I . Wirtschaftspolitische Themen und Analysen - BMWi
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M O N AT S B E R I C H T 1 2 - 2 0 1 8 2 Auf einen Blick Mehr Gründerinnen und Gründer für Deutschland: BMWi startet Gründungsoffensive In Deutschland gibt es viele Menschen mit großartigen Ideen. Sie will das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit seiner Gründungsoffensive unter dem Motto „GO! Gut für Dich. Gut für Deutschland.“ ermutigen und unterstützen. Am 29. November 2018 hat Bundeswirtschaftsminister Altmaier die breit angelegte Gründungsoffensive gemeinsam mit den Verbänden BDA, BDI, DIHK und ZDH gestartet. Die Gründungsoffensive setzt ein Zeichen für mehr Grün- gemeinsam mit den Verbänden BDA, BDI, DIHK und ZDH dungen in Deutschland: Sie gibt Impulse zum Gründen, will ins Leben gerufen wurde. Zum Startschuss haben BMWi den Gründer- und Unternehmergeist in Deutschland stärken und Verbände eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in und Menschen ermutigen, ein eigenes Unternehmen zu der insbesondere sechs Punkte als für Gründungen und gründen oder ein bestehendes Unternehmen zu überneh- Nachfolgen in Deutschland besonders wesentlich hervorge- men. Das Ziel sind mehr Unternehmensgründungen und hoben werden: die gesellschaftliche und politische Wert- -nachfolgen in allen Wirtschaftsbereichen: vom Handwerk schätzung unternehmerischer Selbständigkeit, die Vermitt über die gewerbliche Wirtschaft, Dienstleistungen und die lung wirtschaftlichen Wissens und unternehmerischen freien Berufe bis hin zu technologieorientierten, wachs- Denkens, die Erleichterung von Unternehmensnachfolgen, tumsstarken Start-ups. die Verbesserung des Gründungsumfelds und die Gewinnung insbesondere von Frauen und von Menschen mit Migrations Zwar nahmen die Anzahl chancenorientierter und innova- hintergrund für die unternehmerische Selbständigkeit. tiver Gründungen mit Wachstumspotenzial, Neugründungen in den freien Berufen und auch die Qualität und Nachhaltig Parallel zum Start der Gründungsoffensive wandte sich Bun keit von Gründungen zuletzt zu. Jedoch ist die Gesamtzahl deswirtschaftsminister Altmaier in einem Brief an die Ober der Gründungen rückläufig. Die deutsche Volkswirtschaft bürgermeister/innen, Bürgermeister/innen und Landräte/ braucht aber Gründerinnen und Gründer, um auf Dauer Landrätinnen, um eine breite Unterstützung des Themas innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben. durch alle politischen Entscheidungsträger zu erreichen. Darin hebt er die Bedeutung von Unternehmerinnen und Hier setzt die neue Gründungsoffensive des BMWi an, die von Unternehmern gerade auch in den Regionen hervor und Bundeswirtschaftsminister Altmaier am 29. November 2018 wirbt für mehr Wertschätzung.
3 M O N AT S B E R I C H T 1 2 -2 0 1 8 Um die Gründungsoffensive in die Fläche zu tragen, sind im 3. Unternehmensnachfolgen erleichtern Jahr 2019 vier Regionalkonferenzen vorgesehen, bei denen Die Unternehmensnachfolge wird zu einer immer größeren der Bundeswirtschaftsminister zusammen mit den Verbän- Herausforderung für die Wirtschaft. Damit unternehmeri den den direkten Austausch mit Gründerinnen und Grün- sches Know-how und Arbeitsplätze bei Unternehmensnach dern, Unternehmerinnen und Unternehmern suchen wird. folgen nicht verloren gehen, muss der Wechsel strategisch richtig und rechtzeitig vorbereitet werden. Zur Unterstüt- Inhaltlich setzt die Gründungsoffensive folgende Schwer- zung bietet das BMWi u. a. die Unternehmensnachfolge- punkte: börse www.nexxt-change.org (zusammen mit der KfW), das Projekt „ICON – innovativer Content für die Un 1. Gründergeist stärken, unternehmerische Kompeten- ternehmensnachfolge“ sowie bundesweite Veranstaltungen zen vermitteln, Mut für eine zweite Chance machen wie etwa den Aktionstag „Unternehmensnachfolge“ an. Deutschland braucht eine stärkere Gründungskultur. Dazu gehört auch eine positive Fehlerkultur der Gesell- 4. Mehr Frauen für die unternehmerische Selbständigkeit schaft, die nach Fehlschlägen neue unternehmerische gewinnen Perspektiven ermöglicht. Es gilt, das Wissen um die The- Obwohl Frauen ein ähnlich hohes Gründungsinteresse men Gründung, Start-ups und Unternehmertum zu ver- haben wie Männer, sind Gründungen von Frauen deut- bessern und die unternehmerische Selbständigkeit stär- lich seltener. Nur jedes dritte Unternehmen wird von ker als Chance wahrzunehmen. Das BMWi unterstützt einer Frau aufgebaut. Das BMWi will deshalb gezielt hier mit seinen Programmen „Unternehmergeist in die Frauen ermutigen, den Schritt in die Selbständigkeit zu Schulen“, „EXIST – Existenzgründungen aus der Wissen- gehen oder ein bestehendes Unternehmen zu überneh- schaft“ sowie „Förderung unternehmerischen Know- men. Dafür gibt es die bundesweite Initiative „FRAUEN hows“ und sucht mit diversen Veranstaltungsformaten unternehmen“ und das Existenzgründerinnenportal den Dialog mit der Gründerszene und der Gesellschaft www.existenzgruenderinnen.de. (u. a. Gründerwoche Deutschland, Start-up-Nights!, Gründermessen, Gründerwettbewerbe). 5. Passgenaue Finanzierungsinstrumente anbieten Ein gutes Finanzierungsumfeld ist eine entscheidende 2. Gründungsumfeld verbessern Voraussetzung für eine dynamische Gründungs- und Für Gründerinnen und Gründer gibt es zahlreiche und Start-up-Szene. Das BMWi stellt ein gut austariertes Sys- vielfältige Informationen und Beratungsangebote der tem aus Programmen zur finanziellen Unterstützung von EU, des Bundes, der Länder und regionaler Einrichtungen. Unternehmensgründung und -wachstum sowie zur Das BMWi informiert und unterstützt mit der zentralen Unternehmensnachfolge zur Verfügung (z. B. Förderpro- Gründerplattform (www.gruenderplattform.de) und der gramm „ERP-Kapital für Gründung“, Mikrokreditfonds Informationsseite www.existenzgruender.de. Es setzt sich Deutschland, Mikromezzaninfonds). ferner dafür ein, Gründungsverfahren künftig zu bündeln, zu digitalisieren und durch vereinfachte Verwaltungs- 6. Mehr Wagniskapital für Start-ups bereitstellen prozesse insgesamt zu erleichtern. Deutschland ist in der Frühphasenfinanzierung von
