Innovatives Wien 2020 - Wiener Strategie für Forschung, Technologie und Innovation

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i n n o v a t i o n 2 0 2 0 .w i e n . g v . a t
Innovatives
Wien 2020
Wiener Strategie für Forschung,
Technologie und Innovation
Vorwort

Dr. Michael Häupl                                      Mag.a Renate Brauner
Bürgermeister                                          Vizebürgermeisterin und amtsführende Stadträtin für
                                                       Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke

Wien ist eine dynamische und moderne Stadt im          Wien ist eine lebenswerte und innovative Stadt, das
Herzen Europas. Moderne Städte gehen innovative        belegen zahlreiche internationale Rankings. Wien
Wege und nutzen dabei ihr gesamtes Potenzial, um       ist aber auch ein bedeutender und dynamischer
Lösungen für die drängenden gesellschaftlichen         Wirtschaftsstandort in vielen zukunftsträchtigen
Probleme unserer Zeit zu finden. Wien ist heute        Bereichen, wie IKT und Life Sciences. Gerade in
nicht nur eine Stadt der Kultur, sondern auch des      wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es absolut
Wissens. Es ist daher essenziell, dass wir gemein­     notwendig, konsequent weiter in Zukunftsfelder zu
sam mit den exzellenten Forschungseinrichtungen        investieren. Innovation bedeutet aber nicht nur
und Hochschulen in dieser Stadt einen innovativen      technischen Fortschritt, sondern auch sozialen
Weg in die Zukunft beschreiten. Die Strategie „Inno­   Fortschritt. In diesem Sinne ist auch diese Strategie
vatives Wien 2020“ leistet hierzu einen wichtigen      erstellt worden, die einen guten Grundstein legt
Beitrag. Innovation ist ein wichtiger Motor für eine   für die Arbeit der nächsten Jahre. Zahlreiche enga­
Stadt wie Wien, um Arbeitsplätze und die hohe          gierte Expertinnen und Experten haben bei der
Lebensqualität für die Wienerinnen und Wiener zu       Erstellung mitgearbeitet und ich möchte ihnen
erhalten und weiter auszubauen – damit auch            dafür herzlich danken!
unsere Kinder und Enkel noch davon profitieren.

Foto: Ian Ehm                                          Foto: PID
Dr. Erich Hechtner                                     Dipl.-Vw. Klemens Himpele
Magistratsdirektor                                     Leiter Abteilung MA 23 – Wirtschaft, Arbeit und Statistik

Der Wiener Magistrat hat sich im letzten Jahrzehnt     Innovationen für Wien bedeutet Lösungen für die
sehr erfolgreich von einer klassischen Verwaltung      immer komplexeren Herausforderungen unserer
zu einer Einrichtung entwickelt, für die Dienstleis­   Zeit zu finden. Innovationen für Wien bedeutet das
tungen die oberste Priorität haben. Bei all unseren    Sichern und Schaffen von Arbeitsplätzen. Und Inno­
Tätigkeiten orientieren wir uns an der Wirkung         vationen für Wien bedeutet, die hohe Lebensqualität
für die Menschen in Wien. Nur wenn wir offen sind      halten zu können. „Innovatives Wien 2020“ gibt für
für Neuerungen und innovative Ideen zulassen, wer­     die nächsten fünf Jahre den Rahmen vor. Dabei ori­
den wir auch weiterhin erstklassige Arbeit im Sinne    entiert sich die Stadt an den Bedürfnissen der Ein­
bester Lebensqualität erbringen. Uns ist bereits       wohnerinnen und Einwohner. Wir wollen technisch
sehr viel gelungen, worum uns andere beneiden –        Mögliches     zur    Lösung      von   gesellschaftlich
ausruhen dürfen wir uns trotzdem nicht. Deshalb        Erwünschtem nutzen. „Innovatives Wien 2020“ ver­
freue ich mich sehr, dass das innovative Potenzial     wendet daher bewusst einen breiten Innovationsbe­
der Wiener Stadtverwaltung integraler Bestandteil      griff, der soziale, technische, organisatorische und
dieser Strategie ist.                                  künstlerische     Innovationen     ausdrücklich    ein­
                                                       schließt und auch soziale Inklusion zum Ziel hat.

Foto: Schaub-Walzer/PID                                Foto: David Bohman Photography
Innovation
       Innovatives Wien 2020 ist eine Strategie für Innovation im
       weitesten Sinne. Innovation umfasst alle Neuerungen im
       Denken und Handeln unter Berücksichtigung des zeitlichen,
       thematischen und gesellschaftlichen Kontextes.

       Erst die Wirksamkeit in Form neuer Produkte, Dienst­
       leistungen oder Verfahren sowie deren Nutzung und
       Akzeptanz durch die Gesellschaft bzw. die jeweilige
       Zielgruppe machen aus einer Neuerung eine Innovation.

       Innovationen im Sinn der Innovationsstrategie haben
       Auswirkungen auf die Praxis in Wirtschaft, im sozialen
       Zusammenleben, in der Daseinsvorsorge, in der Bildung
       sowie in Kunst und Kultur.

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       Unter diesen Innovationsbegriff fallen daher:            Öffentliche Verwaltung
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                                                                zielgruppenspezifischere Leistungserbringung
                                                                der öffentlichen Verwaltung.

       Technologische Entwicklungen
       Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren,
       die auf neuen technologischen Entwicklungen
       basieren, welche sich gewinnbringend ver­
       kaufen und dadurch zur Stärkung des Wirt­
       schaftsstandortes beitragen oder/und von
       der   öffentlichen   Hand    finanziert   bzw.
       beschafft werden.

Wiener FTI Strategie
Innovation

                                                                       Künstlerische und
                                                                       kulturelle Innovationen
                                                                       Künstlerische und kulturelle Innovationen,
                                                                       die dem Wissens- und Innovationsstandort
                                                                       und der Gesellschaft wichtige Impulse geben.

                                     System-Innovationen
                                     System-Innovationen zur Bewältigung gesell­
                                     schaftlicher Herausforderungen (z. B. Beiträge
                                     zur Energiewende, neue Infrastrukturen).

    Soziale Innovationen
    Soziale Innovationen, deren Nutzen in ihrer
    gesellschaftlichen Relevanz liegt und nicht
    auf wirtschaftlicher Verwertbarkeit beruht.

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    Das Innovations-Ökosystem, das Innovation im Sinne       In Wien wird Forschung und Entwicklung (F&E) als
    von „Innovatives Wien 2020“ ermöglicht, umfasst ein      inter- und transdisziplinärer Wissensprozess prakti­
    breites Spektrum an Akteursgruppen. Neben Wissen­        ziert. Gleich bedeutend mit der Sicherstellung exzellen­
    schaft, Wirtschaft und Politik sind das auch das Bil­    ter wissenschaftlicher Forschung führen insbesondere
    dungssystem, öffentliche und private Investoren, die     die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK)
    öffentliche Verwaltung sowie Nutzerinnen und Nutzer      zur Möglichkeit der Mitgestaltung sozial akzeptierter,
    und betroffene Bürgerinnen und Bürger.                   sozial integrierter und nachhaltiger Innovationen.

    Alle Potenziale des Innovationssystems sollen gezielt    Die Betonung des Nutzens und der Akzeptanz macht
    gefördert und genutzt werden. Alle Menschen – unab­      deutlich, dass es in den Innovationsprozessen stark auf
    hängig   von   Geschlecht, Bildungsstatus, sozialem      die Einbindung der Nachfrageseite, also der Nutzerin­
    Status und Herkunft – sollen in Innovationen eingebun­   nen und Nutzer und der Betroffenen ankommt – sowohl
    den werden.                                              bei Innovationen im öffentlichen Interesse als auch bei
                                                             allen anderen.
    Das innovative Milieu zeichnet sich durch ein hohes
    Ausbildungsniveau auf breiter Basis aus. Das Schaffen    Begleitend müssen Innovationen immer wieder hinter­
    einer innovationsfreudigen Kultur schon bei jungen       fragt werden. Die Führung dieses Diskurses zeigt, dass
    Menschen und das bewusste Nutzen von Diversität för­     die Stadt Wien mit dem Thema Innovation verantwor­
    dern das Innovationspotenzial in Wien.                   tungsbewusst umgeht.
Ablauf
       Die Erstellung der Strategie erfolgte von Mitte 2014 bis
       Mitte 2015, inhaltlich und organisatorisch betreut durch die
       Magistratsabteilung 23 – Wirtschaft, Arbeit und Statistik.

