Hochwasser Mai - Juni 2013 in Hessen - W3
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Dirk Bastian, Gerhard Brahmer, Matthias Kremer & Cornelia Löns-Hanna Hochwasser Mai – Juni 2013 in Hessen Hochwasser Mai – Juni 2013 in Hessen W3 Dirk Bastian, Gerhard Brahmer, Matthias Kremer & Cornelia Löns-Hanna Zusammenfassung Außergewöhnlich hohe Bodenfeuchten durch die Auswirkungen an Donau und Elbe einstellten, war feuchtkühle Witterung im Mai führten im Zusam- Hessen eher randlich in Südhessen und vor allem in menspiel mit den starken Niederschlägen Ende Mai Nordosthessen an der Werra vom Hochwasser be- und Anfang Juni zu einer weit verbreiteten Hoch- troffen. Auch die von Rhein und Main auf Hessen wasserlage in Deutschland und den südlichen und zulaufenden Hochwasserwellen führten an deren östlichen Nachbarländern. Während sich im Süden hessischen Abschnitten zu deutlichen Hochwasser- und Osten Deutschlands zum Teil katastrophenartige meldestufenüberschreitungen. 1 Witterungsverlauf Im Mai wurde das Wettergeschehen in Hessen durch Besonders große Niederschlagsmengen fielen im lang anhaltende wechselnde Tiefdruckzentren be- Nordosten, im Osten und im Süden Hessens. In Ab- stimmt. Diese sorgten für starke Niederschläge. Ende bildung 1 (linke Karte) sind die Niederschlagsmengen des Monats brachten die Tiefdruckgebiete „Christo- vom 25. bis 28. Mai mit den deutlich erkennbaren pher“ und „Dominik“ weitere ergiebige Regenfälle. Schwerpunkten in Nordosthessen dargestellt. An Insgesamt war der Mai 2013 in Hessen im langjähr- einigen Messstellen wurde dabei im Mai 2013 ein lichen Vergleich erheblich zu nass und zu kalt. Nach Fünftel der sonst üblichen Jahresniederschlagsmen- Angaben des DWD (Deutscher Wetterdienst) ist der gen registriert. Mai 2013 deutschlandweit als der zweit-nasseste Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1882 ein- In den ersten Junitagen brachten die Tiefdruckge- zuordnen. biete „Frederik“ und „Günther“ erneut große Nie- derschlagsmengen (Abbildung 1, rechte Karte). Am Der Gebietsniederschlag in Hessen betrug im Mai zweiten Juniwochenende gingen dann noch ver- 142 mm und lag damit 112 % über dem langjährigen einzelt starke Niederschläge infolge von Gewittern Mittelwert für den Monat (Reihe 1971–2000) [1]. nieder. 39
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2013 Niederschlag (mm) Niederschlag (mm) 0,00 – 10,00 0,00 – 10,00 10,01 – 20,00 10,01 – 20,00 20,01 – 30,00 20,01 – 30,00 30,01 – 40,00 30,01 – 40,00 40,01 – 50,00 40,01 – 50,00 50,01 – 60,00 50,01 – 60,00 60,01 – 70,00 60,01 – 70,00 70,01 – 80,00 70,01 – 80,00 80,01 – 90,00 80,01 – 90,00 90,01 – 100,00 90,01 – 100,00 Abb. 1: Niederschlag in Hessen vom 25.05.2013, 05 Uhr bis 28.05.2013, 05 Uhr MEZ (links) und 30.05.2013, 05 Uhr bis 02.06.2013, 05 Uhr MEZ (rechts). 2 Hochwasserverlauf Die ergiebigen Niederschläge im Mai 2013 sorgten Die starken Niederschläge vom 26. und 27. Mai tra- für eine flächendeckende Sättigung des Bodens. fen auf die verbreitet gesättigten Böden und konnten Nach Angaben des DWD [2] stellten sich so nasse daher nicht mehr aufgenommen werden. Sie führten Bodenfeuchteverhältnisse ein wie zuletzt vor 50 Jah- am 27. und 28. Mai zu Hochwasser mit Meldestu- ren. In Abbildung 2 sind die relativen Füllungsgrade fenüberschreitungen (Tabelle 1) an Fulda und Werra der Böden nach Wasserhaushaltmodellrechnungen und ihren Zuflüssen im Nordosten Hessens (Beispiel für Hessen dargestellt. Im Fulda- und Werragebiet, Efze, Abbildung 3). aber auch in den übrigen Mittelgebirgslagen waren 80 bis 100 % der für Pflanzen maximal verfügbaren Im Süden waren die Gewässer Weschnitz, Lauter Bodenwassermenge erreicht. und Mümling vom Hochwasser betroffen. Ebenfalls 40
