50plus Ihre Erfahrung zählt - CHANCEN AM ARBEITSMARKT Wertvoll und gefragt: Ihr Wissen, Ihre Erfahrung - Bundesagentur für Arbeit

Die Seite wird erstellt Silvia Junker
 
WEITER LESEN
50plus Ihre Erfahrung zählt - CHANCEN AM ARBEITSMARKT Wertvoll und gefragt: Ihr Wissen, Ihre Erfahrung - Bundesagentur für Arbeit
AUSGABE 2015/2016 | PERSPEKTIVEN FÜR IHR BERUFSLEBEN

50plus
Ihre Erfahrung zählt
CHANCEN AM
ARBEITSMARKT
Wertvoll und gefragt:
Ihr Wissen, Ihre Erfahrung
ALTERSGERECHT ARBEITEN
Im Beruf bleiben
ALTERNATIVEN IM BERUF
Wege zur neuen Stelle
50plus Ihre Erfahrung zählt - CHANCEN AM ARBEITSMARKT Wertvoll und gefragt: Ihr Wissen, Ihre Erfahrung - Bundesagentur für Arbeit
INHALT THEMEN
Themenheft 2015/2016 50plus

                                                                                                                                                                                                                                                                                               Fotos: Thomas Riese, Michael Schrenk, Klaus-Dietmar Gabbert, Thomas Lohnes
                    50PLUS – IHRE
                    ERFAHRUNG ZÄHLT
                                                                                                                                                                                                                                        Interview
                    Auch mit 50plus gibt es viele Möglichkeiten, beruflich am Ball zu                                                                                                                                                   „Es zählt allein, dass jemand
                                                                                                                                                                                                                                        zu uns passt.“���������������������������������   6
                    bleiben. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt stehen dafür günstig,
                    schließlich bringen Sie Berufserfahrung und Fachwissen mit. Neue
                    Herausforderungen können Sie daher motiviert angehen – sei es
                    eine Stellensuche, eine Weiterbildung oder eine Alternative zur
                    klassischen Vollzeitbeschäftigung. Dieses Themenheft zeigt Ihnen
                    Wege auf und liefert wertvolle Informationen.

IMPRESSUM
Herausgeber
                                                         Druck
                                                         Alpha print Medien AG, Darmstadt
                                                                                                                     Chancen am Arbeitsmarkt                                                                                            Im Porträt
                                                                                                                                                                                                                                        Vier aktive Menschen
Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg                       Redaktionsschluss                                           Mit Erfahrung punkten��������������������������������������������������������������������������������������   4   über 50 berichten ��������������������������      8
Verlag                                                   August 2015
Meramo Verlag GmbH,                                      Haftungsausschluss
Gutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg                   Für die Richtigkeit der Eintragungen kann – auch wegen
Tel. 0911 937739-0                                       der schnellen Entwicklung in Gesellschaft, Wirtschaft und
Fax 0911 937739-99                                       Technik und der großen regionalen Unterschiede – ­keine
E-Mail: redaktion@meramo.de                              Haftung übernommen werden. Bitte informieren Sie sich
                                                         bei Ihrer Agentur für Arbeit, ob in der Zwischenzeit in
Redaktion Berufsfeldinformationen
Gesamtleitung: Rainer Möller
                                                         ­einzelnen Punkten Änderungen eingetreten sind.                                                                                                                                Weitere Themen
Chefredaktion: Andreas Seidl                             Copyright
Redaktion: Evelyn Schulz                                 © Bundesagentur für Arbeit
Lektorat: Edith Backer                                   Alle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck, auch auszugs-                                                                                                                          Alternativen
Art Direktor: Nero A. Kaiser                             weise, sowie jede Nutzung der Inhalte bedarf der vor-                                                                                                                          Wege zur neuen
Stellv. Art Direktor: Viviane Schadde
                                                         herigen Zustimmung des Verlags. In jedem Fall ist eine
                                                         genaue Quellenangabe erforderlich. Bilder dürfen grund-
                                                                                                                                                                                                                                        Beschäftigung ����������������������������     22
Layout: Monika Orend, René Weinberg                      sätzlich nicht genutzt werden. Mit Namen gekennzeich-
Titelfoto: Thomas Riese                                  nete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der                                                                                                                             Aus der Praxis
Wir fotografierten in der St. Pauls Apotheke Fürth und   Redaktion­und des Herausgebers wieder.                                                                                                                                         Existenzgründung
bedanken uns für die freundliche Unterstützung.
                                                         Bestellungen                                                                                                                                                                                     24
                                                                                                                                                                                                                                        als Chance ���������������������������������
Autoren                                                  Das Heft kann über den Bestellservice der Bundesagentur     Arbeitsmodelle                               Altersgemischte Teams
Bernd Klement, Sabine Olschner, Judith Schallenberg,     für Arbeit im Internet bezogen werden:                      Altersgerechte                               Jeder bringt sein                                 Checkliste
Sabine Schrader                                          www.ba-bestellservice.de                                    Lösungen finden �������������������������12 Potenzial ein ............��������������������18 Tipps für die Bewerbung ������������� 27

2                                                                                                                                                                                                                                                                                          3
50plus Ihre Erfahrung zählt - CHANCEN AM ARBEITSMARKT Wertvoll und gefragt: Ihr Wissen, Ihre Erfahrung - Bundesagentur für Arbeit
ARBEITSMARKTCHANCEN EINFÜHRUNG

                                                                                                                                        d
Themenheft 2015/2016 50plus

                                                                                                                                                                                                                 DAS WISSEN AUS EINER

                                                                                                                   Foto: Thomas Riese
                                                                                                                                                     ie geburtenstarken Jahrgänge aus den 1950er-                WEITERBILDUNG KANN
                                                                                                                                                      und 1960er-Jahren kommen langsam ins Ren-
                                                                                                                                                     tenalter – und machen Platz für den Nachwuchs                  GOLD WERT SEIN.
                                                                                                                                        in den Unternehmen. Das Problem ist jedoch: Es kommen
                                                                                                                                        zum Teil nicht so viele junge Arbeitskräfte nach, wie ältere
                                                                                                                                        in Ruhestand gehen. Folglich werden Arbeitgeber in Zukunft         sind eine perfekte Kombination, um gemeinsam gute Leis-
                                                                                                                                        vermehrt auch auf ältere Arbeitskräfte angewiesen sein, um         tungen zu erbringen. Und das freut letztendlich auch den
                                                                                                                                        den Betrieb am Laufen zu halten. Die Zahl der Beschäftigten        Arbeitgeber.
                                                                                                                                        über 50 Jahre in den Unternehmen stieg von 5,2 Millionen im
                                                                                                                                        Jahre 1999 auf 9,1 Millionen im Jahr 2013. Wenn diese nun          Eigene Kenntnisse betonen
                                                                                                                                        aus Altersgründen nach und nach ausscheiden, wird es für           Wenn Sie lange Zeit in nur einer Firma beschäftigt waren und
                                                                                                                                        die Arbeitgeber eng: Das Institut der deutschen Wirtschaft         sich neu orientieren möchten oder müssen, sind Sie vielleicht
                                                                                                                                        Köln rechnet damit, dass bis zum Jahr 2020 rund 1,3 Milli-         beim Thema Bewerbungen nicht mehr ganz auf dem Laufen-
                                                                                                                                        onen Fachkräfte fehlen werden.                                     den. Bevor Sie sich an die Bewerbungsschreiben setzen, brin-
                                                                                                                                           „Ich bin doch zu alt, mich will keiner mehr“, ist heute kein    gen Sie Ihr Wissen auf den neuesten Stand. Bei der Jobsuche
                                                                                                                                        Argument mehr, um Bewerbungen zu scheuen oder zu resig-            selbst helfen oft Kontakte: Je mehr Menschen Sie kennen,
                                                                                                                                        nieren. Ganz im Gegenteil: Erfahrung ist gefragt. Arbeitneh-       umso größer ist die Chance, dass einer von ihnen den ent-
                                                                                                                                        merinnen und Arbeitnehmer bleiben heute länger im Beruf            scheidenden Tipp für eine neue Stelle geben kann. Aktivieren
                                                                                                                                        als noch vor einigen Jahren. In den Personalabteilungen            Sie also Ihr Netzwerk. Ganz wichtig: Ziehen Sie sich im Fall
                                                                                                                                        und Chefetagen weiß man sehr genau, welche Pluspunkte              einer Arbeitslosigkeit nicht aus Ihren sozialen Kreisen zurück.
                                                                                                                                        erfahrene Kräfte aufweisen. Die Firmen stellen sich mit an-        Nur so können Sie bei Bedarf auf die Hilfe anderer bauen.
                                                                                                                                        gepassten Arbeitsplätzen und Aufgaben auf die speziellen              Wichtig ist es, im Rahmen von Bewerbungen das eigene
                                                                                                                                        Bedürfnisse einer älteren Belegschaft ein.                         Licht nicht unter den Scheffel zu stellen! Sie haben im Laufe
                                                                                                                                                                                                           Ihres Berufslebens viele Fähigkeiten erlernt, Kenntnisse er-
                                                                                                                                        Fit bleiben, geistig und körperlich                                worben und Erfahrungen gesammelt. Von Ihrem beruflichen
                                                                                                                                        Wichtig ist es, die eigene Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Mit re-   Wissensschatz kann ein möglicher Arbeitgeber nur profitie-
                                                                                                                                        gelmäßigem Sport stärken Sie Ihr Wohlbefinden und fördern          ren. Heben Sie das in Bewerbungen und Gesprächen klar
                                                                                                                                        Ihre Gesundheit. Viele Unternehmen bieten auch Betriebs-           hervor und beweisen Sie, dass Sie noch lange nicht zum
                                                                                                                                        sportgruppen oder andere Gesundheitsprogramme an, um               „alten Eisen“ gehören.
                                                                                                                                        ihre Belegschaft fit zu halten. Lassen Sie sich die Gelegen-
                                                                                                                                        heit der oft kostenlosen Sportprogramme nicht entgehen.
                                                                                                                                            Es genügt jedoch nicht, nur körperlich fit zu bleiben –
                                                                                                                                        auch Ihren Geist sollten Sie auf Trab halten. Das können Sie
                                                                                                                                        am besten tun, indem Sie regelmäßig an Weiterbildungen
                                                                                                                                        teilnehmen, die Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten festigen und
                                                                                                                                                                                                             links
                                                                                                                                        ausbauen. Teils werden vom Arbeitgeber entsprechende
                                                                                                                                        Seminare angeboten. Daneben sollten Sie sich aber auch               Weiterbildung ja – aber wie findet man die passende?
                                                                                                                                        selbst über mögliche Fortbildungen informieren. Neues Wis-           Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) unter-
                                                                                                                                        sen kann zu mehr Sicherheit im Berufsalltag führen und Sie           stützt Sie bei der Auswahl mit seiner Checkliste
                                                                                                                                        dazu motivieren, neue Aufgaben zu übernehmen. Fragen                 „Qualität beruflicher Weiterbildung“. Die Liste enthält
                                                                                                                                        Sie Ihren Arbeitgeber, ob er bereit ist, in eine Weiterbildung       unter anderem Hinweise zu Fortbildungsabschlüssen
                                                                                                                                        zu investieren. Falls er dies ablehnt, dann informieren Sie          und Fördermöglichkeiten. www.bibb.de/checkliste
Alles hat seinen Platz, jeder Handgriff sitzt: Ältere gehen bei der Bewältigung ihrer Aufgaben strukturiert vor.                        sich über die Möglichkeiten einer alternativen Finanzierung
                                                                                                                                        sowie über Fördermöglichkeiten. Wer weiß, ob Sie nicht               In KURSNET, einem Portal der Bundesagentur für
                                                                                                                                        doch noch einmal die Arbeitsstelle wechseln wollen oder              Arbeit, können Sie gezielt nach Weiterbildungs­
                                                                                                                                        müssen? Das zusätzliche Wissen aus einer Weiterbildung               angeboten suchen. www.kursnet.arbeitsagentur.de
                                                                                                                                        könnte dann Gold wert sein.

