BAUHERRENPREIS DER HYPO VORARLBERG - ARCHITEKTURWETTBEWERB

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BAUHERRENPREIS DER HYPO VORARLBERG - ARCHITEKTURWETTBEWERB
8. BAUHERRENPREIS
DER HYPO VORARLBERG

                 Organisations-
                 partner
BAUHERRENPREIS DER HYPO VORARLBERG - ARCHITEKTURWETTBEWERB
EDITORIAL
Mit dem 8. Bauherrenpreis zeichnet die Hypo Vorarlberg                     In einem mehrstufigen Prozess hat die Jury aus 146 Ein­
innovative zeit­genössische Architektur aus. Dabei unter-                  reichungen sechs Preisträger/innen und sechs Anerkennun-
streicht der Preis die Bedeutung qualitätsvollen, nachhaltig               gen ausgewählt. Der Preis wird an Bauherren/innen und
wirksamen Bauens und Planens für Gesellschaft und Umwelt.                  Planer/innen gemeinsam verliehen. Die Hypo Vorarlberg
                                                                           ist der größte Baufinanzier des Landes und würdigt mit
Zur Einreichung zugelassen waren in Vorarlberg errichtete                  dem Preis engagierte Bauherr/innen und Planer/innen,
Bauwerke, Sanierungen, Infrastrukturprojekte und Frei-                     die mit ihren ge­lungenen Gebäuden einen wichtigen Beitrag
raumplanungen mit hoher architektonischer, städte- und                     zur Baukultur des Landes leisten. Organisationspartner
ortsbaulicher sowie ökologischer Qualität, die in erfolg­                  ist das vai Vorarlberger Architektur Institut.
reicher Zusammenarbeit von Planer/innen und Bauherr/
innen in den letzten fünf Jahren entstanden sind.                          REDAKTIONSTEAM

IMPRESSUM: Herausgeber. Russmedia GmbH, Gutenbergstraße 1, 6858 Schwarzach Medieninhaber & Hersteller. Russmedia GmbH, Guten-
bergstraße 1, 6858 Schwarzach Redaktion. Wolfgang Beichler, Evelin Reimair, Clemens Quirin Texte. Anna Popelka, Sandra Hofmeister, Klaudia
Ruck, Markus Zilker, Clemens Quirin Lektorat. Eva Guttmann, Jörg Meißner, Erich Obernosterer (VN) Grafisches Konzept. go biq communication
gmbh Gestal­tung / Umsetzung. Johanna Zaremba Titelbild. Volksschule Unterdorf, Höchst; Foto: Bruno Klomfar Fotos Preisträger + Aner­
kennungen. wie bezeichnet Fotos Interview. Miro Kuzmanovic Fotos Juryreise. Stefan Hauer Porträtfotos. Anna Popelka: Anna Sophia
Rußmann, Sandra Hofmeister: Michela Morosin, Klaudia Ruck: Helga Rader, Markus Zilker: He Shao Hui Fotos besichtigte Objekte und eingereichte
Projekte. Georg Alfare, Apparat Lux OG, Albrecht Bayer, Adolf Bereuter, Pia Berchtold, Marxx Bosch, Barbara Bühler, Jens Ellensohn, Alexander Ess,
Johannes Fink, Thomas Gmeiner, Markus Gohm, Christian Grass, Marcel Hagen, Benno Hagleitner, Lukas Hämmerle, Kurt Hörbst, Eduard Hueber,
Alexander Kaiser, Mike Kemter, Bruno Klomfar, Günter König, Rike Kress, Angela Lamprecht, Marc Lins, Elmar Ludescher, Hanno Mackowitz, Marc
Marinelli, Martin Mischkulnig, Christoph Moosbrugger, Cyril Müller, Rasmus Norlander, Karin Nussbaumer, Michael Nussbaumer, Faruk Pinjo,
Norman Radon, Petra Rainer, Maria Ritsch, Beate Rhomberg, Matthias Rhomberg, Victor Marin Roman, Christoph Theurer, Darko Todorovic, Chris-
tian Tonko, Juri Troy, Joe Truog, Sven Rahm, Evelyn Rauth, David Schreyer, Christoph Skofic, Jörg Stadler, Roland Stemmer, Dietmar Stiplovsek,
Dietmar Walser, Roland Wehinger Anzeigen. Russmedia GmbH, Gutenbergstraße 1, 6858 Schwarzach Erscheinungstermin. 26. September 2020
BAUHERRENPREIS DER HYPO VORARLBERG - ARCHITEKTURWETTBEWERB
GRUSSWORT
                    Eine besondere Zeit liegt
                    hinter uns. Durch die Corona-
                    Pandemie wurden alle Bran-
                    chen vor Herausfor­de­rungen
                    gestellt, nun liegt es daran,
                    wieder zu alter Stärke
                    zurück­zufinden. Die Ver­
leihung des Bauherrenpreises zeigt, dass die Bau-
branche als wichtiger Vorarlberger Wirtschafts­
sektor weiterhin zukunftsreiche Ziele verfolgt.
Im Land wird nach wie vor dem Bauen und Wohnen
ein hoher Stellenwert eingeräumt.

Dabei liegt der Fokus noch einmal mehr darauf,
leistbares und attraktives Wohnen zu ermöglichen
                                                          INHALT
und Faktoren wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit
miteinzubinden. Um die Krisenzeit zu bewältigen,
ist es wichtig als Land, den Bau- und Kaufwilligen
auf vielfältige Weise und mit großem Engagement
                                                     04   INTERVIEW
                                                          mit Dr. Wilfried Amann, Vorstandsmitglied
                                                          der Hypo Vorarlberg Bank AG, und
zur Seite zu stehen. Denn was wir bauen und               Dr. Verena Konrad, Direktorin des
wie wir wohnen wirkt sich schließlich direkt auf          vai Voralberger Architektur Institut
die Lebensqualität und das eigene Wohlbefinden
aus. Wer sich in seinen eigenen vier Wänden
zu Hause fühlt, entwickelt eher ein Gefühl der
Ver­bun­den­heit mit seinem Umfeld, mit der Region
                                                     07   JURY UND JURYPROZESS

und mit den Menschen, die in der Umgebung leben.

LANDESHAUPTMANN
MAG. MARKUS WALLNER
                                                     11   FINANZIERUNG
                                                          Hypo Vorarlberg Bank AG

                                                     13   PREISTRÄGER
                                                          Schule Schendlingen, Bregenz
                                                          Volksschule Unterdorf, Höchst
                                                          Gemeindebauten Mellau
                                                          Stadtbibliothek Dornbirn
                                                          Tempel 74, Mellau
                                                          Atelier Klostergasse, Bregenz

                                                     27   ANERKENNUNGEN
                                                          Kinderhaus Sulz
                                                          Gemeindeamt Zwischenwasser
                                                          Wohnsiedlung Maierhof, Bludenz
                                                          Wohnanlage Kreuzbergstraße, Feldkirch
                                                          Haus Rosa, Dornbirn
                                                          Oeconomiegebäude Josef Weiss, Dornbirn

                                                     41   BESICHTIGTE PROJEKTE
                                                          UND EINREICHUNGEN
BAUHERRENPREIS DER HYPO VORARLBERG - ARCHITEKTURWETTBEWERB
NEUES BAUEN
IN VORARLBERG
Dr. Wilfried Amann, Vorstand der Hypo Vorarlberg, und Dr. Verena Konrad,
Direktorin des Vorarlberger Architektur Instituts, im Gespräch über
Geschichte und Anliegen des Preises, die vielen Effekte guter Baukultur
und die gesellschaftlichen Herausforderungen, die dem Bauen zugrunde
liegen und Ausdruck darin finden.

Dr. Amann, die Hypo Vorarlberg lobt seit 1987 den           Konrad. Viele Menschen machen sich Gedanken und ver-
Bauherrenpreis aus. Wie kam es zu der Initiative, einen     folgen mit der Art und Weise, wie sie wohnen, bauen und
Architekturpreis für Vorarlberg zu stiften, und welche      Räume gestalten, nicht nur persönliche Ziele als Ausdruck
Bedeutung hat dieser Preis für Ihre Bank?                   der individuellen Lebensgestaltung, sondern bedenken
                                                            auch die Wirkung eines Bauwerks für Gesellschaft und
Amann. Es ging damals darum, den Vorarlberger/innen         Umwelt. Besonders ist sicher auch, dass viele Menschen
qualitätsvolle, innovative und nachhaltige Architektur      professionelle Partner/innen suchen – z. B. in der
näherzubringen, indem man besondere Projekte ins            Architektur und im Handwerk – und hier auch Ansprüche
Rampenlicht stellt. Dazu muss man wissen: Die interna-      an Planung und Ausführungsqualität stellen. Wenn der
tionale Aufmerksamkeit, die unsere Baukultur heut­          Anspruch an Qualität von vielen Seiten kommt, hat ein Pro-
zutage genießt, war damals noch nicht in diesem Aus-        jekt auch gute Chancen, zu etwas Besonderem zu werden.
maß gegeben. Wir waren damals gewissermaßen unserer         Baukultur ist natürlich auch ein wirtschaftlicher Faktor –
Zeit voraus. Als größter Wohnbaufinanzierer des Landes      bezogen auf die Auftraggeber/innen geht es um große
– wir haben letztes Jahr rund 2000 private Immobilien       Investitionen, aber es gibt auch volkswirtschaftliche Effekte.
finanziert – ist es uns ein Anliegen, anspruchsvolle
Bauprojekte zu fördern. Deswegen haben wir den Preis        Die Bodenpreise sind in den letzten Jahren stark ge­
nach der erfolgreichen Premiere im Jahr 1987 regelmäßig     stiegen. Auch die Baukosten steigen kontinuierlich.
ausgeschrieben.                                             Wie bewerten Sie, Herr Dr. Amann, diese Entwicklung?

