Hirnregeneration durch Auricular Brain Stimu lation am Beispiel des Morbus Parkinson Teil 2 - Biometrische Resultate einer prospektiven Pilotstudie
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www.praxismagazin-online.de • ISSN 1612-7307 • 30. Jahrgang • Sonderdruck der Ausgabe 4 / 2013 Die medizinische Fachzeitschrift für Naturheilkunde Hirnregeneration durch Auricular Brain Stimulation am Beispiel des Morbus Parkinson Teil 2 – Biometrische Resultate einer prospektiven Pilotstudie Morbus Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Eine Erhebung von Ray Dorsey et al. (1) ergab für das Jahr 2005 4,1 Mio. Parkinson-Patienten auf der Welt. Durch Extrapolation, unter Berücksichtigung der Prävalenz und ande- rer Parameter, errechnen die Autoren für das Jahr 2030 8,7 Mio. zu erwartende Parkinson-Erkrankte weltweit. In Deutschland beträgt die Anzahl der Neuerkrankungen pro Jahr 16.000, da die Inzidenzrate 20/100.000 ist (2). Rigor, Brady- und Akinese, Bradyphrenie sowie Tremor und vegetativen Beschwerden lassen die Erkrankten trotz üblicher Behandlungsmethoden nur sehr begrenzt am Leben teilnehmen. Dazu lassen das Fort- schreiten des MP und die Nebenwirkungen der ständig notge- drungen zu steigernden Dosis der Dopaminergika das Leben nahezu unerträglich erscheinen. Keine der bisherigen Behandlungen darf nichts unversucht bleiben, diesem des Gehirns beeinflussbar ist und − weil ermöglicht erfahrungsgemäß eine gleich Teil der Menschheit zu helfen. weniger invasiv − zukunftsträchtiger er- bleibende Lebensqualität im Durch- scheint. Ein weiteres Beispiel extrazereb- schnitt für mehr als fünf Jahre nach der Die Therapieansätze gehen allgemein raler Einwirkung ist die „Auricular Brain Diagnosestellung. Der Leidensdruck von der Tatsache aus, dass im Falle von Stimulation“ (ABS). So wurden im ersten dieser Patienten, die sich meist über Parkinson die Degeneration der Sub- Teil dieser Arbeit (4) die Ergebnisse der ihre Lage voll bewusst sind, ist mitun- stantia nigra mit den daraus ableitba- bisherigen Studien über ABS referiert ter so extrem hoch, dass sie eine Reise ren Symptomen das Auffälligste ist und (5,6,7,8,13), die Methode beschrieben und von Neuseeland nach Europa und zu- schlussfolgern daraus, dass dort auch der Fallbeispiele und Erfahrungen mitgeteilt. rück nicht scheuen, wenn sie nur die Angriffspunkt der Therapie sein muss. Die bisherigen Ergebnisse weisen auf eine Hoffnung auf langzeitige Erleichterung Im Tiermodell unterdrückte eine extra- Möglichkeit hin, gegen die Steigerung haben. Hochentwickelte moderne Me- zerebral einwirkende Rückenmarkstimu- der Dosis sowie Menge der eingesetzten dizin steht im krassen Gegensatz zu dem lierung (3) die Parkinson-Symptome. Das Dopaminergika und damit auf die Er- schweren Schicksal dieser Patienten. Es bedeutet, dass MP auch von außerhalb krankung einzuwirken. Sie sprechen alle Praxis Magazin 4 / 2013