       – 80 Expertinnen und Experten aus Wis-        – Ein Beirat zur strategischen sowie zur
         senschaft, Forschung, Unternehmen und        inhaltlichen Willensbildung mit der Vize-
         Verwaltung wurden eingeladen, bei der        bürgermeisterin und Finanz- und Wirt-
         Strategieerstellung im Rahmen von drei       schaftsstadträtin,    dem    Magistrats-
         Panels mitzuwirken.                          direktor-Stellvertreter, dem Planungs­
                                                      direktor sowie VertreterInnen des Finanz­
       – Open Forum und Online Partizipation für      wesens, der Kultur, der Wirtschaftsagen­
         interessierte Wienerinnen und Wiener.        tur Wien, des Wiener Wissenschafts-,
                                                      Forschungs- und Technologiefonds und
       – Gespräche mit Führungspersonen von           der tina vienna urban technologies +
         Wiener Hochschulen, Forschungseinrich-       strategies GmbH wurde eingerichtet.                             6
         tungen, Unternehmen und Interessensver­
         tretungen ergänzten den fachlichen Input.

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                                                                                            Panelrunde 2

                                                                  Open Forum /
                                                               Online Partizipation

                                          Panelrunde 1

              Kick Off Veranstaltung
                   im Rathaus

                10. September 2014        Oktober 2014           November 2014              Dezember 2014   Februar 2015

Wiener FTI Strategie
Ablauf

                                   Umsetzung der Strategie

                                   Die Umsetzung der Strategie im Zeitraum von 2016 bis
                                   2020 wird von der Magistratsabteilung 23 begleitet. Um
                                   die notwendigen Abstimmungen und eine koordinierte
                                   Vorgangsweise sicherzustellen wird ein Beirat einge­
                                   richtet. Die Magistratsabteilung 23 legt dem Beirat
                                   jährlich ein Arbeitsprogramm mit den konkreten Maß­
                                   nahmen zur Erreichung der Ziele von „Innovatives Wien
                                   2020“ vor. Ebenfalls jährlich wird ein Bericht gelegt,
                                   der die Umsetzung des vergangenen Jahres aufzeigt.
                                   Die konkreten, umgesetzten Maßnahmen werden im
                                   Rahmen einer jährlich stattfindenden Veranstaltung der
                                   Öffentlichkeit vorgestellt.

                                                                      Startveranstaltung

                                            Beschluss der Strategie
 7                                             im Gemeinderat

                Erstellung des Strategie­
                berichts durch die MA 23

Fachgespräche

Frühjahr 2015          Juni 2015                 Herbst 2015             Anfang 2016
Kontext
       Die vorliegende Strategie „Innovatives Wien 2020“ setzt
       inhaltlich die erste Wiener FTI-Strategie „Wien denkt Zukunft“
       fort. Sie leistet aber auch einen wesentlichen Beitrag
       zur Erreichung der Ziele der Smart City Rahmenstrategie.

       Innovatives Wien 2020 im Kontext anderer Strategien
       Komplementäre Strategien in Wien
       Im Jahr 2006 wurde begonnen, das Thema Forschung            wirtschaftspolitischen Leitlinien verbinden wichtige
       und Innovation flächendeckend strategisch zu denken.        Überschneidungsbereiche: Wirtschaftsförderung und
       Ergebnis war die erste FTI-Strategie der Stadt Wien         Investitionen in die Infrastruktur, Beschäftigungspoli­
       „Wien denkt Zukunft“, die 2008 in Kraft trat. Verschie­     tik und Qualifikation, Entrepreneurship und Start-ups,
       dene Fachstrategien, wie der Stadtentwicklungsplan          industrieller Strukturwandel und wissensintensive
       „STEP 2025“ mit seinen Fachkonzepten, das Klima­            Dienstleistungen.
       schutzprogramm Wien, die IKT-Strategie „Digitale            Die „Digitale Agenda Wien“ ist ein Beitrag zur Errei­
                                                                                                                               8
       Agenda Wien“ oder die Wiener Tourismusstrategie sind        chung der Smart City-Ziele für ein innovatives Wien,
       Teile eines breiten Netzwerks an Strategien und             indem die neuen Technologien optimal genützt werden.
       Zukunftskonzepten der Stadt.                                Technologisch getriebene Innovationen werden dabei
       Auf dieser Basis wurde 2014 die „Smart City Wien“ Rah­      mit sozial getriebenen Innovationen verknüpft, um die
       menstrategie vom Wiener Gemeinderat beschlossen, die        Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt zu stel­
       einen Orientierungsrahmen für die nächsten Generatio­       len. Die „Digitale Agenda Wien“ ist die strategische Ant­
       nen an Fachstrategien vorgibt und jeweils für deren         wort auf den starken Trend der Digitalisierung der
       Bereiche die strategische Orientierung festlegen soll. In   wesentlichen Lebenslagen. Sie hat sich zum Ziel gesetzt,
       die Innovationsziele der „Smart City Wien“ Rahmenstra­      unterschiedliche innovative IKT-Projekte innerhalb der
       tegie sind die wesentlichen Ausrichtungen und großen        Stadtverwaltung, aber auch in Kooperation mit der Pri­
       Zielsetzungen der ersten Wiener FTI-Strategie einge­        vatwirtschaft und der Bundesebene, umzusetzen. Hier
       flossen. Wien will bis 2050 das Leitziel der „besten        ergibt sich eine starke Verflechtung mit „Innovatives
       Lebensqualität durch soziale Inklusion für alle Wiener­     Wien 2020“: Der IKT-Bereich ist eines der FTI-Stärkefel­
       innen und Wiener bei größtmöglicher Ressourcenscho­         der, auf die in Wien gesetzt wird.
       nung und unter Zuhilfenahme von umfassenden                 Durch den Stadtentwicklungsplan „STEP 2025“ ist
       Innovationen“ erreichen. Die Vorhaben in „Innovatives       gewährleistet, dass die räumlichen Voraussetzungen
       Wien 2020“ sind entsprechend ausgerichtet.                  für die strategische Grundorientierung als attraktiver
       Die Leitlinien der Wiener Wirtschaftspolitik, herausge­     Wirtschafts-, Wissenschafts- und Forschungsstandort
       geben im April 2015, geben den Rahmen für die wirt­         geschaffen werden. Die Kernpunkte in diesem Prozess
       schaftspolitische Ausrichtung der Stadt Wien in den         lauten: Standortangebot, Kooperation mit Unternehmen
       nächsten Jahren vor. „Innovatives Wien 2020“ und die        und Hochschulen sowie Ressourcenschonung.

