Buchbesprechungen Federgleiche Prosa, neu übersetzt
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130 Buchbesprechungen Buchbesprechungen Federgleiche Prosa, neu übersetzt Tarjei Vesaas: Die Vögel, aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel, Nachwort von Judith Hermann, Guggolz Verlag, Berlin 2020, 278 Seiten, 23 EUR Haben Sie sich schon einmal eine Vogelfeder lichen Waldschnepfe) geht genau über ihre genau angeschaut? Ein Wunderwerk der Natur: Hütte hinweg – welche ungeheure Bedeutung Mit sparsamen Mitteln wird Gegensätzliches das für Mattis hat, können wir kaum ermessen. erreicht – Festigkeit, Stabilität auf der einen, Er hat eben andere Schwerpunkte als die üb- Durchlässigkeit, Luftigkeit, Polsterwirkung auf rigen Menschen seines kleinen Weltkreises und der anderen Seite. Auch wenn es merkwürdig ist fassungslos, weil seine Schwester ihn hier erscheinen mag: Wer eine Feder studiert hat, ist nicht versteht. Mattis ist kein Tatenmensch, er gut vorbereitet auf die Lektüre dieses schmalen ist das Gegenteil, für das es bezeichnenderwei- Romans – aus symbolischen wie inhaltsbezo- se keinen festen Begriff gibt – ich möchte ihn genen Gründen. Der Verlag hat den Einband Wahrnehmungsmensch nennen. Vesaas sieht mit gezeichneten Federn geschmückt, eine gute ihn als Poeten. Ab und zu fragt Mattis bei den Idee – es sind Schnepfenfedern, wie im Impres- Bauern nach, ob sie Arbeit für ihn haben; ein- sum (S. 278) zu lesen ist (Zeichnung: Valeria mal wird er tatsächlich zum Rübenverziehen Gordeew). Es ist ein Wunder, dass dieses leise eingesetzt, aber nur einen Tag lang, denn er Buch verlegt werden konnte, und erst recht, arbeitete allzu langsam. dass der kleine Guggolz Verlag es gewagt hat Später gibt ihm Hege die Anregung, er kön- (mit norwegischer Unterstützung), eine Neu- ne doch als Fährmann arbeiten. Die Aufga- Übersetzung in Auftrag zu geben. be ergreift Mattis mit großem Ernst und un- Mattis, die Hauptperson, ist ein etwas ein- gewöhnlichem Tatendrang – nur: Es gibt gar fältiger Außenseiter, der von den übrigen Be- keinen Bedarf, das gegenüberliegende Ufer ist wohnern des Weilers verlacht und »Dussel« ge- spärlich besiedelt. Und doch, wider alles Er- nannt wird. Er kann nicht selbst für seinen Le- warten, taucht eines Tages ein Mann auf, der bensunterhalt sorgen, weil praktische Arbeiten übergeholt werden möchte: Es ist Jørgen, ein ihm meistens misslingen. Wahrscheinlich kann Holzfäller. Mattis ahnt nicht, dass er sich damit man ihn »seelenpflegebedürftig« nennen, ein den Anfang vom Ende ans Ufer holt. Jørgen, leichter Fall allerdings, er hat seine besonde- der vergeblich versucht, Mattis zu Holzfäller- ren Begabungen. Seine Schwester Hege pflegt arbeiten heranzuziehen und ihn grundlegend seine Seele und ernährt ihn und sich mit ihren zu verändern, verliebt sich in Hege. Ein »glück- Strickarbeiten. Die beiden leben in einer ein- liches Ende« hat der Roman nicht, da möchte fachen Hütte an einem See mitten im Wald. Vor ich sensible Gemüter vorwarnen: Mattis fährt Jahren sind die Mutter durch eine Krankheit mit seinem maroden Boot auf den See hinaus und der Vater durch einen Arbeitsunfall ver- und lässt das Schicksal sprechen (S. 259ff.). storben. Mattis fühlt sich mit der Natur eng ver- Schließlich ruft er nach seiner Schwester – und bunden. Seine besondere Zuneigung gilt den zuletzt nach sich selbst: »›Mattis!‹, rief er sinn- Waldschnepfen. Er »liest« ihre Trittspuren im los in seiner tiefen Verlorenheit. Sein Schrei Schlamm des Seeufers – das ist ihre Sprache – hallte über den leeren See wie ein fremder Vo- und kann ihnen sogar antworten. Der »Schnep- gelruf. Wie groß oder klein dieser Vogel sein fenstrich« im Vorfrühling (Balzflug der männ- mochte, war nicht zu hören.« (S. 262) die Drei 3/2021 www.diedrei.org
Buchbesprechungen 131 Mit sparsamen Mitteln bildet Vesaas ein fili- einen Eindruck des Stils vermitteln, feinfüh- granes sprachliches Gerüst, dessen wesentliche lig nachgestaltet von Hinrich Schmidt-Henkel. Wirkung im Ungesagten, zwischen den Zeilen Mattis hat vergeblich versucht, seiner Schwes und Worten liegt. Es geschieht äußerlich nicht ter die Bedeutung des Schnepfenstrichs über viel in diesem Roman, innerlich umso mehr: ihrer Hütte nahezubringen: »Jetzt ist es Nacht. Ein Jäger, den Mattis naiverweise verständigt Was soll man tun, wenn alle ringsum stark und hat, erschießt eine Schnepfe und Mattis begräbt klug sind? Werd ich nie erfahren. Aber was soll sie unter einem Stein. Zwei Mädchen, die am man da tun? Man muss ja auch dann irgend- See ihre Ferien verbringen, darf Mattis umher- was tun. Die ganze Zeit. Ein Streifen geht über rudern, denn mit Rudern kennt er sich aus. Das dieses Haus. Der Vogel ist abgeschossen und sind die wenigen äußeren Ereignisse, traurig hat die Augen zu, ein großer Stein liegt auf ihm das eine – das andere, die Begegnung mit den – aber der Streifen bleibt. Was soll man da tun? Mädchen, zählt zu den heitersten Abschnit- Und mit Hege, was soll man mit der tun? Sie ten des Buches. Für Mattis hat Sprache noch hat es schwer. Werd ich nie erfahren. Draußen eine urtümliche, magische Bedeutung – darauf saust es, ob es jetzt saust oder nicht.« (S. 111) macht Judith Hermann in ihrem feinsinnigen Der weltweit angesehene norwegische Dich- Nachwort aufmerksam. »Du bist ja ein Blitz, ter Tarjei Vesaas (1897–1970), der zu Leb- du!«, sagt Mattis ganz am Anfang des Romans zeiten mehrfach für den Literaturnobelpreis zu seiner Schwester (S. 7) und meint damit zu- vorgeschlagen wurde, hat ›Die Vögel› (Origi- nächst ihre Arbeit mit den Stricknadeln, aber naltitel ›Fuglane‹) bereits 1957 veröffentlicht. auch alles andere, was sie tut. An dem Abend Karl Ove Knausgård (*1968) hat dieses Werk wagt er das Wort auszusprechen, denn das Ri- den »besten norwegischen Roman, der je ge- siko, dass das Wort einen Blitz hervorruft, ist schrieben wurde« genannt (zitiert auf S. 274). gering (er hat eine starke Gewitterangst): »Dass Eine erste deutschsprachige Ausgabe (die mir er dieses Wort in den Mund nahm, erschreck- nicht vorliegt) gab es schon 1961, eine zweite te ihn ein wenig, war aber ungefährlich, denn Übersetzung, von Frank Zuber, erschien 2009 der Himmel war schön.