Wissen dafür, dass der Verlauf der Krankheit gangen: Von den Klinik-Ärzten wurden Hilfe der t-Tests als auch mit den Wilco- positiv beeinflusst werden kann. Des- die Patienten vor der Behandlung, eine xon-Tests wurde untersucht, ob sich die halb soll auf Grund der großen Relevanz Stunde nach der Behandlung und dann Mittelwerte des UPDRS zum Zeitpunkt des Themas jetzt eine weitere Studie mit alle 14 Tage über einen Zeitraum von vor der Behandlung und zu einem Zeit- biometrischen Verfahren die bisheri- knapp drei Monaten mit dem UPDRS punkt nach der Behandlung unterschei- gen positiven Behandlungsergebnisse getestet. Den Patienten wurde aufgetra- den. Der t-Test verlangt jedoch bei klei- der ABS bei MP untermauern. In der gen, die Medikation im Beobachtungs- nen Stichprobenumfängen, dass diese aus Diskussion geht es um die Deutung der zeitraum konstant zu halten. einer normalverteilten Grundgesamt- Ergebnisse und weiterer Aspekte der zu heit stammen. Wir haben jedoch keinen Grunde liegenden Mechanismen. Das untersuchte und behandelte Pa- Beleg für diese Annahme gefunden, so tientenkollektiv wies vor der Behand- dass wir die Ergebnisse des t-Tests eher Die Studie lief vom vierten Quar- lung die in Abb. 1 dargestellten UPDRS- nur als Unterstützung für unsere Ergeb- tal 2001 bis in das erste Quartal 2002. Werte auf. Im Mittel waren die Patienten nisse ansehen. Der t-Test reagiert auf die Die Primärdaten wurden erst nach knapp 65 Jahre alt. Die kleinste Punkt- Verletzung der Annahme der Normal- Auflösung der Parkinson-Klinik Bad zahl und damit die schwächste Ausprä- verteilung jedoch sehr robust. Dies zeigt Nauheim verfügbar. Das war einer- gung der Symptome, wies ein Patient sich auch im Vergleich mit den Tester- seits nachteilig, hat aber jetzt den Vor- mit 20 Punkten auf, der knapp 63 Jahre gebnissen mit den Wilcoxon-Tests. Die- teil, dass die Frage beantwortet werden alt war, die größte ein 50 Jahre alter Pati- ser Test verlangt keine normalverteilte kann: „Gibt es eine Ultra-Langzeit-Wir- ent mit 80 Punkten. Die Abbildung zeigt Grundgesamtheit und zudem eignet er kung und wirkt dies sich sowohl in der die Verteilung auf Zehnerklassen des sich gut für kleine Stichprobenumfänge, Symptomatik als auch in der Parkin- UPDRS. Diese lässt erkennen, dass es wie den hier vorliegenden. Bei beiden son-Medikamenten-Dosis aus?“ Durch zwischen der Punktzahl und dem Alter Testverfahren besagt die Nullhypothese, weitere Nachforschungen soll dies ge- einen mittleren positiven Zusammen- dass die Mittelwerte gleich sind und sich prüft werden. Da es den Rahmen die- hang gibt. Die Korrelation in den Ein- die Verteilungen nicht unterscheiden. ser Arbeit sprengen würde, wird es Ge- zeldaten zeigt einen Wert von knapp 55 Der p-Wert, den wir in den Tabellen im genstand der in Kürze erscheinenden Prozent. Knapp drei Viertel der Patien- Ergebnisteil darstellen, drückt die Wahr- Publikation: „Hirnregeneration durch ten weist eine Punktzahl zwischen 20 scheinlichkeit aus, dass die Nullhypo- Auricular Brain Stimulation (ABS) am und 60 Punkten auf. these wahr ist und im Umkehrschluss Beispiel des Morbus Parkinson (MP) die Irrtumswahrscheinlichkeit der Ab- − Teil 3 − erste Ergebnisse einer Ultra- Nicht zu allen Zeitpunkten konnten lehnung der Nullhypothese. Langzeit-Wirkung“, sein. die Daten aller Patienten ermittelt wer- den. Bei den Berechnungen wurde die- Sämtliche Teststatistiken wurden mit Methodik ser