Homöopathie statt Antibiotika: Feldstudie liefert erste Resultate
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Tierhaltung Homöopathie statt Antibiotika: Feldstudie liefert erste Resultate Peter Klocke, Sylvia Garbe, Jörg Spranger, Carl Christian Merck Nach gut zwei Jahren konnte in Brodowin (Brandenburg) eine groß angelegte deutsch-schweizerische Feld- studie abgeschlossen werden: An einer Herde von 350 Milchkühen wollten die Tierklinik der FU Berlin und das FiBL testen, ob die Homöopathie in der Behandlung von Euterentzündungen eine taugliche Alternative zu den Antibiotika bieten kann. S eit Ende 1997 läuft im brandenburgi- schen Brodowin eine Studie zur Er- probung von Alternativen in der Bekämp- Eine teure Krankheit kann. Nur: Antibiotische Behandlungen haben im Falle von Infektionskrankheiten kurzfristig einen keimreduzierenden Ef- fung von Eutergesundheitsstörungen bei Mastitiden (Euterentzündungen) sind fekt und bewirken damit direkt eine Sen- Milchkühen. Der dortige Demeter-Betrieb zum weltweit bedeutendsten Gesund- kung der Zellzahlen. Hierauf begründet mit 350 Kühen entschloss sich seinerzeit, heitsproblem des Milchviehs geworden; sich heute die antibiotische Therapie vor die Therapie und Prophylaxe von Mastiti- allein in Deutschland belaufen sich die allem bei Mastitiden. den (Euterentzündungen) richtlinienge- ökonomischen Folgeschäden dieser Den Homöopathika gelingt diese mäß mit einem minimalen Einsatz von An- Krankheit auf weit über eine Milliarde schnelle antibakterielle Wirkung nicht. tibiotika durchzuführen. Mark jährlich.* Daher ist es wichtig, vor der Einführung ei- In einem Verbundprojekt, an dem Mit- nes homöopathischen Eutergesundheits- arbeiter der Freien Universität Berlin und konzeptes eine Herdensanierung durchzu- des schweizerischen Forschungsinstituts stellt (z. B. das Euter oder den Stoff- führen. Die Sanierung der Herde in Brodo- für biologischen Landbau (FiBL) in Frick wechsel betreffend) und win machte einen großen Teil des Gesamt- beteiligt sind, wurde ein solches Konzept 3. vorausgesetzt, dass eine Kombination vorhabens aus; der Versuch selber begann erarbeitet. Die Studie ist nun abgeschlos- verschiedener funktionsorientierter erst ein Jahr nach der Kontaktaufnahme sen und in der Auswertung. Die ersten Er- Mittel einen synergistischen Effekt mit dem Betrieb. gebnisse sind viel versprechend und sollen auf verschiedenen Funktionsebenen hier vorgestellt werden. ermöglicht. Anlage des Versuchs Dieser Ansatz kann als funktionelle Ho- Um die Effekte der homöopathischen Funktionelle Homöopathie möopathie bezeichnet werden in Abgren- Therapie und Vorbeugung beurteilen zu zung zum klassischen individuellen An- können, mussten die Tiere bei Versuchsbe- Da das homöopathische Therapiesys- satz, der in größeren Herden und bei feh- ginn in zwei Gruppen eingeteilt werden. tem sehr kompliziert ist, wenn man ein be- lender Ausbildung der Landwirte und Wir verabreichten der Kontrollgruppe in stimmtes passendes Arzneimittel (Schlüs- Tierärzte nicht praktikabel ist. diesem Versuchsteil ein Placebo, das heißt sel) für eine bestimmte Krankheitsausprä- nur