« – »Anna und Inger«, im Verlag Martin Wallimann. Die hier empfoh- die Namen der Mädchen, die er über den See lene neue Übersetzung ist poetischer, sie hat rudert, spricht er aus wie eine Zauberformel. den Charakter einer Nachdichtung. »Hinrich Durch die Wiedergabe der Gedanken des Au- Schmidt-Henkel versteht es auf fast magische ßenseiters Mattis, der sich nur schwer ausdrü- Weise, die Zwischentöne, Auslassungen und cken kann, ruft Vesaas Empathie mit ihm her- die Verknappung in der deutschen Übersetzung vor. Empathie gibt es aber auch bei seinen Mit- nachzubilden«, heißt es in einem Verlagstext. menschen, sie verlachen ihn nicht nur. Darauf Dem Lob der Übertragung, das in allen Rezen- weist Hege ihn hin: »Er dachte an das Gespräch sionen zum Ausdruck gebracht wird, kann ich mit Hege, kurz bevor er ins Boot gestiegen war: nach einigen Stichproben vollkommen zustim- ›Du denkst, die lachen über dich, dabei tun men. Ein kurzes Beispiel zum Vergleich: »Die sie das gar nicht.‹ Ja, das hatte Hege gesagt. Geschwister saßen auf der Eingangstreppe ihrer Das fiel ihm jetzt wieder ein, als er all diese dürftigen Hütte. Es war ein warmer Juniabend, Höfe sah. Er versuchte, auf jemanden zu kom- und das alte Holz roch nach dem sonnigen Tag men, der ihm wirklich Böses wollte und ihn muffig«, heißt es in der Übersetzung von 2009 verspottete. Aber abgesehen von lästigen Kin- (dort S. 11). Schmidt-Henkel schreibt: »Die bei- dern konnte er niemanden nennen ...« Zu der den Geschwister saßen auf der Eingangstrep- Bäuerin des Hofes, wo er beim Rübenverziehen pe des einfachen Häuschens, in dem sie allein geholfen hatte, bekommt er freundlichen Kon- wohnten. Es war ein guter, warmer Juniabend, takt; ihr wagt er die große Frage zu stellen, die und die alten Holzwände atmeten den Tag in ihn schon lange bewegt: »Warum ist es so, wie der Sonne aus.« (S. 10) es ist?« Der im Folgenden zitierte Abschnitt soll Helge Mücke die Drei 3/2021 www.diedrei.org
132 Buchbesprechungen Übermenschliche Lebensleistung Heinz Schilling: Karl V. – Der Kaiser, dem die Welt zerbrach, Verlag C.H. Beck, München 2020, 457 Seiten, 29,95 EUR Karl V. (1500–1558) kämpfte gegen seine Zeit – Zuerst wurde Karl König von Spanien. Als und obgleich er der mächtigste Herrscher Euro- sein Großvater 1519 starb, fiel ihm die deut- pas war, unterlag er und musste zusehen, wie sche Königskrone zu, mit der das römische seine Ideale und Vorstellungen in einem Teil Kaisertum verbunden war. Die Vollendung der seiner Länder beiseitegefegt wurden. Die Re- Pläne Karls des Kühnen würde möglich sein! formation brachte die unaufhaltbare Kirchen- Sein erster Reichstag fand in Worms statt, wo spaltung, und gerade ihm, dem so an der Einig- er Luther verhörte und die Reichsacht über ihn keit des Christentums in Europa gelegen war, verhängte. Später machte er sich Vorwürfe, musste das geschehen. So wurde er müde und die Reformation nicht ausgemerzt zu haben. zog sich zurück in die einsame Extremadura im Ein weiterer Feind war der französische König südwestlichen Spanien. In 13 Kapiteln erzählt Franz I., den er 1525 in Pavia besiegte. Heinz Schilling in diesem Buch vom Leben und Karl liebte die Musik, besonders die voka- Sterben dieses Kaisers. lische Polyphonie Burgunds. Seine berühmte Das Schicksal hat Karl lange Jahre hoch und Hofkapelle begleitete ihn auch auf Reisen. Am immer höher getragen; er hielt es für die Bestä- meisten schätzte er das Lied ›Mille regretz‹ von tigung, dass er Gottes Auftrag in der rechten Josquin des Préz. Übrigens war dieser auch Lu- Weise erfülle. Dann kam innerhalb von fünf thers Lieblingskomponist. Jahren die Ernüchterung. Vier Jahrzehnte hat- Der Kaiser wünschte eine friedliche Versöh- te er geprägt und musste letzten Endes doch nung der Glaubensgegensätze durch ein Kon- scheitern, um sich selbst in seiner Religiosität zil, doch Papst Clemens VII. lehnte ab; so ver- treu bleiben zu können. Dabei war die Refor- härteten sich die Fronten immer mehr. Auch mation nur eines seiner übervielen Probleme. Luther hatte ein Konzil für die Gesundung des Gegenüber Luther musste er in den Schatten Papsttums gefordert. »Mit der entschiedenen treten, bis heute. Schilling sieht es als seine Distanzierung von Luther hatte [Karl] faktisch Aufgabe an, diese Gestalt aus dem geschicht- eine Garantie für den Bestand des Papststaates lichen Vergessen und vor allem der Einseitig- gegeben.« (S. 221) Denn Karl war durch sein keit der Betrachtung herauszuholen. Amt zur Bewahrung der Katholizität verpflich- Karl war in Gent geboren, das damals zu Bur- tet. In Augsburg fand 1530 Karls zweiter selbst gund gehörte. Die Eltern Philipp der Schöne geleiteter Reichstag statt. Die Gegensätze stei- und Johanna die Wahnsinnige lebten in Spa- gerten sich noch! Anschließend führte sein nien und kümmerten sich nicht um ihn. Sei- Bruder Ferdinand die Verhandlungen mit mehr ne Patentanten Margarete von Österreich und Geschick, wobei Karl das letzte Wort behielt. Margarete von York sorgten in Mechelen für Karls Kampf gegen die Osmanen in Ungarn eine gute burgundische Erziehung. Er war ein und Tunis ist ein bedeutsames Kapitel. In Spa- Enkel des deutschen Kaisers Maximilian I. und nien sah man – anders als früher – Muslime fühlte sich immer mehr in der Nachfolge seines nicht als Gewinn an, sondern als »religiöse und Urgroßvaters Karl der Kühne. Anfangs sah es kulturelle Überfremdung.« (S. 242) Gern hät- gar nicht so aus, dass er König oder gar Kaiser te Karl einen Kreuzzug gewagt, aber die Kraft werden würde. Es schien eher ein Zufall. Dabei reichte nicht. Er sei den eigenen Untertanen ging es um Europas Neuordnung – also wohl verpflichtet, wurde ihm bedeutet. doch kein Zufall! Schillings Buch erlaubt ei- Zu den eroberten überseeischen Ländern mit nen Blick in die verschlungenen Wege, die das ihrem Gold kam das Problem mit den Seelen Schicksal geht, um sich zu erfüllen. der Indios, die zum Christentum bekehrt wer- die Drei 3/2021 www.diedrei.org
