Hiltruper Monatshefte - April, Mai, Juni 2020, Heft 2 hiltruper-missionare.de

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Hiltruper Monatshefte - April, Mai, Juni 2020, Heft 2 hiltruper-missionare.de
Hiltruper Monatshefte
April, Mai, Juni 2020, Heft 2
hiltruper-missionare.de         H 20212 F
Hiltruper Monatshefte - April, Mai, Juni 2020, Heft 2 hiltruper-missionare.de
Leyla Antaki
 Damit die Christen in Syrien
 verwurzelt bleiben.................... S. 35

 Livia Leykauf
„Statt auf das Verbindende zu
 schauen, fokussiert man sich auf das
 Trennende“............................... S. 38

 Victoria Shirima,
 Susanne Schneider MC
„Jesu Hände und Füße
 in der Welt sein“....................... S. 43

 Pater Norbert M. Becker
 In dieser schweren Zeit............ S. 46

 Bischof Bätzing eröffnet Wallfahrt                   Liebe Leserin, lieber Leser,
 in Kevelear................................. S. 47
                                                      Wegen Corona erscheint dieses Monatsheft
Elisabeth Uekötter
                                                      erst verspätet. Wir haben zwei Beiträge
Wie ich in Kalifornien
                                                      zu der Pandemie: einen Liedsatz von
Gottesdienste erlebte................ S. 49
                                                      Pater Norbert Becker und die Predigt
                                                      von Bischof Georg Bätzing in der Wall-
 NEWS........................................ S. 52
                                                      fahrtskirche in Kevelaer. Zwei Artikel
P. Bernhard Hagedorn –                                erinnern uns an die Sorgen und Leiden
60 Jahre Priester                                     der Menschen in Syrien und Israel, aber
P. Karl-Heinz Hoppe –                                 auch ihre Hoffnungen. – Die Geschichte
70 Jahre Priester........................ S. 54       der Herz-Jesu-Verehrung berührt unsere
                                                      Ordensgemeinschaft. Zwei Jubilare
 P. Eugen Bönecke                                     haben in ihrem langen Leben hier ihre
 Ein spätes Glück........................ S. 57       geistliche Heimat gefunden.
                                                      Bleiben Sie gesund und fühlen wir uns
 Glaubenszeuginnen.................. S. 59            eng verbunden gerade in dieser Krisenzeit!

 P. Manfred Ridil gestorben...... S. 60               Pater Hans Pittruff

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Hiltruper Monatshefte - April, Mai, Juni 2020, Heft 2 hiltruper-missionare.de
Leyla Antaki

Damit die Christen in Syrien
verwurzelt bleiben
Die Menschen in Aleppo leiden unter
den Folgen des Krieges. Mit ihrem Pro-
jekt „Heartmade (Mit Liebe gemacht)“
ermöglicht CSI-Partnerin Leyla Antaki
Frauen ein regelmäßiges Einkommen
und gibt ihnen neues Selbstvertrauen.

CSI – Christian Solidarity International
ist eine christliche Menschenrechts-
organisation für Religionsfreiheit und
Menschenwürde.

CSI: Frau Antaki, seit wann setzen Sie
und Ihr Mann Dr. Nabil Antaki sich für
bedürftige Menschen in Ihrer Heimat
Aleppo ein?
                                            tel am 29. März 2013 von islamistischen
Leyla Antaki: Wir gründeten schon 1986      Rebellen besetzt wurde, haben wir den
die Hilfsorganisation „Das Ohr Gottes“      Ort verlassen. Dies mussten auch alle
und unterstützten damit hunderte            anderen Familien tun. Sie hatten nur
Familien bei der Wohnungssuche sowie        24 Stunden Zeit, um zu verschwinden.
durch medizinische Versorgung und           Die Familien flüchteten in sicherere
Schulbildung.                               Stadtteile. Sechs Monate später haben
                                            wir begonnen, die Wohnungsmieten
CSI: Was geschah mit Ihrer Organisation,    von 30 Familien zu bezahlen; jetzt sind
als der Krieg ausbrach?                     es bereits mehr als 200 Familien. Von
                                            unserer umfassenden Hilfe profitieren
Antaki: Wir leisteten vermehrt Nothilfe     ungefähr 1000 Familien.
für muslimische Familien. Sie waren
aus den Stadtvierteln Ost-Aleppos in        CSI: Sie hielten Ihren Dienst auch wäh-
einen anderen Stadtteil vertrieben          rend des Kriegs aufrecht?
worden. Dort befanden sich schon 300
christliche Familien, die wir ebenfalls     Antaki: Ja, doch mit dem Ausbruch des
unterstützten. Als auch dieses Stadtvier-   Krieges gaben wir uns den Namen „Blaue

                                                                                35
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Maristen“. Am Anfang unserer Arbeit tru-    fen aus im Krieg zerstörten Läden und
gen wir blaue T-Shirts und die Menschen     Stoffresten einzigartige Kleidungsstücke
auf der Straße nannten uns „die Blauen“.    her, die wir verkaufen.
Heute unterstützen wir mit einem Team
von 85 Ehrenamtlichen rund 1000 Fami-       CSI: Wie verkauft sich Ihre Kleidermode?
lien durch 14 verschiedene Programme,
unter anderem mit Bildungsprojekten         Antaki: Seitdem wir den Laden in die
und psychologischer Begleitung. Etwa        Nähe des Stadtzentrums verlegt haben,
ein Drittel der begünstigten Familien       erzielen wir bessere Umsätze. Zudem
ist muslimisch, die anderen zwei Drittel    können wir die Selbstkosten dank güns-
christlich.                                 tigerem Strom durch Sonnenenergie
                                            gering halten. CSI hat die Solarpanels
CSI: Innerhalb Ihrer Organisation leiten    bezahlt, wofür wir sehr dankbar sind.
Sie das Projekt „Heartmade“, das von CSI
unterstützt wird.                            CSI: Was steht für Sie im Zentrum von
                                            „Heartmade“?
 Antaki: Dafür sind wir sehr dankbar.
„Heartmade“ wurde ein Monat nach der        Antaki: Das Wichtigste für mich ist, die
 Wiedervereinigung mit Ost-Aleppo ins       Fähigkeiten der Frauen zu fördern und
 Leben gerufen und besteht aus zehn         ihnen neues Selbstvertrauen zu schen-
 Frauen und mir. Zusammen stellen wir       ken. Für mich ist es eine Berufung, den
 aus alten, einwandfreien Kleidern, Stof-   Frauen den Wert zu geben, den sie sich

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nicht zuletzt durch ihren selbstlosen      CSI: Aber Aleppo ist doch wieder eine
Einsatz im Krieg verdient haben.           sichere Stadt?

CSI: Wie geht es Aleppo heute, da Syrien   Antaki: Die Sicherheitslage hat sich seit
unter harten EU-Wirtschaftssanktionen      der Rückeroberung gebessert. Doch die
leidet?                                    islamistischen Rebellen befinden sich
                                           nur etwa sechs Kilometer außerhalb
Antaki: Das Schulsystem funktioniert       der Stadt und beschießen Aleppo mit
weitgehend wieder. Im Zentrum der Stadt    Raketen. Mitte August 2019 schlug
pulsiert das Leben. Viele Straßencafés     eine Rakete etwa 20 Meter vor unserer
sind geöffnet. Abends sind die Straßen     Wohnung ein. Zum Glück waren wir zu
beleuchtet. Auch läuft der Wiederaufbau    jenem Zeitpunkt nicht zuhause.
von Wohnungen, Häusern und Läden.
Doch er kommt nur schleppend voran.        CSI: Haben die Christen Angst?
Ungefähr 40% der Stadt sind nach wie
vor zerstört. Zudem sind 80 Prozent der    Antaki: Viele sehen hier keine Zukunft
Bewohner Aleppos auf Nahrungsmittel-       und versuchen, die Stadt zu verlassen.
hilfe angewiesen.                          Vor dem Krieg lebten etwa 300.000
Sorgen bereitet uns auch der Umstand,      Christen in Aleppo. Heute sind es noch
dass größere Investitionen ausbleiben.     rund 25.000. Ich befürchte, dass die Zahl
Vor dem Krieg waren viele internationale   weiter sinken wird. Wir wissen jedoch,
Firmen rund um Aleppo vertreten. Sie       dass wir eine Mission haben. Deshalb
sind bis heute nicht zurückgekommen.       setzen wir alles daran, zu bleiben und in
                                           die Menschen von Aleppo zu investieren.

