HISTORISCHER ATLAS - LEO-BW

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HISTORISCHER ATLAS                                                                                        4, 6
VON BADEN-WÜRTTEMBERG Erläuterungen

Beiwort zu Karte 4,6
Grundrisse mittelalterlicher Städte I
1. Ladenburg von BERNDMARK HEUKEMES und MEINRAD SCHAAB
2. Freiburg von BERENT SCHWINEKÖPER
3. Heidelberg von ARNOLD SCHEUERBRANDT

1. Ladenburg                                                 gen nachgewiesen, ist durch neue Beobachtungen jetzt
                                                             auch für den Nordteil gesichert. Dort steht die mittel-
   Die Stadt trägt ihren Namen vom keltischen Lopo-          alterliche Mauer auf der römischen.
dunum. Dessen Lage konnte bisher nicht sicher fest-             Die Stadt wurde durch Kaiser Valentinian bei sei-
gestellt werden, es wird aber nordwestlich außerhalb         nem Feldzug 368 nochmals besetzt, ihre Befestigung
des heutigen Ladenburg vermutet. Trifft das zu, so           durch Steinraub für römische Bauten nutzbar gemacht.
wären die Römer die ersten, die eine verdichtete Be-         Im Bereich des Bischofshofs (I) hat man Einbauten
siedlung im Gebiet der heutigen Stadt in Hochuferlage        von Behelfswohnungen in römische Mauerzüge gefun-
über dem Neckar unmittelbar oberhalb der Stelle, wo          den. Am Südende der Römerstadt, schon außerhalb des
dessen Aue sich zum Rhein hin weitet, angelegt hätten.       Grabens, sind die Reste eines Alemannendorfs des 4.
Neben einem neckarsuebischen Dorf aus der 1. Hälfte          Jhs. angeschnitten worden. Innerhalb des römischen
des 1. Jhs. n. Chr. entstanden Kastell und Lagerdorf.        Ladenburg liegt südlich der mittelalterlichen Stadt ein
Auf ein früheres Erdkastell folgte in der Zeit Domitians     Gräberfeld mit geosteten beigabenlosen Bestattungen
ein Steinkastell. Dieses wurde um 100 aufgegeben und         (33), das sich bisher allen Versuchen zu einer
bot mit seiner Hauptstraße den Ansatz zum Ausbau des         Datierung entzogen hat. Ohne Zweifel in die Mero-
Forums für den Vicus Lopodunum. Durch ihn zog die            wingerzeit gehört dagegen das Gräberfeld um die St.
große Straße von Mainz nach Heidelberg, die weiter an        Martinskirche im Norden (38). Vielleicht war diese
die Donau führte. Ein Anschluß von Rheingönheim-             spätere Friedhofskirche die früheste Pfarrkirche
Altrip her mit einer Neckarbrücke ist zu vermuten. Die       sowohl für Ladenburg als auch für das noch weiter
jetzt bürgerliche Siedlung wurde Vorort der von Trajan       nördlich gelegene Dorf Zeilsheim.
begründeten Gaugemeinde der Neckarsueben. Laden-                Die Anfänge des mittelalterlichen Ladenburg liegen
burg war unbefestigt und breitete sich bis ins 3. Jh.        im Bereich des Bischofshofs, der vielleicht erst durch
hinein weiter nach Osten und Südosten aus, erhielt           die römischen Trümmer zum höchstgelegenen Punkt
Theater, Therme und mehrere Kultstätten. Wohl durch          am Hochufer wurde. In verfälschter Überlieferung ist
einen Kaiser wurde die gewaltige Marktbasilika               davon die Rede, daß bereits der Merowingerkönig
gestiftet. Ihre Datierung, früher ins 3. Jh. gesetzt, wird   Dagobert I. seinen Hof zu Ladenburg an den Wormser
neuerdings bald um 100 gesucht. Sie blieb aber un-           Bischof geschenkt habe. In der Karolingerzeit wird
vollendet. Gegen die Alemanneneinfälle des 3. Jhs.           Ladenburg, wo wohl der Bischof als ganz überragen-
suchte man Schutz hinter einer Mauer, die die alten          der Grundherr keine Schenkungen an das Kloster
Wohngebiete zerschnitt, also nur ein reduziertes             Lorsch zuließ, als civitas publica bezeichnet, und der
Stadtareal befestigte. Der Verlauf der Mauer, im             Stadttitel blieb seither unbestritten. Eine Reihe von
Südteil der Römerstadt überall durch Grabun-                 kleineren Königsaufenthalten sind von Ludwig

                                                                                                                  1
4,6                                  B. HEUKEMES UND M. SCHAAB / GRUNDRISSE MITTELALTERLICHER STÄDTE I (LADENBURG)

dem Deutschen (874), Heinrich II. (1007), Heinrich IV.      burg zu einer bürgerlichen Freiheitsbewegung gekom-
(1061 und 1063) und Heinrich VI. (1196) bezeugt. Der        men wäre. Ein Rat ist erst um 1300 belegt, ein Rathaus
Bischofshof, wohl der Ort der Königsunterkunft, zu-         spät bezeugt und topographisch erst nach einem
gleich der am stärksten befestigte Teil Ladenburgs,         Neubau im 18. Jh. festzulegen. Damals wurde, wie das
bestand aus der Kapelle St. Sebastian, der mit dieser       in dieser Zeit auch in Dörfern charakteristisch ist,
verbundenen Aula (2: Saal) und dem eigentlichen             öffentliches Gelände, nämlich ein Bachlauf zu diesem
Bischofspalast (6). Die Kapelle (3) liegt schräg über der   Zweck überbaut. Offensichtlich war der Gemeinde-
Hauptstraße des römischen Lagers und der Porta              besitz innerhalb der Stadt äußerst unbedeutend. Wäh-
Praetoria (1) ohne jeden Bezug auf römische Bauteile.       rend der Zeit seiner Verpfändung in der Mitte des
Ihr Grundriß reicht bis in die Karolingerzeit zurück,       14. Jh. versuchte Ladenburg eine gewisse Eigenstän-
zuvor bestand ein bisher noch ungedeuteter, der Mero-       digkeit zu erlangen, die aber endgültig zum Erliegen
wingerzeit zuzuordnender Baukörper. Nördlich und            kam, als die Pfalz sich die Pfandherrschaft sicherte
östlich vor dem Bischofshof mit Anlehnung an die            und mit dem Bischof 1370/85 über ein bis 1705
römische Westmauer legte sich in mehreren Ringen der        dauerndes Kondominat einigte. Der Pfalzgraf hatte
Kern der Stadt (II) mit drei kleinen dreieckigen Plätzen    daher machtmäßig das Übergewicht, und dem Bischof
(Märkten) im Zug der vom Neckarübergang nach Osten          war zeitweilig kaum noch Einfluß auf die Stadt gege-
führenden Hauptstraße. Die Topographie läßt nur an          ben. Nur im Bischofshof konnte er sich allein behaup-
einigen Stellen unmittelbar den Anschluß an den             ten. Dort ist auch die in St. Gallus und den kleinen
römischen Bestand erkennen. Erhalten blieb die große        geistlichen Institutionen von der Pfalz durchgeführte
Nord-Südachse, wenn sie auch durch nachträgliche            Reformation nicht eingedrungen. So hatte Ladenburg
Überbauungen in leichte Windungen gezwungen wurde.          vollen Anteil an der bewegten pfälzischen Reforma-
Vielleicht ist die Führung der Ost-Westgassen nördlich      tionsgeschichte, als deren Endergebnis im 18. Jh. das
des einstigen Kastells durch Parallelen zu dessen Wall      Nebeneinander aller drei christlichen Konfessionen zu-
bedingt. Im frühesten Bereich der Stadt waren auch der      stande kam. Da St. Gallus wieder an die Katholiken
dem Bischof gehörige Wirtschaftshof (3: Engelhof) und       zurückgegeben wurde, errichteten Reformierte wie
der Hof des Domstifts (14) untergebracht.                   Lutheraner neue Kirchen, erstere auf ihnen zustehen-
    Außerhalb der um 1100 ein Oval beschreibenden           dem Klosterbesitz, letztere, die keinen Anteil am Kir-
Stadtbefestigung lag die in ihren Anfängen mindestens       chengut bekommen hatten, im Hof eines ihrer Kon-
romanische Kirche St. Gallus, die Pfarrkirche der Stadt     fession zugetanen Adeligen.
(29). Sie war in die vermutlich noch aufrechtstehenden         Schon seit dem 13. Jh. stand Ladenburg im Schatten
Teile der Marktbasilika so eingepaßt, daß Chor und          des pfälzischen Heidelberg, das sich zum neuen
Krypta von der Tribunalapsis umfaßt wurden. Erst beim       Mittelpunkt des Landes am unteren Neckar entwickel-
gotischen Kirchenneubau im späten 13. Jh. hat man           te und damit dessen alter Hauptstadt Ladenburg die
diese Apsis soweit abgetragen, daß sie das Fundament        Bedeutung nahm. Vom 17. Jh. an wirkte Mannheim
für das neue und deshalb recht breitgelagerte Chorpoly-     trotz der Verkehrsgunst Ladenburgs im gleichen
gon bildete. Wahrscheinlich hat sich bei St. Gallus         Sinne. Der Fernverkehr benutzte immer weniger den
schon früh ein Markt entwickelt. Dieser wiederum zog        Neckarübergang bei Ladenburg auf der Strecke
die Besiedlung an, die um 1200 durch Erneuerung der         Straßburg-Speyer-Bergstraße-Frankfurt und auch die
wohl noch weitgehend vorhandenen römischen Nord-            Straße von Worms über Ladenburg nach Heidelberg
mauer und eine völlig neue Mauer im Süden in die            und Würzburg, bis ins 17. Jh. stark frequentiert, konnte
Befestigung einbezogen wurde. Die Stadterweiterung          der Stadt keine großen Impulse bringen. Ihre Funktio-
(III) füllte so den ganzen Norden der spätrömischen         nen als Markt waren nur lokaler Art, wichtig für das in
Umwehrung aus. Der jetzt gewonnene Raum hat der             der Kernstadt zusammengedrängte Gewerbe wurde die
Stadt bis an die Schwelle des Industriezeitalters genügt.   Einleitung des Kanzelbachs, über die es zu Anfang des
Charakteristisch für den Bereich der Stadterweiterung       14. Jhs. noch einen Streit mit dem östlichen benach-
sind die großen Areale der Adelshöfe, ursprünglich alle     barten Schriesheim gab. Der Wasserlauf trieb vor
in den Händen bischöflicher Ministerialen. Noch aus der     allem die Mühlen und wurde von Färbern gewerblich
späteren Topographie ist zu entnehmen, daß diese Höfe       genutzt. Sonst ist kaum von speziellen Handwerkern
früher umfangreicher und noch zahlreicher waren.            die Rede. Im wesentlichen lebten die Bürger wie auch
    Die Verfassungsentwicklung der Stadt verlief zu-        die großen Adelshöfe seit dem Spätmittelalter von der
nächst ganz in den von der Herrschaft vorgeschriebenen      Landwirtschaft. Die Gemarkung (ca. 1900 ha) auf
Bahnen. Im 13. Jh. ist von der ministerialischen            fruchtbarem Neckarschwemmlehm war zu ihrer be-
Komponente der Bürgerschaft her noch eine gewisse           achtlichen Größe durch die Einbeziehung der Dörfer
Nähe zu Worms zu verspüren, ohne daß es in Laden-           Zeilsheim und Botzheim, deren Bewohner im 13. Jh.
                                                            in die Stadterweiterung übersiedelten, angewachsen.
                                                            Ihre Erträge konnten im 18. Jh.