Buchbesprechungen 133 den mussten. Das belastete ihn, doch was er Entwicklung Europas bis in die heutige Zeit. durch seine Heiratspolitik seinen Verwandten Der Autor versetzt sich mit Empathie in einen antat, wie seiner Schwester Eleonore, die mit so fern, fremd und unnahbar erscheinenden dem besiegten Franz I. verheiratet wurde, hat Charakter wie den von Karl V. und macht ihn er wohl zeitlebens nicht bemerkt. Offenbar dem Leser vertraut. Gerade in den protestan- sprachen auch seine Beichtväter nicht davon. tischen Gebieten Deutschlands war Karl V. Die Schlacht bei Mühlberg 1547 war sein eine Art Hassfigur, über die man allerdings we- höchster militärischer Triumph. Doch danach nig wusste, außer was jener Luther in Worms war das Glück für den Kaiser zu Ende. Die pro- und Johann Friedrich I. nach der Schlacht bei testantische Kirche war schon zu stark. Und Mühlberg angetan hatte. Schilling beschreibt dazu noch der deutsche Reichsgedanke, dem eine vielfältige historische Welt – das reiche er nicht wirklich huldigen konnte. Als es in und künstlerisch hochstehende Burgund, dann Deutschland zu einer Fürstenrebellion kam, Spanien, das Heilige Römische Reich deutscher musste der Kaiser fliehen und seinen Bruder Nation und die Entdeckungen in Übersee. Es Ferdinand um Vermittlung bitten. Doch eher muss eine Riesenarbeit gewesen sein, die ver- wollte er das Land verlassen als der Religion zu schiedenen Fäden aufzufinden, zusammenzu- schaden. Er entschied sich für die Abdankung, führen und übersichtlich zu gestalten. aber er war nicht gebrochen. Ihn bewegte die Der emeritierte Historiker Heinz Schilling hat bange Frage, ob er auf dem Weg zum Heil oder mehrere Bücher zum Themenkomplex veröf- zur ewigen Verdammnis sei. Zugunsten des fentlicht: ›Martin Luther. Rebell in einer Zeit Glaubens verzichtete er auf seine politische Tä- des Umbruchs‹ (2012), ›1517 – Weltgeschich- tigkeit. Einst war Erasmus von Rotterdam sein te eines Jahres‹ (2017), und jetzt dieses Buch. Lehrer gewesen, doch hatte dieser ihm nicht Das erscheint wie ein Dreiklang, wie nachträg- jene geistige und geistliche Unabhängigkeit liche Trompetenstöße auf den Beginn der Neu- vermitteln können, die eine Reformierung der zeit. Den Biografen interessierten besonders Papstkirche möglich gemacht hätte. drei Leitmotive bei Karl V.: die Rettung des In Yuste lebte er in einem Haus außerhalb römischen Papsttums, die Verteidigung des des Klosters und genoss die Stille. In inniger Christentums gegen den Islam, und die Ent- Christusfrömmigkeit starb er – es war die deckung der Neuen Welt. Welche Welt dem Frömmigkeit des späten Mittelalters. Kaiser zerbrach? Es war die einheitliche Welt Heinz Schillings Buch über Karl V. ist eine des christlichen Mittelalters. tief verstandene Erklärung für die geistige Maja Rehbein Mit Beuys Evolution denken Volker Harlan: Mit Beuys Evolution denken. Dreigliederung als Weltprinzip in der Evolution von Natur, Kultur und Gesellschaft, mit zwei Beiträgen von Wolfgang Zumdick, Verlag Schirmer & Mosel, München 2020, 288 Seiten, 68 EUR Als Biologe, Theologe, Anthroposoph und menarbeit mit Wolfgang Schad, Bernd Rosslen- langjähriger Wegbegleiter von Joseph Beuys broich und Susanna Kümmell im Sinne einer ist Volker Harlan geradezu prädestiniert, mit ›Biologie der Freiheit‹1 gewonnen hat – zwang- Beuys Evolution zu denken. In dem nun vor- los einzuflechten, ebenso wie das, was er sich liegenden Buch denkt er tatsächlich mit Beuys, als Theologe und Anthroposoph erarbeitet hat. nicht über ihn. Das gibt ihm die Möglichkeit, Dabei vereinnahmt er Beuys nie, sondern lässt seine eigenen Evolutionsgedanken – die er am sich stets von dessen begeisterter und begeis- Institut für Evolutionsbiologie in der Zusam- ternder Gedankenführung leiten. So führen die die Drei 3/2021 www.diedrei.org
134 Buchbesprechungen Exkurse immer auf Beuys zurück. Man staunt, Beuys die Auseinandersetzung mit »Leiden« wie dieser sich als echter Universalist erweist, – in der Zeichnung der Seele und dem diese der die Erd- und Menschheitsgeschichte und verkörpernden Tier zugeordnet – und Tod eine den Einschlag durch den Christus-Impuls eben- entscheidende Rolle. Charakteristisch ist, dass so im Blick hat wie die soziale und ökologische das Zeichen für den Formpol im Diagramm zur Situation der heutigen Zeit und das Dilemma Plastischen Theorie sowohl als tetraedrische der materialistischen Naturwissenschaft. Kristallgestalt gelesen werden kann wie auch Anhand zahlreicher ausführlicher Zitate als Form der Fettecke, wie sie Beuys verschie- wird deutlich, wie weitgehend Beuys aus dem dentlich in den Bodenwinkeln seiner Aktions- Zentrum der Anthroposophie Rudolf Steiners räume angebracht hat. Immer setzt Beuys sei- schöpft, die er individualisiert und aktualisiert. ne Verwandlungsimpulse dort an, wo etwas Harlan zitiert aus einem Brief an Manfred Schra- zu einem Ende gekommen ist: »[D]er Tod hält di, in dem Beuys von dem »Auftrag« schreibt, mich wach«, heißt es in einem Interview mit der »von ihm [Steiner] an mich erging[,] auf Achile Bonito Oliva aus dem Jahr 1973.3 Gerade meine Weise den Menschen die Entfremdung darin sieht er die Möglichkeit des modernen und das Misstrauen gegenüber dem Übersinn- Menschen: Durch die revolutionäre Erweckung lichen nach und nach wegzuräumen« (S. 21).2 eigener Kreativität evolutive Veränderungen in Ausgangspunkt für Harlans Gedankenwege der Gesellschaft und im Umgang mit der Erde ist ein von Beuys am ›1.7.1974 für Volker Har- zu bewirken. Genau in diesem Sinne liegt für lan‹ gezeichnetes Evolutionsdiagramm. Darin ihn in jedem Menschen die Möglichkeit zum geht es 1) um die verschiedenen Naturreiche Künstlersein. In die Zeichnung schreibt er: in aufsteigender Folge und ihre Beziehung zum »Bürger = Künstler/Arbeiter«. Die damit ver- Menschen – im Hinblick auf die Dreigliederung bundene Arbeit an der Schwelle zwischen Geist des menschlichen Organismus und des sozia- und Materie verleiht allem Verwandlungsge- len