DIE CHANCEN NUTZEN                                                                                                                      Voneinander lernen
                                                                                                                                        In der Zusammenarbeit mit jüngeren Kollegen und Kollegin-
                                                                                                                                                                                                             Welcher Lerntyp sind Sie? Wie können Sie durch
                                                                                                                                                                                                             Weiter­bildung Ihre Beschäftigungsfähigkeit erhalten?
                                                                                                                                                                                                             Diese und weitere Themen werden im durchstarten-
                                                                                                                                        nen können Sie sich das eine oder andere aneignen – und              Themenheft „Weiter durch Bildung“ der Bundes-
Diversen wissenschaftlichen Studien zufolge wird sich aufgrund des                                                                      im Gegenzug können diese von Ihrer langjährigen Erfahrung            agentur für Arbeit behandelt:
demografischen Wandels der Fachkräftemangel in Deutschland in den                                                                       im Berufsleben profitieren, zum Beispiel was den Umgang              www.arbeitsagentur.de/durchstarten > Weiter durch
                                                                                                                                        mit stressigen Situationen oder die effiziente Gestaltung von        Bildung. Hier finden Sie das Heft als PDF-Datei zum
nächsten Jahren verschärfen. Dadurch könnten sich die Arbeitsmarkt-                                                                     Arbeitsprozessen betrifft. Die Berufs- und Lebenserfahrung           Herunterladen.
chancen von erfahrenen Fachkräften in Zukunft verbessern.                                                                               von Älteren und die innovativen Ideen von Berufsanfängern

4                                                                                                                                                                                                                                                                      5
50plus Ihre Erfahrung zählt - CHANCEN AM ARBEITSMARKT Wertvoll und gefragt: Ihr Wissen, Ihre Erfahrung - Bundesagentur für Arbeit
ARBEITSMARKTCHANCEN INTERVIEW
                        Themenheft 2015/2016 50plus

                            ­INTERVIEW
                                                                                          Wie funktioniert die Zusammenarbeit
                                                                                          zwischen Älteren und Jüngeren?
                                                                                        Sina Trinkwalder: Die funktioniert wunderbar, weil wir
                                                                                        den richtigen Mix haben. Die Jungen haben oft verrückte
                                                                                        Ideen, die Älteren bringen diese Ideen in umsetzbare Maß-
Foto: Michael Schrenk

                                                          SINA                          nahmen. Wenn es mal stressig ist, wissen die Jüngeren                                                                                                                                    Im Berufsalltag
                                                          TRINKWALDER                   aufgrund mangelnder Erfahrung oft nicht, wie sie reagie-                                                                                                                                 kommt es oft gar
                                                                                        ren sollen. Dann bringen die Älteren Ruhe und Sicher-                                                                                                                                    nicht auf das
                                                                                        heit hinein. Denn sie wissen: Das haben wir schon immer                                                                                                                                  Alter an.

                                                                                                                                                        Foto: Thomas Riese
                                                                                        geschafft, das werden wir auch dieses Mal schaffen. Die
                            „ÄLTERE BRINGEN RUHE                                        ­älteren Kolleginnen und Kollegen sind bei uns also eine
                                                                                         ganz wertvolle Säule.
                            UND SICHERHEIT“
                                                                                          Sind ältere Menschen, die vielleicht eine Weile

                            In ihrer Augsburger Textilmanufaktur
                                                                                          nicht gearbeitet haben, bei ihrem Neuanfang
                                                                                          besonders motiviert?
                                                                                        Sina Trinkwalder: Wenn Menschen länger aus dem Job
                                                                                                                                                                             checkliste
                            „manomama“ lässt Sina Trinkwalder                           raus sind, ist es eigentlich eher gefährlich, zu motiviert an
                                                                                        die Sache heranzugehen. Denn dadurch setzen sie sich                                 Wer bin ich? Was kann ich?
                            ökologische Textilien fertigen. 2010                        selbst unter zu großen Druck, dem sie gar nicht gerecht                              Was will ich erreichen?
                            als soziales Projekt gestartet, erhielt                     werden können. Ich habe schon gesehen, wie ein über-                                 Sich selbst einzuschätzen, ist nicht immer einfach.
                            die Firma 2011 den Deutschen                                motivierter Mensch nach drei Tagen alles hinwarf und                                 Experten sprechen von verschiedenen Kompetenz­
                                                                                        sagte: „Ich wusste, dass das nichts wird.“ Dann sage ich:                            feldern: fachliche, soziale und Methoden-Kompetenz.
                            Nachhaltigkeitspreis. Die 37-jährige                        „Du lässt es jetzt etwas langsamer angehen.“ Diejenigen,                             Die Checkliste hilft Ihnen dabei, Ihre eigenen Kenntnis-   Welche Fragen sind wichtig, wenn
                            Gründerin beschäftigt auch viele                            denen ich eine zweite Chance gegeben habe, sind heute                                se und Fähigkeiten besser einzuschätzen. Denn              ich mich beruflich neu positionieren
                            Ältere. Welche positiven Erfahrungen                        meine wertvollsten Mitarbeiter. Sie sind über sich hinaus-                           gerade Ältere können meist mehr, als sie denken.           möchte?
                                                                                        gewachsen. Und dieses Selbstwert-Erlebnis geben sie an
                            sie mit ihnen macht, erzählt sie im                         die Jüngeren weiter, denen sie sagen können: „Wirf die                               Fachliche Kompetenz, z.B.:                                 Beim bisherigen Arbeitgeber:
                            Interview.                                                  Flinte nicht ins Korn, das klappt schon!“                                            □□Welche Abschlüsse haben Sie?                             □□Haben Sie mit Ihrem Arbeitgeber über einen
                                                                                                                                                                             □□Beförderungen?                                              neuen Aufgabenbereich, Teilzeit, Homeoffice oder
                                                                                          Welche Arbeitszeitmodelle bieten Sie an?                                           □□Weiterbildungen?                                            andere altersgerechte Maßnahmen gesprochen?
                                                                                        Sina Trinkwalder: Bei uns arbeiten 90 Prozent der Be-                                □□Berufliche Stationen?                                    □□Können Sie sich vorstellen, Ihr Wissen an ­Azubis und
                                                                                        schäftigten in Vollzeit, weil sie Alleinverdiener sind. Und                          □□Verantwortlichkeiten?                                       jüngere Kollegen weiterzugeben, etwa als Mentor?
                                                                                        wenn jüngere Mitarbeiter mit Kindern nur zu bestimmten                               □□Fachkenntnisse?                                          □□Bietet Ihr Arbeitgeber die Möglichkeit, sich
                              Wie setzt sich Ihre Belegschaft                           Zeiten arbeiten können, sind unsere älteren Mitarbeiter                                                                                            weiterzubilden?
                              altersmäßig zusammen?                                     bereit, Rücksicht darauf zu nehmen und zu anderen Zeiten                             Soziale Kompetenz, z.B.:                                   □□Käme eine niedriger angesiedelte Position für Sie in-
                            Sina Trinkwalder: Bei uns gibt es ältere und jüngere,       zu arbeiten, oder umgekehrt.                                                         □□Teamfähigkeit                                               frage – und damit auch Abstriche im Gehalt -, wenn
                            erfahrenere und innovativere Menschen. Wir sind vor                                                                                              □□Offenheit                                                   Sie dadurch bei Ihrem Arbeitgeber bleiben könnten?
                            fünf Jahren ausschließlich mit Kollegen und Kolleginnen       Was tun Sie dafür, um Ihre älteren Mitarbeiter                                     □□Motivation
                            über 45 Jahren gestartet. Heute sind 154 Menschen             und Mitarbeiterinnen arbeitsfähig zu halten?                                       □□Einfühlungsvermögen                                      Bei einem neuen Arbeitgeber:
                            bei uns fest angestellt, davon sind rund zehn Prozent       Sina Trinkwalder: Wir haben zusammen mit den                                         □□Zuverlässigkeit                                          □□Fühlen Sie sich körperlich und geistig fit für einen
                            über 60, etwa 40 Prozent über 50 und rund 30 Prozent        Kranken­kassen ein Sportprogramm aufgelegt, das alle                                 □□Positive Einstellung zum Beruf                              beruflichen Neustart?
                            über 40 Jahre alt.                                          Beschäftigte, gleich welchen Alters, nutzen können. Dabei                                                                                       □□Könnte ein neues Arbeitsverhältnis auch zeitlich be-
                                                                                        lernen sie zum Beispiel, ergonomisch richtig an den Näh-                             Methoden-Kompetenz, z.B:                                      fristet sein?
                              Wenn Sie neues Personal einstellen, achten                maschinen zu sitzen.                                                                 □□Flexibilität                                             □□Was halten Sie von einem Branchenwechsel?
                              Sie dann auf das Alter der Bewerber?                                                                                                           □□Mobilität                                                □□Würden Sie für eine neue Stelle Weiterbildungen
                            Sina Trinkwalder: Es ist mir völlig egal, wie alt ein Be-     Was ist Ihr Tipp für Bewerbungen?                                                  □□Interesse an Weiterbildung                                  absolvieren, diese auch selbst finanzieren und dafür
                            werber oder eine Bewerberin ist, was er bisher gemacht      Sina Trinkwalder: Entschuldigen Sie sich nicht für Ihr                               □□Interesse an Neuerungen                                     eventuell in eine andere Stadt fahren?
                            hat, ob er einen Migrationshintergrund hat, alleinerzie-    Alter! Und wenn Sie mal eine Weile nicht gearbeitet                                  □□Zeitmanagement                                           □□Welche Weiterbildungen kommen infrage:
                            hend ist, gehandicapt ist oder welche Qualifikationen er    haben, ist das kein Manko. Dann haben Sie sich offenbar                              □□Kunden- und Dienstleistungsorientierung                     Fachwissen, IT, Fremdsprachen, Soft Skills?
                            hat. Es zählt allein, dass er oder sie zu uns passt.        gerade um Ihr Leben gekümmert.