das Lösungsmittel des Homöopathi- gung (Schloss) sucht, sind Modifikationen „Entscheidend ist das Terrain ... kums. Die Versuchsgruppe erhielt dagegen entwickelt worden, die die Homöopathie zum Trockenstellen und zur Kalbung auch der Nutztierpraxis zugänglich ma- ... und nicht der Erreger." Diese Worte chen. Dabei wird in unserem Ansatz von Pasteur treffen besonders auf unsere 1. die Herde sozusagen als Superorga- heutigen Nutztierhaltungen zu, da nicht zu * Zur Problematik der Antibiotika (Missbrauch als nismus mit Individuen ähnlicher Leistungsförderer, prophylaktischer Einsatz, erwarten ist, dass in einem fortdauernd ge- Resistenzbildung ...) und zur hier beschriebenen Krankheitsausprägung gesehen, störten Umfeld – bezüglich Haltung, Tech- Brodowiner Studie siehe auch den Beitrag von 2. den Homöopathika eine gewisse nik, Fütterung usw. – irgendeine Therapie- Jörg Spranger in Ökologie & Landbau 106, funktionsorientierte Wirkung unter- form zu langfristigen Erfolgen führen 2/1998, S. 46/47. 40 ÖKOLOGIE & LANDBAU 114 28. Jg., 2/2000
© Ch. Fidelak 350 Milchkühe als Probandinnen: Blick in den Tiefstreulaufstall des Versuchsbetriebs im brandenburgischen Brodowin sechsmal an drei aufeinander folgenden scher Untersuchung mit Antibiotika in die Tagen je 5 ml des homöopathischen Arz- Zitzenzisterne versorgt. Die Versuchs- Vorbeugen verbessert die Heilung neimittels (HomP) mit unten stehender gruppe erhielt über die Maulschleimhaut Bei Betrachtung aller im Versuch be- Zusammensetzung (Tab. 1). Bei nachge- eines von vier verschiedenen, auf die Bro- findlichen Tiere ergeben sich für die ho- wiesenen pathogenen Keimen in der Milch dowiner Herde abgestimmten Komplex- möopathische Vorbeugebehandlung we- vor dem Trockenstellen wurde aus Sicher- homöopathika je nach Ausprägung der Eu- der Vorteile hinsichtlich des Auftretens heitsgründen zusätzlich ein antibiotischer terentzündung (Tab. 2). von Euterentzündungen in der Folgelakta- Trockensteller verabreicht. Erhoben wurde das Auftreten von Mas- tion (47,5 zu 51,5 % in der Kontrollgrup- So entstanden vier Gruppen, nämlich titiden und die Entwicklung der Zellzahl in pe) noch bei den Zellzahlen. Kühe mit beziehungsweise ohne Trocken- der Folgelaktation in Abhängigkeit von der steller, jeweils entweder mit Homöopathi- vorangegangenen Prophylaxe, der aktuel- Berücksichtigt man allerdings das kum (HomP) oder Placebo behandelt. len Therapie und dem Gesundheitszustand grundlegende Prinzip der Homöopathie - Bei klinischen Euterentzündungen soll- des Euters gemessen an der durchschnittli- zu regulieren, wo noch etwas zu regulieren te auch die Kontrollgruppe behandelt wer- chen Zellzahl in den letzten drei Monaten ist - in der Weise, dass man die Tiere in zell- den. Sie wurde daher nach bakteriologi- vor dem Trockenstellen. zahlabhängige Eutergesundheitsklassen (EGK) vor dem Trockenstellen einteilt, er- geben sich deutliche protektive Effekte bei Tab. 1: Zusammensetzung des homöopathischen Prophylaktikums (HomP) Tieren, deren durchschnittliche Zellzahl in Homöopathische den letzten drei Monaten vor dem Tro- Funktiotropes Zielsystem Komponente