M O N AT S B E R I C H T 1 2 - 2 0 1 8 4 Start-ups mittlerweile – auch dank zahlreicher öffentli- 9. Unternehmerische Kompetenzen von Migrantinnen cher Förderprogramme – gut aufgestellt. Im internatio- und Migranten stärken nalen Vergleich ist der deutsche Wagniskapitalmarkt in Etwa jede fünfte Gründung in Deutschland erfolgt mitt- Relation zur deutschen Wirtschaftskraft allerdings immer lerweile durch Menschen mit Migrationshintergrund. noch sehr klein. In anderen Ländern wird im Verhältnis Das BMWi will Migrantinnen und Migranten daher stär- zum Bruttoinlandsprodukt ein Vielfaches an Wagniska- ker ermutigen, zu gründen oder ein bestehendes Unter- pital investiert. Mit diversen Maßnahmen, wie etwa der nehmen zu übernehmen, und stellt passgenaue Infor- neuen Beteiligungsgesellschaft „KfW Capital“, der „Tech mationen und Beratung zur Verfügung (z. B. Pilotprojekt Growth Fund“-Initiative, dem High-Tech-Gründerfonds, „Start-up-your-future“, Ausbau spezifischer Informa- dem INVEST-Programm und EIF-Programmen für Wag- tions- und Beratungsangebote). niskapitalfinanzierungen, soll das Finanzierungsumfeld von Start-ups weiter verbessert werden. 10. Soziales Unternehmertum stärker fördern Die Herausforderungen der demografischen Entwicklung, 7. Start-ups und Mittelstand enger vernetzen der Globalisierung und der Digitalisierung lassen sich Von der Zusammenarbeit zwischen Start-ups und etab- allein mit technischen Innovationen nicht lösen. Soziale lierten Unternehmen profitieren beide Seiten. Eine Mehr Start-ups leisten mit innovativen Lösungen für gesell- heit der Mittelständler kann sich eine Zusammenarbeit schaftliche und ökologische Fragen einen wichtigen Bei- mit Start-ups vorstellen, aber nur wenige sind bisher eine trag für Wirtschaft und Gesellschaft. Ihnen stehen Kooperation eingegangen. Es gilt daher, Start-ups und bereits jetzt viele Förder- und Beratungsprogramme in Mittelstand enger miteinander zu vernetzen. Dazu tragen der Gründungs- und Skalierungsphase offen. Im Rah- Formate wie die Start-up-Nights, die Workshop-Reihe men der Gründungsoffensive werden Weiterentwick- „Start-up meets Mittelstand“, das Kompetenzzentrum lungen und eine bessere Berücksichtigung von Sozial Kultur- und Kreativwirtschaft, die Digital Hub-Initiative unternehmen angestrebt. sowie das „Forschungsnetzwerk Energie Start-ups“ bei. Mehr zur Gründungsoffensive erfahren Sie auf der 8. Internationale Kooperationen von Start-ups fördern Internetseite www.existenzgruender.de/GO. Nur wenige deutsche Start-ups wagen frühzeitig den Schritt in globale Märkte. Auch deshalb fällt es jungen Unternehmen im internationalen Vergleich schwer, Kontakt: schnelles und anhaltendes Wachstum zu realisieren. Christine Messing Ergänzend zu den klassischen Instrumenten der Außen- Referat: Grundsatzfragen der nationalen und wirtschaftsförderung bietet das BMWi deshalb spezifi- europäischen Mittelstandspolitik sche Unterstützungsleistungen an, damit deutsche Start- Holger Maus ups früher die globalen Wachstumsmärkte besetzen (z. B. Referat: Unternehmensgründung, Finanzierungs- German Accelerator Programm, Programm EXIST-Grün- und Förderberatung dungskultur, Start-up-Exchange-Programme).
5 M O N AT S B E R I C H T 1 2 -2 0 1 8 Umsetzungsstrategie „Digitalisierung gestalten“ – die neue Digitalstrategie der Bundesregierung Die Bundesregierung will den digitalen Wandel gestalten und Deutschland fit für das digitale Zeitalter machen. Hierzu hat sie die Umsetzungsstrategie „Digitalisierung gestalten“ verabschiedet. Ziel ist es, die Lebensqualität für alle Menschen in Deutschland weiter zu steigern, die wirtschaftlichen und ökologischen Potenziale der Digitalisierung zu entfalten und den sozialen Zusammenhalt auch im digitalen Zeitalter zu sichern. Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft Die Handlungsfelder gestalten In der Umsetzungsstrategie hat die Bundesregierung ihre Die Bundesregierung hat am 15. November 2018 die Um zentralen digitalpolitischen Schwerpunktvorhaben in den setzungsstrategie „Digitalisierung gestalten“ beschlossen. fünf Handlungsfeldern Digitale Kompetenz, Infrastruktur Sie dient – als Fortentwicklung der Digitalen Agenda und Ausstattung, Innovation und digitale Transformation, 2014–2017 – als klares politisches Leitbild zur Gestaltung Gesellschaft im digitalen Wandel sowie Moderner Staat zu des digitalen Wandels für Unternehmen, Arbeitnehmerin- sammengeführt und in einem gemeinsamen Prozess unter nen und Arbeitnehmer sowie Bürgerinnen und Bürger ein strategisches Dach gestellt. Da die Gewährleistung von insgesamt. Bei der Erarbeitung der Strategie hat die Bun- Sicherheit eine grundlegende Voraussetzung für die nach- desregierung besonders den Nutzen für den Einzelnen ins haltige und erfolgreiche Digitalisierung ist, wurden Maß- Zentrum gestellt. nahmen zur digitalen Sicherheit in allen Handlungsfeldern mitbetrachtet.
M O N AT S B E R I C H T 1 2 - 2 0 1 8 6 Die Schwerpunktmaßnahmen der Ressorts bilden die ganze Die Schwerpunkte des Bundesministeriums Bandbreite der digitalen Transformation ab: So hat sich die für Wirtschaft und Energie Bundesregierung zum Beispiel darauf verständigt, verstärkt in die digitalen Kompetenzen der Menschen zu investieren Als führende Wirtschaftsnation mit vitalem industriellen und das Bildungssystem noch stärker auf die Anforderun- Kern und einem hervorragend aufgestellten Mittelstand gen des digital geprägten Alltags, der digitalen Arbeits- und hat Deutschland beste strukturelle Voraussetzungen für Wirtschaftswelt und der digitalen Wissensgesellschaft aus- eine digitalisierte Wirtschaftswelt. Die klassische Innova- zurichten. tions- und Wirtschaftsstärke liegt darin begründet, dass Deutschland bisher häufig in der Lage war, disruptive Ver- Um die Voraussetzung für digitale Teilhabe der Menschen änderungen frühzeitig zu erkennen, sie anzunehmen und sowohl in den Städten als auch auf dem Land zu schaffen, ihre Chancen in Ideen und Wohlstand zu übersetzen. In soll ganz Deutschland bis zum Jahr 2025 mit gigabitfähigen diesem Sinne hat das Bundesministerium für Wirtschaft Netzen versorgt werden. Im Bereich 5G-Anwendungen soll und Energie (BMWi) bei der Erarbeitung der Umsetzungs- Deutschland zum Leitmarkt werden. strategie besonderen Wert darauf gelegt, dass digitale Inno- vationen und die künftige Wettbewerbsfähigkeit Deutsch- Auch die Verwaltung selbst soll den Schritt ins digitale Zeit lands einen Schwerpunkt bilden. alter gehen und den Bürgerinnen und Bürgern sowie Unter nehmen das Leben erleichtern. Die Bundesregierung will Digitale Innovationen – insbesondere im Bereich Künstlicher deshalb den Kontakt mit der Verwaltung und die Beantra- Intelligenz – sollen ermöglicht werden mit der Maßgabe, gung von Leistungen für alle einfacher machen. Bis Ende unseren Wohlstand zu sichern und unsere Grundwerte in 2022 sollen alle Verwaltungsleistungen auch online in An Deutschland und in Europa zu erhalten. Deutschland hat spruch genommen werden können. den Willen, die Fähigkeit und die Instrumente zur Innova- Die Umsetzungsstrategie besteht aus fünf Handlungsfeldern, in denen konkrete Lösungen zu den Herausforderungen des digitalen Wandels ausgearbeitet wurden und nun von den zuständigen Ressorts umgesetzt werden. Quelle: Bundesregierung.