Eine Frage an Sie beide: Die Bauwirtschaft, Architektur     Amann. Als Ökonom und Bankenvorstand muss ich sagen:
und Baukultur haben in Vorarlberg scheinbar einen ho­       Der Boden, auf dem gebaut werden kann, ist eben be­
hen Stellenwert. Ist das tatsächlich so und wie sehen Sie   schränkt, und wenn die Nachfrage steigt, etwa durch
deren Rolle im wirtschaftlichen und kulturellen Kontext?    die ständig wachsende Bevölkerung, dann steigen auch
                                                            die Preise. Persönlich halte ich diese Entwicklung für
Amann. Das Haus-Bauen ist aus der Vorarlberger Iden-        herausfordernd. Gerade weil das Bauen und die eigenen
tität nicht wegzudenken. Die Menschen hier sind sehr        vier Wände für die Vorarlberger Identität so wichtig sind,
darauf bedacht, gut zu leben und zu wohnen, das merken      sollten die Kosten nicht völlig aus dem Ruder laufen.
wir auch an der ungebrochen hohen Nachfrage nach            Wenn sich am Ende niemand mehr ein Eigenheim leisten
Wohnbaufinanzierungen. Für den Vorarlberger ist eine        kann, hat auch niemand mehr etwas davon – die finan-
Immobilie mehr als nur eine reine Wertanlage, sie ver­      zierenden Banken, die Architekt/innen und die
mittelt Werte, Status und ist überdies eine gute Alters­    Bauunternehmer/innen nicht.
vorsorge. Und dann gibt es den emotionalen Aspekt: Ein
Haus bauen oder eine Wohnung erstehen heißt immer           Gerade das Wohnen wird immer teurer. Frau Dr. Konrad,
auch, sich sesshaft zu machen, quasi ein Bekenntnis zum     was müsste aus Ihrer Sicht geschehen, um hier stärker
Wohnort abzugeben. Es drückt Verbundenheit aus und          entgegenzuwirken?
den Wunsch nach Beständigkeit. Beides ist bei den Vor­
arlberger/innen – zumindest in meiner Empfindung –          Konrad. Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Jeder Mensch
schon sehr ausgeprägt.                                      muss wohnen und eine der größten Errungenschaften

04     INTERVIEW
BAUHERRENPREIS DER HYPO VORARLBERG - ARCHITEKTURWETTBEWERB
unserer Zivilisation ist, dass wir allen Menschen würdigen    argumen­tierbar. Eine der größten politischen Heraus-
Wohnraum zugestehen. Das ist die Grundannahme,                forderungen der Gegenwart ist ein neuer Dialog
die zu dem führte, was wir „sozialen Wohnbau“ nennen          und Ausgleich, der Interessen klar formuliert und
und die gleichbedeutend ist mit dem Zugang für alle           Grundbedürfnisse nicht in Frage stellt.
Menschen zu Gesundheitsvorsorge und Bildung. Der
private Wohnungsbau kennt diese Verpflichtung nicht,          Die Einreichphase des Bauherrenpreises lag mitten
jedoch die Verpflichtung, dem nicht schädlich entgegen-       im Corona-Lockdown. Was hat die Hypo Vorarlberg
zuwirken. Derzeit ist das Verhältnis angespannt. Die          dazu bewogen, den Preis dennoch fortzusetzen?
Preise für Grundstücke sind in den letzten fünf Jahren
weiter gestiegen, die Finanzierung einer Wohnung wird         Amann. Es war keine leichte Entscheidung. Auf der einen
– vor allem dadurch – für immer mehr Menschen zu              Seite ist der Bauherrenpreis für uns als Wohnbaubank
einem Problem – in der Miete wie auch im Eigentum.            natürlich von ganz großer Bedeutung, auf der anderen
Wir sind hier als Gesellschaft dringend gefordert, zu neuen   Seite wollten wir auch unseren Beitrag zur Bewältigung
solidarischen Formen des Miteinanders zu kommen, denn         dieser Krise leisten. Letztlich haben wir einen guten Mittel-
im Wohnbau geht es gegenwärtig vielfach eben nicht            weg gefunden: Der Bewerbungsprozess lief vollkommen
nur um das Wohnen in seiner Funktion, sondern um Profit       digital ab, damit wurde niemand einem Gesundheitsrisiko
und Betongold, um die Sicherung von Kapital und Vor-          ausgesetzt. Und eine Preisverleihung ist auch geplant,
sorge. Konkreter Ausdruck dieser Entwicklung ist z. B.        notfalls ohne Live-Publikum und als digitales Event. Das
der neue Leerstand. Diese Auswirkungen betreffen die          halte ich für vertretbar. Dem Virus gegenüber in allem
gesamte Gesellschaft und sind daher nicht nur privat          klein beizugeben, halte ich auch für den falschen Weg.

                                                                                                         INTERVIEW     05
BAUHERRENPREIS DER HYPO VORARLBERG - ARCHITEKTURWETTBEWERB
Der Preis wird alle fünf Jahre ausgeschrieben, mit             neu hinzugekommen ist die verstärkte Berücksichtigung
146 Einreichungen gab es 2020 eine deutliche                   städte- und ortsbaulicher sowie landschaftsrelevanter
Steigerung an Einreichungen im Vergleich zu 2015.              Aspekte. Welche Herausforderungen sehen Sie in
Welche Rückschlüsse ergeben sich aus diesem                    diesem Bereich?
langen Intervall und dem großen Interesse der
Ein­reicher/innen, Frau Dr. Konrad?                            Amann. Es wird natürlich in Zukunft verstärkt darum
                                                               gehen, verdichtet und in die Höhe zu bauen. Der Boden
Konrad. Es freut mich, dass es so viele Einreichungen gab      wird nicht mehr werden, deswegen müssen wir das, was
und ich werte das als Zeichen für die Bedeutung dieses         wir haben, möglichst gut nutzen. In Vorarlberg haben
Preises. Viele Auftraggeber/innen wünschen sich Anerken-       wir ohnehin einen hohen Standard, wenn es darum geht,
nung für ihre Leistungen und wir vermitteln diese Anerken-     unsere Gebäude harmonisch in die Landschaft einzu­
nung durch die Sorgfalt und Aufmerksamkeit, die wir in         fügen. Das liegt zum einen an den verwendeten Materia­
die Arbeit zum Bauherrenpreis der Hypo Vorarlberg legen.       lien, zum anderen an dem hohen Stellenwert, den die
Viele wünschen sich Rückmeldung und Gespräch, konstruk-        Menschen der Natur einräumen. Die Herausforderung
tive Kritik und wollen die eigene Begeisterung teilen. Für     wird sein, noch mehr Menschen zu animieren, die vor-
uns hat der Preis noch eine weitere Perspektive. Fünf Jahre,   handenen Möglichkeiten zu nutzen. Der Bauherrenpreis
das ist ein halbes Jahrzehnt. Mich interessiert, was wir aus   der Hypo Vorarlberg kann hier hoffentlich auch in
den realisierten Projekten in dieser Zeitspanne herauslesen    Zukunft ein wertvoller Wegweiser sein.
können. Welche Themen und Anliegen haben Niederschlag
gefunden in diesen Bauwerken? Was war den Auftrag­             Konrad. Ich kann das nur bestätigen. Die Entwicklung
geber/innen wichtig, welche Themen haben Planer/innen          geht neben der Bedeutung von ökologischen Aspekten
besonders fokussiert, worin wurde investiert, worin nicht?     für das Gebäude in Form von Material und Technik immer
Der Preis ermöglicht uns eine architektursoziologische         mehr auch dahin, sich als Teil einer Gemeinschaft zu
und architekturhistorische Rückschau im Kleinen.               begreifen und zu überlegen, welche Auswirkungen das
                                                               eigene Handeln und die eigene Entscheidung auf größere
Herr Dr. Amann, warum ist es für die Hypo Vorarlberg           Systeme hat – auf die Nachbarschaft, das Dorf und die
so wichtig, die Rolle der Bauherrinnen und Bauherren           Stadt, welchen Beitrag ein neues Gebäude leistet, um
hervorzuheben?                                                 Landschaft zu erhalten und zu ergänzen, um den Fußab-
                                                               druck klein zu halten und einen positiven Beitrag zu
Amann. Weil qualitätsvolles Bauen eben beides braucht: in-     leisten für Kultur und Umwelt.
novative Architekt/innen ebenso wie mutige Bauherrinnen
und Bauherren. Das Verhältnis ist nicht nur materieller Na-
tur. Damit bei den Architekt/innen die Ideen sprudeln, müs-
sen sie wissen, welche Ansprüche der/die Auftraggeber/in
stellt – dann laufen sie zur Höchstform auf. Nur im frucht-
baren Zusammenspiel dieser beiden kann Neues entstehen.