Umstand berücksichtigt und die dem Statistikprogrammpaket R durch- Nach der erfolgreichen Behandlung vergleichenden Testverfahren nur auf geführt, die Grafiken und Tabellen mit des ersten Parkinson-Patienten mit gepaarte Kohorten – also gleiche Pati- MS Excel. ABS (5), beauftragte A. Henneberg U. entenzusammensetzungen zu zwei Zeit- Werth, fünf von ihr ausgewählte Par- punkten – angewendet. Wie Abbildung 1 zeigte, weisen die kinson-Patienten in der damals von ihr Stichproben Ausreißer nach oben und geleiteten Parkinson-Klinik Bad Nau- Bei den Testverfahren handelt es sich unten auf. Daher haben wir zusätzlich heim zu behandeln. Ärztliche Mitarbei- einerseits um Zweistichproben-t-Tests zu den Mittelwerten auch den Median ter der Klinik stellten bei vier der Pati- für abhängige Stichproben und den para- – das zweite Quartil – der Verteilung enten eine signifikante Verbesserung meterfreien Wilcoxon-Test. Sowohl mit mit angegeben. des UPDRS und bei einer der vier Pati- enten nach sechs Wochen eine extreme Dosis-Reduktion mit gleichzeitig redu- zierten Symptomen fest. Danach wurden von A. Henneberg 20 Parkinson-Patienten ausgewählt, um dabei den Einfluss des Therapeuten dies bezüglich auszuschließen. Ebenso wurde bei den Untersuchungen vorge- Abbildung 1: Verteilung der Ausgangswerte desUPDRS in Prozen Praxis Magazin 4 / 2013
Ergebnisse Fallbeispiele während der Beobachtungszeit Die Abbildung 2 zeigt zunächst fünf Patienten-Beispiele zur Veranschauli- chung der Entwicklung des UPDRS- Wertes. Dabei stellt t=0 den UPDRS- Wert vor der ABS, t=1 den UPDRS- Wert eine Stunde nach Behandlung und t=2…t=n jeweils 14 Tage später dar. Es kann eine Tendenz zum Rückgang der UPDRS-Werte und damit der Symp- tome beobachtet werden. Statistische Auswertungen und Darstellungen Die Abbildung 2 zeigt die Entwick- Abbildung 2: UPDRS-Entwicklung von 5 Patienten. Der allmähliche Rückgang der UPDRS-Werte lung der UPDRS-Werte (insgesamt) entspricht dem allmählichen Rückgang der Symptome. Die Schwankungen mit Tendenz zu den verschiedenen Zeitpunkten, die zur Rückbildung entsprechen auch den üb- Anzahl der verfügbaren Patientenda- lichen klinischen Erfahrungen, bei denen die Rückläufigkeit mit unterschiedlichen überlagerten tensätze und die t-Statistik. Schwankungen einhergeht. Zu sämtlichen Zeitpunkten nach der Behandlung liegt der Mittelwert des UPDRS signifikant unterhalb des Aus- gangsniveaus. Die Mittelwerte sind je- weils durch Extremwerte sowohl nach unten (Minimum sechs Punkte) als auch nach oben (Maximum 77 Punkte) bestimmt. Um dieser Problematik zu begegnen, zeigt Tabelle 2 die Entwick- lung des Median und die Wilcoxon- Teststatistik. Der Median des UPDRS liegt eben- falls zu jedem Zeitpunkt nach der Be- Tabelle 1: Entwicklung der UPDRS-Mittelwerte (insgesamt) handlung deutlich unterhalb des Aus- gangswertes (Tabelle 2). Die nicht gepaarte Differenz zum letzten Mess- zeitpunkt beträgt über 23 Punkte und entspricht damit einem Rückgang von knapp 46 Prozent. Die Ergebnisse des Wilcoxon-Tests zeigen zu jedem Zeit- punkt einen signifikanten Unterschied. Auch wenn der p-Wert zu den beiden letzten Zeitpunkten „nur“ noch unter- halb des Ein-Prozentniveaus liegt, so kann die Nullhypothese „keine Ver- änderung“ mit einer äußerst geringen Irrtumswahrscheinlichkeit abgelehnt werden. Tabelle 2: Entwicklung der UPDRS-Mediane (insgesamt)