  Das Zentrum von Aleppo mit der Georgskirche im Hintergrund

                                                                                 37
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Livia Leykauf

„Statt auf das Verbindende zu
schauen fokussiert man sich auf
das Trennende“
                                             Sie haben das Caritas Baby Hospital mehr-
                                             fach besucht. Was sind Ihre Eindrücke?

                                             Das Caritas Baby Hospital ist aus ver-
                                             schiedenen Gründen eine der bedeu-
                                             tendsten christlichen Einrichtungen in
                                             Bethlehem. Zum einen, weil es das einzige
                                             Krankenhaus ist, das sich ausschließlich
                                             um Kinder und Babys kümmert und sich
                                             in verschiedenen Bereichen der Kinder-
                                             heilkunde spezialisiert. Zweitens ist es
                                             einer der größten Arbeitgeber in der
                                             Region. Und drittens, und das ist nicht
                                             minder wichtig, herrscht dort eine ganz
                                             besondere Atmosphäre. Die Art dieser
                                             Einrichtung ist sehr offen und modern.
                                             Das ist in diesem traditionell geprägten
                                             Kontext hier sehr wichtig.

                                             Im Caritas Baby Hospital werden alle
                                             Kinder gleich behandelt, unabhängig ihrer
                                             ökonomischen, sozialen oder religiösen
Pierbattista Pizzaballa (54) ist als Ober-   Herkunft. Warum ist das in der Region
haupt der Katholiken in Israel und in den    so wichtig?
Palästinensergebieten einer der höchsten
christlichen Würdenträger im Heiligen        Das ist so wichtig, weil das Trennende
Land. Der Erzbischof und Apostolische        immer hervorgehoben wird. Anstatt
Administrator des Lateinischen Patriar-      aufs Verbindende zu schauen, fokussiert
chats von Jerusalem stammt aus Italien       man aufs Trennende. Man schaut auf
und lebt seit 30 Jahren in Jerusalem.        seinDorf, seine Familie, seine Religion.
Mit ihm sprach Livia Leykauf von der         Dieses Denken schafft Mauern in den
Kinderhilfe Bethlehem.                       Köpfen. Im Caritas Baby Hospital hin-

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Palästinensische Christen feiern den Gottesdienst in Gaza

gegen spielen die Zugehörigkeit zu einer     30 Jahren spielte die Religion eine Rolle,
Gruppe und die Herkunft keine Rolle.         aber sie hat nicht alles bestimmt. Heute
Alle sind willkommen. Das macht diese        bestimmt die religiöse Einstellung auch
Einrichtung so besonders. Zu einem           die politische Sicht auf die Dinge.
gewissen Grad findet man das auch in
anderen Institutionen, aber im Caritas       Sie stehen in sehr engem Kontakt zur
Baby Hospital nimmt man es einfach           Bevölkerung im Westjordanland. Was
sehr deutlich wahr.                          sind deren Hauptsorgen?

Sie leben seit 30 Jahren in Jerusalem.       Sie wollen ein normales Leben. Sie wollen
Was hat sich in dieser Zeit verändert?       sich frei bewegen können. Sie wollen
                                             eine gute Zukunft für ihre Kinder, wollen
Oh, eine ganze Menge. Als ich ankam,         einfach leben wie andere Menschen auch.
tobte die erste Intifada. Dann kam Oslo,     Sie haben es satt darauf zu warten, ob
die Euphorie über das Oslo-Abkommen,         es irgendwann irgendeine Lösung gibt.
die Frustration über das Oslo-Abkommen,      Sie wollen ein Land mit normal funkti-
die zweite Intifada und alles was danach     onierenden Institutionen, ein normales
kam. Es hat sich eigentlich alles verän-     Leben, Bürgerrechte.
dert: was die Infrastruktur betrifft, die
Politik, das Soziale und die Religion. Die   Sie waren auch häufig im Gaza-Streifen.
Gesellschaft von damals ist heute eine       Wie ist die Situation dort?
andere. Vor 30 Jahren hat man noch
daran geglaubt, dass man sich auf ein        Die Situation dort ist beschämend,
Abkommen einigt, mehr noch, auf eine         wirklich, eine Schande. Die Menschen
stabile Lösung. Und jetzt? Jetzt ist es      haben kaum Möglichkeiten zu arbeiten,
schwierig jemanden zu finden, der noch       die Arbeitslosenrate liegt bei über 60
ernsthaft an eine Lösung glaubt. Vor         Prozent, es gibt selten Strom, sie sind

                                                                                    39
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eingeschlossen und können nicht aus        Leider. Im besetzten palästinensischen
dem Gaza-Streifen heraus. In jedem         Gebiet ist das Leben aus verschiedenen
Gespräch sagen die Menschen, sie wollen    Gründen schwierig.
ein „tasreeh“, also eine Genehmigung,      Das können wirtschaftliche Gründe sein,
das Gebiet zu verlassen. Sie leben in      aber auch die Religion. Wobei ich da gerne
einem großen Käfig.                        etwas bremse: Minderheiten steigern
                                           sich oft in ihre Probleme hinein, das ist
Wie ist die Situation der Christen im      eine Art Minderheiten-Komplex. Wenn
Westjordanland?                            es Probleme gibt, führen sie es reflexartig
                                           auf ihr Christsein zurück. Aber gewisse
Im besetzten palästinensischen Gebiet      Probleme haben alle, unabhängig ihrer
erleben wir gerade große Veränderun-       Zugehörigkeit. Weil wir nicht mehr so
gen. Christliche Familien verlassen aus    viele sind, passiert es auch oft, dass
ökonomischen Gründen oder für die          unsere Bedürfnisse schlicht nicht mehr
Ausbildung ihrer Kinder die ländlichen     wahrgenommen werden.
Regionen und ziehen in Städte wie Beth-    In der Vergangenheit spielten die Christen
lehem und Ramallah. Auf dem Land           in der Gesellschaft und der Politik eine
gibt es besonders für junge Leute kaum     zentralere Rolle, waren eine Elite. Heute
Möglichkeiten. Das bedeutet, dass sich     hat sich das alles verändert.
das christliche Leben mit den Jahren nur
noch auf die Städte konzentrieren wird.    Ist das in Israel auch so?

                                           Nein. Zuerst ist da ein großer zahlen­
                                           mäßiger Unterschied. In Israel leben
                                           130.000 Christen, im Westjordanland
                                           45.000. Diese Zahlen geben schon mal eine
                                           klare Indikation. Auch in Israel verändert
                                           sich das christliche Leben, aber es ist stabil.
                                           Der grundlegende Unterschied ist: Die
                                           Christen in Israel haben, anders als im
                                           Westjordanland, eine Staatsbürgerschaft,
                                           sie haben Rechte, sie können wählen.
                                           Die meisten Christen dort gehören zur
                                           Mittelschicht. Sie sind nicht besonders
                                           eng mit der Kirche verbunden, auch weil
                                           die Kirche für sie nicht lebensnotwendig
                                           ist. Die Zugehörigkeit zur Religion prägt
                                           vielmehr die Identität.
                                           Die Herausforderungen der Kirche im
  Jugendliche bei der Palmprozession       palästinensischen Gebiet sind andere: Dort
                                           trägt jedes Kirchenmitglied wesentlich

