt Verschlechterung der
  Herzschwäche
Herztagebuch

Wer ein Tagebuch mit Gewicht, Puls und
Blutdruck führt, kann diese Warnzeichen
frühzeitig erkennen

                         erhältlich bei Deutscher Herzstiftung
Defibrillator

• wenn die Pumpleistung des Herzens
  stark nachlässt, sind die Patienten durch
  lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen
  (Kammerflimmern) stark gefährdet

• der implantierbare Defibrillator (ICD)
  beendet Kammerflimmern durch
  Elektroschock
Defibrillator

Der Defibrillator enthält:
• ein Elektrodensystem, über das
  gefährliche Herzrhythmusstörungen
  erkannt werden
• einen Generator, der in der Lage ist,
  die Spannung aufzubauen, die zur
  Schockabgabe gebraucht wird
• einen programmierten Mikrochip
  und ein oder zwei Batterien

Bei einem Schock wird mit einem Spitzenstrom von rund
20 Ampere eine Energie von bis zu 42 Joule innerhalb
von 8 bis 12 Millisekunden abgegeben
Was kann der Defibrillator?

 • überwacht den Herzrhythmus wie ein Langzeit-EKG
 • beendet Kammerflimmern durch Elektroschock
 • beendet Herzrasen durch elektrische Stimulation (Overdrive)
 • stimuliert bei zu langsamem Herzschlag

Herzrasen wird durch Stimulation beendet
Defibrillator –
 für welche Patienten?

 • Patienten, die eine lebensbedrohliche
   Herzrhythmusstörung überlebt haben
 • Patienten, bei denen eine anhaltend schnelle
   Herzrhythmusstörung (Kammertachykardie) zu
   Blutdruckabfall (Minderdurchblutung des Gehirns)
   oder Bewusstlosigkeit geführt hat

Kammerflimmern wird durch einen Schock beendet
Defibrillator –
für welche Patienten?

• Patienten mit koronarer Herzkrankheit,
  deren Auswurffraktion unter 30-35% liegt,
  erst im chronischen Stadium, frühestens
  40 Tage nach Herzinfarkt
• Patienten, deren Auswurffraktion durch
  andere Herzkrankheiten unter 30-35% liegt –
  bei diesen Patienten sollte man vor der Entscheidung
  für einen Defibrillator erst das Ergebnis der übrigen
  Therapie abwarten
Resynchronisationstherapie (CRT)

• bei rund 25% der Patienten mit Herzschwäche
  tritt ein Linksschenkelblock auf
• ist dieser ausgeprägt, arbeitet das Herz uneffektiv
• die Resynchronisationstherapie mit einem speziellen
  Schrittmachersystem (CRT) sorgt dafür, dass das Herz
  wieder synchron und deshalb effektiv arbeitet

                                                         12-Kanal-EKG eines
                                                         Patienten mit
                                                         Herzschwäche und
                                                         Linksschenkelblock
                                                         (links) und nach
                                                         Einpflanzen eines
                                                         biventrikulären
                                                         Schrittmacher-ICD-
                                                         Systems (rechts)
Resynchronisationstherapie (CRT)

• Leistungsfähigkeit steigt
• Pumpleistung nimmt zu
• Verbesserung um eine
  NYHA-Klasse möglich
• Zahl der Krankenhausaufenthalte
  und Sterblichkeit sinkt

              Röntgenbild eines im Brustkorb eingesetzten
             biventrikulären ICDs. Das System besteht aus
                     dem Aggregat, das zumeist unter den
                Brustmuskel eingepflanzt wird, und drei im
                               Herzen fixierten Elektroden
„Optimizer®“

• Kann die Pumpkraft des
  Herzmuskels durch elektrische
  Impulse verstärken.
• Gerät wird einmal wöchentlich
  selbst aufgeladen.
• In speziellen Fällen kommt das
  Gerät in Frage.
III Wenn Therapien
    nicht mehr helfen
Herztransplantation

Langzeitaussichten nach Transplantation:

• 70% leben nach 5 Jahren
• 60% leben nach 10 Jahren
• manche leben mehr als 20 Jahre

Problem: gravierender Mangel
an Spenderherzen – die Wartezeit
beträgt viele Jahre

                                           Rolf M. Jaksties, 2003 herztransplantiert – seit 2005
                                           ehrenamtlich für die Deutsche Herzstiftung aktiv
Künstliche Herzen

Systeme:

• elektrisch betriebenes
  Linksherzunterstützungssystem

  das kranke Herz bleibt im
  Körper – mit dem Einbau des
  Assist-Systems wird die Wartezeit
  bis zur Transplantation überbrückt

                    Linksherzunterstützungssystem
              HeartMate II mit Steuerungscomputer
Künstliche Herzen

Systeme:

• Kunstherz (Total Artificial Heart)

  Wenn eine Erholung der Pumpleistung
  des Herzen sicher ausgeschlossen ist.
  Das kranke Herz wird vollständig
  entfernt. Für Patienten, bei denen eine
  Transplantation möglich ist.
  Zur Überbrückung der Wartezeit.
  Bis zur Transplantation deutlich
  eingeschränkte Lebensqualität.

                      so wird das implantierte Kunstherz
                Getragen (links der Druckluftkompressor)
Risiken der künstlichen Herzen

• Operationsrisiko hängt vom
  Gesundheitszustand des Patienten ab
• Gefahr von Infektionen
• Gefahr vor technischen Defekten
• Gerinnungshemmer müssen eingenommen
  werden, um Schlaganfälle zu verhindern
• Blutgerinnungswerte (INR-Wert zwischen 2,5 und 3)
  müssen engmaschig überwacht werden: möglichst
  Selbstbestimmung des Gerinnungswerts
• psychische Probleme: Angst und Depressionen –
  Unterstützung durch Psychotherapeuten
Fazit

Um Ihre Gesundheit zu erhalten:

• verlassen Sie sich nicht nur auf die
  Medizin als Reparaturbetrieb,
  sondern

• spielen Sie selbst eine
  aktive Rolle – gleich ob
  Sie gesund oder krank sind!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
 zum Nachlesen und für weitere Informationen empfehlen wir Ihnen
             die Broschüre der Deutschen Herzstiftung

    Experten informieren über den neuesten Stand der Medizin
               in einer Sprache, die jeder versteht.
  Erhältlich bei der Deutschen Herzstiftung: www.herzstiftung.de
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