                        6                                                                                                                                                                                                                                                                          7
50plus Ihre Erfahrung zählt - CHANCEN AM ARBEITSMARKT Wertvoll und gefragt: Ihr Wissen, Ihre Erfahrung - Bundesagentur für Arbeit
ARBEITSMARKTCHANCEN IM PORTRÄT
Themenheft 2015/2016 50plus

                                                                                                                                                                                            GELEGENHEITEN ERGREIFEN

                                                                                                                                                              Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
JEDEN TAG                                                                                                                                                                                   Nach 24 Jahren im Beruf wechselte
                                                                                                                                                                                            Ronny Doll den Arbeitgeber. Der Grund:
NEUES LERNEN

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Foto: Torsten Andreas
                                                                                                                                                                                            Er wollte noch einmal etwas Neues
                                                                                                                                                                                            wagen, in einem anderen Umfeld und
                                                                                                                                                                                            ohne Schichtdienst arbeiten. Er bewarb
                                                                                                                                                                                            sich – und hatte Erfolg.
Peter Rux hat in den vergangenen

                                                                                                                                                                                                                                                         Foto: Torsten Andreas
Jahren beruflich die verschiedensten                                                                                                                                                                                Ronny Doll,
                                                                                                                                                                                                                     Schlosser,
Aufgaben übernommen. Nun ist er                                                                                                                                                                                     Mühlenbeck
als Mitarbeiter für die logistischen

                                                                                                                                                                                            r
Abläufe eines Kurierdienstleisters
zuständig.
                                                               Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

                         Peter Rux,                                                                                                                                                                 onny Doll hat zu Zeiten der ehemaligen DDR die Ar-
                     Sachbearbeiter,                                                         Nach einigen Branchenwechseln ist Peter Rux nun beruflich                                              beit eines Zerspaners von der Pike auf gelernt und                           Ronny Doll in der Schlosserei seines neuen Arbeitgebers.
                             Berlin                                                          am Ziel: Er arbeitet bei einem Kurierdienstleister.                                                    seit seiner Ausbildung nichts anderes gemacht.
                                                                                                                                                                                            Nach dem Fall der Mauer wechselte er in ein großes Un-
                                                                                                                                                                                            ternehmen – und blieb dort rund 25 Jahre lang. „Im Laufe                             Schichtarbeit mehr machen. Wegen seiner zwei Kinder

n
                                                                                             übergeben. 60 bis 100 Pakete laufen bei dem Zweierteam                                         der Zeit hat sich die Technik in meiner Branche natürlich                            zögerte er jedoch lange, sich nach etwas Neuem umzuse-
                                                                                             jeden Tag auf. „Es muss immer schnell gehen, und ich muss                                      weiterentwickelt. Viel wurde automatisiert, sodass die Ar-                           hen. „Mit Familie gibt man nicht so leichtfertig eine feste
                                                                                             viel mit dem Kunden, den Kollegen und den Kurieren kom-                                        beit immer monotoner wurde und mir keinen Spaß mehr                                  Anstellung auf.“
                                                                                             munizieren. Das macht auf jeden Fall Spaß.“ Seine Stelle                                       machte“, erzählt der 50-Jährige. Außerdem wollte er keine                               Nun, da die Kinder aus dem Haus sind, hat er den Schritt,
                                                                                             ist zwar nur auf sechs Stunden pro Tag angelegt, je nach                                                                                                                            nach Absprache mit seiner Familie, aber doch gewagt. „Pri-
             ach einer Ausbildung im Metallbereich arbeitete                                 Versandvolumen gibt es aber auch mal mehr zu tun. Peter                                                                                                                             vat, über den Sport, habe ich einen Mitarbeiter der Bear
             Peter Rux zunächst viele Jahre bei den Berliner                                 Rux sieht es positiv: „Ich hätte natürlich gern eine Vollzeit-                                                                                                                      Mühlen & Behälter GmbH Berlin kennengelernt, der mir von
             Verkehrsbetrieben, bis er sich als Kurierfahrer
selbstständig machte. Als es nach einiger Zeit finanziell
schwierig für ihn wurde, entschloss er sich, die Branche
                                                                                             stelle gehabt. Aber so bleibt mir wenigstens auch Zeit für
                                                                                             Haus und Garten.“
                                                                                                 Bei seinen Bewerbungsschreiben hat Peter Rux trotz Ab-
                                                                                                                                                                                              praxistipps                                                                        seiner Arbeit erzählte. Als dort ein Jahr später Schlosser ge-
                                                                                                                                                                                                                                                                                 sucht wurden, habe ich mich beworben.“ Er erhielt die Zu-
                                                                                                                                                                                                                                                                                 sage des Anlagenbauers, der Produkte für die Kakao- und
zu wechseln und fing an, in verschiedenen Bereichen zu                                       sagen nie aufgegeben. „Man darf nicht nachlassen und auch                                                                                                                           Süßwarenindustrie herstellt, und übernimmt seither dort
jobben: Er war unter anderem im Autobau, im Antennen-                                        bei Nackenschlägen nicht resignieren“, so sein Rat an alle,                                      Netzwerke aufbauen                                                                 Zerspanungs- und Schlosserei-Aufgaben. „Hier kann ich
bau und im Eisenbahnbau tätig, zuletzt bei einem Sicher-                                     die ebenfalls auf Jobsuche sind. Und noch einen Tipp hat der                                     Sie lernen gerne neue Menschen kennen, knüpfen                                     endlich wieder das machen, was ich mal gelernt habe. Und
heitsdienst. In einer Phase der Arbeitslosigkeit entdeckte                                   Familienvater für berufserfahrene Stellensuchende: „Eigen-                                       leicht Kontakte und interessieren sich für andere?                                 die Tätigkeiten als Schlosser eigne ich mir jetzt auch noch
er im Internet die Stellenanzeige des Kurierdienstleisters                                   initiative zeigen! Wenn man etwas erreichen will, muss man                                       Dann bringen Sie die besten Voraussetzungen für er-                                an, indem ich erfahrene Kollegen bei der Arbeit begleite und
Messenger in Berlin, der einen Logistikmitarbeiter für die                                   sich auch mal in eine Sache festbeißen.“                                                         folgreiches Netzwerken mit. Pflegen Sie Ihre berufli-                              Lehrgänge besuche. So kann ich demnächst überall flexibel
operativen Abläufe bei einem großen Druckereikunden be-                                                                                                                                       chen und persönlichen Kontakte – wer weiß, vielleicht                              eingesetzt werden.“
nötigte. „Da ich mich mit Kurierdiensten und organisatori-                                                                                                                                    ergibt sich daraus eine neue Stelle.                                                  In seinem Team arbeiten sowohl jüngere als auch erfahrene
schen Aufgaben aus­kenne, passte das sehr gut“, sagt der                                                                                                                                                                                                                         Kollegen. „Das Betriebsklima ist sehr gut, ich kann jederzeit
50-Jährige. Vier Tage nach der Bewerbung bei dem Berliner
Kurierdienstleister trat er, nach zwei Stunden Probearbeit,
seine neue Stelle an. „Der Kollege, der die Stelle aufgebaut
                                                                                               info                                                                                           Einige Gelegenheiten, das eigene
                                                                                                                                                                                              Netzwerk zu erweitern:
                                                                                                                                                                                              •• im Verein, beim Sport
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Fragen stellen.“ In der eigenen kleinen Werkstatt der Firma
                                                                                                                                                                                                                                                                                 führt Ronny Doll Dreh- und Fräsarbeiten durch, die im Rahmen
                                                                                                                                                                                                                                                                                 der Reparatur und Fertigung der Mühlen und Behälter anfallen.
hatte, hat mich acht Wochen lang eingearbeitet, und jetzt                                                                                                                                     •• über Freunde und Familie                                                        Weitere Aufgaben soll er nach und nach übernehmen. Sein
bin ich zusammen mit einem etwa gleichaltrigen Kollegen                                        Wenn Sie arbeitslos gemeldet sind, können Sie sich                                             •• im Berufsleben: in anderen Abteilungen, auf Dienst-                            Tipp für erfahrene Ältere, die ebenfalls noch einmal die Stelle
für den gesamten Versand des Druckereikunden zuständig“,                                       in der LERNBÖRSE exklusiv der Bundesagentur für                                                    reisen, Messen und Fortbildungsveranstaltungen                                 wechseln möchten: „Man muss bewusst die Entscheidung
erklärt Peter Rux. „Auch wenn ich mich schon recht sicher                                      Arbeit zu den unterschiedlichsten Themen informie-                                             •• im Internet in Karriere-Netzwerken                                              treffen, dass man etwas Neues machen will. Wenn man nichts
in meinen Aufgaben fühle: Ich lerne jeden Tag wieder etwas                                     ren, und das in Ruhe und kostenlos. Wie wäre es mit                                                                                                                               unternimmt, verändert sich auch nichts.“ Er selber habe Glück
Neues dazu.“                                                                                   einem Englischkurs? Oder benötigen Sie Hilfe bei der                                           Tipp: Seien auch Sie Netzwerkpartner: Unterstützen                                 gehabt, dass er jemanden kannte, der zufällig von einer Stelle
   Die versandfertigen Pakete der Druckerei kommen bei                                         Bewerbung? Nutzen Sie das Online-Lernangebot unter                                             Sie nach Möglichkeit andere. Bei Bedarf können dann                                wusste, die auf ihn passte. „Ich war zur richtigen Zeit am rich-
ihm und seinem Kollegen an. Sie müssen diese vermessen,                                        www.arbeitsagentur.de/lernboerse.                                                              auch Sie selbst auf Unterstützung bauen.                                           tigen Ort“, sagt er. „Aber man muss auch den Mut haben,
die Versandkosten berechnen und die Pakete den Kurieren                                                                                                                                                                                                                          solche Gelegenheiten zu ergreifen.“