Unter den prämierten Projekten sind auch einige, bei
denen die Planer/innen selbst die Bauherr/innen sind.
Wie kommt es zu dieser besonderen Konstellation,
Frau Dr. Konrad, und welche Auswirkungen hat das
auf die realisierten Objekte?

Konrad. Das kommt immer wieder vor und zeigt, wie
wichtig es ist, dass Auftraggeber/innen und Planer/innen
an einem Strang ziehen. Wenn diese Rollen in einer
Person oder Familie zusammenkommen, ist das bestimmt
etwas einfacher. Viele Architekt/innen, die in Vor­arlberg
arbeiten, leben auch hier und tun das, was sie Bauherr/
innen empfehlen, natürlich auch selbst.

Zum Abschluss eine Frage an Sie beide: Ökologie und
Energieeffizienz sind in der Vorarlberger Architektur
schon lange ein integraler Bestandteil der Planungen,

06     INTERVIEW
BAUHERRENPREIS DER HYPO VORARLBERG - ARCHITEKTURWETTBEWERB
ZUM PREIS UND
ZUM JURYPROZESS
Der Bauherrenpreis der Hypo Vorarlberg wird alle fünf Jahre    Mit 146 Projekten konnte eine deutliche Steigerung
vergeben. Der ausschließlich mit externen (nationalen und      zu den Einreichzahlen von 2015 (135 Einreichungen)
internationalen) Expert/innen besetzten Jury bietet sich       erreicht werden. In einem dreistufigen Verfahren –
also eine Übersicht über die baukulturelle Entwicklung eines   Vorauswahl, Besichtigung, Entscheidung – wählte die
halben Jahrzehnts. Bereits bei der vorangegangenen Aus-        Jury sechs Preisträger und sechs Anerkennungen.
gabe des Bauherrenpreises im Jahr 2015 wurde die Ein-          Aufgrund der Corona-Pandemie fanden Einreichung
teilung in Kategorien durch die Jury kritisch hinterfragt.     und Vorauswahl erstmalig ausschließlich digital statt.
Auch die aktuelle Jury stellte die Qualitäten der Gebäude –    Dank der später gelockerten Maßnahmen konnten die
unabhängig von ihrer Typologie – in den Vordergrund. Wie       Vor-Ort-Besich­tigungen der Objekte mit nur wenigen
der folgende Kommentar der Jury aufzeigt, ermöglichte          Wochen Verspätung stattfinden.
diese freie Betrachtung einen unverstellten Blick auf die
Tendenzen und Schwerpunkte des Bauens in Vorarlberg.           CLEMENS QUIRIN, KURATOR VAI

DIE JURY

Sandra Hofmeister               Markus Zilker                  Anna Popelka                   Klaudia Ruck
Chefredakteurin                 Architekt                      Architektin                    Architektin
„Detail“                        einszueins Architektur         PPAG Architekten               Winkler+Ruck Architekten
München                         Wien                           Wien                           Klagenfurt

                                                                                           JURY UND JURYPROZESS         07
BAUHERRENPREIS DER HYPO VORARLBERG - ARCHITEKTURWETTBEWERB
DIE QUALITÄTEN DER
BAUKULTUR VORARLBERGS
Mit Kategorien von Architekturpreisen ist das so eine Sache. Sie pressen
Bauprojekte oft in ein allzu enges Korsett und weisen ihrer Betrachtung
eine einseitige Perspektive zu. So wird die Qualität von Gebäuden auf
Aspekte wie Funktion, Typologie oder Bauherrschaft reduziert, wichtige
andere Parameter hingegen treten in den Hintergrund.

Dabei ist Architektur im richtigen Leben viel umfassender   eingereichten Projekte ohne Kategorisierungen – eine
und vielfältiger, als ihre strikte Eingrenzung in Kate-     Aufgabe, die vergleichende Perspektiven fördert, differenzi-
gorien vermuten lässt. Wer ihre Qualitäten vergleichend     erte Blickwinkel zulässt und Qualitäten von Architektur
beurteilen will, muss das Augenmerk auf all das richten,    in ihrer Vielfalt und Gesamtheit abwägt. Besonders be­
was lebendige Baukultur leisten kann – jenseits von         stechend war dabei die insgesamt hohe architektonische
Kategori­sierungen und mit offenem Blick für Überrasch­     Qua­lität der eingereichten Kommunalbauten. Viele
ungen und erfinde­rische Lösungen, die gute Projekte        Vorarlberger Gemeinden haben sich in den letzten fünf
auszeichnen.                                                Jahren mit Neubauten, Erweiterungen und Sanierungen
                                                            für die Zukunft gerüstet und ihre Infrastruktur sowie
Die Jury des 8. Bauherrenpreises der HYPO Vorarlberg        die Lebens­qualität für ihre Bewohner/innen nachhaltig
2020 entschied sich deshalb für eine Beurteilung der        verbessert. Es entstanden Gebäude und Orte der

08     JURY UND JURYPROZESS
BAUHERRENPREIS DER HYPO VORARLBERG - ARCHITEKTURWETTBEWERB
Gemeinschaft und der Bildung, neue Bürger/innenzen-
tren und -treffpunkte sowie Schulbauten und Kinder­
gärten, die Schüler/innen und Kinder der jetzigen und
der nächsten Generationen in lebendiger Atmosphäre
willkommen heißen.

Den eingereichten Wohnanlagen gelingt die städtebau­
liche Verdichtung durch Ensemble-Strukturen, die diffe­
renzierte Ansätze favorisieren und neue urbane Raum­
situationen schaffen. Um angesichts der zunehmenden
Zersiedelung in Vorarlberg und des gleichzeitig drängen-
den Bedarfs nach Wohnraum ein klares Zeichen für die
Zukunft zu setzen, müssen der Geschoßwohnungsbau
und der geförderte Wohnbau weiterhin durch qualitäts­
volle Projekte gestärkt werden. Unter den zahlreichen
Ein- und Mehrfamilienhäusern, die sehr sorgfältig auf
die Bedürfnisse der Bauherr/innen zugeschnitten sind,
stechen vor allem diejenigen hervor, die unter schwierigen
Planungsvoraussetzungen entstanden sind und trotzdem
eine hohe Umsetzungsqualität aufweisen. Darunter fallen
Sanierungen, die besonnen mit dem Bestand umgehen
und ihn ergänzen, stringente Umnutzungskonzepte, die
dem Strukturwandel im ländlichen Raum die Stirn bieten,
und nicht zuletzt Neubauten auf schwierigen Restgrund-
stücken, die den urbanen Raum an seinen Außenrändern
verdichten. Die Mischung von Nutzungen wie Wohnen
und Arbeiten unter einem Dach ist ein weiterer Ansatz, der
vielversprechende Möglichkeiten für die Zukunft bietet.

                                                             Herausragende Projekte wie das Apartmenthaus Tempel 74
                                                             in Mellau, das Oeconomie­gebäude in Dornbirn oder das
                                                             Ateliergebäude in der Klostergasse in Bregenz wurden mit
                                                             großer architektonischer Sorgfalt umgesetzt. Sie fügen
                                                             sich geschickt in den jeweiligen Kontext ein und schaffen
                                                             ein lebenswertes Wohn- und Arbeitsumfeld, das so eine
                                                             lebendige Ver­dichtung in angemessenem Maßstab erfährt.

                                                             Mit dem Fokus auf ein umfassendes Verständnis von
                                                             Baukultur und ihre Qualitäten ist die Jury des 8. Bau-
                                                             herren­preises der HYPO Vorarlberg zur Besichtigungsreise
                                                             ange­treten. Dabei ist sie insgesamt auf großes Ver­ständnis
                                                             für Architektur gestoßen – von Bauherr/innen- wie von
                                                             Architekt/innenseite. Auf dieser guten Grundlage lässt
                                                             sich auch für kommende Bauprojekte und Generationen
                                                             weiter aufbauen.

                                                             SANDRA HOFMEISTER, ANNA POPELKA,
                                                             KLAUDIA RUCK, MARKUS ZILKER

                                                                                           JURY UND JURYPROZESS      09
BAUHERRENPREIS DER HYPO VORARLBERG - ARCHITEKTURWETTBEWERB
10
FINANZIERUNG
               FOTO. BRUNO KLOMFAR
BAUFINANZIERUNG
UND GESELLSCHAFTLICHE
VERANTWORTUNG
Seit über 30 Jahren zeichnet die Hypo Vorarlberg besonders
engagierte und vorbildlich agierende Bauherrinnen und Bau­-
herren aus. Mit dem 8. Bauherrenpreis der Hypo Vorarlberg
richtete sich die Bank auch 2020 wieder an mutige Menschen,
die etwas Besonderes schaffen und neue Pfade in der
Architektur beschreiten wollen.