Wiener FTI Strategie
Kontext

    Wien und die Bundesebene                                    Wien und die europäische Ebene
    Durch die FTI-Strategie des Bundes und den „Aktions­        „Europa 2020“ ist die Wachstumsstrategie der Europäi­
    plan wettbewerbsfähiger Forschungsraum Österreich“          schen Kommission, in der Kernziele der EU – wie die
    werden Themen und Herausforderungen behandelt,              Forschungsquote von 3 % des BIP – festgelegt wurden.
    deren Zuständigkeit in die Bundeskompetenz fällt und        In den vergangenen Jahren wurde seitens der EU der
    deren Lösung nur gesamtösterreichisch sinnvoll ist. Das     standortpolitische Diskurs neu definiert, indem im
    Aufgreifen und Behandeln bestimmter Themenfelder,           „Smart Specialisation“-Ansatz Wissenschaft und For­
    wie z. B. die Laufbahnmodelle von Hochschulbedienste­       schung zum Ausgangspunkt genommen wurden, um
    ten, ist ganz im Sinne der gegenständlichen Strategie.      wirtschaftlichen     Strukturwandel    und    intelligentes
    Angelegenheiten der wissenschaftlichen Forschung            Wachstum in die Regionen Europas zu tragen. Diesem
    und Lehre, insbesondere die Universitäten, Fachhoch­        Zugang schließt sich „Innovatives Wien 2020“ an, indem
    schulen, wissenschaftliche Anstalten und Forschungs­        Chancen für Wissenschafterinnen und Wissenschafter
    einrichtungen betreffend, sind in Österreich dem            sowie Unternehmerinnen und Unternehmer geschaffen
    Kompetenzbereich des Bundes zugeordnet und werden           werden, um in Wien bestmöglich tätig werden zu kön­
    daher grundsätzlich auch von der Bundesebene finan­         nen. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Unterneh­
    ziert. Wien ist bemüht, Vorhaben, Projekte und Instituti­   men, Verwaltung und Politik haben gemeinsam an der
    onen aus Landesmitteln zu unterstützen, wenn diese von      Erstellung dieser Strategie gearbeitet und werden daher
    besonderer Wichtigkeit für den Standort sind. Wien ist      auch gemeinsam die Umsetzung sicherstellen.
    für die Hochschulen z. B. eine Partnerin in administrati­
9
    ven Fragen, eine Unterstützerin durch Fonds, durch den      Die Zielsetzungen von „Innovatives Wien 2020“ decken
    Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologie­         sich weitgehend mit den drei großen Schwerpunkten,
    fonds WWTF, durch LISAVienna, INiTS und durch die           die im Rahmen von „Horizon 2020“ definiert wurden:
    Wiener Fachhochschulförderung, Auftraggeberin für           Wissenschaftliche Exzellenz, Stärkung industrieller
    Drittmittelprojekte, Partnerin in Forschungsprojekten       und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit sowie die
    und Arbeitgeberin für Absolventinnen und Absolventen        Bewältigung      gesellschaftlicher   Herausforderungen.
    der Hochschulen. Auch Flächen und Räumlichkeiten der        In der aktuellen Förderperiode des Europäischen Fonds
    Stadt Wien werden durch die Hochschulen genutzt.            für Regionale Entwicklung (EFRE) hat Wien Investiti­
    Die Stadt Wien wird daher den Dialog und die Koopera­       onsprioritäten      für   die   Entwicklung    Wiens    zu
    tion mit der Bundesebene in all jenen Bereichen fortset­    einem europäischen Top-Forschungs- und Innovations­
    zen bzw. suchen, in denen sich Synergien ergeben und        standort gesetzt.
    durch gemeinsames Handeln eine größere Wirkung
    erzielen lässt. Dazu gehören z. B. das Mitwirken an der
    „Plattform FTI Österreich“ des Rates für Forschung und
    Technologieentwicklung oder das „Memorandum of
    Understanding Smart Cities“ zwischen der Stadt Wien
    und dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation
    und Technologie (BMVIT). Im Bereich Industrie 4.0
    wird die Zusammenarbeit in Form einer gemeinsamen
    Plattform mit dem BMVIT und den anderen Bundeslän­
    dern ausgebaut.
Umfeld
       Gesellschaftliche Veränderungsprozesse gehen von Städten aus.
       Hier wurden und werden neue Formen des Zusammenlebens
       geprobt, hier entstehen neue kulturelle Ausdrucksformen und
       hier ist der Nährboden für Wissenschaft und Forschung.
       Die heterogene Zusammensetzung ihrer Bewohnerinnen und
       Bewohner und die bauliche Dichte sind eine permanente
       Herausforderung für das Zusammenleben. Findet man
       Lösungen für diese großen Herausforderungen, so ist es
       möglich, eine hohe Lebensqualität für alle Bewohnerinnen
       und Bewohner zu sichern.

                                                                                                                           10

       Wissensstadt Wien
       Der Standort Wien hat in den vergangenen beiden Jahr­      Prozesse oder auch soziale Innovationen durchzuset­
       zehnten einen enormen Strukturwandel vollzogen, der        zen. Die Basis für den Wissensstandort Wien bilden die
       auch den neuen Rahmenbedingungen nach dem Fall des         Hochschulen und Forschungsinstitutionen: Ihre Rollen
       Eisernen Vorhanges Rechnung trägt. Der Wirtschafts­        in einem regionalen Innovationssystem sind nicht nur
       standort Wien ist stark auf wissensbasierte Dienst­        durch ihre traditionellen Missionen – also Forschung
       leistungen spezialisiert und auch im produzierenden        und Lehre – gegeben. Sie nehmen auch Einfluss auf die
       Bereich haben technologisch ausgereifte Produkte, die      Wirtschaftsleistung, die Innovationskraft und die
       entsprechendes Wissen voraussetzen, zunehmend an           gesellschaftliche Entwicklung einer Region. For­
       Bedeutung gewonnen. Wien konkurriert auf den Märk­         schungseinrichtungen und Hochschulen sind deshalb
       ten über Produktivität und Qualität, nicht durch Preis-    wichtige Partnerinnen für die Wiener Stadtverwaltung
       und Lohndruck. Die aus der hohen Wissensorientierung       und den Wirtschaftsstandort. Sie tragen zur Imagebil­
       resultierende überdurchschnittliche Produktivität ist      dung und der Identität Wiens als Wissensstadt bei. Die
       ein wesentlicher Vorteil des Wirtschaftsstandortes Wien.   Attraktivität des Hochschulstandortes Wien drückt sich
       Etablierte große und kleine Unternehmen treiben Inno­      auch dadurch aus, dass Wien in der Zwischenzeit jene
       vationen genauso voran wie viele junge Start-ups und       Stadt im deutschen Sprachraum ist, die die meisten
       Social Entrepreneurs. Dieser Boom ist mit ein Gradmes­     Studierenden aufweist.
       ser für die Dynamik des Standortes. Die jungen Pioniere
       nehmen oft ein hohes Risiko in Kauf, um neue Produkte,