8                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             9
50plus Ihre Erfahrung zählt - CHANCEN AM ARBEITSMARKT Wertvoll und gefragt: Ihr Wissen, Ihre Erfahrung - Bundesagentur für Arbeit
ARBEITSMARKTCHANCEN IM PORTRÄT
 Themenheft 2015/2016 50plus

                                                                                             SELBSTSICHER                                                    NEUE STADT, NEUE BRANCHE

                                                               Foto: privat
                                                                                             AUFTRETEN                                                       Hildegard Kinski (63) machte sich aufgrund ihres Alters keine
                                                                                                                                                             großen Hoffnungen auf eine neue Arbeitsstelle, als sie von
                                                                                                                                                             Süddeutschland nach Kiel zog. Und doch: Wenig später fand sie
                                                                                                                                                             eine Stelle als Verkäuferin in einem Modegeschäft.

                                                                              Foto: privat

                                                                                                                                                                                                                              Foto: privat
                                                                                                                   Marlies                                                               Hildegard
                                                                                                                   Klingsporn,                                                              Kinski,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Foto: Michael Neuner
                                                                                                                   Pflegefachkraft,                                                    Verkäuferin,
                                                                                                                   Hamburg                                                                     Kiel

 Die Versorgung von Pflegebedürftigen gibt Marlies

 s                                                                                                                                                           h
 Klingsporn viel Kraft.

                                                                                             Marlies Klingsporn hat als Pflegefach-
                                                                                             kraft das Glück, in einer Branche zu
          eit dem Ende ihrer Ausbildung zur Krankenschwes-                                   arbeiten, in der Mitarbeiterinnen und                                        ildegard Kinski hatte schon viele Jobs: Wäh-
          ter – heute heißt der entsprechende Abschluss                                      Mitarbeiter gesucht werden. Nach                                             rend sie ihre drei Kinder großzog, arbeitete die
          „Gesundheits- und Krankenpflegerin“ – hat ­Marlies                                 einem Umzug fand sie schnell eine                                            ausgebildete Buchhalterin stundenweise auf
 Klingsporn durchgehend in Pflegeheimen gearbeitet, unter-                                                                                                   verschiedenen Stellen. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie
 brochen nur von einigen Familienpausen. „Das gefällt mir                                    neue Stelle – dank ihrer überlegt                               von Bayern zu ihrer Tochter nach Schleswig-Holstein. „Ich
 gut, weil es dort familiärer zugeht als in einem Kranken-                                   angegangenen Bewerbungsphase.                                   hatte erst Angst, mit über 60 noch mal auf Stellensuche zu
 haus, in dem die Patienten schnell wieder weg sind“, sagt                                                                                                   gehen“, erinnert sich Hildegard Kinski. Doch mithilfe einer
 die 52-Jährige. Vor einigen Jahren zog sie nach Hamburg.                                                                                                    Beratung gewann sie den Mut, sich bei verschiedenen Un-
 Mit 50 Jahren noch einmal eine neue Stelle finden, in einer                                 das Verteilen der Medikamente, die Dokumentation der            ternehmen zu bewerben.
 neuen Stadt? „Von Frankfurt aus hatte ich mich im Internet                                  Maßnahmen und die Pflege der Bewohner und Bewohne-                 Soweit es möglich war, hat Hildegard Kinski ihre Bewer-
 nach Stellen umgesehen und schon einmal meine Unter-                                        rinnen. „Ich fühle mich noch sehr fit, sodass mir auch die      bungsunterlagen immer persönlich bei den Verantwortlichen
 lagen, zum Beispiel den Lebenslauf und meine Zeugnisse,                                     körperliche Arbeit nichts ausmacht.“                            abgegeben. „Dann bekommt man schon mal einen ersten                             Ware sortieren, aber auch Kunden beraten und im Team
 zusammengestellt. In Hamburg konnte ich diese dann sofort                                       Im Laufe ihres Berufslebens besuchte sie etliche Fortbil-   Eindruck voneinander.“ Von dem Kaufhaus TK Maxx bekam                           ­arbeiten: Eine Tätigkeit im Verkauf ist abwechslungsreich.
 in die Post geben, versehen noch mit einem individuellen                                    dungen und erarbeitete sich so zusätzliches Wissen, das sie     sie eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. „Ich er-
 Anschreiben.“ Nach neun Bewerbungen bekam sie sieben                                        für Arbeitgeber noch interessanter macht. Unter anderem         zählte ganz offen, was ich kann. Das hat meinen künftigen
 Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Entschieden hat                                      absolvierte sie eine Qualifizierung zur Pflegedienstleitung     Chef offenbar überzeugt.“ Ein paar Tage später erhielt sie die                  würde, in einer fremden Branche noch mal ganz von vorn
 sich Marlies Klingsporn für das Pflegeheim Kursana Villa                                    sowie eine Weiterbildung zur Praxisanleiterin – dank Letz-      Zusage. „Erst wollte ich die Stelle gar nicht annehmen, weil                    zu beginnen“, erinnert sich Hildegard Kinski. Doch schließ-
 Reinbek. „Als Fachkraft übernehme ich häufig die Schicht-                                   terer darf sie ausbilden. „Außerdem finden bei den Arbeit-      ich mir plötzlich nicht mehr sicher war, ob ich es schaffen                     lich sagte sie zu. Die heute 63-Jährige ist froh darüber: „Ich
 leitung und trage damit die Verantwortung für alles, was in                                 gebern regelmäßig interne und externe Fortbildungsver-                                                                                          freue mich jeden Tag auf meine Arbeit. Alle im Team sind
 dieser Schicht zu regeln ist.“ Dazu gehören unter anderem                                   anstaltungen statt, zum Beispiel zu Themen wie Hygiene,                                                                                         sehr nett. Auch wenn ich die Älteste bin: Wir respektieren
                                                                                             Sturzrisiko oder Ernährung. Als Pflegekraft muss man immer                                                                                      uns gegenseitig.“
                                                                                             mal wieder sein Wissen auffrischen und ergänzen.“
                                                                                                 Vom Alter her ist ihr Team gemischt, Marlies Klingsporn       praxistipps                                                                      Als Verkäuferin berät Hildegard Kinski die Kundschaft und
                                                                                                                                                                                                                                             kassiert. Sie hat eine Teilzeitstelle mit 20 Wochenstunden