Gemeinsam mit dem vai Vorarlberger Architektur Institut        Kundinnen und Kunden leistbares Wohnen ermöglichen.
werden bereits zum achten Mal beispielhafte Vorarlberger       Schließlich sollen nicht nur die Planung und Ausführung des
Bauwerke, Sanierungen, Infrastrukturprojekte und               Eigenheimes perfekt sein, sondern auch die Finanzierung.
Freiraumplanungen ausgezeichnet.                               Damit maßgeschneiderte, innovative Finanzierungs­
                                                               lösungen jetzt und auch in Zukunft zur jeweiligen Lebens­
Nach wie vor spielen Neuschaffung und Adaptierung von          situation passen, nehmen sich die Finanzierungsberater/
Wohnraum in Vorarlberg eine zentrale Rolle – auch in der       innen der Hypo Vorarlberg genügend Zeit und bieten
Architektur. Seit dem letzten Bauherrenpreis hat es große      optimale Unterstützung bei der Wohnbauförderung, egal
gesellschaftliche Entwicklungen gegeben. So haben die          ob Förderungen von Neubauten oder Altbausanierungen.
Themen „leistbares, gutes Wohnen für alle“, Genera-            Übrigens: Wer 2020 eine Wohnbaufinanzierung bei der
tionenwohnen, aber auch ein neues Hinschauen auf öko­          Hypo Vorarlberg abschließt, hat die Chance, EUR 20.000,–
logische Aspekte die Debatte geprägt. Der intelligente         für eine neue Küche zu gewinnen.
und nachhaltige Umgang mit modernen Materialien, die
behutsame Nutzung heimischer Baustoffe wie Holz oder
Lehm, gepaart mit einer hohen Sensibilität von Bau-
herrschaft und Architekt/innen, haben der Vorarlberger
Architekturszene internationales Renommee gebracht.

„Qualitätsvolles, nachhaltiges Planen und Bauen ist heute
wichtiger denn je. Als starker Finanzierungspartner wol-
len wird das Bewusstsein der Vorarlberger/innen für
hochwertige und innovative, aber auch ressourcen-
schonende Architektur fördern und beispielgebende Pro-
jekte der Öffentlichkeit näherbringen“, erklärt Dr. Wilfried
Amann, Vorstandsmitglied der Hypo Vorarlberg.

Die Vorarlberger Wohnbaubank
Als größter Baufinanzier des Landes würdigt die Hypo
Vorarlberg mit dem Preis nicht nur engagierte Bauherr/
innen und Planer/innen, die mit ihren gelungenen
Gebäuden einen wichtigen Beitrag zur Baukultur des
Landes leisten. Durch individuelle, flexible Finanzierungen
von neuen Eigenheimen oder Sanierungen bestehen­der
Immobilien möchte die Wohnbaubank auch ihren

                                                                                                     FINANZIERUNG      11
Vorarlberg schöpft
seine Energie aus
erneuerbaren Quellen.

Wasserkraft ist sauber, erneuerbar und in Vorarlberg reichlich vor-
handen. Daher nutzt die illwerke vkw diese Energiequelle ebenso
innovativ wie nachhaltig – ein unverzichtbarer Beitrag zu Vorarlbergs
Energieautonomie und zur europäischen Energiewende.
Preisträger
Schule Schendlingen, Bregenz
Bauherrschaft. Landeshauptstadt Bregenz
Architektur. Arbeitsgemeinschaft Matthias Bär
ZT GmbH, Dornbirn (Entwurf), Bernd Riegger ZT GmbH,
Dornbirn, und Querformat ZT GmbH, Dornbirn

Volksschule Unterdorf, Höchst
Bauherrschaft. Gemeinde Höchst
Architektur. Dietrich | Untertrifaller Architekten
ZT GmbH, Bregenz

Gemeindebauten Mellau
Bauherrschaft. Gemeinde Mellau
Architektur. Dorner\Matt Archi­tekten ZT, Bregenz

Stadtbibliothek Dornbirn
Bauherrschaft. Stadt Dornbirn
Architektur. Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH,
Bregenz, und Christian Schmoelz Architekt ZT, Röthis

Tempel 74, Mellau
Bauherrschaft. Evi und Jürgen Haller sowie
Gerhard, Kathrin und Angelika Felder
Architektur. Bmstr. Jürgen Haller, Mellau

Atelier Klostergasse, Bregenz
Bauherrschaft. Bernardo Bader
Architektur. Bernardo Bader Architekt ZT GmbH, Bregenz

                                                              PREISTRÄGER   13
PREISTRÄGER

14   SCHULE SCHENDLINGEN
STRUKTURELLER REICHTUM
SCHULE SCHENDLINGEN
BREGENZ
Bauherrschaft. Landeshauptstadt Bregenz
Architektur. Arbeitsgemeinschaft Matthias Bär ZT GmbH, Dornbirn (Entwurf),
Bernd Riegger ZT GmbH, Dornbirn und Querformat ZT GmbH, Dornbirn

Schon bei der ersten Durchsicht der Projekte fällt auf:        darf Hand angelegt werden! – und räumliche Tiefe.
Bildungsbauten sind stark vertreten. Beachtlicherweise         Das Aneinanderrücken der einzelnen Bereiche und
hat sich die Pädagogik mit ihrer Forderung nach adäquaten,     Schulstufen und ein kluges Brandschutz- und Fluchtweg-
zeitgemäßen Bildungsräumen durchgesetzt und sind die           konzept ermöglichen Ökonomie in Hüll- und Verkehrs-
Inhalte flächendeckend in die Wettbewerbsprogramme             flächen. Das Qualitätsbewusstsein der öffentlichen Hand
eingeflossen. Die vielfältigen Möglichkeiten zu lernen         als Auftraggeberin soll hier positiv erwähnt werden.
werden anerkannt und ein entsprechendes Raumangebot
soll zur Verfügung gestellt werden – ein „window of            JURYMITGLIED
opportunity“ für Architekturbüros, um notwendige Neu-          ANNA POPELKA
erungen zu erarbeiten und umzusetzen.

Die Schule für Sechs- bis Vierzehnjährige von Bär, Riegger
& Querformat entspricht in allen Aspekten diesem Denken.
Die Architekten diagnostizieren richtig, dass Bildungs-
bauten zwischen Wohn- und Bürobau angesiedelt sein
müssen. Mitten in ein kleinteilig bebautes Quartier gesetzt,
das den Impuls durch eine neue Schule gut gebrauchen
kann, entfaltet sie ihren Reichtum in ihrer inneren Struk-
tur. Der angebotene Raum mit vielfältigen Sicht- und
Wegebeziehungen entspricht der Komplexität unseres
Lebens, die in der Schule ihre erste Manifestierung
erfährt. Das auf materieller Basis einfach aber sorgfältig              WEITERE PROJEKTBETEILIGTE (AUSWAHL).
gelöste Konzept entwickelt performative Qualität – hier                 DI MANFRED PLANKEL, BREGENZ (STATIK). DI GÜNTER
                                                                        MEUSBURGER GMBH, SCHWARZENBERG (BAUPHYSIK).
                                                                        ATELIER GASSNER, FELDKIRCH (SIGNALETIK).
                                                                        FERTIGSTELLUNG. 2017
FOTOS. ADOLF BEREUTER

                                                                                           SCHULE SCHENDLINGEN       15
WARME KLARHEIT
VOLKSSCHULE UNTERDORF
HÖCHST
Bauherrschaft. Gemeinde Höchst
Architektur. Dietrich | Untertrifaller
Architekten ZT GmbH, Bregenz

Das Konzept eines hundert Meter langen zentralen Gangs                        In vier identen Lernlandschaften gruppieren sich je zwei
mit an beiden Seiten seriell angrenzenden Räumen kann                         Klassenräume, Arbeits- und Ruheräume sowie ein drei­
in einer Schule schnell einmal schiefgehen und zu Mono­                       seitig umschlossener Hof rund um einen verbindenden
tonie und zu viel Strenge führen. Wie die Architekt/innen                     Aufenthaltsraum mit überhöhtem Dach und Licht von
es hier aber schaffen, einer einfachen und stringenten                        oben. So entstehen räumliche Einheiten von hoher und
Grundform durch feine Rhythmisierung, gezielte Licht-                         vielfältiger Aufenthaltsqualität, die spielerisches Lernen
führungen und ein dezentes Farbkonzept Leben ein­                             fördern und die man gut überblicken und fassen kann.
zuhauchen, zeugt von großem Selbstvertrauen und in
langjähriger Praxis erworbener Meisterschaft.                                 Durch die enge Zusammenarbeit von Gemeinde, Schule
                                                                              und Architekten ist es gelungen, ein klares pädagogisches
                                                                              Konzept innerhalb einer ebenso klaren räumlichen Grund­
                                                                              struktur mit Wiederholung und nahezu tänzerischer
                                                                              Leichtigkeit in Einklang zu bringen. Diese kompromisslose
                                                                              und feinfühlige Umsetzung des modernen Clustertyps
                                                                              sollte Schule machen!