                                                                                                                  2
BERENT SCHWINEKÖPER / GRUNDRISSE MITTELALTERLICHER STÄDTE I (FREIBURG)                                                   4,6

durch die Einführung von Intensivkulturen – der Ta-             19   Martins- (Wormser) Tor
bakbau hat überall im Stadtbild, auch im Grundriß               20   Handschuhsheimer Hof
                                                                21   Palais Preysing (18. Jh.)
seine Spuren hinterlassen – noch erheblich gesteigert
                                                                22   Nonnenhof (Platz eines mittelalterlichen Frauenklosters)
werden. Bis zur erst spät einsetzenden Industrialisie-          23   Botzheimer Hof, um 1500 von Erligheim
rung blieb Ladenburg Ackerbürgerstadt, eine Rolle, die          24   Jesuitenhof, zuvor von Bettendorff, im 14. Jh. Deutscher
ihm durch den Verbleib unter bischöflicher Herrschaft                Orden
und den Übergang des Umlandes an die Kurpfalz                   25   Hirschberger Hof und spätere Erweiterung
schon im 13. Jh. aufgezwungen wurde.                            26   Schriesheimer Tor
   Dem Stadtplan zugrunde liegt die Aufnahme La-                27   a) Bad und b) Backhaus
denburgs durch den Renovator Otto von 1740 (GLA                 28   SickingerHof
Karlsruhe 66 / 4903). Es handelt sich dabei nur um              29   römische Marktbasilika und Pfarrkirche St. Gallus mit
                                                                     Kirchhof
eine provisorische, nicht exakt geometrische Aufnah-
                                                                30   Schönauer Mönchhof mit reformierter Kirche und Pfarrhaus
me, die lediglich die Grundstücke samt Inhabern und             31   Heidelberger Tor
grundherrlicher Zuständigkeit nicht aber die Gebäude
verzeichnet. Aus dem Plan geht jedoch hervor, daß die           IV Vom Mittelalter nicht überbauter Teil der römischen Stadt
moderne Topographie den alten Zustand sehr weit-                32 Bischöflicher Lustgarten
gehend bewahrt hat.                                             33 frühmittelalterlicher Friedhof
                                                                34 Therme
                                                                35 a) orientalischer Kult, b) Mithräum
Literatur:                                                      36 Theater
                                                                37 Gräberfeld, daran anschließend Fundstelle des
SIEVERT, A. J.: Lopodunum-Ladenburg. 98–1898. Eine acht-           alemannischen Dorfs
   zehnhundertjährige Stadtgeschichte. 1900.
BAATZ, D.: Lopodonum-Ladenburg a. N. Badische Fundberich-       V Bereich nördlich der Stadt mit St. Martin
   te. Sonderheft 1. 1962.                                      38 Reihengräberfriedhof mit Beigaben
HEUKEMES, B.: Die römische Zeit in: Die Stadt- und die Land-    39 Pflastermühle
   kreise Heidelberg und Mannheim. Amtl. Kreisbeschreibung,
   1. 1966. S. 148–179, besonders S. 159–165.
Die Kunstdenkmäler des Landkreises Mannheim (Die Kunst-
   denkmäler Badens X,3). Bearb. v. H.HUTH. 1967 S. 137–
   245.
SCHAAB, M., HEUKEMES, B., REINHARD, E. u. a.: Ladenburg in:     2. Freiburg
   Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim.
   Amtl. Kreisbeschreibung. 3. 1970. S. 601–647.
                                                                   Freiburg ist als Stadt der Herzöge von Zähringen
                                                                entstanden und strenggenommen bis zum Ende des al-
Schlüssel zu den Zahlen:                                        ten Reiches Territorialstadt geblieben. Auf die Zäh-
 I   Bischofshof
                                                                ringer folgten 1218 als ihre Erben die Grafen von
 1   Porta Praetoria des Auxiliarkastells
                                                                Freiburg (vgl. Karten V,3; VI,1 und 1a). 1368 hat sich
 2   Saal                                                       Freiburg aus eigenem Antrieb unter den Schutz der
 3   Kapelle St. Sebastian                                      Habsburger begeben und so die Herrschaft der Grafen
 4   Toranlage                                                  abgeschüttelt. Die Stadt konnte im ohnedies locker
 5   Pfaffenturm                                                gefügten und stark differenzierten Vorderösterreich
 6   eigentlicher Bischofshof                                   eine nahezu selbständige Territorialpolitik treiben. Im
 7   Fürstenbau, später Landschreiberei, ab 1748 katholisches   holländischen Krieg fiel Freiburg nach kurzer
     Pfarrhaus                                                  Belagerung 1677 an Frankreich. Es wurde durch Vau-
 II Kernstadt                                                   ban zu einer starken Festung ausgebaut; diesen Bau-
 8 Cronberger Mühle; im Mittelalter von Erligheim               maßnahmen fielen fast alle mittelalterlichen Vorstädte
 9 Cronberger Hof; im Mittelalter von Erligheim                 zum Opfer. Ab 1697 war Freiburg wieder habsbur-
10 Spital                                                       gisch und wurde jetzt nach Verlust von Ensisheim end-
11 Rathaus                                                      gültig Behördenstadt.
12 Kettenheimer Hof (darin lutherische Kirche)                     Das ältere Freiburg im Breisgau liegt in dem hier
13 Engelhof (Wirtschaftshof der Stadtherren)                    von der sogenannten Freiburger Bucht gebildeten Teil
14 Domhof (Hof des Domstifts Worms)                             der Oberrheinebene. Aus einem in den Schwarzwald
15 Neckartor mit Turm                                           verhältnismäßig weit nach Osten vorgeschobenen,
16 Kapelle (ab 17. Jh. bis 1832 Synagoge)
                                                                breiten Becken tritt an dieser Stelle die Dreisam nach
 III Stadterweiterung                                           Durchfließen einer zwischen Bromberg und Schloß-
17 doppelter römischer Spitzgraben                              berg
18 Hexenturm