     info                                                                                    gehört zu den Älteren. Sie kommt mit allen gut zurecht. „Das
                                                                                             ist eine Frage des respektvollen Umgangs miteinander.“ Äl-
                                                                                             teren, die sich um eine neue Stelle bemühen müssen oder           Sie wollen in einem Bereich arbeiten, der Ihnen
                                                                                                                                                                                                                                             und springt ein, wenn mal mehr gearbeitet werden muss.
                                                                                                                                                                                                                                             „Teilzeitarbeit ist ein gutes Modell für mich, schließlich bin
                                                                                                                                                                                                                                             ich mit 63 nicht mehr so fit wie noch vor zehn Jahren.“ Wenn
                                                                                             wollen, rät sie, im Vorstellungsgespräch sicher aufzutreten       noch fremd ist? Gute Anlaufstellen für Informati-                             sie in zwei Jahren in Rente geht, würde sie danach gerne wei-
     Es gibt immer mehr pflegebedürftige Menschen. Daher                                     und sich auf das Gespräch gut vorzubereiten, indem man            onen sind die Branchenverbände. Es gibt sie für                               ter auf 450-Euro-Basis in dem Geschäft arbeiten, sofern es
     steigt auch der Bedarf an Pflegekräften. Die Broschüre                                  sich das Unternehmen genau ansieht. Auch Verhandlungs-            jede Berufs­gruppe, zum Beispiel den Bundesverband                            ihre Gesundheit zulässt. „Die Arbeit hält mich jung.“
     „Altenpfleger werden“ der Stiftung Warentest infor-                                     geschick in Zusammenhang mit dem Gehalt oder den Ur-              Materialwirtschaft­, Einkauf und Logistik e.V. oder den                          Ihre Tipps für alle, die ebenfalls noch mal durchstarten
     miert über die Möglichkeiten eines Quereinstiegs in                                     laubstagen könne nicht schaden. Mit ihrer heutigen Stelle         ­Handelsverband Deutschland. Im Internet können Sie                           wollen: „Man darf sich von neuen Aufgaben nicht abschre-
     diesen Bereich sowie über Aufstiegs- und Fördermög-                                     ist Marlies Klingsporn sehr zufrieden. „Ich liebe meine Ar-        nach dem passenden Verband suchen, der zu Ihrem                              cken lassen. Man kann sich überall einarbeiten. Wichtig ist,
     lichkeiten. www.test.de/leitfaden-altenpflege                                           beit, denn ich bekomme so viel Dankbarkeit von meinen              Wunschberuf passt.                                                           an sich zu glauben und den Willen zu haben, zu arbeiten. Und:
                                                                                             Pflegebedürftigen zurück.“                                                                                                                      Wer nie etwas versucht, wird nie erfahren, ob er es kann.“

10                                                                                                                                                                                                                                                                                                         11
50plus Ihre Erfahrung zählt - CHANCEN AM ARBEITSMARKT Wertvoll und gefragt: Ihr Wissen, Ihre Erfahrung - Bundesagentur für Arbeit
Foto: Thomas Riese
 ARBEITSMODELLE HINTERGRUND
 Themenheft 2015/2016 50plus

 VORTEIL 50PLUS:
 WIE KOMPETENZ
 BLEIBT                                                                                                                                                                                                               praxistipps
 Wie lässt sich das Fachwissen in Unternehmen                                                                                                                                                                         Altersgerechte Arbeitszeitmodelle
 erhalten? Vor dieser Frage steht die deutsche                                                                                                                                                                        Neben altersgerechten Arbeitsmodellen bieten auch
                                                                                                                                                                                                                      flexible Arbeitszeitmodelle gute Voraussetzun-
 Wirtschaft. Ziehen Sie als Mitarbeiterin oder                                                                                                                                                                        gen, um lange fit und motiviert im Beruf zu bleiben.
 Mitarbeiter 50plus Ihren Vorteil daraus: Geben                                                                                                                                                                       Die gängigsten Modelle sind:
 Sie im Rahmen von altersgerechten, flexiblen                                                                                                                                                                            Auf einem Langzeit-Arbeitskonto wird über ei-
                                                                                                                                                                                                                      nen sehr langen Zeitraum Arbeitszeit angespart. So
 Arbeitsmodellen Ihre Kenntnisse weiter.                                                                                                                                                                              können gerade langjährig Beschäftigte, die in frühe-
                                                                                                                                                                                                                      ren Phasen mehr geleistet haben, die gutgeschriebe-

 d
                                                                                                                                                                                                                      ne Zeit später flexibel nutzen, zum Beispiel, um sich
                                                                                                                                                                                                                      längerfristig freistellen zu lassen, etwa für Pflegezeit.
                                                                                                                                                                                                                         Bei der Gleitzeit-Regelung gibt es eine Kernar-
                                                                                                                                                                                                                      beitszeit, in der die Beschäftigten im Betrieb arbeiten,
                                                                                                                                                                                                                      sowie einen flexiblen Zeitbaustein, die sogenannte
              ie Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland sinkt:                                                                                                                                                        Gleitzeit, über die die Arbeitnehmer selbst verfügen.
              Im Jahr 2050 wird sie Schätzungen des Bundes-                                                                                                                                                           Auf diese Weise können Angestellte ein Zeitgutha-
              ministeriums für Wirtschaft und Technologie                                                                                                                                                             ben auf ihrem Gleitzeitkonto erwerben, das es etwa
 zufolge nur noch bei rund 35 Millionen liegen. Die Politik                                                                                                                                                           erlaubt, ein zeitliches Minus in Phasen mit weniger
 hat darauf mit einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit                                                                                                                                                              Arbeit auszugleichen. Manchmal können etwa Über-
 reagiert. Damit Sie bis zum Renteneintrittsalter fit und mit                                                                                                                                                         stunden in den Folgemonat übertragen und andere
 Freude an der Arbeit in den Betrieb eingebunden bleiben                                                                                                                                                              flexible Absprachen getroffen werden, beispielsweise
 können, können Sie sich über die Möglichkeiten informieren,                                                                                                                                                          im Rahmen einer Vertrauensarbeitszeit.
 die spezielle Arbeitsmodelle bieten. Sie gelten als altersge-                                                                                                                                                           Die Tätigkeit im Homeoffice (auch Telearbeit ge-
 recht, da sie den veränderten Ansprüchen und Bedürfnissen                         Erfahren in der Beratung: Ältere                                                                                                   nannt) bedeutet Arbeiten in den eigenen vier Wänden.
 von Menschen über 50 Jahren entgegenkommen.                                       ­Arbeitskräfte agieren im Umgang mit                                                                                               So sind Privatleben und Beruf oft besser miteinander
                                                                                    Kunden freundlich und routiniert.                                                                                                 vereinbar. Voraussetzung: Das Büro ist getrennt vom
 Altersgemischte Teams                                                                                                          Teilzeit                                                                              Rest des Wohnraums. Homeoffice gibt es in vielen
 Bei altersgemischten Teams handelt es sich um Arbeits-                                                                         Bei einer Teilzeittätigkeit wird die regelmäßige wöchentliche                         Formen. Je nach Vereinbarung kommt man mehr oder
 gruppen, in denen Jung und Alt zusammenarbeiten. Dabei                                                                         Arbeitszeit reduziert. Solche Lösungen ermöglichen es, Be-                            weniger häufig ins Unternehmen, arbeitet ansonsten
 wird der gegenseitige Erfahrungsaustausch gefördert, von                                                                       ruf und Privatleben besser in Einklang zu bringen. Teilzeitmo-                        von zu Hause aus oder von unterwegs.
 dem beide Seiten profitieren.                                   diesem Modell geht es darum, Nachwuchskräften durch            delle gibt es viele: die Halbtagsbeschäftigung, den Wechsel                              Beim Jobsharing teilen sich zwei Personen eine
                                                                 ältere Kolleginnen und Kollegen unter die Arme zu greifen.     von Ganztagsarbeit und Freizeit oder Blockmodelle.                                    Arbeitsstelle. Dadurch verringert sich die Arbeitszeit
 Lerntandem                                                      Mentoren sind Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen                                                                                               für den Einzelnen. Das erfordert gute Organisation
 Ein Tandem-Team setzt sich üblicherweise aus jemandem           für Karriere- und Fachfragen, helfen bei Problemen weiter,     Jobrotation                                                                           und genaue Absprachen.
 mit Berufserfahrung und aus jemandem, der neu im Beruf          vermitteln neben Wissen auch Lebenserfahrung und ver-          Mit Jobrotation ist üblicherweise der Stellenwechsel inner-                              Ein längerer Sonderurlaub wird als Sabbatical
 ist, zusammen. Ziel des Modells: Die Tandem-Mitglieder          schaffen Kontakte. Das Coaching unterscheidet sich vom         halb eines Unternehmens gemeint. Über einen systemati-                                bezeichnet. Es bedeutet in den meisten Fällen ein
 lernen voneinander.                                             Mentoring insofern, als hier nicht die fachliche Beratung      schen Arbeitsplatzwechsel tauschen dabei mehrere Be-                                  ganzes Jahr Auszeit vom Berufsleben – mit Anspruch
                                                                 im Mittelpunkt steht. Vielmehr hat der Coach die Aufgabe,      schäftigte ihre Stellen untereinander und übernehmen die                              auf eine Rückkehr an den früheren Arbeitsplatz. Die
 Mentoring und Coaching                                          seinen Schützling bei seiner oder ihrer individuellen beruf-   Aufgaben der jeweils anderen. Der Vorteil: Die Einblicke in                           freien Monate können zum Beispiel für eine Weiterbil-
 Beim Mentoring steht eine erfahrene Person – der Mentor –       lichen Entwicklung zu unterstützen. Ältere können sich oft     neue Aufgabenbereiche machen das Arbeiten spannend und                                dung verwendet werden oder um sich intensiv um die
 einer unerfahreneren, meist jüngeren Person – dem Mentee –      firmenintern zum Coach weiterbilden und so ihr Wissen an       erhöhen das Verständnis für die Arbeitsabläufe in anderen                             Familie zu kümmern.
 gegenüber und vermittelt ihr gezielt Erfahrungswissen. Bei      Berufsanfänger weitergeben.                                    Abteilungen.