Wiener FTI Strategie
Umfeld

                                                               Der Staat als Ort des gesellschaftlichen Interessenaus­
                                                               gleichs ist gleichsam wichtiger Ort der Formulierung
                                                               sozial getriebener Innovationen. Hier müssen allgemein
                                                               gültige Lösungen gefunden und neue Formen des
                                                               Zusammenlebens ausverhandelt werden. Hier muss
     2008 – 2015 „Wien denkt Zukunft“ –                        auch   der   Abbau    bestehender     Diskriminierung
     erste Wiener FTI Strategie                                (etwa wegen des Geschlechts oder der Herkunft) aktiv
     Die stark wissensbasierte Ausrichtung des Standortes      vorangetrieben werden und der Staat kann darauf ach­
     Wien hat dazu geführt, dass 2007 mit „Wien denkt          ten, dass Innovationen nicht nur die Probleme bestimm­
     Zukunft“ die erste Wiener Strategie für Forschung,Tech­   ter privilegierter Gruppen lösen. Speziell in Wien haben
     nologie und Innovation vorgelegt wurde. In fünf Hand­     innovative Lösungen für gesellschaftliche Herausforde­
     lungsfeldern – Humanressourcen, thematische Schwer­       rungen Tradition: Das „Rote Wien“ steht als Begriff
     punkte, Awareness, Rahmenbedingungen für Neues            für eine damals neue Art kommunaler Daseinsvorsorge
     schaffen und Wien als internationaler Netzwerkknoten      – beginnend beim Bau von Gemeindewohnungen, über
     – wurde im Zeitraum 2008 bis 2015 an der Weiterent­       die Bereitstellung öffentlicher Gesundheitsvorsorge,
11
     wicklung des Wissensstandortes Wien gearbeitet.           bis hin zur Sicherstellung von Betreuungs- und
     In der Zwischenzeit wurde 2014 mit der „Smart City        Bildungseinrichtungen.
     Wien“   Rahmenstrategie      durch   Beschlussfassung     Die Stadtverwaltung hat heute wie damals großes Inte­
     des Wiener Gemeinderates der Rahmen für die Lösung        resse an der Lösung gesellschaftlicher Herausforderun­
     gesellschaftlicher   Herausforderungen     geschaffen.    gen. Im Vordergrund stehen Antworten, die sich an den
     „Beste Lebensqualität für alle Wienerinnen und Wiener     Bedürfnissen der Wienerinnen und Wiener orientieren.
     bei größtmöglicher Ressourcenschonung“ – so lautet        Daher ist bei der Formulierung der Herausforderungen
     das Leitziel, das nur durch Innovationen erreicht         darauf zu achten, dass alle Gruppen unabhängig von
     werden kann.                                              Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft, Weltan­
                                                               schauung, Vermögen und Einkommen einbezogen wer­
     Kommunale Verantwortung durch Innovation                  den. Das heißt aber auch, dass die Menschen selbst
     Große technologische oder soziale Innovationen werden     Lösungen suchen und Innovationen vorantreiben und
     oft durch die öffentliche Hand entwickelt – sie gehen     nicht ausschließlich das technologisch Machbare die
     entweder direkt vom Staat aus oder werden von ihm         Richtung vorgibt.
     gefördert. Das gilt für das Bildungswesen genauso wie     Die Stadt Wien will Bürgerinnen und Bürgern, Unter­
     für die Entwicklung der Infrastruktur durch den Bau       nehmen, den wissenschaftlich tätigen Menschen und
     von Straßen, Eisenbahnen, Wasserleitungen oder Breit­     zivilgesellschaftlichen Organisationen optimale Rah­
     bandverbindungen. Zudem ist die öffentliche Hand als      menbedingungen für innovatives Handeln bieten.
     Nachfragerin von innovativen Gütern und Dienstleis­       Gemeinsam muss es gelingen, den exzellenten Standort
     tungen eine bedeutsame Treiberin von Innovationen         Wien weiterzuentwickeln und Wiens Weg zu einer euro­
     im Unternehmenssektor.                                    päischen Metropole zu gestalten.
Neue Wege in unsicheren Zeiten                              Wachsende Stadt
       „Innovatives Wien 2020“ ist nicht nur Teil des Innova­      Der Fall des Eisernen Vorhangs in den 1990er Jahren
       tions-Ökosystems am Standort, sondern ist auch in           und in Folge die Erweiterung der Europäischen Union
       Verbindung mit politischen, wirtschaftlichen und            haben Wien aus einer Randlage in eine europäische
       demografischen Entwicklungen in Europa zu sehen.            Zentrallage gebracht. Wien wächst mit einer enormen
       Speziell die wirtschaftliche Entwicklung ist durch          Geschwindigkeit und ist als siebtgrößte Stadt der
       Umbrüche und Unsicherheiten geprägt. Hierzu tragen          Europäischen     Union    international   wieder    als
       die krisenhaften Entwicklungen der vergangenen Jahre        Metropole sichtbar. Die hohe Lebensqualität, die Errun­
       ebenso bei wie tiefgreifende Veränderungen der Pro­         genschaften einer innovativen Stadt und die soziale
       duktions- und Arbeitswelt sowie Urbanisierungs- und         Inklusion machen Wien attraktiv. Die Wiener Bevölke­
       Wanderungsprozesse. Die Finanz- und Wirtschaftskrise        rung wird bis 2029 wieder auf zwei Millionen anwach­
       hat in Europa tiefe Spuren hinterlassen. Das schwache       sen. Ziel einer erfolgreichen Wiener Wirtschafts- und
       Wirtschaftswachstum ist auch an Wien nicht spurlos          Innovationspolitik muss es daher sein, Rahmenbedin­
       vorbeigegangen und hat die Handlungsspielräume der          gungen für die wachsende Stadt zu schaffen, welche die    12
       öffentlichen Hand eingeschränkt. Auch auf dem Arbeits­      Wettbewerbsfähigkeit der Stadt sichern und gleichzei­
       markt sind die Auswirkungen der Krise sichtbar. Dies        tig auch die soziale Dimension nicht vernachlässigen.
       wird begleitet durch massive Umbrüche, ausgelöst            Gezielte Investitionen in die Infrastruktur, in die
       durch globale Trends und technologische Entwicklun­         Daseinsvorsorge und in die Menschen im Sinne von
       gen etwa im Bereich des Internets. Neue Geschäfts­          Aus- und Fortbildung werden dies auch weiterhin
       modelle bzw. Produktionsformen (z. B. Online-Dienst­        gewährleisten.
       leistungsplattformen und Industrie 4.0) sind bereits
       umgesetzt oder werden entwickelt – die Rede ist von         Menschen sind mobiler geworden – u.a. ein Erfolg des
       einer vierten industriellen Revolution. Soziale, künstle­   vereinten Europas. Nach Wien kommen derzeit hoch­
       rische, technologische und organisatorische Innovatio­      qualifizierte Zuwandernde: 44 % der in den vergangenen
       nen haben allerdings das Potenzial, Antworten zu            vier Jahren (2011–2014) zugewanderten Menschen ver­
       liefern, um die Lebensqualität der Bürgerinnen und          fügen über einen Hochschulabschluss. Ein Drittel der
       Bürger weiterzuentwickeln und eine gesellschaftliche        Wiener Bevölkerung wurde im Ausland geboren, rund
       Spaltung zu vermeiden.                                      ein Viertel der in Wien lebenden Menschen hat keine
                                                                   österreichische Staatsbürgerschaft. Wien bekennt sich
                                                                   klar zu seiner Rolle als Zuwanderungsstadt mit einer
                                                                   aktiven Willkommenskultur.

Wiener FTI Strategie
Umfeld
                                                                                     Umfeld

     Deshalb Innovatives Wien 2020
     Wien bekräftigt mit einer eigenen FTI-Strategie die Bedeutung der exzellent
     arbeitenden Menschen an den Hochschulen und den außeruniversitären
     Forschungseinrichtungen sowie der großen Vielfalt an wissenschaftlichen
     Disziplinen. Wien betont damit aber auch die Relevanz innovativer Unterneh­
     men und Start-ups.

     Neu an dieser Strategie ist, dass sich auch die Wiener Stadtverwaltung als
     Innovationsakteurin ins Bewusstsein bringt. Gemeinsam werden Fragen
     formuliert und kulturelle, soziale, technologische und organisatorische Inno­
     vationen entwickelt werden.

     Um Wirksamkeit zu erreichen, muss „Innovatives Wien 2020“ für einen
13
     bestimmten Kreis an Adressatinnen und Adressaten handlungsleitend sein.
     Dazu gehören nicht nur der Magistrat der Stadt Wien, sondern auch die
     verschiedenen Institutionen der Stadt Wien, sofern sie öffentliche Gelder
     verwenden.

     „Innovatives Wien 2020“ stellt nicht nur die strategische Verwendung von
     Ressourcen in den Mittelpunkt. Ebenso wichtig ist das Zusammenwirken und
     gegenseitige Inspirieren der unterschiedlichen Gestaltungsebenen der
     FTI-Landschaft. Deswegen gehören Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
     Hochschulen, Forschungsinstitutionen, der Verwaltung, privater Unterneh­
     men, zivilgesellschaftlicher Einrichtungen und europäischer Institutionen
     zum großen Kreis jener Menschen, denen die Strategie Orientierung bezüglich
     der FTI-Ausrichtung der Stadt Wien geben soll.
Strategie
       Mit der ersten FTI-Strategie der Stadt Wien „Wien denkt
       Zukunft“ aus dem Jahr 2007 wurden Innovationsziele
       festgelegt. Diese wurden im Zuge der Erstellung der Smart City
       Rahmenstrategie adaptiert und weiterentwickelt.
       Die Ziele der Strategie „Innovatives Wien 2020“ orientieren sich
       ihrerseits an der „Smart City Wien“ Rahmenstrategie.