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Freiwillige Erntehilfe

dazu bei, die Präsenz des Christentums      Institutionen selbsttragend wären und
im Westjordanland sicherzustellen.          weniger Unterstützung aus dem Ausland
                                            bräuchten. Aber so lange das Westjord-
Haben Sie von Unterdrückung der Chris-      anland keine stabile politische Situation
ten gehört?                                 und normale Lebensbedingungen hat,
                                            brauchen diese Einrichtungen Hilfe von
Natürlich gibt es Einzelfälle von Gewalt    außen. Wenn diese Unterstützung aber
in Familien, von Auseinandersetzungen       stetig abnimmt – und das ist bereits
zwischen Glaubensgruppen. Aber das          wahrzunehmen – dann wird das eine
geschieht episodisch, nicht regelmäßig.     Menge von Problemen schaffen. Sehen
Es gibt im Westjordanland keinen IS.        Sie, alle diese Institutionen sind eine
Natürlich dürfen wir nicht naiv sein        Form, wie die Christen im Heiligen Land
oder immer alles schönreden. Es gibt        präsent sind. Unser Ausdruck von Prä-
Spannungen, es gibt auch religiöse Span-    senz sind die Schulen, Universitäten oder
nungen, aber die sind eher auf spezielle    Krankenhäuser. Wenn sie geschlossen
Gruppen beschränkt. Man kann nicht          werden, weil keine finanziellen Mittel
sagen, dass die Gesellschaft gegen die      mehr vorhanden sind, ist die Botschaft:
Christen ist.                               wir ziehen uns zurück und interessieren
                                            uns nicht mehr für euch. Und diese Bot-
Viele christliche Einrichtungen wie         schaft geben wir in allererster Linie den
Schulen oder Krankenhäuser werden           Christen in der Region. Wenn wir uns
durchinternationale Spenden finanziert.     zurückziehen, wie sollen wir ihnen sagen
Was würde passieren, wenn diese Gelder     „Bleibt im Heiligen Land, wir brauchen
wegfielen?                                  die christliche Präsenz vor Ort, ihr seid
                                            lebendige Steine“? Wir würden damit
Das wäre eine Katastrophe. Natürlich        auch zum Ausdruck bringen, dass wir als
wünschen wir uns alle, dass all diese       internationale Gemeinschaft nicht mehr

                                                                                 41
besonders an den Christen im Heiligen        Es geht nicht mehr darum, den Status
Land interessiert sind. Wenn diese Ein-      Quo aufrecht zu erhalten, sondern wie
richtungen verschwinden, würde sich          wir besser und enger zusammenarbeiten
definitiv das Gesicht der Gesellschaft       können, um die neue Situation zu
verändern.                                   bewältigen.

Was heißt das konkret?                       Sehen Sie schon Anzeichen dafür?

 Die Situation ist anders als in den 40er,   Ich bin überzeugt, dass wir gar keine
 50er oder 60ern, als es zum Beispiel nur    andere Wahl haben. Aber es wird ziem-
 christliche Schulen gab. Jetzt gibt es      lich schwierig. Sehr schwierig. Noch ist
 viel mehr Angebote. Aber, ich betone        das Denken in den Institutionen und
 nochmals, unser prägender Einfluss          Gemeinschaften vorrangig geprägt von
 würde verloren gehen, der Einsatz für       Besitzstandswahrung. Daher brauchen
 die Armen, für Kinder, für Behinderte       wir eine neue Generation von Menschen
– unsere gelebte Botschaft, dass wir im      aus dem In- und Ausland, die nicht so
 Heiligen Land sind. Diese Einrichtungen     am Traditionellen hängt. Es geht darum,
 sind Zeichen unserer Präsenz und man        gemeinsam über Begrenzungen im Kopf
 darf den symbolischen Wert nicht unter-     hinwegzudenken. Um im Bild zu bleiben:
 schätzen, den diese Institutionen haben.    die Mauer ist auch ein mentaler Fakt,
                                             nicht nur ein physischer.
Warum sind christliche Einrichtungen
im Heiligen Land so erfolgreich und
anerkannt?

Weil sie nicht ideologisch sind, sondern
offen. Wir missionieren nicht und versu-
chen nicht, die Menschen zu bekehren.
Wir haben aus der Geschichte unsere
Lektion gelernt. Ich denke, die Heraus-
forderung wird sein, dass die verschie-
denen Einrichtungen in Zukunft stärker
zusammenarbeiten müssen.
Früher hat jeder darauf bestanden,
alles ganz für sich allein zu machen,
die Franziskaner und die Karmeliten,
das Caritas Baby Hospital und das Holy
Family Krankenhaus, und so weiter. Jetzt,
wo sich die Situation verändert, auch im
Ausland, haben wir einfach nicht mehr         Im Altenheim Qubeibeh
die gleichen Ressourcen wie früher.

42
Victoria Shirima, Susanne Schneider MC

            „Jesu Hände und Füße
                in der Welt sein“

  Sr. Victoria Shirima (li.) begleitet junge Frauen auf der Suche nach deren Berufung

Sr. Victoria – Vicky - Shirima begleitet      House in Kinshasa in der Demokratischen
junge Frauen, die auf der Suche nach          Republik Kongo. Seither arbeite ich in
ihrer Berufung sind. Die jungen Frauen        der Begleitung und Unterstützung von
kommen nach Kinshasa, um die Mis-             jungen Frauen, die sich als Postulantin-
sionarinnen Christi besser kennen zu          nen melden.
lernen. Während dieser Zeit prüfen sie        Diese jungen Frauen sind zwischen 18
in einem persönlichen Prozess, ob sie         und 33 Jahre alt. Sie absolvieren ein
von Gott zum Ordensleben gerufen sind         Jahr Aspirant, zwei Jahre Postulat und
und ob die Missionarinnen Christi die         zwei Jahre Noviziat. Danach erfolgen
passende Gemeinschaft sein könnten.           die ersten Versprechen.
Auch die Vertreterinnen der Gemein-
schaft prüfen diese Fragen.                   Während dieser Zeit absolvieren die
Ich bin Victoria Shirima und stamme           jungen Frauen verschiedene Kurse und
aus Tansania. Meine Lebensweihe feierte       Workshops wie: Sakramente, Liturgie,
ich im Jahr 2017 in Arusha, in Tansania.      Französisch, Englisch, Glaubenslehre,
Nach meiner Lebensweihe bekam ich eine        Selbsterfahrung, Moral etc.
neue Aufgabe im Kingabwa Formation            Außerdem gibt es viele praktische

                                                                                        43
Tätigkeiten: wir arbeiten auf dem Feld,     und bin im zweiten Jahr des Postulats. Ich
in unserem Garten, in der Küche, Wir        wurde 1986 in Nyakesi Tororo in Uganda
haben auch Tiere, Hühner, zum Bei-          geboren. Ich bin Buchhaltungsassistentin
spiel, die versorgt und gefüttert werden    und könnte in der Geschäftsleitung einer
wollen. Schließlich gibt es bei so vielen   Firma arbeiten. Ich habe mein Studium
Menschen auch im Haushalt viel zu tun       an der Makerere University abgeschlossen.
und zu lernen.                              Ich arbeite gern und interessiere mich
Das Wichtigste und Entscheidendste ist,     auch für praktische Arbeit, lese Bücher,
dass ich den jungen Frauen in ihrer Suche   singe, tanze und koche. Außerdem stärke
nach Gott und in ihrer Entdeckung ihrer     ich Jugendliche und Frauen und sorge für
Lebensberufung helfe. Dazu und zur          Bedürftige (Kranke, Behinderte, Ältere).
allgemeinen Reflexion führe ich zweimal     Bevor ich zu den Missionaren Christi
im Monat ein Gespräch mit jeder.            kam, habe ich in Uganda gearbeitet. Was
Diese Herausforderungen bringen mich        mich motiviert hat, in diese Community
an meine Grenzen. Aber es gibt auch         zu kommen: die Einfachheit, Demut und
viele Freuden!                              die herzliche Begrüßung, die ich von der
So habe ich Anteil an den Wünschen,         ersten Schwester erhalten habe, die ich
Charakteren und bewussten und unbe-         zum ersten Mal angerufen habe, und
wussten Lebensentwürfen der jungen          auch bei meinem ersten Besuch in der
Frauen. Eine besondere Rolle spielt dabei   Community in Arusha, Tansania. Das
die bewusst gestaltete Beziehung zu         zweite, was mich motivierte, war das
Gott, die ich gemeinsam mit den jungen      Charisma. Ich sage: „Jesus in der Welt
Frauen immer besser entdecken und
entwickeln darf. Es geht uns darum,
den Willen Gottes im Leben der jungen
Frauen zu finden.
Ich fühle mich glücklich, wenn ich
sehe, dass sie in allen Dimensionen des
Lebens wachsen: spirituell, moralisch,
intellektuell, im Gemeinschaftsleben
und in der Beziehung zu verschiedenen
Menschen wie Kindern, alten Menschen
und Kranken.
Je mehr ich mit ihnen arbeite, desto mehr
lerne ich sie mit allem, was sie in den
Herzen und im Verstand tragen, kennen.
Ich arbeite gerne mit ihnen zusammen,
um herauszufinden, was sie wollen.