12                                                                                                                                                                                                                                                                            13
50plus Ihre Erfahrung zählt - CHANCEN AM ARBEITSMARKT Wertvoll und gefragt: Ihr Wissen, Ihre Erfahrung - Bundesagentur für Arbeit
ARBEITSMODELLE INTERVIEW
               Themenheft 2015/2016 50plus

                                                                                                                                             Foto: Thomas Riese
                 ­INTERVIEW                                                                                                                                                              „ÄLTERE HABEN ERFAHRUNGSWISSEN,
                                                                                                                                                                                                 DAS MAN AUS KEINEM
                                                                                                                                                                                               LEHRBUCH LERNEN KANN.“

                                          CHRISTIANE
                                          FLÜTER-HOFFMANN
                                                                                                                                                                                                                                     Findet in der Wirtschaft bereits ein Umdenken
Foto: privat

                                                                                                                                                                                                                                     im Hinblick auf alternde Belegschaften statt?
                                                                                                                                                                                                                                   Ja, definitiv. Der Fachkräftemangel beziehungsweise
                                                                                                                                                                                                                                   Fachkräfteengpass ist bei den Unternehmen massiv
                                                                                                                                                                    Ist es ein Problem, wenn ältere Beschäftigte                   angekommen. Sie finden weder Auszubildende noch
                 „DAS INTERESSE AN                                                                                                                                  das Gespräch in dieser Hinsicht suchen?                        erfahrene Fachkräfte – beispielsweise in Industriebran-
                                                                                                                                                                  Nein! In großen Unternehmen sind die Arbeitszeit­                chen, in denen die Ingenieure und Ingenieurinnen und
                 ERFAHRENEN FACHKRÄFTEN                                                                                                                           modelle ohnehin meist durch die Betriebsparteien aus-            Techniker und Technikerinnen fehlen, oder in der Gesund-
                                                                                                                                                                  gehandelt und in Betriebsvereinbarungen festgelegt.              heitsbranche, in der die Pflegekräfte ausgehen. Aber wir
                 IST ENORM“                                                                                                                                       Man kann also dort nachlesen und sich darauf berufen,            hören dieses Umdenken aus immer mehr Branchen. Am
                                                                                                                                                                  welche Arbeitszeitmodelle gelten und wie sie konkret             schnellsten hat sich das praktische Umdenken in Richtung
                                                                                                                                                                  umgesetzt werden. Wo es möglich ist, bespricht man das           demografiefreundliche Personalpolitik bei Großunterneh-
                 Christiane Flüter-Hoffmann ist als                                                                                                               Thema oft zuerst mit dem Betriebsrat. Aber auch dort             men entwickelt. Sie haben immer eine längerfristigere
                 Senior Researcher beim Institut                                                                                                                  raten wir immer dazu, diese Fragen mit dem direkten              Planung als kleine und mittelständische Unternehmen.
                                                                                                                                                                  Vorgesetzten zu klären und Vorschläge zu unterbreiten,
                 der deutschen Wirtschaft (IW) in                                                                                                                 die für beide Seiten vorteilhaft sind. Es ist oft weit mehr
                 Köln auch Expertin und Beraterin
                 für das Thema alternde Beleg-
                                                                                                                                                                  möglich, als manche denken.

                                                                                                                                                                    Welche Arbeitsmodelle haben sich besonders
                                                                                                                                                                                                                                     praxistipps
                 schaften. Im Gespräch erläutert                                                                                                                    bewährt? Und was erwartet uns in Zukunft?
                 sie die Vorteile von altersgerechten                                                                                                             Die Zukunft liegt in der Vielzahl der flexiblen Modelle.           Betriebliche Gesundheitsförderung
                 Arbeitsmodellen.                                                                                                                                 Gerade bei den Arbeitszeitmodellen gibt es so viele Va-            Immer mehr Betriebe fördern die Gesundheit ihrer
                                                                                                                                                                  rianten, die teilweise auch gut miteinander kombinierbar           Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Mit Maßnahmen
                                                                                                                                                                  sind: Teilzeitmodelle wie Jobsharing, Gleitzeit, Arbeits-          wie Rückenschule, Ernährungsberatung oder Kur-
                                                                                                                                                                  zeitkonten, Vertrauensarbeitszeit, Homeoffice. Wir haben           sen zur Stressbewältigung lassen sich Belastungen
                                                                                                                                                                  beispielsweise im Rahmen eines Projekts ein Arbeits-               am Arbeitsplatz abbauen und gesundheitsfördernde
                                                                                                                                                                  zeitmodell entwickelt, das wir „Floating“ nennen. Dabei            Verhaltensweisen stärken. Ziel ist es, das Wohlbefin-
                                                                                                                                                                  reduzieren Beschäftigte allmählich ihre Arbeitszeit, am            den der Beschäftigten zu erhalten. Dazu gehört aber
                   Was bringen ­ältere Mitarbeiter und Mitar-                                                                                                     Anfang ohne Gehaltsverzicht. Als Wertschätzung bekom-              auch eine Arbeit, die zufrieden macht und ausfüllt –
                   beiterinnen den Unternehmen?                                                                                                                   men sie von ihrer Firma für langjährige Dienste Zeit und           was passende betriebliche Weiterbildungsangebote
                 Sehr viel. Wir nennen sie die „Generation E“ – E für                                                                                             Geld geschenkt. Die geringere Belastung tut ihrer Gesund-          miteinbezieht.
                 Erfahrung. Sie sind Wissensträger, Erfahrungsträger,                                                                                             heit gut. Das Modell läuft über fünf bis acht Jahre, und die
                 meist sehr loyal, qualitätsbewusst und kennen alle Ab-                                                                                           Mitarbeiter reduzieren ihre Arbeitszeit stundenweise, bis          Was können Sie tun, um lange fit und
                 läufe im Unternehmen. Ältere verblüffen die Jüngeren                                                                                             sie bei 60 oder sogar 50 Prozent angekommen sind. Die              gesund zu bleiben?
                 oft dadurch, dass sie am Klang einer Maschine sagen          Wo sorgfältiges Arbeiten gefordert ist, können Ältere mit                           betriebliche Praxis zur Arbeitszeitflexibilisierung zeigt oft,     •• Einseitige Belastungen, schwere körperliche Arbeit
                 können, was repariert werden muss. Das ist Erfah-            ihrer ruhigen, bedachten Herangehensweise punkten.                                  dass Regelungen gefunden werden können, mit denen alle                 und langes Sitzen sollten Sie nach Möglichkeit ver-
                 rungswissen, das man aus keinem Lehrbuch lernen                                                                                                  Beteiligten hochzufrieden sind.                                        meiden beziehungsweise für körperlichen Aus-
                 kann. Ein Großteil der Unternehmen achtet sehr genau                                                                                                                                                                    gleich sorgen.
                 darauf, dass sie ihre qualifizierten und erfahrenen Be-                                                                                            Stichwort Gesundheit: Was sollten Vorge­                         •• Nutzen Sie Büropausen für leichte Bewegung wie
                 schäftigten möglichst lange halten können.                   in kleinen und mittelständischen Unternehmen – das sind                               setzte, was sollten Beschäftigte selbst tun?                         gymnastische Übungen oder einen Spaziergang.
                                                                              immerhin 95 Prozent aller Unternehmen in Deutschland. Sie                           Grundsätzlich ist erst einmal jeder für seine eigene Ge-           •• Versuchen Sie, Ihre Aufgaben abwechslungsreich
                   Es gibt eine Vielzahl von Arbeits- und                     haben selbst ein Interesse daran, dass die Mitarbeiter und                          sundheit verantwortlich. Wie wichtig die betriebliche Ge-              zu gestalten und Monotonie zu vermeiden.
                   Arbeits­zeitmodellen. Woher weiß man,                      Mitarbeiterinnen mit ihren Arbeitszeitregelungen zufrieden                          sundheitsvorsorge ist, wissen wir aus zahlreichen Studien.         •• Nehmen Sie betriebliche Angebote zur Gesund-
                   was zu einem passt?                                        sind, denn so arbeiten sie motiviert. Die Modelle müssen na-                        Sie ist aber erst dann effektiv, wenn auch eine ergonomi-             heitsförderung oder Prävention sowie Weiterbil-
                 Durch das Gespräch mit dem Vorgesetzten. Individuelle,       türlich zu den betrieblichen Erfordernissen passen, damit es                        sche Arbeitsgestaltung und ein „gesundes Führungsver-                 dungsangebote an.
                 flexible Arbeitszeitregelungen sind gängige Praxis, gerade   für beide Seiten passt.                                                             halten“ der Vorgesetzten hinzukommen.

14                                                                                                                                                                                                                                                                                             15
50plus Ihre Erfahrung zählt - CHANCEN AM ARBEITSMARKT Wertvoll und gefragt: Ihr Wissen, Ihre Erfahrung - Bundesagentur für Arbeit
ARBEITSMODELLE IM PORTRÄT
 Themenheft 2015/2016 50plus

                                                                                                                                                             FLEXIBEL DANK VERTRAUEN

                                                                                                                                   Foto: Heidrun Hönninger
       Als Mentor
    oder Mentorin
        berät man
 Jüngere in sämtli­
   chen Jobfragen.                                                                                                                                           Gerhard Hoffmann ist fest angestellt,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Foto: privat
                                                                                                                                                             kann aber seine Arbeitszeit flexibel
                                                                                                                                                             gestalten. Möglich macht das die
                                                                                                                                                             Vertrauensarbeitszeit. Sie gewährt
                                                                                                                                                             ihm trotz Projektverantwortung viel
                                                                                                                                                             Freiraum in weniger arbeitsintensiven
                                                                                                                                                             Zeiten.