Lebens sowie die verschiedenen Wesens- schehen das »Sakramentale«, was er als Über- glieder; 2) um die Kulturentwicklung aus der schrift über das Evolutionsdiagramm setzt. mythischen Zeit über das Christusereignis als Harlan geht den verschiedenen Bildzeichen Zeitenwende bis in die Gegenwart, die als eine und Wörtern auf der Zeichnung nach, betrach- weitere Zeitenwende dargestellt wird, in der tet den Zusammenhang der einzelnen Elemente durch den Materialismus ein neues Verhältnis und kontextualisiert sie mit dem übrigen Schaf- zum Christus möglich wird, das in eine lich- fen von Beuys. Eigene Kapitel sind ›Christus te Zukunft blicken lässt – den »Sonnenstaat«, – das Evolutionsprinzip‹, dem den Austausch in dem ein neues Miteinander zwischen den zwischen den Menschen charakterisierenden Menschen herrscht; 3) um die planetarische ›Informationsmodell‹ (Sender »S – Ǝ« Empfän- Entwicklung der Erde vom Saturn über Sonne ger) sowie der ›Sozialen Plastik‹ – als die Beuys und Mond bis schließlich zum Jupiterstadium, Steiners aus der Menschenkunde resultierende in Anlehnung an Steiners ›Geheimwissenschaft Ideen zur Dreigliederung des sozialen Organis- im Umriß‹. Dem so charakterisierten Gesche- mus versteht – gewidmet. Wolfgang Zumdick hen liegt – auch in der Anordnung auf dem Zei- steuert Abschnitte zur kosmischen Evolution chenblatt – 4) das Diagramm der »Plastischen sowie zur neuzeitlichen Entwicklung des wis- Theorie« zugrunde: die Metamorphose aus senschaftlichen Denkens bei, wie sie auf der dem Zustand eines unbestimmten Chaos über Zeichnung angedeutet sind. Wobei er mehr das vermittelnde Moment der rhythmischen literarisch-interpretierend vorgeht, während Bewegung in eine bestimmte Form. Diesen drei Harlan sich in den Beuys’schen Gedankenkos- Stadien sind die alchemistischen Begriffe Sul- mos als in etwas Wirkliches eindenkt. phur, Mercurius und Sal zugeordnet. Das Buch kann wie eine grundlegende Ein- Beim Nachvollzug solcher Entwicklungsvor- führung in den Gedankenkosmos von Beuys gänge wie auch im eigenen Leben spielt für und sein lebenslanges schöpferisches Handeln die Drei 3/2021 www.diedrei.org
Buchbesprechungen 135 gelesen werden. Dabei werden der erweiterte trationen von etwas, sondern zeugen stets von Kunstbegriff und sein Verständnis des Plas- einer in die Gestaltung mündenden Geistesge- tischen als Formungsgeschehen im Gedank- genwärtigkeit, sind gewissermaßen geronnene lichen, in der Auseinandersetzung mit Sub- Aktionen. Seine unbedingte Liebe zur Sache, stanzen und Materialien wie auch in der sozi- die all seinem Tun zugrunde liegt, kann in ih- alen Gestaltung nachvollziehbar – und zwar in nen wie noch anwesend erlebt werden. beide Richtungen: Im schöpferischen Prozess Insofern ist es schade, dass viele der Abbil- wie im Aufsuchen der Formprinzipien in der dungen in diesem Buch sehr klein geraten sind. Schöpfung. So gesehen bilden Schöpfung und Da lohnt es sich sehr, die für Harlan angefertig- Entwicklung keine Gegensätze. te Evolutionszeichnung sich beim FIU-Verlag Wenn Beuys von Plastischer Theorie, Infor- von Rainer Rappmann für 10 EUR im DIN A mationstheorie oder Sozialer Plastik spricht 3-Format zu beschaffen!4 bzw. schreibt, so meint er ja keine Theorien Stephan Stockmar im landläufigen Sinne. Sie dienen ihm dazu, das Urbildliche des Menschseins und der Ent- wicklung von Erde und Mensch herauszuar- 1 Vgl. Bernd Rosslenbroich: ›Entwurf einer Biologie beiten, gewissermaßen als Plastiker der Idee: der Freiheit. Die Frage der Autonomie in der Evolu- Es geht ihm nicht darum, etwas zu erklären, tion‹, Stuttgart 2018. 2 Brief vom 21. Oktober 1971, Hervorhebung im Ori- sondern verstehend das Wesentliche herauszu- ginal. plastizieren – zeichnend, schreibend, redend 3 ›Der Tod hält mich wach – Joseph Beuys im Ge- und handelnd. Insofern sind seine zahlreichen spräch mit Achile Bonito Oliva‹ in Armin Zweite Diagramme auf Papier oder auf Wandtafeln, (Hrsg.): ›Beuys zu Ehren‹, München 1986, S. 72-82 wie sie Harlan vielfach einbezieht, nie Illus- 4 https://fiu-verlag.com/kategorie/joseph-beuys/ Christentum und Entwicklungsgedanke Rudolf Steiner: Über das Wesen des Christentums (GA 68a), hrsg. von Andrea Leubin, Rudolf Steiner Verlag, Basel 2020, 704 Seiten, 72 EUR Das mit dem Titel ›Über das Wesen des Chris Erreichbarkeit, inhaltlich der Entwicklungsge- tentums‹ jüngst als Band 68a der Gesamtausga- danke für das Bewusstsein. Durch die so ge- be erschienene Buch mit dem monumentalen wonnene Perspektive ergeben sich Einsichten Umfang von über 600 Seiten macht insgesamt zu den Rätselfragen im Großen (z.B. die Aufga- 57 von Rudolf Steiner zwischen 1903 und 1910 be und Bedeutung des Bösen) und zu hundert in verschiedenen europäischen Städten gehal- Einzelheiten, die beim Lesen der alten religi- tene Vorträge zugänglich, die auf unterschied- ösen Urkunden unverständlich bleiben. liche Weise und mit wechselnder Perspektive Wer mit großen Teilen des christologischen alle um einen Hauptgedanken kreisen, nämlich Vortragswerks Rudolf Steiners vertraut ist, kann wie Theosophie (später Anthroposophie) al- dieser kurzen Charakterisierung entnehmen, len Unbefangenen Mittel an die Hand gibt und dass viele der hier skizzierten Gedanken und Wege aufzeigt, sich zur Religion und im Beson- Motive auch in längst edierten Vortragsbänden deren zum Christentum so stellen zu können, zu finden sind. Und doch ist das Studium die- dass der Glaube sich in das seit Beginn der ses neuen Bandes auch über die Möglichkeit Neuzeit rasant verändernde Weltverhältnis be- hinaus, bisher unbekannte Hinweise und Zu- friedigend eingliedern kann. Schlüssel hierfür sammenhänge aufgezeigt zu bekommen (z.B. sind methodisch die Offenheit für die Tatsache in dem bemerkenswerten Kasseler Vortrag über übersinnlicher Welten und deren prinzipielle den Ursprung des Bösen, S. 429ff.), lohnend. die Drei 3/2021 www.diedrei.org