und Potenz* ckenstellen unter 200 000/ml lag (EGK 1). Phosphorus D15 Stoffwechsel, Euter (Konstitutionsmittel) Hier wiesen die mit HomP behandelten Nux vomica D6 Stoffwechsel, Leber, Regulation von Fehlernährungen Kühe eine Mastitisrate bis Tag 60 nach der Chelidonium D6 Leberstoffwechsel Kalbung von 25,9 % gegenüber 44,0 % in der Kontrollgruppe auf (vgl. Tab. 3). In den China D3 Regulation der laktationsbedingten Entkräftung Teilgruppen mit zusätzlicher Verabrei- Argentum D10 Schleimhäute, Abwehrsteigerung chung eines antibiotischen Trockenstellers * Alle Medikamente wurden freundlicherweise von der Firma WELEDA, Arlesheim (CH), zur Verfügung gestellt. trat nur bei 8,3 % der zusätzlich mit HomP 28. Jg., 2/2000 ÖKOLOGIE & LANDBAU 114 41
Tierhaltung behandelten Kühe eine Mastitis auf, ge- genüber 50,0 % in der Kontrollgruppe. Tab. 2: Zusammensetzung der Homöopathika zur Therapie von Bei den Tieren, die ohne Antibiose tro- Euterentzündungen cken gestellt wurden, waren in der EGK 1 Homöopathisches in beiden Gruppen exakt gleich viele Mas- Einsatzgebiet Zusammensetzung* Arzneimittel* titiden zu verzeichnen. Allerdings zeigte Mastitis acuta gravis; schwere Euterentzündun- Phytolacca D6, Aconitum die HomP-Gruppe deutlich niedrigere MAG gen mit Störungen des Allgemeinbefindens D4, Apis D4, Jodum D6 Zellzahlen, insbesondere im ersten Probe- Mastitis catarrhalis acuta; Sekret verändert, gemelk nach dem Kalben (108 000/ml zu Belladonna comp. â, Ar- Euter geschwollen, vermehrt warm und gerötet; 494 000/ml). MCA gentum D10, Lachesis D8, keine oder nur geringe Temperaturerhöhung, Phytolacca D6 Allgemeinbefinden ungestört Argentum D30, Jodum Mastitis catarrhalis chronica; Sekret verändert, MCC D20, Nux vomica D6, izin er Nutztiermed Euter nicht akut verändert d Chelidonium comp. â Homöopathie in eilprinzip vor, Mastitis subclinica; keine Sekret- und akuten l H ah ne m an n stellte 1796 ein H el “ ch e- MSC Drüsenveränderungen, Zellzahl erhöht, Keime Berberis comp. â, Nux Samue „G eg en m itt vomica comp. â nicht mit einem nachgewiesen das Krankheiten O rg an is m us du rch Vielmehr soll der misch bekämpft. bei gesunden * Alle Medikamente wurden freundlicherweise von der Firma WELEDA, Arlesheim, zur Verfügung gestellt. ei ne s Th er ap eutikums, das si e be i Gabe rvorruft wie he Symptome he desto höher ist das Risiko der Kühe, an Menschen ähnlic kh ei t au ftr et en, quasi durch Mit schlechter werdender Eutergesund- Kr an heit am Ende der Laktation (EGK 2 und 3) einer Euterentzündung in der Folgelak- der zu heilenden ra us ge he ilt werden. n he tation zu erkranken. Stärkung von inne ie lle n D osen ar- zeigten sich teilweise deutliche Ver- anfangs m it m at er schlechterungen in der Behandlungsgrup- · Je besser die Eutergesundheit am Ende Da Hahnemann gs er sc he in un gen nicht einer Laktation, desto besser wirkt eine Vergiftun pe im Vergleich zur Kontrolle. beitete, blieben Po te nz ie ru ng sp rinzip, bei homöopathische Prophylaxe in der Fol- lte er das In der Eutergesundheitsklasse 2 aus. So entwicke hn er -, H un de rte r- oder gar gelaktation. ittel in Ze (200 000 - 500 