Wissen In der Abbildung 3 ist die Entwick- lung der beiden „Verteilungsrepräsen- tanten“ noch einmal grafisch darge- stellt, um den Sachverhalt zu verdeut- lichen. Die Abbildungen zeigen, dass sich der Rückgang nicht gleichmäßig vollzieht und der größte Sprung direkt nach der Behandlung zu beobachten ist, der UPDRS jedoch in beiden Fällen un- Abbildung 3: Entwicklung von Mittelwert und Median des UPDRS terhalb des Ausgangsniveaus verharrt. Betrachtung der Einzelkategorien Der UPDRS ist in drei Kategorien unterteilt. Die Summe der Punkte setzt sich zusammen aus den motorischen, den mentalen Fähigkeiten (inkl. der ko- gnitiven Fähigkeiten) sowie den Kör- perfunktionen und täglichen Aufgaben. Die Veränderungen der unterschiedli- chen Kategorien wurden in dieser Ana- lyse ebenfalls untersucht. Allerdings beschränkten wir uns in dieser Detail- analyse aufgrund des kleinen Stichpro- benumfangs und der Ausreißer-Proble- Tabelle 3: Entwicklung der UPDRS-Werte der Kategorie „mentale Fähigkeiten“ matik auf den Median des UPDRS und den Wilcoxon-Test. Tabelle 3 zeigt für die erste Katego- rie wieder für die verschiedenen Zeit- punkte die Punktwerte. Wie die Spalte 2 zeigt, ist der Beitrag dieser Kategorie zum Gesamtwert eher gering. Dennoch weisen die Werte zu vier Messzeitpunk- ten nach der Behandlung ein geringeres Niveau als noch vor der Behandlung auf. Anders als noch in den vorgehenden Ta- bellen, weist der Wilcoxon-Test nicht zu allen Zeitpunkten eine signifikante Ver- Tabelle 4: Entwicklung der UPDRS-Werte in der Kategorie „Körperfunktionen und tägliche Aufgaben“ änderung auf. In Woche 8 nach der Be- handlung liegt die gepaarte Differenz zu allen Zeitpunkten mindestens unter- Weiterführende Analyse der Mediane bei einem Punkt unter- halb von fünf Prozent signifikant. halb des Ausgangsniveaus, was einem Im folgenden soll untersucht werden, Rückgang von zwei Dritteln entspricht. Die letzte Kategorie des UPDRS ist ob es einerseits zwischen dem Ausgangs- in Tabelle 5 dargestellt. Mit einem Aus- wert des UPDRS und der relativen Ver- Kategorie zwei der UPDRS-Skala ist in gangswert von 36 Punkten beträgt der änderung des UPDRS und zwischen den Tabelle 4 dargestellt. Mit einem Endwert Beitrag dieser Kategorie 70 Prozent einzelnen Kategorien Zusammenhänge von sieben Punkten ergibt sich ein Un- zum Gesamtwert. Wie die Tabelle zeigt, gibt. Dazu sind in Abbildung 4 für die 17 terschied von 50 Prozent zum Ausgangs- sind sämtliche Differenzen mindes- Patienten, deren Daten sowohl zum ers- wert. Allerdings sinkt diese Differenz bei tens unterhalb von einem Prozent sig ten Messzeitpunkt t=0 als auch zum letz- Betrachtung der gepaarten Kohorten auf nifikant. Die gepaarte Differenz zum ten vorlagen, vier Punktewolken darge- ein Minus von vier Punkten oder knapp Ausgangswert beträgt -15 Punkte oder stellt. Die obere linke Grafik zeigt, dass -37 Prozent. Die Differenzen sind jedoch knapp -42 Prozent. es einen schwachen positiven Zusam- Praxis Magazin 4 / 2013