7 M O N AT S B E R I C H T 1 2 -2 0 1 8 tion. Gleichzeitig wollen wir aber auch konkrete Produkte Ebenfalls neu in dieser Legislaturperiode ist die Einsetzung und praktische Lösungen fördern. Ziel ist, aus hervorragen- des Digitalrates. Aufgabe des Digitalrates ist es, einen engen der technologischer Forschung auch hervorragende tech- Austausch zwischen Politik und nationalen sowie interna- nologische Produkte „Made in Germany“ und „Made in tionalen Experten zu ermöglichen. Er berät die Bundesre- Europe“ auf den Markt zu bringen. gierung bei der Gestaltung des digitalen Wandels in Gesell- schaft, Arbeitswelt, Wirtschaft und Verwaltung. Er kann Um den deutschen Mittelstand fit für die digitale Zukunft auch Impulse zur Fortentwicklung und Umsetzung der zu machen, hat das BMWi insbesondere Maßnahmen zur Digitalstrategie geben. Unterstützung des Mittelstandes sowie junger und innova- tiver Unternehmen in die Umsetzungsstrategie eingebracht. Die zehn Ratsmitglieder stammen aus Deutschland und Dazu gehören etwa die Fortführung und der Ausbau der anderen Ländern und sind Experten aus Wirtschaft, Wis- Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren, die Einführung eines senschaft und Forschung. Sie alle stehen für Praxiserfah- neuen Förderprogramms „Investitionszuschuss Digitalisie- rung und Innovation und bilden mit ihrer Expertise und rung im Mittelstand“ oder eine Reihe von Maßnahmen zur ihren unterschiedlichen Erfahrungen aus der Praxis mög- Verbesserung des Start-up-Ökosystems. lichst viele Themenfelder der Digitalisierung ab. Sie sehen ihre Aufgabe darin, der Regierung die richtigen Fragen zu Darüber hinaus ist dem BMWi die Gestaltung eines zukunfts stellen, sie fachlich zu unterstützen und – wo es sein muss – fähigen Ordnungsrahmens, bspw. im Rahmen der Tele- auch anzutreiben. kommunikationsregulierung oder des Wettbewerbsrechts, in dieser Legislaturperiode ein besonderes Anliegen. Eine moderne digitale Ordnungspolitik kommt den Unterneh- Wie es jetzt weitergeht men, aber auch den Bürgerinnen und Bürgern zugute. Ein zukunftsfähiger Ordnungsrahmen kann stärkere Investi Die Umsetzungsstrategie „Digitalisierung gestalten“ ist als tionsanreize für den privatwirtschaftlichen Glasfaserausbau lebendes Dokument konzipiert. Das bedeutet: Die Bundes- setzen und Marktmachtmissbrauch von Plattformunter- regierung wird die Ziele der Umsetzungsstrategie regel nehmen gegenüber kleinen und mittleren Unternehmen mäßig neu hinterfragen und nachsteuern. Die Strategie sowie Kundinnen und Kunden verhindern. wird permanent weiterentwickelt und der Umsetzungs- stand wird öffentlich zur Verfügung gestellt. Weitere Infor- mationen zur Umsetzungsstrategie sind unter Digitalkabinett und Digitalrat www.digital-made-in.de verfügbar. Die Digitalpolitik der Bundesregierung – und damit auch die Umsetzungsstrategie – wird in dieser Legislaturperiode Kontakt: Dr. Christina Schmidt-Holtmann durch den Kabinettausschuss Digitalisierung (kurz: Digital- Referat: Grundsätze der Digitalpolitik, Koordinierung kabinett) gesteuert. Seine Mitglieder sind die Bundeskanz- lerin, alle Bundesministerinnen und -minister sowie die Staatsministerinnen für Digitalisierung sowie für Kultur und Medien.
M O N AT S B E R I C H T 1 2 - 2 0 1 8 8 „Vor wichtigen wirtschaftspolitischen Weichenstellungen“: Sachverständigenrat legt neues Gutachten vor Am 7. November 2018 hat der Sachverständigenrat zur werden (Flexibilisierung der Arbeitszeitorganisation, bes- Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zur Steigerung (SVR) sein aktuelles Jahresgutachten mit dem Titel „Vor der Erwerbstätigkeit von Frauen). Andererseits unterstützt wichtigen wirtschaftspolitischen Weichenstellungen“ an der SVR eine erleichterte Zuwanderung von qualifizierten die Bundeskanzlerin übergeben und der Öffentlichkeit Arbeitnehmern durch das geplante Fachkräftezuwande- vorgestellt. Darin sieht der SVR die größten Herausforde- rungsgesetz. Der SVR empfiehlt zudem Maßnahmen zur rungen für die deutsche Volkswirtschaft international im Flexibilisierung des Renteneintritts und spricht sich dafür globalen Handel und national in den Folgen des demo aus, dass sich das Renteneintrittsalter in Zukunft an der grafischen Wandels. Eine Antwort auf die internationalen Lebenserwartung orientieren solle. Herausforderungen durch die ungewisse Zukunft des mul tilateralen Handelssystems liegt laut Gutachten in einer Da es unmöglich sei, den durch den demografischen Wan- Stärkung der Europäischen Union. Um die Folgen des demo del bedingten Rückgang des Arbeitsvolumens zu kompen- grafischen Wandels abzumildern, mahnt der SVR, den sieren, würde – so der SVR – vielmehr ein steigendes Pro- Strukturwandel durch die Digitalisierung zuzulassen und duktivitätswachstum durch die Digitalisierung benötigt. die sich hier bietenden Chancen zu nutzen. Vor diesem Hintergrund sollten Anstrengungen „oberste Priorität“ haben, die Bevölkerung besser zu befähigen, die Der SVR erwartet, dass sich der aktuelle Aufschwung weiter Chancen des digitalen Wandels zu nutzen. Dabei seien etwa fortsetzen wird, auch wenn dieser zuletzt an Dynamik ein- die Rahmenbedingungen zu verbessern, die Gründungsfi- gebüßt hat. Für das Jahr 2018 prognostizieren die Gutachter nanzierung zu stärken und das Bildungssystem zu moder- ein Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent und für das Jahr nisieren. 