000/ml in den drei Mona- dem die Arzneim nt un d be i je de r einzelnen n verdün ten vor dem Trockenstellen) waren in der 50 000er-Schritte ch üttelt werden. ss tu fe ve rs ohne Antibiotika trocken gestellten Heilungsraten Verdünnung da ss sich der Einsatz n er ka nn te , HomP-Gruppe sowohl das Mastitisrisi- Schon Hahneman enschen be- om öo pa th ik a nicht auf den M n Tier- ko (75,0 % zu 44,4 % in der Kontrolle) Die Fragen waren: Kann eine homöo- von H ur de au ch vo pathische Therapie der intensiven antibio- Die Methode w als auch die Zellzahlen in den ersten 6 schränken muss. da s Q ua lit ätsbe- tischen Behandlung zumindest ebenbürtig zt. Seitdem Laktationsmonaten erhöht (+ 47 000, ärzten eingeset hm en d au ch be i der sein? Vermag eine Kombination aus ho- rbraucher zune + 251 000, + 248 000, + 150 000, wusstsein der Ve itt el be rü ck si ch tigt möopathischer Prophylaxe und Therapie cher Lebensm + 212 000, + 234 000/ml). In der EGK Erzeugung tieris th ie in de r Ti ermedizin an Be - 2 ergaben sich bei zusätzlich antibio- einen noch größeren Erfolg zu bringen? öo pa wird, hat die Hom re be i In fe kt io nser- Der Erfolg von homöopathischen The- n. Insbesonde tisch trocken gestellten Tieren zwi- deutung gewonne st e m an bi sl an g auf rapien wurde in zwei Stufen geprüft: Nutztiere mus schen HomP-Gruppe und Kontrolle krankungen der ks ta nd sp ro bl em en in 1. die vollständige Heilung (keine Kei- fen, die zu Rüc keine Unterschiede bezüglich der Mittel zurückgrei fü hr en kö nn en . Man me mehr nachweisbar, Zellzahl nor- bensmitteln Eutergesundheit. den erzeugten Le üh rt, di e in de r Bio- mal) und tezeiten eingef In der EGK 3 (> 500 000/ml), in hat deshalb War rd op pe lt wurden. der bis auf zwei hier nicht berück- 2. die klinisch-bakteriologische Heilung re its ve landwirtschaft be groß en te ils w irk - (keine Keime mehr nachweisbar, Arzneimittel sind sichtigte Fälle alle Kühe antibiotisch Homöopathische Wirk st of fm en ge n Zellzahl erhöht). extrem kleinen trocken gestellt wurden, zeigten sich stofffrei oder mit in de n Le be ns m it- lb sie auch nicht ein leicht erhöhtes Mastitisrisiko Während erstere Definition die relevante versehen, wesha D ah er sc hr ei be n die Richtli- (61,5 % zu 50,0 %) sowie stark er- ist, wenn es um die Heilung im medizini- nnen. teln erscheinen kö La nd w irt sc ha ft heute die höhte Zellzahlen ab dem 3. Lakta- schen Sinne geht, gingen wir mit der zwei- ischen nien der ökolog ng vo n N at ur he ilmitteln und tionsmonat zu Ungunsten der Ho- ten Definition davon aus, dass eine homöo- rwendu vornehmliche Ve s pr im är e Ar zn eimittel vor. möopathiegruppe. Diese Ergebnis- pathische Heilung einerseits langsamer thika al explizit Homöopa Peter Klocke, Fi BL se deuten zweierlei an: voranschreitet und andererseits kurzzeitig · Je schlechter die Eutergesund- eine erhöhte Zellzahl in diesem Heilungs- heit am Ende einer Laktation, stadium als Ausdruck der Steigerung der 42 ÖKOLOGIE & LANDBAU 114 28. Jg., 2/2000