Wissen menhang (Korrelation von 40 Prozent) serung. Den stärksten Zusammenhang Zusammenfassung der Ergebnisse zwischen Ausgangswert und relativer weisen die Veränderungen von „Moto- Veränderung des UPDRS insgesamt gibt. rik“ und „tägliche Aufgaben“ auf. Beide Wie die vorherigen Kapitel gezeigt Damit sprechen Patienten mit geringerem Veränderungen korrelieren zu 60 Pro- haben, wiesen die behandelten Patien- Schweregrad im Durchschnitt etwas bes- zent. Dagegen stehen diese Kategorien in ten in erster Linie hohe UPDRS-Werte ser auf die Therapie an. Die Grafik zeigt keinem nennenswerten Zusammenhang in den Kategorien „Motorik“ und „täg- aber auch, dass gerade 2 von 17 Patien- mit der Kategorie „mentale Fähigkeiten“, liche Aufgaben“ auf. Sie waren weniger ten oder gut 11 Prozent eine Verschlech- deren Werte zwar auch Reduktionen auf- von mentalen oder kognitiven Defiziten terung im Zeitablauf aufweisen und der weisen, sich aber in über 50 Prozent der betroffen. Nach der ABS-Therapie hatten Rest, nämlich gut 88 Prozent, eine Verbes- Fälle gar nicht verändert haben. sich in erster Linie die Kategorien „Mo- torik“ (-42 Prozent) und „tägliche Aufga- ben“ (-37 Prozent) signifikant reduziert. Beide Veränderungen weisen zudem einen starken positiven Zusammenhang auf. Bei insgesamt zwei Patienten kam es zu Verschlechterungen in dem Beobach- tungszeitraum. Bei allen anderen Patien- ten war der UPDRS-Wert nach der The- rapie geringer als noch zuvor. Diskussion Die biometrischen Ergebnisse der Stu- die zeigen eine deutliche Tendenz der Rückläufigkeit der Parkinson-Symptome Tabelle 5: Entwicklung der UPDRS-Werte in der Kategorie „Motorik“ und eine Verbesserung der Lebensqua- lität, bei 80 Prozent der Parkinson-Pa- tienten bereits in der Beobachtungszeit von knapp drei Monaten, was dem nor- malen Verlauf von MP widerspricht (14). Während damals in Bezug auf die eine erfolgte Sitzung der Implantation schon von einer „Langzeitwirkung“ gesprochen wurde, soll die über fünf Jahre anhaltende Wirkung in Zukunft mit „Ultra-Langzeit- Wirkung“ bezeichnet werden. Sie sollte Gegenstand der nächsten Publikation und weiterer Forschung sein. Zum einen sollten so viele Informationen wie mög- lich über die damals behandelten Patien- ten unter so weit wie möglich standardi- Abbildung 4: Zusammenhänge zwischen den Veränderungen der UPDRS-Werten sierten Bedingungen gewonnen werden. Insbesondere soll wieder der PDQ 39 und die Parkinson-Medikamenten-Dosis im Vergleich zu damals festgestellt werden. Die so gewonnenen Resultate können dann als Indikation zur weiteren For- schung im Rahmen einer umfangreiche- ren „retrospektiven Ultra-Langzeit-Stu- die“ angesehen werden. Es sollen dazu so viele wie möglich der vor mehr als fünf Abbildung 5: Neue Verteilung der UPDRS-Werte nach der Behandlung mit der ABS-Therapie in Prozent (Vergleiche mit den Ausgangswerten in Abb. 1) Jahren behandelten Parkinson-Patien- Praxis Magazin 4 / 2013