2019 einen Zuwachs von 1,5 Prozent. Diese Einschätzungen ähneln denen der Bundesregierung, die im Rahmen ihrer Damit die Digitalisierung einen Beitrag zur Produktivitäts- Herbstprojektion allerdings für beide Jahre eine etwas entwicklung leisten könne, seien darüber hinaus Investitio- dynamischere Entwicklung erwartet (jeweils 1,8 Prozent nen in Informations- und Kommunikationstechnologien für 2018 und 2019). notwendig. Hier spricht sich der SVR für Technologie neutralität und eine stärkere Wettbewerbsintensität aus. Um den aktuellen Herausforderungen im globalen Handel Die Aufgabe des Staates bestehe insbesondere darin, Rah- zu begegnen, spricht sich der SVR dafür aus, das multilate- menbedingungen zu schaffen und den Wettbewerb sicher- rale, regelbasierte Handelssystem der Welthandelsorganisa- zustellen. Industriepolitische Eingriffe des Staates lehnt tion zu reformieren und damit zu stärken. Weiterhin solle der SVR ab. Deutschland den internationalen Steuerwettbewerb annehmen. In diesem Zusammenhang wird eine vollstän- Die Bundesregierung nimmt im Rahmen des Jahreswirt- dige Abschaffung des Solidaritätszuschlags angeregt, um schaftsberichts 2019 zu dem Gutachten Stellung. Weitere den Anstieg der tariflichen Gewinnsteuersätze seit der Informationen zum Gutachten des SVR finden sich unter Steuerreform 2008 auszugleichen. www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de. Aufgrund des zu erwartenden Rückgangs der Erwerbsbe- völkerung wird es zu steigenden Fachkräfteengpässen Kontakt: Dr. Franziska Lottmann kommen. Um diesen Engpässen zu begegnen, solle einer- Referat: Grundsatzfragen der Wirtschaftspolitik seits das inländische Arbeitskräftepotenzial besser genutzt
9 M O N AT S B E R I C H T 1 2 -2 0 1 8 Ein neues Kapitel in der Welt des Messens: Revision des internationalen Einheitensystems Im Avogadro-Experiment wurden anhand nahezu perfekter Einkristallkugeln aus Silizium gleich zwei Naturkonstanten bestimmt: die Avogadro- Konstante und das Planck‘sche Wirkungsquantum. Nach der Festlegung der Konstanten sind derartige Siliziumkugeln eine Möglichkeit, das Kilo- gramm zu verwirklichen. In der Welt des Messens, der Metrologie, ist ein neues Kapi- schaft und Energie (BMWi) sowie Metrologieexperten der tel aufgeschlagen worden. Am 16. November haben sich Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). Unter ande- internationale Vertreter darauf verständigt, in Zukunft mit rem nahmen der PTB-Präsident, Prof. Dr. Joachim Ullrich, grundlegend neuen Definitionen für das Kilogramm, das und der PTB-Vizepräsident, Prof. Dr. Roman Schwartz, an Ampere, das Kelvin und die Stoffmenge Mol zu arbeiten. der Konferenz teil. Dieses neu formulierte Einheitensystem ist eine wissen- schaftliche Meisterleistung. Zugleich ermöglicht es prinzi- piell vielfältige technologische Innovationen in wichtigen Delegierte folgen der wissenschaftlichen Hightech-Branchen. Für die Verbraucher werden diese Empfehlung Änderungen keine unmittelbaren Auswirkungen haben. Kernthema dieser Konferenz war es, die Neudefinition von Vom 13. bis 16. November 2018 tagte in Versailles die 26. vier Basiseinheiten des internationalen Einheitensystems – Generalkonferenz für Maße und Gewichte (CGPM). Ange- namentlich das Kilogramm, das Kelvin, das Ampere und reist waren Vertreter von 54 der 60 Mitgliedsstaaten sowie das Mol – zu beschließen. Mit großer Mehrheit folgten die zahlreiche weitere Teilnehmer. Die deutsche Delegation Delegierten der vorliegenden wissenschaftlichen Empfeh- bestand aus Vertretern des Bundesministeriums für Wirt- lung und machten so den Weg frei für die Revision des Ein-
M O N AT S B E R I C H T 1 2 - 2 0 1 8 10 heitensystems, das nun am 20. Mai 2019, dem Weltmetrolo- Im neuen Einheitensystem wird es keine definitionsbe- gietag, in Kraft treten wird. Ab diesem Tag werden sich alle dingten Schwankungen mehr geben, da die Naturkonstan- Maßeinheiten auf das Stabilste beziehen, was die Wissen- ten verbindlich festgelegte Werte bekommen. So wird die schaft zu bieten hat, denn: Alle Einheiten lassen sich in Kilogramm-Definition unabhängig von möglichen Masse Zukunft als Kombination von Naturkonstanten darstellen. driften jedweder Verkörperungen sein. Alle elektrischen Die Sekunde mit dem Bezug auf einen Elektronenübergang Einheiten inklusive des Ampere werden als Quantenreali- im Cäsiumatom und der Meter mit dem Bezug zur Lichtge- sierungen (über den so genannten Josephson- und Quan- schwindigkeit hatten dies schon vorgemacht. Nun ziehen ten-Hall-Effekt oder „einfach“ durch Zählen von Elektro- alle anderen Basiseinheiten nach. nen pro Zeit) Teil des Systems. Und nicht zuletzt wird das Mol nun auch definitorisch über eine festgelegte Anzahl Für die Wissenschaft tritt der Fortschritt ein, sobald die von Teilchen (die Avogadro-Konstante) einer spezifizierten Neudefinitionen verabschiedet sind. Für die Technik wer- Substanz erfasst. den sich die Fortschritte als Langzeitwirkung zeigen. Eine Besonderheit des neuen Einheitensystems ist, dass keiner- lei technische Barrieren mehr eingebaut sind. Schwankt Ein technologisches Versprechen etwa im jetzigen System die Masse des Urkilogramms in einer gewissen Größenordnung, so ist die beste erreichbare Daher gilt im neuen internationalen Einheitensystem: Kann Genauigkeit einer Wägung eben dadurch begrenzt. Für genauer gemessen werden, können auch die Einheiten Hochpräzisionsanwendungen in der Wissenschaft und in genauer realisiert werden – ohne Änderung der zugrunde- der Technik kann dies ein echtes Hindernis darstellen. An liegenden Definition. In einer hochtechnischen Welt, in der einer Revision des Einheitensystems wurde daher seit vie- weder die Längenteilungen beim Nanometer aufhören len Jahren in den großen Metrologieinstituten, wie der werden noch die Zeitteilungen bei Femtosekunden, ist diese PTB, gearbeitet. technische Offenheit des neuen Einheitensystems gegen- Palais des Congres, Versailles, 16. November 2018: Aus der PTB angereist zum Ereignis (v.l.n.r.): Dr. Arnold Nicolaus, Prof. Dr. Joachim Ullrich, Prof. Dr. Frank Härtig, Prof. Dr. Roman Schwartz, Edyta Beyer.