Tab. 3: Euterentzündungen und durchschnittliche Zellzahlen der Milchleistungsprüfung in den prophylaktischen Versuchsgruppen getrennt nach Eutergesundheitsklassen Klinische Mastiti- Zellzahl aller Tiere (in 1 000/ml) Gruppe den in 60 Tagen 1. Monat 2. Monat 3. Monat 4. Monat 5. Monat 6. Monat Eutergesundheitsklasse EGK 1 (ELZZ < 200 000/ml) HomP + TS 1/12 (8 %) 42 142 159 156 213 171 Kontrolle + TS 5/10 (50 %) 64 121 208 301 199 221 HomP 6/15 (40 %) 108 128 118 130 132 159 Kontrolle 6/15 (40 %) 494 286 269 215 258 246 Gesamt HomP 7/27 (25 %) 101 128 128 155 174 159 Gesamt Kontrolle 11/25 (44 %) 382 242 245 226 228 224 Gesamt 18/52 (35 %) 171 170 175 198 213 196 Eutergesundheitsklasse EGK 2 (ELZZ 200 000 - 500 000/ml) HomP + TS 17/37 (45 %) 109 181 224 313 333 416 Kontrolle + TS 20/38 (52 %) 106 265 326 404 503 564 HomP 6/8 (75 %) 230 353 454 359 408 536 Kontrolle 4/9 (44 %) 183 102 206 209 220 302 Gesamt HomP 23/45 (51 %) 122 217 259 315 376 416 Gesamt Kontrolle 24/47 (51 %) 132 251 314 314 406 467 Gesamt 47/92 (51 %) 127 227 286 315 400 425 Eutergesundheitsklasse 3 (ELZZ > 500 000/ml) HomP + TS 16/26 (62 %) 216 365 639 657 968 953 Kontrolle + TS 13/26 (50 %) 207 352 347 412 480 442 Gesamt 29/52 (56 %) 207 359 491 539 652 674 HomP = homöopathisches Prophylaktikum zum Trockenstellen und zur Kalbung, TS = antibiotischer Trockensteller, ELZZ = Zellzahl am Ende der Laktation Abwehrleistung zu erwarten ist. Derart ge- und immerhin 49 % eine klinisch-bakte- (21 %). Die für die Produktion entschei- heilte Tiere wurden in die Produktion inte- riologische Heilung. dendere klinisch-bakteriologische Hei- griert. Damit kann die zweite Definition als Mit Hilfe der homöopathischen Arznei- lung trat bei den homöopathisch behandel- produktionstechnisch entscheidend ge- mittel konnten 6 von 43 Mastitiden voll- ten Mastitis-Tieren zu 44 % ein (antibioti- wertet werden. ständig geheilt werden (14 %). Die anti- sche Vergleichsgruppe 55 %). Interessant Bei den Heilungsraten wurden nur Eu- biotische Therapie erreichte eine vollstän- ist der Effekt, dass bei zusätzlicher homöo- terentzündungen berücksichtigt, die in den dige Heilungsrate in 9 von 42 Fällen pathischer Vorbeugung (HomP) die anti- ersten 60 Tagen nach dem Kalben auftraten (hypothetische Wirkung des homöopathi- schen Prophylaktikums). Ferner wurden nur Euterentzündungen einbezogen, die auf lediglich einem Viertel festgestellt wurden, um eventuelle wechelseitige Be- einflussungen mehrerer erkrankter Viertel auszuschließen. In der Darstellung der Ergebnisse wird auf die Unterscheidung zwischen antibio- tisch und nichtantibiotisch trocken gestell- ten Tieren verzichtet, da die Ergebnisse nahe beieinander liegen. Exakte Daten sind der Tabelle 4 zu entnehmen. Insgesamt zeigten nur 18 % aller be- handelten Mastitiden eine vollständige © FiBL, M. Bär Eine Tierärztin mit homöopathischen Heilmitteln – auf einen Betrieb gerufen wegen drei Fällen von Mastitis 28. Jg., 2/2000 ÖKOLOGIE & LANDBAU 114 43