136 Buchbesprechungen Einschränkend muss freilich darauf hingewie- mystische Tatsache‹ gehalten, und so lässt sich sen werden, dass von diesen 57 Vorträgen nur verfolgen, wie immer wieder zu den Zentralge- ein gewisser Teil in der Ausführlichkeit und danken gerade dieser Schrift hingeführt wird: Vollständigkeit vorliegen, die uns aus anderen »Christus war nicht der Stifter seiner Religion, Bänden vertraut ist. In etlichen Fällen existiert er war ihr Gegenstand. Er hat die Menschheit lediglich ein Zeitungsbericht, einzelne Vorträge mit sich selbst erfüllt. […] Das Christentum ist wiederum liegen nur in kurzen Zusammenfas- eine mystische Tatsache. Das Neue, das es mit sungen oder fragmentarischen Notizen vor. sich bringt, ist die Tatsache, dass die mensch- Bemerkenswert sind die Zeitungsberichte; liche Natur sich verwandelt.« (S. 98f) man kommt aus dem Staunen nicht heraus, mit So erfreulich auch die vielen kostbaren Ge- welcher Sachlichkeit, Ausführlichkeit, Genau- danken sind, welche bei der Lektüre angeregt igkeit, Zugewandtheit und – vor allem – Un- und vertieft werden, so wäre den Herausgebern befangenheit Zeitungsreporter in den Anfangs- doch einige Entschlusskraft zu wünschen ge- jahren von Steiners Vortragstätigkeit berichte- wesen, solche Texte, die bis zur Unkenntlich- ten; hier einige Kostproben: »Unter der Rubrik keit gestückelt sind (und beinah wie verspreng- ›Weisheitslehren im Christentum‹ brachte der te Herrenworte anmuten) und auf Gedanken Redner ganz andere Dinge, viel tiefere Dinge, weisen, die im selben Buch an anderer Stelle als sie gegenwärtig im Gedächtnis der allgemei- klar entwickelt werden, wegzulassen. nen Christenheit liegen, er sprach von Mysteri- An jeder Stelle freilich scheint die Intention en, vom Schauen, von der Entwicklung höherer durch, um derentwillen heute mehr denn je Wahrnehmungsfähigkeiten, höheren Welten vielen das Studium geisteswissenschaftlicher …« (S. 102). »Der Redner ist eine schwache, Inhalte zu wünschen ist: »Theosophie will dem aszetische Gestalt, verfügt aber über eine sym- Menschen wieder bringen eine richtige, eine pathische, sonore Stimme und spricht fließend kräftige Anschauung der übersinnlichen Welt, und ganz frei. Geisteswissenschaft, so führte er die nicht nur neugierige oder müde Erkenntnis aus, ist eine Wissenschaft des wirklichen gei- befriedigt, sondern die den Menschen gerade stigen, realen Lebens. Sie will Quellen eröff- in dieser Welt arbeitstüchtig, hoffnungsfreudig, nen …« (S. 570). »Dr. Steiner gebrauchte zur gesund macht, weil er weiß: Der Sinn dieser Unterstützung seiner Behauptungen stets die physischen Welt ist ein ewiger, und weil er Wendung: Das ist so und so. Daraus gewann weiß: Alles, was ich tue in diesem Sinn, hat man die Überzeugung, dass er mit Gewissheit eine ewige Bedeutung. Dies gibt dem Men- glaubte, er habe die Wahrheit. (Nicht eine oder schen Freudigkeit fürs Leben, Tüchtigkeit für seine Wahrheit.)« (S. 61). die Arbeit, und das ist, was den Menschen ge- Alle diese Vorträge sind nach dem Erscheinen sund macht für das ganze Leben.« (S. 428) des so wichtigen Buches ›Das Christentum als Johannes Roth Zeugnis ablegen vom Christus-Wesen Anton Kimpfler: Lebendiger Gottesbeistand im menschlichsten Miteinander, mit dichterischen Gestaltungen von Ursula Maria Willot, Wege Verlag, Freiburg im Breisgau 2020, 100 Seiten, 12 EUR – Bestellungen ausschließlich schriftlich an: Wege Verlag, Scheffelstrasse 53, 79102 Freiburg i.Br. Als im Jahre 1973 der 21-jährige Anton Kimpf- geschaut hätten. Er berichtete Rudolf Grosses ler nach Dornach zum Goetheanum reiste, Antwort: Das Schauen des ätherischen Chri- fragte er den damaligen Vorstandsvorsitzenden stus sei heute schon verbreiteter, als man ahne; Rudolf Grosse unter anderem, ob er Menschen er wisse von Menschen, die den ätherischen kennen würde, die den Christus im Ätherischen Christus geschaut haben. Doch fügte er wört- die Drei 3/2021 www.diedrei.org
Buchbesprechungen 137 lich hinzu: »Die, die darum wissen, die schwei- Weltenwende – Globale Abgründe und ein gen.«1 Wie tragisch empfand Anton Kimpfler menschheitliches Neu-Erstehen‹ von Anton diese Antwort! Wo Rudolf Steiner stärksten An- Kimpfler. Dieses noch immer hochaktuelle griffen ausgesetzt war, als er dies öffentlich ver- Büchlein beginnt mit dem Kapitel ›Des Chris kündete, wo ihm mit Hohn und zersetzender tus Wiederkunft erleben‹ und den Worten: »Die Kritik entgegengetreten wurde – da steht die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts lässt Anthroposophische Gesellschaft nicht öffent- sich nur von der Wiederkunft des Christus her lich für seine Worte ein! Wo er doch so viele verstehen. Es wird die ganze Welt zu einer – Male betonte, dieses Wiedererscheinen werde seiner – Mysterienstätte. Deshalb ist alles in zwischen 1930 und 1940 beginnen – und das Umwälzung begriffen. Wer dies nicht sieht und sei so sicher wie ein Naturgesetz. berücksichtigt, arbeitet bereits mit Gegnern un- Die Bezeugung von Rudolf Steiners Aussagen serer Entwicklung zusammen.«2 Anton Kimpf- geschah dann von nichtanthroposophischer ler zeigt auf, wie ein intensives Miterleben mit Seite her: In Schweden wurde über eine Zeitung dem Gegenwartsgeschehen, eine Identifikation gefragt, ob jemand wisse, wie Jesus Christus mit dem Schicksal der ganzen Menschheit und aussieht. Darauf antworteten viele Menschen, der Erde zu einer sich immer wieder neu be- die eine Begegnung mit dem lebendigen Chris lebenden Begegnung mit dem Christus führen tus erlebt hatten. Diese Berichte erschienen – kann. Weil dieser sich mit der ganzen Mensch- auch in deutscher Sprache – als Sammelband heit verbunden hat, können wir nur zu ihm fin- ›Sie erlebten Christus‹ (Basel 1979). den, wenn wir unser Herz weiten und Freuden Anton Kimpfler wurde nach dem ernüchtern- und Leiden, Gedanken und Impulse der ganze den Gespräch mit Rudolf Grosse nicht müde, Menschheit versuchen mitzuerleben. Wie sich für das Ereignis der Christuserscheinung ein- in dem individuell miterlebten Menschheitsge- zustehen. Er sammelte über viele Jahre Erleb- schehen der Christus aussprechen kann, be- nisberichte, die ihm zugetragen wurden, und schrieb Anton Kimpfler beispielhaft in seinem