                                                                              JURYMITGLIED
                                                                              MARKUS ZILKER

                                                    WEITERE PROJEKTBETEILIGTE (AUSWAHL).
                                                    GBD ZT GMBH (PROJEKTSTEUERUNG UND BAU­
                                                    LEITUNG). HEINRICH LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
                                                    GMBH, WINTERTHUR (FREIRAUMPLANUNG). MERZ
                                                    KLEY PARTNER ZT GMBH, DORNBIRN (STATIK HOLZ).
                                                    DIPL. ING. INGO GEHRER, HÖCHST (STATIK BETON).
                                                    FERTIGSTELLUNG. 2017
                                                       FOTOS. BRUNO KLOMFAR

16     VOLKSSCHULE UNTERDORF
PREISTRÄGER

              VOLKSSCHULE UNTERDORF   17
PREISTRÄGER

                                           FOTO. STEFAN HAUER

18   GEMEINDEBAUTEN MELLAU
EIN WICHTIGER ORT
FÜR DIE DORFGEMEINSCHAFT
GEMEINDEBAUTEN MELLAU
Bauherrschaft. Gemeinde Mellau
Architektur. Dorner\Matt                                        WEITERE PROJEKTBETEILIGTE (AUSWAHL).
                                                                MADER + FLATZ BAUSTATIK ZT GMBH (STATIK).
Archi­tekten ZT, Bregenz                                        DI GÜNTER MEUSBURGER GMBH, SCHWARZENBERG
                                                                (BAUPHYSIK). BMSTR. ING. MICHAEL HASLER, DORN­
                                                                BIRN (PROJEKTSTEUERUNG UND BAULEITUNG).
                                                                FERTIGSTELLUNG. 2018
                     FOTO. BRUNO KLOMFAR

Die beiden neuen Gemeindebauten in Mellau – Kinder-         Beide neuen Gebäude wurden mit Holz aus dem gemeinde­
garten und Mehrzwecksaal – ergänzen die benachbarte         eigenen Wald errichtet. Durch die Umsicht der Bauherr­
Volksschule und das Gemeindeamt zu einem überzeu-           schaft und die Sorgfalt des Architekturbüros ist hier ein
genden Ensemble mit Dorfanger und Allmende. Sie             beispielgebendes Gebäudeensemble mit hochwertigen
schaffen einen wichtigen identitätsstiftenden Ort für die   Freiräumen entstanden, dessen komplexe und vielfältige
Dorfgemeinschaft in der touristisch stark frequentierten    Nutzungen so geschickt organisiert sind, dass die
Gemeinde, was auch auf die Nutzung durch unter-             Gemeinde gelassen der Zukunft entgegenblicken kann.
schiedliche Generationen zurückzuführen ist. Unterirdisch
sind die beiden neuen Holzmassivbauten miteinander          JURYMITGLIED
und mit den Bestandsbauten verbunden, oberirdisch           SANDRA HOFMEISTER
rahmen sie den Dorfplatz mit der Dorflinde.

Die temporären und die dauerhaften Nutzungen des
Mehrzwecksaals sind gekonnt konzipiert und umgesetzt,
auf mögliche zukünftige Anforderungen kann flexibel
reagiert werden. Das Gebäude öffnet sich mit einem
verglasten Foyer zum Dorfplatz. Seitliche Erschließungen
                                                                                                                   FOTO. BRUNO KLOMFAR

bündeln den Zugang für Schüler/innen, die den großen
Saal als Sporthalle nutzen, sowie zur Tiefgarage und zur
kleineren Halle der Ton- und Trachtenkünstler/innen.
Alle Innenräume erhalten Tageslicht und haben durch
die Massivholzbauweise ein besonders gutes Raumklima,
was auch für den zweigeschoßigen Kindergarten gilt.

                                                                                     GEMEINDEBAUTEN MELLAU        19
EIN BÜCHERREGAL IM PARK
STADTBIBLIOTHEK DORNBIRN
Bauherrschaft. Stadt Dornbirn
Architektur. Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH, Bregenz,
und Christian Schmoelz Architekt ZT, Röthis

Eine Bibliothek im Park – das klingt beinahe romantisch    Die Materialisierung ist einfach und doch vielschichtig:
und ein wenig aus der Zeit gefallen. Ersteres trifft zu,   Eiche, Sichtbeton und eben Keramik. Der ornamenthafte
Zweiteres mitnichten.                                      Lichtfilter der Fassade weckt beinahe iberische Asso­
                                                           ziationen, schafft zartes Leselicht und leistet seinen
Elegant umhüllt von einer hellen Fassade aus einem         Beitrag zum angenehmen Raumklima. Flexibel, übersicht-
vorgestellten, mit keramischen „Büchern“ bestückten        lich und durchlässig ist der Pavillon, in dem Kultur und
Regal und umgeben von ein wenig streng anmutenden          Bildung dank meisterlichen Architektursinns, großzügigen
Bildungsbauten ist der oval-parabolische Pavillon fein     Mäzenatentums und einer verständigen Stadtverwaltung
zwischen die Parkbäume gesetzt, einladend bei Tag          zu Ende gedacht werden konnten.
und freundlich leuchtend bei Dunkelheit.
                                                           JURYMITGLIED
Wo früher ein Trampelpfad war, führt heute ein gepflas­    KLAUDIA RUCK
terter Weg zum Gebäude, daran vorbei bzw. hinein. Er
weitet sich im Inneren zu einer von oben mit Tageslicht
erhellten Aula: ankommen, verteilen, veranstalten.

                                                                       WEITERE PROJEKTBETEILIGTE (AUSWAHL).
Rundherum in freier und im Sinn des Wortes über-
                                                                       ALBRECHT BAUMANAGEMENT GMBH, DORNBIRN
schaubarer Aufstellung stehen Bücher auf zwei Ebenen
                                                                       (PROJEKTSTEUERUNG UND BAULEITUNG). BALLIANA
bereit, im Untergeschoß laden Mediathek, Gaming Zone
                                                                       SCHUBERT LANDSCHAFTSARCHITEKTEN AG, ZÜRICH
und Makerspace zum Schauen, Spielen und Arbeiten
                                                                       (FREIRAUMPLANUNG). GBD ZT GMBH, DORNBIRN
ein und überall finden sich Zonen zum Begegnen, Ver-
                                                                       (FASSADENPLANUNG UND STATIK). DIPL. ING. BERN­
weilen und Vertiefen.
                                                                       HARD WEITHAS GMBH, HARD.
                                                                       FERTIGSTELLUNG. 2019
                                                                                                                   FOTO. STEFAN HAUER
                                                                          FOTO. ALBRECHT IMANUEL SCHNABEL

20     STADTBIBLIOTHEK DORNBIRN
PREISTRÄGER
FOTO. ALBRECHT IMANUEL SCHNABEL

                                                STADTBIBLIOTHEK DORNBIRN   21
FOTO. ALBRECHT IMANUEL SCHNABEL

22
TEMPEL 74
                                              PREISTRÄGER
ZWEI HÄUSER, EIN PLATZ
TEMPEL 74, MELLAU
Bauherrschaft. Evi und Jürgen Haller sowie
Gerhard, Kathrin und Angelika Felder
Architektur. Bmstr. Jürgen Haller, Mellau
FOTO. ALBRECHT IMANUEL SCHNABEL

                                                              FOTO. ALBRECHT IMANUEL SCHNABEL

Viele Landgemeinden kämpfen mit Abwanderung und
sinkenden Bevölkerungszahlen. In Mellau dient ein neu
errichteter Gebäudekomplex mit zehn Wohnungen
und einem Planungsbüro als Lebensgrundlage für eine
Familie. Die touristisch genutzten Apartments befinden
sich in einem zusammenhängenden Baukörper, der
oberirdisch als zwei Einzelgebäude in Erscheinung tritt:
Haus A als Bregenzerwälderhaus, Haus B als Fortschrei-
                                                                                                WEITERE PROJEKTBETEILIGTE (AUSWAHL).
bung desselben mit heutigen Mitteln, beide in hoher
                                                                                                ZTE LEITNER ZT GMBH, SCHRÖCKEN
handwerklicher Qualität ausgeführt. Empfang, Stube und
                                                                                                (STATIK). IB LANDA ANDREAS, DORNBIRN
Planungsbüro sind als Verbindung zwischen den beiden
                                                                                                (ENTWÄSSERUNGSPLANUNG).
Häusern unter Niveau gesetzt und belasten die Siedlungs­
                                                                                                FERTIGSTELLUNG. 2019
struktur nicht mit zusätzlicher Kubatur. Mitten im beengten
Ortsgeflecht wird mittels nachbarlicher Kooperation
eine Lösung für den Raumbedarf gefunden. Der ehemalige
Bereich um den Laufbrunnen wird durch die geschickte
Positionierung der Neubauten vom Verkehrsknoten
wieder zum Platz. Bemerkenswert ist auch das privatwirt­
schaftliche Engagement, verknüpft mit dem Ver­trauen in
Verbesserung. Die dem rein funktionellen übergeordnete
Fähigkeit und Qualität von Architektur wird von der
                                                              FOTO. STEFAN HAUER

Bauherrschaft im Einreichtext direkt angesprochen:
als „Gefühl von Lebenssicherheit“.