                                                                                                                                3
4,6                                          BERENT SCHWINEKÖPER / GRUNDRISSE MITTELALTERLICHER STÄDTE I (FREIBURG)

                                                            land zu beobachtenden Vorgängen bei der Entstehung
                                                            der Städte entsprechen, wenn auch in Freiburg eine
                                                            Burg der späteren Stadtherrschaft, also hier der Her-
                                                            zöge von Zähringen, den ältesten Ansatz für die Aus-
                                                            bildung einer städtischen Siedlung gebildet hätte. Eine
                                                            solche ist freilich urkundlich erst 1220 eindeutig nach-
                                                            zuweisen. Aus den genannten Gründen ist es aber als
                                                            ziemlich sicher zu vermuten, daß der den Eingang zum
                                                            Dreisamtal und den engeren Stadtbereich zugleich be-
                                                            herrschende Schloßberg spätestens zu Beginn des 12.
                                                            Jahrhunderts eine zähringische Burg aufgenommen
                                                            habe, von der – abgesehen von dem gewaltigen Hals-
                                                            graben – nur noch ganz wenige Reste erkennbar sind
                                                            (I 1). Zu dieser kam nun noch um 1330 eine Untere
                                                            Burg (I 2). Beide sind im 17. Jahrhundert in dem Fes-
                                                            tungsbau Vaubans aufgegangen, der nicht nur den
                                                            vorderen Schloßberg mit seinen Burganlagen, sondern
                                                            auch den gesamten, auf der Karte nicht mehr erfaßten
                                                            Bereich des oberen und hinteren Schloßberges
                                                            eingeschlossen hat. Mauern mit Verteidigungsgängen
                                                            zur Stadt sind vermutlich erst in der zuletzt genannten
                                                            Bauphase entstanden.
                                                                Eine auf so steiler Höhe gelegene Burg war im
                                                            Mittelalter nicht ohne einen Wirtschaftshof im Tal und
merklich verengten Talstelle in die Ebene hinaus. Der       eine Burgmühle zu versorgen. Der zwar erst 1310 in
Fluß hat einen beachtlichen Schuttkegel aus mehr oder       den Quellen erkennbar werdende Grafenhof trägt
weniger groben Schottern gebildet, in den er sich nach-     seinen Namen nach den Grafen von Freiburg, den Er-
träglich wieder etwas eingefressen hat. Der neuzeitliche    ben der Zähringer. Er dürfte jedoch Nachfolger eines
Verlauf der Dreisam verdankt seine Festlegung erst dem      herzoglichen Vorgängers gewesen sein. Er befand sich
ausgehenden 17. Jahrhundert und den Uferbefes-              in der sich früher weiter nach Westen erstreckenden
tigungen des 19. Jahrhunderts. Vor dem Vaubanschen
                                                            Oberau etwa im gleichen Raum, in dem nach 1677 das
Festungsbau floß die Dreisam weiter nördlich. Eine
                                                            bisher in der Wiehre gelegene Kloster Adelhausen neu
unterhalb der Schwabentorbrücke verlaufende Schwelle
                                                            erbaut wurde (II 7). Trotz seiner tieferen Lage bestand
hat in dem westlich davon gelegenen Bereich ein
schnelles Ablaufen des Wassers zur Folge, so daß hier       hier aus den bereits oben erwähnten Gründen keine
im Gegensatz zur Oberau östlich der Schwabentor-            größere Hochwassergefahr. Andererseits war durch die
brücke und zum Gebiet der Unterwiehre östlich der           Ableitung der Dreisam das notwendige Wasser für die
Kronenbrücke mit Hochwässern weniger zu rechnen ist.        Viehhaltung und für die Grafenmühle (I 3) leicht zu
Der Verlauf der Höhenlinien macht die Niveau-               beschaffen. Um den Hof herum wohnten die herzog-
verhältnisse im Gebiet der späteren Innenstadt deutlich.    lichen Ministerialen. Es ist zu vermuten, daß die
Mit 376,3 m bildete die Höhe des vorderen Schloßbergs       Wiehre, eine lockere Ansiedlung zu beiden Seiten der
den höchsten Punkt. Vom Gebiet der mittelalterlichen        späteren Schwabentorbücke und südlich der späteren
Bürgerstadt liegt der höchste Punkt mit 282,9 m beim        Kronenbrücke, eine zum Herzogshof gehörende Sied-
Schwabentor, während der tiefste Punkt der eigentlichen     lung mit teilweise gewerblichem und kaufmännischem
Innenstadt östlich des Fahnenbergplatzes bei 274,5 m        Charakter war. Denn dieser Ortsteil erscheint bereits
anzutreffen ist. Es wird ferner deutlich, daß die Salz-     1008, also lange vor der Anlage und Erwähnung der
straße etwa einer parallel zur Dreisam verlaufenden Er-     Bürgerstadt Freiburg. Vielleicht erstreckte sich die
höhung folgt. Deshalb liegt auch der höchste Teil der       älteste Wiehre sogar bereits bis in den Raum von
Kaiser-Joseph-Straße mit 278 m etwa zwischen Grün-          Oberlinden, wo die aus dem Dreisamtal kommende
wälderstraße und Salzstraße. Entsprechend dem Lauf          Straße sich in einen der Herrenstraße folgenden Zweig
des Flusses, der in seinen eigenen Schuttkegel eingetieft   nach Straßburg und einem dem Rücken des Dreisam-
ist, fällt das Gelände nach Süden verhältnismäßig steil     schuttkegels folgenden Zweig in Richtung der Salz-
und dafür nach Nordwesten hin nur allmählich ab.            und Bertoldstraße auf Breisach gabelte. Weilerartige
    Obwohl keine eindeutigen Angaben aus dem 11.            Siedlungen um die später selbständige Pfarrkirche St.
Jahrhundert vorliegen, würde es den überall in Deutsch-     Peter (V 112) und wohl auch bei der nachmals den
                                                            Franziskanern übergebenen St. Martinskapelle (III 41)
                                                            könnten vielleicht ebenfalls auf ein höheres Alter zu-