Wissen ten ermittelt und sämtliche bezüglich men. Die plötzlich wieder einsetzende Quellen der beiden relevanten Parameter Sym- Ausschüttung des Dopamins führt in (1) Dorsey ER, Constantinescu R, Thompson JP, Biglan KM, Holloway RG, Kieburtz K, Marshall FJ, ptom-Ausprägung und Parkinson-Me- trazellulär als „Reiz des Mangels“ erst zu Ravina BM, Schifitto G, Siderowf A, Tanner CM. dikamenten-Dosis vor der ABS und im einer langsamen Wiederankurbelung der Projected number of people with Parkinson disease in the most populous nations, 2005 through 2030. Jahr 2013 geprüft werden. Dopamin-Synthese. Die zeitliche Ver- Neurology. 2007 Jan 30;68(5):384-6. schiebung beider Vorgänge erklärt die (2) Masuhr KF, Neumann M. Neurologie Duale Reihe, Für die Erklärung der zu Grunde lie- scheinbar asymptotische mit gedämpften Hippokrates-Verlag, 1998. genden Mechanismen kommen zunächst Schwingungen überlagerte Rückbildung (3) Fuentes R, Petersson P, Siesser WB, Caron MG, Nicolelis MA. Spinal cord stimulation restores loco- die Überlegungen in der Diskussion von des Parkinson-Syndroms. Es entspricht motion in animal models of Parkinson‘s disease. Teil 1 (4) in Betracht. Für die Veränderun- der allgemein anerkannten biokyberne- Science. 2009 Mar 20;323(5921):1578-82. gen der mentalen Leistungen müssten tischen Erkenntnis, dass biologische Vor- (4) Werth U. Hirnregeneration durch Auricular brain stimulation (ABS) am Beispiel des Morbus die hypothetischen Überlegungen von gänge, d. h. deren Regelkreise, Schwin- Parkinson (MP). Praxis Mag, 2013 Mar;3:26-30. den Vorgängen und Veränderungen des gungen unterworfen sind (16). (5a) Werth U. Die Entdeckung der Implantat- Extrapyramidalen Systems (EPS) auf das Akupunktur. Vortrag, 17. Juni 2001 in Berlin, ICMART. Gehirn als Ganzes erweitert werden (17). Die Rückbildung der Parkinsonsym- (5b) Werth U. „Möglichkeiten und Grenzen der Grundsätzlich muss aber in zwei Dimen- ptome in einem Zeitraum von knapp Akupunktur mit implantierten Dauernadeln”, sionen, der Verschaltung der Teilsysteme einem Vierteljahr entspricht von den Vortrag, 17.10.2001, Garmisch-Partenkirchen, Kongress der Europäische Akademie für (Kerne und Rinde) und in der Dimension zeitlichen Parametern der Bildung neuer Aurikulomedizin. der plastischen Veränderungen auf zellu- synaptischer Verknüpfungen (15). Die (6) Teshmar E. „Bericht über die Parkinson-Studie: lärer Ebene, gedacht werden. dadurch über andere Wege geleiteten Implantat-Akupunktur”, dPV-Nachrichten, Nr. 88;12-14. räumlich-zeitlichen Erregungsmuster (7) Aune I. „Persönliche Mitteilung” (einschließlich Interneuronale und intraneuronale hinterlassen wiederum Spuren im neu- Dokumentation) Vorgänge bzw. Regelvorgänge sind die ronalen Netz, die schließlich die Bildung (8) Schmidt K, Rychlik R, Köberlein J, Kiencke P. Frühzeitige gesundheitsökonomische Evaluation Grundlage der Hirnregeneration nach von Signalproteinen (12) und dadurch die von Innovationen am Beispiel der peripheren ABS. Bei MP liegt auf zellulärer Ebene Bildung endogener Stammzellen sowie Hirnstimulation bei der Behandlung des Morbus Parkinson. Gesundh. ökon. Qual. Manag., 2009, eine Blockierung der präsynaptischen deren Einbau ins neuronale Netz als Neu- 14:204-212. Dopamin-Ausschüttung der schwarzen ronen bewirken. Die tierexperimentellen (9) Werth U. Die Beeinflussung konditionierungsbe- Zellen vor (10). Das so genannte „Sekun- Nachweise