veröffentlichte sie in den Sammelbänden: ›Die Beitrag ›Gegenwärtiges Menschheitsschicksal Zeit der Wiederkunft – Christus begegnen‹ und die Erneuerung des Mysteriums von Gol- (Kiel 1988) sowie ›Ankunft und ›Wiederkehr gatha‹ in dem von mir herausgegebenen Sam- des Christus‹ (Dornach 2001). melband ›Mit dem Menschheitsrepräsentanten Mit ›Lebendiger Gottesbeistand im mensch- unterwegs‹ (Steinbergkirche 2018). lichsten Miteinander‹ ist nun eine weitere Am 14. März 1978 schrieb Michael Ende auf Zusammenstellung erschienen, die Berichte einen Brief Anton Kimpflers antwortend: »Ich von Begegnungen mit dem Christus von ver- spüre zwischen den Zeilen Ihres Briefes einen schiedenen Menschen zusammenträgt. Anton Kummer über die Stagnation der anthroposo- Kimpflers einleitender Aufsatz steht unter dem phischen Bewegung heraus, der viel größer ist, bezeichnenden Titel: ›Vom größten Ereignis der als Ihre Worte zu erkennen geben. Ich teile ihn. neueren Zeit‹. Den 80 Erlebnisberichten sind 80 [...] Ich verstehe, was Sie meinen, wenn Sie Gedichte von Ursula Maria Willot jeweils als schreiben, dass die anthroposophische Bewe- Nachklang und stimmungsmäßige Verdichtung gung noch ziemlich heidnisch geblieben ist. beigegeben. Das wertvolle Büchlein ist ohne Ach, wenn sie das doch wenigstens noch wäre! die Verwendung digitaler Techniken erstellt Damit ließe sich immerhin irgend etwas anfan- worden. Der feinfühlige Leser wird es schätzen, gen. [...] Manchmal kommt es mir so vor – und dass er dadurch zu einem freieren Erfassen der das hängt natürlich mit der höchst problema- Gedanken und Bilder gelangen kann. tischen Geschichte der Gesellschaft selbst zu- Gleichzeitig mit ›Lebendiger Gottesbeistand sammen – als ob der größte Teil der Anthropo- im menschlichsten Miteinander‹ erschien in sophen in der Geisteswissenschaft Steiners eine der Edition Widar eine Neuauflage des vor metaphysische Rettung der bürgerlichen Kul- 33 Jahren erstmals erschienen Buches ›In der tur- und Lebenswerte sieht. Das wirklich Neue, die Drei 3/2021 www.diedrei.org
138 Buchbesprechungen der Sprengstoff, der da drin steckt, das [...] Vorträge und Schriften Wegangaben und Pläne. Umwälzende und ungeheuer Fruchtbare wird Ihnen folgend, mit Mut zur Begegnung mit der eigentlich überhaut nicht ernst genommen, das Wirklichkeit, erfüllt sich erst die Anthroposo- lässt man so mit dem berühmten ›vergeistigten‹ phie als Vermittlerin zwischen dem Menschen- Lächeln irgendwo links liegen.«3 wesen und den anderen Wesen. Anton Kimpfler Für mich liegt die umwälzende und verwan- hat den Mut, von dieser Wesens-Ebene Zeugnis delnde Kraft der Anthroposophie insbesondere abzulegen. Dazu gehört sein neues Buch über auch darin, dass sie zeigt, dass allem Wesen Begegnungen mit dem Christus-Wesen. und ihre Taten zugrunde liegen. Solange man Johannes Greiner noch von Kräften und Prinzipien oder Atomen, Molekülen und Naturgesetzen spricht, ist man 1 Mitteilung von Anton Kimpfler an den Autor. noch nicht auf dem Grund der Wirklichkeit 2 Anton Kimpfler: ›In der Weltenwende – Globale angekommen. Der anthroposophische Erkennt- Abgründe und ein menschheitliches Neu-Erstehen‹, nisweg, zu dem ich insbesondere auch die Eu- Hamburg 2020, S. 7. rythmie zähle, führt uns zur Begegnung mit 3 Unveröffentlichter Brief von Michael Ende an An- diesen Wesen. Zunächst sind Rudolf Steiners ton Kimpfler vom 14. März 1978. Totengräber oder Geburtshelfer? Thomas Bantle, Alexander Pschera & Peter Trawny (Hrsg.): Jünger-Debatte 2020 – Band 3: Technik und Medien bei den Brüdern Jünger, Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2020, 276 Seiten, 48 EUR Bereits die ersten beiden Bände der ›Jünger De- Schließung entkommen‹ eröffnet, die den be- batte‹ hatten die an sie gehegten Erwartungen zeichnenden Untertitel ›Heidegger und Jünger als Plattform einer kritischen Jünger-Rezeption – ein unvollendetes Gespräch‹ trägt. Nach einer in ausnehmender Weise unter Beweis gestellt. hochdifferenzierten Entfaltung gelangt Zorn In bewährter Tradition war auch dieser Ausga- zu der Feststellung, dass eine vordergründige be wieder ein entsprechendes Symposium im Übereinstimmung diesem Gespräch nicht ge- Kloster Heiligkreuztal vorausgegangen. recht wird. Sein Ertrag schöpft aus einer ande- Der Themenschwerpunkt ›Technik und ren Quelle. Bei allen Unterschieden »scheinen Medien bei den Brüdern Jünger‹ fußt dabei in den beiden Lösungsvorschlägen zwei Kon- nicht zuletzt, wie Niels Penke in seinem Bei- zeptionen des Offenen auf« (S. 19). trag ›Schiffbruch mit Zuschauer‹ hinweist, auf In seinem Aufsatz ›Die Philosophie der Tech- einem »hochgradig verdichteten technikkri- nik in den zwanziger und dreißiger Jahren und tischen Diskurs der späten vierziger und fünf- Jüngers Der Arbeiter‹ greift der in Moskau leh- ziger Jahre, an dem unter anderen auch Fried- rende Philosoph Alexander Michailowski unter rich Georg Jünger (Die Perfektion der Technik, anderem auf Namen und Thesen der deutschen 1946), Theodor W. Adorno und Max Horkhei- Technokratie-Bewegung wie etwa Manfred mer (Dialektik der Aufklärung, 1947), Martin Schröter oder Heinrich Hardensett zurück, die Heideggers Die Frage nach der Technik und Die hierzulande längst vergessen sind. Er arbeitet Technik und die Kehre (1953) und nicht zuletzt dabei neben gemeinsamen Aspekten Ernst Jün- auch Arnold Gehlens Die Seele im technischen gers eigenständige Aufgabenstellung heraus, Zeitalter (1957) teilhaben und einen histo- die »vielleicht auch für künftige planetarische rischen Umschlagpunkt markieren« (S. 49). Entscheidungen vorbereiten« (S. 34). So wird dieser Themenband mit einer kom- Jan Robert Weber – Ernst Jünger-Experte plexen Studie von Daniel-Pascal Zorn ›Der in Sachen Strategien der »Entschleunigung« die Drei 3/2021 www.diedrei.org