                                                                                                                  4
BERENT SCHWINEKÖPER / GRUNDRISSE MITTELALTERLICHER STÄDTE I (FREIBURG)                                       4,6

rückblicken. Der größte Teil des Burghofbereiches ist     Wohnhäusern für die Geistlichen und dem Friedhof auf
im 13. Jahrhundert in die 1303 erwähnte Mauer der         einem dafür ausgesparten Platz zwischen dem Markt
nach einem Wirtshaus benannten Schneckenvorstadt          und der Herrenstraße neu errichtet (III 60, 62, 67, 75).
(II) aufgenommen worden.                                  Bemerkenswert ist es, daß man nicht an die wahr-
   Im Jahre 1120 begannen die Herzöge von Zähringen       scheinlich bereits vorhandene Martinskapelle (III 41)
auf der nördlichen Höhe des Dreisamschuttkegels mit       und auch nicht an die ältere Peterskirche (Nr. 112)
der planmäßigen Einrichtung eines Marktes (III). Die      anknüpfte. Vielmehr haben vor einigen Jahren in der
immer wieder zu findende Behauptung, daß es sich          Vierung des Münsters durchgeführte Grabungen er-
dabei um die älteste planmäßige Stadtanlage Deutsch-      geben, daß auch der romanische Bau dieser Kirche in
lands gehandelt habe, ist nicht zutreffend. Denn an-      einer dreischiffigen Anlage ohne Querhaus mit drei
derswo lassen sich planerische Maßnahmen sowohl in        Konchen im Osten einen Vorläufer hatte, in dem wir
den sogenannten gewachsenen Städten wie bei Neu-          die bei dem Besuch Bernhards von Clairvaux im Jahre
anlagen wahrscheinlich machen. Die Gründung Naum-         1146 bereits erwähnte ecclesia erblicken dürfen. Zum
burgs a. d. Saale um 1030 war beispielsweise schon        Münster gehörte eine schon 1314 erwähnte Andreas-
mit einer systematischen Besiedlung verbunden.            kapelle unmittelbar nördlich, die später als Beinhaus
Umstritten ist es ferner, ob die ursprüngliche zähring-   diente (III 53). Der Friedhof um das Münster war mit
ische Planung bereits die gesamte nachmalige innere       einer Mauer umgeben, an die sich wohl nicht vor dem
Stadt umfaßt hat, ungesichert ferner, ob sie an ältere    15. Jahrhundert feste Verkaufsstände der Bäcker und
Grundlagen angeknüpft hat oder nicht. Der ganze           anderer Gewerbe anlehnten (III 52, 56). Unsicher
Rechtsakt war überhaupt nach der Gründungsurkunde         bleibt es, ob das zwischen dem Münster und dem Stra-
von 1120 keine Stadt-, sondern noch eine Markt-           ßenmarkt gelegene Heiliggeistspital erst um 1200 ent-
gründung. Es handelte sich also vor allem um den          standen ist, oder ob seine Erbauung bereits bei den er-
Ausbau eines Marktes, hier in Straßenform. Für diese      sten Planungen vorgesehen war (45).
Aufgabe wurde wahrscheinlich eine bereits vorhan-            Als Beleg für eine von Anfang an einheitliche Pla-
dene Verbindungsstraße zwischen St. Georgen-Unter-        nung der Bürgerstadt, die sich aus dem Markt sehr bald
wiehre und Herdern entsprechend verbreitert und sehr      entwickelt hat, könnte der Verlauf der innerstädtischen
bald mit drei Marktlauben sowie später einer Gerichts-    »Bächle« angesehen werden. Sie hatten das Ge-
laube versehen (III 42, 59, 64, 73). Wieweit die erst     brauchswasser für das Vieh und Löschwasser bei Brän-
nach 1120 festgelegte Größe der Hofstätten (60x120        den zu liefern, da das Grundwasser im Bereich der in-
Fuß = 16x32 m) nur ein Grundmaß für die von diesen        neren Stadt in großer Tiefe liegt. Für Trinkwasser oder
zu erhebende Grundsteuer war, oder ob sie der Ge-         auch als Kanalisation haben diese künstlichen, kleinen
samtplanung als reale Vermessungsgrundlage diente,        Wasserläufe nämlich nicht gedient. Die Zuleitung des
ist ebenfalls kontrovers. Auf alle Fälle ist kaum damit   Wassers für die Bächle wird schon im Bereich der
zu rechnen, daß die gesamte spätere Innenstadt auf ein-   späteren Kartäuserstraße östlich der Innenstadt aus der
mal angelegt und auch besiedelt wurde. Vielmehr dürf-     sogenannten Runz, einem dem Betrieb der stadtherr-
te sich vermutlich die tatsächliche Größe der zu be-      lichen Mühle und der Versorgung des stadtherrlichen
bauenden Grundstücke schon von Anfang an nach dem         Burghofes dienenden Mühlengraben der Dreisam,
Bedarf und den finanziellen Möglichkeiten der sich        entnommen. Sie tritt beim Schwabentor in die Stadt ein
Ansiedelnden gerichtet haben. Deshalb sind nach dem       und teilt sich bereits bei Oberlinden in einen westlich
Normalmaß angelegte Hofstätten nur im Zentrum der         durch die Salzstraße und einen nördlich durch die
Stadt, insbesondere an der als Marktstraße dienenden,     Herrenstraße verlaufenden Hauptarm. Vom ersteren
späteren Kaiser-Joseph-Straße, zu erwarten. Da die        wird der südliche Bereich der Altstadt, vom letzteren
hier wiedergegebene Karte auf den genauen Vermes-         deren nördlicher Teil bewässert. Beide Hauptarme
sungsgrundlagen beruht, ermöglicht sie die Überprü-       folgen also den vermuteten älteren Straßen. Sie dürften
fung in dieser Hinsicht unter der allerdings noch unbe-   daher älter als die Siedlung sein und aus einem auch
wiesenen Voraussetzung, daß sich die Hofstättenein-       sonst vielfach üblichen landwirtschaftlichen Bewässe-
teilung der Innenstadt tatsächlich noch auf deren Grün-   rungssystem für Äcker und Wiesen hervorgegangen
dungszeit zurückführen läßt.                              sein. Dieses wurde dann, wie übrigens auch in vielen
   Die Fluchtlinien der Straßen sind im Innenstadt-       anderen süddeutschen und mitteldeutschen Städten, für
bereich vor allem im Südosten und im Süden keines-        die Belange der Stadtanlage weiterverwendet. Daher
falls ohne Irregularität, was vermutlich auf bereits      kann das Bachsystem kaum als Beweis für die Sy-
vorhandenen, älteren Grundlagen beruhen dürfte. Vor       stematik und die von Anfang an geplante Durchfüh-
allem im Nordwesten nimmt dagegen deren Regelmä-          rung einer einheitlichen Stadtanlage verwendet wer-
ßigkeit zu. – Zur Marktgründung gehörte meist auch        den. Diente doch z. B. die Fortführung des der Herren-
die Anlage einer Pfarrkirche für die Marktbewohner.       straße folgenden Hauptarms im Gebiet der späteren
Diese wurde in Freiburg mitsamt den dazugehörigen         Neuburg-Vorstadt noch weiter der Bewässerung.