                                                                                                                                                                                                                           Foto: privat
                                                                                                                                                                                         Gerhard
                                                                                                                                                                                       Hoffmann,
                                                                                                                                                                                       Ingenieur,
                                                                                                                                                                                        Nürnberg

 ERFAHRUNGS-
                                                                                   Foto: privat

                                                                                                                                                             f
                                                                                                           Barbara
                                                                                                           Schimmel,
                                                                                                           Einkaufs­

 SCHATZ TEILEN                                                                                             leiterin und
                                                                                                           Mentorin,
                                                                                                           Bremen                                                  rei über seine Arbeitszeit bestimmen zu können – das
                                                                                                                                                                                                                                          Gerhard Hoffmanns Arbeitgeber gewährt ihm Vertrauens­
                                                                                                                                                                                                                                          arbeitzeit – ein Modell, das gerade für Ältere passend ist.

                                                                                                                                                                   ist Gerhard Hoffmann wichtig. Das klassische Modell,
 Barbara Schimmel (56) arbeitet in                                                                                                                                 also von morgens neun bis abends um fünf oder sechs
 einem international tätigen US-Unter-                                                                                                                       Uhr im Büro zu sein, ist nichts für den 57-jährigen Soft-                    weniger zu tun ist. Die Vertrauensarbeitszeit kommt ihm
                                                                     Ihr derzeitiger Mentee ist ein junger Vertriebsleiter einer                             wareentwickler und Systemdesigner. Sein Arbeitgeber, der                     bei der Ausgestaltung seines beruflichen Alltags sehr ent-
 nehmen am Standort Bremen. Als                                   Bremer Firma. Einmal im Monat treffen sich Mentorin und                                    Siemens-Konzern am Standort Nürnberg, bietet Vertrauens-                     gegen. Planung und Projektierung erfolgen im Büro, die
 Mentorin gibt sie außerdem ehren-                                Mentee zum Austausch, und das über einen Zeitraum von                                      arbeitszeit als Arbeitszeitmodell an.                                        Inbetriebnahme von Anlagen wie Gepäckförderanlagen in
 amtlich ihr Wissen an eine jüngere                               einem Jahr. „Fachlich sind wir uns ähnlich. Das ist wich-                                     Gerhard Hoffmann nutzt das Angebot bereits seit eini-                     Flughäfen erfolgt beim Auftraggeber vor Ort, auch im Aus-
                                                                  tig, denn die Kompetenzen sollten übereinstimmen.“ Dass                                    gen Jahren und schätzt daran die zeitliche Flexibilität. Da                  land. Die Projekte dauern im Schnitt von einem halben bis
 Fachkraft weiter.

 a
                                                                  die Mentees, meist zwischen 30 und 40 Jahre alt, nicht                                     er überwiegend im Rahmen von Projekten arbeitet, ist sein                    zu anderthalb Jahren.
                                                                  aus dem eigenen Unternehmen kommen, ist ein zentraler                                      Berufsalltag unregelmäßig – geprägt von Hochphasen mit                          Die „Freizeit“ gestaltet sich in seinem Alter, mit fast
                                                                  Punkt des Programms: „Aus der unabhängigen, neutralen                                      entsprechendem Arbeitspensum und Phasen, in denen                            60 Jah­ren, ein wenig anders als früher, erzählt er: „Meine
                                                                  Position heraus sehe ich viel mehr von der Situation meines                                                                                                             Mutter braucht mehr und mehr Hilfe. Steht ein Arzttermin
                                                                  Gegenübers.“                                                                                                                                                            für sie an, kann ich meine Arbeit unterbrechen und sie zur
              ls Barbara Schimmel jünger war, mehrte sie             Bei den insgesamt zwölf Treffen klären die beiden alle                                                                                                               Untersuchung begleiten. Danach komme ich wieder an den
              nicht nur ihr Fachwissen ständig. Sie war auch
              immer offen für Neues. Nach der Ausbildung zur
 chemisch-technischen Assistentin arbeitete sie konsequent
                                                                  Fragen, die sich aus dem Berufsleben des jungen Mentee
                                                                  ergeben. Da Barbara Schimmel in ihrer langen beruflichen
                                                                  Laufbahn bereits Teams mit bis zu 25 Personen geleitet hat,
                                                                                                                                                               info                                                                       Arbeitsplatz zurück. Und das alles ohne großen Verwal-
                                                                                                                                                                                                                                          tungs- und Zeiterfassungsaufwand.“ In den weniger inten-
                                                                                                                                                                                                                                          siven Projektphasen versucht Gerhard Hoffmann, für Aus-
 an ihrer Karriere, hatte Stellen bei verschiedensten Firmen      kann sie ihrem „Schützling“ viel mitgeben. Etwa, wie es ist,                                                                                                            gleich zum Beruf zu sorgen, und ist sportlich aktiv. An einem
 im In- und Ausland und schloss zusätzlich ein Studium der        ein Team zu leiten. „Mein Mentee hat gerade erste Füh-                                       Vertrauensarbeitszeit ist ein Arbeitszeitmodell,                           Tag pro Woche macht er dann früher Schluss, um etwa die
 Betriebswirtschaftslehre ab. Heute ist die 56-Jährige als Ein-   rungsaufgaben übernommen. Hier berate ich ihn vor allem                                      das ohne elektronische Zeiterfassung auskommt.                             Radtour mit Freunden nicht zu versäumen. Und manchmal
 käuferin bei der Bremer Niederlassung von Thermo Fisher          fachlich.“ Diese Hilfestellung trägt auch zur Persönlichkeits-                               Im Vordergrund steht die Erledigung bestimmter Auf-                        erfüllt er sich seinen Traum vom Fliegen und dreht mit dem
 Scientific tätig. Neben ihrem Job gibt Barbara Schimmel ihr      entwicklung des Mentee bei. „Ich selbst habe im Laufe mei-                                   gaben innerhalb eines gewissen Zeitrahmens, weniger                        Ultraleichtflugzeug einige Runden. „Das geht natürlich nur,
 Fachwissen und ihre Führungsexpertise als Mentorin weiter.       ner Karriere auch von der Erfahrung älterer Kollegen und                                     die Anwesenheit zu festen Zeiten. Der Arbeitnehmer                         wenn es die Arbeit erlaubt und die Kollegen und Kolleginnen
 Dazu kam sie, als vor einigen Jahren die Organisation Cross      Kolleginnen profitiert. Damals gab es viele Ratschläge, aber                                 ist selbst für die Erfassung der Arbeitszeit verantwort-                   Bescheid wissen.“
 Mentoring Deutschland für ihr Mentoring-Programm erfah-          eher nebenbei, etwa, wenn man gemeinsam an der Kaffee-                                       lich. In Abgrenzung zur Gleitzeit bietet die Vertrauens-                      Mit dem Alter veränderten sich auch seine Prioritäten im
 rene Männer und Frauen suchte, die junge Führungskräfte –        maschine stand.“ Heute, mit Mitte 50, will sie ihr Wissen                                    arbeitszeit einen größeren Spielraum. Wie auch beim                        Arbeitsleben. Früher hat ihn die Herausforderung, eine tech-
 Mentees – branchenübergreifend beraten. „Seitdem habe            und ihre Kompetenz gezielt weitergeben. „Wie groß mein                                       Gleitzeitkonto können mögliche Plusstunden als Frei-                       nische Aufgabe zu lösen, so gereizt, dass ihn das manchmal
 ich jedes Jahr einen jüngeren Menschen in Führungsfach-          Erfahrungsschatz wirklich ist, wurde mir erst durch das                                      zeitausgleich genommen werden.                                             an die Grenzen der gesundheitlichen Belastbarkeit führte.
 fragen begleitet“, sagt Barbara Schimmel.                        Mentoring bewusst.“                                                                                                                                                     Heute weiß er, wie wichtig eine gute Work-Life-Balance ist.

16                                                                                                                                                                                                                                                                                                      17
50plus Ihre Erfahrung zählt - CHANCEN AM ARBEITSMARKT Wertvoll und gefragt: Ihr Wissen, Ihre Erfahrung - Bundesagentur für Arbeit
ALTERSGEMISCHTE TEAMS IM PORTRÄT
 Themenheft 2015/2016 50plus

                                                                Marcel Nicolay und
                                                             Ingrid Reutzel arbeiten
                                                                  gerne zusammen.
                                                                          Das Alter?
                                                                  Spielt keine Rolle.