Drei junge Frauen erzählen aus ihrem          Zur Vorbereitung des Essens gehört
                                              das Stampfen des Tofu
Leben: Ich heiße Caroline Akoth Opio

44
gegenwärtig zu machen, er hat keine                          Was war,
Füße, keine Hände, sondern deine.“ Das
motiviert mich sehr: Jesus Christus mit
                                                      will ich nicht hören,
meinem Sein, meinem Leben und in allem,             lass lieber mich betören
was ich tue, gegenwärtig zu machen.
                                                durch Lob und Schmeicheleien.
 Mein Name ist Demtrie Faila Butulu und          Will mich des Lebens freuen!
 bin im ersten Jahr des Postulats. Ich wurde
 1998 in Kongolo in der Demokratischen
                                                    Du hast vorausgesehen
 Republik Kongo geboren. Ich bin Schnei-            meine Bekehrungswehen,
 derin. Als ich mein Sekundarstudium
                                                    den harten Widerstand.
 beendete, habe ich dann gleich zu den
 Missionarinnen Christi gewechselt. Bevor          Und dennoch unverwandt
 ich in diese Gemeinschaft kam, war ich
                                                            bleibst du
 mit meinen Eltern hier in Kinshasa und
 war sofort angesprochen und motiviert                  bei deinem Wort,
 vom Charisma der Missionare Christi.
                                                            lässt mich
„Jesus Christus in der Welt gegenwärtig
 zu machen“. Solche bedingungslose Liebe               nicht einfach fort
 ist ein großer Wert.                              und forderst mich heraus,
Mein Name ist Gertrude Bolonga Matondo.                    aus meinem
Ich wurde am 2000 in Boteka in der                      Schneckenhaus
Demokratischen Republik Kongo geboren.
Ich bin Sekretärin. Ich schloss mich den             mutig herauszukriechen.
Missionaren Christi unmittelbar nach           Selbst kann ich mich nicht heilen.
meinem Studium an. Vorher war ich
mit meinen Eltern hier im Kongo in der          Lass mich bei DIR verweilen ...
Provinz Äquator. Was mich motiviert
hat ist ihre Art zu beten, ihr Charisma,
ihre Spiritualität und die Mission, Jesus             Pater Walter Gödt
Christus in der Welt gegenwärtig zu
machen und andere so anzunehmen,
wie sie sind.

                                                                         45
In dieser schweren Zeit
                                                                                                                                                        Text: Franz-Thomas Sonka
h = 67
                                                                                                                                                        Musik: Norbert M. Becker

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                  In      die -ser           schwe - ren        Zeit                                                       ver -       sinkt die Welt in                                  Dun - kel -
                  In      die -ser           schwe - ren        Zeit                                                     wächst          in uns man - che                                 Trau - rig -
                  In      die -ser           schwe - ren        Zeit                                                     herrscht      men - schen - lee - re                             Ein - sam -
                  In      die -ser           schwe - ren        Zeit                                                       zer -       bre - chen Macht und                                Si - cher-
     B                           A4           A          g m7                               C/B                                      D2            dm                C

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    heit.                                                       Hab      kei - ne         Angst         trotz al - ler Fra                     -   gen.                      So     spricht    dein
    keit.                                                       Hab      kei - ne         Angst,         sei oh - ne Za                        -   gen.                      So     spricht    dein
    keit.                                                       Hab      kei - ne         Angst,         du bist ge - tra                      -   gen.                      So     spricht    dein
    heit.                                                       Hab      kei - ne         Angst,        darfst Neu - es wa                     -   gen.                      So     spricht    dein

                                                                                                                                                   ##
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                                 ˙
    Gott         in            die       -   sen          Ta         -        gen:                                             Ich bin                   bei          dir             al - le
    Gott         in            die       -   sen          Ta         -        gen:
    Gott         in            die       -   sen          Ta         -        gen:
    Gott         in            die       -   sen          Ta         -        gen:

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            Ta - ge.                                          Glau - be              und ver - trau - e mir.                                   Hö - re, was ich                        zu      dir

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            sa        -       ge.                                   Mei - nen               Se - gen                schenk ich dir.                             Nie - mals lass               ich

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(fine: D)
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         nicht."

         46
Bischof Bätzing eröffnet Wallfahrt
in Kevelaer
                                              sie trugen und tragen weiterhin viele
                                              Menschen in dieser so anspruchsvollen
                                              Zeit eingeschränkter Sozialkontakte und
                                              solidarischer Sorge um die besonderen
                                              Risikogruppen“.

                                               Bischof Bätzing ging insbesondere auf
                                               das fast 400 Jahre alte Gnadenbild von
                                               Kevelaer ein, das eine Muttergottes
                                               mit Kind und königlichen Kronen zeigt.
                                              „Corona“ heiße Krone. „Diesen Namen
                                               trägt eine Gruppe von viralen Krank-
                                               heitserregern seit 1968, weil sie unter
                                               dem Elektronenmikroskop mit ihren
                                               Fortsätzen auf der kugelförmigen Hülle
Die Kevelaerer Wallfahrtszeit ist heute        wie von Kronen oder einem Strahlenkranz
(1. Mai 2020) mit einem Gottesdienst           geschmückt aussehen. Diese gefährliche
durch den Vorsitzenden der Deutschen           Krankheit zeigt eine trügerische Hoheit.
Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg           Und nicht selten ist es so. Was überaus
Bätzing, eröffnet worden. Bereits vor          anziehend und verlockend daherkommt,
längerer Zeit hatte die Wallfahrtslei-         entpuppt sich manchmal im Leben als
tung den Limburger Bischof zu diesem           großer Schaden, ob es materieller Besitz
Gottesdienst eingeladen. Angesichts der        ist, besonders attraktiv scheinende Ideen
Corona-Pandemie und ersten Lockerun-           und Ideologien sind, Angebote in Wer-
gen für Gottesdienste ist die Eröffnung        bung und Medien und vieles andere“, so
der Wallfahrt in Kevelaer eine der ersten      Bischof Bätzing. „Die Krone dieses Virus
öffentlichen größeren Eucharistiefeiern,       ist eine Plage der Menschheit. Wie eine
an der 150 Gläubige in der Basilika teil-      Dornenkrone hat sie sich auf unser Leben
nehmen konnten.                                gelegt und verursacht so viel Leid, Tod,
                                               Ängste und Unheil. Das alles wird uns
 In seiner Predigt würdigte Bischof Bätzing    über Jahre und Jahrzehnte belasten.“
 die vielen kreativen Ideen, die in den
 vergangenen Wochen in Familien und           In diesen Wochen, so Bischof Bätzing,
 Gemeinschaften entstanden seien, als         werde viel geweint, beispielsweise um
 die Messe nicht zusammen gefeiert wer-       die Schwerkranken auf den Intensiv-
 den konnte. Die kleinen Zeichen hätten       stationen und die Sterbenden, die ihren
„tragende“ Bedeutung bekommen, „denn          letzten Weg unbegleitet gehen mussten.