Dirk Bastian, Gerhard Brahmer, Matthias Kremer & Cornelia Löns-Hanna Hochwasser Mai – Juni 2013 in Hessen Bodenwassergehalt in Hessen am 27. Mai 2013, um 0 Uhr als Prozentanteil der nutzbaren Feld- kapazität, nach Berechnung des WHM-LARSIM Landesgrenze Hessen Fließgewässer Prozentualer Anteil des pflanzenverfügbaren Bodenwassers (% nFk) 0 – 20 > 20 – 40 > 40 – 60 > 60 – 80 > 80 – 100 Datengrundlage: ATKIS®DLM1000, © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2006 0 5 10 20 30 40 Datengrundlage: Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation Km Geofachdaten: © Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie- alle Rechte vorbehalten Abb. 2: Bodenfeuchteverhältnisse in Hessen (aus dem Wasserhaushaltsmodell LARSIM). 41
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2013 Tab. 1: Hochwassermeldestufen in Hessen. Hochwassermeldestufe I Meldebeginn bordvoller Abfluss im Gewässer, stellenweise kleine Ausuferungen Hochwassermeldestufe II größeres Hochwasser flächenhafte Überflutung ufernaher Grundstücke, leichte Verkehrsbehinderungen auf Gemeinde- und Hauptverkehrs- straßen; Gefährdung einzelner Gebäude, Überflutung von Kellern Hochwassermeldestufe III außergewöhnliches Hochwasser bebaute Gebiete in größerem Umfang überflutet, Sperrung von über- örtlichen Verkehrsverbindungen, Einsatz von Deich- und Wasserwehr erforderlich 300 Die erneuten Niederschläge Ende Mai, Wasserstandsganglinie MST I: 150 Anfang Juni (29. Mai bis 02. Juni) in 250 MST II: 200 Nord- und Osthessen sowie im Süden MST III: 240 führten an der Werra und ihren Zu- Wasserstand [cm] 200 HHW: 266 flüssen sowie an der Fulda und an den 150 südhessischen Gewässern Weschnitz, Mümling und Gersprenz zu erneuten 100 Wasseranstiegen. An den kleineren 50 Gewässern floss das Wasser mit meh- reren Wellenscheiteln ab. In der Werra 0 bildete sich eine lang gestreckte Hoch- wasserwelle mit zum Teil mehreren 13 13 13 13 13 13 13 13 13 20 20 20 20 20 20 20 20 20 5. 5. 5. 6. 6. 6. 6. 6. 6. Scheiteln aus (Abbildungen 4 und 5). .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 26 28 30 01 03 05 07 09 11 An mehreren Pegeln wurde die Mel- Abb. 3: Wasserstände am Pegel Hebel/Efze (MST = Meldestufe; HHW = Höchs ter beobachteter Wasserstand). destufe III erreicht. Hier wurden zeit- weise die höchsten bisher gemessenen Wasserstände (HHW) überschritten. wurden Meldestufen am Schwarzbach (Pegel Eppstein) erreicht. Auch im 550 Lahngebiet führten die Niederschläge 500 zu Hochwassermeldestufenüberschrei- 450 tungen. An Rhein, Main und Neckar Wasserstand [cm] 400 bestand zunächst keine Hochwasser- 350 gefahr. 300 Wasserstandsganglinie 250 In den folgenden Tagen gingen die MST I: 380 MST II: 400 Wasserstände an den kleineren hes- 200 MST III: 430 sischen Gewässern zurück. Ange- 150 HHW: 461 spannt blieb die Hochwasserlage in- 100 folge der Zuflüsse an der Werra. Hier 3 3 13 3 13 3 3 13 3 01 01 01 01 01 01 20 20 20 2 .2 .2 .2 .2 .2 5. 5. 6. 6. 5 6 6 6 6 wurde über mehrere Tage an einigen .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 26 28 30 01 03 05 07 09 11 Pegeln die Hochwassermeldestufe III Abb. 4: Wasserstände am Pegel Heldra/Werra (Daten: www.pegelonline.wsv.de). überschritten. 42