 EIN GEWINN
 FÜR ALLE
 Nicht selten glauben Menschen jenseits
 der 50, für Arbeitgeber nicht mehr
 interessant zu sein. Dabei schätzen
 viele Unternehmen die positiven
 Effekte, die mit der Zusammenarbeit
 von älteren und jüngeren Beschäftigten
 einhergehen.

 j
                                                                                        Foto: Thomas Lohnes

        üngere und ältere Arbeitnehmer in einem Team – kann
        das funktionieren? Auf die Vorteile von altersgemisch-
        ten Teams weist unter anderem eine 2010 veröffent-
 liche repräsentative Studie des Zentrums für Europäische
 Wirtschaftsforschung zur Wirkung von Personalmaßnahmen                                                                          Immobilienbereich, er im Bereich Valutierung und Sicher­
 hin: Ältere sind leistungsfähiger, wenn sie in Teams mit Jün-                                                                   stellung – profitieren die beiden von ihren jeweiligen Kennt-
 geren zusammenarbeiten und wenn sie Aufgaben erfüllen,           hätten die beiden wohl kaum Gemeinsamkeiten. Sie haben         nissen und Fähigkeiten.                                         sind, kann es zu großem Stress kommen. Das ist auch bei
 die Erfahrung voraussetzen. Auch der Produktivitätsbeitrag       jedoch mit der ING-DiBa AG in Frankfurt am Main nicht nur         Teamleiterin Claudia Beck ist überzeugt davon, dass die      Marcel Nicolay von Zeit zu Zeit der Fall. Dann ist der beru-
 der Jüngeren steigt in solchen Teams signifikant. Offensicht-    einen gemeinsamen Arbeitgeber, sondern sind auch Mitglie-      enge Zusammenarbeit von Jung und Alt erhebliche Vorteile        higende Hinweis von Ingrid Reutzel hilfreich: „Das ist kein
 lich profitieren sie in der Praxis von der Berufserfahrung der   der in einem altersgemischten Team.                            mit sich bringt. Besonders kleinere Probleme lassen sich im     großes Ding. Wir arbeiten jetzt einfach konzentriert weiter,
 älteren Kollegen. Es entsteht ein Erfahrungsaustausch, der                                                                      Austausch sehr gut lösen. „Auf der einen Seite stehen die       dann wird das schon.“
 für beide Seiten Vorteile mit sich bringt. Jüngere bringen       Innovation und Expertise                                       jüngeren Kollegen, die auch einmal etwas Neues probieren.          Neben dem persönlichen Zuspruch kann ihr jüngerer
 Ideen für Innovationen ein, Ältere geben ihren Erfahrungs-       In ihrem Büro sitzen sich Ingrid Reutzel und Marcel ­Nicolay   Da ist es nicht auszuschließen, dass sie manchmal an ihre       Kollege auch von der über dreißigjährigen Erfahrung profi-
 schatz weiter.                                                   direkt gegenüber. Die räumliche Nähe fördert einen schnel-     Grenzen stoßen. In solchen Situationen ist es wichtig, dass     tieren, die Ingrid Reutzel in ihrer Arbeit bei einer Filialbank
    So ist es auch bei der 57-jährigen Ingrid Reutzel und dem     len Austausch bei allen Fragen rund um die anfallenden Auf-    sie ältere, lebenserfahrene Kollegen und Kolleginnen haben,     sammeln konnte. Zu ihrem derzeitigen Arbeitgeber kam sie
 23-jährigen Marcel Nicolay. Würde es um Freizeitthemen –         gaben in einem Geldinstitut. Obwohl die beiden für unter­      die sie dann auffangen“, sagt Claudia Beck. Gerade in Situ-     vor knapp drei Jahren – ebenso wie Marcel Nicolay. Er hat
 etwa den Musikgeschmack oder Lieblingsfilme – gehen,             schiedliche Aufgabengebiete zuständig sind – sie für den       ationen, die für die jüngeren Kolleginnen und Kollegen neu      damals seine Ausbildung zum Bankkaufmann begonnen.

18                                                                                                                                                                                                                                                           19
ALTERSGEMISCHTE TEAMS IM PORTRÄT
 Themenheft 2015/2016 50plus

        „DER KLARE VORTEIL
       ­ALTERS­GEMISCHTER
       TEAMS – AUCH FÜR DIE
        UNTERNEHMEN – LIEGT
           AUF DER HAND.“

                                                                                                                                 Fotos: Thomas Lohnes
                                                                                                                                                        Sich gegenseitig unterstützen, voneinander lernen: Altersgemischte Teams bieten viele Vorzüge.

 Bei konkreten fachlichen Fragen zähle jedoch weniger das
 Alter als vielmehr die Kenntnisse, wie Marcel Nicolay aus-
 führt: „Wenn ich eine konkrete fachliche Frage habe, wende
 ich mich an jemanden mit dem entsprechenden Wissen.“                                                                                                     praxistipps
 Verschiedene Perspektiven
 Teamleiterin Claudia Beck weiß den Wert langjähriger beruf­                                                                                              Welches altersgerechte Arbeitsmodell                       •• bei einem Lerntandem den Part des Älteren und Er-
 licher Erfahrung zu schätzen. „Aus meiner eigenen beruf-                                                                                                 passt zu mir?                                                  fahrenen zu übernehmen, der mit dem Jüngeren und
 lichen Entwicklung erinnere ich mich noch an die Diskus-                                                                                                 „Altersgerechtes Arbeiten“ bedeutet, dass sich                 Unerfahrenen gemeinsam an einem Projekt arbeitet.
 sionen über Gesprächsführung mit Kunden. In solchen                                                                                                      die Arbeit an den speziellen Bedürfnissen der                  Nach und nach gebe ich mein Wissen weiter, der oder
 Situationen wurden die Hilfestellungen und Tipps der älteren                                                                                             Zielgruppe­ausrichtet. Zu einer altersgerechten                die Jüngere übernimmt stetig mehr Verantwortung.
 Kollegen oft sehr geschätzt.“ In ihrem Führungsalltag hat sie                                                                                            ­Arbeitsgestaltung von Beschäftigten 50plus gehören
 die verschiedenen Perspektiven von Jung und Alt im Blick.                                                                                                 neben ergonomischen Hilfestellungen auch Arbeits-         •• als Mentor bzw. Mentorin jüngeren, unterfahrenen Be-
 „Das zeigt sich etwa bei Besprechungen: Die Jüngeren wol-          Ingrid Reutzel mit Teamleiterin Claudia Beck.                                          modelle, die dabei helfen, Belastungen zu reduzie-            schäftigten unter die Arme zu greifen. Meine Unter-
 len natürlich wissen, wie ihre berufliche Weiterentwicklung                                                                                               ren. So können diese Modelle dazu beitragen, dass             stützung dreht sich dabei um Karriere- und Fachfragen.
 aussehen könnte. Bei den Älteren steht eine solche Frage                                                                                                  Ältere ihren Firmen möglichst lange erhalten bleiben          Ich helfe auch bei Problemen, verschaffe nützliche
 hingegen nicht mehr so sehr im Vordergrund. Sie haben ih-                                                                                                 und ihr Erfahrungsschatz nicht verloren geht, und             Kontakte­und berate meinen Schützling auch im Be-
 ren Weg schon gemacht und ihren Platz gefunden.“                   Das Wissen der Älteren bleibt erhalten                                                 das jenseits einer klassischen Vollzeitbeschäftigung.         reich Persönlichkeitsentwicklung.
    An dem weiteren Werdegang ihrer jüngeren Kollegen ist           Ingrid Reutzel und Marcel Nicolay sind das jeweils älteste
 auch Ingrid Reutzel interessiert. „Ich will wissen, wie sie sich   und das jüngste Mitglied eines 14-köpfigen Teams, in dem                              Welches Modell kommt Ihren Vorstellungen und Be-           •• als Coach tätig zu werden. Dabei geht es, im Unter-
 ihre Zukunft vorstellen, ob sie beispielsweise vorhaben, ihre      sich ganz unterschiedlicher Altersstufen finden. Einen der                            dürfnissen am nächsten? Sprechen Sie Ihren Arbeit-             schied zum Mentoring, weniger um die fachliche Be-
 jetzige Berufslaufbahn zu unterbrechen, weil sie noch einmal       Vorteile einer solchen Zusammensetzung aus Firmensicht                                geber darauf an, was in Ihrem Tätigkeitsbereich um-            ratung. Vielmehr habe ich als Coach die Aufgabe, als
 studieren möchten. Denn dadurch, dass ich etwas über die           beschreibt Alexander Baumgart, der als Pressesprecher                                 setzbar sein könnte.                                           neutrale Bezugsperson meine Klienten bei deren indivi-
 Vorstellungen der Jüngeren mitbekomme, bleibe ich selbst           des Unternehmens fungiert und auch für Personalthemen                                                                                                dueller Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.
 am Puls der Zeit.“ Und wie sieht es mit dem Wissenstransfer        zuständig ist: „Wir haben eine sehr geringe Fluktuation.                              Ich kann mir vorstellen …
 von Jung nach Alt aus? Stimmt das Klischee, dass der Ältere        Angenommen, wir hätten vor diesem Hintergrund ein wich-                               •• Teil eines altersgemischten Teams zu sein, in dem      •• innerhalb des Unternehmens die Stelle zu wechseln
 schon mal an der neuen Computersoftware verzweifelt und            tiges Team, das nur aus jungen, ungefähr gleichaltrigen                                   ich in der Gruppe mit Jüngeren, die neu im Be-             im Sinne einer Jobrotation. Über einen systematischen
 sich von Jüngeren helfen lassen muss? Ingrid Reutzel winkt         Mitarbeitern besteht, so hieße dies, dass wir irgendwann                                  rufsleben sind, zusammenarbeite. Dabei gebe ich            Arbeitsplatzwechsel tausche ich dabei mit anderen Be-
 ab: „Ich habe es geschafft, meine fachlichen Kenntnisse auf        ein Team mit gleichaltrigen Älteren hätten. Und das würde                                 meine Erfahrung und mein Fachwissen weiter und             schäftigten die Stelle und übernehme die Aufgaben des
 dem Laufenden zu halten.“ Aber: „Wenn sich doch einmal ein         dann spätestens beim Übergang in den Ruhestand zum                                        nutze die Möglichkeit, durch den Austausch mit             jeweils anderen. Die Einblicke in neue Aufgabenberei-
 kleines technisches Problem auf dem Bildschirm andeutet,           Problem.“ Der klare Vorteil altersgemischter Teams – auch                                 Jüngeren fachlich am Ball zu bleiben.                      che kann das Arbeiten spannend machen.
 habe ich keine Scheu, Herrn Nicolay um seine Unterstützung         für die Unternehmen – liegt also auf der Hand: Die Mi-
 zu bitten“, ergänzt sie.                                           schung macht’s.

20                                                                                                                                                                                                                                                                            21
Sie können auch lesen