        Smart City Wien Rahmenstrategie

         Übergeordnete Ziele dabei sind:
         2050 ist Wien „Innovation Leader“ durch Spitzen­
         forschung, starke Wirtschaft und Bildung.
         Bis 2050 ist Wien eine der fünf großen europäischen
         Forschungs- und Innovationsmetropolen.

         Weitere Ziele:                                                   14
         Wien kann bis 2030 zusätzliche Forschungseinheiten
         internationaler Konzerne anziehen.
         Wien ist 2030 ein Magnet für internationale Spitzen­
         forscherinnen und –forscher und Studierende.
         Das Innovationsdreieck Wien – Brno – Bratislava ist
         bis 2030 eine der zukunftsträchtigsten grenz­
         überschreitenden Innovationsregionen Europas.
         Wien ist 2050 weiterhin eine der zehn kaufkraft­
         stärksten Regionen Europas nach BIP pro Kopf.
         Wien baut seine Stellung als präferierter Head­
         quarterstandort in Mittel-Südost-Europa mit
         globaler Strahlkraft weiter aus.
         Jährlich gründen mehr als 10.000 Personen aus dem
         In- und Ausland ihr Unternehmen in Wien, dem
         attraktivsten Start-Up-Standort der Region.
         Die Direktinvestitionsströme von und nach Wien
         haben sich gegenüber 2013 verdoppelt.
         Der Anteil der technologieintensiven Produkte an
         den Exporten ist bis 2050 auf 80 Prozent* gestiegen.

         * Ausgangsbasis 60 Prozent in 2012

Wiener FTI Strategie
Strategie

     Ziele von Innovatives Wien 2020

     Innovationsziel Nr. 1

     Wien als Stadt der Chancen
     Wien schafft optimale Voraussetzungen, um das
     Innovationspotenzial in der Metropolregion zu entfalten.

     Innovationsziel Nr. 2

15   Innovative Stadtverwaltung
     Wien bekennt sich zur Innovationsfreudigkeit der
     öffentlichen Hand und zur Rolle der Stadt als Gestalterin,
     Nachfragerin und Nutzerin von Innovationen.

     Innovationsziel Nr. 3

     Wien als Ort der Begegnung
     Wien schafft ein innovatives Milieu und
     setzt auf Kooperation und Offenheit.
Ziele von Innovatives Wien 2020 im Detail

            Innovationsziel Nr. 1
                                                                  gezielt in innovative Lösungen, die eine nachhaltige
            Wien als Stadt der Chancen                            und sozial inklusive Weiterentwicklung unserer Stadt
                                                                  ermöglichen (Smart Solutions) sowie innovative Pro­
            Wien schafft optimale
                                                                  duktions- und Fertigungsprozesse unterstützen und
            Voraussetzungen, um das                               damit Arbeitsplätze am Standort sichern (Smart Pro­
                                                                  duction). Die Positionierung der Metropolregion Wien
            Innovationspotenzial in
                                                                  sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene
            der Metropolregion                                    durch dauerhafte Partnerschaften ist notwendig, um
                                                                  sich auf der internationalen FTI-Landkarte zu behaup­
            zu entfalten.
                                                                  ten. Wien wird auch verstärkt mit den benachbarten
                                                                  Regionen, Städten und Nachbarstaaten in den vorhan­       16
                                                                  denen Stärkefeldern kooperieren.
       Wien als attraktive Stadt für Forscherinnen und
       Forscher sowie für Unternehmen                             Nachhaltige Finanzierung und effektive Förderung
       Wien will Magnet für talentierte Forscherinnen und         Eine transparente und effiziente Wiener Förderland­
       Forscher sowie für Gründerinnen und Gründer sein und       schaft soll ausreichend flexibel agieren können, um für
       dabei den Anteil der Frauen in diesen Bereichen weiter     neue Herausforderungen gewappnet zu sein. Finanzi­
       erhöhen. Dazu bedarf es einerseits entsprechender Kar­     elle Förderungen sollen Forschungsbereiche stärken,
       rieremöglichkeiten in Wissenschaft und Forschung,          unternehmerische     Innovationen    auslösen,     neue
       andererseits aber auch optimaler Rahmenbedingungen         Geschäftsmodelle unterstützen und private Investorin­
       für innovative Unternehmen. Eine aktive Willkommens­       nen und Investoren dazu bringen, in „bright ideas made
       kultur unterstreicht die Offenheit Wiens.                  in Vienna“ zu investieren.

       Weiterentwicklung der Stärkefelder                         Bildung, die Innovation ermöglicht
       Die FTI-Stärkefelder der Stadt Wien, derzeit Life Scien­   Beginnend beim Kindergarten bis hin zu den Hochschu­
       ces, IKT, Kreativwirtschaft, die Geistes-, Kultur- und     len müssen allen jungen Wienerinnen und Wienern
       Sozialwissenschaften und Teilbereiche der Mathema­         Chancen geboten werden und eine Innovationskultur
       tik/Physik werden weiter ausgebaut und müssen als          entstehen. Dieser Anspruch bezieht sich auf die Bil­
       Leuchttürme mit ausreichender kritischer Masse inter­      dungsinhalte, deren Vermittlung und auf die Rahmen­
       national sichtbar sein. Darüber hinaus investiert Wien     bedingungen organisatorischer und baulicher Art.

Wiener FTI Strategie
Ziele

         Innovationsziel Nr. 2                                     Innovationsziel Nr. 3

         Innovative Stadtverwaltung                                Wien als Ort der Begegnung
         Wien bekennt sich zur Innovati-                           Wien schafft ein innovatives
         onsfreudigkeit der öffentlichen                           Milieu und setzt auf Kooperation
         Hand und zur Rolle der Stadt als                          und Offenheit.
         Gestalterin, Nachfragerin und
         Nutzerin von Innovationen.

17

     Innovative Stadtverwaltung                                Wien als Ort der Begegnung
     Die Wiener Stadtverwaltung wird auch in Zukunft daran     Innovationen entstehen oft an den Grenzen und Über­
     arbeiten, die öffentlichen Leistungen der Stadt laufend   gängen zwischen Themen, Institutionen und Zuständig­
     zu verbessern und weiterzuentwickeln. Dabei spielen       keiten. Deshalb sichern der offene Dialog und die
     unterstützende Rahmenbedingungen für private Unter­       Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur­
     nehmen und die innovationsorientierte öffentliche         schaffenden, Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft das
     Beschaffung eine Rolle. Die öffentliche Hand ist als      Innovationspotenzial der Stadt. Dazu gehören das
     Innovatorin selbst aktive Akteurin in diesem Feld.        Aufspüren    gesellschaftlicher    Entwicklungen,   die
                                                               Unterstützung künstlerisch-kulturellen Innovations­
                                                               geschehens sowie die Einbindung der Wienerinnen
                                                               und Wiener etwa in Form von Open Science und Citizen
                                                               Science. Da der Nutzen von Innovation für die Gesell­
                                                               schaft im Zentrum steht, erfolgt die Einbindung anderer
                                                               Sichtweisen im Sinne von „Open Innovation“ unabhän­
                                                               gig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft,
                                                               Weltanschauung, Vermögen          und   Einkommen. Die
                                                               internationale Positionierung Wiens als FTI-Standort
                                                               wird verstärkt.
Innovationsziel Nr. 1

       Wien als Stadt der Chancen
       Die Stadt Wien wird die Rahmenbedingungen in Wien weiter so gestalten, dass Inno­
       vationen unterstützt werden und sich das Innovations-Ökosystem, in dem öffentliche
       und private Initiativen einander ergänzen, weiterentwickelt. Um den Standort zu stär­
       ken und Wege zur Innovation zu ermöglichen, werden auf folgenden Ebenen
       Aktivitäten gesetzt:

                                                                  Gute Rahmenbedingungen für Wissenschafts­
                                                                  nachwuchs und Lehrende an Wiener Hochschulen
                                                                  Die Stadt Wien wird Forschung und Lehre an den Hoch­
                                                                  schulen weiterhin punktuell unterstützen um noch
       Handlungsfeld 1: Attraktive Stadt für Forscherinnen        mehr exzellente Leistungen zu ermöglichen und um zur
       und Forscher sowie für Unternehmen                         internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Institutio­
                                                                  nen beizutragen. Das umfasst zum Beispiel die
       Wer eine gute Idee hat, soll diese in Wien umsetzen kön­   Finanzierung von Forschungsinfrastruktur, von Stif­
       nen! Die Stadt Wien will vorhandene Potenziale aus­        tungsprofessuren und Nachwuchsgruppen zu strate­
       schöpfen und High Potentials anziehen. Wien soll als       gisch relevanten Themen, die Unterstützung bei der
       Magnet für Forscherinnen und Forscher und Menschen,        Bewerbung um europäische Kofinanzierungsmittel oder
       die etwas „unternehmen“ wollen, sozusagen als              eigene Fonds. Dabei verfolgt die Stadt weiterhin das        18
       „Gewächshaus“ für Ideen, etabliert werden. Der Frau­       Ziel eines ausgeglichenen Geschlechterverhältnisses in
       enanteil in der betrieblichen Forschung liegt in Wien      der Wissenschaft.
       derzeit bei rund 24 %, es gilt deshalb Maßnahmen zu
       setzen, um den Frauenanteil in diesem Bereich zu           Willkommenskultur erweitern
       steigern.                                                  Die Stadt Wien nimmt sich selbst in die Pflicht und prüft
                                                                  die Optimierung der internen Prozesse im Rahmen von
       Start-ups forcieren                                        Services für Neuankommende.Wien wird sich weiterhin
       Die Zahl der Start-ups ist in den vergangenen Jahren       als weltoffene Stadt präsentieren und allen Diskrimi­
       deutlich gestiegen. Diese Ausgangslage nutzt die Stadt,    nierungen deutlich entgegentreten. Die Stadt will, dass
       um Wien als internationalen exzellenten Start-up-Hub       sich alle Menschen – egal wie lange sie in Wien sind –
       zu etablieren und die Attraktivität des Standortes für     hier wohl fühlen. Der Bund ist in diesem Zusammen­
       Investorinnen und Investoren weiter zu steigern. Grün­     hang aufgrund der Verteilung der Kompetenzen im
       derinnen und Jungunternehmer werden unterstützt, es        Bereich des Fremdenrechts besonders gefordert. Wien
       werden gezielt Maßnahmen gesetzt, um die Start-up-         fordert hier, verstärkt im diesem Sinne zu agieren. So
       Location Wien international bekannter zu machen und        werden beispielsweise das Verfahren zur Erlangung des
       junge Unternehmen aus dem Ausland nach Wien zu             Aufenthaltstitels „Rot-Weiß-Rot Karte“ ebenso wie die
       holen. Dazu gehören auch so genannte Social Entrepre­      sonstigen Verfahren zur Erlangung eines Aufenthaltsti­
       neurs, die soziale Probleme und gesellschaftliche Her­     tels nach dem Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz
       ausforderungen bewältigen wollen und die häufig            als sehr große Hürde wahrgenommen. Die adäquate
       andere Wachstums- und Exit-Szenarien als „klassische“      Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse ist
       Start-ups verfolgen.                                       zu gewährleisten.