Dirk Bastian, Gerhard Brahmer, Matthias Kremer & Cornelia Löns-Hanna Hochwasser Mai – Juni 2013 in Hessen Gegen Ende Mai stiegen infolge der Niederschläge im Süden und Osten Deutschlands die Wasserstände von Rhein, Main und Neckar an. Im Rhein bildete sich wie im Unterlauf des Mains sowie im Neckar nur eine Hochwasserwelle aus. Im hessischen Rheinabschnitt verharrte der Rhein unterhalb der Mainmündung mehrere Tage auf hohem Niveau oberhalb der Meldestufe III (Abbildungen 6 und 7). Maßgebend hierfür waren die Zuflüsse des Mains, der ebenfalls längere Zeit auf erhöhtem Niveau in der Melde Abb. 5: Schulberg in Eschwege in Richtung Osten am 03.06.2013. stufe II blieb. Der Neckar stieg inner- Quelle: A. Müller-Brandl, Stadt Eschwege. halb von zwei Tagen ab dem 31. Mai 800 sehr schnell an, fiel aber noch schneller wieder. Die Wasserstände des Scheitels 750 lagen weit über dem Meldewert der 700 Stufe III. 650 600 Wasserstand [cm] 550 500 450 Wasserstandsganglinie MST I: 500 400 MST II: 580 MST III: 650 350 HHW: 795 300 13 13 13 13 3 13 13 13 13 01 20 20 20 20 20 20 20 20 .2 5. 5. 5. 6. 6. 6. 6. 6. 06 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 . 26 28 30 01 03 05 07 09 11 Abb. 6: Wasserstände am Pegel Mainz/Rhein (Daten: www.pegelonline.wsv.de). Abb. 7: Überschreitung der Meldestufe III bei Mainz-Kastel (Rhein). 43
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2013 3 Einordnung des Hochwasserereignisses Im Verlauf des Hochwassers kam es an mehreren Am Unterlauf der Mümling (Odenwald) wurde ein Gewässerabschnitten in Hessen zu Überschreitungen 20-jährliches Ereignis festgestellt. Am hessischen der Hochwassermeldestufe III (Abbildung 9). Rheinabschnitt kann das Hochwasser als 10 bis 15-jährliches Ereignis eingeordnet werden. Die (auf Basis von Rohdaten) ermittelten Wieder- kehrintervalle des Hochwasserereignisses entspra- Am hessischen Main wurde die Hochwassermelde- chen an der Werra einem 10 bis 20-jährlichem Ereig- stufe II überschritten, an Schwalm und Kinzig die nis mit höheren Jährlichkeiten von ca. 40 Jahren im Meldestufe I, die Flüsse Lahn, Nidda, Diemel und mittleren Werraabschnitt. An der Efze, einem Neben- Eder zeigten keine Meldestufenüberschreitung. gewässer der Schwalm, wurde ein etwa 50-jährliches Hochwasserereignis verzeichnet. Am Fuldaoberlauf Detailliertere Analysen der Jährlichkeiten und Hoch- sowie an den Gewässern Haune und Ulster stellte wasserverläufe sind im Bericht „Hochwasser Mai – sich ein etwa 10-jährliches Hochwasserereignis ein. Juni 2013 in Hessen“ des HLUG [3] enthalten. 