                                                                                                                     5
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   Neben den bereits erwähnten, für die Abhaltung des       auf die Dauer unter städtischer Hoheit, wurde jedoch
Marktes notwendigen Lauben kannte offenbar das              nie befestigt oder in die Stadt direkt einbezogen. (Zur
Freiburg des 12. und 13. Jahrhunderts außer den Be-         ungefähren Lage der Wiehre vgl. Abb. S. 4.)
festigungsanlagen mit Toren und Türmen keine weiteren          Das starke Wachstum Freiburgs im 13. und 14.
Gebäude der Stadtgemeinde. Auch ein Rathaus gab es          Jahrhundert, das vermutlich auf dem Aufschwung des
anscheinend damals noch nicht. Vielmehr diente dem          Bergbaus in den benachbarten Revieren des Schwarz-
Stadtgericht die Gerichtslaube auf der Kreuzung der         waldes beruhte, wird auch in der Vielzahl der nun ent-
Salz-Bertoldstraße mit der Kaiser-Joseph-Straße, wäh-       stehenden Klöster deutlich. Diese gehörten zumeist
rend das Grafengericht und das Blutgericht entweder vor     den jetzt in die Städte ihren Einzug haltenden Bet-
oder neben dem Münster, gelegentlich auch in der            telorden an. Nur für einen kleineren Teil von ihnen bot
Kirche tagten. Dort hielt wahrscheinlich auch der nun       die eigentliche Altstadt noch Platz. Als erste fanden
aufkommende Rat der Stadt anfangs seine Zu-                 1226 die Franziskaner in der Schneckenvorstadt
sammenkünfte ab. – Die Ummauerung der eigentlichen          provisorische Aufnahme, konnten aber 1246 nach
Innenstadt dürfte um 1200 begonnen haben. Wieweit           Erwerb der Martinskapelle und einiger benachbarter
diese Neuanlage ältere Holzpalisaden oder Gräben            Hofstätten ihre Niederlassung in die Altstadt verlegen
ersetzt hat, bleibt zunächst offen. Hinweise auf das        (III 41). Auch die Dominikanermönche konnten sich
Vorhandensein eines Stadtgrabens gibt es erst aus der       1233 zunächst nur in der erwähnten Vorstadt an-
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Als ältestes Stadttor   siedeln, erhielten jedoch 1238 den Platz ihres späteren
wird 1238 das Martinstor erwähnt (III 84), dem wohl         Klosters in der Altstadt (III 17). 1276 errichteten die
ungefähr gleichzeitig das Schwabentor, das Christoffels-    Augustiner-Eremiten an der Salzstraße eine Niederlas-
tor, das Predigertor und das Lehener Tor zur Seite getre-   sung (III 87). Abgesehen von einem weniger hervor-
ten sind (18, 20, 47, 89).                                  tretenden Antoniterpräzeptorat, das 1298 an der
   Bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts        Gabelung von Salz- und Herrenstraße erbaut wurde,
begegnen wir auch Spuren von Ansiedlungen außerhalb         fanden alle übrigen Klöster nur noch in den Vorstädten
des eigentlichen Bereichs der Innenstadt, die nicht aus     Gelände für ihre Niederlassungen. Sie sind infolge des
den erwähnten, älteren Vorläufern der Marktansiedlung       Dreißigjährigen und der nachfolgenden Kriege aus-
hervorgegangen sein dürften. Um 1220 besaßen bei-           nahmslos verschwunden bzw. nach 1677 in die Alt-
spielsweise die Tennenbacher Mönche schon einen             stadt verlegt worden. Die Lage ihrer Baulichkeiten läßt
Klosterhof nördlich des Gebietes der im Entstehen be-       sich daher meist nur annähernd ermitteln (10, 105,
griffenen Neuburg. 1240 werden die Johanniter im glei-      110, 111, 114).
chen Raum ansässig und 1250 erscheint der Name                 Aufgrund von Stiftungen wohlhabender Bürger ent-
Neuburg (Novum castrum bzw. Nova civitas) (IV). 1263        standen seit dem 14. Jahrhundert eine ganze Reihe
war diese sehr regelmäßig angelegte, umfangreiche Vor-      sogenannter Regelhäuser, in denen zumeist alleinste-
stadt ummauert, denn das als deren nördliche Ausfahrt       hende Frauen Aufnahme fanden. Sie führten dort nach
dienende Mönchstor war damals bereits vorhanden. Eine       den dritten Regeln der Franziskaner und Dominikaner
eigene, freilich als Filial vom Münster abhängige Kirche    gemeinsam ein gottgefälliges Leben. Da die Zahl die-
St. Nikolai (95) wurde für dieses Gebiet erbaut. Doch       ser manchmal nur kürzere Zeit bestehenden Stiftungen
besaß die Neuburg, wie alle Freiburger Stadterweite-        zu groß war, und ihre Lokalisierung auch nicht immer
rungen, keine Befestigung gegenüber der nunmehrigen         leicht ist, wurden hier nur die wichtigeren Regelhäuser
Altstadt und auch keine eigenen Verwaltungsorgane. –        zum Grünen Wald, zum Lämmlein und das Regelhaus
Nach der Mitte des 13. Jahrhunderts bildeten sich           der Turnerin aufgenommen (III 22, 23, 85). Früh
westlich der Innenstadt die Predigervorstadt und die        erkannten auch auswärts gelegene Klöster den Vorteil
Lehenervorstadt vor den gleichnamigen Stadttoren (V,        des Besitzes von eigenen Klosterhöfen in der Stadt.
VI). Beide wurden gegen Ende des Jahrhunderts mit           Diese dienten vor allem dem Absatz der oft sehr
einer gemeinsamen Mauer umgeben, deren Peterstor bei        umfangreichen Naturaleinkünfte dieser geistlichen
der gleichnamigen, in diese Vorstadt aufgenommenen          Institutionen auf dem städtischen Markt. Bereits 1220
Kirche, 1288 erstmals hervortritt. – Der Raum des           erwarb daher Tennenbach einen Hof in der Neuburg
stadtherrlichen Gutshofes und ein Teil der sich dabei       und später das Areal des alten Burghofes sowie andere
entwickelnden Burgleute-Siedlung wurden zusammen            Gebäude (II 7). Es folgten St. Trudpert, die Bischöfe
mit mehreren weiter westlich davon gelegenen Häusern        von Konstanz, Günterstal, St. Peter, St. Gallen und
um 1300 als Schneckenvorstadt zusammengefaßt und            schließlich noch Schuttern und andere, die manchmal
gleichfalls mit einer Mauer umgeben, die sich ebenfalls     nur vorübergehenden Besitz hier hatten (III 37, 48, 50,
offen an die Mauer der Altstadt anlehnte. Dagegen blieb     71, 79, 83). Auf einem besonderen, durch die Refor-
die zumeist südlich der Dreisam gelegene, locker be-        mation hervorgerufenen Anlaß beruht es, daß sich das
baute Wiehre mitsamt dem darin aufgegangenen Ort            Basler Domkapitel nach dem großen Basler Bilder-
Adelhausen zwar                                             sturm 1529 nach Freiburg flüchtete und

                                                                                                                 6
BERENT SCHWINEKÖPER / GRUNDRISSE MITTELALTERLICHER STÄDTE I (FREIBURG)                                       4,6

sich nach vorübergehender Benutzung des Hauses zum        des 1498 hier stattfindenden Reichstages, sich als völ-
»Roten Baselstab« in der Salzstraße durch Umbau des       lig unzulänglich erwiesen hatte, schritt man kurz dar-
1587 erworbenen Stürtzelschen Hauses auf der Kaiser-      auf auch wegen zu erwartender, weiterer Reichstage
Joseph-Straße ein eigenes, geräumiges und repräsen-       zur Errichtung eines als Kornhaus bezeichneten, eben-
tatives Gebäude schuf (III 35, 82). Im privaten Besitz    falls in gotischen Formen gestalteten Mehrzweckbaus,
einzelner Basler Domherren und Kapläne befand sich        der in sich unten die Metzig für den Fleischverkauf,
noch eine weitere Reihe von auf der Karte nicht näher     einen großen Saal und im Dachgeschoß einen Getrei-
gekennzeichneten Häusern.                                 despeicher für die Versorgung der Stadt in Krisenjah-
   Als überwiegend geistliche Institution ist zunächst    ren vereinigte (III 43). 1479/80 errichtete man endlich
auch die 1457 gegründete Universität aufzufassen.         entlang der Münsterstraße die Lugstühle am Hei-
Diese besaß anfangs kein eigenes Hauptgebäude, viel-      liggeistspital, welche die auf Verlangen des Landes-
mehr wohnten Professoren und Studenten meist ge-          herrn 1454 abgebrochenen Lauben auf der Kaiser-Jo-
meinsam in mehreren sogenannten Bursen, welche            seph-Straße wenigstens teilweise ersetzen sollten (51).
aufgrund von Stiftungen entstanden waren (III 26, 27,     Der gleichen Aufgabe dienten die Verkaufsstände an
28, 33, 38, sowie mehrere an Stelle von 49). In diesen    der Friedhofsmauer des Münsters (56). Endlich ver-
Bursen fanden auch die Vorlesungen statt.                 vollständigte ein Lateinisches Schulhaus Ende des 15.
   Bezeichnend für Freiburg ist es, daß es hier außer     Jahrhunderts die Zahl der städtischen Gebäude (44).
der Burg, dem dazugehörigen, zugleich als Sitz des           Noch gegen Ende des 14. Jahrhunderts begannen
Stadtvogtes dienenden Burghof mit seiner Mühle und        auch die seit 1293 erscheinenden Zünfte mit dem Er-
sonstigem Zubehör, keine stadtherrlichen Gebäude im       werb von eigenen Häusern, deren schon vorhandene
Mittelalter gab. Mit der Zerstörung der Burg 1367 und     Hausnamen dann dem der Zunft beigeordnet wurden
dem Verzicht der Freiburger Grafen auf ihre Rechte        (III 29, 30, 36, 54, 55, 58, 63, 72, 74, 76, 77). Diese
1368 verschwanden auch diese Anlagen. Deshalb muß-        lagen meist an der Marktstraße, in manchen Fällen
ten die Habsburger später auch zumeist im Domini-         aber auch am Münsterplatz, in der Schuster-, Salz- und
kanerkloster Wohnung nehmen, wenn sie die Stadt           Bertoldstraße sowie vor dem Martinstor. Nur die Stube
aufsuchten. Ihr Verwaltungssitz wurde dagegen Ensis-      der Rebleute hatte bezeichnenderweise ihren Platz in
heim, wo der Landvogt und das ihm beigeordnete            der Neuburg. Außer diesen, später gelegentlich verleg-
»Vorderösterreichische Wesen« ihren Amtssitz hatten.      ten Zunfthäusern sind im spätmittelalterlichen Freiburg
– Die Stadt selbst erwarb als Gebäude für ihre Kanzlei    noch die Stuben der vornehmen Patriziergesellschaften
zunächst vor 1303 ein Haus am späteren Rathausplatz,      zum Ritter (1347) und zum Gauch (1361) nachzu-
auf dessen Hof ungefähr zur gleichen Zeit eine heiz-      weisen, erstere am Münsterplatz, letztere an der Markt-
bare Ratsstube für die Sitzungen dieses Gremiums neu      straße (34, 65).
errichtet wurde (III 25, 32). Wegen der Witterung            Etwa um 1550/60 setzten sich in der Stadt die For-
wurde in der folgenden Zeit das bisher in der offenen     men der Renaissance beim Hausbau durch, wenn sich
Gerichtslaube auf der Marktstraße tagende Stadtgericht    auch an der noch immer im Prinzip gotischen Kon-
nach und nach dorthin verlegt. Der so entstehende         struktionsweise der Häuser wenig änderte. Solange die
Rathauskomplex wurde durch den Ankauf benachbar-          Vorderösterreichische Regierung ihren Sitz in Ensis-
ter Hausgrundstücke seit 1367 erweitert. Durch die        heim behielt, kam es in der Stadt noch nicht zur Er-
Vertreibung der bisher im Bereich der Wasserstraße        bauung von neuen staatlichen Gebäuden. Und als nach
ansässigen Juden ging die dort gelegene Synagoge          der Abtretung des Elsaß an Frankreich die Behörde
nach 1349 in städtischen Besitz über (III 19). Daraus     1651 ihren Sitz nach Freiburg verlegte, diente ihr zu-
entwickelte sich ein wirtschaftlichen Zwecken der         nächst der dann 1697 käuflich erworbene Basler Hof
Stadt dienender Hof, der später auch als Bauhof           als Unterkunft (III 35). Ein nach der Mitte des 18.
bezeichnet wird. Auch die unter städtischer Aufsicht      Jahrhunderts geplanter Neubau dieses gotischen Bau-
stehenden Marktanlagen mußten erweitert werden.           werks, das sich der Kanzler Stürtzel errichtet hatte, in
1378 wird das als Warenniederlage, Waage und Zoll-        der Art der großen Wiener Barockpaläste, kam nie zur
stätte sowie Sitz der städtischen Finanzverwaltung be-    Ausführung. Auch die vorübergehend in Freiburg am-
nutzte Kaufhaus zwischen Schusterstraße und               tierenden französischen Behörden fanden ihre Unter-
Münsterplatz erstmalig erwähnt (III 66). Es entwickel-    kunft im beschlagnahmten Basler Hof. Daneben spiel-
te sich durch Umbau aus mehreren Hofstätten, zu           ten als eine Art von Mitregierung die Breisgauischen
denen noch der benachbarte Salzhof als Verteilungs-       Stände eine wichtige Rolle. Für ihre Zwecke wurde das
stelle des in städtisches Monopol übergehenden Salz-      zunächst nur von der Ritterschaft benutzte und 1756
handels trat. Von etwa 1520 bis 32 begann man einen       barock erneuerte Haus zum Ritter 1766 erworben (III
vollständigen Neubau des Kaufhauses in den Spätfor-       65). Die Stände errichteten auch, in einem Falle als
men der Gotik, der auch einen Festsaal aufzunehmen        Nachfolger eines gleichartigen Gebäudes der französi-
hatte. Da der Ratssaal für die Abhaltung größerer Ver-    schen Garnison, die beiden Kasernen für die Unter-
anstaltungen, wie