JURYMITGLIED
ANNA POPELKA

                                                                                                                                 TEMPEL 74   23
STADTBAUSTEIN AUS EINEM GUSS
ATELIER KLOSTERGASSE, BREGENZ
Bauherrschaft. Bernardo Bader
Architektur. Bernardo Bader Architekt ZT GmbH, Bregenz

                                                              Das Atelier- und Wohnhaus fügt sich gekonnt in den
                                                              städtebaulichen Kontext ein. Der freistehende Solitär
                                                              befindet sich auf früherem Brachland und verdichtet
                                                              den urbanen Raum in Bahnhofsnähe durch seine flexible
                                                              Nutzung als Atelier- und Wohnhaus. Das schlanke
                                                              Gebäude ist an die Kante des Baugrunds zur Klostergasse
                                                              gesetzt. Es greift die ästhetische Sprache der 1960er- und
                                                              70er-Jahre-Wohnbauten an seiner Rückseite als entfernte
                                                              Referenz auf und überträgt sie in ein zeitgenössisches
                                                              und selbstbewusstes Erscheinungsbild. Das viergeschoßige
                                                              Gebäude wurde durchgehend aus anthrazitfärbigem
                                                              Beton errichtet: Fassaden und Fußböden, Wände und
                                                              Decken sowie das Dach sind aus ein- und demselben
                                                              Material und somit aus einem Guss. Großformatige Fenster
                                 FOTOS. ADOLF BEREUTER

                                                              in unregelmäßiger Verteilung öffnen die geometrische
                                                              Struktur zum Stadtraum, verleihen ihr einen dynamischen
                                                              Rhythmus und belichten die Innenräume. Alle Ebenen
                                                              sind nach gleichem System mit seitlichem Treppenhaus
                                                              organisiert und können flexibel als Wohn- oder Atelier-
                                                              flächen genutzt werden.

                                                              Der Baukörper überzeugt durch seine klare Geometrie
                                                              und konsequent reduzierte Materialität als ebenso mar-
                                                              kanter wie zurückhaltender Stadtbaustein. Die innen­
                                                              gedämmten Räume sind mit naturgekalktem Fichtenholz
                                                              verkleidet, dessen sinnliche und helle Oberflächen den
                                                              kraftvollen Beton gut ergänzen. Der Blick nach draußen
                                                              in den Stadtraum wird durch die großen Fensteröff­
                                                              nungen gerahmt. Je nach Tageszeit und Wetterverhält-
                                                              nissen sind die Innenräume in eine lebendige Atmo­-
                                                              sphäre getaucht.

                                                              JURYMITGLIED
                                                              SANDRA HOFMEISTER

                                                         WEITERE PROJEKTBETEILIGTE (AUSWAHL).
                                                         MADER + FLATZ BAUSTATIK ZT GMBH, BREGENZ (STATIK).
                                                         DIPL.-ING. DR. TECHN. LOTHAR KÜNZ, HARD (BAUPHYSIK).
                                                         FERTIGSTELLUNG. 2019

24   ATELIER KLOSTERGASSE
PREISTRÄGER

              ATELIER KLOSTERGASSE   25
Preisträger: Volksschule Unterdorf, Höchst | Bauherrschaft: Gemeinde Höchst | Architektur: Dietrich|Untertrifaller Architekten | Foto: Bruno Klomfar

Bauherrenpreis der HYPO Vorarlberg
Ausstellung
3. Oktober 2020 bis 9. Januar 2021


Vorarlberger Architektur Institut
Marktstraße 33 | 6850 Dornbirn | Austria | Telefon +43 5572 511 69 | info@v-a-i.at | www.v-a-i.at
Dienstag bis Freitag 14 bis 17 Uhr | Donnerstag bis 20 Uhr | Samstag 11 bis 15 Uhr | an Feiertagen geschlossen

                                                                                                                                                                          Mit Dank an:
Anerkennungen
Kinderhaus Sulz
Bauherrschaft. Gemeinde Sulz
Architektur. Christian Mörschel Architekt ZT, Dornbirn
und Jochen Specht Architekt ZT, Dornbirn

Gemeindeamt Zwischenwasser
Bauherrschaft. Gemeinde Zwischenwasser
Architektur. HEIN Architekten ZT, Bregenz

Wohnsiedlung Maierhof, Bludenz
Bauherrschaft. Wohnbauselbsthilfe Vorarlberger
gemeinnützige registrierte Gen.m.b.H., Bregenz
Architektur. feld72 Architekten ZT GmbH, Wien/Feldkirch

Wohnanlage Kreuzbergstraße, Feldkirch
Bauherrschaft. A.S.T. Baugesellschaft mbH, Feldkirch
Architektur. Dietrich | Untertrifaller Architekten
ZT GmbH, Bregenz, und Andi Breuss, Wien

Haus Rosa, Dornbirn
Bauherrschaft. Stefanie Mäser und Sebastian Brandner
Architektur. DI Sebastian Brandner, Dornbirn

Oeconomiegebäude Josef Weiss, Dornbirn
Bauherrschaft. Philipp Nußbaumer und Julia Kick
Architektur. Julia Kick Architektin ZT, Dornbirn

                                                         ANERKENNUNGEN   27
ANERKENNUNG

28   KINDERHAUS SULZ
EIN HAUS, DAS VERBINDET
KINDERHAUS SULZ
Bauherrschaft. Gemeinde Sulz
Architektur. Christian Mörschel Architekt ZT, Dornbirn,
und Jochen Specht Architekt ZT, Dornbirn

                                                                         Sulz wächst rasch, Familien ziehen zu und für die Kinder
                                                                         wurde ein adäquates Umfeld geschaffen. Raumplane­
                                                                         rische Entwicklung, Gestaltungbeirat, Pfarre, Gemeinde
                                                                         und Pädagog/innen wurden dabei selbstverständlich
                                                                         in den Prozess integriert.

                                                                         Die Kirche beherrscht den Hügel, am Hang sitzt das Pfarr­
                                                                         haus, unten versammeln sich Kindergarten, Volksschule
                                                 FOTOS. ADOLF BEREUTER

                                                                         und Musikpavillon um den Platz, dem die Straße ge-
                                                                         wichen ist, weil niemand bis vor die Türe gefahren werden
                                                                         muss. Statt Autos gibt es spielende Kinder, rastende
                                                                         Spazier- und plaudernde Kirchgänger, (vielleicht bald
                                                                         mehr) schattenspendende Bäume und es werden Dorf­
                                                                         feste gefeiert.

                                                                         Das Kinderhaus, ein massiver Kubus gekleidet in graue
                                                                         Handziegel und passgenau durchsetzt von unter-
                                                                         schiedlich dimensionierten Öffnungen, steht fest am
                                                                         Platz, hält den Hang, vervollständigt das Ensemble, ver-
                                                                         mittelt zwischen oben und unten – auch im Inneren:
                                                                         Wie ein Filter wirkt der helle zentrale Treppenraum (mit
      WEITERE PROJEKTBETEILIGTE (AUSWAHL).
                                                                         Rutsche), der die Gruppenräume in den Obergeschoßen
      DI MARIANNE SCHRÖTTER-RAID, ALBER­
                                                                         mit der Mischnutzung im Erdgeschoß (Mehrzweckraum
      SCHWENDE (FREIRAUMPLANUNG). SSD ZT GMBH,
                                                                         und Mittagstisch) verbindet.
      RÖTHIS (STATIK). SPEKTRUM BAUPHYSIK &
      BAUÖKOLOGIE GMBH, DORNBIRN (BAUPHYSIK).
                                                                         Die Fenster sind wie Bilder von Kindern in die Wände ge-
      FERTIGSTELLUNG. 2019
                                                                         hängt. Ein-, Durch- und Ausblicke, Nischen oder „Höher­
                                                                         sitze“ durchweben die Bereiche, überall wurde auf (Kinder-)
                                                                         Augenhöhe vorgegangen, ohne zu verniedlichen. Sicht-
                                                                         beton und Eschenkernholz unterstützen haptisch die
                                                                         helle und freundliche Atmosphäre. Stets spürbar bleibt
                                                                         das Außen, der Hang, die Bewegung – nicht zu­letzt dank
                                                                         der Rutsche, die im Inneren noch einmal das äußere
                                                                         Gefälle aufgreift.