und Untersuchungen dieser dingter Veränderungen von Reizantworten kor- tikaler Neuronen. Dissertation, Med. Akademie denphänomen“, die unmittelbar nach der Prozesse sind vorgesehen (12). Magdeburg 1975 ABS auftretende Lockerung (Verminde- (10) Kish SJ, Shannak K, Hornykiewicz O. Uneven rung des Rigor) und Aufhebung der Be- Wenn in dieser biometrischen Un- pattern of dopamine loss in the striatum of patients with idiopathic Parkinson‘s disease. wegungsblockaden, ist Resultat der Auf- tersuchung die Verbesserung mentaler Pathophysiologic and clinical implications. N Engl J hebung der Unfähigkeit der präsynapti- Leistungen den motorischen „hinterher- Med. 1988 Apr 7;318(14):876-80. schen Freisetzung von Dopamin (4, 10). hinkt“, war dies zu erwarten. Die höhe- (11) Schmidt K. Persönliche Mitteilung. Dabei kann es sich hier nur um das noch ren wie mentalen, kognitiven Leistungen (12) Bader A. Persönliche Mitteilung. (13) Henneberg A. Persönliche Mitteilung über Titelbilder: © Yuri Arcurs – 123RF • Gestaltung: © PACs Verlag Gmbh – www.pacs-online.com vorhandene Dopamin in den noch vor- kommen phylogenetisch und ontogene- Ergebnisse mit Hilfe des Laimer-Tests. handenen Neuronen der Substantia nigra tisch, ob funktionell oder morphologisch, (14) Pirker W, Holler I, Gerschlager W, Asenbaum S, handeln. Die plötzliche Wiederausschüt- immer zuletzt. Daran maßgeblich betei- Zettinig G, Brücke T. Measuring the rate of pro- gression of Parkinson`s disease over a 5-year tung des Dopamins hat Auswirkung auf ligte kortikale Neuronen sind wesentlich period with beta-CIT SPECT. MovDisord, 2003 die Schaltkreise des EPS. Dies führt, differenzierter. Der Frage der Verbesse- Nov;18(11):1266-72. „schaltungstechnisch“ gedacht, zur Re- rung kognitiver Leistungen werden wir (15) Scheich H. Persönliche Mitteilung. (16) Drischel H. Bemerkungen zur Bedeutung der duzierung der inhibitorischen Einflüsse in Zukunft besondere Aufmerksamkeit Kybernetik für Medizin und Biologie. Wiss. Zuschr. des Hypothalamus auf die unwillkürli- schenken. Dazu werden wir auch den Teil der KMU Leipzig. 1963;3:549 ff che motorische Großhirnrinde (11) und der behandelten Patienten der laufenden damit zu dem, was wir in den fünf Gra- Doppel-Blind-Studie für weitere 10 Jahre Danksagung fiken der Abb. 2 als sofortige Reduktion beobachten und dieses Mal auch mit Frau Prof. Dr. Alexandra Henneberg danke ich für die Unterstützung bei der Durchführung der des UPDRS-Wertes beobachten. Hirnleistungsdiagnostik testen. D. h. die Studie. Herrn Prof. Dr. Dr. Karlheinz Schmidt Studie wird zur prospektiven Langzeit- danke ich für die intensive Förderung meines wis- senschaftlichen Denkens. Betrachten wir die individuellen Kur- studie erweitert. Auch bei der laufenden ven weiter (Abb. 2), sehen wir Schwan- retrospektiven Langzeitstudie werden wir Dr. med. Ulrich Werth, CMN kungen der UPDRS-Werte, die mit den möglichst viele Daten zur Beurteilung der C. Isabel la Catolica 8, p.34 / Valencia, Spanien klinischen Beobachtungen übereinstim- mentalen Leistungen ermitteln. Dr.werth@weracu.org • www.weracu.org Praxis Magazin 4 / 2013
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