4 Einsatz der Hochwasservorhersagezentrale im HLUG Abfluss- und Wasserstandsvorhersagen werden in der Bürger auch mittels Presseinformationen, Radio- und Hochwasserzentrale des HLUG mindestens einmal Fernsehinterviews ständig über die aktuelle Hoch- täglich berechnet und unter http://hochwasservor- wasserlage informiert. hersage.hlug.de veröffentlicht. Im Hochwasserfall erfolgt eine Intensivierung der Modell- 200 000 rechnungen mit bis zu stündlicher Ak- Zugriffe pro Tag bei tualisierung. Für rund 40 Pegel werden entspannter Lage Zugriffe pro Tag Hochwasser Abfluss- und Wasserstandsganglinien 150 000 Mai/Juni 2013 mit einer Vorhersagezeit von bis zu 24 Stunden und einem Abschätzungszeit- Zugriffe raum von bis zu 7 Tagen dargestellt. 100 000 Die Hochwasservorhersagezentrale 50 000 war während des Hochwassers vom 27. Mai bis 12. Juni 2013 insgesamt 17 Tage im Einsatz. Neben der Bereitstel- 0 lung aktueller Messwerte und Vorher- 22 013 24 013 26 013 28 013 30 013 01 013 03 013 05 013 07 013 09 013 11 013 13 013 15 013 13 20 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 5. 5. 5. 5. 5. 5. 6. 6. sagen auf der Webseite (vgl. Zugriffs- 6. 6. 6. 6. 6. 6. .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 .0 20 zahlen in Abbildung 8) wurden die Abb. 8: Zugriffszahlen während des Hochwassers Mai/Juni 2013. 44
Dirk Bastian, Gerhard Brahmer, Matthias Kremer & Cornelia Löns-Hanna Hochwasser Mai – Juni 2013 in Hessen Pegel und zugeordnete We Gewässerabschnitte mit ser Meldestufenüberschreitungen Die mel beim Mai/Juni-Hochwasser 2013 in Hessen ulda Letzter_Heller ! ! ( F Kassel Werra Allendorf ! ! ( Grebenau ! ! ( Heldra Ed er Adelshausen ! ! ( P fieffe ! ! ( Fu Schwa l m ( Hebel ! ! lda r E Ede fze Rotenburg Wer ra Gemünden ! ! ( ! ! ( La Bad_Hersfeld1 hn a Heimboldshausen hr ! ! ! Wo ( ! ( ! ( Bartenhausen ! ul ! ! ( da !! ( Philippsthal F Hermannspiegel Ober-Ofleiden Schw alm Dill ! ! ( O Ha hm n Ul ter u s e ! ! ( Günthers Kämmerzell La h n ! ! ( ( Melzdorf ! ! Wetter da Nid Weil Fulda L a hn Hettenhausen ! ! ( er dd E Ni !( msbac ! Rod_a.d._Weil Kinzig Niederbrechen ! ! ( h Frankfurt am Kinzi g Main ! ! ( Gelnhausen Eppstein Ni dd a Hanau Main Kaub ! S! ( ! ! ( ! ! ( ch ! ! ( Wiesbaden wa ba Frankfurt-Osthafen rz Rhein c h Mainz ! ( ! Main ! ! ( Raunheim Harreshausen rs pre nz ! ! ( Ge Darmstadt Hainstadt ! ! ( g Mümlin in ba c h Rhe kel W in Weschn i tz Bensheim ! ! ! ! ( ( Lorsch ( Michelstadt ! ! Gewässer- Meldestufe/ ! ! ( Worms ! ! ( Pegel abschnitt Alarmschwelle Fahrenbach ! ! ( Meldestufe 1 ! ! ( Meldestufe 2 ! ! ( Meldestufe 3 Rockenau ! ! ( HHW ! ! ( kar Ne c Datengrundlage: ATKIS®DLM1000, © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2006 0 5 10 20 30 40 Datengrundlage: Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation Km Geofachdaten: © Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie- alle Rechte vorbehalten Abb. 9: Höchste Meldestufenüberschreitungen. 45
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2013 5 Literatur [1] DEUTSCHER WETTERDIENST: Witterungsre- [3] Dirk Bastian, Gerhard Brahmer, Matthias Kre- port Express – Witterungsverlauf, Großwetter- mer Und Cornelia Löns-Hanna: Hochwasser lagen – Mai 2013 Mai – Juni 2013 in Hessen; Hessisches Lan- [2] DEUTSCHER WETTERDIENST: Wetter und desamt für Umwelt und Geologie; Wiesbaden, Landwirtschaft in Deutschland im Frühjahr August 2013 2013 – Extreme Bodenfeuchte wie seit 50 Jah- ren nicht mehr – Pressemitteilung Offenbach, 31. Mai 2013 46
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