                                                                                                                     7
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bringung von Soldaten zur Verteidigung der im und           Institutionen vereinigt wurden (7, 23, 31, 68, 86). Es
nach dem Dreißigjährigen Kriege stärkstens ausgebau-        kamen aber außer den bereits erwähnten Jesuiten auch
ten Festung (104, 115). 1733 kam noch die Hauptwache        noch neue Orden nach Freiburg, so 1599 die Ka-
hinzu, während die damalige Kommandantur in einem           puziner (III 69), die seit 1680 ein Gebäude in der
Bürgerhaus auf der Kaiser-Joseph-Straße Platz fand. Die     Schoferstraße besaßen und nach 1695 die Ursulinen,
verschiedenen für die Festung benötigten Magazine,          welche bis 1710 ein Kloster mit Kirche und Schule für
darunter das ehemalige Oberriederkloster (II 10) sind       die weibliche Jugend am Westende der Rathausgasse
auf der Karte nicht alle aufgenommen. Nur eine Art von      errichteten (III 31). Neu erworben oder barock ver-
halb staatlicher, halb geistlicher Institution blieb noch   ändert wurden verschiedene Höfe auswärtiger Klöster,
immer die Universität. Sie erhielt 1559 ff. ein eigenes     so diejenigen der Klöster St. Peter, St. Gallen und St.
Kollegiengebäude durch den Ankauf der beiden schon          Blasien sowie Schuttern (71, 79, 81, 83). Dagegen ver-
bestehenden Bürgerhäuser zum Phönix und zum Rechen          schwanden gegen Ende des 18. Jahrhunderts die
am Rathausplatz, die baulich durch den Einbau einer         Gesellschafts- und Zunfthäuser bis auf das für andere
geräumigeren Aula erheblich verändert wurden (III 40).      Zwecke verwendete Haus zum Ritter.
Dann aber geriet sie nach 1620 mehr und mehr unter              Die einschneidendsten Folgen für die Stadt hatten
den Einfluß des Jesuitenordens. Dieser erbaute von          wohl die bereits während des Dreißigjährigen Krieges
1682–1700 zunächst in der Bertoldstraße eine neue           begonnenen Verstärkungen der Festungsanlagen. Nach
Ordenskirche, die später sogenannte Universitätskirche,     der französischen Eroberung Freiburgs 1677 wurde
an die sich in den folgenden Jahren ein zugleich dem        daraus unter der Oberleitung Vaubans ein fast völliger
Orden und der Universität dienender Neubau des              Neubau der Festung. Deshalb wurden die in den letz-
Kollegiums an Stelle der bisherigen Bursen anschloß         ten Kriegen bereits stark mitgenommenen Vorstädte
(III 49). Auf der gegenüberliegenden Straßenseite er-       bis auf die Schneckenvorstadt endgültig beseitigt. An
richtete der Orden 1725/27 ein Gymnasium, das seit          ihre Stelle trat ein Bastionssystem mit den entspre-
1773 die Universitäts-Bibliothek aufnahm (57).              chenden Außenwerken im Sinne der französischen Fe-
   Die Stadt erneuerte zunächst 1551/52 noch in goti-       stungsbautechnik der Zeit. Auch die älteren Mauern,
schen Spätformen die obere Ratsstube über der bereits       Tore und Türme der genannten Vorstädte wurden be-
auf dem Rathaushof bestehenden älteren Vorgängerin,         seitigt. Selbst die mittelalterliche Befestigung der Alt-
welche nunmehr als Gerichtslaube bezeichnet wurde (III      stadt verschwand um 1700 bis auf das Martinstor, das
25). 1556–61 begann man eine vollständige Erneuerung        Schwabentor und den als Katzenturm bezeichneten
des vorderen, bis dahin gelegentlich auch als Kanzlei       Schneckentorturm, welcher den Südausgang der
bezeichneten Rathausflügels am Rathausplatz im              gleichnamigen Vorstadt gebildet hatte (II 9). Ein neues
Renaissancestil, wobei das Gebäude in den folgenden         Christoffelstor, Predigertor und Breisachertor übernah-
Jahren noch durch Ankauf weiterer Häuser erweitert          men deren bisherige Aufgaben, nur das Schwabentor
wurde (III 32). Das Anwachsen der städtischen Verwal-       behielt seine alte Funktion (8, 100, 108). Auch die im
tungsaufgaben ist auch im Erscheinen von weiteren           Spätmittelalter wieder aufgebaute Burg auf dem
Bauwerken für Spezialaufgaben zu erkennen. So werden        Schloßberg wurde in das nunmehrige Festungssystem
genannt: 1567 eine Münze (III 80), 1597 ein Deutsches       einbezogen und ihre Werke stark erweitert und bis auf
Schulhaus (III 70), 1607 eine neue Mehlwaage (II 4),        den hinteren Schloßberg ausgedehnt (I 1, 2). Bis auf
1763 ein als Stechhaus bezeichnetes, neues Schlacht-        das Breisachertor und noch immer eindrucksvolle
haus oder Metzig (II 6). Außerdem werden ein weiterer       Reste auf dem Schloßberg ist diese französische
städtischer Bauhof, ein Schützenhaus zwischen Schnek-       Festung fast vollständig wieder verschwunden. Nur
kenvorstadt und Dreisam sowie ein Stadtgefängnis er-        wenige, am Verlauf der Höhenlinien im Gelände noch
wähnt, das an die Stelle des bisher für diese Aufgabe       erkennbare Spuren zeigen den Platz der ehemaligen
verwendeten Christoffelsturms trat und daher ebenfalls      Hauptbastionen. Denn die Trümmer der 1745 auf
als Stadtturm bezeichnet wurde (24).                        französischen Befehl wieder zerstörten Festungsan-
   Infolge der Kriege des 17. Jahrhunderts und der nun      lagen wurden mit Hilfe der vor allem aus den Zünften
einsetzenden neuen Festungsbauten verschwanden 1677         gebildeten Beurbarungskommission in der Folgezeit
nicht nur die Vorstädte Neuburg, Predigervorstadt und       weitgehend eingeebnet. Dieses Gelände konnte infol-
Lehenervorstadt, sondern auch die darin gelegenen           gedessen im 19. Jahrhundert die ersten Stadterweite-
Pfarrkirchen St. Peter (112) und St. Nikolaus (93) sowie    rungen aufnehmen.
die in der Neuburg bestehende Michaelskapelle (99).             Die Bautätigkeit in der 1805 badisch gewordenen
Alle dort liegenden Ordenshäuser und Klöster gingen         Stadt war bis 1850 nur bescheiden. An der jetzigen
unter oder mußten in die Altstadt verlegt werden, wo sie    Habsburger Straße entstand um 1825 unter Leitung des
zum Teil mit anderen geistlichen                            Stadtbaumeisters Arnold die sogenannte Zähringer-
                                                            oder Leopoldsvorstadt. Und die südliche Verlängerung
                                                            der späteren Kaiser-Joseph-Straße bildete bald nach