11 M O N AT S B E R I C H T 1 2 -2 0 1 8 Die Entstehung des internationalen Einheitensystems Ausgelöst durch die industrielle Revolution, begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts der grenzüberschreitende Han- del mit technischen Gütern stark zuzunehmen. Von den damaligen Industriestaaten wurde rasch erkannt, dass ein einheitliches internationales Maßsystem von entscheidender Bedeutung für die Förderung des internationalen Han- dels sein würde. 1875 vereinbarten daher die führenden 17 Industrienationen, darunter Deutschland, ein internatio- nales Maßsystem auf der Basis von Meter, Kilogramm und Sekunde einzuführen. In einem diplomatischen Vertrag, der „Meterkonvention“, beschlossen sie die Errichtung des „Internationalen Büros für Maße und Gewichte“ (BIPM), das als permanente wissenschaftliche Einrichtung die internationalen Maße und Gewichte als Maßverkörperungen realisieren, an die Mitgliedsstaaten weitergeben und Forschung und Entwicklung zur Verbesserung solcher Normale betreiben sollte. Als Aufsichtsgremium über das BIPM wurde das „Internationale Komitee für Maße und Gewichte“ (CIPM) gegründet, bestehend aus 18 internationalen Experten. Zur Vertretung der Mitgliedsstaaten wurde die „Inter- nationale Konferenz für Maße und Gewichte“ (CGPM) geschaffen. Als oberstes Gremium wählt das CGPM die Mit- glieder des CIPM, entscheidet über das Arbeitsprogramm und das Budget des BIPM und fasst die grundlegenden Beschlüsse für das internationale Messwesen. über allen zukünftigen Genauigkeitsfortschritten ein gro- gewissermaßen eine universelle Sprache, auf die sich die ßer Gewinn. Damit schafft die Revision des Einheitensys- Weltgemeinschaft nun verständigt hat und die auch in tems bessere Voraussetzungen für Innovationen überall da, einer von technologischen Innovationen getragenen Welt wo es auf höchste Präzision ankommt – bei der Entwick- von morgen anwendbar ist. lung von Quantentechnologien ebenso wie bei den Dia gnosemöglichkeiten der Medizin, den Effizienzsteigerun- Weiterführende Informationen sind zu finden unter: gen bei der Energiegewinnung oder den Analysemethoden der Klimaforschung. www.ptb.de XX Die Revision des Einheitensystems und das mit ihr einher- www.bipm.org XX gehende technologische Versprechen werden so zu einem größeren Vertrauen insbesondere in innovative und hoch- präzise Messungen beitragen. Sie wird die Qualitätsinfra- Kontakt: struktur im Bereich des Messwesens mit Blick auf den Dr. Arne Höll Technologietransfer von neuen, innovativen Lösungen Referat: Akkreditierung und Konformitätsbewertung, nachhaltig prägen sowie Handel und Marktverbreitung Messwesen, Fachaufsicht PTB und BAM positiv beeinflussen. Dafür werden jetzt die entsprechen- den Messtechniken und Messmethoden zur Realisierung Dr. Dr. Jens Simon der Einheiten weltweit aufgebaut, in aufwendigen Ringver- PTB, Stabsstelle „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ gleichen abgeglichen und dem technologischen Fortschritt folgend stetig weiter verbessert. Die Grundlage dafür wurde mit den neuen Definitionen der Basiseinheiten gelegt. Das komplett neu definierte Einheitensystem beseitigt die Mängel des bisherigen Systems, wobei die Änderungen im täglichen Leben heute nicht bemerkbar sind. Der Vorteil ist jedoch überzeugend: Naturkonstanten gelten überall und zu allen Zeiten. Damit bildet das neue Einheitensystem
M O N AT S B E R I C H T 1 2 - 2 0 1 8 12 Die neunte „Gründerwoche Deutschland“: ein voller Erfolg
13 M O N AT S B E R I C H T 1 2 -2 0 1 8 Die neunte „Gründerwoche Deutschland“: ein voller Erfolg Mit etwa 90.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die erhielten sie auf der Gründerwoche Unterstützung. Veran- Gründerwoche Deutschland auch in diesem Jahr ein voller staltungen von Aktionspartnern – wie den Social Impact Erfolg. Dazu beigetragen haben vor allem die mehr als 1.600 Labs in Potsdam und Frankfurt am Main, der Hochschule Partner, darunter Kammern, Wirtschaftsfördergesellschaften, Rhein-Waal oder auch der Hamburger Existenzgründungs- Gründungsnetzwerke, Bildungseinrichtungen und Unter- initiative – halfen künftigen Social Entrepreneurs mit prak- nehmen. Sie haben die bundesweite Aktionswoche, die tischen Tipps auf die (unternehmerischen) Sprünge. mittlerweile zum neunten Mal unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie stattfand, mit zahlreichen Veranstaltungen unterstützt. In über 1.700 Unternehmergeist bei Schülerinnen und kostenfreien Workshops, Seminaren, Beratungsangeboten, Schülern wecken Planspielen, Wettbewerben und vielen weiteren Events konnten die Besucherinnen und Besucher „Gründungs- Selbstverständlich ging es in der Gründerwoche auch darum, geist“ schnuppern. Schülerinnen und Schüler mit so genannten „Unterneh- mergeist“-Projekten, in Gesprächen mit Unternehmerinnen Mit der jährlich stattfindenden Gründerwoche Deutschland und Unternehmern oder in Gründungsplanspielen für eine wollen die Aktionspartner gemeinsam mit dem Bundes spätere berufliche Selbständigkeit zu sensibilisieren. Dabei ministerium für Wirtschaft und Energie Interesse an Exis konnte beispielsweise das Projekt JUNIOR des Instituts der tenzgründungen wecken und Impulse für eine neue deutschen Wirtschaft punkten: Vertreter und Vertreterin- Gründungskultur in Deutschland setzen. Ziel der Veran- nen der JUNIOR-Schülerunternehmen sowie die betreuen- staltungen war es, den Schulpaten kamen zusammen, um sich kennenzuler- nen und auszutauschen. unternehmerisches Denken und Handeln zu fördern, XX unternehmerische Kompetenzen zu vermitteln und XX Gründerwoche Deutschland: international Kreativität zu wecken, vernetzt den Austausch von Ideen, Erfahrungen und Meinungen XX Die Gründerwoche Deutschland ist mit ihren zahlreichen, zum Thema Gründung und Selbständigkeit zu befördern vielfältigen Veranstaltungen deutschlandweit nicht nur das und jährlich größte Event für Gründerinnen und Gründer – sie ist zugleich Teil der Global Entrepreneurship Week (GEW). Unterstützungsmöglichkeiten für angehende Gründer- XX Die GEW, die zeitgleich in über 170 Ländern stattfindet und innen und Gründer aufzuzeigen, beispielsweise Initia Menschen für innovative Ideen, Gründungen und Unter- tiven zur Förderung von Gründungsideen. nehmertum begeistern möchte, motiviert jedes Jahr mehr und mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Unter dem Dach der GEW finden eine Reihe internationaler Wettbe- Themenfokus: Social Start-ups werbe statt, an denen sich auch Gründerinnen und Grün- der aus Deutschland beteiligen: Das Berliner Kreativunter- In jedem Jahr nimmt die Gründerwoche Deutschland eine nehmen ArtNight vertritt Deutschland beispielsweise Ende bestimmte Zielgruppe ins Visier. Dieses Mal richtete sich November beim internationalen Finale des Creative Business der Fokus auf Gründerinnen und Gründer von Social Start- Cup in Kopenhagen. Im Januar 2019 präsentieren die drei ups. Ihr Anliegen: mit sozial- und umweltorientierten Teams von Manyfolds, Nuventura und otego ihre umwelt Gründungen die Welt ein bisschen besser zu machen. Für orientierten Geschäftsideen beim Finale des Cleantech sie spielt die Höhe des Gewinns oftmals nur eine Neben- Open Global Ideas Challenge in Los Angeles. Und beim rolle. Viel wichtiger sind der gesellschaftliche oder ökolo weltweit größten Wettbewerb in der Lebensmittel- und gische Nutzen ihrer Produkte oder Dienstleistungen. Da Agrarbranche, der Future Agro Challenge (FAC), hat der die Entwicklung eines tragfähigen und nachhaltigen Ge Finalist aus Deutschland im nächsten Jahr die Chance, die schäftsmodells für viele Social Start-ups herausfordernd ist, begehrte Auszeichnung „Agribusiness of the Year 2019“ zu