Buchbesprechungen 139 – wendet den Focus in seinem Beitrag ›Vom schöpfende Rezeption der konträr rezipierten Verlust des Raums im Zeitalter der Beschleuni- Schrift ›Der Arbeiter‹ von Ernst Jünger »zuletzt gung‹ auf eine spannungsgeladene Beziehung: an einer kompletten Erschließung des Manu- ›Ernst Jüngers Sardinien und die technische skriptes nicht vorbeikommen« (S. 124) wird. Moderne‹ (S. 35). Ein weiteres Mal gelingt Besonders ansprechend sind auch 33 Briefe Weber ein konkreter Nachweis, daß Jüngers aus den Jahren 1963 bis 1985, die Ernst Jünger Reiseprosa in ihrem unverfälschten Blick auf an verschiedene Korrespondenzpartner gerich- die gesichteten Umstände eine kulturkritische tet hatte, mit denen er eine Leidenschaft für Herausforderung bietet. die Käferforschung teilte. In einem Brief an den In ›Das »Andere« denken‹ stellt sich Alexan- Entomologen Hermann Vogt vom 18. Februar der Pschera der Aufgabe, ›Friedrich Georg Jün- 1969 bietet Ernst Jünger Doubletten an: »Hier gers »Die Perfektion der Technik« im interna- liegt hoher Schnee. Doch wenn ich Tiere aus tionalen Kontext‹ einer grenzüberschreitenden Malaga oder von Elba betrachte, wird mir ganz Zuordnung zu unterziehen. Er wertet dabei ein gemütlich warm« (S. 200). Pschera, der die- verblüffend breites Spektrum »Deutscher Tech- sen kleinen Ausschnitt unter der Überschrift nikliteratur zwischen 1877 und 1939« (S. 85) ›Entomologenpost wird immer zuerst geöffnet‹ sowie einer »Internationalen Technikliteratur herausgegeben und kommentiert hat, stellt zu- zwischen 1906 und 1945« (S. 86) aus. Pscheras gleich eine vollständige Edition in Aussicht, die Fazit hinsichtlich einer wahrgenommenen Be- sich derzeit in Vorbereitung befindet. drohung der menschlichen Freiheit, »die nicht Neben Wortmeldungen zum eigentlichen mehr weiß, was sie eigentlich ist und ob sie in Themenschwerpunkt und ergiebigen Materi- der Welt der digitalen Daten ihren Totengrä- alien ›Aus dem Archiv‹ vervollständigen wei- ber oder ihre Geburtshelferin gefunden hat« (S. tere Beiträge in der Rubrik ›Freie Aussprache‹ 85), fällt denkbar nüchtern aus. einschlägige Rezensionen über Publikationen In der Abteilung ›Aus dem Archiv‹ hebt sich von und über Ernst Jünger sowie die aktuali- die ›Teil-Edition des »Arbeiter«-Manuskripts‹ sierte Fortführung ›Internationale Ernst-Jünger- hervor, die als farbiges Faksimile mit diploma- Bibliographie 2016-2019‹ von Nicolai Riedel tischer Umschrift wiedergegeben ist. In ihrem diese dritte Ausgabe zu einer wertvollen Fund- Vorwort geben sich Joana van de Löcht und grube der Jünger-Forschung. Peter Trawny davon überzeugt, dass eine er- Volker Strebel Eine Begegnung mit dem Doppelgänger Rainer Patzlaff: Die Sphinx des digitalen Zeitalters – Aspekte einer Menschheitskrise, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2021, 348 Seiten, 24 EUR Wie Ödipus’ Begegnung mit der Sphinx den Rainer Patzlaff. In kleinen Schritten erarbeitet Übergang der Menschheit in das Zeitalter des und in kurze Kapitel gegliedert, ergibt sich hier abstrakten Denkens markiert, da die Lösung ein großes Entwicklungsbild: Die Aufspaltung des Rätsels – der Mensch, der anfangs auf vier, der Seelenkräfte beim Schwellenübertritt spie- dann auf zwei und schließlich auf drei Beinen gelt sich in der technischen Entwicklung wider. läuft – abstraktes Denken erfordert, so steht am Die Entstehung der »Kraftmaschinen« seit dem Schwellenübertritt der gegenwärtigen Mensch- 18. Jahrhundert erweitert die Möglichkeiten heit in die geistige Welt der Hüter der Schwelle, des Wollens; die Medien vom Phonographen der Doppelgänger. Auf diesem Grundgedanken bis zum Computerspiel sprechen primär das basiert das äußerst aspektreiche, sehr gründlich Fühlen an; die Digitalisierung bis hin zur recherchierte und zukunftsweisende Buch von künstlichen Intelligenz setzt das abstrakte Den- die Drei 3/2021 www.diedrei.org
140 Buchbesprechungen ken in der Maschine fort. Diese Möglichkeiten Gegenübers und letztlich seines Ich. Diese Er- liegen in der Entwicklungsnotwendigkeit der weiterung des Hörens über den Sprach- zum Menschheit und werden sich in den kommen- Gedanken- und Ich-Sinn kann nicht stattfinden, den Jahrhunderten noch steigern. Sie drohen wenn die Sprache digital (durch einen Laut- einerseits, den Menschen in den Bann des Un- sprecher) gelernt wird: Statt der lebendigen tersinnlichen zu fesseln. Zugleich weisen sie Bildekräfte der Sprache (die sich auch im Luft- aber darauf hin, dass der Schwellenübertritt in strom abbilden) dringen punktuelle Messwerte die geistige Welt schon begonnen hat und der der akustischen Schwingungen ans Ohr, unter- Menschheit in der Technik ihr Doppelgänger brochen von minimalen Leerstellen. Vor die- gegenübertritt. Hierfür liefert der Autor zahl- sem Hintergrund erhält die Forcierung der Di- reiche Beispiele, wobei sich eine »Büchse der gitalisierung der Bildung seit letztem Jahr noch Pandora« auftut und die Dystopie eines ver- eine viel größere Bedeutung: Die Entwicklung kapselten Menschen eröffnet. Hier hat Patzlaff der Inspirationsfähigkeit wird verhindert. schonungslos und gründlich recherchiert. Ein weiterer Schritt, an dem intensiv gear- Auch innerhalb der Entwicklung der Digitali- beitet wird, ist die Verschmelzung von Mensch sierung wird ein Dreischritt wahrnehmbar: Die und Maschine: die Entwicklung von Roboter Stufen übersinnlicher Erkenntnis, nach denen und Cyborg, dem auch körperlich digital an- sich die Seele an der Schwelle sehnt, finden hier geschlossenen Menschen. Hierin könnte das illusionäre Surrogate. Die im Internet verfüg- untersinnliche Gegenbild zur Intuition gesehen bare Bilderflut befriedigt scheinbar die Suche werden. Geforscht wird z.B. an der Möglich- nach Imagination. Dem Wesen nach begegnet keit, Gedanken unmittelbar als elektromagne- die Seele aber nur unendlichen Kombinationen tische Wellen vom Gehirn in ein Smartphone zu der Ziffern 0 und 1. Gesteigert wird die Bilder- übertragen, ohne Sprache, und in einer Cloud flut zur virtuellen Realität des Computerspiels. zu speichern. Damit wäre auch der umgekehr- Hierbei wird das Ich, die Empfindung und so- te Weg denkbar: Gedankenüberwachung. Die gar die eigene Körperwahrnehmung in die Ma- Überwachung jeder Handlung und Emotion schine eingesogen und führt bei suchtartigem durch Gesichtserkennung ist