                                                                                    47
Für ihn sei der Mantel                                       fordere Christinnen
 Mariens auf dem Gna-                                         und Christen heraus,
 denbild von großer Sig-                                     „ganz entschieden für
 nalwirkung, denn es gehe                                     die Heiligkeit und Unver-
 darum, den Schwächsten                                       fügbarkeit des Lebens
 menschliche Zuwendung                                        einzutreten, für das
 und Geborgenheit zu                                          Lebensrecht der Schwa-
 schenken, sie „mit dem                                       chen, Kranken, Leiden-
‚Pallium‘ zu umhüllen,                                        den und Sterbenden. Sie
 ihnen mit palliativer                                        haben Lebensanspruch
 Sorge zu helfen auf dem                                      und Lebensrecht bis
 letzten Lebensabschnitt.                                     zum letzten Atemzug“.
 Den Sterbenden alle                                          Bischof Bätzing betonte,
 nötige Hilfe an schmerz-                                     dass auch das Recht
 lindernder Medizin und                                       auf Selbstbestimmung
 stärkender menschlicher                                      des Einzelnen ein hohes
 Begleitung und Seel-                                         Gut sei. Dem Respekt
 sorge zukommen zu lassen: Das ist           vor dem menschlichen Leiden und vor
 und bleibt unsere christliche Antwort       freien Entscheidungen werde dadurch
 auch auf den manchmal aus Verzweif-         viel eher entsprochen, wenn menschen-
 lung geäußerten Wunsch, langes und          würdiges Leben bis zum Ende und damit
 unerträgliches Leiden beenden zu wol-       menschenwürdiges Sterben möglich
 len“, so der Vorsitzende der Deutschen      blieben. „Darum werden wir unseren
 Bischofskonferenz.                          Einsatz für die Palliativmedizin und
                                             die Hospizarbeit verstärken und gegen
Kritik übte Bischof Bätzing am Urteil        allen ökonomischen Kostendruck dafür
des Bundesverfassungsgerichts vom 26.        öffentlich eintreten“, betonte Bischof
Februar 2020, mit dem die geschäftsmä-       Bätzing. „Der weite Mantel menschlicher
ßige Suizidbeihilfe für rechtens erklärt     Fürsorge ist bei weitem der sicherste
wurde. Das erschüttere ihn und stelle        Raum für menschliches Leben und
einen „tiefen Einschnitt in die Rechts-      Sterben in Würde. Das ist in dieser Zeit
kultur und die ethischen Grundwerte          vielleicht die wichtigste Botschaft des
unseres Landes dar. Galt bislang das         Gnadenbildes von Kevelaer.“
Recht des Lebens als oberstes Prinzip und
der Schutz des Lebens als vornehmste
Pflicht des Staates, so wird nun die auto-
nome Selbstbestimmung des Menschen
darüber gestellt und die Selbsttötung
sozusagen zum Inbegriff der Autonomie
des Menschen, die von Staat und Gesell-
schaft zu respektieren sei“. Das Urteil

48
Elisabeth Uekötter

Wie ich in Kalifornien
Gottesdienste erlebte
Ich war 20 Jahre alt, als ich nach Amerika ging, dort lebte ich 51 Jahre. Mein Haus
liegt 1 Stunde südlich von Los Angeles und 1 Stunde nördlich von San Diego. Früher
war dieses Land Ranchland, aber heute ist das Land, wo früher Vieh weidete, eine
hervorragend geplante, super gepflegte Stadt mit ungefähr 96,000 Einwohnern, 10
Meilen vom Pazifik entfernt.
In dieser Gemeinde gibt es viele Gotteshäuser, aber nur eins entspricht dem, was
man in Deutschland eine Kirche nennt. Die anderen sind von unterschiedlichen
christlichen Gemeinschaften gemietete Räumlichkeiten in Schulen oder auch
Kinos. Die Grundstücke sind sehr teuer und die meisten Glaubensgemeinschaften
können sich ein eigenes Gotteshaus nicht leisten. Die Mehrheit der Kirchen erhal-
ten keine finanzielle Unterstützung von einer Mutterkirchengemeinde und sind
deshalb völlig von Spenden ihrer Besucher abhängig. Es gibt keine Kirchensteuer
in den USA, aber Mitglieder und regelmäßige Besucher spenden großzügig.

In meiner alten Heimatstadt, Mission Viejo, gibt es eine Katholische Kirche, St
Killians, die ich mehrere Jahre besuchte. Ich konnte dort keinen Anschluss finden
und kam mir als Außenseiter vor. Vor 10 Jahren verstarb mein Sohn mit nur 40
                                            Jahren an Krebs. Er wohnte mit seiner
                                            Familie in einem Vorort von Chicago. Als
                                            sein junges Leben zum Ende kam, konnte
                                            man keinen katholischen Geistlichen
                                            finden, der ihm die Krankensalbung
                                            spenden wollte, da er nicht Mitglied
                                            einer Chicago Kirche war und sie ihn
                                            nicht kannten. Mark war als Patient in
                                            einem großen Chicago Medical Center.
                                            Deshalb wandte ich mich später mit
                                            Unterstützung einer deutschen Freundin
                                            an eine Lutherische Kirchengemeinde
                                            in meiner Heimatstadt. Mount Olives
                                            Lutheran Church (Bild links) ist die erste
                                            Protestantische Kirche, die in meiner Stadt
                                            gebaut wurde. Zögernd bereitete ich mich
                                            auf den ersten Gottesdienstbesuch an

                                                                                    49
einem Sonntag in dieser Kirche vor. Schon vor dem Betreten des Kirchenraumes
wurde ich von einem Ehepaar begrüßt, das die Besucher Willkommen hiess. Sie
reichten mir eine kleine Broschüre, die über die Kirchengemeinschaft informiert.
Die Gemeinde besteht aus Jung und Alt. Ich erfuhr, daß vier Gottesdienste jedes
Wochenende stattfinden, von denen einer traditionell ist. Der Pastor trägt dann
ein Messgewand, es gibt einen recht großen Chor in schöner Chorkleidung, es gibt
Orgel Musik, und vieles erinnerte mich an eine katholische Messe. Die anderen drei
Gottesdienste sind modern gestaltet, was sie, nicht nur für die Jugend, besonders
attraktiv macht. Es gibt eine Band mit verschiedenen Instrumenten, die von einem
jungen Musiker geleitet wird. Zusammen mit Solosängern und der Musikband
werden die Besucher zum Singen angeleitet. Es ist ein eindrucksvolles Erlebnis,
eine Gruppe von begeisterten Sängern zu hören. Die Musik ist modern und die
Worte sind tief beeindruckend. Derselbe Song wird 3 bis 4 Mal wiederholt, die
ausgewählten Texte bewegen die Gläubigen, die voller Begeisterung und Inbrunst
mitsingen und dabei oft die Hände zum Himmel heben. Jeder Gottesdienst beginnt
mit 15 minütigem Singen und Beten moderner christlicher Songs und endet mit
einem Lobgesang. Ich habe dort erst gelernt, was es bedeutet unseren Herrgott zu
loben und Gottesdienst zu feiern.
Der Pastor, ein promovierter Geistlicher, predigt in normaler Kleidung und verlässt
auch häufig den Altarbereich. Er hat die Bibel in der Hand, er lehrt das Wort Gottes
mit Hilfe von Beispielen aus unserem täglichen Leben, die immer einen biblischen
Bezug haben. An jeder Seite des zentralen Kreuzes befindet sich ein Bildschirm,

50
der die Bibelverse anzeigt, damit jeder sie mitlesen kann. Gelegentlich wird ein
kurzer Film gezeigt, um den Anwesenden einen biblischen Gedanken in unsere
Zeit zu übertragen.
Die Kommunionausteilung ist ähnlich wie in Deutschland. Der Pastor zerteilt ein
großes, rundes Brot, das, wie hier die Hostien, den Gläubigen gereicht wird. Ein
Tablett mit Wein oder Saft in kleinen Gläschen gehört auch zur Kommunion.
Der Opferkorb ist gefüllt mit Bargeld in Umschlägen und Informationskärtchen,
die um Gebet bitten oder einfach um Kontaktinformation neuer Besucher. Viele
Mitglieder senden ihre Spenden per Online banking, nachdem sie Anfang des Jahres
eine Spendekarte ausfüllen. So wird der Kirchenhaushalt geplant und geregelt.
Kinder sind unsere Zukunft! Während des Gottesdienstes werden die Kinder vom
Babyalter bis zum 7. Schuljahr von Ehrenamtlichen betreut. Je nach Alter gibt es
Bibelgeschichten zu hören, es wird gesungen und gebastelt. Um all dies zu fördern
finden viele wöchentliche Zusammenkünfte für Kinder, Teenager und auch Erwach-
sene statt. Es erstaunte mich sehr wie viele regelmäßig die Kirche besuchen, die
Bibel lesen und auch Verse auswendig kennen. Erwachsene treffen sich regelmäßig
in kleinen Gruppen zum Bibelunterricht, der oft in Privathäusern stattfindet. Auf
diese Weise findet man neue Freunde und hilft einander wie Jesus es geboten hat.
Der Pastor fordert seine Gemeinde auf, sich ehrenamtlich für Gott zu betätigen
und viele tun es treu und selbstlos. Auf der anderen Seite unterstützt die Kirche
ihre Gläubigen, wenn sie Hilfe brauchen z.B. in Krankheit oder Arbeitslosigkeit. Der
Pastor erteilt Eheberatung, macht Krankenbesuche und leitet „seine Schäfchen“.
Am Ende des Gottesdienstes trifft man den Pastor am Ausgang, er hat für jeden
ein freundliches Wort. Man verabschiedet sich von Freunden und Bekannten oder
trifft sich auf dem Kirchplatz für eine Tasse Kaffee mit anderen, bevor man den
Heimweg antritt.
Seit drei Jahren lebe ich mit meinem Mann in Münster-Hiltrup und nehme an den
katholischen Messen teil.