Wiener FTI Strategie
Handlungsfelder

                                                                dungen. Die internationale Sichtbarkeit dieser Aspekte
                                                                ist auch durch die Weiterentwicklung der Wiener Stär­
     Gender Mainstreaming und Frauenförderung
                                                                kefelder und die Umsetzung von Leuchtturmprojekten
     weiterhin forcieren
                                                                zu erhöhen.
     Ein Standort verliert, wenn er nicht die Fähigkeiten von
     allen, also Frauen und Männern, nutzt. Strukturelle
                                                                FTI-Schwerpunkte weiterentwickeln
     Benachteiligungen sind daher aufzubrechen, weshalb
                                                                2007 wurden in der Wiener FTI-Strategie „Wien denkt
     Wien sich weiterhin zum Gender Mainstreaming bei
                                                                Zukunft“ der Ausbau von Schwerpunkten festgelegt.
     Forschung, Technologie und Innovation bekennt.
                                                                Life Sciences / Medizin, Informations- und Kommunika­
                                                                tionstechnologien   (IKT)   sowie   Kreativwirtschaft /
     Dies bedeutet
                                                                Medien. Das erhebliche Entwicklungspotenzial in den
     – ausgewogene Repräsentanz von Frauen und
                                                                Forschungsfeldern Mathematik, Physik sowie in den
       Männern in den Forschungsteams,
                                                                Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften sollte
     – ausgewogene Repräsentanz von Frauen und
                                                                gestärkt werden. In der Strategie „Innovatives Wien
       Männern in den Entscheidungsfunktionen,
                                                                2020“ werden sowohl die FTI-Schwerpunkte als auch
     – Berücksichtigung von Genderkompetenz in
                                                                die genannten Forschungsfelder weiterentwickelt und
       den entsprechenden Jurys, sowie
                                                                gefestigt.
     – Integration der Genderdimension in
                                                                Eine weitere FTI-Schwerpunktsetzung erfolgt in jenen
       Forschungsinhalten.
                                                                Feldern, die für den Standort von besonderer strategi­
                                                                scher Bedeutung sind, weil sie entweder eine wichtige
     Wien möchte innovative Berufsbilder sichtbar und
19                                                              Mission für die Weiterentwicklung der Stadt oder –
     erlebbar machen, mit dem Ziel, dass sich grundsätzlich
                                                                nach dem Motto „Stärken stärken“ – einen ausgewiese­
     mehr junge Menschen und insbesondere mehr Mädchen
                                                                nen Schwerpunkt der Wiener Innovationslandschaft
     für Forschung und Technologie als Berufsoption inter­
                                                                adressieren. Der Prozess zur weiteren Schwerpunktset­
     essieren. Es werden Anreize für Unternehmen gesetzt,
                                                                zung erfolgt in Abstimmung mit und zwischen den Ins­
     um Frauen in führenden Positionen der betrieblichen
                                                                titutionen und berücksichtigt nicht nur evidenzbasierte
     F&E zu beschäftigen. Die unterschiedlichen Bedürf­
                                                                Entscheidungsgrundlagen, sondern auch bottom-up
     nisse verschiedener Gruppen von Nutzerinnen und
                                                                Ansätze. Dadurch soll sichergestellt werden, dass sämt­
     Nutzern bei der Entwicklung neuer Produkte und
                                                                liche Ideen und Anregungen bei der Weiterentwicklung
     Dienstleistungen sind zu berücksichtigen.
                                                                des FTI-Standortes berücksichtigt werden.
     Die Möglichkeiten des Vergaberechts zur Förderung der
     Gleichstellung bei Auftragnehmenden werden von der
                                                                Infrastruktur für FTI ausbauen
     Stadt Wien genutzt. Zur Frauenförderung werden zudem
                                                                Wenn hochwertige Geräte für viele zugänglich sind, ist
     weiterhin explizite Anreize in der Wirtschaftsförderung
                                                                diese Infrastruktur ein entscheidender Standortvorteil.
     zu setzen sein, wie z. B. gezielte Förderwettbewerbe für
                                                                Kreative Menschen aus Wissenschaft und Wirtschaft
     von Frauen geleitete Projekte und monetäre Anreize bei
                                                                probieren dann Neues aus und schaffen gemeinsam
     frauenfördernden Maßnahmen.
                                                                Innovationen.
                                                                Durch eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Wis­
     Handlungsfeld 2: Stärkefelder weiterentwickeln
                                                                senschaft und Wirtschaft im Rahmen von „Shared
                                                                Facilities“ kann Forschungsinfrastruktur angeschafft
     Wien ist ein Hochtechnologie-Standort und ein hervor­
                                                                werden, die breiter genutzt wird und gleichzeitig zur
     ragender Platz für Forschung und Unternehmensgrün­
                                                                Kommunikation zwischen den Forschenden anregt.
International sichtbare Leuchttürme schaffen              Entwicklung. Vor dem Hintergrund der EU-Strategie,
       Um international als Anziehungspunkt sowohl für die       den Industrieanteil bis 2020 auf 20 % zu steigern, wird
       besten Köpfe als auch als Ansiedlungsort für Unterneh­    die Stadt ihre Anstrengungen verstärken, Wien als
       men zu punkten, braucht es Leuchtturmprojekte, die        modernen, umweltschonenden Produktionsstandort zu
       nicht nur Spitzenforschung, sondern auch Anwen­           positionieren.
       dungsmöglichkeiten umfassen. Die Stadt Wien wird sol­     Die    interdisziplinäre    und    branchenübergreifende
       che Anstrengungen gemeinsam mit dem Bund und              Zusammenarbeit der Wiener Innovationstreiber wird
       relevanten Akteurinnen und Akteuren nach Kräften          forciert, weil bahnbrechende Innovationen vielfach an
       unterstützen.                                             den Schnittstellen zwischen Branchen und Disziplinen
                                                                 entstehen (z. B. Bioinformatik, Industrie 4.0, Technology
       Verstärkte regionale Kooperationen in                     Experience). Innovative Lösungen in den Bereichen
       den FTI-Schwerpunktthemen                                 Energie, Umwelt, Mobilität und Bau (Smart Solutions)
       Eine „Greater Vienna Area“ – definiert durch die rasche   sowie Produktion und Fertigung (Smart Production)
       Erreichbarkeit (1,5 Stunden Region) – bietet den          werden gebraucht, um Wien erfolgreich weiterzuentwi­
       Vorstellungsrahmen für mögliche Kooperationen, die        ckeln. Deshalb investiert Wien gezielt in die Stärkung
       auf direkte Kontakte oder gemeinsame Infrastruktur        dieser Themenfelder.
       angewiesen sind. Eine verstärkte Kooperation mit
       dem Bundesland Niederösterreich wird angestrebt.          Handlungsfeld 3: Nachhaltige Finanzierung
       Wien soll sich als Zentrum dieser grenzüberschreiten­     und effektive Förderung
       den Innovationsregion weiterentwickeln. Im Städte­
       dreieck Wien – Bratislava – Brno mit den zahlreichen      Ziel ist eine klar und einfach aufgestellte Förderland­
       Hochschulen werden Projekte unterstützt, die zur          schaft, die ausreichend flexibel agieren kann und pri­
       internationalen Positionierung der Region beitragen,      vate Investorinnen und Investoren vermehrt dazu
       z. B. durch Einreichungen bei Horizon 2020 oder           bringt, in Wien in gute Ideen zu investieren. Angestrebt        20
       Bewerbungen für eine von der EU kofinanzierte             wird    ein   „Gewächshaus“       für   Ideen   mit     guter
       Großforschungseinrichtung.                                Bund-Land-Abstimmung. Unterstützt wird ein Investi­
                                                                 tionsklima, in dem der Mut zum Risiko positiv besetzt
       Forcierung des modernen Industrie-                        ist und eine konstruktive Risikokultur gelebt wird.
       und Dienstleistungsstandortes                             Dabei wird darauf geachtet, dass die geförderten Pro­
       Die Rahmenbedingungen für die Sachgüterproduktion         jekte Frauen und Männern gleichermaßen zu Gute
       unterliegen einem rasanten und tiefgreifenden Wandel.     kommen. Sowohl für Grundlagenforschung als auch für
       Immer mehr Produkte werden in der Sachgüterindust­        wirtschaftsbezogene F&E-Förderung stehen grundsätz­
       rie speziell nach Kundinnen- bzw. Kundenwunsch gefer­     lich   ausreichend      Instrumente     auf   Bundes-    und
       tigt. Produktionsanlagen müssen in der Lage sein, auch    Landesebene zur Verfügung, deren nachhaltige Finan­
       kleine Stückzahlen in ökonomisch effizienter Weise her­   zierung    auch   bei    knappen      öffentlichen    Mitteln
       zustellen. Maschinen sollen ihren Bedarf an Produkti­     zu gewährleisten ist.
       onsmitteln selbst ermitteln und wissen, wann eine
       Wartung ansteht. Erzeugnisse sollen Daten über ihren      Flexibilisierung bei der Mittelverwendung
       Zustand bereitstellen und angeben, ob ein Update          Damit Neues gefördert werden kann, sollen Förderstel­
       ansteht und sogar ihren Einsatz einfordern.               len die Freiheit bekommen, einen Teil des Budgets für
       Der Standort Wien verfügt sowohl über hochqualifi­        Initiativen, die im Rahmen des bestehenden Förderan­
       zierte Arbeitskräfte als auch über gut entwickelte kom­   gebots nicht oder nur schwer abgedeckt werden können,
       plementäre Branchen (z. B. Kreativwirtschaft, IKT und     zu verwenden. Mit diesen Mitteln sollen neue Themen
       sonstige unternehmensnahe Dienstleistungen) und bie­      befördert und flexibel Maßnahmen gesetzt bzw. unter­
       tet beste Voraussetzungen für diese technologische        stützt werden, die geeignet sind, dauerhafte struktu­

Wiener FTI Strategie
Handlungsfelder

     relle Verbesserungen des Wirtschaftsstandortes Wien         sozial-indexbasierte Mittelverwendung, die sich am
     zu bewirken und sich an mehrere Akteurinnen                 Anteil der Kinder mit nicht deutscher Muttersprache,
     und Akteuren richten. Die Unterstützung soll an die         dem Bildungsstand der Eltern etc. orientiert, würde zu
     Erfüllung von zu definierenden Qualitätskriterien           mehr Chancengleichheit führen. Dadurch kann die sozi­
     gekoppelt sein.                                             ale Durchlässigkeit im Bildungssystem gefördert wer­
                                                                 den, denn Bildung ist das primäre „Eingangstor“ für
     Private Mittel                                              größere soziale Durchlässigkeit unserer Gesellschaft.
     Die Stadt Wien will private Investorinnen und Investo­
     ren motivieren, verstärkt in „bright ideas made in          Wiener Kindergärten bereiten den Weg für Innovation
     Vienna“ zu investieren. Für Instrumente wie z. B. Zustif­   Wien setzt auf den beitragsfreien Kindergarten für
     tungen (Zuwendungen in das Vermögen einer Stiftung          Kinder von null bis sechs Jahren. Diese Einrichtungen
     auch mittels kleinerer Beträge), Crowdfunding und neue      des Bildungssystems sorgen dafür, dass die bestmögli­
     Konzepte für Venture Capital, sind geeignete Regelun­       che Förderung aller Kinder – unabhängig von deren
     gen zu finden.                                              Geschlecht, Muttersprache oder vom Bildungsstand der
                                                                 Familie – gewährleistet ist und ihnen die Chance gebo­
     Teilhabe der öffentlichen Hand am Erfolg                    ten wird, in allen Bereichen von Forschung und Innova­
     Öffentliche Mittel sind begrenzt. Die Stadt Wien legt       tion erfolgreich werden zu können.
     Wert darauf, dass die öffentliche Hand an von ihr (mit-)
     finanzierten Erfolgen partizipieren kann. Es ist zu prü­    Innovation im Wiener Schulsystem vorantreiben
     fen, ob und wie die öffentliche Hand – als Gegenleistung    Der Ausbau moderner Infrastruktur unter Berücksichti­
     für die Übernahme von Risiken durch die Finanzie­           gung zeitgemäßer pädagogischer Konzepte ist voranzu­
     rungsunterstützung der Entwicklung von innovativen          treiben. Der Bildungscampus in Wien zeichnet sich
     Produkten – im Erfolgsfalle profitieren kann.               durch bauliche, organisatorische und pädagogische
21                                                               Vernetzung und Verschränkung von Kindergarten-,
     Handlungsfeld 4: Bildung, die auf                           Schul- und Freizeitpädagogik aus. Hier verbringen Kin­
     Innovation vorbereitet                                      der vom Säuglingsalter bis zum 10. Lebensjahr den Tag
                                                                 miteinander. Dieses Konzept soll weiter ausgebaut
     Gleiche Bildungschancen für alle Kinder, Abbau von Bil­     werden. Maßnahmen im pädagogischen Betrieb, wie
     dungsbarrieren sowie soziale Integration sind Wertvor­      beispielsweise zu Durchlässigkeit und Austausch der
     stellungen der Wiener Bildungspolitik.                      Lehrenden mit allen Bereichen der Gesellschaft (Hoch­
     Dazu kommt das Bewusstsein, dass Bildung ein integ­         schulen, Wirtschaft, Verwaltung und Non-Profit-Unter­
     raler und unverzichtbarer Bestandteil der FTI-Politik       nehmen) werden ergänzt durch Maßnahmen der
     ist. Eine Innovationskultur lebt von Menschen, die neu­     begleitenden Bildungsforschung. Die Überführung von
     gierig, kreativ, verantwortungsbewusst und selbstsi­        erfolgreichen Projekten in den Regelbetrieb wird unter
     cher auf Problemstellungen zugehen und imstande             Beachtung der notwendigen bundesgesetzlichen Ände­
     sind, innovative Lösungsansätze auszuarbeiten.              rungen angestrebt.
     Wien setzt deshalb auf Bildung, die Chancen bietet und
     eine Innovationskultur entstehen lässt und zwar in          Weiterbildung
     allen Altersstufen und Lebensphasen: beginnend im           Die   Stadt   Wien   unterstützt   Weiterbildung     von
     Kindergarten bis zu den Hochschulen und auch bei der        Erwachsenen unter anderem im Rahmen der Tätigkeit
     Weiterbildung. Dieses Ziel kann nur gemeinsam mit den       des WAFF (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungs­
     Verantwortlichen auf Bundesebene erreicht werden. Die       fonds) und der Wiener Volkshochschulen. Neben der
     flächendeckende Einführung der gemeinsamen Schule           Ausbildungsgarantie wird insbesondere durch den
     der 10- bis 14-jährigen Kinder schafft sozialen Aus­        Qualifikationsplan 2020 die Qualifizierung junger
     gleich   und     durchbricht   Bildungsbarrieren.    Eine   Menschen vorangetrieben.
Innovationsziel Nr. 2