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BERENT SCHWINEKÖPER / GRUNDRISSE MITTELALTERLICHER STÄDTE I (FREIBURG)                                              4,6

1840 das Rückgrat einer bescheidenen Stadterweite-         graphische Festlegung des ursprünglichen Zustandes
rung, die nach der verwitweten Großherzogin den Na-        durch mehrfache Zerstörungen und durch die Verän-
men Stephanienvorstadt erhielt. Mit der Erbauung des       derungen infolge des Vaubanschen Festungsbaus meist
recht schlichten Hauptbahnhofs 1845 beginnt auch die       unmöglich gemacht wird. Man wird dies bedauern, zu-
langsame Ausdehnung nach Westen (V 107). Einige            mal ja auch sonst die ganz präzise Lage eines heute
industrielle Werke begannen sich zur gleichen Zeit zu-     verschwundenen, älteren Bauwerks nicht immer ein-
meist an der nunmehr als Gewerbebach bezeichneten          deutig zu ermitteln ist. Aber für die genannten beiden
Runz im Gebiet der Kartäuserstraße anzusiedeln. Für        ehemaligen Vorstädte sind feste Anhaltspunkte aus den
die staatliche Verwaltung standen zunächst genügend        angegebenen Gründen noch schwieriger zu gewinnen.
Bauwerke zur Verfügung. Das ehemalige, 1809 vom            Als Grundlage der hier veröffentlichten Karte wurde
Staat käuflich erworbene Sickingische Palais in der        der jetzt in Gebrauch befindliche Katasterplan des
Salzstraße wurde seit 1819 als Großherzogliches Palais     Städtischen Vermessungsamtes in hellem Grauton be-
verwendet (III 78). Im schon zu diesem Zweck be-           nutzt. Auf ihm wurden aufgrund des frühesten erhal-
nutzten Basler Hof und in das frei gewordene Deutsch-      tenen Katasterplanes der Stadt von ca. 1890 alle seither
ordenshaus hielten Staatsbehörden ihren Einzug (Nr.        eingetretenen Veränderungen der Fluchtlinien, Grund-
35, 86). Leere Klöster dienten jetzt teils als Kasernen,   stücksgrenzen, Straßennamen usw. schwarz nachge-
teils für karitative Zwecke (III 23, 68, 86). Nur ein      tragen. Ebenso fanden die festgestellten Höhenlinien in
neues Gefängnis erhielt am Holzmarktplatz 1846 sei-        braun Aufnahme. Auch das System der für Freiburg
nen Platz (II 12). Ihm schloß sich westlich 1848 ein       charakteristischen Stadtbächle wurde im Zustand von
neues Gerichtsgebäude an (II 11). Für die Unterbrin-       1890 in blau zur Darstellung gebracht. Von den noch
gung des Erzbischofs wurde das bisher den breis-           vorhandenen bzw. verschwundenen Festungsanlagen
gauischen Ständen dienende Haus zum Ritter verwen-         wurde einmal die mittelalterliche Stadtmauer der
det, während im ehemaligen St. Blasianer Hof das erz-      Innenstadt mit ihren Stadttoren und Türmen in ihren
bischöfliche Ordinariat untergebracht wurde (III 65,       Umrissen berücksichtigt. Von der französischen Ba-
81). Zur Ausbildung der Priester wurde 1820/23 ein         stionsbefestigung, die König Ludwig XIV. von Frank-
Konvikt an der Schoferstraße neu erbaut (III 69). Für      reich unter der Oberleitung seines Festungsarchitekten
die zunächst nur wenig frequentierte Universität reich-    Vauban anlegen ließ, wurden die Hauptbastionen und,
ten das Kollegiengebäude am Rathausplatz und das           soweit bekannt, auch die Außengrenzen der sonstigen
bisherige Jesuitenkollegium weitgehend aus (40, 49).       Befestigungsanlagen und die späteren Werke des obe-
Nur für die medizinische Fakultät entstand 1827 in der     ren und unteren Schlosses sowie die Verbindungsmau-
Zähringer Vorstadt ein neues Klinikum (außerhalb des       ern zwischen der Burg und der übrigen Stadtmauer in
Plans). Auch die Stadtverwaltung konnte sich mit dem       grün eingetragen. Der umfangreiche Komplex der noch
vorhandenen Raum vollständig begnügen. Als Zuge-           heute teilweise relativ gut erkennbaren Befestigungen
ständnis an die neue Zeit wurde erst 1846 mit dem Bau      aus der französischen Zeit auf dem oberen und hinteren
einer Festhalle nördlich der Innenstadt begonnen, die      Schloßberg mußte wegen des zugrundegelegten
wegen der Revolution von 1848/49 längere Zeit in           Formates leider wegbleiben. Die Grenze zwischen
halbfertigem Zustand liegen blieb (IV 101). Eine we-       Mittelalter und Neuzeit wurde für Freiburg um die
sentlich umfangreichere, staatliche, städtische und        Jahre 1550/60 angenommen.
private Bautätigkeit mit neuen Straßenzügen setzte
dann erst nach der Mitte des 19. Jahrhunderts ein. Sie
bleibt auf dem vorgelegten Blatt unberücksichtigt, weil
die dafür notwendigen Eintragungen das entstehende         Quellen und Literatur:
Kartenbild zu unübersichtlich gemacht haben würden.        HEFELE, F.: Freiburger Urkundenbuch, 1–3. 1938–57.
                                                           Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche
   Im Gegensatz zu den anderen Stadtplänen auf die-           Kreisbeschreibung. 1/2. Hg. v. Statist. Landesamt B.-W.
sem und den vergleichbaren Atlasblättern stellt Frei-         1965.
burg nur einen Ausschnitt des im Mittelalter bebauten      HAMM, E.: Die Städtegründungen der Herzöge von Zähringen.
Raums dar. Dieser beschränkt sich auf den Bereich der         (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg i.
                                                              Br.) 1. 1932.
Innenstadt zwischen Bahnhof und Schloßberg, zwi-
                                                           SCHWINEKÖPER, B.: Beobachtungen zum Problem der »Zäh-
schen Dreisam und Stadtgarten, in dem sich die ältere         ringerstädte«. In: Schau-ins-Land, 84/85 (1966/67) S. 49–78.
Vergangenheit noch einigermaßen genau erkennen und         Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. Hg. v. Ba-
kartographisch festlegen läßt. Es konnte auf den Be-          dischen Architekten- und Ingenieurverein. 1898.
reich der älteren, jetzt völlig veränderten Vorstädte      Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt Freiburg (Veröffent-
Wiehre und Neuburg um so leichter weitgehend ver-             lichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg 2 und 4). 1 hg.
zichtet werden, weil hier die genaue topo-                    v. A. POINSIGNON (1891), 2: Häuserstand hg. v. H. FLAMM
                                                              (1903).