                                                                         JURYMITGLIED
                                                                         KLAUDIA RUCK

                                                                                                           KINDERHAUS SULZ      29
NACHHALTIGES
UNDERSTATEMENT
GEMEINDEAMT
ZWISCHENWASSER
Bauherrschaft. Gemeinde Zwischenwasser
Architektur. HEIN Architekten ZT, Bregenz

„Alle Generationen in Zwischenwasser kennen das Ge-                           und ein kleiner, neugeschaffener Platz betont nun die
meindehaus, weshalb es naheliegend war, das Gebäude                           zentrale Bedeutung des Gebäudes.
nicht abzubrechen und durch einen Neubau zu ersetzen,
sondern eine umfassende Sanierung und Revitalisierung                         Was in Zwischenwasser so selbstverständlich und logisch
durchzuführen. Bei annähernd gleichen Kosten konnten                          klingt, wäre in vielen anderen österreichischen Gemeinden
so im Unterschied zu einem Neubau ca. 40 Prozent                              undenkbar. Die Selbstverständlichkeit, mit der Kommune
CO2 eingespart werden,“ erläutert der Bürgermeister bei                       und Architekt dem Bestand mit Wertschätzung und
der gemeinsamen Begehung.                                                     Umsicht begegneten, ist im Sinne des Ortsbildes und
                                                                              eines nachhaltigen Weiterbauens von Dörfern und
Das Bestandsgebäude aus der 1930er-Jahren im Zentrum                          Städten beispielhaft.
der Ortschaft blieb in seiner Bedeutung und Rolle in der
Gemeinde erhalten und wurde zugleich neu interpretiert.                       JURYMITGLIED
Sein Charakter und seine Struktur wurden beibehalten,                         MARKUS ZILKER
die funktionalen und thermischen Qualitäten auf einen
zeitgemäßen und nachhaltigen Stand gebracht. Das
Hochparterre wurde auf Straßenniveau abgesenkt,
wodurch der Kontakt zu den Bürger/innen direkter und
enger wurde. Zulasten der vorbeiführenden Straße
wurde der Bereich vor dem Gemeindeamt verbreitert                                      WEITERE PROJEKTBETEILIGTE (AUSWAHL).
                                                                                       GERNOT THURNHER ZT GMBH, FELDKIRCH (BAULEI­
                                                                                       TUNG UND PROJEKTSTEUERUNG). SSD ZT GMBH,
                                                      FOTOS. DAVID SCHREYER

                                                                                       RÖTHIS (STATIK). DI BERNHARD WEITHAS ZT GMBH,
                                                                                       HARD (BAUPHYSIK).
                                                                                       FERTIGSTELLUNG. 2015

30    GEMEINDEAMT ZWISCHENWASSER
ANERKENNUNG

              GEMEINDEAMT ZWISCHENWASSER   31
ANERKENNUNG

32   WOHNSIEDLUNG MAIERHOF
STADTTEILERWEITERUNG
MIT PLATZ UND BRUNNEN
WOHNSIEDLUNG MAIERHOF
BLUDENZ
Bauherrschaft. Wohnbauselbsthilfe Vorarlberger
gemeinnützige registrierte Gen.m.b.H., Bregenz
Architektur. feld72 Architekten ZT GmbH, Wien/Feldkirch

Dass gemeinnütziger Wohnbau – stets eingezwängt in
ein enges Kostenkorsett – nicht allerorts stiefmütterliche
Behandlung erfahren muss, zeigt die Siedlung Maierhof
in Form einer dem ländlichen Maßstab zuträglichen
Stadtteilerweiterung.

Wer vom Arlberg kommend in Richtung Bludenz fährt
und den Ortsteil Brunnenfeld erreicht, erblickt schon von
                                                             FOTOS. HERTHA HURNAUS

Weitem das historische Zürcherhaus. Vor diesem öffnet
sich hinter einer Gartenmauer der neu geschaffene Dorf-
platz mit Brunnen. Dieser ist für das ganze Quartier da,
ebenso wie der den Platz flankierende Gemeinschafts-
raum. Daran mündet ein begrünter Anger, um den sich in
salopper Ordnung, fast wie gewachsen, acht Häuser un-
                                                                                     WEITERE PROJEKTBETEILIGTE (AUSWAHL).
terschiedlicher Größe gruppieren. Sie nehmen Anleihe am
                                                                                     GRUBER + HAUMER LANDSCHAFTSARCHITEKTUR OG,
denkmalgeschützten Nachbarn, ohne selbst historisie­
                                                                                     BÜRS (FREIRAUMPLANUNG). HÄMMERLE – HUSTER
rend zu sein. Ihre Stellung und Ausrichtung schafft unter-
                                                                                     ZT GMBH, BREGENZ (STATIK). DI BERNHARD WEITHAS
schiedliche Zonen angenehmer Atmosphäre, Privatheit,
                                                                                     GMBH, LAUTERACH (BAUPHYSIK).
Durchlässigkeit und Öffentlichkeit und setzt so den
                                                                                     FERTIGSTELLUNG. 2019
dörflichen Maßstab fort.

Die Optionen Miete, Mietkauf und Eigentum erzeugen
ein nachbarschaftliches Miteinander von Bewohner/innen
mit unterschiedlichem sozialem Hintergrund.

Erwähnenswert ist auch der Entstehungsprozess:
Bebauungsstudie, Partizipation, Gestaltungsbeirat, Ein-
beziehung von Landschaftsarchitekten, Diskussionen
und Adaptierungen – das Zusammenwirken aller von
der Stadt bis zum Handwerker – führten zu breiter
Akzeptanz und zeugen von gesunder und vor allem
zukunftsfähiger Auseinandersetzung mit gewachsener
Dorfstruktur und -kultur.

JURYMITGLIED
KLAUDIA RUCK

                                                                                                    WOHNSIEDLUNG MAIERHOF        33
CHARMANTE NACHVERDICHTUNG
WOHNANLAGE KREUZBERGSTRASSE
FELDKIRCH
Bauherrschaft. A.S.T. Baugesellschaft mbH, Feldkirch
Architektur. Dietrich | Untertrifaller Architekten
ZT GmbH, Bregenz, und Andi Breuss, Wien

                                                                     Drei dreigeschoßige Baukörper mit dunkel lasierter Holz-
                                                                     fassade stehen ganz selbstverständlich auf dem Grund-
                                                                     stück und lassen Platz für individuelle und gemeinschaft-
                                                                     liche Nutzungen des Freiraums mit altem Baumbestand.
                                                                     Doch die wahre Stärke des Projekts liegt in der gemein-
                                                                     samen Erschließung dieser drei Gebäude durch eine
                                                                     großzügige und fast schon mondän wirkende zentrale
                                                                     Plattform. Als robustes Rückgrat der Gebäude schafft
                                                                     dieses Raumgerüst den Spagat zwischen einer effizienten
                                                                     Erschließung der Wohnungen und einem charmanten
                                                                     Angebot an die Bewohner/innen, die Bereiche vor ihren
                                                                     Wohnungseingangstüren zu nutzen. Möge die Hausver-
                                                                     waltung ein Auge zudrücken und dieser außergewöhn­
                                                                     liche Möglichkeitsraum mit Leben erfüllt werden!
Wenn in einer lockeren Siedlung statt eines Einfamilien-
hauses aus den 1960er-Jahren eine Wohnanlage mit 21                  JURYMITGLIED
Wohnungen errichtet wird, müssten die Anrainer/innen                 MARKUS ZILKER
eigentlich Sturm laufen, doch der Verkäufer des Grund-
stücks machte eine ökologische und nachhaltige Verdich-
tung zur Bedingung und holte die „richtigen“ Architekten
an Bord. Gemeinsam mit einem engagierten Entwickler
                                                                         WEITERE PROJEKTBETEILIGTE (AUSWAHL).
gelang so eine beispielhaft umgesetzte Nachverdichtung
                                                                         ING. NORBERT GSTEU, FELDKIRCH (STATIK). WSS
innerhalb einer gewachsenen Einfamilienhaussiedlung.
                                                                         WÄRME-, & SCHALLSCHUTZTECHNIK SCHWARZ,
                                                                         FRASTANZ (BAUPHYSIK). MARKUS STOLZ GMBH &
                                                                         CO KG, FELDKIRCH (HAUSTECHNIK).
                                                                         FERTIGSTELLUNG. 2018
                    FOTOS. A.S.T. BAUGESELLSCHAFT MBH/ULLA WAELDER

34    WOHNANLAGE KREUZBERGSTRASSE
ANERKENNUNG

              WOHNANLAGE KREUZBERGSTRASSE   35
ANERKENNUNG

36   HAUS ROSA
VERTIKALE DICHTE
HAUS ROSA
DORNBIRN
Bauherrschaft. Stefanie Mäser und Sebastian Brandner
Architektur. DI Sebastian Brandner, Dornbirn

Die Kategorie Einfamilienhaus führt in der Jury zu Dis­                           Das Haus wirkt zwischen den satteldachgedeckten Häusern
kussionen: „Bitte keine falschen Impulse im zersiedelten                          eher wie ein Möbel als ein Gebäude: eine zarte, schlanke,
Ländle!“ Die Jury möchte hier aber nicht das Einfamilien-                         Garage und Freiraum integrierende Kubatur mit starker
haus, sondern vor dem Hintergrund der kompletten                                  Persönlichkeit, was durch die fassadenstrukturierenden
inhaltlichen Verarmung des Wohnbaus (immerhin die                                 Elemente noch betont wird. Innen entfaltet sich eine
Königsdisziplin der Architektur) das Beispielhafte hono­                          Wohnumgebung, die mit dem Thema der Privatheit ganz
rieren. Dieses Einfamilienhaus ist ein Statement zum                              selbstverständlich umgeht, die sich nicht präsentiert,
Thema Dichte auf einem schwer verwertbaren kleinen                                aber auch nicht versteckt. Über die selbstbewusst zentral
Grundstück mitten im besiedelten Gebiet. Statt in die                             platzierte gewendelte Treppe werden Atelier, Wohnen
Breite geht man in die Höhe. Dadurch gewinnt man                                  und Schlafen miteinander verbunden. Die Vertikalität des
Raum­potenzial für die Zukunft.                                                   Wohnens entfaltet eine Qualität, die so vielen Wohnbau-
                                                                                  trägern unvorstellbar scheint. Mit vielen kleinen Spezia­
                                                                                  litäten (Freiraumschlafzimmer auf der Veranda) und vom
                                                                                  planenden Bauherrn, der inzwischen in einem ganz
                                                                                  anderen Beruf arbeitet(!), feinst detailliert.