Tierhaltung Tab. 4: Heilungsraten in den Therapiegruppen Heilungsrate Teilgruppen- Trockenstellen Homöopathische Therapie Heilungsrate (klinisch- Bezeichnungen antibiotisch? Prophylaxe (AB/Hom) (vollständig) bakteriologisch) Alle Mastitiden 18 % 49 % (n = 85) 1 (n = 13) Ja Ja Hom 15 % 62 % 2 (n = 18) Ja Nein Hom 11 % 38 % 3 (n = 16) Ja Ja AB 31 % 63 % 4 (n = 14) Ja Nein AB 14 % 50 % 5 (n = 9) Nein Ja Hom 22 % 56 % 6 (n = 3) Nein Nein Hom 0% 33 % 7 (n = 4) Nein Ja AB 25 % 75 % 8 (n = 8) Nein Nein AB 13 % 38 % 1 + 2 + 3 + 4 (n = 61) Ja 18 % 49 % 5 + 6 + 7 + 8 (n = 24) Nein 17 % 50 % 1 + 2 + 5 + 6 (n = 43) Hom 14 % 44 % 3 + 4 + 7 + 8 (n = 42) AB 21 % 55 % 1+5 Ja Hom 18 % 59 % 2+6 Nein Hom 10 % 29 % 3+7 Ja AB 30 % 65 % 4+8 Nein AB 14 % 45 % Hom = homöopathische Behandlung, AB = antibiotische Behandlung biotisch behandelten Tiere mit 30 %, ge- den Zeitpunkt der Kalbung herum er- Dieses Ergebnis erscheint auf den ers- genüber 10-18 % in den übrigen Teilgrup- höht unabhängig von der Therapieform ten Blick aus Sicht der Biolandwirtschaft pen, den besten vollständigen Behand- die Heilungsrate bei klinischen Euter- nicht befriedigend, bietet aber Anlass zur lungserfolg aufwiesen. entzündungen. Diskussion. Offenbar ist die homöopathi- Das Bild ändert sich etwas bei Betrach- sche Behandlung allein nicht immer in der tung der produktionsrelevanten kli- Wirksamkeit der Homöopathika gesichert Lage, eine latente Mastitis vollständig aus- nisch-bakteriologischen Heilung. So lie- zuheilen. Die Kombination mit der Anti- gen die Heilungsraten bei Verabreichung Die Wirksamkeit der in dieser Studie biose führt möglicherweise zu einer des Prophylaktikums zwischen homöopa- angewendeten Homöopathika kann unter gleichzeitigen exogenen und endogenen thischer (59 %) und antibiotischer (65 %) den gegebenen Betriebsbedingungen in Beeinflussung der Euterschleimhaut. So- Behandlung nahezu gleich. der Mastitistherapie als gesichert gelten. mit scheint es notwendig zu sein, in weite- Der Therapieerfolg der hier eingesetz- Es lassen sich im Vergleich zur Antibiose ren Forschungsprojekten Alternativen zur ten Homöopathika lässt sich so zusam- befriedigende bakteriologische Heilungs- exogenen Therapie (statt Antibiose) zu menfassen: raten erzielen, die für die Lieferfähigkeit konzipieren. Dies ist die vordringliche · Prinzipiell erscheint die homöopathi- der Milch von vorrangigem Interesse sind. Aufgabe der Forschungsgruppe am FiBL sche Therapie klinischer Euterentzün- Die insgesamt unbefriedigenden voll- und an der FU Berlin. G dungen im Sinne der klinisch-bakterio- ständigen Heilerfolge lassen sich durch die logischen Heilung der antibiotischen Gabe des Prophylaktikums verbessern, Therapie nahezu gleichwertig. Dr. Peter Klocke und Dr. Jörg Spranger, insbesondere bei antibiotischer Therapie. Forschungsinstitut für biologischen Landbau · Die Zellzahlen können nach homöopa- Auch die Kombination aus homöopathi- (FiBL), Postfach, CH-5070 Frick thischer Therapie kurzfristig erhöht sein. scher und antibiotischer Trockenstellpro- Sylvia Garbe und Dr. Carl Christian Merck, Tier- · Eine zusätzliche homöopathische Pro- phylaxe führt zu weniger Mastitiden in der Klinik für Fortpflanzung, Freie Universität Berlin, phylaxe am Ende der Laktation und um Folgelaktation. Königsweg 63, D-14163 Berlin 44 ÖKOLOGIE & LANDBAU 114 28. Jg., 2/2000
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