                                                                                51
Veerapali-Indien                           Mettingen
Durch den landesweiten Lockdown in         Am Stammsitz der Firma C & A Brenning-
Indien haben die vielen Tagelöhner keine   meijer hat die Familie eine Ausstellung
Einkünfte mehr. Zu der Angst, an dem       präsentiert, die Einblick gibt in ihr großes
Coronavirus zu sterben, kommt daher        soziales Engagement seit Beginn des
auch der Hunger.                           Unternehmens: „Soziales Engagement
Pater Charly Mitta MSC stammt aus          als Tradition und Verpflichtung.“
dem kleinen Dorf Veerapalli in Andhra      In ihr wird auch der Hiltruper Missionar
Pradesh. Die meisten Dorfbewohner          Pater Leo Brenningmeijer gewürdigt, der
arbeiten normalerweise als Tagelöhner.     jahrzehntelang in Neuguinea gewirkt hat.
Mit Spendengeldern der Hiltruper Missi-
onare und der Pfarrgemeinde St. Viktor     Bayreuth
in Dülmen konnten jetzt Lebensmittel       Professor Dr. Hermann-Josef Hiery hat
durch die örtliche Kirchengemeinde         ein Buch herausgegeben mit dem Titel
verteilt werden.                           Karl Hesse – Vom Sauerland in die Südsee.
Ein herzliches Dankeschön an unsere        Als Priester und Bischof in Papua Neu-
Spender!                                   guinea. Erinnerungen und Gespräche.
                                           Harrassowitz –Verlag Wiesbaden, 2019.

52
Hiltrup                                     war. Leider wurde die Museumssammlung
Sabine Heise                                1971 an einen Privatsammler verkauft.
                                            Aus finanziellen Gründen trennte sich
Das Archiv der norddeutschen Provinz in     dieser 1976 von der Sammlung, so dass die
Münster-Hiltrup wird von Forschenden        Exponate in alle Welt verstreut wurden.
rege genutzt. Besonders die Sammlung des
ehemaligen Hiltruper Missionsmuseums        Eine 2019 publizierte Doktorarbeit über
stößt auf großes Interesse. Das Museum      deutschsprachige Missionsmuseen lässt
war 1897 auf Wunsch von Pater Hubert        die Hiltruper Sammlung wieder leben-
Linckens (1861–1922) eingerichtet worden.   dig werden. Die Historikerin Rebecca-
Mit dem Aufbau des Museums beauf-           Loder-Neuhold, Wissenschaftlerin am
tragte er Pater Otto Meyer (1877–1937),     Lehrstuhl für Theologie, Kirchen- und
Pater Richard Schumm (1878–1941), und       Missionsgeschichte der Universität Upp-
Pater Gerhard Peekel (1876–1941). Alle      sala (Schweden), hat in ihrer Disserta-
drei Patres zählen zu den „Pionieren der    tion: Crocodiles, Masks and Madonnas:
Südsee, die Anfang des 20. Jahrhundert      Catholic Mission Museums in German-
in Neuguinea Missionsstationen aufbau-      Speaking Europe (Krokodile, Masken und
ten und das Evangelium verbreiteten.        Madonnen: Katholische Missionsmuseen
Darüber hinaus erforschten sie die          im deutschsprachigen Europa) auch das
Sprachen und Lebensgewohnheiten der         ehemalige Hiltruper Missionsmuseum
indigenen Bevölkerung und verfassten        untersucht. Ihre wichtigsten Quellen
wissenschaftliche Abhandlungen über         waren dabei die Museumskataloge, die
Natur, Geografie und Archäologie. Sie       Pater Johann Braam MSC während der
waren international vernetzt, publizier-    nationalsozialistischen Diktatur und des
ten in Fachzeitschriften und schickten      Zweiten Weltkriegs unter dramatischen
naturkundliches Forschungsmaterial und      Umständen in Münster und Berlin ver-
Ethnologika an Museen. Kein Wunder,         fasst hatte. Rebecca Loder-Neuhold hat
dass das Hiltruper Missionsmuseum           herausgearbeitet, wie einzigartig diese im
wegen seiner naturwissenschaftlichen        Provinzarchiv vorhandene Quelle ist. Die
und ethnologischen Sammlung berühmt         Museumskataloge bieten eine ausführliche
                                            Inventarisierung und Beschreibung des
                                            Missionsmuseums, wie es von 1933 bis
                                            1941 existierte. Darüber hinaus werden
                                            die kongregationsinternen, kirchlichen
                                            und wissenschaftlichen Netzwerke
                                            deutlich, in denen sich die forschenden
                                            Missionare bewegten.

                                                                                  53
Wir gratulieren

Pater Bernhard Hagedorn – 60 Jahre Priester

                                             Geboren am 12.12.1930 in Ahlen schloss
                                             er sich den Herz-Jesu Missionaren an
                                             und legte am 13.05.1955 die Gelübde
                                             ab. Nach dem Theologiestudium in
                                             Oeventrop empfing er am 25.04.1960
                                             die Priesterweihe.
                                             1961-1969 wirkte er als Seelsorger im Saar-
                                             land: Kaplan in Homburg und Verwalter
                                             des neu eröffneten Internates Johanneum;
                                             Fünf Jahre war er Kurat der Gemeinde
                                             St. Franziskus in St Ingbert. Ab 1969 war
                                             Pater Hagedorn tätig in verschiedenen
Gemeinden des Bistums Münster: Krankenhauspfarrer am St. Franziskus-Hospital
in Münster, neun Jahre Pfarrer in Sassenberg-Füchtorf, neun Jahre Pfarrverwalter
in Kleve-Warbeyen. Von 1992 bis 2014 verwaltete er das Missionshaus Oeventrop,
Seelsorglich betreute er fünf Jahre als Pfarrvikar die Gemeinde Eslohe-Niedersalwey.
Die letzte Station des aktiven Dienstes bildete das St. Antoniusheim in Issum-
Sevelen, wo er sich acht Jahre als Altenseelsorger einsetzte.
Seit 2014 lebt der Jubilar in der Gemeinschaft des Missionshauses in Hiltrup.

12. April        Pater Theo Bäumer		               80 Jahre

13. Mai		        P. Bernhard Hagedorn		            65 Jahre Profess
		               P. Hans Pittruff			               60 Jahre Profess
		               P. Wolfgang Vogt
		               P. Wilhelm Wöstheinrich

17. Mai		        P. Klaus Roos			                  50 Jahre Profess

54
Wir gratulieren

Pater Karl-Heinz Hoppe – 70 Jahre Priester

                                           Pater Hoppes Biographie ist geprägt
                                           durch Nazizeit und Krieg. Er wird 1921
                                           in Wesel geboren. Nach dem Abitur geht
                                           er ins Noviziat der Herz- Jesu Missionare.
                                           Von dort wird er in den Arbeitsdienst
                                           kommandiert und Soldat. Beim Einsatz
                                           seiner Panzertruppe in Ostpreußen wird
                                           sein Panzer gesprengt und Hoppe verwun-
                                           det. Am Ende des Krieges Rückmarsch
                                           nach Osten und drei Monate russische
                                           Gefangenschaft.
                                           1946 legt er die Gelübde ab, studiert
                                           Theologie und empfängt durch den Mis-
                                           sionsbischof Leo Scharmach am 30.April
                                           1950 in Hiltrup die Priesterweihe. Nach
                                           einigen Jahren in unserer Gemeinde in
                                           Oberhausen darf er 1954 endlich in die
Südseemission reisen. Er wird Pfarrer der Gemeinde Ulamona. Von 1966-1973 leitet
er die Katechetenschule Peter To Rot. 1973 übernimmt er die Pfarrei Turuk, dann
baut er die Gemeinde Bialla auf. 1985 bis 1994 ist er wieder Pfarrer der Gemeinde
Ulamona, dort kümmert er sich mit den Mitbrüdern besonders um die Arbeiter der
Sägemühle. Nach einem Unfall und der Reha kehrt er noch einmal nach Vunapope
zurück und wirkt als Krankenhausseelsorger. Nach über 50 Jahren Missionsarbeit
fällt der Abschied natürlich schwer.
Als Senior der Hiltruper Gemeinschaft beeindruckt er die Mitbrüder durch seine
Zufriedenheit, das Ertragen der Altersbeschwerden und das Bemühen, alles was
geht, selbständig zu tun. Mit dem Rollator macht er täglich Spaziergänge.