in China bereits Gebrauch zu Vereinsamung, Empathielosigkeit Realität, in Europa wird sie politisch vorberei- und seelischem Ersticken mangels substanziel- tet – im Windschatten der Pandemie. ler Sinneswahrnehmungen. Trotz dieser dystopischen Aussichten ist der Schließlich gibt es schon den sprechenden Autor kein Technikfeind. Im Gegenteil: Für die Computer: ›Siri‹ und ›Alexa‹ stehen für Ge- vertiefte Selbsterkenntnis sind diese Herausfor- spräche bereit, und Geräte, die Kinder das derungen notwendig, und aus innerer Freiheit Sprechen lehren sollen, befinden sich in der heraus kann die Technik zum Guten verwen- Entwicklung. Die Digitalisierung des Schulun- det werden. Viele Befreiungsbewegungen des terrichts ist das große Thema dieser Tage, wo- letzten Jahrzehnts wären ohne social media bei sich die öffentliche Kritik überwiegend auf nicht möglich gewesen. Andererseits sind die- die zu schleppende Ausstattung der Schulen se Plattformen durch Belohnungssysteme be- beschränkt. Dass hier etwas essenziell Mensch- wusst so gestaltet, dass sie süchtig machen. liches zwischen Lehrer und Schülern, Eltern Man ist einer Flut fragwürdiger Informationen und Kindern verloren geht, empfinden wohl ausgesetzt, und andererseits können Nachrich- einige, diskutiert wird es jedenfalls nicht. Hier tenmonopole gebrochen werden. Letztlich hilft kommt die langjährige Erfahrung von Patzlaff nur die eigene Urteilskraft. Je tiefer die Technik als Deutschlehrer und Medienforscher ins in das Untersinnliche vordringt, desto aktiver Spiel: Die Bildekräfte des gesprochenen Wortes muss sich die Seele in das Übersinnliche vorar- formen im Kind die Sprachorgane. Ab der Pu- beiten. – Das Buch ist jedem Zeitgenossen zu bertät transformieren sie sich immer mehr in empfehlen, insbesondere Eltern und Lehrern. die Wahrnehmungsfähigkeit der Gedanken des Johannes Thiele die Drei 3/2021 www.diedrei.org
Buchbesprechungen 141 Es muss nicht immer digital sein Ingo Leipner: Die Katastrophe der digitalen Bildung. Warum Tablets Schüler nicht klüger machen – und Menschen die besseren Lehrer sind, Redline Verlag, München 2020, 303 Seiten, 19,99 EUR Wer dieses Buch aushalten will, sollte zuerst Gezeigt wird, dass es von Anfang an einen das letzte Kapitel lesen, denn dort geht es da- Trend zur Entmündigung, d.h. das Bestreben rum, dass »es nicht immer digital sein muss« gab, die Schüler an Bildschirme förmlich zu fes- (S. 256). Dort wird das weite Panorama auf- seln, etwa dadurch, dass das Konzept der »Indi- gemacht, wie Medienpädagogen gut arbeiten, vidualisierung« auf den Kopf gestellt wird, um ohne dem IT-Hype der Gegenwart zu verfallen. mittels raffinierter, sogenannter »Augmented Da geht es etwa um die »Transparenz der Algo- Reality« (vgl. S. 264ff.) schon im Kindergarten rithmen statt Transparenz der Schüler« (S. 258), zu einer von der Anpassung an den Computer um Dateneinsparung und Datenhoheit der Nut- und seinen Möglichkeiten bestimmten Erweite- zer, um die Frage, weshalb Digitaltechnik an rung der Wahrnehmung zu kommen – immer Schulen nur lokal und ohne Rückfluss ins Netz durch die Brille digital vorgesetzter Texte, Bil- genutzt werden sollte. Durchgehend bestimmt der und Geräusche, was auf ein Einleben in wird dieses konstruktive Kapitel von dem Ar- eine »zweite Wirklichkeit« hinausläuft. gument: »Eine Kindheit ohne Computer ist der Wer also Argumente finden will, warum der beste Start ins digitale Zeitalter.« (S. 266) Mensch noch immer am besten vom Menschen Offenbar wissen die Eltern im Silicon Valley lernt, was offenbar immer weniger eine Selbst- genau, warum sie ihre Kinder nicht zu früh an verständlichkeit ist, findet hier eine Fülle von den Computer lassen: Dort hat das Narrativ kei- gut und dicht ausgewiesenen Hinweisen – etwa ne Chance, dass Technologie der Bildung helfen und auch gerade auf die immer wichtiger wer- könnte. Denn auch das ist dort bekannt: Was dende Frage, wieviel Einfluss die Demokratie mit der Bildung nicht stimmt, kann Technolo- den Digitalkonzernen erlaubt, die curriculare gie nicht besser machen. Sie wird diesbezüglich Gestaltung von Schulen zu bestimmen. an den Schulen keine Spuren hinterlassen, und Dies ist ein profundes Buch zum Kennenler- das ist auch ein sozialpolitisches Problem. nen des digitalen Angriffs auf unsere Kinder, ein Wer sich der Wucht der ›Katastrophe der Trendbuch im doppelten Sinne, denn es zeigt digitalen Bildung‹ aussetzen will, und das ist ebenso strukturiert wie konsequent auf, wie unbedingt zu raten, der erhält Einblick in die eine Medienpädogik (konkretisiert an der Wal- ablesbare Tatsache, warum selbst perfekte digi- dorfschule) aussehen sollte. Die Digitalisierung tale Lernsysteme niemals in der Lage sein wer- wird nicht in Bausch und Bogen abgelehnt, den, den Unterricht von Mensch zu Mensch sondern ein differenziertes Bild des Umgangs zu ersetzen: Geschäftsführer großer deutscher mit dieser Technologie wird ins Rampenlicht IT-Firmen werden zitiert, wonach es ihrer An- gerückt, grundlegend bestimmt von zwei Blick- sicht nach angesagt sei, der digitalen Bildung richtungen: Welche Altersgruppe ist geeignet, einen großen Schub zu versetzen: »Politik und mit Bildschirmen zu arbeiten? Und handelt es Wirtschaft müssen jetzt die Krise als Chance sich um eine aktive oder passive Nutzung digi- nutzen verstehen und Digitalisierung erstens taler Geräte? – Dies ist ein wichtges Buch zur stärker als je zuvor und zweitens nachhaltiger aktuellen Situation und darüber hinaus, auch zu verankern.« (S. 11) Da kommt die Corona- weil die Chance geboten wird, sich entlang Pandemie als Verstärker gerade recht. Dass da- neuer Begriffe (neben Augmented Reality etwa mit aber Unterricht für ein »Schwarzes Loch« auch Edge Computing oder CS unplugged) auf implementiert wird, bremst offenbar nicht den den fortgeschrittenen Stand der digitalen Welt laufenden, angeblich überfälligen »Epochen- zu bringen – wenn man möchte! wechsel an den Schulen.« (ebd.) Otto Ulrich die Drei 3/2021 www.diedrei.org
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