                                                                                                                             9
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NOACK, W.: Freiburg im Breisgau in alten Ansichten und Plänen.
  In: Badische Heimat 16 (1929) S. 36–49.                           26   Collegium Theobaldi (1564 bis ca. 1775)
NOACK, W.: Das Kirchliche Freiburg in der Vergangenheit. In:        27   Collegium Battmannicum (1532 bis ca. 1775)
  Schau-ins-Land 77 (1959), S. 18–25 m. Karte.                      28   Collegium Gallicum (1537 bis ca. 1775)
KRUMMER-SCHROTH, I.: Bilder aus der Geschichte Freiburgs.           29   Haus der Tucherzunft zum Rosbaum (1565 bis ca. 1775)
  (1970).                                                           30   Haus der Krämerzunft zum Falkenberg (16. Jh. bis Ende
STAMMNITZ, M.: Die ehemalige Festung Freiburg. In: Schau-ins-            18. Jh.), (älteres Haus s. Nr. 43)
  Land 35 (1906), S. 77–103.                                        31   Ursulinenkloster St. Ursula (1707/10–1877)
SCHWINEKÖPER, B.: Die Vorstädte von Freiburg im Breisgau            32   »Altes« Rathaus (1556–1559) unter teilweiser Weiterver-
  während des Mittelalters. In: Stadterweiterung und Vorstadt,           wendung der Städt. Kanzlei und dreier ehemaliger Bür-
  Hg. v. E. MASCHKE u. J. SYDOW (Veröffentl. der Kommission              gerhäuser
  für geschichtl. Landeskunde in B.-W. B 51) 1969. S. 39–58.        33   Collegium Pacis (1570 bis ca. 1775)
                                                                    34   Trinkstube der Gesellschaft zum Gauch (1361 bis ca.
                                                                         1750)
Schlüssel zu den Zahlen:                                            35   Basler Hof (1494–1500 umgebaut aus 7 Bürgerhäusern
  I   Burgbezirk                                                         durch Kanzler Konrad Stürtzel von Buchheim, 1587 bis
  1    Obere Burg (11. Jh.?)                                             1678 Besitz des Basler Domkapitels [zuvor s. Nr. 82], nach
                                                                         1697 Sitz der Vorderösterreichischen Regierung und später
  2    Befestigung an Stelle der Unteren Burg (14. Jh.)
                                                                         anderer Behörden)
  3    Vermuteter Platz der Grafenmühle
                                                                    36   Zunfthaus der Bäckerzunft zum Elephanten (Ende 15. Jh.
                                                                         bis Ende 18. Jh.)
  II Bereich des Burghofes, der Burgmühle und Ministerialen-
                                                                    37   Hof des Klosters Günterstal (Ende 15. Jh. bis Mitte 18. Jh.)
     siedlung (11./12. Jh., seit Anfang 14. Jh. Schneckenvor-       38   Collegium Sapientiae (1496 [1501] bis Ende 18. Jh.) 1829
     stadt)                                                              Krankenspital
  4 Mehlwaage (1607–1834)                                           39   Dominikanerinnenkloster S. Katharina de Senis, vgl. Nr.
  5 Haus der Zimmerleutezunft zum Mond (Anfang 16. Jh.                   110 (verlegt 1700–1785), 1786 vereinigt mit Kloster Adel-
     bis Ende 18. Jh.)                                                   hausen
  6 Städt. Schlachthaus (Metzig, »Stechhaus« 1763)                  40   »Neues« Rathaus (erbaut vor 1559 als Bürgerhäuser zum
  7 Dominikanerinnenkloster (Neu)Adelhausen (1694–1867) an               Phönix und zum Rechen, 1559 ff. umgebaut zum ältesten
     Stelle des früheren Hofes der Grafen von Freiburg bzw. des          Kollegiengebäude der Universität) 1896–1901 erneut um-
     Tennenbacher Hofes, (Kloster zuvor in der Wiehre, Gebiet            gebaut zum »Neuen« Rathaus
     Goethestraße)                                                  41   Barfüßer-(Franziskaner)kloster (1246–1782/84)
  8 Neues Breisacher Tor (nach 1677, Ostflügel 1903 abge-           42   Kramlaube vor dem Hospital (12. Jh. bis 1454)
     brochen)                                                       43   Kornhaus (Große Metzig) (1498–1944, wiedererbaut, zu-
  9 Schneckentor (Katzenturm) (13. Jh. bis 1842)                         vor an dieser Stelle Haus der Krämerzunft zum Falken-
 10 Wilhelmitenkloster Oberried (1262–1682), dann Zeughaus               berg, vgl. Nr. 30)
     (Magazin)                                                      44   Lateinisches Schulhaus, später Normalschule (16. Jh. bis
 11 Amtsgericht (1848)                                                   Anfang 19. Jh.)
 12 Amtsgerichtsgefängnis (1846)                                    45   Heiliggeistspital (Anfang 13. Jh. bis 1804) (s. Nr. 21 u.
 13 Wasserturm (auch Pulverturm genannt) (14. Jh.)                       23)
 14 Bastion du Roi (Kaiserbastei)                                   46   Waisenhaus (als Privathaus 1796 an Stelle von 4 Bürger-
 15 Bastion St. Pierre (St. Petersbastei)                                häusern neu erbaut, 1825–1894 Waisenhaus, später Volks-
                                                                         bücherei)
 III Gründungsstadt der Zähringer (nach 1120)                       47   Lehener Tor (Roter Turm) (13. Jh. bis 1713)
 16 Schalenturm (ca. 14. Jh.), Fundament um 1960 aufgedeckt,        48   Hof des Benediktinerklosters St. Trudpert (15./16. Jh.)
     abgebrochen                                                    49   Jesuitenkollegium (1620–1773), seither als »Alte« Uni-
 17 Prediger-(Dominikaner)kloster (1250/60–1792/94), später              versität benutzt (hier vorher Burse zum Pfauen der Phi-
     teilweise Vinzentius-Haus (1944 zerstört und abgebrochen)           losophischen (Artistischen) Fakultät (1460), Burse zum
 18 Altes Predigertor (13. Jh. bis ca. Ende 17. Jh.)                     Adler (1493), Collegium Hieronymi (1483)
 19 Städt. Neuhof (Bauhof) und Zeughaus (Ende 16. Jh.) (1349        50   Hof der Bischöfe von Konstanz (Ende 15. Jh. bis 1806)
     Synagoge, dann im städtischen Besitz)                          51   Lugstühle am Spital (1479/80–1823)
 20 Altes Christoffelstor (13. Jh. bis 1704)                        52   Mauer des Münsterfriedhofs (15. Jh. bis 1770)
 21 Erweiterung des Heiliggeistspitals (Mitte 19. Jh.)              53   Münster-Friedhofskapelle St. Andreas (13. Jh.), später
 22 Der Turnerin Regelhaus (1360 bis ca. 1460)                           Beinhaus
 23 Regelhaus zum Lämmlein (ca. 1350), 1673–1782 Klaris-            54   Haus »Zum Schäppelin« der Schneiderzunft zum Spiegel
     senkloster (vgl. Nr. 111), 1804 Heiliggeistspital (vorher s.        (1563 bis ca. 1775)
     Nr. 45).                                                       55   Haus der Schmiedezunft zum Roß (ca. 1460 bis Ende
 24 Stadtgefängnis, sog. Turm (Mitte 17. Jh. im Besitz der               18. Jh.)
     Stadt, 18. Jh. Gefängnis, Mitte 19. Jh. Stadtarchiv)           56   Verkaufsstände am Münsterfriedhof (15. Jh. bis 1770)
 25 Älteste Ratsstube (ca. 1300, 1552 ff. aufgestockt und Anbau     57   Gymnasium der Jesuiten (1725–1791, 1773–1902 Uni-
     des Archivs)                                                        versitätsbibliothek, später Institutsgebäude der Universität)
                                                                    58   Haus der Granatschleifer-Bruderschaft zur Krone (1775)

                                                                                                                                  10
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