                                                                                  JURYMITGLIED
                                                                                  ANNA POPELKA
                                                        FOTOS. ANGELA LAMPRECHT

                 WEITERE PROJEKTBETEILIGTE (AUSWAHL).
                 DI PETER NAGY, DORNBIRN (STATIK). ZIMMEREI
                 GERHARD BILGERI GMBH, RIEFENSBERG (HOLZBAU).
                 FERTIGSTELLUNG. 2019

                                                                                                                          HAUS ROSA     37
WOHNEN UND ARBEITEN IM
DENKMALGESCHÜTZTEN BESTAND
OECONOMIEGEBÄUDE JOSEF WEISS
DORNBIRN
Bauherrschaft. Philipp Nußbaumer und Julia Kick
Architektur. Julia Kick Architektin ZT, Dornbirn

                                                                                Denkmalgeschützte Gebäude zu sanieren und sie
                                                                                obendrein einer neuen Nutzung zuzuführen, ist oft eine
                                                                                kaum lösbare Aufgabe. Architektin Julia Kick gelingt es
                                                                                durch große planerische Umsicht jedoch nicht nur,
                                                                                den ehemaligen Stadel aus dem 19. Jahrhundert bewohn-
                                                                                bar zu machen, sondern auch ein Stück Baukultur im
                                                                                Zentrum von Dornbirn zu erhalten. Das lange leerstehende
                                                                                Wirtschaftsgebäude wird heute als Atelier und Wohn­
                                                                                gebäude der Bauherrnfamilie genutzt. Der Balanceakt
                                                      FOTOS. ANGELA LAMPRECHT

                                                                                zwischen Bewahren und Erneuern gelang durch den
                                                                                geschulten Blick auf die historische Substanz, die mit
                                                                                großer Sorgfalt in vielen Einzelheiten saniert und insge­
                                                                                samt in ihrem Gesamtbild bewahrt wurde. Morsche
                                                                                Holzteile wurden durch neue ergänzt, die bewusst als sol-
                                                                                che sichtbar sind. Die große Toreinfahrt des ehemaligen
                                                                                „Oeconomiegebäudes“ ist heute Eingang zum Atelier und
                                                                                in den Wohnbereich, der sich als loftartige Raumfolge
                                                                                mit Blickachsen und Lufträumen bis unters Dach streckt.
                                                                                Der neue Wandaufbau erfolgte von innen und unabhängig
                                                                                von der Fassade, um deren Holzschirm auch in Zukunft
                                                                                warten zu können. In den Innenräumen wurde die alte
                                                                                Holzkonstruktion mit Wurzelbürsten gesäubert und
                                                                                um Sperrholzplatten aus Seekiefer ergänzt, die sichtbar
                                                                                geschraubt sind. Alt und Neu ergänzen sich zu einer
                                                                                lebendigen und spannungsreichen Atmosphäre.

                                                                                Das Konzept und die architektonische Umsetzung dieses
                                                                                Projekts überzeugten die Jury auch als mögliche Alter­
                                                                                native zur wachsenden Zersiedelung in neuen Einfamilien-
                                                                                hausgebieten am Stadtrand.

                                                                                JURYMITGLIED
                                                                                SANDRA HOFMEISTER
     WEITERE PROJEKTBETEILIGTE (AUSWAHL).
     BMSTR. DI (FH) MARTIN FETZ, LUSTENAU (STATIK).
     GERHARD BOHLE, DORNBIRN (BAUPHYSIK).
     FERTIGSTELLUNG. 2017

38     OECONOMIEGEBÄUDE JOSEF WEISS
ANERKENNUNG

              OECONOMIEGEBÄUDE JOSEF WEISS   39
Aufbruch.Jetzt
Zusammenarbeit auf
Vorarlberger Art.

“   Es sind der Handel, die Industrie, die Gastronomie, die Hotellerie sowie die vielen Dienstleistungs- und
    Handwerksbetriebe, die unser Vorarlberg mit Leben füllen.

    Hans Peter Metzler
    Präsident Wirtschaftskammer Vorarlberg                                                      wko.at/vlbg
Besichtigte Projekte
und Einreichungen
Erfreuliche 146 qualitätsvolle Ein­­
reichungen sind bei der 8. Ausgabe
des Bauherrenpreises der Hypo
Vorarlberg eingegangen.

In einer ersten digitalen Sitzung bestimmten die Expert/
innen jene 22 Projekte, die sie im Anschluss in einer
zweitägigen Juryreise besuchten. Aus dieser Vorauswahl
wiederum prämierten die Juror/innen die im vorderen
Teil des Heftes vorgestellten sechs Preisträger- und sechs
Anerkennungsprojekte. Die zehn weiteren besichtigten
Projekte sind auf der folgenden Doppelseite dargestellt,
gefolgt von allen (weiteren) Einreichungen des 8. Bau­­
herrenpreises der Hypo Vorarlberg.

                              BESICHTIGTE PROJEKTE UND EINREICHUNGEN   41
BESICHTIGTE
                                 PROJEKTE

                                 01 V
                                     ILLA FLEISCH, DORNBIRN, 2018
                                    Bauherrschaft. Rike Kress
                                    Architektur. ARSP ZT GmbH

                                 02 H
                                     EHL TENNE, LINGENAU, 2018
                                    Bauherrschaft. Julia und Manuel Lipburger
                                    Architektur. OEOOO Zeichenbüro

                                 03 W
                                     OHNBAUERNHAUS, LANGEN BEI BREGENZ, 2017
                                    Bauherrschaft. Martin Moosbrugger
                                    Architektur. Georg Bechter Architektur

                                 04 S
                                     TADTHÄUSER SCHILLERSTRASSE, DORNBIRN, 2017
                                    Bauherrschaft. PRISMA Unternehmensgruppe

 01
                                    Architektur. Baumschlager Hutter Partners ZT GmbH

                                                         03

                      02
                                                                                05

                            04
42   BESICHTIGTE PROJEKTE
06                             07
05 K
    INDERGARTEN GÖFIS, 2018
   Bauherrschaft. Gemeinde Göfis
   Architektur. Marte.Marte Architekten ZT GmbH

06 A
    LPIN SPORT ZENTRUM, SCHRUNS, 2018
   Bauherrschaft. Silvretta Montafon GmbH
   Architektur. Bernardo Bader Architekt ZT GmbH

07 M
    ASELLAHÜTTE, DAFINS, 2019
   Bauherrschaft. Kulturverein Dafins
   Architektur. Marte.Marte Architekten ZT GmbH

08 A
    LTE DOGANA, FELDKIRCH, 2016
   Bauherrschaft. Marte.Marte Architekten ZT GmbH
   Architektur. Marte.Marte Architekten ZT GmbH

09 P
    OP-UP BÜHNE MONTFORTER ZWISCHENTÖNE,
   FELDKIRCH, 2018
   Bauherrschaft. Stadtkultur Feldkirch
   Architektur. juri troy architects

10 K
    APELLE SALGENREUTE, KRUMBACH, 2016
   Bauherrschaft. Kapellenverein Gemeinde Krumbach

                                                                         08
   Architektur. Bernardo Bader Architekt ZT GmbH

  09

                                                     10
                                                          BESICHTIGTE PROJEKTE   43
EINGEREICHTE
             PROJEKTE
             Wir danken allen einreichenden
             Bauherr/innen und Architekt/innen
             für ihr Engagement für die
             Vorarlberger Baukultur.
WOHNBAUTEN

             SCHWIMMENDE HÜTTE, LUSTENAU, 2016            HAUS M, MÄDER, 2018                           HAUS HOHLEN, DORNBIRN, 2018
             Bauherrschaft. Veronika & Mathias Gort       Bauherrschaft. Jacqueline & Marc Marinelli    Bauherrschaft. Familie Mörschel
             Architektur. Gmeiner & Miatto Architekten    Architektur. Marc Marinelli                   Architektur. Juniwind Arch., Christian Mörschel

             UNTER DACH UND FACH, DORNBIRN, 2018          HAUS K – DOPPELT VERDICHTET, KLAUS, 2017      HAUS HARTMANN, RAGGAL, 2018
             Bauherrschaft. Marina Metzler                Bauherrschaft. Familie K                      Bauherrschaft. Elisabeth & Dieter Hartmann
             Architektur. metzler.schelling Architekten   Architektur. Helena Weber Architektin         Architektur. Roland Stemmer

             EFH HAGSPIEL, HITTISAU, 2019                 HAUS Z|F, GAISSAU, 2018                       HANGHAUS FRISCH, BUCHEBRUNNEN, 2018
             Bauherrschaft. Antonia & Simon Hagspiel      Bauherrschaft. Anja Zechner & Wolfgang Fend   Bauherrschaft. Irina & Sebastian Frisch
             Architektur. Laurin Zündel                   Architektur. Bernd Riegger                    Architektur. Catharina Fineder

             44      EINGEREICHTE PROJEKTE
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