                                                                                 55
Pater Becker stellt das Liederbuch vor:
„Das neue Liederbuch enthält 300 Lieder, Kanones und Gesänge für Gottesdienste,
 Feiern, Andachten und verschiedenste, nicht nur religiöse Anlässe.
 Lieder aus gutem Grund wurzeln tief in Leben und Glauben. Sie erzählen, über-
 setzen, hinterfragen, deuten, erklären, ermutigen, erfreuen und bestärken ...
 Wichtig ist mir ein musikalisches Erzählen, das Gottes vorbehaltlose Liebe zu uns
 Menschen behutsam übersetzt – jenseits aller festgefahrenen Gewohnheiten und
 Vorstellungen, jenseits aller menschengemachten Einschränkungen und Grenzen.
... Aus gutem Grund setze ich mich dafür ein.“

                                               NORBERT M. BECKER
                                              1962 geboren in Saarwellingen
                                                                                 NORBERT M. BECKER

                                   Studium in Münster, Salzburg und Frankfurt
                                                   Herz-Jesu-Missionar
                                                   katholischer Priester
                                              Pastoralpsychologe (lic. theol.)
                                         Lehrerseelsorger und NGL-Referent
                                                   im Bistum Augsburg                                NORBERT M. BECKER
                                          Musiker, Textautor und Komponist

                                              www.oase-steinerskirchen.de

     Becker_LiederAusGutemGrund_RZ.indd 1,3                                                                              14.11.19 08:32

                                                               Das Liederbuch ist zu beziehen über
                                                                  OASE Steinerskirchen
                                                          Bildungshaus der Herz-Jesu-Missionare
                                                                   D-86558 Hohenwart
                                                                   Fon +49 8446 92010

56
Peru
Pater Eugen Bönecke

Ein spätes Glück
Aus meiner Zeit als Pfarrer von Acari        bald ihren Wunsch erfüllen könne so wie
erinnere ich mich an ein besonderes          ich ihr geraten habe. Dennoch bekam
Erlebnis mit Julia Carhuayo und mit          sie einen dritten Jungen. Ich riet ihr sich
ihrem Mann Luis Lujan. Julia hatte mir       um das neue Kind zu kümmern und den
ihr Problem erzählt. Sie hatte zwei kleine   anderen Kinderwunsch hintanzustellen.
Söhne. Aber in der Krankenstation habe       1994 verabschiedete ich mich von der
man ihr geraten, auf weiteren Nachwuchs      Pfarrei, als der neue Pfarrer, P. Jorge
zu verzichten. Sie                                                    Meier MSC ein-
hätten einen klei-                                                    geführt worden
nen Eingriff vor-                                                     war. Auf meiner
genommen. Aber                                                        Fahrt nach Lima
sie wollte unbe-                                                      (560 km) wollte
dingt ein Töchter-                                                    ich in Acarí bei
chen bekommen.                                                        Julia vorbeifah-
Damals in den                                                         ren, um auch ihren
90ger Jahren hatte                                                    Jüngsten zu besu-
der Präsident von                                                     chen. Zu meiner
Perú, Alberto Fuji-                                                   großen Überra-
mori, durch einen                                                     schung hatte sie
Erlass befohlen,                                                      eine Familienfeier
dass die Familien                                                     mit ihrer Mutter
zu ihrem „Wohl“ weniger Nachwuchs            arrangiert, zu der alle nahen Verwandten
bekommen sollten. Alle Krankenhäuser         eingeladen waren. Sie feierte die Emp-
hätten sich daran zu halten. Im Falle        fängnis ihrer ersehnten Tochter, denn
von Julia war dieser Wunsch nach mehr        sie war seit drei Wochen schwanger. Im
Nachwuchs für das Krankenpersonal            letzten Jahr lud mich eine Lehrerin in
äußert ungelegen. In dieser Kampagne         Acarí ein, eine heilige Messe zu feiern
hatte ich mich in meinen Heimatferien        aus Anlass ihres silbernen Ehejubiläums.
schlau gemacht durch Literatur, die          Nach der Feier begrüßte mich Julia mit
mir Auskunft gab über den Zeitpunkt          ihrem Mann und ihrer Tochter Ross
der Empfängnis und den Wunsch des            Alice, zu deren Empfängnis vor 25 Jahren
Geschlechts! Julia setzte sich gegen         ihre Verwandtschaft eingeladen worden
die Meinung des Personals durch und          war. Dieses Mal machte ein Fotograf ein
entschied, dass der Eingriff rückgängig      Foto von uns vier und verschickte das
zu machen sei. Sie erzählte mir nachher,     Foto im Internet. Es ist mein Foto für
dass sie sich besser fühle und dass sie      das Jahr 2019.

                                                                                    57
Trujillo/Peru
Im Drogen-Therapie-Zentrum „Sal y Luz“ werden z.Zt. über 100 Patienten behandelt.
Die meist jungen Männer durchlaufen verschiedene Phasen, um wieder clean und
arbeitsfähig zu werden.
In diesem Jahr wurden 12 Patienten als geheilt entlassen.
Außer einer Bäckerei hat die Einrichtung keine Einnahmen und ist auf Spenden
angewiesen.
Die Gemeinde St.Clemens in Hiltrup gehört seit 30 Jahren zu den Spendern.
Durch Überschwemmung ist ein Gebäude gefährdet.

 In einer religiösen Feier werden die Patienten in die neue Gruppe aufgenommen

58
Glaubenszeuginnen

 Kayla Jean Mueller (1988 –2015)           Nach der Freilassung 2019 zog sie mit
 Evangelische Menschenrechtlerin aus den   ihrer Familie nach Kanada und lebt an
 USA, engagierte sich nach dem Studium     einem unbekannten Ort. In einem Inter-
 in verschiedenen Projekten in Indien, view mit der französischen Zeitschrift
 Afrika und dem Gazastreifen. Nach einem   La Vie erzählt sie, wie ihr Glaube ihr
 Krankenhausbesuch in Syrien wurde         Kraft gegeben hat.
 sie 2013 vom IS entführt, zeitweise eine „Mein Glaube hat mir geholfen durch-
 der Frauen des inzwischen ermordeten      zuhalten. Als ich am dritten Tage nach
 IS-Führers. 2015 hingerichtet, weil sie   meiner Verurteilung betete, setzte sich
 sich nicht zum Islam bekehren wollte.     ein Vogel auf das Fensterbord. Ich fragte
 Aus einem Brief an ihre Eltern:           ihn: „Kommst du von Gott?“ Er kam dann
„Ich bin an einem Punkt angelangt, wo ich  drei Jahre jeden Tag! Das war für mich ein
 mich ganz unserem Schöpfer überlassen Zeichen der Hoffnung. Allein in meiner
 habe. Denn es gibt niemanden Anderes. Zelle sprach ich mit Jesus und bat ihn
 Ich habe das Licht in der Finsternis ent- mich zu befreien. Ich habe immer daran
 deckt und gelernt, dass man selbst im     geglaubt, dass die Gerechtigkeit siegen
 Gefängnis frei sein kann.“                und ich frei kommen würde.
                                           In meiner Einsamkeit haben mir zwei
                                           Personen besonders geholfen: eine
 Asia Bibi                                 moslemische Mitgefangene, die wegen
 Die pakistanische Christin wurde von      Ehebruch angeklagt und im Gefängnis
 ihrer Nachbarin wegen Blasphemie ange- vergiftet wurde. Und eine christliche
 klagt und zunächst zum Tode verurteilt. Wärterin. Sie brachte mir eine Bibel und
 Aufgrund internationaler Proteste wurde   informierte mich über die Ereignisse
 die Strafe in Haft umgewandelt. 10 Jahre  draußen.“
 war sie gefangen und musste ständig
 um ihr Leben fürchten.