       Innovative Stadtverwaltung
       Die Voraussetzung für eine kontinuierlich innovative Stadtverwaltung ist das Vorhan­
       densein einer „Innovationskultur“. Eine Innovationskultur im Sinne einer Denk-
       und Handlungsweise ist Teil der Organisationskultur. Sie kann nicht verordnet
       werden und braucht Zeit zum Wachsen.

       Die Stadt Wien fördert daher ein innovationsfreudiges Milieu. Engagierte und inno­
       vative Projekte, die die Leistungen der Stadt laufend verbessern und weiterentwi­
       ckeln, sollen forciert werden. Mut zum Ausprobieren und eine damit verbundene
       Risikobereitschaft sind wichtige Haltungen, die die Stadt vertritt und unterstützt.
       Innovationskultur stellt auch sicher, dass aus Fehlern adäquat gelernt werden kann.
       Eine innovative Stadtverwaltung tritt in einen intensiven Austausch mit den
       Menschen. Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern, organisierter Öffentlichkeit
       sowie Politik, Forschung und Unternehmen werden die öffentlichen Leistungen
       optimal gestaltet.

       Der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien und der
       Umgang mit Daten sind zentrale Aspekte einer innovativen Stadt. Die „Digitale
       Agenda Wien“ fördert eine zeitgemäße und partizipative Weiterentwicklung der
       städtischen Leistungen.

                                                                                                                            22

                                                                   Innovationskultur unterstützen
       Handlungsfeld 5: Nachhaltige Verankerung einer              Die Stadt Wien wird eine Innovationskultur nachhaltig
       Innovationskultur in der Stadtverwaltung                    verankern. Dabei kann auch auf den langjährigen Erfah­
                                                                   rungen des betrieblichen Vorschlagswesens aufgebaut
       Die Wiener Stadtverwaltung unterstreicht ihre Rolle als     werden, um gute Ideen der Mitarbeiterinnen und
       innovative und kreative Organisation. Kreativität und       Mitarbeiter abzuholen bzw. gemeinsam mit diesen
       Innovationsbereitschaft müssen verstärkt Teil der           zu entwickeln.
       Organisationskultur werden – fördernde Rahmenbedin­         Innovationen in der Stadtverwaltung entstehen oft im
       gungen sollen identifiziert und in die tägliche (Dienst-)   Kontakt mit den Kundinnen und Kunden. Deshalb soll
       Leistungserbringung integriert werden.                      das Potenzial der Wiener Bevölkerung bei der Ideenfin­
                                                                   dung – etwa im Rahmen von Open Innovation (wie bei
       Innovationen der Stadtverwaltung                            der „Digitalen Agenda“ geschehen) – mit einbezogen und
       sichtbar und erlebbar machen                                dabei die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen
       Die bereits bestehenden Innovationsprojekte sowie der       berücksichtigt werden. Bewusst gestaltete personelle,
       daraus abgeleitete Nutzen sollen innerhalb und              infrastrukturelle und budgetäre Rahmenbedingungen
       außerhalb der Stadtverwaltung deutlich sichtbar             sind bei der Etablierung einer Innovationskultur eine
       gemacht werden.                                             wesentliche Voraussetzung.

Wiener FTI Strategie
Handlungsfelder

     Living Labs, Policy Labs und Proof of Concept
     Ein Living Lab („Echtzeitlabor“) stellt die Bedürfnisse   Innovationskraft des Standortes wesentlich beeinflusst
23   der Benutzerinnen und Benutzer in den Vordergrund         werden. Die Stadt Wien will einen doppelten Innovati­
     und erforscht anhand des alltäglichen Verhaltens einen    onseffekt erzielen: Einerseits tragen innovative Lösun­
     effizienten und intelligenten Umgang mit z. B. Energie    gen zur Weiterentwicklung von städtischen Leistungen
     oder Mobilität. Bei Proof-of-Concept-Projekten werden     und damit auch zur Lösung gesellschaftlicher Heraus­
     neueste Technologien unter realitätsnahen Bedingun­       forderungen bei. Andererseits werden Unternehmen
     gen getestet, Policy Labs loten den Spielraum von         dazu angeregt, nach innovativen Lösungen zu suchen.
     gesetzlichen Regelungen aus. Viele Forschungsbereiche
     benötigen das städtische Umfeld zum Testen neuer Vor­     Rahmenbedingungen verbessern
     gangsweisen. Die Stadt Wien wird Schritte setzen, um      Das derzeit gültige Beschaffungsrecht wird für die
     innovative Technologien an einer realen Infrastruktur     innovationsfördernde öffentliche Beschaffung als hem­
     entwickeln und diese hinsichtlich ihrer Akzeptanz bei     mend gesehen. Die Stadt Wien wird juristisch gesichert
     den Bürgerinnen und Bürgern bewerten zu können.           zwischen tatsächlichen und wahrgenommenen Hemm­
                                                               nissen unterscheiden und diese Erkenntnisse in die
     Handlungsfeld 6: Innovationsfördernde                     operativen Beschaffungsvorgänge einfließen lassen.
     öffentliche Beschaffung                                   Begleitend ist auch das Bewusstsein für die soziale und
                                                               wirtschaftliche   Bedeutung     innovationsfördernder
     Die Stadt Wien und ihre Unternehmen beschaffen jähr­      öffentlicher Beschaffung zu stärken und der Dialog mit
     lich Güter und Dienstleistungen im Wert von mehreren      dem Bund diesbezüglich auszubauen, um Synergien zu
     Milliarden Euro. Laut einer Erhebung der Statistik Aus­   ermöglichen. Wien wird bei der Beschaffung weiterhin
     tria haben etwa 2 % bis 4 % der öffentlichen Ausgaben     auf die Förderung der Gleichstellung von Frauen bei
     innovative Wirkung. Mit der bewussten Entscheidung        Auftragnehmerinnen und Auftragnehmern bzw. auf­
     für innovative Produkte und Dienstleistungen kann die     tragnehmenden Institutionen achten.
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