M O N AT S B E R I C H T 1 2 - 2 0 1 8 14 erhalten. Selbst wenn den deutschen Unternehmen kein Sprung auf das Siegerpodest gelingen sollte, können sie durch ihre Teilnahme an den Wettbewerben Kontakte zu europäischen und internationalen Investoren und anderen Unternehmen knüpfen. Jubiläumsjahr 2019: Zehn Jahre Gründerwoche Deutschland Vom 18. bis 24. November 2019 feiert die Gründerwoche Deutschland ihr zehnjähriges Jubiläum. Alle, die sich bereits jetzt als Partner der Gründerwoche Deutschland 2019 für mehr Gründungsgeist in Deutschland engagieren und eine Veranstaltung anbieten möchten, sind hierzu herzlich will- kommen. Kontakt: Bundesweite Koordinierungsstelle im RKW Kompetenzzentrum, kontakt@gruenderwoche.de Weitere Informationen rund um die Gründerwoche Deutschland finden Sie unter www.gruenderwoche.de. Kontakt: Holger Maus Referat: Unternehmensgründung, Finanzierungs- und Förderberatung
15 M O N AT S B E R I C H T 1 2 -2 0 1 8 Wirtschaftspolitische Termine des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie Dezember 2018 06.12. Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe (Oktober) 07.12. Produktion im Produzierenden Gewerbe (Oktober) 13.12. Pressemeldung des BMWi zur wirtschaftlichen Lage 19.12. Energieministerrat (TTE) Ende Dezember 2018 Schlaglichter (Newsletter und Veröffentlichung auf Website) Januar 2019 07.01. Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe (November) 08.01. Produktion im Produzierenden Gewerbe (November) 14.01. Pressemeldung des BMWi zur wirtschaftlichen Lage 21./22.01. Eurogruppe/ECOFIN Ende Januar 2019 Schlaglichter (Newsletter und Veröffentlichung auf Website) Februar 2019 06.02. Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe (Dezember) 07.02. Produktion im Produzierenden Gewerbe (Dezember) 11./12.02. Eurogruppe ECOFIN 13.02. Pressemeldung des BMWi zur wirtschaftlichen Lage 18.02. WBF-Rat Ende Februar 2019 Schlaglichter (Newsletter und Veröffentlichung auf Website) In eigener Sache: Die „Schlaglichter“ als E-Mail-Abonnement Der Monatsbericht des Bundesministeriums für Darüber hinaus können auf der Homepage des Wirtschaft und Energie ist nicht nur als Druck Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie exemplar, sondern auch im Online-Abo als elektro- auch einzelne Ausgaben des Monatsberichts sowie nischer Newsletter verfügbar. Sie können ihn Beiträge aus älteren Ausgaben online gelesen unter der nachstehenden Internet- werden: Adresse bestellen: www.bmwi.de/schlaglichter www.bmwi.de/abo-service
M O N AT S B E R I C H T 1 2 - 2 0 1 8 16 Grafik des Monats Die deutsche Wirtschaft … … befindet sich aktuell im neunten Jahr des Aufschwungs. Allerdings ist die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal gering fügig um 0,2 Prozent zurückgegangen – droht damit die Gefahr eines Abschwungs? Die aktuelle Grafik des Monats zeigt, dass einzelne negative Quartalsraten auch in Aufschwüngen keineswegs unüblich sind. Seit 1992 wurde in 17 Jahren in mindestens einem Quartal eine negative Wachstumsrate verzeichnet. Trotzdem blieb das Jahreswachstum in den meisten Fällen positiv. Dies ist auch für das Jahr 2018 zu erwarten: Nachdem die Wirtschaft im dritten Quartal vor allem aufgrund von Sondereffekten in der Automobilindustrie schwächelte, dürfte das Wachstum im vierten Quartal wieder anziehen. BIP-Wachstum in Deutschland: Jahres- und Quartalswachstumsraten, 1992–2018 5 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5 -6 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quartalswachstumsrate des BIP Jahreswachstumsrate des BIP Quelle: Macrobond.
17 M O N AT S B E R I C H T 1 2 -2 0 1 8 Überblick über die wirtschaftliche Lage Umfeld unterstreichen dies. Die Konjunktur in der europäi- Sondereffekte führten im dritten Quartal zu einer XX schen Union blieb im dritten Quartal aufwärtsgerichtet und Unterbrechung des Aufschwungs. Ursache war die amerikanische Wirtschaft boomt. Die Weltwirtschaft die WLTP-Problematik in der Kfz-Industrie. Mit befindet sich trotz aller Missklänge im Aufschwung. Auflösung dieser Sondereffekte wird sich der Auf- schwung der deutschen Wirtschaft fortsetzen. Die Signale aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld fallen allerdings gemischt aus. Die industrielle Erzeugung weist Die Erzeugung des Produzierenden Gewerbes war XX global zwar weiterhin eine etwas geringere Dynamik auf als im dritten Quartal insbesondere aufgrund dieses im vergangenen Jahr, der Welthandel scheint aber die Delle Sondereffekts rückläufig. Die Auftragseingänge im aus dem schwächeren zweiten Quartal durchschritten zu Verarbeitenden Gewerbe stiegen in den beiden haben. Der IHS Markit Global Composite PMI erhöhte sich letzten Monaten wieder an, der Auftragsbestand ist im Oktober nach drei Rückgängen in Folge getrieben von weiterhin sehr hoch. Das Baugewerbe befindet sich den Dienstleistungen, während der ifo Index zum Weltwirt- in der Hochkonjunktur. schaftsklima für das vierte Quartal 2018 eine sehr gedämpfte Stimmung wiedergibt. Auch die internationalen Organisati- Die Entwicklung der Einkommen und die Konsum XX onen gehen in ihren Herbstprognosen weiter von einer nachfrage der privaten Haushalte bleiben aufwärts zwar positiven, aber gegenüber früheren Einschätzungen gerichtet. Auch die Stimmung im Handel ist gut. abgeschwächten Entwicklung der Weltwirtschaft aus. Die positiven Entwicklungen bei Erwerbstätigkeit XX Die gegenwärtig gemischten Signale der Außenwirtschaft und Arbeitslosigkeit halten an. Strukturelle Prob- spiegeln sich auch in den Zahlen zu den deutschen Ausfuh- leme am Arbeitsmarkt bleiben Herausforderungen. ren von Waren und Dienstleistungen wider. Im September gingen die Exporte saisonbereinigt und in jeweiligen Prei- sen leicht um 0,9 % zurück. Im dritten Quartal blieben die Ausfuhren nominal konstant. Preisbereinigt sind sie jedoch Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft wurde im dritten zurückgegangen. Die ifo Exporterwartungen sind auf den Quartal nur unterbrochen. Das Bruttoinlandsprodukt fiel niedrigsten Wert dieses Jahres gesunken und deuten nicht preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,2 % niedriger aus auf eine deutliche Belebung der Ausfuhren hin. Die nomi- als im Vorquartal.1, 2 Geprägt war das dritte Quartal nach nalen Importe von Waren und Dienstleistungen nahmen im den vorliegenden Indikatoren durch einen schwachen pri- September erneut saisonbereinigt ab (-1,3 %). Im dritten vaten Konsum, starke Importe, die einen negativen Wachs- Quartal ergibt sich jedoch aufgrund des starken Juli ein tumsbeitrag des Außenhandels bewirkten, sowie durch Anstieg der Importe um 2,9 %. Auch preisbereinigt dürften einen spürbaren Lageraufbau. Der Grund für die schwache sie sich trotz steigender Importpreise noch deutlich positiv Gesamtentwicklung war im Wesentlichen die WLTP-Prob- entwickelt haben. lematik in der Kfz-Industrie. Die verbindliche Umstellung auf den neuen Prüfzyklus hat einen Zulassungsstau ausge- Im Produzierenden Gewerbe nahm die Produktion im drit- löst. Die Industrie konzentrierte ihre Produktion auf die ten Quartal um 0,9 % ab. Den Ausschlag hierfür gab eine bereits zugelassenen Typen und die privaten Haushalte im temporäre Schwächephase in der Industrie, die nahezu voll- In- und Ausland warteten mit ihren Käufen ab. Das Brutto- ständig auf die Kfz-Industrie zurückging. Zuletzt im Sep- inlandsprodukt dürfte dadurch im dritten Quartal um bis tember blieb die Industrieerzeugung unverändert, im dritten zu 0,4 Prozentpunkte gedämpft worden sein. Bei der WLTP- Quartal verringerte sie sich jedoch um 1,4 %. Die Produktion Problematik handelt es sich um ein temporäres Phänomen. im Baugewerbe hingegen verzeichnete im Quartalsvergleich Mit zunehmender Auflösung des Zulassungsstaus wird sich einen Zuwachs von 0,5 %. Die Auftragseingänge im Verarbei- der Aufschwung bereits im Jahresschlussquartal fortsetzen. tenden Gewerbe nahmen im September gegenüber dem Vor Die Indikatoren für die Industrie und für die Gesamtwirt- monat um 0,3 % zu, nach einem Plus von 2,5 % im August. schaft, aber auch die Entwicklung im außenwirtschaftlichen Im Quartalsvergleich kam es indes zu einem Rückgang um 1 Schnellmeldung des Statistischen Bundesamts zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal 2018 vom 14. November 2018. 2 In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 15. November 2018 vorlagen. Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Verän- derungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie kalender- und saisonbereinigter Daten.