                                                                                 59
V E R S T O R B E N E
                  P. Manfred Ridil MSC
          * 26. Februar 1939   † 14. April 2020
                                                    Nach den ersten Jahren seiner
                                                    Kindheit in Niederschlesien, Nie-
                                                    dersachsen und dem Wester-
                                                    wald kam Manfred Ridil 1952 als
                                                    Quartaner nach Hiltrup an das
                                                    Kardinal-von-Galen-Gymnasium.
                                                    Nach dem Abitur trat er in unsere
                                                    Ordensgemeinschaft ein und
                                                    legte am 13. Mai 1960 die Profess
                                                    ab. Am 19. April 1965 empfing er
                                                    im Missionshaus Oeventrop die
                                                    Priesterweihe.
                                                    Ab 1966 studierte er an der Uni-
                                                    versität und Musikhochschule
in Saarbrücken Musik für das Lehramt. Nach erfolgreichem Staatsexamen unter-
richtete er 36 Jahre am Gymnasium Johanneum in Homburg/Saar. Er gründete
das Schulorchester „Collegium musicum“, erteilte Privatunterricht für Geige und
Gitarre und leitete den Schulchor. Dieser sang oft in den Messen der Gemeinden,
gab Konzerte für die Schulgemeinde und produzierte Schallplatten und CDs. Pater
Ridil komponierte die vierstimmige „Missa Cor Jesu“. Neben der Musik begeisterte
ihn das ganze Leben die Jugendarbeit: Als Geistlicher Leiter der „Katholischen
Studierenden Jugend“ (KSJ) führte er 30 Zeltlager durch mit über hundert Kindern;
zwei Jahre war er Geistlicher Diözesanleiter der KSJ im Bistum Speyer. Trotz einer
frühen Herzerkrankung hat er sich nicht geschont und war immer für die Menschen
da, die ihn suchten. Er sprach Kinder und Erwachsene an durch seine originelle
Spiritualität. Viele ehemalige Schüler luden ihn zur Trauung ein. Pfarrer und
Gruppen baten ihn, Feste mitzugestalten – theologisch und musikalisch, ebenso
Besinnungswochenenden für Firmgruppen. Er hielt Vorträge in der Erwachsenen-
bildung. Als Diözesanmusikpfleger hat er bei Jubiläen der Kirchenchöre die Messen
gestaltet und die Sänger geehrt.
2002 wurde Pater Ridil von der Schulgemeinde des Johanneums verabschiedet.
Danach lebte und arbeitete er 17 Jahre mit Pater Biermann in der Gemeinde „Edith
Stein“ in Bitterfeld-Wolfen. Auch dort leitete er einen Chor, spielte Orgel und gab
Einzelunterricht. Offen begegnete er den Fragen und Sorgen der Menschen, die

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der Kirche nicht nahestanden und war ihnen ein verständnisvoller Seelsorger.
Im Oktober 2019 kam er in das Missionshaus Hiltrup. Nach einer Operation starb
er im Franziskus-Hospital in Münster.
Wegen der Corona-Pandemie findet die Beerdigung auf dem Klosterfriedhof in
Hiltrup im engen Kreis der Mitbrüder statt.
Zu einer Trauerfeier mit den Angehörigen und Freunden laden wir später ein.

Schwester M. Bergita MSC – Maria Stratemeyer
Geboren          11.09.1925 in Bochum
Erste Profess    03.02.1952
Gestorben        12.02.2020 in Arnsberg-Oeventrop

Schwester M. Roswinda MSC – Christine Limbach
Geboren         30.08.1926 in Limbach/Westerwald
Erste Profess   16.08.1952
Gestorben       05.03.2020 in Münster-Hiltrup

Schwester M. Gabriele MSC – Maria Griehl
Geboren         10.08.1937 in Zagern/Ostpreußen
Erste Profess   03.02.1960
Gestorben       13.02.2020 in Münster-Hiltrup

Schwester M. Theresia MSC – Maria Figgen
Geboren         03.03.1928 in Deifeld, Kr. Brilon
Erste Profess   16.08.1956
Gestorben       20.03.2020 in Münster-Hiltrup

Schwester M. Gottfrieda MSC – Maria Margareta Klaas
Geboren          13.09.1926 in Wippingen
Erste Profess    03.02.1952
Gestorben        27.04.2020 in Bangalore-Indien

Förderer

Anneliese Potthoff (Ochtrup)
Theresia Wolff, Mathilde Radig, Heinrich Kneipe (Hörstel-Riesenbeck)

                                                                           61
Missio närrisches
                                  – Das ist auch besser als wenn er
Mein Sohn macht jetzt Meditation.
                                  tut.
stundenlang herumhockt und nichts

 Ein Mann sieht, wie sein türkischer
                                     Nachbar den Teppich ausklopft. Er scha
 fragt dann belustigt: „Was ist denn                                       ut eine Weile zu und
                                     los, Ali? Springt er nicht an? “

                                    hste Straßenbahn kommt? –
 Können Sie mir sagen, wann die näc
                                    ja schon.
 Jeden Moment, die Schienen liegen

                             Gehen Sie auch zu Figaros Hochzeit?
                                                                 –   Nein, wir schicken Blumen.

                                       ben: Jott.
  Rheinische Gottheit mit einem Buchsta
                                                                                  GÄR T
                                                                                             NER
                                          Email an Vater: Wo bleibt das Geld?
                                          Email vom Vater: Hier.

                                         Schnecken sind weltberühmt.-
    Im Feinschmeckerrestaurant: Unsere
                                         gerade von einer bedient worden.
    Ja ich weiß, antwortet der Gast. Bin

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IMPRESSUM 128. Jahrgang

                                     Hiltruper Missionare GmbH
Bildnachweis
                                     Am Klosterwald 40, 48165 Münster
Titelseite: Jubilar                  Telefon 02501 4494-34
            Pater Karl-Heinz Hoppe   Telefax 02501 4494-35
            Foto: Jenkner
                                     DKM Darlehnskasse Münster eG
Rückseite: Fröhliche Kinder          BLZ   400 602 65, Kto.-Nr. 222 500
           in Dubrovnik              BIC   GENODEM1DKM
           Foto: Pittruff            IBAN DE17 4006 0265 0000 2225 00

S. 35-37   CSI
                                     Unsere Zeitschrift „Hiltruper Monatshefte“
S. 38-41   Deutscher Verein
                                     ist eine Gabe an die Freunde und Förderer
           vom Heiligen Land
                                     der Herz-Jesu-Missionare. Es wird kein
S. 42      Salvatorianerinnen        Bezugspreis erhoben. Freiwillige Spenden
S. 43-45   MC-Schwestern             können auf obige Konten überwiesen
S. 49-50   Uekötter                  werden mit der Anschrift:
S. 52-53   MSC-Archiv
S. 54      Eppmann                   Missionsbüro der Hiltruper Missionare
S. 55      Jenkner                   Am Klosterwald 40, 48165 Münster
S. 60      MSC-Archiv                Jedem Heft liegt als Zahlungserleichterung
S. 63      Pittruff                  ein Zahlschein (Überweisungsauftrag) bei.
                                     Dies ist keinesfalls als Mahnung anzusehen.

                                     Pater Hans Pittruff MSC
                                     Am Klosterwald 40
                                     48165 Münster
                                     Telefon 02501 449450
                                     E-Mail: msc-pitt@muenster.de
                                     www.hiltruper-missionare.de
                                     (jedes Heft als PDF-Datei vorhanden)

                                     Auflage: 2200 Exemplare

                                                                            63
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