M O N AT S B E R I C H T 1 2 - 2 0 1 8 18 1,0 %. Im Zuge der schrittweisen Auflösung des Zulassungs- für den Einzelhandel verschlechterte sich im Oktober, staus wegen der Umstellung auf den neuen Testzyklus WLTP während das Konsumklima der Verbraucher zuletzt stabil für Pkw dürfte sich die Industrieproduktion zum Jahres- blieb. ende hin wieder beleben. Dafür spricht auch das sehr gute Auftragspolster mit einer Reichweite von 5,5 Monaten. Das Vom Arbeitsmarkt kommen unverändert positive Nach- Baugewerbe arbeitet nahe seiner Kapazitätsgrenzen, sein richten. Die Erwerbstätigkeit erreichte im September den Boom dürfte anhalten. neuen Höchstwert von 45,2 Mio. Personen. Das ist auf die kräftige Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Die gute Entwicklung des Arbeitsmarkts und kräftige Lohn Beschäftigung zurückzuführen. Gegenüber August erhöhte zuwächse sorgen dafür, dass der private Konsum grund- sich die Erwerbstätigkeit saisonbereinigt um 39.000 Perso- sätzlich eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur nen. Bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bleibt. Die Umsätze im Einzelhandel deuten jedoch auf eine lag der Zuwachs im August mit 56.000 Personen leicht über langsamere Gangart der privaten Konsumausgaben im drit dem durchschnittlichen Niveau der letzten sechs Monate. ten Quartal hin. Nach einem schwachen Start in das Quar- Die Frühindikatoren unterstreichen die anhaltend starke tal sanken die Einzelhandelsumsätze ohne Kfz im Septem- Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften. Die Zahl ber um 0,3 % und damit den dritten Monat in Folge. Im der Arbeitslosen sank im Oktober saisonbereinigt um dritten Quartal insgesamt war damit ein Umsatzminus von 11.000 Personen; in Ursprungszahlen verringerte sie sich 0,9 % zu verzeichnen. Auch die Umsätze im Kfz-Handel gin- mit der einsetzenden Herbstbelebung auf 2,2 Mio. Perso- gen Stand August leicht zurück. Vor dem Hintergrund der nen. Die Langzeitarbeitslosigkeit geht weiter zurück. Ihre WLTP-Problematik waren die Neuzulassungen von Pkw bei weitere Zurückdrängung und die Stärkung der Wirtschafts- privaten Haltergruppen im dritten Quartal schwach. Erst kraft strukturschwacher Regionen bleiben Herausforde- im Oktober stiegen die Neuzulassungen privater Kfz wieder rungen. deutlich an. Für eine positive Entwicklung des privaten Konsums in den kommenden Monaten spricht weiterhin der Anstieg der Einkommen. Die Stimmungsindikatoren zeigen derzeit ein gemischtes Bild. Das ifo Geschäftsklima Konjunktur auf einen Blick* Entwicklung von Bruttoinlandsprodukt, Produktion und Auftragseingang in der Industrie sowie ifo Geschäftserwartungen 6 18 5 15 4 12 3 9 2 6 1 3 0 0 -1 -3 -2 -6 -3 -9 -4 -12 2014 2015 2016 2017 2018 Bruttoinlandsprodukt (Quartale) (linke Skala) Industrieproduktion (linke Skala) Auftragseingang in der Industrie (linke Skala) ifo Geschäftserwartungen in der Gewerblichen Wirtschaft (rechte Skala) * zentrierte gleitende 3-Monats-Durchschnitte bzw. Quartale, saisonbereinigt, Veränderungen gegenüber Vorperiode in v. H. bzw. Salden bei ifo Quellen: StBA, BBk, ifo Institut.
19 M O N AT S B E R I C H T 1 2 -2 0 1 8 Konjunkturprognosen eine Dekade nach der Finanzkrise Workshop „10 years after the financial crisis – new approaches to business cycle forecasting“ Am 5. November 2018 hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung einen Workshop anlässlich der Finanzkrise vor zehn Jahren ausgerichtet. International renom- mierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutierten mit einem breiten Publikum über die Ursachen der Finanzkrise und deren Auswirkungen auf die Arbeit von Konjunkturprognostikern. ‘Why did nobody notice it?’ Vor ziemlich genau zehn Jahren stellte Königin Elizabeth bei Die gute Nachricht ist: Prognostiker können aus der letzten einem Besuch der London School of Economics die Frage, Finanzkrise lernen und zukünftige Entwicklungen besser warum niemand die Finanzkrise vorhergesehen hatte. Diese einschätzen. Welche Ansätze die moderne Konjunkturfor- Frage warf auch Dr. Stefan Profit vom Bundesministerium schung dazu verfolgt, war Gegenstand des Workshops im für Wirtschaft und Energie in seinen Begrüßungsworten Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. auf. Er hob die Bedeutung von makroökonomischen Prog- nosen für die Politik hervor und zeigte, mit Blick auf histo- rische Daten, wie außergewöhnlich der Auftakt der Krise Überdurchschnittliches Kreditwachstum als verlief (Abbildung 1): Während sich in Deutschland zunächst Krisensignal nur eine mit vorhergehenden Konjunkturzyklen vergleich- bare Abkühlung abzeichnete, brach die deutsche Industrie- In seiner Keynote legte Prof. Dr. Moritz Schularick von der produktion nach der Insolvenz von Lehman Brothers Universität Bonn besonderes Augenmerk auf die historischen regelrecht ein. Die letzte vergleichbare Krise war die Welt- Muster von Finanzkrisen. Dabei wurde deutlich, dass das ge wirtschaftskrise der 1930er Jahre, die sich jedoch in einem eignetste Warnsignal für eine schwere konjunkturelle Krise gänzlich anderen Institutionengeflecht vollzogen hatte. ein übermäßiges Kreditwachstum ist: Eine Betrachtung über Somit war das Ausmaß der sich anbahnenden Krise für viele Krisen und Länder zeigt einen klaren Zusammenhang zwi- empirische Wirtschaftsforscher schon allein mangels ge schen langanhaltendem, überdurchschnittlichem Kreditwachs- eigneter Daten schwer abzuschätzen. tum und der Wahrscheinlichkeit für eine ausgeprägte Rezession. Abbildung 1: Einbruch der Industrieproduktion nach der Finanzkrise 110 Lehman Brothers (September 2008) 105 Index 100 = Peak before Recession 100 95 90 85 80 75 1 4 7 10 13 16 19 22 25 28 31 34 37 40 Monate nach dem Höhepunkt der Industrieproduktion Industrieproduktion nach 18 Rezessionen vor 2009 Unterstes Perzentil Oberstes Perzentil Industrieproduktion in Deutschland 2008 Quelle: Macrobond, eigene Berechnungen.
M O N AT S B E R I C H T 1 2 - 2 0 1 8 20 Schularick argumentierte, dass vor allem Finanzkrisen in fen wurde, reagierte die Wirtschaft des Vereinigten König- Folge geplatzter Immobilienblasen gravierende Langzeit- reichs mit seiner bedeutenden Rolle als Finanzzentrum folgen hätten. Demgegenüber könnte sich eine Volkswirt- empfindlicher auf die Finanzmarktverwerfungen. Letztere schaft von normalen Rezessionen vergleichsweise rasch hätten längerfristige negative Auswirkungen auf das Wirt- erholen. Zuerst ginge mit dem Entstehen einer Blase, wie schaftswachstum eines Landes als ein realwirtschaftlicher der Kreditblase von 2008, oft ein Wirtschaftsaufschwung Nachfragerückgang. einher. Dieser sei jedoch im Vergleich zum anschließenden starken Einbruch nach dem Platzen der Blase unbeträcht- lich. „Warum kommt es also zu solch ineffizienten Krisen?“, Hohe Prognosefehler in Abschwüngen berück- fragte Schularick und beantwortete diese Frage vor allem sichtigen mit nicht-rationalem Verhalten der Marktakteure. Für einen vielversprechenden Forschungsansatz hält Schularick die Ein Instrument zur Quantifizierung von Risiken stellte Untersuchung des Zusammenspiels von übermäßigem David Turner von der OECD vor. Turner argumentierte, Optimismus in guten Zeiten und der damit einhergehen- dass Prognostiker die Wahrscheinlichkeit eines Konjunk den exzessiven Kreditvergabe. tureinbruchs sowie das Ausmaß von Rezessionen vor der Krise tendenziell unterschätzt hätten. Er stellte eine zwei stufige Methode vor, die es ermöglicht, die Unsicherheit Deutschland besonders vom Einbruch des bezüglich konjunktureller Rückschläge zu quantifizieren. Welthandels betroffen Ausgehend von einer Kombination wichtiger Wirtschafts- Dr. Alexandra Born von der Europäischen Zentralbank und Finanzmarktindikatoren wird dabei in einem ersten beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit den Transmissions- Schritt die aktuelle Rezessionswahrscheinlichkeit ermittelt. mechanismen, die die ursprünglich in den Vereinigten Anhand dessen wird die wirtschaftliche Situation in einen Staaten beginnende Krise zur globalen Krise werden ließen. „sicheren“ Zustand oder in einen Zustand „mit Abwärtsrisi- Dabei unterschied sie zwischen einem Finanz- und einem ken“ für die Konjunktur eingeteilt. Abhängig von diesem Handelskanal. Während der Finanzkanal über Wertverluste Zustand wird dann in einem zweiten Schritt der Tatsache bei Auslandsvermögen auf Bankbilanzen wirkt, spiegelt der Rechnung getragen, dass die Einbrüche bei früheren Krisen Handelskanal die einbrechende Auslandsnachfrage wider. stärker ausgefallen sind als prognostiziert. Dabei wird die Mithilfe eines allgemeinen Gleichgewichtsmodells unter- sonst symmetrische Verteilung um die Punktprognose um suchte sie, wie die Finanzkrise von 2008 die Wirtschaftsleis- die historischen Prognosefehler im Falle einer Rezession tung in Deutschland und Großbritannien beeinträchtigt angepasst. Im Ergebnis ergibt sich eine linksschiefe Vertei- hat. Während die exportorientierte deutsche Wirtschaft vor lung bzw. ein asymmetrischer Fan-Chart (Abbildungen 2 allem durch den Einbruch der globalen Nachfrage getrof- und 3). Abbildung 2: Mit Rezessionswahrscheinlichkeit Abbildung 3: Traditioneller, symmetrischer Fan-Chart modifizierter Fan-Chart 6 6 4 4 2 2 0 0 -2 -2 -4 -4 -6 -6 2005 2006 2007 2008 2009 2005 2006 2007 2008 2009 GDP forecast GDP outcomes 90 % interval 70 % interval 50 % interval Quelle: OECD.
21 M O N AT S B E R I C H T 1 2 -2 0 1 8 Turner zeigte, dass unter Verwendung dieser Methode der zelner Prognosen möglich wäre. Dabei unterscheidet der tatsächliche Einbruch der US-Wirtschaft nach der Finanz- Indikator nicht nur zwischen Auf- und Abschwung, sondern krise innerhalb der berechneten Prognoseintervalle gelegen bezieht auch Phasen des normalen Wachstums und erhöh- hätte. Damit hätte seitens der Prognostiker ein wichtiges ter Unsicherheit ein. Als zusätzliche erklärende Variable Warnsignal abgegeben werden können. Besonders für die fließt ein Indikator zur Messung von Finanzmarktspan- Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik kön- nungen (Financial Market Stress) ein. Zusammen mit dem nen sich solche Grafiken eignen, um auf eine erhöhte Unsi- Drei-Phasen-Modell gibt der Indikator differenziertere cherheit während sich anbahnender Krisen hinzuweisen. Konjunktursignale. Unterscheidung mehrerer konjunktureller Unsicherheit kann durch Medienanalyse Phasen wichtig gemessen werden Dr. Thomas Theobald vom Institut für Makroökonomie Auch Dr. Mawuli Segnon von der Universität Münster und Konjunkturforschung (IMK) zeigte anhand des IMK sprach über die Rolle von ökonomischer Unsicherheit für Konjunkturindikators, wie die Unsicherheit auf Finanz- Konjunkturprognosen. Als Indikator für Unsicherheit märkten in Konjunkturprognosen einfließen kann und nutzte er einen medienbasierten Index, der die relative inwiefern diese Herangehensweise die Prognose verbessert. Häufigkeit bestimmter Stichworte in Artikeln von zehn Der monatlich veröffentlichte Indikator kombiniert 60 ver- bedeutenden US-amerikanischen Zeitungen errechnet. Der schiedene Prognosen und berechnet darauf aufbauend eine so ermittelte „Economic Policy Uncertainty Index“ ist in gewichtete durchschnittliche Rezessionswahrscheinlichkeit Krisenzeiten besonders hoch, wie Segnon anhand histori- für die kommenden drei Monate. Durch die Kombination scher Daten zeigte (Abbildung 4). Prognosemodelle könn- einer Vielzahl an Prognosen kann der Indikator eine ausge- ten, so Segnon, präzisere Vorhersagen liefern, wenn der wogenere Vorhersage geben, als es durch Betrachtung ein- nachrichtenbasierte Index aufgenommen wird. Dies gilt Abbildung 4: Der EPU-Index ist in Krisenzeiten besonders hoch. 350 US-Wahlen 300 Brexit 250 Eurokrise Finanzkrise 200 9/11 Index Asienkrise 150 100 50 0 .97 .98 .99 .00 .01 .02 .03 .04 .05 .06 .07 .08 .09 .10 .11 .12 .13 .14 .15 .16 .17 .18 .18 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 .01 1.10 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 01 0 in jeweiligen Preisen kaufkraftbereinigt Quelle: Macrobond, eigene Berechnungen.
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